Diabetes mellitus - „Zuckerkrankheit“

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Diabetes mellitus
- „Zuckerkrankheit“
Definition: Diabetes ist eine chronisch verlaufende Stoffwechselkrankheit, bei
der ein absoluter oder relativer Insulinmangel besteht, der zu einer dauerhaften
Erhöhung der Zuckerkonzentration im Blut führt = Hyperglykämie
In der Folge treten Störungen vor allem im Kohlenhydratstoffwechsel, aber
auch im Fett- und Eiweißstoffwechsel auf.
Ursachen:
•TypI = absoluter Insulinmangel: es wird kein eigenes Insulin mehr gebildet
•TypII = relativer Insulinmangel: genügend Insulin vorhanden, es kann aber
– nicht in ausreichender Menge freigesetzt werden oder
– an den Körperzellen nicht seine volle Wirksamkeit entfalten
Leitsymptome:
• Polyurie, Polydipsie
• Gewichtsverlust, Leistungsminderung
Vorkommen in Deutschland:
Typ I: bis zu 400.000 Erkrankte,
Typ II: etwa 4.000.000 Erkrankte;
insgesamt ca. 3-4% der Gesamtbevölkerung
!! Typ I- und Typ II- Diabetes sind von der Entstehung her verschiedene
Erkrankungen, das Ergebnis ist in jedem Falle eine Erhöhung des
Blutzuckerspiegels bei intrazellulärem Glukosemangel.
Dr C. Rohde
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Diabetes mellitus – das Insulin
Insulin ist ein Hormon, das in den B-Zellen der Langerhans-Inseln des
Pankreas gebildet und über die Glucosemenge im Blut geregelt wird.
Insulin reduziert die Glucosemenge im Blut
•durch Umbau von Glukose in Glykogen (Speicherform der Glukose in Leberund Muskelzellen)
• und die Aufnahme der Glukose in die Körperzellen.
• Viel Glukose im Blut → viel Insulin wird ausgeschüttet;
• wenig Glukose im Blut → rascher Abbau des Insulin in der Leber
Folgen eines Insulinmangels:
• Glukose kann in der Leber nicht in Glykogen umgewandelt werden
• Glukose kann nicht in die Körperzellen, v.a. Muskelzellen, aufgenommen
werden
• statt Glukose werden im Muskel Eiweiß + Fett zur Energiegewinnung
verarbeitet
→ Ketonurie: Azetongehalt des Blutes steigt durch Fettsäure-Abbau
→ Azetose: Säuregehalt des Blutes steigt
Dr C. Rohde
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Diabetes mellitus Typ I
(früher: juveniler bzw. insulinabhängiger Diabetes)
- bricht meist vor dem 30./40. LJ aus
- B-Zellen des Pankreas produzieren kein Insulin mehr = absoluter Insulinmangel
Typ 1a: immunologische B-Zell-Zerstörung, absoluter Insulinmangel
Typ 1b: idiopathische B-Zell-Zerstörung, absoluter Insulinmangel
Ursache: Autoimmunprozess, der durch eine Virusinfektion angestoßen wird:
→ Zerstörung der B-Zellen der Langerhaninseln des Pankreas (Insulitis)
→ Erliegen der körpereigenen Insulinproduktion = absoluter Insulinmangel
Symptome: manifestieren sich innerhalb kurzer Zeit
• Gewichtsverlust
• Leistungsminderung, Schwindel, Müdigkeit,
• Bewusstseinsstörungen → Koma
• Glukosurie: erhöhte Zuckerwerte im Urin
• großer Durst, der trotz vielen Trinkens nicht zu stillen ist → Exsikkose
• Hyperglykämie: erhöhter Blutzuckerspiegel, über 120 mg/dl
• Azidose: Übersäuerung des Blutes
Therapie: Insulintherapie (IT) + Diät + Bewegung
- konventionelle IT: 1-2x tägl. kl.Menge Normalinsulin + größere Menge Depotinsulin
- intensiviert konventionelle IT.: (ICT): Basis(Depotins.)-Bolus(Insulinanaloga)-Therapie
Dr C. Rohde
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Diabetes mellitus – Diagnostik
Körperliche Untersuchung:
Zeichen der Minderdurchblutung, Fußpulse, Inspektion der Haut (trocken, Furunkel,
Schweißdrüsenabszesse), Palpation Leber, Reflexe, Sensibilitätsprüfung,
Vibrationsempfinden
Labor: BZ-Tagesprofil (BZ nüchtern, kurz vor und l Std. nach jeder Mahlzeit),
Glykohämoglobine HbAl, HbAlc (Blutzuckerwert der letzten 3 Monate), oraler
Glukosetoleranztest, Ketonkörper, HDL, Triglyzeride, Harnsäure, y-GT, Kreatinin,
Glukose im Urin, Albumin im Urin
• Oraler Glucosetoleranztest (oGGT):
Nüchternzucker bestimmen, 75 g gelöste Glukose trinken lassen, nach 2
Stunden erneute Blutzuckerbestimmung:
Nüchtern
< 100 mg/dl
100-l20 mg/dl
> 120 mg/dl
2-Std.-Wert
< 140 mg/dl
140-200 mg/dl
> 200 mg/dl
• Glucoseschwellenwert der Nieren:
180-200 mg/dl (erst dann tritt vermehrt Glucose im Harn auf = Glucosurie).
Harnparameter:
Glucosurie, Proteinurie, Ketonkörper,
spezifisches Gewicht (erhöht), pH-Wert (niedrig).
• Kontrollparameter: HbAlc-Wert (normal 6-8% des gesamten Hb)
Apparative Diagnostik: EKG, Oberbauchsonographie, augenärztliches Konsil,
Dopplersonographie, Nervenleitungsgeschwindigkeit
Dr C. Rohde
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Diabetes mellitus Typ II
(früher: Alters- bzw. insulinunabhängiger Diabetes)
Ursachen: erbliche Prädisposition und begünstigende Risikofaktoren:
Adipositas, Bewegungsmangel, Stress, Medikamente...
→ Unempfindlichkeit gegenüber Insulin = Insulinresistenz
Es ist genügend Insulin vorhanden = relativer Insulinmangel:
- Insulin kann nicht in ausreichender Menge freigesetzt werden oder
- an den Körperzellen nicht seine volle Wirksamkeit entfalten
Pathologie: Überernährung und Adipositas = vermehrtes Glukoseangebot →
steigenden Insulinspiegel → Hyperglykämie → vermehrte Insulinproduktion =
Hyperinsulinämie → als Gegenreaktion:
sinkende Zahl der Insulin-Rezeptoren an den Körperzellen → freigesetztes Insulin
reicht nicht mehr aus, um den Glukose-Überschuss abzubauen → der Körper leidet
unter einem relativen Insulinmangel
Inselzellen werden über längere Zeit vermehrt beansprucht
→ Erschöpfung der Inselzellen → Diabetes mellitus Typ II
Dr C. Rohde
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Diabetes mellitus Typ II
(früher: Alters- bzw. insulinunabhängiger Diabetes)
Symptome: manifestieren sich langsam, über mehrere Vorstufen, oft unbemerkt
- Juckreiz
- Sehstörungen
- Schwäche
- Hautfunktionsstörungen: Furunkulose, Mykosen
- Harnwegsinfekte
- bei Harnzucker: Durst, große Urinmenge, Schwindel, Hunger
Therapie: nach Schweregrad des TypII-Diabetes
- nur Diät
- Diät + Metformin
- Diät + Acarbose/Metformin + Glibenclamid
- Diät + Insulin (1Injektion täglich)+ Acarbose od. Metformin od. Glibenclamid
- Diät + Insulin (mehrere Injektionen täglich)
Folgeschäden: (Verlaufsdiagnostik: erhöhter HbA1c-Wert, > 6%Gesamt-Hb)
• Mikroangiopathien
Diabetische Retinopathie (des Augenhintergrundes), Nephropathie (Ni-Insuffizienz),
Polyneuropathien (z.B.diabetischer Fuß; Pupillenmotorik, Thermoregulation,... )
•Makroangiopathien: Herzinfarkt, Schlaganfall ...
Dr C. Rohde
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Diabetes mellitus
Differenzierung (Typ IIa und IIb)
Typ IIa: tatsächlich vorhandener relativer Insulinmangel – der
schlanke Typ-II- Diabetiker
Typ-IIb: entwickelt bei ausreichender Insulineigenproduktion eine
Insulinresistenz durch Überernährung (in Europa durch schlechte
Ernährungsgewohnheiten besonders häufig)
etwa 80% der Typ-II-Diabetiker sind übergewichtig
= BMI von mind. 25, (Insulinresistenz beginnt)
Gründe für das Übergewicht
Vererbung
viel zu energiereiche Ernährung
Bewegungsmangel
Medikamenteneinnahme (z.B. Beta-Blocker, Kortison-Präparate ...)
Dr C. Rohde
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Diabetes mellitus
Typische klinischen Symptome
abhängig vom Grad des Insulinmangels und dem Ausmaß der daraus
resultierenden Stoffwechselveränderungen:
starker Durst,
Mattigkeit,
Abgeschlagenheit,
vermehrtes Wasserlassen,
Juckreiz,
Heißhungerattacken,
Sehstörungen
Infektanfälligkeit
Symptome treten mehr oder weniger stark in Erscheinung
(sowohl isoliert als auch kombiniert )
Dr C. Rohde
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Diabetes mellitus
Komplikationen durch Insulin-Überproduktion
die Überproduktion von Insulin (nicht der zu hohe Blutzucker)
führt zu zahlreichen Komplikationen
ohne Bedeutung, ob es körpereigenes oder zugeführtes Insulin
Insulin erhöht den Blutdruck.
Insulin verschlechtert den Fettstoffwechsel.
Insulin begünstigt die Einlagerung von Fetten in die Gefäßwand
und fördert damit die Entstehung von Arteriosklerose.
Insulin erhöht also das Risiko für Herzinfarkt, Hirninfarkt und
pAVK.
Dr C. Rohde
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Diabetes mellitus
Folgeerkrankungen
Chronisch erhöhte Blutzuckerwerte führen zu
Strukturveränderungen an den kleinen Blutgefäßen
= diabetische Mikroangiopathie
→ erhöhte Durchlässigkeit der Gefäßwände
– es können Blutungen auftreten
→ Verdickungen entstehen an den Gefäßwänden
– es können Gefäßverschlüsse mit entsprechenden
Durchblutungsstörungen auftreten
Dr C. Rohde
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Diabetes mellitus - Therapie
• Allgemeinmaßnahmen:
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Patientenschulung und -kontrolle
Vermeiden von Stress
Verzicht auf Rauchen, Alkoholkarenz
regelmäßiger Sport (Wandern, Radfahren, Schwimmen)
ausreichend Schlaf
regelmäßige Blutzuckerkontrollen
Fußpflege
•Naturheilkundliche Therapie:
– Homöopathie
– Sauerstofftherapie
– Phytotherapie (Fuchskreuzkraut, Gartenbohne, Quecke,
Heidelbeere, Löwenzahn...)
Dr C. Rohde
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Diabetes mellitus - Therapie
Ernährungstherapie
Typ I-Diabetes:
– regelmäßige körperliche Bewegung,
– Abstimmung von Nahrungsaufnahme und Insulindosis
Typ II-Diabetes:
– Gewichtsreduktion,
– regelmäßige körperliche Bewegung,
Diät: ballaststoffreiche Vollwertkost,
• optimale Nahrungszusammensetzung (reichlich Eiweiß, fettarm):
– 55 %Kohlenhydrate (langkettige, komplexe KH; möglichst kein Zucker,
keine Weißmehlprodukte),
! statt Zucker Zuckerersatzstoffe (Fruktose, Xylit) oder Süßstoffe (Saccharin,
Cyclamat) zu bevorzugen, wird kontrovers diskutiert
– 30% Fett
– 15% Eiweiß (l BE = 12g Kohlenhydrate);
Empfehlung: sechs bis sieben kleine Mahlzeiten täglich
Dr C. Rohde
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