Sozial und ökonomisch handeln

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EINLEITUNG
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tal aus CSR für das KMU aus? Dies sind Fragen, die ebenfalls mit dieser
Arbeit beantwortet werden müssen. Denn: Ob CSR in KMU als Vereinbarung von eigen- und fremdnützigem Handeln verstanden und realisiert
werden kann, ist davon abhängig, dass Möglichkeiten gesehen werden, dass
CSR zum Erhalt des Gesamtvermögens des KMU beiträgt.
Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, dass KMU durch eben
diesen Status als kleine bzw. mittelgroße Unternehmen bei der Umsetzung
von CSR als defizitär betrachtet werden. Paradoxerweise werden gerade
Großunternehmen mit ihrer CSR als Leitbilder proklamiert. Aber kann es
denn bzw. muss es denn nicht so sein, dass KMU – wenn auch bisher
nicht bewusst und systematisiert – im Gegenteil über spezifische Trümpfe
verfügen, CSR als Ausdruck der Vereinbarkeit eigen- und fremdnützigen
Verhaltens zu realisieren? Woher sonst sollte der Eindruck kommen, dass
KMU letztlich doch die sozialverantwortlichen Akteure der Wirtschaft
sind? Denkbar sind hier auf den ersten Blick Trümpfe, die mit der Person
der KMU-Inhaberinnen und Inhaber (deren Habitus) und deren Bedeutung für das KMU und dessen Umfeld in Zusammenhang stehen. Auch
die Beziehungsstrukturen oder die Art des Managements in KMU scheinen
hier einer weiteren Untersuchung wert. Denn: Ob CSR in KMU als Vereinbarung von eigen- und fremdnützigem Handeln verstanden und
realisiert werden kann, zeigt sich, wenn die Trümpfe der KMU für die CSR
transparent sind.
Eine Arbeit, die sowohl die Bedeutung des »Habitus« von Akteurinnen
und Akteuren für das untersuchte Thema, die Frage nach der Vereinbarkeit
der »Felder« Soziales und Ökonomisches als auch die »Kapitalfrage« im Auge
behalten und diskutieren möchte, kommt unmittelbar – die Begrifflichkeiten legen es nahe – zur Habitus-, Kapital- und Feldtheorie von Pierre
Bourdieu. Entsprechend sind diese Theorien der – soziologische – Bezugsrahmen dieser Arbeit. Anhand der Habitustheorie bietet sich die Möglichkeit
einzubeziehen, was an den Individuen (den KMU-Inhaberinnen und Inhaber) in ihrer Eigenschaft als soziale Akteure soziologisch und aus dem
Blickwinkel einer KMU-CSR interessant ist. Der Habitus ist zentral, da er
zur Erklärung der Genese von Praxisformen herangezogen werden kann. Der
Bezug auf die Feldtheorie ist notwendig, da der Feld-Begriff das Pendant
zum Habitus-Begriff (Fuchs-Heinritz/König 2005) darstellt: Mit dem Habitus korrespondieren die im Feld wirkenden dinglichen und strukturellen
Bedingungen. Dabei weist die Theorie nicht nur darauf hin, wie wichtig es
ist, das im engeren Sinne unternehmerische Feld zu betrachten, sondern
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SOZIAL UND ÖKONOMISCH HANDELN
auch das weitere Feld, welches die Rahmenbedingungen der Unternehmen
definiert. Entsprechend gilt es in dieser Arbeit auch zu klären, welchen
Einfluss diese Rahmenbedingungen haben. Denn: Ob CSR in KMU als
Vereinbarung von eigen- und fremdnützigem Handeln verstanden und
realisiert werden kann, ist eine Frage des Einflusses durch externe Akteure
und Faktoren.
Schließlich kann über den Einbezug der Bourdieuschen Kapitaltheorie sichergestellt werden, dass neben dem Habitus von Akteurinnen und Akteuren und neben den Feldbedingungen nicht die Kapitaldimension vernachlässigt wird. Denn die Verfügbarkeit über Kapital(sorten) bedingt die
Handlungs- und Profitchancen, die ein Akteur in einem Feld hat.
Allerdings finden sich auch Grenzen in diesen Theorien von Bourdieu.
Für die vorliegende Arbeit zeigen sich diese vor allem im Kontext der Kapitaltheorie. Besonders für KMU – und damit auch zugunsten gesellschaftlicher Anliegen – reicht die Feststellung nicht, dass nicht nur eigen-, sondern auch fremdnützige Handlungen zu deren Kapital (als ökonomisches
und soziales Kapital) werden können. Zwar ist es bereits eine wichtige Erkenntnis und Einsicht, nicht nur Ökonomisches als Kapital zu begreifen.
Es muss aber noch deutlicher werden, wie diese Kapitalformen im Kontext
der CSR jeweils aufgebaut werden. Auch muss explizit erschlossen und
vermittelt werden, dass und wie die Kapitalformen ineinander transformiert werden können, so dass ein positiver Effekt für das Gesamtvermögen entsteht, auch wenn zum Beispiel ökonomisches Kapital für CSR aufgewandt wird. Es muss offensichtlich werden, welche »Gesetze«, welche
Handlungsregeln die Unternehmen unterstützen können, soziales und ökonomisches Kapital, auch über wechselseitige Transformationsprozesse, positiv für den Bestand des Gesamtvermögens einzusetzen. Dies ist von einem allgemeinen Interesse für Unternehmen, für KMU stellt sich im Besonderen die Frage, was diese bei der Umsetzung der Handlungsregeln
unterstützt. Es ist also nach einer Art »Transformationskapital« zu suchen –
allgemein und im Besonderen nach dem Transformationskapital der KMU.
Entsprechend werden in der vorliegenden Arbeit neue Begrifflichkeiten
eingeführt und die Ausführungen von Bourdieu fortentwickelt.
Ohne Zweifel ist es von zentraler Bedeutung und begründet, eine theoretische Systematisierung und Fortentwicklung der »CSR der KMU« vorzunehmen – wie es mit dieser Arbeit beabsichtigt ist. Die Brauchbarkeit einer
Theorie zeigt sich, wenn sich ihre Aussagen mit der Praxis verbinden lassen. Entsprechend werden in dieser Arbeit immer wieder praktische Ent-
EINLEITUNG
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sprechungen zu den theoretischen Aussagen gesucht. Woran lässt sich zeigen, dass theoretische Aussagen und Vorgaben auch empirisch Gültigkeit
haben? Hilfreich sind hier Fallbeispiele aus der Praxis der KMU. Diese
Arbeit greift entsprechend an relevanter Stelle auf solche Beispiele zurück
und untersucht sie darauf hin, wie sich theoretische Annahmen und Aussagen in ihnen widerspiegeln. Zugute kommt dieser Arbeit dabei, dass Fallbeispiele aus der Erfahrung der Autorin als Content Development Managerin im Rahmen des Europäischen ESF-Projektes COSORE (Corporate
Social Responsibility kleiner und mittlerer Unternehmen) eingebracht werden können.
Bei all dem wäre es naiv, davon auszugehen, dass es (derzeit) nur eine
Strategie gibt, wie Corporate Social Responsibility durch kleine und mittlere Unternehmen gezeigt wird bzw. werden kann. Wahrscheinlicher ist,
dass KMU unterschiedliche Strategien der Vereinbarung eigennützigen (»ökonomischen«) und fremdnützigem (»sozialen«) Handelns wählen. Ketzerisch
kann jedoch gefragt werden, ob es immer der optimale Typ Strategie ist,
der verfolgt wird – optimal sowohl für das Unternehmen als auch optimal
für die Bezugsgruppen. Um diese Frage beantworten zu können, ist es
lohnenswert, die unterschiedlichen Typen von Strategien zu differenzieren
und zu untersuchen, ob es unter diesen Strategien einen Optimaltypus gibt.
Wenn ja, wird es eine zentrale und abschließende Aufgabe dieser Arbeit
sein, darzustellen, wie dieser Optimaltypus durch Voraussetzungen außerhalb und innerhalb des Unternehmens gefördert und unterstützt werden
kann. Denn: Ob CSR in KMU als Vereinbarung von eigen- und fremdnützigem Handeln verstanden und realisiert werden kann, ist auch davon
abhängig, dass die für die KMU und die potenziellen Stakeholder optimale
Vereinbarungsstrategie durch externe und interne Bedingungen gefördert
wird.
Corporate Social Responsibility kleiner und
mittlerer Unternehmen
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Notwendige Diskussion
Die vorliegende Arbeit verfolgt das Ziel, zu erschließen und darzustellen
wie soziale Verantwortung durch kleine und mittlere Unternehmen gezeigt
wird bzw. werden kann. Erreicht werden soll dies, indem deutlich wird, inwiefern eine Vereinbarung eigennützigen (»ökonomischen«) und fremdnützigem (»sozialen«) Handelns im unternehmerischen Kontext möglich ist.
Dem Ziel liegt die Annahme zugrunde, dass erstens die unternehmerische
soziale Verantwortung (englisch: Corporate Social Responsibility) generell
ein diskussions- und förderungswürdiges Thema ist. Dies aufgrund der
Wirkung, welche die Corporate Social Responsibility (CSR) für gesellschaftliche Belange zeigen kann bzw. soll. Zweitens wird davon ausgegangen, dass die unternehmerische soziale Verantwortung etwas ist, was nicht
nur in Bezug auf Großunternehmen fokussiert werden sollte. Vielmehr
müssen verstärkt kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in den Blick genommen werden. KMU sind keine marginale Randgruppe in der Gesellschaft bzw. in der Wirtschaft. Ihnen kommt vielmehr quantitativ und qualitativ eine große Bedeutung zu. Damit steht der Gesellschaft bei der Umsetzung sozialer Verantwortung durch KMU ein großes Potenzial zur Verfügung, welches es zu fördern lohnt. Drittens wird angenommen, dass hinter der Erwartung an eine CSR vielfältige Ansprüche stehen, die zum Beispiel nicht durch reine Geldspenden erfüllt werden können. Die Vereinbarkeit von eigen- und fremdnützigem Handeln wird damit komplexer und ist
mehr denn je ein herausforderndes Thema.
Die folgenden Abschnitte dienen dazu, die eben formulierten Annahmen inhaltlich zu fundieren.
CSR KLEINER UND MITTLERER UNTERNEHMEN
1.1
Das gesellschaftliche Interesse
1.1.1
Hochrangiges sozialpolitisches Interesse
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Auf höchster Ebene wird die soziale Verantwortung der Unternehmen erst
jüngst durch die neue »Sozialpolitische Agenda 2005–2010« der Europäischen Kommission als förderungswürdig erachtet (vgl. Europäische Kommission/GD Beschäftigung & Soziales 2005, S. 3): Die Agenda soll in erster Linie gewährleisten, dass das Bemühen der EU (und damit auch das
Deutschlands) um mehr Wachstum und Arbeitsplätze allen Bereichen der
Gesellschaft zugute kommt. Sie zielt darauf ab, Menschen das nötige Rüstzeug zur Anpassung an gesellschaftliche Veränderungen zu geben, gleichzeitig sollen die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft geschützt werden.
In diesem Kontext wird die
»Kommission […] auch in Zukunft die Übernahme sozialer Verantwortung durch
die Unternehmen fördern. Um einen Beitrag zur Wirksamkeit und Glaubwürdigkeit einschlägiger Verfahren zu leisten, wird die Kommission in Zusammenarbeit
mit den Mitgliedstaaten und den Betroffenen Initiativen ergreifen mit dem Ziel, die
Entwicklung und Transparenz von Grundsätzen der sozialen Unternehmensverantwortung weiter zu fördern.« (ebd., S. 25)
Die gesellschaftliche Bedeutung der CSR in Deutschland wird unter anderem mit der Pressemitteilung deutlich, dass es seit Sommer 2006 innerhalb der Bundesregierung ein (zumindest theoretisch) explizit zuständiges
Ministerium für CSR gibt: Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales
(vgl. BMAS 2006a).
In einer Fallsammlung der Europäischen Kommission zur verantwortlichen Unternehmertätigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen wird das
gesellschaftliche Interesse an »mittelständischer« Verantwortung spezifiziert:
»Europas 20 Millionen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) leisten bereits einen wesentlichen sozialen Beitrag, indem sie Arbeitsplätze schaffen und sichern,
der Gesellschaft Erzeugnisse und Dienstleistungen anbieten und Steuern bezahlen.
Sie gelten auch zunehmend als Motor für Innovation, Unternehmergeist und Wettbewerbsfähigkeit. Die KMU sind daher der Schlüssel, mit dem das strategische Ziel
von Lissabon, das von der Europäischen Union für 2010 festgelegt wurde, erreicht
werden kann und das auf den drei Säulen einer nachhaltigen Entwicklung beruht:
Wirtschaftswachstum, sozialem Zusammenhalt und Umweltschutz.
In diesem größeren Zusammenhang wird auch das Interesse der EU an der
Förderung verantwortlicher Unternehmertätigkeit – oder sozialer Verantwortung
von Unternehmen (CSR) – in der Wirtschaft im Allgemeinen und unter KMU im
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