Wenn zu viel Zucker den Augen schadet Diabetesbedingte Augenerkrankungen Impressum Inhalt Alle Rechte vorbehalten. Diese Broschüre ist einschließlich all ihrer teile urheberrechtlich geschützt. Ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung des Deutschen Diabetiker Bunds e. V. dürfen weder die Broschüre noch Teile davon in irgendeiner Form vervielfältigt, verbreitet oder anderweitig verwertet werden. Diabetes – Volksleiden mit fatalen Folgen 4 – 6 Körpereigene Kameras: unsere Augen 7 Deutscher Diabetiker Bund e. V. Goethestraße 27, 34119 Kassel, Telefon: 0561 703477- 0 E-Mail: [email protected], www.diabetikerbund.de Typische Augenschäden durch Diabetes mellitus Mit freundlicher Unterstützung der: Novartis Pharma GmbH Roonstraße 25, 90429 Nürnberg, www.novartis.de Diabetische Retinopathie und Makulaödem Konzept und Text: Jutta Heinze, Allermöher Deich 95, 21037 Hamburg [email protected], www.heinze-redaktion.de Grauer Star und grüner Star Layout: bbpm, Stefan Behrendt, Im Alten Dorfe 27, 22359 Hamburg [email protected], www.bbpm.de Behandlungsmöglichkeiten im Überblick Schlussredaktion: TEXT+PLAN Dr. Ira Lorf, Fischers Allee 59 e, 22763 Hamburg [email protected] Bildquellen: ### (S. ##, ##) 8 – 9 12 – 14 15 16 – 17 Die Augengesundheit im Blick behalten 18 Hilfreiche Adressen, Internetseiten und Buchtipps 19 Attacke auf Blutgefäße und Nerven Zu viel Zucker im Blut zieht vor allem die Blutgefäße in Mitleiden­schaft, aber auch die Nerven leiden. Schäden an den großen Arterien bezeichnen Mediziner als Makro­ angiopathien, Auswirkungen an den kleinen ­Kapillaren als Mikroangiopathien. Beeinträchtigungen an den Nerven­bahnen heißen im Fachjargon Neuropathien. Diabetes: Volksleiden mit fatalen Folgen Augen, Nieren, Herz-Kreislauf und Nerven – vor allem diese Organe und Organsysteme gelten als besondere „Achilles­ ferse“ von Menschen mit Diabetes. Denn hauptsächlich dort richten längerfristig erhöhte Blutzuckerwerte immer wieder schweren Schaden an. Beispiel: Durch diabetesbedingte Netzhautkomplikationen erblinden hierzulande jährlich rund 6.000 Patienten ! Derart angegriffene Gefäße neigen besonders stark zu Verengun­gen und Verkalkungen (Arteriosklerose). Dadurch können sie die von ihnen abhängigen Organe oder Körperregionen nicht mehr optimal mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen – was langfristig zu Kompli­ kationen führt. Häufige Spätfolgen bei Diabetes mellitus ● Makroangiopathien Herzinfarkt, Schlaganfall, Durchblutungsstörungen (Beine) ● Mikroangiopathien Nierenversagen, Sehverluste bis hin zur Erblindung ● Neuropathien Missempfindungen, Funktionsstörungen diverser Organe Kontrolle schützt Sehverlust, Nierenschäden und Co. gehören aber keinesfalls zu den unausweichlichen Folgen Ihrer Erkrankung. Dank moderner Therapien und regelmäßiger Kontrollen lassen sich Diabetes-Folgen mittlerweile vermeiden oder zumindest eingrenzen beziehungsweise verzögern. Neben einem langfristig gut eingestellten HbA¹c-Wert schützen auch ein optimaler Blutdruck, gute Blutfettwerte – speziell niedriges LDL-Cholesterin – und ein ­gesundes Körpergewicht vor Spätschäden (siehe Kasten). Schutzprogramm für die Augen ● Aufbau des Auges Pupille Blutzucker regelmäßig prüfen (Arzt- und Selbstkontrolle) Ziel: Langfristige individuelle Senkung des HbA¹c-Werts in Absprache mit dem behandelnden Arzt ● Erhöhte Blutdruckwerte senken Ziel: Blutdruck ≤ 130 –140/85 mmHg ● „Schlechtes“ Cholesterin (LDL) niedrig halten Ziel: LDL-Cholesterin < 100 mg/dl bzw. 2,6 mmol/l ● Überflüssige Pfunde abbauen Ziel: Normalgewicht (Body-Mass-Index < 25 kg/m²) Linse Makula Sehnerv Glaskörper Iris Hornhaut Netzhaut Aderhaut Lederhaut Körpereigene Kameras: unsere Augen Die Leistungsfähigkeit unserer Augen beeindruckt OptikExperten nach wie vor. Denn was diese Sinnesorgane ­können, schafft so manche hochmoderne Kamera nicht. Hornhaut, Iris, Pupille, Linse, Glaskörper und Netzhaut tragen gemeinschaftlich dazu bei, dass wir scharf und farbig sehen können. Eine besonderes wichtige Rolle ­übernimmt dabei der „gelbe Fleck“ (Makula) – der Punkt des schärfsten Sehens im Zentrum der Netzhaut. Die Sehkraft nicht aus den Augen verlieren Wer an Typ-1- oder Typ-2-Diabetes leidet, sollte seinem Augen­licht deswegen besondere Aufmerksamkeit schenken. Wachsamkeit ist gut, Kontrolle ist besser Achten Sie daher genau darauf, ob sich an Ihrem Sehvermögen etwas verändert. Sobald Sie eine langsame, aber vor allem auch eine plötzliche Verschlechterung bemerken, vereinbaren Sie bitte schnellstmöglich einen Termin beim Augenarzt. Auf der sicheren Seite liegen Sie, wenn Sie regel­mäßige Kontrolluntersuchungen dort wahrnehmen. Typische Augenschäden durch Diabetes mellitus Die Diagnose Diabetes mellitus birgt ein erhöhtes Gesundheitsrisiko für die Augen. Folgende Schäden treten bei Menschen mit Diabetes häufiger auf als bei Gesunden: ● ● ● Diabetische Retinopathie / diabetisches Makulaödem Grauer Star (Katarakt) Grüner Star (Glaukom) Wie oft zum Augenarzt ? Wie oft Sie zum Augenarzt gehen sollten, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Diabetesform (Typ 1 oder Typ 2), lang­fristiger Blutzuckereinstellung (HbA¹c-Wert) und eventuell bereits vorhandene Augenschäden. Die Untersuchungsintervalle legt der Arzt fest; mindestens einmal jährlich gehört eine Augen­kontrolle aber bei jedem Diabetiker zum ­Pflichtprogramm. Alle neu auftretenden Symptome wie eine plötzliche Sehver­schlechterung, verschwommenes Sehen, ­Störungen beim ­Farbsehen oder „Rußregen“ bedeuten: sofort zum Augenarzt ! Diagnostik beim Augenarzt Der Augenarzt (Fachbezeichnung: Ophthalmologe) verfügt über verschiedene Untersuchungsverfahren, um Augenschäden wie eine diabetische Retinopathie (DR), ein diabetisches Makulaödem (DMÖ), grauen oder grünen Star (Katarakt, Glaukom) rechtzeitig zu erkennen. Visusbestimmung Mit Hilfe von Lesetafeln bestimmt der Arzt das Sehver­ mögen für Nähe und Ferne. Ziel: orientierende Standarduntersuchung Untersuchung mit der Spaltlampe Eine besondere Beleuchtungstechnik ermöglicht hierbei eine gute Sicht auf die vorderen Augenbereiche, zusätzliche Lupen gewähren einen Blick auf Teile der Netzhaut. Ziel: z. B. Diagnose von grauem Star und Veränderungen an Netzhaut und Makula (= gelber Fleck) Spiegelung des Augenhintergrunds (Ophthalmoskopie) Durch die mit speziellen Augentropfen weitgestellte Pupille betrachtet der Augenarzt mit einem elektronischen Augenspiegel die Netzhaut. 10 Ziel: z. B. klassische Retinopathie-Diagnostik (Gefäß­ veränderungen, Blutungen und Ablagerungen auf der Netzhaut), Diagnostik von grauem Star (Katarakt / Linsentrübung) Fluoreszenzangiografie Nach der Injektion eines Kontrastmittels (Fluorescein = gelbe Lebensmittelfarbe) in die Armvene erfasst der Arzt mit einer Spezialkamera und mit blauem Licht die Farbstoffverteilung in den Augengefäßen. Ziel: z. B. exakte Darstellung der Netzhautgefäße (wichtig bei bereits vorhandener Retinopathie) Optische Kohärenztomografie (OCT) Mit schwachem Laserlicht tastet der Arzt die Netzhaut ab und gewinnt so hochauflösende Schichtbilder davon. Ziel: z. B. Darstellung der Netzhaut-Feinstruktur zur Diagnose eines Makulaödems Augeninnendruckmessung (Tonometrie) Mit einem speziellen Gerät misst der Arzt den Druck im ­Inneren des Auges – meist über direkten Kontakt mit der per Augentropfen betäubten Hornhaut. Ziel: z. B. Diagnose von grünem Star (Glaukom) 11 Verschleierungstaktik: späte Symptome Erst im weiteren Krankheitsverlauf der proliferativen Retino­pathie bemerken die Betroffenen Einschränkungen. In diesem Stadium bilden sich nämlich krankhafte und zu Blutungen neigende neue Blutgefäße, die sich auf den Glaskörper des Auges ausdehnen. Eine Blutung im Glas­ körper verursacht einen massiven Verlust der Sehschärfe. Diabetische Retinopathie und Makulaödem Langfristig zu hohe Blutzuckerwerte führen oft dazu, dass die feinen Netzhautgefäße des Auges Schaden nehmen und sich eine diabetische Retinopathie (DR) entwickelt. Im Anfangsstadium der nichtproliferativen Retino­pathie entstehen auf der Netzhaut Einblutungen, Fett- und Eiweiß­ ablagerungen, Ödeme und kleine Gefäßaussackungen (Aneurys­men), die eher selten Beschwerden bereiten. 12 Zusatzrisiko Bluthochdruck Erhöhte Blutdruckwerte tragen dazu bei, dass sich eine Retinopathie entwickelt oder verschlechtert. Symptome einer diabetischen Retinopathie Die Diagnose „Retinopathie“ kommt für viele Menschen mit Diabetes aus heiterem Himmel im Rahmen einer Routineunter­ suchung beim Augenarzt, weil sich die Erkrankung erst spät bemerk­bar macht. Daher wichtig: regelmäßige Augenkontrollen! ● Unscharfes und /oder verschwommenes Sehen ● Dunkle Flecken oder rote Schleier im Gesichtsfeld ● Bei beginnender Netzhautablösung (Erblindungsgefahr !): „Rußregen“ und „Lichtblitze“ ● Plötzliche und extreme Verschlechterung der Sehschärfe 13 Alarm am Punkt des schärfsten Sehens Besonders kritisch wird es, wenn die Augenschäden den gelben Fleck (Makula) in der Netzhautmitte betreffen. Denn um den Versorgungsengpass durch blutzuckerbedingte Gefäßblockaden auszugleichen, erweitern sich die Blutgefäße in der Nachbarschaft, werden durchlässig und sammeln im Umfeld Flüssigkeit an (Makulaödem). Dadurch sterben die Sehzellen am Punkt des schärfsten Sehens nach und nach ab – der häufigste Grund für Erblindungen bei Menschen mit Diabetes ! Symptome eines Makulaödems Die Makula – also der Punkt des schärfsten Sehens – ermög­licht nicht nur eine scharfe Sicht, sondern auch das Farbsehen. Bei bis zu 15 % der Menschen mit Diabetes tritt nach rund 15‑jähriger Erkrankungsdauer ein diabetisches Makulaödem auf. Zu den typischen Beschwerden eines Makulaödems zählen: ● „Grauer Vorhang“ im Gesichtsfeld ● Sehprobleme in der Dunkelheit ● Verschwommenes und unscharfes Sehen 14 Grauer Star und grüner Star Sowohl grauer Star (Katarakt) als auch grüner Star ­(Glaukum) treten bei Menschen mit Diabetes häufiger auf als bei Nicht-Diabetikern. Augenkontrollen sollten daher auch diese Erkrankungen in die Diagnostik mit ein­beziehen. Grauer Star: getrübte Sicht Beim grauen Star trübt sich die Linse des Auges. Dadurch nimmt das Sehvermögen schleichend ab, alles erscheint mehr und mehr unscharf und grau. Häufig reagieren die Betroffenen blendempfindlich, sehen Doppelbilder und klagen über Nachtblindheit. Grüner Star: zu viel Druck auf dem Sehnerv Ein chronisch erhöhter Augeninnendruck schädigt beim grünen Star den Sehnerv. Beschwerden äußern sich erst sehr spät, beispielsweise durch blinde Flecke oder ­punktuelle oder bogenförmige Ausfälle im Gesichtsfeld. 15 Retinopathie und Makulaödem Netzhaut-Lasertherapie Unter örtlicher Betäubung verödet der Augenarzt mit einem Laserstrahl unerwünschte Adern und verschließt undichte Gefäße. Diese Therapie eignet sich daher ­besonders bei einer fortgeschrittenen Retinopathie. Behandlungsmöglichkeiten im Überblick Die Basis bei der Behandlung (und Vorbeugung !) von ­Diabetes-Spätfolgen bilden gut eingestellte Blutzucker‑, Blutfett- und Blutdruckwerte. Ebenfalls wichtig: Geben Sie das Rauchen auf bzw. fangen Sie gar nicht erst damit an ! Die gezielte Behandlung diabetesbedingter Augen­ probleme orientiert sich dann am Krankheitsbild und dem Erkrankungsstadium. 16 Augeninjektionen mt einem VEGF-Hemmer Ebenfalls unter örtlicher Betäubung verabreichte Injek­ tionen mit einem VEGF-Hemmer hemmen denjenigen Wachstumsfaktor (VEGF) im Auge, der unerwünschte ­Blutgefäße und Ödeme entstehen lässt. Durch den zu­ sätzlichen abschwellenden Effekt profitieren vor allem Patienten mit einem diabetischen Makulaödem. Grauer und grüner Star (Katarakt / Glaukom) Beim grauen Star verspricht ein in der Regel ambulant durchgeführter Routine-Eingriff Abhilfe, bei dem der Arzt die getrübte Linse durch eine Kunstlinse ersetzt. Bei der Therapie des grünen Stars spielen Augentropfen zur ­Senkung des Augeninnendrucks die Hauptrolle. Operative Verfahren kommen vergleichsweise selten in Betracht. 17 Die Augengesundheit im Blick behalten Ein Stück weit haben Sie Ihre Augengesundheit selbst in der Hand: Um die Sehkraft vor Schäden zu bewahren, zählt neben regelmäßigen Kontrolluntersuchungen nämlich vor allem eins: ein gesunder Lebensstil. Schutzprogramm für die Augen Körperliche Aktivität, Stressabbau, Normalgewicht und eine diabetesgerechte Ernährung tragen erwiesenermaßen wirkungsvoll dazu bei, diabetesbedingte Spätschäden zu vermeiden oder zu verzögern. Unterstützung erhalten Sie unter anderem beim Deutschen Diabetikerbund (siehe Impressum) und in speziellen Schulungen. Ideal: Ausdauersport und langsame Gewichtsabnahme Ausdauersportarten wie Schwimmen, Joggen, Walking oder Fahrradfahren fördern den Stressabbau und ein ­gesundes Körpergewicht. Tipps für die Kilokontrolle geben ausgebildete Diabetes- oder Ernährungsberater(innen). 18 Hilfreiche Adressen, Internetseiten und Buchtipps Adressen und Links Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV) Rungestraße 19, 10179 Berlin Telefon: Kontakt zur nächsten Beratungsstelle unter 01805 666456 (0,14 € / Minute aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 € / Minute) E-Mail: [email protected] Internet: www.diabetes.dbsv.org Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) Godesberger Allee 18, 53175 Bonn Telefon: 0228 3776-600 Internet: www.dge.de www.die-ifda.de Initiativgruppe Früherkennung diabetischer Augenerkrankungen Buchtipps Doris Fritzsche: Diabetes. Der Ernährungs-Kompass Gräfe und Unzer 2008 (6,99 Euro) Claudia Grzelak: Das Genießer-Koch- und Backbuch für Diabetiker. Über 380 leckere Rezepte für jeden Tag Trias 2009, (19,95 Euro) Karin Hofele, Marion Burkard: Richtig einkaufen bei Diabetes. Für Sie bewertet: Über 900 Fertigprodukte und Lebensmittel Trias 2008 (9,95 Euro) 19 Wenn zu viel Zucker den Augen schadet Diabetesbedingte Augenerkrankungen Deutscher Diabetiker Bund e. V. Goethestraße 27, 34119 Kassel E-Mail: [email protected] www.diabetikerbund.de