Frauen in Lebenskrisen Behandlungsschwerpunkt am EKA vorgestellt Kinderwunsch, Schwangerschaft, Eltern sein: Mit diesen Phasen im Leben einer Frau und eines Paares sind überwiegend positive Gefühle, Hoffnungen und Erwartungen verknüpft. Doch aufgrund verschiedener Ursachen können diese einschneidenden Lebensereignisse psychisch so belastend sein, dass eine Frau professionelle Unterstützung braucht. Rund jede zehnte Schwangere entwickelt zum Beispiel eine behandlungsbedürftige Depression, nach der Geburt liegt der Anteil der Mütter mit postpartalen „Wochenbettdepressionen“ sogar bei bis zu 15 Prozent. Im Rahmen eines Fachsymposiums am Ev. Krankenhaus Alsterdorf am 19. April in der Kulturküche auf Einladung von Dr. Catrin Mautner, Chefärztin des Fachbereichs Psychiatrie und Psychotherapie am EKA, wurden Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten vorgestellt, u.a. die neue „Frauensprechstunde“ (siehe Kasten). Mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, unter ihnen Gynäkologen, Psychotherapeuten und Hebammen, informierten sich. In ihrem Grußwort sagte Elke Huster-Nowack, Leiterin des Bereichs Krankenhausplanung in der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz: „Viele Probleme dieser Frauen bleiben unausgesprochen, sie werden alleingelassen. Deshalb ist es wichtig, den Fokus auf bestimmte Versorgungsbedürfnisse zu richten und dafür entsprechende Angebote zu schaffen.“ Prof. Dr. Anke Rohde vom Universitätsklinikum Bonn, Fachbereich Gynäkologische Psychosomatik, zeichnete ein erschreckendes Bild: Frauen kämen häufig zu spät in eine Behandlung, es fehlten niedrigschwellige Hilfs- und Therapieangebote. Es sei Zeit für eine gendersensible Medizin, sowohl in der Ausbildung als auch in der Versorgung. Unter dem Titel „Vom Kinderwunsch zum Wunschkind“ stellte Dr. Almut Dorn, Psychologische Psychotherapeutin in Hamburg „Möglichkeiten und Grenzen von Technik und Psyche“ in der Reproduktionsmedizin dar. Es stellten sich sehr viele ethische und medizinische Fragen, die eine Belastung für die Frauen bzw. Paare sein können. „IVF und ICSI, Samen- und Eizellspende, social freezing, Leihmutterschaft – das sind nur einige Begriffe aus der Reproduktionsmedizin. Welche Risiken birgt eine Kinderwunschbehandlung? Welchen Methoden stimmt eine Frau, stimmt ein Paar zu? Welche lehnt es ab? Wie weit gehe ich, um einen Kinderwunsch zu verwirklichen? Wie gehe ich damit um, wenn es nicht klappt?“ Auch hier brauche es mehr qualifizierte therapeutische Angebote, um Frauen bzw. Paare in dieser Lebensphase zu begleiten. Einen Anfang macht „FINE – Frauenpsychosomatik im Netzwerk“ in Hamburg, gegründet von Dr. Almut Dorn und Dr. Catrin Mautner. Inzwischen habe das Netzwerk über 160 Mitglieder – darunter Ärztinnen, Therapeutinnen und Hebammen. Am Ev. Krankenhaus Alsterdorf bietet Dr. Mautner eine „Frauensprechstunde“ an: Frauen in Krisensituationen erhalten kurzfristig einen Termin für eine Ersteinschätzung und dem Aufzeigen von Behandlungsmöglichkeiten, bei Bedarf auch eine krisenspezifische stationäre Therapie für Schwangere und Mütter kurz nach der Geburt. Dr. Mautner: „Je früher eine Frau Hilfe bekommt, desto besser – vor allem, wenn sie auch noch Mutter ist. Denn eine psychische Erkrankung kann die Entwicklung einer gesunden Bindung zum Kind stören.“ Deshalb sei das Angebot einer Spezialsprechstunde so wichtig. Frauensprechstunde am Ev. Krankenhaus Alsterdorf Anmeldung bei Frau Strohsahl, Tel. 040 - 5077-3417 Wir sind für Sie da, zum Beispiel bei - Depressiven Reaktionen auf ungewollte Kinderlosigkeit, nach Fehlgeburten oder - Schwangerschaftsabbruch - Prämenstruelles Syndrom - Psychische Störungen in der Schwangerschaft und rund um die Geburt - Wochenbettdepressionen - Schwierigkeiten bei der Mutter-Kind-Bindung Chefärztin Dr. Catrin Mautner hat das Netzwerk FINE ("Frauenpsychosomatik im Netzwerk") maßgeblich mit aufgebaut und arbeitet eng mit Spezialisten verschiedener Berufsgruppen zusammen. „Frauen haben heute sehr viele Möglichkeiten, ihr Leben zu gestalten. Doch die Vielzahl der Fragen nach dem Selbstverständnis als Frau, als Partnerin, als Mutter, als Berufstätige kann belastend sein und überfordern. Wir unterstützen Frauen in schwierigen Lebenssituationen darin, sich diesen Fragen zu stellen und individuelle Antworten zu finden, damit sie seelisch und körperlich im Gleichgewicht sind." www.evangelisches-krankenhaus-alsterdorf.de