Spieltheorie – Teil 3 Tone Arnold Universität des Saarlandes 20. März 2008 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 1 / 70 Spiele mit unvollständiger Information Bisher wurde immer angenommen, dass allen Spielern die vollständige Beschreibung des Spiels vorliegt, d.h. es wurde von vollständiger (wenn auch nicht von vollkommener) Information seitens aller Spieler ausgegangen. Ohne vollständige Information kann keine beste Antwort auf eine Strategie abgeleitet werden! Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 2 / 70 Unvollständige Information Die Annahme vollständiger Information ist sehr restriktiv. Im Normalfall liegt unvollständige Information vor, z. B.über die Gewinnsituation einer Konkurrenzfirma, oder über deren Handlungsmöglichkeiten (ihre Strategiemenge). Wir betrachten den Fall, dass sich die unvollständige Information nur auf die Auszahlungen bezieht. Unvollständige Information über andere Parameter kann auf analoge Weise behandelt werden. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 3 / 70 Beispiel Eine Firma (1) will in einen Markt eintreten, in dem sich ein Monopolist (2) befindet. Ohne Markteintritt erhält der Monopolist einen Gewinn von 3. Tritt Firma 1 in den Markt ein, so gibt es zwei mögliche Reaktionen seitens der Firma 2: Sie lässt den Eintritt zu. In diesem Fall erhalten beide Firmen einen Gewinn von 1. Firma 2 kämpft. In diesem Fall macht die eintretende Firma 1 einen Verlust von 1. Firma 2 erhält die Auszahlung k, die der Firma 1 nicht bekannt ist. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 4 / 70 Unvollständige Information Die entscheidende Frage für die eintretende Firma ist, ob der Monopolist den Eintritt bekämpfen wird oder nicht. Das hängt natürlich von der Auszahlung ab, die der Monopolist in diesem Fall erhält: Wüsste die Firma 1, dass dem Monopolisten grosse Verluste entstehen, dann würde sie wahrscheinlich in den Markt eintreten. Hätte der Monopolist jedoch nur einen geringen oder gar keinen Verlust, dann würde er einen Preiskampf riskieren und ein Markteintritt wäre nicht lohnend. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 5 / 70 Normalform des Spiels E N Z |E 1, 1 0, 3 K |E −1, k 0, 3 Wenn die Firma 1 den Parameter k nicht kennt, dann kann sie nicht vorhersagen, wie der Monopolist reagieren wird. Also kann Firma 1 auch ihre eigene optimale Strategie nicht bestimmen. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 6 / 70 John Harsanyi Dieses Problem wurde von John Harsanyi in mehreren Artikeln diskutiert. Idee: Ein Spiel mit unvollständiger Information wird in ein Spiel mit unvollkommener Information transformiert. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 7 / 70 Harsanyi Transformation Der Parameter k wird als Typ der Firma 2 interpretiert. Unterschiedliche Auszahlungen der Firma 2 werden als unterschiedliche Typen von Firma 2 interpretiert. Beispiel: Es gibt zwei mögliche Auszahlungen für Firma 2: k1 = 2 und k2 = −1. Dann sind k1 und k2 die beiden Typen der Firma 2. Firma 2 kennt ihren Typ, aber Firma 1 ist unvollständig über den Typ der Firma 2 informiert. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 8 / 70 Harsanyi Transformation Annahme: Es gibt eine allgemein bekannte, objektive Wahrscheinlichkeitsverteilung über die möglichen Typen der Firma 2. Diese Verteilung ist Common Knowledge, d. h. jede Firma kennt diese Verteilung und weiss, dass auch die jeweils andere Firma diese Verteilung kennt. Und: Jede Firma weiss, dass die jeweils andere Firma weiss, dass die Firma die Verteilung kennt. Etc. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 9 / 70 Neuer Spieler: Natur Nun wird ein zusätzlicher, imaginärer Spieler, die “Natur”, eingeführt. Die Natur wählt nun gemäss der gegebenen Wahrscheinlichkeitsverteilung den Typ der Firma 2 aus. Firma 2 selbst kennt natürlich ihren Typ, sie kann also den Zug der Natur beobachten. Firma 1 kann den Zug der Natur nicht beobachten — sie hat unvollkommene (aber vollständige) Information. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 10 / 70 Harsanyi Transformation Mit Hilfe der Harsanyi Transformation wird die Unvollständigkeit der Information transformiert in die Unvollkommenheit der Information über den Zug der Natur. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 11 / 70 Beispiel Annahme: Es gibt zwei mögliche Typen des Monopolisten (Firma 2), k1 = 2 und k2 = −1. Firma 2 kennt ihren Typ, Firma 1 kennt nur die Wahrscheinlichkeitsverteilung. Die Natur wählt den Typen k1 mit der Wahrscheinlichkeit p und den Typen k2 mit der Wahrscheinlichkeit (1 − p). Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 12 / 70 Spielzug der Natur Die Natur (i.e. der Zufall) entscheidet also, welches Spiel gespielt werden wird: Mit Wahrscheinlichkeit p Z |E E 1, 1 N 0, 3 K |E −1, k1 0, 3 und mit Wahrscheinlichkeit (1 − p) Z |E E 1, 1 N 0, 3 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) K |E −1, k2 0, 3 Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 13 / 70 Extensivform Natur • pk1 ¨ • § N (1 − p)k2 ¥ •¦ Fa. 1 E E • (0, 3) K (−1, 2) Fa. 2 Z N • K (0, 3) Z (1, 1) (−1, −1) (1, 1) Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 14 / 70 Harsanyi Transformation Wichtige Annahme Jeder Spieler kennt alle möglichen Typen des Gegners sowie die Wahrscheinlichkeitsverteilung, gemäss der die Natur die Typen zieht. Diese sind Common Knowledge. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 15 / 70 Beispiel: Beidseitige unvollkommene Info Wir betrachten zwei preisetzende Firmen, 1 und 2, die ohne Kosten produzieren können. Die Nachfragefunktionen sind p2 − p1 , 2p1 d2 (p1 , p2 ) = b + 0.5p1 − p2 . d1 (p1 , p2 ) = a + Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 16 / 70 Zwei mögliche Typen Angenommen, jede der beiden Firmen kann zwei mögliche Typen annehmen, gekennzeichnet durch verschiedene Nachfrageparameter: T1 = {ah , al } und T2 = {bh , bl }. Dabei gilt ah > al und bh > bl . Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 17 / 70 Beschreibung des Spiels in Normalform Spielermenge: {1, 2}. Die Mengen der möglichen Typen der Spieler sind T1 = {ah , al } und T2 = {bh , bl }. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 18 / 70 Die gemeinsame Wahrscheinlichkeitsverteilung Die gemeinsame Wahrscheinlichkeitsverteilung µ ist µ(ah , bh ) = 0.5 µ(ah , bl ) = µ(al , bh ) = 0.125, µ(al , bl ) = 0.25. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 19 / 70 Strategienmengen (mögl. Preise): S1 = S2 = R+ . Auszahlungsfunktionen (Gewinne): π1 (s, t) = (ai + 0.5p1 /p2 − p1 )p1 π2 (s, t) = (bj + 0.5p1 − p2 )p2 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 20 / 70 Ablauf des Spiels 1 Zu Beginn des Spiels wählt die Natur eine bestimmte Typenkombination und jeder Spieler erfährt seinen eigenen Typ, nicht jedoch den des anderen Spielers. 2 Die Spieler wählen ihre Strategien in Kenntnis ihres Typs und der gegebenen Wahrscheinlichkeitsverteilung. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 21 / 70 Bayesian Updating Abhängig von der Wahrscheinlichkeitsverteilung µ kann der Fall eintreten, dass ein Spieler aufgrund der Information über seinen eigenen Typ Information über den Typ des anderen Spielers erhält. Er kann also aus seinem eignen Typ etwas über die anderen Typen lernen. Die Wahrscheinlichkeitsverteilung wird sich durch diese neue Information ändern. Dieses Lernen (updating) ist als Bayesian Updating in der Literatur bekannt. Es folgt den Regeln der statistischen Entscheidungstheorie. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 22 / 70 Beispiel Gemeinsame Wahrscheinlichkeitsverteilung der Typen: µ(ah , bh ) = 0.5 µ(ah , bl ) = µ(al , bh ) = 0.125, µ(al , bl ) = 0.25. Firma 1 erfährt, dass ihr Typ ah ist. Sie berechnet die bedingte Wahrscheinlichkeit dafür, dass Firma 2 vom Typ bh ist (bedingt auf das Ereignis, dass Firma 1 ah ist). Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 23 / 70 Bedingte Wahrscheinlichkeiten prob(bh |ah ) = = µ(ah , bh ) prob(ah ) 0.5 µ(ah , bh ) = = 0.8. µ(ah , bh ) + µ(ah , bl ) 0.5 + 0.125 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 24 / 70 Satz von Bayes µ(x, y ) prob(x|y ) = Pn . i=1 µ(xi , y ) Die bedingten Wahrscheinlichkeiten werden Vermutungen (Beliefs) der Spieler genannt. Jeder hat also Vermutungen über den Typ des anderen. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 25 / 70 Vermutungen der Firma 1 Angenommen, Firma 1 erfährt, dass ihr Typ ah ist. µ1 (bh |ah ) = µ(ah , bh ) 0.5 4 = = µ(ah , bl ) + µ(ah , bh ) 0.5 + 0.125 5 µ1 (bl |ah ) = 0.125 1 µ(ah , bl ) = = µ(ah , bl ) + µ(ah , bh ) 0.5 + 0.125 5 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 26 / 70 In diesem Beispiel können die Spieler aus ihrem eigenen Typ zusätzliche Information über den Typ des Gegners erhalten: Ohne die Information über den eigenen Typ wäre die Vermutung von Firma 1, dass sie es mit der Firma bh zu tun hat, gegeben durch µ(ah , bh ) + µ(al , bh ) = 0.625. Nach Kenntnis ihres eigenen Typs (ah ) ändern sich die Vermutungender Firma 1 zu µ1 (bh |ah ) = 0.8. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 27 / 70 Interpretation Die Nachfrageparameter sind positiv korreliert. Hat die Firma 1 einen hohen Nachfrageparameter, i. e. ah , so steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Firma 2 ebenfalls den hohen Nachfrageparameter hat. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 28 / 70 Bayesianische Entscheidungsfunktion Hat ein Spieler Information über seinen Typ erhalten, dann wählt er eine Strategie, die seine erwartete Auszahlung maximiert, gegeben seine bedingte Wahrscheinlichkeitsverteilung (seine Vermutungen) über die Typen der anderen Spieler. Die Strategie eines Spielers ist dann eine Funktion des Typs des Spielers: si (ti ). Eine solche Strategie heisst Bayesianische Entscheidungsfunktion. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 29 / 70 Das Bayesianische Nash Gleichgewicht Definition 1 Ein Bayesianisches Nash Gleichgewicht ist eine Kombination von Bayesianischen Entscheidungsfunktionen, die gegenseitig beste Antworten sind. Beste Antwort heisst, dass die Strategie die erwartete Auszahlung des Spielers maximiert, gegeben die Strategien der anderen Spieler sowie seine Vermutungen über die Typen der anderen Spieler. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 30 / 70 Die Entscheidungsfunktionen si∗ (ti ) ordnet jedem Spielertyp (nicht nur jedem Spieler!) eine Strategie zu. Diese Strategie maximiert seine erwartete Auszahlung, vorausgesetzt 1 die anderen Spieler verwenden ihre ∗ (t ) und Entscheidungsfunktionen s−i −i 2 die bedingten Wahrscheinlichkeiten µi (t−i |ti ) geben die Information der Spielers i wieder. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 31 / 70 Das Markteintrittsspiel Extensivform Natur • pk1 ¨ • § N (1 − p)k2 ¥ •¦ Fa. 1 E E • (0, 3) K (−1, 2) Fa. 2 Z N • K (0, 3) Z (1, 1) (−1, −1) (1, 1) Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 32 / 70 Auszahlungen Die (typenabhängigen) Auszahlungsmatrizen für dieses Spiel sind mit Wahrscheinlichkeit p Z |E E 1, 1 N 0, 3 K |E −1, k1 0, 3 und mit Wahrscheinlichkeit (1 − p). E N Z |E 1, 1 0, 3 K |E −1, k2 0, 3 Annahme k1 = 2, k2 = −1. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 33 / 70 Da es nur einen Typ von Firma 1 gibt, lernt Firma 1 nichts neues über den Typ der Firma 2. Ihre Entscheidungsfunktion ist identisch mit einer Strategienwahl s1 . Diese Strategie muss ihre erwartete Auszahlung maximieren, gegeben die typenabhängige Strategie von Firma 2, (s2 (k1 ), s2 (k2 )), und die Vermutung der Firma 1 (µ(k1 ) = p, µ(k2 ) = 1 − p). Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 34 / 70 Firma 2 hat vier mögliche Entscheidungsfunktionen: (s2 (k1 ), s2 (k2 )) : ZZ , ZK , KZ , KK . Erwartete Auszahlung der Firma 1: Eπ1 = pπ1 (s1 , s2 (k1 ), k1 ) + (1 − p)π1 (s1 , s2 (k2 ), k2 ). Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 35 / 70 Auszahlungen von Firma 1 (N, ·): Firma 1 tritt nicht ein ⇒ π1 = 0. (E, ZZ ): Firma 1 tritt ein, beide Typen von Firma 2 lassen Eintritt zu ⇒ π1 = p · 1 + (1 − p) · 1 = 1. (E, ZK ): Firma 1 tritt ein, Typ k1 lasst Eintritt zu, k2 kämpft ⇒ Eπ1 = p · 1 + (1 − p) · (−1) = 2p − 1. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 36 / 70 (E, KZ ): Firma 1 tritt ein, k1 kämpft, k2 lässt Eintritt zu ⇒ Eπ1 = p · (−1) + (1 − p) · 1 = 1 − 2p. (E, KK ): Firma 1 tritt ein, beide Typen von Firma 2 kämpfen ⇒ π1 = −1. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 37 / 70 Erwartete Auszahlungen von Firma 1 für die vier möglichen Entscheidungsfunktionen der Firma 2 ZZ ZK KZ KK Tone Arnold (Universität des Saarlandes) E N 1 0 2p − 1 0 1 − 2p 0 −1 0 Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 38 / 70 Beste Antwort der Firma 1 (s2 (k1 ), s2 (k2 )) s1 ZZ E ZK N für p ≤ 0, 5, E für p > 0, 5 KZ E für p ≤ 0, 5, N für p > 0, 5 KK N Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 39 / 70 Auszahlungen der Firma 2 Für Typ k1 : Z |E E 1 N 3 K |E 2 3 Z |E 1 3 K |E −1 3 für Typ k2 : E N Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 40 / 70 Das BNG Typ k1 hat die dominante Strategie K und Typ k2 hat die dominante Strategie Z . Das Bayesianische Nash Gleichgewicht lautet (N, KZ ) für p > 0, 5, Tone Arnold (Universität des Saarlandes) (E, KZ ) für p ≤ 0.5 Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 41 / 70 Das BNG Dies ist das einzige Nash Gleichgewicht. Typ k1 wird immer kämpfen, wenn Firma 1 in den Markt eintritt, und Typ k2 wird einen Eintritt immer zulassen. Als beste Antwort wird Firma 1 nicht in den Markt eintreten, wenn die Wahrscheinlichkeit für Typ k1 hoch ist (p > 0, 5), und Firma 1 wird eintreten, falls p ≤ 0, 5. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 42 / 70 Dieses Ergebnis ist einfach zu ermitteln, da 1 eine dominante Strategie für jeden Typen des Monopolisten existiert; 2 und die unvollständige Information nur einseitig ist. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 43 / 70 Beispiel: Preissetzendes Duopol Normalform des Spiels Spielermenge: {1, 2}. Die Mengen der möglichen Typen der Spieler sind die Nachfrageparameter T1 = {ah , al }, T2 = {bh , bl }. Die gemeinsame Wahrscheinlichkeitsverteilung µ ist µ(ah , bh ) = 0.5 µ(ah , bl ) = µ(al , bh ) = 0.125, µ(al , bl ) = 0.25. Strategienmengen: S1 = S2 = R+ . Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 44 / 70 Normalform Auszahlungsfunktionen: π1 (s, t) = (ai + 0.5p1 /p2 − p1 )p1 , π2 (s, t) = (bj + 0.5p1 − p2 )p2 . Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 45 / 70 Angenommen, Firma 1 hat erfahren, dass sie vom Typ ah ist. Ihre Vermutungen sind dann µ1 (bh |ah ) = 4 = 0.8, 5 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) µ1 (bl |ah ) = Spieltheorie – Teil 3 1 = 0.2. 5 20. März 2008 46 / 70 Die erwartete Auszahlung für Firma 1 wenn sie den Preis p1 setzt und Firma 2 die Strategie (p2 (bh ), p2 (bl )) spielt ist ·µ ¶ ¸ p2 (bh ) = (ah + 0.5 − p1 p1 0.8 p1 ¶ ¸ ·µ p2 (bl ) − p1 p1 0.2 + (ah + 0.5 p1 = ah p1 + 0.4p2 (bh ) + 0.1p2 (bl ) − p12 . Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 47 / 70 Aus der Bedingung erster Ordnung des Maximierungsproblems ergibt sich als Reaktionsfunktion, bzw. beste– Antwort–Funktion p1 (ah ) = 0.5ah . Analog kann man auch für den Typ al seine Reaktionsfunktion bestimmen: p1 (al ) = 0.5al . Die Strategie der Firma 1 hängt also nicht von der typenabhängigen Strategie der Firma 2 ab: Firma 1 hat eine dominante Strategie. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 48 / 70 Vermutungen der Firma 2 Betrachten wir nun Firma 2. Angenommen, sie ist vom Typ bl . Ihre Vermutung über den Typ von Firma 1 ist gegeben durch: 2 1 µ2 (ah |bl ) = , µ2 (al |bl ) = . 3 3 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 49 / 70 Erwartete Auszahlung für Firma 2 Eπ2 = [(bl + 0.5p1 (ah ) − p2 ) p2 ] 1/3 + [(bl + 0.5p1 (al ) − p2 ) p2 ] 2/3 = bl p2 + [1/6p1 (ah ) + 2/6p1 (al )]p2 − p22 . Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 50 / 70 Reaktionsfunktion Aus der Bedingung erster Ordnung des Maximierungsproblems ergibt sich die Reaktionsfunktion für Firma 2 vom Typ bl : p2 (bl ) = 0.5(bl + [1/6p1 (ah ) + 1/3p1 (al )]). Analog ergibt sich Reaktionsfunktion für Firma 2 vom Typ bh : p2 (bh ) = 0.5(bh + [0.4p1 (ah ) + 0.1p1 (al )]). Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 51 / 70 Bestimmung des Bayesianischen Nash Gleichgewichts Firma 1 hat die dominante Strategie pi (ai ) = 0.5ai für i = h, l. Daraus folgt p1∗ (ah ) = 0.5ah , p1∗ (al ) = 0.5al . Diese Preise werden nun in die Reaktionsfunktion der Firma 2 eingesetzt. Daraus ergibt sich p2∗ (bh ) = 0.1ah + 0.25al + 0.5bh , p2∗ (bl ) = 1/24ah + 1/12al + 0.5bl . Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 52 / 70 Auktionstheorie Eine Auktion Zwei potenzielle Käufer möchten ein Gebäude kaufen. First–price, sealed–bid auction (Ausschreibung) Jeder gibt ein Gebot in einem verschlossenen Umschlag ab. Das höchste Gebot gewinnt. Der Gewinner zahlt den Preis, den er geboten hat. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 53 / 70 Eine Auktion Information: Jeder Bieter kennt seine eigene Zahlungsbereitschaft (seinen Typ) vi , aber nicht die ZB des anderen Bieters. (Würden die Bieter die Zahlungsbereitschaft der anderen kennen, dann könnte sich der mit der höchsten Zahlungsbereitschaft den Zuschlag sichern, wenn er etwas mehr als die zweithöchste Zahlungsbereitschaft bieten würde.) Die Zahlungsbereitschaften (Typen) vi sind gleichverteilt im Intervall [0, 1]. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 54 / 70 Verteilungsfunktion Die Wahrscheinlichkeitsverteilung über die Typenkombinationen wird durch eine Verteilungsfunktion µ(·) mit der Dichte µ′ (·) dargestellt. Achtung: µ(t1 , t2 ) gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass eine Typenkombination (v1 , v2 ) mit vi ≤ ti für i = 1, 2 auftritt, nicht die Wahrscheinlichkeit der Typenkombination t1 , t2 . Beispiel: µ(0.5, 0.7) ist die W., dass v1 ≤ 0.5 und v2 ≤ 0.7 ist. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 55 / 70 Verteilungsfunktion µ(t) 1 ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ v 1 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 56 / 70 Beschreibung des Spiels in Normalform Strategien Jeder Spieler gibt ein Gebot bi ∈ [0, 1] ab, das von seinem Typ abhängt. Das Gebot eines Spielers ist also eine Funktion seines Typs (i.e. eine Bayesianische Entscheidungsfunktion): bi (vi ). Typenmengen Intervall der möglichen Zahlungsbereitschaften T = [0, 1]. Auszahlungen Die Auszahlung des Spielers i bei der Strategienkombination (bi , bj ) ist für bi > bj vi − bi (vi − bi )/2 für bi = bj . ui (b1 , b2 ; v1 , v2 ) = 0 für bi < bj Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 57 / 70 Optimierungsproblem Das Strategienpaar (b1 (v1 ), b2 (v2 )) ist ein Bayesianisches Nash Gleichgewicht (BNG), wenn bi (vi ) eine Lösung des folgenden Optimierungsproblems ist: max (vi − bi ) prob{bi > bj (vj )} bi +1/2(vi − bi ) prob{bi = bj (vj )}. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 58 / 70 Lineare Bietfunktionen Wir beschränken uns auf den Fall, dass die Gebote lineare Funktionen der Typen sind: bi (vi ) = ai + ci vi mit 0 ≤ ci ≤ 1, i = 1, 2. (Achtung: die Strategienmengen werden dadurch nicht eingeschränkt – es wird nur untersucht, ob es ein Gleichgewicht in linearen Strategien gibt.) Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 59 / 70 Eine Auktion Für den Fall linearer Strategien ergibt sich das Optimierungsproblem: max(vi − bi )prob{bi > aj + cj vj )}. bi (Die Wahrscheinlichkeit für bi = bj ist gleich null.) Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 60 / 70 Frage: In welchem Bereich liegt das Gebot des Spielers i in einem BNG? Natürlich wird kein Spieler mehr bieten als seine eigene Zahlungsbereitschaft, i. e. bi ∈ [0, vi ]. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 61 / 70 Eine Auktion Aber die optimale Strategie lässt sich noch weiter eingrenzen. Gegeben die Strategie bj (vj ) = aj + cj vj des Spielers j muss für i gelten: Das kleinstmögliche Gebot des Spielers j wäre bj = aj (falls vj = 0). Damit Spieler i überhaupt eine Chance hat, muss er dieses Mindestgebot von j überbieten: bi ≥ a j . Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 62 / 70 Eine Auktion Das höchstmögliche Gebot des Spielers j wäre bj = aj + cj (falls vj = 1). Es lohnt sich nicht für Spieler i, dieses Höchstgebot des Spielers j zu überbieten, da er sonst seine eigene maximale ZB überbieten müsste. Daher gilt b i ≤ a j + cj . Es gilt also: aj ≤ bi ≤ aj + cj . Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 63 / 70 Eine Auktion Bei Gleichverteilung der Typen gilt prob(x ≤ a) = a, also prob{bi > aj + cj vj )} = prob{vj < (bi − aj )/cj )} = (bi − aj )/cj . Das Maximierungsproblem lautet dann max(vi − bi )(bi − aj )/cj . bi Die Bedingung erster Ordnung ist vi − 2bi + aj = 0. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 64 / 70 Eine Auktion Die Reaktionsfunktion des Bieters i lautet also ½ (vi + aj )/2 für vi ≥ aj bi (vi ) = . aj für vi < aj Im Fall vi < aj kann Bieter i nicht gewinnen, da j mindestens aj bietet. (Wir werden später sehen, dass aj = 0.) Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 65 / 70 Eine Auktion Überlegung: Wie gross ist aj ? Wenn 0 < aj < 1, dann gibt es Werte von vi , so dass vi < aj , und andere Werte, so dass vi ≥ aj . In diesem Fall ist bi (vi ) nicht linear: bi aj ¡ ¡ Tone Arnold (Universität des Saarlandes) ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 66 / 70 Eine Auktion Da wir uns auf lineare Strategien beschränken, können wir den Fall 0 < aj < 1 ausschliessen. Der Fall aj ≥ 1 kann im Gleichgewicht nicht auftreten: Da cj ≥ 0, impliziert aj ≥ 1 dass bj (vj ) = aj + cj vj ≥ vj . Es kann aber nicht optimal sein, mehr als seine eigene ZB zu bieten. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 67 / 70 Eine Auktion Es bleibt der Fall aj ≤ 0, so dass bi (vi ) = (vi + aj )/2. Aus bi (vi ) = (vi + aj )/2 = aj v + i = ai + ci vi 2 2 folgt ai = aj /2 und ci = 1/2. Analog dazu giltz für Spieler j: aj = ai /2 und cj = 1/2. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 68 / 70 Eine Auktion Daraus folgt ai = aj = 0, ci = cj = 1/2. Das impliziert bi (vi ) = vi /2. Die optimale Strategie lautet also: Biete die Hälfte deiner ZB. Trade off: Ein höheres Gebot erhöht zwar die Wahrscheinlichkeit, den Zuschlag zu bekommen, schmälert aber gleichzeitig den Gewinn für den Fall, dass der Spieler den Zuschlag bekommt. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 69 / 70 Optimale Strategie bei n Bietern bi (vi ) = Tone Arnold (Universität des Saarlandes) n−1 vi . n Spieltheorie – Teil 3 20. März 2008 70 / 70