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Zeitschrift f. Augenheilkunde 1904;11:90-93
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Ewetzky, Th. V·, Über das Syphilom des Ciliarkörpers. Eine anatomisch-klinische Studie. Berlin
1904. S. Karger.
Verfasser hat sich die Aufgabe gestellt, in seiner Monographie auf Grand eigener Beobachtungen
und unter Yerwertung der in der Li-teratur bekannt gegebenen Fälle ein möglichst vollständiges
klinisches und ana-tomisches Bild von dem Syphilom des Ciliarkörpers zu geben.
Dass unsere Kenntnisse von diesem seltenen, doch praktisch wichtigen Leiden noch lückenhaft
sind und der Vervollständigung bedürfen, wird jeder zugeben, der sich mit v. E. in das Studium
der von ihm aus der Literatur aller Lander zusammengestellten 67 Einzelbeobachtungen vertieft.
Die Fülle der kritíschen Bemerkungen und neuen Tatsachen, welche die Arbeit insbesondere
auch dem Praktiker bietet, kann in diesem Ileferat nicht zum Ausdmck kommen, da Atiologie,
klinische Symptomatologie, pathologische Anatomie, Prognose und Therapie des Leidens mit
gleicher Sorgfalt behandelt sind.
Einige der wichtigeren Fragen, welche für ein voiles Verständnis des Krankheitsbildes noch
insbesondere zu studieren waren, präzisiert Verfasser selbst in einem Vorwort dahin:
Welchem Stadium der Lues – dem sekundären oder tertiären – gehört das Syphilom des
Ciliarkörpers an?
Sind unter den Syphilomen des Ciliarkörpers einzelne Arten zu unterscheiden und nach ihren
klinischen und anatomischen Eigen-schaften in Ubereinstimmung mit der Zeit zu bringen,
welche seit der Infektion verflossen ist?
Welche Kennzeichen haben wir für die praktisch und prognostisch wichtige TJnterscheidung des
Syphiloms am Ciliarkörper vom Skleralsyphilom und von anderen Erkrankungen?
Damit ist die E‚eihe der den Kliniker interessierenden Fragen, welche Verfasser in seiner Studie
aufwirft und zumeist beantΛVortet, aber keineswegs orschöpft.
Nur weniges kann aus dem Inhalt hier mitgeteilt werden.
Auf Grund der Statistik weist v. E. nach, dass das Syphilom am häufigsten in dem ersten
Halbjahr nach der Infektion auftritt (in 43 pCt. der Fälle), also meist eine Früherscheinung
darstellt. In mehr als 50 pCt. der Fälle war es von sekundären Erscheinungen begleitet; in einem
Falle ging das Syphilom dem Hautaαsschlag und der Angina voraus. In 15 pCt. der Fälle waren
frühe Tertiärerscheinungen – meist Hautgummata – neben späten Sekundärerscheinuπgen
gleichzeitig vorhanden.
Verfasser sieht die Syphylome vorwiegend als Papeln des Ciliarkörpers an. Gummöse Bildungen
kommen vor, sind aber selten. Die Abtrennung einer besonderen Gruppe aus diesen, die
„gommes précoces” der Franzosen, λvelche ungewöhnlich früh auftreten und durch besondere
Neigung zu käsiger Degeneration und schwerem klinischen Verlauf ausgezeichnet sein sollen,
λviII v. E. nicht anerkennen. Prognostisch sind die früh ‘erscheinenden Syphilome von den spat
auftretenden wenig unterschieden, die letztgenannten sind jedenfalls nicht bösartiger als die
ersteren.
Aus der Symptomatologie der syphilitischen Neubildung am Cili&‚r-körper interessiert es, zu
erfahren, dass nach v. E. dem Auftreten des Syphiloms gewöhnlich. eine typische Iridocyclitis
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luetica vorausgeht, was zur Folge hat, dass das erste Wachstum des Syphiloms an verborgener
Stelle des Ciliarkörpers oft schwer zu beobachten ist. Das Syphilom hat die Neigung, sich
auszubreiten und vom Ciliarkörper durch die Sklera nach
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aussen, in die vordere Kammer nach innen odor nach hinten in den Glas-körper durchzubrechen.
Der erste Fall ist der bei weitem häufigste. Schwer ist daher vor allem die Unterscheidung des
Skleralsyphiloms von dem in die Sklera durchgebrochenen Syphilom des Ciliarkϋrpers. Als
Merkmale für einzelne Fälle führt Verfasser ausser der Grösse und dem Sitz der Neu-bildung
folgendes an:
Wenn mehr als zwei verdäclitige Tumoren “vorhanden sind, so ist Syphilom des Ciliarkörpers
ausgesehlossen, da gewöhnlich rur ein, sehr selten zwei, nie aber mehr wie zwei Syphilome des
Ciliarkörpers zu beob-achten sind.
Wenn der Tumor noch nicht lange besteht, seine Farbe aber ganz schwarz oder sein gelbes oder
rotes Centrum von einem schwarzen Saum umgrenzt ist, so ist Gumma der Sklera, welches aus
leicht einzusehenden Gründen eine dunkle Färbung erst in der letzten Periode seiner
Entwickelung annimmt, ausgesehlossen.
Vorhandensein oder Vorhergehen schwerer lridocyclitis deutet bei verdächtigem Tumor auf
Syphilom des Ciliarkörpers hi¤.
Der intraokulare Druck ist beim Gumma der Sklera meist normal,, beim Syphilom herabgesetzt.
Auch Beginn und Verlauf des Leidens und die Veränderungen in den úbrigen Teilen des Auges
sind liebevoll studiert und anziehend geschildert.
Aus den Ergobnissen der aαatomischen Untersuchungen ist die Aus-führung des Verfassers
interessant, dass die bisher verbreitete Anschauung, das Syphilom entwickele sich als begrenzter
Tumor an einer Stelle des Ciliarkörpers, anfechtbar ist und zum mindesten nicht der Regel
entspricht. Das Syphilom hat im Gegenteil-ausgesprochene Neigung, grosse Gebiete des
Ciliarkörpers zu ergreifen und einen vollständigen oder teilweisen Ring zu bilden, obgleich der
Ort des etwaigen Durchbruchs dabei auf einen kleinen Raum beschränkt bleiben kann.
Im System gehört das Syphilom zu den Granulationsgeschwülsten. Dass die Papel vom Gumma
bei der anatomischen Untersuchung nicht immer streng zu scheiden ist, gibt v. E. zu. Er schlägt
daher, urn nichts zu präjudizieren, die Bezeichnung Syphilom für alle frühen und späten
syphilitischen Neubildungen am Ciliarkörper vor. Die mikroskopischen Eiuzelheiten des Baus,
die Verfasser eingehend studiert hat und über die er sich mit anderen Autoren auseinandersetzt,
sowie die Details über das Wachsen und die Ausbreitung der Neubíldung, über den Ursprung des
Pigments und über die Veränderungen in anderen Teilen des Auges müssen im Originale
eiugesehen werden.
Von allgemei¤em Interesso ist die Mitteilung, dass der Ausgangspunkt des Tumors die
Uvealschicht des Ciliarkörpers zu sein scheint und die Schlusssätzo der pathologischen
Untersuchung:
„So besteht das Syphilom im Anfange seiner Entwicklung aus
Granulationsgowebe von der besehriebenen Struktur, dann fällt es der
käsigen Degeneration anheim mit nachfolgender Resorption der abgestprbenenTeile, endlich
entwickelt sich an seiner Stelle junges Biudegewebe, dasschliesslich zur Narbo wird und in
schweren Fallen zur Veränderung der Formund Grösse des Auges führt “
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„Bei seinem weiteren ΛVachstum zeigt das Syphilom nicht die Neigung, sich weit in den
Glaskörper hinein zu verbreiten und einen grossen “Abschnittdes Augeninneren zu ergreifen, wie
es z. B. bei den Sarkomen des Ciliarkörpersbeobachtet· wird
“
„Wie die Sarkome, so brechen die Syphilome des Ciliarkϋrpers nach aussen durch die Sklera
oder in die vordere Kammer hinein. Während erstere aber zu diesem Zweck als Weg die
skleralen Kanäle (für Gefässe
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und Nerven) wählen, zerstören die Syphilome langsam das Gewebe dev an-liegenden Sklera,
indem sie es sich einverleiben.”
Prognose und Ausgang des Leidens ist durch einige Zahlen zu illustrieren:
mal, d. h. in 28,3 pCt. der beobaehteten Fälle, trat Atrophie des Bulbus ein.
mal, d. h. in 30,0 pCt. der beobaehteten Fälle, musste wegen un-erträglicher Schmerzen
Enukleation des Bulbus vorgenommen werden.
In anderer Zusammenstellung ergeben sich folgende Resultate: 42 Augen = 63,6 pCt. wurden
durch das Leiden blind, 9 ‚, =13,6 ‚, bliebe¤ schwachsichtig (V–nnter 0,1), 8 „ = 12,1 „ behielten
ein mittleres Sehvermögen (V = 0,1–0,3), 7 „ = 10,6 „ blieben sehtüchtig (V = 0,7–1,0).
Eine traurige und lehrreiche Statistik.
Nach dem Empfinden des Referenten hat v. E. sich durch die kritische Zusammenfassung und
Λveitere Förderung unserer Kenntnisse von dieser glücklicherweise seltenen Erkrankung des
Auges, die oft und schnell wie wenige andere Leiden das Sehvermögen vernichtet, ein
tatsächliches Verdienst erworben. Seine Arbeit ist des Interesses weiter Kreise sicher.
J n n i u s.
SÌChθrer, Otto von. Hygiene des Auges im gesunden und kranken Zustande. Stuttgart. Ernst
Heinrich Moritz.
Ein grösseres buchhändlerisches Unternehmen, die in Stuttgart er· scheinende „Bibliothek der
Volksbildung’’, hat erfreulicherweise ihre erste Serie der Gesundheitspflege zur Verfügung
gestellt und lãsst unter der IΓührung von Buchner, Rubner und Gussmann die Hygiene der
einzelnen Organe von bewährten Kräften bearbeiteυ. von Silcherer hat das Äuge übernommen,
durch Vorträge im Münchener Volkshochschulverein über das gleiche Gebiet mit der
Schwierigkeit der Aufgabe wohl vertraut. Das Buch (130 Seiten und 15 Illustrationen) erfüllt
yollkommen alle Anforderungen, die man an die besten seiner Gattung stellen kann. Die
einzelnen Kapitel sind klar und verstä¤dlich gefasst und enthalten das Notwendige und
Wissenswerte bei aller Knappheit vollständig und austührlich begriindet, zu wichtigen Fragen ist
eine sichere Stellung genommen, alles Hypothetische und Ablenkende ist vermieden und, was
die Hauptsache ist, das ganze Werkchen ist frisch und lebendig geschrieben. Das erste Kapitel
bringt eine kurze Anatomie mit besonderer Berücksichtigung des vorderen Bulbus, < lann folgt
die Physiologie mit dem Sehakte, dem normalen Brechzustande und seinen Abweichungen, der
Akkommodation und der Sehschärfe. Im dritten Kapitel, ‚‚Die Entstehung der Kurzsíchtigkeif,
kommen die Befunde ver-schiedener Forscher, dass die Schule kurzsichtig mache; das Wesen
der Myopie und ihrer Atiologie wird behandelt. Sehr eingehend wird bei der „Yerhütung der
Kurzsichtigkeit” die Schulbankfrage entwickelt, auch die Geradehalter, von denen der Dürr’sche
und Königs hö fer’sche empfohlen werden, finden Berücksichtigung. Beim Schreiben wird die
Schräg- und Stoilschrift erörtert und der hygienische Vorzug der letzteren begriindet, die Frage,
ob deutsche oder Latein-Schrift, diskutiert. Ebenso ausführlich ist die Hygiene des Lesens. Den
längsten Abschnitt bildet die „Beleuchtung in ihren Beziehungen zum Auge”; man findet: a) die
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Wirkung zu geringer Lichtintensität: b) die zu grelle Beleuchtung (hier scheint dem Ref. eine
schãrfere Trennung der Blendung durch ultraviolette von der durch sicht-bare Strahlen
wünschenswert); c) die künstlíche Beleuchtung, die bis aufs Nernst-Licht und die ElektrolytBogenlampe verfolgt wird: d) die Beleuchtung in der Schule: fiir alte Schulhäuser mit
ungenügendem Tageslicht werden statt der Spiegel oder Reflektoren, die im vorigen Jahre
eingeführten Luxfer-Prismen empfohlen, die 64 pCt. Helligkeitszuwaehs geben; e) die Dauer der
Nah- Arbeit in Schule und Haus; für die Beschränkung der
Tagesnachrichten. – Literatur-Verzeichnis. 93
Hausarbeit wird eine Lànze gebrochen; ein Gymnasiast ⅞wischen dem10.–19. Jahre hat in
Deutschland 20–25 000 Schul- und Hausarbeitsstundenand 650 Turnstunden, in England 16 500
Arbeits- und 4500 Turnstunden!Beim 5. Kapitel „Übersichtigkeit, Alterssichtigkeit,
Astigmatismus und Brillen”wird der Unfug der Brillenbestimmung durch die Optiker berührt,
bei denMyopeπ-Brille¤ wird für die Vollkorrektion ei¤getreten. Das nächste Kapitelbringt
‚‚Verhaltungsmassregeln zur Verhütung von Augenerkrankungen undMassnahmen bei
erkrankten Augen”. Hier wird der Bindehautkatarrh be-sprochen, nur den einseitigen als Hinweis
auf die Erkrankungen der Tränen-wege und die Erwähnung der Affektion der Tränenwege selbst,
besondersdie Dacryocystitis in ihrer Bedeutung für BulbusverletzuDgen, vermisst man.Sehr
genau ist die Blennorrhoe und der Wert des Credé’schen Verfahrensdargestellt, ebenso sorgfältig
das Trachom und seine Prophylaxe. Das Gliomist nicht vergessen, hingegen ware ein genaueres
Eingehen auf das Glaukom, das nur genannt ist, wünschenswert gewese¤. Bei den Verletzungen
ist allesAtiologisehe bis zum l·liechen an der Primula berücksichtigt, nur dieRaupenhaare fehlen.
Kapitel 7 bespricht die wichtigsten Allgemeioerkrankungen, Kapitel 8 Tabak und Alkohol,
Kapitel 9 die Schädígungen desAuges durch den Gewerbebetrieb. Das letztge¤aπnte Kapitel ist
sehr ein-gehend abgefasst, auch mit Berücksichtigung der Berufswahl: die Kurz-sichtigkeit der
Schriftsetzer ẅird erwähnt und die Bestimmung der BerlinerBuchdruckerinnung, dass nur
Lehrlinge mit physikatlich beglaubigten gutenAugen angenommen werden. Die Erkrankungen
der Kautschuk- und Blei-industrie-Arbeiter, die Möbelpolier-Katarrhe, die schweren
Verätzungen durchFlusssäure, die Kalkverbrennungen mit den wieder sanktionierten Wasserausspülungen, die sympathische und manches andere wird man finden. DasBuch wird seinen
Ñutzen stiften. Dr. Schrader.
Tagesnachrichten.
In St. Petersburg starb Staatsrat Dr. Th. v. Schroeder, Direktor der dortigen Augenheilanstalt.
Professor Cirincione in Siena ist zum Naehfolger des verstorbenen Professors und Senators
Secondi nach Genua, Privatdozent Dr. Siegrist-Basel ist auf den Lehrstuhl Pflüger’s nach Bern
berufen worden.
Dr. Fr. Allport wurde zum Professor der Augenheilkunde in Chicago ernannt.
Für das Fach der Augenheilkunde habilitierten sich: Dr. Halben in Greifswald, Dr. Capellini in
Parma.
Dr. E. Landolt in Paris wurde vom deutschen Kaiser der Königlich Preussische Kronen-Orden
∏. Klasse verliehen.
Literatur-Verzeichnis.
Anatomie. – Phy siojogie. – Pathologie. Bar, Carl, Ein Beitrag zur Kasuistik der
Zündhütchenverletzungen. Arch.
f. Augenheilk. 49. Bd. 1. H. . Bull, Charles, Steãmann, Lesions of the eye which occur in the
course of
d. diseases of the heart
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the blood vessels and the kidneys. Med. Record.
Vol. 64. No. 23.
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