VontemporärvernetztenGrenzflächenfilmen zuMikrokapseln Dissertation zurErlangungdesakademischenGrades Dr.rer.nat. derFakultätChemieundChemischeBiologie derTechnischenUniversitätDortmund vorgelegtvon M.Sc.SarahDemand Dortmund2017 Kurzzusammenfassung Durch die vielfältigen technischen Anwendungsmöglichkeiten mikroverkapselter Systeme besteht ein stetiges Interesse an neuartigen Grenzflächen- und Membranfilmen, die eine effektiveStabilisierungvonEmulsionstropfenermöglichen.ImRahmendieserDissertation wurden erstmals temporär vernetzte Mikrokapseln entwickelt, charakterisiert und ihr VerhalteninexternenZentrifugal-undScherfeldernuntersucht.ImVordergrundstanddabei der Vergleich zweier unterschiedlicher Substanzklassen, Sorbitanester und Rinderserumalbumin (BSA). Beide Systeme bildeten durch Selbstorganisation der amphiphilen Moleküle viskoelastische Filme an Phasengrenzflächen. Eine besondere Aufmerksamkeit gilt dem Sorbitanester Span 65, dessen Filme sich bereits in vorherigen Arbeiten durch eine ausgeprägte Viskoelastizität auszeichneten. Mittels verschiedener strukturanalytischerMethodenkonntedieUrsacheihrerViskoelastizitätaufgeklärtwerden. Dieser makroskopische rheologische Effekt kam allein durch die Existenz der monomolekularen Schicht zustande, die aus einer Kombination aus festen Schollen und fluidenSchaumstrukturenbestehtunddemSystemeineausgeprägteFlexibilitätverleiht. Die Proteinfilme bildeten ebenfalls temporäre Netzwerke. Diese ließen sich durch gezielte Vernetzungsreaktionen in permanente Netzwerke umwandeln, welche vergleichbare Elastizitätenaufweisen.DiesermöglichteinesehrgezielteAnpassungderFilmeigenschaften andiegewünschtenAnforderungen(z.B.Stabilität,Flexibilitätetc.). Auf Basis der erhaltenen Ergebnisse konnten Mikrokapseln entwickelt werden, deren Stabilisierung durch die Selbstorganisation der grenzflächenaktiven Substanzen zustande kam.DiesePartikelvereinendieVorteilevonFlüssigkeitstropfenundpermanentvernetzten Kapseln, was sie für eine Vielzahl an Anwendungen interessant macht. Im Vergleich zu klassischen Polymerkapseln mit Polysiloxan- oder Polyacrylamidmembranen bieten temporärvernetzteKapselndieVorteileeinereinfachenHerstellung,gutreproduzierbarer Eigenschaften, ultradünnen Wandstärken und einer augeprägten Biokompatibilität. Ihre außergewöhnlicheDeformierbarkeitbeigleichzeitighoherStabilitätistinsbesonderefürdie Modellbetrachtung biologischer Zellen interessant. Die Regenerationsfähigkeit der temporären Netzwerke verhindert außerdem die Zerstörung der Kapseln unter äußerer Belastung,wasfüreineVielzahlvonSimulationsprozessenvongroßerBedeutungist.Ineiner Reihe von Experimenten konnten charakteristische Deformations- und Orientierungsmodi gefunden werden, welche bisher primär für Mikrokapseln mit festkörperartiger Hülle bekannt sind. Die Ergebnisse der Kapseluntersuchungen in externen Kraftfeldern ergaben insgesamtähnlicheWertefürdieElastizität,KomprimierbarkeitunddieStabilitätgegenüber Scher- und Dehnkräften und ermöglichten somit die umfassende Charakterisierung der KapselnimHinblickaufzukünftigeAnwendungen. Abstract Duetothewiderangeoftechnicalapplicationsofmicrocapsulesthereisaconstantinterest in developing new kinds of membranes, which enable an effective stabilization of single emulsiondroplets.ThisPhD-thesispresentsforthefirsttimetheformationoftemporarily cross-linked microcapsules including their characterization and investigation in external centrifugal and flow fields. The main focus was set on the comparison of two different substance classes: sorbitan esters and bovine serum albumin (BSA). Both systems formed viscoelastic films at fluid interfaces by self-assembly of the amphiphilic molecules. Special emphasiswassetonthesorbitanesterSpan65,whoseoutragingviscoelasticpropertieshave beenreportedpreviously.Bymeansofdifferentstructuralanalysismethodstheoriginofits viscoelasticitycouldbeexplained.Thismacroscopicrheologicaleffectresultedsolelyfrom the existence of monomolecular layers, consisting of solid domains and fluid-like foam structures.Thiscombinationofdifferentphaseswasresponsibleforthenetwork’sflexibility. TheBSAproteinfilmsalsoformedtemporarilycross-linkednetworkfilms.Thesestructures could be chemically converted into permanently cross-linked networks having equal elasticities,simplybyusingsuitablecrosslinkingagents.Thisprocedureallowsanadaption ofthefilmpropertiestodesiredrequirements(e.g.stability,flexibilityetc.). Based on these results, correlating microcapsules, which were formed by self-assembly of surfactants, could be generated. These particles combined the advantages of simple liquid dropletsandpermanentlycross-linkedcapsules,whichenablestheapplicationtoabroader spectrum of applications. Compared to conventional capsule systems like polysiloxane or polyacrylamide, temporarily cross-linked capsules offered the advantages of a simple preparation,reproducibleproperties,ultrathinwallthicknessesandgoodbiocompatibility. Theirextraordinarydeformabilitytogetherwithahighstabilityisisofparticularinterestfor themodelingofbiologicalcells.Alsotheircapabilityofthenetwork’sregenerationprevented their destruction under external forces, which is of high interest for several kinds of simulations.Inaseriesofexperimentscharacteristicdeformationandorientationmodesthat havebeenprimarilyknownforcapsuleswithsolid-likemembranescouldbeobserved.All these different investigation of capsules in external fields gave similar results for their elasticity,compressibilityandstabilityagainstshearinganddilatationalforcesandtherefore provideacomprehensivecharacterizationthatisimportantforfutureapplications. Diese Arbeit entstand im Zeitraum vom Januar 2014 bis März 2017 im Lehrstuhl für PhysikalischeChemieIIderTechnischenUniversitätinDortmund. 1. Gutachter:Prof.Dr.H.Rehage 2. Gutachter:Prof.Dr.C.Czeslik Danksagung Einen ganz besonderen Dank möchte ich meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. H. Rehage aussprechenfürdieMöglichkeitzurDurchführungdieserArbeit.Ichbedankemichnichtnur fürdasinteressanteundvielseitigeThema,sondernauchfürdieguteBetreuungsowiedie vielenhilfreichenAnregungenundGespräche. HerrnProf.Dr.C.CzeslikdankeichvielmalsfürdieÜbernahmedesZweigutachtens. Bei meinen lieben Kollegen möchte ich mich für die stets gute und angenehme Arbeitsatmosphärebedanken.EinherzlicherDankgiltdabeivorallemDr.P.Degenfürseine zahlreichenkonstruktivenRatschlägeundseineUnterstützung.EbenfallsdankeichS.Egger, A.UnverfehrtundB.HolzapfelfürvielehilfreicheDiskussionen. WeiterhindankeichmeinenBürokolleginnenM.KottundA.-K.FroinfürdieschöneZeit,viele lustigeMomenteundihresteteHilfsbereitschaft. Bei M. Meuris bedanke ich mich für die Durchführung der REM-Aufnahmen und bei J. HegemannfürdieAuswertungderElastometrie-Messungen. M.Seghaoui,M.Schäfer,I.Schulz,J.Jungkurth,C.GolzundD.Klardankeichvielmalsfürihre HilfebeimKorrekturlesendieserArbeit. Einen ganz besonderen Dank möchte ich meinen Eltern und meinen geliebten Schwestern aussprechen,diemichinjederHinsichtunterstütztenundwährenddesgesamtenStudiums bedingungslosfürmichdawaren.EbensodankeichmeinenbeidenkleinenNeffendafür,dass siemichtäglichaufsNeuemotivierthaben. MeinemFreunddankeichfürseinemoralischeUnterstützungundLiebeunddassermirtrotz derEntfernungstetshelfendzurSeitestand. „If you understand what you’re doing, you’re not learning anything. “ AbrahamLincoln Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung........................................................................................................................................1 2 Kenntnisstand................................................................................................................................2 2.1 Tensid-stabilisierteEmulsionen..........................................................................................................2 2.2 Sorbitanester................................................................................................................................................3 2.3 Proteinfilme..................................................................................................................................................3 2.4 Proteinkapseln.............................................................................................................................................4 3 TheoretischerHintergrund.......................................................................................................6 3.1 GrenzflächenphänomeneundTenside.............................................................................................6 3.2 Sorbitanester................................................................................................................................................7 3.3 Rinderserumalbumin................................................................................................................................9 3.4 Rheologie.....................................................................................................................................................10 3.4.1 RheologischeGrundlagen.....................................................................................................................10 3.4.2 ScherrheologischeModelle64...............................................................................................................11 3.5 Mikroverkapselung..................................................................................................................................14 3.6 VerhaltenvonEmulsionstropfeninexternenKraftfeldern...................................................16 3.6.1 TropfenimZentrifugalfeld..................................................................................................................16 3.6.2 TropfenimScherfeld..............................................................................................................................17 3.7 DeformationvonMikrokapselninexternenKraftfeldern......................................................20 3.7.1 MikrokapselnimZentrifugalfeld......................................................................................................22 3.7.2 MikrokapselnimScherfeld..................................................................................................................24 4 Methoden......................................................................................................................................29 4.1 ZweidimensionaleScherrheologie....................................................................................................29 4.1.1 TheoretischerHintergrund64,136,137..................................................................................................29 4.1.2 ExperimentelleDurchführung...........................................................................................................32 4.2 Langmuir-Blodgett...................................................................................................................................34 4.2.1 TheoretischerHintergrund.................................................................................................................34 4.2.2 ExperimentelleDurchführung...........................................................................................................35 4.3 Brewster-Winkel-Mikroskopie...........................................................................................................36 4.3.1 TheoretischeGrundlagen.....................................................................................................................36 4.3.2 ExperimentelleDurchführung...........................................................................................................36 4.4 Mikrofluidik-Verfahren..........................................................................................................................37 4.5 PendantDropTensiometer..................................................................................................................39 4.5.1 TheoretischeGrundlagen.....................................................................................................................39 4.5.2 ExperimentelleDurchführung...........................................................................................................39 4.6 SpinningDropTensiometer.................................................................................................................40 4.6.1 TheoretischerHintergrund.................................................................................................................40 4.6.2 ExperimentelleDurchführung...........................................................................................................41 4.7 OscillatingDrop.........................................................................................................................................41 4.7.1 OscillatingPendantDrop.....................................................................................................................42 4.7.2 SpinningDrop............................................................................................................................................43 4.8 OptischeStrömungszelle.......................................................................................................................45 4.8.1 AufbauderStrömungszelle.................................................................................................................45 4.8.2 ExperimentelleDurchführung...........................................................................................................46 5 Ergebnisse.....................................................................................................................................47 5.1 Sorbitanester..............................................................................................................................................47 5.1.1 ZweidimensionaleScherrheologie....................................................................................................47 5.1.2 Druck-Flächen-Isothermen.................................................................................................................69 5.1.3 Strukturuntersuchungen......................................................................................................................83 5.1.4 DeformationimGravitationsfeld......................................................................................................92 5.1.5 DeformationimZentrifugalfeld......................................................................................................105 5.1.6 DeformationimScherfeld..................................................................................................................115 5.1.7 OscillatingDrop......................................................................................................................................133 5.2 Rinderserumalbumin...........................................................................................................................136 5.2.1 UntersuchungebenerGrenzflächenfilme....................................................................................136 5.2.2 DeformationimZentrifugalfeld......................................................................................................149 5.2.3 DeformationimScherfeld..................................................................................................................156 6 Zusammenfassung...................................................................................................................169 7 Anhang........................................................................................................................................173 7.1 VerwendeteChemikalien...................................................................................................................173 7.2 ErgänzendeMessergebnisse............................................................................................................173 8 Literaturverzeichnis...............................................................................................................175 9 Abkürzungsverzeichnis.........................................................................................................188 10 Abbildungsverzeichnis......................................................................................................190 11 Tabellenverzeichnis...........................................................................................................198 1Einleitung 1 Einleitung Die Verkapselung von Wirkstoffen ist seit den 30er Jahren bekannt und stellt seither ein essentiellesThemengebietderphysikalischenChemiesowieverwandterDisziplinendar.Sie dient dazu Substanzen einzuschließen, zu schützen, zu transportieren und kalkulierbar freizusetzen,wasfüreineVielzahlindustriellerAnwendungeninteressantist1,2.Besondersin Medizin und Pharmazie sind Verkapselungsprozesse unerlässlich geworden, um dem menschlichenKörperWirkstoffezuzuführenundgezieltanderStellefreizusetzen,woihre chemischeReaktionerwünschtist.EingroßerTeilderheutzutageentwickeltenWirkstoffeist schwer- bis unlöslich in Wasser. Klassische Methoden, wie orale oder intravenöse Medikationen,setzenabereineWasserlöslichkeitdesWirkstoffsvoraus,umüberhauptvom Körper aufgenommen werden zu können3. Durch die Verkapselung der Wirkstoffe wird dieses Problem umgangen und sie können dem Körper unkompliziert zugänglich gemacht werden. Vor diesem Hintergrund sind die Weiterentwicklung und Optimierung der sogenannten Drug-Delivery-Verfahren unerlässlich. Ein anderes wichtiges AnwendungsgebietvonMikrokapselnistderenBetrachtungalsModellsystemfürbiologische Zellen,umbeispielsweisebiologischeProzessezusimulieren.Dadurchlassensicheinzelne Parameter gezielt untersuchen und austauschen mit dem Ziel spezifische Vorgänge systematischzuanalysierenundzuverstehen.FüralledieseAnwendungenistesnotwendig, exakteInformationenüberdiemechanischenundchemischenEigenschaftenderKapselnzu haben. Dazu zählen beispielsweise die Scher- und Dehnbelastbarkeit sowie der Elastizitätsmodul, welche den Punkt eines Kapselbruchs bzw. einer Wirkstofffreisetzung kalkulierbarmachen. ImRahmendieserArbeitsollentemporärvernetzteMikrokapselsystemevorgestelltwerden, welcheeineneuartigeKlassevonKapselnpräsentierenundeineBrückezwischeninstabilen Emulsionstropfen und chemisch-vernetzten Mikrokapseln darstellen. Etablierte Kapselwandmaterialiensindz.B.synthetischeMaterialienwiePolyamid,Polyesteroderauch biobasierteMaterialienwieProteineundPolysaccharide.SiehabenjedochdieNachteileeiner zum Teil aufwändigen Synthese, begrenzten Reproduzierbarkeit und makroskopischen Wandstärken.DiesbezüglichzeigendietemporärvernetztenSystemeklareVorteile.Inder vorliegendenArbeitwerdenaufdereinenSeiteSorbitanesterbasierteundaufderanderen Seite Rinderserumalbumin-basierte Membranen untersucht, welche eine effektive Stabilisierung von Emulsionstropfen durch die Selbstorganisation an Phasengrenzflächen darstellen,ohneaufPolymerisationsreaktionenangewiesenzusein. 1 2Kenntnisstand Alternativ und vergleichend werden auch chemisch-vernetzte RinderserumalbuminMikrokapseln vorgestellt, welche mithilfe einer Grenzflächenpolymerisationen erhalten wurden.AlledieseSystemeweisenaußerdemeineguteBiokompatibilitätundAbbaubarkeit auf. Diese werden durch die wachsende Bedeutung des Umweltschutzes und aktuelle Nachhaltigkeitstrendszunehmendwichtiger4–6. EineCharakterisierungderGrenzflächenfilmeerfolgtunteranderemüberscherrheologische Methoden,Langmuir-Blodgett-TechniksowieverschiedeneMikroskopie-Methoden.Dadurch lassen sich wichtige Eigenschaften der Mechanik feststellen und eine Einschätzung zur AnwendungalsKapselmaterialtreffen. Die Kapseln selbst werden anhand der Deformation in verschiedenen Kraftfeldern (Gravitations-,Zentrifugal-undScherfeld)untersuchtundmechanischeParameterwieder Scher-undElastizitätsmodul,diePoissonzahlsowieScher-undDehnstabilitätenbestimmt. 2 Kenntnisstand 2.1 Tensid-stabilisierteEmulsionen Tensid-stabilisierteEmulsionensindseitderMittedes20.JahrhundertsdieerstenSysteme, die kommerziell als Wirkstofftransporter eingesetzt werden. Sie stellen im Wesentlichen zweiphasigeDispersionendar,diegegebenenfallsüberTensidestabilisiertwerden.Aufgrund ihrerthermodynamischenInstabilitätwurdensieallerdingsindenfolgendenJahrenimmer mehr durch Kapselsysteme ersetzt. Diese besitzen eine feste Hülle als Wandmaterial, wodurch zuverlässigere Freisetzungsmechanismen ermöglicht werden7. Die Kapselhüllen sind jedoch häufig makroskopische Netzwerke, die hohe Oberflächeninhomogenitäten aufweisen und dadurch über eine deutlich verringerte Deformierbarkeit in äußeren Kraftfeldern(z.B.denScherkräfteninderBlutbahn)verfügen.ZudemverläuftdieHerstellung überchemischeSynthesewegeundistdaherzumeistsowohlrelativaufwändigalsauchnicht gutkontrollierbarundreproduzierbar. Vor diesem Hintergrund ist die Herstellung stabiler Emulsionen, die durch die SelbstorganisationnetzwerkenderTensideanPhasengrenzflächenerfolgt,vonbesonderem Interesse. Die genauen Zusammenhänge zwischen dem zweidimensionalen rheologischen VerhaltenvonGrenzflächenfilmenunddenAuswirkungenaufdasDeformationsverhaltender entsprechenden Tropfen sind jedoch noch nicht vollständig verstanden. Im Gegensatz zur Betrachtung reiner Flüssigkeitstropfen, deren Verhalten von TAYLOR und COX beschrieben wurde, ist das Verhalten eines Tensid-besetzten Emulsionstropfens nicht allein über die Kenntnis der Grenzflächenspannung beschrieben. Hier kommen eine Reihe weiterer Parameter hinzu, wie etwa zweidimensionale Scher- und Dehnungseffekte oder andere 2 2Kenntnisstand Effekte, die durch das externe Kraftfeld induziert werden, wie etwa die Verteilung der TensidmoleküleaufderGrenzfläche.EineVielzahlvonEffekten,wieDiffusion,AdsorptionsDesorptions-Gleichgewichten, Verdünnung und Konvektion sowie Gibbs- und Marangonieffekte8. 2.2 Sorbitanester Es gibt eine Vielzahl viskoelastischer Tenside, die rheologische Eigenschaften an Phasengrenzflächenaufweisen.EineGruppekommerziellverwendeterEmulgatoren,welche durcheinehoheElastizitätausgezeichnetist,sinddieSorbitanester(Span®).Siebestehenaus einer Zucker-Kopfgruppe, die mit Fettsäuren verestert ist, wodurch die Moleküle eine Oberflächenaktivität besitzen. Aufgrund ihrer außergewöhnlichen rheologischen EigenschaftenistdieseTensidgruppeseitvielenJahrenvonindustriellemInteresse9–13. Erste Untersuchungen einzelner Span Tenside erfolgten bereits in den 70er Jahren und thematisiertenihrerheologischenundgrenzflächenphysikalischenEigenschaften14–21. PELTONENetal.präsentiertenStudienzumsystematischenVergleichvonSpan20,40,60und 80diskutiertendenEinflussihrerchemischenStrukturaufihrGrenzflächenverhalten22,23.In den vergangenen Jahren rückte insbesondere das Span 65 in den Fokus, da es außergewöhnliche viskoelastische Eigenschaften sowohl an Wasser/Luft- als auch an Wasser/Öl-Grenzflächen zeigte24–27. REHAGE et al. präsentierten erstmals die temporäre Vernetzung des Span 65 an der Wasser/Luft- und Wasser/Dodecan-Grenzfläche und korrelierten die rheologischen Eigenschaften mit Brewsterwinkel-Mikroskopischen Aufnahmen. ERNI et al. und TORCELLO-GÓMEZ et al. untersuchten außerdem das dehnrheologische Verhalten der Filme an der Wasser/Luft-Grenzfläche mithilfe von Langmuir-Blodgett-undPendantDrop-Techniken,welcheebenfallsdasRelaxationsverhalten derelastischenFilmewiederspiegelte.BisherexistierenkeineArbeitenzurUntersuchungvon Tropfenbzw.KapselsystemenaufBasisvonSorbitanesternoderverwandtenSystemen.Aus denErgebnissenderUntersuchungderebenenFilmekannjedochgeschlossenwerden,dass besondersSpan65alsKapselmembran-bildendeSubstanzvongroßemInteresseseinkönnte. 2.3 Proteinfilme Die rheologischen Eigenschaften von zweidimensionalen Proteinfilmen, insbesondere des Rinderserumalbumins,wurdenausführlichvonDICKINSON,WASANundFAERGEMANDuntersucht und zeigten die Bildung temporär vernetzter Strukturen an Grenzflächen. Aufgrund dieser Charakteristika werden Proteine bereits seit langer Zeit industriell als Emulgatoren und Stabilisatoren verwendet28,29. KIM et al. studierten die pH-abhängige Rheologie und fanden einemaximaleElastizitätderFilmebeipH5bis730.KonzentrierteBSA-Lösungenbesitzen 3 2Kenntnisstand sogar einen Glasübergangsbereich im Bulk31. Dehnrheologische Untersuchungen von BSAFilmenwurdenvonPEREIRAetal.anderWasser/Luft-Grenzflächedurchgeführtundzeigten eine ausgeprägte Kompressibilität der Filme32. BENJAMINS et al. ergänzten diese UntersuchungenmitArbeitenanderWasser/Öl-Grenzflächeundberichteten,dassBSA-Filme unter Kompression einen verringerten Platzbedarf, erhöhte Elastizitäten und verringerte Relaxationseigenschaftenaufwiesen33.FISCHERundERNIuntersuchtenLysozym-stabilisierte Tropfen im Scherfeld und berichteten von einer Verringerung der Deformierbarkeit gegenüber den reinen Wasser/Öl-Systemen und scherinduzierten Formoszillationen des TAYLOR-Parameters34.NOSKOVetal.untersuchtendetailliertdieDenaturierungvonProteinen anGrenzflächen,dieaufgrundderKonformationsänderungeneinenEinflussaufdieKinetik hatten35–37. 2.4 Proteinkapseln Die Herstellung von Protein-basierten Mikrokapseln ist bereits seit vielen Jahren eine etablierte Methode zum Einschließen von Wirkstoffen. WIDDER präsentierte in den 70er JahrenHumanserumalbumin-Kapseln,dieüberEmulsionspolymerisationhergestelltwurden unddurchdieZugabevonFerrofluideneinemagnetischeSteuerungerhielten.Zudemkonnte die selektive Bindung von Antiköpern präsentiert werden38. LEVY et al. erzeugten Humanserumalbumin- und Ovalbumin-Mikrokapseln durch Grenzflächenvernetzung mit Terephthalsäuredichlorid39–44. Die Untersuchung dieser Kapseln erfolgte in MikrofluidikStrömungskanälen, was es ermöglichte, die elastischen Membraneigenschaften zu ermitteln43. LARIONOVA verwendeten vergleichbare Systeme und verkapselten Proteine und Proteinasen mit dem Ziel der oralen Wirkstoffverabreichung.45 Ähnliche Untersuchungen erfolgten auch an HSA-Alginat-Kompositkapsel46. NAIR et al. führten die Herstellung von Säuredichlorid-vernetzten Proteinkapseln mithilfe der Mikrofluidik-Methode durch47. GRINSTAFF et al. stellten Disulfid-vernetzte BSA-Kapseln mithilfe von Ultraschall her48,49. Glutaraldehyd-vernetzte BSA-Kapsel wurden von Tong vorgestellt. Aktuelle Arbeiten von LOUBENS et al. berichteten von HSA-Kapsel, welche mithilfe von Terephthalsäuredichlorid vernetztwurdenunduntersuchtendasVerhalteninKapillarströmungen50.Dabeiwurdedie Orientierung der Kapseln im Scherfeld analysiert und ein Tank-Treading sowie Schwingungsmodibeobachtet. ImRahmendieserArbeitsollentemporärvernetzteMikrokapselsystemevorgestelltwerden, welcheeineneuartigeKlassevonKapselnpräsentierenundeineBrückezwischeneinfachen Emulsionstropfenundchemisch-vernetztenMikrokapselndarstellen.Dazuwurdenaufder einenSeiteSorbitanester-basierteundaufderanderenSeiteRinderserumalbumin-basierte 4 2Kenntnisstand Membranenuntersucht,welcheeineeffektiveStabilisierungvonEmulsionstropfendurchdie Selbstorganisation an Phasengrenzflächen darstellen, ohne auf Polymerisationsreaktionen angewiesenzusein. Alternativ und vergleichend werden vernetzte Rinderserumalbumin-Mikrokapseln vorgestellt,welchemithilfevonGrenzflächenpolymerisationmitverschiedenenVernetzern erhaltenwurde. EineCharakterisierungderGrenzflächenfilmekannunteranderemüberscherrheologische Methoden,Langmuir-Blodgett-TechniksowieverschiedeneMikroskopie-Methodenerfolgen. DadurchlassensichersteEigenschaftenderMechanikfeststellenundeineEinschätzungzur EignungalsKapselmaterialtreffen. Die Kapseln selbst lassen sich anhand der Deformation in verschiedenen Kraftfeldern (Gravitationsfeld, Zentrifugalfeld, Scherfeld) untersuchen, um Informationen über mechanischeParameterwiedenSchermodul,Elastizitätsmodul,diePoissonzahlsowieScher- und Dehnstabilität zu erhalten. Die Kenntnis all dieser Parameter ist notwendig für die VerwendungderKapselnundumvorhersagenzukönnen,wiederKernwirkstoffgeschützt istundunterwelchenBedingungenersichfreisetzenlässt. 5 3TheoretischerHintergrund 3 TheoretischerHintergrund 3.1 GrenzflächenphänomeneundTenside Als Grenzfläche wird im physikalischen Sinn eine Grenzschicht nicht mischbarer Phasen bezeichnet. Die Art der Grenzfläche lässt sich dabei anhand der aufeinandertreffenden Aggregatzuständeklassifizieren.DiefürdieBildungeinerGrenzflächeAerforderlicheEnergie wirdwiefolgtausgedrückt. Gleichung3.1. 𝑤= $ 𝜎 𝑑𝐴 % = 𝜎 ∙ 𝐴 DabeiistsdieGrenzflächenspannung.AlleinderBulkphasebefindlichenMoleküleerfahren untereinanderWechselwirkungenundbefindensichvektoriellineinemGleichgewicht.Die Moleküle in der Grenzphase erfahren allerdings nur Wechselwirkungen in Richtung der Subphase, was in einem Bestreben der Verkleinerung der Grenzfläche resultiert. Im thermodynamischen Sinne lässt sich die Grenzflächenspannung anhand der Ableitung der GIBBS-EnergieGunterisothermenundisobarenBedingungendefinieren. Gleichung3.2. 𝜎= )* )$ +,- DieExistenzvonTensidenbeeinflusstdieEigenschafteneinerGrenzflächemaßgeblich.Ein TensidisteinamphiphilesMolekül,dasschematischbetrachtetauseinemhydrophilenKopf und einer hydrophoben Kette besteht. Aufgrund dessen besitzt es die Fähigkeit, sich an Phasengrenzflächen anzulagern, indem der hydrophile Teil in die wässrige Phase und der hydrophobeTeilindiejeweilsanderePhaseragt. Es gibt verschiedene Arten von Tensiden, die sich anhand ihrer chemischen Struktur voneinander unterscheiden. Eine erste Kategorisierung erfolgt durch ihre Ladung in kationische,anionische,ungeladeneundzwitterionischeTenside.DieLadungdesTensidshat unter anderem Einfluss auf seine Löslichkeit, sein Aggregationsverhalten und die Wechselwirkungsfähigkeit51,52. Bei der Betrachtung von Tensidfilmen wird zwischen GIBBS- und LANGMUIR-Filmen unterschieden. Erstere entstehen durch die Adsorption der in der Bulkphase löslichen Tenside an die Grenzfläche, bis ein thermodynamisches Gleichgewicht erreicht ist. Der mathematischeZusammenhangzwischenderKonzentrationvonTensideninderBulkphase und der Anlagerung in der Grenzfläche ist durch die GIBBS’sche Adsorptionsisotherme gegeben: Gleichung3.3. 𝛤=− 0 1+ ∙ 23 2456 MitzunehmenderKonzentrationerfolgtdieTensid-Adsorptionsolange,bisdieGrenzfläche vollständig belegt ist. Dieser Konzentrationswert wird als kritische Mizellkonzentration (CMC)bezeichnet,dennoberhalbdiesesWerteslagernsichdieMoleküleentsprechenddes 6 3TheoretischerHintergrund hydrophoben Effekts zu Mizellen zusammen51,53,54. Es gibt dabei verschiedenste Aggregationsformen, die je nach Tensid angenommen werden: klassische Mizellen, Stäbchenmizellen,inverseMizellen,DoppelschichtenundVesikel. Eine wichtige Größe, die das Aggregationsverhalten wiederspiegeln kann, ist der PackungsparameterP. Gleichung3.4. 𝑃= 8 4∙$ VbeschreibtdaseffektiveVolumenderhydrophobenKette,lihreLängeundAdasVolumen deshydrophilenKopfes.AnhanddesPackungsparameterskanneineEinteilungderbevorzugt gebildetenAggregatformerfolgen(Tabelle1): Tabelle1:ZuordnungderAggregatformanhanddesPackungsparameters. Aggregatform Packungsparameter Mizellen 1/3 Stäbchenmizellen 1/3–1/2 DoppelschichtenundVesikel 1/2–1 InverseMizellen >1 Eine weitere Kenngröße ist der HLB-Wert (hydrophilic lipophilic balance). Er spiegelt den AnteilderhydrophobenGruppegemessenamgesamtenTensidwieder.Msinddiejeweiligen Molmassen55. Gleichung3.5. 𝐻𝐿𝐵 = 20 ∙ 1 − ?@ABCDE@DF ?GHIJKL EinhydrophobesTensidhatentsprechendeinenHLB-Wertvon1undeinhydrophilesTensid von20. 3.2 Sorbitanester DieSorbitanestergehörenzurGruppedernicht-ionischenTensideundsindstrukturellaus einem Zuckerrückrat aufgebaut, welches mit Fettsäuren verestert ist. Im Rahmen dieser ArbeitwirdaufgrundseinerausgeprägtenViskoelastizitätprimärdasSpan65, welches drei Stearatgruppen trägt, untersucht. Abbildung 1 zeigt die Strukturformeln der relevantenuntersuchtenTenside. 7 3TheoretischerHintergrund Abbildung1:SchematischeDarstellungenderrelevantenSpan-Tenside. Tabelle2:ÜbersichteinigercharakteristischerEigenschaftenderverwendetenTenside. Molmasse[g/mol] HLB CMC[10-5mol/L] Schmelzpunkt[°C] Stearinsäure 284,48 14,9 - 68-70 Span60 430,62 4,7 1,8 53 Span65 963,55 2,1 - 53 Span85 957,55 1,8 - - Aufgrund ihrer Fettsäuregruppen sind alle Tenside öllöslich. Für die Monoester sind außerdemCMC-Wertebekannt,dieTriesterneigennichtzurMizellbildung.ImVergleichder TensideistdasSpan85alseinzigesflüssig,alleanderenliegeninfesterFormvorundbesitzen Schmelzpunkteunterhalbvon100°C56–58. 8 3TheoretischerHintergrund 3.3 Rinderserumalbumin Rinderserumalbumin ist ein globuläres Protein mit einer Molmasse von 66430 g/mol. Es bestehtauseinereinzigenPolypeptidketteundetwa583Aminosäuren.SeineGrößeliegtbei etwa 40 x 140 Ų. Das Protein ist bis zu Temperaturen von etwa 50°C stabil, höhere TemperaturenführenzurirreversiblenBildungvonAggregaten. Aufgrund ihres chemischen Aufbaus sind Proteine grenzflächenaktiv und entfalten an Phasengrenzflächen. Diese Prozesse sind unter anderem abhängig vom pH-Wert und der Temperatur. Die Vernetzung des Proteins an Phasengrenzflächen kann durch die Reaktion derAmingruppenerfolgen.DabeikönnenbeispielsweiseSubstitutionsreaktionendesAmins, Additionsreaktionen der Amidgruppe oder Kondensationsreaktionen erfolgen. Drei grundlegende Mechanismen, die die Reaktion von BSA mit bifunktionalen Vernetzern skizzieren,sindinAbbildung2gezeigt. Abbildung 2: Schematische Darstellungen der Vernetzungsreaktionen zur Bildung von BSAMembranen. Durch die Bifunktionalität werden komplexe, quervernetzte Strukturen erhalten, die ausgeprägte elastische Eigenschaften zeigen. Nucleophile Substitutionen können durch die Reaktion mit Säuredichloriden, beispielsweise Terephthal- oder Sebacinsäuredichlorid, erfolgen40–42,47.HierbeientstehteineAmidbindungzwischenProteinundVernetzer,während Salzsäure in stöchiometrischen Mengen abgespalten wird. Daraus resultiert eine pHÄnderungimReaktionsmedium. DieVernetzungsreaktionmitGlutaraldehydentsprichteinerKondensationsreaktion,beider instöchiometrischenMengenWasserfreiwird.ImGegensatzzurSäurechlorid-Vernetzung 9 3TheoretischerHintergrund kommt es folglich nicht zu einer reaktionsbedingten pH-Änderung. Aufgrund der AutopolymerisationsfähigkeitdesGlutaraldehydsliegenjedochnebendermonomerenForm eine Reihe weiterer Glutaraldehyd-Oligomere vor, welche ebenfalls mit dem Protein reagierenkönnen.DieAldolkondensationistinAbbildung3skizziert59–61. Abbildung3:AldolkondensationvonGlutaraldehyd. AusdiesemGrundistdieInterpretationderexaktenNetzwerkstrukturschwierig.Vermutlich liegteineKombinationverschiedenerStrukturfragmentevor,diedieElastizitätderMembran verursachen. Ein dritter Reaktionstyp ist die Addition des Amins an einen Isocyanat-Vernetzer, wie bei einer Polyurethansynthese. Auch hier besteht der Vorteil vor allem darin, dass kein Nebenprodukt abgespalten wird, was den weiteren Reaktionsverlauf beeinflussen könnte62,63. 3.4 3.4.1 Rheologie RheologischeGrundlagen DieRheologiebeschäftigtsichmitdemFließ-undDeformationsverhaltenvonMaterieund umfasst damit sowohl Teilgebiete der Physik als auch der Chemie und Polymerwissenschaften.RheologischeGrößenstellendabeieinenZusammenhangzwischen äußerer Belastung einer Substanz und dem daraus resultierenden inneren Spannungszustand her, welcher entweder in einem Fließen oder in einer Deformation resultiert.DieBelastungkanndurchunterschiedlicheDeformationsartenerfolgen,wiezum BeispieldurchScherung,Dehnung,KompressionoderTorsion.ImRahmenderUntersuchung vonGrenzflächenfilmenundMikrokapselnkommenindervorliegendenArbeitvorallemdie Scherung(konstantesVolumen)unddieDehnung(Volumenänderung)zumTragen.Beider Scherung ergibt sich der Schermodul G als Proportionalitätsfaktor zwischen der 10 3TheoretischerHintergrund Schubspannung σ und der Deformation γ. Im Falle einer Dehnung definiert sich der Elastizitätsmodul E als Proportionalitätsfaktor zwischen der Schubspannung τ und der Dehnung ε. Beide charakteristischen Größen sind den Gleichungen 2.6. und 2.7. zu entnehmen64. O Gleichung3.6. 𝐺= Gleichung3.7. 𝐸 = P 3 R EinZusammenhangbeiderGrößenistüberGleichung3.8.gegeben64. Gleichung3.8. 𝐸 = 2 ∙ 𝐺(1 + 𝜈) DieQuerkontraktionszahlνbeschreibtdabeidasVerhältnisvonQuer-zuLängsdehnungund liegt theoretisch in einem Wertebereich von −0,5 ≤ ν ≤ 0,565. Eine positive Poissonzahl bedeutet dabei eine Querkontraktion bei Längsdehnung und eine negative Poissonzahl entsprechendeineQuerdehnungbeiLängsdehnung.Letztereskommtdeutlichseltenervor undwirdzumeistbeiPolymerenbeobachtet66,67. EineweitereKenngröße,dieeinenZusammenhangzwischendemElastizitätsmodulundder Poissonzahlherstellt,istderKompressionsmodul.UnterisotropenBedingungenister,wiein Gleichung 3.9. gezeigt, definiert. Er spiegelt den Wiederstand einer Substanz gegenüber Volumenkompressionwieder. Gleichung3.9. 𝐾= X Y∙(0Z[\) Bei der Scherung erfolgt eine Deformation der Probe bei unveränderter Fläche bzw. gleichbleibendemVolumen.DehnrheologieistwiederumimmermiteinerVeränderungdes Volumensbzw.derFlächeverbunden68.BeidePhänomenewerdenindenfolgendenKapiteln thematisiert,sindjedochvoneinanderzuunterscheiden. 3.4.2 ScherrheologischeModelle64 Zur Beschreibung der wichtigen scherrheologischen Größen lässt sich das Zwei-PlattenModellverwenden,welchesinAbbildung4schematischdargestelltist. Abbildung4:SchematischeDarstellungdesZwei-Platten-Modells. 11 3TheoretischerHintergrund Dabei wird eine Flüssigkeit vereinfacht als laminare Strömung angenommen, wobei die untereEbenefixiertunddieobereEbenebeweglichist.BeieinerScherungwirddieobere Ebene der Fläche A mit einer Kraft F und um die Strecke x gegen die untere verschoben, woraussichdieSchubspannungτergibt: Gleichung3.10. ^ 𝜏= $ Die Strecke x wird, normiert auf den Abstand h der beiden Platten, als Deformation γ bezeichnet. Die Geschwindigkeit der Verschiebung entspricht der zeitlichen Änderung der Deformation,derScherrate𝛾. Gleichung3.11. ` 2b a 2a 𝛾 = bzw. 𝛾 = Das Deformationsverhalten ideal-elastischer Festkörper wird durch das HOOKE’sche Gesetz beschrieben: Gleichung3.12. 𝜏 = 𝐺 ∙ 𝛾 DieDeformationγdesKörpersverhältsichproportionalzurKraft,dieaufihnwirktundder Proportionalitätsfaktor entspricht dem Schubmodul G. Das Gesetz kann anhand des Federmodells veranschaulicht werden, das die sprungartige Deformation und die lineare Deformationszunahme der Probe bei externer Krafteinwirkung verdeutlicht. Bei zweidimensionalen Systemen, wie etwa Grenzflächenfilmen oder Membranen, wird der Schubmodul üblicherweise als µ bezeichnet, um ihn von der dreidimensionalen Größe zu unterscheiden. DasVerhaltenviskoserFlüssigkeitenlässtsichanhanddesNEWTON’schenModellserklären: Gleichung3.13. 𝜏 = 𝜂 ∙ 𝛾 Unter Krafteinwirkung beginnt die Probensubstanz zu fließen, wobei die Scherrate proportional zur einwirkenden Kraft ist. Der Proportionalitätsfaktor ist die Viskosität η. Veranschaulichen lässt sich das NEWTON’sche Gesetz durch ein Dämpfermodell. Die Kraftübertragung erfolgt zeitverzögert und die Deformation ist gegenüber der eines elastischenFestkörpersirreversibel. Weiterentwicklungen der beiden grundlegenden Modelle von NEWTON und HOOK, die zur BeschreibungviskoelastischerSubstanzenherangezogenwerden,sinddasKELVIN-VOIGT-und MAXWELLmodell. Das KELVIN-VOIGT-Modell gilt für viskoelastische Festkörper und kann entsprechendalsParallelschaltungausFeder-undDämpfereinheitverstandenwerden.Unter äußerer mechanischer Belastung kommt es zur zeitverzögerten Deformation aufgrund der Dämpfereinheit,beiEntlastungerfolgtdieRückdeformationvollständig. 12 3TheoretischerHintergrund Abbildung5:SchematischeDarstellungdesFeder-undDämpfer-ModellsbeimKELVIN-VOIGT-Modell. Das MAXWELL-Modell gilt für viskoelastische Flüssigkeiten und lässt sich als eine ReihenschaltungvonFederundDämpferinterpretieren. Abbildung6:SchematischeDarstellungdesFeder-undDämpfer-ModellsbeimMaxwell-Modell. BeiderEinwirkungeineräußerenKraftkommtesdemnachzursofortigenDeformation,die durchdasFederelementhervorgerufenwird.ErstmiteinerzeitlichenVerzögerungbewegt sichderDämpferkolben,welcherfürdiezurückbleibendeDeformationnachBeendigungder Kraftübertragung verantwortlich ist. Aus den Annahmen, dass also die wirkende Schubspannung für beide Teilkomponenten gleich ist (𝜏 = 𝜏b = 𝜏d ) und sich die GesamtdeformationalsSummebeiderergibt(𝛾 = 𝛾b + 𝛾d ),folgtfürdasMAXWELL’scheGesetz folgendeGleichung3.14.: Gleichung3.14. O O e * 𝛾 = + AufLösungendieserDifferenzialgleichung,beispielsweisebeimRelaxationsversuch,wirdin Kapitel3.1.1.nähereingegangen. Neben den genannten Modellen gibt es weitere Gesetze, die zur Beschreibung viskoelastischerFlüssigkeitenimlinearenBereichentwickeltwurden,wieetwadasBURGERSModell, das OLDROYD-B-Modell69 und das verallgemeinerte MAXWELL-Modell70. Eine CharakterisierungderrheologischenEigenschaftenaußerhalbdesLVEBereichsistmithilfe derobengenanntenModellenichtmöglich.EsgibtzahlreicheErweiterungenderklassischen Modelle,dieeinetheoretischeBeschreibungnicht-linearerPhänomeneermöglichen.Genannt seidazubeispielsweisedasGIESEKUS-Modell71. 13 3TheoretischerHintergrund 3.5 Mikroverkapselung MikrokapselnbeschreibenfeindispergiertePartikel,diefest,flüssigoderauchgasförmigsind und von einer stabilisierenden Membranhülle umgeben sind. Sie besitzen eine charakteristische Größe von 1 – 5000 µm und dienen zum Schutz und Transport des Kernmediums. Zur Herstellung der Kapseln gibt es zwei grundlegende Ansätze: ein Wandmaterial,welchesinderTropfenphaselöslichistundzurBildungvonmonolithischen oder Matrixkapseln führt oder ein unlösliches Wandmaterial, welches sich durch seine Unlöslichkeit in der Phasengrenzfläche befindet und zu Reservoir-Mikrokapseln führt (Abbildung7)2. Abbildung7 SchematischeDarstellungvonMikroverkapselungstechniken(angelehntanSLIWKA2). Die Eigenschaften der Mikrokapseln lassen sich durch die Wahl des Wandmaterials wesentlichbeeinflussen.EinvollständiggeschlossenesWandmaterialdientzumSchutzdes KernswährendeinesemipermeableoderpermeableMembraneineFreisetzungverursachen kann.DieFreisetzungkanndabeisowohldurchdieDiffusiondesinnerenMediumsdurchdie Membran erfolgen als auch durch ihre mechanische Belastung, wie etwa Scherung und Zerdrücken.AuchphysikalischeParameter,wieTemperatur,DruckundLöslichkeitseffekte könnendiesverursachen2. Durch die relativ einfache Einschließbarkeit verschiedenster Substanzen bieten besonders dieReservoir-MikrokapselneinvielseitigesAnwendungsspektrum.Genanntseiendabeizum BeispieldieBereicheMedizinundPharmazie72–74,Lebensmittelchemie75,76,dieVerwendung alsMikroreaktoreninderchemischenIndustrieoderauchunterwissenschaftlichemAspekt 14 3TheoretischerHintergrund alsModellsystembiologischerZellen77–79.SiewerdendaherimRahmendieserArbeitnäher behandelt. Zu den klassischen physikalischen Herstellungsmethoden von Mikrokapseln zählen die Sprühtrocknung, Zentrifugationsverfahren und elektrostatische Verkapselung. Chemische Verfahren basieren auf der chemischen Reaktion der Reaktanden, welche den Grenzflächenfilmformen.2DieslässtsichzumBeispielmithilfevonMikrofluidik-Verfahren realisieren80. Die Herstellung von Reservoir-Mikrokapseln basiert zumeist auf dem Prinzip der Grenzflächenpolymerisation, bei dem sich zwei reaktive Komponenten (häufig Polymereinheit und Vernetzer) in ineinander unlöslichen Phasen befinden und an der GrenzflächeeinenvernetztenFilmbilden(Abbildung8). Abbildung8SchematischeDarstellungderGrenzflächenvernetzunganderÖl/Wasser-Grenzfläche. Erste Untersuchungen zu Grenzflächenpolymerisationen erfolgten bereits in den 1950er Jahren durch MORGAN UND KWOLEK, die Polykondensationsreaktionen an der Phasengrenzfläche durchführten81. Auch CHANG stellten auf diese Weise semipermeable Nylon-Kapseln mit bis zu 100 µm Durchmesser her82,83. In den Jahren darauf wurden vielseitigeweiterePolymermembranenhergestelltunduntersucht,dieaufdemPrinzipder Grenzflächenpolymerisation beruhen. Dazu zählen Acryl- und Methacrylat-basierte Systeme84,85sowiePolysiloxan-86,87,Polyamid-78,88oderPolyacrylamidkapseln89. Interessantsindvorallembiokompatiblebzw.biologischabbaubareSysteme.Nebenihrem ökologischenVorteillassensiesichauchalsdirekteWirkstofftransporterimmenschlichen Körper anwenden und bieten dadurch ein breites Anwendungsspektrum. Durch die Verkapselungstechnik ist es möglich, Arzneiwirkstoffe sehr gezielt im Körper freizusetzen, wasalsDrug-Deliverybezeichnetwird4.DarunterfallenunteranderemLipid-undProteinbasierteWandmaterialien,Oligo-undPolysaccharideundCellulose90. Bekannt ist auch die Wirkstofffreisetzung durch Liposomen, welche zum Beispiel Verwendung als Hauttherapeutika finden. Liposomen können aufgrund ihrer Struktur mit 15 3TheoretischerHintergrund menschlichenZellenverschmelzenundWirkstoffeaufdieseWeiseübertragen.Entscheidend sinddabeiFaktorenwieihreGröße,Ladung,LamellaritätunddieElastizitätderMembran91,92. Ein anderer Ansatz ist die Verkapselung von Wirkstoffen in einfachen Öl/WasserEmulsionen.DasermöglichtdenTransportlipophilerSubstanzenimwässrigenMediumund istdaherbesondersfürdiehumanbiologischeAnwendunginteressant.ErsteUntersuchungen aufdemGebieterfolgtenvonJEPPSON93,94.SINGHundRAVINberichteteninihremReview-Artikel vonverschiedenenTechnikenzurBildungderEmulsionensowiezumWirkstoffeinbauund zurFreigabe95.DAVISetal.berichtetenprimärvonLipid-basiertenSystemen96WADHWAetal. untersuchtensogenannte„selbst-emulgierende“Mischungen,diedieWirkstoffkomponente, einTensid,einKotensidundeineentsprechendeÖlphasebeinhalteten.DurchEinführungin den Körper kommt es zu Erschütterungen der Mischung, was in einer spontanen Emulsionsbildungresultiert3. 3.6 3.6.1 VerhaltenvonEmulsionstropfeninexternenKraftfeldern TropfenimZentrifugalfeld ErsteUntersuchungenzumVerhaltenvonTropfenimZentrifugalfeldstammenvonVONNEGUT im Jahr 1942. Er beschrieb die Deformation eines Tropfens der Dichte𝜌g in einer äußeren Phase höherer Dichte 𝜌h in einer rotierenden Kapillare. Er nimmt eine zylinderförmige Deformation des Tropfens, mit runden Kappen an den Enden, an. Die Länge des ZylinderelementsistLundseinRadiusR. Abbildung9:DeformationeinesEmulsionstropfensimZentrifugalfeld. Die Deformation ergibt sich anhand eines Gleichgewichts aus Zentrifugalkraft und entgegenwirkenderGrenzflächenspannung.EsherrschteineDruckdifferenzΔ𝑝: Gleichung3.15. ∆𝑝 = 𝑝g − 𝑝h = l m n o ∙(pq ZpJ ) [ Dabei ist w die Rotationsfrequenz und y der Abstand zwischen Kapillarwand und Rotationsachse. Energie des Tropfens lässt sich durch Integration über das Produkt aller Volumenelemente erhalten. Addiert mit dem Produkt aus Oberflächenspannung und GesamtflächeergibtsichdieGesamtenergiedesTropfens: Gleichung3.16. 16 0 𝐸 = 𝜋 ∙ (𝜌g − 𝜌h ) ∙ 𝜔 [ ∙ 𝐿 ∙ 𝑅 r r 3TheoretischerHintergrund DurchdieDifferenzierungvonEnachRundGleichsetzenmit0,aufgrundderAnnahme,dass derTropfeneinEnergieminimumanstrebtundderAnnahme𝐿 ≫ 𝑅,ergibtsicheinAusdruck fürdieGrenzflächenspannungs97: Gleichung3.17. 𝜎= (pq ZpJ )∙l m ∙1 o r SILBERBERG behandelte diese Theorie in seiner Dissertation und führte Korrekturterme ein, sodassauchkleineRotationsgeschwindigkeitenbetrachtetwerdenkönnen98. Weitere Arbeiten folgten auch durch PRINCEN, ZIA UND MASON. Sie nahmen eine vollständige SymmetriedesTropfensanunddefiniertendieDruckdifferenzzu99: Gleichung3.18. ∆𝑝 = [3 (pq ZpJ )∙l m ∙n o − h [ aistderRadiusderTropfenformimKoordinatenursprung,d.h.amlinkenEndedesTropfens. EswirdeinedimensionsloseGrößeaeingeführt,diedieTropfenformrepräsentiert.Fürden von VONNEGUT beschriebenen Zylinder mit runden Kappen beträgt 𝛼 = 0x [y , was seinem Maximalwert entspricht99. CAYIAS, SCHECHTER und WADE definierten daraufhin für die Grenzflächenspannung100: Gleichung3.19. 𝜎= (pq ZpJ )∙l m ∙z r VIADES-TREJOundGRACIA-FADRIQUEstellten2007eineArbeitvor,indereineBeschreibungvon Tropfen im Zentrifugalfeld anhand der LAPLACE-YOUNG-Gleichung erfolgt101. Für sphärische bzw.nicht-sphärischeTropfengilt: [∙3 Gleichung3.20. 𝑝{-a = Gleichung3.21. 𝑝5{-a = 𝜎 ∙ ( + ) | 0 0 |} |m Nimmt man an, dass sich der sphärische Tropfen durch das Einwirken eines externen Kraftfeldeszueinemnicht-sphärischenTropfendeformiert,giltfürdenGesamtdruck: Gleichung3.22. 𝑝5{-a = 𝑝{-a + 𝑝d`~ bzw.𝜎 ∙ 0 |} + 0 |m = [∙3 | + 𝜌 ∙ 𝑔 ∙ 𝑧 g ist die Gravitationskraft und z die relative Höhe der Flüssigkeitssäule zur Kapsel. Auf GrundlagedieserÜberlegungfolgtfürdieGrenzflächenspannungGleichung3.23: Gleichung3.23. 0 1 0 pq ZpJ ∙l m | 3 = − (𝑟−𝑅)[ RbezeichnetdenelliptischenRadiusinRichtungderRotationsachse. 3.6.2 TropfenimScherfeld Das Verhalten von reinen Emulsionstropfen unter Einwirkung äußerer Kraftfelder wurde bereitsfrühstudiert.ErsteArbeitenaufdiesemGebieterfolgtendurchTAYLOR,dersichmit 17 3TheoretischerHintergrund der Bildung und dem Deformationsverhalten von Emulsionstropfen unter verschiedenen Strömungseinflüssenbeschäftigte102.ErerzeugteeinStrömungsfeldmithilfedesVier-RollenApparates,indemderTropfenzwischendenvierentgegengesetztenRollendeformiertwird, die hyperbelförmige Strömungslinien erzeugen. In einem anderen Experiment wurde ein ScherfeldzwischenzweiparallelangeordnetenFilmbändernerzeugt,inderenSpaltsichder Tropfen befand. Die resultierende Scherrate im Spalt ergibt sich dabei aus den jeweiligen GeschwindigkeitenderrotierendenBänder. Bei TAYLORS Theorien werden die Phasen als NEWTON’sche Flüssigkeiten angenommen, Strömungseffekte der inneren Phase vernachlässigt und eine näherungsweise sphärische Tropfenform angenommen. Da der Fall geringer Deformationen betrachtet wird, ist der Tropfennurgeringfügigverformt.AußerdemwirdderFall𝜆 ≈ 1und𝐶𝑎 ≪ 1betrachtet102,103. Wenn sich ein Tropfen der Viskosität 𝜂g in der Strömung einer zweiten Phase mit der Viskosität𝜂h befindet,orientiertersichimScherfeldundnimmteinenAnstellwinkelvon45° an.EswirkteineKraftaufdiePhasengrenzflächezwischenTropfenundUmgebungsphase, welchederGrenzflächenspannungsentgegenwirkt.DieDruckdifferenz∆𝑝zwischeninnerer undäußererTropfenphasebeträgt: Gleichung3.24. 0 0‡eq ˆ0xeJ r eq ˆeJ ∆𝑝 = 𝑝g − 𝑝h = ∙ 𝛾 ∙ 𝜂h ∙ ∙ ` m Zn m | SieistverknüpftmitderScherrate𝛾,denViskositätenderPhasen𝜂g ,demTropfenradiusr und den Achsen des deformierten Tropfens x und y. Außerdem gilt die dimensionslose KapillarzahlfürEmulsionstropfen102,104: Gleichung3.25. Mit𝜆 = eq eJ 𝐶𝑎 = eJ ∙|∙P 3 undLundBalsTropfenlängeinx-RichtungundBreiteiny-Richtungfolgtfürdie DeformationdesTropfens102,103: Gleichung3.26. 𝐷= ŠZ‹ Šˆ‹ = 𝐶𝑎 ∙ 0‡∙Œˆ0x 0x∙Œˆ0x AnknüpfendandieArbeitenvonTaylorentwickelteCoxeineTheorie,dieebenfallsimBereich kleiner Deformationen gültig ist, aber auch für größere Kapillarzahlen und einen weiteren BereichdesViskositätsverhältnissesgilt87,105,106. Gleichung3.27. 𝐷 = 𝐶𝑎 ∙ 0‡∙Œˆ0x 0x∙Œˆ0x 0ˆ m }• ∙Œ∙•h mŽ WOLF untersuchtedenEinflussvoninnerer undäußerer Tropfenviskositätbeikonstantem Viskositätsverhältnis und stellte fest, dass sowohl ein niedrig viskoses Umgebungsfluid als aucheinehöherviskoseTropfenphasedieTropfendeformationerhöhen.Außerdemwurde daszeitabhängigeDeformationsverhalteninFormvonAnlauf-undRelaxationsströmungen untersucht107. 18 3TheoretischerHintergrund RUMSCHEID untersuchte detailliert das Aufbrechverhalten stationärer Strömungen in Abhängigkeit des Viskositätsverhältnisses. Daraus folgen im Wesentlichen vier Bruchmechanismen,dieinAbbildung10skizziertsind108. Abbildung 10: Bruchmechanismen in Abhängigkeit des Viskositätsverhältnisses. Skizze nach Leonard106,108. Bei kleinen Werten von l nimmt der Tropfen eine sigmoidale Form, mit spitzen Enden an beiden Seiten, an. Häufig wird auch die Bildung von Satellitentröpfchen (Tip Streaming) beobachtet109. Eine Erhöhung von l führt zur Bildung symmetrischer, hantelförmiger Tropfen, die in der Mitte brechen, ebenfalls häufig unter Bildung von Satellitentröpfchen. Größere Viskositätsverhältnisse verursachen eine starke Elongation des Tropfens. Bei Wertenvon𝜆 ≥ 3,8verhältsichderTropfenzunehmendwieeinFestkörperundzeigtkeine starke Deformation sowie kein Brechen in der Strömung. Die Orientierung ändert sich im Verlaufeauf90°,sodassderTropfeninderStrömungsebeneliegt. RUMSCHEID konnte zudem zeigen, dass die Existenz oberflächenaktiver Substanzen einen weiterenEinflussdarstellte,welchereraufdieBildungviskoelastischerFilmezurückführte. HierzeigtesicheindeutlichungleichmäßigeresVerhalten108. Unter Berücksichtigung der Grenzflächen-adsorbierenden Tensidmoleküle wird die Deformationwiefolgtbeschrieben: 19 3TheoretischerHintergrund Y⋅•h⋅”• Gleichung3.28. 𝐷≈ mit𝑏— = rˆ•h⋅”• ˜ 0% 0ˆŒ ˆ m™š }›™ bundksinddabeiKonstanten. bbeschreibtdieEmpfindlichkeitderGrenzflächenspannung gegenüberÄnderungenderTensidkonzentration110. DieAnwesenheitgrenzflächenaktiverSubstanzenkannbeiEmulsionstropfenaußerdemein Tip Streaming verursachen, also die Bildung kleiner Satellitentröpfchen an den Enden. MikrokapselndagegenzeigenhäufigasymmetrischeBruchmechanismen106. RALLISON stützte die bisherigen Untersuchungen und beschrieb das Phänomen des Tip Streaming.Diesestrittauf,wenndasViskositätsverhältnisgeringfügigübereinemkritischen Wert lc liegt, an dem durch Erhöhung der Scherrate eine Elongation des sigmoidalen Tropfens,gefolgtvomBruch,passiert(vgl.Abbildung10a). Für sehr hohe Deformationen entwickelte BARTHÈS-BIESEL die 𝑂(𝜀 [ )-Theorie zur Beschreibung der Tropfendeformation auch bei höheren Deformationen, die das TropfenverhaltenbeihohenViskositätsverhältnissengrößerals3,6exaktbeschreibt111. 3.7 DeformationvonMikrokapselninexternenKraftfeldern NebenderkünstlichenHerstellungvonMikrokapselnalsModellsysteme,welchedenVorteil einer gezielten Einstellung und Anpassung ihrer chemisch-physikalischen Eigenschaften bietet,istauchihreUntersuchungvonentscheidenderBedeutung.Nebenderrheologischen Charakterisierung der ebenen Membransysteme ist vor allem im Hinblick auf biologische oder medizinische Modellierung das Verhalten in externen Kraftfeldern von Interesse, um InformationenüberdiemechanischenMembraneigenschaften,dieStabilitätsowieDynamik undOrientierungsverhaltenzuerhalten.AuchinderindustriellenAnwendung,etwabeider Verwendung von Mikrokapseln als Wirkstofftransporter und zur gezielten Freisetzung der Kernsubstanzistesnotwendig,diezumKapselbrucherforderlicheKraftzukennen84,112. ErsteExperimentezurUntersuchungvonMikrokapselnmitviskoelastischenMembranenin Kraftfeldern wurden in einfachen Scherströmungen durchgeführt113,114. Dabei konnten scherinduzierte Orientierungen und ein Zusammenhang zwischen dem Deformationsverhalten der Kapsel und dem Elastizitätsmodul nachgewiesen werden. BENTHLEY et al. erzeugten ein Scherfeld mithilfe einer Vier-Rollen-Mühle115. Rehage et al. stellteninverschiedenenexperimentellenArbeitendasdynamischeOrientierungsverhalten nicht-ideal-sphärischerKapselnimScherfeldvor78,79,dasbisherigetheoretischeModelleund Simulationenbeweisenundergänzenkonnte116–118. 20 3TheoretischerHintergrund LEFEBVRE et al. stellten eine Methode zur Charakterisierung des Fließverhaltens und Berechnung des elastischen Moduls von Mikrokapseln in Strömungskanälen vor.43 Als weitere Methoden sind Quetschtests zwischen parallelen Platten46,113,119 und die UntersuchungvonKapselnimZentrifugalfeldzunennen.ErsterebietetjedochdenNachteil, dasseineUntersuchungvonKapselnmitultradünnenMembranenundgeringenElastizitäten nichtmöglichist. ImRahmendieserArbeitsollendieDeformationvonMikrokapselnundEmulsionstropfenim Zentrifugal- (Dehnrheologie) und Scherfeld (Scherrheologie) untersucht und verglichen werden.DazuwirddieDeformationdurchdenTaylor-ParameterDdefiniert(Gleichung3.29.) 102. Gleichung3.29. 𝐷= ŠZ‹ Šˆ‹ und anhand theoretischer Modelle ein Zusammenhang zum Elastizitätsmodul und zur Poissonzahlhergestellt. ZurmathematischenBeschreibungwirddieMembranineinzelneMembranelementedXmit den Dimensionen dX1 × dX2 unterteilt und die einwirkenden Spannungen auf das einzelne Membranelement betrachtet (Abbildung 11). Um die lokale Deformation der Membranoberflächezubeschreiben,wirddasDehnungsverhältnis𝜆g = 2`q 2žq definiert.dxi ist dieLängedesMembranelementsvorderDeformationunddXidanach. DieSpannungenwirkeninzweiDimensionenundwerdenalsT11undT22definiert.Esbesteht ein Zusammenhang zwischen den wirkenden Spannungen Ti und dem Elastizitätsmodul E, welchervonderBeschaffenheitdesMembranmaterialsabhängt. Abbildung11:DeformationeinesMembranelements. BARTHÈS-BIESELetal.präsentiertendreiGleichungengemäßdenMaterialgesetzennachHOOKE, MOONEY-RIVLINUNDSKALAK. Das HOOKE’sche Gesetz, welches linear-elastisches Verhalten beschreibt, wurde auf ein zweidimensionalesSystemübertragen.DadieMembranalsinkompressibelbetrachtetwird, beträgtdiePoissonzahlfest1. 21 3TheoretischerHintergrund AufBasisdessenlautendieAusdrückefürdieSpannungenTi: Gleichung3.30. 𝑇00 = 𝐸 ∙ Gleichung3.31. 𝑇[[ = 𝐸 ∙ Œm} Z0ˆ\I (Œmm Z0) [(0Z\Im ) Œmm Z0ˆ\I (Œm} Z0) [(0Z\Im ) DasGesetzgiltausschließlichimBereichkleinerDeformationen. Nach MOONEY-RIVLIN ist eine Membran ein unendlich dünnes, isotropes Elastomer, welches inkompressibelimDreidimensionalenist.Esgilt: X Ψ 𝜆0[ − Gleichung3.32. 𝑇00 = mit𝛹 + 𝛹 £ = 1 Y∙Œ} Œm 0 (Œ} Œm )m + Ψ′ (𝜆0 𝜆[ )[ − 0 Œm} FürT22giltGleichung3.32.unterVertauschungderVariablen𝜆0 und𝜆[ . DasGesetzvonSKALAKwurdefürErythrozyten-Membranenentwickeltundberücksichtigtdie hohe elastische Verformbarkeit, Scherfähigkeit und Widerstand gegenüber Oberflächenänderung,wasmitdemcharakteristischenshapememoryeffectvonErythrozyten zusammenhängt.FürdieresultierendeSpannunggilt104,120: Œ} 𝜆0[ − 1 + 𝐴{ 𝜆0 𝜆[ (𝜆0 𝜆[ )[ − 1 Gleichung3.33. 𝑇00 = 𝐸 ∙ mitAs/E>>1 rŒm 3.7.1 MikrokapselnimZentrifugalfeld BefindetsicheineanfangssphärischeKapselineinerrotierendenKapillare,soerfährtsieeine ellipsoidale Deformation aufgrunddereinwirkenden Zentrifugalkraft (Abbildung 12). Dem entgegenwirktdieGrenzflächenspannungbzw.daselastischeModulderMembranhülle. Abbildung12:DeformationeinerKapselimZentrifugalfeld. 22 3TheoretischerHintergrund Eine mathematische Beschreibung dieses Prinzips erfolgte durch BARTHÈS-BIESEL und ermöglicht eine Berechnung der mechanischen Membraneigenschaften anhand des DeformationsverhaltensderKapselimZentrifugalfeld.Eswirdangenommen,dassessichum eine Kapsel mit unendlich dünner, elastischer Membran und vernachlässigbarer Biegesteifigkeithandelt,welchemiteinerinkompressiblenFlüssigkeitgefülltist.Außerdem istdieGravitationskraftgegenüberderZentrifugalkraftalsvernachlässigbaranzusehen.Für kleine Deformationen wirkt eine Belastung q auf die Kapsel, sobald eine Zentrifugalkraft anliegt. Gleichung3.34. 0 𝑞 = (𝑃 + Δ𝜌𝜔 [ 𝑎 [ ∙ 𝑠𝑖𝑛[ 𝜙 ) ∙ 𝑛 [ Dabei ist P der Druck, Δ𝜌 die Dichtedifferenz zwischen innerer und äußerer Phase, a der Radius der Kapsel, 𝜙 der Anstellwinkel der Kapsel bezogen auf die Rotationsachse im betrachtetenKoordinatensystemundnderNormalenvektorderäußerenKapseloberfläche. ElastischeSpannungenwerden,aufgrundderAnnahmeeinerunendlichdünnenMembran, als zweidimensionale Oberflächenspannungen Ti behandelt, indem sie über die Membrandickeintegriertwerden.EsergebensichfolgendeAusdrücke: 0 𝑃 + Δ𝜌𝜔 [ 𝑎 [ ∙ 𝑠𝑖𝑛[ 𝜙 Gleichung3.35. Gleichung3.36. 𝑇« = h∙¬ Gleichung3.37. 𝑇- = h∙¬ [ [ [ + Δ𝜌𝜔 [ 𝑎 Y ∙ 𝑠𝑖𝑛[ =𝑞∙𝑛 = « [ + 3 ∙ Δ𝜌𝜔 [ 𝑎 Y ∙ 𝑠𝑖𝑛[ +© h + +ª h « [ UnterderAnnahme,dassessichumeineHOOKE’scheMembranhandelt,ergibtsichfolgender ZusammenhangzwischenTiunddemelastischemModulE: Gleichung3.38. 𝜖« = Gleichung3.39. 𝜖- = +¯ Z°I +ª X +± Z°I +© X 𝜖« und 𝜖- sind jeweils die Spannungsanteile in den zwei Hauptachsenrichtungen. Der elastischeModulEstehtaußerdeminfolgendemZusammenhangmitderPoissonzahlns. Gleichung3.40. 𝐸 = 2𝜇′ ∙ (1 + 𝜐{ ) 𝜇′ ist der zweidimensionale Schermodul, welcher als Speichermodul rheologischer Oszillationsmessungenerhaltenwird.ImZweidimensionalenRaumbeträgtdiePoissonzahl für eine inkompressible Membran 1. Auf Grundlage dieser Überlegungen wird die DeformationderKapsel,welcheanhanddesTaylor-Parametersdefiniertist,folgendermaßen mitderZentrifugalkraftinRelationgesetzt: Gleichung3.41. 𝐷=− ∆pl m h o 0xX (5 + 𝜐{ ) 23 3TheoretischerHintergrund Das negative Vorzeichen resultiert dabei aus dem negativen Wert der Dichtedifferenz. Die Bestimmung des Elastizitätsmoduls kann nach Gleichung 3.41. durch lineare Regression anhand einer Auftragung der Deformation gegen die Zentrifugalkraft, bei Kenntnis der Poissonzahl, erfolgen. Elastizitätsmodul und Poissonzahl lassen sich nicht gemeinsam bestimmen,dadieKenntnisdesjeweilsanderennotwendigfürdieBerechnungist84. Wird eine anfangs ellipsoidale Kapsel betrachtet, gilt die oben beschriebene Theorie nicht mehr. Eine Korrektur der Kapselgeometrie erfolgt anhand Gleichungen 3.42. und 3.43., in diesemFallgilt: Gleichung3.42. 𝜖« = Gleichung3.43. 𝜖- = µ¶ ˆl µ© |} °∙6·~h5 « ˆl |m wobei sich w als Faktor aufgrund der Verschiebung eines Membranpunkts durch die ellipsoidaleVerzerrungergibt.DieDeformationDbeträgt ¸”ˆl % Z ”ˆl Gleichung3.44. ∆𝐷 = 𝐷 − 𝐷% = mitL=2bbundB=2b. ¸”ˆl % ˆ ”ˆl ¹ m ¹ m − ¸Z0 ¸ˆ0 FürsphärischeKapselnfolgtaufgrundderRandbedingungenb=1undD0=0aus3.44.wieder Gleichung3.4184. 3.7.2 MikrokapselnimScherfeld Analog zur Betrachtung der Kapseln im Zentrifugalfeld wird eine zweidimensionale, unendlichdünne,elastischeMembranangenommen,dieeineinkompressible,NEWTON’sche Flüssigkeit der Viskosität µi einschließt. Das Medium, in dem sich die Kapsel befindet, ist ebenfallseinNEWTON’schesundinkompressiblesFluidmiteinerViskositätµa(Abbildung13). Abbildung13SchematischeDarstellungeinerKapselimlaminarenScherfeld. 24 3TheoretischerHintergrund Die Kapsel wird als anfangs sphärisch angenommen und Auftriebskräfte werden vernachlässigt.AufgrunddergeringenGrößederKapselimMikrometerbereichlässtsichdie ReynoldszahlRe(Gleichung3.45.)alskleinerachten. Gleichung3.45. 𝑅𝑒 = p∙b∙2 eJ Dabei ist r die Dichte der äußeren Phase, v die Geschwindigkeit der Kapsel und d ihr Durchmesserbzw.rihrRadius.EinewesentlicheGrößeistdagegendieKapillarzahlCa,die engverknüpftistmitderReynoldszahl. Gleichung3.46. 𝐶𝑎 = eJ ∙|∙P X Weitere wesentliche Einflussfaktoren sind das Viskositätsverhältnis zwischen innerer und äußererPhasesowiedieMaterialeigenschaftenderMembran.DieBerechnungderwirkenden Kräfte auf eine Kapsel stellt ein umfangreiches Gebiet der Mechanik dar, da beide Fließprozesse,innerhalbundaußerhalbderKapsel,individuellbetrachtetwerdenmüssen. Die grundlegenden Gleichungen und Randbedingungen, die zur Lösung des Problems herangezogenwerdenmüssen,sindimFolgendenaufgeführt: Gleichungen3.47. 𝑟 = 𝑓(𝑥0 , 𝑥[ , 𝑥Y ) 𝜇h ∇[ 𝑣h − ∇𝑝h = 0für𝑟 ≥ 𝑓 𝜇g ∇ 𝑣g − ∇𝑝g = 0für𝑟 ≤ 𝑓 𝑣h → 𝑣Á mit𝑟 → ∞ 𝑣g = 𝑣h = 𝑣{ = [ 2` 2~ für𝑟 = 𝑓 𝑞 = 𝜎h − 𝜎g ∙ 𝑛 f ist eine unbekannte Funktion, die sich aus der Lage der Membranpunkte im Koordinatensystemergibt.qbezeichnetdieaufdieKapseleinwirkendeSpannung.Außerdem geltendieStokes-GleichungenmitdenGeschwindigkeitenvundDrückenpfürdieinnereund äußereFlüssigkeit.AusgehenddavonundmithilfederLösungvonGleichungen3.47.ergeben sich Ausdrücke der scherratenabhängigen Deformation für Kapseln im Scherfeld abhängig vomgeltendenMaterialgesetzfürdieMembran.ImBereichkleinerDeformationenerfolgte die Lösung mithilfe der Störungstheorie, bei höheren Deformationen ist eine numerische Lösungmöglich121. HOOKE FüreineKapselmitlinear-elastischerMembrangiltderfolgendeAusdruck. Gleichung3.48. 𝐷= ˜([ˆ\I ) [ ∙ 𝐶𝑎 = ˜([ˆ\I ) [ ∙ eJ ∙P∙| X Eine sinnvolle Anwendung findet er bei der Beschreibung von permanent vernetzten Polymermembranen121,122. 25 3TheoretischerHintergrund MOONEY-RIVLIN Für eine sphärische Kapsel mit MOONEY-RIVLIN-Membran im Scherfeld bei geringen Deformationen <<1 ergibt sich folgende Gleichung 3.49. als Zusammenhang zwischen Scherrate𝛾undElastizitätsmodulE: Gleichung3.49. 𝐷= [˜ r ∙ 𝐶𝑎 = [˜∙eJ ∙P∙| r∙X DieOrientierungderKapselbleibtdabeikonstantbeieinemAnstellwinkelvon𝜃 = 45°.121 SKALAK Da das Skalak-Gesetz die Änderung der Membranoberfläche A bei der Deformation berücksichtigt, ist der mathematische Ausdruck im Vergleich zu den vorigen Gesetzen um eineVariableerweitert. Gleichung3.50. ˜ 𝐷= ∙ r Æ Ç Æ } ˆ Ç m Y∙ ˆ[ ˜ ∙ 𝐶𝑎 = ∙ r Æ Ç Æ } ˆ Ç m Y∙ ˆ[ ∙ eJ ∙P∙| X Im Vergleich zu den anderen Gesetzen gilt es auch im Bereich höherer Deformationen. Im BereichkleinerDeformationverlaufenalleModellegleich65,87,122. Im Gegensatz zu den rein HOOKE’schen Membranen zeigen Kapseln mit viskoelastischer Membran keine konstante Orientierung im Scherfeld. Der Orientierungswinkel beträgt zu Beginn ebenfalls 45°, nimmt dann aber im zeitlichen Verlauf bis auf 0° ab. Rein viskose MembranenwiederumführenzugarkeinerStrömungsorientierung.Hierkommteszueiner OszillationdesWinkelsineinemBereichvon-45°bis+45°.123 Untersuchungen der Dynamik von Kapseln im Scherfeld wurden in einer Vielzahl von Arbeitenuntersucht78,124–126,jedochsindbesonderePhänomenedesOrientierungsverhaltens vornehmlichintheoretischenundnumerischenArbeitenbehandelt109,116–118,122,127–133. DurchUnregelmäßigkeitenoderDeformationenkommteszuSchwingungseffekten,diedurch die an der Kapsel angreifende Strömung hervorgerufen werden, welche in einer zeitlichen OszillationvonDeformationundWinkelresultierenkönnen.Auchdershapememoryeffect134 spielt in diesem Zusammenhang eine Rolle. Er beschreibt die Verschiebung eines Membranpunktes aufgrund der Strömung, durch die dieser in einen energetischen Spannungszustand gelangt, solange, bis er seinen energetisch günstigen Zustand wieder erreichthat.DieserProzessäußertsichineinerperiodischenBewegungdesAnstellwinkels. Es gibt drei grundlegende Prozesse, die bei nicht-sphärischen Mikrokapseln beobachtet werdenkönnen,dasTaumeln,SchwingenundTank-Treading(vgl.Abbildung14). 26 3TheoretischerHintergrund Abbildung 14: Dynamik und Orientierungsverhalten nicht-sphärischer Kapseln. (a) Taumeln (b) Schwingen(c)Tank-Treading. SUIetal.beschriebendieseMechanismenmithilfenumerischerSimulationen,welchesichals eine Kombination der Immersed-Boundary-Methode und der Lattice-Boltzmann-Methode verstehen. Als Grundlage der Berechnungen gelten das neo-HOOKE’sche und das SKALAKMaterialgesetzfürdieKapselmembran.ÄhnlicheArbeitenwurdenbereitsvonPOZRIKINIDISet al. veröffentlicht129. Die Modi lassen sich anhand der Vordeformation der Kapseln differenzieren. Für anfangs sphärische Kapseln zeigt sich eine Ausrichtung der Kapsel und eine Rotation der Membran um den Kapselkern, sobald sie eine Scherströmung erfährt, sogenanntesSteadyTank-Treading.Fürnicht-sphärischebzw.oblateKapselnistnebendem Tank-Treading der Taumel-Modus zu erkennen. Die Kapsel rotiert wie ein vollständig elastischerFestkörperumihreAchseundderAnstellwinkelnimmtdabeiWertevon-90°bis +90° an. Erste Untersuchungen waren von SKALAK et al., die explizit feste, ellipsenförmige Partikeluntersuchthaben118. Bei höheren Scherraten wird der Schwingungs-Modus erreicht, bei dem eine periodische ÄnderungderKapselformerfolgt,welchesichineinerzeitlichenOszillationderDeformation wie auch des Anstellwinkels zeigt. Die Amplitude der Deformationsschwingung nimmt mit zunehmenderScherrateab.ABKARIANetal.liefertenexperimentelleDatenzumdynamischen VerhaltenvonErythrozytenimScherfeld,diesichdamitkorrelierenlassen116,125. SKOTHEIM und SECOMB berichteten über entsprechende Übergänge zwischen Schwingen und 27 3TheoretischerHintergrund TaumelnderPartikel,diesichalscharakteristischeÜbergangsbereichedefinierenlassen.So lässt sich ein Übergang vom Taumeln zum Schwingen bestimmen, der Anteile beider Modi aufgrundihrerÜberlagerungaufweist117. UNVERFEHRT et al. zeigten experimentelle Ergebnisse für nicht-sphärische Kapseln bei geringenViskositätsverhältnissen.EswurdendiePhänomenedesTaumeln,Schwingenund Tank-Treading bestätigt sowie ein Übergangsbereich gefunden, der sich durch eine Winkeloszillation von negativem zum positiven Bereich definiert, jedoch bei kleineren WertendesWinkelsals90°.77,135 EinweiteresPhänomen,dasbeiMikrokapselnimScherfeldbeobachtetwerdenkann,istdie scherinduzierte Faltenbildung der Membran. Diese wurden sowohl experimentell entdeckt79,88, z.B. anhand von Polyamidkapseln und Polysiloxankapseln, als auch in theoretischen Arbeiten behandelt122. KOLEVA und UNVERFEHRT untersuchten die MembranfaltungsprozessevonPolysiloxanmembranenundderenUrsacheintensiv77. 28 4Methoden 4 Methoden 4.1 4.1.1 ZweidimensionaleScherrheologie TheoretischerHintergrund64,136,137 Zur Untersuchung der ebenen Grenzflächenfilme wurden sowohl stationäre als auch oszillatorische Messmethoden verwendet. Im Folgenden sind alle verwendeten Messmodi entsprechenderläutert. Rotationsversuche RotationsversuchewerdenvornehmlichzurUntersuchungviskoserFlüssigkeitenverwendet. DieimMessbecherbefindlicheProbensubstanzwirddurcheineRotationdesMessstempels bzw.desRingsgeschert.DurchdiedefinierteDrehzahlerfolgteineVorgabederScherrate. DasresultierendeDrehmomentliefertdabeidieSchubspannungalserhalteneMessgröße. AusderMessungdesscherratenabhängigenFließverhaltenslassensichInformationenüber die Struktur der Probe erhalten, so kann zum Beispiel zwischen dilatantem und strukturviskosemVerhaltenunterschiedenwerden.EinezeitlicheAuftragungderViskosität bzw. der Schubspannung liefert sogenannte Viskositäts- bzw. Schubspannungszeitkurven unddientzurUntersuchungzeitabhängigerPhänomenewieRheopexieoderThixotropie.Des Weiteren kann eine Viskositätskurve eines Rotationsversuchs zur Interpretation der filmbildenden Bindungsarten herangezogen werden. Nach COX und MERZ ist die ausschließlicheExistenzvonEntanglement-Strukturendaranzuerkennen,dassderVerlauf derstationärenViskositätdemderkomplexenViskositätimzugehörigenOszillationsversuch entspricht(Gleichung4.1.)64,138,70. Gleichung4.1. 𝜂 𝛾 = |𝜂 ∗ 𝜔 | mitderVoraussetzung𝛾 0 { 0 = 𝜔[ ]. { Relaxationstests BeimRelaxationstestwirddieProbeeinemDeformationssprungausgesetztundihrzeitliches Relaxationsverhaltenuntersucht.EristdahervorallemzurUntersuchungviskoelastischer Flüssigkeiten und Feststoffe geeignet. Die Probe wird zum Zeitpunkt t0 zunächst einer konstanten Ruhedeformation ausgesetzt, die zum Zeitpunkt t1 sprunghaft erhöht wird. Die Vorbereitungsphaset0-t1istnotwendig,umzuverlässigeAusgangsbedingungenzuschaffen undgegebenenfallsvorMessbeginnerfolgteScherbelastungenderProbezurelativieren. Der Deformationssprung sollte in einem möglichst kleinen Zeitintervall erfolgen, um den vollständigenRelaxationsprozesszuerfassen.DieDeformationwirdanschließendfüreinen 29 4Methoden Zeitraum t1-t2 konstant gehalten. In diesem Zeitabschnitt wird das Relaxationsverhalten in derProbensubstanzausgewertet. Ideal-elastische Substanzen zeigen als Antwort auf den Relaxationssprung einen unmittelbarenSprungderSchubspannungundeserfolgenkeineRelaxationsprozesse,sodass die Schubspannung nach dem Sprung konstant verläuft. Ideal-viskose Substanzen dagegen relaxieren unmittelbar nach dem Deformationssprung, sodass die Schubspannungs-ZeitKurveeinenabruptenAbfallderSchubspannungimZeitraumt2-t3zeigt. Der Verlauf der Schubspannung beim Relaxationsversuch lässt sich nach MAXWELL mit der Gleichung4.2.beschreiben. Gleichung4.2. 𝜏 𝑡 = 𝛾% · 𝐺 · 𝑒 Z L LÎ e mit𝑡1 = * AusderSchubspannungunddergegebenenDeformationγergibtsichderRelaxationsmodul G(t)zu Gleichung4.3 𝐺 𝑡 = O(~) PŽ . FürdieRelaxationszeitgilt,aufgrundvont=λ, Gleichung4.4. 0 𝜏 𝑡1 = 𝛾% · 𝐺 · = 0.368 ∙ 𝛾% ∙ 𝐺 d ZudieserZeitbeträgt𝜏 𝑡1 also noch 36.8% seines Anfangswertes 𝜏 0 . Eine doppeltlogarithmische Auftragung des Schubmoduls gegen die Zeit zeigt einen Plateaubereichfür𝑡 → 0.DieserwirdalsAnfangs-SchubmodulG0bezeichnet.DerModulzur Zeit𝑡 → ∞wirdalsGleichgewichts-Schubmodulbezeichnet. Neben der Bestimmung der oben genannten charakteristischen Größen lässt sich der Relaxationstest auch zur Bestimmung der Grenze des linear-viskoelastischen-Bereichs verwenden.DazuwerdenRelaxationskurvenbeiverschiedenerDeformationaufgenommen. InnerhalbdesviskoelastischenBereichsverläuftG(t)nachdemHOOKE’schenGesetzfüralle Deformationengleich.NachVerlassendesLVEsinddieG(t)-Kurvennachuntenverschoben. Vorteil dieser Methode gegenüber der LVE-Bestimmung über einen OszillationsamplitudentestistdieFrequenzunabhängigkeit.Beinichtpermanentvernetzten ProbenistderLVEstarkabhängigvonderMessfrequenzunddahernurbegrenztsinnvoll. Oszillationstests Zur Durchführung von Oszillationstests erfolgt eine periodische Belastung der Probensubstanz. Die Durchführung von Oszillationstests eignet sich besonders für die Untersuchung viskoelastischer Grenzflächenfilme, da die periodische Belastung der Probe gegenüberdenstationärenRotationsversucheneinschonendesVerfahrendarstelltundauch bei geringer Krafteinwirkung exakte Messergebnisse liefert. Grundsätzlich sind zwei 30 4Methoden Messverfahren möglich, schubspannungs- (stress-controlled) und deformationsgesteuerte (strain-controlled)Verfahren.Tabelle3stelltbeideMethodengegenüber. Tabelle 3: Übersicht über vorgegebene und gemessene Größen bei rheologischen Oszillationsmessungen. Stress-controlled Strain-controlled Vorgabe Drehmoment Auslenkwinkel ErhalteneGröße Schubspannung Deformation Messergebnis Auslenkwinkel Drehmoment ErhalteneGröße Deformation Schubspannung DieVorgabeerfolgtjeweilsSinus-förmignachdenfolgendenGleichungenfürDeformations- (3.5.)undSchubspannungsvorgabe(3.6.): Gleichung4.5. 𝛾 𝑡 = 𝛾$ · sin 𝜔 · 𝑡 Gleichung4.6. 𝜏 𝑡 = 𝜏$ · sin 𝜔 · 𝑡 Für ideal-elastische Proben verlaufen Vorgabe- und Messergebniskurve ohne Phasenverschiebung,dasheißtfüreinendeformationsgesteuertenTestgemäßGleichung4.5. ergibt sich eine Antwortfunktion gemäß 𝛾 𝑡 = 𝛾$ · sin(𝜔 · 𝑡). Für ideal-viskose Proben verlaufen𝜏 𝑡 und𝛾 𝑡 inPhase,demnachlautetdieentsprechendanalogeAntwortfunktion Ô Ô 𝛾 𝑡 = 𝛾$ · sin(𝜔 · 𝑡 + ) mit dem Phasenverschiebungswinkel 𝛿 = . Viskoelastische [ [ Ô Substanzen weisen Phasenverschiebungswinkel zwischen 0 und auf. Hier gilt 𝛾 𝑡 = 𝛾$ · [ sin(𝜔 · 𝑡 + 𝛿) als Antwortfunktion. Für Oszillationstests gilt das HOOKE’sche Gesetz in komplexerForm: Gleichung4.7. 𝐺∗ = O(~) P(~) Anhand der kartesischen Koordinaten lassen sich G‘ und G‘‘ beschreiben, welche als Speichermodul(G‘)undVerlustmodul(G‘‘)bezeichnetwerden. Gleichung4.8. 𝐺£ = Gleichung4.9. 𝐺 ££ = OÆ · cos(δ) PÆ OÆ PÆ · sin(δ) mit |𝐺 ∗ | = 𝐺£ [ + (𝐺 ££ )² G‘ repräsentiert dabei die elastischen Eigenschaften der Probe und G‘‘ entsprechend die viskosenEigenschaften.AnalogdazulässtsichdiekomplexeViskositätdurchGleichung4.10. beschreiben: Gleichung4.10. 𝜂∗ = O(~) P(~) 31 4Methoden Alle folgenden grenzflächenrheologischen Messungen werden deformationsgesteuert durchgeführt. Die Charakterisierung der Grenzflächenfilme erfolgt anhand von drei aufeinanderfolgendenOszillationstests:Zeit-,Frequenz-undAmplitudentests. Die Durchführung eines Zeittests erfolgt bei konstanter Messfrequenz und Amplitude und liefert einen zeitabhängigen Verlauf von Speicher- und Verlustmodul, aus dem sich InformationenüberdieKinetikderNetzwerkbildungerhaltenlassen.EinSchnittpunktvon Speicher- und Verlustmodul repräsentiert dabei den Gelpunkt tg, der Tangens der Phasenverschiebungdbeträgtdannentsprechendeins. Gleichung4.11. *£ *££ = Ú ∙ÜÝÞ()) Û Ú ∙ßàÜ()) Û = tan(δ) Vor dem Gelpunkt bei t<tg dominieren die viskosen Eigenschaften der Probe, nach dem Gelpunkt bei t>tg die elastischen. Erreicht der Speichermodul einen konstanten Plateaubereich,sowirddieFilmbildungalsabgeschlosseninterpretiert. ImanschließendenFrequenztesterfolgtdieMessungderSchermodulninAbhängigkeitder Oszillationsfrequenz bei konstanter Amplitude. Daraus lässt sich erschließen, ob das Netzwerk im betrachteten Frequenzbereich permanent vernetzt ist oder Relaxationen sichtbar sind, welche eine temporäre Vernetzung wiederspiegeln. Permanente Netzwerke zeigenimFrequenztestkonstantverlaufendeSpeicher-undVerlustmoduln.Beitemporären Systemen existiert ein Schnittpunkt der Moduln bei einer charakteristischen Cross-OverFrequenz ωc bzw. der korrelierenden Relaxationszeit tR. Für das MAXWELL-Modell ist die AbhängigkeitderSchermodulnvonderFrequenzindenGleichungen4.12.und4.13.gezeigt. l m ∙~Î m Gleichung4.12. 𝐺 £ = 𝐺% ∙ Gleichung4.13. 𝐺 ££ = 𝐺% ∙ 0ˆl m ∙~Î m l∙~Î 0ˆl m ∙~Î m Zum Schluss werden jeweils ein Amplitudentest durchgeführt, welcher zur Messung der Scherstabilität der erhaltenen Filme bzw. zur Bestimmung des linear-viskoelastischen Bereichsdiente. 4.1.2 ExperimentelleDurchführung EswurdeeinDiscoveryHybridRheometer(DHR)mitDouble-Wall-Ring-GeometriederFirma TAInstrumentsverwendet.DerAntrieberfolgtenachdemSEARLE-PrinzipdurchdieRotation desMessstempelsunddieKraftaufnahmeamunbeweglichenProbenbecherausTeflon.Dabei wurde die Phase höherer Dichte in die Messgeometrie gefüllt und der Ring in der Phasengrenzfläche positioniert. Anschließend wurde die zweite Phase hinzugegeben. Für Untersuchungen an der Wasser-Luft-Grenzfläche wurde die in Chloroform gelöste ProbensubstanzaufdieWasseroberflächeaufgespreitetunddieMessung. 32 4Methoden Abbildung15:SchematischeDarstellungdesDHRmitRinggeometrie. Zur Untersuchung der Wasser-Öl-Grenzfläche wurde die Tensid-haltige Ölphase entsprechend auf die Wasseroberfläche geschichtet. Tabelle 4 zeigt eine Übersicht der verschiedenenverwendetenMessmethoden64,136,137. Tabelle4:ÜbersichtderfürdiejeweiligenStoffsystemeverwendetenMessmethoden. Probenart untersuchteSysteme Rotationsversuch ViskoseFlüssigkeiten Tensidfilme,Proteinfilme Relaxationstest VE-Flüssigkeiten,-Festkörper Tensidfilme,Proteinfilme Oszillationstest VE-Flüssigkeiten,-Festkörper Tensidfilme,Proteinfilme, Proteinkapseln DieEinstellungundVorgabederjeweiligenMessgrößenwurdefürjedesuntersuchteSystem angepasstundistinTabelle5zusammengetragen. Tabelle5:VerwendeteMessparameter. Vorgabebeim Zeittest Frequenztest Amplitudentest Tensidfilme Proteinfilme Proteinmembranen γ=0.1% ω=10rad/s γ=0.1% ω=100–0.01rad/s γ=0.001-100% ω=10rad/s γ=0.1% ω=10rad/s γ=0.1% ω=100–0.01rad/s γ=0.001-100% ω=10rad/s γ=1% ω=5rad/s γ=1% ω=100–0.01rad/s γ=0.001-100% ω=5rad/s 33 4Methoden 4.2 4.2.1 Langmuir-Blodgett TheoretischerHintergrund Als Langmuir-Filme werden monomolekulare Molekülfilme bezeichnet, die nicht oder vernachlässigbarweniginderSubphaselöslichsind.Dabeikannessichsowohlumflüssige alsauchfesteSubstratehandeln,dieaufderOberflächeaufgespreitetwerden.DieTriebkraft zurSpreitungaufeinerOberflächeistdersogenannteSpreitungsdruck ps,welchersichaus denGrenzflächenspannungenderbeteiligtenSubstanzenergibt. Gleichung4.14. 0 [ 𝜋{ = 𝛾4ã − 𝛾4ã − 𝛾44 EineSpreitungerfolgtnurbeieinempositivenSpreitungsdruck.BefindensichTensideaufder Wasseroberfläche, kommt es dadurch zu einer Abnahme der Oberflächenspannung verglichen mit der reinen Wasserphase. Diese Differenz wird als Oberflächendruck P definiert.Ersteigtan,wenndiezurVerfügungstehendeFlächeverringertwird. Gleichung4.15. 𝛱 = 𝜎å − 𝜎^ Abbildung 16 zeigt den Verlauf des Oberflächendrucks einer Druck-Flächen-Isotherme mit dentheoretischenPhasenübergängen. Abbildung16:SchematischeZeichnungeinerDruck-Flächen-Isotherme. ZuBeginnderKompressionliegendieMoleküleineinemgasanalogenZustandvor,sindalso weitvoneinanderentferntundgehenkeineWechselwirkungenein.EineKompressionführt im ersten Schritt zu einer Aufrichtung der Moleküle, was ihren molekularen Platzbedarf entsprechendverringertundeinemflüssig-expandiertenZustandzuzuordnenist.Daraufhin kommt es zum sogenannten „Lift-Off“, der sich im Anstieg des Oberflächendrucks P zeigt. Weitere Kompression führt zu einer Plateauebene, die als erste Phasenumwandlung betrachtetwerdenkann.EserfolgteinÜbergangzwischenflüssig-expandiertemundflüssigkomprimiertemPhasenzustand.NachdiesemPunktsteigtderOberflächendruckwiedermit 34 4Methoden VerringerungderFlächean.EinzweiterPhasenübergangzwischenflüssig-komprimiertund fest-kondensiert wird bei weiterer Kompression sichtbar. Der letzte Kurvenbereich mit maximalemOberflächendruckentsprichtdemdichtestgepacktenZustandeinerMonoschicht, bevorderFilmreißtundsichMultischicht-Bereicheausbilden.Dieswirddurchdaserneute AbfallendesDruckswiedergespiegelt51,139,140. 4.2.2 ExperimentelleDurchführung DieUntersuchungderebenenFilmeanderWasser-Luft-Grenzflächeerfolgtemithilfeeines Langmuir-Blodgett-Trogs 611 der Firma Nima. Das Funktionsprinzip ist anhand von Abbildung17schematischdargestellt. Abbildung17:SchematischeSkizzedesverwendetenLangmuir-Trogs. Der Trog besteht aus Teflon und beinhaltet die wässrige Lösung. An der Flüssigkeitsoberfläche ist eine bewegliche Barriere befestigt. Die Messung des Oberflächendrucks𝛱erfolgtemithilfeeinerWilhelmy-Waage.DaszuuntersuchendeTensid wurdeauseinerChloroform-LösungbeivollständiggeöffneterBarriereaufgespreitetundca. 20 Minuten gewartet, sodass von einem vollständigen Verdampfen des Lösungsmittels ausgegangenwerdenkonnte. 35 4Methoden 4.3 4.3.1 Brewster-Winkel-Mikroskopie TheoretischeGrundlagen DieBrewster-Winkel-MikroskopieberuhtaufderBrechungvonparallel-polarisiertemLicht an einer Phasengrenzfläche, welches unter bestimmten Bedingungen ohne Reflexion in Richtung der unteren Phase gebrochen wird. Diese Bedingungen sind erfüllt, wenn der sogenanntenBrewster-Winkel𝜃‹ erreichtist,welcherfolgendermaßendefiniertist: Gleichung4.16. 𝑡𝑎𝑛𝜃‹ = 5} 5m Dabeiistn1derBrechungsindexderoberenPhaseundn2derBrechungsindexderunteren Phase.Abbildung18zeigtschematischdenVerlaufeineseintreffendenLaserstrahlsaufdie Oberfläche. Abbildung18:SchematischeDarstellungderBrewster-Winkel-Mikroskopie. AnderreinenWasser/Luft-GrenzflächeerfolgteinevollständigeBrechungunterBrewsterBedingungen. Somit kann von der Kamera kein Lichtstrahl detektiert werden und das aufgenommeneBilderscheintschwarz.WirddagegeneinoberflächenaktivesTensidaufdie Wasseroberfläche aufgespreitet, so ändert sich der Brechungsindex und die BrewsterBedingungensindnichtmehrerfüllt.DiesresultiertinderDetektionhellerStellenimBild,da einTeildesStrahlsreflektiertwird.AusdiesemReflexionsmusterkönnenRückschlüsseauf dieOberflächenbeschaffenheitderProbensubstanzgezogenwerden141–143. 4.3.2 ExperimentelleDurchführung EswurdeeinBrewster-Winkel-MikroskopderFirmaNanofilmmitderSoftwareBAMITV2.0 verwendet. Die wässrige Phase befand sich in einem Teflontrog mit Filmwaage und beweglicher Barriere (NIMA), der wie im Kapitel Langmuir-Blodgett zur Kompression und Untersuchung des monomolekularen Tensidfilms verwendet wurde. Als Lichtquelle wurde ein Diodenlaser (30 mW, 630 nm) verwendet. Der Brewster-Winkel der Wasser/LuftGrenzfläche betrug 53.1°. Der Winkel des eingestrahlten Lichtes wurde manuell über ein Goniometer gesteuert und das erfasste Bild durch Gammakorrektur optimiert. Die reflektierteStrahlungwurdemiteinerCCD-Kameraaufgenommen. 36 4Methoden Für die Messungen während der Komprimierung wurde der Trog wie zuvor beschrieben präpariert.FürdieMessungenderunkomprimiertenFilmewurdedasTensidaufeinermit Wasser gefüllten Teflonschale mit den Maßen 14 x 21 cm aufgespreitet. Im Falle der Wasser/Öl-Grenzfläche wurde der Film zunächst durch eine Überschichtung der WasserphasemitderTensid-haltigenDodecanphasehergestelltund60Minutengewartet. Anschließend wurde die Dodecanphase sorgfältig abpipettiert und 6 bis10 mal mit Hexan gewaschen,bisdieÖlrückständevollständigentferntwaren. 4.4 Mikrofluidik-Verfahren Die Herstellung der Mikrokapseln erfolgt auf Grundlage der Bildung von Öl/WasserEmulsionstropfen.ImFallederProteinkapselnwirddiePhasengrenzflächedurchdieBildung einer chemisch-vernetzten Polymermembran stabilisiert, die sich durch die Grenzflächenreaktion von Protein und Vernetzer ergibt. Die temporär vernetzten ProteinfilmeentstehendurchdieDiffusiondesinderÖlphasegelöstenTensids,welchessich aufgrundseinerGrenzflächenaktivitätanderPhasengrenzflächeanlagert.Abbildung19zeigt dasPrinzipderGrenzflächenpolymerisation. Abbildung19:SchematischeDarstellungdesMikrofluidik-VerfahrenszurMikrokapselherstellung. Das Mikrofluidik-Verfahren erfolgt durch die T-förmige Anordnung der beiden Phasenströmungen. Die Wasserphase wird als kontinuierliche Phase (CP) mit definierter Geschwindigkeit durch einen PVC-Schlauch (Durchmesser = 2 mm) geleitet. Die Dosierung erfolgtdurchDosierpumpenderFirmaScientific.Dieäußere,wässrigePhase(DP)wirdaus einer 50 mL-Einmalspritze mittels einer Dosierpumpe der Firma Fresenius in den PVCSchlauchgeleitet.DieÖlphasebefindetsichineiner1mL-HamiltonspritzemiteinerKanüle von 80 µm Innendurchmesser und wird orthogonal dazu mittels einer Dosierpumpe der Firma Fresenius (kontinuierliche Phase) bzw. KD Scientific (disperse Phase) eingeleitet. Dabei ist die Geschwindigkeit der äußeren Phase (je nach Kapselgröße v = 65−270 ml/h) höher als die Geschwindigkeit der inneren Phase (v = 0.4 ml/h), damit eine Ablösung 37 4Methoden einzelner Emulsionstropfen durch die einwirkenden Scherkräfte erfolgt. Die Größe der TropfenwirdanhandderReynoldszahlundderKapillarzahlbeschrieben.Darausergibtsich dieFolgerung,dasseineErhöhungvonViskositätundGeschwindigkeitderäußerenPhasen zu einer Verringerung des Tropfendurchmessers führt. Auch eine geringe Grenzflächenspannung hat die Bildung kleinerer Tropfen zur Folge80. Die entstandenen Tropfen bzw. Mikrokapseln wurden in einem Glasgefäß aufgefangen. Die Dichten wurden jeweils so angepasst, dass die Partikel in der äußeren Phase schwebten und nicht durch Sedimentation oder Aufrahmen deformierten. Die Proteinkapseln wurden 1 Tag im Gefäß gelagertundanschließendmehrmalsmitEthanolundWassergewaschen,umüberschüssiges Protein abzuwaschen und mögliche Nachpolymerisationen zu verhindern. Die ZuckertensidkapselnwurdensofortnachderHerstellungweiterverwendet. Für alle untersuchten Systeme wurde ein Glycerin-Wasser-Gemisch als äußere Phase verwendet. Für die temporär vernetzten Zuckertensid- und Protein-Systeme wurde n-Dodecan (ρ = 0,75 g/cm3) als innere Phase verwendet, in der das entsprechende Tensid gelöstwar.FürdieBSA-KapselsystemewurdedasProteininGlyceringelöstundp-Xylol(ρ= 0,86g/cm3)alsäußerePhaseverwendet.UmdieDichtederÖlphasenandiedesGlycerins(ρ =1,26g/cm3) anzupassen,wurdensiemit(1,2,4)-Trichlorbenzol(ρ=1.45g/cm3)versetzt. Daher wurde für Dodecan/TCB ein Verhältnis von 30:70 Vol-% verwendet und für p-Xylol/TCB36:64Vol-%. 38 4Methoden 4.5 4.5.1 PendantDropTensiometer TheoretischeGrundlagen Die Untersuchung von Tensidfilmen an gekrümmten Oberflächen lässt sich mithilfe der PendantDropTechnikdurchführen.DasPrinzipberuhtaufderFormierungeineshängenden Tropfens, wessen Form durch das Gleichgewicht von Gravitationskraft G und der ihr entgegenwirkendenOberflächenspannunggbestimmtwird.DerTropfenkannsowohlander Wasser/Luft-alsauchanderWasser/Öl-Grenzflächegebildetwerden.DieBestimmungder Grenzflächenspannung erfolgt anhand einer optischen Konturanalyse der Messsoftware. Abbildung20veranschaulichtdenProzess: Abbildung20:SchematischeDarstellungeineshängendenTropfensbeiderPendantDrop-Methode. DerTropfenwirdalsvollständigaxisymmetrischbetrachtet.DieBerechnungbasiertaufder BestimmungderDruckdifferenzzweierausgewählterPunkteaufdemTropfenprofil,AundB. Gleichung4.17. 𝑝$ − 𝑝‹ = ∆𝜌𝑔𝑧% mitderDichtedifferenzbeiderPhasen∆𝜌,Erdbeschleunigungg, HöhenunterschiedderTropfen𝑧% . NachLAPLACEundYOUNGergibtsichfolgenderZusammenhang: Gleichung4.18. 𝑝$ − 𝑝‹ = 𝛾 ∙ 0 |æ} + 0 |æm − 0 |Æ} − 0 |Æm = ∆𝜌𝑔𝑧% mit𝑟$ = 𝑟$0 = 𝑟$[ 4.5.2 ExperimentelleDurchführung EswurdeeinPendantDropTensiometerOCA20derFirmaDataphysicsmitderSoftwareSCA20 verwendet.DerAufbaudesGerätesistanhandvonAbbildung21skizziert. 39 4Methoden Abbildung21:SchematischerAufbaudesPendantDropTensiometers. DieProbebefandsichineinerbedeckeltenGlasküvetteaufdemjustierbarenxyz-Tisch,diezu untersuchendeSubstanzwurdeauseinerHamilton-Spritzemit1µmVolumenindieäußere Phase getropft. Die Tropfengröße betrug dabei 7 - 10 µL. Die Spritze ist an einer entsprechenden yz-Halterung angebracht. Bei Messungen der reinen Oberflächenspannungen wurde der Tropfen in die luftleere Küvette gehangen und diese ebenfalls mit einem Deckel verschlossen. Der Tropfen wurde seitlich mit einer Lichtquelle beleuchtetundimGegenlichtmiteinerCCD-Kameraaufgenommen.DieBildratebetrug360 BilderproSekunde. 4.6 4.6.1 SpinningDropTensiometer TheoretischerHintergrund ÄhnlichwiebeiderMethodedeshängendenTropfenskanndieGrenzflächenspannungeines zweiphasigenSystemsanhanddesKräftegleichgewichtszwischenäußerlichwirkenderKraft undderentgegenwirkendenGrenzflächenspannungbestimmtwerden.DerTropfenmitder Dichte𝛾g befindetsichineinerflüssigkeitsgefülltenKapillaremitgeringerDichte𝛾h .Durch RotationderKapillareentstehteinZentrifugalfeld,durchwelchesderTropfeninsInnereder KapillaregedrücktwirdundsichlängsderRotationsachsedeformiert. Die theoretischen Grundlagen sind in Kapitel 2.3.1. erläutert. Demnach wird aus dem ZusammenhangzwischenTropfengeometrieundZentrifugalkraftdieGrenzflächenspannung nachLAPLACE-YOUNG,VONNEGUToderCAYIAS-SCHECHTER-WADEermittelt84,97,100. 40 4Methoden 4.6.2 ExperimentelleDurchführung EswurdeeinSpinningDropTensiometerSVT20derFirmaDataphysicsmitderSoftwareSVT20 uEYEverwendet.Abbildung22zeigtdenschematischenAufbau. Abbildung22:SchematischerAufbaudesSpinningDropTensiometers. DerTropfenbefandsichinderMittedertemperiertenGlaskapillare.DieRotationerfolgtemit Geschwindigkeiten von 0 bis 20 000 Umdrehungen pro Minute (rpm). Der Tropfen wurde durcheineLichtquellebeleuchtetundimGegenlichtmiteinerCCD-Kameraaufgenommen. 4.7 OscillatingDrop Neben der Untersuchung von Grenzflächenspannungen und Tensid-Adsorptionsprozessen lassensichmithilfederPendantundSpinningDropMethodeauchrheologischeEigenschaften bestimmen. Nach GIBBS ist die Oberflächenelastizität 𝐸{ durch die Änderung der Grenzflächenspannung𝜎mitderFlächeAgegebendurch144: Gleichung4.19. 𝐸{ = 23 245$ Für ein binäres Stoffsystem, welches ein grenzflächenaktives Tensid beinhaltet, gilt außerdem: Gleichung4.20. 𝐸{ = − 23 245ç , wobeiΓdieGrenzflächenkonzentrationdesTensidsist.DabeiwirddieAnnahmegetroffen, dass sich alle Tensidmoleküle an der Grenzfläche befinden und die Zusammensetzung der Grenzflächekonstantist145. Die Grundlage der Oscillating Drop-Messungen ist eine periodische Änderung des Tropfenvolumens, die durch die Dehnung und Stauchung des Tropfens im Zentrifugalfeld bzw.Gravitationsfeldhervorgerufenwird.DurchdieVolumenänderungwirdeineÄnderung der Tropfenoberfläche A sowie der korrelierenden Grenzflächenspannung σ induziert. Der VerlaufderTropfenoberflächefolgteinemsinusförmigenVerlaufnach: 41 4Methoden Gleichung4.21. 𝐴 𝑡 = 𝐴% + ∆𝐴 ∙ sin 𝜔𝑡 + 𝜑$ 𝐴% beschreibt dabei Fläche zum Zeitbeginn t = 0, ∆𝐴 die Flächenänderung und 𝜑$ die Phasenverschiebung. Durch die Änderung der dem Tensid zur Verfügung stehenden OberflächeändertsichebenfallssinusförmigdieGrenzflächenspannungσ: Gleichung4.22. 𝜎 𝑡 = 𝜎% + ∆𝜎 ∙ sin 𝜔𝑡 + 𝜑3 Aus den Gleichungen 4.21. und 4.22. folgt für die Bestimmung des elastischen OberflächenmodulsEs: Gleichung4.23. 𝐸é∗ 𝜔 = 𝐴 ê3 ê$ = ∆𝜎 $Ž ∆$ ∙ 𝑒 g(ëì ZëÆ ) AufgrundderPeriodizitätwirdderModulalskomplexeGrößeerhalten,welchewiefolgt definiertist: Gleichung4.24. 𝐸é∗ 𝜔 = 𝐸é£ 𝜔 + 𝑖𝐸飣 𝜔 E’lässtsichanalogzurRheologiealsSpeichermodulundE‘‘alsVerlustmodulinterpretieren. E‘ repräsentiert den reinen elastischen Anteil der Grenzfläche und E‘‘ den reinen viskosen Anteil144,146. 4.7.1 OscillatingPendantDrop FürdieOscillatingPendantDrop-MessungenwurdedasinKapitel4.5.beschriebenePendant Drop Tensiometer OCA20 mit einer Oszillationseinheit, beides von der Firma Dataphysics, verwendet(Abbildung23).EserfolgteeineperiodischeÄnderungdesTropfenvolumensüber eine piezogesteuerte Transducer-Einheit. Dabei ließen sich das Tropfenvolumen, die Amplitude (µm bis mm) und die Frequenz (bis zu 50 Hz) vorgeben. Während des OszillationsvorgangswurdenVideosdesTropfensaufgenommen,welcheineinemnächsten SchrittmittelsKonturanalyseanhandderOCA-Softwareausgewertetwurden.DieSoftware detektiertedieperiodischenÄnderungenvonAundσundpasstedieerhaltenenMessdaten jeweils an Sinuskurven an. Mithilfe von Gleichung 4.23. wurde der komplexe ElastizitätsmodulberechnetundalsErgebnisE*,E‘undE‘‘erhalten. 42 4Methoden Abbildung23:MessergebnisfenstereinerOscillatingPendantDrop-Messung. Um zuverlässige Messergebnisse zu erzielen, müssen die Änderungen von Oberfläche und Grenzflächenspannungausreichendgroßsein,damitderSinusfitüberhauptmöglichist147. 4.7.2 SpinningDrop BeiderOscillatingSpinningDropMethodewirddieVolumenänderungdurcheineperiodische Variation der Rotationsgeschwindigkeit erzielt. Dazu wird das in Kapitel 4.6. vorgestellte Tensiometer SVT20 der Firma Dataphysics verwendet. Die Frequenz der RotationsgeschwindigkeitkanndabeiineinemBereichvon0.01-200Hzvorgegebenwerden. Die Deformation des Tropfens wird durch Videoaufnahmen festgehalten und eine Auswertung erfolgt wie bei der zuvor beschriebenen Pendant Drop-Methode anhand Tropfenkonturanalyse und sinusoidaler Kurvenanpassung von A und σ. Dabei ist auszuwählen, ob die Auswertung auf Grundlage von LAPLACE-YOUNG oder CAYIAS-SCHECHTERWADE erfolgt. Das Messergebnis umfasst E*, E‘ und E‘‘ sowie die prozentuale harmonische VerzerrungvonAundσ,dieTotalHarmonicDistortionTHD(vgl.Abbildung24). 43 4Methoden Abbildung24:MessergebnisfenstereinerOscillatingSpinningDrop-Messung. LautHerstellerführenTHD-Werte,dieineinemBereichgrößerals50%liegenzueinemnicht signifikantenMessergebnis148. 44 4Methoden 4.8 4.8.1 OptischeStrömungszelle AufbauderStrömungszelle Für die Untersuchungen von Tropfen und Kapseln im Scherfeld wurde eine optische Strömungszelle, welche als Eigenbau der TU Dortmund entwickelt wurde, verwendet. Die EntwicklunggehtdabeiaufLEONARD106zurückundwurdeindendarauffolgendenJahrenvon KOLEVA87 weiterentwickelt. Der grundlegende Aufbau besteht aus zwei koaxialen StahlZylindern(MesssystemCC-MS),dieüberKeilriemenandemjeweiligenMotorgebundensind (Motor1undMotor2).Abbildung3zeigtschematischdenAufbauderApparatur. Abbildung25:SchematischerAufbauderoptischenStrömungszelle. DieMotoren(Faulhaber)werdenübereinenServoverstärker(Faulhaber)betrieben,welcher sich über die Software (TU Dortmund) steuern lässt. Um die Fixierung des Partikels im Beobachtungsfeldzuvereinfachen,wurdeeineautomatischeMotorregelungentwickelt,die mithilfe automatischer Kapselerkennung durch die Software arbeitet. Es wurde eine Input/Output-Karte(Keythley)verwendet,dieüberzweiUSB-SchnittstelleneineVerbindung zwischenZelleundMotorenschaffte. AmBodendesäußerenZylindersbefindetsicheinGlasfenster(SchottAG,Brechungsindex= 1.51),welchesdieBeobachtungdesPartikelsermöglicht.ZurBeobachtungundFokussierung wird ein inverses Mikroskop mit vierfacher Vergrößerung (Olympus) verwendet. Die Steuerungssoftware wurde mithilfe von LabVIEW geschrieben, die zugrundeliegenden Berechnungen sind ausführlich in der Dissertation von KOLEVA beschrieben. Das Verhalten desPartikelswirdinFormvonVideodateienmiteinerBildratevon25BildernproSekunde aufgenommen. Zur Auswertung der Partikelkontur wurde die Software ImageJ verwendet. Die Konturextraktion erfolgte in 3 Stufen. Zunächst wird das aufgenommene Bild einer Konstrastverstärkungunterzogen,umdieKonturerkennungzuerleichtern.Daraufhinerfolgt eineExtraktionderäußerenKonturundimletztenSchritteineAnpassungderKonturaneine Ellipsenform.DietheoretischenModelle,diezurBerechnungderphysikalischenParameter herangezogenwerden,sindinKapitel3.7.2.beschrieben. 45 4Methoden 4.8.2 ExperimentelleDurchführung Zur Messung der Partikel wurde zunächst der Zylinderspalt mit Glycerin gefüllt und eine Scherströmungangelegt,sodasssicheventuelleLuftbläscheneinfacherausdemScherspalt entfernen ließen. Im Anschluss wurde der Partikel unter einem Lichtmikroskop auf seine Größe kontrolliert und mit einer Hamiltonspritze mit geknickter Kanüle aufgezogen und vorsichtigindenMessspaltüberführt.DerRadiusderuntersuchtenTropfenundKapselnlag ineinemBereichvon300–500µm,umgutaufgelöstwerdenzukönnenundso,dassdennoch keineRandeffekteberücksichtigtwerdenmüssen.DabeispielteseinewichtigeRolle,dassdie äußerePhaseeinehoheViskositäthat,dadieFixierungdesPartikelsimScherspaltsonstnur sehrschwermöglichwäre.DieDichtenvoninnererundäußererPhasemusstenaußerdem entsprechendangeglichensein,sodasskeineSedimentationoderAufrahmendesPartikelsim Spaltaufkommt.SobaldsichderPartikelimMessspaltundimSichtfensterbefand,wurdeer fokussiert und die Messung gestartet. Zu Beginn der Scherströmung, wenn der Partikel anfängtsichzubewegen,wurdennochmalsdieObjektiveinstellungenangepasst,sodassdie automatischeKonturerkennungerfolgenkonnte.ImVerlaufderMessung,etwabeistetiger Erhöhung der Scherrate, wurde der Fokus immer wieder manuell eingestellt. Die Motoren wurdennachBedarfzusätzlichzurAutosteuerungmanuellnachgesteuert,wennderTropfen beispielsweiseaufgrundvonFremdpartikelnabgelenktwordenist. 46 5Ergebnisse 5 Ergebnisse 5.1 5.1.1 Sorbitanester ZweidimensionaleScherrheologie Zur Charakterisierung der physikalisch-chemischen Eigenschaften der Grenzflächenfilme wurden zunächst Untersuchungen an ebenen Phasengrenzflächen durchgeführt, die AufschlussüberdieArtundKinetikderNetzwerkbildunggebensowieüberdenstrukturellen AufbauunddieStabilitätderFilme.BesondererFokuswirdhierbeiaufdieGrenzflächenfilme des Tensids Span 65 gelegt, da hier die herausragendsten rheologischen Eigenschaften gefundenwurden.ZunächsterfolgtdahereinegenauerheologischeCharakterisierungdieser FilmeundimWeitereneinVergleichmitdenstrukturellverwandtenZuckertensidenSpan60, Span80,Span85bzw.derreinenStearinsäure. Grundsätzlich ist eine entsprechende Filmbildung sowohl an Ober- als auch Grenzflächen denkbar, da die Filmbildung zunächst nur auf der Adsorption der Tensidmoleküle an die Phasengrenze beruht. Dabei ist von besonderem Interesse, ob und inwiefern die Netzwerkeigenschaften in Anwesenheit einer zweiten Phase beeinflusst werden. Dadurch lassensichbeispielsweiseErgebnissemikroskopischerMethodenanderLuft-Grenzflächemit demVerhaltenderentsprechendenZweiphasen-Kapselsystemekorrelieren.DieKräfte,die fürdieBildungdesNetzwerksverantwortlichsind,könntenaufverschiedeneWeisezustande kommen. Erste Überlegungen lassen dies auf intermolekulare Wechselwirkungen der Tensidmoleküle zurückführen, die an der Phasengrenzfläche zum Tragen kommen. Dabei sindsowohlvan-der-Waals-KräftezwischendenhydrophobenKettendenkbar,ebensowie mechanische Verschlaufungen, die dem System eine messbare Elastizität verleihen. Ein andererAnsatzistdieFilmbildungaufgrundderhydrophilenZuckerkopfgruppen,diedurch ionischeWechselwirkungenodersogardurchKoagulationsowieKristallisationsprozessean der Grenzfläche erfolgt. Die rheologische Charakterisierung der ebenen Filme kann dabei ersteAnsätzezurAufklärungliefern. DiescherrheologischenUntersuchungeneinesSpan65FilmsanderGrenzflächeWasser/Luft zeigen eine unmittelbare Filmbildung nach Aufspreiten des Tensids (Abbildung 26). Der Speichermodulµ‘repräsentiertmitetwa0,3N/mausgeprägteelastischeEigenschaften,die denviskosenEigenschaften(µ‘‘)bereitszuBeginnderMessungüberwiegen.Derelastische Modul zeigt einen leichten Anstieg, bis sich nach etwa 30 Minuten ein konstanter Zustand einstellt. Bei konstanter Frequenz und Amplitude verhalten sich die Schermoduln zeitunabhängig, sodass davon ausgegangen werden kann, dass sich die MembraneigenschaftenimbetrachtetenZeitraumnichtmehrverändern. 47 5Ergebnisse Speichermodul [N/m] 1 0,1 0,01 Speichermodul Verlustmodul 0,001 0 200 400 600 800 1000 Zeit [s] Abbildung26:OszillationszeittestsvonSpan65anderWasser/Luft-Grenzfläche(20Moleküle/nm², ω=10rad/s,γ=0,1%,T=20°C). DassessichbeidemGrenzflächenfilmumeintemporäresNetzwerkhandelt,wirdanhanddes Frequenztests deutlich (Abbildung 27). Im Bereich kleiner Messfrequenzen von etwa 0.01rad/sistderVerlustmodul(µ‘‘)größeralsderelastischeSpeichermodul(µ‘)undsomit istkeinelastischesNetzwerkdetektierbar.BeizunehmenderFrequenzkommteszueinem Schnittpunkt beider Moduln, hier sind die elastischen und viskosen Eigenschaften ausgeglichen.ImBereichnochhöhererFrequenzenüberwiegtderelastischeModuldeutlich gegenüber dem viskosen Modul. Diese Frequenzabhängigkeit kommt durch die Relaxation der für die Membranbildung verantwortlichen Bindungen zustande. Liegen ausschließlich physikalische Wechselwirkungen statt kovalenter Bindungen vor, so unterliegt das System einer Dynamik, die durch die Fluktuation der einzelnen Bindungspunkte zustande kommt. Physikalische Wechselwirkungen sind nicht langzeitstabil und lösen sich innerhalb einer charakteristischenRelaxationszeittR.DieseZeitergibtsichimFrequenztestausdeminversen Schnittpunkt des Speichermoduls mit dem Verlustmodul. Bei Frequenzen unterhalb des Schnittpunkts von 0,07 rad/s werden die Relaxationsprozesse sichtbar, bei höheren Frequenzen sind die Intervalle klein genug, um keine Relaxationen zu detektieren und der FilmerscheintalselastischesNetzwerk.DieRelaxationszeitbeträgtdabeietwa10Sekunden. Dabei fiel auf, dass bei geringerer Initialfrequenz ist auch die Cross-Over-Frequency etwas geringerist,daderRuhezustandderProbehiereineRollespielt.DerSpeichermodulnähert sich einem Plateau-Bereich an, der den elastischen Charakter der Membran ohne die BeeinträchtigungdurchRelaxationsprozessewiederspiegelt.Abbildung27zeigtebenfallsdie 48 5Ergebnisse entsprechenden Fitfunktionen des generalisierten MAXWELL-Modells mit 3 bzw. 4 Moden. Dieses entspricht einer entsprechenden Summierung der jeweiligen Speicher- und Verlustmodul-TermegemäßdenGleichungen4.12.und4.13,woraussichfolgenderAusdruck ergibt27,137: Gleichung5.1. 𝐺£ 𝜔 = Gleichung5.2. 𝐺′£ 𝜔 = m l²~Î,q 5 𝐺 gí0 g 0ˆl²~ m Î,q l~Î,q 5 gí0 𝐺g 0ˆl²~ m Î,q Das3-Moden-ModellzeigtfürdenSpeichermodulimüberwiegendenFrequenzbereichgute Übereinstimmungen, erst bei geringen Frequenzen sind zunehmende Abweichungen zu erkennen. Hier weist das 4-Moden-Modell eine bessere Übereinstimmung auf. Der VerlustmodulweichtfürbeideModellenursehrgeringfügigvondenexperimentellenDaten ab. 1 Speichermodul [N/m] 0,1 0,01 Speichermodul (experimentell) Verlustmodul (experimentell) Speichermodul (Maxwell-Fit n=3) Verlustmodul (Maxwell-Fit n=3) Speichermodul (Maxwell-Fit n=4) Verlustmodul (Maxwell-Fit n=4) 0,001 1E-4 0,1 1 10 100 Frequenz [rad/s] Abbildung 27: Oszillationsfrequenztest eines Span 65 Films an der Wasser/Luft-Grenzfläche (20 Moleküle/nm²,γ=0,1%,T=20°C)mitentsprechendenFitfunktionendes3-und4-Moden-Modells. Esliegtnahe,dassdieFilmbildungdurchintermolekulareInteraktionenzustandekommt,die durch die hydrophoben Ketten verursacht wird. Zum einen wären starke van-der-WaalsWechselwirkungen der hydrophoben Alkylketten denkbar, die eine Stabilisierung der Filmstruktur bewirken. Auch Entanglement-Strukturen könnten diesen Effekt haben und durchdiemechanischeVerschlaufungvonAlkylkettenentstehen.DasichdieseMechanismen imFrequenztestnichtvoneinanderunterscheidenlassen,wurdenstationäreScherversuche durchgeführt,diedenVerlaufderScherviskositätinAbhängigkeitderScherrateaufnehmen 49 5Ergebnisse (Abbildung28).BereitsbeikleinenScherratennimmtdieViskositätdeutlichab,wasaufein scherverdünnendes Verhalten hindeutet. Die Wechselwirkungen werden durch die anliegenden Scherkräfte überwunden und die Bindungen öffnen sich. Wird der ScherratentestzusammenmitdemOszillationsfrequenztestineinDiagrammaufgetragen,so lassensichRückschlüsseaufdieArtderWechselwirkungenschließen.FüreinNetzwerk,das ausschließlichausmechanischenVerknüpfungspunktenbesteht,würdenlautCOXundMERZ beideKurvenaufeinanderliegen64. 10 h* (w) h (g) Viskosität [Pa×s×m] 1 0,1 0,01 0,001 1E-4 1E-5 0,001 0,01 0,1 1 10 100 Frequenz [rad/s], Scherrate [1/s] Abbildung 28: Cox-Merz-Plot eines Span 65 Films an der Wasser/Luft-Grenzfläche (20 Moleküle/nm2,T=20°C). Beide Kurven in Abbildung 28 weichen deutlich voneinander ab, sodass ausgeschlossen werdenkann,dassdasNetzwerklediglichdurchEntanglement-Strukturenentstandenist.Es istwahrscheinlich,dassessichumeineKombinationbeiderMechanismenhandelt.Inerster Linie werden jedoch intermolekulare van-der-Waals-Wechselwirkungen der hydrophoben KettenfürdieBildungderNetzwerkeverantwortlichgemacht.DieserMechanismuswirdim späteren Verlauf dieses Kapitels anhand des Vergleichs verschiedener Span-Tenside untersucht,diesichinihrerKettenanzahlsowie–längeunterscheiden. 50 5Ergebnisse Die erhaltenen Filme wurden schließlich auf ihre Scherstabilität getestet, indem bei konstanter Frequenz um einen definierten Winkel ausgelenkt wurde. Dafür wurde eine Frequenzvon10rad/sausgewählt,beiderimFrequenztestderPlateaubereichbegann,um zu gewährleisten, dass ein elastischer Film messbar ist und dennoch kein Einfluss durch Trägheitseffekte besteht. Abbildung 29 zeigt einen entsprechenden OszillationsdeformationstestfürSpan65. Speichermodul [N/m] 1 0,1 0,01 Speichermodul Verlustmodul 0,001 0,001 0,01 0,1 1 10 100 1000 Deformation Abbildung 29: Oszillationsamplitudentest eines Span 65 Films an der Wasser/Luft-Grenzfläche (20Moleküle/nm²,ω=10rad/s,20°C). Der linear-viskoelastische Bereich, der durch den konstanten Verlauf von Speicher- und Verlustmodul gekennzeichnet ist, endet bei einer Deformation von etwa 1%. Bei höheren DeformationenmussmitzunehmendirreversiblenVerformungengerechnetwerden,diezu einerZerstörungderMembranführen,diehiervermutlichdurchdasÜberwindenderfürdie VernetzungverantwortlichenintermolekularenKräfteverursachtwird.Einanschließender erneuter Zeittest zeigt allerdings eine sofortige Regeneration des Membrannetzwerks (Abbildung30),welcheswiederdieursprünglicheElastizitätannimmt.DieNeuorientierung der Moleküle nach der Zerstörung durch Scherung erfolgt in etwa genauso schnell wie die ersteBildungdesNetzwerkes. 51 5Ergebnisse 1 Speichermodul [N/m] Speichermodul [N/m] 1 0,1 0,01 0,001 Speichermodul Verlustmodul 0 200 400 600 800 0,1 0,01 0,001 1000 Speichermodul Verlustmodul 0 200 Zeit [s] 400 600 800 1000 Zeit [s] Abbildung30:Oszillationszeittest(links)undRegenereations-Zeittest(rechts)vonSpan65ander Wasser/Luft-Grenzfläche nach der Zerstörung des Membranfilms durch Scherung (20 Moleküle/nm²,ω=10rad/s,γ=0,1%,T=20°C). Der Oszillationsdeformationstest liefert den viskoelastischen Bereich in Abhängigkeit der Frequenz. Für ein temporäres Netzwerk, welches über die Frequenzabhängigkeit der rheologischenModulndefiniertist,ergebensichdemnachgroßeUnterschiedederElastizität, jenachdembeiwelcherFrequenzdieMessungdurchgeführtwird.Abbildung31zeigtden VerlaufderSpeichermodulninAbhängigkeitderDeformationfürverschiedeneFrequenzen. 1 Speichermodul [N/m] 0,1 0,01 0,001 1E-4 1E-5 0,001 10 rad/s 5 rad/s 1 rad/s 0,01 0,1 1 10 100 Deformation Abbildung 31: Oszillationsamplitudentest von Span 65 an der Wasser/Luft-Grenzfläche für verschiedeneFrequenzenoberhalbderCross-Over-Frequency(20Moleküle/nm²,T=20°C). 52 5Ergebnisse Da unterhalb der Cross-Over-Frequency keine Elastizität messbar ist, wurde der Frequenzbereich oberhalb von 0,1 rad/s untersucht und keine Abhängigkeit des LVEBereicheserkannt.DieStabilitätdesNetzwerkesscheintalsounabhängigdavonzusein.Um InformationenüberdieStabilitätdesNetzwerkesunabhängigvonderFrequenzzuerhalten, wurden Relaxationstests durchgeführt. Eine Auswertung des Relaxationsmoduls in AbhängigkeitderAuslenkunglieferteineinAbbildung32gezeigtenAuftragung. 0,05% 0,1% 0,2% 0,5% 1% 2% 5% 10% 50% 0,1 0,01 0,001 10 8 Deformation Relaxationsmodul [N/m] 1 6 4 2 1E-4 0 1E-5 0,01 0,1 1 10 Zeit [s] 100 1000 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 Schubspannung [mN/m] Abbildung 32: Relaxationstest eines Span 65 Films an der Wasser/Luft-Grenzfläche mit Deformationsvorgabenvon0,05bis50%(links)unddendarausermitteltenVerlaufderDeformation alsFunktionderSchubspannung(rechts)(20Moleküle/nm²,T=20°C). Es ist gut zu erkennen, dass sich der Plateauwert des Relaxationsmoduls bis zu einer Deformation von 1% weitestgehend konstant verhält. Erst bei weiterer Erhöhung der Deformation ist eine Abnahme zu erkennen, was einer zunehmenden Irreversibilität entspricht. Dieser Schwellenwert stimmt gut mit dem Abfallen der Moduln im Oszillationsamplitudentestüberein.DieRelaxationszeitlässtsichnachGleichung4.4.zuetwa 20 s bestimmen und liegt damit etwa in der Größenordnung der aus den Frequenztests berechneten Relaxationszeit. Eine Auftragung der Deformation als Funktion der SchubspannungistinAbbildung32(rechts)gezeigt.DarauslässtsicheinlinearerVerlaufder DeformationbiszueinemWertvonetwa2%ermitteln,wasdemVerhalteneinesHOOKE’schen Materials entspricht. Auf Grundlage dessen ist die Untersuchung der Span 65 Kapseln im ScherfeldunddieAuswertungdesDeformationsverhaltensnachBARTHÈS-BIESELbesonders interessant.88 EinflussderKonzentration DieEigenschaftendesGrenzflächenfilmsberuhenaufderAdsorptionderwasserunlöslichen Moleküle an der Phasengrenzfläche, sodass die Zahl der Tensidmoleküle den wichtigsten Einflussfaktordarstellt.ErwartungsgemäßsorgteineErhöhungderTensidkonzentrationfür 53 5Ergebnisse eine Stabilisierung des Films. Abbildung 33 zeigt die Abhängigkeit der aus dem OszillationsfrequenztestermitteltenGrößenvonderKonzentrationdesSpan65. 200 150 0,1 100 0,01 Relaxationszeit [s] Plateau-Schermodul [N/m] 1 50 0,001 0 1 10 100 1000 Konzentration [Moleküle/nm²] Abbildung33:VerlaufdesSpeichermodulsderSpan65FilmeanderWasser/Luft-Grenzflächeals FunktionderKonzentration(ω=10rad/s,γ=0,1%,20°C). DieElastizitätderFilmenimmtzunächstwiezuerwartenmitErhöhungderKonzentration zu,biszueinemkritischenWertvonetwa2Molekülenpronm²,abdiesemWertscheintdie KonzentrationenkeinenweiterenEinflusszuhaben.DerPlatzbedarfeinesSpan65Moleküls beträgtetwa0,6nm²,sodasseineKonzentrationvon1,7Molekülen/nm²näherungsweiseals Monolagebetrachtetwird(vgl.Kapitel4.2.).HiersinddieelastischenEigenschaftenmitetwa 0,06N/mnochschwächerausgeprägt.BeieinemKonzentrationswertvonetwa2Molekülen pro nm² wird ein Grenzwert erreicht, ab dem sich der Charakter des Films nicht mehr wesentlichzuändernscheint.DieserEffektlässtdieVermutungzu,dassdierheologischen Eigenschaften der Span 65 Filme ausschließlich durch die Existenz einer Monolage hervorgerufenwerdenundweiteresTensidnuraufdembereitsbestehendenFilmliegt,ohne einenBeitragzurElastizitätzuleisten. DieKonzentrationsabhängigkeitspiegeltsichebenfallsinderStabilitätdererhaltenenFilme wieder. Abbildung 34 zeigt den Verlauf der Amplitudentests für ausgewählte Konzentrationen.UnterhalbderÜbergangskonzentrationvon2Molekülenpronm²liegtdie GrenzedesLVE-Bereichsbeietwa0,02%,mitzunehmenderKonzentrationerhöhtsiesichauf etwa1%undbleibtkonstant. 54 5Ergebnisse Speichermodul [N/m] 1 0,1 0,01 1,4 Moleküle/nm² 2 Moleküle/nm² 20 Moleküle/nm² 0,001 0,001 0,01 0,1 1 10 100 Deformation Abbildung34:OszillationsamplitudentesteinesSpan65FilmsanderWasser/Luft-Grenzfläche(20 Moleküle/nm²,ω=10rad/s,20°C). Diesbedeutet,dassdieStrukturdesFilmsoberhalbundunterhalbvon2Molekülen/nm²eine andere sein muss. Eine detaillierte Strukturuntersuchung erfolgt in Kapitel 4.3. mithilfe verschiedenerMikroskopieMethoden.Esistaberbereitsreinoptischzuerkennen,dassder Span-Tropfen bei Konzentrationen oberhalb von 2 Molekülen/nm² nicht auf der Wasseroberfläche spreitet, sondern sich unmittelbar einzelne Schollen bilden, die möglicherweisefürdieViskoelastizitätverantwortlichsind(Abbildung35). Abbildung 35: Span 65 Film an der Wasser/Luft-Grenzfläche bei einer Konzentration von 10 Molekülen/nm². Für eine rheologische Messbarkeit muss allerdings auch ein kohärenter Grenzflächenfilm zugrunde liegen, der eine entsprechende Drehmoment-Übertragung ermöglicht. Es ist 55 5Ergebnisse denkbar,dassdieerstemonomolekulareBedeckungeineElastizitätdesFilmshervorruftund eine Erhöhung der Konzentration bis auf 2 Moleküle/nm² die Struktur verdichtet und dreidimensionaleRegionenerzeugt,waszueinermaximalenElastizitätführt.DieSprödheit des Films im unteren Konzentrationsbereich bzw. die höhere Stabilität im höheren Konzentrationsbereichweisendaraufhin,dassdiefestenSchollendieElastizitätdesFilms unterstützen.AuchbeweisendieMessungen,dasssichauchbeisehrhohenKonzentrationen kein durchgehender kristalliner Film bildet, da sonst keine Frequenzabhängigkeit mehr messbarwärebzw.einegeringereScherstabilitätimAmplitudentesterkennbarwäre.KAHNER beschriebinseinerDissertationdenZusammenhangdesModulabfallsimAmplitudentestund postulierte, dass die Bildung von Falten für diesen Effekt verantwortlich ist und nicht notwendigerweisedasReißendesNetzwerks149.DieseTheorietrifftmöglicherweiseauchauf die temporär vernetzten Systeme zu, da Untersuchungen am hängenden Tropfen eine Faltenbildung zeigen, was bedeutet, dass überschüssige Moleküle an der Grenzfläche bei einer Volumenverringerung nicht zurück in Lösung gehen. Zudem wäre somit die schnelle RegenerationdesFilmsnachderDurchführungdesAmplitudentestserklärbar. EinflussderTemperatur Anhand der beschriebenen Schollenbildung im Grenzflächenfilm konnte vermutet werden, dassessichumkristallineFestkörpereinheitenhandelt,welchesichdurchdieUnlöslichkeit in der wässrigen Phase bilden. Zur Überprüfung wurden temperaturabhängige Messungen durchgeführt, welche einen Effekt auf die Existenz dieser Strukturen zeigen müssten. Die scherrheologischenExperimentewurdendazuineinemTemperaturbereichvon10bis60°C durchgeführt. Höhere Temperaturen sind aufgrund von Verdunstungseffekten kaum zugänglich. Die Schmelztemperatur des Span 65 Feststoffs liegt bei 53°C und damit im untersuchtenTemperaturbereich57.NebenderSchmelztemperaturzeigtenMICHORundBERG anhandkalorimetrischerMessungen,dassSpan65inLösungeinenendothermenÜbergang bei etwa 40°C besitzt, welcher mit einem Schmelzen von kristallinen Aggregaten in der Bulkphase erklärt wurde150. Abbildung 36 zeigt Oszillationszeittests von Span 65 an der Wasser/Luft-Grenzfläche bei unterschiedlichen Temperaturen. Es ist deutlich, dass die GeschwindigkeitderMembranbildungdurchdieTemperaturbestimmtwird.Bei10°Clässt sich unmittelbar nach Beginn der Messung ein konstanter Verlauf von Speicher- und Verlustmodul erhalten, der eine sofortige Netzwerkbildung wiederspiegelt. Bei Raumtemperatur dagegen dauert es etwa 10 Minuten, bis ein gleichbleibender Zustand erreicht wird. Analoge Messungen bei Temperaturen nahe des Schmelzpunktes von 55°C zeigeneinewesentlicheVerzögerungderFilmbildung.HieristauchnachetwaeinerStunde keinannäherndvergleichbarerFilmzubeobachten.DieseBeobachtungstütztdieAnnahme, 56 5Ergebnisse dassdieExistenzderMembranaufWechselwirkungenzwischendeneinzelnenMolekülenan derPhasengrenzflächeerfolgt,wodurcheinestarreFestkörper-artige,kristallineAnordnung bevorzugt ist. Dieser Zustand ist leichter zu erreichen je geringer die Temperatur ist, da höhere Temperaturen zu einer stärkeren Bewegung der Moleküle führen und die intermolekularenBindungenerschweren. 1 Speichermodul [N/m] 0,1 0,01 0,001 1E-4 10 °C 20 °C 55 °C 1E-5 0 200 400 600 800 1000 Zeit [s] Abbildung36:OszillationszeittestsvonSpan65anderWasser/Luft-Grenzflächefürunterschiedliche Temperaturen(20Moleküle/nm²,ω=10rad/s,γ=0,1%). Die Temperaturabhängigkeit zeigt sich auch in den entsprechenden Frequenztests. Zur besseren Darstellung ist in Abbildung 37 eine Übersicht von Speichermodul und RelaxationszeitalsFunktionderTemperaturdargestellt. SowohldieRelaxationszeitalsauchderSpeichermodulverlaufenimBereichvon10bis40°C konstant. Bei höheren Temperaturen ab 40°C zeigen beide Größen einen zunehmenden Abfall. Dieser Übergang korreliert gut mit dem von MICHOR und BERG gemessenen endothermen Übergang, welcher bei einer Temperatur von 40°C einsetzt150. Bei Temperaturen ab 55°C wurden nur noch sehr schwache oder gar keine elastischen Filme erhalten,wasmitdemSchmelzpunktdesfestenTensidszuerklärenist.Vermutlichspielen sowohl der endotherme Übergang bei 40°C als auch der Schmelzpunkt des festen Span 65 eineRollefürdieFilmbildung. 57 5Ergebnisse 50 40 0,01 30 20 0,001 Relaxationszeit [s] Plateau-Speichermodul [N/m] 0,1 10 1E-4 10 20 30 40 50 0 60 Temperatur [°C] Abbildung 37: Relaxationszeiten und Speichermoduln von Span 65 Filmen an der Wasser/LuftGrenzflächealsFunktionderTemperatur,erhaltenausOszillationsfrequenztests(20Moleküle/nm², γ=0,1%). EinflussanorganischerSalze Die Ausbildung des Grenzflächenfilms lässt sich neben der Temperatur und der KonzentrationauchdurchdieZugabeverschiedenerSalzebeeinflussen.Dabeiistzumeinen dieWechselwirkungzwischenderpolarerTensidkopfgruppeundSalzdenkbar,zumanderen durch das Salz induzierte Löslichkeitseffekte, die sich auf das rheologische Verhalten auswirken151,152.BURGRESSetal.untersuchtendenEinflussvonNatriumchloridaufstrukturell verwandte Tensidfilme (Span 20, Span 80, Span 83) an der Öl/Wasser-Grenzfläche und zeigten, dass die Zugabe des Salzes die elastischen Eigenschaften der Filme verändert. Die VerringerungderLöslichkeitaufgrundderSalzzugabebzw.einesAussalzeffektsverhindert die intermolekularen Wechselwirkungen in der Grenzfläche und verringert somit den elastischen Schermodul14. Bekannt sind ebenfalls sogenannte koagulierte Netzwerkstrukturen, die durch die Wechselwirkung ionischer Tenside mit mehrwertigen MetallsalzenentstehenundelastischeFilmebilden.DieVernetzungspunktekommendabei durch ionische Interaktionen zwischen geladener Kopfgruppe und mehrwertigem Kation zustande und lagern sich nach der SMOLUCHOWSKI-Theorie zu einem Netzwerk zusammen142,153–155. InVorarbeitenkonntefestgestelltwerden,dasseinSpan65Film,welcheraufeinerwässrigen Natriumchlorid-Lösunggebildetwurde,einenerhöhtenelastischenModulimVergleichzum 58 5Ergebnisse Referenz-Film ohne Salzzugabe aufweist. Darauf aufbauend wurden verschiedene ChloridSalzeverwendetundaufihrenEinflussaufdieNetzwerkbildunghinuntersucht.Abbildung 38zeigtOszillationszeittestsbeikonstanterSalz-undTensidkonzentration. 10 Speichermodul [N/m] 1 0,1 CoCl2 0,01 MgCl2 Al2(SO4)3 ZnCl2 0,001 Wasser CaCl2 NaCl 1E-4 0 200 400 600 800 1000 Zeit [s] Abbildung 38: Oszillationszeittest von Span 65 an der Grenzfläche 0,1 M Salzlösung/Luft (274 Moleküle/nm²,ω=10rad/s,γ=0,1%,T=20°C,Fehlerbalkenfürjeden20.Messwert). Die Existenz von Cobalt zeigt in Gegenwart des Span 65 Films eine Verringerung der rheologischen Eigenschaften verglichen mit dem Referenzfilm (schwarze Kurve). Calcium, Magnesium und Natrium haben einen deutlichen Einfluss auf die elastischen Membraneigenschaften. Die Zeittests zeigen eine Erhöhung des elastischen Plateaumoduls um etwa 0,1 N/m auf 0,2 bzw. 0,3 N/m in einem Zeitraum von weniger als einer Stunde. DemgegenüberverursachtdieZugabevonZinkoderAluminiumeinesehrstarkeErhöhung des Speichermoduls um fast den Faktor 10 auf 1 N/m. Diese Ergebnisse stimmen mit der Annahme überein, dass ein Aussalzeffekt der Grund für die ausgeprägten elastischen Eigenschaftenseinkönnte.AußerdempasstdieszudemVerlaufderIsothermen,dieaufeine Anlagerung von Magnesium, Zink und Calcium im Grenzflächenfilm schließen lassen. Besonders das Zinksalz, welches von den zweiwertigen Salzen den kleinsten Ionenradius besitzt, hat eine hohe Hydratationsenthalpie und damit eine hohe Wahrscheinlichkeit das Tensid auszusalzen (Tabelle 6). Etwas geringere Hydratationsenthalpien bei ähnlichen Ionenradien sowie Ladungen besitzen Magnesium und Calcium, wodurch sich der etwas geringereelastischeModulerklärenlässt156.NatriumbesitztgegenüberdenanderenIonen einen hohen Radius in Verbindung mit einer kleineren Ladung sowie einer geringen Hydratationsenthalpie. 59 5Ergebnisse Tabelle 6: Übersicht der Ionenradien, Hydratationsenthalpien und Elektronegativitäten der untersuchtenMetallkationen.157,158 Kation Ionenradius[Å] Hydratationsenthalpie[kJ/mol] Elektronegativität Al3+ 0,68 -4665 1,47 Co2+ 0,79 -2054 1,70 Mg2+ 0,86 -1921 1,23 Zn2+ 0,88 -2046 1,66 Ca2+ 1,14 -1577 1,04 Na+ 1,16 -406 0,93 DennochliegtderSpeichermodulineinerähnlichenGrößenordnungwiebeimCalciumund Magnesium, obwohl anhand der Druck-Flächen-Isothermen kein Einfluss des Natriums ausgemacht werden konnte. Cobaltchlorid bewirkt als einziges Salz eine Verringerung der elastischen Eigenschaften und scheint die Membranbildung zu hemmen. Dem zugrunde liegen könnte der geringe Ionenradius sowie die hohe Hydratationsenthalpie, welche zu einem vollständigen Aussalzen des Tensids einschließlich der Kopfgruppe führen könnte, wodurcheinemembranbildendeAnordnungderAmphiphileinderGrenzflächeverhindert ist. Auffallend sind die hohen Fehlerbalken beim Cobalt und Aluminium, die dadurch zu erklären sind, dass beide Metalle auch bei neutralem bis leicht saurem pH-Wert zur Hydroxidbildung neigen, was die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse aufgrund von Konzentrationsschwankungenerschwert159. EinKoagulationseffekt,derdurchdieionischeInteraktionvonTensidundKationerfolgt,ist andieserStelleebenfallsnichtauszuschließen.AllerdingswirddieserEffektimVergleichzum Aussalzeffektalsvernachlässigbarbetrachtet,dabisherigenUntersuchungenzufolge.154nur mehrwertigeKationendazuinderLagesind,dieTensidezuvernetzenundsomitaufsteigend nach der Wertigkeit Natrium den geringsten Modul und Aluminium den höchsten Modul zeigenmüsste. Auch bei der Betrachtung der Oszillationsfrequenztests zeigt sich, dass die Zugabe von Zinkchlorid den größten Einfluss auf die rheologischen Filmeigenschaften hat. Sowohl die Höhe des Speichermoduls als auch die Cross-Over-Frequenz weichen stark vom reinen Referenzsystem ab. Die aus der Cross-Over-Frequenz erhaltene Relaxationszeit ist in Anwesenheit des Zinkchlorids höher, sodass von wesentlich stabileren intermolekularen Wechselwirkungen ausgegangen werden kann. Diese lassen sich wie zuvor beschrieben durch die leichtere Wechselwirkung aufgrund der Molekülanordnung zurückführen, aber 60 5Ergebnisse zusätzlich auch durch eine Wechselwirkung zwischen Tensidkopfgruppe und Metallkation, die die intermolekularen Wechselwirkungen verstärken. Aufgrund der geringen Größe des ZinksistmöglicherweiseeinegrößereAnzahlanKationeninderGrenzphasezwischenden Tensidmolekülen lokalisiert, sodass die mittlere Relaxation der Bindungspunkte länger dauert. Cobaltchlorid zeigt wie schon im Oszillationszeittest keinen Einfluss auf die rheologischenEigenschaften,sowohldieHöhedesSpeichermodulsalsauchdieCross-OverFrequenzsindgleichbleibend.Diessprichtdafür,dassesentwedererstgarnichtzwischen den Molekülen angelagert ist oder dass es nur zu einem Aussalzen des Tensids führt, aber keinerlei Wechselwirkung eingeht. Die anderen Chloride bewirken eine Verringerung der Relaxationszeit,dieBindungensinddurchAnwesenheitderIonenwenigerlangzeitstabil. 10 Speichermodul [N/m] 1 0,1 0,01 0,001 1E-4 0,01 0,1 CaCl2 CoCl2 ZnCl2 MgCl2 NaCl Wasser 1 10 100 Frequenz [rad/s] Abbildung 39: Oszillationsfrequenztests für Span 65 Filme mit verschiedenen Salzen (274 Moleküle/nm²,γ=0,1%,T=20°C) AuchdieOszillationsamplitudentestszeigen,dassCobaltchloriddengrößtenEinflussaufdie Eigenschaften des Span-Netzwerks hat. Der linear-viskoelastische Bereich ist hier um fast eineDekadevon0,1auf1%erhöht,wasfüreinedeutlicheStabilisierungdesFilmsspricht. Auch wenn keine Erhöhung der Elastizität erfolgt, scheint dennoch eine ausgeprägte WechselwirkungzwischenSpanundSalzzuexistieren,diedasBrechenderintermolekularen Bindungenerschwert.AlleanderenuntersuchtenSalzezeigennahezukeinenEinflussaufdie Scherstabilität. 61 5Ergebnisse 10 CaCl2 CoCl2 MgCl2 Speichermodul [N/m] 1 ZnCl2 Wasser NaCl 0,1 0,01 0,001 0,001 0,01 0,1 1 10 100 Deformation Abbildung 40: Oszillationsamplitudentests für Span 65 Filme mit verschiedenen Salzen (274 Moleküle/nm²,ω=10rad/s,T=20°C). Insgesamtlässtsichdarausschließen,dasszweiprimäreEffekteauftreten,wennSpan65mit SalzeninKontaktkommt.ZumeinenerfolgteineAnlagerungderSalzmolekülezwischendie Tensidgruppen, was vermutlich einen Aussalz-ähnlichen Effekt bewirkt, welcher in einer UnlöslichkeitdesTensidsresultiert.Dieswürdefolglichdazuführen,dassmehrTensidinder Grenzflächevorliegt,wasalleinejedochkeinenEinflussaufdieElastizitätzeigendürfte,wie dieUntersuchungenanderreinenWasser/Luft-GrenzflächeimhohenKonzentrationsregime zeigten. Eine Veränderung der elastischen Eigenschaften tritt erst ein, wenn eine aktive WechselwirkungzwischenIonundTensidzustandekommt,diedieBindungsverhältnisseim Netzwerkbeeinflusst. VergleichderTenside Um weitere Informationen über die Art der Vernetzung zu erhalten, wurden auch die strukturell verwandten Tenside untersucht mit dem Ziel, eine Korrelation zwischen den rheologischen Eigenschaften und der Tensidstruktur zu finden. Abbildung 41 zeigt die entsprechendenFrequenz-undAmplitudentestsvonSpan60(eineStearatgruppe),65(drei Stearatgruppen), 85 (drei ungesättigte Stearatgruppen) und reiner Stearinsäure an der Wasser/Luft-Grenzfläche.AnhandderFrequenztestszeigtsicheinähnlichesVerhaltenvon Span60undSpan65,welcheausschließlichgesättigteAlkylgruppenbesitzen. 62 1 1 0,1 0,1 Speichermodul [N/m] Speichermodul [N/m] 5Ergebnisse 0,01 0,001 1E-4 1E-5 0,1 Span 65 Span 60 Span 85 Stearinsäure 1 10 0,001 1E-4 1E-5 0,001 100 Frequenz [rad/s] 0,01 Span 65 Span 60 Span 85 Stearinsäure 0,01 0,1 1 10 100 Deformation Abbildung 41: Oszillationsfrequenz- und Amplitudentests für verschiedene Tenside (γ = 0,1%, ω=10rad/s,T=20°C). Beide Tenside bilden temporär vernetzte Filme an der Phasengrenzfläche. Interessanterweise kann dieses Vernetzungsverhalten auch für reine Stearinsäure beobachtet werden, woran deutlich wird, dass die Existenz des Zuckerrests keinen maßgeblichen Einfluss hat. Für Stearinsäure ist jedoch eine höhere Konzentration zur Filmbildung notwendig als bei Span 60 und 65. Dies liegt an dem wesentlich geringeren Platzbedarfvonetwa0,3nm2/Molekülgegenüberden0,4nm2/MolekülvonSpan60undden 0,6 nm2/Molekül von Span 65, wodurch zur vergleichbaren Vernetzung eine höhere MolekülzahlanderPhasengrenzflächenotwendigist.Span80und85dagegenzeigenkeine Scherelastizität. Diese Beobachtung passt gut zu den Ergebnissen der Druck-FlächenIsothermen, welche die Existenz einer kondensierten Phase nur für die Spans mit den gesättigtenAlkylgruppensowiefürStearinsäurezeigten.Span65besitztmitetwa0,2N/m die höchste Elastizität, Span 60 und Stearinsäure besitzten mit etwa 0,1 N/m eine etwas geringere Elastizität. Dies ist auf die unterschiedliche Anzahl an Stearatgruppen zurückzuführen. Da Span 65 drei Alkylrester besitzt, können hier ausgeprägtere Wechselwirkungenstattfinden,dieeinehöhereElastizitätverursachen.DerFaktor2,mitdem sichdieelastischenModulnunterscheiden,entsprichtetwademFaktor2,mitdemsichder FlächenbedarfvonStearinsäureundSpan65unterscheidet. DazwischenSpan60undStearinsäurekaumeinUnterschiedzuerkennenist,jedochaberzu Span 65 und Span 85, können Rückschlüsse zwischen der chemischen Struktur und ihrer Fähigkeit zur Filmbildung geschlossen werden. Zum einen scheint die Alkylkette der entscheidendeFaktorfürdieElastizitätzusein,dieZuckergruppeselbsthatnahezukeinen Effekt.DieAlkylkettendesSpan80und85besitzendiegleicheAnzahlanKohlenstoffatomen, unterscheidensichjedochinihrerGeometrieunddemsterischenAnspruch,wasdurchdie AnwesenheitderDoppelbindungenzustandekommt.AnhandderIsothermenkonntebereits 63 5Ergebnisse gezeigtwerden,dasshierkeindichtgepackterZustandderMolekülemöglichist,wodurch eine Netzwerk-bildende Wechselwirkung der Moleküle nicht möglich ist. Dass dafür vermutlich intermolekulare Wechselwirkungen wie van-der-Waals-Bindungen verantwortlich sind, wurde bereits anhand des Cox-Merz-Plots deutlich. Eine reine Entanglement-Vernetzung würde vermutlich keinen Unterschied zwischen gesättigten und ungesättigten Gruppen zeigen. Den Effekt der reinen Kettenlänge auf das Phasenverhalten von einkettigen Span 20, 40, 60 und 80 wurde bereits von PELTONEN et al. vorgestellt und zeigte eine deutliche Abhängigkeit. Der Oberflächendruck stieg mit zunehmender Kettenlänge. Span 40 und 60 zeigten dabei eine bessere Komprimierbarkeit und das ErreicheneineskondensiertenZustands,währenddiesfürSpan20und80nichtbeobachtet werden konnte. Bei Span 20 konnte dies auf die erhöhte Wasserlöslichkeit zurückgeführt werden,währendSpan80aufgrunddeschemischenAufbauskeineKomprimierungzuließ.23 EinflussderÖlphase Dazu wurden Oszillationszeittests bei definierter Tensidkonzentration durchgeführt (Abbildung42). 1 Speichermodul [N/m] 0,1 0,01 0,001 1E-4 Dodecan Hexan Trichlorbenzol p-Xylol Luft 1E-5 0 200 400 600 800 1000 Zeit [s] Abbildung 42: Oszillationszeittests von Span 65 an der Wasser/Öl-Grenzfläche für verschiedene Ölphasen(270Moleküle/nm²,γ=0,1%,ω=10rad/s,T=20°C). AusAbbildung42wirdersichtlich,dassdieAnwesenheitvonÖleninsgesamteinenEinfluss aufdieFilmbildunghat.Dieswarzuerwarten,dadieÖlmolekülesterischoderchemischmit den Tensidmolekülen wechselwirken könnten. Es liegt eine veränderte Filmstruktur vor, sobaldsichdieÖlmolekülezwischendenAlkylkettendesSpansbefinden.Dadurchverändert 64 5Ergebnisse sichderPlatzbedarfdesgesamtenMoleküls,waswiederumdieWechselwirkungenunddamit dieelastischenEigenschaftendesFilmsmindernkann.ImVergleichderverwendetenÖleist zuerkennen,dassn-DodecanimVergleichzurreinenLuft-Grenzflächeeinensehrgeringen EinflussaufdieelastischenEigenschaftendesGrenzflächenfilmshat.DieelastischenModuln sind näherungsweise gleich, sodass davon ausgegangen werden kann, dass nur eine geringfügigeInteraktionbesteht.DaessichbeimDodecanumeineeinfacheKohlenstoffkette handelt, ist auch im Falle einer Anlagerung im Film keine starke Vergrößerung der SpanAbständezuerwarten.(1,2,4)-Trichlorbenzolundn-Hexanhingegenzeigeneinedeutlichere Verringerung des elastischen Speichermoduls. Bei n-Hexan verringert sich der SpeichermoduletwaumFaktor10von0.1N/maufca.0.03N/m,bei(1,2,4)-Trichlorbenzol um Faktor 40 auf ca. 0.005 N/m. Bei der Verwendung von p-Xylol konnte keine Netzwerkbildungbeobachtetwerden. DiewesentlichenFaktoren,dierelevantfürdenLösungsmitteleinflusserscheinen,sinddie Struktur bzw. der räumliche Anspruch der Lösungsmittelmoleküle, sowie jeweils die LöslichkeitenvonWasserundTensidimÖl.DadieBildungdeselastischenTensidfilmsauf dieWechselwirkungderMoleküleanderGrenzflächezurückgeführtwird,stelltdersterische AnspruchdesverwendetenLösungsmittelseinenwichtigenEinflussdar.Sowohln-Dodecan als auch n-Hexan haben einen geringen Platzbedarf und werden die Wechselwirkung der Tensidenichtwesentlichbehindern,dasiesichzwischendieeinzelnenTensidmolekülelegen können. Die aromatischen Lösungsmittel, wie p-Xylol und (1,2,4)-Trichlorbenzol dagegen sindvermutlichzugroßumeinestarreAnordnungderSpan-Molekülezuermöglichenund hemmendamitdieintermolekularenKräfte. EinweitererwichtigerFaktoristdieWasserlöslichkeitdesverwendetenÖls.Tabelle8zeigt eineÜbersichtderverwendetenÖleundderenWasserlöslichkeiten.Besondersp-Xylolweist im Vergleich zu den anderen Ölen eine verhältnismäßig hohe Wasserlöslichkeit auf, die möglicherweise die Bildung einer definierten Grenzfläche und damit die Filmbildung erschwert. (1,2,4)-Trichlorbenzol ist strukturell ähnlich, jedoch weniger wasserlöslich und könnte daher die Filmbildung weniger hemmen. Es wurde zusätzlich ein Gemisch aus nDodecan und (1,2,4)-Trichlorbenzol verwendet, da diese Zusammensetzung für spätere Messmethodenrelevantwar.HierbeizeigtsicheinvernachlässigbarerEinflussimVergleich zumreinenn-Dodecan. 65 5Ergebnisse Tabelle7:ÜbersichtderverwendetenÖlphasen. Öl Strukturformel Löslichkeit[mg/L] n-Dodecan n-Hexan unlöslich 10 (1,2,4)- 19-30 Trichlorbenzol p-Xylol 200 Umzuüberprüfen,obdieMoleküleoberhalbderKonzentration,diezurMonoschicht-Bildung notwendigist,inderBulkphasevorliegenoderebenfallsanderGrenzflächeadsorbierenund Multischichtstrukturenbilden,wurdendieÖlphasennachderNetzwerkbildungentnommen und ihre Grenzflächenspannung gemessen. Daraus ging hervor, dass keine grenzflächenaktiven Substanzen mehr im Öl gelöst sind. Dafür lassen sich zwei Ursachen diskutieren.EntwedersindalleTensideanderGrenzflächeadsorbiertoderdieTensideder BulkphaseaggregierenzufestenKondensaten.ImVerlaufderArbeitwirdsichzeigen,dass letzteres bestätigt werden konnte und eine zunehmende Membrandicke im Öl mit zunehmenderTensidkonzentrationnichtbeobachtetwurde. EinflussderKonzentration Ein Konzentrationseinfluss wird wie bereits an der Wasser/Luft-Grenzfläche anhand der rheologischen Ergebnisse deutlich. Im Gegensatz zur reinen Wasseroberfläche muss hier allerdingsdieDiffusionszeitderTensidmoleküleandieGrenzflächeberücksichtigtwerden, die zu einem sichtbaren Zeiteffekt der Messungen führt, sodass niedrige Konzentrationen einewesentlichlängereNetzwerkbildungsdauerzeigenalshoheKonzentrationen.Eswurde alsovorjederMessungeinZeittestdurchgeführt,biseinPlateauwertderModulnfestgestellt wurde. Die Frequenztests wurden jeweils nach Erreichen des Gleichgewichtszustandes durchgeführtundsindfürdieuntersuchtenKonzentrationeninAbbildung43dargestellt.Wie beiderWasser/Luft-GrenzflächeisteineAbhängigkeitdeselastischenSpeichermodulsund derRelaxationszeitvonderKonzentrationzuerkennen. 66 5Ergebnisse 300 0,1 200 0,01 0,001 100 Relaxationszeit [s] Plateau-Speichermodul [N/m] 1 1E-4 1E-5 0 0,001 0,01 0,1 1 Konzentration [mmol/L] Abbildung 43: Plateau-Speichermodul und Relaxationszeit von Span 65 an der Wasser/DodecanGrenzfläche(ω=10rad/s,T=20°C). DieMindestkonzentrationzurDetektioneinesFilmsbetrug0,001mmol/L,wasumgerechnet einer Grenzflächenbedeckung von 2 Molekülen/nm² entspricht. Aufgrund der geringen KonzentrationsinddieMessungenhierbeiallerdingsdeutlichschlechterreproduzierbar.Im FalledesWasser/Öl-Systemswurdeerwartet,dassessichumeinAdsorptions-DesorptionsGleichgewicht handelt, wodurch ein kontinuierlicher konzentrationsabhäniger Anstieg der Elastizität erfolgen müsste. Tatsächlich ist der Verlauf aber ähnlich dem der reinen Wasser/Luft-Grenzfläche, indem ein relativ abrupter Übergang bei einem Konzentrationswertvon0,004mmol/L(entspricht10Molekülen/nm²)erfolgt.DieTenside werdennachderAdsorptionanderGrenzflächegehalten,sodasseineDesorptionnichtmehr erfolgen kann. Diese Annahme wird bei den Untersuchungen der hängenden Tropfen und Kapselndiskutiert.DasSpan65wirddurchdenKontaktmitderWassergrenzflächeunlöslich undreichertsichdaherinderPhasengrenzflächean,bisdiesevollständigbelegtist.Übriges TensidaggregiertirreversibelinderBulkphase.Dieskanndadurchbelegtwerden,dassan derreinenÖl/Luft-GrenzflächekeinerleiGrenzflächenelastizitätvorliegt. Der Schwellenwert bei 0,004 mmol/L (10 Moleküle/nm²) ist jedoch höher als der Schwellenwert,welcheranWasser/Lufterhaltenwurde(2Moleküle/nm²)undalsÜbergang zurelastischenMonolageinterpretiertwurde.Dennochisteswahrscheinlich,dassessichum den gleichen Mechanismus handelt und die Verschiebung nur auf einen vergrößerten Platzbedarf der Moleküle durch die Existenz des Öls zurückzuführen ist. Dies ist gut zu verstehen, wenn man beachtet, dass die Ölmoleküle den Abstand der Span-Moleküle 67 5Ergebnisse vergrößernkönnen,indemsiesichzwischendenKettenanlagern.DieserEffektistzwar,wie zuvor beschrieben, für das Dodecan am geringsten, jedoch erkennbar. Nach dem Übergangsbereich sorgt eine weitere Konzentrationserhöhung für einen weitestgehend konstantenElastizitätsmodul.ErstbeisehrhohenKonzentrationenab0,1mmol/Listwieder eineVerringerungderModulnsichtbar,diemitdemWachstumderBulkaggregateundeiner dadurch zustande kommenden Viskositätsänderung zusammenhängen könnte. Die Relaxationszeiten des Wasser/Öl-Systems sind insgesamt höher als die des Wasser/LuftSystemsundspiegelnebenfallsdiebeidenbeobachtetenÜbergängebei0,004und0,1mmol/L wieder. Die geringere Relaxationsfähigkeit ist vermutlich auf die Existenz der Ölmoleküle zurückzuführen, welche die Komplexität der Filmstruktur erhöhen. Insgesamt folgt der VerlaufdemderSchermodulnundkorrelierteinehöhereRelaxationszeitmiteinerhöheren Scherelastizität. Abbildung 44 zeigt den Verlauf des linear-viskoelastischen Bereichs in AbhängigkeitderKonzentration. 0,8 LVE-Bereich [%] 0,6 0,4 0,2 0,0 0,001 0,01 0,1 1 Konzentration [mmol/L] Abbildung44:Verlaufdeslinear-viskoelastischenBereichsalsFunktionderKonzentration,,ermittelt ausdemOszillationsamplitudentest(ω=10rad/s,T=20°C). Beim Wasser/Luft-System ist der LVE Bereich bei Konzentrationen unterhalb des Schwellenwertsgeringer,wasauchhierbeobachtetwird.Daranzeigtsichdeutlich,dassdie Struktur des Films eine andere ist, sobald dieser kritische Konzentrationswert von 2 bzw. 10 Molekülen/nm² erreicht ist. Sehr hohe Konzentrationen vermindern die Filmelastizität sowiedenLVEBereichebenfalls. 68 5Ergebnisse 5.1.2 Druck-Flächen-Isothermen UmdasGrenzflächenverhaltenderTensidmoleküleunddenProzessderFilmbildunggenauer zuuntersuchen,wurdenDruck-Flächen-Isothermenaufgenommen,diedieVeränderungdes durchdieAnwesenheitdesTensidswirkendenOberflächendrucksinAbhängigkeitderzur Verfügung stehenden Fläche darstellen. Für Span 65 zeigt der Oberflächendruck П den folgenden Kurvenverlauf. Die Isotherme zeigt ein Lift-Off ab einer Fläche von etwa 0,8 nm²/Molekül. Dort findet der Übergang zum flüssig-expandierten Zustand statt. Bei einer Fläche von etwa 0,6 nm²/Molekül wird ein Wendepunkt im Graphen sichtbar, der den Phasenübergangvomflüssig-expandiertenzumflüssig-kondensiertenBereichdarstellt.Der OberflächendruckbeträgtandieserStelleetwa22mN/m. 60 Oberflächendruck [mN/m] 50 40 30 20 10 0 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 2 Fläche [nm / Molekül] Abbildung45:П-A-IsothermevonSpan65(Kompressionsrate10cm²/min). Darauf folgt ein Bereich mit größtem Anstieg, in dem die Moleküle einen zunehmend kristallinen Zustand einnehmen. Dieser resultiert wiederum in den zuvor gezeigten viskoelastischen Eigenschaften des Span-Films, welche durch die intermolekularen Wechselwirkungenerzeugtwerden.AbeinemFilmdruckvon53mN/mundeinerFlächevon 0,5 nm²/Molekül kommt es zum Kollaps. Aus dem Bereich des maximalen Anstiegs des Oberflächendrucks lässt sich der Platzbedarf pro Molekül in seiner dichtesten Packung ermitteln.ErbeträgtfürdasSpan65etwa0,68nm²/Molekül.BeiweitererVerringerungder Fläche reißt der monomolekulare Film, was in einem Abfall des Drucks deutlich wird. Ab diesemPunktbildensichmöglicherweisemultimolekulareSchichtenaus. 69 5Ergebnisse Der Effekt der Viskoelastizität des Span 65 Films wird ebenfalls in Hysteresemessungen deutlich.DabeiwirdderFilmnachderKompressionbiszueinemdefiniertenDruck,welcher vordemKollapsliegt,erneutexpandiertundinweiterenZyklenkomprimiert.Abbildung46 zeigtexemplarischdenVerlaufeinerHysteresemessung. Oberflächendruck [mN/m] 40 Komprimierung 1 Expansion 1 Komprimierung 2 Expansion 2 30 20 10 0 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 2 Fläche [nm /Molekül] Abbildung46:HysteresemessungdesOberflächendrucksvonSpan65beiRaumtemperatur. Esistersichtlich,dassnachderKompressioneineveränderteFilmstrukturvorliegt.ImZuge der Verringerung der zur Verfügung stehenden Oberfläche nehmen die Moleküle eine zunehmend dicht gepackte Orientierung an, die auf ihrer gegenseitigen Wechselwirkung basiert und eine starke Kompression ermöglicht. Bei erneuter Expansion bleiben diese WechselwirkungskräftebestehenundresultierenineinemAufbrechenderfestenFragmente, wasjedochnichtzueinerReorientierungderTensidmoleküleineinenexpandiertenZustand führt. Da die Viskoelastizität des Span 65 Films mit einer Relaxationsfähigkeit einhergeht, wurdendieHysteresekurveninAbhängigkeitderKompressionsgeschwindigkeituntersucht. Aus den rheologischen Untersuchungen ergaben sich Relaxationszeiten im Bereich von weniger als einer Minute. Eine ausreichend kleine Kompressionsrate müsste also die Elastizität des Films vernachlässigbar machen. Abbildung 47 zeigt Hysteresekurven mit Kompressionsratenvon5bis40cm2/min. 70 5Ergebnisse Oberflächendruck [mN/m] 40 5 cm²/min 20 cm²/min 30 cm²/min 40 cm²/min 30 20 10 0 0,6 0,7 0,8 0,9 2 Fläche [nm /Molekül] Abbildung47:HysteresekurveneinesSpan65FilmsbeiunterschiedlichenKompressionsraten. EinEffektlässtsichnichtausdenAuftragungenentnehmen,esistlediglicheineTendenzzu erkennen,dassdieErhöhungderGeschwindigkeiteineleichteErhöhungderHysteresebzw. einen etwas stärkeren Abfall der Expansionskurve zur Folge hat. Mit dem verwendeten Langmuir-Trog konnten Geschwindigkeiten kleiner als 10 cm2/min nicht zuverlässig verwendetwerden.InkleinerenGeschwindigkeitsbereichenwäreesallerdingsdenkbar,den EinflussderBindungsrelaxationenzusehen. EinecharakteristischeGröße,diesichausdenDruck-Flächen-Isothermenbestimmenlässt, istderstatischeElastizitätsmoduloderKompressionsmodulK26,160: Gleichung5.3. 𝐾{~h~ = − 2î 245$ Dieser lässt sich durch Differenzierung der Druck-Flächen-Isothermen erhalten und ist in Abbildung48alsFunktiondermolekularenFlächefürSpan65gezeigt. 71 5Ergebnisse Statischer Kompressionsmodul [mN/m] 400 300 200 100 0 0,5 0,6 0,7 0,8 Fläche [nm²/Molekül] Abbildung 48: Verlauf des statischen Kompressionsmoduls, berechnet aus der П-A-Isotherme, von Span65alsFunktionderFläche. Der Kurvenverlauf zeigt ein Maximum des Kompressionsmoduls von 0,33 N/m bei einer Fläche von 0,54 nm² pro Molekül, was einer Oberflächenkonzentration von etwa 1,9Molekülen/nm²entspricht.ImVergleichmitden2D-scherrheologischenMessungenmit einem Speichermodul von etwa 0,1 N/m ist er etwas höher, was möglicherweise mit der KompressiondesFilmsaufdemLangmuir-Trogzuerklärenist.DieelastischenEigenschaften desFilmswerdenaufdieKombinationausfestenSchollenundflexiblenSchaumstrukturen zurückgeführt, was im Kapitel der Brewster-Winkel-Mikroskopie noch näher beschrieben wird. Durch die Kompression am Langmuir-Trog werden die Tensidschollen stark zusammengeschoben und die fluide Phase verdrängt, was einen Anstieg der Elastizität im kondensiertenBereicherklärenkönnte. Einzweites,geringeresMaximumvon0,1N/mistbeieinerFlächevon0,65nm²proMolekül (1,5 Moleküle/nm²) zu erkennen. Bei dieser Konzentration ist in den rheologischen MessungenebenfallseineVerringerungdesModulsbeobachtetworden.Erliegtmit0,06N/m inderselbenGrößenordnungwiederKompressionsmodul.BeieinerFlächevon0,76nm²pro Molekül (1,3 Molekülen/nm²) kann ein geringer Modul von 0,03 N/m ermittelt werden. Verglichen mit der Druck-Flächen-Isotherme liegt dieser Wert deutlich im expandierten Phasenzustand, sodass die sehr geringe Elastizität zu erwarten war. Auch in den rheologischen Messungen liegt bei einer Konzentration von 1,3 Molekülen/nm² ein sehr geringerSchermodulvon0,05N/mvor,wasdieguteÜbereinstimmungzeigt. 72 5Ergebnisse EinflussderTemperatur Abbildung 49 zeigt den Verlauf der Druck-Flächen-Isotherme von Span 65 im Temperaturbereich von 10-30°C. Aufgrund der Verdampfungsrate der großen Wasseroberfläche des Langmuir-Trogs waren Messungen bei höheren Temperaturen als 30°Cnichtzuverlässigmöglich. 60 10 °C 20 °C 30 °C Oberflächendruck [mN/m] 50 40 30 20 10 0 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 Fläche [nm²/Molekül] Abbildung49:VerlaufdesOberflächendrucksvonSpan65beiverschiedenenTemperaturen. Wie bereits zuvor gezeigt erfolgt ein Lift-Off des Oberflächendrucks bei Raumtemperatur (schwarzeKurve)beietwa80Å/MolekülsowieeinPhasenübergangvonflüssig-expandiert zu flüssig-kondensiert bei ca. 60 Å/Molekül. Der molekulare Platzbedarf beträgt ebenfalls etwa58Å/Molekül.EineVerringerungderTemperaturauf10°C(blaueKurve)resultiertin einerVerschiebungdesLift-OffszueinerkleinerenFlächevonetwa65Å/Molekül.Umeinen messbarenOberflächendruck,alsoeinenLift-Off,zuerhalten,müssendieMoleküleausdem gasanalogenZustandherausmiteinanderinWechselwirkungtreten,waseinestrukturierte Anordnung in der Oberfläche bedingt. Diese Anordnung erfolgt leichter bei geringeren Temperaturen, da in diesem Fall die allgemeine Molekularbewegung verringert ist. Der charakteristische Phasenübergang ist bei einer Temperatur von 10°C nahezu nicht mehr sichtbar. Die Moleküle scheinen eine sofortige Anordnung einer kondensierten Phase anzustreben.AuchdiesistaufverringerteMolekularbewegungenzurückzuführen,welchedie OrientierungderMolekülehinzueinererhöhtenPackungsdichtefördern.DerKollapspunkt istvergleichbarfürbeidenTemperaturenundderPlatzbedarfproMolekülentsprechendbei 58Å/Molekül.DemgegenüberführteineErhöhungderTemperaturauf30°Czueinerstarken ErhöhungdesPlatzbedarfsauffast80Å/Molekül.DieBewegungderMoleküle,insbesondere 73 5Ergebnisse der Alkylketten, ist bei hohen Temperaturen begünstigt. Daraus resultiert ebenfalls ein erhöhterPlatzbedarfdeseinzelnenSpan65Moleküls,dakeinehohePackungsdichteerzielt werdenkann.AuchderLift-Offpassiertdeutlichfrüherbeietwa110Å/Molekül,dadieKetten wesentlich früher in Wechselwirkung treten und ein Filmdruck messbar ist. Auffallend ist zudem, dass der Wendepunkt des Graphen, welcher den Phasenübergang repräsentiert, ausgeprägter ist als bei den geringeren Temperaturen. Die erhöhte Molekülbeweglichkeit verzögertdenProzessderKettenorientierung,diemitderBildungdesflüssig-kondensierten Zustandeseinhergeht. VergleichendistinAbbildung50derOberflächendruckdesnicht-viskoelastischenSpan85, ebenfallsbei10-30°C,gezeigt. Oberflächendruck [mN/m] 30 10 °C 20 °C 30 °C 20 10 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 Fläche [nm²/Molekül] Abbildung50:VerlaufdesOberflächendrucksvonSpan85beiunterschiedlichenTemperaturen. Esistdeutlich,dassdieKurvenallerTemperaturennahezuidentischverlaufen.DerLift-off erfolgtbeieinerFlächevonetwa80Å/Molekül.InÜbereinstimmungmitderrheologischen Charakterisierung der Span-Filme lässt sich dies auf die verringerten intermolekularen Wechselwirkungen zurückführen. Aufgrund der chemischen Struktur und des sterischen Anspruchs der ungesättigten Alkylgruppen ist keine dichte Packung des Molekülfilms zu einemkondensiertenZustandmöglich,weshalbauchkeinPhasenübergangwiebeimSpan65 zu beobachten ist. Der Verlauf der Isothermen ist daher identisch, eine Erhöhung der TemperaturzeigtausschließlicheineleichteErhöhungdesPlatzbedarfsaufgrunderhöhter Molekülbewegungen. 74 5Ergebnisse EinflussanorganischerSalze Aus den 2D-scherrheologischen Messungen wird ersichtlich, dass die Zugabe bestimmter Kationen einen Einfluss auf die Elastizität des Films haben kann. Anknüpfend an diese ErgebnissesindinAbbildung51dieLangmuir-IsothermeneinesSpan65FilmsunterZugabe desjeweiligenChloridsalzesvonNatrium,Calcium,MagnesiumundZinkgezeigt. 60 ohne Salz NaCl MgCl2 Oberflächendruck [mN/m] 50 ZnCl2 CaCl2 40 30 20 10 0 0.4 0.6 0.8 1.0 1.2 2 Fläche [nm /Molekül] Abbildung51:VerlaufdesOberflächendrucksvonSpan65unterZugabeverschiedenerSalze. Aus den Isothermen wird eine Übereinstimmung mit den Ergebnissen der Scherrheologie deutlich,dieimHinblickaufeineErhöhungderFilmelastizitäteinenTrendvonNatriumüber Magnesium und Zink hin zu Calcium zeigen. Die Zugabe von NaCl in die Bulkphase, auf welcher der Span 65 Film gebildet wird, hat kaum eine Änderung des Verlaufs des OberflächendruckszurFolge.DerLift-OfffindetwiebeieinemreinenFilmohneSalzzugabe bei etwa 75-80 Ų/Molekül statt. Der Wendepunkt im Bereich des Phasenübergangs von flüssig-expandiert zu flüssig-kondensiert ist sichtbar, allerdings weniger ausgeprägt. Der Platzbedarf eines Span Moleküls beträgt auch in Anwesenheit des NaCl-Salzes etwa 63 Moleküle/nm². Ein möglicher Erklärungsansatz ist die Stellung der Salze in der Hofmeisterreihe161,162.NatriumisteinkosmotropesKationundlagertsichdahervermutlich nichtzwischendenKopfgruppenderTensidean,waswiederrumzueinemunveränderten PlatzbedarfgegenüberdemreinenFilmführt.EineanalogeMessungmitMagnesium-statt Natriumchlorid,welcheswenigerkosmotropist,zeigteinenverändertenKurvenverlauf.Der Lift-Off erfolgt bereits bei einer Fläche von etwa 100 Ų/Molekül, der expandierte Bereich erstreckt sich über einen größeren Bereich. Der Platzbedarf erhöht sich durch die AnwesenheitderIonenaufetwa71Ų/Molekül.EinenähnlichenEffekthatdieVerwendung 75 5Ergebnisse von Zinkchlorid. Der Anfangsbereich sowie der Lift-Off ist vergleichbar mit dem des Magnesiumchlorids, allerdings erfolgt der Phasenübergang flüssig-expandiert zu flüssigkondensiert wesentlich früher zwischen 70 und 80 Ų/Molekül und der Platzbedarf eines einzelnen Moleküls erhöht sich auf 75 Ų/Molekül. Den größten Einfluss auf das PhasenverhaltendesSpan-FilmszeigtdasCalciumchlorid.HiererhöhtsichderPlatzbedarf auf 76 Ų/Molekül. Calcium gilt als chaotrop und lagert sich vermutlich zwischen den Kopfgruppen an, sodass es zum erhöhten Platzbedarf kommt, der sich in der Isotherme wiederspiegelt. AROTI et al. untersuchten den Einfluss verschiedener Natriumsalze auf den VerlaufderDruck-Flächen-IsothermedesLipidsDPPCundkonnteneinegenerelleErhöhung des Oberflächendrucks für alle Additive feststellen. Außerdem unterstützten die Salze die Existenz der flüssig-kondensierten Phase, was beides mit den Ergebnissen der Span 65 Experimente übereinstimmt. Obwohl der Verlauf der Isothermen insgesamt ähnlich ist, ist erkennbar, dass der Phasenübergang von flüssig-kondensiert zu flüssig-expandiert unter ZugabederSalzeausgeprägterist.NatriumchloridzeigtebeiAROTIetal.einensehrgeringen Effekt,wasauchfürdasSpan65beobachtetwerdenkonnte164. Dass die Anwesenheit der Salze die enge Anordnung und leichte Komprimierbarkeit der Tensidmolekülehindert,sprichtzunächstnichtfüreineErhöhungderElastizitätdesSpan65 Films,welcherdurchintermolekulareWechselwirkungenzustandekommt.Einvergrößerter Abstand der Moleküle würde zu einer Abnahme der Bindungsstärke und damit zu einem verringerten elastischen Modul führen. Da jedoch das System aus Span 65 und Calciumchlorid, welches den höchsten Platzbedarf in den Isothermen zeigt, die höchste Elastizitätbesitzt,musseineanziehendeWechselwirkungzwischenTensidundIonvorliegen. Das Kation lagert sich aufgrund ionischer Wechselwirkungen zwischen den TensidKopfgruppen an und dient somit als Vernetzereinheit zwischen den einzelnen SpanMolekülen.AusdieserVorstellungresultiertauchdieBetrachtungdesPlatzbedarfes,welcher mit zunehmendem Ionenradius des betrachteten Kations zunimmt. Ca2+ vergrößert den Platzbedarf eines Tensidmoleküls um etwa 13 Å auf 76 Ų/Molekül, der reine Ionenradius beträgt 1 Å. Es liegen daher vermutlich Schichten vor, aufgebaut aus den Tensiden und mehrerenangelagertenKationen(Abbildung52). 76 5Ergebnisse M2+ M2+ M2+ M2+ M2+ M2+ M2+ M2+ M2+ M2+ M2+ Abbildung 52: Schematische Darstellung eines Span 65 Films unter Zugabe von (mit dem Tensid wechselwirkenden)Metallsalzen. Natriumchlorid, welches trotz einer Ionengröße von 0,95 Ų, die ähnlich dem Calcium ist, keinen Einfluss auf das Kompressionsverhalten zeigt, bildet demzufolge vermutlich keine Wechselwirkungen mit dem Tensid aus. Dies ist auf die einfache Ladung des Ions zurückzuführen. Die zweifache Ladung der anderen untersuchten Ionen formt stärkere ionischeInteraktionenmitderKopfgruppe,sodasswahrscheinlichwesentlichmehrKationen angelagert werden. Die Betrachtung des Oberflächenpotenzials für die beiden FilmstabilisierendenSalzeZink-undCalciumchloridistinAbbildung53gezeigt. 700 ohne Salz ZnCl2 Oberflächenpotenzial [mV] 600 CaCl2 500 400 300 200 100 0 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 Fläche [nm²/Molekül] Abbildung53:VerlaufdesOberflächenpotenzialsvonSpan65unterZugabeverschiedenerSalze. Die schwarze Kurve zeigt den Verlauf des Oberflächenpotenzials für einen reinen Span 65 Film.EineZugabevonSalzerhöhtdasPotenzialinbeidenFällenenorm,dadieExistenzder Ionen in der Phasengrenzfläche eine verstärkte Abstoßung der Komponenten verursacht. Verglichen mit dem Oberflächendruck zeigt sich jedoch ein anderer Trend für Zink und 77 5Ergebnisse Calcium. Während der Druck in Anwesenheit des Calciums aufgrund seiner Ionengröße schneller ansteigt als im Falle des Zinks, zeigt das Oberflächenpotenzial einen schnelleren AnstiegbeimkleinerenZinkalsbeimCalcium.Dieslässtsichdadurcherklären,dassdasZink stärkereionischeBindungenausbildet,diezueinemelastischenFilmführen,wiebereitsin denrheologischenExperimentengezeigtwurde.DiedamitverbundeneerhöhteAnlagerung von Zink-Ionen im Tensidfilm führt wiederum zu einer erhöhten Abstoßung der Kationen untereinander, welche sich im Anstieg des Oberflächenpotenzials wiederspiegelt. Im Vergleich dazu zeigten die rheologischen Tests, dass Natrium-, Calcium- und MagnesiumchloridallesehrvergleichbareErhöhungdesSpeichermodulsvonetwa0,1N/m auf 0,2 N/m hervorrufen. Bisherige Überlegungen lassen sich auch mit dem Vergleich der Hysteresekurvenbestätigen(Abbildung54). ohne Salz ZnCl2 Oberflächendruck [mN/m] 30 CaCl2 20 10 0 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 1,1 Fläche [nm²/Molekül] Abbildung54:HysteresemessungendesOberflächendrucksvonSpan65unterZugabeverschiedener Salze. Zuvorwurdebereitsdiskutiert,dassdasHystereseverhaltenvonSpan65mitderElastizität desGrenzflächenfilmskorreliert.DieseHysteresescheintsichdurchdieZugabevonZinkund Calcium zu erhöhen. Beim Zink und Calcium ist bereits nach der ersten Kompression eine NeuordnungderStrukturzubeobachten,welchesichineinemschnellerenDruckabfallnach dererneutenExpansionzeigt.DieKompressionsisothermeverschiebtsichmitjedemZyklus weiterindenBereichkleinererFlächen. 78 5Ergebnisse Relaxationsversuche DerVerlaufderIsothermendesSpan65istabhängigvonderGeschwindigkeit,mitderder Filmkomprimiertwird.ERNIetal.zeigtenbereits27,dassdieViskoelastizitätdesTensidfilms zuzeitlichenRelaxationsprozessendesOberflächendrucksführen.Abbildung55zeigteinen entsprechenden Stufen-Relaxationstest, der mit den Ergebnissen von ERNI et al. übereinstimmt.DabeierfolgtdieFlächenänderungimBereichvordemPhasenübergangzum Fläche [nm²/Molekül] Oberflächendruck [mN/m] fest-kondensiertenBereich. 60 50 40 30 20 10 0 0 200 400 0 200 400 600 800 1000 1200 600 800 1000 1200 0,70 0,68 0,66 0,64 0,62 0,60 Zeit [s] Abbildung 55: Stufenrelaxationstest eines Span 65 Films bei einer Fläche von 0,6 bis 0,7 nm² pro Molekül. DieAuftragungenzeigen,dassderFilmdruckbeieinersprunghaftenKompressionderFläche unmittelbaransteigt,wasdenelastischenCharakterdesFilmsrepräsentiert.Danachkommt esallerdingszueinerzeitlichenAbnahmedesDrucksbiszueinemkonstantenPlateauwert. Dieses Verhalten ähnelt dem eines Relaxationstests in der zweidimensionalen Scherrheologie.EineerneuteExpansiondesFilmsführtzueinemunmittelbarenAbfalldes FilmdrucksohnedasseinezeitlicheVerzögerungzuerkennenist.AuseinemRelaxationstest lässtsichunterderAnnahmeeinesMAXWELL-FluidsdieRelaxationszeitnachGleichung4.4. berechnen.BetrachtetmananalogzudieserMethodedieRelaxationdesOberflächendrucks stattderRelaxationderSchubspannung,solässtsichfolgenderexponentiellerVerlauffürden rotgekennzeichnetenBereichbeschreiben: Gleichung5.3. П = 33 + 15,945 ∙ 𝑒 Z L }oñ,òòo 79 5Ergebnisse Mit t = 𝑡1 gilt für die Relaxationszeit somit 𝑡1 = 156 s, was deutlich höher ist als die Relaxationszeit, die mithilfe der Scherrheologie ermittelt wurde. Da auch der Kompressionsmodul in diesem Bereich höher ist als der korrelierende Speichermodul der Rheologielässtsichvermuten,dasssichdiegebildeteStrukturdesFilmsunterKompression etwas anders verhält als die Struktur ohne eine Flächenänderung. Bei der Kompression werdenzunehmendstarreFlächenerzeugt,diedurchdasZusammenschiebendereinzelnen Filmschollen entstehen. Ein vollständig geschlossener, kristalliner Film ohne die fluide Umgebungsphase würde in der Rheologie keinerlei Relaxationseffekt zeigen, da dieser auf einerDynamikderBindungenbasiert.EineErhöhungdesAnteilsanfestenSchollen,erhöht somit die Relaxationszeit des Gesamtsystems. Ein analoges Relaxationsexperiment im vollständig flüssig-expandierten Bereich der Isotherme zeigt folgenden Verlauf (Abbildung 56). Oberflächendruck [mN/m] 16 14 12 10 300 350 400 450 500 550 Zeit [s] Abbildung56:StufenrelaxationstesteinesSpan65FilmsbeieinerFlächevon0,75bis0,8nm²pro Molekül. Die hieraus ermittelte Relaxationszeit beträgt 4,2 Sekunden und stimmt gut mit den rheologischen Daten überein, die für diesen Konzentrationsbereich ebenfalls RelaxationszeitenvonwenigeralsfünfSekundenergeben. VergleichderTenside ZurweiterenDiskussiondesZusammenhangszwischenden(viskoelastischen)Eigenschaften der Sorbitanester-Grenzflächenfilme und der chemischen Struktur der Tenside stellt 80 5Ergebnisse Abbildung57einenVergleichderrelevantenStrukturanalogadar.Eszeigtsicheindeutlicher UnterschiedderDruck-Flächen-IsothermenfürStearinsäure,Span60,Span65,Span80und Span 85. Die größten Differenzen zeigen sich in der molekularen Fläche der einzelnen Tenside,welcheinsbesonderefürSpan80und85aufgrundderungesättigtenunddadurch sterisch anspruchsvollen Alkylgruppe zustande kommt. Der Lift-Off ist mit mehr als 1,8 nm²/MolekülamgrößtenfürSpan85mitdreiungesättigtenAlkylgruppen.Span80mitnur einer ungesättigten Alkylgruppe zeigt den ersten Anstieg des Filmdrucks bei etwa 0,9nm²/Molekül.ErstaunlicherweiseerfolgteineersteWechselwirkungderMolekülefürdas einfach substituierte, aber ungesättigte, Span 80 deutlich früher als für das dreifach substituierte und gesättigte Span 65. Daraus lässt sich schließen, dass die Existenz der Doppelbindungen einen größeren Einfluss hat als die Anzahl an Alkylsubstituenten. Beim Span60und65isteinAnstiegdesDruckserstbei60bzw.80Ų/Molekülzuerkennen.Auch der Gesamtverlauf der Isothermen unterscheidet sich grundlegend. Für die Spans mit ungesättigtenAlkylgruppenisteinlangsamerAnstiegdesDrucksmitVerringerungderzur VerfügungstehendenFlächezubeobachten.AußerdemzeigtsichkeinPhasenübergang,der die Bildung eines kondensierten Bereichs kennzeichnet. Die Doppelbindungen sind verantwortlich dafür, dass sich die Tensidmoleküle nicht dicht packen lassen und keinen festen Zustand und damit keinen Filmkollaps erreichen können. Span 60 erreicht einen Kollaps bei einem Druck von etwa 50 mN/m und einen entsprechenden Platzbedarf pro Molekülvonca.0,35nm²/Molekül.AufgrundderfehlendenzweiAlkylgruppenimVergleich zumSpan65isteineengereKompressionderMolekülemöglich. 60 Stearinsäure Span 60 Span 65 Span 80 Span 85 Oberflächendruck [mN/m] 50 40 30 20 10 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2 Fläche [nm /Molekül] Abbildung57:VerlaufdesOberflächendrucksverschiedenerSpan-TensideundvonStearinsäure. 81 5Ergebnisse Abbildung 58 zeigt den korrespondierenden Verlauf des Oberflächenpotenzials für die untersuchtenTenside.VerglichenmitdemVerlaufdesOberflächendrucksfälltauf,dassauch hierdieSpans80und85mitungesättigtenAlkylketteneinensignifikantenUnterschiedzu Span 60 und 65 aufweisen. Nach dem Anstieg des Potenzials, der mit dem Anstieg des Oberflächendruckskorreliert,istderVerlaufweitestgehendkonstant.Diesdecktsichmitden vorherigen Überlegungen, dass im Zuge der Verringerung der zur Verfügung stehenden FlächekeinkondensierterodergarfesterZustanderreichtwird,dermiteinerverstärkten intermolekularenWechselwirkungderMoleküleeinhergeht.Span60und65dagegen,welche beide ausgeprägte Wechselwirkungen und feste Filme ausbilden, zeigen einen deutlichen Anstieg des Oberflächenpotenzials im flüssig-kondensierten Bereich, bevor es zum Filmkollapskommt. (b) Oberflächenpotenzial [mV] 500 Span 60 Span 65 Span 80 Span 85 400 300 200 100 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 Fläche [nm²/Molekül] Abbildung 58: Verlauf des Oberflächenpotenzials für verschiedene Span-Tenside als Funktion der Fläche. DieTendenzderviskoelastischenFilmbildunglässtsichfürdieverschiedenenTensideauch anhanddesausdenIsothermenberechnetenKompressionsmodulserkennen.DerVerlaufist inAbbildung59dargestellt. 82 5Ergebnisse Statischer Kompressionsmodul [mN/m] 250 Stearinsäure Span 60 Span 80 Span 85 200 150 100 50 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 Fläche [nm²/Molekül] Abbildung59:StatischeKompressionsmodulnfürverschiedeneSpan-TensideundStearinsäureals FunktionderFläche. Eswirddeutlich,dassdieModulnfürSpan80undSpan85mitmaximal50mN/mwesentlich geringersindalsfürSpan60undStearinsäure.ZudemsinddieMaximajeweilszuBeginnder Komprimierung zu finden, was einem flüssig-expandierten Phasenbereich entspricht. Lediglich Span 60 und Stearinsäure zeigen einen maximalen Kompressionsmodul im kondensierten Phasenbereich, welcher mit 125 mN/m für Span 60 auch rheologisch nachgewiesenwerdenkonnte.FürStearinsäureergibtsicheinMaximumvon60mN/mbei etwa 0,3 nm²/Molekül (3 Moleküle/nm²), welches in der Größenordnung des rheologisch bestimmtenSpeichermodulsvonetwa30mN/mliegt. 5.1.3 Strukturuntersuchungen Brewster-Winkel-Mikroskopie Wasser/Luft-Grenzfläche Eine Visualisierung der Filme erfolgte mithilfe der Brewster-Winkel-Mikroskopie. Dazu wurden Druck-Flächen-Isothermen aufgezeichnet und bei verschiedenen Oberflächendrücken BAM-Aufnahmen gemacht, sodass der Komprimierungsvorgang 83 5Ergebnisse beobachtetwerdenkonnte.Abbildung60zeigtAufnahmenvonSpan65undSpan60Filmen anzweiverschiedenenPunktenderIsothermen.I П≈40mN/m 60 40 30 П≈5mN/m Oberflächendruck [mN/m] 50 20 10 0 50 60 70 80 2 Fläche [Å /Molekül] Abbildung 60: Ausgewählte BAM-Aufnahmen eines Span 65 Films an zwei Punkten der DruckFlächen-Isotherme. Eswirddeutlich,dasszuBeginnderKomprimierungbereitseinzelneSchollen-Strukturenzu erkennensind,dieeinedeutlichdreidimensionaleFormbesitzen.BeiderreinenBetrachtung derIsothermeliegtimBereichvon5mN/meinflüssig-expandierterZustandvor,derinder TheoriealsgleichmäßigeSpreitungderTensidmolekülebetrachtetwird,dieaufgrundihrer molekularenNäheeineWechselwirkungerfahrenundeinenOberflächendruckerzeugen.Die BAM-Aufnahmen zeigen allerdings, dass es sich um eine sehr inhomogene Verteilung und partielleSchollenbildunghandelt,schonbevoreinOberflächendruckgemessenwird.Diese festen Strukturen spiegeln die kristallinen Aggregate wieder, welche bereits anhand der temperaturabhängigenMessungenvermutetwurde.ImZugederKomprimierungwerdendie Strukturenangenähert,wodurchdergesamteOberflächendruckansteigt.DieAufnahmenbei einem Druck von 40 mN/m, welcher in der Isotherme den kondensierten Bereich kennzeichnet,zeigennachwievor,dassessichumeinzelneSchollenbereichehandelt,welche von einer fluiden Phase umgeben sind. Entgegen der Erwartungen bei Betrachtung der Isothermescheintsichalsokeinzusammenhängenderundhomogener,festerFilmzubilden, sondern vielmehr eine Kombination aus festen und flüssigen Strukturen. Diese Tatsache I BAM-Aufnahmen der Wasser/Luft-Grenzfläche entstanden in Zusammenarbeit mit Dr. P. Degen (Lehrstuhl für PhysikalischeChemieII,TechnischeUniversitätDortmund). 84 5Ergebnisse erklärtdasrheologischeVerhaltenderSpan-Filme,welchesauchbeihohenKonzentrationen temporäresVerhaltenzeigtundnichtdieFrequenzunabhängigkeit,diebeieinervollständig kristallinen Struktur zu erwarten wäre. Abbildung 61 zeigt Bildaufnahmen, die aus einer Videofrequenzentstandensind.HiersinddieAnnäherungderfestenSchollenunddiedamit verbundeneVerdrängungderSchaumstrukturengutzuerkennen. Abbildung61:BAM-AufnahmeneinesSpan65FilmswährendderKompressionbeiП=10mN/m. Wasser/Dodecan-Grenzfläche Um eine bessere Vergleichbarkeit der BAM-Aufnahmen mit den 2D-scherrheologischen Messungen zu ermöglichen, wurden die Filme in einer Schale mit definierter Grenzflächenkonzentration hergestellt und ohne den Vorgang der Filmkomprimierung mikroskopiert. Abbildung 62 zeigt die Aufnahmen für Span 65 an der Wasser/LuftGrenzflächeineinemKonzentrationsbereichvon0,54bis3Molekülen/nm².DieersteBildung zweidimensionaler Strukturen erfolgt bereits bei sehr geringen Konzentrationen von etwa 0,5Molekülen/nm²,wasdeutlichunterderDetektionsgrenzederrheologischenMessungen liegt. Diese Strukturen liegen in einzelnen Schollen vor, die sich schnell durch das Bild bewegenundnuranhandvonVideosequenzenaufgenommenwerdenkonnten.Daranwird deutlich, dass keine zusammenhängende Schicht existiert, die die Voraussetzung für eine rheologische Messbarkeit ist. Interessanterweise sind auch die Schaumstrukturen zu erkennen,welchesichbereitsbeidenKompressionsexperimentenzeigten.Diesebildensich alsoauchohnedenEinflussderKomprimierungderSchollen.DerSchaumbesitzteinehohe Flexibilitätundistvermutlich,inKombinationmitdenfestenAggregaten,verantwortlichfür die Viskoelastizität der Filme. Eine Erhöhung der Konzentration verdichtet die festen Strukturen zu einem porösen Film. Innerhalb der Poren sind bewegliche Strukturen zu erkennen,diedieDynamikdesFilmswiederspiegeln.DiesePorenbleibenmitErhöhungder Konzentration erhalten, jedoch bilden sich zunehmend dreidimensional wachsende Strukturen, die an den heller werdenden Punkten zu erkennen sind. Es scheint sich also 85 5Ergebnisse zunächstderviskoelastischeFilmzubildenundweiteres,überschüssigesTensidlegtsichauf diesebestehendeStruktur. Γ=0,54Moleküle/nm² Γ=0,82Moleküle/nm² flexiblerSchaum Γ=1Moleküle/nm² Γ=1,3Moleküle/nm² bewegliche Strukturen Γ=1,4Moleküle/nm² Γ=3Moleküle/nm² Abbildung62:BAM-AufnahmeneinesSpan65FilmsanderWasser/Luft-Grenzflächebeidefinierten Grenzflächenkonzentrationen. Dies erklärt das viskoelastische Verhalten der Filme in der Rheologie und die konzentrationsabhängigkeit der Elastizität ab einem Schwellenwert von etwa 2 Molekülen/nm². Auch bei hohen Konzentrationen ab 3 Molekülen/nm² sind neben geschlossenen Schollen auch immer wieder schwach bedeckte Stellen sichtbar, wie in Abbildung 62 zu sehen ist. Im Gegensatz zu den Grenzflächenfilmen, die durch 86 5Ergebnisse Komprimierung entstehen, sind beim Auftropfen der Tenside keine großflächig geschlossenen Filmfragmente zu beobachten, vielmehr werden hier dreidimensionale Strukturengebildet,dieaufderOberflächeliegen.ImZugederKompressiondesFilmsam Langmuir-Trog werden die Schollen zusammengeschoben und der Film verdichtet sich stärker als an der unkomprimierten Oberfläche. Dadurch ergeben sich vermutlich auch geringfügigeUnterschiedeinderFilmelastizität,aufdiesichbereitsbeiderBetrachtungder KompressionsmodulnimVergleichmitdenSchermodulnschließenließ. AnalogeMessungenwurdenmitFilmenanderWasser/Dodecan-Grenzflächedurchgeführt. DazuwurdederFilmwiebeschriebenpräpariert,indemdieWasserphasemitderÖlphase überschichtetwurde.NachetwaeinerStundewurdedieÖlphaseabgenommenundderFilm fünf-bissechsmalmitn-Hexangewaschen,ummöglicheDodecan-Rückständezuentfernen. DiesichdarausergebendenBAM-BildersindinfolgenderAbbildung63zusehen. Γ=5Moleküle/nm² Γ=3Moleküle/nm² Γ=20Moleküle/nm² Abbildung 63: BAM-Aufnahmen eines Span 65 Films an der Wasser/Dodecan-Grenzfläche nach EntfernendesLösungsmittelsbeidefiniertenGrenzflächenkonzentrationen. Esistgutzuerkennen,dassdieBildungdesFilmserstbeideutlichhöherenKonzentrationen eintrittalsbeidemkorrespondierendenWasser/Luft-System.Dieswurdeauchschonbeiden scherrheologischen Messungen beobachtet und ist mit dem Adsorptionsgleichgewicht der Moleküle zu begründen. Eine erste Filmbildung ist ab einer Konzentration von 87 5Ergebnisse 5 Molekülen/nm² zu beobachten. Hier zeigen sich erste kristalline Fragmente sowie Schaumstrukturen, die auch bei dem komprimierten Film zu beobachten sind und möglicherweisefürdieElastizitätverantwortlichsind.EineErhöhungderKonzentrationauf 20Moleküle/nm²bewirktdieBildungeinesgeschlossenenFilms,welcherauchbeiweiterer Konzentrationserhöhungerhaltenbleibtundnichtdickerwird.Diessprichtdafür,dass,wie im Kapitel Rheologie beschrieben, nur ein monomolekularer Film entsteht, welcher die elastischen Eigenschaften verursacht und sich alle übrigen Moleküle in der Bulkphase aufhalten. VergleichderTenside Eskonntebereitsgezeigtwerden,dassSpan60wiedasSpan65temporäreNetzwerkemit Elastizitäten bis zu 0,1 N/m bildet. Diese Filmbildung ist auch mikroskopisch zu erkennen und zeigt für beide Tenside ein gleiches Verhalten, was auf ihre strukturelle Ähnlichkeit zurückgeführt wird. Abbildung 64 zeigt Aufnahmen bei Oberflächendrücken von 5 und 40 mN/m. П≈40mN/m Span60 П≈5mN/m Abbildung64:BAM-AufnahmeneinesSpan60-FilmsanderWasser/Luft-Grenzfläche. GenauwiebeimSpan65istbereitsbeigeringenOberflächendrückenimflüssig-expandierten BereicheineBildungkristallinerAggregatezubeobachten,dieumgebenvoneinerflüssigen Phasesind.EineErhöhungderKonzentrationführtzurVerdichtungdesFilms,wobeinoch immer feine Strukturen zu erkennen sind, die vermutlich verbleibender Flüssigphase entsprechen, die wiederum für die frequenzabhängige Elastizität des Materials verantwortlichsind. Im Gegensatz zu Span 60 und Span 65 zeigen Span 80 und Span 85 keine elastischen Eigenschaften an der Phasengrenzfläche. Alle Strukturen sind strukturell verwandt, wobei Span80und85aufgrundihrerungesättigtenAlkylketteneinenanderenmolekularenAufbau besitzen,derdieBildungintermolekularerWechselwirkungenerschwerenkönnte.Ausden 88 5Ergebnisse Isothermen konnte bereits entnommen werden, dass die Filme bei der Komprimierung keinenkondensiertenZustanderreichen.DiesspiegeltsichauchindenBAM-Aufnahmenin Abbildung65wieder,diebeieinemOberflächendruckvon30mN/mentstandensind. Span85 П≈30mN/m Span80 Abbildung65:BAM-AufnahmenvonSpan80-undSpan85-FilmenanderWasser/Luft-Grenzfläche beieinemOberflächendruckvonП=30mN/m. Eszeigtsichdeutlich,dasskeinefesteStrukturerreichtwirdundkeinezusammenhängenden Filmfragmente entstehen, welche dem System eine Elastizität verleihen könnten. Folglich lässt sich eine Korrelation zwischen der chemischen Struktur des Tensids und seinen rheologischen Eigenschaften herstellen, die die Geometrie der Alkylketten als entscheidendenFaktorgegenüberderreinenLängederKettenausmacht. Röntenreflektivitätsmessungen (XRR), die von der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Tolan des Lehrstuhls für Experimentelle Physik I durchgeführt wurden, zeigten ebenfalls deutliche UnterschiedederFilmstrukturzwischendengesättigtenundungesättigtenSorbitanestern. Für Span 60 und 65 konnten eindeutige Unterschiede der Reflektivitäten für die polaren Kopfgruppen und die unpolaren Alkylgruppen ausgemacht werden, die auf geordnete StruktureninnerhalbdesFilmshinweisen.Span80und85zeigtendagegenweitausweniger geordnete Moleküllagen und geringere Elektronendichten. Diese Messungen zeigten insgesamt gute Übereinstimmungen mit den Ergebnissen der Isothermen und BAMAufnahmenII. Rasterelektronenmikroskopie(REM) UmeinegenauereVorstellungvonderBeschaffenheitderTensidstrukturenzubekommen, wurden in Kooperation mit dem Lehrstuhl von Prof. Dr. Tiller der Fakultät Bio- und II XRR-Messungen erfolgten durch P. Salmen, M. Paulus (Lehrstuhl für Experimentelle Physik, Prof. Dr. M. Tolan, TechnischeUniversitätDortmund). 89 5Ergebnisse ChemieingenieurwesenREM-AufnahmenderebenenGrenzflächenfilmedurchgeführtIII.Dazu wurdendieFilmeanderWasser/Öl-sowieanderWasser/Luft-Grenzflächepräpariertund aufeinenSilicium-Waferaufgetragen.Abbildung66zeigtdieAufnahmenvonSpan65ander Grenzfläche zwischen Wasser und Luft bei zwei unterschiedlichen GrenzflächenKonzentrationen.DazuwurdedasTensidinChloroformgelöstundaufdieWasseroberfläche gespreitet.NachVerdampfendesLösungsmittelswurdederWafermiteinerGeschwindigkeit von2mm/MinutedurchdiePhasengrenzflächegezogen. 2Moleküle/nm² 40Moleküle/nm² Abbildung 66: REM-Aufnahmen von Span 65 Filmen an der Wasser/Luft-Grenzfläche bei Konzentrationenvon2und40Molekülen/nm². Auf den oberen Bildern sind verschiedene Bereiche mit unterschiedlicher Dicke sichtbar. Innerhalb der Bereiche erscheint die Filmstruktur sehr homogen, sodass von einer gleichmäßigenAdsorptionausgegangenwerdenkann.DiehellenBereichekönnenaufeine DickevonwenigenNanometergeschätztwerden,aucheinemonomolekulareStrukturwäre an dieser Stelle nicht auszuschließen. Die dunkleren Fragmente stellen Tensidschichten unterschiedlicher Dicke dar, die sich nicht über die gesamte Grenzfläche gleichmäßig verteilen.Esistanzunehmen,dassdieKonzentrationbereitsleichtoberhalbderzurMonolage IIIDieREM-AufnahmenerfolgtendurchM.Meuris(LehrstuhlfürBiomaterialienundPolymerwissenschaften,Prof.Dr. J.Tiller,TechnischeUniversitätDortmund). 90 5Ergebnisse benötigtenKonzentrationliegt.EinerErhöhungderKonzentrationauf40Moleküle/nm²ist in der unteren Bildreihe zu erkennen und zeigt einen wesentlich dunkleren, homogeneren Film. Die kleinen, helleren Fragmente am oberen und unteren linken Bildrand zeigen eine vergleichbare Struktur wie in den oberen Bildern und sind möglicherweise ebenfalls monomolekularbedeckteBereiche.EinehöhereAuflösungzeigtdeutlich,dassderFilmbei höherer Tensidkonzentration dicker ist, was auch an der Existenz der Falten und Unebenheitensichtbarist.DieDickedesFilmsistaufgrob20nmabzuschätzen. Im Gegensatz dazu sind in Abbildung 67 die Aufnahmen der Wasser/Dodecan-Grenzfläche beidengleichenKonzentrationenzusehen. 2Moleküle/nm² Öl 40Moleküle/nm² Abbildung 67: REM-Aufnahmen von Span 65 Filmen an der Wasser/n-Dodecan-Grenzfläche bei Konzentrationenvon2und40Molekülen/nm². IndiesemFallwurdedasTensidinDodecangelöst,überdieWasserphasegeschichtetund anschließendderWaferdurchbeidePhasengezogenundgetrocknet.BeieinerKonzentration von2Molekülen/nm²istimHintergrundeinsehrhomogenerunddünnerFilmzuerkennen, dereinevergleichbareDickemitdemFilmderkorrelierendenWasser/Luft-Grenzflächebei gleicher Konzentration besitzt. Bei beiden Systemen ist also von einer näherungsweisen Monolage auszugehen. Die dunkleren Flecken sind auf Öl-Rückstände zurückzuführen, welches bei der Wafer-Präparation nicht vollständig entfernbar war. Eine Erhöhung der 91 5Ergebnisse Konzentrationauf40Moleküle/nm²zeigtekeineVeränderunginderFilmdicke,auchhierist eine nahezu monomolekulare Bedeckung realistisch. Dies stellt einen wesentlichen Unterschied zwischen beiden Systemen dar, da die Filmdicke offenbar nur an der Wasser/Luft-Grenzflächekonzentrationsabhängigist. Eine Korrelation dieser Ergebnisse mit den rheologischen Daten zeigt eine gute Übereinstimmung mit der Annahme, dass bei beiden Systemen nur ein monomolekularer Span 65 Film erzeugt wird, der für die elastischen Eigenschaften verantwortlich ist. ÜberschüssigesTensidliegtimFallederLuft-GrenzflächelosegebundenaufderGrenzfläche undhatkeinerleiEinflussaufdierheologischenFilmeigenschaften.Dennochistdadurcheine Erhöhung der Schicht sichtbar. Im Falle der Öl-Grenzfläche liegt das überschüssige Tensid gelöstinderÖlphasevorundzeigtdaherkeineÄnderunginderFilmdicke. 5.1.4 DeformationimGravitationsfeld DynamischeOberflächenspannunganDodecan/Wasser DadieUntersuchungderSorbitanesteranderWasser/Dodecan-Grenzflächeerfolgte,wurde zunächst die dynamische Grenzflächenspannung mit der Methode des hängenden Tropfen gemessen,welchezurUntersuchungderGrenzflächenaktivitätdesTensidsdiente.Abbildung 68 zeigt den Gleichgewichtswert der Grenzflächenspannung in Abhängigkeit der TensidkonzentrationineinemBereichvon0,01bis0,5mmol/L. 45 Grenzflächenspannung [mN/m] 40 35 30 25 20 15 10 5 0 0,0 0,2 0,4 0,6 Konzentration [mmol/L] Abbildung 68: Konzentrationsabhängige Grenzflächenspannung von Span 65 an der Wasser/Dodecan-Grenzfläche. 92 5Ergebnisse WiezuerwartennimmtdieGrenzflächenspannungmitzunehmenderTensidkonzentration zunächst ab, da sich mehr Moleküle an der Grenzfläche befinden. Die Abnahme erfolgt weitgehend linear bis zu einem kritischen Wert von 0,1 mmol/L, bei der die GrenzflächenspannungeinenWertvonetwa10mN/merreichthat.EineweitereErhöhung der Konzentration hat keinen Einfluss mehr auf die Grenzflächenspannung, der Wert verbleibt bei etwa 10 mN/m. Der Verlauf ist typisch für ein Tensid, welches Mizellen ausbildet,bzw.imFalledesöllöslichenTensidsinverseMizellen.DerKnickpunktdesGraphen repräsentiert dabei die kritische Mizellkonzentration. Inverse Mizellen besitzen gegenüber normalenMizellenmeistkeineexakteCMC,sonderneinenKonzentrationsbereich,indemdie Mizellbildungerfolgt164,165. MICHOR und BERG150 berichteten von der CMC-Bestimmung verschiedener Sorbitanester mithilfe von Leitfähigkeitsversuchen. Sie zeigten, dass Span 65 im Gegensatz zu seinen strukturellVerwandtenSpan60,80,85,20und40keinemessbareCMCbeiTemperaturen unterhalbvon40°Cbesitzt.BegründetwurdediesmitderKristallisationderAlkylkettendes Spans 65, was in guter Übereinstimmung mit den im Rahmen dieser Arbeit diskutierten Ergebnissen, insbesondere der Temperaturabhängigkeit des rheologischen Verhaltens, stünde.DasPrinzipderCMC-Bestimmungberuhtdarauf,dassdiereineTensidlösunginÖl einevernachlässigbareLeitfähigkeitbesitzt,diedurchdieBildungvonMizellenansteigt.Dies kommt durch die elektrophoretische Mobilität der Mizellen zustande, die es ermöglicht Ladungen zu stabilisieren und zu transportieren. Das Erreichen der CMC spiegelt sich in einem Knick der Leitfähigkeitskurve wieder. Dass sich im Falle des Spans 65 keine CMC mittelsLeitfähigkeit,jedocheinemittelsTensiometrieermittelnlässt,könnteaufdieArtder gebildetenAggregatezurückzuführensein150,166.Esistwahrscheinlich,dasssichdieTenside nach der Bildung einer gesättigten Grenzschicht zu kristallinen Aggregaten zusammenschließen,welcheallerdingsnichtdenstrukturellenAufbaueinerinversenMizelle besitzenunddamitkeineeffektiveLadungsstabilisierungbieten. Abbildung 69: Schematische Darstellung inverser Mizellen (links) und teilkristalliner Aggregate (rechts)ausSpan65. 93 5Ergebnisse UmeineAggregatbildunginderBulkphasezuüberprüfen,wurdenMessungenmithilfeder dynamischenLichtstreuungdurchgeführt,welchezurBestimmungvonPartikelgrößendient. EswurdeeinKonzentrationsbereichvon0,0025bis0,3mmol/Luntersucht.DieProbender Konzentrationenbis0,1mmol/LzeigtenallesamtkeinemessbarenPartikelgrößen.Erstab einerKonzentrationvon0,17mmol/LwurdenPartikelineinemGrößenbereichvon400nm gemessen. Bei höheren Konzentrationen, etwa von 0.3 mmol/L betrug der mittlere Partikeldurchmesseretwa280nm.InverseMizellenhabentypischerweiseDurchmesserim mittlerenNanometerbereich,fürAOT-MizellensindbeispielsweiseGrößenvon3bis350nm bekannt167. Die Größe inverser Mizellen hängt sehr stark vom Wassergehalt ab. Je mehr Wasser vorhanden ist, umso mehr wird im Inneren der Mizelle gebunden, was für eine Erhöhung ihres Durchmessers sorgt165,167. Die Mizellbildung ist stark abhängig vom Wassergehalt. Ganz ohne Wasser kann keine Mizellbildung erfolgen165,168. Aufgrund des großenDurchmesseristeswahrscheinlich,dassessichbeidengemessenenPartikelnnicht umMizellen,sondernumandereAggregatehandelt,diesichbilden,nachdemdieOberfläche mitTensidmolekülengesättigtist.DieserProzessistvergleichbarmitderAuskristallisation von Proteinen, die in übersättigten Lösungen stattfindet169. Die Konzentration von 0,1 mmol/L in der Bulkphase des Pendant Drops entspricht unter Berücksichtigung der OberflächedesTropfensetwaeinerGrenzflächenkonzentrationvon5Molekülen/nm².Eine Korrelation dieses Wertes mit den Daten der rheologischen Untersuchungen zeigt, dass es sichbeidieserKonzentrationbereitsumeinenfestenGrenzflächenfilmhandelnmuss.Esist denkbar, dass überschüssige Tensidmoleküle nicht mehr fest an den Film adsorbieren, sondern in der Bulkphase entsprechende kristalline Aggregate bilden, die keine Grenzflächenaktivität mehr zeigen. Diese Überlegungen passen zu den mikroskopischen Aufnahmen,diebereitszeigten,dassdieDickedesGrenzflächenfilmsnichtmitzunehmender Tensidkonzentration zunimmt. Auch anhand der 2D-rheologischen Ergebnisse und der Untersuchung der Kapseln wurde dies anhand des jeweils konzentrationsabhängigen Sättigungswertsdeutlich.ImZugederScherrheologiewurdeaußerdemuntersucht,dassdie überstehendeÖlphasenachderFilmbildungkeineGrenzflächenaktivitätzeigte.DieserEffekt lässtsichebenfallsdurchdieAggregatbildungerklären,wodurchdieAdsorptionderMoleküle andieGrenzflächeverhindertwird.DieBildungderAggregateistauchoptisch,sowieander ViskositätszunahmederLösungzuerkennen.Abbildung70zeigtdieViskositätverschieden konzentrierterSpan65Lösungeninn-Dodecan. 94 5Ergebnisse Viskosität [mPas] 1,8 1,6 1,4 1,2 1,0 0 10 20 30 40 50 Konzentration [mmol/L] Abbildung70:VerlaufderViskositätvonSpan65inDodecanalsFunktionderKonzentration. ImerstenKonzentrationsbereichunterhalbvon1mmol/LliegendieViskositätensehrnahe bei der des reinen Dodecans von 1,34 mPas. Bei Erhöhung der Konzentration nimmt die Viskositätsprunghaftzu.AuchoptischistabdiesemPunkteinedeutlicheTrübungderLösung zu erkennen. Ein Erhitzen der Lösung auf circa 50 °C führt zu einer Verringerung der Viskosität sowie zu einem Aufklaren der Lösung, vermutlich kommt es bei diesen TemperaturenzueinemAufschmelzenderAggregate,wasgutmitdemvonMICHORundBERG beschriebenenendothermenÜbergangübereinstimmt. Die konzentrationsabhängige Grenzflächenspannung lässt sich durch die SZYSKOWSKIGleichung beschreiben, welche einen Zusammenhang zwischen der Partikelkonzentration unddemOberflächendruckherstellt: Gleichung5.4. П = 𝑅𝑇𝛤Á ∙ 𝑙𝑛 1 + 6 ‹ 𝑅: ideale Gaskonstante, 𝑇: Temperatur, 𝛤Á : Sättigungswert der Oberflächenkonzentration, c: Bulk-Konzentration,B:Konstante Durch eine Kombination der SZYSKOWSKI-Gleichung 5.4. und der GIBBS-Gleichung 3.3. ergibt sich folgender Ausdruck 5.5., welcher die Konzentration mit der Oberflächenbedeckung korreliert170. Gleichung5.5. Abbildung 71 𝛤 = 𝛤Á ∙ zeigt 6 ‹ˆ6 die entsprechende halb-logarithmische Auftragung der konzentrationsabhängigenGrenzflächenspannungvonSpan65. 95 5Ergebnisse 45 Grenzflächenspannung [mN/m] 40 35 30 25 20 15 10 5 0 -5 -4 -3 -2 -1 0 Natürlicher Logarithmus der Konzentration Abbildung 71: Logarithmische Auftragung der konzentrationsabhängigen Grenzflächenspannung vonSpan65anderWasser/Dodecan-Grenzfläche. Anhand dieser Auftragung lässt sich durch Umstellen der GIBBS-Gleichung 3.3. die Sättigungskonzentration der Grenzfläche Γ∞ aus der Steigung der Regressionsgeraden, im BereichmaximalerSteigung,bestimmen54,143: Gleichung5.6. 𝑑𝛾 = −𝑅𝑇𝛤Á · 𝑑𝑙𝑛(𝑐) BeidemobengezeigtenKurvenverlaufsinddazuzweiverschiedeneAnsätzedenkbar,diein folgenderAbbildunggezeigtsind.DaslinkeDiagrammstelltdieklassischeAuswertungunter Annahme einer Mizellbildung bei einer Konzentration von etwa 0,1 mmol/L dar. Es ergibt sich eine Oberflächenkonzentration von 𝛤Á = 2,6𝑀𝑜𝑙𝑒𝑘ü𝑙𝑒/𝑛𝑚². Da jedoch gezeigt wurde, dass es sich wahrscheinlich nicht um eine Mizellbildung handelt, erfolgte zusätzlich eine Auswertung des erweiterten Konzentrationsbereichs und ergab einen Wert von 𝛤Á = 2,3𝑀𝑜𝑙𝑒𝑘ü𝑙𝑒/𝑛𝑚², welcher gut mit den bisherigen Untersuchungen übereinstimmt, die zeigten,dasssichabdiesemSchwellenwerteinviskoelastischerFilmbildet.EineAnpassung der Kurve an die SZYSKOWSKI-Gleichung 5.3. ergibt den entsprechenden Fit-Parameter B (Abbildung72).UnterKenntnisvonBlässtsichdieSättigungs-Grenzflächenkonzentrationzu 𝛤Á = 2,47 Molekülen/nm² bestimmen. Dieser Wert ist in guter Übereinstimmung mit den Daten der gemessen Druck-Flächen-Isothermen sowie dem scherrheologisch bestimmten GrenzwertzurFilmbildung. 96 45 45 40 40 35 Grenzflächenspannung [mN/m] Grenzflächenspannung [mN/m] 5Ergebnisse Steigung -10,72385 30 25 20 15 10 5 0 -5 -4 -3 -2 -1 35 25 20 15 10 5 0 0 Natürlicher Logarithmus der Konzentration Steigung -9,29539 30 -5 -4 -3 -2 -1 0 Natürlicher Logarithmus der Konzentration Abbildung 72: Lineare Anpassung der Gibbs-Gleichung zur Bestimmung der Sättigungskonzentration𝛤Á . Wird die gleiche Berechnung anhand der Anpassung des ersten Kurvenbereichs bis zum Knickpunkt durchgeführt, ergibt sich ein deutlich höherer Wert der Grenzflächenkonzentrationvonetwa𝛤Á =5·108Molekülen/nm²,derineinernichtsinnvollen Größenordnungliegt.DiesstütztdieAussage,dassessichbeidemKnickpunktnichtumeine CMChandelt,diedieBildungvonMizellenwiederspiegelt,sondernumeinArtefakt,welches durchdieBildungkristallinerAggregateinDodecanzustandekommt. Aus der Dynamik der Grenzflächenadsorption lässt sich gemäß der Theorie von JOOS und RILLAERTSderDiffusionskoeffizientdesTensidsbestimmen.Dieseristsinnvoll,umdieKinetik der Tensidadsoprtion zu kennen und damit Rückschlüsse auf die Kinetik der Netzwerkbildungschließenzukönnen.DieBildungdesTensidfilmslässtsichindieProzesse der Diffusion und der Adsorption unterteilen. Wird davon ausgegangen, dass der Diffusionsprozess der geschwindigkeitsbestimmende Schritt ist, kann der Diffusionskoeffizient Ds nach Gleichung 5.7. aus dem zeitlichen Abfall der Grenzflächenspannungberechnetwerden171,172: Gleichung5.7. 23 2 ~ = −2𝑅𝑇𝑐 ûI Ô Die Gleichung gilt im Bereich kleiner t und kann daher im Anfangsbereich der Kurve angewendetwerden.Abbildung73zeigtdieberechnetenDiffusionskoeffizientenalsFunktion derSpan65Konzentration. 97 5Ergebnisse Diffusionskoeffizient [m²/s] 8,0E-13 6,0E-13 4,0E-13 2,0E-13 0,0E+00 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 Konzentration [mmol/L] Abbildung73:DiffusionskoeffizientenvonSpan65anderWasser/Dodecan-GrenzflächealsFunktion derKonzentration. DieWertefürdieDiffusionskoeffizientenliegenimBereichvon10-13bis10-15 m²/s.Fürdie geringste Konzentration von 0,01 mmol/L wird der geringste Wert ermittelt, bei höheren KonzentrationenzeigtsicheinPlateaubereichbei(4,22±2,28)·10-15m²/s. EinflussderÖlphase DazurUntersuchungderGrenzflächenfilmeeineAnpassungderDichtederÖlphaseerfolgen musste, wurde zusätzlich die dynamische Grenzflächenspannung der Dodecan/Trichlorbenzol-GrenzflächeanWasseruntersuchtindemfürdieKapselherstellung relevanten Konzentrationsbereich. Dabei fiel auf, dass sich das Adsorptionsverhalten der Tensidmoleküle in konzentrationsabhängiger Anwesenheit Verlauf von der Grenzflächenspannung KonzentrationsbereichistinAbbildung74zusehen. 98 Trichlorbenzol veränderte. im Ein relevanten 5Ergebnisse Grenzflächenspannung [mN/m] 50 40 30 20 10 0 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 Konzentration [µmol/L] Abbildung 74: Konzentrationsabhängiger Verlauf der Grenzflächenspannung für Span 65 an der GrenzflächeWasser/ÖlmiteinerÖl-ZusammensetzungvonDodecan:Trichlorbenzol=70:30. Die Grenzflächenspannungswerte liegen im Vergleich zur reinen Dodecan-Grenzfläche in einer vergleichbaren Größenordnung. Allerdings erfolgt der Abfall auf einen Plateauwert bereits bei einer Konzentration von etwa 0,02 µmol/L, was deutlich früher ist als beim Dodecan-Referenzsystem.DerKnickpunktimGraphenwurdewiezuvorbeschriebenaufeine AggregatbildungzurückgeführtundnichtaufeineMizellbildung.DieseAggregatbildungist folglich in Anwesenheit des Trichlorbenzols bevorzugt, was mit der geringeren Löslichkeit des Tensids in dem aromatischen Lösungsmittel erklärt werden kann. Da die Filmbildung jedoch nicht maßgeblich durch die Trichlorbenzol-Zugabe verändert wurden (Kapitel Rheologie),wurdediesesLösungsmittel-GemischweiterhinzurHerstellungderKapselnim Scherfeldverwendet. FaltenanalysehängenderKapseln Die Existenz einer elastischen Membran, die durch das Span 65 an der Phasengrenzfläche ausgebildetwird,lässtsichdeutlichanhandderBildungvonFaltenerkennen.DieserEffekt wurdebereitsbeieinerVielzahlanuntersuchtenSystemenbeobachtet77,149,173–175.Abbildung 75zeigtAufnahmeneinesSpan65TropfensanderWasser/Dodecan-Grenzfläche. 99 5Ergebnisse Abbildung75:AufnahmenderFaltenbildungeinerSpan65Kapsel(c=5mmol/L). ImlinkenBildistderTropfenimAnfangszustandzuerkennen.WerdenihmwenigeMikroliter VolumenderinnerenPhaseentzogen,zeigtsichdeutlicheineBildungvonFalten,diedurch dieKontraktioneinesfestenFilmshervorgerufenwerden. Diesbedeutetauch,dasskeinAdsorptions-Desorptions-Gleichgewichtherrscht,welchesbei einerVerringerungderOberflächeeineLösungdesTensidsinderTropfenphasebedeuten würde. Die Span 65 Moleküle werden durch die temporäre Vernetzung an der Phasengrenzfläche gehalten. Ein anderer Ansatz wäre die Begründung über LöslichkeitseffektedesTensidmoleküls.AufgrundseinerdreiStearatgruppenistdasSpan65 öllöslich.BeiKontaktmitderWasseroberflächekommtesallerdingszueinerHydratisierung derZuckergruppe,welcheeineerneuteLöslichkeitdesMolekülsimÖlnichtmöglichmacht. NachdererstenAdsorptionanderPhasengrenzflächewirddasMoleküldemnachinbeiden Phasen unlöslich und bei einer Volumenkontraktion entsteht somit überschüssige Grenzfläche.DieseÜberlegunglässtsichdurchdieBetrachtungeineshängendenTropfensan der Dodecan/Luft-Grenzfläche bestätigen, der keinerlei Faltenbildung bei einer Volumenkontraktionzeigt(Abbildung76). Abbildung76:Volumenentzug(rechts)einesSpan65TropfensanderDodecan/Luft-Grenzfläche. DerTropfenwirdlediglichzurückindieKanülegezogenundspreitetanschließendentlang der Nadel. Es ist also möglich, dass die Filmbildung nur aufgrund des Kontaktes zur Wasseroberflächemöglichwird.DieBildungderFaltenanderWasser/Dodecan-Grenzfläche 100 5Ergebnisse istabhängigvonderKonzentrationdesTensids.FolgendeAbbildung77stelltverschiedene KonzentrationenvonSpan65gegenüber. 0,05 mmol/L 1 mmol/L 5 mmol/L Abbildung77:AufnahmenhängenderSpan65KapselnmitunterschiedlicherKonzentration. Bei geringen Tensidkonzentrationen unterhalb von 0,1 mmol/L ist die Bildung von Falten optisch nicht erkennbar. Erst bei Konzentrationen, die deutlich oberhalb des Schwellenwertesvon0,1mmol/Lliegen,sindersteMembranfaltenbeimFlüssigkeitsentzug sichtbar. Oberhalb von 1 mmol/L ist keine wesentliche Verstärkung der Faltenbildung zu beobachten.HierscheintderFilmnichtmehrdickerzuwerden,wasinÜbereinstimmungmit denrheologischenErgebnissenist.AnhandderFormdesTropfensundderLängederFalten lassen sich Informationen über den zweidimensionalen Young-Modul, die Biegesteifigkeit unddieMembrandickeerhalten.EineBerechnungdieserParameteranhandderDeformation hängender Tropfen geht auf die Theorien der Arbeitsgruppe KIERFELDIV zurück und soll an dieser Stelle nur kurz beschrieben werden. Es wird ein hängender Tropfen angenommen, dessenFormausdemGleichgewichtzwischenGrenzflächenspannungundGravitationskraft resultiert und der sich zu Beginn in einem stressfreien Zustand befindet. Im Zuge des Volumenentzugs wird der Tropfen entsprechend deformiert. Hier wird eine HOOKE’sche Membran mit vernachlässigbarer Biegesteifigkeit angekommen. Für die meridionale Spannunggilt: Gleichung5.8. 𝜏{ = Xmü 0 0Z\²mü Œ© 𝜆{ − 1 + 𝜈[û (𝜆« − 1) + 𝜎 𝐸[û : Zweidimensionaler Young-Modul, 𝜈[û : Zweidimensionale Poissonzahl, 𝜆« : zonale Spannung,𝜆{ :meridionaleSpannung,𝜎:Grenzflächenspannung ZurAuswertungerfolgtimerstenSchritteinKonturen-FitdesundeformiertenTropfens.Im zweitenSchrittwerdendieKonturderdeformiertenTropfenanmathematischeGleichungen IV Die Analysen der hängenden Tropfen wurden von Jonas Hegemann anhand von Videoaufnahmen durchgeführt (LehrstuhlTheoretischePhysikI,Prof.Dr.J.Kierfeld,TechnischeUniversitätDortmund). 101 5Ergebnisse angepasst,dieeineBeschreibungderherrschendenKräftegleichgewichterepräsentierenund diePoissonzahlunddieBiegesteifigkeitalsfreieParameterbehalten.IneinemdrittenSchritt wird die Wellenlänge der Falten anhand der Bildaufnahmen bestimmt und die Biegesteifigkeit sowie daraus wiederum die Membrandicke abgeschätzt176. Letztere beide Parameter sind dementsprechend nur als Richtwerte zu betrachten. Eine Übersicht der mithilfederElastometrieberechnetenParameterfürSpan65KapselnistinfolgenderTabelle 8gezeigt. Tabelle 8: Übersicht der mittels Elastometrie ermittelten Parameter für Span 65 Kapseln an der Wasser/Dodecan-Grenzfläche(1mmol/L). 0%Deformation Elastizitätsmodul[mN/m] 130,1±71,8 Kompressionsmodul[mN/m] 351,0±54,7 Poissonzahl 0,81±0,06 Filmdicke[nm] 87,6±41,2 DerElastizitätsmodulstimmtmit0,13mN/mgutmitdemscherrheologischbestimmtenWert überein sowie mit den Ergebnissen der Kapseluntersuchungen im Spinning Drop und der Strömungszelle. Die Poissonzahl von 0,81 bezeichnet ein näherungsweise inkompressibles zweidimensionales Membranmaterial. Dies ist durchaus denkbar, da das Netzwerk, wie in denBAM-Aufnahmenzusehen,ausfestenSchollenundSchaumstrukturenaufgebautist.Eine Komprimierung führt, wie ebenfalls zu beobachten war, zu einer Annäherung und Reorganisation der festen Strukturen und einer Verdrängung der Schaumstrukturen, ohne dass die elastischen Eigenschaften verloren gehen. Der zweidimensionale Kompressionsmodul von 351 mN/m stimmt nahezu exakt mit dem Kompressionsmodul überein, welcher aus der Druck-Flächen-Isotherme im kondensierten Bereich berechnet wurde. Dieses Ergebnis bestätigt auch wieder die Annahme, dass sich die mechanischen EigenschaftendesSpan65FilmsdurchdieAnwesenheitderDodecan-Phasenichtverändern, wasunteranderemanhandder2D-ScherrheologieundderBAM-Aufnahmendeutlichwurde. Aus den Strukturuntersuchungen konnte eine Schichtdicke der Filme von wenigen Nanometernabgeschätztwerden,dieErgebnissederElastometrieliegenmitmehrals80nm in einer zu großen Größenordnung, was jedoch Methoden-bedingt, wie oben erwähnt, zu erwartetwar. DieBerechnungderParametererfolgtanhandderKonturanalyseeineshängendenTropfens unterVolumenentzug.DerProzessbedingtdemnacheineÄnderungderTropfenoberfläche 102 5Ergebnisse unddamiteineDehnungdesGrenzflächenfilms.Abbildung78zeigtdieAnalysederTropfen bei verschiedenen Deformationen von 0% bis 23%, wobei 0% der normierten Ausgangsdeformationentspricht. 0 % 3 % 12 % 18 % 7% 23 % Abbildung 78: Darstellung eines hängenden Tropfens im Verlauf der Deformations- und Faltenanalyse(Span65anWasser/Dodecan,1mmol/L). Die wesentlichen Bereiche des Fits sind farblich markiert. Der Durchmesser der Kanüle (grün)mussbekanntseinunddientalsGrößenreferenz.DerblaumarkierteBereichwirdzur AnalysederFaltenherangezogenundderrotmarkierteBereichdefiniertdieDeformationdes Tropfens, woraus sich die Bestimmung von Elastizitätsmodul, Kompressionsmodul und Poissonzahlergibt.DasichdieFormdesTropfensimVerlaufederMessungändert,hatdies folglichaucheinenEinflussaufdieBerechnungderParameter.DieAbhängigkeitderModuln und der Poissonzahl von der prozentualen Deformation ist in folgender Abbildung 79 zu sehen. 103 5Ergebnisse Elastizitätsmodul Kompressionsmodul 1,0 0,8 0,8 0,6 0,4 0,4 0,2 Poissonzahl Modul [N/m] 0,6 0,2 0,0 0 5 10 15 20 0,0 25 Deformation Abbildung 79: Verlauf von Kompressionsmodul, Elastizitätsmodul und Poissonzahl von Span 65 KapselnanderDodecan/Wasser-GrenzflächealsFunktionderDeformation(1mmol/L). Auffallend ist, dass sowohl der Kompressionsmodul als auch der Elastizitätsmodul mit zunehmenderDeformationabnehmen.ZuBeginnderMessungbeieinerDeformationvon0% beträgtderElastizitätsmodul0,13N/m,wasgutmitdenErgebnissenderanderenMethoden übereinstimmt. Durch die Deformation der Membran nimmt er bis auf einen Wert von 0,04 N/m ab. Dieser Effekt kann darauf zurückgeführt werden, dass sich der Tropfen zu diesemZeitpunktbeieinerDeformationvonetwa20%befindet,wasdeutlichaußerhalbdes linear-viskoelastischen Bereiches liegt. Aus der Rheologie wurde der LVE zu etwa 1% bestimmt.EineUmrechnungderScherdeformationγineineDehndeformationεkannanhand derGleichungen5.9.und5.10.erfolgen87. P± P m ˆr Gleichung5.9. 𝜆û = Gleichung5.10. 𝜀 = 𝜆û − 1 [ SoergebensichausdemscherrheologischenLVEBereichvon1%sogarnur0,6%alsGrenze des LVE Bereichs für die Dehnung. Das bedeutet, dass die Auswertung der Tropfen nur anhand der ersten Frames zuverlässige Ergebnisse liefern kann. Ein Vergleich des SchermodulsbeieinerDeformationvon20%(entsprichteinerScherdeformationca.20%) ergibt einen Speichermodul von 0,01 N/m, was deutlich besser übereinstimmt. Die PoissonzahlzeigtkeineAbhängigkeitvonderDeformationundbedeutetinallenFälleneine InkompressibilitätdesMaterials,wasauchanhandandererMethodenermitteltwurde. 104 5Ergebnisse 5.1.5 DeformationimZentrifugalfeld Die Untersuchung der Kapseln im Zentrifugalfeld erfolgte mithilfe des Spinning DropTensiometersanderWasser/Öl-Grenzfläche.DadieDichtederTropfenphasegeringersein muss als die der äußeren Phase, wurde die reine Dodecan-Ölphase mit Tensid als TropfenphasegewähltundWasseralsäußerePhase.DieDurchmesserdererzeugtenTropfen betrugen typischerweise 1 mm. Das Deformationsverhalten wurde in Abhängigkeit der RotationsgeschwindigkeituntersuchtunddabeidieTAYLOR-DeformationDbetrachtet. EinflussderKonzentration Die Untersuchung der Span 65 Kapseln erfolgte bei verschiedenen Konzentrationen. Das entsprechende Deformationsverhalten als Funktion der Zentrifugalkraft ist anhand ausgewählter Konzentrationen in Abbildung 80 dargestellt. Bei der Diskussion des Deformationsverhaltens muss berücksichtigt werden, dass hier zwei Effekte miteinander konkurrieren:dieGrenzflächenspannungunddieElastizität.DieGrenzflächenspannungeines Emulsionstropfens wirkt der Deformation ebenso entgegen wie die Elastizität einer Kapselmembran. Bei permanent vernetzten Membranen wird häufig die Grenzflächenspannung durch den Elastizitätsmodul ersetzt121, weil dort angenommen werden kann, dass die Elastizität deutlich überwiegt. Im Falle der temporär vernetzten TensidfilmeistdieseNäherungjedochmitVorsichtzubetrachten.ImFolgendenmüssenalso stetsbeideEffekteberücksichtigtwerden. 0,25 Deformation 0,20 0,005 mM 0,025 mM 0,05 mM 0,1 mM Tropfen 0,15 0,10 0,05 0,00 0,00 0,05 0,10 2 3 Zentrifugalkraft -Drw r [N/m] Abbildung 80: Deformation einer Span 65 Kapsel in Dodecan/Wasser als Funktion der ZentrifugalkraftbeiverschiedenenKonzentrationen. 105 5Ergebnisse WiezuerwartennimmtdieDeformierbarkeitderTropfenmitzunehmenderKonzentration zu,dadieAnwesenheitdesTensidszueinerAbnahmederGrenzflächenspannungführt.Für geringe Konzentrationen von 0,005 bzw. 0,025 mmol/L zeigt sich zunächst eine leichte ZunahmederDeformierbarkeitgegenüberdemReferenztropfen.ErstabeinerKonzentration von0,05mmol/L(entspricht20Molekülen/nm²)isteineAbnahmezuerkennen,derdamit erklärt werden kann, dass die Elastizität des Grenzflächenfilms dem Effekt der Grenzflächenspannung überwiegt. Eine weitere Konzentrationserhöhung hat schließlich keinen Einfluss mehr, was mit der Konzentrationsunabhängigkeit des Schermoduls an der ebenen Grenzfläche übereinstimmt. Abbildung 81 veranschaulicht die Abhängigkeit des berechnetenElastizitätsmodulsalsFunktionderKonzentration. 0,5 100 TROPFEN KAPSEL 80 60 -0,5 40 20 -1,0 Poissonzahl Elastizitätsmodul [N/m] 0,0 0 -1,5 -20 -40 -2,0 1 10 Konzentration [Moleküle/nm²] Abbildung 81: Elastizitätsmoduln von Span 65 Kapseln in Dodecan/Wasser als Funktion der Konzentration. Auch hier spiegelt sich wieder, dass bei Konzentrationen unterhalb von 2 Molekülen/nm² keinerleiFilmbildungerfolgt,daderberechneteModulimnegativenBereichliegtundkein physikalisch sinnvolles Ergebnis darstellt. Bei einer Erhöhung der Konzentration wird ein Elastizitätsmodul von etwa 0,1 N/m erreicht, der sich im weiteren Verlauf konzentrationsunabhängig verhält. Dieses Verhalten gleicht dem der 2D-Scherrheologie. Anhandder2D-scherreologischenDatenderDodecan/Wasser-Grenzflächekonnteabeiner Konzentrationvon2Molekülen/nm²eineersteFilmbildungmiteinemModulvon0,01N/m nachgewiesenwerden.DerElastizitätsmodulnachBARTHÈS-BIESELliegtmit0,05N/mineiner vergleichbaren Größenordnung. Der Konzentrations-abhängige Verlauf der Poissonzahl, welchenachGleichung3.8.unterKenntnisderSchermodulnberechnetwird,verläuftparallel 106 5Ergebnisse zum elastischen Modul und liegt im Mittel bei -0,9. Diese entspräche einem auxetischen Material, was bei der Existenz von Falten zu erklären wäre. Falten auf der Membran sind denkbar, wären aber aufgrund des sehr dünnen Films nicht notwendigerweise optisch erkennbar.DieAnalysederhängendenTropfenzeigte,dassdieSpan-FilmegenerellFalten bilden, wenn das Volumen des Tropfens verringert wird. Dies konnte mit der fehlenden DesorptionderMoleküleerklärtwerden.KAHNERzeigtezudem,dassdieBildungvonFalten grundsätzlichbeiderDeformationvonFilmenauftrittundkorreliertedieseBeobachtungmit demlinear-viskoelastischenBereichdes2D-Amplitudentests.EsbestehteinZusammenhang zwischendemBeginnderFaltenbildungunddemAbfallenderModulnimAmplitudentest.149 Dies könnte bedeuten, dass die Deformation der Kapseln im Zentrifugal- und Scherfeld notwendigerweisevoneinerFaltenbildungbegleitetwird.ImGegensatzdazukonntemittels der Elastometrie-Methode die Poissonzahl von 1 erhalten werden, welche ein inkompressibles 2D-Material repräsentiert. Eine Inkompressibilität der Filme ist unter BerücksichtigungderbereitsdiskutiertenSchaumstrukturenebenfallsvorstellbar.DieBAMAufnahmen zeigten, dass eine Verringerung der Fläche zunächst eine Verdrängung der fluidenPhaseundReorganisationderfestenStrukturenhervorruft,ohnedasseinEinflussauf die rheologischen Eigenschaften besteht (Korrelation mit 2D-Scherrheologie). Die Bildung der Falten entsteht also möglicherweise erst nach diesem Punkt, wenn die festen Schollen sehrnahbeeinandersindundeineReorganisationnichtmehrsoleichtmöglichist.Insgesamt istesdenkbar,dassesverschiedeneStrukturbereichederSpan65Filmegibt,diesichinihrer Kompressionsfähigkeitunterscheiden. Die exakte Bestimmung und Diskussion der Poissonzahl ist an dieser Stelle schwierig. Vor allem die Theorien von BARTHÈS-BIESEL wurden für inkompressible Systeme entwickelt, sodass die Anwendung auf ein inkompressibles Material nur eingeschränkt möglich wäre. Zudem spielen im Falle der Dehnung. Aufgrund der nicht eindeutig bestimmbaren Poissonzahl wurde der Elastizitätsmodul ebenfalls mit verschiedenen festgelegten Poissonzahlenberechnet(Abbildung82). 107 5Ergebnisse Elastizitätsmodul [mN/m] 1,0 n frei n = -0,5 n = 0,5 n=1 0,5 0,0 -0,5 -1,0 1 10 Konzentration [Moleküle/nm²] Abbildung82:VerlaufdesElastizitätsmodulsvonSpan65FilmenalsFunktionderKonzentrationfür verschiedenePoissonzahlen. Hierbei wird deutlich, dass der Einfluss der Poissonzahl auf die Berechnung des Elastizitätsmoduls sehr gering ist. Der Elastizitätsmodul ist ab einer Konzentration von 0,005mmol/LfürallePoissonzahlenetwagleichbei0,12N/m.Lediglichbeiderfreigefitteten PoissonzahlisteinestarkeAbweichungbeidergeringstenKonzentrationzuerkennen. Das Relaxationsverhalten des Span-Films wurde mithilfe von Stufenexperimenten untersucht, bei dem die Rotationsgeschwindigkeit sprunghaft geändert wurde und die zeitverzögerteDeformationausgewertetwurde(Abbildung83).DerAbfallderDeformation beiVerringerungderGeschwindigkeitfolgteinemexponentiellenVerlauf,sodassanalogzur AuswertungbeidenDruck-Flächen-IsothermendieRelaxationszeitzu3Sekundenbestimmt wurde.DieserWertistverglichenmitdenRelaxationszeiten,diesichausdemSchnittpunkt vonSpeicher-undVerlustmoduldesFrequenztestsergeben,etwasgeringer. 108 5Ergebnisse Deformation 0,40 0,35 0,30 0,25 0,20 0,15 Rotation [rpm] 12000 11000 10000 9000 8000 7000 6000 100 200 300 Zeit [s] 400 Abbildung83:Relaxationsstufen-ExperimentvonSpan65anderWasser/Dodecan-Grenzfläche. Es könnte also sein, dass das Relaxationsverhalten der Filme ähnlich wie bei den Proteinfilmen abhängig von der Kompression ist. Durch die Erhöhung des Abstandes der Tensidmoleküle sind die intermolekularen Wechselwirkungen im Mittel schwächer ausgeprägt, sodass die Bindungen schneller relaxieren können und man kürzere Relaxationszeitenerhält. EinflussderTemperaturV Bei den Untersuchungen der ebenen Span 65 Grenzflächen zeigte sich bereits eine starke Temperaturabhängigkeit der Bildung und Stabilität der Filme. Eine Erhöhung der TemperaturverlangsamtedieVernetzungundabeinemkritischenTemperaturbereichvon etwa 45 bis 50°C konnte keine Netzwerkbildung mehr beobachtet werden. Dieser Effekt wurde ebenfalls anhand der Untersuchung von Mikrokapseln im Zentrifugalfeld in einem Temperaturbereichvon15bis60°Cstudiert.Abbildung84zeigtdieKapseldeformationals FunktionderZentrifugalkraftfürverschiedeneTemperaturen. VEinigederMessungenwurdenvonAndreasVoßimRahmendesWahlpflichtpraktikums(2016)durchgeführt. 109 5Ergebnisse 0,25 Deformation 0,20 15 °C 20 °C 30 °C 40 °C 50 °C 60 °C 0,15 0,10 0,05 0,00 0,00 0,02 0,04 0,06 0,08 Zentrifugalkraft -Drw2r3 [N/m] Abbildung 84: Deformation einer Span 65 Kapsel (120 Moleküle/nm²) an Dodecan/Wasser als FunktionderZentrifugalkraftimTemperaturbereichvon15bis60°C. Esfälltauf,dassderEinflussderTemperaturaufdieallgemeineDeformierbarkeitderKapseln vorwiegendimniedrigenTemperaturbereichzumTragenkommt.BeiTemperaturenvon15 bis30°CisteinedeutlicheAbnahmederDeformationzusehen,eineweitereErhöhungder Temperatur bewirkt keine Änderung der Deformierbarkeit mehr. Dies impliziert, dass bei höherenTemperatureneinezunehmendeStabilisierungderPhasengrenzflächeerfolgt.Aus denrheologischenUntersuchungenderebenenGrenzflächezeigtesichimBereichvon15bis 50°CnureinesehrgeringeAbhängigkeitdeselastischenModulsvonderTemperatur.Erstab Temperaturen von etwa 50°C war keine Netzwerkbildung mehr zu beobachten und daher kein Modul ermittelbar. Diese Tendenz spiegelt sich bei der Untersuchung der Kapseln zunächstnichtwieder.DieausgeprägteAbweichungderDeformierbarkeitbei15und20°C lässt sich demnach auf den Unterschied zwischen Scherungs- und Dehnungseffekten zurückführen. Bei der Spinning Drop-Methode wird die Oberfläche des Tropfens durch die Zentrifugalkrafteinwirkungvergrößert.ImZugevonGibbs-undMarangoni-Effektenkommt es zu einer Nach-Adsorption von Molekülen aus der Bulkphase, sodass die Grenzflächenspannungkonstantbleibt.DieserProzessistschneller,jehöherdieTemperatur ist.BeiniedrigenTemperaturenistdieDiffusionderTensidmoleküleverlangsamt,sodassdie Adsorptionmöglicherweisenichtmehrschnellgenugerfolgt,umdenphysikalischvernetzten Grenzflächenfilmzuerhalten.DievollständigeZerstörungdesFilmsbeihohenTemperaturen im Bereich von 50°C wird anhand der Deformierbarkeit nicht deutlich. Dies ist damit zu 110 5Ergebnisse begründen,dassdieUntersuchungenindiesemTemperaturbereichexperimentellnurnoch schwer zugänglich waren. Aufgrund von Kondensationseffekten ist die Sicht durch das MessfenstergetrübtunddieMessungmusstesehrschnellerfolgen,sodassvermutlichkeine ausreichende, homogene Temperierung der gesamten Messflüssigkeit erfolgen konnte. HöhereTemperaturenwürdenmithoherWahrscheinlichkeiteinenEffektderDeformation zeigen. Anhand des Deformationsverhaltens der Kapseln wurden nach BARTHÈS-BIESEL die ElastizitätsmodulnberechnetundinfolgenderAbbildung85alsFunktionderKonzentration aufgetragen. 0,16 Elastizitätsmodul [mN/m] 0,14 0,12 0,10 0,08 0,06 0,04 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 Temperatur [°C] Abbildung85:ElastizitätsmodulnvonSpan65Kapseln(120Moleküle/nm²)anDodecan/Wasserals FunktionderTemperatur. Der zur Auswertung notwendige Schermodul wurde aus den Ergebnissen temperaturabhängiger Messungen der 2D-Scherrheologie erhalten. Der Elastizitätsmodul steigt zunächst mit zunehmender Temperatur exponentiell an und nähert sich einem Plateaubereichan.ImGegensatzdazuzeigtderSchermoduldieseAbhängigkeitnicht,was, wiebereitsbeschrieben,aufdieDehnungseffektedesTropfenszurückzuführenist.Auffallend istderÜbergangsbereichbeietwa40°C.HiersindeineauffallendhoheFehlerabweichungzu erkennensowieeinAbfalldesModuls.EinweitererÜbergangscheintimBereichvon46°C stattzufinden.DieseTemperaturenkorrelierenmitdenkritischenTemperaturen,diebeider UntersuchungderebenenGrenzflächegefundenwurden(2D-ScherrheologieundLangmuir111 5Ergebnisse Blodgett)undauchmitdemvonMICHORundBERGbeschriebenenendothermenÜbergang.Sie beschrieben eine beginnende Dekristallisation der Span 65 Ketten im Öl ab Temperaturen von 40°C bis etwa 51°C. Exakt dieser Bereich spiegelt sich in der Betrachtung des Elastizitätsmodulswieder. EinflussanorganischerSalze DiescherrheologischenUntersuchungenderebenenGrenzflächehabengezeigt,dasssichder Span65GrenzflächenfilmdurchdieZugabeanorganischerSalzebeeinflussenlässt.Dabeihat insbesondere die Existenz von Aluminium(III)sulfat eine Erhöhung des elastischen Speichermodulsvon0,1N/maufetwa0,3N/mbewirktsowiedieRelaxationszeitvoneinigen SekundenzuwenigenMinutenerhöht,sodasssichdasSystemimbetrachtetenMesszeitraum nahezuwieeinpermanentvernetztesSystemverhielt.AufderBasisdieserUntersuchungen wurdedasVerhaltenvonSpan65KapselnunterZugabevonAluminium(III)sulfatuntersucht. DasDeformationsverhaltenderKapselnimZentrifugalfeldistinAbbildung86gezeigt. 0,4 Kapsel Kapsel mit Al2(SO4)3 Tropfen Deformation 0,3 0,2 0,1 0,0 0,00 0,02 0,04 0,06 0,08 0,10 2 3 Zentrifugalkraft -Drw r [N/m] Abbildung86:DeformationsverhaltenvonSpan65Kapseln(10Moleküle/nm²)mitundohneZugabe vonAl2(SO4)3imVergleichmiteinemEmulsionstropfenanDodecan/Wasser(T=20°C). ImVergleichmitdenreinenEmulsionstropfensowiedenreinenSpan65Kapselnzeigtsich ein deutlicher Unterschied in der Deformierbarkeit, der die Existenz der hoch elastischen Membran veranschaulicht. Der Span 65 Film stabilisiert die Grenzfläche im Vergleich zur reinen Emulsion und die Zugabe des Salzes verstärkt diesen Effekt enorm. Der 112 5Ergebnisse Elastizitätsmodul der reinen Span 65 Kapsel beträgt etwa 0,05 N/m. Für die Kapsel mit Aluminium(III)sulfatistderModulmitetwa1N/mdoppeltsogroß. VergleichderTenside ZuBeginndesKapitelswurdebereitsdiskutiert,dassbeimVergleichderTensidtropfenmit den reinen Emulsionstropfen die unterschiedlichen Grenzflächenspannungen zu berücksichtigen sind, die das Erkennen einer Membran auf Grundlage des Deformationsverhaltens erschweren. Aus diesem Grunde wurden analoge Messungen mit denNetzwerk-bildendenTensidenSpan60und65sowiemitdennichtNetzwerk-bildenden TensidenSpan80und85durchgeführt.Abbildung87zeigtdieKonzentrationsabhängigkeit derverschiedenenSystemeimZentrifugalfeld. 1 Deformation 0,06 0,04 Span 60 Span 65 Span 80 Span 85 0,02 0,00 0,00 0,01 0,02 2 3 Zentrifugalkraft -Drw r [N/m] 0,03 Elastizitätsmodul [N/m] 0,08 0,1 0,01 Span 60 Span 65 Span 80 Span 85 1 10 100 Konzentration [Moleküle/nm²] Abbildung 87: Vergleich der Deformation als Funktion der Zentrifugalkraft und des ElastizitätsmodulsalsFunktionderKonzentrationfürSpan60,65,80und85(T=20°C). DenreinenDeformationskurvenisteinsehrähnlichesVerhaltenzuentnehmen,welchesnicht auf einen Unterschied der Grenzflächenelastizität schließen lässt. Betrachtet man die zugehörigen Grenzflächenspannungen und die Elastizitätsmoduln, die nach BARTHÈS-BIESEL imBereichkleinerDeformationenberechnetwurden,lässtsichauchhierkeinUnterschied ausmachen(Tabelle14,Anhang).DieUntersuchungenderTropfenimScherfeldzeigen,dass dieelastischenSystemeeinAbflachenderDeformationskurvebeihohenScherratenab401/s (entspricht 250 rad/s) zeigen, was auf eine Zunahme der elastischen Eigenschaften des Systemshinweist.EineScherratevon401/sentsprichteinerRotationsgeschwindigkeitvon 2400 rpm, die im Anfangsbereich der Auftragung im Bereich der ersten 3 Datenpunkte zu finden ist und eindeutig keine Verringerung der Deformation zeigt. An dieser Stelle muss jedoch berücksichtigt werden, dass die Oberfläche des Tropfens bei der Messung im Zentrifugalfeld vergrößert wird und eine Elastizität der Membran nur gegeben sein kann, wennTensideausderBulkphaseandieGrenzflächenachdiffundierenunddenFilmaufrecht 113 5Ergebnisse erhalten. Es wurde jedoch zuvor bereits angesprochen, dass dies aufgrund der Aggregatbildung der Span 65 Moleküle möglicherweise nicht ausreichend auftritt, sodass keine frequenzabhängige Elastizität der Filme erkennbar ist. Das elastische Verhalten der Span60und65FilmespiegeltsichallerdingsindenRelaxationsexperimentenwieder. 0,24 Deformation 0,3 0,20 0,16 0,12 0,2 0,08 12000 12000 Rotation [rpm] Rotation [rpm] Deformation 0,4 10000 8000 6000 100 200 300 400 500 10000 8000 6000 100 Zeit [s] 200 300 400 500 Zeit [s] Abbildung 88: Stufenrelaxationsversuche von Span 60 (links) und Span 80 (rechts) an der Wasser/Dodecan-Grenzfläche(20°C)VI. Span 60 weist genauso wie Span 65 eine Verzögerung der Deformation bei Änderung der Rotationsgeschwindigkeitauf.EineBerechnungderRelaxationszeitergibttR=17s.Ausden rheologischenFrequenztestsergabsicheineRelaxationszeitvonetwatR=9s.Span80zeigt keinerleizeitlicheVerzögerungderDeformationauf,wasdiebisherigenErgebnissebestätigt, dassessichumeinereinefluideGrenzflächehandelt. VIEinTeilderMessungenwurdevonPatrickWeinbrennerimRahmendesWahlpflichtpraktikumsdurchgeführt(2016). 114 5Ergebnisse 5.1.6 DeformationimScherfeld Tropfen DieUntersuchungvonEmulsionstropfenimScherfelderfolgteanhandzweierStoffsysteme, diealsGrundlagefürdieHerstellungderMikrokapselndienten.DadieProteinkapselnander p-Xylol/Wasser-Grenzfläche und die Sorbitanester-Kapseln an der Dodecan/WasserGrenzflächeerzeugtwurden,sindbeideÖlealsentsprechendeReferenzsystemeuntersucht worden.Abbildung89zeigtdenVerlaufderTropfendeformationalsFunktionderScherrate für die reine Öl/Wasser-Grenzfläche. Beide Kurven sind im gesamten, experimentell zugänglichen Messbereich Viskositätsverhältnisse von nahezu deckungsgleich. 0,0012 für Aufgrund p-Xylol/TCB/Wasser der und ähnlichen 0,0013 für Dodecan/TCB/WasserentsprichtdiesdenErwartungen.AußerdemverlaufendieKurvenim nahezu gesamten Messbereich linear, was mit den Theorien von COX und TAYLOR übereinstimmt102,105. Im Bereich hoher Scherraten ist in den Auftragungen ein zweiter Punktebereich oberhalb der Hauptkurve zu erkennen (rote Markierung). Dies liegt daran, dass sich die Tropfen bei hohen Scherraten sigmoidal verformen und die ellipsoidale Konturerkennung zunehmend fehlerbelastet ist. Außerdem bewegen sich die Kapseln in diesemBereichsehrschnellimScherspalt,sodasseinexaktesFokussierenderKonturkaum möglichist. 0,5 Dodecan/TCB / Wasser p-Xylol/TCB / Wasser Deformation 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0 10 20 30 40 50 Scherrate [1/s] Abbildung89:DeformationvonDodecan-undp-Xylol-TropfenalsFunktionderScherrate. 115 5Ergebnisse NachTAYLOR102lässtsichanhandGleichung3.26.ausderscherratenabhängigenDeformation im Bereich kleiner Deformationen die Grenzflächenspannung des Zweiphasensystems berechnen. Die Ergebnisse sind in Tabelle 10 zusammengefasst und den Ergebnissen der PendantDrop-Tensiometriegegenübergestellt. Tabelle 9: Vergleich der ermittelten Grenzflächenspannungen γ der verwendeten Öl/TCBMischungenanGlycerin(Strömungszelle)bzw.Wasser/Glycerin=50:50(PendantDrop). γ[mN/m](Taylor) γ[mN/m](PendantDrop) p-Xylol/TCB 30,7±4,5 33,5±0,2 Dodecan/TCB 31,3±3,1 36,2±0,3 Die anhand der Taylor-Theorie ermittelten Grenzflächenspannungen stimmen im Rahmen desFehlersinetwamitdentensiometrischbestimmtenReferenzwertenüberein.Verglichen mitderTensiometriesinddieFehlerabweichungendeutlichhöher,wasaufdieerschwerte Konturerkennung der bewegten Tropfen im Scherfeld gegenüber der der unbewegten TropfenimGravitationsfeldzurückzuführenist. Das Deformationsverhalten der Emulsionstropfen ist ebenfalls qualitativ anhand der Videoaufnahmen zu erkennen. Bei geringen Scherraten ist zunächst eine ellipsoidale VerformungdesTropfenszuerkennensowieeineAusrichtungentlangderScherströmung. p-Xylol/TCB Scherrate201/s Scherrate851/s 45° 25° n-Dodecan/TCB 43° 25° Abbildung 90: Deformation von Emulsionstropfen im Scherfeld bei unterschiedlichen Scherraten. Oben:Grenzflächep-Xylol/TCB-Wasser.Unten:n-Dodecan/TCB-Wasser. 116 5Ergebnisse Bei höheren Scherraten ist eine zunehmende Deformation bzw. Elongation des Tropfens sichtbar sowie eine Ausbildung der charakteristischen Spitzen an den Enden des Tropfens87,108. Ein Bruch der Emulsionstropfen konnte im untersuchten Scherratenbereich von0bis1001/snichtbeobachtetwerden.DadasAuftreteneinesBruchssowiedergenaue MechanismusinersterLinievomViskositätsverhältnisabhängigist,kannerdurchErhöhung derViskositätderinnerenPhaseoderdurchVerringerungderViskositätderäußerenPhase erzieltwerden.DieOrientierungdesTropfensimScherfeld,dieoptischinAbbildung90zu erkennenist,wirdinfolgenderAbbildung91genauerdargestellt.LautderderTheorievon COX105nimmteinTropfenimScherfeldeinenkonstantenAnstellwinkelvon45°an.Diesist biszueinerScherratevonetwa201/singuterÜbereinstimmungundzeigterstbeihohen ScherrateneineAbnahmedesWinkels,wassichebenfallsmitdenErgebnissenvonKOLEVA deckt87.FürdenTropfenausp-Xylol/TCBwirddurchlineareRegressiondesKurvenverlaufs einInitalwinkelvongenau45°bestimmt,fürdenDodecan/TCB-Tropfenergebensich43°. 80 Dodecan/TCB / Wasser p-Xylol/TCB / Wasser 70 Anstellwinkel [°] 60 50 40 30 20 10 0 0 10 20 30 Scherrate [1/s] Abbildung 91: Verlauf des Anstellwinkels von Dodecan- und p-Xylol-Öltropfen als Funktion der Scherrate. Kapseln Die Untersuchung und Auswertung von Mikrokapseln im Scherfeld nach der Theorie von BARTHÈS-BIESELunterliegt,wiebereitsinKapitel3.7.2.erwähnt,einigenAnnahmen,wieetwa einer unendlich dünnen, inkompressiblen Kapselmembran und inkompressiblen, NEWTON’schen Flüssigkeiten im Inneren sowie außerhalb der Kapsel. Durch die Wahl der LösungsmittelWasserbzw.GlycerinundreinenÖlphasenkannletzteresalsnäherungsweise 117 5Ergebnisse zutreffend angenommen werden. Bisherige experimentelle Untersuchungen von Mikrokapseln im Scherfeld77,87,88,106 wurden ausschließlich mit polymerisierten MembransystemenwiePolysiloxandurchgeführt,dieaufgrundihrerNetzwerkstrukturbzw. den molekularen Bindungswinkel keine reine Zweidimensionalität aufweisen können. Demgegenüber bieten die verwendeten Tensidfilme den Vorteil, dass sie molekulare Monolagen ausbilden können und eine damit verbundene, höhere Homogenität aufweisen. Dies konnte bereits anhand bildgebender Methoden sowie von XRR-Messungen gezeigt werden. Für die Untersuchungen im Scherfeld wurden die Span-Kapseln mithilfe der Mikrofluidik-Apparatur hergestellt und in die Strömungszelle überführt. Die Messung der DeformationinAbhängigkeitderScherrateergabfolgendenKurvenverlauf: 0,20 Deformation 0,15 0,10 0,05 Kapsel Tropfen 0,00 0 5 10 15 20 Scherrate [1/s] Abbildung92:VergleichdesscherratenabhängigenDeformationsverhaltensfüreineSpan65Kapsel (40Moleküle/nm²)undeinenentsprechendenEmulsionstropfenohneTensid. DerVergleichvonKapselundEmulsionstropfenzeigtdeutlich,dassderSpan65Filmeinen Einfluss auf das Deformationsverhalten hat. Die Kapsel ist gegenüber dem reinen Emulsionstropfen wesentlich leichter deformierbar, was sich mit der verringerten Grenzflächenspannung von etwa 36 mN/m auf 21 mN/m erklären lässt. Wie bereits im Kapitel des Zentrifugalfelds erläutert, sind die Grenzflächenspannung und der Elastizitätsmodul zwei konkurrierende Effekte, welche die Deformierbarkeit des Tropfens bestimmen. Bei der Diskussion müssen demnach beide Effekte berücksichtigt werden. Die BerechnungderGrenzflächenspannungfürdenSpan65TropfenergibtnachTAYLORanhand der Deformationsauftragung einen Wert von etwa 16,7 mN/m, was etwas von dem experimentell mittels Pendant Drop bestimmten Wert von 21 mN/m abweicht. Dass die 118 5Ergebnisse beiden Werte voneinander abweichen, könnte ein Indiz dafür sein, dass es sich um eine Kapsel handelt statt um einen Emulsionstropfen. Ein Bruch der Kapsel, wie er etwa bei Polymermembranenbeobachtetwerdenkann,istzukeinerZeitzubeobachten.Aufgrunddes Dehnungsanteils bei den Untersuchungen im Scherfeld kann die Scherdeformation γ nach Gleichungen5.9.und5.10.näherungsweiseindieDehndeformationεumgerechnetwerden87. Füreinenlinear-viskoelastischenBereichvon1%ergibtsichdemnacheineDehndeformation von0,6%,alsonäherungsweiseeinTAYLOR-ParameterDvon0,006.Dieswürdebedeuten,dass sichdieKapselbereitszuBeginnderMessungimnicht-linearenBereichbefindet.Eskonnte jedoch in der Rheologie gezeigt werden, dass das temporäre Netzwerk an der Phasengrenzfläche selbstorganisierend ist und sich nach einer Zerstörung durch Schereinwirkungsofortselbstständigregeneriert,sodassdienicht-Linearitätvernachlässigt werdenkann.DieRegenerationdesFilmswirdauchanhandeinererneutenMessungeiner bereitsdeformiertenKapseldeutlich(Abbildung93).DerKurvenverlaufistinbeidenFällen 0,6 0,6 0,5 0,5 0,4 0,4 Deformation Deformation nahezuidentisch. 0,3 0,2 0,1 0,0 10 20 30 40 Scherrate [1/s] 50 0,2 0,1 erste Messung zweite Messung 0 0,3 0,0 60 erste Messung zweite Messung 0 10 20 30 40 50 60 Scherrate [1/s] Abbildung 93: Wiederholte Messung jeweils einer Span 65 Kapsel für unterschiedliche Konzentrationen. Hierbei fällt auf, dass bei hohen Konzentrationen die Deformation der zweiten Messung geringer ist als die der ersten Messung. Dies ist damit zu erklären, dass bei einer Vergrößerung der Fläche während der Messung Moleküle aus dem Tropfeninneren an die Grenzflächenachdiffundieren.DakeineDesorptionvonderGrenzflächestattfindet,wiesich auchanhandderFaltenbildungimPendntDropzeigt,liegtbeieinererneutenMessungein ÜberschussanSpan-Molekülenvor,wodurchdieFlexibilitätderHülleverringertwird.Nach der Theorie von BARTHÈS-BIESEL für Mikrokapseln im Scherfeld wird der Elastizitätsmodul einer MOONEY-RIVLIN-Membran gemäß Gleichung 3.49. aus der scherratenabhängigen Kapseldeformation berechnet. Für die Span 65 Mikrokapsel ergibt sich demnach ein ElastizitätsmodulvonEMR=0,10±0,01N/m.DieserWertliegtindergleichenGrößenordnung 119 5Ergebnisse wie die korrelierende Scherelastizität von 0,2 N/m der ebenen Filme an Dodecan/Wasser überein. Aufgrund der Gleichung 3.8. entspricht das einer Poissonzahl von 𝜈 = −0,5. Alternativ lässt sich der Modul bei Kenntnis der Poissonzahl unter der Annahme einer HOOKE’schenMembrannachGleichung3.48.berechnen.EsergibtsichEH=0,12±0,01N/m unterderAnnahmeeinerPoissonzahlvon1,dieeineminkompressiblenzweidimensionalen Materialentspricht.GemäßderTheoriesolltederberechneteModulfüralleMaterialgesetze imBereichkleinerDeformationengleichsein,wasfürdievorliegendenUntersuchungenim RahmendesFehlersguterfülltist121.AnhandderErgebnisseder2D-Scherrheologiekonnte ein HOOKE’sches Materialverhalten der Span 65 Filme im Bereich kleiner Deformationen bestätigtwerden.DieswurdemittelsfrequenzunabhängigerRelaxationstestsbestimmt. IndenOszillationsfrequenztestswareineElastizitätderFilmeimFrequenzbereichabetwa 0,1rad/smessbar.ÜberträgtmandiesenBereichderCross-Over-Frequenzvon0,1rad/sauf denBereichderScherrate,würdendieelastischenEigenschaftenerstabeinerScherratevon umgerechnet0,021/ssichtbarwerden.DadieFrequenzderRheometer-Messungeninrad/s angeben ist und die Scherrate im Scherfeld in 1/s, werden die Einheiten zur besseren Vergleichbarkeit über den Faktor 2π ineinander umgerechnet. Der Plateaubereich der Elastizität,derbeiFrequenzenab50rad/serkennbarwar,wäreabeinerScherratevon81/s erreicht.DerlineareFitzurBerechnungdesElastizitätsmodulswirddemnachimBereichvon 8 bis 15 1/s angelegt. Bei der Betrachtung des Deformationsverhaltens der Kapseln gegenüber dem Emulsionstropfen fällt auf, dass es im Bereich hoher Scherraten zu einer Abweichung der Linearität kommt (Abbildung 94). Betrachtet man den linearen Anfangsbereich, welcher zur Auswertung des Elastizitätsmoduls verwendet wurde, wird deutlich, dass der Emulsionstropfen über den gesamten Messbereich annähernd konstant verläuft.DieKapseldagegenzeigtabeinerScherratevonetwa401/seineVerringerungder Deformation, was mit einer Erhöhung der elastischen Rückstellkraft einhergeht. Es ist denkbar,dasserstbeidiesenScherrateneinekonstanteElastizitäterreichtist,welcheinder 2D-ScherrheologiebeiFrequenzenum80rad/sauftritt.DieScherrate401/sentsprichteiner Winkelfrequenz von etwa 250 rad/s, was außerhalb des scherrheologisch zugänglichen Messbereichsliegt.AllerdingsistdieScherratederdreidimensionalenKapselrheologieauch nicht unmittelbar mit der Frequenz der zweidimensionalen Rheologie zu vergleichen. Zwischen den Frequenzen beider Methoden beim Erreichen des Plateaubereichs liegt ein Faktor 3, welcher auch in den jeweiligen Moduln wiederzufinden ist und auf die Querkontraktion des Materials oder den Unterschied von Ein- zu Dreidimensionalität zustandekommt.EineBerechnungdesElastizitätsmodulsausderSteigungdesKurventeils im nicht-linearviskoelastischen Bereich (grüner Bereich) ergibt einen Modul von EnLVE = 0,77 ± 0,06 N/m. Verglichen mit dem Schermodul ist dieser Wert um den Faktor 3 höher, was einer Poissonzahl von 1 entsprechen würde und einem dreidimensional120 5Ergebnisse inkompressiblen System entspricht und mit den Ergebnissen der Elastometrie übereinstimmt.Esistalsomöglich,diesezweiunterschiedlichenKurvenbereichediezuvor beschriebenenStrukturbereichemitjeweilsunterschiedlicherPoissonzahlrepräsentieren. Deformation 0,8 0,6 0,4 0,2 Tropfen Kapsel 40 60 80 Scherrate [1/s] Abbildung94:VerlaufderDeformationeinerSpan65KapselimVergleichzumEmulsionstropfenals FunktionderScherrate(40Moleküle/nm²). Der Effekt des abflachenden Moduls wird erst bei einer Konzentration von 0,03 µmol/L sichtbar und verstärkt sich mit Zunahme der Konzentration. Dies hängt damit zusammen, dass es im Verlaufe der Messung zu Dehnungen der Kapselmembran kommt, wodurch Tenside aus der Bulkphase an die Grenzfläche nachdiffundieren. Ist die Konzentration zu gering,kanndiesnichterfolgenunddieElastizitätgehtverloren. DerVerlaufdesAnstellwinkelsistinAbbildung5gezeigt.Eszeigtsich,dassdieKapselbeider Orientierung im Scherfeld zunächst einen Anstellwinkel von 40° annimmt. Dies stimmt in etwamitdentheoretischenArbeitenüberein,dieeineanfänglicheOrientierungeinerKapsel mit viskoelastischer Membran von 45° postulieren, die mit zunehmender Scherrate linear abfällt123. Beides kann anhand der Messergebnisse bestätigt werden. Eine rein elastische MembranwürdeeinenkonstantenAnstellwinkelvon45°zeigen,währendeinereinviskose MembrankeinestationäreOrientierungannimmtundderAnstellwinkelzwischen-45°und +45°schwankt.123 EineUnterscheidungzwischenKapselundEmulsiontropfenistanhanddesWinkelverhaltens nichteindeutigmöglich,allerdingsfälltauf,dassderWinkelderKapselbeigeringerScherrate zunächsteinenAnstiegzeigt,welcherbeimTropfennichtzuerkennenist.DerTropfenbietet 121 5Ergebnisse aufgrundseinerGrenzflächenspannungeinengeringenWiderstandgegendieAusrichtungim Scherfeld und nimmt relativ schnell einen Anstellwinkel an, welcher im Bereich kleiner Scherraten konstant bleibt. Die Kapsel weist bei sehr kleinen Scherraten unterhalb 10 1/s einen höheren Widerstand gegenüber der Scherströmung auf und nimmt daher erst verzögerteinenWinkelvon40°an. EinflussderKonzentration Abbildung95zeigtdenVerlaufderKapseldeformationfürverschiedeneKonzentrationenvon Span65undzeigtvergleichbareErgebnissemitdenKapselnimZentrifugalfeld.Diegeringste 80 Scherrate201/s 40° Anstellwinkel [°] 60 40 Scherrate801/s 20 Kapsel Tropfen 20° 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Scherrate [1/s] Abbildung 95: Verlauf des Anstellwinkels einer Span 65 Mikrokapsel (0,7 µmol/L) und des korrespondierendenReferenztropfens(Dodecan/TCB)alsFunktionderScherrate. Konzentrationvon0,017µmol/L(entspricht1Molekül/nm²)weistdiehöchsteDeformation auf. Gegenüber dem reinen Emulsionstropfen liegt eine verringerte Grenzflächenspannung vor. Sie beträgt ohne Tensid etwa 36 mN/m und mit Tensid etwa 21 mN/m, wodurch die leichtereDeformierbarkeitgutzuverstehenist.ImGegensatzzueinerpermanentvernetzten Kapsel muss der Einfluss der Grenzflächenspannung hier berücksichtigt werden, da nicht eindeutigist,dassdiesevollständigdurchdieElastizitätersetztwerdenkann.Daherwerden bei der Diskussion der Ergebnisse beide Größen stets miteinander in Relation gesetzt. ÜberwiegtdieElastizitäteinerKapselmembran,sokanndieshäufigdaranerkanntwerden, dassdieBestimmungderGrenzflächenspannungnachderTaylor-Theoriekeinesinnvollen Ergebnissemehrliefert. 122 5Ergebnisse 0,6 0,017 µmol/L 0,03 µmol/L 0,08 µmol/L 0,17 µmol/L 0,7 µmol/L Deformation 0,4 10 µmol/L 100 µmol/L Tropfen 0,2 0,0 0 20 Scherrate [1/s] Abbildung96:DeformationvonSpan65KapselnbeiunterschiedlichenKonzentrationenalsFunktion derScherrate. Eine Erhöhung der Grenzflächenkonzentration von 0,017 auf 0,03 µmol/L (1 bzw. 2Moleküle/nm²)hateinendrastischenAbfallderDeformierbarkeitzurFolge.IndiesemFall liegtdieKurveinetwadeckungsgleichüberderdesreinenEmulsionstropfens.Eineweitere Konzentrationserhöhung verändert die Deformierbarkeit nur noch geringfügig. Der beschriebene Effekt lässt sich auch qualitativ anhand der Bildaufnahmen der Partikel untersuchen(Abbildung97). 0,017µmol/L 0,7µmol/L 0,03µmol/L 10µmol/L Abbildung 97: Aufnahmen der Kapseldeformation von Mikrokapseln unterschiedlicher KonzentrationbeieinerScherrate801/s. Im ersten Bild bei 1 Molekül/nm² spiegelt sich die hohe Deformierbarkeit des Tropfens wieder,deraußerdemeinesigmoidaleFormimStrömungsfeldannimmt.DieAusbildungvon SpitzenwirdtypischerweisefürEmulsionstropfenbeobachtetundstütztdieAnnahme,dass essichbeidieserKonzentrationnochnichtumeinenausgebildetenMembranfilmhandelt. DiesprunghafteVerringerungderDeformationfür0,03µmol/Listebenfallsdeutlichinden 123 5Ergebnisse Bildern zu erkennen. Hier nimmt der Partikel eine reine ellipsoidale Form an, die keine zugespitzten Enden hat. Erst bei weiterer Erhöhung der Konzentration nimmt die Deformationerstwiederleichtzuundbleibtanschließendnäherungsweisekonstant.Diese Beobachtung passt zu der Annahme aus der Rheologie, dass eine Monoschicht für die ElastizitätverantwortlichistundweiteresTensidkeinenBeitragleistet.EinÜbergangkann hierbereitsbei2Molekülen/nm²detektiertwerden,wasebenfallsgutmitdenrheologischen Datenübereinstimmt.DaszuvorbeschriebeneAbflachenderDeformationskurvebeihohen FrequenzenkannbeidieserKonzentrationnochnichtreproduzierbarbeobachtetwerden,da die Konzentration zu gering ist, um bei einer Flächenvergrößerung eine zuverlässige NachdiffusionzurGrenzflächezugewährleisten.EinBruchderKapselnkonnteinkeinemder untersuchten Fälle beobachtet werden, was, wie bereits im Kapitel der Emulsionstropfen beschrieben, auf das Viskositätsverhältnis der Phasen zurückzuführen ist. WINDHAB et al. untersuchten das Verhalten von Tensid-haltigen Emulsionen im Scherfeld und berichteten eineweitausgrößereDeformationundeinegrößereZahlanSatellitentropfenbeimBruch.Da essichjedochumviskoelastischeTensidfilmehandelt,kanndiesnichtbeobachtetwerden.177 Abbildung 98 zeigt die resultierenden Elastizitätsmoduln, die mithilfe der BARTHÈS-BIESELTheoriesowohlimBereichkleinerDeformationenbzw.Scherratenalsauchimnicht-linearen Bereich bei großen Deformationen berechnet wurden, in Abhängigkeit der Grenzflächenkonzentration. 0,1 1 0,1 0,01 Elastizitätsmodul [N/m] Elastizitätsmodul [N/m] nicht-linearer Bereich linearer Bereich 1 0,01 0,01 0,1 1 10 100 Konzentration [µmol/L] Abbildung98:ElastizitätsmodulvonSpan65KapselnalsFunktionderKonzentration. 124 5Ergebnisse BeideKurvenverlaufeninsgesamtsehrähnlich,jedochistderModulfürdennicht-linearen Bereich erwartungsgemäß höher, da hier eine geringere Deformierbarkeit auftritt. Wie bereitsausderDeformationsauftragunginAbbildung96ersichtlich,existiertinbeidenFällen ein Übergangsbereich bei einer Konzentration von 0,03 µmol/L (entspricht 2Molekülen/nm²).DerModulnimmthiersprunghaftzu.Eslässtsichschließen,dassdieser WertdererstemessbareModulistundessichdavornurumeinenEmulsionstropfenhandelt, für den die zur Auswertung herangezogene Theorie keine Aussage hat. Im mittleren Konzentrationsbereichbis1µmol/LverhältsichderModulweitestgehendunabhängigvon derKonzentrationundbeträgtetwa0,15N/mbzw.0,4N/m.Ersteresstimmtinetwamitden scherrheologischen Ergebnissen überein, woraus eine Poissonzahl von -0,5 resultieren würde, die einem auxetischen Material entspricht. Ein Modul von 0,4 N/m würde einer Poissonzahl von 1 entsprechen und in guter Übereinstimmung mit den bisherigen Ergebnissen der Elastometrie stehen. Wie bereits zuvor diskutiert, könnten die unterschiedlichen, scherratenabhängigen Elastizitätsmoduln die Frequenzabhängigkeit des Netzwerkswiederspiegeln.UmeinenVergleichderModulnimBereichderPlateau-Elastizität vorzunehmen, muss das Deformationsverhalten im Bereich hoher Scherraten betrachtet werden.HierbeibefindetsichderTropfenaufgrunddergroßenDeformationjedochimnichtlinear-viskoelastischen Bereich. Bei niedrigen Scherraten liegt vermutlich auch schon ein elastischerFilmvor,jedochzeigtdieserwieauchinderRheologieeinegeringereElastizität. AbeinerKonzentrationvon0,7µmol/L(entspricht40Molekülen/nm²)lässtsicheinzweiter Übergangsbereich erkennen, welcher im korrelierenden Dodecan/Wasser-System der 2DScherrheolgie sowie in den Messungen der Grenzflächenspannung zu erkennen war. Hier könnte die Aggregatbildung in der Bulkphase sowie die damit einhergehende Viskositätsänderung eine Rolle spielen. Insgesamt zeigt der Elastizitätsmodul mit weiterer Erhöhung der Konzentration jedoch keine wesentliche Änderung, was bereits grenzflächenrheologischfestgestelltwerdenkonnte. UmdenÜbergangvonEmulsionstropfenzuKapselbesseraufzulösen,istimFolgendendie Grenzflächenspannung, nach der Taylor-Theorie berechnet, aufgetragen und den experimentellen Daten aus der Tensiometrie (vgl. Pendant Drop) gegenübergestellt. Die GraphikeninAbbildung99stellendieAuftragungenfürbeideAuswertemethodendar.Die GrenzflächenspannungenderreinenEmulsionstropfensindimRahmenderFehlertoleranz gleich.BeiAnwesenheitvonSpan65spiegeltsichauchhierwieder,dassbeidergeringsten Konzentration von 0,017 µmol/L (1 Molekül/nm²) noch kein zusammenhängender Film vorhanden ist und es sich lediglich um einen Emulsionstropfen handelt, da die berechnete Grenzflächenspannung mit 17 mN/m in der gleichen Größenordnung liegt wie die experimentellbestimmteGrenzflächenspannung. 125 5Ergebnisse 35 35 30 30 25 25 20 20 15 15 10 0,01 0,1 1 10 100 10 Konzentration [µmol/L] Pendant Drop Taylor 100 100 80 80 60 60 40 40 20 20 0,01 0,1 1 10 Grenzflächenspannung [mN/m] 40 Grenzflächenspannung [mN/m] Grenzflächenspannung [mN/m] Pendant Drop Grenzflächenspannung [mN/m] Taylor 40 100 Konzentration [µmol/L] Abbildung99:NachTAYLORberechneteundexperimentellbestimmteGrenzflächenspannungenvon Span 65 Kapseln als Funktion der Konzentration. Links: linearer Bereich, rechts: nicht-linearer Bereich. Bei 0,03 µmol/L (2 Molekülen/nm²) sowie bei höheren Konzentrationen zeigen sich deutliche,immergrößerwerdendeAbweichungenbeiderWerteundderTrend,dassdienach TAYLORberechnetenWerteklaroberhalbderexperimentellbestimmtenWerteliegen.Diesist ein Hinweis darauf, dass ein elastischer Film vorliegt, welcher die sehr hohe Grenzflächenspannungvortäuscht.DerSchnittpunktderKurvenlässtsichalsÜbergangder zur Filmbildung notwendigen Tensid-Konzentration betrachten und stimmt für beide Auftragungen mit umgerechnet 1,3 Molekülen pro nm² in etwa mit dem scherrheologisch bestimmtenKonzentrationswertvonetwa1,7Moleküle/nm²(anWasser/Luft)überein.Für das korrespondierende Wasser/Dodecan-System konnte in der Scherrheologie eine erstmaligeFilmbildungbeiebenfalls2Molekülen/nm²bzw.einerBulkkonzentrationvon1 µmol/L gemessen werden. Aufgrund des Adsorptions-Desorptions-Gleichgewichts eines Tensids in einem Zweiphasensystem sollte die kritische Konzentration der Filmbildung eigentlich nicht identisch zur Wasser/Luft-Grenzfläche sein. Da jedoch in den vorigen Kapiteln diskutiert wurde, dass offenbar keine Desorption der Moleküle in die Bulkphase erfolgt, liegen hier andere Bedingungen vor. Somit ist der Schwellenwert zur Filmbildung etwadergleichewieanderebenenGrenzfläche. DieKonzentrationsabhängigkeitspiegeltsichauchimVerlaufdesAnstellwinkelswieder.Es fällt auf, dass sich die Kapseln mit Span 65 Membran in einem Winkel von 45° zur StrömungsrichtungorientierenundderWinkelbeizunehmenderScherrateabnimmt.Dieses VerhaltenisttypischfürKapselnmitviskoelastischerMembran79,123.Auffallendist,dasssich dieVerläufefürdiekleinste(0,017µmol/L,1Molekül/nm²)unddiegrößteKonzentration (2 µmol/L, 600 Moleküle/nm²) nicht stark voneinander unterscheiden, die dazwischenliegenden Konzentrationen jedoch eine etwa gleiche Orientierung zeigen und einenwenigerstarkenAbfalldesAnstellwinkels. 126 5Ergebnisse 60 0,017 µmol/L 0,03 µmol/L 0,08 µmol/L 0,17 µmol/L 0,7 µmol/L 10 µmol/L 100 µmol/L Anstellwinkel [°] 50 40 30 20 10 0 0 20 40 60 80 Scherrate [1/s] Abbildung 100: Verlauf des Anstellwinkels der Span 65 Kapseln im Scherfeld als Funktion der Scherrate. EineExtrapolationderbeidenKurvenergibteinenAnstellwinkelvon41bzw.42°.Derstarke AbfallderschwarzenundhellblauenKurvelässtsichaufeinenhöherenviskosenAnteildes Filmszurückführen,wasbeiderKonzentrationvon1Molekül/nm²eingängigist,dabereits gezeigt werden konnte, dass diese Konzentration noch nicht zur elastischen Filmbildung ausreicht.DiehöherkonzentriertenSystemebesitzenausgeprägteelastischeEigenschaften undzeigendaheraucheinentendenziellkonstanterenVerlaufdesWinkels. Bewegungs-undOrientierungsdynamik:SchwingenundTank-Treading TypischePhänomenederBewegungs-undOrientierungsdynamik,wiedasSchwingenoder das Tank-Treading wurden für anfangs nicht-sphärische Mikrokapseln beschrieben und experimentell gefunden.125,128,178Die Abweichungen lassen sich anhand des Längen- zu Breitenverhältnisses der ellipsoidalen Kapsel (L/B) definieren, das in diesen Fällen typischerweiseWerteunterhalbvon0,9annimmt.DieL/B-VerhältnissevonSpan65Kapseln liegeninsgesamtineinemBereichvon0,91bis0,99,besitzenalsonahezuideal-sphärische Gestalten. Es ließ sich auch keine Tendenz ableiten, dass eine höhere Tensidkonzentration aufgrundvonGrenzflächeneffektenzueinerhöherenAbweichungenvonderKugelformführt. Aus diesem Grund sind für die Kapseln im Scherfeld keine ausgeprägten Oszillationsphänomenezuerwarten.AllerdingszeigtensichfüralleKapselnSchwingungen in den Deformationswerten, was in Abbildung 101 anhand ausgewählter Konzentrationen 127 5Ergebnisse dargestelltist.Diejeweilsaufderx-AchseaufgetrageneZeitspanneistinallenAbbildungen gleichgewählt. 0,017µmol/L 0,03µmol/L L/B=0,91 0,120 0,095 Deformation Deformation 0,115 0,110 0,105 0,100 114 L/B=0,95 0,100 0,090 0,085 116 118 120 122 0,080 190 124 192 Zeit [s] 194 196 198 200 Zeit [s] 0,7µmol/L L/B=0,91 0,100 0,48 Deformation Deformation 0,095 0,090 0,085 0,080 194 L/B=0,91 0,50 0,46 0,44 0,42 Amplitude 0,001 Frequenz 4,2 rad/s 196 198 200 202 0,40 800 204 Amplitude 0,006 Frequenz 1,1 rad/s 802 804 Zeit [s] 806 808 810 Zeit [s] 10µmol/L L/B=0,97 0,080 0,58 Deformation Deformation 0,075 0,070 0,065 0,060 170 L/B=0,97 0,60 0,56 0,54 0,52 Amplitude 0,0007 Frequenz 10,5 rad/s 172 174 176 Zeit [s] 178 180 0,50 860 Amplitude 0,01 Frequenz 1,1 rad/s 862 864 866 868 870 Zeit [s] Abbildung 101: Zeitliche Auflösung des Deformationsverhaltens von Span 65 Kapseln unterschiedlicherKonzentration. 128 5Ergebnisse Für die geringste Konzentration von 0,017 µmol/L (entspricht 1 Molekül/nm²) zeigt sich keinerleiPeriodizitätimzeitlichenVerlaufderDeformationoderdesAnstellwinkels,waszu erwartenwar,dahiernochkeinausgebildetesNetzwerkvorhandenist.EineErhöhungder Konzentrationauf0,03µmol/L(2Moleküle/nm²)zeigtersteSchwingungseffekteimBereich kleinerScherraten,waseinHinweisaufdieBildungdesGrenzflächenfilmsist.Jedochistnoch kein sinusförmiger Verlauf anfitbar. Eindeutigere Oszillationen zeigen sich bei den höher konzentriertenSystemen.ExemplarischgezeigtsinddieFormoszillationeneiner0,7µmol/L- undeiner10µmol/L-Kapsel(40bzw.600Moleküle/nm².JeweilslinksisteinAusschnittdes Scherratenbereichs von etwa 5 bis 10 1/s und rechts ein Ausschnitt im höheren Scherratenbereichbeietwa50bis601/s.DieAuflösungderDeformationsachsenistjeweils für die linken und für die rechten Auftragungen gleich gewählt. Es wird deutlich, dass das SchwingungsverhaltenfürdenBereichkleinerundgroßerDeformationenunterschiedlichist, was mit den unterschiedlichen Elastizitätsmoduln für den linearen und nicht-linearen Bereichen einhergeht. Ab einer gewissen Scherbelastung scheinen sich die mechanischen EigenschaftendesNetzwerkszuverändern.DieskannunteranderemmitderVergrößerung der Oberfläche und der Nachdiffusion von Tensiden zusammenhängen, wodurch sich die Vernetzungsstruktur ändert. Nimmt man beispielsweise an, dass die bisher diskutierte Poissonzahl von 1 ein dreidimensional kompressibles Material beschreibt, könnte diese KomprimierbarkeitdasVerhaltenunterderEinwirkungvonScherkräftenbeeinflussenund dieVernetzungsstrukturzunehmendverdichten.EinandererAnsatzist,dassaufgrundder temporärenVernetzungdieElastizitätdesFilmsscherratenabhängigist.IndemFallwäredie Cross-Over-FrequenzimBereichdesÜbergangsderSchwingungenzufinden.Abbildung102 zeigtdiesenBereichfürdieobenbeschriebeneKapselmit10µmol/LSpan65. L/B=0,97 0,8 0,7 Deformation Deformation 0,6 0,5 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 760 765 770 Zeit [s] 775 780 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Scherrate [1/s] Abbildung 102: Übergangsbereich der zwei unterschiedlichen Schwingungsmodi einer Span 65 KapselmiteinerKonzentrationvon10µmol/LineinemScherratenbereichvon47-491/s. 129 5Ergebnisse Hieristdeutlichzuerkennen,dassderÜbergangbeiderBereicherelativsprunghafterfolgt beieinerScherratevonetwa47-491/s.DiesistexaktderBereich,woauchdieSteigungdes Deformationsgraphenabnimmt,welcherzuvoralsnicht-linearerBereichbezeichnetwurde. Vergleichbare experimentelle Daten von Polysiloxan-Mikrokapseln weisen Schwingungsfrequenzenvonetwa1,41/sundAmplitudenvonca.0,1auf,welcheseherdem Verlauf bei geringen Scherraten ähnelt. Dass die Amplitude der Schwingung für die SpanKapselnvielgeringerist,istaufdiegeringeAbweichungvonderKugelformzurückzuführen. DasSchwingenkannanalogauchindenzeitlichenAuftragungendesAnstellwinkelserkannt werden. Ein Tumbling-Modus, also ein Oszillieren des Winkels von positiven zu negativen Werten,istbeikeinerderuntersuchtenKapselngefundenworden.Dieskönntezumeinenan der relativ geringen Elastizität der Kapseln von etwa 0,1 N/m liegen, die kein festkörperähnliches Verhalten des Partikels hervorruft. Zum anderen sind die ausgeprägte Homogenität und geringe Dicke der Membranen mögliche Gründe. Bei einigen Kapseln konnten Staubpartikel auf der Oberfläche beobachtet werden, welche als Tracer-Partikel genutzt wurden, um die Bewegung der Oberfläche in der Scherströmung zu verfolgen. Abbildung103zeigtdasVerhaltensolcheinesPartikels.Erbewegtesichausschließlichauf deräußerenKonturderKapselundbewegtesichpendelhaftvonderlinkenzurrechtenSeite undwiederzurück.Dabeifielauf,dassdieGeschwindigkeitsenkrechtzurStrömungsrichtung deutlichlangsamerstattfandalsdieBewegungparallelzurStrömungsrichtung. langsam schnell schnell langsam Abbildung103:VerfolgungeinesTracer-PartikelsaufderKapseloberflächeeinerSpan65Kapselbei einerScherratevon131/s(10Moleküle/nm²). DieseBeobachtungunterscheidetsichdeutlichvomPhänomendesTank-Treadings,beidem ein Membranelement periodisch um den Kapselkern kreist und die Frequenz konstant ist. Tank-TreadingwurdebeschriebenfürKapselnineinemviskosenäußerenMedium,nachdem sie eine stationäre Orientierung angenommen haben. KELLER und SKALAK zeigten, dass das Tank-Treading im Wesentlichen von den Achsenverhältnissen des Ellipsoids und dem Viskositätsverhältnisabhängt118.BeihöherenViskositätsverhältnissenundScherratenkann dasTank-TreadingabhängigvomViskositätsverhältnisineinTaumelnübergehen116,118.Der in Abbildung 103 gezeigte Bewegungsmodus war nahezu unabhängig von der Scherrate 130 5Ergebnisse gleichbleibend, nur die Geschwindigkeiten der Bewegungen des Tracers in StrömungsrichtungwurdenmitzunehmenderScherrateschneller. Relaxationstests WiebereitsbeidenLangmuir-Blodgett-UntersuchungenwurdenRelaxationsexperimenteder Span65Filmedurchgeführt,umInformationenüberdastemporäreVernetzungsverhaltenzu bekommen. Dazu wurde die Scherrate stufenförmig variiert und die resultierende DeformationderKapselaufgezeichnet.Abbildung104zeigtdasVerhalteneinerKapselmit einerGrenzflächenkonzentrationvon40Molekülen/nm². Deformation 0,4 0,3 0,2 0,1 Scherrate [1/s] 0,0 30 20 10 1403 1564 1686 1807 Zeit [s] Abbildung104:RelaxationsstufenexperimenteinesSpan65Filmsmit40Molekülen/nm²beieiner Scherratevon15bis201/s. DieDeformationderKapselerfolgtinPhasemitderScherratenvorgabe.Eszeigtsichoptisch keinRelaxationsverhaltenderKapseldeformation,sowieesetwabeidenExperimentenam Langmuir-TrogoderSpinningDrop-TensiometerderFallist,sodassdieRelaxationszeithier wesentlichgeringerseinmuss.DiesistaufdenAnteildesTrichlorbenzolszurückzuführen, derinden2D-scherrheologischenExperimenteneineVerringerungderRelaxationszeitauf etwa 1 Sekunde zur Folge hatte. Diese Zeit ist zu kurz, um in den Messungen im Scherfeld aufgelöstzuwerdenundbestätigtdamitdieErgebnissederRheologie. 131 5Ergebnisse VergleichderTenside ImFolgendenwirddasDeformationsverhaltensvonSpan60,Span65undSpan85Kapseln imScherfelduntersucht.AusbisherigenUntersuchungenistbekannt,dassSpan60undSpan 65 temporäre Filme bilden und Span 85 keine viskoelastischen Eigenschaften an Grenzflächen besitzt. Das Deformationsverhalten spiegelt wieder, dass alle Systeme eine höhere Deformierbarkeit als der reine Emulsionstropfen besitzen, was mit der geringen Grenzflächenspannung zusammenhängt. Das nicht-vernetzende Span 85 zeigt wie zu erwarten die höchste Deformierbarkeit, da hier kein elastischer Film vorliegt, der einer äußerenDeformationentgegenwirkt.DennochliegendieKurvenderdreiSpan-Tensidenah beieinander und zeigen vor allem im Bereich kleiner Deformationen keine wesentlichen Unterschiede (Abbildung 143, Anhang). Beim Vergleich der Grenzflächenspannung fällt jedochauf,dassdieWertefürSpan65stärkervondentensiometrischbestimmtenWerten abweichen. Tabelle 11 stellt die bestimmten Grenzflächenspannungen gegenüber. Die ermittelten Werte für Span 85 liegen mit 22 mN/m und 28 mN/m in derselben Größenordnung, sodass hier angenommen wird, dass es sich um einen einfachen Emulsionstropfen handelt. Die Grenzflächenspannungen für Span 65 passen für die Auswertung im linearen Bereich ebenfalls überein, sodass hier nicht differenziert werden kann,obessichbereitsumeinenelastischenFilmhandelt. Tabelle10:VergleichderberechnetenGrenzflächenspannungenmitdentensiometrischbestimmten GrenzflächenspannungenfürSpan65(linearundnicht-linear)undSpan85Kapseln. γ[mN/m](Taylor) γ[mN/m]PendantDrop Span85 21,6±2,4 29,0±2,1 Span65(LVE) 16,7±1,1 19,4±1,2 Span65(nLVE) 86,0±7,7 19,4±1,2 EinenHinweisaufdieElastizitätsunterschiedederverschiedenenSpan-Filmelässtsichwie zuvorbeschriebenimBereichhoherScherratenausmachen.Abbildung105zeigtdenVerlauf derDeformationimgesamtenScherratenbereich. 132 5Ergebnisse 0,8 Deformation 0,6 0,4 0,2 Tropfen Span 65 Span 85 0,0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Scherrate [1/s] Abbildung 105: Deformationsverhalten von Tropfen im Scherfeld als Funktion der Scherrate (40 Moleküle/nm²). DiefrequenzabhängigeElastizitätderSpan65TropfenlässtsichanhanddesAbflachensder Deformationskurveerkennen,wennmandenlinearenFitimAnfangsbereichzugrundelegt. Im Vergleich der Tenside fällt auf, dass der Emulsionstropfen keine und Span 85 kaum Abweichungenaufweisen.FürSpan65hingegenwerdenabeinerScherratevonetwa401/s deutliche Abweichungen sichtbar. Die Auswertung der Grenzflächenspannung nachTAYLOR im nicht-linearen Bereich liefert einen Wert von 86 mN/m, der klar vom tensiometrisch bestimmten Wert von 19 mN/m abweicht. An dieser Stelle von einem elastischen Grenzflächenfilmauszugehen,dereineVerringerungderDeformierbarkeitbewirkt. 5.1.7 OscillatingDrop Die Oscillating Drop-Methode liefert Informationen über die Elastizität der Membranen in Form von Speicher- und Verlustmodul, welcher ähnlich wie in der zweidimensionalen Scherrheologie,inAbhängigkeitderFrequenzundAmplitudeermitteltwird.Wiebereitsin dentheoretischenGrundlagenzudieserMethodeerläutert,istdieVoraussetzungdafüreine ausreichendeÄnderungderTropfenoberflächeundderGrenzflächenspannung,daanbeide GrößeneineSinusfunktiongefittetwird,auswelchensichdurchFourier-Transformationdie entsprechenden Moduln berechnen lassen. Dies bedingt jedoch das Erzeugen einer relativ hohen Deformation, sodass die Messungen nur zuverlässig außerhalb des linearviskoelastischenBereichsstattfindenkönnen.DiesistimFolgendennähererläutert. 133 5Ergebnisse OscillatingPendantDrop BeiderOscillatingPendantDropMethodewirddieOberflächenänderungdesTropfensdurch die Variation des Kapselvolumens hervorgerufen. Es wurde eine Amplitude von 40% (±9,3µl)verwendet,waseiner2D-Dehndeformationvon25%(±3,5mm²)entsprichtund weit oberhalb des linear-viskoelastischen Bereichs liegt. Geringere Amplituden lieferten keine zuverlässigen Ergebnisse. Der Frequenzabhängige Verlauf von Speicher- und VerlustmodulistinAbbildung106gezeigt. 1 Speichermodul Verlustmodul Elastizitätsmodul [N/m] 0,1 0,01 0,001 1E-4 1E-5 1E-6 0,1 1 10 Frequenz [rad/s] Abbildung106:VerlaufvonSpeicher-undVerlustmoduleinesoszillierendenSpan65Tropfensander Wasser/Dodecan-GrenzflächealsFunktionderFrequenz(40Moleküle/nm²,1mmol/L,T=20°C). Esistgutzuerkennen,dassderSpeichermodulinallenFällenüberdemVerlustmodulliegt, wasdieElastizitätderSpan65Membranenwiederspiegelt.DieHöhederElastizitätistmit 0,02 N/m etwas geringer als bei den anderen Methoden. Die Elastometrie der ebenfalls hängendenTropfenzeigteeinenModulvon0,13N/mimundeformiertenZustandundvon 0,05 N/m bei Deformationen außerhalb des LVE Bereiches. Letzterer Wert weicht um den Faktor2,5vommittelsOscillatingDropbestimmtenWertab.GenaudieseAbweichungwurde bereitsvonSTANIMIROVAetal.fürSaponin-Adsorptionsfilmebeschrieben,dieebenfallsmittels Oscillating Pendant Drop Technik untersucht wurden. Sie beschrieben, dass die Elastizität einer Membran sowie ihre nicht-Sphärizitität, die unter anderem durch die Bildung von Falten hervorgerufen wird, zu einem um den Faktor 2,5 geringeren Elastizitätsmodul führen179.DieseTheorietrifftexaktaufdievorliegendenErgebnissezu.BeiderBetrachtung der Messungen ist weiterhin auffallend, dass keine Frequenzabhängigkeit der Elastizität sichtbar ist, sondern die Moduln im betrachteten Bereich konstant sind und damit einen 134 5Ergebnisse permanent vernetzten Zustand repräsentieren. Gegenüber den 2D-scherrheologischen MessungenistderhierzugänglicheFrequenzbereichmit0,01bis1rad/sdeutlichgeringer. JedochwardieCross-Over-FrequenzgenauindiesemBereichbeobachtetworden,sodassim Falle einer Relaxation ein Abfallen der Moduln zu kleineren Frequenzen hin sichtbar sein sollte.DasdiesnichtderFallist,lässtsichdurchdiefehlendeDesorptiondesSpansander Grenzfläche erklären. Anhand der bisherigen Untersuchungen und der Existenz einer Faltenbildung konnte gezeigt werden, dass das Tensid an die Grenzfläche adsorbiert und danach nicht wieder zurück in Lösung geht, sodass hier kein klassisches AdsorptionsDesorptions-Gleichgewicht stattfindet. Dieses ist jedoch eine Voraussetzung für die Oscillating Drop Methode, da der Effekt bei der Vergrößerung der Grenzfläche für die ÄnderungderGrenzflächenspannungverantwortlichist.BeieinerVergrößerungderFläche kommteszunächstzueinerErhöhungderGrenzflächenspannungaufgrunddergeringeren Oberflächenkonzentration.AnschließenddiffundierenMoleküleausderBulk-Phasenachund sorgen(zeitverzögert)füreineerneuteVerringerungderGrenzflächenspannung.ImFalledes Spans 65 kommt es zwar zu einer Nachdiffusion bei der Flächenvergrößerung, jedoch entsteht bei einer Verringerung der Fläche ein Überschuss dadurch, dass das Tensid nicht zurückindieBulkphasegeht. OscillatingSpinningDrop Für die Oscillating Spinning Drop Methode wurden die Tropfen bei einer Rotationsgeschwindigkeitvon6000rpmuntersucht,daindiesemBereichdieBestimmung der Grenzflächenspannung, welche sich Geräte-bedingt anhand der Dichtedifferenz ergibt, zuverlässigist.AuchbeidieserMethodemusstedieAmplituderelativhochgewähltwerden, umeineausreichendeOberflächen-undGrenzflächenspannungsänderunghervorzurufen.Es wurdeeineAmplitudevon4000rpmgewählt,welche2D-Dehndeformationenvonetwa25% hervorriefen.Dieseliegen,wiedieMessungendesOscillatingPendantDrops,außerhalbdes linear-viskoelastischenBereichs.Abbildung107zeigtdenVerlaufderModulnalsFunktion derFrequenz. 135 5Ergebnisse 1 Elastizitätsmodul [N/m] 0,1 0,01 0,001 1E-4 1E-5 Speichermodul Verlustmodul 1E-6 0,001 0,01 0,1 1 Frequenz [rad/s] Abbildung107:VerlaufvonSpeicher-undVerlustmoduleinesoszillierendenSpan65Tropfensander Wasser/Dodecan-GrenzflächealsFunktionderFrequenz(10Moleküle/nm²,0,05mmol/L,T=20°C). Auchhierwirddeutlich,dassdieelastischenEigenschaftendesNetzwerkfilmsüberwiegen undkeineRelaxationenderBindungensichtbarsind.DerWertdesSpeichermodulsliegtmit etwa0,03N/mindergleichenGrößenordnungwiebeiderPendantDropMethode.Verglichen mitdenstationärenSpinningDropMessungenistderModuldeutlichgeringer,wasjedochan demerwähntenVerlassendeslinear-viskoelastischenBereichsliegt.DaheristderVergleich mitderOscillatingPendantDrop-MethodeandieserStelleexakter. BeiderBetrachtungderOscillatingDropMethodeistimAllgemeinenfestzuhalten,dasseine Untersuchung temporär vernetzter Membranen, die kein Adsorptions-DesorptionsGleichgewicht an Phasengrenzflächen zeigen, nur eingeschränkt geeignet ist. Dazu kommt, dassalleMessungenaußerhalbdeslinearenBereichsstattfindenundeineVergleichbarkeit mitanderenMethodendaherschwierigist. 5.2 5.2.1 Rinderserumalbumin UntersuchungebenerGrenzflächenfilme AnalogzudenZuckertensid-SystemenwurdenzunächstscherrheologischeUntersuchungen an der ebenen Grenzfläche durchgeführt, um die Eigenschaften der Grenzflächenfilme charakterisierenzukönnen.IneinemerstenSchrittwurdendabeidiereinenBSA-Filmean der Wasser/Luft und Wasser/Öl-Grenzfläche untersucht und ihr rheologisches Verhalten ohne Zugabe von Vernetzern studiert. Es ist bereits bekannt, dass Proteinfilme an 136 5Ergebnisse Phasengrenzflächen temporäre Netzwerke ausbilden können31,33,180,181. SHARMA et al. untersuchten das zweidimensional-scherrheologische Verhalten von BSA in einem Konzentrationsbereich von 1 bis 20 Gew.-% ebenfalls mit einer DWR-Ringgeometrie und erzieltengleicheErgebnissefürdieGrenzflächenelastizität.Siezeigtenaußerdem,dassdie Cox-Merz-Regel für BSA-Filme nicht erfüllt ist, also nicht nur Entanglement-Strukturen vorliegen,welchefürdieelastischenEigenschaftenverantwortlichsind.NOSKOVetal.konnten zeigen,dasseineDenaturierungvonBSAanderGrenzflächeerfolgt,wodurcheineveränderte Konformation vorliegt, die sich wiederum durch ein Maximum im Zeittest erkennen ließ. Abbildung 108 zeigt repräsentativ den Frequenztest eines BSA-Films an der Wasseroberfläche. 1 Speichermodul [N/m] 0,1 0,01 0,001 Speichermodul (experimentell) Verlustmodul (experimentell) Speichermodul (Maxwell-Fit n=4) Verlustmodul (Maxwell-Fit n=4) 1E-4 1E-5 0,01 0,1 1 10 100 Frequenz [rad/s] Abbildung 108: Oszillationsfrequenztest von BSA an der Wasser/Luft-Grenzfläche (2 Gew-%, γ = 0,1%,T=20°C)mitentsprechendenFitfunktionendes3-und4-Moden-Modells. WiebeidenviskoelastischenTensidfilmenistauchhiereinelastischesVerhaltenbeihohen Frequenzenzubeobachten,währendbeiniedrigenFrequenzenderviskoseAnteildominiert. Aufgrund der langen Fragmente des Proteinmoleküls ist die Ausbildung ausgeprägter vander-Waals-WechselwirkungensowiezusätzlicherEntanglement-Strukturenmöglich,diefür die Elastizität der Filme verantwortlich sind. Die Relaxationszeit, die sich aus dem Schnittpunkt von Speicher- und Verlustmodul ergibt, liegt für die untersuchten KonzentrationenimBereichvon0,01rad/s,woraussicheineRelaxationszeitvonetwa630 Sekunden ergibt. Analog zu den Sorbitanestern zeigen auch die BSA-Filme HOOKE’sches Verhalten. Dies konnte anhand von Relaxationtests bestimmt werden, die eine ProportionalitätzwischendemSchermodulundderDeformationaufwiesen(Abbildung145, 137 5Ergebnisse Anhang). Die Eigenschaften der Grenzflächenfilme wurden in Abhängigkeit der Konzentration des BSA untersucht. Abbildung 109 zeigt Oszillationszeittests bei unterschiedlicherKonzentration. 0,05 Speichermodul [N/m] 0,04 0,03 0,02 0,001 Gew-% 0,01 Gew-% 0,1 Gew-% 1 Gew-% 0,01 0 200 400 600 800 1000 Zeit [s] Abbildung 109: Oszillationszeittests von BSA an der Wasser/Luft-Grenzfläche (ω = 10 rad/s, γ = 0,1%,T=20°C). DieKinetikderFilmbildunganderWasseroberflächeisterfolgtinsgesamtsehrschnellund innerhalbwenigerMinutennachBeginnderMessung.BeieinerErhöhungderKonzentration auf1Gew-%(400Molekülepronm²)isteineunmittelbareFilmbildungzuerkennen,dieauf eine schnellere Adsorption aufgrund der höheren Bulkkonzentration zurückgeht. Der Einfluss der Konzentration auf das Verhalten beim Frequenztest ist in Abbildung 110 dargestellt. Der Speichermodul und die Relaxationszeit sind als Funktionen der Oberflächenbedeckung aufgetragen. Dabei konnte in einem weiten Konzentrationsbereich von0,002Gew.-%(1Molekülpronm²)bis2Gew.-%(800Molekülepronm²)nahezukeine Veränderung des Speichermoduls beobachtet werden, was mit den Beobachtungen von SHARMA et al. übereinstimmt. Eine erste Filmbildung wurde bei einer Konzentration von 0,0005Gew-%(0,26Molekülepronm²)beobachtet.DiesentsprichteinerFlächevon3,8nm² pro BSA-Molekül. Aufgrund der Größe des Proteins von etwa 14 x 4 x 4 nm, unter der Annahme eines prolaten Ellipsoids182, muss an dieser Stelle bereits eine multimolekulare Filmstruktur vorliegen. Wird zusätzlich von einer Denaturierung des Proteins an der Phasengrenzflächeausgegangen,wäredernotwendigePlatzbedarfproMolekülsogarnoch höher. 138 5Ergebnisse Plateau-Speichermodul [N/m] 0,1 0,01 0,001 1E-4 0,001 0,01 0,1 1 10 Konzentration [Gew-%] Abbildung 110: Speichermodul der BSA-Filme an der Wasser/Luft-Grenzfläche als Funktion der Konzentration(ω=10rad/s,γ=0,1%,T=20°C). Da im vorliegenden Experiment keine Dehnungseffekte aufgrund von Flächenänderungen erfolgen, ist ein weitgehend konstanter Platzbedarf anzunehmen. Die Scherstabilität der Filme wurde anhand von Amplitudentests untersucht und ist in folgender Abbildung 111 gezeigt.Derlinear-viskoelastischeBereichistmitetwa1%insbesondereimVergleichmitden Zuckertensid-Systemensehrhoch,wasfüreinehoheStabilitätdergebildetenFilmespricht. Die Stabilität zeigt zudem keine Abhängigkeit von der verwendeten Oberflächenkonzentration. Auch in den Konzentrationsbereichen kleiner als 0,002 Gew-% undgrößerals2Gew-%istkeineVeränderungindenAmplitudentestszuerkennen. 139 5Ergebnisse 1 Speichermodul [N/m] 0,1 0,01 0,001 1E-4 0,001 0,001 Gew% 0,01 Gew-% 0,1 Gew-% 1 Gew% 0,01 0,1 1 10 100 1000 Deformation Abbildung111:OszillationsamplitudentestsvonBSAanderWasser/Luft-Grenzfläche(ω=10rad/s, T=20°C). ÄhnlicheszeigtenbereitsdieOszillationsfrequenztests,auchhieristkeineVeränderungdes KurvenverlaufsmitVariationderKonzentrationzubeobachten.Darauslässtsichschließen, dassdieArtdertemporärenNetzwerkeinsgesamtnichtdurchdieKonzentrationbestimmt ist.Dieskanndamitzusammenhängen,dassnurdieanfangsgebildeteGrenzflächenschicht, beideresdurchdenKontaktzurGrenzflächezurDenaturierungderProteinmolekülekommt, fürdenelastischenCharakterverantwortlichist.EinähnlicherEffektwurdebereitsbeiden Sorbitanestern beobachtet, deren viskoelastische Filme ausschließlich durch die Existenz einermonomolekularenSchichtzustandekommenundweiteresTensidkeinenEinflusszeigt. EinflussderWasserphase Da die Proteinfilme im weiteren Verlauf der Arbeit als Kapselwandmaterial verwendet werden, mussten einige Lösungsmittel-Einflüsse untersucht werden, um eine VergleichbarkeitderverschiedenenMethodenzugewährleisten.DazuwarderEinflussvon Glycerin als wässrige Phase interessant, da sich die Kapseln im Scherfeld in einer äußeren Glycerin-Phase befinden und in einem Glycerin/Wasser-Gemisch hergestellt werden. In diesemFallzeigtesich,dassdasGlycerintrotzseinerhohenViskositätkeinerleiEinflussauf dasrheologischeVerhaltenderFilmehat(Abbildung112). 140 5Ergebnisse 1 Speichermodul [N/m] 0,1 0,01 0,001 Wasser Glycerin 1E-4 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000 Zeit [s] Abbildung112:OszillationszeittestvonBSAanderWasser/Luft-undGlycerin/Luft-Grenzfläche(2 Gew-%,ω=10rad/s,γ=0,1%,T=20°C). TrotzdemdieDiffusionsprozessederMoleküleindemhöherviskosenMediumverlangsamt sind, kommt es, im für die Kapselbildung relevanten Konzentrationsbereich, innerhalb weniger Minuten zur Filmbildung. Der Einfluss der Viskosität ist ausschließlich bei sehr geringenProteinkonzentrationenerkennbar. EinflussderÖlphase Für die Untersuchung an der Wasser/Öl-Grenzfläche wurden p-Xylol und n-Dodecan verwendet.p-XylolwurdefürdieHerstellungdervernetztenProteinkapselnverwendetund galt daher als Bezugssystem. Im Falle der BSA-Filme zeigte sich allerdings, dass die AnwesenheitdesaromatischenÖlsdieVernetzungverhindertundkeineElastizitätmessbar war.DieseBeobachtungwurdebereitsbeidenZuckertensidengemachtundkonnteaufdie aromatische Struktur des p-Xylols zurückgeführt werden. Die Verwendung von n-Dodecan zeigte,wieauchbeidenZuckertensiden,nureinengeringenEinflussaufdieFilmbildungim VergleichzurreinenWasseroberflächeundwurdedaherfürdieUntersuchungdertemporär vernetzten Kapseln verwendet. Für die Anwendungen im Scherfeld musste außerdem die DichtederÖlphasedurchZugabevon(1,2,4)-Trichlorbenzolangepasstwerden.DerEinfluss der Zusammensetzung der Ölphase konnte bereits anhand der Zuckertensid-Systeme vermutetwerdenundzeigtefürBSAvergleichbareErgebnisse(Abbildung113). 141 5Ergebnisse 1 Dodecan 30% Trichlorbenzol p-Xylol Luft Speichermodul [N/m] 0,1 0,01 0,001 1E-4 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000 Zeit [s] Abbildung113:OszillationszeittestsfürBSA-FilmeanderWasser/Öl-Grenzflächefürverschiedene Ölphasen(2Gew-%,ω=5rad/s,T=20°C) DieZugabevon30Vol-%TrichlorbenzolzurDodecan-PhaseverringertedenSpeichermodul von 0,02 auf 0,01 N/m, eine weitere Erhöhung dieses Anteils auf 70 Vol-% brachte die Filmbildung zum Erliegen. Dies ist auf die verminderte Diffusion der Moleküle zur Grenzflächezurückzuführen.ZurUntersuchungderKapselnimScherfeldmusstesomitein möglichst geringer Trichlorbenzol-Anteil verwendet werden. Bei der Betrachtung der Frequenztests fiel außerdem auf, dass die Existenz des Trichlorbenzols einen Abfall des ModulsbeihohenFrequenzenverursachte,wieinAbbildung114zusehenist. 142 5Ergebnisse 1 Dodecan 30% Trichlorbenzol Speichermodul [N/m] 0,1 0,01 0,001 1E-4 1 10 100 Frequenz [rad/s] Abbildung 114: Verlauf des Speichermoduls im Oszillationsfrequenztest von BSA bei hohen FrequenzenfürdieDodecan-undTrichlorbenzol-Grenzfläche(2Gew-%,γ=0,1%,T=20°C). DerAnteildesaromatischenTrichlorbenzolsbewirktalsoeinscherverdünnendesVerhalten des Films. Durch die periodische Belastung des Films werden vermutlich intermolekulare Bindungskräfteüberwunden,wassichineinemAbfallendesSpeichermodulsausdrückt.Im Gegensatz zum Dodecan beeinflusst das Trichlorbenzol die Diffusion und Interaktion der Molekülestärker,sodassdieattraktivenWechselwirkungenhierinsgesamtschwächersind. Diese Kräfte werden durch Deformation im hochfrequenten Bereich überwunden und das NetzwerklöstsichbeieinerFrequenzvonetwa20rad/s. VernetzteProteinfilmeVII Für die Bildung der vernetzten Proteinmembranan wurde ausschließlich an Wasser/ÖlSystemengearbeitet,dadieReaktionzwischenBSAundVernetzeranderPhasengrenzfläche stattfand.DazuwurdedasProteininwässrigerPBS-PufferlösunggelöstundmitderÖlphase überschichtet, die den Vernetzer beinhaltet. Die Vernetzung war sowohl an der Wasser/Dodecan- als auch an der Wasser/p-Xylol-Grenzfläche möglich, wobei letztere in bisherigen Arbeiten durch die gute Löslichkeit der Säurechloride verwendet wurde87. Im vorigenKapitelkonntebereitsgezeigtwerden,dassdieBildungdertemporärenFilmeander Dodecan-, nicht aber an der p-Xylol-Grenzfläche möglich war. Um den Effekt der VIIEinigederMessungenwurdenvonChristophDrechslerimRahmenderBachelorarbeitdurchgeführt(2016-2017)187. 143 5Ergebnisse ProteinvernetzungklarvonderBildungderreinenunvernetztenFilmeabgrenzenzukönnen, wurdendieMembranenprimäranderp-Xylol-Grenzflächebetrachtet. Die Eigenschaften der Proteinfilme lassen sich durch die Vernetzung der freien Aminogruppenbeeinflussen.DurchdieQuervernetzungvonbifunktionalenLinkereinheiten entsteht aus dem temporär vernetzten Film eine chemisch vernetzte Proteinmembran. Basierend auf den Arbeiten von LÉVY et al., KOLEVA und DEMAND wurden sowohl Säuredichloride(Terephthalsäuredichlorid,Sebacinsäureidchlorid)sowieGlutaraldehydund Toluoldiisocyanat für die Grenzflächenvernetzung verwendet39,87,183. Es zeigte sich bereits, dass die Vernetzung von BSA mit Säuredichloriden in Pufferlösungen von pH 6,86 zur Herstellung von Mikrokapseln geeignet war, jedoch sehr inhomogene Kapselmembranen erhalten wurden.183 Die Vernetzungsreaktion ist stark pH-abhängig, was vor allem auf der Protonierung der Aminogruppen beruht. Der Mechanismus der Säurechlorid-Vernetzung geht von einer nucleophilen Substitution der Aminogruppen aus, welche deprotonierte Aminogruppenvoraussetzt.DerisoelektrischePunktvonRinderserumalbuminliegtbeipH 4,7184, sodass bei den Experimenten bei pH 6,86 von einer teilweisen Deprotonierung der Amingruppenausgegangenwerdenkann.DieunebeneMembranallerdingslässtaufeinenzu hohenVernetzungsgradschließen,sodassimFolgendeneinhöhererpH-Wertvon7,4gewählt wurde.InähnlichenArbeitenzurVernetzungvonPolymermembranenmitSäuredichloriden erwiessichdieseVernetzergruppegenerellalsproblematisch,dadurchdieSäurefreisetzung bei der Substitution der pH-Wert der Lösung kontinuierlich sank, wodurch die Reaktion unabhängig von anderen Einflüssen zum Erliegen kam und somit schwer kontrollierbar war185.EswurdedahereineVernetzungmitGlutaraldehydundToluoldiisocyanatgewählt, welche als Additionsreaktionen funktionieren und ein Gleichbleiben des pH-Wertes gewährleisteten. Abbildung 115 zeigt Oszillationszeittests für alle drei erwähnten Vernetzersysteme. 144 5Ergebnisse 1 Speichermodul [N/m] 0,1 0,01 0,001 1E-4 Glutaraldehyd Sebacinsäuredichlorid Toluoldiisocyanat 1E-5 0 10000 20000 30000 40000 Zeit [s] Abbildung115:VergleichderOszillationszeittestsfürdieverschiedenenVernetzeranderWasser/pXylol-Grenzfläche(2Gew-%,ω=5rad/s,γ=1%,T=20°C). Die Kurvenverläufe spiegeln deutlich wieder, dass es sich bei allen drei Vernetzungsreaktionen um unterschiedliche Netzwerkstrukturen handelt. Die Substitutionsreaktion erzeugt eine Membran mit der höchsten Elastizität von 0,1 N/m, möglicherweiseweilhierdiemeistenAminogruppenerreichtwerden.Allerdingskommtes durch die Säurefreisetzung im Laufe der Reaktion zu veränderten Reaktionsbedingungen sorgen.EineVerringerungdespH-WertsdurchdieSäureabspaltungführtimerstenSchritt zumStoppenderPolymerisation,ineinemweiterenSchrittsindhierauchNebenreaktionen denkbar, wie etwa eine säurekatalysierte Spaltung bisheriger Bindungen oder Proteindenaturierung. Der mithilfe von Toluoldiisocyanat erzeugte Film besitzt eine Elastizität von über 0,05 N/m, jedoch eine langsamere Reaktionsgeschwindigkeit, da auch nach 40 000 Sekunden noch kein gleichbleibender Plateauwert erreicht ist. Das Produkt entsteht hierbei durch eine Additionsreaktion und besitzt durch die Struktur des Toluolgerüstes eine andere geometrische Anordnung verglichen mit dem Säuredichloridvernetzten Produkt. Die mit Glutaraldehyd vernetzte Struktur besitzt mit 0,01 N/m den geringsten elastischen Modul und die höchste Reaktionsgeschwindigkeit. Bereits nach einigenMinutenisthiereinnäherungsweisekonstanterModulerreicht.Auffallendistjedoch, dassderSpeichermodulnacheinigenStundenkontinuierlichabfällt.DieVernetzungsreaktion von Proteinen mit Glutaraldehyd ist im Vergleich mit den anderen genannten Methoden komplexer, da Glutaraldehyd autopolymerisiert und verschiedene Produkte bildet, welche jeweilsandereReaktivitätengegenüberdemProteinzeigen.DerMechanismuswurdebereits 145 5Ergebnisse eingangs näher erläutert. Durch die Vielzahl an möglichen Reaktionen ist die strukturelle VeränderungdesGrenzflächenfilmswährenddesZeittestssehrwahrscheinlichunderklärt die zeitliche Änderung des rheologischen Verhaltens. Die zugehörigen Frequenz- und AmplitudentestssindinAbbildungen116und117aufgeführt. 1 Speichermodul [N/m] 0,1 0,01 0,001 1E-4 1E-5 0,01 Glutaraldehyd Sebacinsäuredichlorid Toluoldiisocyanat 0,1 1 10 100 Frequenz [rad/s] Abbildung 116: Oszillationsfrequenztest (γ = 1%) und von 2 Gew-% BSA an der Wasser/p-XylolGrenzflächemitverschiedenenVernetzern(c=2,5mM,T=20°C). Erwartungsgemäß wurde für alle Vernetzer eine permanente Vernetzungsstruktur nachgewiesen, welche sich an der Frequenzunabhängigkeit des Speichermoduls erkennen lässt. Der leichte Anstieg bei hohen Frequenzen ist wie bereits bei den Span-Filmen beschriebenaufTrägheitseffektezurückzuführen.BeidemGlutaraldehyd-Systemistdieser Anstieg allerdings deutlich stärker ausgeprägt, sodass hier von einer scherverdickenden Wirkung ausgegangen wird. Beim Toluoldiisocyanat ist hingegen ein leichter Abfall des Moduls zu kleineren Frequenzen zu beobachten. Hier liegen demnach zusätzlich zu den chemischenBindungenphysikalischeWechselwirkungenoderEntanglementsvor,diesichin einerFrequenzabhängigkeitwiederspiegeln.Esistdavonauszugehen,dassdieseStrukturen aufgrund der Komplexität der Proteinstruktur grundsätzlich bei allen Vernetzersystemen vorliegen und nur unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Die Oszillationsamplitudentests weisen für die verschiedenen Vernetzer sehr unterschiedliches Verhalten auf. Trotz des geringen Moduls des Glutaraldeyd-Systems besitzt dies einen mit etwa 10% sehr hohen linear-viskoelastischen Bereich und damit eine vergleichsweise hohe Scherstabilität. Säuredichlorid-vernetzte Polysiloxan- oder Ovalbuminmikrokapseln zeigen beispielsweise LVE-Bereichevon1bzw.0,2%87. 146 5Ergebnisse 1 Speichermodul [N/m] 0,1 0,01 0,001 1E-4 1E-5 0,001 Glutaraldehyd Sebacinsäuredichlorid Toluoldiisocyanat 0,01 0,1 1 10 100 1000 Deformation % Abbildung117:Oszillationsamplitudentest(ω=5rad/s)von2Gew-%BSAanderWasser/p-XylolGrenzflächemitverschiedenenVernetzern(c=2,5mM,T=20°C). Geringere Stabilitäten konnten für die Sebacinsäuredichlord- und ToluoldiisocyanatvernetztenMembranengefundenwerden.HierendetderLVE-Bereichbereitsbeietwa1%, sodassdieseMembranenalsdeutlichsprödereingestuftwerdenkönnen. AufgrundderschnellenPolymerisationskinetik,hohenScherstabilitätundHomogenitätder Membranen wurde die Vernetzung mit Glutaraldehyd detaillierter untersucht und zur Herstellung von Proteinkapseln verwendet. In einem ersten Schritt wurde dazu der Konzentrationsbereich beider Komponenten zur Bildung der Membranen eingegrenzt. Bei der Untersuchung der unvernetzten Proteinfilme konnte gezeigt werden, dass die rheologischenEigenschaftennahezuunabhängigvonderKonzentrationdesProteinswaren und der Speichermodul etwa konstant bei 0,03 N/m lag. Interessanterweise ist der SpeichermoduleinesvernetztenFilmsmitetwa0,02N/mgeringeralsdereinesunvernetzten Films.EinedeutlicheAbhängigkeitvonderProteinkonzentrationistaberauchhiernichtzu erkennen (Abbildung 146, Anhang). Abbildung 118 zeigt die Abhängigkeit des SpeichermodulsinAbhängigkeitderGlutaraldehyd-Konzentration. 147 5Ergebnisse 12 10 0,03 8 0,02 6 LVE Plateau-Speichermodul [N/m] 0,04 4 0,01 2 0,00 0 1 10 100 Konzentration [mM Abbildung 118: Speichermodul und LVE-Bereich der BSA-Membran an der Wasser/DodecanGrenzflächealsFunktionderVernetzer-Konzentration(2Gew-%,ω=5rad/s,γ=1%,T=20°C). DerVerlaufdesSpeichermodulszeigteineZunahmedesSpeichermodulsmitZunahmeder Vernetzerkonzentration, da mehr funktionelle Gruppen erreicht werden und die Vernetzungsdichte erhöht wird. Ab einer Konzentration von etwa 10 mmol/L wird ein Plateauwerterreicht,abdemdieKonzentrationdesVernetzerskeinenEinflussmehraufdie rheologischenEigenschaftenhat.DieskannzweiUrsachenhaben.Entwedersindbereitsalle Aminogruppenbesetzt,sodasskeineweitereVernetzungsreaktionstattfindenkannoderdie Grenzfläche ist bereits vollständig besetzt, sodass kein weiterer Kontakt zwischen dem ProteininderWasserphaseunddemGlutaraldehydinderÖlphaseerfolgenkann.DerAnteil an zugänglichen Aminogruppen in BSA wurde von HABEEB et al. mittels der Reaktion mit TrinitrobenzoesäureermitteltundergabeineZahlvoninsgesamt53AminogruppenproBSAMolekül.186 Wird diese Zahl als Richtwert angenommen, so müssten für eine äquimolare Vernetzung53Glutaraldehyd-MolekülezurVerfügungstehen.Darausresultiert,dassfüreine 2Gew-%BSA-Lösungeineetwa16mmol/LGlutaraldehyd-Lösungnotwendigwäre,wassehr gut mit dem in Abbildung 118 gezeigten Plateaubereich übereinstimmt. Der linearviskoelastische Bereich, der aus den Oszillationsamplitudentests ermittelt wurde, ist unabhängig von der Konzentration, die Stabilität des Films ist demnach nicht von dem Vernetzungsgradabhängig.ImVergleichzudenreinenBSA-Filmenistermit2%jedochetwa doppeltsogroß,sodassdieStabilitätimAllgemeinendurchausaufdiechemischeVernetzung zurückzuführenist. 148 5Ergebnisse 5.2.2 DeformationimZentrifugalfeld Proteinfilme DieDeformationvonProteintropfenwurdemithilfederSpinningDrop-Methodeuntersucht undistinfolgenderAbbildung119anhandeinzelnerKonzentrationendargestellt.Unterder Annahme, dass die Proteinmoleküle vollständig zur Grenzfläche diffundieren, wird im Folgenden die Grenzflächenkonzentration verwendet. Im Vergleich mit einem reinen Emulsionstropfenfälltauf,dassdieGesamtdeformationzunächstidentischerscheint,dadie drei Graphen gleich verlaufen. Dennoch lässt daraus nicht schließen, dass kein Grenzflächenfilmvorhandenist,wasbeiBetrachtungderGrenzflächenspannungendeutlich wird. 0,15 Tropfen 1 Molekül/nm² 100 Moleküle/nm² Deformation 0,10 0,05 0,00 0,00 0,02 0,04 0,06 0,08 0,10 2 3 -Drw r [N/m] Abbildung119:DeformationsverhaltenvonBSA-EmulsionstropfenalsFunktionderZentrifugalkraft. WiebereitsindenvorherigenKapitelnbeschrieben,müssenbeiderAnalysedertemporär vernetztenGrenzflächenfilmezweiEffekteberücksichtigtwerden:dieGrenzflächenspannung und die Grenzflächenelastizität. Erstere kann bei der Untersuchung chemisch-vernetzter Membranenvernachlässigtwerden.ImFalleviskoelastischerFilme,diedurchdieAdsorption von amphiphilen Molekülen zustande kommen, sind beide Größen jedoch vielmehr als konkurrierende Effekte zu betrachten. Sowohl die Grenzflächenspannung als auch die Elastizität des gebildeten Films wirken einer äußeren Deformation entgegen und müssen daherbeiderDiskussionberücksichtigwerden. Die Grenzflächenspannungen der Proteinsysteme sind mit bis zu 7-30 mN/m deutlich geringer als für das entsprechende reine Wasser/Dodecan-System, was folglich mit einer 149 5Ergebnisse leichteren Deformierbarkeit einhergehen müsste. Die dennoch geringe Deformierbarkeit impliziert, dass es sich um einen Grenzflächenfilm handelt, dessen Elastizität in der Größenordnung der Grenzflächenspannung liegt. Die Bestimmung des Elastizitätsmoduls nachderTheorievonBARTHÈS-BIESELergibtfürdieKonzentrationvon100Molekülen/nm² (3·10-4Gew-%)einenModulvon𝐸 = 34 ± 8𝑚𝑁/𝑚undliegtdamitinderGrößenordnung der korrelierenden Schermoduln. Auffallend bei allen Messungen mit Konzentrationen oberhalb von 1 Molekül/nm² (3·10-6 Gew-%) war der anfängliche Verlauf der Deformationskurve. Zu Beginn der Messung war zunächst eine starke Deformation zu beobachten, welche bei Erhöhung der Zentrifugalkraft wieder abfiel. Abbildung 120 zeigt diesenSachverhaltanhandzweierKonzentrationen. 0,05 10 Moleküle/nm² 400 Moleküle/nm² Deformation 0,04 0,03 0,02 0,01 0,00 0,00 0,01 0,02 0,03 2 3 -Drw r [N/m] Abbildung120:DeformationvonBSA-EmulsionstropfenbeikleineDeformationenalsFunktionder Zentrifugalkraft. Dieser Effekt wurde nur bei der Untersuchung der reinen Proteinfilme beobachtet. Es ist bekannt, dass Proteine an der Phasengrenzfläche denaturieren und sich daher strukturell entfalten,wasihreElastizitätbeeiflusst.34Esistwahrscheinlich,dassdieserEffekthierinder Deformationskurvesichtbarist.ZuBeginnderMessunghandeltessichdahernurumeinen EmulsionstropfenmitgeringerGrenzflächenspannungundnachderEntfaltungdesProteins kommen die intermolekularen Wechselwirkungen zum Tragen, die der Deformation effektiver als die reine Grenzflächenspannung entgegenwirken. BENJAMINS et al. konnten ebenfalls zeigen, dass Rinderserumalbumin unter Kompression einen verringerten PlatzbedarfsowieverringerteRelaxationseffektebesitzt.33EineVergrößerungderFläche,die 150 5Ergebnisse durch die Erhöhung der Rotationsgeschwindigkeit hervorgerufen wird, erhöht den PlatzbedarfderMoleküleundverändertsomitdieNetzwerkstruktur. DieKonzentrationsabhängigkeitdesElastizitätsmodulsistinAbbildung121gezeigt. 100 80 0,1 60 0,01 40 Grenzflächenspannung [mN/m] Elastizitätsmodul [N/m] 1 20 0,001 1 10 100 1000 Konzentration [Moleküle/nm²] Abbildung121:ElastizitätsmodulvonBSA-EmulsionstropfenalsFunktionderKonzentration. DernachBARTHÈS-BIESELbestimmteWertderElastizitäthängtstarkvonderKonzentration ab und zeigt bei geringen Konzentrationen zunächst eine Abnahme um mehr als eine Zehnerpotenz von 0,7 N/m bis auf 0,03 N/m. Ab einer Oberflächenbedeckung von 100 Molekülen pro nm² (3·10-4 Gew-%) nimmt der Modul wieder zu bis auf 0,2 N/m. Benjamins untersuchten das dehnrheologische Verhalten von BSA-Tropfen mithilfe DynamischerTropfenanalyseunderreichtendabeiModulnimBereichvon60bis80mN/m, welcheimmittlerenKonzentrationsbereichmitdenerhaltenErgebnissenübereinstimmen. Die Beobachtung der Konzentrationsabhängigkeit entspricht nicht den Ergebnissen der zweidimensionalen Scherrheologie, welche im betrachten Konzentrationsbereich einen konstantenSchermodulvonetwa0,02N/mergab.Diesbedeutet,dassdiescherrheologischen Eigenschaften nicht vergleichbar sind mit den dehnrheologischen Eigenschaften der BSAFilme,wasunterBerücksichtigungderbeschriebenenKomprimierbarkeitderFilmegutzu verstehenist.BeiBetrachtungderGrenzflächenspannungenfälltauf,dassdieWertebiszu einer Konzentration von 10 Molekülen pro nm² (0,3·10-4 Gew-%) konstant verlaufen und kaumeineÄnderunggegenüberdemReferenzwertderreinenWasser/Dodecan-Grenzfläche besteht. Erst ab einer Konzentration von 100 Molekülen pro nm² (3·10-4 Gew-%) ist ein Absinken der Grenzflächenspannung zu beobachten, was bedeutet, dass erst ab dieser Konzentration eine effektive Belegung der Grenzfläche stattfindet. Die Bulk-Konzentration 151 5Ergebnisse von 3·10-4 Gew-% war ebenfalls der in etwa der erste Konzentrationswert, bei dem scherrheologisch ein Netzwerk gemessen werden konnte. Es wird also deutlich, dass im Gegensatz zu den Sorbitanester-Filmen ein Adsorptions-Desorptions-Gleichgewicht des ProteinsanderWasser-Öl-GrenzflächestattfindetunddieProteinmolekülenichtdurchdie VernetzunganderGrenzflächegehaltenwerden. Die genannten Elastizitätsmoduln wurden unter Kenntnis von Gleichung 3.8. anhand der zweidimensionalen Schermoduln berechnet. Bei dieser Methode ist die Poissonzahl also zunächsteinfreierParameterundkannausdemberechnetenElastizitätsmodulwerden.Die PoissonzahlhängtaufdieseWeisestarkvonderKonzentrationabundschwanktineinem Bereichvon-0,8bis4,5,wasnichtsinnvollerscheint,wennmanannimmt,dassdieArtder Membranfilmegleichist(Abbildung147,Anhang).FürdieKonzentrationvon1Molekülpro nm² sind die Fehler sehr groß, was damit zusammenhängen könnte, dass sich bei dieser Konzentration noch keine temporäre Membran bilden konnte. Aufgrund der vergrößerten Oberfläche im Vergleich zum Scherrheometer ist die notwendige Mindestkonzentration geringer. Wegen der schwierigen Vergleichbarkeit der Methoden wurde der Elastizitätsmodul ebenfalls bei Annahme einer festen Poissonzahl berechnet, ohne den Schermodulzuberücksichtigen.Abbildung122zeigtdenkonzentrationsabhängigenVerlauf desModulsfürverschiedeneinFragekommendePoissonzahlen. Elastizitätsmodul [N/m] 0,8 n frei n = -0,5 n = 0,5 n=1 0,6 0,4 0,2 0,0 1 10 100 1000 Konzentration [Moleküle/nm²] Abbildung122:VerlaufdesElastizitätsmodulsvonBSA-KapselnalsFunktionderKonzentrationfür verschiedenefestePoissonzahlen. Dabeifälltauf,dassfürallePoissonzahleneinähnlicherKurvenverlaufexistiert,jedochsind die Abweichungen der frei gefitteten Poissonzahl am größten. Eine Poissonzahl von 0,5, 152 5Ergebnisse welcheeineminkompressiblen2D-MaterialentsprichtzeigteinMaximumderElastizitätbei einerKonzentrationvon10Molekülenpronm²,welcheszuverstehenist,wenneinÜbergang zwischenEmulsionstropfenundKapselzwischen1und10Molekülenpronm²stattfindet.Die Annahmeeinesinkompressiblen3D-MaterialswürdeeinerPoissonzahlvon1entsprechen, welcheauchschonbeiderUntersuchungderSpan65FilmealssinnvollsterWerteingeschätzt wurde. Eine negative Poissonzahl von -0,5 hat keinen großen Einfluss gegenüber der BerechnungmitderPoissonzahl1.SiekönnteinFragekommen,dadieProteinkonformation vonderzurVerfügungstehendenFlächeabhängtundeineLängendehnungaufgrunddessen zueinerQuerdehnungführenkönnte. Mögliche Relaxationsprozesse der Proteinfilme wurden durch Stufenexperimente untersucht, indem die Rotationsgeschwindigkeit sprungartig verändert wurde. Bei einer Konzentrationvon1Molekül/nm²wurdeerwartungsgemäßkeineRelaxationbeobachtet,da an dieser Stelle noch kein viskoelastischer Film vorliegt. Abbildung 123 zeigt die RelaxationskurvenanhandeinerBSA-Konzentrationvon800Molekülenpronm². Deformation 0,15 0,10 0,05 Rotation [rpm] 12000 10000 8000 6000 0 200 400 600 800 Zeit [s] Abbildung123:RelaxationskurveeinerBSA-Kapsel(800Moleküle/nm²). Esistgutzuerkennen,dasseinSprungderRotationsgeschwindigkeiteineleichtverzögerte DeformationdesTropfenshervorruft.WieschonbeidenSpan65Filmenkanndarausunter derAnnahmeeinesMAXWELLFluidsdieRelaxationszeitberechnetwerden.Esergibtsicheine RelaxationszeitvonetwaeinerSekunde,waseinegroßeAbweichungzurscherrheologisch bestimmtenRelaxationszeitvonetwa600Sekundendarstellt.Dieslässtsichwiedermitden Ergebnissen von BENJAMINS korrelieren, die eine geringere Relaxation bei einem 153 5Ergebnisse komprimierten Zustand beschreiben, wonach bei einer Expansion der Fläche eine erhöhte Relaxationauftretensollte33. ProteinmikrokapselnVIII Für die Vernetzung der Proteinfilme wurden verschiedene Vernetzer verwendet, die ausführlichimKapitelRheologiediskutiertwurden.AnknüpfendandieseErgebnissewurden fürdieHerstellungderKapselnprimärGlutaraldehydverwendet.DiegebildetenMembranen besitzen Scherelastizitäten im Bereich von und mit einem linear-viskoelastischen Bereich vonetwa10%eineausreichendeDeformierbarkeit.DiePolymerisationszeitistmit30bis60 MinutenanderebenenGrenzflächeschnell.FürdieKapselherstellungmitderMikrofluidikApparaturkonntedieVernetzungszeitentsprechendangepasstwerden.DieKapselnwurden anschließenddurchWaschenvonüberschüssigemProteinbefreit. Eine genauere Untersuchung der Vernetzung mit Glutaraldehyd erfolgt anhand von konzentrationsabhängigenMessungen.DazuwurdeeinekonstanteProteinkonzentrationvon 2 Gew.-% verwendet, da die rheologischen Messungen bereits zeigten, dass die Reaktionsgeschwindigkeit hoch ist, aber die elastischen Eigenschaften in diesem Bereich konzentrationsunabhängigsind.Abbildung124zeigtdenElastizitätsmodulunddieanhand desSchermodulsermitteltePoissonzahlvonBSA-FilmeninAbhängigkeitderGlutaraldehydKonzentration.SowohldieElastizitätalsauchdiePoissonzahlverlaufenimBereichvon10 bis 180 mmol/L näherungsweise konstant. Der Modul liegt bei etwa 0,17 N/m und die resultierendePoissonzahlbei1,7,wassichausdemzweidimensionalenSchermodulvonetwa 0,03N/mergibt. VIIITeilederMessungenwurdenvonChristophDrechslerimRahmenderBachelorarbeitdurchgeführt187. 154 5Ergebnisse 40 30 0,1 20 0,01 Poissonzahl Elastizitätsmodul [N/m] 1 10 0 0,001 1 10 100 Konzentration Glutaraldehyd [mmol/l] Abbildung124:ElastizitätsmodulundPoissonzahlvonBSA-Kapseln(2Gew-%)mitGlutaraldehyd alsFunktionderVernetzerkonzentration. Elastizitätsmodul [N/m] 0,8 n frei n = -0,5 n = 0,5 n=1 0,6 0,4 0,2 0,0 1 10 100 Konzentration Glutaraldehyd [mmol/L] Abbildung 125: Elastizitätsmodul von BSA-Kapseln (2 Gew-%) als Funktion der GlutaraldehydKonzentrationfürverschiedenePoissonzahlen. Auffallendistaußerdem,dassbeidenKonzentrationenunterhalbvon180mmol/LeinKnick im Deformationsverlauf sichtbar ist, welcher als Bruch der Kapseln zu interpretieren ist 155 5Ergebnisse (Abbildung126).BeihöherenKonzentrationentrittdieserEffektseltenerauf,wasmitder erhöhtenStabilitätderKapselnaufgrunddeshöherenVernetzungsgradszuerklärenist. 0,08 Deformation 0,06 0,04 0,02 0,00 0,000 0,005 0,010 0,015 0,020 0,025 0,030 -Drw2r3 [N/m] Abbildung126:DeformationsverhalteneinerBSA-MikrokapselmitKapselbruch(2Gew.-%,100mM Glutaraldehyd). 5.2.3 DeformationimScherfeld Proteinfilme DieVerkapselungdurchRinderserumalbuminerfolgtesowohldurchdiereinenProteinfilme als auch durch kovalent vernetzte Proteinmembranen. Die Proteinfilme bilden temporäre Netzwerke an der Phasengrenzfläche aus und stabilisieren auf diese Weise den Emulsionstropfen.EswurdenprimärdieKonzentrationen1und2Gew-%untersucht,welche imZusammenhangmitdenUntersuchungendervernetztenKapselnstehen.Abbildung127 zeigtdasDeformationsverhaltenvonBSA-TropfenimVergleichmitdenreinenEmulsionen. Esistleichtzuerkennen,dasssichdieBSA-Tropfenwesentlichleichterdeformierenlassen alsderreineEmulsionstropfen.DiesistvorallemaufdieverringerteGrenzflächenspannung zurückzuführen.BeidenProteinfilmenistaußerdemeinKnickimKurvenverlaufzuerkennen (jeweilsmarkiertals„1.Bruch“),abdemdieSteigungdesGraphenstarkzunimmt.Hierwird vermutlichderlineareBereichdestemporärenNetzwerksüberschrittenundderFilmreißt. Ausder2D-Scherrheologiewurdederlinear-viskoelastischeBereichzuetwa1%bestimmt, waseinerDehndeformationεvon0,005entspricht.EinBruchdesFilmsistdementsprechend beiDeformationenoberhalbdiesesBereichszuerwarten. 156 5Ergebnisse 0,8 1 Gew-% 2 Gew-% Tropfen 0,7 2.Bruch Deformation 0,6 0,5 0,4 1.Bruch 0,3 0,2 0,1 1.Bruch 0,0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 Scherrate [1/s] Abbildung127:DeformationsverhaltenvonBSA-TropfenbeiunterschiedlichenKonzentrationen. Ein Schnittpunkt der Moduln im Amplitudentest, welcher grob als Zerstörung des Films interpretiertwerdenkann,erfolgtbeieinerScherdeformationvon20%bzw.entsprechend einerDehndeformationvon0,1,wasinetwamitdemobengezeigtenBereichübereinstimmt. EinSchwingenderDeformationkonnteteilweisebeobachtetwerdenundwarbeiderhohen Konzentrationvon2Gew-%mitAmplitudenvonetwa0,03ausgeprägteralsfürdiegeringe Konzentration. Eine deutliche Sinusschwingung, wie sie beispielsweise von ERNI et al. für Lysozym-TropfenimScherfeldbeschriebenwurde,konntenichtbeobachtetwerden.34 DieGrenzflächenspannungenunddienachBARTHÈS-BIESELimBereichkleinerDeformationen berechnetenElastizitätsmodulnsindinTabelle12zusammengefasst. Tabelle11:GemesseneundberechneteGrenzflächenspannungenundElastizitätsmodulnvonBSATropfenunterschiedlicherKonzentration. γ[mN/m](Taylor) γ[mN/m](PendantDrop) E[N/m] 1Gew-% 9,1±1,5 11,4±0,2 0,06±0,01 2Gew-% 21,1±0,8 7,3±0,2 0,13±0,05 Die Grenzflächenspannung eines reinen Referenztropfens beträgt nach der TAYLOR-Theorie berechnet σ=31±3mN/m.FürdieProteintropfenmit1Gew-%ergibtsichσ=9,1±1,5 157 5Ergebnisse mN/m,wasnochrelativgutmitdemtensiometrischbestimmtenWertvon11,4±0,2mN/m übereinstimmt.FürdiehöhereKonzentrationvon2Gew-%istderUnterschiedmitσ=21,1 ± 0,8 mN/m für den nach Taylor berechneten Wert und 7,3 ± 0,2 mN/m für den tensiometrischgemessenenWertdeutlichgrößer.Daranwirddeutlich,dassdieElastizitätbei der höheren Konzentration deutlich höher sein muss, was sich auch an den berechneten Elastizitätsmoduln zeigt. Dennoch ist es wahrscheinlich, dass auch bei der geringen KonzentrationbereitseinelastischerFilmvorliegt.EineBetrachtungdesKurvenverlaufsbei hohenScherraten,umeineKorrelationmitderFrequenzabhängigkeitder2D-Scherrheologie herzustellen,konnteandieserStellenichterfolgen,dainallenFälleneinBruchderTropfen beiScherratenunterhalbvon301/serfolgte.Esistjedochdenkbar,dassauchdieseSysteme einenPlateaubereichderDeformationbeihohenScherratenaufweisenwürden.Anhandder rheologischenUntersuchungenkonntegezeigtwerden,dassderelastischeModulderBSAFilmenichtmaßgeblichvonderKonzentrationdesProteinsabhängtundineinemBereich von0,002bis2Gew-%näherungsweisekonstantist.DieseBeobachtungspiegeltsichnichtin den Untersuchungen der Kapseln im Scherfeld wieder. Das Deformationsverhalten der Systemeunterscheidetsichauchoptischsehrdeutlich.InallenFällenerfolgtzunächsteine ellipsoidaleDeformationderPartikel,dochimGegensatzzudenEmulsionstropfenzeigendie ProteintropfenkeineAusbildungvonSpitzenbeihohenScherraten,sonderneinedeutliche Verlängerung ihrer Form. Außerdem ist bei allen untersuchten Proteinsystemen ein Tropfenbruch zu beobachten, der bereits ab Scherraten von 14 1/s beobachtet werden konnte.Abbildung128zeigtdenMechanismusdesTropfenbruchsanhandeinesTropfensmit einerBSA-Konzentrationvon1Gew-%. 1Gew-% Satellitentröpfchen Abbildung 128: Tropfenbruch eines BSA-Tropfens in Dodecan/TCB bei einer Scherrate von etwa 141/s(400Moleküle/nm²). Anhand der Bildaufnahmen ist zu erkennen, dass sich der Tropfen zunächst länglich deformiertundschließlichinderMitteteilt.BeiBruchentstehteingroßerSatellitentropfen zwischendenbeidenübrigenTropfenfragmenten.DieserMechanismusentsprichtetwaden theoretischenArbeitenvonWINDHABetal.,diefürTensid-haltigeEmulsionstropfenzunächst 158 5Ergebnisse eineVerlängerungdeslänglichenMittelteilsvorhersagen,gefolgtvoneinemmittigenBruch unterAusbildungvonkleinenTropfen(fürλ=1).177 EinnahezuidentischesBruchverhaltenistauchbeidenhöherkonzentriertenSystemenzu beobachten.InAbbildung129isteinTropfenmit2Gew-%gezeigt.DieDeformationerfolgt biszueinerScherratevonetwa271/s,beiderderBrucheintritt.Interessantistbesonders dasVerhaltenderverbleibendenTropfenteilenachdemBruch.EineweitereDeformationdes in Abbildung 129 (obere Bildreihe) gezeigten linken Fragments führt zu einem erneuten BrechenbeieinerScherratevon381/s(untereBildreihe).IndiesemFallpassiertderBruch jedoch nicht mittig, sondern es teilt sich ein Tropfenfragment am rechten Rand ab. Dieser MechanismusstimmtmitdemvonTAYLOR102beschriebenenVerhaltenvonEmulsionstropfen bei sehr geringen Viskositätsverhältnissen kleiner 0,02 überein. Im vorliegenden Falle beträgtλ=0,0012.Eswirdalsodeutlich,dassessichvordemerstenBruchumeinenPartikel mitGrenzflächenfilmhandeltundnachdemBruchumeinenPartikel,dersichnurnochwie einEmulsionstropfenimScherfeldverhält. 2Gew-% Satellitentröpfchen nachdemBruch vordemBruch Abbildung 129: Tropfenbruch eines BSA-Tropfens in Dodecan/TCB bei einer Scherrate von etwa 271/s(2Gew-%,800Moleküle/nm²). DerVerlaufderDeformationspiegeltdiesebenfallswieder.DieSteigungderGeradenistfür denTropfenvordemerstenBruch(schwarz)deutlichgeringeralsnachdemBruch(grau), wieandeneingezeichnetenFitkurvenzuerkennenist.DieanhandderSteigungenermittelten Grenzflächenspannungen nach Taylor weichen ebenfalls voneinander ab. Für den ersten Bereichergibtsichσ=21mN/m,währendderexperimentellmittelsPendantDropTechnik bestimmte Wert bei 8 mN/m liegt. Die Berechnung der Grenzflächenspannung aus dem zweitenKurvenfragment(grau)passtmitσ=14mN/mdeutlichbesserzudemexperimentell 159 5Ergebnisse bestimmtenWertundsprichtsomitdafür,dassessichnachdemBruchnurnochumeinen EmulsionstropfenohneelastischenGrenzflächenfilmhandelt.Diedennochfestzustellenden AbweichungenderGrenzflächenspannungenwurdenbereitszuvorangesprochen. 0,8 0,7 0,6 D 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 vor dem Bruch nach dem Bruch 0,0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 Scherrate [1/s] Abbildung 130: Deformationsverhalten von BSA-Tropfen vor und nach dem Tropfenbruch (800 Moleküle/nm²). DerAnstellwinkelderProteintropfeninderScherströmungverhältsichebenfallsandersals für das entsprechende Referenzsystem. Abbildung 131 zeigt repräsentativ den Verlauf in AbhängigkeitderScherrate.ImGegensatzzumEmulsionstropfenerfolgteineAusrichtungdes PartikelsinderStrömungnichtzu45°,sondernnurzuetwa35°.BiszueinerScherratevon etwa101/sistderWinkelkonstant,beihöherenScherratenkommteszueinerAbnahme, welcheauchfürTropfenundKapselnaufgrundderhohenScherkräftebeobachtetwird.Der geringe Anstellwinkel lässt sich mit der Existenz eines viskoelastischen Films erklären, welcher typischerweise eine Verringerung des Winkels verursacht.123 FISCHER et al. beobachteten die Winkelabnahme ebenfalls für Lysozym-stabilisierte Tropfen und beschriebeneineleichtereAusrichtungdesTropfensimScherfelddurchdieAnwesenheitdes Proteins.8 160 5Ergebnisse 60 Anstellwinkel [°] 50 40 30 20 10 0 0 5 10 15 20 Scherrate [1/s] Abbildung 131: Verlauf des Anstellwinkels als Funktion der Scherrate für einen BSA-Tropfen in Dodecan/TCB(800Moleküle/nm²). Proteinkapseln187 EineVernetzungderProteinfilmekann,wiediescherrheologischenUntersuchungenzeigten, sowohl mithilfe von Säuredichloriden als auch mit Glutaraldehyd und Toluoldiisocyanat erfolgen.AufGrundlagederbisherigenErgebnissewerdenimFolgendendieGlutaraldehydbasierten Systeme vorgestellt, die aufgrund ihrer schnellen Polymerisation, leichten DeformierbarkeitunddennochrelativhohenStabilitätengutgeeignetzurKapselherstellung sind. Im Vergleich mit den reinen Proteintropfen im Scherfeld zeigen die GlutaraldehydvernetztenKapselneinewesentlichlangsamereundgeringereDeformierbarkeit.Dadie2Drheologischen Eigenschaften der reinen Proteinfilme kaum eine Abhängigkeit von der Konzentrationzeigten,wurdeprimärderEinflussdesVernetzersaufdieKapseleigenschaften untersucht. Abbildung 132 zeigt die scherratenabhängige Deformation für verschiedene KonzentrationenvonGlutaraldehyd. 161 5Ergebnisse 0,8 Deformation 0,6 0,4 0,2 2,5 mM 10 mM 100 mM 600 mM 0,0 0 20 40 60 80 100 Scherrate [1/s] Abbildung 132: Deformation von BSA-Kapseln (2 Gew-%) als Funktion der Scherrate bei verschiedenenGlutaraldehyd-Konzentrationen. WiezuerwartennimmtdieDeformierbarkeitmitzunehmenderVernetzerkonzentrationab, da die Anzahl an Vernetzungspunkten zunimmt und die Membran dadurch eine höhere Elastizitätaufweist.BeieinemKonzentrationsbereichab100mmol/LGlutaraldehydistdie Abhängigkeit nicht mehr zu sehen. Am Ende der jeweiligen Deformationsauftragungen kommt es in fast allen Fällen zum Kapselbruch. Ein Bild des Bruchs, welches den letzten Sequenzen der Aufnahme entstammt, ist mit entsprechender farblicher Markierung dem jeweiligenGraphenzugeordnet.Esistgutzuerkennen,dassderMechanismusdesBruchsvon derKonzentrationabhängt.BeigeringerVernetzerkonzentrationisteineseitlicheAbteilung von Satellitentropfen zu erkennen, mit zunehmender Vernetzerkonzentration kommt zu einem relativ mittigen Bruch der Kapsel. Bei einer Konzentration von 100 mmol/L konnte keinBruchbeobachtetwerden.Bei600mmol/Lwurdeentwederkeinodereinsehrspäter Bruch beobachtet, was die Zunahme der Kapselstabilität mit der Konzentrationszunahme repräsentiert.EinegenauereUnterscheidungderMechanismenfür10und600mmol/List imFolgendengezeigt(Abbildung133). 162 10mmol/L 5Ergebnisse 100mmol/L Abbildung133:AufnahmeneinerBSA-Kapsel(2Gew-%)mit10und100mMGlutaraldehydbeieiner Scherratevon70bzw.961/s. FürdiegeringereKonzentrationistzunächsteinVibrierenderKapselformzuerkennenund anschließend eine starke Deformation einer Kapselseite, von welcher sich schließlich ein Tropfenteilablöst,derteilweisevonkleinenSatellitentropfenbegleitetwird.Fürdiehöheren Konzentrationen sind die Vibrationseffekte schwächer ausgeprägt, sind aber über einen längerenZeitraumbiszumBruchzuerkennen.DasBrechenderKapselnerfolgtrelativmittig, esfindeteinenahezusymmetrischeTeilungunterBildungvonSatellitentropfenstatt.Dieser EffektkonntebereitsbeidenreinenProteinfilmeninAbhängigkeitderProteinkonzentration beobachtet werden. Eine höhere Proteinkonzentration führte ebenfalls zu einem mittigen BruchderKapsel.InsgesamtscheintdemnacheinZusammenhangzurVernetzungsdichteder Kapselmembranzubestehen,dieentwederdurchdieErhöhungderVernetzerkonzentration oderdurchdieErhöhungderProteinkonzentrationzustandekommenkönnte. Eine Konzentrations-abhängige Auftragung des Elastizitätsmoduls ist in Abbildung 134 zu sehen. 163 5Ergebnisse Elastizitätsmodul [N/m] 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 1 10 100 1000 Glutaraldehyd-Konzentration [mmol/L] Abbildung 134: Elastizitätsmodul von BSA-Kapseln (2 Gew-%) als Funktion der VernetzerKonzetration. Es ist zunächst eine Zunahme des Moduls mit zunehmender Deformation zu erkennen. Ab einerKonzentrationvon100mmol/LscheintjedocheinSättigungswertvonetwa0,24±0,04 N/m erreicht zu sein. Die scherrheologischen Untersuchungen zeigten eine vergleichbare TendenzmiteinerSättigungskonzentrationvonetwa0,03N/m.AusdiesemErgebniserhält maneinePoissonzahlvon-0,8,diekeineminkompressiblenMaterialentspricht,sonderneine VergrößerungderFlächebeieinerLängsdehnungbedeutet.BENJAMINSetal.zeigten,dasseine KompressionvonBSA-FilmendenPlatzbedarfdereinzelnenMoleküleverringertundsomit anderestrukturelleBedingungenschafft33.AufGrundlagedessenwäreesdenkbar,dasseine Vergrößerung der Fläche, wie es auch bei der Untersuchung der Kapseln im Scherfeld passiert, eine Erhöhung des räumlichen Anspruchs hervorruft und so die negative Querkontraktionszahlerklärt.BeiallenuntersuchtenKonzentrationenfielauf,dasseinKnick imKurvenverlaufbeiScherratenbis201/sauftrat.DieserKnickistmitderZerstörungder Proteinmembran durch den Scherungsvorgang zu erklären. Aus der Scherrheologie wurde der LVE-Bereich konzentrationsunabhängig zu 2,5 ± 0,0 % bestimmt, was einer Dehndeformation ε von etwa 0,01 entspricht und wie zu erwarten etwas unterhalb der GrenzedesBruchsliegt.DieserBereichistfürausgewählteKonzentrationeninAbbildung135 näheraufgelöst. 164 5Ergebnisse 2,5 mM 0,6 10 mM 100 mM Bruch Deformation 0,4 0,2 0,0 0 20 40 Scherrate [1/s] Abbildung 135: Deformation von BSA-Kapseln (2 Gew-%) mit Markierung des Kapselbruchs bei verschiedenenGlutaraldehyd-Konzentrationen. ImGegensatzzurebenenGrenzflächeistdieStabilitätderFilmenichtunabhängigvonder Konzentration.DadieHüllederKapselnimScherfeldimmer eine leichte Dehnung erfährt, spielthierdieKompressionsfähigkeitdesBSAeineRolle,sodassdieexakteVergleichbarkeit derMethodennichtmöglichist.FürdiegeringenKonzentrationen2,5und10mmol/Lerfolgt derBruchderKapselndeutlichspäterverglichenmitdemLVE-Wert.BeiKonzentrationenab 100mmol/LstimmtdieMarkierunginetwaüberein,sodassdieSystemeindiesemBereich vergleichbar scheinen. Wie jedoch auch schon bei den reinen Proteintropfen im Scherfeld erkannt wurde, ist ein exakter Vergleich mit der Scherrheologie aufgrund der Oberflächenänderungschwierig.DerVerlaufdesAnstellwinkelsistinAbbildung136gezeigt. Auch hier fällt eine Konzentrationsabhängigkeit auf. Für geringe Konzentrationen ist eine lineare Abnahme des Winkels zu erkennen, eine Extrapolation des Graphen ergibt eine Ausgangsorientierung von 45°. Dies stimmt gut mit der Theorie für Kapseln mit viskoelastischer Membran überein. Höhere Konzentrationen führen zu einer Verringerung desanfänglichenWinkelsundweiseneineebenfallslineareAbnahmeauf,jedochmitdeutlich geringerer Steigung. Dieser Effekt ist auf einen höheren elastischen Anteil der Membran zurückzuführen, da bei rein elastischen Membranen eine konstante Orientierung erfolgt. JedochspiegeltsichauchhiereinPlateaubereichderElastizitätwieder,welcherschonab10 mmol/Lzuerkennenist. 165 5Ergebnisse 60 2,5 mM 10 mM 100 mM Anstellwinkel [°] 50 40 30 20 10 0 0 10 20 30 40 50 60 Scherrate [1/s] Abbildung136:VerlaufdesAnstellwinkelsalsFunktionderScherratefüreinenBSA-Tropfen(2Gew%)fürverschiedeneKonzentrationenanGlutaraldehyd. In Abbildung 136 ist ebenfalls sichtbar, dass die Streuungen der Punkte für eine Konzentrationvon100mmol/LdeutlichhöhersindalsfürgeringereKonzentrationen.Eine nähereBetrachtungdieserBereicheistinAbbildung137zusehen.Essindmakroskopische FormoszillationendesWinkelsmiteinerAmplitudevonbiszu10°undeinerFrequenzvon bis zu 160 rad/s. Schwingungsmodi von Polysiloxankapseln zeigen im Vergleich eine Amplitude von 40° und Frequenz von 9 rad/s135. Die Oszillationen zeigen sich auch in der BetrachtungderDeformationmitgleicherPeriodendauer. 166 5Ergebnisse Anstellwinkel [°] 50 40 30 20 Deformation 0,10 0,09 0,08 0,07 0,06 0,05 850 860 870 880 890 900 Zeit [s] Abbildung 137: Zeitliche Auflösung des Deformations- und Orientierungsverhaltens einer BSAKapsel(2Gew-%)mit600mMGlutaraldehyd. Eine genauere Auflösung des Bereiches zeigt außerdem, dass auch mikroskopische Oszillationen sichtbar werden, die eine wesentlich geringere Amplitude von nur etwa 2° besitzen. Deformation 0,090 0,085 0,080 0,075 0,070 Anstellwinkel [°] 50 40 30 20 865 866 867 868 869 870 Zeit [s] Abbildung 138: Zeitliche Auflösung des Deformations- und Orientierungsverhaltens einer BSAKapsel(2Gew-%)mit600mMGlutaraldehyd. 167 5Ergebnisse Die Existenz von Schwingungs- und Taumelmodi ist in der Theorie auf eine anfangs nichtsphärische Kapselform zurückzuführen129,135. Das Längen-zu-Breiten-Verhältnis der oben gezeigten Kapsel beträgt L/B = 0,87, das der beschriebenen Polysiloxan-Kapseln beträgt L/B=0,94.JedochistderzweidimensionaleSchermodulderPolysiloxan-Membranenmit0,4 N/mwesentlichhöheralsderderBSA-Kapselnmit0,03N/m.DieskönntederGrunddafür sein,dassdieOszillationseffektewenigerstarkausgeprägtsind,dadieBSA-Kapselnleichter deformierbarsindundwenigerelastischeFestkörper-Eigenschaftenbesitzen.Letztereswird auchalsGrunddafürgenannt,dassdasPhänomendesTaumelnstrotzdernicht-sphärischen Form der Kapsel nicht beobachtet werden konnte. Ein weiteres literaturbekanntes Phänomen,dasTank-Treading,konntefürdieBSA-Kapselnbeobachtetwerden.Wiebereits beidenSpan-TropfenkonntediesanhandderBewegungeinesPartikelsaufderKapselhülle verfolgtwerden(Abbildung139). Abbildung139:AufnahmenderTank-Treading-BewegungeinerBSA-KapselanhandderVerfolgung einesTracer-Partikels(1Gew-%,2,5mMGlutaraldehyd). Der Partikel bewegt sich mit konstanter Geschwindigkeit im Uhrzeigersinn auf der Kapseloberfläche. Im Gegensatz zu den Span 65 Systemen ist keine Beschleunigung der BewegungentlangderStrömungsliniensichtbar.DiesisteinweiteresIndizdafür,dassessich umeinefesteMembranhüllehandelt. 168 6Zusammenfassung 6 Zusammenfassung ImRahmendieserArbeitwurdenerstmalstemporärvernetzteMikrokapselnhergestelltund untersuchtsowieihrephysiko-chemischenEigenschaftencharakterisiert.ImFokusstanden dabei zum einen Sorbitanester-Systeme und zum anderen Rinderserumalbumin-basierten Systeme, welche viskoelastische Filme an Phasengrenzflächen ausbilden. Da es sich um selbstorganisierende, ultradünne und biokompatible Filme handelt, ist die Anwendung als KapselwandmaterialvonvielseitigemInteresse. UnterdenSorbitanesternstandbesondersdasSpan65imVordergrund,welchessichdurch seine ausgeprägten elastischen Eigenschaften auszeichnet. Diese konnten sowohl an der Wasser/Luft-alsauchanderWasser/Öl-Grenzflächenachgewiesenwerden.InbeidenFällen zeigtesicheinnahezugleichesrheologischesVerhaltenundherausragendhoheElastizitäten von 100 bis 200 mN/m. Anhand 2D-scherrheologischer Messungen ergab sich ein Plateauwert des Speichermoduls ab einem definierten Schwellenwert, welcher in Übereinstimmung mit den Ergebnissen der Druck-Flächen-Isothermen als molekulare Monoschichtbetrachtetwerdenkann.Eszeigtesich,dassdieElastizitätausschließlichdurch die Existenz der Monolage zustande kommt. Dies konnte auch für die Messungen der Wasser/Dodecan-Grenzflächebestätigtwerden.ÜberschüssigesTensidliegtnurloseaufder Grenzflächebzw.aggregiertinderBulkphase,ohnezurElastizitätbeizutragen. Anhand von BAM-Aufnahmen konnte gezeigt werden, dass die Viskoelastizität der Filme durch die Kombination fester Schollen, die von zweidimensionalen Schaumstrukturen umgebensind,zustandekommt.IndenDruck-Flächen-Isothermen äußert sich dies durch dasErreicheneineskondensiertenZustands,derfürnicht-vernetzendeTensidewieSpan80 und 85 nicht beobachtet werden konnte. Hieraus lässt sich postulieren, dass die Existenz viskoelastischen Verhaltens an Grenzflächen immer eine Kombination fester und fluider Strukturenvoraussetzt. DieElastizitätundebenfallsdieStabilitätderSpan65FilmenlassensichdurchdieZugabe anorganischerSalzeerhöhen,indemsichdiesezwischendenTensidmolekülenanlagernund Wechselwirkungen ausbilden. Durch den Vergleich verschiedener Tenside konnten Rückschlüsse auf die Korrelation zwischen chemischer Struktur und rheologischen Eigenschaften gezogen werden. Entscheidend ist hier die Art der Alkylkette (Länge, Geometrie)gegenüberderAnzahlderKetten. Die Untersuchung von Span 65 Kapseln im Gravitationsfeld zeigte eine Faltenbildung, wodurch eine Desorption des Tensids von der Phasengrenzfläche ausgeschlossen werden konnte,wasdieguteVergleichbarkeitvonWasser/Luft-undWasser/Öl-Grenzflächeerklärt. 169 6Zusammenfassung Die verschiedenen Messmethoden lieferten gut übereinstimmende Ergebnisse für die berechnetenParameter,wieinTabelle12zusehenist.DieErgebnissederUntersuchungen derKapselninexternenKraftfeldernergabElastizitätsmoduln,dieallesamtindergleichen Größenordnungliegen. Tabelle 12: Vergleich der erhaltenen Ergebnisse für die Span 65 Filme der verschiedenen Messmethoden. Elastizitätsmodul[N/m] Kompressionsmodul[N/m] 2D-Scherrheologie 0,1 - Langmuir-Blodgett - 0,33 Gravitationsfeld 0,13 0,35 Zentrifugalfeld 0,1 - Scherfeld 0,15 - Weiterhin wurden vernetzte und unvernetzte Proteinfilme untersucht und zur Kapselherstellung verwendet. Reine BSA-Filme zeigten einen nahezu konzentrationsunabhängigen Schermodul von etwa 0,03 N/m. Die Untersuchungen der Kapseln dagegen zeigten insgesamt eine deutliche Abhängigkeit der Moduln in der Größenordnungvon0,03bis1N/m,wasdiestarkeKomprimierbarkeitdieserSystemeund denEinflussderOberflächenänderungdeutlichmacht. Eine Vernetzung des BSA konnte mithilfe von Säuredichloriden, Glutaraldehyd und Toluoldiisocyanaterfolgen,wobeiderFokusklaraufdenGlutaraldehyd-vernetztenSystemen lag. Bei allen Methoden zeigte sich eine Zunahme der Elastizität bis zu einem Plateauwert, welcherinetwamitdervollständigenBesetzungderAmingruppendesProteinskorreliert werden konnte. Die Elastizitätsmoduln, die sich anhand der Deformation der Kapseln ergaben,lagenimBereichvon0,17bzw.0,2N/m.DiePoissonzahlen,diesichdarausergaben, repräsentierten die ausgeprägte Komprimierbarkeit der Membranen. Zudem konnten charakteristischeModi,wieSchwingenundTank-Treadingbeobachtetwerden,welchesich mittheoretischenArbeitenkorrelierenließen. Der Vergleich der drei verwendeten Systeme wird anhand der Oszillationsfrequenztests deutlich,diedietemporäreVernetzungderBSA-undSpan-Filmegegenüberderpermanenten VernetzungderBSA-Membranendeutlichmachen(Abbildung140). 170 6Zusammenfassung 1 Speichermodul [N/m] 0,1 0,01 0,001 1E-4 Span 65 BSA unvernetzt BSA vernetzt 1E-5 1E-6 0,01 0,1 1 10 100 Frequenz [rad/s] Abbildung140:OszillationsfrequenztestsderdreiverwendetenSysteme(ω=10rad/s,γ=0,1%für BSAunvernetztundSpan65,ω=5rad/s,γ=1%fürBSAvernetzt).Konzentrationen:2Gew-%BSA unververnetzt,2Gew-%BSAvernetzt+100mMGlutaraldehyd,20Moleküle/nm²Span65. Die Elastiztät der Span 65 Filme ist am höchsten, die der unvernetzten BSA-Filme ist am geringsten.DurchdieVernetzungmitGlutaraldehyderhöhtsichderSpeichermodulummehr als das Doppelte, jedoch bleibt die Scherstabilität unverändert. Die Quervernetzung verhindertsomitinersterLiniedieRelaxationderintermolekularenBindungenunderhöht dieFestigkeit.DasunterschiedlicheVerhaltenspiegeltsichebenfallsbeidenUntersuchungen derKapselnwieder(Abbildung141). Deformation 0,08 1,0 Span 65 BSA unvernetzt BSA + Glutaraldehyd 0,06 0,04 0,02 0,00 0,00 Span 65 BSA unvernetzt BSA vernetzt 0,8 Deformation 0,10 0,6 0,4 0,2 0,01 0,02 -Drw2r3 [N/m] 0,03 0,04 0,0 0 10 20 30 40 50 60 Scherrate [1/s] Abbildung 141: Vergleich des Deformationsverhaltens der drei verwendeten Systeme im Zentrifugalfeld(links)undScherfeld(rechts).Konzentrationen:2Gew-%BSAunververnetzt,2Gew%BSAvernetzt+100mMGlutaraldehyd,20Moleküle/nm²Span65. 171 6Zusammenfassung AuchhierzeigenSpan65unddasunvernetzteBSAeinähnlichesVerhaltenimBereichkleiner Deformationen. Im Scherfeld allerdings ist ein schnelles Brechen der BSA-Tropfen zu erkennen.DieSpan65TropfendagegenzeichnensichdurcheinesehrhoheStabilitätaus,da hierkeinBrucherzieltwerdenkonnte.FürdievernetztenKapselnwirdbeibeidenMethoden einReißenderMembransichtbar,diesichdurchdenKnickimDeformationsverlaufäußert. DanachverhaltensichdieKapselnwieEmulsionstropfen. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass temporär vernetzte Mikrokapseln eine gute Alternative zu klassischen Kapselsystemen darstellen, da sie die Vorteile von Kapseln und reinen Emulsionstropfen kombinieren. Durch die selbstorganisierenden, ultradünnen MembranenbesitzensieeinenahezugleicheDeformierbarkeitwiereineEmulsionstropfen, jedoch bieten sie den Vorteil einer deutlich erhöhten Scher- und Dehnstabilität. Dadurch ergibt sich ein vielseitiges Anwendungsspektrum von Drug-Delivery-Verfahren bis hin zur Modellierung biologischer Zellen. Zudem sind sie durch ihre gute Biokompatibilität besondersinZeitendesimmerpräsenterwerdendenUmweltschutzesvongroßemInteresse. 172 7Anhang 7 Anhang 7.1 VerwendeteChemikalien Span65wurdevonderFirmaSigmaverwendetundohneweitereAufreinigungeingesetzt. DieweiterenTensidestammtenvondenFirmenFlukaundMerckundwurdenebenfallswie erhalten eingesetzt. Rinderserumalbumin (Reinheit >96%, lyophilisiert, AgarosegelElektrophorese) wurde ebenfalls von der Firma Sigma bezogen. n-Dodecan wurde mit 99+%iger Reinheit von der Firma ABCR erhalten. Alle anderen Lösungsmittel wurden von ABCR, Merck oder Sigma verwendet. Das Chloroform für die Untersuchungen der Wasser/Luft-Grenzflächenfilme wurde zuvor durch Destillation gereinigt. Alle weiteren verwendetenChemikalienwurdenvondenFirmenSigma,Fluka,MerckundABCRerhalten. 7.2 ErgänzendeMessergebnisse Tabelle13:CharakteristischeGrößendesFrequenztestsfürSpan65FilmemitverschiedenenSalzen. Kation Plateaumodul[N/m] Relaxationseit[s] LVE[%] Mg2+ 0,3 898 0,1 Co2+ 0,2 785 0,4 Zn2+ 1,4 698 0,1 Na+ 0,4 39 0,2 Ca2+ 0,3 90 0,1 Tabelle14:ElastizitätsmodulnnachBarthès-BieselundGrenzflächenspannungenimBereichkleiner DeformationenfürverschiedeneTenside. Grenzflächenspannung[mN/m] Elastizitätsmodul[N/m] Span60 36 0,16 Span65 24 0,1 Span80 27 0,15 Span85 30 0,2 173 7Anhang 60 50 40 Deformation 30 20 0,2 0,1 Tropfen Span 65 Span 60 Span 85 10 0 0 10 20 30 40 0,0 50 0 5 10 Scherrate [1/s] Abbildung142:VerlaufdesAnstellwinkelsfür verschiedeneTensid-KapselnalsFunktionder Scherrate. 0,4 10 Deformation Deformation 12 0,3 0,2 30 8 6 4 2 erste Messung zweite Messung 0 5 10 15 20 25 30 35 0 40 0,0 0,2 Scherrate [1/s] 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 Schubspannung [mN/m] Abbildung144:Regenerationsverhalteneiner Span 80 Kapsel im Scherfeld (40 Moleküle/nm²). 20 0,03 15 0,02 10 0,01 Abbildung145:DeformationvonBSA-Filmen alsFunktionderSchubspannung(2Gew-%, T=20°C). 1 5 Elastizitätsmodul [N/m] 0,04 LVE Plateau-Speichermodul [N/m] 25 14 0,5 0,1 30 20 0,1 10 0,01 0 0,00 0 2 4 6 0 Konzentration [Gew-%] Abbildung 146: Speichermodul der BSAMembranen an der Wasser/DodecanGrenzfläche (ω = 5 rad/s, γ = 1%). 174 20 Abbildung 143: Deformationsverhalten von Tensid-KapselnimScherfeldalsFunktionder Scherrate(40Moleküle/nm²). 0,6 0,0 15 Scherrate [1/s] Poissonzahl Anstellwinkel [°] 0,3 Span 65 Span 60 Span 85 0,001 1 10 100 1000 Konzentration [Moleküle/nm²] Abbildung 147: Elastizitätsmodul und PoissonzahlfürBSA-KapselnalsFunktionder Konzentration. 8Literaturverzeichnis 8 Literaturverzeichnis (1) Roshan,K.;Ks,R.;Meenakshi,B.;Amul,M.MicroencapsulationDrugDeliverySystem– AnOverview.PharmaTutor2016,4(12),20–28. 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Bzw. b c Ca CMC d D DLS 2D,3D d Δ ε E E H EMR ESK etal. f F G G‘ G‘‘ G* G(t) GA Gew-% g g e g v g! h η,ηi,ηa h* IFT k K L LVE Γ Γ ∞ 188 RadiusdesTropfens dimensionsloseGrößefürdieTropfenform Fläche allgemeinerParameter LängederNebenachseeinesEllipsoids Brewsterwinkel-Mikroskopie Rinderserumalbumin(BovineSerumAlbumin) beispielsweise beziehungsweise Konstante Konzentration Kapillarzahl kritischeMizellkonzentration Membrandicke Deformation DynamischeLichtstreuung zweidimensional,dreidimensional Phasenverschiebungswinkel Differenz Dehnung Elastizitätsmodul(Young-Modul) ElastizitätsmodulnachHooke ElastizitätsmodulnachMooney-Rivlin ElastizitätsmodulnachSkalak undandere(etalii) Frequenz Kraft Gibbs-Energie,dreidimensionalerSchermodul dreidimensionalerSpeichermodul dreidimensionalerVerlustmodul dreidimensionalerkomplexerSchermodul dreidimensionalerSchubmodul Glutaraldehyd Gewichtsprozent Deformation DeformationdeselastischenTeils DeformationdesviskosenTeils Scherrate Abstand Viskosität(allgemeine,innere,äußere) komplexeViskosität Grenzflächenspannung Konstante Kompressionsmodul Länge linear-viskoelastischerBereich Grenzflächenkonzentration Sättigungs-Grenzflächenkonzentration 9Abkürzungsverzeichnis l l1,l2 M µ µ’ µ’’ m,n NA n p,pi,pa P π П q ϕ,q r,ri,ra rpm R Re REM r s t T T11,T22 TCB τ τ e τ v 𝜏 tR v V Vgl. Vol-% w w x,X XRR y Y’,Y’‘ Z z.B. z.T. Viskositätsverhältnis Dehnungsverhältnis Molmasse zweidimensionalerSchermodul zweidimensionalerSpeichermodul zweidimensionalerVerlustmodul StöchiometrischeKoeffizienten Avogadro-Konstante Poissonzahl Druck(allgemeiner,innerer,äußerer) Packungsparameter Kreiszahl Oberflächendruck Belastung AnstellwinkelderKapsel/desTropfens Radius UmdrehungenproMinute(revolutionsperminute) UniverselleGaskonstante,RadiuseinesZylinders Reynolds-Zahl Rasterelektronenmikroskopie Dichte Grenzflächenspannung Zeit Temperatur Spannungen (1,2,4)-Trichlorbenzol Schubspannung SchubspannungdeselastischenTeils SchubspannungdesviskosenTeils zeitlicheAbleitungderSchubspannung Relaxationszeit Geschwindigkeit Volumen Vergleich,vergleichbar Volumenprozent Arbeit Kreisfrequenz allgemeinerParameter,Strecke Röntgenreflektivitätsmessungen(X-RayReflectivity) allgemeinerParameter,Abstand KoeffizientenimMooney-Rivlin-Gesetz LängeeinesEllipsoidsinz-Richtung zumBeispiel zumTeil 189 10Abbildungsverzeichnis 10 Abbildungsverzeichnis Abbildung1:SchematischeDarstellungenderrelevantenSpan-Tenside.........................................8 Abbildung2:SchematischeDarstellungenderVernetzungsreaktionenzurBildungvonBSAMembranen...................................................................................................................................................................9 Abbildung3:AldolkondensationvonGlutaraldehyd...............................................................................10 Abbildung4:SchematischeDarstellungdesZwei-Platten-Modells..................................................11 Abbildung5:SchematischeDarstellungdesFeder-undDämpfer-ModellsbeimKELVIN-VOIGTModell...........................................................................................................................................................................13 Abbildung 6: Schematische Darstellung des Feder- und Dämpfer-Modells beim MaxwellModell...........................................................................................................................................................................13 Abbildung 7 Schematische Darstellung von Mikroverkapselungstechniken (angelehnt an SLIWKA2)........................................................................................................................................................................14 Abbildung 8 Schematische Darstellung der Grenzflächenvernetzung an der Öl/WasserGrenzfläche.................................................................................................................................................................15 Abbildung9:DeformationeinesEmulsionstropfensimZentrifugalfeld........................................16 Abbildung10:BruchmechanismeninAbhängigkeitdesViskositätsverhältnisses.Skizzenach Leonard.106,108............................................................................................................................................................19 Abbildung11:DeformationeinesMembranelements............................................................................21 Abbildung12:DeformationeinerKapselimZentrifugalfeld...............................................................22 Abbildung13SchematischeDarstellungeinerKapselimlaminarenScherfeld..........................24 Abbildung14:DynamikundOrientierungsverhaltennicht-sphärischerKapseln.(a)Taumeln (b)Schwingen(c)Tank-Treading....................................................................................................................27 Abbildung15:SchematischeDarstellungdesDHRmitRinggeometrie...........................................33 Abbildung16:SchematischeZeichnungeinerDruck-Flächen-Isotherme.....................................34 Abbildung17:SchematischeSkizzedesverwendetenLangmuir-Trogs.........................................35 Abbildung18:SchematischeDarstellungderBrewster-Winkel-Mikroskopie.............................36 Abbildung 19: Schematische Darstellung des Mikrofluidik-Verfahrens zur Mikrokapselherstellung........................................................................................................................................37 Abbildung 20: Schematische Darstellung eines hängenden Tropfens bei der Pendant DropMethode.......................................................................................................................................................................39 Abbildung21:SchematischerAufbaudesPendantDropTensiometers.........................................40 Abbildung22:SchematischerAufbaudesSpinningDropTensiometers........................................41 Abbildung23:MessergebnisfenstereinerOscillatingPendantDrop-Messung...........................43 Abbildung24:MessergebnisfenstereinerOscillatingSpinningDrop-Messung..........................44 Abbildung25:SchematischerAufbauderoptischenStrömungszelle..............................................45 190 10Abbildungsverzeichnis Abbildung 26: Oszillationszeittests von Span 65 an der Wasser/Luft-Grenzfläche (20 Moleküle/nm²,ω=10rad/s,γ=0,1%,T=20°C).....................................................................................48 Abbildung27:OszillationsfrequenztesteinesSpan65FilmsanderWasser/Luft-Grenzfläche (20 Moleküle/nm², γ = 0,1%, T = 20°C) mit entsprechenden Fitfunktionen des 3- und 4Moden-Modells.........................................................................................................................................................49 Abbildung 28: Cox-Merz-Plot eines Span 65 Films an der Wasser/Luft-Grenzfläche (20 Moleküle/nm2,T=20°C)......................................................................................................................................50 Abbildung 29: Oszillationsamplitudentest eines Span 65 Films an der Wasser/LuftGrenzfläche(20Moleküle/nm²,ω=10rad/s,20°C)..............................................................................51 Abbildung30:Oszillationszeittest(links)undRegenereations-Zeittest(rechts)vonSpan65 anderWasser/Luft-GrenzflächenachderZerstörungdesMembranfilmsdurchScherung(20 Moleküle/nm²,ω=10rad/s,γ=0,1%,T=20°C).....................................................................................52 Abbildung31:OszillationsamplitudentestvonSpan65anderWasser/Luft-Grenzflächefür verschiedeneFrequenzenoberhalbderCross-Over-Frequency(20Moleküle/nm²,T=20°C). ..........................................................................................................................................................................................52 Abbildung 32: Relaxationstest eines Span 65 Films an der Wasser/Luft-Grenzfläche mit Deformationsvorgaben von 0,05 bis 50% (links) und den daraus ermittelten Verlauf der DeformationalsFunktionderSchubspannung(rechts)(20Moleküle/nm²,T=20°C)...........53 Abbildung 33: Verlauf des Speichermoduls der Span 65 Filme an der Wasser/LuftGrenzflächealsFunktionderKonzentration(ω=10rad/s,γ=0,1%,20°C)...............................54 Abbildung 34: Oszillationsamplitudentest eines Span 65 Films an der Wasser/LuftGrenzfläche(20Moleküle/nm²,ω=10rad/s,20°C)..............................................................................55 Abbildung35:Span65FilmanderWasser/Luft-GrenzflächebeieinerKonzentrationvon10 Molekülen/nm²........................................................................................................................................................55 Abbildung 36: Oszillationszeittests von Span 65 an der Wasser/Luft-Grenzfläche für unterschiedlicheTemperaturen(20Moleküle/nm²,ω=10rad/s,γ=0,1%).............................57 Abbildung 37: Relaxationszeiten und Speichermoduln von Span 65 Filmen an der Wasser/Luft-Grenzfläche als Funktion der Temperatur, erhalten aus Oszillationsfrequenztests(20Moleküle/nm²,γ=0,1%).......................................................................58 Abbildung38:OszillationszeittestvonSpan65anderGrenzfläche0,1MSalzlösung/Luft(274 Moleküle/nm²,ω=10rad/s,γ=0,1%,T=20°C,Fehlerbalkenfürjeden20.Messwert)......59 Abbildung 39: Oszillationsfrequenztests für Span 65 Filme mit verschiedenen Salzen (274 Moleküle/nm²,γ=0,1%,T=20°C).................................................................................................................61 Abbildung40:OszillationsamplitudentestsfürSpan65FilmemitverschiedenenSalzen(274 Moleküle/nm²,ω=10rad/s,T=20°C).........................................................................................................62 Abbildung 41: Oszillationsfrequenz- und Amplitudentests für verschiedene Tenside (γ=0,1%,ω=10rad/s,T=20°C)...................................................................................................................63 191 10Abbildungsverzeichnis Abbildung 42: Oszillationszeittests von Span 65 an der Wasser/Öl-Grenzfläche für verschiedeneÖlphasen(270Moleküle/nm²,γ=0,1%,ω=10rad/s,T=20°C)........................64 Abbildung 43: Plateau-Speichermodul und Relaxationszeit von Span 65 an der Wasser/Dodecan-Grenzfläche(ω=10rad/s,T=20°C)........................................................................67 Abbildung44:Verlaufdeslinear-viskoelastischenBereichsalsFunktionderKonzentration,, ermitteltausdemOszillationsamplitudentest(ω=10rad/s,T=20°C)........................................68 Abbildung45:П-A-IsothermevonSpan65(Kompressionsrate10cm²/min)............................69 Abbildung46:HysteresemessungdesOberflächendrucksvonSpan65beiRaumtemperatur. ..........................................................................................................................................................................................70 Abbildung 47: Hysteresekurven eines Span 65 Films bei unterschiedlichen Kompressionsraten.................................................................................................................................................71 Abbildung 48: Verlauf des statischen Kompressionsmoduls, berechnet aus der П-AIsotherme,vonSpan65alsFunktionderFläche.......................................................................................72 Abbildung49:VerlaufdesOberflächendrucksvonSpan65beiverschiedenenTemperaturen. ..........................................................................................................................................................................................73 Abbildung 50: Verlauf des Oberflächendrucks von Span 85 bei unterschiedlichen Temperaturen...........................................................................................................................................................74 Abbildung51:VerlaufdesOberflächendrucksvonSpan65unterZugabeverschiedenerSalze. ..........................................................................................................................................................................................75 Abbildung 52: Schematische Darstellung eines Span 65 Films unter Zugabe von (mit dem Tensidwechselwirkenden)Metallsalzen......................................................................................................77 Abbildung53:VerlaufdesOberflächenpotenzialsvonSpan65unterZugabeverschiedener Salze...............................................................................................................................................................................77 Abbildung 54: Hysteresemessungen des Oberflächendrucks von Span 65 unter Zugabe verschiedenerSalze................................................................................................................................................78 Abbildung55:StufenrelaxationstesteinesSpan65FilmsbeieinerFlächevon0,6bis0,7nm² proMolekül................................................................................................................................................................79 Abbildung56:StufenrelaxationstesteinesSpan65FilmsbeieinerFlächevon0,75bis0,8nm² proMolekül................................................................................................................................................................80 Abbildung 57: Verlauf des Oberflächendrucks verschiedener Span-Tenside und von Stearinsäure...............................................................................................................................................................81 Abbildung58:VerlaufdesOberflächenpotenzialsfürverschiedeneSpan-TensidealsFunktion derFläche....................................................................................................................................................................82 Abbildung 59: Statische Kompressionsmoduln für verschiedene Span-Tenside und StearinsäurealsFunktionderFläche.............................................................................................................83 Abbildung60:AusgewählteBAM-AufnahmeneinesSpan65FilmsanzweiPunktenderDruckFlächen-Isotherme..................................................................................................................................................84 192 10Abbildungsverzeichnis Abbildung61:BAM-AufnahmeneinesSpan65FilmswährendderKompressionbeiП=10 mN/m............................................................................................................................................................................85 Abbildung 62: BAM-Aufnahmen eines Span 65 Films an der Wasser/Luft-Grenzfläche bei definiertenGrenzflächenkonzentrationen...................................................................................................86 Abbildung 63: BAM-Aufnahmen eines Span 65 Films an der Wasser/Dodecan-Grenzfläche nachEntfernendesLösungsmittelsbeidefiniertenGrenzflächenkonzentrationen..................87 Abbildung64:BAM-AufnahmeneinesSpan60-FilmsanderWasser/Luft-Grenzfläche........88 Abbildung 65: BAM-Aufnahmen von Span 80- und Span 85-Filmen an der Wasser/LuftGrenzflächebeieinemOberflächendruckvonП=30mN/m..............................................................89 Abbildung 66: REM-Aufnahmen von Span 65 Filmen an der Wasser/Luft-Grenzfläche bei Konzentrationenvon2und40Molekülen/nm²........................................................................................90 Abbildung67:REM-AufnahmenvonSpan65FilmenanderWasser/n-Dodecan-Grenzfläche beiKonzentrationenvon2und40Molekülen/nm²................................................................................91 Abbildung 68: Konzentrationsabhängige Grenzflächenspannung von Span 65 an der Wasser/Dodecan-Grenzfläche...........................................................................................................................92 Abbildung 69: Schematische Darstellung inverser Mizellen (links) und teilkristalliner Aggregate(rechts)ausSpan65.........................................................................................................................93 Abbildung70:VerlaufderViskositätvonSpan65inDodecanalsFunktionderKonzentration. ..........................................................................................................................................................................................95 Abbildung 71: Logarithmische Auftragung der konzentrationsabhängigen GrenzflächenspannungvonSpan65anderWasser/Dodecan-Grenzfläche.................................96 Abbildung 72: Lineare Anpassung der Gibbs-Gleichung zur Bestimmung der SättigungskonzentrationΓ∞....................................................................................................................................................97 Abbildung73:DiffusionskoeffizientenvonSpan65anderWasser/Dodecan-Grenzflächeals FunktionderKonzentration...............................................................................................................................98 Abbildung74:KonzentrationsabhängigerVerlaufderGrenzflächenspannungfürSpan65an der Grenzfläche Wasser/Öl mit einer Öl-Zusammensetzung von Dodecan:Trichlorbenzol=70:30........................................................................................................................99 Abbildung75:AufnahmenderFaltenbildungeinerSpan65Kapsel(c=5mmol/L).............100 Abbildung 76: Volumenentzug (rechts) eines Span 65 Tropfens an der Dodecan/LuftGrenzfläche...............................................................................................................................................................100 Abbildung77:AufnahmenhängenderSpan65KapselnmitunterschiedlicherKonzentration. ........................................................................................................................................................................................101 Abbildung 78: Darstellung eines hängenden Tropfens im Verlauf der Deformations- und Faltenanalyse(Span65anWasser/Dodecan,1mmol/L)...................................................................103 193 10Abbildungsverzeichnis Abbildung79:VerlaufvonKompressionsmodul,ElastizitätsmodulundPoissonzahlvonSpan 65KapselnanderDodecan/Wasser-GrenzflächealsFunktionderDeformation(1mmol/L). ........................................................................................................................................................................................104 Abbildung 80: Deformation einer Span 65 Kapsel in Dodecan/Wasser als Funktion der ZentrifugalkraftbeiverschiedenenKonzentrationen...........................................................................105 Abbildung81:ElastizitätsmodulnvonSpan65KapselninDodecan/WasseralsFunktionder Konzentration.........................................................................................................................................................106 Abbildung 82: Verlauf des Elastizitätsmoduls von Span 65 Filmen als Funktion der KonzentrationfürverschiedenePoissonzahlen......................................................................................108 Abbildung 83: Relaxationsstufen-Experiment von Span 65 an der Wasser/DodecanGrenzfläche...............................................................................................................................................................109 Abbildung84:DeformationeinerSpan65Kapsel(120Moleküle/nm²)anDodecan/Wasser alsFunktionderZentrifugalkraftimTemperaturbereichvon15bis60°C.................................110 Abbildung 85: Elastizitätsmoduln von Span 65 Kapseln (120 Moleküle/nm²) an Dodecan/WasseralsFunktionderTemperatur......................................................................................111 Abbildung86:DeformationsverhaltenvonSpan65Kapseln(10Moleküle/nm²)mitundohne Zugabe von Al2(SO4)3 im Vergleich mit einem Emulsionstropfen an Dodecan/Wasser (T=20°C)..................................................................................................................................................................112 Abbildung 87: Vergleich der Deformation als Funktion der Zentrifugalkraft und des ElastizitätsmodulsalsFunktionderKonzentrationfürSpan60,65,80und85(T=20°C).113 Abbildung 88: Stufenrelaxationsversuche von Span 60 (links) und Span 80 (rechts) an der Wasser/Dodecan-Grenzfläche(20°C)..........................................................................................................114 Abbildung 89: Deformation von Dodecan- und p-Xylol-Tropfen als Funktion der Scherrate. ........................................................................................................................................................................................115 Abbildung 90: Deformation von Emulsionstropfen im Scherfeld bei unterschiedlichen Scherraten.Oben:Grenzflächep-Xylol/TCB-Wasser.Unten:n-Dodecan/TCB-Wasser.........116 Abbildung91:VerlaufdesAnstellwinkelsvonDodecan-undp-Xylol-ÖltropfenalsFunktion derScherrate...........................................................................................................................................................117 Abbildung92:VergleichdesscherratenabhängigenDeformationsverhaltensfüreineSpan65 Kapsel(40Moleküle/nm²)undeinenentsprechendenEmulsionstropfenohneTensid......118 Abbildung 93: Wiederholte Messung jeweils einer Span 65 Kapsel für unterschiedliche Konzentrationen....................................................................................................................................................119 Abbildung 94: Verlauf der Deformation einer Span 65 Kapsel im Vergleich zum EmulsionstropfenalsFunktionderScherrate(40Moleküle/nm²)................................................121 Abbildung95:VerlaufdesAnstellwinkelseinerSpan65Mikrokapsel(0,7µmol/L)unddes korrespondierendenReferenztropfens(Dodecan/TCB)alsFunktionderScherrate.............122 194 10Abbildungsverzeichnis Abbildung96:DeformationvonSpan65KapselnbeiunterschiedlichenKonzentrationenals FunktionderScherrate.......................................................................................................................................123 Abbildung 97: Aufnahmen der Kapseldeformation von Mikrokapseln unterschiedlicher KonzentrationbeieinerScherrate801/s..................................................................................................123 Abbildung98:ElastizitätsmodulvonSpan65KapselnalsFunktionderKonzentration......124 Abbildung 99: Nach TAYLOR berechnete und experimentell bestimmte Grenzflächenspannungen von Span 65 Kapseln als Funktion der Konzentration. Links: linearerBereich,rechts:nicht-linearerBereich.......................................................................................126 Abbildung100:VerlaufdesAnstellwinkelsderSpan65KapselnimScherfeldalsFunktionder Scherrate...................................................................................................................................................................127 Abbildung 101: Zeitliche Auflösung des Deformationsverhaltens von Span 65 Kapseln unterschiedlicherKonzentration....................................................................................................................128 Abbildung102:ÜbergangsbereichderzweiunterschiedlichenSchwingungsmodieinerSpan 65KapselmiteinerKonzentrationvon10µmol/LineinemScherratenbereichvon47-491/s. ........................................................................................................................................................................................129 Abbildung 103: Verfolgung eines Tracer-Partikels auf der Kapseloberfläche einer Span 65 KapselbeieinerScherratevon131/s(10Moleküle/nm²)................................................................130 Abbildung104:RelaxationsstufenexperimenteinesSpan65Filmsmit40Molekülen/nm²bei einerScherratevon15bis201/s..................................................................................................................131 Abbildung105:DeformationsverhaltenvonTropfenimScherfeldalsFunktionderScherrate (40Moleküle/nm²)...............................................................................................................................................133 Abbildung 106: Verlauf von Speicher- und Verlustmodul eines oszillierenden Span 65 TropfensanderWasser/Dodecan-GrenzflächealsFunktionderFrequenz(40Moleküle/nm², 1mmol/L,T=20°C).............................................................................................................................................134 Abbildung 107: Verlauf von Speicher- und Verlustmodul eines oszillierenden Span 65 TropfensanderWasser/Dodecan-GrenzflächealsFunktionderFrequenz(10Moleküle/nm², 0,05mmol/L,T=20°C).......................................................................................................................................136 Abbildung108:OszillationsfrequenztestvonBSAanderWasser/Luft-Grenzfläche(2Gew-%, γ=0,1%,T=20°C)mitentsprechendenFitfunktionendes3-und4-Moden-Modells...........137 Abbildung109:OszillationszeittestsvonBSAanderWasser/Luft-Grenzfläche(ω=10rad/s, γ=0,1%,T=20°C)................................................................................................................................................138 Abbildung110:SpeichermodulderBSA-FilmeanderWasser/Luft-GrenzflächealsFunktion derKonzentration(ω=10rad/s,γ=0,1%,T=20°C)..........................................................................139 Abbildung111:OszillationsamplitudentestsvonBSAanderWasser/Luft-Grenzfläche(ω=10 rad/s,T=20°C)......................................................................................................................................................140 Abbildung 112: Oszillationszeittest von BSA an der Wasser/Luft- und Glycerin/LuftGrenzfläche(2Gew-%,ω=10rad/s,γ=0,1%,T=20°C)...................................................................141 195 10Abbildungsverzeichnis Abbildung 113: Oszillationszeittests für BSA-Filme an der Wasser/Öl-Grenzfläche für verschiedeneÖlphasen(2Gew-%,ω=5rad/s,T=20°C)..................................................................142 Abbildung114:VerlaufdesSpeichermodulsimOszillationsfrequenztestvonBSAbeihohen FrequenzenfürdieDodecan-undTrichlorbenzol-Grenzfläche(2Gew-%,γ=0,1%,T=20°C). ........................................................................................................................................................................................143 Abbildung 115: Vergleich der Oszillationszeittests für die verschiedenen Vernetzer an der Wasser/p-Xylol-Grenzfläche(2Gew-%,ω=5rad/s,γ=1%,T=20°C).......................................145 Abbildung116:Oszillationsfrequenztest(γ=1%)undvon2Gew-%BSAanderWasser/pXylol-GrenzflächemitverschiedenenVernetzern(c=2,5mM,T=20°C)...................................146 Abbildung117:Oszillationsamplitudentest(ω=5rad/s)von2Gew-%BSAanderWasser/pXylol-GrenzflächemitverschiedenenVernetzern(c=2,5mM,T=20°C)...................................147 Abbildung118:SpeichermodulundLVE-BereichderBSA-MembrananderWasser/DodecanGrenzfläche als Funktion der Vernetzer-Konzentration (2 Gew-%, ω = 5 rad/s, γ = 1%, T=20°C)....................................................................................................................................................................148 Abbildung 119: Deformationsverhalten von BSA-Emulsionstropfen als Funktion der Zentrifugalkraft......................................................................................................................................................149 Abbildung 120: Deformation von BSA-Emulsionstropfen bei kleine Deformationen als FunktionderZentrifugalkraft..........................................................................................................................150 Abbildung121:ElastizitätsmodulvonBSA-EmulsionstropfenalsFunktionderKonzentration. ........................................................................................................................................................................................151 Abbildung 122: Verlauf des Elastizitätsmoduls von BSA-Kapseln als Funktion der KonzentrationfürverschiedenefestePoissonzahlen...........................................................................152 Abbildung123:RelaxationskurveeinerBSA-Kapsel(800Moleküle/nm²).................................153 Abbildung 124: Elastizitätsmodul und Poissonzahl von BSA-Kapseln (2 Gew-%) mit GlutaraldehydalsFunktionderVernetzerkonzentration...................................................................155 Abbildung 125: Elastizitätsmodul von BSA-Kapseln (2 Gew-%) als Funktion der Glutaraldehyd-KonzentrationfürverschiedenePoissonzahlen.......................................................155 Abbildung126:DeformationsverhalteneinerBSA-MikrokapselmitKapselbruch(2Gew.-%, 100mMGlutaraldehyd)......................................................................................................................................156 Abbildung 127: Deformationsverhalten von BSA-Tropfen bei unterschiedlichen Konzentrationen....................................................................................................................................................157 Abbildung128:TropfenbrucheinesBSA-TropfensinDodecan/TCBbeieinerScherratevon etwa141/s(400Moleküle/nm²)..................................................................................................................158 Abbildung129:TropfenbrucheinesBSA-TropfensinDodecan/TCBbeieinerScherratevon etwa271/s(2Gew-%,800Moleküle/nm²).............................................................................................159 Abbildung 130: Deformationsverhalten von BSA-Tropfen vor und nach dem Tropfenbruch (800Moleküle/nm²)............................................................................................................................................160 196 10Abbildungsverzeichnis Abbildung131:VerlaufdesAnstellwinkelsalsFunktionderScherratefüreinenBSA-Tropfen inDodecan/TCB(800Moleküle/nm²).........................................................................................................161 Abbildung 132: Deformation von BSA-Kapseln (2 Gew-%) als Funktion der Scherrate bei verschiedenenGlutaraldehyd-Konzentrationen......................................................................................162 Abbildung133:AufnahmeneinerBSA-Kapsel(2Gew-%)mit10und100mMGlutaraldehyd beieinerScherratevon70bzw.961/s.......................................................................................................163 Abbildung134:ElastizitätsmodulvonBSA-Kapseln(2Gew-%)alsFunktionderVernetzerKonzetration............................................................................................................................................................164 Abbildung135:DeformationvonBSA-Kapseln(2Gew-%)mitMarkierungdesKapselbruchs beiverschiedenenGlutaraldehyd-Konzentrationen..............................................................................165 Abbildung136:VerlaufdesAnstellwinkelsalsFunktionderScherratefüreinenBSA-Tropfen (2Gew-%)fürverschiedeneKonzentrationenanGlutaraldehyd....................................................166 Abbildung 137: Zeitliche Auflösung des Deformations- und Orientierungsverhaltens einer BSA-Kapsel(2Gew-%)mit600mMGlutaraldehyd...............................................................................167 Abbildung 138: Zeitliche Auflösung des Deformations- und Orientierungsverhaltens einer BSA-Kapsel(2Gew-%)mit600mMGlutaraldehyd...............................................................................167 Abbildung 139: Aufnahmen der Tank-Treading-Bewegung einer BSA-Kapsel anhand der VerfolgungeinesTracer-Partikels(1Gew-%,2,5mMGlutaraldehyd).........................................168 Abbildung 140: Oszillationsfrequenztests der drei verwendeten Systeme (ω = 10 rad/s, γ = 0,1% für BSA unvernetzt und Span 65, ω = 5 rad/s, γ = 1% für BSA vernetzt). Konzentrationen: 2 Gew-% BSA unververnetzt, 2 Gew-% BSA vernetzt + 100 mM Glutaraldehyd,20Moleküle/nm²Span65.................................................................................................171 Abbildung 141: Vergleich des Deformationsverhaltens der drei verwendeten Systeme im Zentrifugalfeld(links)undScherfeld(rechts).Konzentrationen:2Gew-%BSAunververnetzt, 2Gew-%BSAvernetzt+100mMGlutaraldehyd,20Moleküle/nm²Span65...........................171 Abbildung142:VerlaufdesAnstellwinkelsfürverschiedeneTensid-KapselnalsFunktionder Scherrate...................................................................................................................................................................174 Abbildung 143: Deformationsverhalten von Tensid-Kapseln im Scherfeld als Funktion der Scherrate(40Moleküle/nm²)..........................................................................................................................174 Abbildung 144: Regenerationsverhalten einer Span 80 Kapsel im Scherfeld (40 Moleküle/nm²).......................................................................................................................................................174 Abbildung 145: Deformation von BSA-Filmen als Funktion der Schubspannung (2 Gew-%, T=20°C)....................................................................................................................................................................174 Abbildung146:SpeichermodulderBSA-MembranenanderWasser/Dodecan-Grenzfläche(ω =5rad/s,γ=1%).Abbildung147:ElastizitätsmodulundPoissonzahlfürBSA-Kapselnals FunktionderKonzentration.............................................................................................................................174 197 11Tabellenverzeichnis 11 Tabellenverzeichnis Tabelle1:ZuordnungderAggregatformanhanddesPackungsparameters....................................7 Tabelle2:ÜbersichteinigercharakteristischerEigenschaftenderverwendetenTenside.......8 Tabelle 3: Übersicht über vorgegebene und gemessene Größen bei rheologischen Oszillationsmessungen..........................................................................................................................................31 Tabelle4:ÜbersichtderfürdiejeweiligenStoffsystemeverwendetenMessmethoden.........33 Tabelle5:VerwendeteMessparameter.........................................................................................................33 Tabelle6:ÜbersichtderIonenradien,HydratationsenthalpienundElektronegativitätender untersuchtenMetallkationen.157,158.................................................................................................................60 Tabelle7:ÜbersichtderverwendetenÖlphasen......................................................................................66 Tabelle8:ÜbersichtdermittelsElastometrieermitteltenParameterfürSpan65Kapselnan derWasser/Dodecan-Grenzfläche(1mmol/L).......................................................................................102 Tabelle 9: Vergleich der ermittelten Grenzflächenspannungen γ der verwendeten Öl/TCBMischungenanGlycerin(Strömungszelle)bzw.Wasser/Glycerin=50:50(PendantDrop).116 Tabelle 10: Vergleich der berechneten Grenzflächenspannungen mit den tensiometrisch bestimmten Grenzflächenspannungen für Span 65 (linear und nicht-linear) und Span 85 Kapseln.......................................................................................................................................................................132 Tabelle11:GemesseneundberechneteGrenzflächenspannungenundElastizitätsmodulnvon BSA-TropfenunterschiedlicherKonzentration........................................................................................157 Tabelle 12: Vergleich der erhaltenen Ergebnisse für die Span 65 Filme der verschiedenen Messmethoden........................................................................................................................................................170 Tabelle13:CharakteristischeGrößendesFrequenztestsfürSpan65Filmemitverschiedenen Salzen..........................................................................................................................................................................173 Tabelle14:ElastizitätsmodulnnachBarthès-BieselundGrenzflächenspannungenimBereich kleinerDeformationenfürverschiedeneTenside...................................................................................173 198