Universitätsklinikum Ulm Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Ärztlicher Direktor: Hr. Prof. Dr. med. R. Kreienberg Das Mammakarzinom der älteren Frau - Hat das Alter einen Einfluss auf Prognose und Therapieentscheidung? Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm vorgelegt von Susanne Godde geboren in Bad Friedrichshall 2007 Amtierender Dekan: Prof. Dr. Klaus-Michael Debatin 1. Berichtserstatter: Prof. Dr. med. Rolf Kreienberg 2. Berichtserstatter: Prof. Dr. med. Thomas Wiegel Tag der Promotion: 29. Mai 2008 Diese Arbeit ist meinem Ehemann Felix gewidmet, der mir stets mit guten Ratschlägen zur Seite stand und alle meine Launen mit Geduld ertragen hat. Inhaltsverzeichnis 1. ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ......................................................................... III 2. EINLEITUNG ...................................................................................................... 1 2.1.EPIDEMIOLOGIE ............................................................................................. 1 2.2. TUMORBIOLOGIE........................................................................................... 3 2.3. THERAPIE....................................................................................................... 7 2.4. MULTIMORBIDITÄT ...................................................................................... 11 2.5. FRAGESTELLUNG........................................................................................ 12 3. MATERIAL UND METHODEN ......................................................................... 13 3.1. DURCHGEFÜHRTE ANALYSEN .................................................................. 13 3.2. METHODEN .................................................................................................. 14 4. ERGEBNISSE .................................................................................................. 20 4.1. KOLLEKTIVBESCHREIBUNG....................................................................... 20 4.2, DESKRIPTIVE STATISTIK ............................................................................ 22 4.3. ANALYTISCHE STATISTIK: ALTER ............................................................. 46 4.4. ANALYTISCHE STATISTIK: ADJUVANTE CHEMOTHERAPIE ................... 81 4.5. ANALYTISCHE STATISTIK: DAUER ZWISCHEN OP UND START CHEMOTHERAPIE............................................................................................... 91 4.6. ÜBERLEBENSANALYSEN............................................................................ 95 5. DISKUSSION ................................................................................................. 104 5.1. PATIENTENKOLLEKTIV ............................................................................. 104 5.2. ZUSAMMENHANG ALTER UND VERSCHIEDENE FAKTOREN ............... 110 5.3. ZUSAMMENHANG CHEMOTHERAPIE UND VERSCHIEDENE FAKTOREN ........................................................................................................ 116 5.4. EINFLUSS VON FAKTOREN AUF DIE DAUER ZWISCHEN OP UND START DER CHEMOTHERAPIE ....................................................................... 119 5.5. GESAMTÜBERLEBEN UND REZIDIVFREIES ÜBERLEBEN..................... 120 I 5.6. SCHLUSSFOLGERUNG ............................................................................. 128 6. ZUSAMMENFASSUNG.................................................................................. 130 7. LITERATURVERZEICHNIS ........................................................................... 132 8. DANKSAGUNG.......................................................................................... 13251 9. LEBENSLAUF................................................................................................ 132 II 1. Abkürzungsverzeichnis A. Arteria ABD Abdominal AC Kombinationstherapie mit Adriamycin und Cyclophosphamid ACE Angiotensin Converting Enzyme ASA American Society of Anaesthesiologists BET Brusterhaltende Therapie CER Cerebral CMF Kombinationstherapie mit Cyclophosphamid, Methotrexat und Fluorouracil DCIS Duktales Carcinoma in situ DE Diagnostische Exzision ER Östrogenrezeptor EU Europäische Union FAC Kombinationstherapie mit 5-Fluorouracil, Doxorubicin und Cyclophosphamid FEC Kombinationstherapie mit 5-Fluorouracil, Epirubicin und Cyclophosphamid G Grading GnRH Gonadotropin-releasing hormone HEP Hepatisch HR Hazard Ratio HT Hormontherapie JÜR Jahres-Überlebensrate IRS immuno-reactive score (immunhistochemischer Score zur Beurteilung des Hormonrezeptorstatus) KHK Koronare Herzkrankheit KI Konfidenzintervall KONTRA Kontralateral LYM Lymphatisch ME Mastektomie NR Nachresektion NYHA New York Heart Association III OP Operation OR Odds Ratio Pat. Patientin PE Probeexzision PHA proportional hazards assumption pM Postoperative Klassifikation von Fernmetastasen pN Postoperative histopathologische Klassifikation regionärer Lymphknoten PR Progesteronrezeptor pT Postoperative histopathologische Klassifikation des Primärtumors pTNM postoperative histopathologische Erweiterung der Stadieneinteilung maligner Tumore (Primärtumor/regionäre Lymphknoten/Fernmetastasen) TAM Tamoxifen TNM Stadieneinteilung maligner Tumore (Primärtumor/regionäre Lymphknoten/Fernmetastasen) UFK Universitätsfrauenklinik Ulm vs versus IV 2. Einleitung 2.1. Epidemiologie In den industrialisierten Ländern ist das Mammakarzinom der häufigste maligne Tumor der Frau [42]. In Deutschland erkrankt schätzungsweise jede 10. Frau im Laufe ihres Lebens an einem Mammakarzinom. Nach der 5.Lebensdekade steigt das Risiko an einem Mammakarzinom zu erkranken rapide an [139]. Außerdem ist das Mammakarzinom in den Vereinigten Staaten die zweithäufigste [23] und in der EU sogar die häufigste Todesursache bei den Malignomen der Frau [90]. Die Gesamtüberlebensrate für Mammakarzinompatientinnen beträgt für alle Altersgruppen zusammen nach 5 Jahren 73,5%, nach 10 Jahren 54,5% und nach 15 Jahren nur noch 41,8% [42]. Zwischen den verschiedenen Altersgruppen gibt es allerdings Unterschiede im Bezug auf das relative Gesamtüberleben. Beim relativen Gesamtüberleben wird das beobachtete Überleben im Bezug zum erwarteten Gesamtüberleben gesetzt. So haben Frauen zwischen 40 und 49 Jahren die beste Prognose und Frauen über 75 Jahren dagegen die schlechteste Überlebensrate [1]. Zieht man einen weiteren Vergleich der 5Jahresüberlebensraten, diesmal zwischen Patientinnen über 70 Jahre mit den Patientinnen zwischen 50 und 69 Jahren, so ergibt sich eine niedrigere 5Jahresüberlebensrate der älteren Patientinnen mit 80% gegenüber der jüngeren mit 85%. Über 47.500 Frauen erkranken jährlich am Mammakarzinom in Deutschland [59]. Bezüglich der Inzidenz lassen sich 2 Höhepunkte im Bezug auf das Alter finden, wobei die höchste Inzidenz bei älteren Frauen zu finden ist [137]. 1 . 350 Anzahl Pat. in 100 000 300 250 200 150 100 50 85-100 80-84 75-79 70-74 65-69 60-64 55-59 50-54 45-49 40-44 35-39 15-34 0 Altersgruppe (Jahre) Abbildung 1: Schätzung der altersspezifischen Brustkrebs-Inzidenz in Deutschland 2000 [59] (Pat. bedeutet Patientinnen) Generell steigt die Inzidenz für Brustkrebs mit dem Alter an [137] und ist bei Frauen über 65 Jahre bereits dreimal so hoch wie bei Frauen im Alter von 45 Jahren [82]. Zwei Drittel der Neuerkrankungen an Brustkrebs finden sich demnach bei Patientinnen im Alter über 60 Jahren, die Hälfte bei Patientinnen über 65 Jahre. Das Mammakarzinom ist damit eine Erkrankung vorwiegend des höheren Lebensalters. Da die Bevölkerungen weiter altern, wird auch der Anteil an älteren Patientinnen mit einem Mammakarzinom weiter zunehmen [45]. Damit ist das Alter einer der größten Risikofaktoren am Mammakarzinom zu erkranken [131]. Als weitere Risikofaktoren neben dem Alter gelten für die Entstehung des Mammakarzinoms [5,91,124,134]: • Späte Menopause (über 54 Jahre) [124,127] • Hormonersatztherapie mit einer Dauer von über 5 Jahren [85] • Positive Familienanamnese ( v. a. bei positiven Genmutationen), spielt besonders beim Mammakarzinom im frühen Lebensalter unter 65 Jahren eine entscheidende Rolle • Späte 1.Schwangerschaft (über 30 Jahre) • Nullipara 2 Bei diesen Risikofaktoren spielt allerdings die positive Familienanamnese die Hauptrolle. Bei den restlichen Faktoren liegt das relative Risiko an Brustkrebs zu erkranken unter 2. Studien in den Vereinigten Staaten haben einen Rückgang der BrustkrebsInzidenz in den letzten Jahren festgestellt [110]. Als Ursache wird derzeit die Beendigung der früher häufig durchgeführten postmenopausalen Hormonersatztherapie diskutiert. Auch die Mortalität steigt mit zunehmendem Alter an [82]. Bis zum 55. Lebensjahr sind jedoch keine Unterschiede der alterspezifischen Mortalitätsraten zu erkennen, erst in der Postmenopause lässt sich ein Anstieg der Mortalitätsrate vor allem in der Altersgruppe der über 75-Jährigen erkennen [42]. Bei der Betrachtung des Überlebens älterer Patientinnen, die an einem Mammakarzinom erkrankt sind, muss die Lebenserwartung und die Anzahl der Todesursachen aufgrund anderer Erkrankungen mit herangezogen werden [16]. 2.2. Tumorbiologie 2.2.1. Östrogen- und Progesteron-Rezeptor Patientinnen im Alter über 70 Jahre haben einen höheren Anteil an Östrogen- und Progesteronrezeptor positiven Tumoren [68,128]. Betrachtet man den Menopausenstatus im Zusammenhang mit dem Östrogenrezeptor, so konnte in 3 Studien keine Korrelation zwischen positivem Östrogenrezeptor und dem Postmenopausenstatus gefunden werden [31,71,84]. In diesen Studien wurden prä- und postmenopausale Patientinnen einer Altersgruppe verglichen. Insgesamt kann der Einfluss des Alters auf das Auftreten von positiven Rezeptoren nicht ganz sicher ausgeschlossen werden, da es nur sehr wenige Patientinnen gibt, die unter 45 Jahren schon post- und über 55 Jahren noch prämenopausal sind [68]. 2.2.2. Histopathologischer Befund Nach der WHO-Klassifikation von 1981 werden die Mammakarzinome nach dem histologischen Typ unterteilt. 3 Tabelle 1: Darstellung der verschiedenen Histologien mit ihrer Häufigkeitsverteilung [88] Tumorhistologie Häufigkeitsverteilung bezogen auf nicht-invasive Karzinome Nicht-invasiv: Intraduktales Karzinom (DCIS) 50-70% Lobuläres Carcinoma in situ (LCIS) 30-50% Tumorhistologie Häufigkeitsverteilung bezogen auf alle invasive Karzinome Invasive Tumore: Invasives duktales Karzinom 65-80% Invasives duktales Karzinom mit prädominierender intraduktaler Komponente Invasives lobuläres Karzinom 6-15% Muzinöses Karzinom 1-2% Medulläres Karzinom ca.3% Invasives papilläres Karzinom 1-7% Tubuläres Karzinom 1-15% Adenoid-zystisches Karzinom < 1% Sekretorisches (juveniles) Karzinom < 1% Apokrines Karzinom < 1% Karzinom mit Metaplasie < 1% Karzinom mit osteoklastenartigen < 1% Riesenzellen Zystisch-hypersekretorisches Karzinom – mit < 1% Invasion Karzinom mit endokriner Differenzierung < 1% Glykogenreiches Karzinom < 1% Lipidreiches (lipidbildendes) Karzinom < 1% Invasives kribiformes Karzinom < 1% 4 Prognostisch günstig sind das tubuläre, papilläre und muzinöse Karzinom mit einer 5-Jahres Überlebensrate von ungefähr 95% [14]. Im Bezug auf das Alter der Patientin gibt es hinsichtlich der Tumorhistologie und der Tumorlokalisation keine Unterschiede [25,107]. 2.2.3. Das TNM-Stadium Das Stadium des Mammakarzinoms wird postoperativ anhand der pTNMKlassifikation angegeben. Tabelle 2: pTNM-Klassifikation des Mammakarzinoms [88]: pT Primärtumor pTX Primärtumor kann nicht beurteilt werden pT0 kein Anhalt für Primärtumor pTis Carcinoma in situ: intraduktales Karzinom oder lobuläres Carcinoma in situ oder M. Paget der Mamille ohne nachweisbaren Tumor pT1 Tumor 2cm oder weniger in größter Ausdehnung pT1a 0,5 cm oder weniger in größter Ausdehnung pT1b mehr als 0,5 cm, aber nicht mehr als 1 cm in größter Ausdehnung pT1c mehr als 1 cm, aber nicht mehr als 2 cm in größter Ausdehnung pT2 Tumor mehr als 2 cm, aber nicht mehr als 5 cm in größter Ausdehnung pT3 Tumor mehr als 5 cm in größter Ausdehnung pT4 Tumor jeder Größe mit direkter Ausdehnung auf Brustwand oder Haut pN Regionäre Lymphknoten pNX Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden pN0 Keine regionäre Lymphknotenmetastasen pN1 Metastasen in beweglichen ipsilateralen axillären Lymphknoten pN1mic Mikrometastasen >0,2 mm ≤ 2mm pN1a 1-3 axilläre Lymphknoten pN1b A. mammaria interna, klinisch nicht erkennbar pN1c pN1a und pN1b 5 - Fortsetzung Tabelle 2 pN2 Metastasen in ipsilateralen axillären Lymphknoten, untereinander oder an andere Strukturen fixiert pN2a 4-9 axilläre Lymphknoten pN2b A. mammaria interna, klinisch erkennbar, keine axillären Lymphknoten pN3 Metastasen in Lymphknoten entlang der Arteria mammaria interna pN3a ≥ 10 axilläre oder infraclaviculäre Lymphknoten pN3b A. mammaria interna, klinisch erkennbare oder >3 klinisch nicht erkennbare axilläre und A. mammaria interna-Lymphknoten pN3c supraclaviculäre Lymphknoten pM Fernmetastasen pMX Vorliegen von Fernmetastasen kann nicht beurteilt werden pM0 keine Fernmetastasen pM1 Fernmetastasen Bei älteren Patientinnen wird im Gegensatz zu jüngeren Patientinnen bei Diagnosestellung häufiger ein fortgeschrittenes Stadium ihrer Tumorerkrankung festgestellt [69] oder das Stadium ist unbekannt [25,55,138]. Dies resultiert wahrscheinlich aus der Tatsache, dass bei älteren Patientinnen seltener ein Screening mittels Mammografie und Untersuchung der Brust durchgeführt wird [28,54]. Oftmals kann bei älteren Patientinnen das Stadium nicht vollständig festgelegt werden, da entweder aufgrund von Komorbidität auf eine diagnostische Axilladissektion verzichtet wird (dann Nx), oder die Staginguntersuchungen aufgrund mangelnder Compliance nicht durchgeführt werden (dann Mx). Anhand von Studien wurde nachgewiesen, dass sich ein fortgeschrittenes Stadium und der Tumorbefall von Lymphknoten negativ auf das Gesamtüberleben und die rezidivfreie Zeit auswirken [18,100,137]. 6 2.2.4. Grading: Mittels Grading wird die Differenzierung des Karzinoms beschrieben, G1 bedeutet eine gute, G2 eine mäßige und G3 eine schlechte Differenzierung. Die Prognose für G3-Tumore ist am Schlechtesten [97]. Die Häufigkeit der G3-Tumore ist bei älteren Patientinnen niedriger als bei jüngeren [97]. Patientinnen im Alter zwischen 20 und 44 Jahren haben höhermaligne Tumore verglichen mit Patientinnen, die älter sind [52]. Der Anteil an schlecht-differenzierten Karzinomen sinkt mit steigendem Alter der Patientin [131]. 2.2.5. Zusammenfassung: Die Tumorbiologie ist bei älteren Patientinnen bezüglich einiger Parameter günstiger als bei jüngeren, es zeigt sich z.B. eine bessere Differenzierung des Karzinoms, die Rezeptoren für Progesteron und Östrogen sind häufiger positiv und die Konzentration dieser Hormonrezeptoren ist höher [31,68,134]. Allerdings sind manche Parameter auch ungünstiger, so z.B. das häufiger bei älteren Patientinnen bestehende fortgeschrittene Stadium bei Diagnosestellung [68]. 2.3. Therapie Die Kombination aus einer älter werdenden Bevölkerung und der steigenden Inzidenz des Mammakarzinoms in höherem Lebensalter führt dazu, dass in den kommenden Jahren eine größere Anzahl an Patientinnen im höheren Lebensalter mit Mammakarzinom behandelt werden muss [98]. Obwohl besonders ältere Frauen an Brustkrebs erkranken, werden Frauen im Alter über 65 Jahre meistens auf Grund ihres hohen Alters aus Therapiestudien ausgeschlossen [34,74,131,134]. Somit finden sich nur sehr wenige Studien an denen Frauen über 70 Jahre teilgenommen haben. Die mangelhafte DatenSituation bezüglich der besten Therapie für ältere Patientinnen führt dazu, dass noch immer häufig eine suboptimale [44,73,136] oder gar keine Therapie [4,61,64] bei älteren Patientinnen durchgeführt wird. 7 Bei der Therapie des Mammakarzinoms soll, wenn möglich, zuerst die Operation entweder als BET oder als modifizierte ME erfolgen [134]. Bei brusterhaltender Operation und in bestimmten Fällen nach ME schließt sich eine Radiatio der Mamma, bzw. der Brustwand sowie, falls nötig, der Lymphabflußwege an. Da es im hohen Lebensalter nicht zu einer Herabsetzung der Strahlensensibilität des Tumors kommt, ist auch bei älteren Patientinnen eine kurative Radiatio indiziert [78]. Als weitere adjuvanten Therapiemöglichkeiten kommen dann in Betracht: • eine zytotoxische Chemotherapie • eine antiöstrogene Therapie (Tamoxifen, GnRH-Analoga, Aromatasehemmer) Das Ziel der adjuvanten Therapie ist es, das Auftreten eines Lokalrezidivs oder von Fernmetastasen zu verhindern und die brustkrebsbedingte Mortalität zu verringern. Laut den Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft erfolgt die Therapie des nodalnegativen Mammakarzinoms anhand der Einteilung in Risikogruppen, nach Rezeptor- und Menopausenstatus [83]. 8 Tabelle 3: Standard-Systemtherapie des nodalnegativen Mammakarzinom (St. Gallen 2003) [83] (TAM: Tamoxifen, CT: Chemotherapie, GnRH: Gonadotropin-releasing hormone, Rez.: Rezeptor) Rez.positiv/ Rez.positiv/ Rez.negativ/ Rez.negativ/ Prä- Postmeno- Prä- menopausal pausal menopausal menopausal Niedriges Risiko TAM oder TAM oder Nicht Nicht (Tumorgröße<2cm, keine keine definiert definiert PR/ER positiv, G1, adjuvante adjuvante Alter≥35 Jahre)* Therapie Therapie CT CT Risikogruppe Durchschnittliches/ - Ovarektomie TAM*** hohes Risiko (oder oder (Tumorgröße>2cm, GnRH- CT → TAM PR/ER negativ, G2- Agonist) G3, Alter<35Jahre)** +TAM, evtl. Post- +CT oder - CT → TAM, evtl. + Ovarektomie (oder GnRHAgonisten) oder - Ovarektomie (oder GnRHAgonist) *Alle Faktoren müssen erfüllt sein. **mind. 1 Faktor muss erfüllt sein. ***Anastrozol bei Tamoxifen-Unverträglichkeit zur Kontraindikation 9 Bei der Therapie des nodalpositiven Mammakarzinoms erfolgt die Differenzierung der Therapie ausschließlich nach dem Rezeptor- und Menopausenstatus [83]. Tabelle 4: Standard-Systemtherapie des nodalnegativen Mammakarzinoms [83] (TAM: Tamoxifen, CT: Chemotherapie, Rez.: Rezeptor, GnRH: Gonadotropin-releasing hormone) Nodalpositiv Rez.positiv/ Rez.positiv/ Rez.negativ/ Rez.negativ/ Prä- Post- Prä- Post- menopausal menopausal menopausal menopausal - CT+TAM, - CT →TAM CT CT evtl. oder Ovarektomie - TAM/ (oder GnRH- Anastrozol Agonisten) oder - Ovarektomie (oder GnRHAgonisten), evtl. mit Chemotherapie Als Chemotherapieregime kommen verschiedene in Frage. In der Erstlinientherapie sind die Gebräuchlichsten sechsmal ein CMF-/FEC-/FAC- oder viermal ein AC-Schema [80,83]. Eine endokrine Therapie wird bei positivem Östrogen- und /oder ProgesteronRezeptor durchgeführt, da besonders hier ein günstiger Effekt nachzuweisen ist [96]. Als Substanzen werden Tamoxifen (unabhängig vom Alter der Patientin, des vorliegenden Stadiums und des vorherigen Erhalts einer Chemotherapie) und GnRH-Agonisten (z.B. Goserelin) bei prämenopausalen Patientinnen empfohlen. Tamoxifen soll 5 Jahre lang, die GnRH-Agonisten mindestens 2 Jahr lang eingenommen werden [80,83]. Postmenopausale Frauen erhalten für 5 Jahre Tamoxifen. Bei Kontraindikationen kann auch eine Therapie mit Anastrozol für 5 Jahre durchgeführt werden. Alternativ kann nach 2 bis 3 jähriger Gabe von 10 Tamoxifen Exemestan gegeben werden oder nach 5 jähriger Tamoxifen-Gabe sich eine Therapie mit Letrozol für weitere 2 bis 5 Jahre anschließen [83]. Die adjuvante Hormontherapie (mit Tamoxifen) reduziert das Auftreten von Rezidiven und auch das Risiko am Mammakarzinom zu versterben. Dieser Umstand ist besonders bei Patientinnen mit hormonrezeptorpositiven Karzinomen zu beobachten [20]. Patientinnen mit hormonrezeptornegativen Tumoren erhalten üblicherweise allerdings keine Hormontherapie. 2.4. Multimorbidität Der Gesundheitszustand der älteren Patientinnen ist häufig durch Multimorbidität bzw. Komorbidität gekennzeichnet [86,138,139]. Durchschnittlich finden sich 1,8 Begleiterkrankungen, wobei die hypertensiven kardiovaskulären Erkrankungen mit 60% die führenden Begleiterkrankungen sind [72,95]. Die Prävalenz der Komorbidität nimmt mit dem Alter der Krebspatientinnen zu. So treten 2 oder mehr Erkrankungen bei Frauen zwischen 60 und 69 Jahren mit einer Häufigkeit von 45%, mit 61% bei Frauen zwischen 70 und 79 Jahren und mit 70% bei Frauen über 79 Jahren auf [67]. Dies erklärt, dass das Risiko an anderen Ursachen als dem Mammakarzinom zu versterben mit zunehmendem Alter ansteigt [19,114]. Patientinnen mit 3 oder mehr Erkrankungen haben eine 20fach höhere Mortalitätsrate an anderen Ursachen als am Mammakarzinom zu versterben [115]. Zu den anderen Todesursachen zählen z.B. zerebrovaskuläre Ereignisse und Herzerkrankungen, die in diesem Zusammenhang immer wichtiger werden [139]. Ältere Mammakarzinompatientinnen versterben damit nicht nur häufiger an ihrem Tumor sondern auch an ihren weiteren chronischen Erkrankungen [114]. In einer Studie, in der nur Patientinnen über 55 Jahre, die Brustkrebs hatten, eingeschlossen waren, war Brustkrebs bei Frauen über 55 Jahre mit 51,3% zwar die häufigste Todesursache, Herzerkrankungen mit 17,1% und frühere Karzinome mit 8,4% hatten jedoch auch einen großen Anteil an der Todesursache [139]. Das Medianüberleben beträgt bei 75-jährigen Frauen 12 Jahre und bei den 85Jährigen 7 Jahre [82]. 11 2.5. Fragestellung Ziel der Arbeit war es, an einer retrospektiven klinik-basierten Kohorte von Patientinnen mit primärem, nicht metastasiertem Mammakarzinom, herauszuarbeiten, ob 1.) die Faktoren Komorbidität (ausgedrückt durch ASA-, NYHA-Klasse, Anzahl der Begleiterkrankungen, Anzahl der Medikamente), Tumorcharakteristika, operative Therapie, adjuvante Therapie (Hormontherapie, Radiatio, Chemotherapie, neoadjuvante Chemotherapie), Gesamt- und rezidivfreie Überleben sowie die Lokalisation des Rezidivs durch das Alter der Patientin beeinflusst werden. 2.) das Alter, der präoperative Gesundheitsstatus, der postoperative Zustand oder andere Faktoren die Entscheidung zu einer Chemotherapie beeinflussen oder ihre Durchführung verzögern bzw. verhindern. 3.) die Gesamtüberlebenszeit bzw. die rezidivfreie Überlebenszeit lediglich von Faktoren des Tumors selbst oder auch vom Alter, der Komorbidität und der gegebenen Chemotherapie abhängig ist. 12 3. Material und Methoden 3.1. Durchgeführte Analysen Zur statistischen Auswertung erfolgte zunächst die Beschreibung der Daten, gefolgt von der analytischen Statistik und schließlich die Überlebensanalyse. Im Einzelnen wurden folgende Schritte durchgeführt: 3.1.1. Deskription - Überprüfung der Ein-/Ausschlusskriterien - Deskriptive Statistik des untersuchten Kollektivs - Darstellung aller untersuchten Variablen - Untersuchung, inwieweit die Variablen Komorbidität und Tumorstadium vom Alter abhängen 3.1.2. Analytik a) Beeinflusst das Alter unterschiedliche Faktoren a. Untersuchung Alter versus Komorbidität und klinische Variablen b. Korrelation Alter und Tumorcharakteristika c. Korrelation Alter und operative Therapie d. Korrelation Alter und adjuvante Therapie e. Korrelation Alter und Rezidiv, Gesamtüberleben, rezidivfreies Überleben b) Beeinflussen Alter bzw. präoperativer Gesundheitszustand die Entscheidung zu einer Chemotherapie a. Korrelation Alter und Chemotherapie b. Korrelation präoperative Gesundheit und Chemotherapie (ASA, NYHA, Anzahl der Medikamente, Anzahl der Begleiterkrankungen) c. Korrelation Tumorcharakteristika und Chemotherapie d. Risikoberechnung für einzelne Faktoren 13 e. Risikoberechnung für alle Faktoren c) Verzögern Alter bzw. präoperativer Gesundheitszustand den Beginn der Chemotherapie a. Korrelation Alter und Zeitdauer bis Beginn Chemotherapie b. Korrelation präoperative Gesundheit und Zeitdauer bis Beginn Chemotherapie 3.1.3. Überlebensanalyse a) Ist die Überlebenszeit abhängig von Tumorstadium, Alter, Komorbidität oder der Chemotherapie b) Ist die rezidivfreie Zeit abhängig von Tumorstadium, Alter, Komorbidität oder der Chemotherapie 3.2. Methoden 3.2.1. Grundgesamtheit und Dokumentation Als Grundgesamtheit für die vorliegende Studie galten alle Patientinnen, die zwischen März 1994 und August 1999 an der UFK Ulm wegen eines primären Mammakarzinoms operiert wurden. Die Daten zu den Patientinnen wurden aus der Dokumentation in der Krankenakte entnommen (Anamnesebogen, Operationsbericht, Histologischer Befund, Angaben zur geplanten Chemotherapie aus dem Tumorboard-Protokoll, tatsächliche Therapie aus den Verlaufsprotokollen zur Chemotherapie). Alle Angaben wurden entsprechend einem standardisierten Protokoll kodiert und in einer Excel-Datei abgespeichert. Für die Überlebenszeit wurden die Patientinnen bis Ende 2002 nachbeobachtet. Sterbe- und Rezidivfälle wurden dokumentiert. 14 3.2.2. Untersuchtes Patientenkollektiv Als Einschlusskriterien für die Studie wurden festgelegt: • primäres Mammakarzinom • primär an der UFK Ulm behandelt • keine Metastasen zum Zeitpunkt der Erstdiagnose • Daten zu Operation, adjuvanter Therapie und Nachbeobachtung verfügbar • Alter der Patientin über 40 Jahre Spezielle Ausschlusskriterien: Patientinnen, bei denen bereits früher ein Mammakarzinom oder sonstiges viszerales Malignom festgestellt worden war, sowie Patientinnen, bei denen zeitgleich mit der aktuellen Diagnose ein Zweitkarzinom festgestellt wurde, wurden von der Studie ausgeschlossen. Dies war nötig, da ein Zweitkarzinom alle in der Studie wichtigen Größen beeinflussen könnte, nämlich den präoperativen Allgemeinzustand der Patientin, die Entscheidung zur bzw. die Art der adjuvanten Therapie, und das Überleben. Nicht ausgeschlossen wurden Karzinome der Schilddrüse und der Haut. Patientinnen mit primär bilateralem Mammakarzinom wurden in die Analysen mit einbezogen, da hier keine Abweichungen von den allgemeinen Therapieprotokollen anzunehmen sind. Weiter wurden Patientinnen ausgeschlossen, wenn die Art des operativen Primäreingriffes nicht eindeutig eruiert werden konnte oder wenn Angaben zum Tund/oder N-Stadium fehlten, da letztere wichtige prognostische Größen sind. 3.2.3. Definition der Einflussvariablen und Endpunkte Als Alter der Patientinnen bei Diagnose wurde das Alter zum Zeitpunkt des primären operativen Eingriffes verwendet. Für manche Analysen wurden die Patientinnen in Altersgruppen zu je 10 Jahren eingeteilt (40-49, 50-59, 60-69, 7079, 80 und darüber). Als Größen zur Erfassung der Komorbidität einer Patientin wurden Begleiterkrankungen sowie als Proxy die eingenommenen Medikamente verwendet. (Anmerkung: Proxy ist ein Indikator zur indirekten Bestimmung einer Messgröße.) 15 Um die Komorbidität der Patientinnen zu quantifizieren wurden Scores berechnet: der „Krankheitsrisiko-Score“ gibt die Anzahl der zum Zeitpunkt der Erstdiagnose bestehenden internistischen Begleiterkrankungen an; der „Medikamenten-Score“ ist die Anzahl der zum Zeitpunkt der Erstdiagnose eingenommenen Medikamente. Weiterhin wurden der präoperativ bestimmte ASA und der NYHA Score dokumentiert. Diese Größen werden unterschiedlich definiert. Der ASA-Score wurde von der American Society of Anesthesiologists (ASA) definiert und unterteilt das Patientengut in 5 Risikogruppen, die nach dem Gesundheitszustand des Patienten eingeteilt sind und das Risiko für das Auftreten von intraoperativen Zwischenfällen (wie z.B. Blutdruckabfälle und Brady- bzw. Tachykardien) wiedergeben. Tabelle 5: Darstellung der ASA-Klassen (American Society of Anesthesiologists) [108] ASA I normaler, gesunder Patient ASA II Leichte Allgemeinerkrankung ohne Leistungseinschränkung ASA III Schwerer Allgemeinkrankheit mit Leistungseinschränkung ASA IV Schwere, dauernd lebensbedrohliche Allgemeinerkrankung ASA V Moribunder Patient, dessen Tod innerhalb von 24h mit oder ohne Operation zu erwarten ist Der NYHA Score wurde von der New York Heart Association (NYHA) ins Leben gerufen und ist eine Klassifikation der Patienten mit Herzerkrankungen, er beschreibt die funktionelle Kapazität. Der NYHA Score wird wie in Tabelle 6 stehend definiert. Tabelle 6 : Darstellung der NYHA-Klassen (New York Heart Association) NYHA I Beschwerdefreiheit, keine Einschränkung der körperlichen Aktivität bei normaler körperlicher Arbeit NYHA II Leichte Einschränkung der körperlichen Aktivität. Normale körperliche Belastung führt zu Ermüdung, Dyspnoe oder Angina NYHA III Starke Einschränkung der körperlichen Aktivität. Ermüdung, Dyspnoe und Angina treten schon bei leichter Belastung auf NYHA IV Beschwerden schon in Ruhe 16 Beide Scores wurden an der UFK Ulm routinemäßig präoperativ von den Anästhesisten bestimmt und im Prämedikationsprotokoll dokumentiert. Folgende Tumor-spezifische Variablen wurden erhoben: pTNM-Stadium, Grading, ER/PR, Histologie, Anzahl der befallenen Lymphknoten und die Lokalisation des Tumors. Das pT-Stadium wurde für die Berechnungen zunächst in pT1, pT2, pT3 und pT4 klassifiziert. Aufgrund der geringen Fallzahl in der pT4 Gruppe wurde diese mit pT3 zusammengefasst. Bei dem operativen Vorgehen wurde zwischen brusterhaltender Therapie und ME unterschieden. Zudem wurde unterschieden, ob die Patientinnen primär mastektomiert wurden oder ob die ME als Zweiteingriff durchgeführt wurde. Weitere Variablen der Therapie waren die Gabe einer adjuvanten Hormontherapie (ja/nein), einer Bestrahlungstherapie (ja/nein), und einer adjuvanten Chemotherapie (ja/nein). Für die Überlebensanalyse wurden Daten zum klinischen Follow-up erhoben. Als Endpunkt im Gesamtüberleben wurde der Tod definiert. Für das rezidivfreie Überleben zählte die Diagnose eines Rezidivs bzw. das Auftreten einer Fernmetastase als Endpunkt der Betrachtung. Beim rezidivfreien Überleben wurde das als erstes auftretende Rezidiv/Metastase als Ereignis gewertet. Die Beobachtungszeit wurde in Monaten angegeben. Patientinnen, bei denen kein Rezidiv bzw. kein Tod dokumentiert waren, gelten als „lost to follow-up“ und wurden zum Zeitpunkt der letzten Beobachtung zensiert. 17 3.2.4. Statistik Um den Zusammenhang zwischen zwei kategorischen Variablen zu untersuchen wurden Kontingenztafeln erstellt. Als statistischer Test für einen Zusammenhang zwischen den untersuchten Variablen wurde der Chi-Quadrat Test verwendet. Im Speziellen wurden die Variablen der Komorbidität und der Tumoreigenschaften auf eine Abhängigkeit vom Alter untersucht. Ein Schwerpunkt dieser Arbeit war es zu untersuchen, ob das Alter oder Variablen der Komorbidität und der Tumorcharakteristika mit der ärztlichen Verordnung einer adjuvanten Chemotherapie, gemessen als ja/nein-Variable, zusammenhängen. Als quantitatives Assoziationsmaß wurden mittels logistischer Regression univariable und multivariable Odds Ratios, zusammen mit dem 95% Konfidenzintervall berechnet. Diese Analyse wurde im Sinne einer eingebetteten Fall-Kontroll-Studie innerhalb der untersuchten Kohorte durchgeführt. Dabei waren Patientinnen, denen eine Chemotherapie verordnet wurde, die „Fälle“, und die Patientinnen, denen keine Chemotherapie verordnet wurde, die „Kontrollen“. Bei Variablen mit mehr als zwei Kategorien wurden den sukzessiven Kategorien entsprechend die Werte 1,2,3 etc. zugeordnet und diese auf einen Trend untersucht. Alter wurde als quantitativ kontinuierliche Variable verwendet, um Kolinearität zu vermeiden. Das multivariable Modell wurde konstruiert, indem zunächst alle in der univariablen Analyse untersuchten Variablen eingeschlossen wurden. Für jede einzelne Variable wurden dann die Modelle mit und ohne der Variablen mittels Likelihood-Verhältnis Test verglichen. Sofern Stratum-spezifische Effekte der kategorischen Variablen den Fit des Modells nicht verbesserten, wurde das einfachere Modell bevorzugt, das von einem linearen Trend ausgeht. Das endgültige Modell wurde auf Interaktionen zwischen den darin enthaltenen Variablen untersucht. Die zweite Fragestellung dieser Arbeit war es zu untersuchen, ob das Alter bzw. der präoperative Gesundheitszustand den Beginn der Chemotherapie verzögern. Hierzu wurde zunächst der Abstand in Tagen zwischen Operationsdatum und Tag der Gabe des ersten Zyklus berechnet. Bei Patientinnen mit zweizeitigem chirurgischem Vorgehen, wurde das Datum der zweiten OP verwendet. 18 Der Zusammenhang zwischen Alter (kontinuierlich) und der Zeitdauer zwischen OP und Beginn der Chemotherapie wurde graphisch in einer Punktwolke dargestellt. Der Pearson’s Korrelationskoeffizient wurde berechnet. Für den Zusammenhang zwischen Zeitdauer und den kategorischen Variablen wurde eine 1-Weg Varianzanalyse (ANOVA) durchgeführt. Für die Überlebensanalyse wurden Kaplan-Meier Kurven gedruckt und der logrank Test durchgeführt. Zur Risikobestimmung in den verschiedenen Gruppen wurde die univariable und multivariable Cox-Regression angewendet. Für jede Variable wurde die Annahme, dass sich das Risiko in den verschiedenen Gruppen über die Zeit proportional verhält (engl.: proportional hazards assumption), mithilfe der von Grambsch und Theneau [62] beschriebenen Methode überprüft. Bei der Untersuchung kategorischer, geordneter Variablen wurde die jeweils unterste Gruppe als Vergleichsgruppe herangezogen. Sukzessiven Kategorien wurden entsprechend die Werte 1,2,3 etc. zugeordnet und die Variable auf einen linearen Trend untersucht. Das lineare Modell mit einem Freiheitsgrad wurde gegenüber dem stratum-spezifischen Modell mit k-1 Freiheitsgraden bevorzugt (wobei k gleich die Anzahl Kategorien). Im multivariablen Modell wurden nur Patientinnen berücksichtigt, zu denen vollständige Angaben zu allen im Modell enthaltenen Variablen vorlagen. Für NYHA mussten die Gruppen 2,3 und 4 zusammengefasst werden, aufgrund der geringen Anzahl an Ereignissen (n=2). Ebenso wurden Grading 1 und 2 zusammengefasst, da in der Gruppe der G1 keine Ereignisse verzeichnet wurden. Das Signifikanzniveau für alle Analysen lag bei 0,05. Alle Analysen wurden mit dem Statistikprogramm Stata 8.0 [123] durchgeführt. 19 4. Ergebnisse 4.1. Kollektivbeschreibung Es wurden die Daten von insgesamt 829 Patientinnen erfasst, die im Beobachtungszeitraum wegen eines Mammakarzinoms an der Universitätsfrauenklinik Ulm operiert wurden. Einschlusskriterien: • Primäres Mammakarzinom • Primär an der UFK Ulm behandelte Patientinnen Ausschlusskriterien: • nicht primäres Mammakarzinom: Von den 829 Patientinnen, die erfasst wurden, hatten 720 Patientinnen ein primäres Mammakarzinom. Ausgeschlossen wurden 109 Patientinnen (13,15%), da bei ihnen kein primäres Mammakarzinom vorlag. • Metastasiertes Mammakarzinom bei Erstdiagnose: Die noch verbliebenen 720 Patientinnen wurden hinsichtlich einer schon vorliegenden Metastasierung betrachtet. Bei Erstdiagnose hatten bereits 45 Patientinnen ein primär metastasiertes Mammakarzinom und wurden deshalb von der Auswertung ausgeschlossen. • anderes Malignom in der Anamnese: Von den verbliebenen 675 Patientinnen hatten bereits 39 Patientinnen ein früheres Karzinom (außer Schilddrüse und Haut) in der Anamnese und wurden nicht in die Auswertung mit einbezogen. 20 • OP-Art des Primäreingriffes unbekannt: Ausgeschlossen wurden 13 Patientinnen bei denen die Art des Primäreingriffes unbekannt war. • unvollständige Angaben zum pTNM-Stadium: a) pT-Stadium Bei 7 Patientinnen konnte das pT-Stadium aus den Akten nicht entnommen werden. Diese 7 Patientinnen wurden somit von der Auswertung ausgeschlossen. b) pN-Stadium Alle Patientinnen mit unbekanntem pN-Stadium mussten, sofern sie nicht histologisch ein DCIS hatten, von der Auswertung ausgeschlossen werden. Aus diesem Grund wurden 8 Patientinnen nicht in die Auswertung miteinbezogen. Insgesamt: Nachdem alle Ausschlusskriterien berücksichtigt wurden, verblieben noch 608 von ursprünglich 829 Patientinnen in der Studie. 21 4.2. Deskriptive Statistik Zur Auswertung kamen nach Berücksichtigung der Ausschlusskriterien 608 Patientinnen, die zusammen insgesamt 859 Operationen unterzogen wurden. Anzahl der Eingriffe pro Patientin: 700 Anzahl der Patientinnen 608 600 500 400 300 216 200 100 31 4 0 1 2 3 4 Anzahl der Operationen Abbildung 2: Darstellung der Anzahl der Operationen, die die Patientinnen erhielten Bei 608 Patientinnen erfolgte eine Operation (70, 8%), bei 216 Patientinnen (25,2%) erfolgte zusätzlich eine zweite, bei 31 Patientinnen (3,6%) noch eine dritte und bei 4 Patientinnen (0,5%) noch eine vierte Operation. Somit wurden 357 Patientinnen ausschließlich einmal, 181 Patientinnen insgesamt zweimal, 27 Patientinnen dreimal und 4 Patientinnen viermal operiert. 22 4.2.1. Patientencharakteristika Alter bei Erst-Operation: Tabelle 7: Darstellung der einzelnen Altersgruppen Altersgruppe Anzahl Patientinnen Prozentualer Anteil 40-49 Jahre 104 17,1 % 50-59 Jahre 209 34,4 % 60-69 Jahre 142 23,3 % 70-79 Jahre 105 17,3 % 80 Jahre und älter 48 7,9 % Im Median betrug das Alter der Patientinnen bei der ersten Operation 59,60 Jahre. Die jüngste Patientin war 43 Jahre, die Älteste 90 Jahre alt. Bei der Erst-Operation waren 104 Patientinnen (17,1%) zwischen 40 und 49 Jahren, 209 Patientinnen (34,4%) zwischen 50 und 59 Jahren, 142 Patientinnen (23,3%) zwischen 60 und 69 Jahren, 105 Patientinnen (17,3%) zwischen 70 und 79 Jahren und 48 Patientinnen (7,9%) 80 Jahre und älter. Somit befand sich der Großteil der Patientinnen, die operiert wurden, in der Altersgruppe der 50 bis 59 Jährigen. Die Erst-Operationen wurden im Zeitraum vom 17. März 1994 bis 10. Juni 1999 an der Universitätsfrauenklinik Ulm durchgeführt. 23 Menopausenstatus bei Erst-Operation: Falls der Menopausenstatus nicht bekannt war, wurden Frauen über 55 Jahre als postmenopausal gewertet. Somit ergab sich der in Abbildung 3 dargestellte Menopausenstatus. Anzahl der Patientinnen 160 144 142 140 120 105 100 80 60 48 47 40 20 8 12 10 38 43 11 unbekannt postmenopausal perimenopausal prämenopausal 0 Menopausenstatus 40-49 Jahre Abbildung 3: 50-59 Jahre 60-69 Jahre 70-79 Jahre über 80 Jahre Einteilung der Patientinnen der verschiedenen Altersgruppen nach dem Menopausenstatus vor Operation Bei der Erstoperation waren 47 Patientinnen (45,2 %) der 40 bis 49 Jährigen prämenopausal, 8 Patientinnen (7,7 %) dieser Altersgruppe perimenopausal und 11 Patientinnen (10,6 %) postmenopausal. Bei 38 Patientinnen in der Altersgruppe zwischen 40 und 49 Jahren konnte der Menopausenstatus nicht erhoben werden. Bei den Patientinnen zwischen 50 und 59 Jahren waren 10 Patientinnen (4,8 %) prämenopausal, 12 Patientinnen (5,7 %) perimenopausal und 144 (68,9 %) Patientinnen postmenopausal. Bei 43 Patientinnen in dieser Altersgruppe konnte der Menopausenstatus nicht eruiert werden. Alle Patientinnen die älter als 60 Jahre waren, waren postmenopausal. Insgesamt hatten somit 57 Patientinnen (9,38%) einen prämenopausalen, 20 Patientinnen (3,3%) einen perimenopausalen 24 und 450 Patientinnen (74,0%) einen postmenopausalen Status. Bei 81 Patientinnen (13,3%) konnte der Menopausenstatus nicht erhoben werden. Die meisten der Patientinnen waren somit bei der Erstoperation bereits in der Menopause. Komorbidität: a) ASA-Klasse: 33; 5% 1; 0% 119; 20% 100; 16% ASA-Klasse 1 ASA-Klasse 2 ASA-Klasse 3 ASA-Klasse 4 unbekannt 355; 59% Abbildung 4: Darstellung der Patientinnen in den einzelnen ASA-Klassen [American Society of Anesthesiologists] (genaue Anzahl; prozentual) Die größte Anzahl der Patientinnen hatte die ASA-Klasse 2 (355 von 608 Patientinnen), danach folgten als nächstes die Patientinnen der ASA-Klasse 1 (119 Patientinnen). In der ASA-Klasse 3 waren 100 Patientinnen und in der ASAKlasse 4 nur 1 Patientin. Bei 33 Patientinnen war keine ASA-Klasse dokumentiert. 25 b) NYHA-Klasse: 93; 15% 10; 2% NYHA 1 NYHA 2 329; 54% 176; 29% Abbildung 5: NYHA 3 unbekannt Darstellung der einzelnen Patientinnen in den verschiedenen NYHA-Klassen [New York Heart Association] (genaue Anzahl; prozentual) Die meisten Patientinnen befanden sich in der NYHA-Klasse 1 (329 Patientinnen, 54%). Zehn Patientinnen (2%) befanden sich in der NYHA-Klasse 3. Bei 93 Patientinnen konnte nicht eruiert werden in welcher NYHA-Klasse sie eingeteilt worden waren. Begleiterkrankungen: Die Begleiterkrankungen wurden in Diabetes, Hypertonie, KHK, Adipositas, frühere Karzinome und sonstige Krankheiten unterteilt. Zum Teil war in der Patientenkartei nicht erhoben worden, ob eine bestimmte Erkrankung vorlag. a) Hypertonie: Zu Beginn der Erhebung hatten 225 Patientinnen (37,0%) eine Hypertonie, 355 Patientinnen hatten keine. Bei 28 Patientinnen konnte nicht mehr nachvollzogen werden, ob sie eine Hypertonie hatten. b) Adipositas: 146 Patientinnen waren adipös. Bei 434 Patientinnen lag keine Adipositas vor. Bei 28 Patientinnen gab es hinsichtlich der Adipositas keinerlei Angaben. 26 c) Diabetes: Von den 608 Patientinnen hatten 54 Patientinnen (8,9%) einen Diabetes mellitus als Begleiterkrankung. Bei 28 Patientinnen konnte nicht eruiert werden, ob sie einen Diabetes mellitus hatten. Die restlichen 526 Patientinnen waren zu Beginn der Erhebung nicht von dieser Stoffwechselerkrankung betroffen. d) KHK: Eine koronare Herzerkrankung konnte bei 37 Patientinnen erhoben werden. 543 Patientinnen hatten keine koronare Herzerkrankung als Begleiterkrankung und bei weiteren 28 Patientinnen ist dies unklar. e) Sonstige Krankheiten (nicht spezifiziert): Weitere, nicht näher spezifizierte Erkrankungen hatten 234 Patientinnen. Bei 346 Patientinnen gab es keine sonstigen Erkrankungen. Bei den restlichen 28 Patientinnen konnte nicht geklärt werden, ob sie eine der nicht spezifizierten Erkrankungen zu Beginn der Studie hatten. f) Frühere Karzinome mit ihrer Lokalisation: Bei 12 Patientinnen war anamnestisch ein Schilddrüsenkarzinom und bei einer Patientin ein Hautkrebs bekannt. 27 Anzahl der bestehenden Begleiterkrankungen (Risiko-Score): 28; 5% keine Begleiterkrankung 73; 12% 174; 29% 1 Begleiterkrankung 2 Begleiterkrankungen 123; 20% 3 und mehr Begleiterkrankungen unbekannt 210; 34% Abbildung 6: Darstellung der Patientinnen anhand der Anzahl ihrer Begleiterkrankungen (genaue Anzahl; prozentual) Zur Bestimmung des krankheitsbedingten Risikos (Risiko-Score) wurde die Anzahl der Begleiterkrankungen, die eine Patientin hatte, ausgezählt. Zu den Begleiterkrankungen zählten nicht die früheren Karzinome. 174 Patientinnen (29%) hatten keinerlei Begleiterkrankung. Eine Begleiterkrankung wurde bei 210 Patientinnen (34%), 2 Erkrankungen bei 123 Patientinnen (20%) und 3 und mehr Erkrankungen bei 73 Patientinnen (12%) diagnostiziert. Bei den restlichen 28 Patientinnen (5%) konnte nicht festgestellt werden, ob sie Begleiterkrankungen hatten. Somit hatte etwa ein Drittel der Patientinnen eine Begleiterkrankung. Medikation: Bei den Medikamenten wurde zwischen ACE-Hemmern, Digitalis, Beta-Blockern, Calcium-Antagonisten, Insulin, Schilddrüsenmedikamenten, Gynäkologika (dies sind z.B. Antidysmenorrhoika, Kontrazeptiva, Phytopharmaka, Präparate mit Wirkung auf den Uterus, GnRH-Analoga) und Diuretika unterschieden. 28 a) ACE-Hemmer: Von den 608 Patientinnen nahmen 44 Patientinnen einen ACE-Hemmer ein. Bei 29 Patientinnen gab es hinsichtlich der Einnahme eines ACE-Hemmers keine Angabe. Die restlichen 535 Patientinnen nahmen keinen ACE-Hemmer. b) Digitalis: Digitalis nahmen 53 Patientinnen ein. 526 Patientinnen hatten kein Digitalis als Medikation. Die verbleibenden 29 Patientinnen hatten keine Angabe zur Einnahme von Digitalis oder anderen Medikamenten. c) Beta-Blocker: 533 Patientinnen hatten keinen Beta-Blocker als Medikation zu Beginn der Studie. 46 Patientinnen wurden mit einem Beta-Blocker behandelt. Bei den übrigen 29 Patientinnen gab es hinsichtlich der Einnahme eines Beta-Blockers keine Angaben. d) Calcium-Antagonisten: Bei 58 Patientinnen war die Einnahme eines Calcium-Antagonisten dokumentiert. 521 Patientinnen nahmen keinen Calcium-Antagonisten ein, bei 29 Patientinnen war dies unbekannt. e) Insulin: Insulin spritzten sich 33 Patientinnen. 546 Patientinnen benötigten kein Insulin. Bei den übrigen 29 Patientinnen wurde keine Angabe hierzu gefunden. f) Schilddrüsenmedikation: Schilddrüsenmedikamente mussten 169 Patientinnen einnehmen. 410 Patientinnen benötigten keine. Bei 29 Patientinnen war es unbekannt. g) Gynäkologikum: Ein Gynäkologikum hatten 113 Patientinnen, keines benötigten 466 Patientinnen. Wiederum war bei 29 Patientinnen keinerlei Angabe diesbezüglich zu finden. 29 h) Diuretikum: Ein Diuretikum als Medikament erhielten 48 Patientinnen, 531 Patientinnen benötigten kein Diuretikum. Bei 29 Patientinnen war unklar, ob sie eines einnahmen. Fazit: Als häufigstes Medikament mit 27,8% wurde ein Schilddrüsenmedikament eingenommen, als zweithäufigstes mit 18,6% ein Gynäkologikum. Darauf folgte die Einnahme eines Calcium-Antagonisten (9,5%), dann Digitalis (8,7%), Diuretika (7,9%), Beta-Blocker (7,6%), ACE-Hemmer (7,5%) und am wenigsten häufig wurde Insulin mit 5,4% als Medikament verabreicht. Tabelle 8: Darstellung der präoperativen Risikofaktoren bei Patientinnen mit Mammakarzinom (N=608) [ACE: Angiotensin converting enzyme] n % 54 9.3 526 90.7 Ja 225 38.8 Nein 355 61.2 37 6.4 543 93.6 Ja 146 25.2 Nein 434 74.8 Ja 234 40.3 Nein 346 59.7 Begleiterkrankungen* Diabetes Ja Nein Hypertension Koronare Herzkrankheit Ja Nein Adipositas Andere 30 - Fortsetzung Tabelle 8 Früheres Karzinom Ja 13 2.2 566 97.8 29 - 44 7.6 535 92.4 53 9.2 526 90.8 53 7.9 526 92.1 58 10.0 521 90.0 33 5.7 546 94.3 Ja 169 29.2 Nein 410 70.8 48 8.3 531 91.7 Nein unbekannt Medikation* ACE Hemmer Ja Nein Digitalis Ja Nein Beta-Blocker Ja Nein Calcium-Antagonist Ja Nein Insulin Ja Nein Schilddrüsenmedikament Diuretika Ja Nein Gynäkologikum Ja 113 Nein 19.5 466 80.5 * Bei 28 und 29 Patientinnen waren eventuell zu berücksichtigende Erkrankungen und Medikationen unbekannt. 31 Anzahl der eingenommenen Medikamente (Medikamenten-Score): 29; 5% 12; 2% kein Medikament 29; 5% 1 Medikament 70; 12% 2 Medikamente 294; 47% 3 Medikamente 174; 29% Abbildung 7: 4 und mehr Medikamente unbekannt Darstellung der Patientinnen anhand der Anzahl der eingenommenen Medikamente (genaue Anzahl; prozentual) Insgesamt nahmen 294 Patientinnen keinerlei Medikamente ein. Ein Medikament hatten 174 Patientinnen (29%), 2 Medikamente hatten 70 Patientinnen (12%), 3 Medikamente 29 Patientinnen (5%) und 4 und mehr Medikamente hatten 12 Patientinnen (2%). Bei 29 Patientinnen (5%) war unklar, ob sie Medikamente einnahmen. Folglich nahm knapp die Hälfte der Patientinnen (47%), keine Medikamente ein. 32 4.2.2. Tumorcharakteristika Seitenlokalisation des Tumors: Anzahl der Patientinnen 350 300 292 306 250 200 150 100 8 50 2 0 links rechts beidseits unbekannt Lokalisation Abbildung 8: Einteilung der Patientinnen nach der Seitenlokalisation ihres Karzinoms Bei der Lokalisation des Tumors wurde zwischen links, rechts, beidseits und unbekannt unterschieden. Bei 306 Patientinnen (50,3%) war der Tumor auf der rechten Seite, bei 292 Patientinnen (48,0%) auf der linken Seite lokalisiert. Bei 8 Patientinnen (1,3%) wurde ein bilaterales Mammakarzinom diagnostiziert. Bei 2 Patientinnen (0,3%) war die Seitenlokalisation unbekannt. 33 TNM Stadium: (N-/M-Stadium abzüglich der DCIS Fälle) 450 421 350 309 300 260 250 229 227 200 150 114 100 50 49 48 24 25 22 pM0 pMx pN2 pN1 pN0 pT4 pT3 pT2 pT1 pTis 0 Stadium Abbildung 9: unbekannt Anzahl der Patientinnen 400 Einteilung der Patientinnen nach dem pT- [Primärtumor], pN[Lymphknoten] und pM- [Metastasen] Stadium Die Mehrzahl der Patientinnen hatte bei Diagnosestellung ein pT1 Stadium (n=260), gefolgt von den Patientinnen mit einem pT2 Stadium (n=227). 24 Patientinnen hatten ein pT3 Stadium und 49 Patientinnen hatten pT4 Stadium. Bei weiteren 48 Patientinnen wurde ein pTis Stadium diagnostiziert. Beim pN-Stadium hatten die meisten Patientinnen (n=309) pN0, 229 Patientinnen pN1 und 22 Patientinnen ein pN2 Stadium. Beim M-Stadium hatten 421 Patientinnen und damit der Großteil der Patientinnen ein pM0 Stadium, da die Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom aus der Studie ausgeschlossen wurden. Bei 114 Patientinnen wurde zunächst Mx angegeben, später wurden sie dann nach erfolgten Nachuntersuchungen als pM0 beschrieben. Bei 25 Patientinnen lag keine Angabe zum M-Stadium vor. 34 Grading (abzüglich der DCIS Fälle): 50; 9% 18; 3% G1 G2 170; 30% G3 unbekannt 322; 58% Abbildung 10: Darstellung der Patientinnen anhand des Gradings ihres Tumors (genaue Anzahl; prozentual) Für die Analyse des Gradings wurden Patientinnen mit einem DCIS ausgeschlossen. Bei insgesamt 560 Patientinnen mit invasivem Karzinom war das Grading wie folgt verteilt: 322 Patientinnen hatten G2 (n=322; 58%), 170 G3 (n=170; 30%) und 18 G1 (n=18; 3%). Bei 50 Patientinnen (9%) war das Grading unbekannt. 35 Histologie: 419 400 350 300 250 200 150 100 3 10 17 ductulolobulär 20 DCIS 52 50 tubulär Anzahl der Patientinnen 450 30 9 Legende: DCIS Abbildung 11: keine Angabe Histologie sonstige medullär lobulär ductal 0 Duktales Carcinoma in situ Darstellung der Anzahl an Patientinnen anhand der Histologie ihres Karzinoms 419 Patientinnen (74,8%) hatte ein duktales Karzinom. 52 Patientinnen hatten ein lobuläres Karzinom, 20 Patientinnen ein medulläres Karzinom, 17 Patientinnen ein duktulolobuläres Karzinom, 10 Patientinnen ein DCIS und 3 Patientinnen ein tubuläres Karzinom. Die weiteren histologischen Formen (vgl. Tabelle 1) traten vereinzelt auf; diese 30 Patientinnen wurden in eine Gruppe mit sonstigen Histologien zusammengefasst. Bei 9 Patientinnen gab es keine Angaben zur Histologie. 36 Hormonrezeptor-Status (IRS): (Rezeptor positiv ab IRS=1) Anzahl der Patientinnen 500 437 450 400 430 350 300 250 200 150 114 120 58 57 100 50 unbekannt PR positiv PR negativ unbekannt ER positiv ER negativ 0 Rezeptor Legende: ER Östrogenrezeptor Abbildung 12: PR Progesteronrezeptor Anzahl der Patientinnen mit positivem bzw. negativem ER/PR Die beiden Hormonrezeptoren für Östrogen und Progesteron wurden separat untersucht. Beim ER überwiegten die Patientinnen (n=437) mit einem positiven Rezeptor, gegenüber den Patientinnen (n=114) mit einem negativen Rezeptor. Bei 57 Patientinnen war der ER unbekannt. 430 Patientinnen hatten einen positiven und 120 Patientinnen einen negativen PR. Bei 58 Patientinnen war der Progesteronrezeptorstatus unbekannt. 37 4.2.3. Therapiearten a) Operative Therapie 250 217 200 169 150 100 76 67 50 6 1 16 32 5 19 Legende: Abbildung 13: DE+NR+Axilla DE+Ablatio+Axilla Ablatio+Axilla Ablatio NR+Axilla Nachresektion DE/Axilla Axilla DE/PE 0 Quadrantektomie+Axilla Anzahl der Patientinnen OP-Art: OP-Art DE: Diagnostische Exzision PE: Probeexzision NR: Nachresektion Axilla: Lymphonodektomie Axilla Darstellung der Anzahl an Patientinnen anhand der OP-Arten Bei den Operationsarten wurden folgende Arten unterschieden: • Quadrantektomie mit Lymphonodektomie der Axilla • Diagnostische (DE) oder Probeexzision (PE) • Nachresektion (NR) • Nachresektion mit Lymphonodektomie der Axilla • Ablatio • Ablatio mit Lymphonodektomie der Axilla • Diagnostische Exzision mit nachfolgender Ablatio und Lymphonodektomie der Axilla 38 • Diagnostische Exzision mit Nachresektion und Lymphonodektomie der Axilla Von den insgesamt 608 Patientinnen erhielten als Primäreingriff die meisten (n=217; 35,7%) eine diagnostische Exzision und eine Axilladissektion. Danach folgt der Anteil der Patientinnen (n= 169; 27,8%), die nur eine diagnostische bzw. eine Probeexzision erhielten. 76 Patientinnen (12,5%) erhielten eine Quadrantektomie mit Axilladissektion. Eine Ablatio mit Axilladissektion wurde bei 67 Patientinnen (11,0%), eine diagnostische Exzision mit entweder nachfolgender Ablatio und Axilladissektion oder mit Nachresektion und Axilladissektion bei 32 (5,3%) bzw. 19 Patientinnen (3,1%) durchgeführt. Ausschließlich eine Axilladissektion erhielten 6, eine Nachresektion 1 und eine Ablatio 5 Patientinnen. OP-Art: einfache DE vs. ausgedehntere OP beim Ersteingriff Für die Studie wurde als einfache DE die Entfernung eines kleinen Gewebeanteils definiert, während eine ausgedehntere OP eine Quadrantektomie, eine ME, jegliche Operationen der Mamma mit Axilladissektion und die alleinige Axilladissektion beinhaltete. Beim Vergleich der Operationsarten einfache DE und ausgedehnte OP zeigte sich, dass der größte Anteil der Patientinnen (n=438; 72,0%) eine ausgedehnte Operation erhielten. Nur 170 Patientinnen (28,0%) bekamen eine einfache diagnostische Exzision. OP-Art: Brusterhaltend (BET) vs. Mastektomie (ME) beim Ersteingriff Beim Vergleich der BET mit einer primären ME beim Ersteingriff ergab sich, dass 82,9% der Patientinnen (n=504) eine BET bekamen. Bei 104 der 608 Patientinnen (17,1%) wurde eine primäre ME durchgeführt. OP-Art: Mastektomie (ME) beim Zweiteingriff innerhalb 90 Tage Von den 504 Patientinnen, die primär eine BET bekamen, wurde innerhalb von 90 Tagen bei 54 Patientinnen (10,7%) ein Zweiteingriff in Form einer ME durchgeführt. 39 OP-Art: Mastektomie (ME) Es wurde bei Addition der Patientinnen, die als Zweiteingriff eine ME erhielten, zu den Patientinnen mit primärer ME also bei insgesamt 158 Patientinnen (26,0%) eine ME durchgeführt. Damit verblieben 450 Patientinnen (74,0%) und damit der größte Anteil an Patientinnen bei denen eine BET durchgeführt wurde. b) Adjuvante Therapie Hormontherapie: Eine Hormontherapie wurde 403 Patientinnen empfohlen. Von diesen Patientinnen erhielten 279 Patientinnen eine Hormontherapie und 7 Patientinnen keine. Bei den restlichen 117 Patientinnen war unbekannt, ob bei ihnen nach Empfehlung einer Hormontherapie diese auch durchgeführt wurde. Keine Hormontherapie sollten 191 Patientinnen erhalten. Ob eine Hormontherapie indiziert war, ist bei 14 Patientinnen unbekannt. Von diesen Patientinnen hatte jedoch 1 Patientin eine Hormontherapie. Bei den restlichen 13 Patientinnen war nicht bekannt, ob sie eine hatten. Radiatio: Eine Bestrahlung als Therapie nach erfolgter Operation war bei 444 Patientinnen vorgesehen. Von diesen Patientinnen erhielten 346 Patientinnen eine Bestrahlung, 20 Patientinnen hatten keine und bei 78 Patientinnen war unbekannt, ob sie eine bekamen. 156 Patientinnen wurde keine Bestrahlung empfohlen und bei all diesen Patientinnen wurde auch keine durchgeführt. Bei 8 Patientinnen war unbekannt, ob sie eine Bestrahlung bekommen sollten und dann eine erhalten haben. Neoadjuvante Chemotherapie: Eine neoadjuvante Chemotherapie wurde nur bei einem sehr geringen Anteil der Patientinnen (n=21) durchgeführt. 579 Patientinnen hatten keine neoadjuvante Chemotherapie. Bei den restlichen 8 Patientinnen gab es keine Angabe diesbezüglich. 40 Adjuvante Chemotherapie: (Ordination und Anzahl tatsächlich erhaltener Zyklen) Keine Chemotherapie erhielten 438 Patientinnen. Bei 8 Patientinnen war nicht ersichtlich, ob sie eine erhielten. Bei 162 Patientinnen war eine Chemotherapie geplant. Es verblieben jedoch nur 96 Patientinnen, die dann tatsächlich mit einer Chemotherapie behandelt wurden, die restlichen 66 Patientinnen erhielten keinen Anzahl der Patientinnen Chemotherapiezyklus. 70 66 60 50 40 30 32 6 7 30 17 20 10 1 1 1 2 14 1 0 0 3 4 5 Chemotherapiezyklen Abbildung 14: Einteilung der Patientinnen anhand der Anzahl an Chemotherapiezyklen Von den 96 Patientinnen, bei denen eine Chemotherapie durchgeführt wurde, erhielten 32 Patientinnen 7 Zyklen, gefolgt von 30 Patientinnen die 6 Zyklen erhielten. 3 Zyklen wurden 17 Patientinnen verabreicht, 4 Zyklen 14 Patientinnen. 1 Zyklus, 2 Zyklen und 4 Zyklen einer Chemotherapie erhielten jeweils eine Patientin. 41 4.2.4. Outcome Rezidive: 33; 5% 104; 17% kein Rezidiv Rezidiv Rezidivstatus unbekannt 471; 78% Abbildung 15: Darstellung der Patientinnen mit und ohne Rezidiv (genaue Anzahl; prozentual) Innerhalb des Nachbeobachtungszeitraumes bekamen von insgesamt 608 Patientinnen 104 ein Rezidiv. Bei 33 Patientinnen war unbekannt, ob sie ein Rezidiv hatten. Somit zeigte sich, dass die Mehrzahl der Patientinnen (n= 471; 78%) während des Beobachtungszeitraums kein Rezidiv erlitten. 42 Anzahl der Patientinnen n Lokalisation des Rezidivs: 35 30 30 25 22 20 15 9 9 10 6 6 3 3 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 5 LOKAL OSSÄR LYM KONTRA RE CEREBRAL HEP OVAR KONTRA LI PULMONAL DERMAL LOKAL, LYM ABD AXILLÄR DERMAL, HEP, OSSÄR OSSÄR, HEP OSSÄR, LYM OSSÄR, HEP, PULMONAL OSSÄR, PLEURAL PLEURAL PLEURAL, LYM PULMONAL, LYM, HEP 0 Rezidivlokalisation Legende : LYM : Lymphatisch KONTRA RE/ LI : Kontralateral rechts/ links HEP: ABD: Abdominal Hepatisch Abbildung 16: Verteilung der Anzahl an Patientinnen anhand der Lokalisation ihrer Rezidive Die Lokalisation der Rezidive war sehr unterschiedlich. 30 Patientinnen (28,9%) bekamen ein lokales Rezidiv und 22 Patientinnen (21,2%) hatten ossäre Metastasen. Jeweils 9 Patientinnen (8,7%) hatten ein lymphatisches oder ein auf der rechten Seite lokalisiertes kontralaterales Rezidiv. Bei 6 Patientinnen (5,8%) traten cerebrale und hepatische Metastasen auf. Ovarial und kontralateral auf der linken Seite war das Rezidiv in jeweils 3 Fällen (2,9%) zu finden. Zweimal (1,9%) trat das Rezidiv pulmonal, an der Haut und lokal mit lymphatischen Absiedelungen auf. Verschiedene weitere Kombinationen der unterschiedlichen Lokalisationen traten jeweils einmal (1,0%) auf (siehe Abbildung 16). 43 Fernmetastasen: (d.h.: nicht an der Haut, lokal, axillär und an der kontralateralen Mamma) 33; 5% 48; 8% keine Fernmetastasen Fernmetastasen unbekannt 527; 87% Abbildung 17: Darstellung der Patientinnen mit und ohne Fernmetastasen (genaue Anzahl; prozentual) Unter den Rezidiven fanden sich auch solche, die als Fernmetastasen in Erscheinung traten. Zu den Fernmetastasen zählten alle Rezidive, die nicht an der Haut, lokal, in der Axilla oder in der kontralateralen Brust auftraten. 48 Patientinnen hatten Fernmetastasen. Bei 33 Patientinnen war unbekannt, ob sie Fernmetastasen hatten oder nicht. Die restlichen 527 Patientinnen hatten keine Fernmetastasen. 44 Überleben bzw. Tod: 13; 2% 68; 11% Lebt Gestorben unbekannt 527; 87% Abbildung 18: Darstellung der Patientinnen, die am Ende des Beobachtungszeitraums noch leben bzw. gestorben sind Während des Beobachtungszeitraums verstarben insgesamt 68 Patientinnen. Bei 13 Patientinnen konnte nicht eruiert werden, ob sie verstorben waren. Damit lebte der größte Anteil der Patientinnen (n=527) am Ende des Beobachtungszeitraums noch. 45 4.3. Analytische Statistik: Alter Anzahl der Patientinnen 250 209 200 142 150 105 104 100 48 50 0 40-49 Jahre 50-59 Jahre 60-69 Jahre 70-79 Jahre 80 Jahre und älter Altersgruppe Abbildung 19: Einteilung der Patientinnen nach ihrem Alter zu Beginn des Beobachtungszeitraums Im Bezug auf das Alter kamen 608 Patientinnen zur Auswertung. Im Median waren die Patientinnen 59,6 Jahre alt. Die jüngste Patientin war 43, die älteste 90 Jahre alt. Die Unterteilung der Patientinnen erfolgt in 10-Jahres-Intervalle, begonnen bei 40 Jahren. Alle Patientinnen über 80 Jahre wurden in einem Intervall zusammengefasst. 46 4.3.1. Zusammenhang Alter und Komorbidität ASA-Klasse: Anteil der Patientinnen 100% 80% 2 12 19 40 53 28 131 60% 100 40% 20% 55 47 16 52 15 5 0% 40-49 Jahre 50-59 Jahre 60-69 Jahre 70-79 Jahre 80+ Jahre Altersgruppe ASA 1 Abbildung 20: ASA 2 ASA 3 Prozentualer Anteil an Patientinnen in den einzelnen ASAKlassen (American Society of Anesthesiologists) unterteilt in die verschiedenen Altersgruppen (genaue Anzahl der Patientinnen innerhalb der einzelnen Säulen) Bei Betrachtung der Altersgruppen im Zusammenhang mit der ASA-Klasse ergab sich folgender Zusammenhang: je älter die Patientinnen waren desto höher war auch die Anzahl der Patientinnen in einer höheren ASA-Klasse. So waren nur 2,0% der Patientinnen zwischen 40 und 49 Jahren in der ASA-Klasse 3 zu finden, jedoch 63,6% der Patientinnen über 80 Jahren. Dieser Zusammenhang war statistisch signifikant (P<0,001). 47 NYHA-Klasse: Anteil der Patientinnen 100% 5 6 32 4 55 80% 53 60% 31 81 138 40% 70 36 20% 4 0% 40-49 Jahre 50-59 Jahre 60-69 Jahre 70-79 Jahre 80+ Jahre Altersgruppe NYHA 1 Abbildung 21: NYHA 2 NYHA 3 Prozentualer Anteil an Patientinnen in den einzelnen NYHA-Klassen (New York Heart Association) unterteilt in die verschiedenen Altersgruppe (genaue Anzahl der Patientinnen innerhalb der einzelnen Säulen) Genauso wie bei der ASA-Klasse fand sich auch bei der NYHA-Klassifikation ein Zusammenhang zwischen Alter und Klasse. Die älteren Patientinnen hatten zu einem größeren Anteil eine höhere NYHA-Klasse. Auch dieser Zusammenhang war signifikant (P<0,001). 48 Begleiterkrankungen: Diabetes, Hypertonie und KHK 100% Anteil der Patientinnen • 80% 31 77 60% 101 194 123 40% 20% 0% 14 24 40-49 Jahre 11 4 1 50-59 Jahre 60-69 Jahre 70-79 Jahre 80+ Jahre Altersgruppe Pat. mit Diabetes Abbildung 22: Pat. ohne Diabetes Prozentualer Anteil an Patientinnen mit und ohne Diabetes unterteilt in den verschiedenen Altersgruppen (innerhalb der Säulen die genaue Anzahl an Patientinnen) 49 Anteil der Patientinnen 100% 8 80% 42 74 141 60% 90 37 40% 59 60 20% 57 12 0% 40-49 Jahre 50-59 60-69 70-79 Jahre Jahre Jahre Altersgruppe Pat. mit Hypertonie Abbildung 23: 80+ Jahre Pat.ohne Hypertonie Prozentualer Anteil an Patientinnen mit und ohne Hypertonie unterteilt in die verschiedenen Altersgruppen (innerhalb der Säulen die genaue Anzahl an Patientinnen) Anteil der Patientinnen 100% 80% 60% 102 195 128 3 6 82 36 19 9 40% 20% 0% 40-49 Jahre 50-59 Jahre 60-69 Jahre 70-79 Jahre 80+ Jahre Altersgruppe KHK Abbildung 24: keine KHK Prozentualer Anteil an Patientinnen mit und ohne KHK (Koronare Herzkrankheit) unterteilt in die verschiedenen Altersgruppen (innerhalb der Säulen steht die genaue Anzahl an Patientinnen) 50 Bei all diesen Begleiterkrankungen bestand ein signifikanter Zusammenhang (P-Wert <0,001) mit dem Alter. Je älter die Patientinnen waren umso häufiger traten Diabetes, Hypertonie und KHK auf. Die Hypertonie war bei der Gruppe der Patientinnen, die 80 Jahre und älter waren, mit 82,2% (n=37) die häufigste Erkrankung. Adipositas: 100% Anteil der Patientinnen • 80% 60% 85 160 17 38 89 66 34 45 35 11 40% 20% 0% 40-49 Jahre 50-59 Jahre 60-69 Jahre 70-79 Jahre 80+ Jahre Altersgruppe Pat. mit Adipositas Abbildung 25: Pat. ohne Adipositas Prozentualer Anteil an Patientinnen mit und ohne Adipositas unterteilt in die verschiedenen Altersgruppen (innerhalb der Säulen ist die genaue Anzahl an Patientinnen dargestellt) Auch bei der Adipositas fand sich ein Zusammenhang zwischen Alter und Häufigkeit der Adipositas. Je älter die Patientinnen waren, desto häufiger wurde auch eine Adipositas diagnostiziert, wobei die Anzahl bei den über 80-Jährigen wieder leicht zurückging. Der Unterschied zwischen den Gruppen war signifikant (P=0,002) 51 Sonstige Krankheiten (nicht spezifiziert): Anteil der Patientinnen • 100% 80% 60% 72 118 73 59 24 80 61 42 21 40% 20% 30 0% 40-49 Jahre 50-59 Jahre 60-69 Jahre 70-79 Jahre 80+ Jahre Altersgruppe Pat. mit sonstigen Erkrankung Abbildung 26: Pat. ohne sonstigen Erkrankung Prozentualer Anteil an Patientinnen mit und ohne sonstigen Erkrankungen unterteilt in die verschiedenen Altersgruppen (innerhalb der Säulen ist die genaue Anzahl an Patientinnen dargestellt) Bei den sonstigen Erkrankungen konnte zwischen den verschiedenen Altersgruppen und der Häufigkeit des Auftretens einer sonstigen Erkrankung kein signifikanter Unterschied gefunden werden (P=0,118). 52 Frühere Karzinome: 100% Anteil der Patientinnen • 80% 60% 102 193 132 97 42 4 2 4 3 40% 20% 0% 40-49 Jahre 50-59 Jahre 60-69 Jahre 70-79 Jahre 80+ Jahre Altersgruppe Vor-Carcinom Abbildung 27: kein Vor-Carcinom Prozentualer Anteil an Patientinnen mit und ohne früheren Karzinomen unterteilt in die verschiedenen Altersgruppen (innerhalb der Säulen ist die genaue Anzahl an Patientinnen dargestellt) Mit steigender Altersgruppe schien sich eine Zunahme der Häufigkeit eines Zweitkarzinoms (hier nur der Haut und der Schilddrüse) abzuzeichnen. Insgesamt trat bei 13 Patientinnen ein Zweitkarzinom auf. Jeweils 4 Patientinnen mit Zweitkarzinom waren zwischen 50 und 59 Jahren und zwischen 70 und 79 Jahren alt. 3 Patientinnen befanden sich in der Altersgruppe der über 80-Jährigen und 2 Patientinnen in der Altersgruppe der 60 bis 69-Jährigen. Wegen der geringen Anzahl der Fälle erreichte der P-Wert (P=0,088) jedoch nicht die Signifikanzschwelle. 53 Anzahl der bestehenden Begleiterkrankungen (Risiko-Score; frühere Karzinome zählen hier nicht): Anteil der Patientinnen 100% 80% 1 10 7 37 22 37 60% 27 16 37 27 86 12 40 40% 32 54 15 68 20% 35 15 0% 40-49 Jahre 50-59 Jahre 60-69 Jahre 2 70-79 80+ Jahre Jahre Altersgruppe Abbildung 28: keine Begleiterkrankung 1 Begleiterkrankung 2 Begleiterkrankungen 3+ Begleiterkrankungen Prozentualer Anteil an Patientinnen mit unterschiedlicher Anzahl an bestehenden Begleiterkrankungen unterteilt in die verschiedenen Altersgruppen (innerhalb der Säulen ist die genaue Anzahl an Patientinnen dargestellt) Internistische Erkrankungen traten häufiger in den höheren Altersgruppen auf. Insbesondere zeigte sich, dass auch die Anzahl der Begleiterkrankungen mit dem Alter der Patientinnen zunahm. So hatten nur 1,0% der Patientinnen zwischen 40 und 49 Jahren 3 und mehr Begleiterkrankungen, bei den über 80-Jährigen jedoch 35,6%. Dieser Zusammenhang erwies sich mit einem P-Wert von <0,001 als signifikant. 54 Medikation: ACE-Hemmer, Digitalis, Beta-Blocker, Calcium-Antagonisten, Insulin, Diuretikum: Anteil der Patientinnen • 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 101 192 1 5 40-49 Jahre 50-59 Jahre 120 87 14 14 60-69 Jahre 70-79 Jahre 35 10 80+ Jahre Altersgruppe ACE-Hemmer Abbildung 29: kein ACE-Hemmer Prozentualer Anteil an Patientinnen mit und ohne ACE- Hemmer (Angiotensin converting enzyme) unterteilt in die einzelnen Altersgruppen (in den Säulen ist die genaue Anzahl an Patientinnen dargestellt) 55 Anteil der Patientinnen 100% 80% 27 75 60% 102 128 194 40% 20% 18 26 6 3 0% 40-49 Jahre 50-59 Jahre 60-69 Jahre 70-79 Jahre 80+ Jahre Altersgruppe Digitalis Abbildung 30: kein Digitalis Prozentualer Anteil an Patientinnen mit und ohne Digitalis unterteilt in die einzelnen Altersgruppen (in den Säulen steht die genaue Anzahl an Patientinnen) Anteil der Patientinnen 100% 80% 60% 99 180 121 88 3 17 13 13 45 40% 20% 0% 40-49 Jahre 50-59 Jahre 60-69 Jahre 70-79 Jahre 80+ Jahre Altersgruppe Beta-Blocker Abbildung 31: kein Beta-Blocker Prozentualer Anteil an Patientinnen mit und ohne Beta-Blocker unterteilt in die einzelnen Altersgruppen (in den Säulen steht die genaue Anzahl an Patientinnen) 56 Anteil der Patientinnen 100% 80% 60% 101 192 120 77 31 24 14 40% 20% 0% 1 40-49 Jahre 14 5 50-59 Jahre 60-69 Jahre 70-79 Jahre 80+ Jahre Altersgruppe Calcium-Antagonist Abbildung 32: kein Calcium-Antagonist Prozentualer Anteil an Patientinnen mit und ohne Calcium-Antagonist unterteilt in die einzelnen Altersgruppen (in den Säulen steht die genaue Anzahl an Patientinnen) 57 Anteil der Patientinnen 100% 80% 60% 101 194 127 3 7 87 37 14 8 40% 20% 0% 1 40-49 Jahre 50-59 Jahre 60-69 Jahre 70-79 Jahre 80+ Jahre Altersgruppe Insulin Abbildung 33: kein Insulin Prozentualer Anteil an Patientinnen mit und ohne Insulin unterteilt in die einzelnen Altersgruppen (in den Säulen steht die genaue Anzahl an Patientinnen) 58 Anteil der Patientinnen 100% 80% 60% 100 192 124 5 10 80 35 21 10 70-79 Jahre 80+ Jahre 40% 20% 0% 2 40-49 Jahre 50-59 Jahre 60-69 Jahre Altersgruppe Diuretikum Abbildung 34: kein Diuretikum Prozentualer Anteil an Patientinnen mit und ohne Diuretikum unterteilt in die einzelnen Altersgruppen (in den Säulen ist die genaue Anzahl an Patientinnen dargestellt) Alle diese Medikamente nahmen die älteren Patientinnen häufiger ein als die jüngeren Patientinnen. Mit einem P-Wert von <0,001 war dieser Zusammenhang bei allen hier aufgezählten Medikamenten signifikant. 59 Schilddrüsenmedikation: Anteil der Patientinnen • 100% 80% 60% 40% 20% 0% 78 138 84 76 34 24 59 50 25 11 40-49 50-59 60-69 70-79 80+ Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Altersgruppe Schilddrüsenmedikament Abbildung 35: Kein Schilddrüsenmedikament Prozentualer Anteil an Patientinnen mit und ohne Schilddrüsenmedikament unterteilt in die einzelnen Altersgruppen (in den Säulen steht die genaue Anzahl an Patientinnen) Hier konnte kein signifikanter Unterschied zwischen den verschiedenen Altersgruppen und der Einnahme eines Schilddrüsenmedikaments gefunden werden (P=0,118). 60 Gynäkologikum: 100% Anteil der Patientinnen • 80% 136 60% 89 100 98 43 3 2 40% 20% 61 34 13 0% 40-49 Jahre 50-59 Jahre 60-69 Jahre 70-79 Jahre 80+ Jahre Altersgruppe Gynäkologikum Abbildung 36: kein Gynäkologikum Prozentualer Anteil an Patientinnen mit und ohne Gynäkologikum unterteilt in die einzelnen Altersgruppen (in den Säulen ist die genaue Anzahl an Patientinnen dargestellt) Beim Gynäkologikum konnte ein signifikanter Unterschied (P<0,001) zwischen den Altersgruppen und der Einnahme gefunden werden. Patientinnen über 70 Jahre nahmen deutlich seltener ein Gynäkologikum ein als jüngere Patientinnen. Patientinnen zwischen 50 und 59 Jahren und zwischen 60 und 69 Jahren nahmen am häufigsten ein Gynäkologikum ein. 61 Anzahl der eingenommenen Medikamente (Medikamenten-Score): 100% 4 1 12 9 90% 18 24 Anteil der Patientinnen 80% 10 70 70% 22 14 48 60% 50% 40% 21 22 74 10 114 30% 59 20% 36 11 10% 0% 40-49 Jahre keine Medikamente Abbildung 37: 50-59 Jahre 60-69 70-79 Jahre Jahre Altersgruppe 1 Medikament 2 Medikamente 80+ Jahre 3+ Medikamente Prozentualer Anteil an Patientinnen anhand der Anzahl ihrer eingenommen Medikamente unterteilt in die einzelnen Altersgruppen (in den Säulen ist die genaue Anzahl an Patientinnen dargestellt) Je älter die Patientinnen waren desto mehr Medikamente hatten sie. Dieser Zusammenhang zwischen der Anzahl der eingenommenen Medikamente und dem Alter war statistisch signifikant (P<0,001). 62 4.3.2. Zusammenhang Alter und Tumor-Charakteristika TNM Stadium: (pN-/M-Stadium abzüglich der DCIS Fälle) Je älter die Patientinnen waren desto höher war der prozentuale Anteil der Patientinnen, die ein höheres pT-Stadium hatten. Dieser Zusammenhang erwies sich als signifikant (P=0,001). 100% 6 14 21 21 90% Anteil der Patientinnen 80% 11 34 72 56 70% 44 60% 21 50% 40% 52 95 62 30% 39 20% 10% 12 21 10 1 0% 40-49 Jahre 50-59 Jahre 60-69 Jahre 70-79 Jahre 12 4 80 Jahre und älter Altersgruppe pTis Abbildung 38: pT1 pT2 pT3/4 Prozentualer Anteil an Patientinnen anhand des pTStadiums (Primärtumor) ihres Karzinoms unterteilt in die einzelnen Altersgruppen (in den Säulen ist die genaue Anzahl an Patientinnen dargestellt) 63 Derselbe Zusammenhang ergab sich auch, wenn das pTis-Stadium aus der Auswertung herausgenommen wurde (P=0,004). Es ließ sich jedoch kein Zusammenhang zwischen der Altersverteilung und dem pN-Stadiums finden (P=0,388). pN-Stadium 100% 2 4 6 6 4 55 45 18 71 53 22 60-69 Jahre 70-79 Jahre Anteil der Patientinnen 90% 80% 40 71 70% 60% 50% 40% 30% 50 113 20% 10% 0% 40-49 Jahre 50-59 Jahre 80+ Jahre Altersgruppe pN0 Abbildung 39: pN1 pN2 Prozentualer Anteil an Patientinnen anhand des pNStadiums (Lymphknoten) ihres Karzinoms unterteilt in die einzelnen Altersgruppen (in den Säulen ist die genaue Anzahl an Patientinnen dargestellt) 64 Anteil der Patientinnen Grading (abzüglich DCIS Fälle): 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 32 62 37 25 50 98 80 66 3 8 3 4 40-49 Jahre 50-59 Jahre 60-69 Jahre 14 28 70-79 80+ Jahre Jahre Altersgruppe G1 Abbildung 40: G2 G3 Prozentualer Anteil an Patientinnen anhand des Gradings ihres Karzinoms unterteilt in die einzelnen Altersgruppen (in den Säulen ist die genaue Anzahl an Patientinnen dargestellt) Beim Grading fand sich kein signifikanter Unterschied (P=0,513) der Häufigkeiten der einzelnen Differenzierungen des Karzinoms im Zusammenhang mit dem Alter. 65 Hormonrezeptor-Status (IRS)(Rezeptorpositiv ab IRS=1): Anteil der Patientinnen 100% 80% 24 9 5 30 46 137 108 94 38 60 50-59 Jahre 60-69 Jahre 60% 40% 20% 0% 40-49 Jahre 70-79 Jahre 80+ Jahre Altersgruppe ER pos ER neg Legende: ER Östrogenrezeptor Abbildung 41 : Prozentualer Anteil an Patientinnen anhand des ER ihres Karzinoms unterteilt in die einzelnen Altersgruppen (in den Säulen ist die genaue Anzahl an Patientinnen dargestellt) 66 Anteil der Patientinnen 100% 80% 27 43 25 18 7 63 140 107 84 36 50-59 Jahre 60-69 Jahre 60% 40% 20% 0% 40-49 Jahre 70-79 Jahre 80+ Jahre Altersgruppe PR pos PR neg Legende: PR Progesteronrezeptor Abbildung 42: Prozentualer Anteil an Patientinnen anhand des PR ihres Karzinoms unterteilt in die einzelnen Altersgruppen (in den Säulen ist die genaue Anzahl an Patientinnen dargestellt) Bei den Hormonrezeptoren ergaben sich zwei unterschiedliche Ergebnisse. Für den Östrogenrezeptor konnte ein Zusammenhang zwischen dem Alter und dem Vorhandensein des Rezeptors im Tumorgewebe gefunden werden. Je älter die Patientinnen waren, desto häufiger trat ein ER-positiver Tumor auf, wobei jedoch zwischen den 70-79 Jährigen und den über 80-Jährigen kein großer Unterschied mehr zu finden war. Dieser Zusammenhang erwies sich als signifikant (P<0,001). Beim PR jedoch fand sich kein Zusammenhang zwischen der Häufigkeit des PR positiven Tumors und der Altersverteilung (P=0,179). 67 4.3.3. Zusammenhang Alter und Therapie a) Operative Therapie OP-Art: einfache DE vs. ausgedehntere OP beim Ersteingriff: Anteil der Patientinnen 100% 80% 60% 73 133 31 76 105 87 40 37 18 8 40% 20% 0% 40-49 Jahre 50-59 Jahre 60-69 Jahre 70-79 Jahre 80+ Jahre Altersgruppe einfache DE Axilla/Ablatio Legende: DE Diagnostische Exzision Abbildung 43 : Prozentualer Anteil an Patientinnen, die entweder eine einfache DE oder eine ausgedehntere OP beim Erst-Eingriff erhielten unterteilt in die einzelnen Altersgruppen (in den Säulen ist die genaue Anzahl an Patientinnen dargestellt) Bei der Betrachtung der OP-Art in Bezug auf das Alter ergab sich, dass je älter die Patientinnen waren, desto häufiger wurde eine ausgedehnte Operation durchgeführt. Dies war mit einem P-Wert von 0,002 signifikant. 68 OP-Art: Brusterhaltend (BET) vs. Mastektomie (ME) beim Ersteingriff: Anteil der Patientinnen 100% 17 11 18 80% 60% 40% 192 93 124 36 22 69 26 20% 0% 40-49 Jahre 50-59 Jahre 60-69 Jahre 70-79 Jahre 80+ Jahre Altersgruppe primär BET Legende: Abbildung 44 : ME Mastektomie primär ME BET Brusterhaltende Therapie Prozentualer Anteil an Patientinnen anhand der OP-Art BET versus ME beim Erst-Eingriff unterteilt in die einzelnen Altersgruppen (in den Säulen ist die genaue Anzahl an Patientinnen dargestellt) Bei der Betrachtung der OP-Art BET versus ME beim Ersteingriff fiel auf, dass bei älteren Patientinnen im Vergleich zu den jüngeren deutlich häufiger eine ME durchgeführt wurde. So erhielten von den Patientinnen über 80 Jahre 45,8% (n=26) eine ME während bei den Patientinnen zwischen 40 und 49 Jahren nur 10,6% (n=11) eine ME hatten. Dieser Zusammenhang war statistisch signifikant (P<0,001). Insgesamt erhielten in allen Altersgruppen die Patientinnen häufiger eine BET als eine ME. 69 Anteil der Patientinnen OP-Art: Mastektomie (ME) beim Zweiteingriff: Sekundäre ME versus BET 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 11 18 12 9 4 82 174 112 60 22 50-59 Jahre 60-69 Jahre 70-79 Jahre 80+ Jahre 40-49 Jahre Altersgruppe BET Legende: Abbildung 45: ME Mastektomie Sekundäre ME BET Brusterhaltende Therapie Prozentualer Anteil an Patientinnen anhand der OP-Art BET versus ME beim Zweit-Eingriff unterteilt in die einzelnen Altersgruppen (in den Säulen ist die genaue Anzahl an Patientinnen dargestellt) Beim Vergleich der BET versus ME beim Zweiteingriff konnte kein signifikanter Unterschied (P=0,808) zwischen den Altersgruppen festgestellt werden. 70 OP-Art: Mastektomie (ME) versus BET: Anteil der Patientinnen 100% 22 35 30 80% 45 26 60 22 60% 40% 82 174 112 20% 0% 40-49 Jahre 50-59 Jahre 60-69 Jahre 70-79 Jahre 80+ Jahre Altersgruppe BET Legende: Abbildung 46: ME BET: Brusterhaltende Therapie ME: Mastektomie Prozentualer Anteil an Patientinnen anhand der OP-Art ME versus BET unterteilt in die einzelnen Altersgruppen (in den Säulen ist die genaue Anzahl an Patientinnen dargestellt) Beim Vergleich BET versus ME bezogen auf die gesamte operative Therapie, d.h. Erst- und Folgeeingriff zusammen betrachtet, zeigte sich, dass ältere Patientinnen signifikant (P<0,001) häufiger eine ME bekamen als jüngeren Patientinnen. So hatten 54,2% der Patientinnen über 80 Jahre eine ME während nur 21,2% der Patientinnen zwischen 40 und 50 Jahren mastektomiert wurden. 71 b)Adjuvante Therapie Hormontherapie: Anteil der Patientinnen 100% 80% 60% 79 11 8 113 93 40 64 40% 20% 29 123 34 0% 40-49 Jahre 50-59 Jahre 60-69 Jahre 70-79 Jahre 80+ Jahre Altersgruppe HT indiziert HT nicht indiziert Legende: HT Hormontherapie Abbildung 47 : Prozentualer Anteil an Patientinnen, bei denen eine HT indiziert versus nicht indiziert war unterteilt in die einzelnen Altersgruppen (in den Säulen ist die genaue Anzahl an Patientinnen dargestellt) Zunächst betrachteten wir bei wie vielen Patientinnen eine Hormontherapie indiziert war. Es zeigte sich, dass ältere Patientinnen signifikant (P<0,001) häufiger eine erhalten sollten als jüngere. 72 Anteil der Patientinnen 100% 80% 60% 40% 20% 0% 80 66 93 28 40-49 Jahre 30 13 9 82 58 19 50-59 60-69 70-79 Jahre Jahre Jahre 80+ Jahre Altersgruppe HT gegeben HT nicht gegeben Legende: HT Hormontherapie Abbildung 48: Prozentualer Anteil an Patientinnen, die eine HT erhielten versus nicht erhielten unterteilt in die einzelnen Altersgruppen (in den Säulen ist die genaue Anzahl der Patientinnen dargestellt) Als nächstes wurde die Anzahl der Patientinnen, die wirklich eine Hormontherapie erhielten, ausgezählt. Hier fand sich der selbe Zusammenhang. Es erhielten ältere Patientinnen signifikant (P<0,001) häufiger eine Hormontherapie als jüngere. Je älter die Patientinnen waren, desto häufiger hatten sie eine Hormontherapie, wobei der Unterschied zwischen den Patientinnen zwischen 70 und 79 Jahren verglichen mit den Patientinnen 80 Jahre und älter nicht sehr groß war. 73 Anteil der Patientinnen Radiatio: 100% 80% 60% 40% 20% 0% 26 39 22 36 33 116 165 80 69 14 40-49 Jahre 50-59 Jahre 60-69 Jahre 70-79 Jahre 80+ Jahre Altersgruppe Radiatio indiziert Abbildung 49: Radiatio nicht indiziert Prozentualer Anteil an Patientinnen, bei denen eine Radiatio indiziert versus nicht indiziert war unterteilt in die einzelnen Altersgruppen (in den Säulen ist die genaue Anzahl an Anteil der Patientinnen Patientinnen dargestellt) 100% 80% 60% 40% 20% 0% 43 25 28 43 37 129 69 94 46 8 40-49 Jahre 50-59 Jahre 60-69 Jahre 70-79 Jahre 80+ Jahre Altersgruppe Radiatio gegeben Abbildung 50: Radiatio nicht gegeben Prozentualer Anteil an Patientinnen, bei denen eine Radiatio durchgeführt versus nicht durchgeführt wurde unterteilt in die einzelnen Altersgruppen (in den Säulen ist die genaue Anzahl an Patientinnen dargestellt) Bei der Bestrahlungstherapie verhielt es sich gerade andersherum als bei der Hormontherapie. Je jünger die Patientinnen waren desto häufiger war eine Bestrahlung geplant und desto häufiger wurde auch eine Bestrahlung 74 durchgeführt. Diese Zusammenhänge erwiesen sich als statistisch signifikant (P<0,001). Neoadjuvante Chemotherapie: Anteil der Patientinnen 100% 80% 60% 100 192 136 103 1 12 6 2 48 40% 20% 0% 40-49 Jahre 50-59 Jahre 60-69 Jahre 70-79 Jahre 80+ Jahre Altersgruppe neoadjuvante CT keine neoadjuvante CT Legende: CT Chemotherapie Abbildung 51: Prozentualer Anteil an Patientinnen, die eine neoadjuvante Chemotherapie erhielten versus nicht erhielten unterteilt in die einzelnen Altersgruppen (in den Säulen ist die genaue Anzahl an Patientinnen dargestellt) Bei der Betrachtung der neoadjuvanten Chemotherapie im Bezug auf die Altersverteilung konnte kein signifikanter Zusammenhang (P=0,089) gefunden werden. Die Fallzahl der Patientinnen mit neoadjuvanter Chemotherapie war jedoch mit 21 sehr klein. Am häufigsten erhielten Patientinnen zwischen 50 und 60 Jahren (n=12) eine neoadjuvante Chemotherapie. 75 Adjuvante Chemotherapie: (Ordination und Anzahl tatsächlich erhaltener Zyklen) Anteil der Patientinnen 100% 80% 50 60% 135 111 94 48 40% 20% 51 69 31 11 0% 40-49 Jahre 50-59 Jahre 60-69 Jahre 70-79 Jahre 80+ Jahre Altersgruppe Adjuvante CT Keine adjuvante CT Legende: CT Chemotherapie Abbildung 52: Prozentualer Anteil an Patientinnen, die eine adjuvante Chemotherapie erhielten versus nicht erhielten unterteilt in die einzelnen Altersgruppen (in den Säulen ist die genaue Anzahl an Patientinnen dargestellt) Zwischen der adjuvanten Chemotherapie und der Altersverteilung wurde ein signifikanter Zusammenhang (P<0,001) gefunden. Umso jünger die Patientinnen waren desto häufiger erhielten sie eine adjuvante Chemotherapie. So erhielten 50,5% der Patientinnen im Alter zwischen 40 und 49 Jahren eine adjuvante Chemotherapie. Im Gegensatz dazu erhielt keine der Patientinnen über 80 Jahren eine Chemotherapie. 76 Anzahl Patientinnen 40 35 17 30 7 25 6 1 7 20 15 14 10 7 1 8 5 0 40-49 Jahre 50-59 Jahre 6 7 2 3 3 1 4 1 1 60-69 Jahre 70-79 Jahre 80+ Jahre Altersgruppe 1 Zyklus 6 Zyklen 2 Zyklen 7 Zyklen 3 Zyklen 4 Zyklen 5 Zyklen Legende: CT Chemotherapie Abbildung 53 : Darstellung der Anzahl der Chemotherapiezyklen der Patientinnen unterteilt in die verschiedenen Altersgruppen Auch die Anzahl der Chemotherapiezyklen war bei den jüngeren Patientinnen höher als bei den älteren. Die meisten Chemotherapiezyklen, also 7 Zyklen, erhielten die Patientinnen zwischen 50 und 59 Jahren. Patientinnen über 80 Jahre erhielten keine Chemotherapie. 77 4.3.4. Zusammenhang Alter und Outcome Auftreten von Lokalrezidiven: Anzahl der Patientinnen 100% 80% 60% 74 168 109 82 38 22 32 31 16 3 40% 20% 0% 40-49 Jahre 50-59 Jahre 60-69 Jahre 70-79 Jahre 80+ Jahre Altersgruppe Rezidiv Abbildung 54: kein Rezidiv Prozentualer Anteil der Patientinnen mit und ohne Rezidiv unterteilt in die verschiedenen Altersgruppen (innerhalb der Säulen sind die genauen Anzahlen angegeben) Bei der Rezidivhäufigkeit zwischen den verschiedenen Altersgruppen gab es keinen signifikanten Unterschied (P=0,132). Die Rezidivhäufigkeit schwankte zwischen 7,3 % und 22,9 %. 78 Häufigkeit von Fernmetastasen: Anteil der Patientinnen 100% 80% 60% 85 186 128 89 39 11 14 12 9 2 40% 20% 0% 40-49 Jahre 50-59 Jahre 60-69 Jahre 70-79 Jahre 80+ Jahre Altersgruppe Fernmetastasen Abbildung 55: keine Fernmetastasen Prozentualer Anteil der Patientinnen mit und ohne Fernmetastasen unterteilt in die verschiedenen Altersgruppen (in den Säulen ist die genaue Anzahl angegeben) Wie beim Auftreten der Lokalrezidive konnte auch bezüglich der Fernmetastasen kein Unterschied zwischen den Altersgruppen festgestellt werden (P=0,657). 79 Tod bzw. Gesamtüberleben: Anteil der Patientinnen 100% 8 13 88 191 40-49 Jahre 50-59 Jahre 16 18 13 126 87 35 80% 60% 40% 20% 0% 60-69 Jahre 70-79 Jahre 80+ Jahre Altersgruppe Leben Abbildung 56: Gestorben Prozentualer Anteil an Patientinnen, die am Ende der Beobachtungszeit lebten bzw. gestorben sind unterteilt in die verschiedenen Altersgruppen (in den Säulen ist die genaue Anzahl angegeben) Bei der Betrachtung des Überlebens bezogen auf die einzelnen Altersgruppen konnte ein signifikanter Unterschied gefunden werden. Es verstarben mehr Patientinnen höheren Lebensalters als Patientinnen im jüngeren Lebensalter (P<0,001). So verstarben 27,1% der Patientinnen im Alter 80 Jahre und darüber und nur 8,3% der Patientinnen zwischen 40 und 49 Jahren. Bei dieser hier vorliegenden Betrachtung wurde die altersbedingte Mortalität nicht mit eingerechnet. 80 4.4. Analytische Statistik: Adjuvante Chemotherapie Anmerkungen zur Auswertung: 1. Für diesen Teil wurden Patientinnen mit DCIS ausgeschlossen, da sie üblicherweise keine Chemotherapie erhalten. Somit wurden 48 Beobachtungen aus der Auswertung ausgeschlossen. 2. Als Chemotherapie wurde die ärztliche Ordination einer Chemotherapie verstanden. In einigen Fällen wurde die Chemotherapie dann von der Patientinnen abgelehnt. Dieser Umstand war für die folgende Analyse unerheblich. 3. Die gesamten Ergebnisse sind am Ende dieses Teils der Auswertung in der Tabelle 9 zu finden. 4.4.1. Zusammenhang Chemotherapie und Komorbidität Altersgruppe: Bei der Untersuchung des Zusammenhangs zwischen der Altersgruppe und der Häufigkeit der Gabe einer Chemotherapie wurde ein signifikanter Zusammenhang gefunden. Je älter die Patientinnen waren, desto seltener bekamen sie eine Chemotherapie (P<0,001). Die Wahrscheinlichkeit eine Chemotherapie zu erhalten sank um 58% mit steigendem Alter (OR 0.42). ASA-Klasse: Auch bei der ASA-Klasse im Zusammenhang mit der Gabe einer Chemotherapie wurde ein signifikanter Zusammenhang (P<0,001) gefunden. Hier fand sich, dass umso niedriger die ASA-Klasse war, desto häufiger erhielten die Patientinnen eine Chemotherapie. 46,2% der Patientinnen mit der ASA-Klasse 1 erhielten eine Chemotherapie verglichen mit 10,5% der Patientinnen in der ASA-Klasse 3. Die Wahrscheinlichkeit eine Chemotherapie zu erhalten sank bei höherer ASA-Klasse um 62% (OR 0.38). 81 NYHA-Klasse: Der gleiche signifikante Zusammenhang wie bei der ASA-Klasse konnte auch bei der NYHA-Klasse verglichen mit der Gabe einer Chemotherapie gefunden werden. Je höher die NYHA-Klasse der Patientin war, desto seltener erhielt sie eine Chemotherapie (P<0,001). 35,7% der Patientinnen der NYHA-Klasse 1 (n=107) erhielten eine Chemotherapie, während keine der Patientinnen der NYHAKlasse 3 (n=0) eine erhielt. Zwischen der NYHA-Klasse 2 und 3 ergab sich für die höhere Klasse eine um 80% niedrigere Wahrscheinlichkeit eine Chemotherapie zu erhalten (OR 0.20). Begleiterkrankungen: a) Frühere Karzinome: Bei der Betrachtung des Zusammenhangs zwischen dem Vorliegen von früheren Karzinomen (Haut oder Schilddrüse) und dem Erhalt einer Chemotherapie ergab sich, dass Patientinnen ohne Vorkarzinome häufiger eine Chemotherapie erhielten. Allerdings war dieser Zusammenhang nicht signifikant (P=0,096). Da die Entscheidung zur adjuvanten Chemotherapie beim Mammakarzinom unabhängig vom Auftreten früherer Karzinome war, wurde auf eine Auflistung in der Tabelle 9 verzichtet und auch keine weitere Analyse durchgeführt. b) Anzahl der bestehenden Begleiterkrankungen (Risiko-Score; frühere Karzinome zählen hier nicht): Betrachtete man die Anzahl der bestehenden Begleiterkrankungen, wobei hier frühere Karzinome nicht mit eingeschlossen wurden, verglichen mit dem Erhalt einer Chemotherapie so zeigte sich, dass Patientinnen mit weniger Begleiterkrankungen signifikant häufiger eine Chemotherapie erhielten als Patientinnen, die eine höhere Anzahl an Begleiterkrankungen hatten (P<0,001). So erhielten 41,1% der Patientinnen ohne Begleiterkrankungen eine Chemotherapie verglichen mit nur 12,5% der Patientinnen mit 3 und mehr Begleiterkrankungen. Eine höhere Anzahl an Begleiterkrankungen verminderte die Wahrscheinlichkeit eine Chemotherapie zu erhalten um 42% (OR 0.42). 82 Anzahl der eingenommenen Medikamente (Medikamenten-Score): Auch bei der Untersuchung des Zusammenhangs zwischen der Anzahl der eingenommen Medikamente im Vergleich mit der Gabe einer Chemotherapie konnte eine Signifikanz gefunden werden. So erhielten Patientinnen, die weniger Medikamente einnahmen, häufiger eine Chemotherapie verglichen mit den Patientinnen, die mehrere Medikamente einnahmen (P<0,001). 38,5% der Patientinnen, die keinerlei Medikamente einnahmen, erhielten eine Chemotherapie verglichen mit 10,3% der Patientinnen, die 3 und mehr Medikamente einnahmen. So verminderte sich bei höherer Anzahl an Medikamenten die Wahrscheinlichkeit eine Chemotherapie zu erhalten um 54% (OR 0.46). 4.4.2. Zusammenhang Chemotherapie und Tumorcharakteristika pTNM Stadium: Bei der Betrachtung des pTNM-Stadiums zeigte sich einmal, dass Patientinnen mit höherem pT-Stadium auch signifikant (P<0,001) häufiger eine Chemotherapie erhielten. Zum anderen erhielten auch Patientinnen mit höherem pN-Stadium häufiger eine Chemotherapie als Patientinnen mit niedrigerem pN-Stadium (P<0,001). 16,5% der Patientinnen im pT1 Stadium hatten eine Chemotherapie verglichen mit 43,8% der Patientinnen im pT3/4 Stadium. Beim pN-Stadium erhielten 15,7% der Patientinnen mit pN0 eine Chemotherapie und 40,9% der Patientinnen mit pN2. Es ergab sich eine 1.86fach höhere Wahrscheinlichkeit eine Chemotherapie zu erhalten, wenn ein höheres pT-Stadium und eine 4.39fach höhere Wahrscheinlichkeit, wenn ein höheres pN-Stadium vorlag. Grading: Bei der Betrachtung des Zusammenhangs zwischen dem Grading und dem Erhalt einer Chemotherapie zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang. So erhielten Patientinnen mit höherem Grading, also mit einem undifferenzierteren Karzinom, häufiger eine Chemotherapie, als Patientinnen mit niedrigerem Grading (P<0,001). Keine der Patientinnen mit einem G1-Tumor und 47,6% der Patientinnen mit 83 einem G3-Tumor hatten eine Chemotherapie. Die Wahrscheinlichkeit eine Chemotherapie zu erhalten lag bei einem G3-Tumor um das 3.93fache höher. Hormonrezeptor-Status (IRS): Ab einem IRS von 1 wurden die Rezeptoren als positiv gewertet. Patientinnen mit ER negativen Karzinomen erhielten genauso wie Patientinnen mit PR negativen Karzinomen signifikant (P<0,001) häufiger eine Chemotherapie verglichen mit den Patientinnen bei denen der Rezeptor positiv war. 66,7% der Patientinnen mit ER negativen Karzinomen hatten eine Chemotherapie verglichen mit 19,8% der Patientinnen mit einem ER positiven Karzinom. Beim PR waren es 58,97% der Patientinnen mit negativem Status und 21,3% der Patientinnen mit positivem Status, die eine Chemotherapie erhielten. Ein ER positives Karzinom verminderte die Wahrscheinlichkeit für eine Chemotherapie um 88% (OR 0.12), ein PR positives Karzinom um 82% (OR 0.18). 4.4.3. Zusammenhang Chemotherapie und operative Therapie OP-Art: Mastektomie (ME): Bei dem Vergleich Chemotherapie und operativer Therapie zeigte sich, dass Patientinnen mit einer ME zwar häufiger eine Chemotherapie bekamen als Patientinnen mit einer BET, dieser Unterschied war aber nicht signifikant (P=0,152). Nach der Odds-Ratio änderte eine operative Therapie im Sinne einer BET nicht die Wahrscheinlichkeit einer Chemotherapie (OR 1.0), eine ME erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Chemotherapie um 32%. 4.4.4. Zusammenhang: Therapieformen Hormontherapie und Chemotherapie: Zuerst wurde der Zusammenhang zwischen der Entscheidung eine Hormontherapie zu geben und der Gabe einer Chemotherapie untersucht. Es zeigte sich, dass bei signifikant (P<0,001) mehr Patientinnen eine Chemotherapie indiziert war, für die keine Hormontherapie vorgesehen war. So wurde bei 61,5% 84 der Patientinnen ohne geplante Hormontherapie eine Chemotherapie durchgeführt verglichen mit 16,5% der Patientinnen, für die eine Hormontherapie vorgesehen war. Als Nächstes wurde der Zusammenhang zwischen der tatsächlichen Gabe einer Hormontherapie und dem Erhalt einer Chemotherapie betrachtet. Es erhielten signifikant mehr Patientinnen eine Chemotherapie, die keine Hormontherapie bekamen (P<0,001). 60,7% der Patientinnen ohne Hormontherapie und 16,9% der Patientinnen mit Hormontherapie erhielten eine Chemotherapie. Diese Daten wurden in der Tabelle 9 nicht aufgeführt, da die Hormontherapie mit dem Hormonrezeptorstatus zusammenhing und damit nicht als unabhängige Variable gesehen werden konnte. Es zeigten sich bei beiden Analysen (Hormonrezeptorstatus und Hormontherapie) dieselben Ergebnisse. Zur multivariablen Analyse wurde deshalb nur der Hormonrezeptorstatus herangezogen. Radiatio und Chemotherapie: Es bekamen 136 von 438 Patientinnen (31,1%) mit Radiatio auch eine Chemotherapie, wohingegen nur 23 von 113 Patientinnen (20,4%) ohne Radiatio eine Chemotherapie erhielten. Dieser Unterschied zwischen den zwei Gruppen an Patientinnen (mit und ohne Radiatio) war signifikant (P=0,025). Somit erhielten Patientinnen mit Radiatio häufiger eine Chemotherapie. 85 Tabelle 9: Demographische Charakteristika und Risikofaktoren der Brustkrebspatientinnen, die eine chirurgische Tumorreduktion erhielten. Dargestellt wird, ob ein signifikanter Zusammenhang zwischen Ordination einer Chemotherapie und den einzelnen Faktoren bestand. (Aufgrund des Rundungsfehlers kann es dazu kommen, dass die Summe der Prozentzahlen nicht 100 ergibt. Aufgrund fehlender Informationen zu einzelnen Variablen bei manchen Patientinnen ergaben sich bei der Auswertung der einzelnen Variablen unterschiedliche Fallzahlen.) (ASA: American Society of Anesthesiologists,NYHA: New York Heart Association, BET: Brusterhaltende Therapie, OR: Odds Ratio, ER: Östrogenrezeptor, PR: Progesteronrezeptor, KI: Konfidenzintervall, ME: Mastektomie, pT: Primärtumor, pN: regionäre Lymphknoten) Chemotherapie indiziert Ja Nein P OR (95% KI) Wert Altersgruppe N=162 N=395 40 – 49 Jahre 51 (56.7) 39 (43.3) 50 – 59 Jahre 69 (37.1) 117 (62.9) 60 – 69 Jahre 31 (23.3) 102 (76.7) 70 – 79 Jahre 11 (10.6) 93 (89.4) 0.42 (0.340.52)b 80+ Jahre Operativer Eingriff 0 (0.0) N=162 BET 111 (27.5) ME 51 (33.3) 44 (100.0) <0.001 N=395 293 (72.5) 1.0a 102 (66.7) 0.174 1.32 (0.88-1.97) 86 - Fortsetzung Tabelle 9 Radiatio Frühere Erkrankungen Anzahl N=160 Nein 23 (20.2) Ja 137 (31.1) N=150 N=394 91 (79.8) 303 (68.9) 0.021 - N=382 0 66 (41.3) 94 (58.7) 1 55 (29.0) 135 (71.0) 2 20 (18.2) 90 (81.8) 3+ 9 (12.5) 63 (87.5) <0.001 0.58 (0.470.71)b Medikamente Anzahl N=148 N=382 0 102 (38.6) 164 (61.4) 1 38 (23.6) 123 (76.4) 2 4 (6.3) 60 (93.7) 3+ 4 (10.3) 35 (89.7) <0.001 0.46 (0.350.61)b Anästhesiologische Klassifikation ASA-Klasse N=146 N=381 1 50 (46.7) 57 (53.3) 2 86 (26.5) 239 (73.5) 3/4 10 (10.5) 85 (89.5) <0.001 0.38 (0.270.53)b NYHA-Klasse N=125 N=351 1 108 (35.6) 195 (64.4) 1.0a 2 17 (10.4) 147 (89.6) 0.20 (0.12-0.35) 3 0 (0.0) 9 (100.0) <0.001 87 - Fortsetzung Tabelle 9 Staging pT-Stadium N=162 N=395 pT1 51 (19.7) 208 (80.3) pT2 79 (35.1) 146 (64.9) pT3/4 32 (43.8) pN-Stadium N=162 41 (56.2) <0.001 1.86 (1.43-2.42) N=395 pN0 49 (15.9) 259 (84.1) 1.0a pN1 104 (45.8) 123 (54.2) 4.39 (2.96-6.51) pN2 9 (40.9) N=142 Grading 13 (59.1) <0.001 - N=362 G1 0 (0.0) 18 (100.0) 1.0a G2 63 (19.6) 258 (80.4) 1.0a G3 79 (47.3) Hormonrezeptoren N=384 ER negativ 75 (67.0) ER positiv 85 (19.7) PR negativ 70 (59.3) PR positiv 90 (21.2) 88 (52.7) <0.001 3.93 (2.61-5.92) N=159 37 (33.0) 347 (80.3) <0.001 48 (40.7) 335 (78.8) <0.001 1.0a 0.12 (0.08-0.19) 1.0a 0.18 (0.12-0.28) Anmerkung: a Referenzkategorie b Odds Ratio für Trend 88 4.4.5. Multivariable Risikoberechnung In der multivariablen Analyse wurde untersucht, welche Variablen gemeinsam einen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit hatten, dass den Patientinnen eine Chemotherapie gegeben wurde. Es wurden zunächst alle untersuchten Variablen in das statistische Modell eingeführt. Bei der Berechnung wurde dann untersucht, welche der Variablen, nach Adjustierung für die jeweils anderen Variablen im Modell, das Signifikanzniveau erfüllten. Variablen, die dabei keinen signifikanten Einfluss zeigten wurden aus dem Modell genommen, so dass am Ende nur noch jene Variablen beibehalten wurden, die unter Berücksichtigung der anderen Variablen einen signifikanten Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit einer Chemotherapie hatten. Anhand der Tabelle 10 kann man sehen, dass Alter, Tumorstaging (pT, pN), Grading sowie der Hormonrezeptorstatus eine Rolle bei der Entscheidung spielten, ob eine Chemotherapie gegeben werden sollte. Ein fortgeschrittenes Stadium (pT), Lymphknotenbefall (pN) und schlechterer Differenzierungsgrad (G) erhöhten die Wahrscheinlichkeit der Chemotherapie, dagegen erniedrigte ein positiver Hormonrezeptorstatus die Wahrscheinlichkeit, da dann bevorzugt eine Hormontherapie gegeben wurde. Höheres Alter reduzierte die Wahrscheinlichkeit einer Chemotherapie, ganz unabhängig vom Tumorstadium, vom Lymphknotenbefall und Grading. Zusätzlich zeigte sich, dass auch die Anzahl der Medikamente (MedikamentenScore) ein wichtiger Faktor bei dieser Entscheidung war. Je mehr Medikamente die Patientinnen einnahmen, desto seltener erhielten sie eine Chemotherapie. Obwohl die Anzahl an Medikamenten (Medikamenten-Score) eine statistisch signifikante Variable im Modell war, wurde ein Modell ohne sie gerechnet, da sich gezeigt hatte, dass die Häufigkeit und Anzahl der Begleitmedikation mit dem Alter korrelierte. Es zeigte sich, dass sich die Odds Ratio der anderen nur im Dezimalbereich veränderte, nachdem der Medikamenten-Score entfernt wurde. 89 Tabelle 10: Darstellung des Einflusses der einzelnen Faktoren auf die Gabe einer Chemotherapie. (Es verblieben die Variablen in der Tabelle, die einen signifikanten Einfluss auf die Tatsache, ob eine Chemotherapie gegeben wurde, hatten (N=473)) a) Mit Medikamenten-Score [Anzahl an Medikamenten], b) Ohne Medikamenten- Score ( ER: Östrogenrezeptor, PR: Progesteronrezeptor; OR: Odds ratio, KI: Konfidenzintervall, vs. versus, pT: Primärtumor, pN: Lymphknoten) Tabelle 10a): OR 95% KI P-Wert Alter (10-Jahres-Intervall) 0.29 0.21 – 0.41 <0.001 Medikamenten-Score 0.56 0.36 – 0.86 0.008 pT (pT1 vs. pT2 vs. pT3/4) 1.95 1.24 – 3.06 0.004 pN (N0 vs. N1/2) 5.89 3.20 – 10.86 <0.001 Grading (G1/2 vs. G3) 1.92 1.07 – 3.44 0.029 ER 0.32 0.14 – 0.71 0.005 PR 0.32 0.14 – 0.73 0.007 Tabelle 10b): OR 95% KI P-Wert Alter (10-Jahres-Intervall) 0.27 0.19 – 0.37 <0.001 pT (pT1 vs. pT2 vs. pT3/4) 1.93 1.24 – 3.00 0.003 pN (N0 vs. N1/2) 5.76 3.15 – 10.52 <0.001 Grading (G1/2 vs. G3) 1.97 1.11 – 3.51 0.021 ER 0.30 0.14 – 0.67 0.003 PR 0.33 0.15 – 0.73 0.006 90 4.5. Analytische Statistik: Dauer zwischen OP und Start Chemotherapie Es wurde untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen der Zeit zwischen OP und Beginn der Chemotherapie einerseits und den Variablen Alter, Morbidität und Tumorcharakteristika andererseits gab. Für die Untersuchung dieses Zusammenhangs standen insgesamt 563 Patientinnen zur Verfügung. Von diesen sollten jedoch nur 162 Patientinnen eine Chemotherapie erhalten. Es mussten jedoch unvollständige Daten, die für diese Erhebung wichtig waren, von der Auswertung ausgeschlossen und weitere Einschränkungen beachtet werden: a) Patientinnen mit fehlenden Angaben zum Beginn der Chemotherapie mussten ausgeschlossen werden. Somit verblieben noch 94 Patientinnen. b) Patientinnen mit neoadjuvanter Chemotherapie wurden ausgeschlossen. Somit kamen weitere 11 Patientinnen nicht in die Auswertung. c) Bei Patientinnen mit zweizeitiger Operation zählte das Datum der zweiten OP. Es mussten nochmals 2 Patientinnen aus der Auswertung herausgenommen werden. Es verblieben zum Schluss nur noch 81 Patientinnen für die Auswertung. Verteilung der Zeitdauer: Die Zeitdauer wurde als quantitativ-kontinuierliche Variable, gemessen in Tagen, erfasst. Als erstes wurde untersucht wie viel Zeit zwischen Operation und Start der Chemotherapie verging. Bei der Auswertung der 81 Beobachtungen zeigte sich, dass es im Mittelwert 25,7 +/- 11,0 Tage waren, bis eine Chemotherapie begonnen wurde. Dies entspricht einem Median von 25 Tagen (Spannweite 3-55 Tage). Mittels des Shapiro-Wilk W Tests für Normalität zeigte sich, dass die Zeitdauer eine normalverteilte Variable war. 91 4.5.1. Zusammenhang Dauer und Komorbidität Alter (kontinuierlich): Das Alter wurde hier als quantitative Variable behandelt. Es wurde untersucht, ob es eine Korrelation zwischen dem Alter und der Zeitdauer bis zum Beginn der Chemotherapie gab. Zeitdauer bis CT und Alter Legende: startct: Zeitdauer bis Beginn der Chemotherapie in Tagen Abbildung 57: Darstellung des Zusammenhangs Zeitdauer bis zum Beginn der Chemotherapie (in Tagen) und dem Alter (in Jahren) Die Grafik lässt bereits vermuten, dass es keinen Zusammenhang zwischen den beiden Variablen gab. Der Pearson Korrelationskoeffizient r für Alter und Zeitdauer betrug 0,005. Er war nicht signifikant (P=0,963) und bestätigte, dass es bei den 81 Beobachtungen (=Patientinnen) keinen Zusammenhang zwischen Alter und Zeitspanne von OP bis zum Beginn der Chemotherapie gab. Es wurde weiter untersucht, ob es einen Unterschied bezüglich der Verteilungen der Variablen Zeitdauer in den verschiedenen Untergruppen gab. Dies erfolgte mittels der Varianzanalyse. Die Test-Statistik war der F-Wert. Der R² Wert gab an, 92 welcher prozentuale Anteil der Varianz der Zielvariablen durch die untersuchte Gruppen-Variable erklärt wurde. R² war nur relevant, wenn F signifikant war. ASA-Klasse: Bei der Betrachtung der ASA-Klasse ergab sich die Test-Statistik F=1,48 mit einem P-Wert von 0,235. Somit war der Unterschied nicht signifikant. Es bestand kein Unterschied in der Verteilung der Zeitdauer zwischen den Patientinnen in den einzelnen ASA-Klassen. Anhand des R²-Werts von 0,039 zeigte sich, dass nur 3,9% der Varianz in der Zeitdauer auf die Variable ASA zurückzuführen war. NYHA-Klasse: Als nächstes wurde die NYHA-Klasse auf ihren Zusammenhang mit dem Beginn der Chemotherapie untersucht. Es ergab sich bei der Test-Statistik ein F= 0,01 mit einem P-Wert von 0,9228. Somit war dieser Zusammenhang nicht signifikant. Es bestand kein Unterschied in der Zeitdauer zwischen den einzelnen NYHAKlassen. Der R²-Wert ergab 0,001, somit wurden 0,1% der Varianz durch die Variable NYHA-Klasse erklärt. Anzahl der bestehenden Begleiterkrankungen (Risiko-Score; frühere Karzinome zählen hier nicht): Bei der Untersuchung der Anzahl der Begleiterkrankungen auf ihren Bezug mit der Zeitdauer ergab sich in der Varianzanalyse ein F von 1,60 und damit ein P-Wert von 0,1960. Somit gab es auch keinen Unterschied zwischen den Patientinnen mit unterschiedlicher Anzahl an Begleiterkrankungen. Durch diese Variable wurden nur 0,6% der Varianz (R² betrug 0,0618) erklärt. Anzahl der eingenommenen Medikamente (Medikamenten-Score): Bei der Betrachtung des Zusammenhangs Anzahl der eingenommen Medikamente mit der Zeitdauer konnte kein signifikanter Unterschied in den Untergruppen gefunden werden (P-Wert beträgt 0,7035, F 0,47). 1,9% der Varianz wurden durch diese Variable erklärt. 93 4.5.2. Zusammenhang Dauer und Tumorcharakteristika TNM Stadium: Beim pTNM-Stadium wurden die Variablen pT-Stadium und pN-Stadium unabhängig von einander auf ihren Bezug auf die Zeitdauer bis zum Beginn der Chemotherapie untersucht. Beim pT-Stadium ergab sich ein P-Wert von 0,8025 und beim pN-Stadium von 0,2882. Somit fanden sich weder zwischen den einzelnen Patientinnengruppen im pT-Stadium noch zwischen den einzelnen pNStadien ein signifikanter Unterschied bis zum Beginn der Chemotherapie. Das pTStadium erklärte 0,6% der Varianz und das pN-Stadium 1,4%. Grading: Beim Grading ergab sich mittels der Varianzanalyse ein F-Wert von 3,54 mit einem P-Wert von 0,064. Somit war auch hier kein signifikanter Unterschied zwischen den Patientinnen mit unterschiedlichem Grading zu erkennen. Der R² Wert ergab 0,0462, somit wurde 4,6% der Varianz mittels des Gradings erklärt. Hormonrezeptor-Status (IRS)(Rezeptorpositiv ab IRS=1): Bei der Betrachtung des Östrogen-Rezeptors ergab sich ein P-Wert von 0,4764 und somit kein signifikanter Zusammenhang mit der Zeitdauer. Es wurden auch nur 0,6% der Varianz mittels dieses Faktors erklärt. Beim Progesteron-Rezeptor konnte auch kein Unterschied in den Untergruppen im Zusammenhang mit der Zeitdauer gefunden werden (F-Wert 0,08, P-Wert 0,7784). Es wurden nur 0,1% der Varianz durch den Progesteron-Rezeptor erklärt. Fazit: Insgesamt zeigte sich, dass es zwischen den hier untersuchten Variablen und der Zeitdauer bis zum Beginn der Chemotherapie keinen signifikanter Unterschied in den einzelnen Gruppen gab. 94 4.5.3. Zusammenhang Dauer und operative Therapie OP-Art: Mastektomie (ME): Nun wurde der Zusammenhang zwischen der Dauer bis zur Chemotherapie und der operativen Therapie untersucht. Auch hier wurde die Varianzanalyse verwendet. Es ergaben sich eine Test-Statistik F von 0,20 und ein P-Wert von 0,6595. Somit war auch hier kein signifikanter Unterschied zu finden. Es wurden mittels dieser Variablen 0,3% der Varianz erklärt. Fazit: Bei den Untersuchungen des Zusammenhangs der Variablen OP-Art mit der Zeitdauer ergaben sich keine Unterschiede in den einzelnen Gruppen. 4.6.Überlebensanalysen Bei den Überlebensanalysen wurde berechnet, ob die Überlebenszeit in den einzelnen Gruppen, denen die Patientinnen anhand von Variablen, wie z. B. der Altersgruppe, zugeordnet wurden, unterschiedlich war. Die Überlebenszeit wurde anhand der Kaplan-Meier Kurven graphisch dargestellt. Mittels der Cox Regressionsanalyse wurde die Hazard Ratio mit Konfidenzintervall berechnet. Die Hazard Ratio diente zur Darstellung der Größe des Unterschieds zwischen den einzelnen Gruppen. Diese Analysen wurden zweimal durchgeführt, erst für das Gesamtüberleben und dann für die rezidivfreie Zeit. 95 4.6.1. Überlebensanalyse anhand der Kaplan-Meier Kurven a) Gesamtüberleben (Überleben bis zum Tod) 0.00 Überlebenswahrscheinlichkeit 0.25 0.50 0.75 1.00 Gesamtüberleben in den Altersgruppen 0 12 24 36 48 60 Follow-up [Monate] agegrp = 40agegrp = 60agegrp = 80- Abbildung 58 : 72 84 96 agegrp = 50agegrp = 70- Darstellung des Gesamtüberlebens in den verschiedenen Altersgruppen (agegrp). Auf der x-Achse ist die Zeit in Monaten nach der Operation (Zeitpunkt: 0) aufgetragen. Auf der y-Achse befindet sich die Überlebenswahrscheinlichkeit (zwischen 0 und 1). Beim Gesamtüberleben war eine deutliche Altersabhängigkeit zu erkennen. Während sich in den Altersgruppen zwischen 40 und 69 Jahren kein deutlicher Überlebensunterschied darstellte, liegt die Kurve der 70-79 Jährigen deutlich unter diesen. Die Kurve der über 80-Jährigen weicht noch stärker nach unten ab. In unserem Kollektiv betrug die 5-Jahresüberlebensrate (60 Monate) für die 70-79 Jährigen etwa 80% und für die über 80-Jährigen etwa 60%. Mit anderen Worten, je älter die Patientinnen waren, desto größer war ihr Mortalitätsrisiko. 96 b) Rezidivfreies Überleben 0.00 Überlebenswahrscheinlichkeit 0.25 0.50 0.75 1.00 Rezidivfreies Überleben in den Altersgruppen 0 12 24 36 48 60 Follow-up [Monate] agegrp = 40agegrp = 60agegrp = 80- Abbildung 59: 72 84 96 agegrp = 50agegrp = 70- Darstellung des rezidivfreien Überlebens in den verschiedenen Altersgruppen (agegrp). Auf der x-Achse ist die Zeit in Monaten nach der Operation (Zeitpunkt: 0) aufgetragen. Auf der y-Achse befindet sich die Überlebenswahrscheinlichkeit (zwischen 0 und 1). Bei der Betrachtung des rezidivfreie Überleben in den verschiedenen Altersgruppen sah man keinen deutlichen Unterschied zwischen den Altersgruppen. Zum Zeitpunkt 60 Monate nach Operation lag die Überlebenswahrscheinlichkeit für rezidivfreies Überleben zwischen 87,5% bei den Patientinnen über 80 Jahren und 75% bei den Patientinnen zwischen 40 und 49 Jahren. Ein noch geringerer Unterschied zwischen den einzelnen Altersgruppen zeigte sich zum Zeitpunkt 30 Monate nach Operation, hier lagen die rezidivfreien Überlebenswahrscheinlichkeiten sogar nur zwischen 90% bei den Patientinnen zwischen 50 und 59 Jahren und 83% bei den Patientinnen über 80 Jahren. Die Kurven verlaufen insgesamt nicht parallel sondern überschneiden sich öfters und 97 liegen am Ende nicht weit auseinander, so dass für keine Altersgruppe eine wirklich bessere Überlebenswahrscheinlichkeit bezüglich des rezidivfreien Überlebens gesehen werden konnte. 4.6.2. Überlebensanalysen anhand der Hazard Ratio a) Einfluss der einzelnen Faktoren auf das Gesamtüberleben und das rezidivfreie Überleben: Die Ergebnisse der Analysen bezüglich des Gesamtüberlebens und des rezidivfreien Überlebens werden anhand der Tabelle 11 dargestellt. Untersucht wurde, von welchen Faktoren das Gesamtüberleben und das rezidivfreie Überleben abhing. Die Tabelle beinhaltet den P-Wert des log-rank Tests, die univariable Hazard Ratio (HR) mit ihrem 95%-Konfidenzintervall (KI) und den PWert des Tests zur Überprüfung der Validität des proportionalen Hazard Models. • Gesamtüberleben Tabelle 11 zeigt, dass zum einen die Altersgruppe einen signifikanten Einfluss auf das Gesamtüberleben hatte (HR 1.63, KI 1.33-2.01), d.h. mit jeder Altersgruppe stieg das Sterberisiko um 63%. Neben der Altersgruppe spielte auch die ASA-Klasse eine signifikante Rolle. Hier stieg das Risiko in den einzelnen Klassen am Mammakarzinom zu versterben um das 2.7fache (HR 2.74; KI 1.77-4.24). Bei der NYHA-Klasse wurde ein signifikanter Anstieg des Sterberisikos um das 2.10fache festgestellt. Weiterhin konnte für die Anzahl der Begleiterkrankungen (Risiko-Score) ein signifikanter Einfluss auf das Gesamtüberleben gezeigt werden. Hier stieg das Risiko zu versterben zwischen den einzelnen Gruppen um jeweils 66% (HR 1.66; 95% KI 1.302.12). Bei der Anzahl an Medikamenten (Medikamenten-Score) betrug das Risiko 45% (HR 1.45; 95% KI 1.14-1.84). Des Weiteren konnte ein signifikanter Einfluss des pT-Stadiums (HR 2.81; 95% KI 2.01-3.92), des pN-Stadiums (HR 4.24; 95% KI 2.84-6.35) und des Gradings (HR 4.26; 95% KI 2.50-7.24) auf das Gesamtüberleben gezeigt werden. Je höher die Stadien bzw. das Grading war, desto mehr stieg das Mortalitätsrisiko. Bei den Rezeptoren des Tumors zeigte sich, dass sich ein positiver ER (HR 0.58; 95% KI 0.37-0.90) und PR 98 (HR 0.52; 95% KI 0.31-0.86) positiv auf das Gesamtüberleben auswirkten. Im Bezug auf die Durchführung einer ME versus keiner ME stieg das SterbeRisiko für die Patientinnen mit ME um das 4.62-fache (95% KI 2.85-7.51) an. Bei der Betrachtung der Gabe einer Chemotherapie im Bezug auf das Gesamtüberleben stieg das Risiko zu versterben um das 1.98-fache (95% KI 1.22-3.22) für die Patientinnen, die eine Chemotherapie erhielten. • Rezidivfreies Überleben Beim Einfluss der verschiedenen Faktoren auf das rezidivfreie Überleben zeigte sich, dass nicht alle Faktoren einen Einfluss hatten. So spielte die Höhe des pT-Stadiums eine signifikante Rolle, das Risiko ein Rezidiv zu bekommen stieg mit der Zunahme des pT-Stadiums um das 2.14-fache an (95% KI 1.623.26). Auch das pN-Stadium war von Bedeutung, so stieg das Rezidiv-Risiko der Patientinnen mit einem pN1-Stadium um das 2.11-fache (95% KI 1.363.26), der Patientinnen mit einem pN2-Stadium sogar um das 12.70-fache (95% KI 6.54-24.69) an. Daneben hatte das Grading einen Einfluss auf das Auftreten von Rezidiven, so stieg hier das Risiko ein Rezidiv zu bekommen mit Zunahme des Gradings um das 3.24-fache (95% KI 2.10-5.01) an. Bei den Rezeptoren konnte eine Abnahme des Rezidivrisikos für den ER gefunden werden. Hier sank das Risiko bei positivem Rezeptor um 42% (HR 0.58; 95% KI 0.37-0.90). Auch ein positiver PR schien das Rezidiv-Risiko zu erniedrigen, dies war jedoch nicht signifikant. Zudem zeigte sich ein signifikanter Einfluss der Faktoren Durchführung einer ME und Durchführung einer Chemotherapie auf das rezidivfreie Überleben. Bei der Durchführung einer ME zeigte sich, dass für Patientinnen, die eine erhielten, das Rezidiv-Risiko um das 2.98-fache (95% KI 1.98-4.48) höher war als bei den Patientinnen ohne ME. Auch bei der Chemotherapie stieg für die Patientinnen, die eine erhielten, das Rezidiv-Risiko um 2.41-fache (95% KI 1.61-3.61). 99 Tabelle 11: Gesamtüberleben und Rezidivfreies Überleben im Bezug auf die einzelnen Variablen (ASA: American Heart Association, vs.: versus, ER: Östrogenrezeptor, NYHA: New York Heart Association, PR: Progesteronrezeptor; KI: Konfidenzintervall, HR: Hazard ratio, pT: Primärtumor, pN: Regionäre Lymphknoten) Univariables Modell Log rank HR (95% KI) P-Wert (Wald) P-Wert (PHA) Altersgruppe <0.001 1.63 (1.33-2.01) <0.001a 0.610 ASA <0.001 2.74 (1.77-4.24) <0.001a 0.382 NYHA (1 vs. 2+) 0.007 2.10 (1.21-3.66) 0.009 0.351 Anzahl Begleiter- <0.001 1.66 (1.30-2.12) <0.001a 0.654 0.002 1.45 (1.14-1.84) 0.002a 0.398 <0.001 2.81 (2.01-3.92) <0.001a 0.081 <0.001 4.24 (2.84-6.35) <0.001a 0.391 <0.001 4.26 (2.50-7.24) <0.001 0.873 ER 0.020 0.54 (0.32-0.91) 0.022 0.010 PR 0.009 0.52 (0.31-0.86) 0.011 0.076 Mastektomie <0.001 4.62 (2.85-7.51) <0.001 0.235 Chemotherapie 0.005 1.98 (1.22-3.22) 0.006 0.422 Gesamtüberleben krankungen (1,2,3+) Anzahl Medikamente (1,2,3+) pT (pT1 vs. pT2 vs. pT3/4) pN (pN0 vs. pN1 vs. pN2) Grading (G1/2 vs. G3) 100 - Fortsetzung Tabelle 11 - Rezidivfreies Überleben Altersgruppe 0.604 0.97 (0.80-1.16) 0.711a 0.834 ASA 0.467 0.83 (0.58-1.18) 0.302a 0.261 NYHA (1 vs 2+) 0.613 1.12 (0.72-1.75) 0.613 0.807 Anzahl Begleiter- 0.071 0.98 (0.79-1.21) 0.818a 0.969 Anzahl Medikamente 0.535 0.87 (0.68-1.13) 0.298a 0.994 pT (pT1 vs. pT2 vs. <0.001 2.14 (1.62-2.84) <0.001a 0.710 krankungen pT3/4) pN pN0 - 1.0b pN1 0.001 2.11 (1.36-3.26) 0.001 - pN2 <0.001 12.70 (6.54- <0.001 0.006 24.69) Grading (G1/2 vs. <0.001 3.24 (2.10-5.01) <0.001 0.002 ER 0.015 0.58 (0.37-0.90) 0.016 0.025 PR 0.135 0.71 (0.45-1.12) 0.137 0.002 Mastektomie <0.001 2.98 (1.98-4.48) <0.001 0.861 Chemotherapie <0.001 2.41 (1.61-3.61) <0.001 0.331 G3) a Test für Trend b Referenzkategorie 101 b) Multivariable Modelle für das Gesamtüberleben und das rezidivfreie Überleben: In einer weiteren Betrachtung wurde ein multivariables Modell für das Gesamtüberleben erstellt. Dabei wurden diejenigen Variablen aus der Tabelle herausgenommen, bei denen kein signifikantes Ergebnis errechnet wurde. Es wurde ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Gesamtüberleben mit der Anzahl an Begleiterkrankungen (Risiko-Score)/ Lymphknoten-Befall (pN)/ Grading/ ME gefunden (siehe Tabelle 12). Die Überlebenszeit nahm mit höherer Anzahl an Begleiterkrankungen sowie höherem pN-Stadium, schlechterem Grading und der Durchführung einer ME ab. Tabelle 12: Multivariables Modell für das Gesamtüberleben (N=411) (HR Hazard Ratio, KI Konfidenzintervall, pN regionäre Lymphknoten) Variable HR 95% KI P-Wert (Wald) Anzahl an 1.62 1.19-2.22 0.002 2.50 1.49-4.20 0.001 Grading (G1/2 versus G3) 2.62 1.35-5.09 0.004 Mastektomie 3.21 1.69-6.10 <0.001 Begleiterkrankungen pN (pN0 versus pN1 versus pN2) Zudem interessierte, ob es Variablen gab, die das rezidivfreie Überleben beeinflussten. Hier konnten wiederum 4 Faktoren gefunden werden. Diese sind in der Tabelle 13 dargestellt. Die Gabe einer Chemotherapie spielte, genauso wie die Durchführung einer ME, eine große Rolle. So trat bei Patientinnen, die eine ME oder eine Chemotherapie erhielten, häufiger ein Rezidiv auf. Daneben wurde, wie auch schon beim Gesamtüberleben, eine Beeinflussung des rezidivfreien Überlebens durch das pN-Stadium und das Grading gefunden. 102 Tabelle 13: Multivariables Modell für rezidivfreies Überleben (N=399) (HR Hazard Ratio, KI Konfidenzintervall, pN regionäre Lymphknoten) Variable HR 95% KI P-Wert (Wald) pN (pN0 versus pN1 versus 1.67 1.06-2.61 0.026 Grading (G1/2 versus G3) 2.42 1.49-3.94 <0.001 Mastektomie 3.21 1.69-6.10 <0.001 Chemotherapie 1.70 1.03-2.82 0.039 pN2) 103 5. Diskussion Ziel der vorliegenden retrospektiven Arbeit war es in einem Kollektiv von 608 Patientinnen, die zwischen März 1994 und August 1999 an der Universitätsfrauenklinik Ulm wegen eines primären Mammakarzinoms operiert wurden, herauszuarbeiten, welche klinisch-pathologischen Faktoren vom Alter beeinflusst wurden und welche Faktoren die Entscheidung zu einer Chemotherapie beeinflussten oder ihre Durchführung verzögerten bzw. verhinderten. Daneben wurde untersucht, ob die Gesamtüberlebenszeit bzw. die rezidivfreie Überlebenszeit lediglich von Faktoren des Tumors selbst oder auch vom Alter, der Komorbidität und der Gabe einer Chemotherapie abhängig waren. 5.1. Patientenkollektiv 5.1.1. Altersverteilung und Menopausenstatus Die Altersverteilung mit einem Median von 59,6 Jahren bei Erkrankung am Mammakarzinom in dieser Studie entspricht dem derzeitigen medianen Erkrankungsalter von Patientinnen mit Mammakarzinom in Deutschland [42]. Die Mehrzahl unserer Patientinnen war zur Zeit der Erstoperation postmenopausal. Dies war vergleichbar mit anderen Studien [30,80,89]. 5.1.2. Komorbidität, Begleiterkrankungen und Medikation Mittels der ASA-Klassen beurteilt der Anästhesist den präoperativen körperlichen Zustand des Patienten [108] und schätzt damit das Narkoserisiko bezogen auf die Schwere der bestehenden Erkrankung oder der Erkrankungen ab. In der hier vorliegenden Studie dienten sie neben der NYHA-Klassifikation und der Anzahl der Begleiterkrankungen zur Abschätzung des Allgemeinzustandes der Patientinnen und damit der Komorbidität. Die Anzahl der Begleiterkrankungen der Patientinnen war vergleichbar mit der in verschiedenen Studien [53,126]. In der 104 Studie von Fleming et al. [53] hatten, wie in unserer Studie, ein Drittel der Patientinnen keine und ein weiteres Drittel der Patientinnen eine Begleiterkrankung. Auch die Studien von Yancik et al. [139] und Repetto et al. [112] bestätigten einen großen Anteil an Patientinnen mit Begleiterkrankungen, wobei jedoch weniger Patientinnen ohne Begleiterkrankung gefunden wurden. Die Studie von Yancik et al. [139] schloss allerdings erst Patientinnen ab 55 Jahren, die Studie von Repetto et al. [112] ab 50 Jahren ein. Da in der hier vorliegenden Studie auch Patientinnen unter 55 Jahren eingeschlossen wurden und sich eine Altersverteilung zu Gunsten der Patientinnen im niedrigeren Lebensalter zeigte, erklärt sich daraus der höhere Anteil an Patientinnen ohne Begleiterkrankungen in unserem Kollektiv. Andere Studien, wie die von Hébert-Croteau et al. [69], hatten eine geringere Anzahl der Patientinnen mit Begleiterkrankungen. Dies ist wahrscheinlich auf die unterschiedliche Erhebung der Daten zurückzuführen. So wurde in der Studie von Hébert-Croteau et al. [69] zu einem bestimmten Zeitpunkt vor Therapiebeginn die Komorbidität anhand des Charlson’s Index bestimmt, der ein additiver Index ist und die einzelnen Krankheiten unterschiedlich gewichtet. In der hier vorliegenden Studie wurde die Komorbidität retrospektiv anhand der in der Krankenakte genannten Erkrankungen festgelegt. Die führenden Begleiterkrankungen in unserer Studie waren Hypertonie und Adipositas. Hypertonie als eine der häufigsten Begleiterkrankungen fanden ebenfalls Christman et al. [30] und Hunt et al. [72]. Im Gegensatz zu den Daten der Literatur [30,112] hatten weniger Patientinnen einen Diabetes mellitus, was an der unterschiedlichen Altersverteilung liegen kann, mit einer geringeren Anzahl an älteren Patientinnen in unserer Studie. Da Diabetes mellitus vorwiegend eine Erkrankung des höheren Lebensalters ist, könnte dies den verhältnismäßig geringeren Anteil an Patientinnen mit Diabetes mellitus in unserer Studie erklären. Die Anzahl der eingenommenen Medikamente war mit den Ergebnissen von Repetto et al. [112] vergleichbar. Daten bezüglich der Aufschlüsselung der einzelnen Medikamente, wie es in unserer Studie erfolgte, fand sich in der Literatur nicht.. 105 5.1.3. Tumorcharakteristika In unserer Studie war der Tumor zu 50% auf der rechten und zu 48% auf der linken Seite lokalisiert. Bei den restlichen 2% der Patientinnen trat das Karzinom auf beiden Seiten auf. Damit stimmte die Seitenlokalisation des Tumors mit beinahe gleicher Verteilung auf beiden Seiten mit den von Allen et al. [4] gefundenen Ergebnissen überein. In einer anderen Studie hatten mehr Patientinnen (25 von 39 Patientinnen) das Karzinom auf der rechten Seite [97]. Dies kann eventuell auf die unterschiedlich gewonnenen Daten zurückgeführt werden, da Morishita et al. [97] ausschließlich japanische Patientinnen in ihrer Studie einschlossen und auch die Fallzahl mit 39 Frauen geringer war als bei uns. Die meisten Karzinome in der hier vorliegenden Studie waren mit 58% G2Karzinome. Dass der G2-Tumor der am häufigsten vorkommende Tumor ist, machen die in anderen Studien [76,116] gefundenen Ergebnisse deutlich. Bei der Einteilung des Karzinoms nach dem pTNM-Stadium zeigten sich ähnliche Häufigkeiten für das pT-Stadium wie in der Literatur, wobei jedoch in der Studie von Repetto et al. [111] eine höhere Anzahl an Patientinnen mit Karzinomen im pT4-Stadium (15,6% der Patientinnen) gefunden wurde. In unserer Studie hatten 8% der Patientinnen ein pT4-Stadium. Dies ist eventuell auf die unterschiedliche Altersverteilung der Patientinnen zurückzuführen, da im Gegensatz zu unserer Studie eine höhere Anzahl an älteren Patientinnen an der Studie teilnahm und zudem Patientinnen zwischen 51 und 69 Jahren nicht eingeschlossen wurden [111]. In der hier vorliegenden Studie kam am häufigsten das pT1-Stadium mit 43% und das pT2-Stadium mit 37% vor. In der Studie von Busch et al. [25] wichen die Daten leicht von den hier gefundenen bezüglich des pT4-Stadiums und des pT2-Stadiums ab, wobei in unserer Studie das pT4-Stadium etwas häufiger und das pT2-Stadium seltener war. Die Anzahl der Patientinnen in jener Studie war allerdings um ein Vielfaches größer. In einer weiteren Veröffentlichung [56] fand sich eine niedrigere Anzahl von Patientinnen im pT1 Stadium und eine höhere Anzahl der Patientinnen im Stadium pT2 und pT3. Diese Daten wurden jedoch von 1978 bis 1992 erhoben, was die höhere Anzahl an fortgeschritteneren Karzinomen erklären könnte, da heutzutage durch bessere Screeningmaßnahmen mehr Karzinome in niedrigeren Stadien diagnostiziert werden. Somit fanden sich in der Literatur für das pT-Stadium erhebliche Schwankungen bezüglich der prozentualen Verteilung, aber neuere Studien [25,111] zeigten, dass die Tumoren 106 im pT1-Stadium den größten Anteil, mit ungefähr 46%, ausmachten. Bezüglich des pN-Stadiums unterschieden sich die von uns gefundenen Daten von denen der Literatur [25,56,111], so trat das pN0-Stadium mit 55% verglichen mit 47% [25] in der Literatur häufiger und das pN1-Stadium mit 41% versus 51% [25] seltener auf. Die Häufigkeit des pN2-Stadiums war mit der von Repetto et al. [111] berichteten vergleichbar. Bezüglich der Histologie des Tumors zeigten sich mit der Literatur [4,36,43,51,97,111,120] vergleichbare Daten. Die am häufigsten vorkommende Histologie mit 75% war das invasiv-duktale Karzinom. Lobuläres, medulläres und tubuläres Karzinom waren mit 9%, 4% und 1% sehr viel seltener. Einzig in den Studien von Veronesi et al. von 1993 [129] und von 1995 [130] hatte das lobuläre Karzinom mit einem Anteil von ungefähr 20% neben dem invasiv-duktalen Karzinom auch noch einen sehr hohen Anteil. Beim Vergleich der Daten des Rezeptorstatus mit den Daten der Literatur [27,111] zeigte sich eine Abweichung beim positiven ER- und PR-Status, mit einer höheren Anzahl an ER und PR positiven Karzinomen in unserer Studie, was an der unterschiedlichen Altersverteilung im Vergleich mit der Literatur und der Bestimmung der Hormonrezeptorpositivität mittels fmol/mg und nicht IRS liegen kann. Der Hormonrezeptorstatus der Karzinome war mit 72% ER positiv und mit 71% PR positiv. Lediglich in der Studie von Diab et al. [36] gab es eine noch größere Anzahl an Patientinnen mit ER positiven Karzinomen. Bei ihnen lag allerdings eine andere Altersverteilung und zwar zu Gunsten des höheren Lebensalters vor und höheres Lebensalter ist mit einem höheren Prozentsatz an ER positiven Karzinomen verknüpft. Dies kann die höhere Anzahl wahrscheinlich erklären. 5.1.4. Operative Therapie und adjuvante Therapie Bei der operativen Therapie erhielt wie auch in der Literatur [79,120] beschrieben der größere Anteil der Patientinnen eine ausgedehntere Operation und nicht ausschließlich eine Tumorentfernung. Verglichen mit der Studie von Kanterowitz et al. [79] hatten in der hier vorliegenden Studie jedoch etwas mehr Patientinnen mit 72% eine ausgedehntere Operation. In der Studie von Kanterowitz et al. [79] wurden allerdings auch weniger Patientinnen (n=372) eingeschlossen. Insgesamt 107 war der Anteil der Patientinnen mit 74%, die eine BET bekamen, mit den in der Literatur [120] beschriebenen Daten vergleichbar. Die von Lazovich et al. [87] gefundenen Ergebnisse, dass Patientinnen seltener eine BET bekommen, zeigte sich in unserer Studie nicht, was allerdings an der Tatsache liegen kann, dass bei Lazovich et al. nur Patientinnen im Stadium I und II untersucht wurden. Bezüglich der adjuvanten Therapie nach erfolgter Operation erhielten vergleichbar mit der Literatur [57] 46% der Patientinnen eine Hormontherapie und 16% der Patientinnen eine Chemotherapie. Die Anzahl der Chemotherapiezyklen betrug in der hier vorliegenden Studie im Median 6, diese Anzahl ist etwas geringer als die in der Studie von Du et al. [38] gefundene. Dort erhielten die Patientinnen im Median 8 Zyklen. Allerdings war auch die Anzahl der maximal gegebenen Zyklen bedeutend höher mit einer Anzahl von mehr als 49 Zyklen, was an unterschiedlichen Chemotherapie-Schemata liegen kann. Im Gegensatz zur Studie von Hunt et al. [72] bei der nur bei 10% der Patientinnen eine postoperative Radiatio durchgeführt wurde, erhielten in der vorliegenden Studie 57% der Patientinnen eine Radiatio. In die Studie von Hunt et al. [72] wurden Patientinnen im Alter über 65 Jahren, die in den Jahren von 1955 bis 1977 wegen eines Brustkrebses eine Therapie bekamen, eingeschlossen. Die Anzahl der Patientinnen war mit 94 sehr klein. Die Abweichung erklärt sich wahrscheinlich durch andere Leitlinien bezüglich der Therapie. Das von uns gefundene Ergebnis mit der Durchführung einer Radiatio bei 57% der Patientinnen war mit dem Ergebnis in der Studie von Bergman et al. [18] vergleichbar. Joslyn [77] fand einen bedeutend höheren Anteil an Patientinnen mit 70%, die eine Radiatio erhielten. Allerdings untersuchte Joslyn [77] lediglich Patientinnen, die eine lokale Exzision bekamen und nicht Patientinnen mit jeglicher chirurgischer Therapie. Dadurch erklärte sich auch der höhere Anteil an Nachbestrahlungen. 5.1.5. Outcome Bezüglich des Outcomes wurde in unserer Studie das Auftreten von Rezidiven, ihre Lokalisation, das Auftreten von Fernmetastasen und das Gesamtüberleben untersucht. In der Studie von Fischer et al. [47] kam es je nach Therapieart bei 52% bis 73,8% der Patientinnen zum Auftreten von Rezidiven und in der Studie der International Breast Cancer Study Group [8] hatten 30% der Patientinnen ein 108 Rezidiv. Die Anzahl der Rezidive lag somit deutlich über der Zahl der von uns erhobenen Rezidivfälle. Hier trat bei 17% der Patientinnen ein Rezidiv auf, was mit dem Rezidivrisiko in anderen Studien [103,25] vergleichbar war und liegt damit etwas höher als in der Studie von Gazetas et al. [57]. Bei der Lokalisation der Rezidive hatten 4,9% der 608 untersuchten Patientinnen und damit die meisten ein Lokalrezidiv. Diese Anzahl war vergleichbar mit dem in der Studie der International Breast Cancer Study Group [8] gefundenen Ergebnis. In jener Studie waren allerdings nicht wie hier das Lokalrezidiv sondern die viszeralen Rezidive am häufigsten. Auch hatten 8% der Patientinnen ossäre Metastasen verglichen mit nur 4% in der hier vorliegenden Studie. Dagegen trat in unserer Studie mit 1,9% ein kontralaterales Karzinom häufiger auf als bei der oben genannten Studie [8]. Die Unterschiede, die sich bezüglich des rezidivfreien Überlebens und des Auftretens der Rezidive ergaben, können auf die unterschiedlichen Therapiearten und Tumorcharakteristika zurückgeführt werden. In einer Studie [135], die das Auftreten von Rezidiven innerhalb von 20 Jahren nach primärem Mammakarzinom untersuchte, wurde als häufigster Metastasierungsort Knochen und Knochenmark mit 29% genannt. Danach traten mit 16% Lokalrezidive auf. In der hier vorliegenden Studie traten allerdings mit 34% (bezogen ausschließlich auf die Patientinnen mit Rezidiv) am häufigsten und damit doppelt so oft Lokalrezidive mit oder ohne weiterem Rezidivort auf, danach erst mit 26% ossäre Metastasen. Das Auftreten von Fernmetastasen war in unserer Studie vergleichbar mit den Daten in der Studie von Kanterowitz et al. [79], jedoch niedriger als in der Studie von Fischer et al. [47] in der ungefähr 30% der Patientinnen Fernmetastasen hatten. Bezüglich des Gesamtüberlebens sind in der Studie von Gazetas et al. [57] je nach Lymphknotenstatus bis zu 20% der Patientinnen verstorben, was einer höheren Mortalität als in der hier vorliegenden Studie entspricht. In unserer Studie waren am Ende des Beobachtungszeitraums 11% der Patientinnen verstorben. Diese Anzahl war mit der in der Studie von Yancik et al. [139] vergleichbar. 109 5.2. Zusammenhang Alter und verschiedene Faktoren 5.2.1. Zusammenhang Alter und Komorbidität In unserer Studie wurde, wie auch häufig in der Literatur erwähnt [58,60,92,105,112,115,132,139], gezeigt, dass höheres Lebensalter mit einer Zunahme der Komorbidität verknüpft war. Dies zeigte sich dadurch, dass ältere Patientinnen häufiger eine höhere ASA- und NYHA-Klasse hatten. Außerdem nahm die Anzahl der Begleiterkrankungen mit fortschreitendem Lebensalter zu. Dies zeigten auch Daten anderer Studien [112,139]. Das Ergebnis, dass die Adipositas in der hier vorliegenden Studie mit höherem Lebensalter zunahm, war nicht mit dem von Satariano et al. [115] Gefundenen vergleichbar. Satariano et al. [115] schrieben, dass ältere Patientinnen einen niedrigeren BMI hatten. Da es jedoch in unserer Studie wieder zu einer Abnahme der Adipositas bei den Patientinnen über 80 Jahren kam und die Anzahl der Patientinnen im höheren Lebensalter geringer war, ist eine genaue Aussage hierzu wohl nicht möglich. Neben der Anzahl der Begleiterkrankungen nahm auch die Anzahl an Karzinomen der Haut und Schilddrüse in der Vorgeschichte zu. Dies zeigten auch andere Studien [65,139]. Bei den Begleiterkrankungen kam am häufigsten die Hypertonie vor, was auch von Yancik et al. [139] so beschrieben wurde. Genauso wie die Anzahl der Begleiterkrankungen mit dem Alter zunahm, kam es auch zu einem Anstieg der Anzahl eingenommener Medikamente. Dies war mit den Ergebnissen von Repetto et al. [112] vergleichbar. 5.2.2. Zusammenhang Alter und Tumorcharakteristika Bezüglich der Tumorcharakteristika konnte ein Zusammenhang des Alters mit dem pT-Stadium gezeigt werden. Dass ältere Patientinnen häufiger ausgedehntere Tumore haben wurde auch häufig in der Literatur [18,56,58] so beschrieben. In der Studie von Pappo et al. [107] ließ sich allerdings nur für Patientinnen über 80 Jahre eine Altersabhängigkeit der Tumorgröße nachweisen. Die Tatsache, dass ältere Patientinnen häufiger ausgedehntere Tumore haben, könnte dadurch erklärt werden, dass ältere Patientinnen seltener Screeninguntersuchungen im Sinne einer Mammographie oder Brustuntersuchung erhalten [28,54] und so die Erkrankung erst in fortgeschrittenerem Stadien erkannt 110 wird. In einer frühen Studie von Bergman et al. [17] war genauso wie in der Studie von Singh et al. [121] der Zusammenhang von Alter und Tumorgröße allerdings nicht nachweisbar. Ein Zusammenhang des Alters mit dem pN-Stadium und dem Grading fand unsere Studie an der Ulmer Universitätsfrauenklinik, genauso wie in der Literatur von Pappo et al. [107] beschrieben, nicht. Auch die Studie von Hurria et al. [73], die Patientinnen im Alter zwischen 75 und 79 Jahren und Patientinnen über 80 Jahren einschloss, fand im Hinblick auf die beiden Gruppen keinen Unterschied bezüglich der Tumorgröße, des Lymphknotenstatus sowie der Hormonrezeptoren. Dass bezüglich des pN-Stadiums kein Zusammenhang mit dem Alter besteht, zeigte auch die Studie von Garbay et al. [56]. In der Literatur [18,121] wurde weiter beschrieben, dass bei älteren Patientinnen seltener positive Lymphknoten entdeckt wurden oder dass die Information hierzu häufiger nicht verfügbar war [18]. Letzteres mag daran liegen, dass bei älteren Patientinnen mit klinisch freier Axilla aufgrund des hohen Alters oder der Komorbidität oft auf die Axilladissektion verzichtet wird. Satariano et al. [115] fanden für das Tumorstadium allgemein keinen Zusammenhang mit dem Alter. Allerdings wurde das Tumorstadium nicht gemäß der WHO-Einteilung untersucht, sondern nur in 3 Gruppen bezüglich des Schweregrades unterteilt. In der Studie von Garbay et al. [56], wie auch bei Crivellari et al. [33], kamen im Gegensatz zu unserer Studie bei älteren Patientinnen seltener niedrig differenzierte Tumore (G3) vor. Das Ergebnis von Crivellari et al. [33] war allerdings nicht signifikant. Bei den Hormonrezeptoren zeigte sich, wie auch in der Literatur [2,25,36,41,56,58,60] beschrieben, ein Anstieg ER positiver Karzinome mit höherem Lebensalter. Allerdings treten ER positive Tumore vorwiegend bei postmenopausalen Patientinnen auf [81]. Diab et al. [36] beschrieben, dass 83% der Patientinnen zwischen 55 und 64 Jahren ER positive Tumore hatten und 91% der Patientinnen über 85 Jahre. Auch für den PR zeigte sich in den Studie von Pappo et al. [107] und Gennari et al. [58] ein Anstieg der PR positiven Karzinome mit dem Alter. In der hier vorliegenden Studie der Universitätsfrauenklinik Ulm fand sich ebenfalls ein Anstieg der Hormonrezeptor-positiven Patienten über die Altersgruppen. Für den PR fand sich jedoch der Anstieg über die Altersgruppen nur bis 69 Jahre, danach ergab sich keine weitere prozentuale Zunahme. 111 5.2.3. Zusammenhang Alter und OP Bei der Therapie des Mammakarzinoms sollte stets, wenn möglich, zuerst die Operation entweder als BET oder als modifizierte ME erfolgen, wobei hier keine unterschiedliche chirurgische Behandlung alter und junger Patientinnen durchgeführt werden sollte [134]. Das Alter sollte nicht der entscheidende Faktor dafür sein, keine Operation durchzuführen, denn bei fehlender Komorbidität ist heutzutage eine Operation relativ sicher und die operative Mortalität niedrig [21]. Trotzdem werden ältere Patientinnen seltener operiert als jüngere [132]. Wird eine Operation durchgeführt, so zeigte sich in vielen Studien, wie auch in unserer, dass es doch Unterschiede bei der Durchführung der operativen Therapie im Bezug auf das Alter gibt. Ältere Patientinnen erhielten in der hier vorliegenden Studie häufiger eine ausgedehntere Operation und auch häufiger eine ME als eine BET. In der Studie von Pappo et al. [107] erhielten ältere Patientinnen seltener eine BET oder eine Axilladissektion. Dass die BET bei älteren Patientinnen seltener und die ME häufiger durchgeführt wird, zeigten auch die Ergebnisse der Studie von Repetto et al. [111], die dieses Ergebnis für Karzinome im Stadium I und II nachweisen konnte. Bei alten und jungen Patientinnen mit einem Karzinom im Stadium III und IV gab es keine Unterschiede bezüglich der operativen Therapie. Auch in weiteren Studien [29,56,65,69,125] wurde berichtet, dass ältere Patientinnen häufiger eine ME als eine BET erhielten unabhängig vom Tumorstadium. Im Gegensatz dazu fand sich in der Literatur eine Studie [120] in der berichtet wurde, dass insgesamt häufiger eine BET als eine ME durchgeführt wurde und dies auch für ältere Patientinnen zutraf. Andere Studien [18,36,137] zeigten, dass ältere Patientinnen seltener ausgedehntere Operationen erhielten als jüngere Erkrankte. In der Studie von Kanterowitz et al. [79] erhielten Patientinnen zwischen 40 und 59 Jahren häufiger eine Quadrantektomie als ältere Patientinnen, wobei keine Unterscheidung bezüglich der verschiedenen Tumorstadien gemacht wurde. 5.2.4. Zusammenhang Alter und adjuvante Therapie Die Durchführung einer kurativen Therapie wird schon immer bei älteren Patientinnen seltener in Betracht gezogen. Es zeigte sich sogar, dass das Alter der wichtigste Faktor dafür ist, gar keine Therapie [4,39,61,64] oder eine 112 schlechtere Therapie zu erhalten [44,60,73,136], auch wenn bei älteren Patientinnen nur eine geringe oder keine Komorbidität vorlag [64]. Eine nicht adäquate Therapie führt jedoch zu einer höheren Brustkrebsmortalität bei älteren Patientinnen [15,24,136]. In der hier vorliegenden Studie belegte die multivariable Analyse, dass allein ein höheres Alter, unabhängig von den histopathologischen Faktoren und unabhängig von der Komorbidität, die Wahrscheinlichkeit eine Chemotherapie zu erhalten signifikant herabsetzte. Die Angst vor der oftmals nur angenommenen Komorbidität und der damit zunehmenden Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Therapienebenwirkungen erklärt vermutlich häufig die Entscheidung gegen eine Therapie bei älteren Patientinnen. Zudem konnten Studien wie die frühe Veröffentlichung (1988) der Early Breast Cancer Trialists’ Collaborative Group [6] keinen klaren Beweis für den Effekt der Chemotherapie auf die Senkung der Mortalität nachweisen. In einer späteren Veröffentlichung (1998) konnte zwar ein Effekt für die Patientinnen zwischen 50 und 69 Jahren gezeigt werden, aber da zu wenige Patientinnen im Alter über 70 Jahren an der Studie teilnahmen [9], konnte bezüglich des Nutzen einer Chemotherapie für diese Patientengruppe keine Aussage gemacht werden. Des weiteren wird in der Literatur [21] empfohlen, dass ältere Patientinnen vorwiegend dann eine Chemotherapie erhalten sollen, wenn alle Optionen bezüglich einer Hormontherapie erschöpft sind. Auch dies führt sicher dazu, dass weniger ältere Patientinnen eine Chemotherapie erhalten. Wird heutzutage überhaupt eine Therapie bei älteren Patientinnen durchgeführt, so zeigt sich, dass höheres Lebensalter mit einer weniger aggressiven Therapie verknüpft ist [64,69,79,113,119]. Insgesamt gesehen erhalten im Alter über 70 Jahren nur 83% der Patientinnen eine Standardtherapie verglichen mit 96% bei den Patientinnen unter 70 Jahren [64]. In der Studie von Mustacchi et al. [102] wurde die Wahl der adjuvanten systemischen Therapie zwar primär durch den Hormonrezeptorstatus und das Tumorstadium bestimmt, es ließ sich aber trotzdem noch ein starker Einfluss des Alters auf die Therapiewahl nachweisen. Nur sehr wenige Studien untersuchten die Tolerabilität der Chemotherapie bei älteren Patientinnen. Es zeigte sich allerdings, dass Ältere genauso wie Jüngere dazu in der Lage sind die Belastungen einer Chemotherapie psychisch und physisch zu verkraften [104]. In der Studie von Muss et al. [100] tolerierten ältere 113 Patientinnen in gutem Gesundheitszustand Standardchemotherapien genauso gut wie jüngere Patientinnen. Lag tatsächlich eine Komorbidität im Alter vor, war es laut Morishita et al. [97] nicht ganz einfach die richtige Therapie zu finden, da sich die physiologischen Funktionen des Körpers mit dem Alter verschlechterten. Wenn der Krankheitszustand, die Komorbidität und die physiologischen Funktionen des Körpers nun doch in Betracht gezogen wurden, wurde auch seltener eine Therapie bei den Patientinnen über 65 Jahren durchgeführt [64]. In der hier vorliegenden Studie wurde, genauso wie in der Literatur [4,17,18,38,39,44,65,69,92] beschrieben, gezeigt, dass bei älteren Patientinnen seltener eine adjuvante Chemotherapie durchgeführt wird. So bekam in der Studie von Allen et al. [4] 60% der Patientinnen unter 45 Jahren eine Chemotherapie im Vergleich zu nur 27% der Patientinnen über 65 Jahren. In unserer Studie erhielten 50% der Patientinnen unter 50 Jahren und sogar nur 20% der Patientinnen über 60 Jahren eine Chemotherapie. Auch in der Studie von Diab et al. [36] erhielten die älteren Patientinnen seltener eine Chemotherapie, so waren es nur 1% der Patientinnen über 85 Jahre im Gegensatz zu 30% der Patientinnen zwischen 55 und 65 Jahren. Diese Ergebnisse waren mit denen in unserer Arbeit vergleichbar, es erhielt sogar keine Patientin über 79 Jahren eine Chemotherapie. Eine adjuvante Hormontherapie wurde dafür häufiger bei Älteren angewandt, wie dies sowohl unsere Studie als auch die Daten vieler Studien in der Literatur [4,39,65,102] beschreiben. Es gibt aber auch Studien [36,44,69,92], die zum Ergebnis kamen, dass Ältere und Jüngere gleich häufig eine Hormontherapie erhielten. Allerdings gab es bei der Entscheidung wer eine Hormontherapie bekommen soll einen Wandel in den letzten Jahren. So erhalten jetzt auch prämenopausale Patientinnen, die ein rezeptorpositives Karzinom haben, eine Hormontherapie, was war vorher nicht der Fall war. Studien bezüglich einer Radiatio wiesen nach, dass sich das Lokalrezidivrisiko bei Patientinnen über 70 Jahre, bei denen eine Radiatio durchgeführt wurde, verminderte [46,122]. Zudem tolerierten ältere Patientinnen eine Radiatio gut [21] und aus diesen Gründen sollte diese auch bei älteren Patientinnen durchgeführt werden. Die Annahme, dass ältere Patientinnen häufiger einen Myokardinfarkt 114 nach Radiatio bekommen, wurde mittels der Studie von Doyle et al. [37] als sehr unwahrscheinlich eingestuft und sollte nicht dazu führen, dass eine Radiatio seltener bei älteren Patientinnen durchgeführt wird. In unserer Studie zeigte sich aber, dass eine Radiatio bei jüngeren Patientinnen häufiger geplant und durchgeführt wurde als bei älteren. Dass ältere Patientinnen häufiger keine Radiatio erhielten, fand sich auch in der Literatur [13,44,92,122,132]. Bezüglich des Zusammenhangs von Alter und neoadjuvanter Chemotherapie wurden in der Literatur keine Angaben gefunden. In der vorliegenden Studie war die Anzahl neoadjuvant behandelter Fälle zu klein, um eine gesicherte Aussage zu dieser Fragestellung machen zu können. 5.2.5. Zusammenhang Alter und Outcome Da das höhere Lebensalter häufiger mit einer suboptimalen Therapie verknüpft ist und eine suboptimale Therapie öfter zum Auftreten von Rezidiven führt [18,57], könnte es im höheren Lebensalter häufiger zu Rezidiven kommen. Im Gegensatz dazu fanden Nemeto et al. [103] und Veronesi et al. [129] jedoch heraus, dass es mit steigendem Lebensalter zu einer Abnahme der Brustkrebsrezidivrate kommt. Bezüglich des Auftretens von Fernmetastasen in den verschiedenen Altersgruppen fanden Veronesi et al. [129] allerdings keinen Unterschied zwischen den Altersgruppen, was auch in unserer Studie so gezeigt wurde. In der Veröffentlichung von Garbay et al. [56] wurde ein gleich häufiges Rezidivrisiko der Patientinnen unterschiedlichen Alters beschrieben. Dies deckte sich auch mit den hier gefundenen Ergebnissen, bei denen kein Unterschied bezüglich des Rezidivrisikos der unterschiedlichen Altersgruppen nachgewiesen werden konnte. Yancik et al. [139] schrieben, dass sich das Alter der Patientin nur im Stadium I und II auf das Gesamtüberleben auswirkte. So verstarben ältere Patientinnen in diesen Stadien häufiger als jüngere. In der hier vorliegenden Studie zeigte sich in der univariablen Analyse, dass das Sterberisiko mit dem Alter anstieg. Allerdings war nach Adjustierung für Komorbidität und histologische Prognosefaktoren das Alter kein signifikanter Einflussfaktor für das Gesamtüberleben oder das rezidivfreie Überleben mehr. Schairer et al. [117] berichteten, dass die Wahrscheinlichkeit an Brustkrebs zu versterben mit zunehmendem Alter ab- und 115 die Wahrscheinlichkeit an einer anderen Erkrankung zu versterben zunahm. Herbsman et al. [70] fanden gleiche Überlebensraten für ältere und jüngere Patientinnen, wobei keine Unterscheidung bezüglich der Todesursache gemacht wurde. Die Studie von Jatoi et al. [75] beschrieb einen Rückgang der Brustkrebsmortalität in den Vereinigten Staaten besonders bei jüngeren Patientinnen und Patientinnen mit ER positiven Karzinomen. 5.3. Zusammenhang Chemotherapie und verschiedene Faktoren 5.3.1. Zusammenhang Chemotherapie und Komorbidität In der Literatur [38] wurde beschrieben, dass komorbide Patientinnen seltener eine Chemotherapie erhielten als Patientinnen ohne Begleiterkrankungen. Koexistierende Erkrankungen reduzieren damit nicht nur die Lebenserwartung sondern beeinflussen somit auch die Art der Therapie eines Mammakarzinoms [12]. Zudem ließ sich in der hier vorliegenden Studie zeigen, dass Patientinnen in den höheren ASA- und NYHA-Klassen seltener eine Chemotherapie bekamen. Du et al. beschrieben in ihrer Studie, dass Patientinnen mit mehreren Begleiterkrankungen seltener eine Chemotherapie erhielten [38]. 5.3.2. Zusammenhang Chemotherapie und Tumorcharakteristika Eine adjuvante Chemotherapie sollte die Behandlung der Wahl bei Rezeptornegativen Tumoren sein [66]. Green et al. [63] berichteten, dass auch ER und PR positive Tumore auf eine Chemotherapie und nicht nur auf eine Hormontherapie ansprachen. Bonadonna et al. [22] wiesen nach, dass ER negative Karzinome im Bezug auf das rezidivfreie Überleben besser auf eine Chemotherapie ansprachen, ER positive Karzinome, die mit einer Chemotherapie behandelt wurden, jedoch im Bezug auf das Gesamtüberleben den rezeptornegativen Karzinomen überlegen 116 waren. Trotzdem zeigten die Ergebnisse von Guadagnoli et al. [65], dass Patientinnen mit ER positiven Karzinomen unabhängig vom Lymphknotenbefall seltener eine Chemotherapie erhielten als andere Patientinnen. Des Weiteren wurde in der Literatur beschrieben, dass bei Patientinnen mit einem niedrig differenzierten Karzinom, mit einem Karzinom im pT2- oder höherem Stadium [65], ER negative Tumore [39] sowie mit positivem Lymphknotenbefall [39,65] häufiger eine Chemotherapie durchgeführt wurde. In unserer Studie der Ulmer Universitätsfrauenklinik ergaben sich für diese Tumorcharakteristika dieselben Ergebnisse. So erhielten Frauen mit einem hohen pT-Stadium, einem Lymphknotenbefall, hohem Grading und negativen Hormonrezeptoren häufiger eine adjuvante Chemotherapie. 5.3.3. Zusammenhang Chemotherapie und OP, Chemotherapie und Hormontherapie, Chemotherapie und Radiatio In der Studie von Du et al. [38] zeigte sich, dass Frauen nach einer ME und anschließender Radiatio zu einem größeren Prozentsatz auch noch eine Chemotherapie erhielten. In der Studie von Gazetas et al. [57] wurden weniger Patientinnen mit einer Chemotherapie als mit einer Hormontherapie behandelt. Sowohl bei Patientinnen mit, wie auch bei Patientinnen ohne Lymphknotenbefall, war die vorherrschende Therapieform die Hormontherapie, wobei allerdings 47% der Frauen mit und nur 2,5% der Frauen ohne Lymphknotenbefall eine Hormontherapie erhielten. Bei den Patientinnen die keinen Lymphknotenbefall hatten, wurde vorherrschend keine Therapie durchgeführt. Eine Hormontherapie in Kombination mit einer Chemotherapie erhielten 10,2% der Frauen mit und 0,4% der Frauen ohne Lymphknotenbefall. Ausschließlich eine Chemotherapie erhielten nur 17,2% der Frauen mit und 0,4% der Frauen ohne Lymphknotenbefall. Laut einer Studie von Muss [99] brachte eine Chemotherapie verglichen mit einer Therapie mit Tamoxifen bei Patientinnen mit ER oder PR positiven Tumoren ohne Lymphknotenbefall keine Verbesserung des Überlebens und sollte deshalb Patientinnen mit höherer Lebenserwartung und bei ausgedehnteren Tumoren ohne Lymphknotenbefall oder bei Tumoren mit Lymphknotenbefall gegeben werden. 117 In der Studie von Smith et al. [122] wurde, wie auch in unserer Studie, beschrieben, dass Patientinnen, die eine Chemotherapie hatten, häufiger eine Radiatio erhielten. Ob es einen weiteren Zusammenhang der verschiedenen Therapieformen gibt, wurde in der Literatur sonst nicht beschrieben. Bezüglich Chemotherapie und ME konnte in unserer Studie kein Zusammenhang festgestellt werden. Allerdings zeigte sich, dass Patientinnen, die keine Hormontherapie erhielten, häufiger einer Chemotherapie unterzogen wurden. 5.3.4. Multivariable Analyse bezüglich Chemotherapie In unserer Studie untersuchten wir welche Faktoren einen Einfluss auf die Gabe einer Chemotherapie hatten und welche Faktoren zu einem gewissen Teil vernachlässigt werden konnten. Es zeigte sich, dass das Alter, das pT-, pNStadium, das Grading, die Hormonrezeptoren und die Anzahl der Medikamente, die die Patientin einnahm, die Gabe einer Chemotherapie beeinflussten. So erhielten jüngere Patientinnen ganz unabhängig vom Tumorstadium, Patientinnen mit Tumoren mit höherem pT-, pN-Stadium, schlechterem Grading, mit negativen Rezeptoren und Patientinnen die weniger Medikamente einnahmen häufiger eine Chemotherapie. Dass das pN-Stadium und das pT-Stadium sowie die Hormonrezeptoren die Gabe einer Chemotherapie beeinflussten, zeigte auch die Studie von Guadagnoli et al. [65]. 118 5.4. Einfluss von Faktoren auf die Dauer zwischen OP und Start der Chemotherapie In mehreren Studien wurde bereits untersucht, ob der Zeitpunkt des Beginns der Chemotherapie das rezidivfreie Überleben beeinflusste. Buzdar et al. [26] fanden keinen Unterschied im Bezug auf das rezidivfreie Überleben, wenn die Chemotherapie nach <10 Wochen, 10-13, 14-17 oder ≥18 Wochen nach Operation begann. Im Gegensatz dazu beschrieben Nissen-Meyer et al. [106], dass ein verspäteter Beginn der Chemotherapie sehr wohl die Effektivität dieser beeinträchtigte, dass ein verspäteter Beginn zu einem Verlust der Effektivität führte. Auch Cooper et al. [32] fanden ähnliche Ergebnisse. Aus diesen Gründen wurde beschlossen in der vorliegenden Studie zu untersuchen, ob es Faktoren gab, die das zeitliche Intervall zwischen Operation und Beginn der Chemotherapie verkürzten oder verlängerten. Bei der Betrachtung des Zusammenhangs zwischen der Zeit bis zum Beginn der Chemotherapie und der Komorbidität der Patientinnen ergab sich kein signifikantes Ergebnis. Als Nächstes untersuchten wir, ob es einen Zusammenhang zwischen der Dauer bis zum Beginn der Chemotherapie und den Tumorcharakteristika pTNM-Stadium, Grading und Hormonrezeptorstatus gab. Für alle diese Faktoren wurde kein Zusammenhang gefunden. Auch zwischen einer operativen Therapie, als OP-Art wurde die ME gewählt, und dem Beginn der Chemotherapie konnte kein Zusammenhang gefunden werden. Somit muss festgehalten werden, dass keiner der untersuchten Faktoren einen Einfluss auf den Zeitpunkt des Starts der Chemotherapie hatte. In der Literatur fanden sich diesbezüglich keine Daten. 119 5.5. Gesamtüberleben und rezidivfreies Überleben a) Gesamtüberleben In der Literatur fanden sich viele Daten im Bezug auf das Gesamtüberleben der Patientinnen mit einem Mammakarzinom. So schrieben Herbsman et al. [70], dass es keinen Unterschied der 5-JÜR der Patientinnen unterschiedlichen Alters gab. Insgesamt lebten nach 5 Jahren noch 54% der Patientinnen über 70 Jahre. In unserer Studie der Ulmer Universitätsfrauenklinik fand sich jedoch eine Zunahme des Sterberisikos mit dem Alter, so waren 80% der Patientinnen im Alter über 79 Jahren nach 80 Monaten verstorben verglichen mit nur 10% der Patientinnen im Alter zwischen 40 und 49 Jahren. Das Sterberisiko zwischen den verschiedenen Altersgruppen stieg jedes Mal zwischen der jüngeren zur älteren Gruppe (in 10Jahres-Intervallen) um das 1,6fache an. Im Gegensatz zu der Studie von Herbsman et al. hatten mehr Patientinnen höheren Lebensalters einen fortgeschrittenen Tumor. Dies beeinflusste mit Sicherheit auch die 5-JÜR der verschiedenen Altersgruppen. Yancik et al. [139] beschrieben ebenfalls einen Einfluss des Alters auf das Gesamtüberleben der Patientinnen im Stadium I und II sowie der Patientinnen in unbekanntem Stadium. So hatten Patientinnen im Alter über 75 Jahre ein 2fach höheres Risiko zu versterben als Patientinnen im Alter zwischen 55 und 64 Jahren. Dies war mit dem hier gewonnen Ergebnis vergleichbar. Es wird derzeit vermutet, dass der Unterschied der 5-JÜR zwischen den verschiedenen Altersgruppen durch eine inkomplette adjuvante Therapie der älteren Patientinnen zustande kommt [56]. Auch die Studie von Muss et al. [100] konnte einen Einfluss des Alters auf das Gesamtüberleben nachweisen. Hier war das Gesamtüberleben der Patientinnen über 65 Jahre signifikant schlechter als das jüngerer Patientinnen. In der Studie von Satariano et al. [115] wurde der Effekt der Komorbidität auf das Gesamtüberleben untersucht. Es zeigte sich, dass Patientinnen mit 3 oder mehr Begleiterkrankungen ein um das 4fache höhere Risiko hatten zu versterben als Patientinnen ohne Begleiterkrankungen. Auch in der hier vorliegenden Studie zeigte sich ein höheres Sterberisiko der Patientinnen mit mehr Begleiterkrankungen, höherer ASA- oder höherer NYHA-Klasse. So stieg das 120 Risiko der Patientinnen mit einer Begleiterkrankung im Gegensatz zu Patientinnen ohne Begleiterkrankung um das 1,7fache an. In der Studie von Morishita et al. [97] wurde der Einfluss verschiedener Tumorcharakteristika auf das Gesamtüberleben untersucht. Bezüglich des Gradings zeigte sich ein signifikanter Unterschied der Patientinnen, die einen schlecht differenzierten Tumor hatten im Gegensatz zu den Patientinnen mit einem gut differenzierten Tumor. So lebten nach 10 Jahren noch ca. 100% der Patientinnen mit einem G1- und nur noch 45% der Patientinnen mit einem G3Tumor. Wie in dieser Studie zeigte auch unsere Studie ein höheres Sterberisiko der Patientinnen mit niedrig differenzierten Karzinomen. Allerdings hatten Patientinnen mit einem G3-Tumor ein um das 4,3fache höheres Sterberisiko als Patientinnen mit einem G1/2-Tumor. Dieser stärkere Anstieg des Sterberisikos liegt wahrscheinlich daran, dass auch Patientinnen im Alter unter 80 Jahren in die Studie eingeschlossen wurden und sich damit eine andere Verteilung des Gradings mit einem größerem Anteil an G3-Tumoren ergab und dass eine größere Anzahl an Patientinnen an der hier vorliegenden Studie teilnahmen. Bezüglich des TNM-Stadiums beschrieben Yancik et al. [139] eine Zunahme des Sterberisikos mit dem Anstieg des Stadiums. So hatten Patientinnen mit einem Tumor im Stadium II ein 2fach erhöhtes Sterberisiko im Vergleich zu Patientinnen, deren Tumor im Stadium I ist, und Patientinnen im Stadium IV hatten sogar ein 27fach erhöhtes Risiko zu versterben im Vergleich zu Patientinnen mit einem Tumor im Stadium I. In der hier vorliegenden Studie wurden die einzelnen Komponenten des pTNM-Stadiums im Bezug auf das Gesamtüberleben untersucht. Es zeigte sich hier eine Zunahme des Sterberisikos um das 3fache für Patientinnen mit einem Karzinom im pT2-Stadium verglichen mit Patientinnen mit einem Karzinom im pT1-Stadium (bzw. pT3/4 versus pT2) und sogar eine Zunahme des Sterberisikos um das 4fache bezüglich Patientinnen im pN1-Stadium verglichen mit Patientinnen im pN0-Stadium (bzw. pN2 versus pN1). Unsere Studie der Universitätsfrauenklinik Ulm fand einen Zusammenhang zwischen dem ER und dem Überleben. So reduzierte sich das Sterberisiko bei positiven ER um 50%. Auch in der Literatur fand sich [44,49,117] dieser Zusammenhang zwischen den Patientinnen mit positivem ER und negativem ER. Es überlebten in der Studie von Fischer et al. [49] insgesamt 92% der Patientinnen 121 mit positivem ER und 82% der Patientinnen mit negativem ER. In der Studie von Enger et al. [43] hatten Patientinnen mit ER negativen Tumoren ein 2fach höheres Risiko an ihrem Brustkrebs zu versterben verglichen mit Patientinnen mit ER positiven Tumoren. In der hier vorliegenden Studie konnte auch für den PR eine Reduktion des Sterberisikos um 50% festgestellt werden. Neben Screeningmaßnahmen hat die postoperative adjuvante Therapie das Überleben bei Brustkrebspatientinnen verbessert. Dennoch wird beides noch immer selten bei älteren Patientinnen durchgeführt [34]. Die Studien in der Literatur [7,10] belegen, dass eine Polychemotherapie das Gesamtüberleben verbessert. Es kam in einer Studie der Early Breast Cancer Trialists’ Collaborative Group (1992) [7] zu einer Reduktion der Mortalität um 16%. In einer späteren Studie der Early Breast Cancer Trialists’ Collaborative Group (2005) [11] zeigte sich eine Reduktion der jährlichen Brustkrebssterberate bei Anthrazyklin-haltigen Polychemotherapien von 20% bei Patientinnen zwischen 50 und 60 Jahren. Diese war unabhängig von einer Gabe von Tamoxifen, vom Lymphknotenstatus oder weiteren Tumorcharakteristika. In der hier vorliegenden Studie konnte nicht gezeigt werden, dass die Durchführung einer Chemotherapie das Gesamtüberleben verbesserte. Dies könnte an der deutlich geringeren Anzahl an Patientinnen liegen, die überhaupt eine Chemotherapie erhielten. Neben der Chemotherapie konnte auch für die Durchführung einer ME ein Einfluss auf das Gesamtüberleben nachgewiesen werden. So reduzierte sich hier das Sterberisiko um das 4,6fache, wenn keine ME durchgeführt wurde verglichen mit den Patientinnen mit ME. Im Gegensatz dazu zeigte die Studie von Rao et al. [109], dass eine operative Therapie das Gesamtüberleben verbesserte. Es wurden jedoch Patientinnen über 80 Jahre mit OP und Hormontherapie versus Patientinnen mit primärer Hormontherapie verglichen, was die zu unserer Studie verschiedenen Ergebnisse erklären könnte. Die Durchführung einer optimalen adjuvanten Therapie ist bei älteren Patientinnen sinnvoll, da das Medianüberleben bei den 75-Jährigen noch 12 Jahre und bei den 85-Jährigen noch 7 Jahre beträgt [82]. Muss et al. [101] beschrieben, dass die begrenzten Daten der Literatur auf einen signifikanten Nutzen der adjuvanten Therapie hinweisen würden, falls mit einer Lebenserwartung von mindestens 5 122 Jahren zu rechnen wäre. Auf Grund der Lebenserwartung haben auch ältere Patientinnen Rezidive oder versterben am Mammakarzinom [34]. Zu den Prognosefaktoren zählten Garbay et al. [56] die Anzahl der beteiligten Lymphknoten, die Tumorgröße, das Grading und den ER. In der Studie des National Institutes of Health [10] wurden zu den Prognosefaktoren Alter, Tumorgröße, Lymphknotenstatus, Tumorhistologie, Grading, Mitoserate und Hormonrezeptorstatus gezählt. Auch in unserer Studie wurden die meisten dieser Prognosefaktoren gefunden. Hier zählten in der univariablen Analyse zu den Prognosefaktoren Alter, Komorbidität (Anzahl der Begleiterkrankungen, ASA-, NYHA-Klasse, Medikamentenmenge), pT- und pN-Stadium, Grading, Hormonrezeptoren, Gabe einer Chemotherapie sowie Durchführung einer ME. Betrachtete man jedoch die multivariable Methode so zeigte sich, dass nur ein Teil dieser Faktoren zum Schluss tatsächlich einen Einfluss auf das Gesamtüberleben hatte. In unserer Studie ergaben sich letztlich als entscheidende Faktoren die Anzahl der Begleiterkrankungen, das pN-Stadium, das Grading und die Durchführung einer ME. Es kam zu einer Abnahme der Gesamtüberlebenszeit bei einer Zunahme der Anzahl an Begleiterkrankungen sowie höherem pN-Stadium, schlechterem Grading und der Durchführung einer ME. Andere Prognosefaktoren fand die Studie von Muss et al. [100] mittels multivariable Analyse. Hier fanden sich Tumorgröße, Lymphknotenstatus, Chemotherapie und die Gabe von Tamoxifen, wobei mehr befallene Lymphknoten, größerer Tumor, keine Tamoxifengabe und fehlende Chemotherapie zu einer Verkürzung des Gesamtüberlebens führten. Die unterschiedlichen Ergebnisse ergeben sich eventuell aus der doch erheblich abweichenden Anzahl der Patientinnen innerhalb der jeweiligen Kollektive sowie der Tatsache, dass ausschließlich Patientinnen mit Brustkrebs mit Lymphknotenbefall in die Studie von Muss et al. [100] eingeschlossen wurden. 123 b) Rezidivfreies Überleben Das Auftreten von Rezidiven bedeutet definitionsgemäß, dass die primäre Therapie nicht zu einer Elimination des Tumors geführt hat [14]. Es besteht derzeit noch Unschlüssigkeit darüber, ob sich das Auftreten eines Rezidivs negativ auf das Überleben der Patientinnen auswirkt. So schrieben Veronesi et al. [130], dass das Auftreten von In-Brust-Rezidiven ein ungünstiger Faktor für das fernmetastasenfreie Überleben und das Gesamtüberleben war. Andere Studien [18,50,57] fanden allerdings keinen Einfluss des rezidivfreien Überlebens auf das Gesamtüberleben. Eine Beeinflussung des rezidivfreien Überlebens durch das Alter der Patientin konnten wir nicht zeigen. So kam es je nach Altersgruppe bei 13-27% der Patientinnen zum Auftreten von Rezidiven. Dass das Alter nicht das rezidivfreie Überleben beeinflusste, zeigte auch die Studie von Muss et al. [100]. Dagegen fand die Studie von Veronesi et al. [130] einen Zusammenhang von Alter und dem Auftreten von Rezidiven. So hatten Patientinnen im Alter unter 46 Jahren ein größeres Rezidivrisiko als Patientinnen über 65 Jahren. Das in der hier vorliegenden Studie solch ein signifikanter Unterschied nicht gefunden werden konnte, liegt wahrscheinlich mit an der anderen Alterseinteilung. Es zeigte sich jedoch auch ein niedrigeres Rezidivrisiko der Patientinnen über 79 Jahre, denn hier hatten 13% der Patientinnen ein Rezidiv versus 27% der Patientinnen unter 50 Jahren. Dieser Zusammenhang war allerdings nicht signifikant. Dass Komorbidität nicht mit dem Auftreten von Rezidiven assoziiert war, konnte unsere Studie wie die Studie von Tammemagi [126] zeigen. Bei der Betrachtung der Tumorcharakteristika spielte die Größe des Tumors eine Rolle in Bezug auf das rezidivfreie Überleben. Je größer der Tumor war umso eher kam es zu Rezidiven. Im Durchschnitt kam es bei einem Tumor im pT1Stadium nach 5 Jahren in 11% der Fälle zu einem Rezidiv und bei einem Karzinom im pT2-Stadium in 22% der Fälle [93]. In der Studie von Fischer et al. [47] hatten Patientinnen mit einem pT1-Tumor in 7% der Fälle ein Rezidiv und Patientinnen mit einem Tumor in einem höheren pT-Stadium in 12% der Fälle. In der hier vorliegenden Studie stieg das Rezidivrisiko um das 2,1fache von Stadium pT1 zu pT2 an. 124 Bezüglich der Hormonrezeptoren war bei Gazetas et al. [57] kein Zusammenhang zwischen dem ER-Status und dem Auftreten von Rezidiven erkennbar. Dagegen beschrieben McGuire et al. [94] einen Zusammenhang zwischen dem ER-Status und dem rezidivfreien Überleben. So bestand ein Unterschied von 10% zwischen dem Auftreten von Rezidiven bei ER positiven zu ER negativen Karzinomen zu Gunsten der ER positiven Karzinome. Postmenopausale Frauen mit ER negativen Karzinomen hatten in der Studie von Wallgren et al. [133] häufiger lokale Rezidive sowie Fernmetastasen als postmenopausale Patientinnen mit ER positiven Karzinomen. Die hier vorliegende Studie fand auch eine Reduktion des Rezidivrisikos bei ER positiven Karzinomen. Es ergab sich eine Verminderung des Rezidivrisikos um 42% für den positiven ER. Für den PR konnte wie in der Literatur beschrieben [52] kein Einfluss des Status auf das rezidivfreie Überleben gezeigt werden. Fischer et al. [52] berichteten allerdings, dass auch der ER keinen Einfluss auf das rezidivfreie Überleben hatte. Beim Vergleich von Grading und rezidivfreien Überleben hatten in der Dissertation von Schwippe [118] Patientinnen mit einem G1 Karzinom die beste Prognose, wobei es bei 14,3% zum Auftreten von Rezidiven bzw. Fernmetastasen kam. G2 und G3 Karzinome zeigten ein Auftreten von Rezidiven/Fernmetastasen in 66,6% und 55,5% der Fälle. Auch Le Doussal et al. [89] beschrieben ein höheres Rezidivrisiko der G3-Tumore. So kam es in 15,2% der G3 und in 2% der G1Tumore zu einem Rezidiv. Bei Davis et al. [35] betrug das 5-Jahre rezidivfreie Überleben bei G1-Tumoren 64%, bei G2-Tumoren 51% und bei G3-Tumoren nur noch 42%. Somit sind alle niedrig differenzierten Karzinome als prognostisch ungünstig anzusehen [14]. In der hier vorliegenden Arbeit erhöhte sich das Rezidivrisiko von G1 zu G2 bzw. von G2 zu G3 um jeweils das 3fache und bestätigte damit das in der Literatur beschriebene erhöhte Rezidivrisiko der niedrig differenzierteren Karzinome. Im Bezug auf die Therapie des Mammakarzinoms zeigte sich, dass eine suboptimale Therapie mit einem höheren Anteil an lokalen und regionären Rezidiven [18,57] korrelierte. Zum Auftreten dieser Rezidive und der Fernmetastasen kam es häufig innerhalb der ersten zwei Jahre nach erfolgter suboptimaler Primärtherapie [131]. In den meisten Fällen konnte jedoch kein 125 negativer Effekt der suboptimalen Therapie auf das Gesamtüberleben gezeigt werden [18,57]. Eine adjuvante Chemotherapie reduzierte bei Patientinnen im Alter zwischen 60 und 69 Jahren signifikant die Häufigkeit des Auftretens von Rezidiven, auch wenn die Mortalitätsraten nur um 8% abnahmen [9]. McGuire et al. [93] beschrieben eine Risikoreduktion des rezidivfreien Überlebens um 52%. In unserer Studie der Ulmer Universitätsfrauenklinik fand sich jedoch ein vermehrtes Auftretens von Rezidiven bei Gabe einer adjuvanten Chemotherapie. Dies ist eventuell auf eine niedrigere Patientenanzahl, die Chemotherapien erhielt, zurückzuführen. Dieselbe Studie die für die Polychemotherapie eine Verbesserung des rezidivfreien Überlebens fand [7], stellte auch eine Reduktion des Rezidivrisikos durch eine Hormontherapie fest. In unserer Studie wurde nicht die Gabe einer Hormontherapie sondern das Vorhandensein von positiven Hormonrezeptoren in Bezug auf das rezidivfreie Überleben untersucht. Es ergab sich eine Reduktion des Rezidivrisikos um 42% bei positivem ER. Da jedoch Tumore mit positiven Hormonrezeptoren mit einer besseren Ansprechrate der Hormontherapie assoziiert sind [4], kann der Einfluss der Rezeptoren auf das rezidivfreie Überleben zum Teil auch durch die Gabe einer Hormontherapie erklärt werden, da bei positiven Rezeptoren im Allgemeinen eine Hormontherapie gegeben wird und Patientinnen mit negativen Rezeptoren keine erhalten. In der Studie von Fischer et al. [48] hatten Patientinnen über 50 Jahren mit einem ER oder PR positiven Karzinomen eine signifikante Verbesserung des rezidivfreien Überlebens, wenn als Therapie Tamoxifen gegeben wurde. Fischer et al. [50] berichteten, dass es bezüglich des rezidivfreien Überlebens keinen Unterschied zwischen Patientinnen gibt, die eine Tumorentfernung oder eine ME erhielten. 34% der Frauen, bei denen die Operationsart eine ME war, bekamen ein Rezidiv. Bei den Frauen mit Tumorentfernung waren es 37%. Wir untersuchten, ob sich das Rezidivrisiko bei den Patientinnen mit ME im Vergleich zu denen, die keine ME erhielten, verändert. Dabei ergab sich, dass eine Durchführung einer ME das Rezidivrisiko um das 3fache erhöhte. Allerdings muss dabei beachtet werden, dass eine ME meist bei fortgeschrittenerem Stadium durchgeführt wird [40]. Mittels multivariabler Analyse wurde ein Einfluss auf das rezidivfreie Überleben für das pN-Stadium, das Grading, die Durchführung einer ME und die Gabe einer 126 Chemotherapie gefunden. So nahm die rezidivfreie Zeit mit schlechterem Grading, höherem pN-Stadium, der Durchführung einer ME oder einer Chemotherapie ab. Auch die Studie von Muss et al. [100] untersuchte die Prognosefaktoren mittels multivariabler Analyse. Hier fanden sich als relevante Faktoren die Anzahl befallener Lymphknoten, Tumorgröße, Gabe von Tamoxifen und der ER. Bei mehr befallenen Lymphknoten, größerem Tumor, fehlender Gabe von Tamoxifen und ER negativen Karzinomen kam es zu einer Verkürzung des rezidivfreien Überlebens. Somit fanden sich zum Teil andere Faktoren als in unserer Studie, was auf die unterschiedliche Anzahl an Patientinnen innerhalb der jeweiligen Studien und der Tatsache, dass nur Patientinnen mit Tumoren, bei denen bereits Lymphknoten befallen waren, untersucht wurden, liegen kann. 127 5.6. Schlussfolgerung Die Ergebnisse der im Vorangegangenen diskutierten Arbeit aus der Frauenklinik der Universität Ulm entsprachen zum größten Teil denen, die in zahlreichen internationalen Veröffentlichungen zum Ausdruck kamen. Das traf zum einen auf die vom Alter beeinflussten Faktoren Tumorcharakteristika, Komorbidität und Therapieart und zum anderen auf die Faktoren (Alter, Tumorcharakteristika, Komorbidität, Therapieart), die die Gabe einer Chemotherapie beeinflussten, zu. Die Studie konnte zeigen, dass es keine medizinischen Parameter gab, die die Variabilität der Dauer bis zum Beginn der Chemotherapie erklären könnten. Ein verzögerter Beginn könnte auf persönliche Entscheidungen der Patientin, Auftreten operativer Komplikationen mit verlängerter Rekonvaleszenz oder personellen Situationen in den Krankenhäusern zurückzuführen sein, war aber jedenfalls unabhängig vom Alter und Gesundheitszustand der Patientin. Bezüglich des Gesamt- und rezidivfreien Überlebens ergaben sich bis auf die Therapieart (ME und Chemotherapie) mit der Literatur vergleichbare Ergebnisse. Mittels univariabler Analyse konnte die Studie zeigen, dass das Alter ein wichtiger Faktor ist. So verminderte sich im höheren Lebensalter das Gesamtüberleben. Allerdings war dies nicht der einzige Faktor, sondern auch Komorbidität, pT-, pNStadium, Grading, ER und PR sowie die Therapie (ME, Chemotherapie) beeinflussten das Gesamtüberleben. Als Prognosefaktoren konnte mittels multivariabler Analyse für das Gesamtüberleben die Anzahl der Begleiterkrankungen, das pN-Stadium, das Grading sowie die ME festgelegt werden. Das rezidivfreie Überleben wurde vom pN-Stadium, Grading, der Durchführung einer ME und der Gabe einer Chemotherapie beeinflusst. Nach Adjustierung für Komorbidität und histologische Prognosefaktoren, war das Alter kein signifikanter Einflussfaktor mehr für das Gesamtüberleben oder das rezidivfreie Überleben. Ältere Patientinnen erhielten in unserer Studie seltener eine Chemotherapie, obwohl die Chemotherapie bei jüngeren Patientinnen eine der häufigsten adjuvanten Therapien ist, wird sie bei älteren Patientinnen auf Grund fehlender Studienergebnisse häufig nicht angewandt. 128 Der behandelnde Arzt sollte die Therapie jedoch nicht vom Alter der Patientin alleine, sondern vielmehr vom Allgemeinzustand der Patientin [15,21,136], dem Tumorstadium [3], der geschätzten Lebenserwartung [15,46,136] und den Begleiterkrankungen [136] abhängig machen, da eben die Therapieart das Gesamt- und das rezidivfreie Überleben mit beeinflusst und das Alter nicht die Hauptrolle spielt. Da die Bevölkerung in Deutschland weiter altert, werden Studien klären müssen, welchen Einfluss das Alter auf die Therapieart haben soll und welche weiteren Faktoren noch zur Therapiewahl herangezogen werden müssen. Gerade die Indikation einer Chemotherapie bei Patientinnen fortgeschrittenen Alters sollte noch deutlicher festgelegt werden. 129 6. Zusammenfassung Das Mammakarzinom ist der häufigste Tumor der Frau und die Inzidenz des Mammakarzinoms steigt mit zunehmendem Alter an. Da die Bevölkerungen altern, wird der Anteil an älteren Patientinnen mit Brustkrebs immer weiter zunehmen. Die Studie der Universitätsfrauenklinik beschäftigte sich mit dem Einfluss des Alters auf die Therapieentscheidung und die Prognose. In die Studie wurden Patientinnen aufgenommen, die zwischen März 1994 und August 1999 an der Universitätsfrauenklinik wegen eines primären Mammakarzinoms operiert wurden. Nach Beachtung der vordefinierten Ausschlusskriterien ergab sich eine Patientenanzahl von 608. Bei der Untersuchung des Kollektivs zeigte sich, dass der Menopausenstatus, die Anzahl der Begleiterkrankungen, die Tumorcharakteristika und die Art der operativen und adjuvanten Therapie sowie das Auftreten von Rezidiven und das Gesamtüberleben mit den Daten der Literatur weitgehend übereinstimmten. Bei der Beurteilung des Einflusses des Alters auf die Komorbidität fand sich ein Anstieg der ASA- (American Society of Anaesthesiologists), der NYHA-Klasse (New York Heart Association) und auch der Anzahl der Begleiterkrankungen mit dem Alter, also eine Zunahme der Komorbidität mit dem Alter. Daneben zeigte sich, dass einige Tumorcharakteristika mit dem Alter verknüpft waren. So hatten ältere Patientinnen häufiger einen fortgeschrittenen Tumor und ER (Östrogenrezeptor) positivere Karzinome. Wie auch schon in der Literatur beschrieben, ergab sich kein Zusammenhang des Alters mit dem pN-Stadium (Anzahl befallener Lymphknoten), dem Grading oder dem PR (Progesteronrezeptor). Die Darstellung der operativen Therapie im Bezug auf das Alter machte deutlich, dass Patientinnen im höheren Lebensalter häufiger eine ME (Mastektomie) erhielten, bei jüngeren Patientinnen jedoch häufiger eine BET (Brusterhaltende Therapie) durchgeführt wurde. Auch bei der adjuvanten Therapie fand sich eine deutliche Altersabhängigkeit. Patientinnen im höheren Lebensalter hatten häufiger eine Hormontherapie und seltener eine Radiatio oder eine Chemotherapie. Im Bezug auf das Gesamtüberleben hatten ältere Patientinnen eine schlechtere Prognose. Bezüglich des Rezidivrisikos konnte kein signifikanter Zusammenhang gefunden werden, es traten bei älteren Patientinnen nicht häufiger Rezidive auf. Auch die Lokalisation der Rezidive war zwischen alten und jungen Patientinnen nicht unterschiedlich. 130 Die Untersuchungen hinsichtlich der Faktoren, die die Gabe einer Chemotherapie beeinflussten, erbrachten für das Alter und die Komorbidität denselben Zusammenhang. So erhielten Patientinnen im höheren Lebensalter sowie Patientinnen mit höherer ASA-, NYHA-Klasse oder mehr Begleiterkrankungen seltener eine Chemotherapie. Auch im Bezug auf die Tumorcharakteristika konnte ein Zusammenhang mit der Gabe einer Chemotherapie gefunden werden. So wurde bei fortgeschrittenerem Karzinom, bei Lymphknotenbefall, bei niedrig differenzierteren Karzinom und bei negativen Hormonrezeptoren häufiger eine Chemotherapie durchgeführt. Die Dauer bis zum Beginn der Chemotherapie nach erfolgter operativer Therapie wurde von keinem der hier untersuchten Faktoren beeinflusst. Bei Betrachtung des Gesamt- und des rezidivfreien Überlebens zeigten sich in der univariablen Analyse unterschiedliche Prognosefaktoren. So kam es bei folgenden Faktoren zu einer Verkürzung des Gesamtüberleben: höhere Anzahl an Begleiterkrankungen, höhere ASA- und NYHA-Klasse, hohes pT- (Tumorgröße) und pN-Stadium, niedrig differenzierte Karzinome, negative Hormonrezeptoren, durchgeführte ME oder Chemotherapie. Auf das rezidivfreie Überleben wirkten sich weniger Faktoren aus. Hierbei hatten einen negativen Effekt auf das rezidivfreie Überleben das Fehlen des ER, höheres pT- und pN-Stadium, schlecht differenzierte Karzinome, die Durchführung einer ME und die Gabe einer Chemotherapie. Anhand des multivariablen Modells konnte gezeigt werden, dass nur ein Teil der vorher genannten Faktoren noch einen Einfluss auf das Gesamtüberleben hatten. So verlängerte sich das Gesamtüberleben bei einer niedrigeren Anzahl an Begleiterkrankungen, niedrigerem pN-Stadium, niedrigerem Grading und bei fehlender Durchführung einer ME. Auch für das rezidivfreie Überleben konnte mittels der multivariablen Analyse die Anzahl an Faktoren reduziert werden. So kam es bei höherem pN-Stadium, höherem Grading, Durchführung einer ME und Durchführung einer Chemotherapie zum früheren Auftreten von Rezidiven. Somit konnte die Studie zeigen, dass das Alter letztendlich kein Prognosefaktor in Bezug auf Gesamt- und rezidivfreies Überleben ist, jedoch die Therapiewahl eine Rolle spielte und deshalb sollten weitere Studien klären welche Rolle das Alter bei der Therapiewahl haben sollte. Des Weiteren sollte die Indikation einer Chemotherapie bei älteren Patientinnen noch genauer festgelegt werden. 131 7. Literaturverzeichnis 1. Adami H-O, Malker B, Holmberg L, Persson I, Stone B: The relation between survival and age at diagnosis in breast cancer. N Engl J Med 315: 559-563 (1986) 2. Alberts AS, Falkson G, Van der Merve R: Factors influencing prognosis in elderly patients with primary breast cancer. 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Danksagung Für die Überlassung des Themas meiner Doktorarbeit bedanke ich mich bei meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. med. Kreienberg. Ich danke meiner Betreuerin Frau Dr. med. Tanja Volm für die Unterstützung während der Datenerhebung sowie für die wenn auch manchmal etwas schwierige Korrektur meiner Doktorarbeit. Als letztes bedanke ich mich noch bei Herrn Florian Vogel für die Berechnung meiner Daten und die Erklärungen zur Auswertung, die manchmal mehrmals erfolgen mussten. 151 9. Lebenslauf Persönliche Daten Geburtsdatum: 26.02.1979 Geburtsort: Bad Friedrichshall Geburtsname: Ortmann Heirat mit Felix Johannes Godde 26.05.2006 Geburt der Tochter Laura Maria 16.07.2007 Ausbildung 1985-1989 Besuch der Grundschule Roigheim 1989-1998 Besuch des Ganztagesgymnasiums Osterburken, Abschluss mit Abitur 1998-2005 Studium der Humanmedizin an der Universität Ulm Beruf 2005 Beginn mit der Weiterbildung für Innere und Allgemeinmedizin am Sana Kinikum Hof 152