European Medicines Agency EMEA/H/C/638 EUROPÄISCHER ÖFFENTLICHER BEURTEILUNGSBERICHT (EPAR) REVATIO Zusammenfassung des EPAR für die Öffentlichkeit Das vorliegende Dokument ist eine Zusammenfassung des Europäischen Öffentlichen Beurteilungsberichts (EPAR), in dem erläutert wird, wie der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) die durchgeführten Studien beurteilt hat, um zu Empfehlungen bezüglich der Anwendung des Arzneimittels zu gelangen. Wenn Sie weitere Informationen über Ihre Krankheit oder deren Behandlung benötigen, lesen Sie bitte die Packungsbeilage (ebenfalls Bestandteil des EPAR), oder wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker. Wenn Sie weitere Informationen bezüglich der Grundlage der Empfehlungen des CHMP wünschen, lesen Sie bitte die wissenschaftliche Diskussion (ebenfalls Teil des EPAR). Was ist Revatio? Revatio sind weiße runde Tabletten, die den arzneilich wirksamen Bestandteil Sildenafil 20 mg enthalten. Wofür wird Revatio angewendet? Revatio wird zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit pulmonaler arterieller Hypertonie (PAH) der WHO-Funktionsklasse III zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit angewendet. Bei der pulmonalen arteriellen Hypertonie handelt es sich um einen anormal hohen Blutdruck in den Lungenarterien, und die Funktionsklasse III („mäßig“) spiegelt den Schweregrad der Erkrankung wider. Die Wirksamkeit von Revatio konnte bei primärer (kein weiterer Grund) pulmonaler Hypertonie und bei pulmonaler Hypertonie aufgrund einer Bindegewebskrankheit nachgewiesen werden. Das Arzneimittel ist nur auf ärztliche Verschreibung erhältlich. Da es nur eine geringe Anzahl von Patienten mit primärer pulmonaler Hypertonie gibt, die Krankheit also als selten gilt, wurde Revatio am 12. Dezember 2003 als Arzneimittel für seltene Leiden („Orphan-Arzneimittel“) ausgewiesen. Wie wird Revatio angewendet? Die Behandlung mit Revatio sollte nur von einem in der Behandlung der pulmonalen arteriellen Hypertonie erfahrenen Arzt eingeleitet und überwacht werden. Die empfohlene Dosis für Erwachsene beträgt 20 mg dreimal täglich. Die Tabletten sollten in einem zeitlichen Abstand von 6 bis 8 Stunden mit oder ohne Nahrung eingenommen werden. Die gleiche Dosis wird bei Patienten mit Nierenproblemen angewendet und sollte nur dann gesenkt werden, wenn der Patient die normale Dosierung nicht verträgt. Revatio kann mit Epoprostenol (einem anderen Arzneimittel, das bei pulmonaler arterieller Hypertonie eingesetzt wird) angewendet werden. Wie wirkt Revatio? Die pulmonale arterielle Hypertonie ist eine entkräftende Krankheit mit schwerer Konstriktion (Verengung) der Blutgefäße in der Lunge, wodurch es zu einem extremen Bluthochdruck in den Gefäßen kommt, die das Blut der rechten Herzhälfte zu den Lungen transportieren. Sildenafil, der arzneilich wirksame Bestandteil von Revatio, gehört zu einer Gruppe von Arzneimitteln, die als Phosphodiesterase-Typ-5(PDE5)-Hemmer bezeichnet werden (d. h. es hemmt das Enzym PDE5). Dieses Enzym tritt in den Blutgefäßen der Lunge auf. Wenn es gehemmt wird, kann eine Substanz, das so genannte cGMP, nicht abgebaut werden; dieses verbleibt in den Gefäßen und bewirkt deren 7 Westferry Circus, Canary Wharf, London E14 4HB, UK Tel. (44-20) 74 18 84 00 Fax (44-20) 74 18 84 16 E-mail: [email protected] http://www.emea.europa.eu ©EMEA 2007 Reproduction and/or distribution of this document is authorised for non commercial purposes only provided the EMEA is acknowledged Entspannung und Dilatation (Erweiterung). Bei Patienten mit pulmonaler arterieller Hypertonie weitet Sildenafil die Lungenarterie und andere Lungengefäße, was den Blutdruck in der Lungenarterie senkt. Wie wurde Revatio untersucht? Bei 277 Patienten wurden drei Dosen Revatio (20, 40 oder 80 mg) mit einem Placebo (Scheinbehandlung) verglichen. In einer Studie wurden bei 267 Patienten darüber hinaus die Wirkungen der Zugabe von Revatio bzw. Placebo zu Epoprostenol verglichen. In dieser Studie betrug die Anfangsdosis von Revatio 20 mg dreimal täglich und wurde auf 40 mg und dann 80 mg in Woche 4 und 8 gesteigert. In sämtlichen Studien war der Hauptindikator der Wirksamkeit die Entfernung, die die Patienten in 6 Minuten gehen konnten. Welchen Nutzen hat Revatio in diesen Studien gezeigt? Die Patienten konnten nach einer Behandlung mit Revatio deutlich weitere Entfernungen gehen. Vor der Behandlung lag die durchschnittliche Gehentfernung bei 345 Meter, die sich nach 12-wöchiger Behandlung um 45-50 Meter erhöhte. Dies ist kein großer Anstieg, stellt jedoch eine deutliche Verbesserung dar. Da es zwischen den Dosen von Revatio keine statistischen Unterschiede gab, wurde die geringste Dosis (20 mg) gewählt. Revatio war wirksamer als Placebo bei Zugabe zu Epoprostenol: Die Gehentfernungen erhöhten sich nach 16-wöchiger Behandlung um 30,1 bzw. 4,1 Meter. Welches Risiko ist mit Revatio verbunden? Die häufigsten Nebenwirkungen unter Revatio (beobachtet bei mehr als 1 von 10 Patienten) sind Kopfschmerzen, Flush (Gesichtsrötung), Dyspepsie (Verdauungsstörungen), Durchfall und Gliederschmerzen. Die vollständige Auflistung der im Zusammenhang mit Revatio berichteten Nebenwirkungen ist der Packungsbeilage zu entnehmen. Revatio darf bei Personen, die möglicherweise überempfindlich (allergisch) gegen Sildenafil oder einen der sonstigen Bestandteile sind, nicht angewendet werden. Es darf ebenfalls nicht von Patienten eingenommen werden, die aufgrund einer Störung des Blutflusses zum Sehnerv im Auge (NAION oder non-arteritic anterior ischemic optic neuropathy, „Schlaganfall des Auges“) schon einmal einen Verlust ihres Sehvermögens erlitten haben. Revatio darf nicht zusammen mit Nitraten (einer Gruppe von Arzneimitteln zur Behandlung von Angina pectoris) oder mit Ketoconazol oder Itraconazol (Arzneimittel gegen Pilzinfektionen) oder Ritonavir (zur Behandlung von AIDS) eingenommen werden. Da Revatio außerdem weder bei Patienten mit schwerer Lebererkrankung oder schwerer Hypotonie (sehr niedrigem Blutdruck) untersucht wurde, noch bei Patienten, die in jüngster Zeit einen Schlaganfall oder Myokardinfarkt (Herzinfarkt) hatten, sollten diese Patienten das Mittel nicht verwenden. Warum wurde Revatio zugelassen? Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) gelangte zu dem Schluss, dass Revatio eine alternative Behandlungsoption bei pulmonaler Hypertonie darstellt, und entschied, dass die Vorteile von Revatio die Risiken bei diesem Anwendungsgebiet überwiegen. Er empfahl daher, die Genehmigung für das Inverkehrbringen von Revatio zu erteilen. Revatio wurde unter „außergewöhnlichen Umständen“ genehmigt, da es sich bei dieser Krankheit um eine seltene Erkrankung handelt und es bisher nicht möglich war, vollständige Informationen über das Arzneimittel zu erhalten. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMEA) wird jegliche neuen Informationen, die verfügbar werden, jährlich bewerten, und falls erforderlich, wird diese Zusammenfassung aktualisiert werden. Welche Informationen werden für Revatio noch erwartet? Der Hersteller von Revatio wird zwei laufende Studien ausdehnen (eine mit Revatio und eine mit Revatio in Kombination mit einem anderen Arzneimittel), um Daten zur Langzeitanwendung des Arzneimittels zu erhalten. Weitere Informationen über Revatio: Am 28. Oktober 2005 erteilte die Europäische Kommission dem Unternehmen Pfizer Limited eine Genehmigung für das Inverkehrbringen von Revatio in der gesamten Europäischen Union. ©EMEA 2007 2/3 Die Zusammenfassung des Gutachtens des Ausschusses für Arzneimittel für seltene Leiden zu Revatio finden Sie hier. Den vollständigen Wortlaut des EPAR für Revatio finden Sie hier. Diese Zusammenfassung wurde zuletzt im 04-2007 aktualisiert. ©EMEA 2007 3/3