Der Deutsche Ritterorden Entstehung, Auftrag, geschichtliche Wertung ein kleiner Aufsatz von EDMUND EMINGER Ich widme mich in dieser Arbeit einem Thema, das leider und unverständlicherweise meist weder in allgemein bildenden höheren Schulen, als auf Universitäten ausreichend behandelt wird. Bei den meisten Schülern und Studenten wird der Deutsche Ritterorden - falls sie diesen Begriff überhaupt jemals gehört haben - höchstens mit den Kreuzzügen in Zusammenhang gebracht. Dieses mir unverständliche Nichtwissen erscheint um so merkwürdiger, da es ohne das Wirken des Deutschen Ordens ein Osteuropa in der heutigen Form überhaupt nicht geben würde. Niemand kann heute mehr nachvollziehen, welche Völkerschaften und Mächtekombinationen in der Jetztzeit Ost- aber auch Mitteleuropa bewohnen und beherrschen würden. Weiters soll diese Schrift auch dazu dienen, die historisch ausschlaggebenden Zusammenhänge und Wechselbeziehungen, die letztlich zum Entstehen vor allem der Völker Polens und des Baltikums führten, besser verstehen und begreifen zu lernen, um Irrtümern und falschen Interpretationen in der Geschichte vorzubeugen. Diese Arbeit sollte nicht nur als gelegentliche historische Lektüre, sondern auch als Lern- und Nachschlagbehelf Verwendung finden. Edmund Eminger Abendland und Morgenland. Die Entwicklung der Beziehungen vom 7. bis zum 12. Jahrhundert Leider ist es ein weitverbreiteter Irrtum, daß geschichtliche Ereignisse vergangener Jahrhunderte, die durch eine große geistige Bewegung ausgelöst wurden und zu entscheidenden politischen Ergebnissen führten - und beides trifft ja auf den Deutschen Ritterorden zu - für die Gegenwart keinerlei Bedeutung mehr hätten und daher der Vergessenheit überantwortet werden könnten. Gerade jetzt, wo die Verhältnisse und Machtszenarien im Osten wieder einer schweren Krise entgegentreiben, sind die Kenntnisse der historischen Entwicklungen, auf denen die derzeitigen Schwierigkeiten weitgehend beruhen, für jeden Historiker und politisch Suchenden von größter Wichtigkeit. Das 11.Jhdt., bis etwa zu seiner Mitte geprägt durch die unangefochtene Herrschaft der deutschen Kaiser aus dem Hause der Sachsen und Salier in Europa, ist in seiner zweiten Hälfte die Zeit eines ungeheuren geistigen Umbruchs, der die weitere Entwicklung der europäischen Geschichte auf das nachhaltigste beeinflussen sollte. Der plötzliche Tod des Saliers (Frankenkaiser) Heinrich III. im Jahre 1056 war die Ursache für das Entstehen eines völligen Vakuums in der politischen Macht des Reiches. Heinrichs Witwe, Agnes von Poitou, eine bigotte und haltlose Frau, ein sechsjähriges Kind als deutscher König, der spätere Heinrich IV. (1056-1106), selbstsüchtige Fürsten, denen es nur um Vergrößerung ihrer Hausmacht auf Kosten der Zentralgewalt ging. Sie alle, die den jungen König in ihre Gewalt brachten, konnte keine Sachverwalter der Macht und Größe des Reiches sein, wie sie noch bis vor wenigen Jahren bestanden hatte. Eine Reihe bedeutender Päpste, wie Nikolaus II. (1059-1061) und Alexander II. (1061-1073), alle gelenkt von dem sicherlich eisernen Willen des Kardinaldiakons Hildebrandt, eines Langobarden, des späteren Papstes Gregor VII. (1073-1085), getragen von der das ganze damalige Abendland begeisternden cluniazensischen Erneuerungsidee des Christentums, rissen nicht nur die geistigen, sondern auch die politischen Entscheidungen an sich, und bannten Kaiser und Könige, die sich ihrem weltlichen Machtanspruch nicht beugen wollten. Die große Machtfülle, die sich nun in den Händen der Nachfolger des hl. Petrus konzentrierte, ließ sehr bald die Idee eines Krieges gegen die „Ungläubigen“ zur Befreiung der heiligen Stätten in Palästina aus den Händen der Mohammedaner mit dem stets schon geförderten Gedanken der christlichen Wallfahrt nach Jerusalem verschmelzen. Diese Pilgerfahrten ins Heilige Land hatte es in allen Jahrhunderten gegeben. In der Kirchengeschichte besonders bekannt ist die Reise der hl. Helena (257-336), der Mutter Kaiser Konstantin des Großen (306-337), im Jahre 326, die zur angeblichen Auffindung des Heiligen Kreuzes und der Errichtung der Grabeskirche in Jerusalem führte. Aber das Jahrhundert von Mohammeds Tod in Jahre 632 bis zur Abwehr des arabischen Vorstoßes ins westliche Europa in der Schlacht bei Tours und Portiers 732 hatte das Gesicht des ganzen Mittelmeerraumes, dem Herzstück des alten Imperium Romanum, völlig verändert. Große Teile Kleinasiens, Palästinas, Ägyptens, ganz Nordafrikas, Spaniens und Teile von Südfrankreich waren an den Islam verloren gegangen. Logischerweise könnte man das Ende der Antike hier ansetzen, als beim Sturz des letzten weströmischen Kaisers Augustulus Romulus (475-476) durch einen germanischen Fürsten, den Skiren Odoaker (433-493) im Jahre 476 unserer Zeitrechnung. In der Geschichtswissenschaft wird als das Ende der Antike und dem Beginn des Mittelalters das Jahr 375 angenommen, also das Jahr des Einfall der Hunnen in Europa, das Jahr des Beginns der Völkerwanderung. Doch auch die endgültige Besetzung Jerusalems durch die Araber 637 konnte den christlichen Pilgerstrom nicht lahmlegen. Die Mohammedaner sahen und sehen ja in Christus zwar nicht Gottes Sohn, wohl aber einen Propheten, und Jerusalem ist auch für sie eine heilige Stadt, in der der zweite Nachfolger Mohammeds, der Kalif Omar (634-644), seine berühmte Moschee baute, und in der wenige Jahrzehnte später, 691, Kalif Abdul Malik (685-705) den Felsendom errichtete. Für die Christen blieb Jerusalem mit seinem Felsengrab bis in die Zeiten der Renaissance der mythische Mittelpunkt der Welt, der als solcher auch auf allen Landkarten des Mittelalters aufscheint. In der heutigen Auseinandersetzung der arabischen Welt mit dem Judenstaat Israel spielt der Besitz dieser für beide Teile heiligen Stadt Jerusalem immer noch eine große Rolle und bildet permanenten Zündstoff für gewaltsame Auseinandersetzungen, die wieder Ausgangspunkt für einen neuen Nahostkonflikt bilden könnten. Die Verbindung zu den Stätten der Kreuzigung und der Auferstehung riß auch nach der arabischen Besetzung niemals ab; der hl. Willibald (700-787), der erste Bischof von Eichstätt (seit 741), besuchte zwischen 723 und 726 viermal Jerusalem, und Bischof Gunter von Bamberg zog 1064/65 angeblich mit 7000 Pilgern(!) ins Heilige Land. Hatten zur Zeit Karls des Großen (768-814) mit dem Kalifen Harun al Raschid (786-809) in Bagdad recht gute Beziehungen bestanden, so verschlechterte sich dieses für beide Seiten äußerst fruchtbare Einvernehmen nach der Jahrtausendwende dramatisch. Der fanatische Kalif al Hakim ließ 1009 die Grabeskirche der hl. Helena niederreißen, und die Seldschuken, die mit ihren Einfällen die Macht von Byzanz in Kleinasien, besonders nach der Niederlage bei Malazgirt 1071 zurückdrängten, aber nicht die vornehme arabische Duldsamkeit besaßen, setzten die christlichen Pilger immer stärkeren Bedrückungen aus. Die sich nun steigernden Hilferufe nach Rom blieben nicht ungehört. Während die Kirche bis ins neunte Jahrhundert, gemäß des Satzungen ihres Gründers, jeden Dienst mit der Waffe als unchristlich ablehnte, (Augustinus, 354-430, unterschied zwar schon in seinem Werk „Über den Gottesstaat“ zwischen den sog. „gerechten“ und „ungerechten“ Kriegen), machte sich jetzt eine steigende Militarisierung der Kirche bemerkbar. Papst Johann VIII. (872-882) versprach allen, die gegen die Einfälle der heidnischen Normannen mit der Waffe kämpfen wollten, „den Frieden des ewigen Lebens“. Papst Leo IX. (1048-1054), ein Graf aus dem elsässischen Geschlecht von Egisheim, stellte um 1050 als erster Papst eine eigenes Heer auf, das zwar gegen die inzwischen christlich gewordenen normannischen Berufskrieger nicht die geringsten Chancen hatte, aber er versprach seinen Soldaten vollständige Absolution. Das gleiche tat Papst Alexander II. (1061-1073) im Jahre 1064 für die Teilnehmer eines Feldzuges gegen die Mauren in Spanien. Nur die Auseinandersetzungen mit Kaiser Heinrich IV. (1056-1106) hinderten Papst Gregor VII. (1073-1085) daran, sich an die Spitze eines allgemeinen Kreuzzuges zu setzen. Aber schon sein zweiter Nachfolger, Urban II. (1088-1099), griff diesen Gedanken wieder auf. Urban entstammte einem vornehmen französischen Adelsgeschlecht aus der Champagne und war daher mit den Anschauungen der hohen ritterlichen Feudalherren auf das beste vertraut. Waren Pilgerfahrten bisher grundsätzlich ohne Waffen durchgeführt worden, so verband er jetzt den Gedanken der christlichen Wallfahrt mit der Theorie des Ritters als Lehnsmann Gottes und als Befreier und Beschützer des Heiligen Grabes. Zu Pilgerstab und Muschel kam nun das von der Kirche geweihte Schwert. Die abendländischen Ritter, anfänglich vor allem die französischen, nahmen den Gedanken Soldaten Christi zu sein und so für den „Himmelskönig“ zu kämpfen, sofort begeistert auf, wie es der Erfolg des Konzils von Clermont 1095 bewies. Das Zeitalter der Kreuzzüge konnte beginnen. Dem Papsttum ging es dabei, das hatte schon Gregor VII. klar und unmißverständlich ausgesprochen, nicht nur darum, an der Spitze eines christlichen Ritterheeres das Heilige Land zu befreien und die „Ungläubigen“ aus dem von ihnen eben eroberten Kleinasien zu vertreiben, sondern nach dem Sieg, auf einem großen Konzil, Byzanz zu zwingen, die 1054 vollzogene Spaltung zwischen der Ost- und Westkirche zum Vorteil Roms wieder zu beseitigen. Wir sehen also, daß hinter der Kreuzzugidee nicht nur der Glaube an die „reine Lehre“ steckte, sondern das sehr wohl auch beinharte wirtschaftliche Interessen mitspielten. Das orthodoxe Christentum sollte auch dem Papst in Rom und nicht dem Patriarchen von Konstantinopel unterstehen, ein Ziel, das wenigstens teilweise, und erst 900 Jahre später, nämlich 1966, durch Verhandlungen zwischen Papst Paul VI. (19631978) und dem Patriarchen Athenagoras, erreicht werden sollte. Die Gelegenheit dazu erschien Urban II., der die Gedanken Gregors VII. in jeder Weise übernahm, damals besonders günstig, weil der byzantinische Kaiser Alexios Komnenos (10811118), wenige Monate vor dem entscheidenden Konzil von Clermont, den Papst um militärische Unterstützung gegen die Seldschuken gebeten hatte. Die Kenntnis dieser geistigen Entwicklungen bildet die Voraussetzung, um die Entstehung der drei großen Ritterorden aus dieser Zeit heraus zu verstehen. Die Gründung der Orden der Johanniter (Malteser) und der Templer Bei der unsicheren Lage in Palästina und den vielen Entbehrungen und Krankheiten, denen die Pilger im fremden Landen dauernd ausgesetzt waren, die in den meisten Fällen letal ausgingen, war die Gründung einer Organisation zur Krankenpflege die vordringlichste Aufgabe. Daran änderte sich auch nichts, als im ersten Kreuzzug (1096-1099), nach fünfwöchiger Belagerung, am 15.Juli 1099, die Heilige Stadt durch Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen (V 1100), erobert wurde und es zur Gründung des Königreiches Jerusalem (1099-1187) kam. Man hatte schon um 1070 in Jerusalem ein christliches Hospiz mit Hilfe von reichen normannischen Pilgern aus dem italienischen Amalfi gegründet. Sein Schutzpatron war der hl. Johannes Elemosynarius, woraus sich dann für die 1113 offiziell als „Bruderschaft zur Krankenpflege“ von Papst Paschalis II. (10991118) mit Statuten versehene Organisation, unter dem Großmeister Rainold von Puybald, bald der Name „Johanniter“ einbürgerte. Sie bekam sehr schnell Konkurrenz durch die „Templer“, so genannt, weil diese ihr Quartier im salomonischen Tempelbezirk von Jerusalem hatten, das ihnen Balduin II., König von Jerusalem (1118-1131), zur Verfügung gestellt hatte. Gründer und erster Großmeister war der französische Adelige Hugo von Paensals, der sich, zusammen mit fünf anderen französischen Rittern, nicht nur, wie die Johanniter, der Krankenpflege widmete, sondern auch den militärischen Schutz der Pilger auf dem unsicheren Weg von Hafen Jaffa nach Jerusalem durchführte. 1130 wurde ihre von Bernhard von Clairvaux (1091-1153) entworfene Ordensregel vom Papst Innozenz II. (1130-1153) genehmigt, und der militärische Orden nur ihm, nicht aber dem zuständigen König von Jerusalem, unterstellt. Ein Kennzeichen, welches allen drei großen Ritterorden gemeinsam ist. Die Templer, meist Franzosen, trugen den weißen Mantel mit dem roten Kreuz. Zu den drei Mönchsgelübden der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams kam nun noch die Verpflichtung zum Kampf gegen die Ungläubigen. Die Johanniter ließ dieser Erfolg ihrer christlichen Konkurrenz nicht ruhen, und auch sie erreichten wenige Jahre später die päpstliche Anerkennung und die unmittelbare Unterstellung unter Rom. Zur Krankenpflege, die sie, im Gegensatz zu den Templern, nie vernachlässigt haben, trat nun auch bei ihnen die Verpflichtung zum Kampf gegen die Ungläubigen. Sie trugen den roten Mantel mit dem weißen Kreuz. Beide Orden wurden bald durch Schenkungen und Zuwendungen Hilfesuchender sehr reich. Die Templer vor allem wurden so im 13.Jhdt. zum wichtigsten „Kreditinstitut“ im christlichen Europa. Um 1260 zählte der Orden ca. 20.000 Ritter und besaß 9000 Balleien, Komtureien und „Tempelhöfe“. Man denke nur an den Stadtteil Tempelhof in Berlin, der den Templern noch heute seinen Namen verdankt. Dieser Reichtum war - auch Ketzerei warf man ihnen vor - der entscheidende Grund dafür, daß der französische König Philipp der Schöne (12851314), zusammen mit Papst Clemens V. (1304-1314) und der Inquisition, alle Besitzungen des Ordens einzog und den letzten Großmeister, Bernhard von Molay, unter fadenscheinigen Anschuldigungen in Paris 1314 öffentlich foltern und anschließend am Scheiterhaufen mit zwei weiteren Getreuen auf „kleiner Flamme“ zu Tode rösten ließ. Manche Historiker behauptet, daß der Orden vor allem in Schottland und Irland noch weiter lebte und aus ihm der Grundstock der späteren Freimaurerei entstand. Viele Argumente sprechen für diese These, vor allem die Hiramslegende, die sowohl von Templern als auch Freimaurern gepflegt wurde. Viele Freimaurerlogen sehen ergo auch ihren Ursprung im Templerorden. Aber darauf näher einzugehen würde den Umfang dieser kurzen Arbeit sprengen. (Für wissenschaftlich Interessierte verweise ich in diesem Zusammenhang auf das Buch der britischen Historiker Baigent und Leigh: „Der Tempel und die Loge, das geheime Erbe der Templer in der Freimaurerei“, erschienen im Bastei-Verlag, Band Nr.: 64106) Die Gründung des Deutschen Ritterordens Es ist auffallend, daß die damals mächtigste Nation der Christenheit, die Deutschen, erst verhältnismäßig spät mit einem eigenen Ritterorden in das Licht der Geschichte traten. Wohl gab es seit 1118, zusammen mit einer Marienkapelle Maria war auch die Schutzheilige des späteren Deutschen Ordens - ein Hospital für deutsche Pilger in Jerusalem, aber seine Bedeutung trat hinter die Einrichtungen der Johanniter und Templer weit zurück. Der Grund dafür dürfte darin zu suchen sein, daß sich die Deutschen am ersten Kreuzzug (1096-1099), im Gegensatz zu den Franzosen, Lothringern und Flamen, nur verhältnismäßig schwach beteiligt hatten. Es hing dies sicher mit dem ganz Deutschland erschütternden Machtkampf zwischen Kaiser Heinrich IV. und dem Papst zusammen. Auch zum zweiten Kreuzzug (1147-1149) mußte Bernhard von Clairvaux (1091-1153), der Zisterziensermönch, der „das Abendland lenkte“, mit seiner außerordentlichen Rednergabe den deutschen König Konrad III. (1139-1152), den ersten Hohenstaufer, mühsam überreden, und erst nach verschiedenen vergeblichen Versuchen gelang es ihm endlich, unter dem Eindruck der Weihnachtsmette im Dom zu Würzburg 1146 den König dazu zu bringen, das Kreuz zu nehmen. Dieser total mißglückte zweite Kreuzzug, den Konrad III. zusammen mit dem französischen König Ludwig VII. (1137-1180) unternahm, und der das drei Jahre vorher an die Seldschuken verlorengegangene Edessa zurückgewinnen sollte, war ein völliger Mißerfolg. Erst der dritte Kreuzzug, den Kaiser Friedrich I. Barbarossa im Jahre 1190, auf der Höhe seiner Macht, als gedachte Krönung seiner Regierungszeit (1152-1190) durchführte - Barbarossa ertrank bekanntlich unterwegs am 10.Juni 1190 vor Erreichung des Ziels im Fluße Saleph in Kilizien - kann als erster deutscher Kreuzzug bezeichnet werden, auch wenn starke französisch-englische Kontingente unter König Richard Löwenherz daran teilnahmen. Aber eine Wiedereroberung Jerusalems, das nach der unglücklichen Schlacht von Hittin, drei Jahre vorher, endgültig in den Besitz der Mohammedaner übergegangen war, gelang nicht mehr. Nur die wichtige Hafenstadt Akkon konnte 1191 wieder erobert werden. Doch die starke deutsche Beteiligung am dritten Kreuzzug hatte zur Folge, daß während der durch Krankheiten sehr verlustreichen Belagerung von Akkon, unter Verschmelzung mit dem durch die Übergabe Jerusalems an Saladin (1137-1193) nun heimatlos gewordenen älteren deutschen Hospitalorden, durch massive finanzielle Unterstützung Lübecker und Bremer Kaufleute, ein neuer Orden, der „Orden von St. Marien“, gegründet wurde, der ausschließlich Deutsche aufnahm. Am 6.Februar 1191 bestätigte ihn Papst Clemens III. (1187-1191), und schon am 5.März 1198 wurde er von Papst Innozenz III. (1198-1216) in einen Ritterorden umgewandelt, dessen Mitglieder den weißen Mantel mit dem schwarzen Kreuz trugen. Damals wurde eine Farbenzusammenstellung geschaffen, der in der späteren Fahne Preußens und im Emblem des in den Befreiungskriegen gegen Napoleon gestifteten „Eisernen Kreuzes“, ja noch heute in den Balkenkreuzen auf den Kampffahrzeugen und Flugzeugen der deutschen Bundeswehr wiederkehrt. Der Orden zählte in den ersten Jahren nach seiner Gründung nur an die 200 Mitglieder, wurde aber, wie bei den anderen Orden, durch großen Grundbesitz, vor allem in Sizilien, Griechenland und Deutschland, sehr schnell reich. Er erfreute sich über mehr als ein Jahrhundert lang der besonderen Förderung durch die päpstliche Kurie, der er ebenfalls direkt, ohne die Einschaltung der üblichen kirchlichen Hierarchie, unterstand. Die innere Gliederung des Ordens war streng militärisch. Die oberste Führung hatte ein auf Lebenszeit gewählter Hochmeister, den das Generalkapitel bestimmte. An der Spitze größerer Bezirke standen die Landmeister, zum Beispiel für Deutschland oder das Baltikum. Der oberste „Gebietiger“ für den Besitz des Ordens in Deutschland führte den Titel „Deutschmeister“. Jede Burg und Wehranlage unterstand einem Komtur, dem der Konvent der zur Burg gehörenden Ritter, meist 12, nach dem Vorbild der Apostelzahl, beratend zur Seite stand. Den engeren Rat des Hochmeisters bildeten die fünf Gebietiger. Es waren dies der Großkomtur, der den Hochmeister bei dessen Abwesenheit vertrat und der auch die Aufsicht über den Ordensschatz und alle Vorräte zu führen hatte. Weiters der Oberste Marschall, dem das Kriegswesen unterstand, der Oberste Spittler, der für die Krankenpflege und das Spitalwesen verantwortlich war, der Oberste Trappier, dem die Beschaffung und Verteilung aller Kleidung oblag, und der Oberste Treßler, der die Verwaltung des gesamten Finanzwesens leitete. Das Generalkapitel, bestehend aus den fünf Gebietigern und den Landesmeistern, hatte alle Gesetze und Verordnungen, die für den Orden verbindlich waren, zu genehmigen und war auch an der Ernennung und gegebenenfalls der Absetzung der Gebietiger beteiligt, deren Tätigkeits- und Rechenschaftsberichte es auch entgegennahm. Die Mitglieder des Ordens mußten durchwegs rittermäßigen Standes sein und gliederten sich in Ritter- und Priesterbrüder. Daneben gab es noch dienende Brüder, die sog. „Graumäntler“, die niederen Standes sein konnten. Die vor dem großen Laterankonzil von 1215 erworbenen Besitzungen, so vor allem in Sizilien, Griechenland und Deutschland, waren auf Veranlassung des Papstes von jedem Zehnten befreit. Geistliche, die nicht dem Orden angehörten, unterstanden der allgemeinen Jurisdiktion des Hochmeisters. Bischöfliche Funktionen, wie die Weihe von Altären und Kirchen sowie die Einsetzung von Geistlichen, blieben aber dem zuständigen Bischof weiterhin vorbehalten. Der Hochmeister Hermann von Salza und der Beginn des Ordens in Preussen Erst durch die Wahl des Thüringers Hermann von Salza (1170-1239) zum vierten Hochmeister im Jahre 1209 begann die historische Rolle des Ordens. Hermann von Salza war ein besonders hervorragender Diplomat, der sowohl von dem ungemein befähigten Staufer Kaiser Friedrich II. (1214-1250), dessen persönlicher Freund er auch war, als auch von mehreren Päpsten mit der Lösung schwieriger Situationen in ganz Europa betreut war. So vertrat er Friedrich II. auf dem Reichstag zu Frankfurt und vermittelte 1230 den Frieden von San Germano zwischen Papst Gregor IX. (1227-1241) und dem Kaiser, durch den dieser noch einmal vom Bannstrahl aus Rom gelöst wurde. In einem persönlichen Brief schildert er selbst seine Vermittlerrolle, die zur Auflösung des Kirchenbanns führte: „Ich aber, der die Ehre der Kirche und des Reiches liebt und nach beider Erhöhung strebt...“ Trotz der immer wieder aufbrechenden schweren Konflikte zwischen dem Kaiser, dem Papst und den mächtigen lombardischen Städten, gelang es ihm Zeit seines Lebens alle seine Auftraggeber zufriedenzustellen und einen endgültigen Bruch zwischen ihnen immer wieder zu vermeiden. Es mutet wie ein Fingerzeig des Schicksals an, daß an seinem Todestag, dem 20.März 1239, Papst Gregor IX. den Stauferkaiser Friedrich II. endgültig bannte, und nun jener furchtbare Vernichtungskampf begann, der letztlich die Macht des Kaiserreiches der Deutschen, und wenige Jahrzehnte später auch den politischen Einfluß des Papsttums in der avignonesischen Gefangenschaft des Jahres 1309 bis 1378 in Frankreich zerstören sollte. Das Hermann von Salza bei seinen erfolgreichen politischen Missionen keineswegs vergaß, Besitz und Einfluß des Deutschen Ordens zu mehren, kann man ihm wohl kaum übelnehmen. So erreichte er 1220 die Zusammenfassung und Erneuerung aller Privilegien des Ordens durch Papst Honorius III. (1216-1227). 1226 erhob ihn der Kaiser zum Reichsfürsten und verlieh ihm und allen seinen Nachfolgern als Hochmeister das Recht, den schwarzen Reichsadler im Herzschild seines Wappens zu führen. Hermann von Salza war sich als Realpolitiker durchaus darüber im klaren, daß die christliche Position in Palästina sich von Jahr zu Jahr verschlechterte. Auch der zehnjährige äußerst günstige Vertrag mit Sultan Al Kamil von Ägypten (12181238), den Friedrich II. 1229 während des fünften Kreuzzuges abschließen konnte, änderte nichts daran. Gehässige Rivalitätskämpfe zwischen den beiden anderen Orden, die sogar zu Mordanschlägen gegen den gebannten Kaiser während seines Palästineraufenthaltes (1228/29) ausarteten, taten ein übriges. Daher sah der Hochmeister sich rechtzeitig nach einer neuen, zukunftsträchtigen Aufgabe für seinen Orden um. Ein erster Versuch, 1211 auf einen Hilferuf des ungarischen Königs Andreas II. (1205-1235) hin, Siebenbürgen gegen die Einfälle der heidnischen Kumanen, eines türkischen Steppenvolkes, zu schützen, die durch den Mongolensturm in Rußland nach Westen gedrückt worden waren, mißlang im Jahre 1225. Der König vertrieb nach der Zurückschlagung der Kumanen den Orden, der nicht ihn, sondern nur den Papst als seinen Herrn anerkennen wollte, deshalb wieder aus Siebenbürgen. Die Probleme der deutschen Besiedelung Siebenbürgens und des Buchenlandes, die noch bis vor wenigen Jahren ein Politikum zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Rumänien darstellten, reichen bis auf jene koloniesatorische Tätigkeit des Ordens in diesem Gebiet vor über 750 Jahren zurück. In dieser Lage kam der Hilferuf des polnischen Fürsten Konrad von Masowien (1194-1247), der sich der Einfälle der heidnischen Pruzzen, die er „bekehren“ und dabei natürlich hatte unterwerfen wollen, nicht mehr erwehren konnte. Masowien, es umfaßte die Landschaften nordöstlich von Warschau am rechten Weichselufer, war um diese Zeit eines der selbständigen polnischen Teilherzogtümer, das seit 1194 bestand und erst 1526 wieder mit Großpolen vereinigt wurde. Um die Entwicklung des Deutschen Ordens in Preußen zu verstehen, sind nun einige Angaben über die leider meist sehr wenig bekannte Geschichte der Entstehung des polnischen Staates notwendig. Kurze Geschichte der Entstehung des Staates Polen Aus noch antiken Quellen wissen wir, daß der Raum zwischen Oder und Weichsel, und noch viel weiter ostwärts, germanisch besiedelt war. Weiter nach Osten und Südosten saßen indogermanische Stämme in den südrussischen Steppen, die damals alle unter dem Sammelbegriff „Skythen“ zusammengefaßt wurden. Die aus Schweden kommenden Goten bildeten dort im dritten Jahrhundert unserer Zeitrechnung ein großes Reich, das unter König Ermanarich (350-375) von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer reichte. Es wurde um 375 durch den Einfall der asiatischen Hunnen zerstört, wodurch die anschließende, große Völkerwanderung einsetzte. Viele germanische Stämme, wie die Gepiden, Wandalen (oder Vandalen) und Langobarden zogen nun durch die Weichselsenke nach Süden. Es wäre natürlich vollkommen abwegig anzunehmen, wenn man die zeitlich sehr lange Wanderung dieser Stämme bedenkt, die ja mit Familien, Vieh und Wagen unterwegs waren und zwischendurch immer wieder Felder bestellen mußten, um sich zu ernähren, daß sie stets und ohne Unterbrechungen weitergezogen wären. Im Laufe der Zeit hat sich aus all diesen artverwandten Völkerschaften eine seßhafte, germanisch dominierte Bevölkerungsschicht gebildet. Wegen der damals nur extensiv betriebenen Landwirtschaft konnte die Bevölkerungszahl nicht sehr groß gewesen sein; sie wird aber etwa der des ostfränkischen Reiches westlich der Elbe entsprochen haben, die man für das neunte Jahrhundert auch nur auf etwa 2,5 bis höchstens 3 Millionen Menschen schätzt. Die germanischen Völkerstämme Osteuropas wurden aber auch nach dem Zerfall des hunnischen, nur sehr losen Machtgebildes um 460 immer wieder von asiatischen Reitervölkern heimgesucht, so seit etwa 570 von den Awaren und seit dem Jahre 895 von den Madjaren (auch Magyaren). Besonders die Awaren unterwarfen die altslawischen Stämme, die ohne eigene staatliche Bindungen südöstlich der Pripjetsümpfe am Dnjepr in nicht sehr großer Anzahl saßen, und drückten sie teilweise nach Westen. So werden die Tschechen ausdrücklich als „Sklaven der Awaren“ bezeichnet. Im siebenten und achten Jahrhundert sind dabei Teile dieser Stämme nicht nur nach Böhmen und Mähren, sondern auch in Gebiete zwischen Elbe und Weichsel kampflos eingesickert, und haben sich als Indogermanen mit der germanischen Grundbevölkerung vermischt. Man kann daher also die heutigen Polen mit Fug und Recht als eine Mischung von germanischen, keltischen und sarmatischen Volksgruppen bezeichnen, wobei die germanischen und keltischen Elemente zweifelsfrei vorherrschend sind. Zur Bildung rein slawischer Staaten ist es in diesem Raum aber bezeichnenderweise nie gekommen. Wo Widerstand gegen die Awaren von Karl dem Großen geleistet wurde, geschah dies stets unter germanischer Führung. So in Böhmen unter dem Franken Samo (ca. 620-660) oder im Großmährischen Reich des Swatopluk (869-894), wobei die slawisierten Namen nicht über die germanische Abstammung hinwegtäuschen dürfen. Durch die fast schon manisch anmutenden Christianisierungsbestrebungen Karls des Großen und seiner Nachfolger, die natürlich auch den Vorwand für die politische Einbeziehung großer Gebiete ins fränkische Reich lieferten, entstand zunehmend eine Spaltung zwischen dem „bekehrten“ und dem „unbekehrten“ Germanien. Die Bewohner des letzteren nannte man mit dem aus dem Mönchslatein stammenden Wortungeheuer „sclavi“, das aber nicht das geringste mit dem erst viel später entstandenen Wort „Slawen“ zu tun hat, denn in den Jahr-hunderten vor und nach der Jahrtausendwende unterschied man nicht nach nationalen, sondern nur und ausschließlich nach religiösen Merkmalen. Daß es sich bei den „sclavi“ um heidnische Germanen handelte, ist uns eindeutig aus den Aufzeichnungen des fränkischen Geschichtsschreibers Einhard (770-840) in seiner „Vita Caroli“ des Bischofs Thietmar von Merseburg (975-1018) und des Domherrn von Bremen (um etwa 1070) ersichtlich Ostgermanien ist also das nicht christianisierte, aber vorwiegend germanisch besiedelte Land zwischen Elbe und Weichsel und weiter östlich bis hin zum Ladogasee, die „amplissima Germaniae provintia“, wie sie Adam von Bremen bezeichnete. Schon in der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts beginnt nun zunehmend ein Wettlauf zwischen Byzanz und Rom um die Christianisierung der noch heidnischen Völker zwischen der Ostsee und dem Unterlauf der Donau. Kaiser Michael III. von Byzanz (856-866) entsandte 864 die Mönche Kyrill (V 869) und Methodius (V 885), die schon bei den Bulgaren versucht hatten zu missionieren, auf Anforderung des Fürsten Ratislaw (846-869) nach Mähren. Dieser erhoffte sich dadurch ein Gegengewicht gegen die Annektionsversuche König Ludwigs des Deutschen (840-876). Die beiden griechischen Mönche bedienten sich für ihren Gottesdienst der glagolitischen (altslawischen) Kunstsprache, nach neuesten Erkenntnissen sehr mit dem Althochdeutschen verwandt, aus der sich die heutigen slawischen Idiome weiterentwickelt haben und was ihre große Ähnlichkeit untereinander auch verständlich macht. Sie schufen wahrscheinlich auch das sogenannte kyrillische Alphabet. Die uns bekannten Urkunden aus diesem Raum, bis etwa zum Jahr 1200, sind allerdings lateinisch oder deutsch geschrieben. Die Verständigung der seit den Sachsenkaisern im zehnten Jahrhundert nach Ostgermanien einströmenden Deutschen mit den dortigen, germanische Dialekte sprechenden Bewohnern war jedenfalls keineswegs schwierig. Ähnlich wie genau 100 Jahre vorher der schwedische Wikinger Rurik das Warägerreich zwischen Nowgorod und Kiew, und damit die Keimzelle des späteren russischen Reiches geschaffen hatte, fuhr um das Jahr 960 der norwegische Wikinger Dago mit seiner Gefolgschaft die Oder aufwärts, und schloß die verschiedenen Stämme östlich des Flusses, der damals ungefähr die Reichsgrenze bildete, zu einem Staat mit der Hauptstadt Posen zusammen. Sein germanischer Name Dago wurde später zu „Mieszko“ slawisiert. Sein Ausdehnungsdrang ging nach allen Himmelsrichtungen. So nach Pommern im Norden, nach Böhmen im Südwesten und gegen die gerade von Otto dem Großen durch den Markgrafen Gero unterworfenen, sehr stark germanisch bestimmten Stämme bis zur Elbe im Westen. Es kam sehr schnell zum Zusammenstoß mit dem Deutschen Reich, und Markgraf Gero zwang DagoMieszko 963 zur Anerkennung der deutschen Oberhoheit und zu Tributen. Erst als der übrigens ebenfalls deutsch-stämmige Vinzenz Kadlubek (1160-1223), seit 1208 Bischof von Krakau, seine 1218 in lateinisch geschriebene „Chronica polonorum“ verfaßt hatte, bürgerte sich für dieses neue Staatsgebilde das Wort „Polen“, gleich „Land der Ebene“, allgemein ein. Doch der heidnische Dago heiratete 965 Dobrawa (V 977), die Tochter des christlichen Herzogs Boleslaw von Böhmen (935972), und trat ein Jahr später selbst zum Christentum über. In zweiter Ehe war er seit 979 mit einer Deutschen namens Oda, der Tochter des Markgrafen Thiedrich von der sächsischen Nordmark, vermählt, was sich natürlich für die Christianisierung seines Landes günstig auswirkte. Otto der Große (912-973) hatte seinen Lieblingsplan, das von ihm gegründete Erzbistum Magdeburg zu einer Art „deutschen Rom“ und zum Mittelpunkt der ganzen deutsch bestimmten Christianisierung des Ostens zu machen, nicht mehr vollkommen verwirklichen können. Auch sein Versuch, den Großfürsten von Kiew zur Annahme des katholischen Christentums zu bewegen, scheiterte schließlich. Groß-fürst Wladimir, der „Heilige“ (980-1015), heiratete eine byzantinische Prinzessin und trat mit seinen Untertanen zum orthodoxen Christentum im Jahre 988 über. Wäre Ottos Plan geglückt, wie viel anders wäre dann die Entwicklung Rußlands und seiner hinkünftigen Beziehungen zu Deutschland verlaufen! Von einschneidender Bedeutung war es, daß der junge Otto III. (983-1002), Enkel Ottos des Großen, auf seiner Pilgerfahrt nach Gnesen, der neuen Hauptstadt Boleslaws I., des „Kühnen“ im Jahre 1000 zum Grabe des drei Jahre vorher von den Pruzzen erschlagenen Bischofs Adalbert von Prag (982-997), die Gründung des von Magdeburg unabhängigen Erzbistums Gnesen genehmigte und diesem auch noch die zu Magdeburg gehörenden Bistümer Posen, Breslau und Krakau unterstellte. Zugleich entließ er den Herzog als „Freund und als Bundesgenossen des römischen(!) Volkes“ aus der deutschen Oberhoheit. Die gegen das Reich und gegen den Führungsanspruch Magdeburgs gerichtete Politik der Kurie und der Führungsanspruch Boleslaws, des Sohnes von Dago-Mieszko, nach Selbständigkeit, hatten einen deutlichen Sieg wider den deutschen Interessen errungen. Dies bekam auch schon sehr bald der Nachfolger Ottos III., Heinrich II. (10021024), zu spüren. Viele Jahre seiner Regierung mußte er gegen Boleslaw Kriege führen, konnte ihm zwar Böhmen und die Mark Meißen wieder entreißen, aber im Frieden von Bautzen 1018 mußte er die Lausitz und das Milzener Land dem Gegner überlassen. Erst 1031, nach dem Tode Boleslaw I. und dem schnellen Zerfall seines Reiches, gelang Kaiser Konrad II. (1024-1039) die Rückgewinnung dieser Gebiete. Boleslaw hatte sich kurz vor seinem Tode im Jahre 1024 mit Einwilligung des Papstes Benedikt VIII. (1012-1024) Zum König krönen lassen und schon sechs Jahre vorher die damalige russische Hauptstadt Kiew erobert. Es war dies die erste kriegerische Auseinandersetzung zwischen den späteren Erbfeinden Rußland und Polen. So begannen die politischen Beziehungen zwischen dem Deutschen Reich und dem polnischen Staat schon zur Zeit der Sachsenkaiser vor etwa 1000 Jahren nicht gerade als die besten, obwohl dieser Staat in der Geschichte immer wieder durch deutsche Hilfe in seinem Bestand gesichert wurde. In der gemeinsamen Aufgabe und durch die sehr ähnliche völkische Zusammensetzung hätten sich beide Völker finden müssen. Auch die deutsche Siedlungstätigkeit war lange Zeit erwünscht und wurde gefördert, aber zuerst durch den übertriebenen Ausdehnungsdrang der polnischen Fürsten und Könige des Mittelalters, dann durch den uferlosen Chauvinismus des polnischen Adels, der sog. „Schlachta“, bis zum Jahre 1939, der völligen Auflösung dieses Staates durch Hitler und Stalin. Dazu kommt jene seltsame Unbegreiflichkeit der Polen: Trotz größter Tapferkeit und eines bewundernswerten Ehrbegriffes, gelingt es ihnen nie, das innere und äußere staatliche Leben in eine dauerhafte Form zu bringen. Aber schon unter Boleslaw I. zeigte sich, daß nicht Deutschland, sondern Rußland aus religiösen, kulturellen und geopolitischen Gründen der Erbfeind Polens war und ist. Die Besitznahme Preussens durch den Deutschen Orden und die Zeit bis zum Aufstand der Pruzzen 1260 Die nördlich der polnischen Gebiete und östlich der Weichsel angesiedelten pruzzischen Stämme, nach Sprache und Herkunft zur baltischen Völkerfamilie und nicht zu den Slawen gehörend, hatten, nach Süden und Osten geschützt durch riesige Wälder, in ruhiger Abgeschiedenheit die Jahrhunderte überdauert. Allen Bekehrungs-versuchen hatten sie sich allerdings, wohl der richtigen Einschätzung, daß sie mit ihrem alten Glauben auch ihre Freiheit verlieren würden, stets sehr heftig widersetzt. So erschlugen sie bekanntlich im Jahre 977 Bischof Adalbert von Prag, zu dessen Grab Kaiser Otto III. im Jahre 1000 seine so verhängnisvolle Pilgerfahrt unternahm, und wenige Jahre später, 1009, den Missionar Bruno von Querfurt mit 18 Begleitern, beides Vertreter der Bekehrungsversuche der sächsischen Kaiser. Boleslaw der Kühne unterstützte diese Versuche in der Hoffnung, sich dann das Pruzzenland unterwerfen zu können. Seit 1206, nach der Gründung des Zister-zienserklosters Oliva durch Herzog Sobjeslaw I. von Pommerellen im Jahre 1178, versuchte der Mönch Christian mit dem etwas anmaßenden Titel eines „Bischofs von Preußen“ (seit 1215), hier mit nur sehr bescheidenen Erfolg sein Glück. Die Pruzzen schlugen ihn nicht mehr kurzer Hand tot, denn sie hatten in erster Linie nicht viel gegen den christlichen Glauben einzuwenden, wohl aber um so mehr gegen eine mit der „Bekehrung“ unweigerlich verbundene polnische oder deutsche Oberhoheit. So standen also die Dinge im Jahre 1226, als die Pruzzen, nach einem „Kreuzzug“, den Herzog Konrad von Masowien 1221 gegen sie inszeniert hatte, 1224 erfolgreich zurückschlugen und das ganze Herzogtum Masowien bis auf wenige feste Burgen ausgeplündert und besetzt hatten. Nach dem siebenbürgischen Fehlschlag, von dem ich bereits berichtete, sicherte Hermann von Salza das preußische Unternehmen nun aber erst sorgfältig nach allen Seiten ab. Nach verschiedenen versuchten Winkelzügen mußte Konrad von Masowien im Juni 1230 im Vertrag von Creusnitz das Kulmer Land offiziell „zum ewigen Besitz“ an den Orden abtreten. (Da eine Originalurkunde darüber leider nicht mehr vorhanden ist, bezweifeln polnische „Historiker“ überhaupt das Zustandekommen dieses Vertrages(!) Kaiser Friedrich II. sicherte in der „Goldenen Bulle von Rimini“ dem Orden schon im März 1226 in allen neu eroberten „heidnischen“ Gebieten, die eine Art Reichslehen waren, das Recht auf Herrschaft und Gerichtsbarkeit zu. 1234 wurde das Ordensland von Papst Gregor IX. zum Eigentum der Kurie gegen Leistung eines geringen Kammerzinses gemacht. Es gehörte nicht zum Reichsgebiet, ein Zustand, der erst 1871 bei der Gründung des neuen Deutschen Reiches unter Bismarck vollkommen beseitigt wurde. Das Ordensland war nun zwar doppelt abgesichert und auch völlig unabhängig von Masowien, aber diese Doppelbelehnung sollte noch in der Zukunft zu manchen Schwierigkeiten mit der Kurie führen. Allein in dieser Konstruktion lagen schon alle Vor- und Nachteile begründet, die die spätere Geschichte des Ordens positiv und negativ beeinflussen sollten. Von vornherein war das Verhältnis zu den schon bestehenden, meist mit Nichtdeutschen besetzten Bistümern im Ermland und im Kulmerland ein sehr gespanntes, weil diese die direkte Unterstellung des Ordens unter den Papst nicht anerkennen wollten. Das anfänglich durch die politischen Verhältnisse bedingte gute Einvernehmen mit den polnischen Teilfürsten in Masowien und Pommerellen, die ja die militärische Unterstützung durch die Ordensritter dringend benötigten, endete schon wenige Jahre später wegen der päpstlichen Schenkung von 1234; es zeigte sich, für mittelalterliche Umstände überraschend schnell, daß die politische und später auch nationalistische Ablehnung eines deutschen Staatsgebildes an der Ostsee größer war als die religiöse Gemeinsamkeit gegenüber den noch heidnischen Pruzzen und später gegenüber den Litauern. Papst Gregor IX. ließ im September 1230 zur Unterstützung des Ordens in ganz Deutschland das Kreuz predigen. Außerordentliche geistliche Vergünstigungen wurden für die Teilnahme an einem solchen Kreuzzug in Aussicht gestellt, so zum Beispiel Absolution auch für Brandstiftung und Mißhandlung von Geistlichen, und dieses Gnadenmittel sollte sogar für die verhaßten papstfeindlichen Ghibellinen gelten! Im Jahre 1231 konnte der Landmeister Hermann Balk (V 1239) aus niedersächsischmärkischer Familie, den Salza für diese Aktion ausersehen hatte - er hätte auch keinen Besseren finden können - mit dem ersten Kreuzheer und sieben Ordensrittern von der schon 1226 erbauten, am linken Weichselufer gelegenen Burg Vogelsang aus den Fluß überschreiten. Hier gelang es Balk, Burg und Stadt Thorn zu gründen. 1232 folgte, nach einem genau festgelegten Plan, die Stadt Kulm. In einer brillanten Generalstabsarbeit ohnegleichen, entworfen von Hermann von Salza, der das Preußenland selbst nie gesehen hatte, erfolgten Besetzung, Anlage von festen Plätzen und die Besiedelung, zunächst entlang der Weichsellinie, dann an der Haffküste. So entstanden schon in den ersten Jahren die Ordensburgen Marienwerder (1233), Graudenz (1234) und Christburg im Inneren des Kulmer Landes. 1236 wurde die Nogatmündung erreicht, 1237 das strategisch wichtige Elbing am Drausensee gegründet. Im gleichen Jahr gelang Balk die Verschmelzung seines Ordens mit dem 1202 gegründeten Schwertbrüder-Orden in Riga und Livland, und da Dänemark Estland besetzte und 1219 die Stadt Reval gründete, war so ein Riegel gegen mögliche Expansionsgelüste des mächtigen russischen Großfürsten Alexander Newskij (1236-1263) vorgeschoben. Den zunächst noch wenigen Ordensrittern, den noch immer war der Hauptsitz des Ordens in Akkon in Palästina, wäre, ohne intensive Unterstützung aus dem Reich, eine so schnelle Besetzung derart weiter Landstriche nicht möglich gewesen. Zwischen 1233 und 1240 waren es vor allem Mittel- und Ostdeutsche Fürsten, wie Heinrich I. von Schlesien (V 1238), Gatte der hl. Hedwig von Andechs (11741243), sowie Herzog Otto von Braunschweig-Lüneburg (1218-1252), der Enkel Heinrichs des Löwen und Ahnherr aller Welfen, die diese Hilfe leisteten. Ab 1242 kamen Österreicher, ab 1246 Lichtensteiner, und in den Jahren 1254/55 zog auch der mächtige König Ottokar II. von Böhmen (1253-1278) zweimal mit einem großen Heer zur Unterstützung des Ordens nach Preußen. Ihm zu Ehren wurde 1255 eine damals neu gegründete Burg „Königsberg“ genannt. Zu einer organisierten Gegenwehr der Pruzzen kam es, abgesehen von dem ersten größeren Sieg des Ordens in der Schlacht an der Sirguna 1234, erst um 1240, als der Orden, unter dem Nachfolger Hermann Balks als Landmeister, dem Sachsen Heinrich von Wida, mit der Gründung der Burg Balga 1239 anstelle der zerstörten Pruzzenfestung Honeda, die von dem Stamm der Warmier dicht besiedelte Samlandküste bedrohte. Ein allgemeiner, blutiger Aufstand im Jahre 1260 unter Führung des in Magdeburg vom Orden ausgebildeten und später zum Ritter geschlagenen Natangerfürsten Herkus Monte aus dem Gebiet um das spätere Kreuzburg, der fast alles, was der Orden bisher geschaffen hatte, zerstörte und das ganze so erfolgreich begonnene Unternehmen in Frage stellte, konnte erst nach über zwanzigjährigem Ringen niedergeschlagen werden. Im Jahre 1283 verließ Skurdo, Fürst des Stammes der Sudauer im östlichen Teil Ostpreußens, nach aus-sichtslos gewordenem Kampf seine bereits völlig verwüstete Heimat und zog mit den Resten seiner Getreuen zu den stammverwandten heidnischen Litauern .Die sogenannte „Große Wildnis“, das riesige Waldgebiet bei dem späteren Johannisburg, erinnerte noch Jahrhunderte an diese äußerst schweren Kämpfe. Der Widerstand der stark dezimierten Pruzzen war damit erloschen. Sie verloren zunächst jedes Recht, durften nur in eigenen Dörfern wohnen und waren praktisch Leibeigene des Ordens. Langsam haben sie, nach einer nur widerwillig ertragenen „Bekehrung“, im deutschen Volkstum Aufnahme gefunden und bereicherten dann das aus so vielen deutschen Stämmen entstandene Ostpreußen um wertvolle Elemente. Ihre Sprache dagegen ist gegen Ende des 16. Jahrhunderts vollkommen erloschen, da es den Deutschen verboten war, pruzzisch mit dem Gesinde zu sprechen. Daran änderte sich auch nichts, Als der erste Herzog von Preußen, Albrecht von Brandenburg (1525-1568), um das Jahr 1550 den kleinen Katechismus Luthers ins Pruzzische übersetzen ließ. In manchen den Binnendeutschen oft sehr seltsam anmutenden Familiennamen lebt noch heute die pruzzische Sprache fort. Der Stammesname (Pruzzen = Preußen) wurde zum Namen jenes Staates, der die neuere deutsche Geschichte so entscheidend mitbestimmt hat, und der heute noch, trotz und entgegen den pervertierten Bestimmungen des alliierten „Kontrollratsgesetzes“ Nr.46 vom 25.2.1947, das seine staatsrechtliche Aufhebung dokumentieren sollte, mit all seinen besten Tugenden: der Pflichterfüllung, der Sparsamkeit und der religiösen Toleranz in unserem Volke fortlebt und auch fortleben muß, wenn es für Deutschland eine Zukunft geben soll. Die Besiedelung des Ordenslandes mit deutschen Bauern und Handwerkern Nach der Niederschlagung des letzten großen Pruzzenaufstandes setzte mit dem Wiederaufbau der zerstörten Burgen und der Neugründung von systematisch angelegten festen Plätzen, aus denen sich meist bald Städte entwickelten, die eigentliche deutsche Siedlungstätigkeit ein. Der zunehmende Bevölkerungsüberschuß im Reich, die immer ungünstiger werdende Lage der Bauern im Westen und Südwesten Deutschlands, da der weltliche und geistliche Adel den ihm gehörenden Boden nur noch als eine Rente abwerfendes Kapital ansah, verheerende Sturmfluten an der Nordsee, aber vor allem der Anreiz auf persönliche Freiheit, auf erbliches Besitztum mit festem, durchaus erträglichem Zins und Zehent und genau begrenzte Pflichten, beispielsweise zum Burgenbau und zur Landesverteidigung, waren nun verständlicherweise lockende Angebote für Tausende von deutschen Bauern und Handwerkern am Ende des 13. und zu Beginn des 14. Jahrhunderts, als Siedler und freie Bauern nach Preußen zu ziehen. Die vom Jahre 1233 stammende, berühmte „Kulmer Handveste“, auf der Grundlage des Magdeburger Stadtrechtes von 1188, inhaltlich eng verwandt mit der Bulle von Rimini von 1226, in der Kaiser Friedrich II., sicher nicht ohne Mitwirkung Hermanns von Salza, seine weit in die Zukunft weisenden Gedanken niedergelegt hat, neben dem Sachsenspiegel (um 1230) des Schöffenrichters Eike von Repkow aus Reppichau bei Aken an der Elbe, sicherlich die wichtigste mittelalterliche Gesetzessammlung, bot nun die rechtliche Grundlage für die neuen Siedlungen in Stadt und Land. Auch Holländer kamen, wie der Name der 1297 gegründeten Stadt „Preußisch-Holland“ beweist, um die so wichtigen Deicharbeiten am Weichselwerder, an der Nogat und am Frischen Haff durchzuführen. Schottische Siedler aus dieser Zeit sind vermutlich die Vorfahren des großen deutschen Philosophen Immanuel Kant (1724-1804) aus Königsberg. Die deutschen Siedler kamen auf dem Landweg meist über Magdeburg, Meissen, Thüringen oder Schlesien, auf dem Seeweg aus Niedersachsen und Westfalen, unter Einschaltung der Hanse, nach Preußen. In der zweiten Hälfte des 14.Jhdts., vor allem aber nach 1400, stockte der Zuzug aus dem Reich fast völlig, wobei natürlich auch die furchtbare Pestepidemie der Jahre 1348-1350 eine große Rolle spielte, die etwa ein Drittel der Bevölkerung Deutschlands hinwegraffte. Die spätere Siedlungstätigkeit ist fast nur durch Binnenkolonisation durchgeführt worden. Die Besiedelung und der generalstabsmäßige Plan dazu lagen ausschließlich in der Hand des Ordens. Für die praktische Durchführung nach seinen Anweisungen sorgten die sog. Lokatoren, die dafür durch Ämter und Einkünfte entschädigt wurden, zum Beispiel durch das Erbschulzenamt, durch Freihufen oder durch die Übertragung von Dorfkrug oder Mühle. Die Siedlungsdörfer waren meist Straßendörfer mit Gewannflur, auf der Dreifelderwirtschaft betrieben wurde. Flächen- und Steuereinheit war die sogenannte Flämische Hufe mit einem Umfang von 16,8 Hektar. Die bäuerlichen Anwesen, sechs bis dreißig Stellen pro Dorf, hatten eine Größe von 3 Hufen, also 50 Hektar. Nur der Schulze und die Kirche besaßen vier Hufen. Der Orden gewährte den Siedlern für die Zeit, bis der Hof ertragfähig war und je nach Lage des Dorfes, „Freijahre“ ohne Besteuerung, die sich in der besonders gefährdeten und auch erst vollkommen zu erschließenden „Wildnis“ sogar bis auf einen Zeitraum von bis zu 20 Jahren erstrecken konnte. Bestehende pruzzische Dörfer wurden neu vermessen und nach deutschem Muster angelegt. Grundsätzlich trennte der Orden die Siedler nach ihrer Herkunft; die Pruzzen unterstanden direkt dem Ordenskämmerer, nicht den deutschen Gerichten. Neben diesen bäuerlichen Zinsgütern gab es die Dienstgüter, deren Inhaber, in der Regel Adelige, Reiterdienste zu leisten hatten und zum Kriegsdienst und zum Burgenbau verpflichtet waren; außerdem mußten sie eine gewisse Geldabgabe und das sogenannte „Pflugkorn“, je einen Scheffel Weizen und Hafer für vier Hufen, entrichten. Das Rückgrat dieser Ansiedlungen bildeten stets die Burgen oder „festen Plätze“. Die Burg war meistens eine geschlossene, quadratische Anlage nach normannischem Vorbild aus Süditalien und Sizilien übernommen, um einen Hof gruppiert, mit vier Ecktürmen, wozu noch, wie in jeder mittelalterlichen Burg, der große Bergfried als letzte Verteidigungsmöglichkeit kam. Neben diesen Burgen entstanden, sobald das Land einigermaßen befriedet war, fast überall kleinere Städte. Dies zeigt sich deutlich in der zeitlichen Abfolge. Bis zum großen Aufstand von 1260 wurden nur acht Städte neu gegründet, zwischen 1280 und 1310 zwölf, und während der Blütezeit des Ordens zwischen 1310 und 1360 nicht weniger als siebenundzwanzig. Um 1410, zur Zeit der schweren Niederlage von Tannenberg, von der sich der Orden nie mehr so richtig erholt hat, unterstanden dem Hochmeister und seinen etwa 3000 Ritterbrüdern im ehemaligen Ost- und Westpreußen 76 Städte, 740 Pfarrdörfer und 18.368 gemeine Dörfer auf einer erschlossenen Fläche von mehr als 30.000 km². Eine wahrhaft gigantische Leistung, vollbracht von deutschen Bauern, Handwerkern und Bürgern aus allen Stämmen unseres Volkes, straff geleitet und wohl organisiert von den nachgeborenen Söhnen besonders mitteldeutscher und fränkischer Adelsgeschlechter, bei ständiger kriegerischer Bedrohung, zuerst durch die Pruzzen, dann durch die Litauer und Polen. Wie ich schon erwähnte, ging die Besiedelung nach einem generalstabsmäßigen Plan vor sich. Zuerst die „Weichsellinie“ von Thorn bis Marienburg, dann die „Hafflinie“ von Elbing bis Lochstädt (1270), dann ins Innere vorstoßend zum sogenannten „Heilsberger Dreieck“, mit den Burgen Bartenstein, Rössel und Heilsberg, alle erstmalig 1241 angelegt. Dieses Heilsberger Dreieck sollte später zwischen 1920 und 1935 nochmals eine wichtige Rolle spielen: es war das einzige Festungsgebiet, in dem nach dem Versailler Diktat Deutschland schwere Artillerie erlaubt war. Von dort aus stieß der Orden ab 1320 gegen sie sog. „Wildnis“ mit Siedlungen vor: nach Nordosten in Richtung auf Gerdauen (1325) und Insterburg (1337), östlich nach Angerburg (1335), Rastenburg und Lötzen (1377) und errichtete überall Burgen, die wie römische Kastelle in einem Abstand von 16 Kilometern planmäßig angelegt wurden. Die Städte waren, ähnlich wie im Reich, relativ klein; sie hatten durchschnittlich um die tausend Einwohner, nur Elbing, Königsberg, Thorn und Kulm zählten damals zwischen 10.000 und 15.000 Einwohner. Eine Ausnahme bildete die große Handelsstadt Danzig, die dem Orden seit 1309 gehörte, mit über 20.000 Seelen im 15. Jahrhundert. Sie waren also durchaus vergleichbar mit den damaligen „Großstädten“ des Reiches, wie z.B. Nürnberg, Augsburg, Köln oder Wien. Die Bewohner der Städte waren fast ausschließlich Deutsche; so gab es in Danzig im letzten Viertel des 14. Jhdts. nur etwa ein Prozent Slawen. Jede Stadt erhielt bei der Gründung ihre sog. „Handveste“ nach Kulmer, Lübecker oder Magdeburger Recht. Darin waren die Rechte innerhalb der Mauern, die Grundsteuer für den Orden, die Pflichten der Wehrbürger und allgemeine juristische Fragen genauest geregelt. Kein Besitz durfte an die Kirche, die man als „tote Hand“ bezeichnete, gegeben werden. In den ersten eineinhalb Jahrhunderten der Ordensherrschaft waren die hier gewährten Privilegien und Rechte wohl einmalig in Europa und einer der Hauptgründe, warum so viele deutsche Siedler nach Osten zogen. Der Deutsche Orden war von jeher, im krassen Gegensatz zu vielen anderen mittelalterlichen Herrschern, an der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung seines Gebietes außerordentlich interessiert. Er besaß in erster Linie das wichtige und sehr einträgliche, aber bei der samländischen Bevölkerung verhaßte Bernstein-Monopol, das von Anselm von Losenburg, dem Vogt des Samlands, 1260 eingeführt wurde, und nicht unwesentlich zum Ausbruch des großen Aufstandes im gleichen Jahr mit beitrug. Auf die Verletzung dieses Monopolrechtes stand die Strafe des sofortigen Erhänges ohne Gerichtsverfahren - also das Standrecht - das auch erbarmungslos durchgeführt wurde. Eine ganze Reihe von Galgen „zierte“ damals die schöne samländische Küste. Durch eine geschickt gelenkte Ansiedlung konnten jährlich große Mengen von Getreide aus dem trockengelegten, fruchtbaren Weichselwerder, Tuchwaren aus Thorn auf Grund der im Umland der Stadt betriebenen Schafzucht, Wachs aus Masuren, damals sehr begehrt für kirchliche Zwecke, ferner Holz, Flachs und sogar Wein ausgeführt werden. Die Falkenschulen des Ordens lieferten für ganz Europa die vom Adel so hoch bezahlten Jagdfalken. Ohne die Steuerschraube bei den Untertanen übermäßig anziehen zu müssen, war das Ordensland im 14. Jahrhundert der mit Abstand wohl reichste und am besten verwaltete Staat Europas. Die 1309 erfolgte Übersiedlung des Hochmeisters in die Marienburg und die Entwicklung des Ordens bis zur Schlacht von Tannenberg im Jahre 1410 Während der Deutsche Orden in Preußen einen in jeder Beziehung blühenden Staat schuf, verschlechterte sich die Lage in Deutschland und besonders in Palästina grundlegend. 1291 fiel Akkon als letzter christlicher Stützpunkt im heiligen Land in die Hände der türkisch-ägyptischen Mamelucken, die seit 1257 das Sultanat in Kairo innehatten. Das Zeitalter der Kreuzzüge war somit zu Ende. Der Hochmeister, der offiziell immer noch in Akkon residiert hatte, übersiedelte nach Venedig. Aber es lag natürlich, abgesehen von den Schwierigkeiten, die man mit dem mißtrauischen Hohen Rat der Lagunenstadt hatte, auf der Hand, daß man bestrebt war, dorthin zu gehen, wo der Orden Sitz und Macht hatte. Der Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen, 1303-1311, tat nun 1309 diesen Schritt, und wählte die Marienburg an der Nogat zu seiner Residenz. Diese Burg war 1276, nach ihrer ersten Zerstörung durch die Pruzzen, vom Komtur Konrad von Thierberg mit einem Hochschloß für zwölf Ordensritter - nach dem Vorbild der Zahl der Apostel - neu angelegt worden. Sie schützte die damals wichtigste Straße des Ordens, den Wasserweg von Thorn nach Königsberg auf der Weichsel, der Nogat und dem Frischen Haff. Nach der Umsiedlung des Hochmeisters waren große Neubauten notwendig. So wurde das Konventshaus erweitert, und 1320 mit dem Bau des Mittelschlosses mit dem berühmten großen Remter im Hochmeisterpalast begonnen, dessen kühne Konstruktion auf nur einer einzigen tragenden Säule ruht. Die Vorburg, die Annenkapelle als Grablege der Hochmeister und die Marienkapelle folgten, letztere mit der „Goldenen Pforte“ mit dem acht Meter hohen Marienrelief. Maria war ja die Schutzpatronin der deutschen Ritter und ihr zu Ehren trug der Orden den Namen „von St. Marien“. Erst 1398, nach über hundertjähriger Bauzeit, hatte die Marienburg jenen Umfang und jene wunderbare Geschlossenheit erreicht, die jeden, der sie einmal betreten und gesehen hatte, noch heute unverrückbar vor Augen steht. Dabei war sie eigentlich nur als Zweckbau für Gottesdienst und Verwaltung im Frieden und für die Verteidigung im Krieg geschaffen worden. Hier hatten neben dem Hochmeister auch der Großkomtur als sein Vertreter und der Tressler, als oberster Verwalter aller Finanzen des Ordens, ihre Dienstsitze. Das Schicksal dieser einmalig schönen Burg war nach kurzer Blütezeit ein recht trauriges. Schon 1457 wurde sie von meuternden Söldnern des Ordens als Faustpfand für ausstehende Löhnung besetzt und dann an den König von Polen verkauft. Der schwache Hochmeister Ludwig von Erlichshausen (1450-1467) mußte nach Königsberg fliehen. Im zweiten Thorner Frieden von 1466 wurde sie an Polen abgetreten und litt in der Folge durch die sog. „polnische (Sau) Wirtschaft“, aber auch durch stillose Umbauten der Jesuiten und verheerende Brände, vor allem in den schwedisch-polnischen Kriegen des 17. Jahrhunderts, in deren Verlauf die Schweden die Festung jeweils für mehrere Jahre besetzten. Im Zuge der ersten Teilung Polens kam sie an Preußen; am 14.September 1772 rückte der General von Thadden mit dem Regiment Sydow in die Marienburg ein. Am 27.Juli des gleichen Jahres huldigten die westpreussischen Stände im großen Remter des Hochmeister-Palastes der Krone Preußens. Aber auch das friederizianische Preußen benutze sie bis 1803, bar jeden Kunstverständnisses für mittelalterliche Bauwerke, als Kaserne, Proviantdepot und Pferdestall. Erst die Roman-tiker wie Max von Schenkendorf (1783-1817) und Joseph von Eichendorff (1788-1857) wiesen auf ihren einmaligen künstlerrischen und historischen Wert hin. Eichendorff schrieb ange-sichts des großen Remters: „Er gleicht dem Himmel einer gedankenvollen Mondnacht, die hie und da milde segnend den Boden berührt.“ Von 1817 bis 1831 wurde die Marienburg dann von den preußischen Baumeistern Steinbrecht und Schmid im wesentlichen in ihrer alten Schönheit wiederhergestellt. Der große Burgkomplex gliedert sich in drei Teile. Das Hochschloß, der älteste Teil des Baues mit dem Kapitelsaal, war der Sitz des Generalkapitels. Es enthielt ferner die Wohn- und Schlafräume der Ordensbrüder, die Küchen und Wirtschaftsräume und die Magazine der Waffenkammer. Angebaut waren die hochmeisterliche Gruftkapelle St.Anna sowie die eigentliche Schloßkirche St. Marien mit der goldenen Pforte und dem riesigen Marienstandbild. Im Mittelschloß befand sich der Palast des Hochmeisters mit den drei „Remtern“, wie die großen Versammlungs- und Speisesäle auf den Ordensburgen bezeichnet wurden, sowie die Gasträume für auswärtige Ordensbrüder und die Krankenräume. In der Vorburg, von der heute leider nur mehr wenig vorhanden ist, befanden sich die Ställe, Scheunen, Kornspeicher sowie die Werkstätten und Bauhöfe. Schwer litt die Burg unter den Kampfhandlungen des Zweiten Weltkrieges, aber noch verheerender wirkte der Großbrand, der am 8.September 1959 in der polnischen Touristenherberge, die in der Burg untergebracht war, ausbrach und unersetzlichen Schaden anrichtete. Als „Schloß von Marlbork“, dem polnischen Namen für die alte deutsche Stadt Marienburg, ist sie heute, teilweise wieder aufgebaut, mit einer berühmten Bernsteinsammlung, ein attraktiver Mittelpunkt des polnischen Fremdenverkehrs. Während in Deutschland nach dem Tode Kaiser Friedrichs II. im Jahre 1250 in einem fast zwanzigjährigem Interregnum, „der kaiserlosen, der schrecklichen Zeit“, die Macht des Reiches immer schwächer wurde, erlebt der Orden im 14. Jhdt. unter fähigen Hochmeistern, wie Werner von Orselen (1324-1330), Luther von Braunschweig (1331-1335), Ludolf König (1342-1345) und Winrich von Kniprode (1351-1382) seine innere und äußere Blütezeit. 1311 erwarb er neben Danzig auch das westlich der Weichsel gelegene Pommerellen, dessen Herzog Swantopolk II. (1220-1266) ihm und den polnischen Teilfürsten erheblichen Ärger bereitet hatte. Der Orden mußte aber bis 1343, wo Polenkönig Kasimir III. (1333-1370) im Frieden von Kalisch endgültig auf dieses Gebiet verzichtete, was Polen heute natürlich nicht mehr wahrhaben will, um seinen Besitz kämpfen. Pommerellen, bekannt durch die Tucheler Heide, mit seiner kaschubischen und nicht polnischen Grundbevölkerung, konnte, schon wegen der Kargheit seines Bodens, nicht mehr durch deutsche Siedler erschlossen werden wie Ost- und Westpreußen. Die unheilvollen Auswirkungen dieser Tatsache belasteten die deutsche Geschichte in der Form des sog. „Polnischen Korridors“ bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges. 1346 erwarb der Orden auch Estland von Dänemark, und damit befand sich die Ostseeküste auf über 900 km Länge von der Mündung der Leba in Pommern bis zum Peipussee nun in der Hand des Hochmeisters. In der berühmten Rudau-Schlacht südlich des Kurischen Haffs im Jahre 1370, die die Dichterin Agnes Miegel (1879-1964) in ihrer Ballade „Henning Schindekopf“ verewigt hat, und in der sie dem dort gefallenen Ordensmarschall ein Denkmal setzt, wurden die Litauer unter ihren Herzögen Kynstudt und Olgerd entscheidend geschlagen und Samaiten - der alte Name für das heutige Litauen - als letztes, fehlende Glied der Verbindung zwischen dem Baltikum, 1398 vom Orden besetzt. Zur gleichen Zeit griff der Hochmeister Konrad von Jungingen (1393-1407), zusammen mit dem Städtebund der deutschen Hanse, mit 80 Schiffen des Ordens nach Gotland über und besetzte für zehn Jahre die alte Handelsstadt Visby, in der sich die als Seeräuber gefürchteten Vitalienbrüder festgesetzt hatten. Schließlich kaufte der Orden 1402 von den völlig verschuldeten Söhnen Kaiser Karls IV. (1347-1378) die Neumark, und hatte damit endlich auch eine direkte Landverbindung mit dem Reich. Im Reich selber verfügte der Orden, unter Leitung des Deutschmeisters, über zwölf Balleien. Unter einer Ballei, der ein Landeskomtur vorstand, verstand man die Zusammenfassung mehrerer Komtureien zu einer Ordensprovinz. So gehörten beispielsweise zur Ballei Franken 14 Komtureien oder Kommenden. Österreich und Koblenz waren die reichsten und wichtigsten Balleien. In sehr vielen Städten des deutschen Raumes erinnert uns noch heute ein „Deutsches Haus“ daran, daß hier der Ritterorden von St. Marien einmal eine Niederlassung gehabt hat. Jedes Jahr im Winter, weil nur dann das moorige Gelände für ein gepanzertes Reiterheer passierbar war, unternahm der Orden seine Feldzüge durch die große „Wildnis“, in das Gebiet der heidnischen Litauer, die sogenannten „Reisen“. Außer gegenseitigen Verwüstungen und Niedermetzeleien wurde dabei allerdings nicht sehr viel erreicht. Von Bekehrung, die zwecklos erschien, war jedenfalls kaum mehr die Rede. Daran teilnehmen zu können, und gar auf einer solchen „Reise“ vom Hochmeister zum Ritter geschlagen zu werden, war das höchste Ziel des europäischen Adels des späten Mittelalters. So nahm König Johann von Luxemburg-Böhmen (1310-1346), der Vater Kaiser Karl IV., mehrmals an solchen Kriegsfahrten teil und verlor dabei ein Auge, 1345 war König Ludwig der Große von Ungarn (1342-1382) in Preußen, etwas später Herzog Philipp I. von Burgund (1363-1404). Auch König Heinrich IV., der erste englische König der „Roten Rose“ aus dem Hause Lancaster (1399-1413), war vor seiner Thronbesteigung zweimal Gast auf der Marienburg, und Herzog Albrecht III. von Österreich (1365-1395) erhielt 1377 vom Hochmeister Winrich von Kniprode den Ritterschlag. Geoffrey Chauncer (1340-1400), der Vater der neuenglischen Dichtung, schildert in einer seiner Schriften die „Reise“ eines englischen Ritters gegen die Litauer. Aber auch Oswald von Wolkenstein, der südtiroler Minnesänger (1377-1445) stand in seiner Jugendzeit einige Jahre im Dienste des Ordens. Mit dem höheren Bildungswesen stand es im Ordenstaate, wie in so manchen Militärstaaten, allerdings nicht zum besten. Diese mönchischen Berufskrieger fürchteten, daß die Wissenschaft den Zweifel nähren und ihre absolute Geschlossenheit gefährden könnte. Eine auf der Marienburg errichtete Rednerschule ging nach einiger Zeit wieder sang- und klanglos ein. Nie kam es zur Eröffnung der zwar geplanten Universität in Kulm, für die auch seit 1387 eine päpstliche Genehmigung vorlag, während im übrigen deutschem Raum zwischen 1348 und 1506 nicht weniger als 17 Universitäten gegründet wurden. Im Ordensstaat entstand kein Kloster der gelehrten Benediktiner. Das Kloster Olivia, das Zisterzienser-Mönche verwalteten, mußte aber wohl oder übel geduldet werden, da es schon 1178, also lange vor Ankunft des Deutschen Ordens, gegründet worden war. Zugelassen waren nur die Bettelorden. Von allen gelehrten Disziplinen wurde einzig und allein die Geschichtsschreibung gefördert. Hier haben der Priesterbruder Peter von Duisburg, der 1326 sein „Chronicon terrae Prussiae“ dem Hochmeister Werner von Orselen widmete, und Johann von Pusilge zu Anfang des 15. Jhdts. sehr wertvolle zeitgenössische Nachrichten überliefert, die natürlich im Sinne des Ordens mehr oder weniger gefärbt sind. Die ein ganz neues Zeitalter begründende Schrift „de revolutionibus orbium coelestium“ des berühmten Nikolaus Kopernikus (1473-1543), geboren in Thorn, gehört nicht mehr in die klassische Ordenszeit. Von der Schlacht bei Tannenberg 1410 bis zum Ende des geistlichen Ritterordens in Preussen 1525 Aber diese blendende äußere Fassade um 1400 täuschte über die wahrhafte Situation; denn es gab eine ganze Reihe von Gründen, die zum Niedergang des Ordens führen mußten. Vieles hatte sich grundlegend in den eineinhalb Jahrhunderten seit der Glanzzeit der Staufer in Europa geändert, nur der Orden selbst und seine Herrschaft waren starr und unverändert geblieben. Je klarer der Staat sich seiner weltlichen Bestimmung überall bewußt wurde, um so drückender empfand man die kirchlich-mönchischen Formen des Ordens, die noch aus der Zeit der Kreuzzüge stammten. Der Keim für einen Teil der Gründe für den Niedergang war schon bei der Errichtung des Ordensstaates gelegt worden. So gehörte sein Gebiet in Preußen nicht zum Reich, sondern unterstand der Kurie, mit der sich aber der Orden seit der Zeit der avignonesischen Gefangenschaft der Päpste (1309-1377) wegen deren gegen das Reich und den Kaiser gerichteten französisch bestimmten Politik, verfeindet hatte. Fortan förderten nun die Päpste Polen und seinen ordensfeindlichen Klerus auf allen nur erdenkbaren Gebieten gegen den Hochmeister. Die staatsrechtliche und räumliche Trennung zwischen Reichs- und Ordensgebiet bedingte ein Eigenleben jedes Teiles ohne wesentliche gemeinsame Interessen, denn die direkte räumliche Verbindung mit dem Reich über die Neumark, die der Orden auch nur von 1402 bis 1454 besaß, kam viel zu spät. Selbst für den Deutschmeister in Mergentheim und die Landeskomture der zwölf Balleien im Reichsgebiet war Preußen so etwas wie ein ferner, fremder Staat. Dies zeigte sich deutlich bei der beschämend mangelhaften Unterstützung des Hochmeisters in der Not und Bedrängnis des Ordens im letzten Jahrhundert seines Bestehens im Osten. Die landfremden Ordensritter, meist die nachgeborenen Söhne ober- und mitteldeutscher Adelsgeschlechter, verwurzelten durch den Zölibat nicht mit dem Lande, das sie aber ohne Einschränkung beherrschten. Unklugerweise wurden Mitglieder aus den östlichen Adelsgeschlechtern, auch den deutschen, nur in seltenen Fällen als Ritterbrüder aufgenommen. Die starre Herrschaft des Ordens führte auch seit Beginn des 15. Jahrhunderts mehr und mehr zu einer Entfremdung gegenüber seinen deutschen Siedlern, die doch gerade wegen der großen Freiheiten, die die „Kulmer Handveste“ oder das fast schon liberal anmutende „Magdeburger Recht“ ihnen gewährten, einmal begeistert nach Osten gezogen waren. Die strengen Handelsmonopole des Ordens wieder waren bei den großen Städten, die alle auch Mitglieder der Hanse waren, naturgemäß äußerst unbeliebt. Der einheimische Adel neigte, je länger je mehr, zu Polen, weil der dortige Adel längst dem Königtum entscheidende Rechte abgetrotzt hatte und schon bald selbstherrlich jede Politik, die seinen Interessen nicht entsprach, mit seinem Vetorecht im polnischen Reichstag sabotieren sollte, was den Staat langsam völlig unregierbar machen sollte. Entscheidend aber war die Ende des 14. Jahrhunderts eingetretene Änderung der ganzen politischen Situation in Osteuropa. Der Orden war zur aktiven Heidenmission gegründet worden. Dafür erhielt er die moralische und praktische Unterstützung von halb Europa. Im Jahre 1386 trat aber der litauische Großfürst Jagiello (1377-1434), Sohn des Großfürsten Olgerd, den der Orden in der RudauSchlacht 1370 so vernichtend geschlagen hatte, zum Christentum über, ließ in seinem Schloß in Wilna das heilige Feuer löschen und die geweihten Schlangen töten. Dies konnte in damaliger Zeit mit der Bekehrung seines ganzen Volkes, wenigstens äußerlich, gleichgesetzt werden. Jagiello zwang noch im gleichen Jahr 1386 Hedwig (1377-1399), ein neunjähriges Kind, zur Ehe. Sie war die Tochter und Erbin des vier Jahre zuvor verstorbenen letzten Polenkönigs aus dem bedeutenden Geschlecht der Piasten, Ludwig des Großen (1370-1382). Jagiello bestieg unter dem Namen Wladislaw II. (1386-1434) den polnischen Königsthron und wurde so zum Begründer jagellonischen Königsdynastie, die in Polen bis 1572 herrschte. Er mußte bei seiner Wahl das Versprechen abgeben, „die verlorenen polnischen Gebiete“ zurückzuerobern, was natürlich nur den Krieg mit dem Deutschen Orden bedeuten konnte. Litauen übergab er 1392 seinem Vetter Witold (1350-1430) als Großfürst unter seiner Oberhoheit. Witold, als fähiger Heerführer, schuf ein polnisch-litauischen Großreich bis an die Küsten des Schwarzen Meeres unter Einschluß der westlichen Ukraine mit Kiew, das er 1420, nach 400 Jahren, zum zweiten Male für Polen eroberte. Es waren dies Gebiete, auf die die Großfürsten von Moskau, unter dem Vorwand der „Sammlung der russischen Erde“, schon sehr bald Anspruch erhoben, so daß es erneut zu Zusammenstößen zwischen Rußland und Polen kommen mußte. Durch den Übertritt der Litauer zum Christentum und die Vereinigung von Polen und Litauen durch eine Personalunion, waren für den Orden zwei höchst ungünstige Entscheidungen getroffen worden: kriegerische Einfälle in Litauen zum angeblichen Zweck der Bekehrung seiner nur christlichen Bewohner fielen weg und damit die Unterstützung von außen, anderseits stand der Hochmeister jetzt der vereinten polnisch-litauischen Macht gegenüber, während bisher diese beiden Staaten sich des öfteren heftig bekämpft hatten. Der unvermeidliche Zusammenstoß kam sehr bald. Vergebens hatte der sterbende Hochmeister Konrad von Jungingen 1407 versucht, die Wahl seines Bruders Ulrich zu seinem Nachfolger zu verhindern, da er dessen ungestümes Naturell nur zu gut kannte. Ulrich wurde aber trotzdem gewählt, ließ sich auch bald nach seiner Wahl von Litauen provozieren und erklärte sich mit dem mächtigen, vereinigten PolenLitauen im Krieg befindlich. Am 15.Juli 1410, einem der großen Unglückstage der deutschen Geschichte, kam es zur Entscheidungsschlacht bei Tannenberg im ehemaligen Landkreis Osterode, oder bei Grünwald, wie die Polen den Schlachtort nennen. Das Ordensheer zählte etwa 50.000 Mann unter 65 Bannern, ein Drittel davon beritten. Sogar das schwere Geschütz aus der Marienburg ließ Ulrich von Jungingen mitführen; der Orden war seit dem ersten Drittel des 14. Jahrhunderts führend in der Anwendung der neuen Artillerie, der mit Schießpulver betriebenen Feuerwaffen. Die Polen und Litauer waren mehr als doppelt so stark wie das Ordensheer. Die Anwerbung der Truppen war verräterischer Weise von der Krakauer Handelsniederlassung der preussischdeutschen Städte wesentlich mitfinanziert worden! Der ungestüme Angriff der schwer gepanzerten Ordensritter zerschlug schon in kurzer Zeit den litauischen Heeresteil. Schon glaubte der Hochmeister die Schlacht sei so gut wie gewonnen und der linke Flügel des Ordensheeres zerstreute sich in kleinere Teile zur Verfolgung des Feindes. Doch jetzt griff der polnische Kronfeldheer Zyndram mit böhmischen Söldnern unter Johannes Zischka (1370-1424), die wenige Jahre später als Hussiten weite Teile Deutschlands verheeren sollten, überraschend das Zentrum des Ordensheeres an. In dieser kritischen Phase der Schlacht flohen verräterischer Weise die Ritter des sogenannten „Eidechsenbundes“ unter Nikolaus von Renys, der später, 1411, wegen einer erneuten Verschwörung gegen den Orden, hingerichtet wurde. Der „Eidechsenbund“ war 1397 vom preußischen Landadel zur Erringung ständischer Rechte im zentralistisch regierten Ordensstaat gegründet worden. Durch diese verräterische Flucht deutscher Ritter trat eine völlige Verwirrung im Ordensheer ein. In dieser Schlacht fiel der Hochmeister mit fast allen seinen Gebietigern, 51 Banner, die heute im Dom zu Krakau hängen, wurden erbeutet, der Großteil der Blüte des deutschen Adels war gefallen, das Ende des Ordens schien gekommen. Da entstand in der Person des Komturs Heinrich Reuß von Plauen (1370-1429), also eines Mannes, der in der Hierarchie des Ordens keine besonders hohe Stelle einnahm, noch einmal ein Retter. Plauen stammte aus dem vogtländischen Geschlecht der späteren Fürsten von Reuß, mit dem springenden Löwen im Schild, welches dem Orden durch die Jahrhunderte sehr viele tüchtige Mitglieder gestellt hat. Sie glichen sich alle, wie sie der Schriftsteller und Historiker Heinrich von Treitschke (1834-1896) so treffend charakterisiert hat: „Ein Geschlecht schroffer, herrischer Menschen, einer königlicher Ehrsucht voll, hart und lieblos, mit dem kalten Blick für das Notwendige.“ Heinrich war zum Schutz der Westflanke des Ordensgebietes gegen die Pommernherzöge in der kleinen Burg Schwetz am linken Weichselufer bei Kulm zurückgeblieben. Auf die Nachricht von der verheerenden Niederlage des Ordens bei Tannenberg warf er sich mit den wenig verbliebenen Kräfte, nicht mehr als 3.000 Mann, sofort in die Marienburg und richtete diese zur Verteidigung her, unter Aufgabe der reichen Stadt zu ihren Füßen, die er niederbrennen ließ, um dem Feind keinen Stützpunkt und keine Verpflegung zu überlassen. Zehn Tage nach Tannenberg schloß König Wladislaw die Hauptburg des Ordens ein und belagerte sie zwei Monate lang vergeblich. An dem ungebrochenen und heldenhaften Widerstand Plauens und seiner Männer scheiterten alle Angriffe der Polen kläglich. Der Legende nach soll die Jungfrau Maria selbst zum Schutz ihres Ordens eingegriffen haben, indem sie das schwere Geschütz, das der mit den Örtlichkeiten der Burg vertrauten Geschützmeister genau auf die eine tragende Säule im großen Remter des Hochmeister-Palastes gerichtet hatte, beim Abschuß explodieren ließ und den frevelhaften Kanonier blendete. Nun, Rohrkrepierer waren in jener Anfangszeit der Artillerie nicht so selten, es sind uns etliche solche Vorfälle auch urkundlich berichtet. Jedenfalls gab der Polenkönig die Belagerung vorzeitig auf, wohl auch deswegen, weil in seinem Lager in den kühlen Herbsttagen die Ruhr wütete. Im ersten Thorner Frieden vom 1.Feber 1411, der durch die Drohungen König Sigismund von Ungarn (1387-1437), des späteren deutschen Kaisers (1410-1437), den Polen den Krieg zu erklären, zustande kam, behielt der Orden wider Erwarten, trotz der vernichtenden Niederlage, sein ganzes Gewicht mit Ausnahme des erst vor wenigen Jahren erworbenen litauischen Samaiten. Er mußte aber 100.000 Schock böhmische Groschen in Raten als Kriegsentschädigung zahlen, eine Belastung, die sich auf die fast leere Ordenskasse unheilvoll auswirkte. Am 9.November 1410 war Heinrich von Plauen vom Ordenskapitel zum neuen Hochmeister gewählt worden. Er war sich darüber vollends im klaren, daß die alte Politik des Ordens nicht fortgesetzt werden konnte. Er berief deshalb 1412 einen Landesrat unter Hinzuziehung von Abgeordneten der großen Städte und des Landadels mit dem Recht der Steuerbewilligung und der Mitsprache bei allen wichtigen Entscheidungen. Das war politisch eine unbedingte Notwendigkeit, verstieß aber gegen die alten Regeln der Ordenssatzung, wonach die Mitbestimmung weltlicher Personen in Ordensangelegenheiten strengstens verboten war. Mißernten, eine neue harte Besteuerung zum Zweck der Bezahlung der hohen Kriegsschulden und des Loskaufs der vielen Gefangenen von Tannenberg, ein blutiger Streit mit der wichtigen Handelsstadt Danzig, wo der Bruder des Hochmeisters als Komtur bei einem Aufruhr einige Mitglieder des sinnlos quasselnden Stadtrates hatte kurzerhand erschlagen lassen, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen worden zu sein, trugen zu dieser Lage bei. Dazu kam noch der permanente Zwist mit den verräterischen preußischen Bischöfen, die wie immer zu Polen neigten, und die wieder in ihre Ämter einzusetzen sich Plauen strikte weigerte, verschärfte die Lage noch mehr. Der Hochmeister, jähzornig und oft vorschnell in seinen Entschlüssen wie alle Angehörigen des Geschlechts der Reuß von Plauen, begann im Herbst 1413, ohne Befragung des Ordenskapitels, wozu er nach den Satzungen aber verpflichtet gewesen wäre, erneut einen Krieg mit Polen, weil Großfürst Witold widerrechtlich auf Ordensgebiet bei Welun eine Burg bauen ließ. Aber der Ordensmarschall Michael Küchmeister von Sternberg selbst sabotierte den Vormarsch, so daß der Feldzug abgebrochen werden mußte. Auf dem Kapiteltag von 14.Oktober 1413 auf der Marienburg, wo Plauen Küchmeister wegen der Befehlsverweigerung zur Rechenschaft ziehen wollte, wurde aber er abgesetzt und der Saboteur Küchmeister zu seinem Nachfolger gewählt. Plauen hatte sich im Orden viele persönliche Feinde geschaffen, weil er alle Ritterbrüder, die nach der Niederlage von Tannenberg ins Reich geflohen waren, in Ketten zur Aburteilung nach Preußen hatte zurückschaffen lassen. Mit der ziemlich bescheidenen Komturei von Engelburg wollte man ihn nun abfinden. Als man aber seinen Bruder der Konspiration mit dem Polenkönig zur Wiedereinsetzung Heinrichs als Hochmeister überführte, es blieb unklar, ob der abgesetzte, ehrgeizige Hochmeister sich an den Verrätern rächen wollte und davon gewußt hatte, wurde der „Retter des Ordens“ 1414 unter der Anklage der Mitschuld für über zehn Jahre „in festem Gewahrsam“ in der Feste Brandenburg am Frischen Haff eingekerkert. Solange Küchmeister Hochmeister war (1413-1422), änderte sich daran auch nichts. Erst fünf Jahre nach seinem Tode begnadigte ihn der neue Hochmeister Paul von Rußdorff (1422-1441). Plauen wurde 1424 in das recht bescheidene Amt eines Pflegers der Burg Löchstädt in Samland eingesetzt. Ein fürwahr trauriges Ende eines schon fast dämonisch anmutenden Heldenlebens. Mit der Absetzung Heinrich von Plauens am St. Burkhardstag des Jahres 1413 endete die eigentliche Geschichte des alten Ritterordens von St. Marien, dessen Mitglieder die sittliche Kraft längst verlassen hatte. Was noch folgt, ist Verfall und Auflösung einer von der Entwicklung und der Zeit überholten Organisation und schließlich wieder ein bescheidener Neuanfang unter ganz anderen Voraussetzungen. Am 14.März 1440 kam es in Marienwerder zur Gründung der „Preußischen Bundes“ der Städte unter Führung Danzigs und des Adels gegen den Deutschen Orden, als eine Art Nachfolgeorganisation für den ausgelösten „Eidechsenbund“. Sein Oberhaupt war Ritter Hans von Baisen. Als auf Bitten des schwachen Hochmeisters Ludwig von Erlichhausen (1450-1467) der ebenso schwache Kaiser Friedrich III. (1440-1493) diesen Bund für aufgelöst erklärte, schickte Baisen dem Orden am 4.Feber 1454 einen offenen Absagebrief und bot gleichzeitig dem Polenkönig Kasimir IV. (14471492) die Herrschaft über Preußen an. Baisen hat diese verräterische Tat und die sich daraus ergebende Entwicklung, die einem großen Teil des Ordensstaates für Jahrhunderte die Freiheit kosten sollte, am Ende seines Lebens bitter bereut. Der nun folgende und verheerende dreizehnjährige Krieg, der 1454 bezeichnenderweise mit der Erstürmung der ältesten Ordensburg Thorn begann, brachte in nur wenigen Wochen noch 56 andere Ordensburgen in die Hand der Aufständischen. Bei Konitz siegte der Orden unter dem Obersten Spittler zum letzten Male über die Polen. Da dem Orden seit langem der Zuzug aus dem Reich fehlte, mußte er den Krieg mit böhmischen Söldnern führen, ein Umstand, der ihn auch wirtschaftlich schnell ruinierte. Selbst der Verkauf der Neumark im Jahre 1454 an den Kurfürsten Friedrich II. von Brandenburg (1440-1470) konnte keine dauernde Abhilfe schaffen. Aber zum ersten Mal tritt damit unter einem Hohenzollern jene Macht auf den Plan, die den Orden einmal beerben und seine Lande fest mit dem Deutschen Reich verbinden sollte: Brandenburg-Preußen. Als die böhmischen Söldner 1457 nicht mehr bezahlt werden konnten, besetzten sie kurzerhand die Marienburg und verkauften sie an den polnischen König. Der machtlose Hochmeister mußte nach Königsberg fliehen. In diesem allgemeinen Zusammenbruch hielt der unermüdliche Heinrich Reuß von Plauen, der zwölf Jahre später, leider nur sehr kurz, selbst Hochmeister werden sollte (1469-1470), zusammen mit dem treuen Bürgermeister Bartholomäus Blome wenigstens die Stadt Marienburg drei Jahre lang, bis 1460, gegen alle polnischen Angriffe. Der tapfere Blome wurde dafür später von den Polen enthauptet. Als endlich am 19.Oktober 1466 der zweite Thorner Friede, ein Erschöpfungsfriede nach einem Abnützungskrieg, geschlossen wurde, war das Land vollkommen verwüstet und ausgeblutet. Alle Gebiete westlich der Weichsel und Nogat fielen an Polen, dazu das Kulmer Land, die Marienburg, Elbing und das Ermland, das wie ein Keil in das ostpreußische Land hineinragte. Ostpreußen mußte der Hochmeister in der Gildehalle zu Thorn als Lehen aus der Hand des polnischen Königs nehmen, nun als „Fürst und Rat des Reiches zu Polen“. Er war jetzt polnischer Vasall. Auch die Hälfte der Ordensritter sollten in Zukunft Polen sein. Von Kaiser und Reich, die selbst in zahllose kleine Händel verstrickt waren, kam nicht die geringste Hilfe. Aber auch der Deutschmeister in Mergentheim und der Landmeister von Livland in Riga, die sich nun weigerten dem Hochmeister als polnischem Vasallen zu gehorchen, hatten dem um seine nackte Existenz ringenden Orden keinerlei Unterstützung gegeben. Der Orden versuchte in den letzen Jahrzehnten seines Bestehens als polnischer Vasallenstaat durch die Wahl weltlicher deutscher Fürsten zu Hochmeistern, wie zum Beispiel 1498 des Sachsenherzogs Friedrich (1486-1510) aus der albertinischen Linie des Hauses Wettin, Anschluß an das Reich zu finden. Schlechthin es war zu spät, und der längst notwendige Vorgang der Umwandlung in einen weltlichen Staat wurde durch diese fürstlichen Hochmeister nur beschleunigt. Den entscheidenden Schritt tat, begünstigt durch die Reformation und auf Martin Luthers Rat, ein Hohenzoller, der Markgraf Albrecht von Brandenburg, seit 1511 der letzte Hochmeister alten Stils. Am 10.April 1525 wandelte er im Vertrag von Krakau den Ordensstaat in ein weltliches, vom König von Polen, Sigismund I. (1506-1548), zu Lehen genommenes Herzogtum um. Das Kreuz verschwand aus dem Wappen des neuen Herzogs, aber der schwarze Reichsadler blieb. Diesem Schritt war vorausgegangen, daß Kaiser Maximilian I., der „letzte Ritter“, im Vertrag von Wien 1515 zugunsten der Erbfolge der Habsburger in Böhmen und Ungarn (der Erbfall trat dann schon 1526 ein), dem polnischen König Sigismund I. aus kleinlicher, habsburgischer Hausmachtpolitik offiziell sein Desinteresse am Staat des Deutschen Ordens bestätigte. Nun war es klar: Seitens des Reichs war für den Orden also keinerlei Unterstützung mehr zu erwarten. Ein letzter vergeblicher Kampf gegen Polen im Jahre 1519, zu dem Hilfe aus Deutschland nur durch ein kleines Aufgebot von Rittern unter Hans von Sickingen, dem Sohn Franz von Sickingens, geleistet worden war, hatte dies mit aller Deutlichkeit bewiesen. Die notwendige Entscheidung Albrechts von Brandenburg war nicht einfach das ruhmlose Ende einer großen Epoche, sondern eher ein bescheidener Neuanfang. Die alten Gewalten hatten allerdings kein Verständnis dafür; Papst Clemens VII. (1523-1534) bannte den evangelisch gewordenen ehemaligen Hochmeister, und Karl V. (1519-1555) verhängte 1533 eine allerdings wirkungslose Reichsacht über ihn. Der Deutsche Ritterorden im Reich nach 1525 Der Deutschmeister im Mergentheim und der Landmeister von Livland in Riga folgten dem Beispiel Albrechts nicht, sondern blieben der alten Lehre treu und verweigerten dem ehemaligen Hochmeister als weltlichem, polnischen Vasallen wiederum den Gehorsam. Der livländische Zweig des Ordens, zunächst unter dem hervorragenden Wolter von Plettenberg (1494-1535), der die nun zum ersten Mal akut gewordene Gefahr eines russischen Einfalls ins Baltikum 1502 durch einen Sieg am See Smolina bei Pleskau gegen die Truppen des Zaren Iwan III. (14621505) stoppte, dann unter Gotthard von Ketteler (V 1587), bestand nur noch bis 1561 und Livland überlebte das 16. Jahrhundert als selbständiger Staat ebenfalls nicht. Ketteler ging wegen der drohenden Besetzung des Baltikums durch den Zaren Iwan IV., dem „Schrecklichen“ (1533-1548), nun auch den Weg Albrechts von Brandenburg, überließ Livland dem Polenkönig Sigismund II. (1548-1572), und nahm Kurland und Semgallen als weltliches Herzogtum von Polen zu Lehen. Die Titel Hochmeister und Deutschmeister fielen nach 1525 in Personalunion zusammen. Der neue Hochmeister, es war der bisherige Deutschmeister Walter von Cronberg (1526-1543), wurde 1530 von Kaiser Karl V. zum Reichsfürsten erhoben und residierte, wie alle Hochmeister nach ihm, bis zur Zeit Napoleons, weiter im Schloß zu Mergentheim, weil die meisten verbliebenen Besitzungen des Ordensstaates im Südwesten von Deutschland lagen. Es war aber nur noch ein Abglanz alter Pracht und Stärke. Der restliche Orden mit seinen zwölf Balleien im Reich, Es waren das Thüringen, Hessen, Franken, Koblenz, Elsaß, Bozen, Utrecht, Alt-Biesen, Lothringen, Sachsen, Österreich und Westfalen, bekam vom Kaiser für kurze Zeit eine neue Zielsetzung: die Unterstützung des katholischen Kaisers gegen die Protestanten und die Stellung von Hilfstruppen gegen die auswärtigen Reichsfeinde wie Franzosen und Türken. So hatte der zweite Hochmeister in Mergentheim, Wolfgang Schutzbar (1543-1566), entscheidenden Anteil an dem Sieg Karls V. über die protestantischen Truppen des Schmalkaldischen Bundes in der Schlacht bei Mühlberg 1447. Um 1586, nach dem Tode des zweiten polnischen Wahlkönigs Stephan Bathory (15751586), aus vornehmen ungarischen Geschlecht - die Jagellonen, die alten Widersacher des Ordens, waren bereits 1572 im Mannesstamm mit Sigismund II. ausgestorben - schien sich noch einmal eine Möglichkeit zur Wiedergewinnung des alten Ordensgebietes im Osten anzubahnen. Erzherzog Maximilian (V 1618), ein jüngerer Bruder Kaiser Rudolfs II. (1576-1612), war neben Sigismund, dem Sohn des schwedischen Königs Johann III. (1568-1592) aus dem Hause Wasa, Kronprätendent in Polen. Als polnischer König wäre Maximilian Lehnsherr des Herzogs von Preußen, des nun weltlichen Nachfolgers des Hochmeisters, geworden. Es war dies damals der etwas schwachsinnige Herzog Albrecht Friedrich (15721618), über den sich auch die Verbindung zur Nachfolge der Hohenzollern in Preußen anbahnte, und für den der fränkische Markgraf Friedrich von Brandenburg als Administrator die Regierungsgeschäfte führte. Aber Maximilian wurde 1588 von den Schweden geschlagen und gefangen genommen, der nun als Sigismund III. (15871632) den polnischen Thron bestieg. Und hier liegen auch die Wurzeln für die polnisch-schwedischen Verwicklungen, die bis in die Tage König Karls XII. (16971718) zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Beziehungen zwischen den beiden Staaten bestimmen sollten. Die nun kommende weitere Entwicklung des Ordens ist für die deutsche Geschichte nicht mehr von allgemeinem Interesse. Der Vollständigkeit halber seien nur noch folgende kurze Angaben gemacht: Seit der Wahl des Erzherzogs Maximilian von Österreich im Jahre 1590 bis zur Auflösung des Ritterordens im Jahre 1923 durch Papst Pius XI. (1922-1938) haben fast nur habsburgische Prinzen die Hochmeisterwürde inne gehabt, die mehr und mehr zu einer „anständigen und ehrenvollen Versorgung“ für die Erzherzöge wurde. Dieser beschauliche Zustand des Ordens wurde 1701 noch einmal durch ebenso lärmende wie sinnlose Proteste des Hochmeisters, gemeinsam mit Papst Clemens XI. (1700-1721), gegen die Errichtung des Königreiches Preußen unterbrochen. Im Barock und Rokoko wurde die Residenz Mergentheim, ebenso wie die übrigen deutschen Klöster und Bischofssitze, mit prunkvollen Schloß- und Kirchenbauten ausgestattet. Sehr bald aber bekam der Spottvers des Volkes über die ziellose und mehr oder weniger nur mehr zum Selbstzweck vorhandene Betätigung der Ordensherren seine Richtigkeit: „Kleider aus, Kleider an, Essen, Trinken, Schlafen gan, ist die Arbeit, so die deutschen Herren han.“ In der französischen Revolution gingen die reichen Besitzungen des Ordens im Elsaß und in den Rheinbund-Staaten verloren, und der damalige Hochmeister Anton Viktor von Österreich (1804-1835) mußte 1809 seine Residenz Mergentheim aufgeben, die an Württemberg fiel. Auch ein Bürgeraufstand in Mergentheim zugunsten des Ordens konnte daran nichts ändern. Dem Orden verblieben nur seine Besitzungen in Österreich und die Ballei Utrecht. 1834 erfolgte durch den österreichischen Kaiser Franz I. (1806-1835) die Umwandlung des Ordens in ein „selbständiges, geistlich-militärisches Institut als kaiserlich unmittelbares Lehen“. Caritative Maßnahmen, vor allem die Krankenpflege, wurden nun, wie in seiner Gründungszeit vor über 650 Jahren im Heiligen Land, das Hauptaufgabengebiet des Ordens; Papst Pius VII. (1800-1823) genehmigte sogar die Aufnahme von Schwestern. Die kämpferische Tradition der alten Ordensritter führte das 1696 in den Türkenkriegen errichtete Regiment „Hoch- und Deutschmeister“, das spätere Infanterie-Regiment Nr.4, das „Wiener Hausregiment“, bis 1918 unverändert fort. Diese Tradition hat bei der Wehrmacht auch die Wiener 44. Infanteriedivision im Zweiten Weltkrieg ruhmvoll aufrechterhalten, die 1943 im Kessel von Stalingrad fast gänzlich am Feld der Ehre geblieben ist. Auch die Waffen-SS, der „Orden unter dem Totenkopf“, glich in Hierarchie, Selbstverständnis und mit seinen Ordensburgen sehr stark dem Aufbau der Ordensritter. Seit 1929 ist der Orden ein reiner Priesterorden mit dem Namen „Brüder des Deutschen Ordens St. Marien zu Jerusalem“ mit seelsorgerischer Tätigkeit und Jugendpflege, oder, wie es ein Kaplan der Ballei Oberetsch einmal sarkastisch ausgedrückt hat: „... ein armer Pfarrerverein mit einer großen historischen Vergangenheit!“ ----------------------------------------------------------------------- Ost- und Westpreussen als polnische Lehen bzw. als annektierte Gebiete (1525 bis 1772) Für die deutsche Geschichte bis auf den heutigen Tag haben aber jene Entwicklungen eine brennende, aktuelle Bedeutung, die durch den zweiten Thorner Frieden von 1466 ausgelöst wurden. Ostpreußen und Königsberg blieben bekanntlich als polnische Lehen in der Hand des Hochmeisters, wurde aber durch den notwendigen Schritt Albrechts von Brandenburg ein weltliches, vom König von Polen zu Lehen genommenes Herzogtum. Durch Erbschaft fiel es, immer noch als polnisches Lehen, 1618 an Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg (1608-1619). Erst seinem Enkel, dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1640-1688) gelang es mit äußerst geschickten und gewagten diplomatischen und militärischen Schachzügen, wobei er mehrmals die Fronten wechseln mußte, 1660 im Frieden von Oliva die polnische Lehenshoheit ganz abzuschütteln. Das deutsche Ostpreußen sollte nur wenige Jahrzehnte später dem neuen Königreich der Hohenzollern seinen mit der Geschichte des Deutschen Ordens so eng verbundenen Namen geben, und zwar am 18.Januar 1701. Ganz anders lagen die Dinge in dem späteren Westpreußen. Hier war aus Pommerrellen, dem Kulmer Land, dem Bistum Ermland und den wichtigen Städten Danzig, Elbing und Thorn 1466 ein besonderer Ständestaat mit eigenem Recht unter der Oberherrschaft des polnischen Königs gebildet worden. Polnische Adelige drängten sich aber in die Woiwodenstellen in Westpreußen und auf den Bischofssitz von Ermland. Trotz aller Versprechungen, Eide und Beschwörungen wurde auf dem Reichstag von Lublin am 18.Juni 1596 durch ein Dekret, welches einen glatten Rechtsbruch darstellte, dieses Gebiet dem polnischen Staat widerrechtlich vollkommen einverleibt. Die preußischen Stände mußten in Zukunft auf dem polnischen Reichstagen erscheinen. Noch vor Ende des 17.Jahrhunderts war auch auf den Landtagen Westpreußens, trotz aller Proteste von deutscher Seite, das Polnische die einzige Verhandlungssprache. Nur das Ermland und die drei alten Hansestädte Danzig, Elbing und Thorn konnten eine gewisse Selbständigkeit behaupten, die Danzig 1577, natürlich auch mit Waffengewalt, erfolgreich zu verteidigen wußte. Nach dem Aussterben der Jagellonen mit dem Tod König Sigismund II. im Jahre 1572 ging es mit der polnischen Stellung in Politik und Wirtschaft rapide bergab, eine Entwicklung, unter der auch die west-preußischen Gebiete wirtschaftlich schwer zu leiden hatten. Dazu kam für den polnischen Staat der wachsende Gegensatz mit dem alten Erbfeind Rußland auf geopolitischem und religiösem Gebiet. Polen mischte sich, freilich erfolglos, in Rußland in die Thronwirren ein, die nach dem Tode des Zaren Boris Gudunow (1598-1605) durch den von ihm unterstützten „falschen Demetrius“ entstanden (1605-1669), und besetzte sogar zeitweise Moskau. Die wachsende Unduldsamkeit des Katholizismus der Gegenreformation, vor allem durch den fanatischen Bischof von Ermland, Kardinal Stanislaus Hosius (15041579), und durch die Jesuiten, führte zu blutigen Zusammenstößen mit den Andersgläubigen, wie zum Beispiel anläßlich der Unruhen, die das erste „Thorner Blutgericht“ auslösten. Bei einer Fronleichnamsprozession des Jahres 1724 kam es in Thorn zu Ausein-andersetzungen zwischen Jesuitenzöglingen und deutschen Schülern des protestantischen Gymnasiums, wobei das Jesuitenkolleg bei wüsten Raufereien verwüstet wurde. Die polnische Regierung ließ daraufhin, obwohl der Sachse August der Starke (1697-1733) damals König von Polen war, in einem völlig ungesetzlichen Verfahren am 7.Dezember 1724 den Stadtpräsidenten Rößner und neun weitere deutsche Bürger, trotz Einspruchs des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. (1713-1740), der die Interessen der Evangelischen vertrat, kurzerhand enthaupten. Polen war seit dem Jahre 1572 offiziell eine Wahlmonarchie, d.h., daß das Königtum nicht vererbbar war, sondern der König vom Reichstag bestimmt wurde. Also lag in Wirklichkeit alle Macht beim Reichstag bei den etwa 30 altadeligen Familien, die ungeheuren Landbesitz ihr Eigen nannten. Seit 1652 konnte jeder einzelne Angehörige des polnischen Reichstages Beschlüsse der Regierung oder Gesetzesanträge durch sein Veto zu Fall bringen. Ein ordnungsgemäßes Regieren war daher nicht mehr möglich. Polen hatte, längst, noch vor den „Teilungen“, praktisch als Staat aufgehört zu bestehen. In Europa ging der Spottvers um, daß dort, bei der „polnischen (Sau) Wirtschaft“, auch dieser Begriff kam damals auf, eine „durch Bürgerkrieg gemäßigte Anarchie herrsche!“ Polen hatte sich durch seine rücksichtslose Expansionspolitik, der auch der Deutsche Orden zum Opfer gefallen war, an allen seinen Grenzen Feinde geschaffen. Im Osten war es der alte Erbfeind Rußland, im Norden Schweden, und auch das Verhältnis zu Habsburg war manchen schweren Belastungen ausgesetzt. Dazu kam im Südosten, vom 15. bis ins 18. Jahrhundert, die ständige Türkengefahr, die man mit Hilfe deutscher Söldner zu bannen versuchte. Den Gebietserwerbungen durch die Zerschlagung des Ordensstaates standen große Landverluste an seine Gegner an allen Fronten gegenüber, wie der Schwarzmeerküste 1475, der Moldau 1512 und des Gebietes zwischen Cherson und Odessa 1526, von Livland und Riga 1621, der Südukraine und Kiew 1654, Ostpreußen 1660, Smolensk 1667 und Podolien 1672. Die Zustimmung für die Erwerbung neuer Gebiete mußte von König seit dem Ende des 14. Jahrhunderts laufend mit der Erteilung von Privilegien an den beutegierigen Adel erkauft werden. Die Macht des Königtums ging ständig zurück, Polen wurde zum Objekt ausländischer Mächte, die sich nach Wunsch und Bedarf die Stimmen des Adels erkauften. Der Bauernstand wurde völlig entrechtet, das ehemals deutsche und kulturell wichtige Bürgertum zur Bedeutungslosigkeit herabgedrückt, und Fraktionen von mächtigen Adelsfamilien erlangten letztlich den ausschlaggebenden Einfluß im Staate. Nach dem Tode König Augusts III. im Jahre 1763 setzte es die Zarin Katharina II. (1762-1796) mit Bestechung und Gewalt - russische Truppen standen schon seit über fünfzig Jahren ständig in Polen - durch, daß ihr Günstling, Stanislaus Poniatowski 1764 zum polnischen König gewählt wurde. Als dieser verschiedene, von der Zarin gewünschte Maßnahmen durchzusetzen versuchte, so besonders die rechtliche Gleichstellung der Orthodoxen mit den Katholiken, kam es wieder einmal zum Bürgerkrieg. Ein Teil des polnischen Adels schloß sich in der Konföderation von Bar in Podolien zur Wahrung der katholischen Vorrechte und zur Eindämmung des russischen Einflusses bei Hofe am 24.Feber 1768 zusammen und veranlaßte den alten Feind des Christentums, die Türkei, Rußland den Krieg zu erklären. Der Konföderation von Bar stand die von Radom (1767) unter Führung von Karl Radziwill, dem Paladin von Wilna (1734-1790), die auf russische Hilfe angewiesen war, gegenüber. Schon 1740 hatte Stanislaus Leszczynski Friedrich dem Großen die Abtretung Westpreußens als Preis für die Unterstützung seiner Thronkandidatur angeboten, was der Preußenkönig aber mit Rücksicht auf Rußland ablehnte. Jetzt, 29 Jahre später, wünschte Poniatowski, daß Kaiser Josef II. (1765-1790) zur Unterdrückung eines Adelsaufstandes die Zips besetzen sollte. Katharina wollte nun ihren schon lange gehegten Plan einer vollkommenen Aufteilung Polens durchführen, wozu sie, um einen europäischen Krieg zu vermeiden, aber die Unterstützung von Österreich und Preußen brauchte. Die Entwicklung der Verhältnisse im Osten von den Teilungen Polens seit 1772 bis zur Gegenwart In den Petersburger Verträgen vom 5.August 1772 wurde die erste Teilung Polens festgelegt. Den Löwenanteil bekam Rußland durch die Inbesitznahme von Weißruthenien mit der Hauptstadt Witebsk, Österreich erhielt ganz Galizien mit der Hauptstadt Lemberg, und schließlich Friedrich der Große Westpreußen, allerdings ohne Danzig, Thorn und das Ermland. Der preußische Anteil betrug 35.000 km² und damit nur 16,3 % des Polen damals entrissenen Gebietes. Für Preußen war der Erwerb dieser dem Deutschen Orden 1466 geraubten Länder lebensnotwendig, weil sie endlich eine Landverbindung zwischen Ostpreußen und Brandenburg gewährleisteten. Es handelte sich hier, und das kann nicht oft genug betont werden, um uraltes, von Deutschen erschlossenes Ordensgebiet, das sich Polen widerrechtlich auf dem Lubliner Reichstag von 1569 einverleibt hatte. Der größte Teil der etwa 600.000 zu Preußen gekommenen Einwohner war daher zweifelsfrei deutsch-stämmig. Es muß immer wieder darauf hingewiesen werden, daß der Teilungsplan allein von Rußland ausging, das auch später, nach der völligen Aufteilung Polens 1795, 80% von dessen ursprünglichen Staatsgebiet besaß. In der europäischen Öffentlichkeit wurde vor allem die erste Teilung Polens eher mit Gelassenheit hingenommen; man lebte ja in der Zeit des mehr oder weniger aufgeklärten Absolutismus, und nationalstaatliche Erwägungen, die dann später das 19. und das 20. Jahrhundert beherrscht haben, kannte man noch nicht. Außerdem war Polen selbst, mit seinen Weißruthenen, Westukrainern, Deutschen, Litauern und khasarischen Juden, alles andere als ein Nationalstaat gewesen! So sandte Voltaire (1694-1778) Friedrich dem Großen seine Glückwünsche wegen dessen klugen Verhaltens, und es war die offene Meinung vieler Staatsmänner dieser Zeit, daß Europa durch die Teilung vor einem großen Krieg bewahrt worden sei. Die Polen selbst, besonders der völlig rechtlose und unterdrückte Bauernstand, zeigten sich äußerst wenig von den Ereignissen berührt, der Adel beklagte natürlich die Beschneidung mancher nun unhaltbarer Vorrechte. Die Bewohner der nun an Preußen gefallenen Gebiete haben die Teilung fast ausnahmslos begrüßt, wurden sie doch jetzt mit den Deutschen gleichgestellt, die furchtbare Leibeigenschaft unter der polnischen Herrschaft wurde wesentlich gemildert, die religiösen Bekenntnisse tolerant behandelt, aber in keiner Weise mehr unterdrückt, und der allgemeine Schulunterricht eingeführt, was der polnische Reichsrat noch kurze Zeit vorher ausdrücklich verboten hatte. Sehr viele der heutigen Machthaber, vor allem im Osten und in Polen selbst, könnten daraus lernen, daß Friedrich der Große von seinen deutschen Beamten und Lehrern, von denen 187 sofort nach Westpreußen versetzt wurden, ausdrücklich die Beherrschung der polnischen Sprache verlangt hat. Die wirtschaftliche Lage in Westpreußen war 1772 wahrhaft katastrophal. Man lese nur nach, was der Kulturhistoriker Gustav Freytag (1811-1895) in seinem Werk „Die Ahnen“ über die damaligen Verhältnisse geschrieben hat: „Die Städte lagen in Trümmern wie die meisten Höfe des Flachlandes. Bromberg, die deutsche Stadt, fanden die Preußen in Schutt und Ruinen, Kulm hatte sich aus alter Zeit seine wohlgefügten Mauern und die stattlichen Kirchen bewahrt, aber in den Straßen ragten die Hälse der Hauskeller über das morsche Holz und die Ziegelbrocken der zerfallenen Gebäude hervor, ganze Straßen bestanden nur aus solchen Kellerräumen, in denen die Bewohner elend hausten. Von den 40 Häusern des großen Marktplatzes hatten 28 keine Türen, keine Dächer, keine Fenster und keine Eigentümer. Wer einem Dorf nahte, der sah graue Hütten und zerrissene Strohdächer auf kahler Fläche ohne einen Baum, ohne einen Garten, nur die Sauerkirschbäume waren altheimisch. Die Häuser waren aus hölzernen Sprossen erbaut, mit Lehm ausgeklebt; durch die Haustür trat man in die Stube mit großem Herd ohne Schornstein, Stubenöfen waren unbekannt. Selten wurde ein Licht angezündet, nur der Kienspan erhellte das Dunkel der langen Winterabende. Das schmutzige und wüste Volk lebte von Brei aus Roggenmehl, oft nur von Kräutern, die sie als Kohl zur Suppe kochten, von Heringen und Branntwein, dem Frauen wie Männer unterlagen. Brot wurde nur von den Reichsten gebacken. Es war in der Tat ein verlassenes Land, ohne Zucht, ohne Gesetz, ohne Herren; es war eine Einöde.“ Die zweite und die dritte Teilung Polens in den Jahren 1793 und 1795, bei der es neben der Erwerbung von Thorn und Danzig für Preußen um die Verhinderung eines weiteren Einbruchs des Zarenreiches in Ostmitteleuropa ging, waren einerseits durch den unersättlichen Machthunger Moskaus, andererseits durch die weiter katastrophalen innenpolitischen Zustände in Polen beschleunigt worden. Sie löschten diesen Staat, trotz einer im letzten Augenblick gegebenen moderneren Verfassung, die auf den Grundprinzipien der französischen Revolution beruhte, und trotz tapferer Gegenwehr unter General Thaddäus Kosciuszko (1746-1817) in der Endphase der Jahre 1792 bis 1794, für über 120 Jahre von der Landkarte. Die Reformen der Verfassung von 1791, die endlich das „liberum veto“ und das Recht des Adels auf Konföderationen abschafften, den Bürgerstand für gleich- und wahlberechtigt erklärten, sich aber nicht an die Aufhebung der Bauern wagten, kamen um Jahrzehnte zu spät und konnten so das Ende nicht mehr verhindern. Im Wiener Kongreß von 1815 verlor Preußen die bei der zweiten und dritten Teilung Polens erworbenen fremdvölkischen Gebiete zum größten Teil wieder an Rußland. Das auf diesem gesamteuropäischen (Wiener)-Kongreß geschaffene, und mit Rußland in Personalunion verbundene „Kongreßpolen“, das zudem nach einem Aufstand im Jahre 1831 seine geringfügigen Autonomierechte wieder völlig verlor, änderte nichts an dem Zustand, daß die Polen keinen eigenen Staat mehr besaßen. Sie haben nie aufgehört gegen das ihnen bei der zweiten und dritten Teilung zugefügte, aber nicht ganz unverschuldete Unrecht Sturm zu laufen. Ihre Empörungen richteten sich dabei folgerichtig zunächst gegen ihren alten nationalen und konfessionellen Erbfeind Rußland. Preußen wurde nur durch seine enge politische Bindung zu Rußland in die Niederschlagung der verschiedenen polnischen Aufstandsversuche , so besonders in Jahre 1863, mit hineingezogen. Der erste große Polenaufstand von 1831, der sich in Kongreßpolen gegen Moskau richtete, fand in weiten Kreisen des deutschen Bürgertums des Biedermeier volle moralische Unterstützung, als eine große Zahl politisch Verfolgter Polen nach Deutschland flüchtete. Der beste Beweis sind die „Polenlieder“ Heines, Herweghs und Freiligraths, oder die Gedichte von Platen („Vermächtnis der sterbenden Polen an Deutschland“) und von Nikolaus Lenau („Am Jahrestag der unglücklichen Polenrevolution“). Das Bild des „edlen, unglücklichen Polen“ war damals wie heute wieder, trotz der haarsträubenden Ereignisse der Zwischenkriegszeit und 1945, deutsches Allgemeingut. Auch ist sicher von Interesse, wie Goethe kurz vor seinem Tode unter dem Eindruck des Aufstandes von 1831 die polnischen Teilungen beurteilte. Am 1.Januar 1832 verteidigte er in einem Gespräch mit dem Weimarer Kanzler Friedrich von Müller (1779-1849) sehr lebhaft die Politik Preußens bei den polnischen Teilungen: „Die Polen wären doch untergegangen, mußten nach ihrer ganzen verwirrten Sinnesweise untergehen. Sollte Preußen dabei mit leeren Händen ausgehen, während Rußland und Österreich zugriffen?“ Mit dem aufkommenden Panslawismus, mit der strikten Ablehnung des BismarckReiches und dem Kulturkampf und seit der russisch-deutschen Verstimmung nach dem Berliner Kongreß 1778 wegen der Dardanellenfrage, ferner, angefacht durch die viel zu späte und manchmal nicht sehr gewandte deutsche Ansiedlungspolitik um 1900, bei der die Deutschen in Posen und Pommerellen nur wenig Erfolg hatten, weil die dortigen Polen geburtenstärker und damit eher in der Lage waren, durch eine geschicktere Politik freiwerdende Güter zu erwerben, verschob sich das Verhältnis zwischen den beiden Völkern grundlegend. Die von den Polen wegen der Teilungen immer wieder betonte Schuld wurde nun in vollkommen unberechtigter Weise Preußen-Deutschland allein angelastet. Daran änderte sich auch nichts, als im Ersten Weltkrieg, am 5.November 1916, ein selbständig werden sollendes Königreich Polen von Deutschland und Österreich geschaffen wurde. Die Stimmung in Polen war zunächst geteilt: Josef Pilsudski (1867-1935) kämpfte anfangs, von 1914 bis 1916, mit seiner polnischen Legion auf österreichischer Seite, ging aber dann 1917 zu den Alliierten über. Mit dem unglücklichen Ausgang des Krieges war auch das Schicksal des soeben gegründeten Königreiches Polen entschieden. Es entstand unter Pilsudkis Führung, der übrigens gar kein Pole, sondern ein in Zulowo bei Wilna geborener Litauer war, die Republik Polen, die unter französischem Patronat die mittelalterliche Raubpolitik von 1466 bis 1569 in verstärktem Maße fortsetzte und mit der Schaffung des „Polnischen Korridors“ durch uraltes deutsches Gebiet den Zündstoff und den Ausschlag für den Zweiten Weltkrieg schuf. (Korridorfrage). Wiederum mußte sich der polnische Staat zunächst eines Angriffs des nun kommunistischen Rußlands im Jahre 1920 erwehren, diesmal erfolgreich mit massiver französischer Unterstützung. Aber das Verhältnis zwischen Polen und Deutschland verschlechterte sich wegen des völkerrechtswidrigen Gebietsraubes großer deutscher Gebiete nach dem Ersten Weltkrieg - entgegen den klaren Abstimmungsergebnissen in Westpreußen und dem industriell so wichtigen Oberschlesien - den die Weimarer Republik nie anerkannt hat, laufend, nur unterbrochen von der kurzen Phase des Nichtangriffs- und Freunschaftspaktes zwischen Hitler und Pilsudski in den Jahren 1934/35. Das schlechte deutsch-polnische Verhältnis fand im letzten Krieg, in den Polen in größenwahnsinniger Verblendung und bewußt irregeleitet - weil England es nicht von dem durch Verrat bekannt gewordenen deutsch-russischen Angriffspakt vom 23.August 1939, der für Polen einen aussichtslosen Zweifrontenkrieg bedeutete, unterrichtet hatte - und nach Ablehnung der äußerst maßvollen und vernünftigen deutschen Vorschläge zur Lösung der Korridorfrage hineintaumelte, den ersten, und in den unhaltbaren Verhältnissen nach 1945 seinen absoluten Höhepunkt. Was dem deutschen Volk von Polen, auch wenn die treibende Kraft das kommunistische Rußland war, das Polen selbst 1945 große Teile seines ehemaligen Staatsgebietes im westlichen Weißruthenien um Pinsk und in der Westukraine mit Lemberg bei zugegeben sehr unübersichtlichen Bevölkerungsverhältnissen entriß, um es dann auf Deutschlands Kosten im Westen rücksichtslos zu „entschädigen“, an Raub, Vertreibung von über 14 Millionen Menschen, wovon weit über zwei Millionen die brutale Vertreibung nicht überlebten, und millionen-fachen Völkermord angetan wurde, ist auch heute, nach nunmehr fast sechs Jahrzehnten, den Völkern noch bewußt. Auch wenn Deutschland jetzt mit Hilfsgütern jeder Art sich für dieses Polen einsetzt, dessen glücklose Bevölkerung ein Opfer ihres blinden Chauvinismus und der Mißwirtschaft des früher kommunistischen Systems geworden ist, dessen Auswirkungen wahrscheinlich noch Jahrzehnte andauern werden. Zu den Verbrechen fügte und fügt noch heute die polnische Propaganda massiv den Hohn, wenn sie die furchtbare Vertreibung zu einem „Wegziehen der wenigen nach dem Rückzug der Deutschen Wehrmacht noch verbliebenen Deutschen“ schamlos verfälscht. Nachwort und Ausklang Die Geschichte des deutschen Ritterordens, durch die auch das Verhältnis zu unseren östlichen Nachbarn entscheidend mitbestimmt wurde, führt, von den tagen der Sachsenkaiser und Staufer an, durch bald neun Jahrhunderte deutscher und europäischer Entwicklung. Höhen und Tiefen, Treue und Pflichterfüllung bis in den Tod und unheilvoller Verrat an der Gemeinschaft oder schändliche Gleichgültigkeit treten in den verschiedenen geschichtlichen Epochen als Gegenpole des deutschen Volkscharakters auf. Aber wohl einzigartig blieben die Leistungen deutscher Ritter und Bauern als Siedler, die trotz aller Härte, nicht nur mit dem Schwert, sondern in erster Linie mit dem Pflug und der Maurerkelle schon im 13. und 14. Jahrhundert aus Wildnis und Einöde einen in vielem modern anmutenden Staat, allen Widerständen zum Trotz, aufgebaut haben, der nicht von ungefähr eine der Keimzellen des späteren Preussens und damit des Deutschen Reiches wurde. Der unglückliche Ausgang des letzten Krieges hat Deutschland diese wertvollen Provinzen entrissen und seine Bewohner unter furchtbarsten Verlusten und Entbehrungen ins Altreich zurückgetrieben, aus dem sie vor mehr als sieben Jahrhunderten, als gesuchte Bauern und Handwerker gerufen, gekommen waren. Das deutsche Volk sollte aber stolz sein auf die Leistungen ihrer Vorväter im Osten, mögen sie auch teilweise unter weltanschaulichen Voraussetzungen erfolgt sein, die heute nicht mehr die unseren sind. Es sollte aber nie vergessen werden, dass das alte Ordensland Preussen Deutschland und der Welt Geister von der Grösse eines Nikolaus Kopernikus, eines Johann Gottfried Herder, eines Immanuel Kant, eines Max von Schenkendorf, eines Lowis Corinth und einer Agnes Miegel geschenkt hat. Das deutsche Volk darf nie vergessen, auch wenn jetzt alles wieder düster und hoffnugslos aussieht, dass von seiner eigenen Haltung die zukünftige Entwicklung zwischen den beiden Völkern abhängt. Polen steht vielleicht wieder vor einem drohenden Abgrund, wie nicht zum ersten Mal in seiner Geschichte, die in Zukunft vielleicht wieder von dem Verhalten Russlands bestimmt wird. Aber wie die Zukunft sich auch entwickeln mag, Polen muss endlich einsehen, dass Unrecht auf Dauer keine Plattform für eine ehrliche Verständigung zwischen zwei Völkern sein kann. Mit offensichtlich völlig unwahren und entstellten Behauptungen, wie sie vor einigen Jahren die deutsch-polnische Kommission für „Schulbuch-Empfehlungen“ für die geschichtliche Erziehung an deutschen und auch österreichischen Schulen fordert, gerade auch was die Leistungen des Deutschen Ordens betrifft, der ja schliesslich von den Polen selbst ins Land gerufen wurde, um Probleme zu lösen mit denen sie selbst nicht fertig wurden, dient man nie und nimmer dem Frieden und der Verständigung. Dauerhaften Frieden und Freundschaft zwischen den Völkern kann es nur und ausschliesslich auf der Grundlage geschichtlicher Wahrheit geben. 8888888888888888888888888888888888888888 Die Hochmeister des Deutschen Ordens 1198 bis 1291 Sitz in Akkon in Palästina 1198-1200 Hermann Walpoto 1200-1206 Otto von Kerpen 1206-1210 Heinrich (oder Hermann) Bart 1210-1239 Hermann von Salza 1239-1240 Konrad von Thüringen 1241-1244 Gerhard von Malberg 1244-1249 Heinrich von Hohenlohe 1249-1253 Günther von Schwarzburg 1253-1257 Poppo von Osterna 1257-1274 Anno von Sangerhausen 1274-1282 Hartmann von Heldrungen 1282-1290 Burkhard von Schwanden 1291 bis 1309 Sitz in Venedig 1290-1296 Konrad von Feuchtwangen 1297-1303 Gottfried von Hohenlohe 1303-1311 Siegfried von Feuchtwangen 1309 bis 1457 Sitz auf der Marienburg 1311-1324 Karl von Trier 1324-1330 Werner von Orselen 1331-1335 Luther von Braunschweig 1335-1341 Dietrich von Altenburg 1342-1345 Ludolf König 1345-1351 Heinrich Dusemer von Arfberg 1351-1382 Winrich von Kniprode 1382-1390 Konrad Zöllner von Rothenstein 1391-1393 Konrad von Wallenrod 1393-1407 Konrad von Jungingen 1407-1410 Ulrich von Jungingen 1414-1422 Michael Küchmeister von Sternberg 1422-1441 Paul von Rußdorf 1441-1449 Konrad von Erlichshausen 1450-1467 Ludwig von Erlichshausen 1457 bis 1525 Sitz in Königsberg 1469-1470 Heinrich Reuß von Plauen 1470-1477 Heinrich von Richtenberg 1477-1489 Martin Truchseß von Wetzhausen 1489-1497 Hans von Tiefen 1498-1510 Herzog Friedrich von Sachsen 1511-1525 Markgraf Albrecht von Brandenburg 1525 bis 1809 Sitz in Mergentheim 1526-1543 Walter von Cronberg 1543-1566 Wolfgang Schutzbar Milchling 1566-1572 Georg Hund von Wenkheim 1572-1590 Heinrich von Bobenhausen 1591-1618 Maximilian von Österreich 1619-1625 Karl von Österreich 1625-1627 Johann Eustach von Westernach 1627-1641 Johann Kaspar von Stadion 1641-1662 Leopold Wilhelm von Österreich 1662-1664 Karl Joseph von Österreich 1664-1684 Johann Kaspar von Amerongen 1684-1694 Ludwig Anton von Pfalz-Neuburg 1694-1732 Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg 1732-1761 Clemens August von Bayern 1761-1780 Karl Alexander von Lothringen 1780-1801 Max Franz von Österreich 1801-1804 Karl Ludwig von Österreich Seit 1809 Sitz in Wien 1804-1835 Anton Viktor von Österreich 1835-1863 Maximilian Joseph von Österreich 1863-1894 Wilhelm von Österreich 1894-1923 Eugen von Österreich 1923-1893 Norbert J. Klein 1933-1936 Paul Heider 1936-1948 Robert Schälzky 1948-1970 Dr. Marianus Tumler seit 1970 Ildefons Pauler Verwendetes Schriftgut Baigent/Leigh Der Tempel und die Loge Blunck Wolter von Plettenberg Fink Friedrich II., der Staufer Freytag Die Ahnen Gerlach Nur der Name blieb Greil Slawenlegende Herre Nation ohne Staat Holtzmann Geschichte der sächsischen Kaiserzeit Leitner Allgemeine Geschichte Löns Der Werwolf Meyer Das Memelland Runciman Die Kreuzritter Schuchert Kirchengeschichte Spengler Preussentum und Sozialismus Suchenwirth Deutsche Geschichte von Treitschke Das Ordensland Preussen Wassermann Unter polnischer Verwaltung An dieser Stelle bedanke ich mich noch bei meinen Kollegen und Verbandsbrüder der Universitäten Wien, Graz und München, die mir zum Zustandekommen dieses kurzen Kompendiums wertvolles Material zur Verfügung gestellt haben, recht herzlich. Edmund