10. ANHANG 10. Anhang 10.1. Lichtausbreitung in dünnen doppelbrechenden Schichten Viele Polymere zeigen bei der Verarbeitung als dünne Schichten optische Anisotropie (Doppelbrechung). Dabei stellt sich die Richtung der optischen Achse in den meisten Fällen senkrecht zur Filmebene ein. Sei die Filmebene parallel zur yz-Ebene gelegt, so ist die Richtung der optischen Achse in diesem Fall durch die x-Achse gegeben. Für ein solches einachsiges System hat der dielektrische Tensor in Diagonalform zwei gleiche Elemente ~ εy = ~ ε z = n~o2 und somit die Gestalt [97]: ~ εx ε = 0 0 0 ~ε y 0 0 0= ~ ε z n~e2 0 0 0 ~ n2 o 0 0 0 n~o2 (10.1) Dabei bezeichnet n~o den ordentlichen und n~e den außerordentlichen Brechungsindex, welche im allgemeinen komplexe Größen sind. Mit ε folgt für die elektrische Verschiebungsdichte: n~e2 E x D = ε 0 ε ⋅ E = ε 0 n~o2 E y ~2 no E z (10.2) Hieraus wird sofort ersichtlich, daß für in der Filmebene liegende elektrische Felder 2 ~ ~ ( E x = 0 ) isotrop mit n = no gerechnet werden kann, da D = ε 0 no ⋅ E und somit stets D E gilt. Für s-polarisiertes Licht liegt nur eine Komponente in y-Richtung vor und es gilt: (10.3) D = Dy ⋅ e y = ε 0 n~o2 ⋅ E y ⋅ e y . Bei p-polarisiertem Licht hat das elektrische Feld E = E x ⋅ e x + E z ⋅ ez sowohl eine Komponente parallel als auch eine senkrecht zur Filmebene, so daß nun beide ~ ~ Brechungsindizes no und ne einfließen. Für D gilt somit: Ex n~e2 E x D = ε 0 ε ⋅ 0 = ε 0 0 ~2 Ez no E z ⇒ Dx n~e2 E x . = ⋅ Dz n~o2 E z 134 10. ANHANG Die elektrische Verschiebungsdichte ist nun nicht mehr parallel zum elektrischen Feld, was zu einer veränderten Ausbreitung p-polarisierten Lichtes führt, die im folgenden behandelt werden soll. Aus den beiden Maxwell-Gleichungen für Felder mit sinusförmiger Zeitabhängigkeit ∇ × E = −iωµ 0 H (I) ∇ × H = iωε 0 ε E (II) läßt sich durch Einsetzen folgende Hauptgleichung für die Ausbreitung des Lichtes in anisotropen Medien finden: ∇ × ∇ × E = ω 2 µ 0 ε 0 ε E ( ) (10.4) & i ωt − k r ) Mit E = E 0 ⋅ e ( folgt: ∇ × E = −i k × E ( ) und somit ergibt sich für Gleichung (10.4): − k × k × E = ω 2 µ 0 ε 0 ε ⋅ E = ω 2 µ 0 ⋅ D ( ) (10.5) Hieraus läßt sich entnehmen, daß die elektrische Verschiebungsdichte senkrecht auf D den Wellenzahlvektor k steht und daher gilt: D ⋅ k = Dx k x + D y k y = 0 (10.6) Sei die Einfallsebene durch die xz-Ebene gegeben, so folgt für den Wellenzahlvektor: cosφ' ~ ~ k = n k0 k = n k0 0 , sinφ' wobei φ' der Winkel zwischen k und der Schicht-Normalen, n~ der Brechungsindex und k0 der Betrag des Vakuumwellenvektors ist. Schreibt man damit nun die Vektorgleichung (10.5) aus, so verbleiben zwei Gleichungen für Feldkomponenten E x und E z der p-polarisierten Welle: (n~ − n~ 2 sin 2 φ') E x + n~ 2 cosφ' sinφ' E z = 0 (10.7 a) n~ 2 cosφ' sinφ' E x + (n~o2 − n~ 2 cos 2 φ') E z = 0 (10.7 b) 2 e 135 10. ANHANG Bedingung für die Lösbarkeit dieses Gleichungssystem ist, daß die KoeffizientenDeterminante verschwindet: ne2 − n 2 sin 2 φ' n 2 cosφ' sinφ' =0 n 2 cosφ' sinφ' no2 − n 2 cos 2 φ' Dies führt schließlich zu folgender Gleichung für n 2 , aus der sich der Brechungsindex für einen gegebenen Ausbreitungswinkel φ' berechnen läßt: 1 sin 2 φ' cos 2 φ' = + n2 ne2 no2 (10.8) Diese Gleichung beschreibt die Indexfläche der p-polarisierten Welle. Die Indexfläche ist ein Rotationsellipsoid mit den Hauptachsen no und ne. Für die Ausbreitung in der Filmebene ( φ' = 90° ) ist n = ne . Ist die Ausbreitungsrichtung entlang der optischen Achse ( φ' = 0° bzw. 180° ), gilt n = no . Für die s-polarisierte Welle ist die Indexfläche eine Kugel mit dem Radius no und die Ausbreitung erfolgt somit richtungsunabhängig mit n = no . 10.2. Fresnel’sche Koeffizienten für p-polarisiertes Licht Der Fall einer s-polarisierten Welle kann für anisotrope Medien weiterhin isotrop mit n = no gerechnet werden. Somit behalten auch die Fresnel’schen Koeffizienten dieselbe Form, was für eine p-polarisierte Welle nicht der Fall ist. Zur Berechnung des Reflexions- und Transmissionskoeffizienten betrachtet man gemäß Abbildung 10.1 eine im Medium i auf das Medium j auftreffende p-polarisierte Welle. Die beiden Medien werden durch die yz-Ebene getrennt und die Einfallsebene ist parallel zur xz-Ebene gewählt. 136 10. ANHANG & Da φ' & & & Er Ea φ kr φ & ka φ' φ' ψ' & kt Abb. 10.1: Reflexion und Transmission für p-polarisiertes Licht an einer Grenzfläche zwischen zwei anisotropen Medien Nach dem Schema in Abbildung 10.1 lassen sich die elektrischen Felder der auffallenden (a), reflektierten (r) und transmittierten (t) Welle wie folgt schreiben: sinφ p −i ω t − k xi x − kzi z ) Ea = Ea 0 ⋅ e ( cosφ sinφ p −i ω t + k xi x − k zi z ) Er = Er 0 ⋅ e ( − cosφ sinψ p −i (ω t − k xj x − kzj z ) Et = Et 0 ⋅ e cosψ Die magnetische Feldstärke H läßt sich aus E nach der Maxwell’schen Gleichung (I) wie folgt berechnen: 1 H= k ×E. ωµ 0 137 10. ANHANG Daraus ergibt sich: H ap = 0 −i ( ω t − k xi x − kzi z ) 1 k zi E a sinφ − k xi E a cosφ ⋅ e ωµ 0 0 H rp = 1 ωµ 0 0 −i ( ω t + k xi x − k zi z ) k zi E r sinφ − k xi E r cosφ ⋅ e 0 p Ht = 1 ωµ 0 0 −i (ω t − k xj x − kzj z ) k zj E t sinψ − k xj E t cosψ ⋅ e 0 An der Grenzfläche x = 0 müssen die Tangentialkomponenten der elektrischen und magnetischen Feldstärke stetig sein: E zi = E zj und H yi = H yj . Dies führt zu zwei Gleichungen für die Amplituden E a , E r und E t : E a cosφ − E r cosφ = E t cosψ (10.9 a) ( E a + E r ) ⋅ ( k z sinφ − k xi cosφ) = E t ( k z sinψ − k xj cosψ ) (10.9 b) Dabei wurde die Stetigkeit der variablen Phase vorausgesetzt, was wiederum die Stetigkeit der z-Komponenten von k erfordert: k zi = k zj ≡ k z Hier stellt kz die Propagationskonstante der Welle dar, welche mit dem effektiven Brechungsindex über k z = k 0 neff verknüpft ist. Die x-Komponente von k ist nicht bekannt und muß durch kz und die optischen Konstanten des jeweiligen Mediums ausgedrückt werden. Dazu benötigt man die Hauptgleichung (10.5) für die Lichtausbreitung in anisotropen Medien. Die x-Komponente von (10.5) liefert: k z2 − k x k z Ez = k 02 n~e2 Ex (10.10) Mit Dx = ε 0 n~e2 E x und Dz = ε 0 n~o2 E z läßt sich unter Verwendung von Gleichung (10.6) Ez durch Ex ausdrücken: k x n~e2 Ez = − ~ 2 E x . k z no 138 10. ANHANG Damit ergibt sich aus Gleichung (10.10) für k x : n~o kx = ~ ne n~o 2 2 2 ~ ne k 0 − k z = k 0 ~ ne 2 n~e2 − neff (10.11) Zur Berechnung des Reflexionskoeffizienten eliminiert man E t in Gleichung (10.9 b), was zu folgender Gleichung führt: E a ( k zi tanφ − k xi − k zj tanψ + k xj ) = E r ( − k zi tanφ + k xi − k zj tanψ + k xj ) Gemäß Abbildung 10.1 läßt sich für tanφ bzw. tanψ schreiben: 2 2 no,i E xi no,i Dxi ki tanφ = = 2 ⋅ =− 2 ⋅ z E zi ne,i Dzi ne,i k xi no,2 j Dxj no,2 j k zj tanψ = = ⋅ =− 2 ⋅ E zj ne,2 j Dzj ne, j k xj E xj Drückt man schließlich noch k zi2 durch Gleichung (10.11) aus, so ergibt sich für den Fresnel’schen Reflexionskoeffizienten: r = p ij 2 no,2 j k xi − no,i k xj 2 no,2 j k xi + no,i k xj Eine analoge Rechnung liefert den Transmissionskoeffizienten [98]: 2no,i no, j k xi . t ijp = 2 2 no, j k xi + no,i k xj 139