Der österreichische Außenhandel 2001 - 2002

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ARBEITSBLÄTTER zu
AKTUELLE
U N T E Rl a g e n
„Der österreichische Außenhandel 2003“
in Wirtschaft
und Gesellschaft,
L e h r e r i n f o r m a t i o n N r. 4 1
DR. RALF KRONBERGER
A R B E I T S B L AT T 1
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Nicht nur am Beispiel Österreichs wird deutlich, dass die Außenwirtschaft für viele Volkswirtschaften von wachsender Wichtigkeit ist. Die
Ansicht, dass Handel zumeist zu Wohlfahrtssteigerung führt und Produkte angeboten und konsumiert werden, die im eigenen Land nicht
erzeugt werden können, führte dazu, dass während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Maßnahmen zur Liberalisierung des
Welthandels verstärkt unternommen wurden. Die Liberalisierung schritt sukzessive voran, indem man sowohl tarifäre als auch nicht tarifäre Handelshemmnisse abbaute. Unter tarifären Handelshemmnissen ist beispielsweise die Senkung oder gänzliche Eliminierung von Zöllen
zu verstehen. Nicht-tarifäre Handelshemmnisse können unterschiedlicher Natur sein. Ein sehr populäres Beispiel für ein nicht-tarifäres
Handelshemmnis ist ein Erlass der französischen Behörden vom Jahr 1982, dass der Import aller japanischen Videorekorder über ein sehr
kleines Zollamt in Poitiers abgewickelt werden musste. Obwohl keine Importquote oder hoher Zolltarif in Kraft war, konnte Japan nur sehr
wenige Videorekorder in Frankreich absetzen, da das einzige zur Importabwicklung autorisierte Zollamt mit großen Importen völlig überfordert war. Weitere nicht-tarifäre Handelshemmnisse sind Import- und Exportquoten und unterschiedliche Standards und Normen.
Zur Erklärung des Außenhandels gibt es im Wesentlichen 3 theoretische Ansätze:
Nachfrageseitige Erklärung des Außenhandels
Alleine aufgrund unterschiedlicher Käuferpräferenzen kann es für Länder interessant sein, Güter zu tauschen, obwohl sie sie im Prinzip
selbst herstellen könnten (Tauschvorteile ohne Produktionsvorteile). Ein anschauliches historisches Beispiel ist der Tausch von Glasperlen gegen Gold im 17. Jahrhundert. Das von den Westafrikanern wenig geschätzte Gold wurde gegen die für sie hoch geschätzten Glasperlen eingetauscht. Es ist allerdings auch der Fall denkbar, dass die Goldvorkommen in Europa bereits weitestgehend ausgebeutet waren
und daher die Nachfrage nach überseeischem Gold sehr hoch war. Die Europäer hatten also bei der Goldproduktion einen absoluten
Produktionsnachteil. Ein aktuelles typisches Beispiel für Österreich wäre die Nachfrage nach Erdöl. In Österreich übersteigt die Nachfrage
nach Erdöl bzw. daraus verarbeiteten Produkten bei weitem das inländische Angebot.
Absolute und komparative Kostenvorteile
Bereits im 18. Jahrhundert erkannte der Ökonom Adam Smith, dass absolute Kostenunterschiede bei der Produktion dazu führen, dass
es zum Güterhandel kommt. Was es mit den Kostenvorteilen auf sich hat, soll an Hand einer Zwei-Länder-Wirtschaft (das In- und das Ausland), in der Wein und Käse produziert wird, aufgezeigt werden.
Wenn das Inland bei der Produktion von Wein halb so hohe Produktionskosten wie das Ausland hat, wird Wein vom Inland ins Ausland
exportiert. Wenn die Produktionskapazität im Inland groß genug ist, kann es die gesamte Nachfrage im In- und Ausland abdecken. Bei dieser Erklärung dürfte es allerdings keinen Handel zwischen dem In- und dem Ausland geben, wenn im Inland alle Produkte - in diesem Fall
Wein und Käse - billiger hergestellt werden können.
Ein historisches Beispiel dazu wäre die industrielle Revolution in England. Zu Beginn der industriellen Revolution war England bei der
Produktion industrieller Güter weltführend. Nach der Theorie des absoluten Kostenvorteils hätte England alle Produzenten vom Weltmarkt
verdrängen müssen, wodurch ein zweiseitiger entgeltlicher Tausch nicht mehr möglich gewesen wäre. Dennoch profitierte gerade England
sehr stark vom Freihandel.
Der Ökonom David Ricardo zeigte, dass es eigentlich auf den Vergleich relativer Kosten ankommt. Auch ein Land, das in seiner gesamten Güterproduktion einen absoluten Kostennachteil gegenüber dem Ausland hat, kann noch zu seinem Vorteil exportieren. Es ist ausreichend, wenn sich ein Land auf die Produktion jenes Gutes spezialisiert, das das relativ günstigste ist (verglichen mit anderen Ländern aber
immer noch absolut teurer). Es tauscht dann dieses Produkt gegen Produkte, die es vorher relativ teuer erzeugt hatte. Die Produktion von
den relativ teueren Produkten wird dann sinnvoller Weise aufgegeben und die so frei werdenden Produktionsfaktoren können für die Produktion des relativ günstiger erzeugten Produktes eingesetzt werden.
BEISPIEL: Im Inland braucht man 2 Arbeitsstunden, um Käse zu erzeugen, und 4 Stunden, um Wein zu erzeugen. Im Ausland braucht man
3 Arbeitsstunden, um Käse zu erzeugen und 7 Stunden für die Weinerzeugung. Das Ausland hat also keinen absoluten Kostenvorteil weder
bei Käse noch bei Wein. Wenn das Ausland nun aber seinen Käse gegen inländischen Wein tauscht, werden mehr Ressourcen für die Käseproduktion im Ausland frei. Das Ausland kann nun durch den Handel mit der gleichen Anzahl an eingesetzten Arbeitsstunden mehr konsumieren.
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Dadurch, dass die von ineffizienten Produktion abgezogenen Produktionsfaktoren ausschließlich für die effizientere Produktion verwendet
werden, entsteht durch den freien Handel ein Wohlfahrtsgewinn, auch für die Länder die über keinen absoluten Kostenvorteil verfügen. Die Theorie der komparativen Kostenvorteile erklärt, warum freier Handel vorteilhaft ist. Freier Handel ist insbesondere für die kleinen
Länder vorteilhaft, da sie sich in der Regel voll spezialisieren können. Es sei allerdings auch darauf hingewiesen, dass volle Spezialisierung
ein sehr großes konjunkturelles Risiko birgt. Größere Länder behalten auch Teile der „schlechteren“ Produktion bei, da sie sonst die große
Inlandsnachfrage nur durch zusätzliche Importe voll abdecken könnten. Die Theorie erklärt hauptsächlich den Handel zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern.
Der Faktorkostenausgleich: Das Faktorkostenausgleichstheorem - begründet durch die beiden schwedischen Ökonomen Heckscher und
Ohlin - baut auf der Theorie des komparativen Kostenvorteils auf. Es kommt zu internationalem Handel, wenn die relativen Faktorausstattungen (Arbeit und Kapital) sowie die Faktorverwendung - wie viel des jeweiligen Faktors man zur Erzeugung des jeweiligen Gutes braucht
- zwischen den handelnden Ländern unterschiedlich sind. Durch den internationalen Handel werden die Faktorentlohungen (z.B. Löhne)
indirekt angeglichen. In einem Land, in dem Arbeit knapp ist, wird die Arbeit weniger knapp, indem arbeitsintensive Güter eingeführt werden. Außenhandel gleicht also ohne, dass beispielsweise Faktormobilität in Form von international wandernden Arbeitern vorliegt, Faktorknappheit (z.B. zu wenig qualifizierte Arbeitskräfte) aus.
Intraindustrieller Handel
Die zuvor dargestellten Theoreme erklären, warum interindustrieller Handel zustande kommt. Das heißt, jedes Land spezialisiert sich auf
bestimmte industrielle Sektoren und Wirtschaftszweige, die gegenüber dem Ausland Vorteile aufweisen. Letztendlich würden diese Theorien besagen, dass sich jedes Land voll auf bestimmte Industrien spezialisiert, die dann in anderen Ländern nicht vorhanden sein dürften.
Allerdings ist bei diesen Ansätzen problematisch, dass sie eigentlich nur den kleineren Teil des Welthandels erklären. Vorwiegend findet
Welthandel zwischen Industriestaaten statt, die über ähnliche Industrien, ähnliche Faktorausstattungen (z.B. ähnlich gut ausgebildete
Arbeitskräfte, ähnliche Maschinen, etc.) und darüber hinaus ähnliche Faktorentlohung (z.B. vergleichbare Arbeitslöhne) aufweisen. Diese
Art von Handel wird auch als intraindustrieller Handel bezeichnet. Zur Erklärung des intraindustriellen Handels wird die neue Außenhandelstheorie, begründet durch die beiden Ökonomen Helpman und Krugman, herangezogen. Mit zunehmender Produktionsmenge nehmen die Produktionskosten pro erzeugter Einheit ab (Skalenerträge werden eingefahren). Massenproduktion ist dadurch ökonomisch gerechtfertigt.1 Allerdings widersprechen der Konsumentenwunsch nach Produktvielfalt und die Kostenvorteile aus der Spezialisierung zur
Erreichung möglichst großer Produktionsvolumina einander. Durch internationalen Handel ähnlicher aber nicht gleicher Produkte kann dieser Widerspruch zumindest teilweise aufgehoben werden.
Der Autoerzeuger im Inland erzeugt ein Geländefahrzeug und versucht möglichst hohe Stückzahlen dieses einen Geländefahrzeuges abzusetzen. Im Inland wird die Nachfrage nach diesem einen Fahrzeugtyp nicht ausreichen, um lohnende Skalenerträge (Gewinne) zu erwirtschaften. Wenn aber das im Inland erzeugte Geländefahrzeug auch im Ausland abgesetzt werden kann, können genügend Fahrzeuge produziert werden, damit mit der Fahrzeugproduktion auch Gewinne erwirtschaftet werden können. Ähnlich ist die Situation im Ausland, wo
eine Familienlimousine erzeugt wird. Durch die Errichtung einer Geländewagenproduktion im Inland und einer Limousinenproduktion im
Ausland sowie einer Marktöffnung, kann bei beiden Produktionen ausreichend Gewinn erwirtschaft werden und sowohl im Inland als auch
im Ausland kann man aus zwei Fahrzeugtypen wählen. In der Handelsbilanz beider Länder scheinen unter dem Titel Maschinen, Fahrzeuge
sowohl Einfuhren als auch Ausfuhren auf, obwohl es sich grundsätzlich um sehr ähnliche Produkte handelt.
1
Dadurch, dass im 20. Jahrhundert auch der Transport billiger und für die Unternehmer einfacher abwickelbar wurde, lohnte die Massenproduktion durch das erweiterte Liefergebiet immer mehr.
AUFGABEN:
1. Welche Arten von Handelshemmnissen kennen Sie? Nennen Sie Beispiele!
2. Nennen Sie das Textbeispiel, in dem unterschiedliche Käuferpräferenzen zu Handel führen.
Können Sie dazu andere Beispiele anführen?
3. Welche Theorie besagt, dass ein Land, auch wenn es kein einziges Produkt billiger produzieren kann als ein anderes, doch Handel treibt
und dieses Land auch davon profitieren kann?
4. Welche Gefahr besteht, wenn sich ein kleines Land auf einen oder nur ganze wenige Wirtschaftszweige spezialisiert?
5. Welche Handelstheorie erklärt welche Art von Handel?
6. Bei welcher Art von Produktion entstehen Skalenerträge? Was sind Skalenerträge?
7. Wieso sind kostengünstige Produktion und Produktvielfalt möglicherweise ein Widerspruch? Kann man diesen Widerspruch aufheben?
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Die Handelsintegration der EU mit den mittel- und osteuropäischen Ländern (MOEL) ist bereits sehr weit fortgeschritten. Mit
Ausnahme der Landwirtschaft sind die Zölle und quantitative Handelsbarrieren bislang vollständig beseitigt. Obzwar das Handelspotenzial
zwischen der EU und den MOEL noch nicht vollständig ausgeschöpft ist, dürfte der letztendliche Beitritt der MOEL das Handelspotenzial
nur geringfügig verändern.
Gemäß der internationalen Handelsstatistik der WTO stellt sich der Handel zwischen den EU-15 und den MOEL wie folgt dar: Im Jahr 2001
exportierten die MOEL 6 (Bulgarien, Polen, Rumänien, Ungarn, Slowakische Republik und Tschechische Republik) zwischen 54,8%
(Bulgarien) und 74,3% (Ungarn) ihrer Produkte in die EU-15. Der Importanteil von EU-15-Produkten lag zwischen 49,4% (Bulgarien) und
61,8% (Tschechien). Die EU-15 hingegen exportierten und importierten in und aus allen osteuropäischen Ländern, den GUS-Staaten und
dem Baltikum zusammen 5,9% bzw. 6% all ihrer gehandelten Produkte. Österreichs Exporte und Importe lediglich in die osteuropäischen
Länder betrugen im Jahr 2001 17,1% bzw. 12,8%. Der Osteuropaanteil österreichischer Exporte liegt damit um rund das Dreifache über
dem EU-Durchschnitt. Für die österreichische Wirtschaft ist damit der Osthandel wesentlich wichtiger als für andere EU-Länder.
Insgesamt wickeln die Länder Österreich, Deutschland, Griechenland, Italien und Finnland drei Viertel des gesamten EU-Handels mit den
MOEL-Staaten ab.
Wie funktioniert der Handel zwischen der EU und den MOEL?
Unterschiedliche Länder weisen abweichende Faktorausstattungen auf. Dadurch ergeben sich komparative Vorteile bei der Erzeugung von
Gütern, die unter Nutzung der vorhandenen Faktorausstattungen zustande kommen. Durch Handel ergibt sich so die Hebung der Wohlfahrt aller Beteiligten. Die EU ist reich vor allem an den Faktoren Kapital- und Humankapitalausstattung und exportiert daher vorwiegend
kapital- und humankapitalintensive Güter in die MOEL. Die Handelstheorie besagt zwar, dass Handelsintegration zu einer Erhöhung der
Erträge der Volkswirtschaften führt. Sie besagt aber nicht, dass Verluste und Gewinne gleich auf die einzelnen Produktionsfaktoren (z.B.
Arbeitnehmer, eingesetztes Kapital) verteilt sind. Auf sektoraler Ebene, vor allem in den Sektoren Bekleidung, Schuhe und Textilien, kann
verstärkter Handel durchaus zu negativen Effekten auf Beschäftigung und Löhne innerhalb der EU führen. In einer IHS-Studie kommen die
Studien-Autoren Hofer und Huber allerdings zu keinen eindeutigen Ergebnissen hinsichtlich der Wirkung des Handels mit den
MOEL auf Beschäftigung und Arbeitsmobilität in Österreich.
Neben den zu erwartenden Effekten durch den Handel zwischen der EU und den MOEL und dessen Erklärung durch die Unterschiede in
der Faktorausstattung (unterschiedlich qualifizierte Arbeitskräfte, mehr oder weniger moderne Produktionsanlage, etc.) spielt auch die
Geographie noch eine wichtige Rolle für den Handel. Vor allem in den grenznahen Regionen ist das Handelsvolumen höher, und
dadurch sind auch etwaige Effekte durch die Handelsintegration regional stärker zu verspüren. Eine Analyse nach Regionen oder Bundesländern in Österreich wurden in einer EU Studie zu wirtschaftlichen Auswirkungen der EU-Osterweiterung mangels adäquater Statistiken
nicht vorgenommen. Bei der Betrachtung des Handels ist weiters der Unterschied zwischen interindustriellem Handel, wie er im vorletzten Absatz erklärt wurde, und intraindustriellem Handel zu berücksichtigen. Unter intraindustriellem Handel ist der Handel von Produkten in der gleichen Produktkategorie zu verstehen. Die gehandelten Produkte unterscheiden sich lediglich in Preis und Qualität.
Wie in Arbeitsblatt 1 gezeigt, ist der Handel von Geländefahrzeugen und Familienlimousinen als intraindustrieller Handel zu verstehen.
Wenn unterschiedliche Produkte gehandelt werden, wie im Arbeitsblattbeispiel der entgeltliche Tausch von Käse gegen Wein, ist darunter
interindustrieller Handel zu verstehen. Der internationale Handel kommt dadurch zustande, dass die Handelsnationen zumindest bei
einem der gehandelten Produkte über einen komparativen Kostenvorteil verfügen.
Der interindustrielle Handel ist durch den komparativen Kostenvorteil der EU-Länder bei technologieintensiven Gütern, bei der Nahrungsmittelproduktion und der Landwirtschaft geprägt. Bei den beiden letzteren Sektoren ist dagegen zu beachten, dass es in diesen beiden
Sektoren durch Handelsbarrieren und Subventionen zu Verzerrungen gekommen ist. Die MOEL besitzen einen komparativen Vorteil im
Schiffbau, Stahl- und Eisenproduktion, Textilien, Kleidung und Schuhe (vergleiche dazu auch Arbeitsblatt 1). Der intraindustrielle Handel hat
sich in den letzten Jahren verdoppelt. Er befindet sich allerdings noch unter dem EU-Durchschnitt. Gehandelte Produkte sind Computer,
Halbleiter, Kommunikationsausrüstung, elektrische Maschinen, Fahrzeuge, Metallprodukte und Textilien. Die Exportprodukte der MOEL
2
Dieser Artikel ist ein aktualisierter Auszug aus Kronberger, R. (2000), EU-Handel mit den mittel- und osteuropäischen EU-Beitrittskandidaten: Wird sich der Handel nach deren Beitritt verändern? Welche
wirtschaftlichen Effekte könnten daraus resultieren?, Serie EU Osterweiterung, <http://portal.wko.at/dst_SZ_Details.asp?SNID=5978> (11.11.2002)
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sind hauptsächlich im unteren Qualitäts- und Preissegment angesiedelt. Es ist zu erwarten, dass durch den EU-Betritt der MOEL die komparativen Vorteile der heutigen EU in der Landwirtschaft und in der Nahrungsmittelproduktion schwinden werden. Die unterschiedliche
Faktorausstattung zwischen den EU-Ländern und den MOEL macht eine Beibehaltung des derzeitigen Handelsmuster des intraindustriellen Handels wahrscheinlich. Der intraindustrielle Handel wird relativ zum interindustriellen Handel an Bedeutung gewinnen.
Die Exportprodukte der MOEL werden sich weiterhin aus arbeitsintensiven Gütern und Halbfertigfabrikaten zusammensetzen und damit
das untere Preis- und Qualitätssegment besetzen.
AUFGABEN:
8. Wie wichtig ist der Handel mit den MOEL für die Europäische Union insgesamt?
Spiegelt das die Bedeutung des Osthandels für Österreich und Deutschland wider?
9. Anhand welcher Theorie(n) (vergleiche Arbeitsblatt 1) wird der Handel zwischen den MOEL und der EU erklärt?
10. Welche komparativen Vorteile beim Handel interindustrieller Güter hat die EU und welche die MOEL?
11. Welche Güter werden intraindustriell gehandelt?
12. In welchen Sektoren wird die EU komparative Vorteile durch den Beitritt der MOEL verlieren?
13. Kann der Handel auch negativ auf einzelne Industriesektoren und Regionen wirken?
Wird darüber etwas in Arbeitsblatt 1 gesagt?
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ÖKONOMISCHE BEDEUTUNG DER DIREKTINVESTITIONEN IN DEN MITTEL- UND OSTEUROPÄISCHEN
LÄNDERN3
Neben dem Handel mit den mittel- und osteuropäischen Ländern sind auch die österreichischen Direktinvestitionen in den MOEL seit
1989 sprunghaft angestiegen. Während eine Ausweitung der österreichischen Exporte in die MOEL auf jeden Fall positiv zu bewerten
ist, können Direktinvestitionen in den MOEL theoretisch dazu führen, dass die Produktion von Gütern und Dienstleistungen von Österreich
in die MOEL verlagert wird. Vormals österreichische Exporte könnten so durch österreichische Importe aus den MOEL ersetzt werden und
so negativ auf die österreichische Leistungsbilanz wirken. Empirische Erhebungen zeigen aber, dass in den meisten Branchen die heimischen Exporte in die MOEL gleichzeitig mit den österreichischen Direktinvestitionen in den MOEL wuchsen, dass also keine spürbare Verdrängung (Substitution) von Exporten durch Direktinvestitionen statt gefunden hat.
Entwicklung der österreichischen Direktinvestitionen
Im Zeitraum von 1992 bis 2000 hat sich der Bestand von österreichischen Direktinvestitionen in den MOEL mehr als verfünffacht. Ihr
Bestand belief sich im Jahr 2000 auf rund 9,5 Mrd. €. Man kann die Investitionstätigkeit in zwei große Wellen teilen. Die erste Welle wird
der Periode 1989 bis 1995 zugeordnet. In dieser Zeit versuchten die österreichischen Unternehmen sich möglichst schnell einen Marktanteil
in den MOEL zu sichern. Die zweite Welle ab 1995 war weniger von Neubesetzungen als vielmehr von Aufstockungen vorhandener
Investitionen gekennzeichnet.
Motive für Direktinvestitionen
Eingangs wurde schon das mögliche Szenario aufgezeigt, dass Direktinvestitionen im Ausland möglicherweise zur Substitution heimischer
Exporte führen können. Ob es allerdings auch wirklich dazu kommt, hängt davon ab, welchem Zweck diese Investition dient, also welches
Motiv dahinter steht. Grundsätzlich werden mehrere Motive unterschieden, die nicht nur einzeln sondern auch in Kombination auftreten
können:
• Der potentielle Investor beabsichtigt die Erschließung neuer Märkte, die vom Heimatland nicht so ohne weiters beispielsweise auf
Grund hoher Marktzutrittsbarrieren zu bedienen wären. Der Markt für den Unternehmensabsatz wird erweitert. Der Effekt auf die
Handelsbilanz ist durchwegs positiv.
• Das Mutterunternehmen verlegt Teile oder die ganze Produktion in das Zielland, um beispielsweise vom Lohngefälle zwischen dem
Mutter- und dem Zielland zu profitieren. Inländische Produktion wird durch ausländische Produktion ersetzt (Substitution). Die Effekte
auf die heimische Bilanz und auch auf den heimischen Arbeitsmarkt sind durchwegs negativ.
• Ein Unternehmen sucht die Erschließung und Sicherung strategischer Positionen in den neuen Märkten. Dieses Motiv geht oft mit dem
erst genannten Motiv der Erweiterung des Absatzmarktes einher. Entsprechend ist auch hier mit positiven Effekten auf die
Leistungsbilanz zu rechnen.
Effekte auf die Kapitalverkehrsbilanz
Neben den Effekten von Direktinvestitionen auf die Handels- beziehungsweise Leistungsbilanz sind auch jene auf die Kapitalverkehrsbilanz zu beachten. Wenn ein österreichisches Mutterunternehmen eine bestehende Produktionsstätte oder Dienstleistungsunternehmen
in den MOEL erwirbt, bedeutet dies kurzfristig eine starke Passivierung der Kapitalverkehrsbilanz (Österreichisches Kapital fließt ins Ausland
ab). Diesem hohen einmaligen Kapitalabfluss stehen aber laufende Rückflüsse in Form von Gewinnen und Dividenden gegenüber, die wieder zurück ins Inland fließen. Ob sich diese Investition mittel- beziehungsweise längerfristig rechnet, hängt analog zu einer inländischen Investition u.a. davon ab, wie wirtschaftlich das Tochterunternehmen arbeitet. Grundsätzlich sind österreichische Direktinvestitionen im Ausland nicht als negativ zu beurteilen, wenn die Kapitalverkehrsbilanz annähernd ausgeglichen ist.
Zahlungsbilanz: Die Zahlungsbilanz ist die statistische Aufzeichnung aller wirtschaftlichen Transaktionen zwischen den Inländern eines
Landes und den Wirtschaftssubjekten des Restes der Welt innerhalb einer Periode. Die Zahlungsbilanz ist die Gegenüberstellung der Leistungsbilanz und der Kapitalverkehrsbilanz. In der Kapitalverkehrsbilanz werden Transaktionen, Übertragungen von Kapitalbeständen von
Inländern an Ausländer, aufgezeichnet.
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Dieser Artikel ist ein aktualisierter Auszug aus Kronberger, R. (2000), Österreichische Direktinvestitionen in den MOEL: Welche Auswirkungen haben sie auf die österreichische Leistungsbilanz? Zerstören
Direktinvestitionen österreichische Arbeitsplätze?, Serie EU-Osterweiterung <http://portal.wko.at/dst_SZ_Details.asp?SNID=7636> (11.11.2002)
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Beschäftigungseffekte
Insgesamt führten österreichische Direktinvestitionen in den MOEL zu positiven Beschäftigungseffekten in Österreich. Vor allem
Direktinvestitionen in standortgebundene Dienstleistungsbetriebe führen eindeutig zu einer Erhöhung des Personalstands im österreichischen Mutterunternehmen. Hier wären vor allem Banken, der Handel, Personalvermittlungs- und Marketingunternehmen zu nennen.
Negative Beschäftigungseffekte ergeben sich bei technischen Dienstleistungen bei Konstruktion und Planung im Engineeringbereich.
Sowohl im Dienstleistungs- als auch im Produktionssektor konnte in Österreich der Aufbau von Headquarter-Kompetenzen beobachtet
werden. Die heimischen Muttergesellschaften tendierten in der Regel dazu, mehr höher qualifiziertes Personal einzustellen, um Führungsund Stabsfunktionen auch für die Tochtergesellschaften in den MOEL abzudecken.
Auch wenn von negativen Beschäftigungseffekten vor allem im industriellen Kernsektor die Rede ist, muss immer von einem klaren
Referenzszenario ausgegangen werden. Würde ein Betrieb, der seine Produktion nicht in die MOEL ausgelagert hätte, wirklich mit einer in
Österreich verbliebenen Produktion besser dastehen, oder hätte er dadurch weiter an Wettbewerbsfähigkeit verloren? Hat die Auslagerung
der Produktion dazu geführt, dass das gesamte Unternehmen kompetitiver wurde und so dritte Absatzmärkte erschließen konnte?
Resümee
Die Auswirkungen österreichischen Direktinvestitionen im Rahmen der Ostöffnung sind vielfältig und daher weder exakt quantifizierbar,
noch können sie gegeneinander saldiert werden. Von der Tendenz her kann gesagt werden, dass die Direktinvestitionen komplementär zu den Exporten in die MOEL gewirkt haben. Österreichische Auslandsinvestitionen dürften also nicht zu einer bedeutenden Verlagerung der Inlandsproduktion ins Ausland verursacht haben. Bezogen auf die Leistungsbilanz heißt das, dass sie durch die österreichischen Direktinvestitionen nicht deutlich negativ beeinflusst wurde. Auch auf den Arbeitsmarkt haben die österreichischen Auslandsinvestitionen tendenziell nicht negativ gewirkt. Es ist allerdings ungewiss, wie die zukünftige Entwicklung aussieht.
AUFGABEN:
14. Können Direktinvestitionen zu Lasten von Exporten von Gütern und Dienstleistungen gehen?
Ist dies in Österreich der Fall?
15. Gibt es unterschiedliche Motive für Unternehmen, Direktinvestitionen zu tätigen?
Zählen Sie diese auf und erklären Sie sie!
16. Welches Investitionsmotiv kann für die heimische Wirtschaft schädlich sein?
17. Wie ist es zu bewerten, wenn für den Kauf eines ausländischen Betriebes auf einmal sehr viel Geld aus Österreich abfließt?
18. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Direktinvestitionen und Beschäftigung in Österreich?
Wenn ja, welchen?
19. Warum ist es schwierig, Direktinvestitionen, die in Zusammenhang mit der Ostöffnung stehen, klar und eindeutig zu beurteilen?
Ve r w e n d e t e L i t e r a t u r :
Boeri, T./Brücker, H. (2000), The Impact of Eastern Enlargement on Employment and Labour Markets in the EU Member States, DIW, Final
Report
Hofer, H./Huber, P. (1999), Eastward Enlargement, Trade and Migration: Impact on the Austrian Labor Market, Vorstudie für die EU-Studie,
Institut für Höhere Studien, Wien 1999
Streissler, E./Streissler, M. (1994), VWL - Volkswirtschaftslehre für Juristen, 3. Auflage, Wien
LÖSUNGSHINWEISE
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ZU DEN ARBEITSBLÄTTERN
Die Lösungshinweise dienen zur Orientierung und als Ergänzung zu den Informationen im Text.
ARBEITSBLATT 1
1.
Einteilung in tarifäre und nicht-tarifäre Handelshemmnisse
Tarifäre Handelshemmnisse: Güterzölle
Nicht-tarifäre Handelshemmnisse: unterschiedliche Standards und Normen, bürokratische Handelshemmnisse wie z.B. außerordentliche
lange Lagerung in Zollhallen
2.
Zur Zeit des Kolonialismus der Tausch von Glasperlen gegen Gold.
Ein aktuelles Beispiel ist der Handel von Folklore-Kleidung bzw. Trachten.
3.
Die Theorie des komparativen Kostenvorteils
4.
Wenn ein Land im Extremfall nur ein Produkt produziert, besteht die Gefahr, dass bei Konjunkturrückgängen gerade dieses eine Produkt
extrem von sinkender Nachfrage betroffen ist. Das Land kann den Konjunktureinbruch kurzfristig nicht durch den Export anderer Produkte
abfedern bzw. kompensieren.
5.
Die Theorie des komparativen Kostenvorteils erklärt hauptsächlich den Handel zwischen Entwicklungsländern und Industriestaaten. Die
neue Theorie des Handels (intraindustrieller Handel) erklärt vorwiegend den Gütertausch von ähnlich entwickelten Industriestaaten.
6.
Bei der Massenproduktion entstehen Skalenerträge. Mit zunehmender Produktion nehmen die Produktionskosten je produzierter Einheit ab.
7.
Wenn durch die Massenproduktion die Produktionskosten gesenkt werden können, ist die Bestrebung gering, möglichst unterschiedliche
Produktvarianten zu fertigen, um die Gewinne hoch zu halten.
Durch die Schaffung möglichst großer Absatzmärkte - beispielsweise, wenn auch die Auslandsmärkte durch den internationalen Handel mit
erschlossen werden - ist es möglich, unterschiedliche Produktvarianten auch in großen Zahlen abzusetzen.
ARBEITSBLATT 2
8.
Der Handel mit den MOEL hat am gesamten EU-Handelsvolumen einen Anteil von knapp 5%.
Österreich exportiert mehr als 15% seiner Produkte in die MOEL. Für Österreich ist damit die Bedeutung des Osthandels wesentlich höher.
9.
Der Osthandel wird mit der neuen Handelstheorie (intraindustrieller Handel) und durch die Theorie der komparativen Kostenvorteile (interindustrieller Handel) erklärt.
10.
Die EU-Mitgliedstaaten verfügen über komparative Kostenvorteile bei technologieintensiven Gütern, bei der Nahrungsmittelproduktion und
bei der Landwirtschaft.
Die MOEL besitzen komparative Kostenvorteile im Schiffbau, bei der Stahl- und Eisenproduktion, Textilien, Kleidung und Schuhe.
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11.
Intraindustriell werden zwischen den EU-15 und den MOEL u.a. Computer, Halbleiter, Kommunikationsausrüstung, elektrische Maschinen
und Fahrzeuge gehandelt.
12.
Die EU wird durch den Beitritt der MOEL wahrscheinlich komparative Vorteile vor allem in der Landwirtschaft und bei der Nahrungsmittelproduktion verlieren.
13.
Es ist nicht auszuschließen, dass es beim internationalen Handel auch Verlierer gibt. Wer beim internationalen Handel profitiert, hängt auch
davon ab, wie die Gewinne zwischen den Löhnen und dem investierten Kapital verteilt werden. Wie im Arbeitstext angeführt kann verstärkter Wettbewerb vor allem in den Sektoren, wo weniger technologieintensive Produkte erzeugt werden, wie z.B. Textilien und Schuhe
zu Lohnminderung bzw. sogar zur Vernichtung von Arbeitsplätzen führen.
ARBEITSBLATT 3
14.
Wenn die Direktinvestitionen zu einer Verlagerung der Produktion vom Inland ins Ausland führen, ist eine Exportsubstitution wahrscheinlich.
In Österreich war dieser Effekt bisher wenig bedeutsam.
15.
Die 3 im Text angeführten Motive sind:
• Erweiterung des Absatzmarktes
• Produktionsverlagerung ins Ausland
• Erschließung und Sicherung strategischer Positionen in neuen Absatzmärkten
16.
Verlagerung der heimischen Produktion ins Ausland
17.
Die Anfangsinvestition ist an Hand der laufend zurückfließenden Gewinne und Investitionen zu messen.
18.
Aktive Direktinvestitionen können zur Schaffung von Arbeitsplätzen führen, insbesondere dann, wenn das Motiv der Absatzerweiterung
und der strategischen Sicherung überwiegt.
In Österreich wird davon ausgegangen, dass der Zusammenhang zwischen aktiven Direktinvestitionen und der Beschäftigung ein Positiver
ist.
19.
Man weiß nicht genau, aus welchen Motiven die Direktinvestitionen in die MOEL erfolgt sind und auch weiter erfolgen werden. Auch ist
unklar, ob sich die hohen Anfangsinvestitionen auch rechnen, also ob die Kapitalverkehrsbilanz mit den MOEL ausgeglichen sein wird.
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