Fundamental-Konstanten der Atomphysik im internationalen Einheitensystem (SI) Nach: Handbook of Chemistry and Physics, 1977/78 = 4n . 10 - 7 Ys A - 1 m - 1 Induktionskonstante 110 Influenzkonstante = 1,256637·1O- 6 YsA- 1 m- 1 eo = (110C 2 )-1 Lichtgeschwindigkeit Boltzmann-Konstante Faraday-Konstante Elementarladung Elektron-Ruhemasse 8,85418·10- 12 Asy- 1 m- 1 c = 2,99792458.10 8 ms- 1 k = 1,380662·10- 23 JK- 1 F = 9,648455.10 4 C mol- 1 e = 1,6021892.10- 19 C rno = 9,109534.10- 31 kg Spez. Elektronenladung --= = Protonen-Ruhemasse Planck'sche Konstante Rydberg-Konstante Bohrscher Radius Bohrsches Magneton Kernmagneton Compton-Welleniange, Elektron F einstruktur-Konstante e 1,7588047.10 11 Ckg- 1 rno rnp = 1,6726485.10- 27 kg h = 6,626176.10- 34 Js h = h/2n = 1.0545887 ·10- 34 Js Roo = 1,097373177 .10 7 m- 1 ao = 0,52917706·10- 1 °m I1B = 9,274078·1O- 24 Am 2 11K = 5,050824.10- 27 Am 2 Ae = 2,4263089.10- 12 lJl rx = 7,2973506.10- 3 Energie-Urnrechnungstabelle s. hintere Einbandinnenseite H. Haken H. C. Wolf Atom-und Quantenphysik Eine Einfuhrung in die experimentellen und theoretischen Grundlagen Mit 228 Abbildungen Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York 1980 Professor Dr. Hermann Haken Institut flir Theoretische Physik, Universitat Stuttgart Pfaffenwaldring 57, 7000 Stuttgart 80 Professor Dr. Hans Christoph Wolf Physikalisches Institut, Universitat Stuttgart Pfaffenwaldring 57, 7000 Stuttgart 80 TSBN-13: 978-3-540-09889-8 e-ISBN-13: 978-3-642-96555-5 DOT: 10.1007/978-3-642-96555-5 CIP-KurztiteIaufnahme der Deutschen Bibliothek H aken, Hermann: Atom- und Quantenphysik: Eine EinfUhrung in die experimentellen und theoretischen GrundlagenjH. Haken; H.C. Wolf. Berlin, Heidelberg, New York: Springer, 1980 ISBN-I3: 978-3-540-09889-8 NE: Wolf, Hans Christoph Das Werk ist urheberrechtlich geschiitzt. Die dadurch begriindeten Rechte, insbesondere die der Ubersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder ahnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Bei VervieIniitigungen fUr gewerbliche Zwecke ist gemaB §54 UrhG eine Vergiitung an den Verlag zu zahlen, deren Hohe mit dem Verlag zu vereinbaren ist. © by Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1980 Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1980 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Buche berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB solche Namen im Sinne der Warenzeichenund Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden diirften. 2153/3130-543210 Vorwort In jedem modernen Lehrplan des Studiums der Physik, aber auch benachbarter Flicher, wie etwa der Chemie, nimmt der Kurs tiber Atome und Quanten eine Schltisselstellung ein. Dies beruht vornehmlich auf zwei Grtinden. Historisch gesehen brachte die Atomund Quantenphysik eine Wende im physikalischen Denken gegentiber den Vorstellungen der klassischen Physik. Sie fUhrte zu vollig neuen physikalischen Denkweisen, die in revolutionarer Weise tiber die der klassischen Physik hinausgingen. Damit beruht unser heutiges physikalisches Weltbild ganz wesentlich auf der Atom- und Quantenphysik. Zum anderen bildet die Physik der Atome und Quanten die Grundlage fUr viele moderne Gebiete der Physik und der Chemie. Erwahnt seien die Molektilphysik sowie besonders die Festkorperphysik mit ihren ungezahlten wichtigen Anwendungen in der Nachrichten- und Computertechnik. Die Erkenntnisse der Atom- und Quantenphysik bilden die Grundlage der Kernphysik und dienen sogar als Vorbild fUr die modernen Vorstellungen der Elementarteilchenphysik. Die in der Atom- und Quantenphysik entwickelten Arbeitsmethoden und Denkweisen haben zu vielen physikalisch-technischen Anwendungen geftihrt, von denen der Laser,jene bertihmte neuartige Lichtquelle, nur ein besonders bekanntes Beispiel ist. Die moderne Chemie ware ohne die grundsatzlichen Erkenntnisse der Atom- und Quantenphysik tiber die Natur der chemischen Bindung undenkbar. Die Atom- und Quantenphysik ist ein besonders schones Beispiel fUr die enge Verzahnung von experimentellen Befunden und theoretischer Durchdringung. Es ist in der Tat faszinierend zu sehen, wie die experimentellen Befunde die Physiker zwangen, immer ktihnere Vorstellungen und Gedankengebaude zu errichten, die wiederum zu ganz neuartigen experimentellen Untersuchungen und technischen Anwendungen fUhrten. Wir hoffen, daB es uns in diesem Lehrbuch gelungen ist, diese Wechselwirkung von Experiment und Theorie herauszuarbeiten. Bei der Abfassung dieses Lehrbuchs kam uns zustatten, daB wir an der Universitat Stuttgart seit vielen lahren Voriesungen tiber Atom- und Quantenphysik abhalten konnten, wobei wir die Voriesungen, die von einem Experimentalphysiker und einem Theoretiker gehalten wurden, aufeinander abstimmten. Wie sich immer deutlicher zeigt, gentigt es in der Physik nicht, dem Studenten nur eine Anhaufung von Tatsachenmaterial zu vermitteln. Vielmehr muB der Student lernen, dieses nach einheitlichen Gesichtspunkten zu ordnen und theoretisch zu durchdringen. Auch insofern stellt dieses vorliegende Lehrbuch ein Novum dar, als es auf eine eingehende theoretische Durchdringung des Stoffes Wert legt. Wesentlicher Gesichtspunkt bei der Abfassung dieses Lehrbuchs war es, die wichtigen Grundtatsachen herauszuschalen und allen tiberfltissigen Ballast beiseite zu lassen. Ferner leg ten wir groBen Wert darauf, den Leser sorgfaltig an die Dariegung der theoretischen Methoden und deren Grundbegriffe heranzufUhren, wobei ihm die Moglichkeit geboten wird, auch in die theoretische Problematik tiefer einzudringen. Wir bemtihten uns, mit moglichst geringen Voraussetzungen auszukommen. Daher wendet sich dieses Lehrbuch an Studierende der Facher Physik, Chemie und Mathematik ab 3. Semester. Wir hoffen, daB die Lekttire dieses Buches den Studenten VI Vorwort das gleiche Vergniigen bereitet, wie wir es bei den Harem unserer Vorlesungen erfahren konnten. Zur Lektiire dieses Buches geben wir noch einige erlauternde Hinweise. Sowohl bei der Darlegung des theoretischen als auch experimentellen Teils haben wir uns in groben Ziigen an die historischen Entwicklungslinien angelehnt, da wir glauben, daB der Stoff so am verstandlichsten dargebracht werden kann. Natiirlich haben wir dies nicht vollig starr durchgefUhrt, sondern uns dabei auch nach padagogischen Gesichtspunk ten gerichtet. Bei den theoretisch orientierten Kapiteln haben wir mit Absicht auch anspruchsvollere Abschnitte aufgenommen, damit der Leser, der in die Tiefe dringen will, einen abgerundeten Lehrstoff vorfindet. Derartige Kapitel haben wir mit einem Stern bezeichnet. Sie konnen, ohne daB das Verstandnis des gesamten Buches darunter leidet, bei einer ersten Lektiire auch iiberschlagen werden. 1m AnschluB an die allgemeine Entwicklung haben wir im gesamten Buch einheitlich das praktische MaBsystem verwendet. Damit wird auch den Studenten der AnschluB an ihre in den Grundvorlesungen erworbenen Kenntnisse erleichtert. Bei der kritischen Durchsicht des Manuskriptes war die konstruktive Hilfe der Herren Prof. Dankward Schmid, Dr. Jost U. von Schutz, Dipl.-Phys. Karl Zeile und Dr. Helmut Auweter sehr wertvoll. Die Zeichnungen wurden von Frl. S. Schmiech und Herm Dipl.-Phys. H. Ohno angefertigt. Die umfangreichen Schreibarbeiten fUhrten iiberwiegend Frau V. Funke und Frl. H. Dohmen aus. Ihnen allen sei fUr ihre wert volle Hilfe sehr herzlich gedankt. Oem Springer-Verlag, insbesondere den Herren Dr. H. Latsch und K. Koch dank en wir fUr die stets ausgezeichnete Zusammenarbeit. Stuttgart, im Mai 1980 H. Haken H. C. Wolf Inhaltsverzeichnis Liste der wichtigsten verwendeten Symbole. . . . . . . . . . . . . . . . . XIII 1. Einleitung 1.1 Klassische Physik und Quantenphysik 1.2 Kurzer historischer Oberblick 2. Masse und Gro8e des Atoms 2.1 Was ist ein Atom? . . . . . . . . . 5 ......... 5 2.2 Bestimmung der Masse 2.3 Methoden zur Bestimmung der Loschmidt-Zahl 7 2.3.1 Elektrolyse . . . . . . . . . 7 7 2.3.2 Gas- und Boltzmann-Konstante . . . . 2.3.3 Rontgenbeugung an Kristallen . . . . . 8 2.3.4 Messung mit Hilfe des radioaktiven Zerfalls 9 10 2.4 Bestimmung der GroBe des Atoms. . . . . 2.4.1 Anwendung der kinetischen Gastheorie . . 10 2.4.2 Der Wirkungsquerschnitt . . . . . . . . 11 2.4.3 Experimentelle Bestimmung von Wirkungsquerschnitten 14 2.4.4 Bestimmung der GroBe von Atomen aus dem Kovolumen 15 2.4.5 GroBe von Atomen aus Messungen der Rontgenbeugung an Kristallen 16 2.4.6 Kann man einzelne Atome sehen? . . . . . . . . . . . . . . . . 21 3. Die Isotopie 3.1 Das Periodische System der Elemente 3.2 Massenspektroskopie . . . . . . . 3.2.1 Parabelmethode . . . . . . . 3.2.2 Verbesserte Massenspektrometer 3.2.3 Ergebnisse der Massenspektroskopie 3.2.4 Moderne Anwendungen der Massenspektrometer 3.2.5 Isotopentrennung . . . . . . . . . . . . . 25 27 27 30 32 32 33 4. Kernstruktur des Atoms 4.1 Durchgang von Elektronen durch Materie . . . . . . . . . 4.2 Durchgang von a-Teilchen durch Materie (Rutherford-Streuung) 4.2.1 Einige Eigenschaften von a- Teilchen 4.2.2 Streuung von a-Teilchen in einer Folie. . . 4.2.3 Ableitung der Rutherfordschen Streuformel 4.2.4 Experimentelle Ergebnisse 4.2.5 Was heif3t Kernradius? . . . . . . . . . 35 37 37 38 39 44 45 VIII Inhaltsverzeichnis 5. Das Photon 5.1 Licht als Welle 5.2 Die Temperaturstrahlung. . . . . . . . . . . . 5.2.1 Spektrale Verteilung der Hohlraumstrahlung . 5.2.2 Die Plancksche Strahlungsformel . . . . . . 5.2.3 Ableitung der Planckschen Formel nach Einstein 5.3 Der Photoeffekt (Lichtelektrischer Effekt) . 5.4 Der Comptoneffekt . . . . . . . . . . 5.4.1 Experimente. . . . . . . . . . . 5.4.2 Ableitung der Comptonverschiebung 47 49 49 52 53 56 59 59 60 6. Das Elektron 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 Erzeugung freier Elektronen GroBe des Elektrons. . . . Die Ladung des Elektrons . Die spezifische Ladung elm des Elektrons . Das Elektron als Welle. . . . . . . . . 65 65 66 67 70 7. Einige Grundeigenschaften der Materiewellen 7.1 7.2 7.3 7.4 7.5 Wellenpakete. . . . . . . . . . . Wahrscheinlichkeitsdeutung . . . . Die Heisenbergsche Unscharferelation Die Energie-Zeit-Unscharferelation . Einige Konsequenzen aus der Unscharferelation fUr gebundene Zustande 8. Das Bohrsche Modell des Wasserstoff-Atoms 8.1 Spektroskopische Vorbemerkungen. . . 8.2 Das optische Spektrum des Wasserstoff-Atoms 8.3 Die Bohrschen Postulate . . . 8.4 Einige quantitative Folgerungen 8.5 Mitbewegung des Kerns. . . 8.6 Wasserstoff-ahnliche Spektren . 8.7 Myonen-Atome . . . . . . . 8.8 Anregung von Quantensprlingen durch Stol3 8.9 Sommerfelds Erweiterung des Bohrschen Modells und experimentelle Begrlindung einer zweiten Quantenzahl . . . . . . . . . . . . . 8.10 Aufhebung der Bahnentartung durch relativistische Massenveranderung 8.11 Grenzen der Bohr-Sommerfeld-Theorie. Das Korrespondenzprinzip 75 79 82 84 84 89 91 95 96 98 100 102 105 107 109 110 9. Das mathematische Gertist der Quantentheorie 9.1 Das im Kasten eingesperrte Teilchen. . . 9.2 Die Schrodinger-Gleichung. . . . . . . . 9.3 Das begriffiiche Gerlist der Quantentheorie . 9.3.1 Messungen, MeI3werte und Operatoren 9.3.2 Impulsmessung und Impulswahrscheinlichkeit . 9.3.3 Mittelwerte, Erwartungswerte . . 9.3.4 Operatoren und Erwartungswerte . . . . . . 113 117 120 120 120 121 ItS Inhaltsverzeichnis IX 9.3.5 Bestimmungsgleichungen fUr die Wellenfunktion . 9.3.6 Gleichzeitige Me13barkeit und Vertauschungsrelationen 9.4 Der quantenmechanische Oszillator. . . . . . . . . . . 126 127 130 10. Quantenmechanik des Wasserstoff-Atoms 10.1 10.2 10.3 10.4 Die Bewegung im ZentraIfeId . . . . . . . . . . DrehimpuIs-Eigenfunktionen . . . . . . . . . . Der RadiaIteiI der WeIIenfunktion beim ZentraIfeId* Der RadiaIteiI der WeIIenfunktion beim WasserstoffprobIem 139 141 147 149 11. Aufhebung der l-Entartung in den Spektren der Alkali-Atome 11.1 11.2 11.3 11.4 SchaIenstruktur Abschirmung . Das Termschema Tiefere SchaIen. . . . . 157 159 160 165 12. Bahn- und Spin-Magnetismus, Feinstruktur 12.1 12.2 12.3 12.4 12.5 12.6 12.7 12.8 12.9 12.10 12.11 EinIeitung und Ubersicht. . . . . . . Magnetisches Moment der Bahnbewegung . Prazession und Orientierung im MagnetfeId . Spin und magnetisches Moment des EIektrons . Messung des gyromagnetischen Verhaltnisses nach Einstein und de Haas Nachweis der RichtungsquanteIung durch Stern und Gerlach . . . Feinstruktur und Spin-Bahn-KoppIung, Ubersicht . . . . . . . . Berechnung der Spin-Bahn-Aufspaltung im Bohrschen AtommodeII . Niveauschema der AIkaIi-Atome. . . Feinstruktur beim Wasserstoff-Atom . Die Lamb-Verschiebung . . . . . . 13. Atome im Magnetfeld, Experimente uod dereo halbklassische Beschreibung 13.1 RichtungsquanteIung . . . . 13.2 Die EIektronenspin-Resonanz 13.3 Der Zccman-Effekt . . . . . 13.3.1 Experimente. . . . . 13.3.2 ErkIarung des Zeeman-Effekts vom Standpunkt der kIassischen EIektronentheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.3.3 Beschreibung des normaIen Zeeman-Effekts im VektormodeII 13.3.4 Der anomaIe Zeeman-Effekt . . . . . . . . . 13.3.5 Magnetisches Moment bei Spin-Bahn-Kopplung 13.3.6 Der Paschen-Back-Effekt . . . . . . 13.3.7 Doppeiresonanz und optisches Pumpen . . . 167 168 170 172 174 175 177 178 182 183 184 189 189 192 192 194 196 198 199 201 202 14. Atome im Magnetfeld, quantenmechanische Behandlung 14.1 Quantentheorie des normaIen Zeeman-EtTekts . . . . . . . . . . . . 14.2 Die quantentheoretische BehandIung des EIektronen- und Protonenspins . 14.2.1 Der Spin aIs DrehimpuIs . . . . . . . . . . . . 14.2.2 Spinoperatoren, Spinmatrizen und SpinweIIenfunktion . . . . . . 205 207 207 208 x Inhaltsverzeichnis 14.2.3 Die Schrodinger-Gleichung des Spins im Magnetfeld . . . . . . . 14.2.4 Beschreibung der Spinprazession mittels Erwartungswerten. . . . . 14.3 Die quantenmechanische Behandlung des anomalen Zeeman-Effekts mit der Spin-Bahn-Kopplung* . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14.4 Quantentheorie des Spins in einem konstanten und einem dazu transversalen zeitabhangigen Magnetfeld . 14.5 Die Blochschen Gleichungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 212 215 219 223 15. Atome im elektrischen Feld 15.1 Beobachtung des Stark-Effekts . . . . . . . . . . . . . . 15.2 Quantentheorie des linearen und quadratischen Stark-Effekts 15.2.1 Der Hamiitonoperator . . . . . . . . . . . . . . 15.2.2 Der quadratische Stark-Effekt. Storungstheorie ohne Entartung* . 15.2.3 Der lineare Stark-Effekt. Storungstheorie mit Entartung*. . . 15.3 Die Wechselwirkung eines Zwei-Niveau-Atoms mit einem koharenten resonanten Lichtfeld . . 15.4 Spin- und Photon en echo . . . . . . . . . . . 227 229 229 230 233 236 240 16. Allgemeine GesetzmaOigkeiten optischer Ubergange 16.1 Symmetrien und Auswahlregeln . . . . . . . . . . . . . . . 16.1.1 Optische Matrixelemente . . . . . . . . . . . . . . . 16.1.2 Beispiele fUr das Symmetrieverhalten von Wellenfunktionen 16.1.3 Auswahlregeln . . . . . . . . . . . 16.1.4 Auswahlregeln und Multipolstrahlung* 16.2 Linienbreite und Linienform. . . . . . . . 245 245 245 250 253 257 17. Mehrelektronenatome 17.1 Das Spektrum des Helium-Atoms 17.2 Elektronenabsto13ung und Pauli-Prinzip 17.3 Zusammensetzung der Drehimpulse 17.3.1 Kopplungsmechanismus 17.3.2 Die LS-Kopplung (Russel-Saunders-Kopplung) ........... . 17.3.3 Die jj- Kopplung 17.4 Magnetisches Moment von Mehrelektronenatomen 17.5 Mehrfach-Anregungen . . . . . . . . . . . . . · 263 · 265 .266 .266 .266 .270 .272 · 273 18. Rontgenspektren 18.1 18.2 18.3 18.4 18.5 18.6 18.7 18.8 Vorbemerkungen. . . . . . . . . . Rontgenstrahlung aus au13eren Schalen Rontgen-Bremsspektrum . . . . . . Linienspektrum in Emission: charakteristische Strahlung . Feinstruktur der Rontgenspektren . . Absorptionsspektren . . . . . . . . Der Auger-Effekt (Innerer Photoeffekt) Photoelektronen-Spektroskopie · 275 · 276 · 276 .278 · 281 · 282 .284 · 286 Xl Inhaltsverzeichnis 19. Autbau des Period en systems, Grundzustande der Elemente 19.1 19.2 19.3 19.4 Period en system und Schalenstruktur . . . . . . · 287 Grundzustande der Atome. . . . . . . . . . . . . .294 Anregungszustande und vollstandiges Termschema . . 2% Das Mehrelektronenproblem. Hartree-Fock-Verfahren* 298 19.4.1 Das Zwei-Elektronenproblem . . . . . . . . 298 19.4.2 Viele Elektronen ohne gegenseitige Wechselwirkung . 300 19.4.3 Coulombsche Wechselwirkung der Elektronen. Das Hartree- und das Hartree-Fock-Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 302 20. Hyperfeinstruktur 20.1 20.2 20.3 20.4 Einfliisse des Atomkerns auf die Spektren der Atome . . Spin und magnetisches Moment von Atomkernen. . Die Hyperfein-Wechselwirkung . . . . . . . . . . Hyperfeinstruktur im Grundzustand des Wasserstoff-Atoms und des NatriumAtoms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20.5 Hyperfeinstruktur im auBeren Magnetfeld . . . . . . . . . . . 20.6 Direkte Messung von Spin und magnetischem Moment von Kernen 20.7 Das elektrische Kern-Quadrupolmoment . . . . . . . . . . . 305 306 308 312 314 318 321 21. Der Laser 21.1 Einige Grundbegriffe des Lasers 21.2 Bilanzgleich ungen und Laserbedingung 21.3 Amplitude und Phase des LaserIichts . 325 328 332 22. Moderne Methoden der optischen Spektroskopie 22.1 22.2 22.3 22.4 Klassische Methoden . . . . . . . . Quanten-Schwebungen: Quantum beats . Doppler-freie Siittigungsspektroskopie. . Doppler-freie Zwci-Photonen-Ahsorption 337 338 340 342 Mathematischer Anhang · 345 Literaturverzeichnis · 351 Sachverzeichnis · 355 Fundamental-Konstanten der Atomphysik (V ordere Einbandinnenseite) Energie-Umrechnungstabelle (H intere Ein bandinnenseite) Liste der wichtigsten verwendeten Symhole In Klammern stehen die Nummern der Gleichungen, in denen die GroBen definiert werden. Die griechischen Symbole stehen am SchluB der Liste. A A Vektorpotential Amplitude oder Konstante a Intervallfaktor oder Konstante der Feinstruktur- (12.28) und der Hyperfeinstruktur-Aufspaltung (20.10) ao Bohrscher Radius des H-Atoms im Grundzustand (8.8) B Magnetische Induktion b+. h Erzeugungs- bzw. Vernichtungsoperator des harmonischen Oszillators h Konstante C Konstante c Lichtgeschwindigkeit. Entwicklungs-Koeffizient Dipolmoment D Drehmoment (12.2) D d Konstante dV Volumenelement. infinitesimal Elektrische Feldstarke E E Energie, Gesamtenergie, Energie- Eigenwerte E kin Kinetische Energie Potentielle Energie E po ( Gesamtenergie EGe , e Ladung des Protons Ladung des Elektrons -e Exponentialfunktion e Elektrische Feldstarke F Gesamtdrehimpuls des Atoms FJ einschlief3Iich Kerndrehimpuls (20.6),und zugehorige Quantenzahl Amplitude der magnetischen F Induktion (14.4, 14.5) F,.",W, 1» K ugelflachen funk tion (10.10) f g H h Federkonstante g-Faktor nach Lande (12.16. 12.21,13.18.20.13) Hamiltonfunktion. Hamiltonoperator Plancksches Wirkungsquantum h =h/(2n) I, J Kerndrehimpuls, und zugehorige Quantenzahl (20.1) Abkiirzung fUr Integrale (16.13). oder Intensitat Imaginare Einheit Gesamtdrehimpuls der ElektronenhiiIIe. und zugehorige Quantenzahl (17.5) Gesamtdrehimpuls eines Elektrons, und zugehorige Quantenzahl (12.7) Operator des Gesamtdrehimpulses Boltzmann-Konstante. Kraftkonstante Wellenvektor Konjugiert komplex Resultierender Bahndrehimpuis. und zugehorige Quantenzahl (17.3) Laguerresches Polynom (10.81) Bahndrehimpuls eines Elektrons. und zugehorige Quantenzahl Drehimpulsoperator Masse magnetische Quantenzahl - des Drehimpulses - des Spins - des Gesamtimpulses / J.J j.j j k k k.k. L,L Ln I, I m m ml ms mj 1. Einleitung 1.1 Klassische Physik und Quantenphysik Die Atom- und Quantenphysik, in die dieses Bueh einfUhrt, ist im wesentliehen ein Kind des ersten Drittels dieses Jahrhunderts. Die Einteilung der klassisehen Physik in Gebiete wie Meehanik, Akustik, Warmelehre, Elektrizitat, Optik muBte erweitert werden, als bei fortsehreitender Kenntnis vom Aufbau der Materie Atome und Quanten Gegenstand der physikalisehen Forsehung wurden. Zur klassisehen Physik kommt deshalb im 20. Jahrhundert die Physik der Atome und der Lieht- oder Energie-Quanten hinzu. Ziel der Atomphysik ist das Verstandnis des Aufbaus der Atorne, ihrer Struktur und ihrer Wechselwirkungen untereinander und mit elektrisehen und magnetischen Fe1dern. Die Atome sind aus dem positiv geladenen Kern und den negativ geladenen Elektronen aufgebaut. Die zwischen diesen Teilchen wirkenden elektromagnetischen Krafte sind aus der klassisehen Physik wohlbekannt. Die Physik der Atomkerne IaBt sieh allein mit diesen Kraften nicht mehr verstehen. Neue Krafte - die Kernkriifte - sind hier bestimmend, und die typischen Bindungsenergien sind urn GroBenordnungen hoher. Die Untersuchung der Kerne, der Elementarteilchen und die gesamte Hochenergiephysik bilden deshalb ein eigenes Teilgebiet der Physik. Es wird hier nieht behandelt. 1.2 Kurzer historischer Uberblick Das Wort Atom kommt aus dem Griechischen und bedeutet das Unzerschneidbare, den kleinsten Baustein der Materie, den man nieht weiter teilen kann. Dieser Begriff wurde im 5. und 4. vorchristlichen Jahrhundert von griechischen Naturphilosophen gepragt. Die ersten atomistischen Theorien uber den Aufbau der Materie stammen von Demokrit (460-370), Platon (429-348) und Aristoteles (384-322). Es dauerte noch mehr als 2 Jahrtausende, bis aus dieser spekulativen Atomistik eine im heutigen Sinne exakte Atomphysik wurde. Die Bedeutung des Wortes Atom wird weniger miBverstandlich, wenn man es in das Lateinisehe ubersetzt: ein Individuum ist die kleinste Einheit einer groBeren Menge, die noch alle fUr diese Menge wesentlichen Eigenschaften besitzt. In diesem Sinne ist ein Atom wirklich unzerschneidbar. Man kann ein Atom Wasserstoff zwar weiter spalten in Proton und Elektron, aber der Wasserstoff ist dureh diese Teilung zerstort. Beispielsweise kann man in seinem optisehen Spektrum nieht mehr die fUr das Wasserstoff-Atom typischen Spektrallinien beobachten. Die Atomistik im Sinne unserer modernen Naturwissenschaft wurde zuerst fur die M aterie, dann fur die Elektrizitiit und schliel3lieh fUr die Energie entdeckt. Die Atomistik der Materie, die Erkenntnis vom Aufbau aller ehemischen Elemente aus Atomen, folgte aus chemischen Untersuchungen. Die etwa 1801 von Prout und 1807 2 1. Einleitung von Dalton formulierten Gesetze der konstanten und multiplen Proportionen lassen sich sehr einfach durch die Atomhypothese deuten: Die Reaktionsgleichungen 14 g Stickstoff + 16 g Sauerstoff ergeben 30 g NO 14 g Stickstoff + 32 g Sauerstoff ergeben 46 g N0 2 bedeuten: die Atomgewichte von N und 0 verhalten sich wie 14: 16. Es konnen nur "ganze" Atome untereinander reagieren. Das erste Atommodell von Prout (1815) nimmt an, daB die Atome aller Elemente aus H-Atomen zusammengesetzt sind. Ais heuristisches Prinzip flihrt diese Hypothese schlief31ich bis zu einem auf den chemischen Eigenschaften beruhenden Ordnungsschema flir die chemischen Elemente, dem Periodischen System von L. Meyer und D. I. MendelejejJ(1869). Mehr hieriiber findet man in den einflihrenden Lehrbiichern der Chemie. Etwa gleichzeitig (1808) wurde von Gay-Lussac gefunden, daB auBer den Gewichten auch die Volumina gasfOrmiger Reaktionspartner sich wie kleine ganze Zahlen verhalten. 1m obigen Beispiel: 1 Volumen N2 + 1 Volumen O 2 ergeben 2 Volumina NO 1 Volumen N 2 + 2 Volumina O 2 ergeben 2 Volumina NO 2 . Derartige Beobachtungen flihrten zur Avogadroschen Hypothese (1811): Gleiche Volumina verschiedener Gase enthalten (bei gleicher Temperatur und gleichem Druck) gleich viele Molektile. Die weitere Untersuchung von Gasen flihrte im Laufe des 19. Jahrhunderts zur Atomistik der l-Vcirme, das heiBt zur ErMarung der Warme allgemein und der thermodynamischen Gasgesetze im besonderen als Folge atomarer Bewegungen und StoBe. Etwa im Jahre 1870 fand die erste einen grof3eren Teil der Physik umfassende Theorie, die kinetische Gastheorie, ihren AbschluB durch die Physiker Clausius und Boltzmann. Die Atomistik der Elektrizitat wurde im Jahre 1833 durch den englischen Naturwissenschaftler Faraday entdeckt. Aufgrund quantitativer Auswertung tiberaus sorgfaltiger Messungen der Elektrolyse von Fltissigkeiten formulierte er seine beriihmten Gesetze: Die abgeschiedene Menge eines Elementes ist der dabei transportierten Ladungsmenge proportional und verschiedene Elemente werden von der gleichen ElektriziHitsmenge in aquivalenten Gewichten abgeschieden. Daraus folgerte Faraday: Es gibt "Atome" der Elektrizitat - erst mehr als 70 Jahre spater gelingt es, ihre Masse und Ladung zu bestimmen und diese "Atome" der ElektriziHit - die Elektronen - sind mit Atomen der Materie verkoppelt. 3 1.2 Kurzer historischer Uberblick Die Entdeckung der Atomistik der Energie Iaf3t sich genau datieren: am 14. 12. 1900 trug Planck der Physikalischen Gesellschaft in Berlin die Ableitung seines Strahlungsgesetzes fUr die Hohlraumstrahlung vor. Bei der Herleitung dieses Gesetzes nahm Planck an, daB die Energie harmonischer Oszillatoren nur diskrete Werte annehmen kann ganz im Gegensatz zur klassischen Vorstellung, wo diese Werte ein Kontinuum bilden. Diesen Tag kann man als Geburtstag der Quantentheorie bezeichnen. Die weitere Entwicklung der Atom- und Quantenphysik ist Gegenstand dieses Buches. Die gegenwartig in der Forschung aktuellen Probleme der Atomphysik sind eine immer detailliertere AufkIarung der Struktur der Atomhtille und ihrer Anregungszustande, - die Wechselwirkung von Atomen mit Strahlungsfeldern, zum Beispiel im Hinblick auf das Optische Pumpen (Kap. 21) und die Anwendungen in der Laser-Physik (Kap. 22), - die Wechselwirkung der Atome untereinander bei ZusammenstoBen in Gasen und bei der Bildung von Molektilen, - die GesetzmaBigkeiten, die zum Aufbau fester Korper aus Atomen und zu deren Eigenschaften fUhren. Auf der Grundlage der Atomphysik bauen somit Molektil- und Festkorperphysik auf - wie auch die Chemie immer wieder auf die Erkenntnisse und Gesetze der Atomphysik zurtickgreift. Die Atomphysik ist weiterhin Grundlagenwissenschaft fUr viele andere Disziplinen der Forschung, der Technik und der Anwendung. Einige wichtige Beispiele sind in Abb. 1.1 dargestellt. Atomphysik Grundlagenforschung Bestimmung von Atomdaten Technik Anwendungen F estkorperphysik Ideal- und Defektstrukturen Quantenelektronik Laser, Frequenzstandard, Navigation, Geodasie M essung von Einheiten Fundamentalkonstanten Chemische Physik M edizinische Technik Strahlen -Effekte Weltraumforschung N achrichtentechnik Umweltschutz Molekiilbildung Chemische Reaktionen Astrophysik Atomspektroskopie Plasmaphysik Anregungsmechanismen Biophysik Komplexe Molekiilstrukturen Geophysik Magnetisches Erdfeld Lasertechniken, lonosphare Erd- und Planetenatmospharen, Wetter Verunreinigungsnachweis Energieprobleme Neue Methoden zur Energiegewinnung Abb. 1.1. Zur Bedeutung der Atomphysik fiir andere Disziplinen der Wissenschaft und Technik 4 1. Einleitung Die folgenden Kapitel bringen keine historische oder chronologische Darstellung; sie zeigen aber die Entwicklungslinien auf. Dabei wird vielfach induktiv vorgegangen. Es hat wenig Sinn, sich in der Physik mit der Erwerbung von Tatsachen-Wissen zu begniigen. Ein Physiker muB lernen, experimentelle Befunde zu deuten, zu analysieren und das Wesentliche herauszuschalen. Er entwickelt so Modelle von der Natur. Dabei ist es wichtig, daB er Beziehungen zu anderen experimentellen Ergebnissen herstellt und den Ausgang neuer Experimente voraussagen kann. Diese Voraussagen sind dann durch Experimente zu priifen. Auf diese Weise ist die Physik keine tote, abgeschlossene Wissenschaft, sondern sie entwickelt sich immer weiter, da durch neuartige Experimente neue Gebiete der Physik erschlossen werden und andererseits un sere physikalischen Begriffsbildungen zu immer neuen Experimenten anregen. 2. Masse uDd Gro8e des Atoms 2.1 Was ist ein Atom? Ein Atom ist der kleinste unveranderliche Bestandteil eines chemischen Elementes. Unveranderlich heil3t dabei: mit chemischen Mitteln, z.B. durch Reaktionen mit Sauren oder Laugen oder durch mal3ige Temperaturen lassen sich Atome nur geringfiigig namlich in ihrem Ionisationsgrad - verandern. Als mal3ig gelten hier Temperaturen, wenn ihr Energieaequivalent kT (k ist die Boltzmannkonstante, T die Temperatur in K) nicht grol3er ist als einige Elektronenvolt [eV] (s. dazu Tabelle 8.1). 2.2 Bestimmung der Masse Ausgehend yom Dalton-Gesetz der konstanten und multiplen Proportionen und der Avogadro-Hypothese, wonach gleiche Gas-Volumina die gleiche Anzahl von Molekiilen oder Atomen enthalten, werden relative Atommassen, Arel , sog. Atomgewichte, eingeftihrt. Man hat zunachst mit den Methoden der Chemie festgestellt, dal3 diese Atomgewichte ungefahr ganzzahlige Vielfache der Atommasse des Wasserstoff-Atoms sind. Die relativen Atommassen von Stickstoff und Sauerstoff sind dann Arel(N) ~ 14, Arel(O)~ 16. Man hat deshalb eine atomare Masseneinheit eingefiihrt, 1 u (Abkiirzung fUr unit, friiher auch als ME oder amu bezeichnet), die ungefahr gleich der Masse eines Wasserstoff-Atoms ist. Seit 1961 wird sie allerdings auf das Kohlenstoff-Atom 12C mit Arel = 12,00000 u bezogen und stimmt deshalb mit der Masse des H-Atoms nicht mehr exakt iiberein. Der Bezug auf Chat sich fiir die experimentelle Prazisionsbestimmung von Atommassen mit den Methoden der Chemie als zweckmal3ig erwiesen. Es gilt die Definition 1 u = 1/12 der Masse eines neutralen Kohlenstoff-Atoms mit der Kernladungszah16 und der Massenzahl12, also li;c. (2.1 ) Altere Skalen waren etwas anders definiert: Die alte "chemische" Skala war auf Sauerstoff im natiirlichen Isotopenverhaltnis bezogen: 1 MEChem = 1/16 (mittlere Verhaltnis), Masse von O-Atomen 1m natiirlichen und die alte "physikalische" Skala auf das Sauerstoff-Isotop 160: 1 ME'6Q = 1/16 (Masse eines 160-Atoms). Isotopen- 6 2. Masse und GroBe des Atoms Es gelten folgende Umrechnungen: MEchem: ME 160: U12e = 0,99996: 0,99968: 1,00000 (2.2) und (2.3) Aus den relativen Atommassen erhiilt man die absoluten Atommassen tiber den Begriff des Mois. t Mol eines Stoffes ist nach Avogadro so viel Gramm wie das relative Atomgewicht (bei Moleklilen das entsprechend definierte relative Moleklilgewicht) angibt. 1 Mol Kohlenstoff des Isotops l~C sind also 12 Gramm. 1 Mol einer Substanz enthiilt jeweils die gleiche Anzahl (N L) von Atomen (Moleklilen). Die so definierte Zahl N L heiBt Loschmidt-Zahl (nach dem osterreichischen Physiker Loschmidt, der sie 1865 aus Messungen an Gasen bestimmte). In der englischen Literatur wird diese Zahl Avogadro-Konstante genannt. MeBmethoden werden im folgenden Abschnitt behandelt. Die absolute Atommasse m (Atom) erhiilt man demnach durch Bestimmung der Loschmidt-Zahl. Es gilt . A Masse von 1 Mol der Substanz M asse emes toms = . NL (2.4) Die Bestimmung von Atom-Massen ist damit auf die Bestimmung der Loschmidt-Zahl zurtickgefUhrt; deren GroBe hangt offenbar von der Wahl cler Bezugssubstanz fUr das Mol abo N List heute definiert als die Zahl der Kohlenstoffatome in 12,000 g isotopenreinem 1~C. Der beste Wert fUr NL lautet heute NL = (6,02252 ± 0,00003)· 10 23 Mol-I. Damit konnen wir (2.4) auch so schreiben: (2.5) Ftir die Umrechnung der Masseneinheit u in andere Einheiten gilt 1 u=(1,66043 ±0,00002).10- 27 kg=931,478 M~V . c (2.6) Diese Umrechnung ergibt sich aus der Energie-Masse Aequivalenz E =mc 2 . MeV ist ein EnergiemaB, s. Tabelle 8.1., c ist die Lichtgeschwindigkeit, Zahlenwerte fUr Massen m, relative Atommassen Arel und Massenzahl A einiger Atome gibt Tabelle 2.1. Die Massenzahl A eines Atoms ist diejenige ganze Zahl, die seiner relativen Atommasse Arel am nachsten liegt. In der Kernphysik wird gezeigt, daB A gleich der Anzahl der Nukleonen (Protonen und Neutronen) im Kern ist. 7 2.1 Methoden zur Bestimmung der Loschmidt-Zahl Tabelle 2. t. Massenzahl. Masse und relative Ato mmasse flir einige Atome H-Atom C-Atom O-Atom Massenzahl A Masse m [kg] 1 12 16 1,67342.10 - 2 7 19,92516 . 10 - 2 7 26,5584 .10 - 2 7 A re l 1,007825 12,O()()()()() 15,99491 2.3 Methoden zur Bestimmung der Loschmidt-Zahl 2.3.1 Elektrolyse Bei der e1ektrolytischen Abscheidung von Salzen aus der Losung ist die abgeschiedene Stoffmenge der durch den Elektrolyten geflossenen Ladung proportional. Fur 1 Mol einer einwertigen Substanz benotigt man 96,487 As (Ampere-Sekunden). Dies ist die Faraday-Zahl F. Es gilt dann, da jedes Ion eine Elementarladung e tragt, NL = Fje. Unter der Elementarladung e versteht man den Betrag der Ladung eines Elektrons, siehe dazu Abschnitt 6.3. Zum Beispiel benotigt man zur Abscheidung von 1 Mol oder 63,5 g Kupfer aus einer Losung von CuS0 4 in Wasser 2 NL Elektronen, weil das Kupfer-Ion in CuS0 4 zweifach positiv geladen ist. Aus der Messung von abgeschiedener Masse, Stromstiirke und Zeit erhiilt man also die Loschmidt-Zahl N L' 2.3.2 Gas- ond Boltzmann-Konstante Die allgemeine Gaskonstante R und die Boltzmann-Konstante k sind verbunden durch die Gleichung k=R j N L . Die Gaskonstante bestimmt man mit Hilfe der Zustandsgleichung pV = R T flir idea Ie Gase, die BoItzmann-Konstante z. B. aus dem Sedimentationsgleichgewicht (Perrin, 1908). Dabei ist die Dichteverteilung in einer Suspension kleiner Schwebeteilchen unter ' .: . ' ;. :. ..:.: t o " .......... 0' o..... , " . • t'. : •• . :: . . : ', .. .:: •••..; '0 Abb. 2.t. Sedimentationsgleichgewicht: Verteilung von suspendierten Mastix kugeln mit O.61lm Durchmesser in 4 verschiedenen Hohen des Gesichtsfeldes eines Mikroskops (nach Perrin) 8 2. Masse und GroBe des Atoms gleichzeitiger Einwirkung von Schwere und Warmebewegung durch die Gleichung nh = no e - mgh/kT (2.7) gegeben, wobei nh die Anzahl der Teilchen in einem Einheits-Volumen in der Hohe h, no die Anzahl der Teilchen in einem Einheits-Volumen in der Hohe 0, m die Masse der Teilchen, g die Erdbeschleunigung, k die Boltzmann-Konstante, T die absolute Temperatur bedeuten. Einen Modellversuch zur Sedimentation zeigt Abb. 2.1. Die Formel (2.7) ist ein Spezialfall der bertihmten Boltzmann-Verteilung. Da wir diese Verteilung in diesem Buch mehrfach verwenden werden, geben wir diese hier explizit an. Ihre nahere Begrtindung findet sie in der Statistischen Physik. Nach der Boltzmann-Verteilung ist die Zahl von Teilchen mit einer Energie im Intervall E ... E + dE im thermischen Gleichgewicht gegeben durch nEdE = NZ(T)e- E / kT g(E)dE (2.8) wobei in Erweiterung von (2.7) die folgenden GroBen auftreten: N ist die Gesamtzahl der Teilchen, Z(T) ist die sogenannte Zustandssumme. Sie sorgt daftir, daB sich bei Integration tiber den gesamten Energiebereich die Gesamtzahl N ergibt, d.h. SnEdE = N. Sie ist daher durch Z(T) - 1 = Se -E/kT g(E)dE gegeben. g(E) schlieBlich ist die sogenannte Zustandsdichte. Sie kommt dadurch zustande, daB Teilchen mit bestimmter Energie sich z. B. noch in verschiedenen Richtungen bewegen konnen. Eine vollig befriedigende Definition von g(E) wird erst durch die Quantenmechanik moglich. Mit Hilfe von Quantenzahlen, von denen wir spater eine Reihe von Beispielen kennenlernen werden, kann man die Zahl der "Zustande" im Intervall E ... E +dE abzahlen. 2.3.3 Rontgenbeugung an Kristallen Mit Rontgenlicht bekannter Wellenlange kann man die Gitterkonstante bzw. das Volumen V eines Atoms oder Molektils im Kristall messen. Das Volumen eines Mols VMol ist dann das Ncfache des Atom-Volumens. Ftir ein Mol gilt also M N L · VA1om = VMo1 = - (2.9) Q wenn mit M die Molmasse und mit Q die Massendichte bezeichnet werden. Abb. 2.2. Ausschnitt aus einem NaCI-Gitter. Die Elementarzelle des kubisch-flachenzentrierten Gitters ist ein WUrfel mit der Kantenlange a. Er enthiilt je eine fliich enzentrierte kubische Elementarzelle aus Na + bzw. CI - -Ionen