Lehre Überlegungen bei der Erstellung von Verschreibungen für Diabetes mellitus Zhou Chaofen, Yu Zhimin Institut für TCM Basis-Theorie, Chinesische Akademie für Traditionelle Chinesische Medizin, Beijing 100700 Integration des Wissens der Traditionellen Chinesischen Medizin und der Westlichen Medizin Diabetes mellitus (DM) wird in der TCM in die Kategorie „Xiaoke“ eingeordnet. Aus westlicher Sicht handelt es sich beim Diabetes mellitus um eine Störung des Zuckermetabolismus (einschließlich des Metabolismus von Proteinen, Fett, Wasser und Elektrolyten), verursacht durch eine relative oder absolute Insuffizienz der Insulinsekretion, was sich in Hyperglykämie, Hyperglukosurie, verminderter Glukosetoleranz und Störungen im Insulinfreisetzungstest, etc. zeigt. Aus Sicht der TCM ist die grundlegende Störung ein Mangel an Yin-Flüssigkeiten und ein Übermaß an trockener Hitze, ersteres als Ursache, während letzteres die Manifestation darstellt. Die Behandlung des Yin-Mangels und der übermäßigen trockenen Hitze, das Nähren des Yin durch Nähren des Qi und das Beseitigen von Hitze, um die Produktion der Körperflüssigkeiten zu verbessern, ist unzweifelhaft die grundlegende Behandlungsstrategie. Bei der Auswahl der Arzneikräuter jedoch sollte man in der klinischen Praxis vorsichtig sein. Die Arzneikräuter sind sehr effektiv in der Behandlung der Symptome. Wenn man jedoch die Erkrankung aus der Sichtweise der Westlichen Medizin angeht, indem man beispielsweise meint, daß die Hyperglykämie und die metabolischen Störungen korrigiert werden und die Hyperglukosurie gleichzeitig beseitigt werden sollte, wird die Verschreibung nicht die bestmögliche Wirkung zeigen. Es werden Kräuter empfohlen, die die Produktion der Körperflüssigkeiten unterstützen, indem sie Hitze klären: Jinyinhua (Flos Lonicerae), Digupi (Cortex Lycii), Gegen (Radix Puerariae), Xuanshen (Radix Scrophulariae), Dihuang (Radix Rehmanniae), Zhimu (Rhizoma Anemarrhenae), Huanglian (Rhizoma Coptidis) und Huangbo (Cortex Phellodendri). Die Kräuter zum Nähren des Yin durch Kräftigung des Qi: Renshen (Radix Ginseng), Huangqi (Radix Astragali), Huangjing (Rhizoma Polygonati), Baizhu (Rhizoma Atractylodis Macrocephalae), Shanyao (Rhizoma Dioscoreae), Jiaogulan (Gynostemma Pentaphyllum), Gancao (Radix Glycyrrhizae), Baishao (Radix Paeoniae Alba), Yuzhu (Rhizoma Polygonati Odorati), Nuzhenzi (Fructus Ligustri Lucidi), Gouqizi (Fructus Lycii) und Heshouwu (Radix Polygoni Multiflori). Modifikationen sollten in Übereinstimmung mit den Syndromen der TCM und den Hyperglykämien gemacht werden, so daß die Arzneikräuter und ihre Dosierung richtig und überlegt verwendet werden können. Einige Kräuter sind jedoch nicht zur Verwendung geeignet, obwohl sie sehr effektiv zur Behandlung von Syndromen durch Yin-Mangel und trockene Hitze eingesetzt werden können, da sie gleichzeitig den Zuckerspiegel erhöhen können. Beispielsweise kann Dangshen (Radix Codonopsis) Kurzat- 102 migkeit und Abgeschlagenheit durch Nähren des Qi verbessern und Shihu (Herba Dendrobii) hat die Fähigkeit, das Syndrom des Durstes durch Yin-Mangel zu lindern. Jedoch erhöhen diese beiden Kräuter den Blutzuckerspiegel. Die Symptome sind gelindert, jedoch ist die Hyperglykämie per se nicht gebessert. Weitere Kräuter, die den Blutzuckerspiegel anheben können, sind Chaihu (Radix Bupleuri), Qinjiao (Radix Gentianae Macrophyllae), Zisuye (Folium Perillae), Shengjiang (Rhizoma Zingiberis Recens), Huaihua und Huaimi (Flos Sophorae), Longkui (Herba Solani Ni gri), Zhuye (Lophatherum) und Luxiancao (Herba Pyrolae), etc. Behandlung diabetischer Komplikationen sowohl entsprechender Ursachen, als auch der Manifestationen Um in der Behandlung der diabetischen Komplikationen noch effektiver zu sein, ist es notwendig, die Entwicklung dieser Erkrankung zu begreifen, sowohl die Symptome als auch die pathologischen Veränderungen zu berücksichtigen und sowohl die Ursache (Wurzel) als auch die Manifestationen (Zweige) gleichzeitig zu behandeln. Die TCM geht davon aus, daß das, was zuerst auftritt, die Wurzel und das was folgt, die Zweige sind. Im Falle des DM sind Hyperglykämie und Hyperglukosurie als Ergebnis der Störung im Zuckermetabolismus die Ursache, während die Komplikationen die Manifestationen darstellen. Eine Behandlung, die die Störung des Zuckermetabolismus und die Hyperglykämie korrigiert und das Immunsystem des Organismus verbessert, zielt auf die Wurzel, während die entsprechenden Maßnahmen für die jeweiligen Symptome in ihrer Behandlungsrichtung auf die Zweige ausgerichtet sind. Wenn beide, Ursache und Manifestation, in Betracht gezogen werden, werden die Behandlungsergebnisse effektiver sein. Es wurde gezeigt, daß hohe spezifische Viskosität des Vollblutes und des Plasmas, Hämatokrit, elektrophoretische Wanderungsgeschwindigkeiten der Erythrozyten, Erythrozytenflexibilität, Gesamtcholesterin und Triglyzeride Folgeerscheinungen der Störungen im Zuckermetabolismus sind. Als Folge hiervon wird das Blut koagulierbarer, aggregierbarer, konzentrierter und visköser, was zu Verdickungen der Kapillaren sowie zu Mikrozirkulationsstörungen führt. All die o. g. Erscheinungen sind sehr ähnlich den Syndromen der Blutstase in der TCM. Daher sollten die Behandlungsprinzipien darin bestehen, das Qi zu tonisieren, das Yin zu nähren, Hitze zu klären, die Kollateralen zu aktivieren, die Blutzirkulation zu verbessern und Blutstasen aufzulösen. Und um den Blutzucker abzusenken, die Störungen des Metabolismus zu korrigieren, die Mikrozirkulation zu verbessern und die Blutungsviskosität zu verringern, sollten ebenfalls Maßnahmen ergriffen werden, mit der Absicht, die klinischen Symptome zu verbessern. Beispielsweise ist es in der Behandlung der Zeitschrift für TCM 2/99 Lehre diabetischen Gangrän ratsam, das Dekokt Xian Fang Huo Ming Yin (Erhabenes Dekokt zur Behandlung kutaner Infektion) zu modifizieren, indem man Danshen (Radix Salviae Miltiorrhizae) und Chishao (Radix Paeoniae Rubra) hinzufügt, um Hitze zu klären, Toxine auszuleiten, die Blutzirkulation zu verbessern und Schmerzen zu lindern. Zur Behandlung von Husten mit Bai He Gu Jin Tang (Lily Dekokt zur Kräftigung der Lunge) empfehlen sich hohe Dosen von Danggui (Radix Angelicae Sinensis), Chibaishao (Radix Paeoniae Rubra seu Alba) und Dihuang (Radix Rehmanniae Praeparata). Weitere Empfehlungen sind: Qi Wei Bai Zhu San (Pulver der Sieben Bestandteile mit Weißem Atractylodis) unter Zugabe von Danggui (Radix Angelicae Sinensis) und Dihuang (Radix Rehmanniae Praeparata); zur Behandlung von diabetischer Diarrhö und zur Behandlung von Ödemen durch eine diabetische Nephropathie werden Duzhong (Cortex Eucommiae) und Yinyanghuo (Herba Epimedii) zu Ji Sheng Shen Qi Wan (Lebenserhaltende Pille zur Kräftigung des Nieren-Qi) hinzugefügt, mit der Absicht, die Nierenfunktion zu schützen; zur Behandlung von Taubheitsgefühlen durch diabetische Nephropathie wird Shuizhi (Hirudo) zu Huang Qi Si Wu Tang (Vier Bestandteile Dekokt mit Radix Astragali) hinzugefügt; zur Behandlung eines Kreislaufkollapses werden hohe Dosen von Huang Qi Sheng Mai Yin (Pulswiederherstellendes Dekokt einschließlich Radix Astragali) verordnet. Duzhong (Cortex Eucommiae) und Yinyanghuo (Herba Epimedii) eignen sich zur Behandlung diabetischer Fälle mit Symptomen der Nierenschwäche. Gouqizi (Fructus Lycii) und Juhua (Flos Chrysanthemi) sind effektive Arzneimittel zur Behandlung diabetischer Augenerkrankungen, da sie die Leber kräftigen, die Augen klären und den Blutzucker- und Lipidspiegel senken. Das Patentmittel Ji Ju Di Huang Wan (Große Pille mit Sechs Arzneimitteln, Rehmanniae mit Wolfsbeere und Chrysanthemen) ist ein Beispiel dafür. Renshen (Radix Ginseng) und Huangqi (Radix Astragali) tonisieren das Qi, verbessern die Symptome des Qi-Mangels, senken den Blutzucker und verbessern die Immunfunktionen. Sanqi (Radix Notoginseng) kann die Blutzirkulation verbessern, Blutstasen auflösen, die Leitbahnen und Kollateralen aktivieren, den Zuckermetabolismus wechselseitig regulieren, den Cholesterinspiegel senken und die Immunfunktionen verbessern. Mudanpi (Cortex Moutan) und Zhizi (Fructus Gardeniae) sind geeignete Arzneimittel zur Behandlung der diabetischen Retinopathie mit ihren Fähigkeiten, die Blutzirkulation zu verbessern und Blutstasen aufzulösen. Danshen (Radix Salviae Miltiorrhizae) und Chuanxiong (Radix Ligustici Chuanxiong) können die Plättchenaggregation inhibieren und die Mikrozirkulation verbessern. Honghua (Flos Carthami) kann den Blutlipidgehalt senken, die Mikrozirkulation verbessern und Zirkulationsstörungen beheben. Shanzha (Fructus Crataegi) kann den Blutfettspiegel senken, die Blutzirkulation verbessern und die Kollateralen aktivieren; Zexie (Rhizoma Alismatis) kann Feuchtigkeit ausleiten, die Diurese anregen, Hitze klären, den Blutzucker- und Fettspiegel senken; Jinyinhua (Flos Lonicerae) kann Hitze klären, Toxine ausleiten, den Blutzuckerund Fettspiegel senken und ist einer der Hauptbestandteile von Jin Qi Jiang Tang Pian (Jinqi-Blutzuckersenkende Tablette); Zhimu (Rhizoma Anemarrhenae) hat die Fähigkeit Hitze zu klären, Ruhelosigkeit zu lindern, und falls es mit Shigao (Gypsum Fibrosum) zusammen verschrieben wird, können diese den Blutzuckerspiegel um ein beträchtliches Maß senken. Bai Hu Jia Renshen Tang (Dekokt des Weißen Tigers mit Radix Ginseng) ist eine Rezeptur mit dieser Wirkung. Zeitschrift für TCM 2/99 Gegen (Radix Puerariae) kann Durst stillen, indem es die Produktion der Körperflüssigkeiten unterstützt, Hitze klärt, den Blutzuckerspiegel senkt, den Blutfluß in den Herzkranzgefäßen verbessert und den Blutdruck senkt. Es ist ein sehr hilfreiches Arzneimittel in der Prävention und Behandlung von kardiozerebralen Komplikationen. Sämtliche o. g. TCM-Drogen haben die Fähigkeit, den Blutzuckerspiegel zu senken und die Symptome ebenso zu verbessern. Daher wird eine vernünftige und geeignete Rezeptur unter Berücksichtigung von beidem, der Wurzel und den Zweigen und sowohl der Krankheit per se als auch der Symptome sehr hilfreich in der Behandlung und der Rehabilitation von DM sein. Lege Wert auf die Wichtigkeit der verschiedenartigen Wirkungsweisen der TCM-Drogen und erforsche neue Wege der Verschreibung Ein kenntnisreicher Ratgeber für pharmakologische und individuelle chemische Entitäten von TCM-Drogen, speziell ihre multiplen Wirkungsweisen, kann den Weg zur Erstellung effektiverer Rezepturen erleuchten. Bei der Behandlung des DM sind TCM-Drogen nicht darauf beschränkt, den Blutzucker zu senken. Die Mechanismen, die an der Regulation des Blutzuckers beteiligt sind, sind sehr komplex. Es konnte gezeigt werden, daß der Blutzuckerspiegel auf mehrere Arten gesenkt werden kann. Er kann gesenkt werden durch Reduktion der Absorption der Glukose im Intestinaltrakt, durch Anheben der Insulinsekretion, durch Vermehrung der Insulinrezeptoren an den Zielzellen, durch Verbesserung der Sensibilität und Verminderung der Insulinresistenz, durch Anheben des zellulären Glukosetransportfaktors, durch Reduktion der insulinantagonistischen Hormone (z. B. Glukagon), durch Anhebung der aneroben Glykolyse oder durch Nutzbarmachung metabolischer Prozesse, welche insulinunabhängig sind, etc. TCM-Drogen besitzen den Vorteil der o. g. Aspekte. Beispielsweise kommt der blutzuckersenkende Effekt von Renshen (Radix Ginseng) auf verschiedene Wege zustande. Ginseng-Polypeptide können die Glykogenolyse unterstützen und/oder inhibieren die Synthese von hepatischem Glykogen aus Milchsäure, verbessern die aerobe Oxygenierung des Zuckers via aktivierter Succinat-Dehydrogenase und Zytochromoxidase. Ginsenoside haben die Wirkung, die Insulinsekretion zu unterstützen via Stimulation der Langerhans’schen Inselzellen und/oder Feedback-Mechanismus bei Hyperglykämie. Ginseng Polysaccharide können die Nutzbarmachung von Glukose verbessern und ihre Neubildung reduzieren. Gegen (Radix Puerariae) wirkt antagonistisch zu Adrenalin und verringert erhöhte Blutzuckerspiegel, welche durch Adrenalin induziert sind. Berberin, ein Wirkbestandteil von Huanglian (Rhizoma Coptidis) kann ebenfalls den Blutzuckerspiegel senken via Glykoneogenese und/oder Unterstützung des Glukoseabbaus. Eine diätetische Therapie ist ebenso hilfreich bei DMPatienten. Neben einer strikten Diabetesdiät gibt es eine Reihe von Nahrungsmitteln, die einen gewissen Effekt auf die Senkung des Blutzuckers haben, wie z. B. Birnen, verschiedene Kürbisarten, Teile des Maiskorns, Zwiebel, Knoblauch, chinesische Yamswurzel, Spinat, Sellerie, etc. Dieses ist der Grund, warum wir sagen, daß Kräuter und Nahrungsmittel von derselben Wurzel herkommen. Es wurde gezeigt, daß die Terpine, die in Spinatwurzel, Haferschleim, WolfsbeerfruchtSchleimsuppe und Rettichschleimsuppe enthalten sind, sehr hilfreich in der Unterstützung der Therapie sind. 103