Mahlzeit! - Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF)

Werbung
PRAXIS PRÄVENTION
Gesund essen und trinken im Beruf
Mahlzeit!
Fastfood, schwere Soßen, viel Fett und Kohlenhydrate – weil Hektik und Stress den Tag beherrschen,
ernähren sich viele Berufstätige einseitig. Das ist nicht nur ungesund, sondern macht auch schlapp
und müde. Doch solche Gewohnheiten zu ändern, erfordert Vorbereitung und Disziplin.
Wer arbeitet, soll gut essen, heißt es.
Mahlzeiten den Rhythmus des Tages, auch
cher Tiefs sind bekannt: Wer zu wenig isst
Schließlich verlangt der Körper die Ener-
bei der Arbeit“, so Klotter. Heute domi-
oder Mahlzeiten ganz auslässt, dessen Blut-
gien zurück, die ein langer Werktag ihm
niere die Arbeit das Leben – und genau da
zuckerspiegel sackt nach kurzer Zeit in
entzieht. Doch was heißt das eigentlich:
liege das Problem: Wo Essen zur Neben-
den Keller. Frühstücksmuffel spüren das in
„gut essen“? Spätestens beim Gang in die
sache wird, schwinde auch die Kontrolle
Form des klassischen „10-Uhr-Tiefs“. Manch
Kantine steht die Entscheidung an, was auf
darüber, was wir zu uns nehmen.
einer greift dann zu Schokolade oder
den Teller soll: Vollwertkost mit Salat –
oder doch lieber Schnitzel mit Pommes?
Zu viel, zu wenig oder das Falsche. Folge: Viele Berufstätige essen entweder zu
Kaffee. Das schafft kurzfristig Abhilfe, die
Wirkung verpufft jedoch schnell wieder.
Glaubt man der Statistik, fällt den meis-
wenig, zu viel, zu einseitig oder das Fal-
„Der zweite große Fehler besteht darin,
ten die Wahl nicht schwer: In puncto Be-
sche. Für die Ernährungsexpertin Susanne
mittags zu viel Fett und zu viele Kohlenhy-
liebtheit schlägt das Schnitzel nach wie
Wendel, Autorin des Ratgebers „Richtig
drate zu sich zu nehmen“, sagt Wendel.
vor den Salat um Längen – und das, ob-
essen im Job“, fängt dieser Kreislauf be-
Denn auch die üppigen Soßen und Pana-
wohl durchaus bekannt ist, welches die
reits am Morgen an: „Weil zu wenig Zeit
den mit Bergen von Nudeln oder Kartof-
gesündere Alternative wäre. „Viele wissen
ist, fällt häufig das Frühstück aus. Später
feln, die sich auf dem Teller türmen, ge-
im Grunde, wie man sich richtig ernährt“,
isst man hier und da irgendetwas, und
hören zu den typischen Schlappmachern.
sagt der Ernährungspsychologe Prof. Chris-
einmal am Tag wird richtig zugeschla-
Sie sind schuld, wenn nach dem Essen
toph Klotter von der Hochschule Fulda.
gen.“ Ein solches Essverhalten sei jedoch
der Wunsch nach einem Schläfchen über-
„Aber sie schaffen es nicht, dieses Wissen
nicht nur ungesund, es mache auch schlapp
mächtig wird. „Zwar versorgen uns Prote-
auch umzusetzen.“ Das gilt vor allem, wenn
und müde. „Spätestens am Nachmittag
ine, wie sie in Fleisch oder Fisch enthal-
Stress und berufliche Probleme die Sorge
kommt der sprichwörtliche Durchhänger.
ten sind, mit Energie“, so Wendel. „Kom-
um das körperliche Wohl in den Hinter-
Man ist unkonzentriert, die Leistungsfä-
biniert mit zu vielen Kohlenhydraten, tritt
grund drängen. „Früher bestimmten die
higkeit fällt rapide ab.“ Die Ursachen sol-
aber der gegenteilige Effekt ein.“
PRAXIS AKTUELL 1/2009
26
27
AOK-Gesundheitsberatung
im Unternehmen
Heiko Kotte
Fachberater Betriebliche Gesundheitsförderung bei der
AOK PLUS
„Eine gesunde und bewusste Ernährung am
Arbeitsplatz ist nicht immer leicht umzusetzen. Ausgewogene Mahlzeiten sind aber
der Schlüssel zu einer hohen Leistungsfähigkeit und Gesundheit der Mitarbeiter.
Die AOK PLUS bietet daher im Rahmen
ihres AOK-Services Gesunde Unternehmen eine umfangreiche Beratung rund
um das Thema gesunde Ernährung im
Beruf. Zum Beispiel zeigt die AOK vor Ort
in den Betrieben, was Arbeitgeber und
Mitarbeiter tun können, um gesund und
fit für den beruflichen Alltag zu sein. Qualifizierte Fachkräfte der Gesundheitskasse
führen beispielsweise Gesundheitschecks
durch. Sie geben den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern persönliche Ernährungstipps und Anleitung für das Zubereiten
von gesunden Snacks sowie Getränken.
Darüber hinaus gibt es bei der AOK PLUS
ein umfangreiches regionales Kursangebot
zur vollwertigen Ernährung. Wenn die AOK
Sie in Fragen der richtigen Verpflegung am
Arbeitsplatz unterstützen soll, nehmen Sie
einfach Kontakt zu Ihrem AOK-Experten
auf. Tipps für die gesunde Ernährung im
Beruf finden Sie auch unter der Adresse
www.aok-business.de/aokplus ➞ AOK-Service Gesunde Unternehmen im Bereich
,Unsere Angebote‘.“
Regelmäßige Mahlzeiten einhalten. Wer
als schlichte Nahrungsaufnahme. „Schon
solche Fehler vermeiden will, sollte sich
als Kleinkinder identifizieren wir das
zunächst einmal an regelmäßiges Essen ge-
Essen mit Liebe, Zuwendung und Gebor-
wöhnen, sagt die Expertin. Drei bis vier –
genheit“, sagt Christoph Klotter. „Auch
nicht zu große – Mahlzeiten am Tag sind
später bleibt die Nahrungsaufnahme un-
das A und O. „Wer morgens nicht viel he-
trennbar mit zentralen Emotionen ver-
runter bekommt, kann später im Büro ein
bunden“ – etwa damit, sich für etwas zu
zweites Frühstück einnehmen. Ein Joghurt,
belohnen. Will man schlechte Ernährungs-
etwas Obst oder frisches Gemüse sind da-
gewohnheiten überwinden, müsse man
für genau das Richtige“, rät Wendel.
dafür sorgen, dass die damit verbundenen
Zum Mittag sollte man Fettes und Üp-
emotionalen Funktionen durch andere po-
piges möglichst meiden. „Gut geeignet ist
sitive Erfahrungen ersetzt werden – viel-
zum Beispiel mageres Fleisch oder Fisch
leicht ein heißes Bad am Abend oder eine
in Kombination mit Gemüse und Salat.“
schöne Tasse Tee.
Verzichten sollte man, so weit es geht, auf
Der zweite Punkt heißt Vorbereitung.
sogenannte leere Kalorien. Dazu zählen
Was steht diese Woche auf dem Kantinen-
Süßigkeiten und Backwaren. „Wer nach-
plan? Ist das Angebot gut für mich, oder
mittags Hunger auf Süßes hat, sollte lie-
empfiehlt es sich, eine eigene Mahlzeit
ber zum Obst greifen“, empfiehlt Wendel.
mitzubringen? „Man kann seinen Einkaufs-
Daneben gilt: das Trinken nicht vergessen!
plan entsprechend zusammenstellen“, sagt
1,5 bis zwei Liter pro Tag gelten als ideal –
Susanne Wendel, „ausreichend Obst und
„und zwar keine gesüßten Säfte oder Li-
Gemüse einkaufen und dies zu Hause
monaden, sondern lieber Mineralwasser.“
vorbereiten oder sich überlegen, welches
Mehr als Nahrungsaufnahme. Doch
Lokal man alternativ aufsucht, wenn die
nicht nur, was wir im Lauf des Tages zu
Kantine nichts Passendes bietet.“
uns nehmen, beeinflusst Wohlbefinden
Es ist ein Aufwand, der sich lohnt. Ein
und Leistungskraft – das Wo und Wie
bisschen Disziplin brauche man schon am
sind ebenso entscheidend. Eine Mittags-
Anfang, meint Wendel. Sechs Wochen
pause sollte auch als solche erkennbar
dauere es in der Regel, bis sich eine neue
sein, fordert Christoph Klotter. Essen ist
Gewohnheit etabliert hat. Wer die durch-
dabei nicht Neben-, sondern Hauptsache.
hält, wird die gesunden Leckereien aber
„Man sollte nicht gleichzeitig E-Mails da-
bald nicht mehr missen wollen.
bei beantworten“, rät der Psychologe, „sondern am besten in einen anderen Raum
gehen und dort eine echte Auszeit für die
Nahrungsaufnahme einlegen.“
So weit die Theorie. Doch warum fällt
es vielen so schwer, solche Ratschläge umzusetzen? Warum fallen wir immer wieder
in alte, ungesunde Gewohnheiten zurück?
Die Antwort ist einfach: Essen ist mehr
Herunterladen