Epidemiologische Erhebung zum Milchmolarenverlust bei

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ORIGINALARBEIT
B. A. Jung1, O. Jung2, C.-M. Messow3, H. Wehrbein1
Epidemiologische
Erhebung zum
Milchmolarenverlust
bei Erstklässlern
B. A. Jung
Ein vorzeitiger Verlust von Milchzähnen im Bereich der
Stützzone kann zu komplexen Störungen während der
Gebissentwicklung führen. In diesem Zusammenhang
sollte untersucht werden, ob aus kieferorthopädischer
Sicht Kinder mit vorzeitigem Milchmolarenverlust ausreichend durch das rheinland-pfälzische Prophylaxekonzept im Sinne einer Komplikationsprophylaxe berücksichtigt werden.
Im Rahmen einer Reihenuntersuchung wurde eine
Grundgesamtheit von 4781 Kindern der ersten Klasse
über einen Zeitraum von 4 Jahren im Kreis BernkastelWittlich untersucht. Die Befunderhebung erfolgte während der schulzahnärztlichen Eingangsuntersuchung anhand der kariesbezogenen Untersuchungsbögen der
Landesarbeitsgemeinschaft zur Förderung der zahnmedizinischen Vorsorge in Rheinland-Pfalz. Aussagen zum
Milchmolarenverlust wurden auf der Grundlage der im
dmf-t-Index enthaltenen m-Komponente (wegen Karies
extrahierte Milchmolaren) getroffen.
Der frühzeitige Verlust von Milchmolaren trat häufiger
bei Kindern auf, die nach den Kriterien des untersuchten Prophylaxekonzepts nicht kieferorthopädisch behandlungsbedürftig waren. Daher ist auch bei diesen
Kindern eine regelmäßige kieferorthopädische Überwachung nötig, um einen drohenden Stützzoneneinbruch
und damit das Entstehen einer Okklusionsanomalie zu
verhindern.
Schlüsselwörter: Milchmolarenverlust, Stützzoneneinbruch, dmf-t-Index
1
2
3
Prevalence of premature loss of
deciduous molars
Early loss of milk teeth in the supporting zone can lead
to complex disturbances during tooth development. Orthodontic research is required to determine whether
children with early molar tooth loss are being sufficiently
considered under the Rhineland-Palatinate prophylaxis
concept in respect to complication prophylaxis.
In the context of a mass screening, a population of
4781 children in the first grade in Bernkastel-Wittlich
was studied over a period of four years. The assessment of findings was performed during the school entrance dental examination to promote preventive dental
care in the Rhineland-Palatinate on the basis of the caries-related examination records of the State Working
Group for the Promotion of Preventive Dental Care in
Rhineland-Palatinate. Statements about molar loss
were made on the basis of the m-components contained
in the dmf-t index (molars extracted on account of caries).
Early molar loss occurred more frequently in children
who, according to the criteria of the prophylaxis concept
under research, did not require orthodontic treatment.
These findings indicate that these children also need regular orthodontic monitoring to prevent a threatening
support zone breakdown and thus the occurrence of
occlusion anomaly.
Keywords: early molar loss, early loss of milk teeth in
the supporting zone, dmf-t index
Poliklinik für Kieferorthopädie, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Arbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege für den Kreis Bernkastel-Wittlich
Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
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a
b
Abbildung 1 a Intraorale Oberkieferaufnahme einer 7-jährigen Patientin
zeigt einen vorzeitigen Verlust eines ersten Milchmolaren.
b Intraorale Oberkieferaufnahme eins 7,5-jährigen Patienten zeigt einen vorzeitigen Verlust eines zweiten Milchmolaren.
c Intraorale Unterkieferaufnahme einer 7-jährigen Patientin zeigt einen vorzeitigen Verlust eines zweiten Milchmolaren mit deutlicher Zahnkippung des
ersten Milchmolaren.
c
1 • Einleitung
Ein vorzeitiger Verlust von Milchmolaren im Bereich der
Stützzone kann zu Platzmangel für die bleibenden Zähne,
transversalen und sagittalen Anomalien während der Gebissentwicklung führen [4, 14]. Ein frühzeitiger Verlust eines Milchzahnes bzw. eines Milchmolaren liegt vor, „wenn
ein Zahn der ersten Dentition mehr als ein Jahr vor Durchbruch seines Nachfolgers verloren geht und wenn die Stärke des Alveolarknochens über dem durchbrechenden
Zahnkeim noch mehr als einen Millimeter beträgt oder
die Wurzellänge des permanenten Zahnes zu weniger als
75 % ausgebildet ist“ [3, 6, 19, 20]. Bei Verlust eines ersten
Milchmolaren (Abb. 1 a), besteht die Möglichkeit der Lückeneinengung von mesial oder distal. Der Verlust eines
zweiten oberen Milchmolaren kann (Abb. 1 b) zu einer
deutlichen Lückenverkleinerung und zu einer Reduzierung des Raumes fast ausschließlich von distal führen. Zudem kann ein vorzeitiger Verlust eines zweiten Milchmolaren (Abb. 1 c) zu Zahnkippungen und Rotationen führen.
Bleibt die Verminderung des Platzbedarfs etwa durch
fehlende zahnärztliche oder kieferorthopädische Überwachung unerkannt, so resultiert im ungünstigsten Fall
aufgrund fehlender Platzkontrolle und mesialen Drifts
der Dentition ein vollständiger Verlust der Platzreserve
im Bereich der Stützzone [6, 14]. Die Extraktion von unversehrten bleibenden Zähnen ist in solchen Fällen meist unumgänglich und stellt zudem häufig ein Akzeptanzproblem von Patient und Eltern dar.
2 • Ziel
Ziel war es daher zu untersuchen, ob ein vorzeitiger
Milchmolarenverlust einer geschlechts-, kiefer- oder zahn-
spezifischen Präferenz unterliegt und ob aus kieferorthopädischer Sicht kariesbezogene Schulprophylaxekonzepte am Beispiel von Rheinland-Pfalz bei Auftreten eines vorzeitigen Milchmolarenverlustes eine frühzeitige Aufklärung der Eltern über die Notwendigkeit einer klinischen
Überwachung ermöglichen.
3 • Material und Methode
Im Rahmen der zahnmedizinischen Schuleingangsuntersuchung an insgesamt 32 Grundschulen im Kreis Bernkastel-Wittlich wurden Kinder in den 4 Untersuchungszeiträumen der Schuljahre 31.08.2000 bis 04.03.2004 untersucht. Die Untersuchung umfasste alle Grundschulen
des Landkreises mit Ausnahme der Schulen mit dem Förderschwerpunkt „Lernen“. Die Befunderhebung erfolgte
anhand der Untersuchungsbögen der Landesarbeitsgemeinschaft zur Förderung der zahnmedizinischen Vorsorge in Rheinland-Pfalz. Die Befunde wurden durch
Schulzahnärzte, die zuvor durch die Universitätsklinik
Mainz im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung in
ein einheitliches Diagnostikverfahren hinsichtlich der
visuellen Kariesdiagnostik und kieferorthopädischen Befunderhebung eingewiesen wurden, erhoben. Insbesondere die Unterweisung in die kieferorthopädische Befunderhebung erfolgte durch einen Fachzahnarzt für
Kieferorthopädie basierend auf den in den Untersuchungsbögen festgeschriebenen Indikationen. Für die
Untersuchung und visuelle Kariesdiagnostik standen
eine Halogen-Untersuchungslampe, Einmalmundspiegel
(Firma Hager und Werken), Holzspatel und zahnärztliche
Sonden (Firma Schwert) zur Verfügung. Die Abfragung
des Alters erfolgte auf der Basis der Schulanmeldeunterlagen.
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Abbildung 2 Darstellung der Altersverteilung der untersuchten Erstklässler. Das durchschnittliche Alter der Kinder lag bei 6,4 Jahren.
Abbildung 3 Diagramm zur Darstellung der geschlechts- und kieferbezogenen Präferenz des Milchmolarenverlustes. Jungen waren häufiger vom
Milchmolarenverlust (insbesondere die ersten Milchmolaren) betroffen.
4. Patienten mit skelettal und frontal offenem Biss
5. Kreuzbissverzahnung im Seitenzahn- und/oder Frontzahnbereich
Statistische Auswertung
Abbildung 4 Grafische Darstellung der jahresbezogenen Entwicklung des
Milchmolarenverlustes.
Aussagen zum Milchmolarenverlust wurden auf der
Grundlage der im dmf-t-Index enthaltenen m-Komponente getroffen. Erfasst wurden die wegen Karies extrahierten Milchmolaren. Nichtanlagen, Zahnverlust als
Traumafolge sowie extrahierte Milcheckzähne gingen
nicht in die Bewertung ein. Bei Unklarheiten erfolgte die
Befragung des jeweiligen Kindes, um eine Fehlzuweisung
bezüglich der m-Komponente auszuschließen. Eine diesbezügliche röntgenologische Untersuchung ist im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung und aus ethischen
Gründen grundsätzlich nicht vorgesehen.
Ein kieferorthopädischer Behandlungsbedarf mit Initiierung einer kieferorthopädischen Überwachung wurde anhand folgender Indikationen festgestellt:
1. Anomalie des progenen Formkreises (alveolär und skelettal). Diese Anomalie beinhaltet folgende Merkmale:
- echte und Pseudoprogenie
- progener Zwangsbiss
- umgekehrter Schneidezahnüberbiss
2. Deckbiss
3. Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten oder Syndrome
Die Erfassung und deskriptive Analyse der ermittelten Daten erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz mittels des Softwareprogramms SPSS (Statistical Package for Social Science) für
die Windows Version 12.0 (Inc., Chicago, II, USA). Da es sich
um eine rein deskriptive Datenerhebung handelt, wurden
statistische Tests (Exakter Fisher-Test; Test von McNemar),
nur vereinzelt zur weiteren Veranschaulichung der Ergebnisse verwendet. Es wurde daher nicht für multiples Testen korrigiert und die p-Werte sind somit rein deskriptiv
zu verstehen. Zu jedem p-Wert wird angegeben, welcher
Test verwendet wurde. Die Auswertung erfolgte daher auf
der Basis absoluter und relativer Häufigkeiten.
4 • Ergebnisse
Alters- und Geschlechtsverteilung
Bei insgesamt 4871 Erstklässlern im Alter von 5 bis 8 Jahren lag das Durchschnittsalter bei 6,4 (Abb. 2). Die meisten Kinder waren zum Zeitpunkt der Untersuchung 6 und
7 Jahre alt. Das Verhältnis von Mädchen zu Jungen betrug
1:1,03, also annähernd 1:1. 4759 Kinder, das entspricht einem Anteil von 97,7%, konnten in die Untersuchung einbezogen werden.
Häufigkeit des Milchmolarenverlustes
Bei 4620 Kindern konnte kein vorzeitiger Milchmolarenverlust festgestellt werden. Bei insgesamt 251 der untersuchten Kinder, das entspricht einem Anteil von 5,2%, lag
ein Verlust von mindestens einem Milchmolaren vor. Bei
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Abbildung 5 Diagramm zur Darstellung der jahresbezogenen Entwicklung
der Geschlechtspräferenz. Für die Untersuchungszeiträume 1–3 (Schuljahre
2000/2001; 2001/2002; 2002/2003) ergab sich eine Bevorzugung
des männlichen Geschlechts. Im 4. Untersuchungszeitraum (Schuljahr
2003/2004) war eine Umkehrung der Präferenz erkennbar.
Abbildung 6 Diagramm zur jahresbezogenen Betrachtung zum Milchmolarenverlust. In der Einzelbetrachtung der Schuljahre waren die ersten Milchmolaren häufiger vom Verlust betroffen.
59% dieser Kinder war ein Quadrant, bei 41% der Kinder
mehr als ein Quadrant betroffen.
5 • Diskussion
Geschlechts- und kieferbezogene
Betrachtung
Dabei ließ sich ein Milchmolarenverlust bei Mädchen
und Jungen im Verhältnis 1:1,47 (Abb. 3) darstellen. Die
Auswertung ergab eine Bevorzugung des männlichen Geschlechts (p=0,005; Exakter Fisher-Test). Milchmolaren des
Unterkiefers waren im Vergleich zum Oberkiefer im Verhältnis 1:1,27 häufiger betroffen (p<0,0005 Test von McNemar; Abb. 3). Insgesamt ließ sich ein bevorzugter Verlust
der ersten Milchmolaren (p< 0,0005; Test von McNemar;
Abb. 3) feststellen.
Bezogen auf die einzelnen Schuljahre (Abb. 4) ergab
sich für den Milchmolarenverlust folgende Verteilung: Im
ersten Untersuchungszeitraum lag der Verlust von mindestens einem Milchmolaren bei 6,2% der untersuchten
Kinder, im zweiten bei 5,2 %, im 3. bei 4,6% und im vierten Untersuchungszeitraum bei 4,5%.
Eine Bevorzugung des männlichen Geschlechts hinsichtlich des Milchmolarenverlustes ließ sich für die Untersuchungszeiträume 1 bis 3 feststellen. Für den 4. Untersuchungszeitraum, also dem Schuljahr 2003/2004, ergab
sich eine Umkehrung der Präferenz (Abb. 5).
Sowohl in der Gesamt- als auch in der Einzelbetrachtung (Abb. 6) der Schuljahre waren die ersten
Milchmolaren häufiger als die zweiten vom Verlust betroffen (p<0,03; p=0,291; p=0,014; p=0,001; Test von
McNemar).
Milchmolarenverlust und kieferorthopädischer Behandlungsbedarf
Bei 17,9% (n=45) der Kinder mit Milchmolarenverlust bestand ein kieferorthopädischer Behandlungsbedarf. Bei
82,1% (n=206) lag primär kein kieferorthopädischer Behandlungsbedarf vor. Daher erfolgte in Rheinland-Pfalz
keine durch den Schulzahnarzt initiierte kieferorthopädische Überwachung.
Die Problematik des frühzeitigen Milchmolarenverlustes
mit der Konsequenz eines drohenden Raumverlustes im
Sinne eines Stützzoneneinbruchs, wurde bisher im rheinland-pfälzischen Prophylaxekonzept zu wenig berücksichtigt. Dabei stellt diese Problematik für Rheinland-Pfalz
kein länderspezifisches Problem dar. Auch andere Bundesländer (z.B. Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen,
Niedersachsen, Bayern) sehen nach eigenen Angaben eine
präventionsorientierte Berücksichtigung eines drohenden
Raumverlustes im Rahmen der kieferorthopädischen Indikationsstellung nicht oder nur unzureichend vor. Metrische Messungen werden in der Regel nicht durchgeführt.
Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung zeigen, dass im Rahmen von Schuleingangsuntersuchungen
bereits klinisch manifestierte kieferorthopädische Anomalien zwar berücksichtigt werden, aber der vorzeitige
Milchmolarenverlust im Sinne einer langfristigen Komplikationsprophylaxe und klinischen Überwachung dagegen zu wenig. So wurden beispielsweise Kinder mit Milchmolarenverlust, die zum Zeitpunkt der Untersuchung keine Karies aufwiesen oder bereits saniert waren, nicht zum
Kieferorthopäden überwiesen, wenn keine weiteren kieferorthopädischen Befunde vorlagen. Die Eltern wurden
in solchen Fällen nicht über die Notwendigkeit einer klinischen Überwachung zur Prävention von Platzmangel,
transversalen und sagittalen Anomalien während der Gebissentwicklung und damit der möglichen Entstehung
von Okklusionsanomalien aufgeklärt.
Dabei sind die Folgen der Raumeinengung im Oberkiefer schwerwiegender als im Unterkiefer. Ein frühzeitiger Verlust von Milchzähnen kann aufgrund der physiologische Mesialwanderungstendenz [1] der Sechsjahrmolaren, die im Oberkiefer stärker ausgeprägt [8] ist als im Unterkiefer, zu einem sagittalen Platzverlust von distal führen. Der Verlust des zweiten oberen Milchmolaren führt
daher zu einer deutlichen Lückenverkleinerung und zu
einer Reduzierung des Raumes fast ausschließlich von
distal. Zahnwanderungen, Kippungen und mesiale Rotationen können zur Entwicklung eines Kreuzbisses, einer
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Zahl (n) der unter- Stützzoneneinsuchten Kinder
bruch (%)
Autor
Jahr
Legović [10]
1989
n= 495
70
Hinz et al. [7]
1989
n= 2479
6
Viskovic et al. [19]
1990
n=301
13,3
Müßig et al. [12]
1993
n=270
25
Krämer et al. [9]
1996
n=344
2,1
Schopf [15]
2003
n=2326
19,6
Tabelle 1 Literaturübersicht zum Stützzoneneinbruch bei Kindern.
Klasse-II-Okklusion und darüber hinaus zu einer paraxialen Eruption der Eckzähne führen [13, 16].
Ein direkter Vergleich unserer Ergebnisse mit anderen
Autoren ist bis auf die Studie von Legović [10] nur bedingt
möglich, da lediglich Angaben zum bereits vorhandenen
Stützzoneneinbruch [7, 9, 11, 12, 15, 18] verfügbar sind.
Die Angaben zum Stützzoneneinbruch schwanken dabei
zwischen 2 und 70 % [7, 9, 10, 11, 12, 15, 18]. Tabelle 1 zeigt
diesbezüglich eine Literaturübersicht. Der Bezug zu älteren Studien [2, 5, 17] erschien uns aus Gründen der veränderten Kariesprävalenz, ökonomischen Strukturen und
unterschiedliche soziogeographische Gegebenheiten
nicht sinnvoll.
Legović [10] untersuchte den Gesundheitszustand und
den Platzverlust der Zähne in der Stützzone bei 495 Kindern (270 Jungen und 225 Mädchen) in Istrien im Alter
zwischen 6,5 und 7,5 Jahren innerhalb eines Jahres. Von
den untersuchten Kindern wurde schließlich eine Gruppe von 100 auswählt, die auf den Befund von kariös zerstörten Approximalflächen von Milchmolaren in einem
oder mehreren Quadranten überprüft wurden. Im Ergebnis fand sich u.a. eine deutliche Bevorzugung des Milchmolarenverlustes im Unterkiefer sowie ein verstärkter
Verlust des zweiten Milchmolaren.
Aus den Ergebnissen unserer Untersuchung geht jedoch hervor, dass man zwar in der Gesamtbetrachtung
von einer kieferbezogenen Bevorzugung hinsichtlich eines vorzeitigen Milchmolarenverlustes sprechen kann,
aber dies ist in der Einzelbetrachtung der Schuljahre nur
ansatzweise erkennbar. Unter Berücksichtigung der Eruptionszeiten für den ersten (14.–18. Monat) und zweiten
Milchmolaren (24.–30. Monat) spricht das frühere Durchbrechen der ersten Milchmolaren eher für einen höheren
Zerstörungsgrad und damit für eine deutliche Bevorzugung hinsichtlich eines vorzeitigen Verlustes.
6 • Schlussfolgerungen
Aus den Ergebnissen der vorliegenden Untersuchung an
insgesamt 4871 untersuchten Erstklässlern im Zeitraum
von 4 Jahren können folgende Konklusionen gezogen werden:
1. Der frühzeitige Verlust von Milchmolaren trat häufiger
bei Kindern auf, die nach den Kriterien des untersuch-
ten Prophylaxekonzepts nicht kieferorthopädisch behandlungsbedürftig waren.
2. Ein vorzeitiger Verlust von Milchmolaren sollte daher
im Rahmen einer schulzahnärztlichen Vorsorgeuntersuchung unabhängig vom Sanierungsgrad einer regelmäßigen klinischen und kieferorthopädischen Überwachung unterliegen.
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14. Radlanski RJ: Der Lückenhalter in der Kieferorthopädie. Quintessenz 53, 961967 (2002)
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Assurance Report No. 4.
• Korrespondenzadresse
Dr. Britta Antonia Jung
Poliklinik für Kieferorthopädie
Universitätsklinikum der JohannesGutenberg-Universität Mainz
Augustusplatz 2
55131 Mainz
Tel.: +49 (6131) 17-2692 Fax -5569
E-Mail: [email protected]
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