Diabetes - Schäfer

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Diabetes – Zivilisationskrankheit der Katze
von Andrea Schäfer
Die Bauchspeicheldrüse, auch „Pankreas“ genannt, ist ein quer im Oberbauch liegendes Organ, das an den Magen grenzt und dem Zwölffingerdarm anliegt. Die Bauchspeicheldrüse besteht aus zwei in ihrer Funktion grundsätzlich verschiedenen Anteilen. Der Hormon-produzierende endokrine Teil wird unterschieden vom Verdauungssaft-produzierenden exokrinen Teil. Die für die Verdauung produzierten Enzyme im
Bauchspeichel gelangen durch den mit der Leber und der Gallenblase gemeinsamen
Hauptgallengang in den Zwölffingerdarm, wo der im Magen begonnene Aufschluss
der Nahrung weiter vorangetrieben wird, um die Bestanteile dem Körper zur Verfügung stellen zu können. Unter den vom endokrinen Teil produzierten Hormonen ist
vor allem das in den „Langerhans’schen Inseln“ gebildete Insulin zu erwähnen, das
zusammen mit Glucagon für die Aufnahme von Zucker in die Zellen des Körpers verantwortlich ist. Zucker ist eine wichtige Energiequelle unseres Körpers und alle Zellen sind auf Glucose angewiesen. Daher ist so wichtig, dass dieses System gut funktioniert. Leider kann es aus verschiedenen Gründen entgleisen und man spricht dann
vom „Diabetes“.
Wie beim Menschen gibt es auch bei der Katze zwei Arten der Zuckerkrankheit:
Diabetes insipitus ist eine hormonbedingte Störung des Wasserhaushalts
(Vasopressin-Mangel). Der Harn wird nicht mehr konzentriert und Mieze muss daher
extrem viel pinkeln, manchmal schafft sie es dann gar nicht mehr aufs Klo... Dies ist
bei der Katze sehr selten und wird mit einer regelmäßigen Hormongabe behandelt.
Diabetes mellitus ist die „eigentliche“ Zuckerkrankheit.
Hier gibt es zwei Typen:
Typ-1
Hier sind die Bauchspeicheldrüsenzellen nicht mehr in der Lage, Insulin zu bilden.
Diese Form kann schon in jungen Jahren auftreten. Es ist eine sog.
Autoimmunerkrankung, d.h. der Körper zerstört seine eigenen
Insulinproduktionszellen.
Typ-2
Bei Mensch und Katze ist der Typ-2, die sog. „Altersdiabetes“, viel häufiger. Hier
können die Zellen nicht mehr so gut auf das Insulin reagieren, und den Zucker im
Blut nicht mehr verarbeiten. Die Bauchspeicheldrüse versucht das mit erhöhter
Insulin-Produktion auszugleichen. Der Glukose-Stoffwechsel entgleist…
Gefährdet sind eher ältere Katzen ab etwa 7 Jahren und hier insbesondere
übergewichtige, kastrierte Kater. Je mehr Körperfett vorhanden ist, desto schwerer ist
es, die Glukose aus dem Blut zu bekommen. Zusätzlich können Katzen auch noch
eine Amyloidose entwickeln (eigentlich eher eine Erkrankung des Nierengewebes),
hierbei kommt es zum Abbau der Bauchspeicheldrüsenzellen. Der Diabetes kann aber
z.B. auch durch Tumore oder Entzündungen entstehen, dabei muss man auch an die
häufig chronischen Zahnfleischentzündungen denken. Bei Katzen, die häufig
Cortisonpräparate erhalten, am Cushing-Syndrom leiden oder eine
Schilddrüsenüberfunktion haben, muss der Blutzuckerspiegel regelmäßig kontrolliert
werden, denn dadurch kann es in der Folge ebenfalls zu einem Diabetes kommen.
Einher geht der Diabetes manchmal mit einer chronischen
Bauchspeicheldrüsenentzündung, einer Leberfehlfunktion oder einer chronisch
entzündlichen Darmerkrankung (IBD). Leider haben auch Burmesen eine höhere
Diabetesrate.
Die Bauchspeicheldrüse ist in der ganzheitlichen Betrachtungsweise ein „StressOrgan“. Katzen im Tierheim oder in anderen belastenden Lebenssituationen neigen
daher zu akuter Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung). Diese Entzündung
kann chronisch, und als Folge Auslöser eines Diabetes werden.
Leider muss man auch die heutzutage übliche Katzenernährung diskutieren. In vielen
Fertigfuttern ersetzt preisgünstiges Getreide die hochwertigen fleischigen
Bestandteile einer guten Nahrung. Der Stoffwechsel dieses kleinen Mäusejägers ist
nicht auf die Verdauung von pflanzlichen Kohlenhydraten eingestellt. Gerade die
Bauchspeicheldrüse muss Schwerstarbeit leisten, um die Verdauungsenzyme
passgerecht zu bilden. Für die pflanzlichen Nahrungsbestandteile gelingt dies nur
ungenügend, und auch dies kann – vor allem im Alter, wenn die Leistungsfähigkeit
aller Organe naturgemäß abnimmt - zur Zuckerkrankheit führen. Insofern kann man
durchaus von einer Zivilisationskrankheit sprechen, wenn Katzen, die sich nicht mehr
von Beutetieren und Fleisch ernähren können/dürfen, Diabetiker werden.
Symptome der Zuckerkrankheit
• vermehrtes Trinken (Polydypsie) und vermehrter Urinabsatz (Polyurie)
• der Urin riecht süßlich
• Heißhunger, vermehrte Futteraufnahme und trotzdem auffällige
Gewichtsabnahme
• allgemeine Müdigkeit/Apathie
• stumpfes Fell,
• häufig Übelkeit und Erbrechen (ohne Haarballen oder Zusammenhang mit der
Fütterung)
Der Tierarzt oder Tierheilpraktiker wird den Blutzuckerspiegel messen.
Normalerweise liegt er bei der Katze bei ca. 90-130 mg/dl oder 4-8 mmol/l (es gibt
zwei verschiedene Messmethoden). Wenn er dauerhaft (also nicht nur in der
aufregenden Praxissituation!) über 200 mg/dl oder 12 mmol/l liegt, spricht man vom
Diabetes. Um die Blutzuckersituation wirklich beurteilen zu können, wird der
Tierhalter angeleitet, regelmäßig zuhause zu messen und ein Tagebuch zu führen
(„Hometesting“).
Therapie
Typ-1-Diabetes kann nur mit Insulin behandelt werden, denn nur so kann der Mangel
behoben werden. Die Katze wird nach dem Werte-Tagebuch auf eine bestimmte
Insulin-Menge eingestellt und der Glukosewert im Blut weiter regelmäßig bestimmt.
Wenn man als Katzenbesitzer seine Abneigung gegen das Messen und Spritzen
überwunden hat, geht das alles recht problemlos!
Typ-2-Diabetes kann häufig durch eine Umstellung der Lebens- und
Ernährungsgewohnheiten abgewendet werden. Ist das Pankreas aber bereits so
geschädigt, dass es seine normale Funktion nicht mehr ausüben kann, wird auch diese
Katze insulinpflichtig.
Katzen erhalten das Insulin immer gespritzt, da sich die Tablettengabe nicht bewährt
hat.
Ganz ohne Folgen ist eine Insulin-Therapie nicht, es kann dabei zu Nebenwirkungen
und Entgleisungen kommen:
Für eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) gibt es mehrere Ursachen:
• man hat versehentlich zu viel Insulin gespritzt
• die Katze hat keinen Hunger und trotzdem Insulin bekommen
• sie ist in der Anfangszeit der Therapie noch nicht gut eingestellt
• sie war außergewöhnlich aktiv
Bei einer Unterzuckerung taumelt die Katze, sie ist verwirrt oder desorientiert, verhält
sich ungewöhnlich, kann sich kaum auf den Beinen halten, miaut ungewöhnlich laut
oder schreit sogar, stolpert, bekommt eventuell Muskelkrämpfe und Angstzustände.
In einem solchen Notfall löst man Traubenzucker oder Honig in etwas Wasser und
gibt den sämigen Brei mit einer Spritze ohne Nadel oder einem Löffelchen in die
Wangentasche bzw. ins Mäulchen. Oder man verabreicht den fertigen Glukose-Sirup
„Jubin“ (in Apotheken erhältlich).
Die Überzuckerung (Hyperglykämie) äußert sich ganz ähnlich, deswegen gibt man
im Notfall IMMER Süßes! Wenn sich die Katze danach schnell erholt, war es eine
Unterzuckerung - wenn nicht, muss man mit ihr zum tiermedizinischen Notdienst, der
die Entgleisung mit einer Infusionstherapie aufhebt.
Außerdem gibt es noch den sog. „Somogyi-Effekt“, eine spezielle Art der
Hyperglykämie mit abweichenden Konsequenzen hinsichtlich der Insulin-Gabe. Das
wird aber der Tierarzt durch Auswertung der Blutzucker-Messreihen feststellen und
entscheiden.
Im deutschsprachigen Raum werden Katzen meist mit „Caninsulin“, „Vesulin“ oder
einem anderen Lente-Insulin eingestellt. Diese Insulin-Gruppe ist nur relativ
kurzzeitig wirksam und daher unbedingt an zwei Mahlzeiten pro Tag und einen festen
12-Stunden-Rhythmus gebunden. US-amerikanische Tierärzte wurden vom Hersteller
eines Lente-Insulins darüber hinaus informiert, dass es produktionsbedingt zu
Schwankungen im kristallinen Insulin-Bestandteil kommen kann (Stand 2009),
wodurch Unregelmäßigkeiten in der Insulinversorgung des Tieres entstehen können.
Eine insulinpflichtige Katze sollte daher möglichst früh auf ein Langzeitinsulin
umgestellt werden, wie es beim menschlichen Diabetes bereits seit längerem Usus
und im anglo-amerikanischen Raum auch bei Hund und Katze inzwischen gängige
Praxis ist. Wissenschaftliche Studien haben belegt, dass mit „Langzeitinsulinen“ die
Chance auf ein Nachlassen der Symptome („Remission“) steigt und es wesentlich
weniger zu Entgleisungen und Folgeschäden kommt. Langzeitinsuline lassen sich
zudem viel besser mit einer katzengerechten Fütterung von mehreren kleinen
Portionen pro Tag und einem „normalen“ Tages- und Wochenrhythmus des
„Dosenöffners“ kombinieren. Daher werden in Diabetiker-Katzen-Foren
Insulinanaloga wie „Lantus“ und „Levemir“ empfohlen. Diese müssen als
Humanpräparate vom Tierarzt „umgewidmet“ werden, jedoch sind im
deutschsprachigen Raum noch nicht viele Tiermediziner mit den Langzeitinsulinen
vertraut.
Man kann die Bauchspeicheldrüsenfunktion auch homöopathisch oder pflanzlich
unterstützen! Ob man damit den Diabetes vollständig in den Griff bekommt, muss
man anhand der Werte sehen. Häufig ist es sinnvoll, die Katze zunächst mit Insulin
einzustellen. Wenn die Werte dann stabil sind, kann man zusätzlich alternativ
behandeln, und nach gewissenhafter Messreihe die regelmäßige Insulindosis
möglichst weit zurück fahren.
Beim menschlichen Diabetiker hat sich die Gabe von Zimt als Nahrungszusatz
bewährt. Der reguläre Haushaltszimt ist jedoch giftig für Katzen, da die enthaltenen
Phenole sich bei den Stubentigern in der Leber anlagern und diese irreparabel
schädigen.
Man kann Katzen jedoch täglich etwas kalten Holunderblüten- oder
Heidelbeerblättertee zubereiten, von dem der Stubentiger täglich etwa 1 Esslöffel
trinken soll. Am besten verteilt man den Tee auf die Futterportionen. Diese Tees
wirken blutzuckersenkend. Regulierend auf die Bauchspeicheldrüse wirkt auch
Salbei, man kann daher auch kalten Salbeitee herstellen und diesen mit den anderen
Tees abwechseln.
Auch die gezielte Gabe von Verdauungsenzymen/Pankreatin ist möglich. Es wird aus
Schweine-Pankreas gewonnen.
Alternative Heilmethoden können unterstützend wirken, auch wenn es dafür keine
gesicherten Nachweise gibt. Die Farbtherapie als Beispiel soll durch bestimmte
Lichtspektren auf den Organismus einwirken. Für die Bauchspeicheldrüse wird hier
die Farbe „Orange“ genannt. Man könnte z.B. auf Miezes Lieblingsplatz eine orange
Decke legen. Außerdem soll die Katze häufig ein Sonnenbad auf dem gesicherten
Balkon oder im Garten nehmen.
Wichtig ist bei allen naturheilkundlichen und alternativen Ansätzen die Begleitung
durch einen Tierheilpraktiker oder entsprechend geschulten Tiermediziner.
Zur Stressreduktion kann beitragen, die Katze während eines Urlaubs lieber zuhause
betreuen zu lassen als in eine Tierpension zu geben. Ausstellungsbesuche sollten der
Katze nicht mehr zugemutet werden. Tierarztkonsultationen können als
Vorsorgeuntersuchungen geübt werden und sind dann nicht so belastend – oder man
lässt den Tierbehandler nach Hause kommen. „In Watte packen“ darf man den
Stubentiger aber ebenfalls nicht, da ein reizarmes Leben zu Abstumpfung und
Depression führen kann.
Spätestens als Diabetiker sollten Katzen regelmäßig eine Zahnkontrolle und
professionelle Zahnsanierung erhalten. Bereits durch den Ausschluss dieser latenten
Entzündungsherde fällt eine wichtige „Grundlage“ der Zuckerkrankheit weg.
Fütterung
Vorbeugen ist besser ist als heilen!
Überdenken Sie die Art der Ernährung. Trockenfutter ist generell für Katzen
ungünstig, weil die zu geringe Menge der Flüssigkeitsaufnahme die Nieren belastet.
Die meisten Trockennahrungen enthalten einen Großteil pflanzlicher Stärke, damit
beim Produktionsprozess des Extrudierens die Kroketten geformt werden können.
Auch bei Nassfutter ist darauf zu achten, dass die Nahrung wenig bis möglichst gar
kein Getreide enthält, sondern einen hohen Fleischanteil (mindestens 85%) mit
hochwertigen Ölen und pflanzliche Bestandteile lediglich in Form von Gemüse
aufweist. Katzen brauchen keine Kohlenhydrate als Energiequelle, sondern beziehen
ihre „Power“ aus Protein und Fett.
Wichtig für den Halter eines Diabetikers ist es, sich kein spezielles Diät-Futter
aufschwätzen zu lassen, denn die meisten Diätnahrungen haben dieselben Nachteile
wie Standardfutter (Kohlenhydrate aus pflanzlichen Bestandteilen, minderwertige
Proteinquellen, meist nur als Trockenfutter erhältlich) und sind zudem noch weit
teurer. Besser ist es, auf Nassfutter mit qualitativ hohem Fleischanteil oder (Teil-)
BARF umzustellen. Der Stubentiger sollte möglichst keine pflanzlichen
Kohlenhydrate mehr erhalten, dafür hochwertiges Eiweiß und vermehrt Ballaststoffe
und Rohfaser. Beim Menschen würde man dies „Low Carb“-Diät nennen. Außerdem
ist auf ausreichend Taurin in der Nahrung zu achten. Diese Aminosäure reguliert
unter anderem Stoffwechselprozesse und wird durch ihre positive Wirkung auch in
der menschlichen Diabetiker-Betreuung eingesetzt. Wer es nicht bereits getan hat,
sollte seine Katze häufiger als zweimal pro Tag füttern. Öfter kleine Portionen zu
reichen kommt dem Stoffwechsel entgegen, da es nicht zu einer großen
Schwankungsbreite in der Bereitstellung der Verdauungsenzyme und des Blutzuckers
kommt. Dies muss man aber besonders bei Insulingabe mit dem behandelnden
Tierarzt oder Tierheilpraktiker abstimmen, damit es nicht zu Mangel- oder
Überversorgung mit Insulin kommt.
Die Katzennahrung sollte keinen Zucker mehr in welcher Form auch immer
enthalten, man achte daher auf die Zutatenliste (Zucker/Karamell). Industrielle
Leckerli kommen natürlich ebenfalls nicht mehr infrage, am besten gibt man kleine
Stückchen Trockenfleisch- oder –fisch oder den berühmten „Klecks“ Naturjoghurt...
Eine übergewichtige Katze muss unbedingt abspecken, weil Insulin durch das
vermehrte Körperfett nicht richtig und ausreichend aus dem Blut in die Zellen
abgegeben wird. „FdH“ ist für Katzen allerdings tabu, das Abnehmen muss langsam
geschehen (idealerweise 1% des Körpergewichts pro Woche). Die Umstellung auf
hochwertiges Futter trägt schon einen großen Teil dazu bei, weil es besser verwertet
wird. Die Nahrung gibt es zukünftig nur noch nach Plan, man misst/wiegt also die
Tagesmenge ab und verteilt sie dann auf mehrere Portionen. Und man muss hart
bleiben, auch wenn einen das Tigerchen herzerweichend anbettelt! Schwierig wird es
leider beim Freigänger, da sich dieser eventuell irgendwo anders verproviantiert. Es
macht in diesen Fällen Sinn, die Nachbarn „einzuweihen" - auch die „nette Oma von
nebenan“ darf ihm nichts mehr geben! Wenn die Katze überhaupt keine Ruhe gibt
und unleidlich wird, kann man die Nahrung mit unverdaulicher Futterzellulose oder
einem Brei aus grünen Bohnen ein wenig "strecken", um ein gewisses
Sättigungsgefühl zu erzeugen. Diesen Zusatz sollte man jedoch nach und nach
"ausschleichen". Zusätzlich sollte man den Sofatiger zu Bewegung animieren. Ob mit
Spielangeln, Versteckspielen, Tricktraining, Laserpointer, dem Lieblingsbettchen auf
der Kommode oder einen interessanten Aussichtsplatz auf der obersten
Kratzbaumebene… Alles, was Katze und Mensch Spaß macht, tut gut. Viel ist schon
erreicht, wenn sie sich das Futter erarbeiten muss, beispielsweise mit einem Futterball
oder Intelligenzspielzeug. Eine spannende Möglichkeit ist das „Fummelbrett“. In
einer solchen Station mit verschiedenen Modulen müssen die Stubentiger all‘ ihre
Sinne einsetzen, um an die Leckerei oder das begehrte Lieblingsspielzeug zu
kommen. So wird das aufwendige Beutefangen in der Natur simuliert. Anregungen
zum Basteln oder Kauf eines Katzenfummelbretts erhalten Sie unter anderem auf der
Internetseite www.katzenfummelbrett.ch Module aus Kunststoff lassen sich auch
sehr gut mit Nassfutter bespielen.
Natürlich sorgt auch ein netter Katzenkumpel für Anregung und Bewegung.
Diabetes ist bei der Katze kein Todesurteil! So gut wie alle Katzen lassen sich sehr
gut einstellen, problemlos spritzen und können, wenn sie gut betreut sind und keine
weiteren Erkrankungen dazu kommen, uralt werden! Ein früherer Pflegekater von mir
wurde nach einer akuten Pankreatitis zum Diabetiker, was nach der Gewöhnung an
die erforderlichem Maßnahmen der Insulinversorgung und den regelmäßigen
Tagesablauf weder für Bobbie noch für seine Halterin eine Belastung war.
Andrea C. Schäfer
Tierheilpraktikerin/Tierpsychologin
Meerbusch
Andrea Schäfer ist Tierheilpraktikerin und Tierpsychologin und hat sich auf die
Verhaltenstherapie für Katzen und Hunde spezialisiert. Neben ihrer ergänzenden
Autorentätigkeit hält sie Seminare zu Tierverhalten und Naturheilkunde, engagiert sich im
Tierschutz und lebt mit zwei Stubentigern im Rheinland. Kontakt zur Autorin: www.thpschaefer.de
Interessante und informative Internet-Seiten zum Katzendiabetes:
http://www.katzendiabetes.de
http://www.diabetes-katzen.net
http://www.felinediabetes.com (englisch)
Quellen:
Marshall RD, Rand JS, Morton JM : "Treatment of newly diagnosed diabetic cats
with glargine insulin improves glycaemic control and results in higher probability of
remission than protamine zinc and lente insulins", J Feline Med Surg, 2009
Aug;11(8):683-91
Diabeteskatzen.net Studien: American College of Veterinary Internal Medicine
(ACVIM ) Forum 2008, Poster Abstracts #297, #298 und #299 (Seiten 104-105) und
Forum 2009
Marshall RD, Rand JS: "Insulin glargine and a high protein-low carbohydrate diet
are associated with high remission rates in newly diagnosed diabetic cats", ACVIM
Web Abstracts #63, 24, 2004
Ergänzend Auszüge aus einem Leserbrief mit meinen Antworten:
Sehr geehrte Frau…,
vielen herzlichen Dank für Ihr konstruktives Feedback!
Es ist immer sinnvoll, Erfahrungen auszutauschen und die Halter chronisch kranker Katzen
zu vernetzen.
> Ich bin so froh darüber, dass in
> Ihrem Artikel ein Langzeitinsulin wie Lantus oder Levemir
empfohlen
> wird. Leider machen die wenigsten Tierärzte da mit und bestehen
auf
> Caninsulin, ein Insulin, dass für Hunde entwickelt wurde, die
einen
> ganz anderen Stoffwechsel als Katzen haben.
In der tiermedizinischen Fachliteratur kommt das Thema der Langzeitinsuline bereits zur
Sprache, aber bis sich deren Anwendung in der Praxis durchsetzt, dauert es (wie immer bei
neuen Erkenntnissen) immer eine gewisse Zeit. Manche Tierärzte scheuen sich vielleicht,
etwas Neues auszuprobieren, solange das Altbekannte "funktioniert“. Sicher wird sich die
Versorgung von Diabetikerkatzen verbessern, wenn Langzeitinsuline auch für den
Veterinärbereich zugelassen werden.
>In Ihrem Artikel steht,
> dass der Blutzuckerspiegel bei einer Katze zwischen 90 - 130 mg/dl
> liegt. Das ist leider falsch. Eine gesunde Katze hat einen BZ
> zwischen 40 (!) und 120. Die Angaben Ihrer Autorin beziehen sich
> wahrscheinlich auf die gängige Fachliteratur. Leider wird hier
außer
> Acht gelassen, dass diese "Kontrollkatzen" in einer ungewohnten
> Umgebung von meist fremden Menschen gemessen wurden, und Stress
> erhöht den BZ. Die gesunde Katze einer Freundin hatte bei der
> letzten Messung einen BZ von 41.
Physiologisch ist Ihre Beobachtung vollkommen nachvollziehbar! Eine gut ernährte Katze, die
beispielsweise kein Getreide verstoffwechseln muss, benötigt gar nicht so einen hohen
Blutzuckerspiegel - da die aufgenommene "Energie" sofort weitergegeben und verbraucht
wird.
Und natürlich haben Sie recht, dass der Blutzuckerspiegel bei Katzen nur dann gemessen
wird, wenn bereits ein Anfangsverdacht besteht und das Tier in einer Praxis vorgestellt wird.
Es ist leider die Crux an Laborwerten, dass zu wenig Vergleichsdaten von wirklich gesunden
Tieren bestehen!
Allerdings wird der Leser, der sich erstmalig mit dieser Thematik auseinandersetzt, mit den
von mir genannten Werten konfrontiert, denn er bespricht sie unter anderem mit dem
Tierarzt. Diese Diskrepanz der Laborwerte näher zu erläutern, fehlt in einer Übersicht wie
diesem Artikel leider der Raum.
> In Ihrem Artikel steht "Wenn der BZ
> dauerhaft (.....) über 200 md/dl liegt, spricht man von einem
> Diabetes." Das ist leider falsch. Eine Diabetesdiagnose sollte
> grundsätzlich erst nach einem erhöhten Fruktosaminwert
> (Langzeitwert) diagnostiziert werden. Kaum ein Katzenbesitzer wird
> bei einem Diabetesverdacht zu Hause regelmäßig den BZ
kontrollieren,
> zumal die allermeisten Tierärzte den Katzenbesitzern erzählen, ein
> Hometesting wäre nicht erforderlich, dies würde sich sowieso kaum
> eine Katze gefallen lassen.
In meinem Artikel habe ich bewusst auf das Hometesting hingewiesen. Meines Erachtens
sind hier die Tierärzte in der Pflicht, den Katzenhalter entsprechend anzuleiten. Auch das
Wort "dauerhaft" drückt aus, dass ohne eine Messreihe kein Diabetes diagnostiziert werden
kann und darf.
> Übrigens sind die
> meisten insulinpflichtigen Katzen an Typ-2-Diabetes erkrankt und
> nicht an Typ-1. Da die meisten Katzen eben glücklicherweise "nur"
an
> Typ 2 erkrankt sind, haben die Katzen eine gute Chance, in
Remission
> zu gehen, aber nur, wenn man sie richtig behandelt.
Deswegen habe ich im Artikel auch das Wort "Zivilisationskrankheit" benutzt und auf die
Ursachen hingewiesen. Typ 2-Diabetes hat eben viel mit einer ungesunden Lebensweise zu
tun, wie beim Menschen auch.
>In Ihrem Artikel
> steht, dass eine Überzuckerung ähnliche Symptome wie eine
> Unterzuckerung hat, und dass man deshalb "im Notfall IMMER Süßes"
> geben soll. Diese Aussage ist fatal, denn einer überzuckerten
Katze
> darf man auf GAR KEINEN FALL Süßes geben, es sei denn, man findet
es
> normal, zum medizinischen Notdienst gehen zu müssen, wie es in
Ihrem
> Artikel rüberkommt. Glauben Sie mir, die allerwenigsten Tierärzte
> und Tierkliniken (!) kennen sich mit Katzendiabetes aus und
richten
> leider oft mehr Schaden als Nutzen durch eine falsche Behandlung
an.
> Eine überzuckerte Katze braucht DRINGEND Insulin! Bei Symptomen,
die
> auf eine Über- oder Unterzuckerung schließen lassen, muss ZUERST
der
> BZ gemessen werden, dann gibt man entweder Zucker oder Insulin! In
> beiden Fällen muss der BZ danach engmaschig kontrolliert werden.
Vielleicht war der Hinweis nicht deutlich genug, dass es sich bei einer Zuckergabe
grundsätzlich nur um eine NOTFALLmaßnahme handeln kann. Gerade der „Neu-Diabetiker“
ist mit einer genauen Diagnose sicherlich überfordert. Auch in der humanen
Sanitätsausbildung wird zu diesem Vorgehen geraten, wenn sich der Patient nicht (mehr)
äußern kann. Wir haben es wie gesagt mit einem Notfall zu tun. Gerade am Anfang einer
"Diabetiker-Karriere" ist der Halter sicher noch nicht in der Lage, den Unterschied zwischen
Unter- und Überzuckerung festzustellen und ruhig und gelassen zu reagieren. Und ja, das
Aufsuchen des medizinischen Notdienstes ist am Anfang sicher erforderlich und sinnvoll! Hat
sich der Alltag erst einmal eingespielt und der Halter genug Erfahrung, lassen sich diese
Krisen sicher mit der entsprechenden Routine meistern.
>Den
> Somogyi-Effekt gibt es nicht, leider hält sich das Märchen
hartnäckig.
http://www.diabetes-journal.de/index.php?
id=5188&tx_n98kirchheimarchiv_pi1[search]=Somogyi-Ph
%C3%A4nomen&tx_n98kirchheimarchiv_pi1[year]=-1&tx_n98kirchh
%20eimarchiv_pi1[page]=&tx_n98kirchheimarchiv_pi1[showDetail]=8888&t
x_n98kirchheimarchiv_pi1[magazine][0]=Diabetes-Journal
> In unserem Forum gab es
> einige Katzen, bei denen die Besitzer die Insulindosis reduziert
> haben. Dies geschah auf Empfehlung des Tierarztes, der jeweils
> meinte, einen Somogyi diagnostiziert zu haben. Alle Katzen haben
> Ketone entwickelt! Nachdem die Insulindosis dann erhöht wurde,
> verschwanden die Ketone und die Bluzuckerwerte wurden gleichmäßig.
> Die Katzen hatten also alle statt zuviel, zu wenig Insulin
bekommen.
Herzlichen Dank für den interessanten Link! Sicher ist man in der Humanmedizin hier bereits
weiter. Allerdings müssen wir beachten, dass unsere Katzen mit Kohlenhydraten sowieso
nichts anfangen können. Meines Erachtens sollte man den Begriff zumindest gelesen haben.
Genauer bin ich in meinem Artikel auf diese Art der Entgleisung nicht eingegangen, da dies
den Rahmen des Artikels gesprengt hätte. Hier ist es sicher auch Pflicht der
veterinärmedizinischen Forschung, sich genauer mit dem Thema auseinander zu setzen.
> In Ihrem Artikel steht, bei der Insulineinstellung kann nur der
> Tierarzt helfen. Das ist leider Wunschdenken. Wie in dem Artikel
> richtigerweise steht, kennen sich die allerwenigsten Tierärzte mit
> Langzeitinsulinen aus. Deshalb bestehen fast alle Tierärzte (mit
> ihrem gefährlichen Halbwissen) weiterhin auf Caninsulin.
Es war mir daher sehr wichtig, auf die Langzeitinsuline näher einzugehen. Der unbedarfte
Katzenhalter wird sicherlich zunächst den Tierarzt seines Vertrauens aufsuchen, und dann
wird standardgemäß auf ein Lente-Insulin eingestellt (ob das nun sinnvoll ist oder nicht). Da
man dann einen Tierarzt finden muss, der Langzeitinsuline kennt, ist Caninsulin zunächst
besser als gar nichts zu veranlassen.
>In Ihrem
> Artikel steht, dass die Katze häufig ein Sonnenbad nehmen soll.
> Leider fehlt hier der wichtige Hinweis, dass direkte
> Sonneneinstrahlung die BZ-Werte gefährlich senken kann! Eine
Katze,
> die in gern in der Sonne liegt/gelegen hat, muss gut kontrolliert
> werden!
Die sorgfältige Überwachung einer chronisch kranken Katze habe ich natürlich
vorausgesetzt. Einer Diabetikerin das Sonnenbad zu entziehen, führt jedoch zu ungewollten
Nebeneffekten, beispielsweise ungenügender Vitamin D-Synthese.
>Gut, dass Ihre Autorin vor dem völlig überflüssigen
> Diättrockenfutter vom Tierarzt gewarnt hat! Diabetikergeeignetes
> NASSFUTTER muss nicht unbedingt einen hohen Fleischanteil haben,
wie
> von Ihrer Autorin erwähnt. (Ich würde es trotzdem bevorzugen,
leider
> können sich das nicht alle Katzenbesitzer leisten).
Leider hört man dieses Argument immer wieder: hochwertiges Futter sei zu teuer. Dabei
handelt es sich um einen Trugschluss! Von einer fleischigen Nahrung benötigt die Katze
deutlich weniger "Masse" als von den herkömmlichen Futtersorten. Von den Herstellern der
Standard-Fertignahrungen wird beispielsweise empfohlen, bei einem bestimmten Gewicht
der Katze 400 g täglich zu füttern. Bei einer hochwertigen Nahrung oder ausgewogenem
BARF kommt die Katze mit viel weniger aus, oft reichen hier bereits 250g, um die Katze
rundherum gesund und sättigend zu ernähren. Und so relativiert sich dann der "teurere"
Futterpreis ganz schnell!
>Geeignetes
> Futter enthält kein Getreide, keinen Zucker, keine pflanzlichen
> Nebenerzeugnisse, kein Obst oder Gemüse, kein Soja, keine
> pflanzlichen Geliermittel. Es sollte möglichst einen
> Kohlenhydratanteil in der Trockenmasse von unter 10 % haben.
Hier sind wir uns völlig einig. Jedoch enthält gerade das handelsübliche Standardfutter, wie in
einem Artikel des "Spiegel" im Jahr 2010 festgestellt wurde, "maskierten Müll". Also ist die
Umstellung auf ein qualitativ gutes, fleischhaltiges Futter bereits ein guter Anfang!
> Übrigens sollten alle Katzen so gefüttert werden, damit erst gar
> kein Diabetes oder andere ernährungsbedingte Krankheiten, wie CNI
> oder Struvit auftreten....
Und das geht nur mit einer hochwertigen Ernährung.
>Sie schreiben, dass eine
> übergewichtige Katze unbedingt abspecken muss und dass man das
> Futter unbedingt einteilen muss. Ich warne davor, eine
Diabeteskatze
> hungern zu lassen! Eine noch nicht oder schlecht eingestellte
> Diabeteskatze hat regelrechte Heißhungerattacken. Außerdem ist der
> Körper aufgrund des Diabetes nicht in der Lage, das Futter
> vollständig zu verwerten, das heißt, diese Katze MUSS mehr
fressen.
> So manche Katze ist schon unterzuckert, weil der Besitzer es zu
gut
> meinte und das Futter weggestellt hat. Die meisten Katzen gehen
von
> allein zum Fressnapf, wenn der BZ sinkt und regeln den BZ so
> weitgehend selbstständig bis zur nächsten Spritze.
In meinem Artikel habe ich explizit darauf hingewiesen, dass die Katze nicht hungern darf
und auch kein "FdH" infrage kommt.
Ihre Anregung kann ich leider nicht empfehlen. Diese Methode gelingt vielleicht, wenn die
Katze Trockenfutter erhält, das aus hygienischen Gründen ständig zur Verfügung stehen
könnte. Dass gerade die Trockenfuttergabe beim Diabetiker wegen der Kohlenhydrate nicht
sinnvoll ist, habe ich erläutert.
Außerdem werden die meisten Katzen noch mit Caninsulin eingestellt, und hier sollte darauf
geachtet werden, dass Nahrungsaufnahme und Spitzen gut koordiniert wird.
> Die Empfehlung, einer
> nach Futter bettelnden Diabeteskatze Futterzellulose zu geben, war
> wohl ein schlechter Scherz. Zellulose ist bekanntlich Zucker....
Bei einer dauerhaften Gabe haben Sie definitiv recht – dies entspricht jedoch nicht meiner
Empfehlung.
Gerade in einer Umstellungsphase muss man darauf achten, dass die Katze diesen Prozess
mitmacht. Eine dauerhaft unleidliche Katze hat Stress, und der wirkt sich negativ auf den
Stoffwechsel und auch auf die Mensch-Katze-Beziehung aus. Eine zeitlich begrenzte
Zellulosegabe, bis die Katze sich an die neue Nahrung gewöhnt hat, ist daher sicherlich zu
vertreten – vor allem, wenn die Katze den von mir empfohlenen Bohnenbrei nicht annimmt.
Darauf hätte ich sicherlich noch genauer hinweisen sollen, obwohl ich das mit dem Begriff
„ausschleichen“ ausdrücken wollte.
>In
> dem Artikel vermisse ich einen Hinweis auf Ketone und eine
> Ketoazidose.
Ketone im Urin sind das erste Zeichen, dass der Körper der Katze aufgrund zuwenig Insulin
auf Fettverbrennung umgeschaltet hat. In der Folge kann es zu einer Entgleisung des
Stoffwechsels kommen, die schlimmstenfalls tödlich ausgehen kann.
Natürlich kann man das Thema noch viel ausführlicher behandeln! Leider ist der Umfang
eines Artikels begrenzt, da wir nicht das ganze Heft unter ein einzelnes Thema stellen
können und wollen. Insofern können meine Ausführungen nur eine Anregung sein, sich näher
mit der Thematik auseinander zu setzen.
Über die Ketonproblematik kann man sich z.B. hier gut informieren:
http://www.katzendiabetes.info/keto.php
>Die von Ihnen aufgeführte Internetseite www.katzendiabetes.de
> wurde geschlossen.
Natürlich habe ich sofort den Browser geöffnet - und die Seite ist (weiterhin) erreichbar!
Mir war wichtig, beide Diabetikerkatzen-Seiten zu erwähnen, gerade weil sich die eine mehr
mit Lente- und die andere mit Langzeitinsulinen beschäftigt.
Andrea Schäfer
Tierheilpraktikerin/Tierpsychologin
Meerbusch
www.thp-schaefer.de
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