Arnold Sommerfeld Center Ludwig–Maximilians–Universität München Prof. Dr. Ivo Sachs SoSe 2017 Übungen zur Elektrodynamik (T3) Übungsblatt 6 Bearbeitung: Juni 1 - Juni 13, 2017 In diesem Problem werden SI-Einheiten verwendet. 1 Feld-Theorie eines kontinuierlichen mechanischen Systems Wir möchten eine effektive Langrange-Funktion für ein System mit vielen Freiheitsgraden konstruieren, ein Beispiel für solch ein System ist in Abb. 1 gezeigt. Wir betrachten eine Kette aus n Teilchen, die an den Stellen x01 , x02 , . . . , x0n auf der x-Achse sitzen. Wir sagen, dass x0i die Position des i-ten Teilchens im Gleichgewicht ist. Jedes dieser Teilchen habe eine Masse m. Benachbarte Teilchen sind mit Federn mit der Federkonstanten k verbunden. Lenken wir nun ein Teilchen i aus seiner Ruhelage entlang der x-Achse aus, so beginnt das System zu schwingen. Wir wollen nur longitudinale Schwingungen betrachten. 1.1 Berechnung der Lagrange-Funktion L Die Lagrange-Funktion, L(x1 , . . . , xn ; ẋ1 , . . . , ẋn ; t) hängt von den n generalisierten Koordinaten xi und den n generalisierten Geschwindigkeiten ẋi ab. Es ist jedoch schöner die Lagrange-Funktion in Abhängigkeit von der Auslenkung aus der Ruhelage ui (t) ≡ δxi (t) = xi (t) − x0i und deren Zeitableitung u̇i (t) zu schreiben: L=T −U = n X 1 2 i=1 mu̇2i (t) − n−1 X i=1 1 1 k(ui+1 − ui )2 − k(u21 + u2n ), 2 2 (1) die beiden letzten Terme resultieren aus der Kopplung von Teilchen 1 und Teilchen n mit der Wand. Man kann L nun in einer symmetrischen Form aufschreiben, wenn wir zwei dummy-Koordinaten x00 = 0 und x0n+1 = L einführen. Wir müssen dann aber fordern, dass u0 (t) = un+1 (t) ≡ 0. Jetzt können wir L in einer symmetrischen Form schreiben: L= n+1 X i=0 n 1 1 X (ui+1 − ui )2 . mu̇2i (t) − k 2 2 i=0 (2) Leiten Sie die Bewegungsgleichung für ui (t) her. 1.2 Kontinuums-Limes Nun gehen wir zum Kontinuums-Limes über, d.h. wir machen den Abstand d zwischen den Teilchen infinitesimal klein und fordern dass m/d und kd konstant bleibt. Man kann dann ein skalares Feld ϕ(x, t) einführen, welches die Teilchen-Dichte am Ort x auf der Kette beschreibt. Solch ein Feld erfüllt dann eine Bewegungsgleichung, die mit Hilfe des Hamilton’schen Prinzips hergeleitet werden kann, Z δ dtL = 0. (3) Wir nehmen an, dass die Kette eine Länge L habe und wir setzen n Teilchen im gleichen Abstand d auf die Kette. Die Anzahl der Teilchen soll sehr groß sein, damit der Abstand d = L/(n + 1) infinitesimal klein wird. Dann kann man das Feld ϕ(x, t) definieren durch: uj (t) ≡ ϕ(x = (jL/(n + 1)), t), j = 0, . . . , n + 1. (4) Die Differenzen uj+1 − uj und uj − uj−1 kann man dann durch die Ableitung von ϕ(x, t) annähern, uj+1 − uj ≈ d ∂ϕ ∂ϕ |x=jd+d/2 , uj − uj−1 ≈ d |x=jd−d/2 . ∂x ∂x (5) Abbildung 1: Modell einer elastischen Kette. Die Kette besteht aus n Massen, die miteinander durch Federn verbunden sind. Im Gleichgewicht haben die Teilchen einen Abstand, d. Hier sind x0 und xn+1 = x5 fest an die Wand gekoppelt, so dass sie sich nicht bewegen. P (i) Setzen Sie die obigen Approximationen in die Lagrange-Funktion ein und ersetzen Sie die Summe i durch ein Integral über dx, d.h. für die potentielle Energie, Z L 2 n ∂ϕ 1X dx (ui − ui+1 )2 → . (6) d i=0 ∂x 0 Machen Sie etwas Ähnliches für die kinetische Energie T ! Vergleichen Sie Ihr Ergebnis mit Z L Ldx, L= (7) 0 wobei die Lagrange-Dichte gegen ist durch " 2 2 # ∂ϕ(x, t) ∂ϕ(x, t) 1 2 −v , L= ρ 2 ∂t ∂x (8) wobeiR ρ = m/d die Massendichte der Kette ist und v ist die Geschwindigkeit, v 2 = kd/ρ. L = dxL ist die Lagrange-Funktion für ein kontinuierliches System. Die Dynamik von ϕ(x, t) wird R durch die Wirkung dtL bestimmt. Wir wollen nun die Bewegungsgleichung für ϕ(x, t) bestimmen. Im Allgemeinen wird die Lagrange-Funktion von ϕ(x, t), ϕ̇(x, t) und ϕ0 (x, t) abhängen, ∂ϕ ∂ϕ L = L ϕ, , ; x, t . (9) ∂x ∂t Das Prinzip der kleinsten Wirkung sagt uns nun, dass die Variation der Wirkung verschwinden muss, Z Z Z L δ dtL = δ dt dxL(ϕ, ϕ0 , ϕ̇; x, t) = 0. (10) 0 Das bedeutet, dass Funktionen, ϕ(x, t), welche die Wirkung minimieren, die Euler-Lagrange-Gleichung erfüllen müssen. ∂L d ∂L d ∂L − − =0 (11) ∂ϕ dt ∂ ϕ̇ dx ∂ϕ0 (ii) Bestimmen Sie die Euler-Lagrange Gleichung für ϕ(x, t). 2 Lorentzkraft Die Wirkung eines Punktteilchens der Masse m abhängig von einem elektrischen und einem magnetischen Feldes ist Z Z S = −mc ds − e dxµ Aµ , (12) wobei xµ = (ct, xi (t)), Aµ = ( 1c φ(xi (t), t), A(xi (t), t)) ist das Vierervektor-Potential und ds = die infinitesimale invariante Länge. (i) Berechnen Sie dxµ und ds explizit in Abhn̈gigkeit von v und dt (Zur Erinnerung: v i = p dxµ dxµ ist dxi (t) dt ). (ii) Berechnen Sie die Euler-Lagrange-Gleichung von xi (t) für die Wirkung S um die Lorentzkraft zu finden. 3 Hamiltonfunktion und Maxwell-Gleichungen Die Lagrange-Dichte für das elektromagnetische Feld im Vakuum ist gegeben durch L0 (Aµ , ∂Aµ ) = 1 µν F Fµν . 4µ0 (i) Berechnen Sie den Hamilton-Operator über die Legendre-Transformation H = (13) R d3 x ∂L ∂ Ȧµ Ȧµ − L0 , und substituieren Sie die Felder E and B. (Nehmen Sie an, dass die Felder im Unendlichen verschwinden und verwenden Sie die Maxwell-Gleichungen im Vakuum). (ii) Fügen Sie eine Quelle zur Lagrange-Dichte hinzu: L = L 0 + J µ Aµ . (14) Leiten Sie die Maxwell-Gleichungen mit Hilfe der Euler-Lagrange-Formel (11) für Aµ ableiten. Substituieren Sie anschließend die Felder E und B. Allgemeine Informationen Die Vorlesung findet in H030 (Schellingstr. 4) zu den folgenden Terminen statt: Dienstags von 8:00 bis 10:00 c.t. und Donnerstags von 14:00 bis 16:00 c.t. Weitere Informationen finden Sie auf http://www.physik.uni-muenchen.de/lehre/vorlesungen/sose_17/T3_-Elektrodynamik/index.html