Myokardiales Tagging zum Nachweis einer

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Myokardiales Tagging zum Nachweis einer veränderten Rotation des
ischämischen Myokards unter hochdosierter Dobutamingabe
Daniela Föll, Adam Kaluza, Eckart Fleck, Axel Bornstedt,
Bernhard Schnackenburg, Eike Nagel
Deutsches Herzzentrum Berlin
[email protected]
EINLEITUNG:
Die echokardiographische und magnetresonanztomographische Dobutamin-Stressuntersuchung ist ein
etabliertes Verfahren zur nicht-invasiven Diagnostik
einer Koronarerkrankung. Eine neu aufgetretene
regionale Wandbewegungsstörung oder eine Abnahme
der systolischen Wanddickenzunahme des Myokards
unter dieser pharmakologischen Belastung wird als
Hinweis für eine Belastungskoronarinsuffizienz
gesehen. Die Analyse der Wanddickenzunahme bzw.
der Endokardbewegung erfolgt in der Regel visuell
oder semiquantitativ und hängt daher in hohem Maße
von der Erfahrung des Untersuchers ab.
Das Myocardiale Tagging erlaubt die nicht-invasive
Markierung des Myokards und ermöglicht daher eine
genaue Analyse und Quantifizierung einzelner
Parameter der regionalen Wandbewegung [1,2]. Der
Wert dieser Methode wurde bei der genauen Analyse
der komplexen Bewegung und Deformation des
gesunden Herzmuskels und bei Patienten mit
Hypertrophie und ischämischer oder dilatativer
Herzerkrankung gezeigt [3,4,5]. Bisher liegen nur
Ruheuntersuchungen und Studien mit niedrigdosierter
Dobutamingabe zur Vitalitätsdiagnostik vor [6].
Invasive Untersuchungen und Tierstudien deuten darauf
hin, daß zur Erkennung einer myokardialen Ischämie
vor allem die Rotation und die Rotationsgeschwindigkeit sehr empfindliche Parameter darstellen
könnten [7,8]. Die Rotation stellt die schnellste Komponente der myokardialen Bewegung dar, ist relativ
unabhängig von Vor- und Nachlast und wird durch
Dobutamingabe im gesunden Myokard gesteigert [9].
Ziel unserer Studie ist es, die systolische und
diastolische Rotationsbewegung unter hochdosierter
Dobutamingabe zu quantifizieren und die Bedeutung
dieses Parameters für die Diagnosestellung einer
Koronarerkrankung zu evaluieren.
METHODEN:
Bisher wurden 31 Patienten mit klinisch indizierter
Indikation zur Herzkatheterdiagnostik bei Verdacht auf
eine Koronarkrankheit oder Restenose bei Z.n. PTCA
untersucht (mittleres Alter 60±8 Jahre; 71% männlich).
Die Tagging-Dobutamin-Stressuntersuchung wurde vor
der Koronarangiographie in einem 1.5 Tesla
Ganzkörper-Magnetresonanztomographen (ACS NT,
Philips, Best, The Netherlands) durchgeführt. Die
Patienten wiesen keine regionalen Wandbewegungsstörungen und eine gute Pumpfunktion in Ruhe auf.
Weder anamnestisch noch elektrokardiographisch lagen
Hinweise für einen stattgehabten Myokardinfarkt vor.
Die Untersuchung führten wir entsprechend der
standardisierten Richtlinien einer Dobutamin-AtropinStressuntersuchung durch. Wir beendeten die
Untersuchung, wenn die Zielherzfrequenz erreicht
wurde (0,85 x (220-Lebensalter)), Angina pectoris
Beschwerden, eine neu aufgetretene Wandbewegungsstörung oder intolerable Nebenwirkungen auftraten. In
Ruhe und während jeder Belastungsstufe wurden 3
Kurzachen (basal, äquatorial, apikal) sowohl mit einer
balanced FFE-Sequenz zur visuellen Kontrolle (TE
/TR/flip 1,9/4/60) als auch mit einer slice-following
CSPAMM Tagging-Sequenz (TE/TR/flip 7,4/25/25)
während kurzer Breath-holds aquiriert. Die Bildanalyse
erfolgte mit einer semiautomatischen Auswertesoftware
(MACAVA, ETH Zürich).
BISHERIGE ERGEBNISSE UND DISKUSSION:
77% der untersuchten Patienten wurden ausbelastet, bei
10% erfolgte ein Abbruch der Untersuchung aufgrund
progredienter Angina pectoris, bei 13% der Patienten
wurde die Untersuchung aus anderen Gründen beendet
(Kopfschmerz,
Übelkeit,
hypertensive
Krise,
Vorhofflimmern). Die Untersuchung eines Patienten
wurde
bei
ungenügender
EKG-Triggerung
abgebrochen. Es traten keine schwerwiegenden
Nebenwirkungen auf.
Alle Patienten zeigen von der Herzspitze aus betrachtet
eine ausgeprägte systolische Rotation der Herzspitze im
Uhrzeigersinn und eine schwächere Rotation der
Herzbasis im Gegenuhrzeigersinn, die zu einer
Auswringbewegung des Ventrikels führt. In der
Diastole ist die Rotationsbewegung entsprechend
gegenläufig. Bei zunehmender Dobutaminbelastung
nimmt beim gesunden Herzmuskel die Rotationsbewegung zu. Bei einzelnen Patienten mit koronarer
Herzerkrankung findet sich im ischämischen Areal unter
Belastung im Vergleich zur Ruheuntersuchung eine
reduzierte systolische Rotation. Dabei ist die apikale
Rotation unter maximaler Belastung bei Patienten mit
signifikanter Koronarkrankheit (>50%igen Stenosen)
verzögert und erreicht im Vergleich zu den Patienten
ohne signifikante koronare Herzerkrankung das
Maximum später. Diese Verzögerung geht mit einer
Verspätung der diastolischen Rückrotation im
ischämischen Areal einher.
Es konnte gezeigt werden, daß eine verzögert und
verlängert verlaufende diastolische Rotation mit einer
diastolischen Dysfunktion korreliert [10]. Eine
Veränderung der diastolische Rückrotation könnte ein
sehr sensitiver Parameter zur Erkennung einer Ischämie
sein, da diastolische Störungen früher als systolische
Funktionsstörungen auftreten.
Abb.2: Regelrechte Rotation des Septums und
verminderte Rotation der Hinterwand eines Patienten
mit signifikanter Stenose der rechten Kranzarterie und
des Ramus circumflexus bereits unter niedriger
Belastung
LITERATUR:
[1]S.E. Fischer et.al., MRM 31:401-413
[2]E.A. Zerhouni et al., Radiology 169:59-63
[3]M. Stuber et al., Circulation 100:361-368
[4]C. Moore et al., Radiology 214:453-466
[5]E. Nagel et al., Coronary Artery Disease 11:261-267
[6]G. Geskin et al., Circulation 98:217-223
[7]M. Knudtson et al., Circulation 96:801-808
[8]M.B. Buchalter et al., Cardiovasc Res 28:629-635
[9]F.E. Rademakers et al., Circulation 85:1572-1581
[10]E. Nagel et al., European Heart Journal 21:582-589
Abb.1: Apikale Rotationsbewegung der Patienten mit
signifikanter Koronarkrankheit im Vergleich zu den
Patienten ohne Koronarkrankheit in Ruhe, auf niedriger
und auf hoher Belastungsstufe.
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