TEXTE FRANÇAIS VOIR PAGE 766 PRAXIS UND FORTBILDUNG Sven Wenzel Christina Tietmann Frank Bröseler Zahnärztliche Praxisgemeinschaft für Parodontologie, ­Aachen, Deutschland KORRESPONDENZ Dr. med. dent. Sven Wenzel Zahnärztliche Praxisgemeinschaft für Parodontologie Krefelder Strasse 73 D-52070 Aachen E-Mail: [email protected] Zahnerhalt durch forcierte ­Magnetextrusion Ein Fallbericht SCHLÜSSELWÖRTER Kronenverlängerung, Magnetextrusion, Ästhetik, biologische Breite, ferrule design Bild oben: Magnete mit Platzhalter ZUSAMMENFASSUNG Zähne mit ausgeprägtem Substanzverlust durch ästhetischen Bereich kann zudem der Verlauf Karies oder Traumata bedürfen häufig einer pro­ der marginalen Gingiva positiv korrigiert werden. thetischen Rehabilitation. Im Fall eines möglichen Allerdings ist diese Vorgehensweise durch eine Zahnerhalts gilt es, die verbliebene Zahnhartsub­ erhöhte Anzahl von Behandlungsterminen zeit­ stanz durch eine ausreichende Fassung zu stabi­ inten­siv. Eine Extrusion ist mithilfe kieferorthopä­ lisieren. Dies verlangt oft eine tief subgingivale discher Apparaturen oder durch Magnete mög­ Präparation mit der Gefahr einer Verletzung der lich. Magnete können aufgrund ihrer geringen biologischen Breite. Prärestaurativ ist in diesen Grösse unsichtbar in eine provisorische Konstruk­ Fällen eine Kronenverlängerung indiziert. Neben tion integriert werden, was weitere Vorteile im dem chirurgischen Vorgehen kann die Zahnkrone ästhetischen Bereich bietet. alternativ durch eine Extrusion verlängert wer­ Das Vorgehen einer forcierten Magnetextrusion den. Ein Vorteil dieser Methode ist, dass auf die an einem tief zerstörten Eckzahn mit Optimierung Entfernung von Anteilen des zahntragenden Kno­ des marginalen Gingivaverlaufs wird anhand des chens verzichtet werden kann. Insbesondere im vorliegenden Fallberichtes dargestellt. SWISS DENTAL JOURNAL SSO VOL 127 9 2017 P 759 760 PRAXIS UND FORTBILDUNG Einleitung Zähne mit ausgeprägter Sekundärkaries im Kronenrandbereich oder Frakturen und daraus resultierendem Verlust der gesamten klinischen Krone sind häufig nur durch aufwendige Massnahmen zu erhalten. Je nach Zerstörungsgrad ist eine Extraktion mit späterem Ersatz durch ein Implantat oder eine Brückenkonstruktion gegenüber einem Zahnerhalt abzuwägen. Eine Alternative zur Zahnentfernung stellt in Abhängigkeit der Knochen- und Weichgewebssituation eine chirurgische Kronenverlängerung oder eine kieferorthopädische Extrusion dar. Häufig ist in diesen Fällen eine Vitalerhaltung des Zahnes nicht möglich. In Fällen, in denen die klinischen Voraussetzungen einen Zahnerhalt zulassen, ist der erste Behandlungsschritt die endodontische Versorgung des Zahnes. Eine Wurzelkanalbehandlung vor einem Stiftaufbau ist obligat. Entscheidend für den Langzeiterfolg von Zähnen mit Stiftaufbauten ist die Berücksichtigung des sogenannten Ferrule Effekts (Fokkinga et al. 2007). Dabei wird die verbliebene Zahnhartsubstanz zervikal mindestens 1,5 mm durch die spätere Krone gefasst (ferrule ­design) (Libman & Nicholls 1995; Sorensen & Engelman 1990). In der klinischen Umsetzung verlangt dies bei stark zerstörten Zähnen häufig eine tief subgingivale Präparation. Hierbei gefährdet man allerdings die sogenannte biologische Breite (Ingber et al. 1977). Die biologische Breite ist ein den Zahn umgebender Komplex aus bindegewebigem und epithelialem Attachment, dessen Integrität eine Grundvoraussetzung für ein entzündungsfreies und widerstandsfähiges parodontales Gewebe darstellt. Ein Abstand des prospektiven Kronenrandes vom Knochen von etwa 3 mm lässt in der Regel genug Raum für eine physiologische Architektur dieses dentogingivalen Komplexes (Schmidt et al. 2013). Um sowohl das ferrule design als auch die biologische Breite zu berücksichtigen, ist somit in der Regel eine Kronenverlängerung indiziert. Neben einem chirurgischen Vorgehen gibt es die Möglichkeit einer kieferorthopädischen Extrusion des betreffenden Zahnes. Dabei werden sowohl Knochen als auch Weichgewebe mitbewegt, was zum Zweck einer Kronenverlängerung unerwünscht wäre (Carvalho et al. 2006). Um eine solche koronale Migration der parodontalen Gewebe mit dem Zahn zu verhindern, gibt es je nach Indikationsbereich zwei Vorgehensweisen. Um eine Migration des Knochens zu unterbinden, werden die den Zahn umgebenden suprakrestalen Fasern mehrfach und in bestimmten zeitlichen Abständen durchtrennt. Das gingivale Gewebe erfährt hierbei weiterhin eine gewisse Koronalbewegung, da der gingivale Komplex nach kurzer Zeit wieder an den noch vorhandenen Fasern auf der Wurzeloberfläche inseriert (Levine & Stahl 1972; Pontoriero et al. 1987). Diese Vorgehensweise bietet sich insbesondere im ästhetischen Bereich an, wenn mit der Kronenverlängerung auch gleichzeitig der mar­ ginale Gingivaverlauf positiv korrigiert werden soll (Kozlovsky et al. 1988). Soll sowohl die Knochen- als auch die Weichgewebsmigration nach koronal unterbunden werden, ist die Wurzelober­ fläche nach der Durchtrennung der suprakrestalen Fasern zusätzlich zu glätten. In beiden Fällen wird am Ende der Extrusionsphase eine Retentionsphase von mindestens acht Wochen empfohlen (Heithersay 1973; Simon et al. 1978). Im vorliegenden Fallbericht wird die Behandlung eines tief zerstörten Zahnes mithilfe der Magnetextrusion geschildert. Allgemeine Anamnese Am 31. März 2015 stellte sich die 49-jährige Patientin mit Beschwerden bei Zahn 13 vor. Die Patientin war bereits seit 2007 in unserer regelmässigen zahnärztlichen Behandlung. Die allgemeine Anamnese war unauffällig. Die Patientin war Nichtraucherin und nahm keine Medikamente ein. Spezielle Anamnese Die Patientin klagte über eine Aufbissempfindlichkeit bei Zahn 13 seit ca. drei Tagen und einen damit einhergehenden seltsamen Geschmack. Zusätzlich nahm die Patientin einen «Sekretaustritt» am marginalen Gingivarand des Zahnes 13 wahr. Befund Der extraorale Befund stellte sich unauffällig dar. Intraoral präsentierte sich ein konservierend und prothetisch einwandfrei behandeltes Gebiss (Abb. 1, 2). Abb. 1 Klinische Situation vor 31. März 2015 Abb. 2 Zahnärztlicher Befund SWISS DENTAL JOURNAL SSO VOL 127 9 2017 P PRAXIS UND FORTBILDUNG Bei näherer Untersuchung der Brückenkonstruktion 13–21 mit Brückenpfeilern an 13, 11 sowie 21 wies die Krone an 13 ­einen mit der Sonde tastbaren Randspalt auf. Bei axialer Belastung war der Zahn druckdolent und eine Bläschenbildung bei abwechselnden Druck und Zugbelastungen ergab den Verdacht einer partiellen Lockerung der Brückenkonstruktion an Zahn 13 inklusive Stiftaufbau. Die Sondierungstiefen an Zahn 13 waren mit maximal 3 mm und ohne Bluten auf Sondierung physiologisch. Röntgenbefund Zur Beurteilung der apikalen Situation wurde je ein Zahnfilm von Zahn 13 sowie den Zähnen 11/21 angefertigt (Abb. 3). Es zeigten sich Verschattungen im Sinne metallischer Wurzelstifte im Verlauf der oberen zwei Drittel der Wurzelkanäle mit röntgenologisch suffizienten Wurzelfüllungen im apikalen Drittel an den Zähnen 13 sowie 21. Zahn 11 wies eine suffiziente Wurzelfüllung ohne Wurzelstift auf. Zusätzlich wiesen die Kronen an den Zähnen 13 und 11 einen röntgenologisch erkennbaren Randspalt auf. An 13 bestand röntgenologisch kein Verdacht auf eine Wurzelfraktur. Abb. 3 Röntgenfilm 16–13 sowie 13–21 vom 31. März 2015 Diagnose Entsprechend den klinischen und röntgenologischen Befunden ergab sich die Diagnose einer Sekundärkaries an Zahn 13 mit daraus resultierender Lockerung des Stiftaufbaus und Super­ infektion des Wurzelkanals. Therapieplanung Die Patientin wurde über die Befunde und mögliche Therapievarianten aufgeklärt (darunter auch die Entfernung des Zahnes 13 und spätere Implantatversorgung). Da weder röntgenologisch noch klinisch der Verdacht einer Wurzelfraktur vorlag, war in Übereinkunft mit der Patientin das angestrebte Therapieziel: Zahnerhalt und neue Brückenversorgung Aufgrund der Sekundärkaries musste von zu wenig Restzahnsubstanz für eine adäquate prothetische Lösung ausgegangen werden. Die Patientin wurde daher zusätzlich über die Notwendigkeit einer Kronenverlängerung aufgeklärt. Daraus ergab sich folgender Therapieplan: –– Entfernung der Brückenkonstruktion 13–11 und prov. Vers­ orgung –– Kariesexkavation an 13 sowie Revision und Erneuerung der Wurzelfüllung –– Magnetextrusion an 13 in Verbindung mit einem Langzeit­ provisorium von 14 auf 21 –– Stiftaufbau an 13 und neue Brückenkonstruktion von 13 auf 11, Einzelzahnkrone auf 21 sowie Keramik-Inlay an 14 Abb. 4 Situation nach Entfernung der Brücke 13–21 Therapie Die Behandlung wurde am 20. April 2015 mit der Entfernung der Brücke von 13–21 begonnen. Der Stiftaufbau an 13 war wie erwartet gelockert und wurde bei der Brückenentfernung mit herausgelöst. Nach Exkavation der Karies wurde unter relativer Trockenlegung mit der Revision der Wurzelfüllung begonnen (Abb. 4, 5). Nach vollständiger Aufbereitung und Reinigung des Kanalsystems ergab sich weiterhin kein Hinweis auf eine Wurzelfraktur, sodass eine neue Wurzelfüllung erfolgen konnte. Die Guttapercha wurde mit einem erhitzen Plugger (Hu-Friedy Mfg. Co., LLC., Deutschland) ca. 1 mm tief im Wurzelkanal getrennt. Anschliessend wurde der Bereich koronal der Guttapercha mit fliessfähigem lichthärtendem Composite (Filtek Abb. 5 Kariesexkavation und Entfernung der alten Wurzelfüllung an Zahn 13 SWISS DENTAL JOURNAL SSO VOL 127 9 2017 P 761 762 PRAXIS UND FORTBILDUNG Surpreme XTE, 3M Deutschland GmbH, Deutschland) in Säure-­ Ätz-Technik (15-s-Ätzung mit 37%igem Phosphorsäuregel, Adhäsivsystem OptiBond FL, Kerr GmbH, Deutschland) dicht verschlossen. Für die Phase der Magnetextrusion wurde ein metallunterstütztes Langzeitprovisorium geplant. Um eine distale Abstützung zu gewährleisten, wurde das NEM-Inlay an 14 entfernt. Abb. 6 Modell für das Langzeitprovisorium Zur Herstellung des Langzeitprovisoriums wurde eine Abformung mit Impregum (3M Deutschland GmbH, Deutschland) genommen und die klinische Situation zunächst mit einem Kunststoffprovisorium (Splintline, Lang Dental Manufacturing Co., USA) versorgt. Das metallunterstütze Langzeitprovisorium wurde im zahntechnischen Labor unter Verwendung einer hochgoldhaltigen Legierung (Pontor MPF, Fa. Metalor/Metaux Precieux S.A., Schweiz) hergestellt. Um eine gute Zugänglichkeit zum späteren Magneten zu haben, wurde im Provisorium der Hohlraum an der Krone 13 von okklusal und palatinal offen gelassen. Zusätzlich wurde darauf geachtet, dass der labiale Kronenrand vom Provisorium an 13 bukkal des Zahnstumpfes lag, um die Extrusion des Zahnes nicht zu behindern (Abb. 6–8). Im nächsten Termin wurde nun zunächst der Magnet (Scheibenmagnet, Samarium Kobalt 5, 2 × 3 mm, Fehren­ kemper Magnetsysteme, Deutschland) auf dem Zahn 13 in Säure-­Ätz-Tech­nik (15-s-Ätzung mit 37%igem Phosphor­ säuregel, Adhä­siv­system OptiBond FL, Kerr GmbH, Deutschland) mit fliessfähigem lichthärtendem Composite (Filtek Surpreme XTE, 3M Deutschland GmbH, Deutschland) befestigt (Abb. 9, 10a). Der Magnet musste dabei parallel zum Extrusionsvektor platziert werden (beim Befestigen der Magneten erleichtert eine Kunststoffpinzette das Arbeiten). Der zweite Magnet wurde mit einem Platzhalter von 1 mm (modifizierter Stopper einer K-Feile, VDW GmbH, Deutschland) auf den ersten Magneten positioniert. Im Anschluss wurde der Hohlraum des Provisoriums bei Zahn 13 mit einem niedrigviskösen dualhärtenden Kunststoff (Rebilda, Voco GmbH, Deutschland) gefüllt und auf die Zähne gesetzt. Es ist empfehlenswert, den ­ersten Magneten sowie den Zahn mit Vaseline einzustreichen. Nach dem Aushärten befand sich der zweite Magnet im Provisorium, und der Platzhalter wurde entfernt. Alle Überschüsse, die die koronale Extrusion des Zahnes behindern könnten, wurden entfernt. Zuletzt wurden die Platzverhältnisse unter dem Provisorium bei Zahn 13 mit einer Silikonprobe (Futar, Kettenbach GmbH & Co. KG, Deutschland) überprüft, um genügend Platz für die koronale Bewegung des Zahnes sicherzustellen (Abb. 11). Vor dem provisorischen Zementieren der Brückenkonstruktion mit temporärem Befestigungszement (Zone, DUX Dental, Niederlande) wurden die dentogingivalen Fasern mit einem Skalpell (15c, Swann-Morton, United Kingdom) mesial, palatinal sowie distal durchtrennt und die Wurzelober- Abb. 7 Krone 13 von palatinal Abb. 8 Langzeitprovisorium von bukkal SWISS DENTAL JOURNAL SSO VOL 127 9 2017 P Abb. 9 Magnete mit Platzhalter PRAXIS UND FORTBILDUNG a b c d Abb. 10 a) Ausgangssituation mit polymerisiertem Magneten auf Zahn 13 sowie klinische Situation nach b) 1 Woche; c) 2 Wochen; d) 3 Wochen; e) 4 Wochen fläche mit einer Kürette (Gracey-Kürette 5/6, Fa. Hu-Friedy, Deutschland) geglättet. Um den Gingivaverlauf bukkal des Zahnes positiv zu beeinflussen, wurde hier auf ein Durchtrennen der Fasern zunächst verzichtet. Eine Woche später war der Zahn so weit extrudiert, dass die Magneten in Kontakt standen. Diese Situation wurde erneut durch eine Silikonprobe überprüft. Bukkal war die koronale Migration der Gingiva so ausgeprägt, dass es trotz Überprüfung der Platzverhältnisse eine Woche zuvor zu einer Druckstelle ­gekommen war (Abb. 10b). Der Magnet im Provisorium wurde vorsichtig herausgeschliffen und mithilfe des Platzhalters 1 mm weiter koronal erneut in das Provisorium polymerisiert (Rebilda, Voco GmbH, Deutschland). Auf dem Zahn wurde die Position des Magneten nicht verändert. Nach Silikonprobe, Reduzierung des bukkalen Kronenrades und Durchtrennung der suprakrestalen Fasern wurde das Provisorium erneut eingegliedert (Abb. 12). Dieses Vorgehen wurde beim folgenden Termin eine Woche später wiederholt. Allerdings wurden dieses Mal auch die ­Fasern bukkal des Zahnes getrennt und die Wurzeloberfläche ­geglättet, um eine weitere koronale Migration der Gingiva zu unterbinden (Abb. 10c). Nach einem erneuten Versetzen des Magneten eine Woche später (Abb. 10d) war der Zahn vier Wochen nach Beginn der Extrusion ca. 4 mm und die bukkale Gingiva etwa 1,5 mm nach koronal gewandert (Abb. 10e). Das Langzeitprovisorium wurde e Abb. 11 Silikonprobe der Platzverhältnisse unter dem Magneten in der Krone 13 SWISS DENTAL JOURNAL SSO VOL 127 9 2017 P 763 764 PRAXIS UND FORTBILDUNG Abb. 12 Klinische Situation des Langzeitprovisoriums nach Eingliederung von palatinal Abb. 14 Röntgenkontrolle nach Zementierung mit den Magneten in Kontakt für acht Wochen in situ belassen, um eine ausreichende Retentionsphase zu gewährleisten. Etwa 3 Monate nach Beginn der Extrusion wurden die Magnete aus dem Provisorium und vom Zahn entfernt. An­schlies­ send wurde die Hälfte der Wurzelfüllung entfernt, ein Glasfaserstift (ER DentinPost Coated, Komet Dental, Deutschland) adhäsiv zementiert (Rebilda, Voco GmbH, Deutschland) und der Zahn adhäsiv mit einem dualhärtenden Composite (Rebilda, Voco GmbH, Deutschland) aufgebaut (Abb. 13). Durch die Extrusion war nun genug Zahnhartsubstanz für ein zirkuläres ­ferrule design der späteren Krone vorhanden, ohne dabei die biologische Breite zu verletzen. Des Weiteren konnte der mar­ ginale Gingivaverlauf durch die Extrusion an 13 harmonisiert werden. Nach Präparation und Abformung der Zähne 13–21 wurde das Langzeitprovisorium bei Zahn 13 mit Kunststoff (Splintline, Lang Dental Manufacturing Co., Wheeling, USA) umgestaltet bzw. unterfüttert und bis zur Herstellung der definitiven Brücke weiter benutzt. Fünf Monate nach Erstvorstellung der Patientin konnte die verblendete Zirkonoxidkeramikbrücke von 13 auf 11 zementiert werden. Der Zahn 21 wurde im Rahmen der Neuversorgung mit einer Einzelzahnkrone versehen (ebenfalls verblendete Zirkon­ oxidkeramik) und wie die Brücke mit Glasionomerzement (Fuji SWISS DENTAL JOURNAL SSO VOL 127 9 2017 P Abb. 13 Situation nach der Stiftzementierung; es ist ausreichend Platz für das ferrule design vorhanden. Abb. 15 Abschlusssituation drei Monate nach definitiver Eingliederung Plus, GC EUROPE N.V., Belgien) befestigt. An Zahn 14 wurde ein Vollkeramik-Inlay aus Lithiumdisilikat (e.max, Ivoclar Vivadent AG, Liechtenstein) adhäsiv (Variolink, Ivoclar Vivadent GmbH, Liechtenstein) zementiert (Abb. 14–15). Diskussion In klinischen Situationen mit einem tief zerstörten Zahn ist stets eine Entfernung des Zahnes mit nachfolgendem Zahn­ ersatz abzuwägen. Eine Zahnentfernung verursacht jedoch ­einen Verlust von Hart- und Weichgewebe, der für den Behandler insbesondere im Frontzahnbereich eine besondere Herausforderung darstellt (Schropp et al. 2003). Die kieferorthopädische Extrusion mit festsitzenden Apparaturen als Alternative zur Extraktion ist vielfach beschrieben und hat sich klinisch bewährt (Carvalho et al. 2006; Heithersay 1973; Ingber 1976; Kozlovsky et al. 1988; Pontoriero et al. 1987; Simon et al. 1978). Sie ermöglicht zudem im Gegensatz zu einer chirurgischen Kronenverlängerung eine positive Korrektur der Hart- und Weichgewebe. Die Extrusion mithilfe von Magneten bietet durch den Verzicht auf Halteelemente zusätzlich Vorteile im ästhetisch relevanten Bereich. Bei den hier verwendeten Magneten beträgt die Extrusionskraft bei einem initialen Abstand von 1 mm 0,13 N und nimmt PRAXIS UND FORTBILDUNG bei einem Abstand von 0,5 mm auf 0,3 N zu. Wenn sich die Magneten berühren, liegt die Zugkraft bei 0,65 N. Eine forcierte kieferorthopädische Extrusion wird in der Regel mit 0,5 N empfohlen. Bei der Magnetextrusion scheint ein «pneumatisches Hochdrücken» nach Durchtrennung der suprakrestalen Fasern die Zahnbewegung zu unterstützen, sodass hier auch geringere initiale Kräfte für eine Extrusion ausreichen (Mehl et al. 2008). Beim Anbringen der Magneten ist es wichtig, dass diese eine Ausrichtung entsprechend der gewünschten Extrusionsrichtung haben, um eine unerwünschte Dislokation während der Zahnbewegung zu vermeiden. Im vorliegenden Fall wurde aus Stabilitätsgründen und entsprechend dem hohen ästhetischen Anspruch der Patientin für die Extrusions- sowie Retentionsphase ein festsitzendes metallunterstütztes Provisorium angefertigt. Bei Einzelzahnlücken kann eine herausnehmbare Tiefziehfolie eine Alternative sein (Harder et al. 2010). Beide Vorgehensweisen sind, bedingt durch das regelmässige Wechseln der Magneten in einer Behandlungssitzung zeitintensive Verfahren. Neben der Extrusionsphase von ca. vier Wochen verlangt die empfohlene Retentionsphase weitere acht Wochen (Carvalho et al. 2006). Dennoch wäre eine angeratene provisorische Phase von sechs bis acht Monaten nach einer chirurgischen Kronenverlängerung in der ästhetischen Zone etwa doppelt so lange (Pennel et al. 1967). Der vorliegende Fallbericht stellt dar, dass der Erhalt eines tief zerstörten Zahnes durch eine Magnetextrusion insbesondere im Frontzahnbereich eine vorhersagbare und schonende Alternative zur Zahnentfernung ist. Im Gegensatz zu einer chirurgischen Kronenverlängerung können Hart- und Weichgewebe nicht nur erhalten, sondern bei Bedarf positiv korrigiert werden. Abstract Wenzel S, Tietmann C, Bröseler F: Tooth preservation by forced extrusion using magnets (in German). SWISS DENTAL JOURNAL SSO 127: 759–765 (2017) Teeth with extensive loss of coronal tooth structure due to caries or trauma require restorative or prosthetic rehabilitation. However, deep subgingival preparation jeopardizing the biological width or the loss of ferrule effect compromise a succesful longterm restoration. Therefore, crown lengthening is indicated instead. This can be achieved by resective osseous surgery or by forced extrusion of the tooth. An advantage of crown lengthening by extrusion is the preservation of the adjacent periodontium and alveolar bone. Particularly in the esthetically challenging maxillary front region the level of the marginal gingiva can be positively corrected by forced extrusion using orthodontic appliances or magnets. Magnets for forced extrusion due to their small size can be invisibly integrated into temporary devices providing further advantages in the esthetic zone. However, forced extrusion requires a longer treatment time. This case report presents a forced extrusion procedure using magnets on a severely destroyed canine with optimization of the marginal gingiva. 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