top Garten Brombeergallmilbe Krankheiten am Beerenobst erkennen und behandeln Wie Sie Himbeeren und Brombeeren im Bauerngarten gesund erhalten, erklärt Ralf Jung vom Pflanzenschutzdienst Bonn im zweiten Teil unserer Serie. Grauschimmelfäule an Him- und Brombeeren Vor allem in dichten Himbeerbeständen greift der Grauschimmelpilz bei Regenwetter um sich. D er Grauschimmelpilz kann bei Regenwetter zur Zeit der Fruchtentwicklung erhebliche Fruchtverluste hervorrufen. Die Krankheit greift vor allem in zu dichten ungepflegten Beständen um sich. j Schadbild: Befallene Früchte werden mit dem für diesen Pilz typischen mausgrauen, stäubenden Pilzüberzug bedeckt. Die weichfaulen Beeren schrumpfen später ein und verhärten. Auch an den Ruten kann der Schaderreger Infektionen (graue Flecken, in deren Mitte schwarze Fruchtkörper zu sehen sind) hervorrufen. Die Ruten kümmern und sterben ab. j Infektion: Der Grauschimmelpilz überwintert auf abgestorbenen Pflanzenteilen wie Blättern, Fruchtmumien und den Ruten, wo sich im Frühjahr die ersten Sporen bilden. Für die Anste- Grauschimmel an Brombeeren. 112 top agrar 6/2003 D ie Brombeergallmilbe ist ein an der Pflanze saugender Schädling, dessen auffälliges Schadbild (nicht ausreifende Beeren) bei Brombeer-Besitzern allgemein bekannt ist. Der Ernteverlust kann in einem starken Befallsjahr bis zu 50 % betragen. j Schadbild: Durch das Saugen an den Blättern und Blüten entsteht in der Regel ein harmloser Schaden. Die Blätter sind bei einem starkem Befall weiß gesprenkelt. Aber durch die beim Saugen freiwerdenden, für die Pflanze giftigen Stoffe, reifen die Früchte ungleichmäßig heran. Die befallenen Teilfrüchte bleiben rot/rotgrün und hart. Diese fehlende Ausreifung der Beeren wird etwa 3 Wo- Harmlos ist der Blattbefall der Brombeergallmilbe. Himbeerrutenkrankheit Fotos: Jung (2), Raiser (4) ckung nutzt der Pilz in erster Linie geschwächtes oder verletztes Pflanzengewebe. Während der Blüte finden die für die Fruchtfäule wichtigen Infektionen statt. Später bricht dann an den reifenden Früchten die Krankheit aus. Auf den verschimmelten Früchten bilden sich Millionen von Sporen, die dann wiederum für die Infektionen der Blätter, neuer Früchte und der Ruten sorgen. j Vorbeugen und Bekämpfen: Das frühzeitige Auslichten der Bestände und das Freihalten von Unkräutern sind wichtige befallsvorbeugende Maßnahmen. Bei der Himbeere gelten die Sorten „Elida“, „Glen Moy“, „Himbostar“, „Meeker“ und „Zefa 2“ als gering anfällig gegenüber der Grauschimmelfäule. Bei den Brombeeren gibt es keine Sortenunterschiede bei der Anfälligkeit. In erfahrungsgemäß gefährdeten Beständen kann im Haus- und Kleingarten das Fungizid Teldor mehrmals ab Beginn der Blüte eingesetzt werden. Himbeerkäfer D er Himbeerkäfer ist der am meisten gefürchtete Schädling der Himbeere und Brombeere. Der berüchtigte „Himbeerwurm“ ist wohl jedem Hobbygärtner bekannt. j Schadbild: An den Blütenknospen und Blüten der Himbeere fressen kleine, hellbraune Käfer. Später findet man am Fruchtboden die auch als „Himbeerma- chen vor der Ernte sichtbar. Spät reifende Sorten neigen zu einem stärkeren Befall. Früh reifende Sorten stehen bereits zur Ernte an, wenn die Milbenvermehrung ihren Höhepunkt hat. Die geschädigten Beeren bleiben bis zum Frühjahr am Strauch hängen und trocknen ein. Stark befallene Früchte sind ungenießbar. j Infektion: Die Milben (0,2 mm langgestreckter, weißlicher Körper) überwintern in geringer Zahl in Blattachseln, unter Knospenschuppen und in Fruchtmumien an den jungen Ruten des Vorjahres. Ab dem Austrieb bzw. im März/April kommen sie aus Ihren Winterquartieren heraus und halten sich anfangs zwischen den Haaren der Blattstiele und der Blattunterseiten auf. Es erfolgt bereits eine Eiablage in die sich entfaltenden Knospen. Zur Blütezeit befallen die Milben die Blüten und saugen insbesondere an den sich entwickelnden Einzelfrüchten, hauptsächlich an jenen, die an der Fruchtbasis durch die Kelchblätter geschützt sind. Die Milben vermehren sich stark, und es kommt zu mehreren, sich überlappenden Generatio- D den“ bezeichneten Larven, die an den einzelnen Früchtchen fressen. j Infektion: Der 4 bis 5 mm große, hellbraune, behaarte Käfer erscheint nach der Winterruhe im Mai und frisst zunächst an aufgehenden Knospen. Kurz darauf legt er je Himbeerblüte ein oder auch mehrere Eier ab. Die Larve entwickelt sich dann in der Frucht und ist zur Zeit der Himbeerreife ausgewachsen. Die Larve lässt sich zu Boden fallen, gräbt sich dort ein und verpuppt sich. j Vorbeugen und Bekämpfen: Für den Hobbygärntner gibt’s nur dies: Himbeeren beobachten und vorhandene Käfer absammeln. Da sich die Käfer bei Berührung schnell fallen lassen, kann man sie recht leicht auch durch Abklopfen von den Pflanzen entfernen. Hierzu sollte man unter den Ruten Tücher auslegen oder Gefäße aufstellen, so dass die Tiere aufgefangen und eingesammelt werden können. Diese Maßnahmen möglichst früh morgens oder abends durchführen, wenn die Tiere weniger aktiv sind. Eine direkte Bekämpfung ist nicht möglich, da für den Haus- und Kleingarten derzeit keine wirksamen Mittel zugelassen sind. ie Himbeerrutenkrankheit ist die bedeutendste Krankheit der Himbeeren und Brombeeren. Das bekannte Rutensterben wird durch mehrere Pilze verursacht. Auslöser und Wegbereiter für die Pilze sind in erster Linie Kulturfehler und die Himbeerrutengallmücke. Dieser Schädling (rötliche, fußlose Larve) befällt die jungen Ruten im bodennahen Bereich und schädigt das junge Gewebe. j Schadbild: Flecken auf den Ruten können bereits im Frühjahr, wenn die Ruten 20 bis 40 cm hoch sind, in Erscheinung treten. Je nach beteiligter Pilzart sind die Flecken braun bis violett. Sie dehnen sich aus, und die befallenen Rindenpartien sterben ab. Nachfolgend welkt bei ansteigenden Temperaturen die ganze Rute und stirbt ab. j Infektion: Alle in Frage kommenden pilzlichen Schaderreger (Didymella, Botrytis, Lepthosphaeria) überwintern in erster Linie auf den befallenen Ruten. Bei feuchtem Wet- Nicht ausgereifte Beeren durch die Brombeergallmilbe. nen pro Jahr. Eine Milbengeneration dauert dabei etwa 8 bis 10 Tage. j Vorbeugen und Bekämpfen: Als vorbeugende Maßnahmen sind zu nennen: Brombeerranken im Herbst stark zurückschneiden, befallene Früchte abernten und vernichten. Den Boden feucht halten (Trockenheit fördert die Milbenentwicklung) und den Boden mit Laubkompost oder Mulch bedecken. Zur direkten Bekämpfung kann im Haus- und Kleingarten derzeit das biologische Pflanzenschutzmittel Naturen gespritzt werden. Die Anwendung erfolgt im Frühjahr, wenn die jungen Triebe eine Länge von ca. 20 cm erreicht haben. Eine zweite Behandlung kann bei einer Trieblänge von ca. 50 cm erfolgen. ter können diese vom Frühjahr bis in den Herbst die Pflanzen infizieren. Die Pilze dringen ins Rutengewebe durch Rindenrisse und Verletzungen ein (z. B. durch die Himbeerrutengallmücke). j Vorbeugen und Bekämpfen: Abgetragene und abgestorbene Ruten sollten nach der Ernte sofort tief ausgeschnitten werden. Nur die stärksten 6 bis 8 Ruten je Strauch, in Abständen von 10 bis 15 cm voneinander, werden als Trägerruten für das nächste Jahr übriggelassen. Alle anderen Ruten sind regelmäßig zu entfernen. Dies verhindert gegenseitige Beschattung und ermöglicht ein schnelles Abtrocknen nach dem Regen. Für eine gute Durchlüftung im unteren Rutenbereich sollte man regelmäßig das Unkraut entfernen. Die Bekämpfung mit einem Pflanzenschutzmittel ist im Haus- und Kleingarten derzeit nicht möglich. Um die Widerstandsfähigkeit zu stärken, können die Sträucher vorbeugend regelmäßig mit Ackerschachtelhalmbrühe besprüht werden. Bei Neupflanzungen sollte man weniger anfällige Sorten wie z. B. „Meeker“, „Rumiloba“ und „Schönemanns“ bevorzugen. top agrar 6/2003 113