Schon beim Pflanzgut den Silberschorf begrenzen!

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Schon beim Pflanzgut den
Silberschorf begrenzen!
Immer mehr Kartoffelpartien sind von Silberschorf betroffen. Wie Sie konsequent vorbeugen,
zeigt Dr. Carolin von Kröcher, Pflanzenschutzamt
der LWK Hannover.
S
ilberschorf verursacht nicht nur
Ertragsverluste, sondern auch Qualitätsmängel, die vor allem bei Konsumkartoffeln problematisch sind. Bei Pflanzkartoffeln führt die Krankheit, die durch den Pilz
Helminthosporium solani hervorgerufen
wird ebenfalls zum Teil erhebliche Verluste. Denn sie mindert die Vitalität und
Triebkraft des Pflanzgutes. Folgen bei
sein dürfen, dass sie einen Teil ihrer Turgeszens (Druck) verloren haben. Außerdem darf mindestens ein Auge nicht betroffen sein.
Silberschorf macht sich meist erst nach
dem Auslagern der Kartoffeln durch ein
silbrig fleckiges Aussehen der Schale bemerkbar. Kurz nach der Ernte sind diese
Symptome nur undeutlich zu erkennen.
Die silbrigen Flecken entstehen erst durch
das Eindringen von Luft in die infizierte
Bei SilberschorfBefall bilden sich
auf der Schale silbrige Flecken.
Fotos: Dr. von
Kröcher, Werkbild
starkem Befall: Verschlechterter Aufgang, schnellerer Gewichtsverlust der
Pflanzknollen, teilweise sogar verringerte
Stängelanzahl oder auch kürzere Keime
und insgesamt eine verzögerte Bestandesentwicklung. So das Ergebnis englischer
Untersuchungen.
Leider erwähnt die deutsche Pflanzkartoffelverordnung nach ihrer Novellierung nicht ausdrücklich den Silberschorf.
Die Bedeutung, die dem Silberschorf im
internationalen Kartoffelhandel beigemessen wird, kommt dagegen in der Begutachtungsordnung für Kartoffeln im
europäischen Kartoffelhandel (RUCIP)
zum Ausdruck. Sie schreibt vor, dass nicht
mehr als 5 % des Gewichtes bei Pflanzkartoffeln von Silberschorf so befallen
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Schale, dabei wird die Korkschicht vom
Rindengewebe gelöst. Durch den Feuchtigkeitsverlust werden die Kartoffelknollen gummiartig und weich. Im Extremfall
schrumpfen sie sogar ein.
Befallenes Pflanzgut
überträgt den Erreger
Während der Lagerung bilden sich auf
den Befallsstellen bei hoher Luftfeuchte
schwarze Sporenträger. Mit dem bloßen
Auge erscheinen diese als schwarzer Belag. Mit der Lupe sind die einzelnen Träger sogar als kleine „Tannenbäume“ zu
erkennen. Die Temperaturansprüche des
Pilzes liegen in einem sehr weiten Bereich
von etwa 3° C bis 30° C. Besonders günsti-
ge Entwicklungsbedingungen sind Temperaturen von über 4° C und eine Luftfeuchte von über 95 (90) %.
Silberschorf ist leicht zu verwechseln
mit der Welkekrankheit Colletotrichum
coccodes (s. Kasten), die ähnliche Schalensymptome hervorruft. Im Gegensatz
dazu befällt der Silberschorf aber nur die
Knolle und keine anderen Pflanzenteile.
Der Erreger des Silberschorfs wird auf
drei Wegen übertragen:
■ Befallenes Pflanzgut ist die Hauptinfektionsquelle während der Vegetation.
Über die Mutterknollen werden die Tochterknollen infiziert, sobald sie ihre Korkschicht ausgebildet haben. Für die Übertragung spielt die Feuchtigkeit des Bodens eine große Rolle, da das Bodenwasser die Pilzsporen an die jungen Knollen
transportiert.
■ Vom Boden ist ebenfalls eine Infektion
möglich, da Silberschorf-Sporen auf im
Boden verbliebenen Knollen oder auf
verrottendem Material, z. B. von Getreide, überdauern.
Generell erhöht eine lange Verweildauer der Knollen im Boden den Anteil
befallener Ernteware. Dies trifft vor allem
bei warmer und feuchter Witterung zu.
Der Zusammenhang zwischen Rodetermin und Knollenbefall konnte u. a. in Versuchen des KTBL in Dethlingen nachgewiesen werden. In zwei Versuchsjahren
stieg dabei der Befall mit Silberschorf umso stärker an, je länger die Knollen nach
dem Krautabtöten im Boden blieben.
■ Der Verbreitung von Silberschorf im
Lager hat die größte Bedeutung im Infektionskreislauf. Dabei werden die Sporen
u.a. über infizierten Staub verteilt. Deshalb ist eine generelle Lagerhaus-Hygiene
unabdingbar. Von Lagerwänden, -decken
und Bodenflächen konnten über einen
Zeitraum von bis zu neun Monaten lebensfähige Sporen isoliert werden. Diese
gelangen z. B. mit dem Lüftungstrom auf
andere Knollen. Bei günstigen Entwicklungsbedingungen für den Pilz steigt der
Befall explosionsartig an. So kann aus einem geringen Befall bei der Ernte ein
großes Problem zum Zeitpunkt der Vermarktung werden.
Das Problem des Silberschorfs können
Sie nicht mit einer Pflanzenschutzmittel-
Zur Pflanzsaison in diesem Frühjahr ist endlich wieder ein Beizmittel mit Wirkung gegen Silberschorf verfügbar.
Maßnahme erfolgreich in den Griff bekommen. Vielmehr müssen Sie mit mehreren Maßnahmen in den Vermehrungskreislauf und die weitere Verbreitung des
Pilzes eingreifen.
Nur ein Beizmittel verfügbar
Beizen beim Pflanzen der Kartoffeln
zeigt nur Teilwirkungen. Hinzu kommt,
dass es in den letzten Jahren keine zugelassenen Beizmittel für eine Anwendung
zum Pflanztermin gab bzw. zugelassene
Mittel nicht vertrieben wurden. Erfreulich
ist, dass für das Jahr 2002 zumindest das
Präparat Monceren Plus zur Verfügung
steht. Dabei handelt es sich um das bereits
unter dem Namen Monceren E bekannte
Kombinationspräparat aus Monceren
plus Euparen. Das Euparen ist hierbei der
silberschorfwirksame Partner. Von einer
Lösung des Gesamtproblems ist bei der
Beizung jedoch nicht auszugehen. Zum einen zeigen Versuche mit Monceren E
schwankende Wirkungsgrade, zum anderen kann eine schlechte Lagerung den
Bekämpfungserfolg während der Vegetation wieder zunichte machen.
Besser an die Krankheitsentwicklung
angepasst sind Behandlungen zum Zeitpunkt der Einlagerung. Dies scheitert derzeit leider daran, dass kein Präparat hierfür
zugelassen ist. Für beide Indikationen, d. h.
Beizung beim Pflanzen bzw. Behandlung
zur Einlagerung, werden momentan Mittelprüfungen durchgeführt. Eventuell stehen
für die Einlagerung 2002/2003 weitere Bekämpfungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Wichtig ist, durch andere Maßnahmen
zu verhindern, dass es zu einer zusätzlichen Gefährdung durch den Erreger
kommt. Für den Bereich der Pflanzung
heißt das: Gesundes Pflanzgut verwenden,
Sortenunterschiede beachten und Verletzungen des Pflanzgutes vermeiden! Dass
es Sortenunterschiede gibt, bestätigen
Untersuchungen, die von der Biologischen
Bundesanstalt, dem Bundessortenamt,
dem KTBL und dem Saatbauamt in Donaueschingen durchgeführt wurden.
Verletzungen von Pflanzkartoffeln setzen die Wirkung einer Beizung herab bzw.
bewirken einen Anstieg des Befalls mit
Silberschorf. Dies ergaben englische Versuche. Bei der Pflanzung sollten Stauschichten im Pflanzbereich vermieden
werden, um das Risiko einer Befallsübertragung auf die jungen Tochterknollen zu
reduzieren.
Bei der Ernte sollten Sie darauf achten,
dass der Abstand zwischen Krautbeseitigen und Ernten nicht zu lang wird. Unter
Umständen kann ein absetziges Ernteverfahren sinnvoll sein, das ein schnelleres
Abtrocknen der Knollen ermöglicht.
Pflanzgut kühl lagern!
Der wichtigste Punkt in der Unterbrechung der Infektionskette ist die Hygiene
im Lager. Das Lager muss nicht unbedingt
desinfiziert werden. Ein Industriestaubsauger kann schon die wichtigsten Probleme beseitigen. Es ist empfehlenswert,
Aufbereitung und Lagerung der Kartoffeln zu trennen, um eine Staubübertragung ins Lager zu vermeiden.
Da die Sporulation von Silberschorf
Silberschorf nicht
mit Colletotrichum
verwechseln!
S
ilberschorf ist leicht zu verwechseln
mit der Schalennekrose, die der Pilz
Colletotrichum coccodes verursacht. Er
kann Jahres- und Standort-bedingt gemeinsam mit Silberschorf auftreten. Beide Erreger rufen ähnliche Schadsymptome an den Schalen hervor. Im Gegensatz
zu Silberschorf bildet Colletotrichum
aber auf seinen Infektionsstellen kleine
schwarze Sklerotien aus. Diese sind jedoch größer als die ebenfalls punktförmig erscheinenden schwarzen Sporenträger von Silberschorf.
durch hohe Temperaturen, TemperaturSchwankungen und kurze Kondensationen gefördert wird, sollten hohe Luftfeuchten bzw. feuchte Knollenoberflächen unbedingt vermieden werden! Das
Abtrocknen des Erntegutes und Vermeiden von Schwitzschichten durch eine
gleichmäßige Temperaturführung muss
gewährleistet sein. Schnelles Abtrocknen
erfordert grundsätzlich eine Belüftung mit
mind. 2° C kälterer Luft.
Kühle Lagertemperaturen (nicht über
4° C!) helfen die Entwicklung des Pilzes
einzuschränken. Zur Vermarktung anstehende Kartoffeln müssen auch nach dem
Aufbereiten noch kühl und trocken gelagert werden. Dies gilt auch für Pflanzkartoffeln, die schon den Besitzer gewechselt
haben und auf das Auspflanzen warten.
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