Bericht über die Tätigkeit des Bundesamtes für Kartographie und

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Bericht über die Tätigkeit
des Bundesamtes für
Kartographie und
Geodäsie
2012
FRANKFURT AM MAIN • LEIPZIG • WETTZELL
Bericht über die Tätigkeit
des Bundesamtes für
Kartographie und
Geodäsie
1. Januar – 31. Dezember 2012
Verlag des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie
Frankfurt am Main 2012
FRANKFURT AM MAIN • LEIPZIG • WETTZELL
1Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser,
2012 war ein spannendes Jahr: Mit dem Bundesgeoreferenzdatengesetz (BGeoRG), das am 01.11.12 in Kraft getreten ist, verfügt das
BKG erstmals über eine gesetzliche Grundlage.
Das Gesetz bringt vor allem den gestiegenen Koordinationsbedarf
des Bundes bei Geodaten zum Ausdruck und weist dem BKG die
Kompetenz und die Rolle eines zentralen Dienstleisters zu. Dies ist
ein großer Erfolg, aber auch eine Herausforderung für die kommenden Jahre.
Prof. Dr. Hansjörg Kutterer
Besonders beschäftigt hat uns 2012 der gesetzliche Auftrag, ein
Dienstleistungszentrum (DLZ) für Geodäsie und Geoinformation
im Bereich des Bundes einzurichten und zusätzlich zu den Aufgaben zu betreiben, die das BKG seit
langem wahrnimmt. Dies ist inzwischen geschehen. Mit der Eröffnung des DLZ am 01.11.12 in der
Außenstelle Leipzig des BKG ist ein eindeutiger ‚Single Point of Contact‘ entstanden, der die Leistungen des BKG nutzergerecht bündelt.
Flankiert wurden unsere Aktivitäten durch die Handlungsfelder, die im 3. Geofortschrittsbericht
formuliert sind, der ebenfalls 2012, im dritten Jahr der Legislaturperiode, von der Bundesregierung
vorgelegt wurde. Auch die Ergebnisse der aktuell durchgeführten Geodatenbedarfserhebungen
bilden eine wichtige Grundlage für unser Handeln.
Dieses Jahrbuch zeigt wie seine Vorgänger die Fülle an Aktivitäten, die in der Geoinformation und in
der Geodäsie erforderlich sind, um die Bedarfe des Bundes zu erfüllen, nicht zuletzt als Beiträge für
die Daseinsvorsorge. Lassen Sie sich von den Beiträgen informieren und inspirieren. Das BKG steht
gerne bereit, um Ihre Fragen zu beantworten und Sie bei Ihren Aufgaben zu unterstützen.
Ich bedanke mich bei allen, die dieses Jahrbuch möglich gemacht haben, sei es durch inhaltliche
Beiträge oder durch die Gestaltung dieses Bandes. Mein Dank gilt auch unseren Partnern in den verschiedenen Verwaltungsebenen sowie in Wissenschaft und Wirtschaft. Geodäsie und Geoinformation sind hoch aktuelle, fordernde Querschnittsfelder, für die eine konstruktive Kooperation in allen
Fragen ‚Conditio sine qua non‘ ist.
Hansjörg Kutterer
Präsident und Professor des BKG
Inhalt
Inhalt
1Vorwort 3
2
Arbeiten der Abteilung Geoinformationswesen6
2.1Dienstleistungszentrum 6
2.2
Geoinformatik 2.3
Geoinformationsprodukte 2.4
Entwicklung von GI-Produkten
2.5
Supranationale Geoinformationssysteme
2.6
Photogrammetrisch-fernerkundliche Informationsgewinnung
3
11
12
14
17
Arbeiten der Abteilung Geodäsie 24
3.1
Grundsatzangelegenheiten, Globale Referenzsysteme 3.2
Nationale Referenzsysteme Lage 34
3.3
Nationale Referenzsysteme Höhe 41
3.4
Nationale Referenzsysteme Schwere 49
3.5
Messeinrichtungen des BKG 54
4.
4.1
21
24
Sonstige Aufgaben 77
Mitarbeit in nationalen und internationalen Organisationen
4.2Sonderaufgaben 81
Abkürzungsverzeichnis
Jahresbericht 2012
85
77
Organigramm
Bundesamt für
Kartographie und Geodäsie
Zentrale Dienststelle Frankfurt am Main
Anschrift:
Präsident
Organisationsplan
Stand: 01. Januar 2013
Beauftragter für den
Datenschutz
Beauftragter für die
IT-Sicherheit
Beauftragter für den
Geheimschutz
Beauftragte für die
Gleichstellung
Telefon:
Telefax:
E-Mail:
Internet:
Richard-Strauss-Allee 11
60598 Frankfurt am Main
(069) 6333-1
(069) 6333-335
[email protected]
www.bkg.bund.de
Geschäftsstellen
Koordinierungsstelle
GDI-DE
Abteilung Z
Abteilung GI
Abteilung G
Zentrale Dienste
Geoinformationswesen
Geodäsie
AGA
Arbeitsgruppe Automation in der
Kartographie, Photogrammetrie
und GIS
Referat Z 1
Personalangelegenheiten
Referat GI 1
Grundsatzangelegenheiten
Referat GI 5
Referat G 1
Referat G 4
GeoDatenZentrum
Grundsatzangelegenheiten
Globale Referenzsysteme
Nationale Referenzsysteme
Schwere
- Entwicklung / Produktion -
EuroSDR
Publikationsbüro der Assoziation
European Spatial Data Research
Referat G 2
Referat Z 2
Referat GI 2
Haushalt, Innerer Dienst,
Beschaffung, Sonderprojekte
Supranationale
Geoinformationssysteme
Referat Z 3
Referat GI 3
Referat GI 7
Referat G 3
Organisation und
Öffentlichkeitsarbeit
Geobasisdaten
Geoinformationsprodukte
Nationale Referenzsysteme
Höhe
- Entwicklung / Produktion -
- Produktion -
Referat GI 6
Photogrammetrisch- fernerkundliche
Informationsgewinnung
- Entwicklung -
- Entwicklung -
Referat Z 4
Referat GI 4
Referat GI 8
Zentrale IT-Angelegenheiten
Geoinformationsprodukte
Koordinierung GDI-DE
- Produktion -
Nationale Referenzsysteme
Lage
Referat G 5
Geodätisches Observatorium
Wettzell
StAGN
Ständiger Ausschuss für
Geographische Namen
IERS
Zentralbüro
Legende:
2013 Alle Rechte vorbehaltlich
Jahresbericht 2012
= am Standort Frankfurt/M
= am Standort Leipzig
= am Standort Frankfurt/M und Leipzig
= am Standort Wettzell
Geoinformationswesen
2.1 Dienstleistungszentrum
2
Arbeiten der Abteilung Geoinformationswesen
Kernaufgabe der Abteilung GI ist es, in enger Zusammenarbeit mit den Landesvermessungsbehörden
geotopographische Informationen in Form
„„digitaler Geobasisdaten verschiedener Auflösungsstufen,
„„topographischer Kartenwerke verschiedener Maßstäbe,
„„digitaler kartographischer Rasterdaten
bereitzustellen, sowie die dafür erforderlichen Methoden und Verfahren unter Berücksichtigung modernster wissenschaftlicher Erkenntnisse und Technologien fortzuentwickeln.
2.1Dienstleistungszentrum
Am 1. November 2012 hat das Dienstleistungszentrum (DLZ) des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie seine Arbeit in Leipzig aufgenommen. Das BKG fasst damit seine
Dienstleistungen zusammen und stärkt die
Kundenausrichtung durch einen Single Point of
Contact, noch bessere Beratungsmöglichkeiten
und praxisorientierte Lösungen.
Die bisherigen Arbeiten des GeoDatenZentrums (GDZ) zur Bereitstellung harmonisierter
geotopographischer Basisdaten der Bundesländer werden im DLZ fortgeführt.
Die neuen Aufgabenbereiche Vertrieb und
HelpDesk sind erfolgreich angelaufen. Weitere Aufgaben wie Rechnungs- und Mahnwesen
kommen 2013 noch hinzu und schließen die
Umstrukturierung ab.
Die Palette der Vertriebsprodukte und OnlineDienste wurde im Berichtszeitraum erweitert
und angepasst.
2.1.1Online-Dienste
Grundlage der Geodatendienste sind die Standards von OGC und ISO sowie Vorgaben seitens
INSPIRE, GDI-DE und AdV.
Das normbasierte Metainformationssystem
gibt detaillierte Auskunft über die Verfügbarkeit und Qualität von Daten und Diensten der
deutschen Landesvermessung. Der zugehörige
Catalog Service Web (CSW) ist in den Geodatenkatalog der GDI-DE integriert. Bis auf die Länder Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz wer-
Jahresbericht 2012
den nunmehr die Metadaten aller Bundesänder
über effizientes Harvesting eingebunden. Die
genannten Länder nutzen das BKG-System direkt.
Als bildbasierte Darstellungsdienste werden
seit 2012 neben den flexiblen Web Map Services
(WMS) auch hochperformante Web Map Tile
Services (WMTS) unterstützt.
WMS werden zur Visualisierung von topographischen Karten aller Maßstäbe genutzt.
WMTS sind für den intensiv angefragten WebAtlasDE und die DOP neu im Einsatz.
Der WebAtlasDE wurde in einer überarbeiteten
Version erstmals von zwei Datenproduzenten
(Ländergemeinschaft und Bayern) übernommen.
Web Features Services (WFS) für Digitale Landschaftsmodelle wurden in Zusammenarbeit
mit Kunden weiter erprobt.
Das Digitale Geländemodell DGM10 wird erfolgreich durch den WFS „Altimeter“ bereit
gestellt.
Auf Grundlage der georeferenzierten Gebäudeadressen der deutschen Landesvermessung steht eine Adress-Suche als WFS und als
Open Location Service (OLS) zur Verfügung.
Die Dienste unterstützen fehlertolerante und
phonetische Vergleiche von Straßen- und Ortsnamen und die Suche von Adressen zu einer
geographischen Lage. Eine Erweiterung des Datenmodells erlaubt die Suche nach Ortsteilen.
6
Geoinformationswesen
2.1 Dienstleistungszentrum
Für einen integrierten Datenbestand aus Adressen und geographischen Namen wurde eine
hochperformante Ortssuche weiter ausgebaut,
die im Millisekundenbereich antwortet und somit für interaktive Suchen mit Vorschlagsfunktion geeignet ist. Sie wird u.a. im GeoPortal.de
eingesetzt.
Der Web Feature Service „Geographische Namen Deutschlands (GN-DE)“ wurde strukturell
weiterentwickelt. Er unterstützt die Recherche
geographischer Objekte über ihre Endonyme.
Unter anderem kann die Zuordnung zu Verwaltungseinheiten oder Postleitzahlgebieten dabei direkt ausgewertet werden. Die Geometrie
der Namensobjekte stammt aus dem Digitalen
Landschaftsmodell 1 : 250 000.
Abhängigkeit vom Ausgangs- und Zielsystem
werden sowohl die 7-Parameter-Helmert-Transformationen als auch die genauere NTv2-Transformation unterstützt, die auf dem von der AdV
erarbeiteten Verschiebungsgitter BETA2007
basiert.
Darüber hinaus betreibt das DLZ eine Suche historischer Ortsnamen für ehemals zu Deutschland gehörige Gebiete.
Für jeden Datendienst wird grundsätzlich auch
ein Metadatendienst mit Informationen zur Aktualität geführt.
Der funktionell erweiterte Download von DOP
wird in nutzerspezifischen Auflösungen und in
Abhängigkeit von den Nutzungsrechten unterstützt. Der Geodaten-Shop für jedermann und
der Download für Bundeseinrichtungen bieten
zu jeder Zeit die Möglichkeit der Datenbestellung und des sofortigen Datenbezuges. Über
den Dienste-Shop können Nutzer dem BKG
ihr Interesse an der Freischaltung von OnlineDiensten per Web-Formular übermitteln.
Der Koordinatentransformationsdienst wurde
inhaltlich erweitert. Er basiert auf einer „Registry“ (Web-Datenbank) für Koordinatenreferenzsysteme und Koordinatentransformationen. In
Das Rechtemanagement für die zu schützenden Geodatendienste wurde weiterentwickelt
und in die neue WebCluster-Architektur der
Standorte Frankfurt und Leipzig integriert.
2.1.2
Digitale Landschaftsmodelle
ATKIS Digitales BasisLandschaftsmodell
(Basis-DLM)
Jahresbericht 2012
Im Berichtszeitraum haben weitere Bundesländer (insgesamt nun 12) auf
das neue AAA-Datenmodell umgestellt. Neben der Pflege des „alten“ Datenbestandes wurde damit der Aufbau des neuen AAA-Basis-DLM am BKG
fortgesetzt.
Alle Landesdatensätze wurden vierteljährlich aktualisiert. Mit der Erstlieferung von AAA-Daten wurde letztmalig eine Pflege des alten Modells für das
jeweilige Bundesland verbunden.
In beiden Modellen erfolgen umfangreiche formal-logische Prüfungen.
Die 2011 in die Datenübernahme integrierte AAA-Prüfung wurde hinsichtlich Korrektheit und Vollständigkeit weiterentwickelt.
Den Bundesländern werden zu jeder Datenlieferung detaillierte Prüfprotokolle im XML-Format bereitgestellt. Eine kompakte statistische Übersicht
ergänzt diese in Form einer HTML-Datei. Die Fehlerkorrektur beim Primärdatenhalter wird durch die zusätzliche Bereitstellung von Shape-Dateien
unterstützt, in denen alle an Fehlersituationen beteiligten Objekte enthalten sind.
Prüfungen zur Grenzanpassung zwischen benachbarten Ländern wurden
weitergeführt, wobei nach der Umstellung in das AAA-Datenmodell in einigen Ländern ein leichter Qualitätsverlust zu verzeichnen ist.
Detaillierte, auf die jeweiligen Erfassungseinheiten bezogene Informationen über Aktualität und Ausbaustufe werden von allen Ländern zusammen
mit den Daten geliefert. Sie werden im Metainformationssystem als graphische Übersichten bzw. interaktive Karten dargestellt und weisen sehr detailliert den aktuellen Stand aus.
7
2.1 Dienstleistungszentrum
Geoinformationswesen
ATKIS Digitales Geländemodell
Gitterweite 10 m
(DGM10)
Das hochauflösende Geländemodell liegt flächendeckend in einer komplett überarbeiteten Fassung für Deutschland vor.
ATKIS Digitales Geländemodell
Gitterweite 25 m
(DGM25)
Das hochauflösende Geländemodell liegt flächendeckend in einer komplett überarbeiteten Fassung für Deutschland vor.
ATKIS Digitales Geländemodell
Gitterweite 50 m
(DGM50)
Das Geländemodell liegt flächendeckend in einer komplett überarbeiteten Fassung für Deutschland vor.
ATKIS Digitales Landschaftsmodell
1 : 250 000 (DLM250)
Das Landschaftsmodell liegt flächendeckend für Deutschland im AAA-Datenmodell vor. Im Berichtszeitraum wurde der Datensatz inhaltlich aktualisiert.
Der Datenbestand wird in einer Ebenenstruktur im Shape-Format und als
Bestandsdatenauszug im NAS-Format bereit gestellt.
ATKIS Digitales Geländemodell
Gitterweite 200 m
(DGM200)
Das Geländemodell liegt flächendeckend in einer komplett überarbeiteten Fassung für Deutschland vor.
ATKIS Digitales Landschaftsmodell
1 : 1 000 000 (DLM1000)
Das Landschaftsmodell liegt flächendeckend für Deutschland im AAA-Datenmodell vor. Im Berichtszeitraum wurde der Datensatz inhaltlich aktualisiert
Der Datenbestand wird in einer Ebenenstruktur im Shape-Format und als
Bestandsdatenauszug im NAS-Format bereit gestellt.
ATKIS Digitales Geländemodell
Gitterweite 1000 m
(DGM1000)
Das Geländemodell liegt flächendeckend in einer komplett überarbeiteten Fassung für Deutschland vor.
Verwaltungsgebiete
1 : 250 000 (VG250 /
1 : 1 000 000 (VG1000)
Die Verwaltungsgebiete der Bundesrepublik Deutschland (Gemeinden
und übergeordnete Einheiten) wurden turnusmäßig fortgeführt. Sie werden als VG250 und VG1000 bzw. VG250-EW und VG1000-EW ohne und mit
Einwohnerzahlen angeboten. Die Variante ohne Einwohnerzahlen dient
einer zeitnahen Bereitstellung aktueller Daten.
Verwaltungsgebiete
1:2 500 000
Der stark generalisierte Datenbestand VG2500 wird zeitnah aktualisiert.
Der letzte Bearbeitungsstand liegt zum 01.01.2013 vor.
Jahresbericht 2012
8
Geoinformationswesen
2.1 Dienstleistungszentrum
2.1.3
Digitale Topographische Karten
ATKIS Digitale
Topographische Karte
1 : 25 000 (DTK25)
Der Datenbestand wurde kontinuierlich auf Basis der Datenlieferungen aller Bundesländer aktualisiert.
Er ist flächendeckend für Deutschland in Form georeferenzierter Einzelkartenblätter und blattschnittfreier Kacheln (10 km x 10 km) verfügbar.
ATKIS Digitale
Topographische Karte
1 : 50 000 (DTK50)
Der Datenbestand wurde kontinuierlich auf Basis der Datenlieferungen aller Bundesländer aktualisiert.
Er ist flächendeckend für Deutschland in Form georeferenzierter Einzelkartenblätter und blattschnittfreier Kacheln (20 km x 20 km) verfügbar.
ATKIS Digitale
Topographische Karte
1 : 100 000 (DTK100)
Der Datenbestand wurde kontinuierlich auf Basis der Datenlieferungen aller Bundesländer aktualisiert.
Er ist flächendeckend für Deutschland in Form georeferenzierter Einzelkartenblätter und blattschnittfreier Kacheln (40 km x 40 km) verfügbar.
ATKIS Digitale
Topographische Karten
1:200 000 (DTK200)/
1:500 000 (DTK500)/
1:1 000 000 (DTK1000)
Die Datensätze der Digitalen Topographischen Karten DTK200, DTK500
und DTK1000 stehen aktualisiert in jeweils zwei graphischen Auflösungen,
unterschiedlichen Abbildungen, räumlichen Gliederungen sowie Datenformaten flächendeckend für Deutschland zur Verfügung.
2.1.4
Digitale Orthophotos
Die Digitalen Orthophotos wurden kontinuierlich aktualisiert, oft verbunden mit einer Umstellung der Georeferenzierung auf UTM.
Die Bilder werden in der jeweiligen Georeferenzierung des Landes bereitgestellt und am
BKG zu einem bundesweiten Web Map Service
sowohl in 20 cm als auch in 40 cm Bodenauflösung aufbereitet.
2.1.5 Geographische Namen
Der Datenbestand „Geographische Namen“
GN250 wurde im Berichtszeitraum turnusmäßig fortgeführt. Damit verbunden wurde die
Produktspezifikation nutzerorientiert weiter
entwickelt.
sierungsprozesse durchlaufen werden. Diese
Prozesse wurden partiell weiterentwickelt.
2.1.7
Hausumringe (HU)
Das Produkt wurde auf Basis des Datensatzes
der Gemeinschaft zur Verbreitung der Hauskoordinaten und Hausumringe (GVHH) der
Vermessungs- und Katasterverwaltungen der
Bundesländer neu in den Vertrieb des aufgenommen.
2.1.8 Landbedeckungsmodell für
Deutschland (DLM-DE2009)
Dieses Produkt steht zur Nutzung durch Bundesbehörden zur Verfügung. Es beschreibt die
Landbedeckung und Landnutzung in einem
objektstrukturierten Modell unter Berücksichtigung von ATKIS und CORINE Land Cover (CLC).
2.1.6 Georeferenzierte Adressen – Bund
(GAB)
2.1.9 Vertrieb von Geobasisdaten
Der Datenbestand wurde auf Grundlage verschiedener Quellen fortgeschrieben, wobei
mehrstufige Datenintegrations- und Harmoni-
Seit dem Jahr 2009 stabilisierte sich die Bereitstellung von Geobasisdaten an Dritte auf eine
Gesamtfläche von ca. 144 Mio. km² pro Jahr. Die
Jahresbericht 2012
9
Geoinformationswesen
2.1 Dienstleistungszentrum
Abgabe von Geobasisdaten an Bundeseinrichtungen sank im Vergleich zu den Vorjahren von
136 Mio. km² über 125 Mio. km² auf nunmehr
91 Mio. km². Die genannten Zahlen beziehen
sich auf die Bereitstellung der Daten mittels
ftp-transfer, auf Datenträgern und per E-Mail.
Die Bereitstellung von Geobasisdaten mittels
Online-Dienste steigerte sich im Vergleich zum
Vorjahr deutlich von 32 auf 70 Millionen Zugriffe. Für das laufende Jahr wird eine Fortsetzung
dieser Tendenz erwartet.
2.1.10 Geobasisdaten - Produktion
Das BKG bearbeitet in zwei Produktionsdatenbanken der Maßstabsbereiche 1:250 000 und
1:1 000 000 topographische Daten für unterschiedliche Zielprodukte. Aus der Produktionsdatenbank DLM250 werden die Zielprodukte
ATKIS-DLM250 und EuroRegionalMap sowie zukünftig auch die Produkte JOG (Serie 1501) und
DTK250 abgeleitet. Die Produktionsdatenbank
DLM1000 dient der Herstellung der Zielprodukte ATKIS-DLM1000, DLM1000W und EuroGlobalMap.
In beiden Produktionsdatenbanken wurden gemäß des AdV-Beschlusses zur Spitzenaktualität
(AdV - Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundesrepublik
Deutschland) die entsprechenden Objektbereiche aktualisiert und entsprechend den Anforderungen der Zielprodukte weiter ausgebaut.
Mit dem Stichtag 31.12.2012 wurden die Daten
gemäß der ATKIS-Spezifikation abgeleitet und
dem Geodatenzentrum zum Vertrieb zur Verfügung gestellt.
Mit den Aktualitätsständen 31.12.2011 und
01.01.2012 wurden aus den Produktionsdatenbanken DLM250 und DLM1000 die Produkte
VG250 und VG1000 sowie mit Aktualitätsstand
01.01.2013 die VG2500 abgeleitet. Das Produkt
GN250 (Geographische Namen 1:250 000) wurde erstmals in einer Klassifikation der Namen
entsprechend den Objektarten des Amtlichen
Topographisch-Kartographischen InformationSsystem (ATKIS®) in der AAA®-Modellierung
vorgestellt.
Die Auswahl der geographischen Namen orientiert sich am Kartenmaßstab 1 : 250 000 und
bezieht sich auf das Gebiet der Bundesrepublik
Deutschland. GN250 wird jährlich mit Daten
der statistischen Landesämter und des Statistischen Bundesamtes, sowie Daten aus dem fortgeführten Digitalen Landschaftsmodell 1:250
000 (DLM250) und dem Digitalen Geländemodell (DGM25) aktualisiert.
Seit August 2012 werden monatlich wechselnde Themenkarten im Maßstab 1 : 2 500 000 für
die BKG-Homepage erstellt. Die Kartenthemen
werden vornehmlich aus den Datenbeständen des DLM250 und DLM1000 abgeleitet und
durch andere Geodatenprodukte (DGM200,
VG2500, GN250, etc.) und Zusatzinformationen
ergänzt. Die Motivation für die Herstellung der
Karten ist
„„eine Steigerung der Attraktivität der BKGHomepage durch wechselnde Angebote,
„„die Werbung für die Geodatenprodukte des
BKG,
„„eine Möglichkeit der Besucher- (Surfer-) Bindung an die BKG-Webseiten durch kostenlose Download-Angebote,
„„die Steigerung des Rankings von BKG-Webseiten bei Suchmaschinen, wie z.B. Google,
denn das Schlüsselwort „Deutschlandkarten“ wird sehr häufig gesucht.
Die Karten werden im Dateiformat „GeoPDF“
erzeugt. Mit einem entsprechenden PDF-Reader können die hinterlegten Sachinformationen (Attribute) sichtbar gemacht werden und
Kartenebenen (Layer) ein- und ausgeschaltet
werden. Neben der Anzeige von Koodinaten
können auch Flächen und Strecken gemessen
werden.
Das Produkt beinhaltet rund 134 000 Einträge
von Geographischen Namen, wie z. B. Gemeinden, Gemeindeteilen, Landschaften, Gebirgen,
Bergen, Inseln, Flüssen, Kanälen, Seen, Meeren.
Jahresbericht 2012
10
2.2 Geoinformatik
2.2Geoinformatik
Verfahren zur Bereitstellung von Geobasisdaten
Die Bereitstellung von Geobasisdaten und
Online-Diensten durch das Dienstleistungszentrum ist eine der zentralen Aufgaben des
BKG. Diese Aufgabe umfasst die Prozesse der
Datenübernahme von den Vermessungsverwaltungen der Bundesländer, der Prüfung und
Harmonisierung dieser Daten, der Produktaufbereitung und der Datenverwaltung sowie
des Qualitätsmanagements und der Datenbereitstellung. Die dafür erforderlichen Softwarelösungen, Verfahren, Dienste und Hardwaregrundlagen wurden entsprechend den
praktischen Erfahrungen und Erfordernissen
sowie unter Beachtung aktueller Standards und
Technologien vervollständigt und weiterentwickelt.
Dies betrifft bezüglich des ATKIS Basis-DLM
insbesondere die Umsetzung des AAA-Datenmodells (AFIS-ALKIS-ATKIS). Im Berichtszeitraum wurde das implementierte Verfahren für
Datenimport, Datenprüfung, Datenhaltung
und Datenabgabe in der laufenden praktischen
Nutzung weiter optimiert. Für die Protokollierung und statistische Darstellung von Prüfergebnissen und für die Visualisierung von
Fehlern wurden Softwarekomponenten entwickelt.
Das Verfahren zur Übernahme, Speicherung
und Verwaltung von Digitalen Orthophotos
(DOP) wurde aufgrund von Änderungen in der
Datenschnittstelle (Einbeziehung Infrarot-Kanal) weiter entwickelt. Die Daten werden über
einen bundesweiten Web-Dienst Nutzern bereitgestellt. Durch Updates aktualisierte DOP
werden als historische Daten abgelegt und sind
gleichfalls online als Dienst verfügbar.
Geoinformationswesen
die Rechtevergabe für beliebige Dienste über
Netzwerk-Adressen, Nutzeridentifikatoren,
temporäre Sitzungskennungen oder Passwörter steuert und das eine Schnittstelle zwischen
externer Nutzersicht und interner Implementierung darstellt. Es wurden verschiedene Weiterentwicklungen vorgenommen, insbesondere im Bereich des Rechtemanagements. Nutzer
können jederzeit online in Verfügbarkeits- und
Zugriffsstatistiken Einsicht nehmen. Ein Monitordienst mit aktiver Informationskomponente hat zur hohen Verfügbarkeit der Dienste
beigetragen.
Der Geodaten-Shop zur Bestellung und zum
Vertrieb von Geodaten und das zugehörige
interne Verwaltungssystem für Anfragen, Angebote und Aufträge wurden an neue Anforderungen angepasst.
Zur Information über die im Bereich der AdV
verfügbaren Geobasisdaten und die darauf
aufbauenden Web-Dienste des BKG wurde die
Internetpräsentation des Dienstleistungszentrums (www.geodatenzentrum.de) inhaltlich und
funktionell weiterentwickelt. Für Bundesbehörden wurden weitere Dienste und Anwendungen bereitgestellt.
Für eine grundlegende technische und inhaltliche Überarbeitung der Internetpräsenz des
Dienstleistungszentrums wurden die konzeptionellen Arbeiten fortgesetzt und eine Vergabe
vorbereitet.
In regelmäßigen Abständen werden die Kunden des Dienstleistungszentrums durch den
Versand eines Newsletters über Neuentwicklungen informiert.
Die Bereitstellung von Online-Diensten
wurde im Berichtszeitraum hinsichtlich Performance und Hochverfügbarkeit weiter optimiert. Im Mittelpunkt stand dabei der Ausbau
der neuen Web-Infrastruktur an den beiden
Standorten Frankfurt am Main und Leipzig.
Die Verwaltung und Steuerung der Zugriffsrechte auf die Online-Dienste erfolgt über
das am GDZ entwickelte SecurityGate, das
Jahresbericht 2012
11
Geoinformationswesen
2.3 Geoinformationsprodukte
2.3Geoinformationsprodukte
2.3.1
Digitale und analoge Kartenwerke
Zu den Geoinformationsprodukten des BKG gehören:
Aktualisiert bzw. gedruckt wurden im
Berichtszeitraum:
die Digitalen Topographischen Karten
DTK200: 15 Kartenblätter aktualisiert
DTK200
DTK500
DTK1000
DVD-ROM „Top200“
die analogen Topographischen Karten
in den Maßstäben
1:200 000 (TK200)
1:500 000 (TK500)
1:750 000 (ÜD750)
1:1 000 000 (TK1000)
die Historischen Topographischen Kartenwerke:
Topographische Karte
1:25 000 (TK25),
TK200: 10 Kartenblätter gedruckt und
dem Dienstleistungszentrum / der Fa.
GeoCenter zum Vertrieb überlassen,
ÜD750 und DTK1000 aktualisiert, gedruckt und dem Dienstleistungszentrum / der Fa. GeoCenter zum Vertrieb
überlassen.
Karte des Deutschen Reiches
1:100 000 (KDR100) und die
Übersichtskarte von Mitteleuropa 1:300 000 (ME300 - Sonderausgaben).
Abb. 2.3-1: Ausschnitt CC 4726 Goslar
Jahresbericht 2012
12
Geoinformationswesen
2.3 Geoinformationsprodukte
2.3.2 Kartenvertrieb, Vertrieb Top200
2.3.3 Auftragsarbeiten AGeoBw
Im Berichtszeitraum wurden insgesamt an Einrichtungen des Bundes, Sicherheitsbehörden
und über das GeoCenter an Dritte abgegeben:
Die für das AGeoBw in Bearbeitungsblöcken
durchzuführenden Aktualisierungen der Kartenserien „1501-Joint Operations Graphic 1:250
000” und „1404-World 1:500 000” wurden 2012
sach- und termingerecht abgeschlossen.
Topographische Kartenwerke
1:200 000 – 1:1 000 000
4 500
Kartenblätter
Historische Topographische
Kartenwerke 1:25 000 –
1:300 000
5 000
Kartenblätter
DVD-ROM „Top200-Version 5“
150 Exemplare
Abb.2.3-3: Ausschnitt Kartenblatt Wien
Serie 1404 - World 1:500 000
Abb. 2.3-2: Ausschnitt ME300 Königsberg
Jahresbericht 2012
13
2.4 Entwicklung von GI-Produkten
2.4 Entwicklung von GI-Produkten
2.4.1 Ableitung von topographischen
Webkarten aus amtlichen Geobasisdaten
Geoinformationswesen
¬¬Anpassung der Ausdehnung und Darstel-
lungsbereiche anhand der Vorgaben aus
dem AdV-WMTS-Profil
¬¬Verwendung der Software „CHANGE“ des
¬¬Das Verfahren zur Ableitung von topogra-
phischen Webkarten aus amtlichen Geobasisdaten wurde um folgende Funktionen
bzw. Inhalte erweitert:
¬¬Europaweite Darstellungen auf Basis von
OpenStreetMap- Daten
Institutes für Kartographie und Geoinformatik an der Leibniz Universität Hannover zur
automatischen Generalisierung von Gebäudeumringen
¬¬Optimierung der Signaturierungsvorschrif-
ten zur Darstellung komplexer geometrischer Sachverhalte
¬¬Native Unterstützung der sphärische Mer-
cator Projektion EPSG:3857 (WGS84 Pseudo
Mercator)
¬¬Entwicklung eines Verfahrens zur automati-
schen Erzeugung einer Druckausgabe
Abb. 2.4.1-1 Beispiel für die Darstellungsvariante mit Schummerung (mittlere Zoomstufe)
Jahresbericht 2012
14
Geoinformationswesen
2.4 Entwicklung von GI-Produkten
2.4.2 Geodatenbedarfserhebung des
Bundes für den Bereich Wissenschaft und
Forschung
Seitens verschiedener wissenschaftlicher Einrichtungen wurde in den letzten Jahres wiederholt die Bitte an das Bundesministerium des Innern sowie das Bundesministerium für Bildung
und Forschung herangetragen, die Versorgung
der Wissenschaft mit Geoinformation zu erleichtern. Das Bundesamt für Kartographie und
Geodäsie (BKG) wurde aus diesem Grund vom
Bundesministerium des Innern und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung beauftragt, eine Geodatenbedarfsabfrage für den
Bereich der Wissenschaft durchzuführen. Die
erste Iteration der Geodatenbedarfserhebung
fand bereits 2011 statt, als Bedarfe und Bestände
an Geodaten von Einrichtungen des Bundes erfasst und ausgewertet wurden.
Anpassung des Fragenkatalogs
Der zur Geodatenbedarfserhebung des Bundes
verwendete Fragenkatalog wurde für die Bereiche Wissenschaft und Forschung angepasst
und anhand der Erkenntnisse aus der ersten Iteration den Fragenkatalog optimiert, um noch
zielführendere und automatisiert auswertbarere Antworten zu erheben.
Zeitplan
Die folgende Übersicht zeigt die ursprüngliche
zeitliche Planung der Geodatenbedarfserhebung (Orange). Durch die effektive Verwendung der Open Source- Lösung Lime Survey
sowie den hohen personellen Einsatz des BKG
konnte die Online- Erhebung einen Monat vor
dem geplanten Termin abgeschlossen werden
(aktualisierter Zeitplan in Blau).
Ziel der Geodatenbedarfserhebung ist die Erstellung einer Übersicht über den aktuellen
sowie mittel- bis langfristigen Bedarf an Geodaten in Einrichtungen von Wissenschaft und
Forschung in Deutschland. Defizite in der Geodatenversorgung sollen rechtzeitig erkannt
werden, damit eine bedarfsgerechte Modifikation oder Neuerfassung von Geodaten ermöglicht werden kann. Es soll auch geklärt werden,
ob benötigte Geodaten bereits in anderen Institutionen redundant gepflegt werden. Ein weiteres wichtiges Ziel ist die Intensivierung der
Vernetzung zwischen der Wissenschaft und der
Bundesverwaltung.
Die Geodatenbedarfserhebung des Bundes für
den Bereich Wissenschaft und Forschung wurde zwischen dem 26. Oktober 2012 und dem
28. Dezember 2012 als Online-Erhebung bereit
gestellt.
Das BKG hat basierend auf der Open Source
-Software Lime Survey eine webbasierte OnlineAbfrage erstellt, welche zur Geodatenbedarfserhebung genutzt wird.
Auswertung
Teilnehmerkreis
Ausgewählte Institutionen mit hohem Geodatenbedarf oder –bestand haben noch bis 31. Januar 2013 die Möglichkeit, ihre Informationen
manuell dem BKG zur Verfügung zu stellen. Zu
diesem Zwecke wurde basierend auf Microsoft
Excel eine Eingabemöglichkeit geschaffen, welche die Fragen der Geodatenbedarfserhebung
abbildet.
Mit der Auswertung wird nach Abschluss der
manuellen Erhebung im Februar 2013 begonnen. Erste Ergebnisse sollen bis Ende März 2013
zur Verfügung gestellt werden.
An der Erhebung sollten möglichst viele Einrichtungen aus dem Bereich der Wissenschaft
und Forschung teilnehmen, um ein repräsentatives und homogenes Abbild des entsprechenden Geodatenbedarfs und der entsprechenden
Geodatennutzung erstellen zu können. Hierfür
wurde zunächst der mögliche Teilnehmerkreis
eruiert werden. Ca. 800 Institutionen aus Wissenschaft und Forschung wurden zur Teilnahme aufgefordert, von denen ca. 170 Institutionen durch Nennung von Ansprechpartnern
Interesse an der Teilnahme bekundet haben
Jahresbericht 2012
15
Geoinformationswesen
2.4 Entwicklung von GI-Produkten
04/2012
11/2012
„„Analyse des Teilnehmerkreises
„„Weboberfläche
„„Support durch BKG
02/2013 04/2013
„„Report zur Geodatenbedarfserhebung
„„Anpassung Fragenkatalog „„Online-Hilfe
„„Übersicht je Datenanbieter
„„Entwicklung der Erhe-
„„Übersicht je Institution
„„Produktübersicht
05/2013
„„Analyse des Geodatenbedarfs
„„Konzept zur Bedarfsdeckung
„„Maßnahmen zur Bedarfsdeckung
bungskomponenten
„„Werbung und Einladung
Jahresbericht 2012
16
Geoinformationswesen
2.5 Supranationale Geoinformationssysteme
2.5 Supranationale Geoinformationssysteme
Das BKG ist Mitglied der gemeinnützigen Assoziation EuroGeographics, einem Zusammenschluss der europäischen, nationalen Einrichtungen, die für Aufgaben der Kartographie und
des Katasterwesens verantwortlich sind. Die
Zusammenarbeit im Rahmen von EuroGeographics umfasst die Erstellung länderübergreifender Produkte sowie gemeinsame Arbeitsgruppen und Projekte.
und Eurostat über die weitere Lieferung neuer
Versionen von EBM, ERM und EGM geschlossen.
Der Vertrag läuft über vier Jahre, sieht jährliche
Aktualisierungen, die Einbeziehung weiterer
Länder sowie einige neue Objektarten und Attribute vor.
Desweiteren ist das BKG eingebunden in die
Entwicklung und den Aufbau von GMES in Europa und in die Umsetzung in Deutschland.
2.5.1
EuroBoundaryMap 1:100 000
Die Mitglieder von EuroGeographics (www.
eurogeographics.org) wollen insbesondere
die Europäische Kommission beim Aufbau der
European Spatial Data Infrastructure (ESDI) im
Zusammenhang mit der INSPIRE-Rahmenrichtlinie und dem Projekt „Global Monitoring for
Environment and Security“ (GMES) unterstützen. EuroGeographics ist bei der Europäischen
Kommission als größte SDIC (Spatial Data Interest Community) registriert und leistet mit seinen Experten umfangreiche Unterstützung bei
der INSPIRE-Umsetzung.
EuroBoundaryMap (EBM) enthält die Verwaltungseinheiten aller nationalen Verwaltungsebenen Europas mit Namen, eineindeutigen
Schlüsselzahlen sowie einen Bezug zu den Klassifikationen NUTS (Nomenclature des Unités
Territoriales Statistiques) und LAU (Local Administrative Unit) von Eurostat, dem statistischen
Amt der Europäischen Union mit Sitz in Luxemburg. Damit ist für EBM die Interoperabilität zu
statistischen Informationen gewährleistet, die
auf der Basis dieser Klassifikation erhoben worden sind.
Das BKG trägt zu EuroGeographics auf mehreren Ebenen aktiv bei. Der Präsident des BKG ist
Mitglied des Management Boards. Im Rahmen
von EuroGeographics ist das BKG als Produktkoordinator für die Fortführung und Weiterentwicklung von EuroBoundaryMap (EBM), einer
Referenzdatenbank der Verwaltungsregionen
Europas, sowie für das gesamteuropäische, digitale Geländemodell (EuroDEM) verantwortlich. Darüber hinaus liefern die Experten des
BKG die deutschen Beiträge zu den topographischen EuroGeographics-Produkten (EuroRegionalMap - ERM, EuroGlobalMap - EGM),
zum Web-Dienst geographischer Namen (EuroGeoNames) und wirken in Expertenteams an
deren Weiterentwicklung unter Verwendung
moderner Verfahren mit. Als Vertriebszentrum
für EuroGeographics liefert das GeoDatenZentrum (seit 01.11.2012: Dienstleistungszentrum)
des BKG die europäischen Datensätze an Kunden aus.
Im Rahmen von EuroGeographics ist das BKG
als Projektkoordinator für das Produkt EBM verantwortlich, insbesondere für das Produktmanagement hinsichtlich der inzwischen jährlichen Fortführung und der Weiterentwicklung
des Produktes unter Berücksichtigung aktueller
Nutzeranforderungen. Dabei wird auf die Qualitätssicherung sowie auf die fachliche Unterstützung bei der Bereitstellung der nationalen
Daten entsprechend der am BKG entwickelten
Produktspezifikation besonderer Wert gelegt.
Allen Produkten und Diensten von EuroGeographics ist gemeinsam, dass sie entsprechend
einheitlicher Spezifikationen erstellt und ihre
Inhalte über die Ländergrenzen hinweg harmonisiert werden. Im Dezember 2010 wurde
ein neuer Vertrag zwischen EuroGeographics
Jahresbericht 2012
Abb. 2.5.1-1 Räumliche Abdeckung EBM v7.0
17
2.5 Supranationale Geoinformationssysteme
Der laufende Vertrag zwischen EuroGeographics und Eurostat sieht die jährliche Lieferung
einer aktuellen, europaweiten, geographischen
Datenbank der Verwaltungsregionen und statistischen Gebietseinheiten von 2011 - 2014 vor.
Dabei ist die Erweiterung des Datensatzes um
einzelne Länder gefordert. Im Berichtszeitraum
wurde vom BKG auf dieser Grundlage die neue
Version EBM v7.0 erstellt. Das Referenzdatum
dieser Version entspricht dem 1.1.2012.
Abb. 2.5.1-2 EBM v7.0 (Ausschnitt mit LAU2-/NUTS3-Regionen)
Diese vom BKG an Eurostat gelieferten aktualisierten Referenzdaten werden in die GISCODatenbank der Europäischen Kommission
übernommen und auch für die Bereitstellung
weiterer Geodaten verwendet (http://epp.euro-
Geoinformationswesen
2.5.2 EuroRegionalMap 1:250 000 und
EuroGlobalMap 1:1 000 000
EuroGeographics bietet die folgenden pan-europäischen, topographischen Datensätze mit
bedarfsgerechtem Aktualitätsstand an:
„„EuroRegionalMap (ERM) – der vom IGN Bel-
gien koordinierte und bearbeitete topographische Datensatz im Maßstab 1:250.000
deckt das Gebiet von 31 europäischen Ländern ab.
Abb. 2.5.2-1 An EuroRegionalMap (ERM) beteiligte europäische Länder
„„EuroGlobalMap (EGM) – der vom IGN Frank-
reich koordinierte und gemeinsam bearbeitete topographische Datensatz im Maßstab
1:1.000.000 deckt das Gebiet von 33 europäischen Ländern ab.
stat.ec.europa.eu/portal/page/portal/gisco_Geographical_information_maps/introduction).
Neben der Entwicklung neuer Prüfroutinen zur
Qualitätssicherung sowie der Aktualisierung
von Metadaten und Webseiten wurden vom
BKG Änderungen am Datenmodell von EBM
vorgenommen, um diese europaweiten Referenzdatenbank der Verwaltungsregionen im
Hinblick auf Kundenwünsche sowie die Implementierung von INSPIRE anzupassen.
Im Jahr 2013 wird eine neue Produktversion mit
dem Fortführungsstand 1.1.2013 erstellt.
Jahresbericht 2012
Abb. 2.5.2-2 An EuroGlobalMap (EGM) beteiligte europäische Länder
18
2.5 Supranationale Geoinformationssysteme
Wie bei EuroBoundaryMap (EBM) werden die
Daten entsprechend einer einheitlichen Spezifikation erfasst und sind über Ländergrenzen
hinweg harmonisiert. Ihre Verwendungsmöglichkeiten umfassen raumbezogene Analysen, Netzwerkanalysen und Visualisierung.
Sie dienen außerdem als topographische Basis
von raumbezogenen Informationen aller Art.
Großer Wert wurde auf die geometrische und
topologische Konsistenz zwischen den thematischen Layern gelegt. Die Inhalte der einzelnen
Layer beschreiben die Themen Verwaltungseinheiten, Gewässernetz, Verkehrswegenetz,
Siedlung, Vegetation und Boden, geographische Namen und Sonstiges.
Experten des BKG sind neben der Bereitstellung
der jeweiligen nationalen Beiträge für diese EuroGeographics-Produkte sehr aktiv in den technischen Teams dieser Projekte eingebunden,
die intensiv an einer nachhaltigen Pflege und
technologischen Weiterentwicklung der Produkte arbeiten, im besonderen Maße das Projekt ERM betreffend. Im Projekt EGM fungiert
das BKG zudem als Regionalkoordinator für
zehn Länder und ist dabei für die Organisation,
fachliche Unterstützung sowie Qualitätskontrolle und Integration der Datenlieferung dieser
Partnerländer verantwortlich.
Der Vertrag zwischen EuroGeographics und Eurostat sieht für die Bereitstellung von ERM und
EGM im Zeitraum 2011-2014 sowohl die Erweiterung der Datensätze um mehrere Länder als
auch um einige neue Objektarten und Attribute
vor. Zudem wird angestrebt, EGM durch Generalisierung weitgehend automatisch aus ERM
abzuleiten.
2.5.3E.L.F.
Mit Abschluss des Projektes European Spatial
Data Infrastructure Network (ESDIN, 2008-2011)
gründete EuroGeographics die interne Arbeitsgruppe European Location Framework (E.L.F.
Task Force). Diese hat gemeinsam mit Partnern
aus Wissenschaft und Wirtschaft einen Projektantrag im Rahmen des europäischen Förderprogramms ICT-PSP 2012 eingereicht, der die
Erkenntnisse und Entwicklungen aus dem Projekt ESDIN aufgreift und weiterentwickelt.
Der Projektantrag „European Location Framework (E.L.F.)“ erhielt eine sehr gute Bewertung.
Jahresbericht 2012
Geoinformationswesen
Die Projektverhandlungen mit der Eruropäischen Kommission begannen im September
2012. Der offizielle Projektstart ist für den 1.
März 2013 vorgesehen. Das Projekt hat eine
Laufzeit von 36 Monaten und 30 Partner sind
daran beteiligt.
Ziel des Projekts ist es, den Zugang zu und die
Nutzung von europäischen amtlichen Geobasisdaten durch die Schaffung einer zukunftsfähigen technischen Infrastruktur zu vereinfachen.
2.5.4 GMES / Copernicus
GMES (Global Monitoring for Environment and
Security) ist eine gemeinsame Initiative der
Europäischen Union und der Europäischen
Weltraumorganisation (ESA) zur Schaffung
eines unabhängigen europäischen Erdbeobachtungssystems. Die Mitgliedsstaaten beider
Institutionen tragen als Partner zum Aufbau
von GMES bei. GMES nutzt zum einen Satellitendaten vorhandener Missionen und baut zum
anderen mit den Sentinel-Missionen eigene
Kapazitäten auf. Die Satellitendaten fließen gemeinsam mit Fach- und Referenzdaten in GMES
-Informationsdienste ein.
Diese Informationsdienste befassen sich mit
den sechs Themen Landüberwachung, Überwachung der Meeresumwelt, Katastrophen- und
Krisenmanagement, Überwachung der Atmosphäre, Überwachung des Klimawandels und
Sicherheit.
Im Rahmen seiner Aufgaben als Fachkoordinator für den Dienst Landüberwachung hat das
BKG diesen Dienst fachlich begleitet. Außerdem
ist der Fachkoordinator der Ansprechpartner
und der Vertreter der Bundesrepublik Deutschland im GMES- Nutzerforum der Europäischen
Kommission für den jeweiligen Dienst. Das Nutzerforum tagte im Jahr 2012 dreimal und behandelte die einzelnen Dienste, die Nutzereinbindung und das GMES- Arbeitsprogramm.
Das vom BMI organisierte 2. Strategieforum
Fernerkundung wurde zusammen mit den vom
BMVBS und den Fachkoordinatoren veranstalteten GMES- Thementagen Deutschland 2012
durchgeführt. Die gemeinsame Veranstaltung
hatte zum Thema „Erdbeobachtung zur Unterstützung der Energiewende und der An19
2.5 Supranationale Geoinformationssysteme
Geoinformationswesen
passung an den Klimawandel“ und fand vom
14.-15.11.2012 in Düsseldorf statt. In zwölf Themenworkshops konnten Nutzer und Anbieter
intensiv die aktuellen Entwicklungen diskutieren. Das BKG war für den Themenworkshop
„Landschaft im Wandel“ verantwortlich.
Am 11.12.2012 hat die Europäische Kommission
einen neuen Namen für GMES bekannt gegeben. Das europäische Erdbeobachtungsprogramm heißt jetzt Copernicus.
Jahresbericht 2012
20
2.6 Photogrammetrisch-fernerkundliche Informationsgewinnung
2.6Photogrammetrisch-fernerkundliche Informationsgewinnung
2.6.1DLM-DE
Das Digitale Landbedeckungsmodell DLM-DE,
welches für die Aufgaben und Zwecke des Bundes konzipiert wurde, basiert auf dem Digitalen
Landschaftsmodell der Vermessungsverwaltungen der Bundesländer (ATKIS ® Basis-DLM).
Dieses wird in Auszügen als Ausgangsdatensatz
für das DLM-DE genutzt. Vor dem Hintergrund
von INSPIRE und anderen Harmonisierungsansätzen wird im DLM-DE der Grundsatz der
Interoperabilität von Geobasis- und Geofachdaten verfolgt. Um eine Integration der Aktualisierungsergebnisse des DLM-DE in die laufend
fortgeführten Bestände des ATKIS zu ermöglichen, ist ein Rückfluss der DLM-DE-Daten an
die Landesvermessungsämter angestrebt. Für
das Referenzjahr 2009 wurden die Informationen zu Landbedeckung und Landnutzung gemäß der Nomenklatur von CORINE Land Cover
(CLC) erhoben. Dieser Datensatz kann über das
Dienstleistungszentrum in Leipzig erworben
werden.
Geoinformationswesen
Nach den seitens der EU bereits durchgeführten Erhebungen bzw. Fortführungen von CLC
für die Bezugsjahre 1990, 2000 und 2006 ist von
der Europäischen Umweltagentur (EEA) für das
Jahr 2012 eine erneute Aktualisierung des paneuropäischen Landbedeckungsdatensatzes CLC
angesetzt worden. Bisher wurden in Deutschland die CLC-Aktualisierungen unabhängig von
den nationalen topographischen Datenbeständen durchgeführt. Für das festgelegt Referenzjahr 2012 ist vorgesehen, den deutschen Beitrag
zu CORINE Land Cover aus dem DLM-DE2012
abzuleiten. Dies kann erreicht werden, indem
die Geometrien des hochauflösenden DLMDE2012 auf die Mindestkartierfläche für CLC
(25 ha) generalisiert wird. Als Hauptinformationsquelle für das DLM-DE dient, ebenso wie bei
den bisherigen CLC-Aktualisierungen und dem
DLM-DE2009, Satellitenbildmaterial. Im Gegensatz zu 2009 werden in 2012 Landbedeckung
und Landnutzung im DLM-DE nicht mehr gemäß der CLC-Nomenklatur erfasst. Vielmehr
kommen getrennte Klassen für Landbedeckung
und Landnutzung zum Einsatz, die neben der
Ableitung des deutschen Beitrags zu CLC2012
eine flexiblere Verwendbarkeit des Datensatzes
sicherstellen sollen.
Abb. 2.6.1: Frankfurt am Main. Gegenüberstellung der Kartiergrundlage (RapidEye-Satelliten-bilddaten) (li.) und DLMDE2009 (re.: MKF = 1 ha) nach dem Aktualisierungsprozess. Darstellung nach der Legende von CORINE Land Cover (CLC)
Jahresbericht 2012
21
Geoinformationswesen
2.6 Photogrammetrisch-fernerkundliche Informationsgewinnung
2.6.2 Digitale Geländemodelle
Das digitale, bundesweite Geländemodell,
welches aktuell in der Auflösung 10 m zur Verfügung steht, wird auf der Grundlage der Datenaktualisierungen der Länder durch das BKG
laufend fortgeführt und stetig verbessert. Die
Aktualisierung bzw. Ableitungen der weiteren
gröberen Auflösungen (z.B. 25 und 50 m) wird
regelmäßig durchgeführt. Die Höhengenauigkeit des DGM10 ist regional unterschiedlich und
reicht von etwa 30 cm bis etwa 2 m. Sichtbar für
den Nutzer wird dies in Form von detaillierten
Metainformationen, also der Höhengenauigkeit, der Erfassungsmethode und der Aktualität. Diese Informationen werden von den Ländern in standardisierter Form abgegeben und
vom BKG zusammengefasst an den Nutzer weitergeleitet.
Um die Lieferungen der Länder zu vereinheitlichen und terminlich aufeinander abzustimmen, erarbeitete die AdV ein technisches Regelwerk für den Datenaustausch der DGM-Daten
und deren Metadaten. Da eine jährliche Lieferung aktualisierter DGM-Daten für die Fortführung des bundesweiten DGM vorgesehen ist,
werden die Änderungen in den DGM-Daten der
Länder in Zukunft effizienter und schneller in
die unterschiedlichen Versionen des deutschlandweiten Geländemodells einfließen.
Die Angleichung der DGM-Daten an den Ländergrenzen und die Erzeugung einer einheitlichen Gitterweite waren bisher die Hauptaufgaben des BKG bei der Erstellung und Fortführung
des bundesweiten DGM. Trotz der vereinbarten
Lieferung einer einheitlichen Grundgitterweite sind die bisherigen Arbeitsschritte des BKG
notwendig, da zurzeit die Umstellung auf ETRSbasierte (ETRS - European Terrestrial Reference
System) Koordinaten erfolgt und noch nicht
alle Länder im neuen System liefern konnten.
Die beschriebenen und beschlossenen Maßnahmen stellen somit die Aktualität und Qualität
des bundesweiten DGM sowie der erstmals verfügbaren DGM-Metadaten zukünftig sicher.
Abb. 2.6.2 : Farbcodierte Darstellung des digitalen Geländemodells DGM10 des
Moseltals bei Winningen
Jahresbericht 2012
22
2.6 Photogrammetrisch-fernerkundliche Informationsgewinnung
2.6.3EuroDEM
EuroDEM ist ein paneuropäisches Geländemodell mittlerer Auflösung im Maßstabsbereich
1:50 000 bis 1:100 000 und wird von EuroGeographics zur Verfügung gestellt. Der Datensatz beschreibt die Höhe der Erdoberfläche des
EU27-Gebietes sowie weiterer angrenzender
Länder.
Das Digitale Geländemodell EuroDEM bietet
eine Höhengenauigkeit von acht bis zehn Metern sowie eine Gitterweite von zwei Bogensekunden. EuroDEM ergänzt als dreidimensio-
Geoinformationswesen
nales Modell der Erdoberfläche vortrefflich die
bisherigen zweidimensionalen Produkte von
EuroGeographics.
Die nationalen Höhendatenbestände der Kartographiebehörden der europäischen Staaten
wurden unter dem Projektmanagement des
BKG zu einem harmonisierten Datensatz zusammengestellt. Hierbei wurden die Unstimmigkeiten an den Ländergrenzen eliminiert
und Lücken im Modell mit frei verfügbaren
SRTM-Daten (Daten der Shuttle Radar Topography Mission) gefüllt.
Abb. 2.6.3: Farbcodierte Darstellung des zentraleuropäischen Bereichs des digitalen
Geländemodells EuroDEM
Jahresbericht 2012
23
Geodäsie
3.1. Grundsatzangelegenheiten, Globale Referenzsysteme
3
Arbeiten der Abteilung Geodäsie
Die Geodäsie vermisst die Form und Größe der Erde sowie ihre Veränderungen und bestimmt daraus
ein räumliches Bezugssystem (Koordinatensystem). Die rasante Entwicklung der Satellitentechnologie ermöglicht es, die globalen Aufgaben der Geodäsie in einer internationalen Kooperation zu lösen.
Eine herausragende Rolle nimmt dabei das Geodätische Observatorium Wettzell, Bayerischer Wald,
ein. Dort stehen alle modernen geodätischen Beobachtungstechniken zur Verfügung.
3.1 Grundsatzangelegenheiten, Globale Referenzsysteme
reitstellung der Produkte des IERS wurde fortgeführt.
3.1.1 International Earth Rotation and
Reference Systems Service (IERS)
Für die Organisation der Tätigkeit des IERS und
zur Verwaltung der Abonnements der verschiedenen IERS-Publikationen unterhält das
Zentralbüro eine Mitarbeiter- und Nutzer-Datenbank mit etwa 3000 Einträgen, die laufend
ergänzt und aktualisiert wurde.
Der International Earth Rotation and Reference
Systems Service (IERS) stellt die astronomischen
und globalen terrestrischen Referenzsysteme,
die Daten über das Rotationsverhalten der Erde
sowie ausgewählte Daten der Produktzentren
„Global Geophysical Fluids“ und Konventionen
bereit. Seit dem 1. Januar 2001 ist das Zentralbüro des IERS am BKG angesiedelt.
Das Zentralbüro organisierte und dokumentierte zwei Sitzungen des IERS-Vorstands (Directing Board) im April 2012 in Wien und im
Dezember 2012 in San Francisco. Zwischen den
Sitzungen führte das Zentralbüro die laufenden
Geschäfte des IERS und des Vorstands. Das Zentralbüro vertrat den IERS in Gremien wie dem
ICSU World Data System (WDS) und auf Tagungen.
Der Bericht 2010 des IERS, herausgegeben vom
Zentralbüro, wurde aus den Beiträgen der
Komponenten des IERS zusammengestellt und
editiert. Die IERS Technical Note No. 37 „Analysis and results of ITRF2008“ wurde online veröffentlicht. Das Zentralbüro erstellte einen aktualisierten Bericht über die Tätigkeit des IERS
während der vergangenen vier Jahre für die
International Astronomical Union (IAU).
Im Berichtszeitraum wurden 21 Ausgaben der
„IERS Messages” veröffentlicht (Nr. 201 – 221),
die aktuelle Informationen über neue Publikationen, Tagungseinladungen u.a. enthielten.
Auch durch die ständige Erweiterung der Webseiten des IERS und deren Aktualisierung wurde das Informationsangebot wesentlich verbessert. Dazu gehören auch Webseiten, die das
Zentralbüro für die fünf Arbeitsgruppen des
IERS unterhält. Die zentrale Sammlung und Be-
Jahresbericht 2012
Im Jahr 2012 wurden wieder zahlreiche Anfragen von Nutzern, Interessenten und Journalisten beantwortet. Ein Mitarbeiter des Zentralbüros ist Mitglied des „Control Body for an ISO
Geodetic Registry Network” und wurde deutscher Vertreter in der Arbeitsgruppe Geodätische Referenzsysteme bei der ISO.
Zu den Tätigkeiten des IERS Zentralbüros gehört der Betrieb eines Daten- und Informationssystems (IERS DIS) – ein modernes Datenmanagementsystem, welches dem Nutzer
standardisierte Daten sowie Anwendungen
zur Veranschaulichung und zur Analyse bereitstellt.
Die Hauptaufgaben und -arbeiten des IERS DIS1
im Jahr 2012 waren:
Datenmanagementsystem
„„Datenakquisition von Services und Instituti-
onen innerhalb des IERS.
„„Aufbereitung der Daten in einheitliche For-
mate und Erstellung von ISO 19115- konformen Metadateninformationen.
„„Integration neuer Datenquellen.
„„Einführung eines neuen Datenmanagementsystems (Testphase).
1
www.iers.org
24
3.1. Grundsatzangelegenheiten, Globale Referenzsysteme
Internetportal
Geodäsie
standes integriert. Es richtet sich sowohl an Experten als auch an interessierte Laien.
„„Zugang zu Informationen über den IERS, die
beteiligten Services und Daten.
„„Darstellung von Datenzeitreihen über Visualisierungswerkzeuge.
Das aktuelle DIS ist bereits seit Januar 2006 im
operationellen Betrieb. Während der vergangenen Jahre wurde das System regelmäßig
ergänzt, um die Anforderungen in gewohnter Qualität zu erfüllen. Die in den Jahren 2010
und 2011 durchgeführte Analyse der Aufgaben
des Systems und der umsetzenden Techniken
wurde im Jahr 2012 genutzt, um die Entwicklung eines neuen DIS für den IERS auf den Weg
zu bringen. Im Mittelpunkt standen dabei die
Handhabung des Systems, die Flexibilität und
Erweiterbarkeit für neue Produkte, die Sicherheit und die Ausrichtung auf zukünftige Anforderungen. Im Hinblick auf die Datensicherheit
wurde auf die komplette Entkoppelung von frei
verfügbaren Daten und personenbezogenen
Daten (Namen, Adressen etc.) geachtet.
Das neue Datenmanagementsystem für die frei
verfügbaren Daten wurde im Jahr 2012 weitgehend fertiggestellt und in die Testphase überführt.
Es wurde eine Firma beauftragt, den im Jahr
2011 erstellten Prototypen für eine Schnittstelle
zum Personen- und Adressmanagement des im
BKG verwendeten Content Management Systems Government Site Builder (GSB) zu einem
vollwertigen System weiterzuentwickeln. Damit soll es möglich werden, das bisherige DIS
des IERS abzulösen.
ERIS
Seit Mitte Juni 2006 wurde das Projekt ERIS
(Earth Rotation Information System) im BKG
bearbeitet. ERIS ist eingebunden in die von der
Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Forschergruppe „Erdrotation und globale dynamische Prozesse”“. Das Teilprojekt ERIS endete am 14. März 2012.
Das Portal www.erdrotation.de dient als Entwicklungs- und Erprobungsplattform neuer
Werkzeuge für den interaktiven Datenzugriff
über das Internet sowie als Informationsportal.
Des Weiteren wird es als interne Austauschplattform innerhalb der Forschergruppe genutzt. Das Internetportal wurde auch 2012 weiter ausgebaut und ergänzt.
Von Januar bis März 2012 lag der Fokus in der
Erweiterung des Informationssystems. Es wurden grundlegende Informationen zur Erdrotation bereitgestellt und die Datenservices wurden ergänzt. Aussagekräftige Graphiken, der
Zugang zu interaktiven Anwendungen sowie
die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen, Veröffentlichungen und Präsentationen
der Forschergruppe komplettieren das Informationssystem.
Die im vorangegangenen Zeitraum entwickelten Webapplikationen Datenanalysetool und
Kombinations- und Vergleichstool wurden hinsichtlich Umfang und Nutzerfreundlichkeit
weiter verbessert und ergänzt.
Im Datenanalysetool werden Analyseverfahren
wie Spektralanalysen, verschiedene Filter und
Approximationen bereitgestellt, die sowohl auf
vorhandene und implementierte Zeitreihen als
auch auf nutzereigene Daten angewandt werden können. Im Kombinations- und Vergleichstool können verschiedene Modelldaten zur Erdrotation miteinander kombiniert, bearbeitet
und mit gemessenen Erdrotationsparametern
verglichen werden. Der Zugang zu diesen Anwendungen, Hinweise zur Nutzung sowie ein
Benutzerhandbuch sind auf dem ERIS-Portal zu
finden.
Neben diesen Werkzeugen wurde auch 2012
in enger Zusammenarbeit mit dem IERS an der
Ausweitung des Datenangebotes gearbeitet.
Dies umfasste u.a. die automatisierte Erstellung
von Metadateninformationen und standardisierten XML-Versionen der Datensätze.
Innerhalb des Projektes wurde ein Portal entwickelt, welches Daten, Modelle, wissenschaftliche Informationen und Verfahren unter
Berücksichtigung des aktuellen Forschungs-
Jahresbericht 2012
25
3.1. Grundsatzangelegenheiten, Globale Referenzsysteme
GGOS-Portal
GGOS (Global Geodetic Observing System) ist
ein Projekt der International Association of Geodesy (IAG) und der Beitrag der Geodäsie zum
Monitoring des Systems Erde. Die Intention
des zugehörigen Internetportals ist eine zentralisierte und standardisierte Plattform zum
Austausch von Daten, Produkten und Modellen unterschiedlicher geowissenschaftlicher
Disziplinen zwischen wissenschaftlichen und
forschenden Einrichtungen. Das GGOS-Portal
wird seit Frühjahr 2009 im BKG aufgebaut und
implementiert.
Im Jahr 2012 wurde die bereits 2010 begonnene
Überarbeitung des Internetauftritts des Portals
fortgesetzt und ein Gerüst für Informationen
und Daten geschaffen. Das Portal gliedert sich
in unterschiedliche geodätische und geowissenschaftliche Bereiche, für deren Inhalte die
IAG-Dienste und GGOS-Komponenten verantwortlich sind. Das GGOS-Portal ist unter http://
www.ggos-portal.org erreichbar.
Der Internetauftritt des GGOS-Portals beinhaltet die Seiten des GGOS Inter-Agency Committee (GIAC). Das GIAC ist ein Forum, das dem
Global Geodetic Observing System (GGOS) ermöglichen soll, mit einheitlicher Stimme gegenüber Regierungen und regierungsübergreifenden Organisationen aufzutreten. Neben
allgemeinen Informationen zu Organisation,
Mitgliedern und Zielen des GIAC werden auf
den Internetseiten die Protokolle der Sitzungen
des Komitees veröffentlicht. Das BKG stellt das
Sekretariat des GIAC.
Zu den Funktionalitäten des GGOS-Portals zählen Geodatenviewer und Metadatensuche sowie Anwendungen zur Visualisierung, Analyse
und Kombination von Geodaten. Hier erfolgt
eine enge Zusammenarbeit mit dem Zentralbüro des IERS (International Earth Rotation and
Reference Systems Service).
Um die Standardisierung der Metadaten zu
gewährleisten, wird für die Metadatenerfassung das Opensource-Programm GeoNetwork
verwendet. Diese Anwendung verwendet als
Datenformat XML und umfasst die Metadatensuche, einen Metadateneditor sowie Möglichkeiten zur Kartendarstellung. Der GGOS-Meta-
Jahresbericht 2012
Geodäsie
datenkatalog kann sowohl an andere Kataloge
angebunden werden als auch selbst Metadaten
aus fremden Katalogen beziehen.
Der Metadateneditor erlaubt die ISO-konforme
Eingabe und Verwaltung der Metainformationen zu den im Portal bereitgehaltenen Daten
und garantiert eine Interoperabilität zu anderen Portalen, wie z.B. dem von der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) betriebenen
Portal zur Realisierung des Global Earth Observation System of Systems (GEOSS). Die Möglichkeit von skriptgesteuerten Abläufen erlaubt
eine Automatisierung des Metadatenimports
sowie Transformationen zwischen verschiedenen Standards (XML-Schemata).
In der Abteilung GI wird die Software GeoNetwork ebenfalls verwendet. Von den im Rahmen
des Geoportal bzw. des GDK (Geodatenkatalog)
in Auftrag gegebenen Anpassungen konnte
auch das GGOS-Portal profitieren. Diese Anpassungen umfassen z.B. eine benutzerfreundliche
Suchmaske, einen angepassten Editor sowie das
Einpflegen eigener Dateien in die Datenbank
über eine Dateischnittstelle.
Letztere wird verwendet, um die in der IERSDatenverwaltung archivierten Datensätze auffindbar zu machen. Dazu werden die im IERSDMS erstellten Metadaten in die GeoNetwork
Datenbank importiert und stehen somit den
Benutzern über die Suchoberfläche zur Verfügung. Nachfolgend sollen analog auch die innerhalb der GGOS-Gemeinschaft erstellten Metadaten auf diese Art bereitgestellt werden.
IVS-Referenzpunktbestimmung am Geodätischen Observatorium Wettzell
Im Rahmen der Arbeiten innerhalb der IERS
Working Group on Site Survey and Co-location
wurde im Frühjahr 2012 am Geodätischen Observatorium Wettzell eine IVS-Referenzpunktbestimmung am VLBI2010-Radioteleskop
TWIN-T2 als Vorstudie für die 2013 geplante automatisierte Überwachung durchgeführt. Diese Voruntersuchung sollte Aufschluss darüber
geben, inwieweit der Einsatz einer zweiten Totalstation die Bestimmung des Referenzpunktes (RP) und dessen Genauigkeiten beeinflusst.
Ferner lassen sich durch die zusätzlichen Daten
eines zweiten Instrumentes unterschiedliche
26
Geodäsie
3.1. Grundsatzangelegenheiten, Globale Referenzsysteme
Auswertestrategien bei der terrestrischen Netzausgleichung miteinander vergleichen und deren Auswirkungen auf den RP untersuchen.
Für die Messkampagne standen zwei Präzisionstachymeter zur Verfügung. Beide Instrumente wurden im Feld jeweils so positioniert,
dass sie simultan die am TWIN-T2 befindlichen
Reflektoren beobachten konnten. Neben der
Auswertung aller erhobenen Beobachtungen
Insbesondere beim RVS-Verfahren war daher
mit größeren Einzelpunktunsicherheiten zu
rechnen. Die Ergebnisse der Netzausgleichung
bestätigten diese Annahme. Während sich bei
der SPB-Variante, welche das gesamte Beobachtungsmaterial beinhaltete, Unsicherheiten für
den Einzelpunkt von << 1 mm erzielen ließen,
waren die Unsicherheiten beim RVS-Verfahren
>2 mm. Dennoch zeigt sich, dass die Einzelpunktunsicherheiten nur einen begrenzten
Abb. 3.1.1 -1: Reflektor am Radioteleskop T2
(SPB) kann durch Reduktion eine andere Messkonfiguration (Auswertung von nur einem Instrument oder Auswertung als räumlicher Vorwärtsschritt (RVS) durch Vernachlässigung der
Streckenmessung) erzeugt werden. Am TWINT2 wurden für diesen Versuch pro Seite vier
Reflektoren magnetisch angebracht. Die hierfür notwendigen Halterungen wurden von der
Feinmechanischen Versuchswerkstatt (Referat
G4) gefertigt – vgl. Abb. 3.1.1-1.
Um eine gleichverteilte Punktwolke am TWINT2 zu gewährleisten, wurde ein Verfahrintervall von 10° in Elevation (0° - 110°) und 40° in
Azimut (0° - 320° bzw. 20° - 340°) gewählt.
Der zulässige Einfallswinkel im Reflektor limitiert die Basis zwischen beiden Instrumenten.
Jahresbericht 2012
Einfluss auf den RP haben und u.a. durch eine
gleichverteilte Punktwolke kompensiert werden (Tab. 3.1.1-1).
Ferner wurde geprüft, inwieweit sich thermisch bedingte Höhenvariationen am TWINT2 bei der RP-Bestimmung erfassen und bei der
Auswertung berücksichtigen lassen. Im 20m
Radioteleskop (RTW) ist zum Erfassen der Höhenvariationen ein Invardraht gespannt. Konstruktionsbedingt ist dies beim TWIN-T2 nicht
möglich. Daher wurde ein meteorologischer
Datenlogger in der Teleskopkabine installiert,
der während der Messkampagne die Innentemperatur aufzeichnete. Grundsätzlich lassen sich
Längenänderungen mit einem materialspezifischen Ausdehnungskoeffizienten kompensieren. Das Hauptproblem besteht jedoch in der
27
Geodäsie
3.1. Grundsatzangelegenheiten, Globale Referenzsysteme
Tab. 3.1.1 1: Ermittelter Referenzpunkt
SPB
X [m]
Y [m]
Z [m]
99.9422
0.0004
172.5700
0.0003
38.3420
0.0005
RVS
EPB-TS30
99.9422
0.0004
172.5700
0.0004
38.3422
0.0010
Erfassung der repräsentativen Temperatur. Da
die Innentemperatur ausschließlich von der
Außentemperatur beeinflusst wird, kann ihr latenter Verlauf stellvertretend als Materialtemperatur angenommen werden. Um die Güte der
Kompensation zu beurteilen, wurde ein Dämpfungsparameter μ eingeführt. Anhand der
geschätzten Summe der quadratischen Verbesserungen Ω lässt sich die Güte der Kompensation in Abhängigkeit des Dämpfungsparameters
ableiten, siehe Abb. 3.1.1 -2 (links).
99.9423
0.0004
172.5701
0.0003
38.3420
0.0005
EPB-TCA
99.9423
0.0005
172.5700
0.0004
38.3422
0.0006
Ein Minimum lässt sich bei  = 0,22 ermitteln
und führt zu den in Abb. 3.1.1 -2 (rechts) dargestellten Verlauf (Blau) der Höhenvariationen. Da das Teleskopmonument vom TWINT2 mit dem des RTW in etwa identisch ist,
sind ähnliche Höhenvariationen zu erwarten. In Abb. 3.1.1 -2 (rechts) sind daher zusätzlich die durch den Invardraht direkt messbaren Höhenänderungen (Magenta) geplottet,
welche den abgeleiteten Dämpfungsparameter bestätigen.
Abb. 3.1.1 2: Dämpfungsparameter vs. Verbesserungsquadratsumme (links),
Höhenvariationen (rechts)
Jahresbericht 2012
28
Geodäsie
3.1. Grundsatzangelegenheiten, Globale Referenzsysteme
3.1.2 International Laser Ranging Service (ILRS)
Das ILRS-Analysezentrum (AC) des BKG prozessiert täglich SLR-Beobachtungen über
sieben Tage mit der Berner GNSS-Software
(BSW), um sowohl die verbesserten Koordinaten des terrestrischen Referenzrahmens
(SLRF2008) als auch der Orientierung der Erde
(EOP:IERS08C04) einschließlich der stochastischen und technikspezifischen Informationen
im SINEX-Format an die Datenzentren CDDIS
und EDC zu liefern. Wöchentlich werden zusätzlich die im fixierten Referenzrahmen von
Koordinaten und Erdorientierung verbesserten Satellitenbahnen von LAGEOS-1/-2 und Etalon-1/-2 im SP3C-Format abgegeben.
Die BSW-Entwicklung am Astronomischen Institut der Universität Bern umfasste
¬¬die Umstellung der Modelle gemäß den IERS
Conventions (2010)2 ,
¬¬die Implementierung von verfeinerten Mo-
dellen (Albedo , atmospheric drag),
¬¬das Einrichten der BSW-SLR für die Teilnah-
me am IERS Call for space geodetic solutions
corrected for non-tidal atmospheric loading at
the observation level.
2 IERS Technical Note No. 36
Von April bis Oktober 2012 wurden die Lösungen mit den geforderten Modellen des IERS
Global Geophysical Fluids Centre (GGFC) im
WEEKLY Modus (2006-2011) im geforderten
Referenzrahmen prozessiert und termingerecht bereitgestellt. Die BKG-Lösungen
und externe Datenmodelle wurden eigenen
eingehenden Qualitätsprüfungen unterzogen, besondere Aufmerksamkeit gilt der
Austauschbarkeit der editierten SLR-Beobachtungen in unterschiedlichen Berner
SW-Versionen. Die GGFC-Reihe wird mit den
Modellerweiterungen gemäß der IERS Conventions(2010) reprozessiert.
Die Entstehung zeitveränderlicher MassenAuflasten auf der Erdoberfläche aufgrund
von Luftdruckänderungen (Daten globaler
Luftdruckfelder) haben durch die elastischen Eigenschaften der Erdkruste und des
Mantels weiträumige Deformationen zur
Folge. Die hier eingesetzten Grid-Datenmodelle
Jahresbericht 2012
für die Stationsverschiebungen beinhalten die
Reaktion der Erde auf nicht gezeitenbedingte atmosphärische Auflasten und wurden vom
GGFC, nach Konvertierung in das BSW-Format,
zur Verfügung gestellt. Das GGFC interpoliert
die verwendeten Atmosphären-Modelldaten
des ECMWF3 auf ein reguläres Grid mit einer
festgelegten Auflösung. Dann wird die Auflastwirkung mittels Green-Funktionen berechnet.
Für drei ausgewählte Epochen aus dem Jahr
2008 sind die Vertikalverschiebungen auf der
Erdoberfläche in Abb. 3.1.2-1 dargestellt. Die
Differenzen zweier unterschiedlicher Grid-Modelle mit Stationsverschiebungen als Wirkung
nicht gezeitenbedingter atmosphärischer Auflasten wurden betrachtet. Zur Differenzbildung
können neben den Verschiebungs-Modellwerten auch Unterschiede in der Grid-Architektur
beitragen.
Damit wurde die Frage nach einem einheitlichen Referenzdruck für die verschiedenen
Datenmodelle aufgegriffen, der die Datenmodelle wie auch die in der SLR-Auswertung geschätzten Stationskoordinaten untereinander
„vergleichbarer” macht. Mit einem entwickelten Testprogramm und einem globalen Reliefmodell der Erde wurden erste Untersuchungen
begonnen, wie sich die Deformation (Vertikalverschiebung) an einem Punkt auf der Erdober3 The European Centre for Medium-Range Weather
Forecasts
Abb. 3.1.2-1a
29
Geodäsie
3.1. Grundsatzangelegenheiten, Globale Referenzsysteme
3.1.3 International VLBI Service (IVS)
Datenzentrum
Abb. 3.1.2-1b
Abb. 3.1.2-1c
Abb. 3.1.2-1 a-c: Zeitverhalten der Modell-Verschiebungen
(vertikal), die in einen globalen Referenzrahmen unter atmosphärischer, nicht gezeitenbedingter Auflast eingeführt
werden; Darstellung für drei Epochen (s. Legenden).
fläche durch zeitliche Luftdruckvariationen
ändert, wenn man anstelle z.B. des zeitlichen
Mittelwertes der Luftdruckreihe für eine Station über die Epochen die ISO-Normatmosphäre4 als Druck-Referenz einführt.
4 DIN ISO 2533 (1979), Normatmosphäre
Jahresbericht 2012
Das BKG erfüllt im Rahmen des IVS die Aufgaben eines sogenannten „Primary Global Data
Center“. Alle damit im Zusammenhang stehenden Anforderungen wurden im Berichtszeitraum erfüllt. Die Datenbestände werden
mehrmals täglich mit den anderen beiden
Hauptdatenzentren des IVS (CDDIS – Crustal
Dynamics Data Information System in Greenbelt in den USA und Observatoire de Paris in
Frankreich) synchronisiert. Die Einspeisung
neuer Datenbestände erfolgt über einen sogenannten Incoming-Bereich. Die für diese Prozesse notwendige Software (Incoming- und
Mirrorsoftware) wurde den vom IVS modifizierten Anforderungen angepasst und entsprechend laufend gehalten. Neue Daten werden von den Korrelatoren (Datenbasen und
Hilfsdateien) und den Analysezentren (Analyseprodukte) an jeweils eines der Datenzentren übergeben und über den Spiegelmechanismus auf das Gesamtsystem verteilt. Je nach
Korrelationsdauer variieren die Versatzzeiten
zwischen der Datenerfassung an den VLBI-Stationen und der Einspeisung in die Datenzentren. Für 24h-Experimente beträgt dieser etwa
eine Woche, für ein Intensive-Experiment
zwei bis drei Tage und für ein Intensive eVLBI-Experiment weniger als einen Tag. Neben
dem IVS-Datenzentrum werden für eigene
Analysearbeiten lokale Kataloge für Datenbasen und sogenannte Superfiles betrieben. Am
Ende des Berichtszeitraumes befanden sich
etwa 13369 Datenbasen der Jahre 1979 bis 2012
in diesem lokalen System.
Analysezentrum
Für die Analyse der VLBI-Experimente wird am
BKG die Calc/Solve-Software, entwickelt am
GSFC (Goddard Space Flight Center) in Washington, verwendet. Zurzeit wird die Programmversion vom 21.05.2010 verwendet.
Zusätzlich zu der Originalversion ist eine modifizierte Version für den Einsatz der Vienna
Mapping Function (VMF1) zur troposphärischen Modellierung in Gebrauch. Zu diesem
Zweck musste der Quelltext einiger Programmteile geändert werden. Die VMF1-Daten
werden täglich von der Technischen Universität Wien bezogen. Dort werden die Daten
30
3.1. Grundsatzangelegenheiten, Globale Referenzsysteme
Geodäsie
inzwischen sehr zuverlässig bereitgestellt. Calc/
Solve ist unter dem Betriebssystem LINUX auf
einer virtualisierten Maschine installiert. Weiterhin wurden die vorhandenen eigenen Programme zur Datenbankverwaltung und zur
partiellen Automatisierung der Auswerteprozesse weiterentwickelt.
IERS C04-Reihe verglichen. In den Differenzen
zur C04-Reihe sind keine signifikanten Unterschiede für den Zeitraum vor und nach dem Erbeben erkennbar (s. Abb. 3.1.3-1). Das Verfahren
wurde Anfang 2012 in den technologischen Prozess zur Erzeugung der offiziellen UT1-Zeitreihe
des BKG integriert. Bisher sind insgesamt 4048
Experimente im Beobachtungszeitraum vom
1.1.1999 bis Ende Dezember 2012 ausgewertet
worden.
Das IVS-Produkt EOP-Zeitreihe bkg00013 wurde
fortgeführt. Die Hauptmerkmale dieser Lösung
wurden gegenüber dem Vorjahr nicht verändert. Jedoch konnten drei neue VLBI-Stationen
(HART15M in Südafrika, KOGANEI und UCHINOUR in Japan) erfolgreich in die Datenverarbeitung aufgenommen werden. Jede neue
VLBI-Session vom Korrelator, die als Datenbasis
Version 1 gekennzeichnet ist, wurde nach der
interaktiven Auswertung jeweils in die Globallösung mit allen 24h-Experimenten seit 1984 integriert. Diese Globallösung basiert auf der gemeinsamen Schätzung aller Parametertypen.
Die EOP-Zeitreihe bkg00013 ist ein Extraktionsprodukt daraus. Zurzeit werden 4391 VLBI-Experimente von Januar 1984 bis Dezember 2012
zur Ableitung der EOP-Reihe verwendet. Vom
Eintreffen eines neuen vom Korrelator kommenden Experimentes im Datenzentrum bis
zur Erzeugung der neuen EOP-Zeitreihe für das
IVS werden ca. ein bis zwei Tage benötigt.
Die IVS-Produkte „TRF- und CRF-Quartalslösung“ (TRF – Terrestrial Reference Frame; CRF –
Celestial Reference Frame) wurden mit der Auswertestrategie unter „bkg00013“ fortgeführt.
Die kontinuierliche Erstellung von UT1-Zeitreihen (Universal Time No. 1) für den IVS aus einstündigen „Intensive VLBI-Experimenten“ der
Basislinien KOKEE (Hawaii, USA) – WETTZELL,
KOKEE – WETTZELL – SVETLOE (Russland) wurde weitergeführt. Infolge eines Erdbebens in
Japan am 11.03.2011 nahe der VLBI-Station TSUKUBA traten Stationsverschiebungen bis zu 67
cm auf. Die Stationsbewegungen nach dem
Erdbeben zeigen einen anderen Verlauf als
vor dem Erdbeben. Die VLBI-Gruppe des BKG
entwickelte ein Verfahren zur bestmöglichen
Bestimmung der Stationskoordinaten von TSUKUBA zu den Epochen der „Intensive Sessions
Nr.2” für Basislinie TSUKUBA - WETTZELL und
„Intensive Sessions Nr.3” für Netz NYALESUND
(Norwegen) – TSUKUBA – WETTZELL. Die Ergebnisse der UT1-Schätzungen vor und nach dem
Erdbeben wurden mit Werten der offiziellen
Jahresbericht 2012
Die Erzeugung der Beobachtungspläne (schedules) für die Intensive-Beobachtungsreihe auf
der Basislinie TSUKUBA–WETTZELL wurde von
der VLBI-Gruppe des BKG fortgeführt und den
Stationen zur Verfügung gestellt. Zusätzlich
wurden infolge des Japan-Erdbebens Beobachtungspläne für die Basislinie KOKEE–WETTZELL
an den Wochenenden erstellt.
Die VLBI-Gruppe des BKG beteiligt sich an der
Erzeugung des IVS-Produktes „Troposphärenparameter“ in Form von SINEX Files für Troposphärenparameter der VLBI-Experimente von
Januar 1984 bis Dezember 2012. Die Troposphärenparameter-Zeitreihe wurde aus der Globallösung bkg00013 extrahiert, mit jedem neuen
24h-Experiment fortgeführt und dem IVS zur
Verfügung gestellt. Weiterhin werden seit 2004
vom BKG tägliche VLBI-Sessionslösungen für
EOP, Stations- und Radioquellenkoordinaten in
Form von sogenannten „Daily SINEX Files“ geliefert. Vom IVS wurden diese Lösungen beginnend am 1. Januar 2007 als offizielle IVS EOPZeitreihe definiert. Derzeit wird der Zeitraum
von Januar 1984 bis Dezember 2012 abgedeckt.
Nach der durch den IVS Mitte 2007 erfolgten
Definition einer neuen SINEX-Reihe für „Intensive VLBI-Experimente“ beteiligt sich auch die
VLBI-Gruppe des BKG an der Erzeugung einer
solchen Reihe. Sie dient der Bestimmung von
„Intensive“ EOP und ist Basislösung für Kombinationstechniken.
IVS-Kombinationszentrum
Seit drei Jahren ist das BKG als Kombinationszentrum des IVS (IVS CC) verantwortlich für die
Erstellung der Kombinationsprodukte. Dazu
zählen die Auswertung der Rapid-Sessions,
24-Stunden-Experimente, die zweimal wöchentlich stattfinden, und die Erstellung von
Langzeitreihen. Die Langzeitauswertung be31
Geodäsie
3.1. Grundsatzangelegenheiten, Globale Referenzsysteme
Abb. 3.1.3-1: Differenzen der UT1-UTC von „Intensive Sessionen Nr.2 und 3“ mit TSUKUB32 und
offiziellen IERS C04 Werten vor und nach dem Erdbeben am 11.03.2011 in Japan
inhaltet neben Zeitreihen von Erdrotationsparametern die Berechnung von Stationskoordinaten und Stationsgeschwindigkeiten. Beide
Größen dienen zur Bestimmung eines Terrestrischen Referenzsystems von VLBI-Stationen
(VTRF).
Zurzeit liefern sechs IVS-Analysezentren Daten
für die Kombination (BKG, Deutsches Geodätisches Forschungsinstitut (DGFI), Goddard Space
Flight Center (GSFC, USA), Institute for Applied
Astronomy (IAA, Russland), Observatoire de Paris (OPAR, Frankreich), United States Naval Observatory (USNO, USA)). Weitere Einrichtungen
aus verschiedenen Ländern bemühen sich um
die Aufnahme als IVS-Analysezentrum.
Neben den bereits bestehenden Produkten
konnten am BKG weitere Daten aufbereitet und
das Produktangebot erweitert werden. Die positive Entwicklung des Kombinationszentrums
innerhalb des IVS führte dazu, dass das BKG die
Verantwortung für weitere Produkte vom IVS
übertragen bekommen hat. Nachdem 2011 für
die zeitgemäße Darstellung und Bereitstellung
der Produkte die Webpräsenz komplett überarbeitet worden war, wurden 2012 die thematisch zusammengehörenden Ergebnisse der
Rapid- und der Quarterly-Lösungen unter der
Sub-Domain ccivs.bkg.bund.de vereint und die
Homepage auf HTML5 und CSS3 umgestellt.
Insbesondere durch die Umstellung auf einen
PHP-basierten Webauftritt konnten Barrieren
Jahresbericht 2012
abgebaut und der Informationsgehalt sowie
die Funktionalitäten gesteigert werden. Der
Hauptschwerpunkt der Arbeiten lag dabei auf
der Darstellung der EOP-Zeitreihen und ihrer
Qualitätsmerkmale sowie der Vergleich zu EOPErgebnissen des IGS aus GNSS-Beobachtungen
und der EOP-Kombination aus verschiedenen
geodätischen Raumverfahren.
Abb. 3.1.3-2: Screenshot der Webseite des IVS Kombinationszentrums mit der Darstellung der Basislinienlänge
und interaktiver Analysemöglichkeit.
32
Geodäsie
3.1. Grundsatzangelegenheiten, Globale Referenzsysteme
Im vergangenen Jahr wurden zudem die Kombination von Stationskoordinaten ausgebaut
und die Ergebnisse in Form von neuen Produkten dargestellt. Hierzu gehören die Darstellung
der einzelnen Basislinienlängen zweier Stationen (Abb. 3.1.3-2), die Darstellung der jährlichen Variation der Höhenkomponente der
einzelnen Stationen (Abb. 3.1.3-3) und die Bereitstellung und Darstellung des Terrestrischen
Referenzrahmens aus VLBI Beobachtungen
(VTRF). Neben der Datendatei können die Nutzer den Vergleich zum ITRF berechnen lassen
und interaktiv einzelne Stationen aktivieren
oder deaktivieren (siehe Abb. 3.1.3-4).
Abb. 3.1.3-3: Screenshot mit der jährlichen Variation der
Höhenkomponente mit interaktiver Analysemöglichkeit.
Abb. 3.1.3-4: Screenshot der Ergebnisse zum VTRF mit interaktiver
Analysemöglichkeit.
Jahresbericht 2012
33
Geodäsie
3.2. Nationale Referenzsysteme Lage
3.2 Nationale Referenzsysteme Lage
Schwerpunkte der Arbeiten des Referats „Nationale Referenzsysteme – Lage“ waren die Weiterentwicklung von Echtzeit-Aktivitäten, der
Netze GREF und DREF-Online (Deutsches Referenznetz-Online), die Erweiterung der Kombinationen der Teilnetze des EPN (EUREF-Permanentnetz, EUREF – Europäisches Referenznetz),
echtzeitnahe Parameterschätzung, die Auswertung der GNSS-Messungen der deutschen Höhenkampagne, die Mitarbeit im Galileo-Projekt
TGVF sowie die Beteiligung am Galileo Public
Regulated Service (PRS).
3.2.1
tungen zu beauftragen. Eine entsprechende
Verwaltungsvereinbarung zwischen dem BKG
und den Bundesländern wurde Ende 2009
unterzeichnet. Das Netz umfasst derzeit 30
SAPOS®-Stationen, 29 GREF-Stationen des BKG
sowie 15 weitere EPN/IGS-Referenzstationen im
Deutschland und den Nachbarstaaten.
Geodätisches Referenznetz GREF
Die GNSS-Stationen (GNSS – Global Navigation
Satellite System) des BKG werden in verschiedenen Netzen ausgewertet, u.a. gemeinsam in
einem ca. 120 Stationen umfassenden Teilnetz
des Europäischen Referenznetzes EPN sowie
im Rahmen des SAPOS®-Bezugsrahmens unter
der Bezeichnung DREF-Online (Projekt SAPOS®Koordinatenmonitoring). Die tägliche Analyse
der GNSS-Beobachtungsdaten (GPS und GLONASS) im Post-Processing wird mit der Version
5.0 der Berner Auswertesoftware durchgeführt.
Die Netze werden unter Berücksichtigung der
präzisen Satellitenbahn- und Satellitenuhrdaten des IGS (International GNSS Service) und
des Zentrums für Satellitenbahnbestimmung
in Europa (CODE) tageweise berechnet und alle
sieben Tage zu einer Wochenlösung zusammengefasst. Vorab werden die Netze mit den
„Rapid“ Orbits vom IGS „vorausgewertet“.
Als Ergebnis werden Koordinaten und Koordinatenzeitreihen in den Referenzsystemen
ITRF2008/IGS08 und ETRS89 sowie auch Parameter der Laufzeitverzögerung durch die Troposphäre bereitgestellt. Für das Referenzsystem
IGS08 wurde die neueste Aktualisierung IGR08
eingeführt.
3.2.2Der SAPOS® Bezugsrahmen DREFOnline
Auf der 17. Tagung des Arbeitskreises Raumbezug am 16./17. Juni 2009 wurde der Beschluss
gefasst, DREF-Online als Bezugsrahmen für das
SAPOS-Koordinatenmonitoring im Regelbetrieb einzuführen und das BKG als Rechenstelle
mit den regelmäßigen DREF-Online Auswer-
Jahresbericht 2012
Abb. 3.2.2-1: DREF-Online Netzbild
Es werden tägliche Netzlösungen im Post-Processing berechnet und als Wochenkombination einschließlich Koordinatenzeitreihen bereitgestellt (siehe Abb. 3.2.2-2). Im April 2012 fand
der Dritte Workshop der Auswerter des Koordinatenmonitoring von SAPOS® und DREF-online
beim BKG in Frankfurt statt. Schwerpunktthema war die Auswirkung von Änderungen in
den Koordinaten der Referenzstationen aufgrund technischer Veränderungen und dem
Bezug zum amtlichen System.
Die wöchentlichen Ergebnisse des DREF-onlineNetzes des BKG werden seit Beginn des Jahres
2012 auch im webbasierten „SAPOS® Koordinatenmonitoring“ des Landes Baden-Württemberg als Zeitreihen dargestellt (siehe
Abb. 3.2.2-2).
34
3.2. Nationale Referenzsysteme Lage
Geodäsie
Stationen (Matera, Medicina, Ny Alesund, Onsala, Svetloe, Wettzell, Yebes und Zelenchukskaya) Vergleiche mit den Laufzeitverzögerungen
aus VLBI-Beobachtungen. Diese werden aus der
Kombinationslösung des Internationalen VLBIDienstes (IVS) bezogen. Obwohl der Vergleich
auf den Kollokationsstationen vorhandene Höhenunterschiede zwischen den Sensoren nicht
berücksichtigt, sind die Standardabweichungen der Differenzen mit 4.0 – 6.3 mm ZTD erfreulich gering.
Abb. 3.2.3-1: Zeitreihe der Differenzen der Laufzeitverzögerungsparameter Radiosonde minus EPN-Kombination
Abb. 3.2.2-2: SAPOS® Koordinatenmonitoring, Abweichungen der Wochenlösungen von den amtlichen
Koordinaten
3.2.3 Europäisches Referenznetz EUREF
Nach dem erfolgreichen Abschluss der Reprozessierung (Repro1) des GNSS-Netzes von EUREF
(EPN – EUREF Permanent Network) im vergangenen Jahr lag ein Schwerpunkt in diesem Jahr
auf der Umsetzung bzw. Visualisierung der
Ergebnisse. Die Zeitreihen der Stationskoordinaten und der Troposphärenparameter auf der
EPN-Webseite (http://www.epncb.oma.be) wurden durch die Repro1-Ergebnisse ersetzt bzw.
erweitert, sofern die Ergebnisse erstmals zur
Verfügung standen. So konnten beispielsweise
dank der Kooperation von EUREF mit EUMETNET erstmals Radiosondendaten bis zurück ins
Jahr 1996 für die Vergleiche der Troposphärenparameter berücksichtigt werden. Auf diese
Weise wurden ca. 110 Stationen in diese Vergleiche einbezogen. Je näher die GNSS-Station und
die Aufstiegsstation der Radiosonden beieinander liegen, desto besser ist die Übereinstimmung zu erwarten. Die systematischen Differenzen (Biase) zwischen den Radiosonden- und
den GNSS-Lösungen schwanken zwischen plus
acht und minus acht mm ZTD mit einem Mittel
von unter einem mm ZTD bei einer mittleren
Standardabweichung von knapp elf mm ZTD.
Neu hinzugekommen sind für insgesamt acht
Jahresbericht 2012
Abb. 3.2.3-2: Zeitreihe der Differenzen der Laufzeitverzögerungsparameter VLBI-Kombination minus
EPN-Kombination
3.2.4 Echtzeitnahe Parameterschätzung
Echtzeitnahe Schätzung (NRT) der Laufzeitverzögerung der Satellitensignale aufgrund der
Permittivität und Permeabilität der in der Atmosphäre vorhandenen Materie ist die meist
benutzte Anwendung für die Integration troposphärischer Zenit-Total-Verzögerung (ZTD)
zur Bestimmung atmosphärischer Wasserdampfverteilung für die frühzeitige Prognose
des künftigen Wettergeschehens. Seit 2000 ist
das BKG an verschiedenen Projekten wie COST35
3.2. Nationale Referenzsysteme Lage
Geodäsie
Aktion 716 (2001-2005) zur Wettervorhersage
und Klimaforschung beteiligt. Seit dem Beginn
der GPS-Woche 1176 (21.07.2002) beteiligt sich
das BKG an dem Nachfolgeprojekt E-GVAP (EUMETNET -The Network of European Meteorological Services- GNSS Water Vapour Programme)
mit einer eigenen Lösung an der stundenweisen Schätzung troposphärischer Laufzeitverzögerungen. Zurzeit läuft die zweite Phase
des E-GVAP-Projektes unter dem Titel “E-GVAP
II“. Das E-GVAP-Netz beinhaltet mehr als 1500
GNSS-Stationen, die meisten davon in Europa.
Die Auswertung der Messdaten erfolgt durch
rund 10 GNSS-Analysenzentren. Die berechneten ZTD-Werte für die Stationen werden durch
verschiedene meteorologische Institutionen
erst auf die Qualität hin geprüft und dann zur
Validierung einbezogen.
Abb. 3.2.4-2: Dauer der stündlichen Datenauswertung
verkürzte sich beim neuen Rechner “fs075“ um
ca. 12 Min
Abb. 3.2.4-1: Das NRT-Netz des BKG
Das NRT-Netz des BKG entsteht ca. aus 110 Stationen (Abb. 3.2.4-1). Im Rahmen der echtzeitnahen Parameterschätzung werden beim BKG
zwei Varianten der Datenauswertung auf zwei
verschiedenen Rechnern mit der Berner GNSS
Software (BSW, Version 5.0) stundenweise
parallel durchgeführt. Um die Dauer der Auswertung, die aus einem Datenblock für die jeweils letzten vier Stunden besteht (sog. „sliding
window“-Technik) zu kürzen, wurde die Auswertetechnik auf einem neuen Rechner installiert. Somit verkürzte sich die Dauer der stündlichen Datenauswertung um ca. 12 Min. (Abb.
3.2.4-2).
Jahresbericht 2012
In den letzten Jahren haben die aktuellen Entwicklungen im Bereich der EchtzeitdatenÜbertragung im IGS und EPN zu einer Reihe
neuer Anwendungen geführt, darunter auch
der Möglichkeit, die Laufzeitverzögerungen in
Echtzeit mit Auflösung im Sekundentakt (RT) zu
schätzen. Ein Vergleich von RT- und NRT-Lösungen, deren Datenauswertung mit der Software
BNC (BKG Ntrip Client), RTNet (Real-time NETwork processing engine) und BSW5.0 durchgeführt wurde, hat gezeigt, dass die NRT-Lösung
bessere Positionierungs- bzw. ZTD-Genauigkeit
als die Echtzeitlösungen mit BNC und RTNet
aufweist. Die Differenz der berechneten ZTDWerte zwischen den NRT- und RTNet-Lösungen
variiert bis zu 10 mm (Abb. 3.2.4-3), während
eine größere Bandbreite bis zu 15 mm zwischen
den NRT- und BNC-Lösungen vorhanden war
(Abb. 3.2.4-4).
Der Grund hierfür liegt, für die Datenauswertung mit BNC, zum Teil an nicht berücksichtigten Parametern in der Modellierung, wie die
Phasenzentrumvariationen der Grundantennen, ozeanische Auflasteffekte, so wie die troposphärischen horizontalen Gradienten.
36
Geodäsie
3.2. Nationale Referenzsysteme Lage
sucht, ob die durch Einführung der Highrate-Files erzielte Genauigkeit der geschätzten
Parameter ausreichen wird, die Auswertung in
Richtung von Nowcasting für das zukünftige
Wettergeschehen zu beschleunigen.
3.2.5DHHN2008-GNSS-Netz
Abb. 3.2.4-3: Der Vergleich der NRT- und RTNet-Resultate. Die NRT-Lösungen mit BSW5.0 wurden stündlich
berechnet, die Echtzeit-Resultate mit RTNet mit FünfSekunden-Datenrate ausgegeben
Das Ziel der GNSS-Kampagne ist die bestmögliche Bestimmung der Höhen bzw. Höhendifferenzen der 250 Stationen des DHHN-GNSS-Netzes sowie die Anbindung dieses Netzes zu den
regionalen und globalen Netzen, wie SAPOS-,
GREF-, EPN- und IGS-Netze, durch die gemeinsame Auswertung der Daten ausgewählter Stationen in diesen Netzen (Abb. 3.2.5-1).
Als Rechenstellen GNSS fungieren das BKG sowie der Landesbetrieb Landesvermessung und
Geobasisinformation Niedersachsen (LGN). Die
Auswertung beim BKG erfolgte mit der Berner
GNSS Software (Version 5.0) durch Einführung
der 1Hz-GNSS-Daten sowie der nach dem Roboterverfahren bestimmten absoluten Kalibrierwerte der Antennenphasenzentrumsvariationen (PCV). Die Auswertestrategie der Daten
erfolgte gemäß der Vereinbarung der Rechenstellen BKG und LGN mit Einführung der GNSSBahndaten nach den EUREF-Kriterien.
Abb. 3.2.4-4: Der Vergleich der NRT- und RT-Resultate.
Die NRT-Lösungen mit BSW5.0 wurden stündlich
berechnet, die Echtzeit-Lösungen mit BNC im Sekundentakt ausgegeben. Die Differenz der ZTD-Werte zwischen
den beiden Lösungen variiert bis zu 15 mm, ausgenommen ein Ausreiser von 25 mm. wn3 bedeutet, dass für
die Signal-Schwankung (white noise) bei der
Kalman-Filterung der Wert 36 mm pro Stunde
festgelegt wurde.
Seit 2009 läuft parallel eine weitere echtzeitnahe Stundenauswertung, die bei E-GVAP II als
Testlösung ‚bkgh‘ mitgeführt wird. Der wesentliche Unterschied zur Routineberechnung besteht in den verwendeten RINEX-Dateien, die
für die Lösung des ‚bkgh‘ aus Echtzeitströmen
der Highrate-Daten mittels des Programms
BNC erzeugt werden. Diese sog. Highrate-Files
werden für ca. 120 Stationen der regionalen
und globalen Netze mit einer Datenrate von
1 Hz und einer Länge von 15 Minuten erzeugt
und in das BKG-Datenzentrum hochgeladen.
Durch diese bislang ebenfalls stündlich durchgeführte Berechnungsvariante wird unter-
Jahresbericht 2012
Nachdem in den vergangenen Jahren in mehreren Schritten das Auswertenetz vergrößert
wurde, um jeweils bestehende Differenzen zwischen den beiden Lösungen der Rechenstellen
identifizieren zu können, sollen in der abschließenden Phase der Auswertung zusätzlich die
verfügbaren Permanentstationen in Deutschland und den Nachbarländern an das Bodenstationsnetz angeschlossen werden. Somit wird
die Anzahl der zur Auswertung eingeführten
Stationen von 250 auf 601 erhöht (Abb. 3.2.5-2).
Weiterhin wurde aufgrund einer Vereinbarung
vom Dezember 2011 eine erweiterte Anzahl von
Stationen über den gesamten Beobachtungszeitraum ausgewertet.
Die kombinierten freien Lösungen beider Rechenstellen, die durch die Kombination aller
freien Tageslösungen entstanden sind, wurden mit Hilfe von dreidimensionalen HelmertTransformationen miteinander verglichen. Der
Vergleich des vollständigen Netzes lieferte für
wenige Stationen einige systematische Abweichungen, deren Ursache in unterschiedlichen
37
3.2. Nationale Referenzsysteme Lage
Geodäsie
3.2.6 Echtzeit-Aktivitäten
Abb. 3.2.5-1: Lage der Stationen des DHHN-2008-GNSS
Netzes zusammen mit den ausgewerteten Permanentstationen
Die hauseigene Software BNC (BKG Ntrip Client)
wurde u.a. um die Komponente „RINEX Editing
& QC“ erweitert. Somit stehen nun Funktionen zum Editieren und zur Qualitätskontrolle
(quality check) von RINEX-Dateien zur Verfügung. Zu den wichtigsten Merkmalen im Bereich „Editing“ zählt das Zusammenfügen von
mehreren Dateien, das Konvertieren von Dateien der Version 3 nach Version 2 und vice versa
sowie die Möglichkeit Header-Informationen
komfortabel zu korrigieren. Weiter können zu
Zwecken der Qualitätskontrolle von RINEX-Dateien eine Zusammenstellung aller wichtigen
Informationen (Anzahl der Beobachtungen,
Anzahl der Satelliten, etc.) sowie verschiedene Graphiken erzeugt werden. Dazu gehören
Multipath-Plots (s. Abb. 3.2.6-1), die die Mehrwegeffekte auf einer Station kenntlich machen
sowie signal-to-noise-Plots zum Aufzeigen des
Messrauschens der Satellitensignale. Es folgen
noch Graphiken zur Darstellung der Verfügbarkeit von Satellitensignalen (satellite availability) und der 3d-Positionsgenauigkeit (PDOP).
Hervorzuheben ist die Tatsache, dass BNC derzeit das einzige frei verfügbare Programm ist,
das diese Funktionalität auch für Dateien der
neuesten, dritten RINEX-Version anbietet.
Abb. 3.2.6: Darstellung einer Multipath Analyse für Station dlf1 (Delft/NL) für GPS-Signale L1 und L2 für den
06.10.2012
Abb. 3.2.5-2: Übersicht über die Anzahl von ausgewerteten Sessions pro Station. Nicht im Bild sind die Stationen
GRAS und MATE.
Meta-Daten gefunden und beseitigt werden
konnte.
Die mittlere Abweichung der Restklaffungen
der endgültigen Lösung des BKG mit der letzten
des LGLN beträgt nach der Helmert-Transformation 0.9 mm für die Nord- und Ost-Richtungen sowie 2.5 mm für die Höhe.
Jahresbericht 2012
Der Internationale GNSS-Service (IGS) initiierte
das Multi-GNSS-Experiment (M-GEX) um Beobachtungen der kommenden neuen globalen
Satellitensysteme wie Galileo, QZSS, SBAS, und
Compass sowie Daten von GPS und GLONASS zu
sammeln, zu verarbeiten und zu analysieren.
Den Echtzeit-Datenfluss koordiniert dabei die
IGS Echtzeit-Arbeitsgruppe, zu der auch das
BKG gehört.
38
3.2. Nationale Referenzsysteme Lage
Ein wesentliches Element für den Datenfluss
ist ein vom BKG eigens für das M-GEX Projekt
betriebener Ntrip Caster (http://mgex.igs-ip.
net:2101).
Auf diesen Caster werden die Beobachtungen
vorzugsweise im proprietären Format des jeweiligen Herstellers hochgeladen.
Das BKG betreibt ein Konvertierungstool, welches
¬¬Datenströme in proprietären Formaten bezieht,
Geodäsie
3.2.8 Galileo Public Regulated Service
Der Galileo Public Regulated Service (PRS) ist einer von ursprünglich fünf Diensten, die für das
europäische Satellitennavigationssystem Galileo geplant worden waren. Bereits die In-OrbitValidation (IOV)-Satelliten verfügen neben dem
offenen Dienst über eine PRS-Funktionalität.
Der Galileo PRS ist ein verschlüsselter Dienst
und wird einem eingeschränkten Nutzerkreis
zur Verfügung stehen. Er soll sich insbesondere durch Robustheit gegenüber gewollten und
ungewollten Störungen und Täuschungen auszeichnen.
¬¬diese in das High Precision Multiple Signal
Message (HP MSM)-Format konvertiert und
die
¬¬HP MSM Datenströme zurück auf den M-GEX
Caster schickt, von wo sie abgerufen werden
können.
3.2.7 Symposium “PPP-RTK and Open
Standards”
Am 12. und 13. März dieses Jahres veranstaltete
das BKG ein internationales Symposium unter
dem Titel „PPP-RTK and Open Standards“. Rund
180 Teilnehmer aus vier Kontinenten folgten
der ausgewogenen Mischung aus wissenschaftlichen und anwendungsorientierten Vorträgen. Kam erwartungsgemäß ein großer Teil der
Zuhörer aus Deutschland, so war insbesondere
die verhältnismäßig große Zahl von Teilnehmern aus Asien erfreulich.
Die präzise Einzelpunktbestimmung in Echtzeit
ist auf dem besten Wege, sich als Alternative zu
den bestehenden differentiell arbeitenden Verfahren zu etablieren. Ein wesentliches Element
ist die Bereitstellung von geeigneten Korrekturparametern. Um deren Verbreitung und Akzeptanz zu fördern, ist es notwendig, die wesentlichen Korrekturparameter zu definieren, zu
modellieren und anschließend zu standardisieren. Für die wichtigsten Parameter, Satellitenbahn- und -uhrenkorrektionen, ist dies bereits
geschehen, für weitere Parameter wie Laufzeitverzögerungen und Mehrdeutigkeitsschätzungen steht die Standardisierung noch aus.
Zu finden sind die Vorträge und Poster des Symposiums auf der Webseite des BKG, http://igs.
bkg.bund.de/ntrip/symp#PresentationFiles.
Jahresbericht 2012
Bereits seit 2011 befasst sich die Bundesregierung auf Staatssekretärsebene mit der Umsetzung des Galileo PRS. Mitte dieses Jahres wurde
unter der Federführung des BMI eine Studie
über ein Grobkonzept in Auftrag gegeben. In
seiner aktiven Mitarbeit an der Erstellung der
Studie ist das BKG insbesondere für den Abschnitt „Monitoring und Validierung des PRSDienstes“ verantwortlich.
Nach Abschluss der Studie wird im Frühjahr
2013 über den Fortgang der Arbeiten entschieden, die mittelfristig zum Aufbau einer sogenannten PRS-Teststellung ab 2016 führen sollen.
3.2.9TGVF
Mitte 2012 wurde das Projekt „Time & Geodesy
Validation Facility“ (TGVF) offiziell beendet.
Das aus fünf Organisationen bestehende Konsortium (neben BKG GeoForschungsZentrum
Potsdam, Astronomisches Institut der Universität Bern, ESOC, IGN Paris) führte bis dahin die
ihm vom Hauptauftragnehmer der ESAübertragenen Aufgaben zur Bestimmung präziser
geodätischer Parameter im Post-Processing auf
wöchentlicher Basis aus. Das BKG war dabei für
drei Teilaufgaben verantwortlich:
¬¬Combination Facility for Troposphere (CF-
TRO): Kombination der troposphärischen
Parameter der Laufzeitverzögerung.
¬¬Combination Facility for Ionosphere (CF-
ION): Kombination der Parameter der ionosphärischen Laufzeitverzögerung. Dieses
Arbeitspaket umfasste ebenfalls die Kombination der differentiellen Codebeobachtungen.
39
3.2. Nationale Referenzsysteme Lage
Geodäsie
¬¬Validation Facility (VF): Validierung aller Er-
gebnisse der verschiedenen Kombinationsprodukte.
In der zweiten Jahreshälfte führte das Konsortium erfolgreich Verhandlungen mit Hauptauftragnehmer der ESA über eine Verlängerung
des Projektes bis Mitte 2013 auf. Darüber hinaus
wurde mit Vorbereitungen zu einer Beteiligung
des Konsortiums an möglichen Ausschreibungen für die nächste Phase des Galileo-Projektes
nach dem Sommer 2013 begonnen.
Jahresbericht 2012
40
3.3. Nationale Referenzsysteme Höhe
Geodäsie
3.3 Nationale Referenzsysteme Höhe
Das Aufgabengebiet des Referates „Nationale Referenzsysteme – Höhe“ umfasst die Realisierung von Höhenreferenzsystemen im
nationalen und europäischen Rahmen, die
Bestimmung dazu konsistenter regionaler
Schwerefeld- und Quasigeoidmodelle sowie
die Bereitstellung von Informationen über europäische Koordinatenreferenzsysteme und
über geodätische Beobachtungssysteme. Am
geodätischen Referenznetz GREF beteiligt sich
das Referat durch den Betrieb und die Wartung
der GNSS-Stationen, die Anlage und die Beobachtung geodätischer Sicherungsnetze sowie
den Anschluss der Stationen an das Höhenfestpunktfeld.
Die Arbeiten der Rechenstelle zur Auswertung
der Nivellementsmessungen im Rahmen der
Erneuerung des Deutschen Haupthöhennetzes
sowie die Umrüstung des GREF-Stationsnetzes
für den Empfang von Signalen des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo
wurden fortgesetzt.
Seit Januar 2012 wird die neue Version des German Combined Quasigeoid (GCG2011) über
das Geodatenzentrum vertrieben. Der Internetauftritt zum GCG wurde überarbeitet und
erweitert. Neben der Berechnung von Quasigeoidhöhen können Schwerewerte prädiziert werden. Mit den Arbeiten an dem Nachfolgemodell des GCG2011, das im Rahmen des
AdV-Projektes zur Erneuerung des Deutschen
Haupthöhennetzes entstehen wird, wurde begonnen. Im Mittelpunkt stand die weitere Verbesserung der Datenbasis. In Kooperation mit
dem Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches
GeoForschungsZentrum (GFZ) und dem Institut
für Seenforschung Langenargen der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz
Baden-Württemberg (LUBW) wurde im Oktober 2012 eine seegravimetrische Vermessung
des Bodensees durchgeführt. Im Rahmen eines
von der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA)
geförderten Projektes wurden im Verbund mit
mehreren internationalen Partnern Untersuchungen zur Vereinheitlichung nationaler Höhenreferenzsysteme unter Nutzung von Daten
der Satellitenschwerefeldmission GOCE durchgeführt. Die Arbeiten am einheitlichen europäischen Nivellementsnetz wurden durch die
Einbeziehung russischer Nivellementsdaten
fortgeführt. Mit Hilfe dieser Daten und entsprechender Verbindungsmessungen zu Finnland
war es möglich, eine Schleife um die Ostsee
den sogenannten Baltischen Ring zu schließen.
Der Schleifenschlussfehler betrug 46 mm bei
einem Gesamtumfang der Schleife von ca. 7000
km.
Als eine von zwei Rechenstellen zur Auswertung der Nivellements beteiligte sich das BKG
an den Arbeiten an dem AdV-Projekt zur Erneuerung des Deutschen Haupthöhennetzes
(DHHN). Die Arbeiten erfolgten in enger Zusammenarbeit mit der Rechenstelle der Vermessungsverwaltung des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen.
Jahresbericht 2012
Das Stationsnetz GREF wurde um eine Station
auf dem Gelände des Flughafens Augsburg ergänzt. Im September 2012 wurde dazu ein Antennenpfeiler auf dem Flughafengelände errichtet.
3.3.1Höhenbezugssysteme
In Abstimmung mit den Ländern führte die
Rechenstelle am BKG die Laufendhaltung des
Netzentwurfes des DHHN einschließlich der
DHHN-internen Liniennummerierung fort. Der
ursprüngliche Netzentwurf zur Erneuerung
des DHHN konnte um weitere Linien ergänzt
werden und hatte im November 2012 einen Umfang von 29 500 km. Etwa 89 % der Linien des
DHHN92 werden wiederholt gemessen. Zusätzlich wurden von mehreren Ländern Messungen in das Netz eingebracht, die im DHHN92 (1.
Ordnung) nicht enthalten waren. Dadurch erreicht der Gesamtumfang der bereits gemessenen bzw. noch geplanten Linien etwa 112 % der
Länge der gemessenen Linien im DHHN92. Mit
Stand November 2012 wurden 28 600 km Nivellementsstrecken abgegeben. Davon sind 27 200
km Messungen auf der Linie, der Rest sind Kontrollmessungen, Überschläge und Stichmessungen. Die abgegebenen Messungen entsprechen
etwa 92 % aller geplanten Linien.
Die Messungen sind in fast allen Ländern abgeschlossen, nur in Bayern sind noch Messungen
auf einigen nachträglich geplanten Linien bzw.
Nachmessungen auszuführen. Der Termin der
Datenabgabe Dezember 2012 konnte von fast
allen Ländern gehalten werden, einige Länder
41
3.3. Nationale Referenzsysteme Höhe
haben eine Abgabe für Ende Januar angekündigt.
Im Jahr 2012 wurde am BKG die Programmierung eines Moduls zur Suche von Nivellementsschleifen abgeschlossen. Dadurch ist
die Rechenstelle am BKG jetzt in der Lage, unabhängig von der Rechenstelle in NRW automatisch Schleifen zu ermitteln. Das Programm
kann auch für die Suche von Schleifen im europäischen Nivellementsnetz eingesetzt werden.
Die Schleifenwidersprüche aus bereits abgegebenen Linien wurden zur Kontrolle der erreichten Messgenauigkeit herangezogen. Abb.
3.3.1-1 zeigt die Größenordnung der Schleifenschlussfehler mit Stand Oktober 2012. Die geforderte Genauigkeit für den Schleifenschluss (Zu
= ±2•√U , U = Schleifenumfang in km, Zu in mm)
wurde für alle Schleifen eingehalten.
Geodäsie
Standardabweichung von 0.66 mm/km-1. Dabei
wurde eine Linie in Bayern als Ausreißer erkannt und gestrichen. Die Linie wurde von Bayern bereits nachgemessen und soll zeitnah wieder an die Rechenstellen übergeben werden.
Auf dem Strategieworkshop 2011 in Hannover
wurde beschlossen, zusätzlich zu den bereits
favorisierten unterirdischen Nivellementshauptpunktgruppen der Länder (LNH) auch
eine Auswahl von Geodätischen Grundnetzpunkten und Referenzstationen als Datumspunkte heranzuziehen. Es wurden Vorschläge
für geeignete Stationen von den Ländern eingeholt. Die Stabilität der vorgeschlagenen Punkte wurde durch Vergleich der Messungen der
beiden letzten Epochen im Umkreis von jeweils
mindestens 5 km überprüft. Zusätzlich wurde
die Stabilität der gesamten Linie durch Vergleich der aufsummierten gemessenen Höhenunterschiede der verschiedenen Epochen zur
Entscheidung herangezogen. Die Auswahl der
Datumspunkte steht kurz vor dem Abschluss –
eine endgültige Entscheidung wird jedoch erst
nach Abgabe aller Messungen und den daraufhin möglichen Testausgleichungen gefällt.
Für die Höhenunterschiede im Nivellementsnetz wurden Korrektionen für die FesterdeGezeiten (zeitlich variabler Anteil und konstanter Anteil) in verschiedenen Gezeitensystemen
berechnet (mean, zero, non tidal). Die Ausgleichung der bereits abgegebenen Messungen mit
angebrachter Gezeitenkorrektion (mean tide)
ergab eine geringfügige Verbesserung der a
posteriori-Standardabweichung von 0.66 mm/
km-1 auf 0.65 mm/km-1. Die berechneten Gezeitenkorrektionen werden der Rechenstelle in
NRW für die Verwendung in der endgültigen
Ausgleichung zur Verfügung gestellt.
Abb. 3.3.1 1: Bereits geschlossene Schleifen im DHHN
2006-2011 (Stand Oktober 2012)
Das BKG beteiligte sich aktiv an der Planung
und Durchführung des jährlichen Nivellementsworkshops, der dem Informations- und
Erfahrungsaustausch zwischen der DHHN-Projektgruppe, den Rechenstellen und den Innenund Außendienstverantwortlichen der Länder
dient.
Eine weitere Kontrolle der erreichten Messgenauigkeit wird durch die vorläufige Ausgleichung der bereits abgegebenen Linien erreicht.
Die Ausgleichung der bis November 2012 abgegebenen Messungen ergab eine a posteriori-
Die Arbeiten zur Weiterentwicklung des europäischen Höhennetzes und zur Laufendhaltung
und Pflege der Datenbank des United European
Levelling Network (UELN) wurden fortgeführt.
Seit der Ausgleichung des EVRF2007 waren
Jahresbericht 2012
42
Geodäsie
3.3. Nationale Referenzsysteme Höhe
neue Daten von Russland (2009), Lettland (2011)
und Spanien (2012) eingegangen. Finnland
stellte 2012 die Verbindungsmessungen nach
Russland zur Verfügung. Dadurch war es möglich, das Russische Netz in das UELN zu integrieren und die Schleife um die Ostsee („Baltischer
Ring“) mit einem Umfang von ca. 7000 km mit
einem Schleifenwiderspruch von 46 mm zu
schließen. Der durch die neue Ausdehnung
des UELN mögliche Vergleich der Bezugspegel
Amsterdam und Kronstadt ergab einen Höhenunterschied von 150 mm im „mean tidal“ System.
Für Vergleiche von Höhen verschiedener nationaler Höhensysteme ist die Kenntnis der relativen Verschiebungen des Nullpunktes un-
und dem National Oceanography Centre Liverpool an diesem Projekt beteiligt. Ziel des Projektes ist es, das Potential der GOCE-Mission für die
Berechnung von physikalischen Höhen aus mit
GNSS bestimmten ellipsoidischen Höhen und
die Verknüpfung nationaler Höhensysteme mit
GOCE-Produkten zu demonstrieren.
Abb. 3.3.1-2 zeigt eine Prinzipskizze zu dieser Fragestellung. Unter Verwendung von
ellipsoidischen Höhen (z.B. im ETRS89) und
physikalischen Höhen in einem nationalen
Höhenreferenzdatum (z.B. DHHN92) auf GNSSNivellementspunkten und eines geeigneten
Geoidmodells lassen sich die Offsets ΔA und ΔB
bezüglich dieses Geoidmodells ableiten. Diese
Offsets erlauben dann die Verknüpfung zwi-
Abb. 3.3.1-2: Prinzip der Verknüpfung von Höhensystemen mit Hilfe eines Geoidmodells
erlässlich. Aus den Analysen des europäischen
Nivellementsnetzes zum EVRF2007 wurden solche relativen Offsets bereits berechnet und im
Information and Service System for European
Coordinate Reference Systems (CRS-EU) veröffentlicht.
Im Rahmen eines Support to Science Elements
(STSE) finanziert die Europäische Raumfahrtagentur (ESA) Untersuchungen zur Nutzung
der Satellitenschwerefeldmission GOCE für die
Vereinigung von Höhensystemen. Das BKG ist
mit der TU München, der Universität Calgary
Jahresbericht 2012
schen den beiden nationalen Referenzrahmen
A und B.
In einer Studie wurden zwei globale, auf GOCEBeobachtungen basierende Schwerefeldmodelle, das GOCE03S und das GOCE Timewise, Release 3, genutzt. Um die räumliche Auflösung,
die bei diesen Modellen mit etwa 100 km angegeben werden kann, zu erhöhen, wurden sie
mit den hochaufgelösten Modellen EGM2008
bzw. EGG08 kombiniert und als Grundlage für
die Vereinheitlichung von nationalen Höhensystemen in Europa verwendet. Für die Schät43
3.3. Nationale Referenzsysteme Höhe
zung der Offsets wurden ellipsoidische Höhen
und nationale physikalische Höhen verwendet,
die im Rahmen des EUVN_DA-Projektes bereitgestellt wurden. Der Datensatz umfasst mehr
als 1300 Punkte in 23 europäischen Ländern.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Verknüpfung nationaler, europäischer Höhensysteme mittels globaler GOCE-basierter Schwerefeldmodelle mit einer Genauigkeit von etwa
5 cm erfolgen kann. Damit hat GOCE die Nutzbarkeit globaler Schwerefeldmodelle für derartige Anwendungen signifikant verbessert.
Durch die Verknüpfung mit hochauflösenden
Geoidmodellen kann diese Genauigkeit weiter
gesteigert werden. Darüber hinaus erlauben
derartige Analysen, Aussagen über die Genauigkeit der einzelnen Datensätze zu treffen.
Unter der Annahme, dass die Genauigkeit des
Geoidmodells und der ellipsoidischen Höhen
sich gut quantifizieren lassen, können damit
erstmals unabhängige Aussagen über die Qualität nationaler Nivellementsnetze getroffen
werden.
3.3.2 Bestimmung regionaler Schwerefeld- und Geoidmodelle
Nachdem die Arbeiten zur Berechnung der
aktuellen Höhenbezugsfläche (Quasigeoidmodell) für Deutschland im Jahr 2011 abgeschlossen werden konnten, wird das German Combined Quasigeoid 2011 (GCG2011) seit Januar
2012 über das Geodatenzentrum des BKG vertrieben. Neben dem Vertrieb als gitterbasiertes
Modell wurde es in die spezifischen Datenformate verschiedener Gerätehersteller konvertiert, um den direkten Einsatz des Modells in
Feldmessgeräten für die praktische Vermessung zu ermöglichen.
Geodäsie
Die nächste Version des GCG ist im Zusammenhang mit der Fertigstellung der Arbeiten zur
Erneuerung des Deutschen Haupthöhennetzes
(DHHN) im Rahmen der AdV geplant. Die satellitengestützte Höhenbestimmung mit dem Satellitenpositionierungsdienst SAPOS® setzt eine
zum neuen Höhenreferenzrahmen passfähige
Höhenbezugsfläche voraus. Nach Abschluss der
Arbeiten zur Entwicklung des Modells GCG2011
wurde im Jahr 2012 mit den Arbeiten an einem
Nachfolgemodell begonnen. Diese Arbeiten
konzentrierten sich im Jahr 2012 vor allem auf:
¬¬ Untersuchungen zum Schließen von Datenlücken in den gravimetrischen Daten
zur lokalen Verbesserung der Qualität. Insbesondere die im Zusammenhang mit der
Energiewende zunehmende Bedeutung
von Offshore-Bereichen in Nord- und Ostsee
unterstreicht die Notwendigkeit einer Erhöhung der Genauigkeit im Meeresbereich.
¬¬ Weiterentwicklung der Methoden der
Schwerefeld-/Geoidbestimmung durch Untersuchungen der direkten Einbeziehung
von Daten der Satellitenschwerefeldmissionen (GOCE) in die Modellierung.
Um der wachsenden Bedeutung eines exakten
Höhenbezugs im Offshore-Bereich gerecht zu
werden, wurden seegravimetrische Daten aus
dem Bereich Nord- und Ostsee vom Bureau Gravimétrique International (BGI) in Frankreich beschafft. Es wurde damit begonnen, diese über
100 000 Beobachtungsdaten zu validieren und
schrittweise in die bestehende Datenbasis zu
integrieren.
Abb. 3.3.2 1: Gravimetrische Datenbasis in Nord- u. Ostsee (Stand 2011 links, zusätzliche Daten vom BGI rechts)
Jahresbericht 2012
44
Geodäsie
3.3. Nationale Referenzsysteme Höhe
Um die Datenbasis des GCG weiter zu verbessern, wurden im Jahre 2012 weitere gravimetrische Vermessungen durchgeführt. Dabei konzentrierten sich die Aktivitäten auf Gebiete, in
denen bislang nur sehr wenige oder gar keine
Schweredaten vorliegen, bzw. auf die Verifizierung relativ alter Schweredaten, die oft nur
eine unzureichende Genauigkeit in der Georeferenzierung der Messpunkte aufweisen.
In Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum
Potsdam GeoForschungsZentrum (GFZ) und
dem Institut für Seenforschung Langenargen
der Landesanstalt für Umwelt, Messungen
und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW)
wurde dazu im Oktober 2012 eine seegravimetrische Vermessung des Bodensees mit dem
Schiff „Kormoran“ vorgenommen (Abb. 3.3.2-2).
Abb. 3.3.2 4: Gravimeter des GFZ
Abb. 3.3.2 2: Beobachtungsschiff der LUBW
In diesem ca. 530 km2 großen Gebiet - für das
bisher fast keine Schweredaten für die Geoidmodellierung zur Verfügung standen - erfolgten Profilmessungen mit einer Gesamtlänge
von über 320 km (Abb. 3.3.2-6). Zum Einsatz
Abb. 3.3.2 3: Einmessungsarbeiten mit der Totalstation
Jahresbericht 2012
kam ein-Gravimetersystem des GFZ (Abb. 3.3.24). Die exakte Georeferenzierung des Schiffes
erfolgte durch drei GNSS-Antennen an Bord
unter Verwendung 1-sec-Registrierungen dreier benachbarter permanenter GNSS-Stationen
aus dem SAPOS®-Netz von Baden-Württemberg
und Bayern und weiterer vier GNSS-Stationen
aus der Schweiz und aus Österreich. Die Einmessung der verschiedenen Sensoren an Bord
des Schiffes (GNSS, INS, Gravimeter) und die Bestimmung der Exzentrizitäten in Bezug auf das
Gravimetersystem erfolgte mit einer Totalstation (Abb. 3.3.2-3). Die Anbindung der schiffsgravimetrischen Relativmessungen an das deutsche terrestrische Schwerenetz wurde durch
Anschlussmessungen an benachbarte Schwerefestpunkte der Landesvermessung (Abb. 3.3.25) mit einer Genauigkeit von besser als 40 Gal
realisiert.
Abb. 3.3.2 5: Anschlussmessungen an Land
45
3.3. Nationale Referenzsysteme Höhe
Geodäsie
Abb. 3.3.2 6: Profile der Vermessungskampagne auf dem Bodensee
Eine erste vorläufige Auswertung von zwei doppelt vermessenen Profilen zeigt, dass bei ruhigem Wetter mit dem eingesetzten Gravimeter
reproduzierbare Genauigkeiten von deutlich
unter 1 mGal erzielt werden können, wobei die
räumliche Auflösung besser als 400 m entlang
der Profile ist. Die Auswertung der Vermessung
wird Anfang 2013 abgeschlossen. In Verbindung mit den Bathymetriedaten des Instituts
für Seenforschung werden damit neue Informationen über die Feinstruktur des Erdschwerefeldes im Bodensee-Areal zur Verfügung
stehen.
3.3.3 Geodätische Informationssysteme
und Georeferenzierung
Für interne und externe Nutzer werden Websites betrieben, die der Außendarstellung der
Produkte, dem Produkt- bzw. Projektmanagement dienen und die Informationen für die
Georeferenzierung in Deutschland und Europa
liefern (s. Tabelle 3.3.3).
Im Berichtszeitraum wurde eine Webanwendung für die Prädizierung von Schwerewerten
entwickelt und bereitgestellt. Die Anwendung
basiert auf den im Inlandsbereich vorliegenden
Schweremessungen und ermöglicht, an belie-
Jahresbericht 2012
bigen Positionen innerhalb Deutschlands die
Schwerebeschleunigung mit einer Genauigkeit
von ca. 1 mgal (im Hochgebirge 2 mgal) zu bestimmen.
Für die Bearbeitung des ESA Projektes GOCE+
HSU – Nutzung der Ergebnisse der Satellitenmission GOCE für die Vereinheitlichung von
Höhensystemen – wurde die Website nach anfänglich nur autorisierter Nutzung öffentlich
verfügbar gemacht. Als zentrales Dokumentations- und Informationssystem erfolgten entsprechend des Bearbeitungsfortschritts fortlaufende Aktualisierungen. Auch wurden neue
Bereiche hinzugefügt, wie zum Beispiel die Beschreibung der verwendeten Projektdaten. Die
Anzahl der Einträge der zum Projekt gehörenden Literaturdatenbank erhöhte sich auf 300.
Alle weiteren Websites wurden entsprechend
den Erfordernissen laufendgehalten und verbessert.
Dabei erfolgten partielle Strukturverbesserungen, neue Menüpunkte wurden eingeführt,
Zusatzinformationen bereitgestellt und auch
Inhalte kompakter und übersichtlicher dargestellt.
46
3.3. Nationale Referenzsysteme Höhe
Geodäsie
Tab. 3.3.3: Websites für interne und externe Nutzer
GREF Webseiten
Beschreiben die prinzipielle Struktur und die Aufgaben des Netzes,
den Aufbau und die Ausrüstung der Stationen sowie die verschiedenen Messverfahren an den Stationen
GREF Informationssystem (In- internes Informations- und Dokumentationssystem für den Betrieb der
tranet) grefnet.bkg
BKG-Stationen des Referenznetzes GREF
EVRS – European Vertical Refe- Beschreiben das European Vertical Reference System EVRS als gesamtrence System
europäisches Höhensystem mit seinen Realisierungen EVRF2000 und
www.bkg.bund.de/evrs
EVRF2007
ECGN – European Combined Projektseiten für die Schaffung eines integrierten europäischen RefeGeodetic Network
renznetzes ECGN
gref.bkg.bund.de
www.bkg.bund.de/ecgn
CRS-EU – Coordinate Reference Systems in Europe
Informationssystem für europäische Koordinatenreferenzsysteme mit
den Beschreibungen der nationalen europäischen und gesamteuropäwww.crs-geo.eu
ischen Koordinatenreferenzsystemen für Lage und Höhe sowie Transformationsparametern
Geoidhöhenberechnung www. Berechnung von nivellitischen Höhen aus ellipsoidischen Höhen unter
bkg.bund.de/geoid
Verwendung des Geoidmodells GCG2011 für Einzelpunkte
Schwerewertberechnung
www.bkg.bund.de/schwere
GOCE+ HSU
www.goceplushsu.eu
AdV-Registry
(in Entwicklung)
Abb. 3.3.3:
Jahresbericht 2012
Berechnung von Schwerewerten aus Lagekoordinaten und physikalischer Höhe für Einzelpunkte
Projektseiten für das ESA Projekt „Height System Unification with
GOCE“
Register für Koordinatenreferenzsysteme in Deutschland (in Zusammenarbeit mit der AdV)
Screenshot der Webanwendung Schwerewertberechnung
47
3.3. Nationale Referenzsysteme Höhe
3.3.4 Geodätisches Referenznetz GREF
Das Integrierte Geodätische Referenznetz GREF
dient der Realisierung und Laufendhaltung
des einheitlichen geodätischen Raumbezugs in
Deutschland. Gegenwärtig umfasst das GREFStationsnetz 25 Stationen. Die GNSS-Daten von
GREF-Stationen werden auch für europäische
und internationale Referenzstationsnetze bereitgestellt.
An sechs Stationen wurden zur Prüfung der Vermarkungsstabilität turnusgemäß Kontroll- bzw.
Sicherungsmessungen durchgeführt. Die Kontrollmessungen wurden in enger Anlehnung
an vorherige Messepochen durchgeführt. Im
Einzelnen betraf das die Stationen in Bad Homburg, Dillingen, Frankfurt a.M., Helgoland (Unterland), Karlsruhe und Moxa. Je nach örtlicher
Begebenheit wurden zur durchgreifenden Prüfung neben der präzisionsnivellitischen Bestimmung zusätzlich trigonometrische Messungen
durchgeführt.
Geodäsie
die Höhenunterschiede zwischen diesen Punkten und der GREF-Station nivellitisch bestimmt.
Zur Gewährleistung bzw. Wiederherstellung
der Stationsfunktionalität waren im Jahr 2012
sieben unplanmäßige Wartungseinsätze erforderlich. Neben dem vorsorglichen Ersatz
veralteter und verschlissener Komponenten
mussten ausgefallene Bauteile getauscht und
Wetterstationen repariert werden. In Sassnitz wurde die gesamte technische Anlage der
GREF-Station vom Erdgeschoss des Feuerwehrschlauchturmes in die erste Etage verlegt, da
das Erdgeschoss vom Hauseigentümer vermietet wurde.
Die 2011 mit der Flughafen Augsburg GmbH abgeschlossene Nutzungsvereinbarung über die
Errichtung und den Betrieb einer GNSS-Station
wurde im September 2012 mit dem Pfeilerneubau (siehe Abb. 3.3.4-1) realisiert.
Für die Station Hügelheim konnte der Höhenanschluss an die Linien des Nivellementsnetzes
1. Ordnung, die im Zeitraum 2006 bis 2012 erneuert wurden, erfolgen.
Der im Jahr 2009 begonnene Probebetrieb mit
Galileo-kompatibler Empfängertechnologie
sowie die Aufrüstung der GREF-Stationen wurden 2012 fortgeführt. Die bisherigen GNSSEmpfangsantennen sind an 5 Stationen des
GREF-Netzes (Bad Homburg, Dillingen, Gorleben, Karlsruhe und Moxa) durch neue ersetzt
worden. Neben dem Empfang der Galileo-Satellitensignale stellen diese neu eingesetzten
Antennen auch weiterhin den Empfang der bisher genutzten GNSS-Signale von GPS und GLONASS sicher. Um einen möglichst störungsfreien Routinebetrieb der Stationen auch während
der Entwicklungs- und Einführungsphase von
Galileo zu gewährleisten, werden die neuen
Empfänger hierzu über einen Antennensplitter parallel zu den derzeitig verwendeten Empfängern betrieben. Der Antennentausch wurde
vermessungstechnisch überwacht, um stationsbedingte Effekte der Antennenempfangscharakteristik, die sich auf die Zeitreihen der
Stationskoordinaten auswirken, ermitteln zu
können. Dazu wurden temporär vor und nach
dem Antennenwechsel auf der GREF-Station
zwei zusätzliche GNSS-Antennen betrieben und
Jahresbericht 2012
Abb. 3.3.4: Neu errichteter Pfeiler mit GNSS-Antenne auf
dem Flughafengelände in Augsburg
In der Umgebung der GREF-Station Gorleben
sind gravimetrische Beobachtungen zur Ergänzung und Überprüfung der Schweredatenbasis
des BKG durchgeführt worden.
48
3.3. Nationale Referenzsysteme Schwere
Geodäsie
3.4 Nationale Referenzsysteme
Schwere
3.4.1 Deutsches Schwerereferenzsystem
(DSRS)
Die Arbeiten des Referats G4 dienen der Realisierung des Deutschen Schwerereferenzsystems und seiner Einbindung in das europäische und das internationale Bezugssystem.
Das BKG stellt hiermit den nationalen Schwerestandard sicher. Es setzt für diese Aufgaben
Messungen mit supraleitenden Gravimetern
(SG) an festen Standorten und Beobachtungen mit transportablen Absolutgravimetern
(AG) an variierenden Orten ein. Mit den Beobachtungen der Absolutgravimeter wird die
Schwerebeschleunigung am Messort für eine
Messepoche ermittelt und in SI-Einheiten angegeben. Die erzielbare Messgenauigkeit der
Absolutschweremessungen liegt bei 20 – 30
nm/s² (relative Genauigkeit 2-3 * 10-9) für das
FG5-Absolutgravimeter. Mit den SG werden die
zeitlichen Variationen der Schwerebeschleunigung mit einer deutlich höheren Auflösung
(ca. 0,1 nm/s²) bestimmt. Sie dienen damit zur
Ergänzung der Schwerebestimmung und Untersuchung zeitabhängiger gravimetrischer
Effekte und ermöglichen die Untersuchung
von Umgebungseinflüssen, die Entwicklung
von Korrekturmodellen und eine Verknüpfung
mit anderen Beobachtungsgrößen. Wegen
ihrer Sensitivität gegenüber Höhen- und Massenänderungen gewinnen die gravimetrischen
Messungen eine besondere Bedeutung bei der
Überwachung der Stabilität des Höhensystems
und bei Untersuchungen von Massenvariationen wie zum Beispiel hydrologisch bedingten
Veränderungen der Umwelt.
Zur langfristigen Absicherung des Deutschen
Schwerereferenzsystems in Niveau und Maßstab erfolgten im Berichtszeitraum wiederholte
absolute Schweremessungen auf den Stationen
mit supraleitenden Gravimetern; in Deutschland sind das die Stationen Wettzell, Bad Homburg und Moxa (Universität Jena). Die Messungen erfolgen mindestens zweimal pro Jahr und
ermöglichen hiermit die Überwachung der
Eichfaktoren und instrumentellen Driften der
SG. Durch die Verknüpfung der AG- und SG-Daten ergibt sich ein zeitabhängiges Schweresignal hoher Auflösung, das für weitere Arbeiten,
z.B. im Zusammenhang mit hydrologischen
Untersuchungen oder für den Vergleich mit
zeitabhängigen Schwerefeldmodellen von
GRACE, geeignet ist. Weiterhin lassen sich die
instrumentellen Nullpunktdriften des SG und
säkulare Schwereänderungen an der Station
voneinander trennen.
Das BKG führt wiederholte Messungen im Deutschen Schweregrundnetz (DSGN), auf ausgewählten Stationen des GREF-Netzes sowie im
europäischen Bereich auf Stationen des ECGN
(European Combined Geodetic Network) aus.
Die Absolutschweremessungen auf Feldstationen finden in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen
der Länder der Bundesrepublik Deutschland
(AdV) statt.
Neben ihrer Bedeutung für ein physikalisch
definiertes Referenzsystem fließen die Schwerewerte in die Verbesserung der Geoidmodelle
ein, die die Höhenbezugsfläche der Landesvermessung bilden.
Deutsches Schweregrundnetz 1994
Das im Jahre 1994 durch Absolutschweremessungen bestimmte Deutsche Schweregrundnetz mit 30 Absolutschwerepunkten legt das
Datum für die nationalen Schwerenetze der
Landesvermessung fest. Das BKG überwacht
und unterhält die Stationen des Deutschen
Schweregrundnetzes (DSGN94) und führt in
regelmäßigen Abständen Wiederholungsmessungen auf den Stationen aus. Bei baulichen
Veränderungen werden Nachmessungen oder
Punktverlegungen vorgenommen. Im Berichtszeitraum wurden diese Messungen als turnusmäßige Wiederholung auf den Zentren der
Punktgruppen in Wettzell, Aachen, Merzig,
Dresden und Freiburg ausgeführt. Die gemessenen Schwerewerte liegen im Toleranzbereich
der Standardabweichung der Erstmessung aus
dem Jahr 1994.
Gleichzeitig wurden anhand der Ergebnisse der
Wiederholungsmessungen und vorliegender
Änderungshinweise der Zustand des DSGN94
analysiert und die notwendigen Aufgaben für
die Folgejahre abgeleitet.
GREF
Auf Stationen des integrierten geodätischen
Jahresbericht 2012
49
3.3. Nationale Referenzsysteme Schwere
Festpunktnetzes in Deutschland (GREF) treffen
permanente GNSS-Beobachtungen, Anschlüsse an das Höhennetz und absolute Schweremessungen zusammen. Soweit möglich, sind
auch Anschlüsse an Meerespegel realisiert.
Wiederholte Schweremessungen sollen Vergleiche der Zeitreihen zu den GNSS-Beobachtungen ermöglichen. 2012 wurden Wiederholungsmessungen in Diepholz (vierte Messung),
Göttingen (dritte Messung), Lindenberg und
in Sassnitz (jeweils vierte Messung) durchgeführt. Der Absolutpunkt der GREF-Station Sassnitz kann künftig nicht mehr genutzt werden
(Einrichtung eines Verkaufsstandes). Deshalb
wurde ein Neupunkt in der Umgebung (Entfernung < 500 m) erkundet und eine relative
Verbindungsmessung zu diesem ausgeführt.
Bei der GREF-Station Hügelheim (Oberrheingraben) fand erstmals eine Absolutschwerebestimmung statt. Der Bunker der GREF-Station
Kiel-Holtenau wurde für den Zugang gesperrt
(starker Schimmelbefall wegen unzureichender Belüftung). Hier wurde im Nachbarkeller
ein Neupunkt angelegt, über dem eine Absolutschweremessung ausgeführt wurde. Mit
Schutzbekleidung konnte dieser Neupunkt relativ an den bisherigen Messpunkt (zwei vorliegende Messungen) angeschlossen und damit
die Zeitreihe erhalten werden. Am neuen GREFStandort in Augsburg fand die Erstmessung
statt.
Gravimetrische Referenzstation Bad Homburg
Im Berichtszeitraum fanden 20 absolute
Schweremessungen mit den Gravimetern FG5101, FG5-301 und A10-012 statt, um die ordnungsgemäße Funktion zu überprüfen. Die gemessenen Schwerebestimmungen zeigten gute
Übereinstimmung mit der Residualkurve des
supraleitenden Gravimeters SG-44.
Gravimetrische Referenzstation Wettzell
Absolutschweremessungen fanden sowohl auf
dem Pfeiler AA im alten Gravimeterhaus als
auch auf dem Pfeiler FA des neuen Gravimeterhauses des Geodätischen Observatoriums Wettzell statt.
Für die weitere Stabilisierung der Zeitreihe des
SG des Geodätischen Observatoriums Wettzell
wurde drei längere Vergleichsmessungen in
den Neumondphasen von Oktober bis Dezem-
Jahresbericht 2012
Geodäsie
ber 2012 mit dem Absolutgravimeter FG5-301
ausgeführt.
Die Gradienten der vier Beobachtungspfeiler
CA, DA, EA und FA wurden mit zwei Relativgravimetern für einen Höhenbezug bis 125 cm über
der Pfeileroberfläche wiederholt bestimmt.
3.4.2 Beitrag zum Internationalen Schwerereferenzsystem ECGN – European Combined Geodetic Network
Um die Einbindung des Deutschen Schwerereferenzsystems in das Europäische Terrestrische Referenzsystem zu sichern und zeitabhängige Einflüsse des Systems Erde auf die
Höhenkomponente im Rahmen der steigenden
Messgenauigkeit erfassen und abschätzen zu
können, erfolgten Schweremessungen auf ausgewählten Stationen in Europa.
Das europäische Gemeinschaftsprojekt „European Combined Geodetic Network ECGN“ unter
dem Dach von EUREF und der Internationalen
Assoziation für Geodäsie (IAG) verfolgt das Ziel,
ein integriertes kinematisches Referenznetz
höchster Genauigkeit in Europa aufzubauen.
Die geometrischen Verfahren (Präzisionsnivellement, GNSS- und Meerespiegelbeobachtungen) werden mit den physikalischen Verfahren
(absolute Schweremessungen und Messungen
der supraleitenden Gravimeter) auf den Stationen kombiniert und ermöglichen so die unabhängige Überprüfung von Änderungen der Höhenkomponente. Absolute Schweremessungen
hierzu erfolgten, neben den bereits genannten
Stationen Wettzell und Bad Homburg, in Moxa
(Zusammenarbeit mit der Universität Jena,
zwei Messungen) sowie in Medicina und Bologna (Italien, Zusammenarbeit mit der Universität
Bologna, jeweils eine Messung).
3.4.3 Projektarbeiten zur Schwerefeldbestimmung
Absolutschweremessungen für Dritte
Die Fakultät Geoinformation der Hochschule
für Technik und Wirtschaft Dresden bat um die
Bestimmung eines Festpunktes im Laborbereich/Messkeller der Fakultät mit einem Absolutgravimeter. Die Messung fand im November
2012 mit einem FG5 Absolutgravimeter statt.
Der neu festgelegte Absolutschwerepunkt bil50
3.3. Nationale Referenzsysteme Schwere
det mit dem Punkt Dresden (TU Dresden, Hülsse-Bau) des DSGN 94 eine gute Grundlage für
die studentische Ausbildung.
Weiterhin wurde mit dem Absolutgravimeter
FG5-101 im November 2012 eine Schwerebestimmung für ein Kalibrierlabor in Kaiserslautern
durchgeführt.
Messeinsätze in Deutschland mit dem A10-Absolutgravimeter
Im Berichtszeitraum wurden im Auftrag der
Vermessungsbehörden der Bundesländer Hessen und Sachsen-Anhalt sowie des Freistaates
Thüringen Absolutschweremessungen mit
dem A10-Feldgravimeter auf 32 Geodätischen
Grundnetzpunkten weitergeführt sowie die
vertikalen Schweregradienten über den Messpunkten mit einem Relativgravimeter. Damit
erhöht sich die Zahl der ausgeführten Messungen für dieses mit A10 Absolutgravimetern
gemessene Netz auf insgesamt 131 Punkte. Die
Datenabgabe erfolgte unter Verwendung des
in der DHHN-Projektgruppe vereinbarten Datenabgabe-Protokolls, so dass auch diese Daten
AFIS-konform an die beteiligten Bundesländer
übergeben werden konnten.
Geodäsie
Relative Schweremessungen zur Geoidbestimmung
Geodätisches Observatorium Wettzell
Die Zentrierelemente der Vermessungssysteme des Geodätischen Observatoriums Wettzell
werden regelmäßig durch die Messung eines
hochgenauen dreidimensionalen Überwachungsnetzes bestimmt und überwacht. Die
dabei erreichte Genauigkeit rechtfertigt die
Berücksichtigung der lokalen Geoid-Struktur.
Um dieses lokale Geoid in der erforderlichen
Genauigkeit ableiten zu können, wurden die relativen Schweremessungen am inneren Raster
(ein Kilometer Punktabstand) um das Stationsgelände beendet und das äußere Raster (zwei
Kilometer Punktabstand) begonnen. 2012 wurden dafür insgesamt 42 Schwerepunkte und deren Lagebezug vermessen.
Quasigeoid Deutschland
Für die Ableitung eines neuen Geoids für die
Bundesrepublik Deutschland werden u.a. homogen verteilte Oberflächenschwerewerte für
das gesamte Territorium benötigt. In einzelnen Gegenden der Bundesrepublik Deutschland gibt es noch Gebiete, wo die erforderliche
Punktdichte für die Geoid-Bestimmung noch
nicht erreicht ist. 2012 wurden Punktverdichtungen durch relative Schweremessungen mit
Anschluss an Punkte des Deutschen Hauptschwerenetzes 1996 in Niedersachsen und
Nordrhein-Westfahlen vorgenommen. Dabei
wurden insgesamt 93 Schwerepunkte und deren Lagebezug bestimmt.
GGP – Global Geodynamics Project
Mit den Beobachtungsreihen der vier supraleitenden Gravimeter des BKG in Wettzell, Bad
Homburg, Medicina (Italien) und Concepcion
(Chile) trägt das BKG zum internationalen
Dienst des „Global Geodynamics Project GGP“
bei (http://www.eas.slu.edu/GGP/ggphome.
html).
Abb. 3.4.3: Darstellung der bis Ende 2012 mit dem
A10 Absolutgravimeter gemessenen Feldpunkte (blau
DHHN12, rot Zusatzmessungen für einzelne
Bundesländer)
Jahresbericht 2012
Die Messdaten aller Stationen werden im Routinebetrieb überprüft, vorverarbeitet und dann
als Rohdaten und als korrigierte Datensätze in
die GGP-Datenbank eingestellt.
51
Geodäsie
3.4 Nationale Referenzsysteme Schwere
Tab. 3.4.3: Beitrag des BKG zur Datenbank des „Global Geodynamics Project“ (GGP) der Internationalen
Assoziation für Geodäsie (Stand 10.12.2012)
Gravimeter
Rohdaten (*00.GGP)
Logfiles (*.LOG)
Grundwasser etc. (*AUX)
SG-44
Bad Homburg
SG-23
Medicina Italien
02/2007-09/2012
02/2007-09/2012
02/2004-07/2012
01/1998-09/2012
01/1998-09/2012
01/1998-06/2012
RT-38
TIGO Chile
12/2002-06/2008
12/2009-09/2012
01/2003-06/2008
12/2009-09/2012
12/2002-06/2008
12/2009-08/2012
SG-29 seit 08/2012
Wettzell (altes Haus)
Ab 08/2012 verfügbar, aber Ab 08/2012 verfügbar, aber Ab 08/2012 verfügbar, aber
noch nicht bei GGP
noch nicht bei GGP
noch nicht bei GGP
SG 30
Wettzell (neues Haus)
Ab 07/2010 verfügbar, aber Ab 07/2010 verfügbar, aber Ab 07/2010 verfügbar, aber
noch nicht bei GGP
noch nicht bei GGP
noch nicht bei GGP
An den supraleitenden Gravimetern SG-30
(Wettzell, neues Gravimeterhaus), SG-44 (Bad
Homburg), SG-23 (Medicina) sowie SG-38 (Concepcion, Chile) wurden keine Veränderungen
vorgenommen.
Das Doppelgravimeter SG-29, wurde nach dem
Umbau beim Hersteller im Jahre 2010 und anschließendem Test in Bad Homburg (2011) im
Juni 2012 wieder im alten Gravimeterhaus in
Wettzell installiert. Das Gravimeter wurde im
Juli 2012 vom Hersteller über das Internet erfolgreich initialisiert und registriert seit August
2012.
Von den umgebauten Doppelgravimetern (029
und 030) wurden noch keine Daten an das GGP
abgegeben. Der Grund dafür ist, dass durch den
Wechsel von Gravimeter und Standorten strukturelle Ergänzungen in der GGP-Datenbank
notwendig wurden, die vom Betreiber (GFZ
Potsdam) bisher nicht umgesetzt werden konnten. Inzwischen wurde entschieden, die bisherige GGP-Datenbank nicht weiter zu betreiben,
sondern diese im Laufe des Jahres 2013 in die
ISDC-Datenbank zu integrieren. In diesem Zuge
wird auch möglich, die fehlenden Daten bereitzustellen. Alle bestehenden Daten des BKG wurden bereits vollständig in das ISDC verlagert,
alle weiteren Daten werden künftig direkt an
ISDC übergeben.
Im Rahmen einer Kooperation mit dem Centro
de Desarrollos Tecnológicos, Subdirección General de Astronomía, Geodesia y Geofísica in Ye-
Jahresbericht 2012
bes, Spanien, war ein Gastaufenthalt einer spanischen Wissenschaftlerin im BKG möglich. Es
wurden Projekte zur Bestimmung instrumenteller Parameter der supraleitenden Gravimeter
(Bestimmung der Frequenz-Übertragungsfunktion und relativer Maßstabsfaktoren) bearbeitet.
Zudem wurden Verfahren zur Berechnung der
Ozean-Auflasteffekte für die Station Yebes, Guadalajara bearbeitet und Software für die Überwachung der supraleitenden Gravimeter (Tagesplots) auf Stationserfordernisse angepasst.
Es ist beabsichtigt, diese erfolgreiche Zusammenarbeit fortzusetzen.
3.4.4 Aufbau eines Internationalen Schwerereferenzsystems
Ausbau und Weiterentwicklung der Datenbank AGrav
Im Rahmen der Arbeiten für die IAG-Arbeitsgruppe Absolutgravimetrie wird beim BKG in
Zusammenarbeit mit dem Internationalen Gravimetrischen Büro der IAG (BGI) seit 2007 die
Datenbank für Absolutgravimetermessungen
AGrav unter den Adressen http://bgi.dtp.obsmip.fr/ und http://agrav.bkg.bund.de/ betrieben.
Die Datensätze wurden von der internationalen
Nutzergemeinschaft beigesteuert. Insgesamt
liegen bis zum Jahresende 2012 Einträge zu 41
Absolutgravimetern, 699 Absolutschwerestationen und 2319 Messergebnissen vor. Die AGravDatenbank dient als offizieller Speicher der In52
3.4 Nationale Referenzsysteme Schwere
Geodäsie
ternationalen Assoziation für Geodäsie.
Im Zuge einer Erneuerung der webbasierten
Nutzerschnittstelle wurden konzeptionelle
Erweiterungen an der Datenbank in Auftrag
gegeben. Die Arbeiten umfassen neben dem
vollständigen Ersatz des veralteten php-frameworks durch eine moderne und sichere Lösung
basierend auf Skriptsprache Python die Umstellung der interaktiven Kartenanwendung
auf freie Software (OpenLayers und OpenStreetMaps) sowie Erweiterungen und Verbesserungen der webbasierten Nutzerschnittstelle und
der Benutzerverwaltung. Im Zuge dieser Erneuerungen werden graphische Darstellungen von
Zeitreihen und die Erstellung von Berichten
möglich sein. Weiterhin wurde ein Konzept zur
Einbeziehung von Daten der supraleitenden
Gravimeter realisiert, das eine Darstellung im
Kontext der Absolutschweremessungen ermöglicht und so die Verknüpfung beider Datensätze vorbereitet.
Die Datenbank AGrav soll zukünftig auch die
Grundlage für die Erneuerung des Internationalen Schwerereferenzsystems bilden. Der
Vergleich und die Standardisierung der Absolutschweremessungen stellen eine wichtige Voraussetzung für den Aufbau eines konsistenten
und präzisen Schwerereferenzsystems dar, mit
dem das IGSN71 (International Standardization
Net 1971) aus dem Jahre 1971 ersetzt werden soll.
Die Datenbank AGrav soll diese Referenzpunkte
ausweisen und auch für die Dokumentation der
Vergleiche von Absolutgravimetern ausgebaut
werden.
Jahresbericht 2012
53
Geodäsie
3.5 Messeinrichtungen des BKG
3.5 Messeinrichtungen des BKG
3.5.1
Geodätische Observatorien
Die Aufgaben der geodätischen Observatorien
des BKG umfassen im Wesentlichen die Bereiche der Datengewinnung zur Laufendhaltung
der nationalen, europäischen und globalen
Bezugssysteme, den Betrieb und die Weiterentwicklung der Messsysteme, die Entwicklung
neuer Messsysteme sowie die Vertretung dieses
Bereichs in internationalen Gremien. Im Einzelnen werden folgende Produkte bearbeitet:
Das BKG betreibt drei geodätische Observatorien, das geodätische Observatorium Wettzell, Bad Kötzting, das transportierbare geodätisches Observatorium TIGO in der Nähe von
Concepcion, Chile und die „German Antarctic
Receiving Station“ (GARS) in der Antarktis. Diese Stationen werden betrieben vom BKG und
Partnern, wie die Forschungseinrichtung Satellitengeodäsie der Technischen Universität
München, die Universität von Concepcion oder
das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt
(DLR).
Geodätisches Observatorium Wettzell
¬¬ Datengewinnung VLBI: Radiointerferomet-
rische Messungen zu Quasaren (VLBI),
¬¬ Datengewinnung SLR: Entfernungsmessun-
gen zu künstlichen Satelliten und zu den
Reflektoren auf dem Mond (SLR/LLR) (LLRLunar Laser Ranging),
Der Betrieb des Geodätischen Observatoriums
Wettzell wurde im Jahr 2012 von 33 Mitarbeitern getragen, wovon 24 dem BKG und neun
der Technischen Universität München zugehörig sind. Das wichtigste betriebsrelevante Ereigniswar die Überführung des Messbetriebes des
WLRS durch die sogenannte SLR 2.0 Software.
¬¬ Datengewinnung GNSS: Beobachtungen zu
den Satelliten der Navigationssysteme GPS,
GLONASS und Galileo.
Ergänzend werden ortsbezogene Beobachtungen durchgeführt, die lokal-spezifische Informationen für die Raumverfahren liefern. Diese
Arbeiten werden im Produkt „lokale Messdaten
und fachspezifische Dienstleistungen“ erbracht.
Hierzu zählen
¬¬ Zeit- und Frequenzmessungen zur Bereit-
stellung der Zeitskala und der Bezugsfrequenzen,
Abb. 3.5.1-1: Geodätisches Observatorium Wettzell vom
Twin-Teleskop 2 aus gesehen
TIGO
¬¬ Messungen mit supraleitenden Gravimetern
zur Erfassung örtlicher Schwereänderungen,
¬¬ Bestimmung der Variation der Erdrotation
mit großen Ringlasern,
¬¬ Erfassung von Umweltparametern (Meteo-
rologie, Hydrologie, Bodendeformationen),
¬¬ Aufzeichnung von Erdbeben mit Seismome-
tern und
TIGO und die Station in Fortaleza sind die einzigen Netzwerkstationen des IVS in Südamerika.
Insbesondere TIGO kommt als weiter südlich
vom Äquator gelegene Netzwerkstation eine
wichtige Rolle in der Erdrotationsbestimmung
zu. Wie in den Vorjahren wurden für TIGO 123
Beobachtungstage á 24h vom IVS eingeplant.
Damit gehört TIGO nach Wettzell zu den am
häufigsten beobachtenden VLBI-Stationen im
IVS. Die Station wird von zwei deutschen Kollegen verantwortungsvoll betreut.
¬¬ geodätische Messungen zur Bestimmung
der Verbindungsvektoren zwischen den einzelnen Messsystemen und zur lokalen Stabilitätskontrolle.
Jahresbericht 2012
GARS O’Higgins
Im Jahr 2012 fand in O’Higgins eine VLBI-Be54
Geodäsie
3.5 Messeinrichtungen des BKG
obachtungskampagne statt. Zwei Mitarbeiter
des BKG waren vom 7.2. bis zum 4.3.2012 vor Ort
und führten im Rahmen des IVS vier 24h-Experimente durch.
Die nächste Kampagne ist für Anfang des Jahres
2013 geplant.
3.5.2 Datengewinnung VLBI
.Für die Datengewinnung Very Long Baseline
Interferometry VLBI stehen
verschiedenen Stationen gleichzeitig und mit
lokalen Zeitinformationen versehen auf die
Datenträger aufgezeichnet. Durch Korrelation
aller gleichzeitig beobachteten Daten werden
die eigentlichen Messgrößen, die Laufzeitdifferenzen der Signale von den Quasaren zu den
unterschiedlichen Stationen, ermittelt. Zur
Korrelation betreibt das BKG gemeinsam mit
dem Max-Planck-Institut für Radioastronomie
(MPIfR) und dem Institut für Geodäsie und Geoinformation der Universität Bonn (GIUB) einen
DiFX-Softwarekorrelator.
3.5.2.1 Das 20m-Radioteleskop RTW
Beobachtungen und Betrieb
. Das 20 m-Radioteleskop Wettzell RTW führte
wie in den vergangenen Jahren auch im Jahr
2012 die Messungen mit großer Zuverlässigkeit
durch.
Abb. 3.5.1-2: Die Station GARS O’Higgins
¬¬ das 20 m Radioteleskop des Geodätischen
Die Beobachtungen werden vom IVS koordiniert. Die Beobachtungsreihen IVS Rapid-1 (R1,
montags) und Rapid-4 (R4, donnerstags), IVS
Terrestrial Reference Frame Observations (T2,
dienstags), European Geodetic VLBI Network
(EUR), IVS Research & Development of „high
redshift“ radio sources (RD) und Astrometric/
Geodetic Observations (RDV) wurden im Berichtsjahr 2012 mit anhaltendem Engagement
durchgeführt.
Observatoriums Wettzell (RTW),
¬¬ in Zukunft zwei 13,2 m TWIN Radiotelesko-
pe,
¬¬ das 6 m-TIGO-Radioteleskop in Concepcion
(TIGO-VLBI-Modul) und
¬¬ das 9 m–Radioteleskop O‘Higgins (OHIG)
zur Verfügung. Die damit gewonnenen radiointerferometrischen Messungen liefern Beiträge zur Laufendhaltung des raumfesten Bezugssystems (ICRF) und des erdfesten Bezugssystems
(ITRF), sowie zur Ableitung von Erdrotationsparametern (EOP), die zur Transformation zwischen beiden Bezugssystemen benötigt werden.
Beobachtet werden von Quasaren ausgesandte Mikrowellen in den Frequenzbereichen des
S- und X-Bands. Die Messungen mit den TWINRadioteleskopen werden auch das Ka-Band
einschließen. Die Signalverläufe werden auf
Jahresbericht 2012
Die wöchentlich wiederkehrenden Experimente R1 und R4 dienen dabei der Bestimmung
der Erdrotationsparameter (EOP), die die Rotationsachse im ICRF (Himmelspol) sowie im
ITRF (Polbewegung) als auch Schwankungen
der Rotationsgeschwindigkeit (DUT1) beschreiben. Die monatlich wiederkehrenden Experimente T2 dienen zur Ableitung der Stationskoordinaten, insbesondere zur Bestimmung
deren zeitlichen Veränderungen als Folge der
Kontinental-verschiebungen. Messungen zur
Weiterentwicklung der Messverfahren (RDMessungen) wurden durchgeführt, um Systematiken in der Messtechnik aufzudecken und
um die Leistungsfähigkeit des Messverfahrens
zu verbessern. Darüber hinaus fanden Messserien mit regionalen Schwerpunkten wie „EUROP“
oder „Antarktis“ statt. Zudem wurden zusammen mit dem Metsähovi Radioobservatorium
in Finnland im Rahmen von Testmessungen
weitere Versuche zur Beobachtung der Venus55
Geodäsie
3.5 Messeinrichtungen des BKG
Express-Raumsonde unternommen. Zudem
fanden Messungen zum im Orbit befindlichen
Satelliten-Radioteleskop RadioAstron und Beobachtungsreihen (Sessions) mit speziellen radioastronomischen Aufgaben statt. Koordiniert
wurde dies im Rahmen des European VLBI Service vom „Joint Institute for VLBI Europe“ (JIVE)
in den Niederlanden.
Besonderes Augenmerk wurde auf die täglichen Beobachtungen (INTENSIVE) zur Bestimmung von UT1-UTC gelegt, wobei wie gewohnt
zu den Sessions INT1 (Wettzell - Kokee Park
bzw. auch zusammen mit Svetloe) die Wochenendbeobachtungen INT2 (Wettzell – Tsukuba)
weitgehend automatisch oder mittels Fernsteu-
Abb. 3.5.2-1: Das 20 m Radioteleskop (Foto: Hessels)
Tab. 3.5.2-1: Beobachtungen mit dem 20 m Radioteleskop Wettzell (Stand Nov. 2012)
Session 2012
RTW
R1
R4
T2
RDV+R&D
EUROPE
Summe der 24h Sessions
52
51
7
16
6
132 (3168 Std.)
INT1
INT2
INT3
VENUS
EVN (RadioAstron)
EVN (Supernova monit.)
229
112
45
4 (6 Std.)
22 (62 Std.)
1 (10 Std.)
Summe der INTENSIVE
454 (Std.)
dentischen Hilfskräften für die Wochenendbeobachtungen in Zusammenarbeit mit den
Beobachtungen am Lasersystem WLRS ergaben
eine fruchtbare Synergie. Die Beobachtung am
Montagvormittag INT3 (Wettzell – Tsukuba –
Ny Alesund) füllt die Zeitlücke zwischen INT1
und INT2. Alle INTENSIVE-Aufzeichnungen
werden im Rahmen von e-VLBI mittlerweile
komplett mittels Datenübertragung über das
Internet (e-Transfer) zu den Korrelatoren in Washington, Tsukuba und Bonn übertragen. Die
Daten der Beobachtungen am Wochenende
für den Korrelator in Tsukuba werden weiter
mittels eines japanischen Systems von NICT direkt live während der Messung in Echtzeit zum
Korrelator übertragen und dort sogleich korreliert. Im Berichtszeitraum wurden zudem die
nötigen Voraussetzungen geschaffen, um auch
die 24-Stunden-Beobachtungen mittels e-VLBI
nach Bonn, Haystack und Washington mit bis
zu 600 Mbit/Sekunde zu übertragen. Genutzt
wird hierfür die spezielle Mark5-Software „fuseMk5“ zum Zugriff auf die Aufzeichnungen
der 8-Packs und das Kommunikationsprotokoll
„Tsunami“. Koordiniert wird die Kommunikation mit dem Korrelator über eine spezielle WEB
basierte Schnittstelle, realisiert am Max-PlanckInstitut für Radioastronomie in Bonn (MPIfR).
Die Nutzung von e-VLBI führt zu einer erheblichen Verkürzung der Zeit bis zum Korrelationsergebnis.
Die Abb. 3.5.2-2 verdeutlicht die Nutzung des
Internets durch den eVLBI Datenversand.
Entwicklungsarbeiten
erung durchgeführt wurden. Diese täglichen
Beobachtungen haben eine Beobachtungsdauer von ca. einer Stunde. Der Einsatz von stu-
Jahresbericht 2012
Zu den üblichen Wartungs- und Weiterentwicklungsmaßnahmen zählte vor allem der
Austausch von Azimut- und Elevations-Antriebsmotoren nach Erreichen der Betriebsstundenzahl. Bei einer Wartung des Servo-Steuersystems nach einem Ausfall der Anlage war es
nötig, Relais zu tauschen. Diese Servo-Komponenten sind mittlerweile veraltet und es sind
keine Ersatzteile verfügbar. Ähnliche Reparaturen waren auch im Mark4-Rack für die Datengewinnung durchzuführen.
Die Umstellung auf Mark5B und Mark5B+ wurde durch die Planung der weiteren Umrüstung
der Formatter auf die neue VSI-Schnittstelle zu
dem neuen Mark5-System vorangetrieben. Parallel dazu wurden alle Mark5A-Systeme aufgerüstet oder aktualisiert.
56
Geodäsie
3.5 Messeinrichtungen des BKG
Abb. 3.5.2-2: Gesendetes Datenvolumen mit e-VLBI (November 2012)
Zudem wurde die Installation und Testinbetriebnahme der neuen Digital Baseband Converter (DBBC) weiter unterstützt. Zum Ersatz
der bereits in die Jahre gekommen analogen
VLBI-Videoconverter sollen in den kommenden Jahren die DBBC als rein digitale Umsetzung des HF-Eingangssignales mit schnellerer
Datenrate bei verbesserter Datenqualität dienen. Das System befindet sich in der Entwicklungsphase, worin Wettzell eine entscheidende
Rolle als Teststation inne hat. Zusammen mit
den Entwicklern am MPIfR wurden vom „Instituto Nazionale Di Astrofiscia“ (INAF), Italien,
und von einer Firma neue Komponenten getestet, bzw. die existierenden DBBCs kalibriert
und eingestellt. Verschiedene Testmessungen
wurden ausgeführt und in Bonn testweise korreliert, um die Funktionsweise und Qualität zu
ermitteln. Zudem wurde die Beschaffung von
Aufrüstsätzen auf aktuelle Versionen durchgeführt.
Zum Ausbau der Möglichkeiten einer Fernsteuerung der Teleskope wurde unter Federführung
der TUM die Software „e-RemoteCtrl“ weiterentwickelt und ausgebaut, die in Wettzell in
enger Kooperation mit den Entwicklern der Teleskopsteuersoftware (NASA Field System) und
im Rahmen des NEXPReS Projekts des „European VLBI Networks“ (EVN)entwickelt worden
war. Die Software wird mittlerweile nicht nur
in Wettzell eingesetzt, sondern routinemäßig
in den australischen AuScope Teleskopen genutzt und in zahlreichen IVS und EVN Stationen getestet. Hinzu kamen Mechanismen zur
Jahresbericht 2012
sichern Authentifizierung und Autorisierung
von Nutzern im System und zur Vorbereitung
von Schichtmodellen mittels weltweiter Teleskope, wobei die Teleskope in der Tageslichtzone die Schichten in der Nachtzone der Erde mit
übernehmen. Im Rahmen dieser Arbeiten wird
auch weiter das System Monitoring ausgebaut.
Das System wurde bereits auf das neue TWIN
angepasst, so dass auch eine verallgemeinerte
Antenna Control Unit möglich wird.
Im Rahmen einer Pilotstudie wurden zudem
zusammen mit Kollegen des BKG/Frankfurt
Planungen zur permanenten Vermessung des
Referenzpunktes mittels Referenzfahrten und
automatisch gesteuerter Tachymeter erstellt.
Erste Modelle und Softwareumsetzungen liegen bereits vor und können im kommenden
Jahr getestet werden.
Aufgrund von Alterungserscheinungen an den
Getrieben u.a. durch den Lagerschaden 2010
und aufgrund der fehlenden Wartbarkeit des
Servosystems wurde die Erneuerung dieser
Komponenten vorbereitet.
Zusätzlich wurde die Überarbeitung des Ersatzdewars sowohl für Wettzell als auch für
O’Higgins geplant und am Observatorium in
Yebes im Rahmen der Kooperationsvereinbarung zwischen IGN und BKG begleitet. Im Rahmen dieser Arbeiten sollen komplett aktualisierte Komponenten kostengünstig umgesetzt
werden.
57
3.5 Messeinrichtungen des BKG
Geodäsie
Entwicklung eines breitbandigen RFI-Datenaufzeichnungssystems für die Messungen am
voraussichtlichen neuen TIGO Standort La Plata
in Argentinien.
Aufgrund der beabsichtigten Umsetzung des
Geodätischen Observatoriums TIGO nach La
Plata in Argentinien wurde ein RFI-Messsystem
entwickelt, das breitbandig und mit unterschiedlichen Polarisationen ein genaues omnidirektionales Bild über die am jeweiligen Standort vorhandenen Radiostrahlungen liefert.
3.5.2.2 Das TWIN Radioteleskop
Der IVS hat sich im Jahre 2000 zum Ziel gesetzt,
ein neues visionäres Konzept für die VLBI-Anforderungen der nächsten 20 Jahre zu erstellen. In einer eigens dafür ins Leben gerufenen
„Working Group 3“ wurde in der Zeit von 2000
Abb. 3.5.2-4: Die neuen TWIN Radio-Teleskope
bis 2006 eine Spezifikation für ein neues Design
von Radioteleskopen und anderer VLBI-Hardware erstellt (VLBI2010). Das BKG hat sich auf
Grundlage dieses Konzeptes dazu entschlossen,
zwei Radioteleskope mit ca. 13,2 m Durchmesser zu bauen, die speziell für die Spezifikationen
von VLBI2010 konzipiert werden. Den besonderen Anforderungen (Breitbandiges Empfangssystem, schnelle Axial-Bewegungen, sehr hohe
Verfügbarkeit), die an ein VLBI2010-Empfangssystem zu stellen sind, wird mit dem TWINKonzept Rechnung getragen. Die Konstruktion
wurde im Dezember 2008 in einem Design Review festgelegt.
Anfang des Jahres 2012 erfolgte die Endabnahme der beiden TWIN-Radioteleskope, nachdem
von Seiten der Herstellerfirma „Vertex Antennenbau“ sämtliche festgestellten Mängel beseitigt wurden. Beide Teleskope sind in Bezug auf
die Steuerung und Drehbewegung vollkommen operabel. Nach der erfolgten Übergabe
wurde im April begonnen die ersten Einbauten
zu installieren. (Klimaanlage, Helium-Flexlines,
Verbindungskabel zum Betriebsgebäude u.v.a.
mehr)
Im Betriebsgebäude wurde mit dem Ausbau der
Serverschränke und der Installation der Verbindungskabel im Serverraum begonnen.
Abb. 3.5.2-3: Das RFI-Messsystem zur Aufzeichnung möglicher Störstrahlung im Umfeld
Jahresbericht 2012
Ein Meilenstein in diesem Jahr war die erfolgreiche Abnahme des ersten Feedhorns (Triband-Feedhorn für das S/X/Ka-Band), dessen
gemessene Daten ausgezeichnete Empfangseigenschaften für TTW1 in Aussicht stellen. Zu
Verzögerungen kam es bei der Abnahme des
dazugehörigen Dewars, da ein vom BKG bereit
gestellter S-Band-Verstärker bei den Abnahmemessungen defekt wurde und zurück an die
Herstellerfirma gesendet werden musste.
Im Juni fand das vorläufige Design-Review für
das zweite, Breitband-Feedhorn („Elevenfeed“
für Bänder zwischen 2 und 11 GHz) bei der Her58
Geodäsie
3.5 Messeinrichtungen des BKG
Abb. 3.5.2-5: Kabel und Verteiler im Serverraum des Betriebsgebäudes für die TWIN Radioteleskope
stellerfirma statt. Die meisten konstruktiven
Details des Elevenfeeds konnten dort so festgelegt werden, dass der weiteren Entwicklung
nichts im Wege steht.
Im März 2012 wurde auf Wunsch des IVS ein
internationales VLBI2010-Meeting unter der
Federführung des BKG und in Kooperation mit
der FESG/TU München in Bad Kötzting durchgeführt, bei dem sämtliche Entwicklungsarbeiten
im Bereich der neuen VLBI-Technik vorgestellt
wurden. Mit mehr als 80 Teilnehmern aus der
Geodäsie, der Industrie und der Forschung war
zu. Wie in den Vorjahren wurden für TIGO 123
Beobachtungstage á 24 h vom IVS eingeplant.
Damit gehört TIGO nach Wettzell zu den am
häufigsten beobachtenden VLBI-Stationen im
IVS. Aufgrund des Rückzugs des Hauptpartners
UdeC aus dem TIGO-Projekt ist auch ein Rückgang des Personals zu verzeichnen. Mitte des
Jahres verabschiedeten wir den Ingenieur Felipe Pedreros, der einen Job für ein Jahr am Südpol angenommen hat. Sein Nachfolger ist Pedro Pino. Der Mitarbeiter Octavio Zapata arbeitet
seit Juni nur noch halbtags.
Abb. 3.5.2-6: Abnahmemessung des Triband-Feeds und des Dewars PDR– levenfeed
die Veranstaltung überaus hilfreich für die Koordination der gegenwärtigen Entwicklungen
im VLBI-Sektor.
3.5.2.3 Radioteleskop TIGO
An technischen Arbeiten wurde das vorhandene Mk5A Aufzeichnungsgerät auf den Mk5B
Standard aufgerüstet, ein Netzteil des Data Acquisition Racks erneuert und ein neuer PC-Field
System Rechner konfiguriert und eingebaut.
TIGO und die Station in Fortaleza sind die einzigen Netzwerkstationen des IVS in Südamerika.
Insbesondere TIGO kommt als weiter südlich
vom Äquator gelegene Netzwerkstation eine
wichtige Rolle in der Erdrotationsbestimmung
Jahresbericht 2012
59
Geodäsie
3.5 Messeinrichtungen des BKG
Tab. 3.5.2-2: Beobachtungsstatistik durchgeführter VLBISessions von TIGO für den IVS im Jahre 2012
Session
erfolgreich
abgesagt, Summen
fehlerhaft
R1
50
2
52
R4
52
0
52
OHIG
6
0
6
Abb. 3.5.2-7: Radarpegel der Station O’Higgins
T2
2
0
2
RD
8
0
8
vom 19.1. bis zum 16.4.2012 aufgebaut und in Betrieb genommen. Der defekte Druckpegel wurde ausgetauscht und liefert seit dem 4.3.2012
wieder Daten.
Tanami
3
0
3
Summe
121
2
123
Für den IVS ist der TIGO-Mitarbeiter Dr. Hayo
Hase als IVS-Network Representative im Directing Board vertreten. Er hat außerdem den
Vorsitz der IVS VLBI2010 Programme Executive Group inne, die die globale Einführung von
VLBI2010 Systemen koordiniert und unterstützt.
Für den IVS vertritt Dr. Hase die Interessen von
geodätischer VLBI im Committee on Radio
Astronomy Frequencies (CRAF), einer Expertengruppe der European Science Foundation.
Außerdem ist er der Feature-Editor des IVSNewsletter.
3.5.2.4 Radioteleskop O’Higgins
Im Jahr 2012 fand in O’Higgins eine VLBI-Beobachtungskampagne statt. Zwei Mitarbeiter
des BKG waren vom 7.2. bis zum 4.3.2012 vor
Ort und führten im Rahmen des IVS vier 24 hExperimente (T2081, OHIG76, OHIG77, OHIG78)
durch. Ein zu Beginn durchgeführter Fringetest
wurde kurz darauf am MPIfR erfolgreich korreliert, so dass trotz der eingeschränkten Kühlung durch den fehlerhaften Dewar Beobachtungen im S- und X-Band möglich waren.
Während eines Sturms wurde am 21.9.2012 die
Antenne der Station OHI3 abgerissen. Kollegen
des DLR und der Mitarbeiter, die für die Infrastruktur verantwortlich sind reparierten die
defekte Halterung umgehend, so dass am folgenden Tag OHI3 wieder in Betrieb ging.
Für den Austausch des Original Dewars des VLBI-Systems, das das notwendige Vakuum im Inneren des Gefäßes nur noch für einen begrenzten Zeitraum aufrechterhalten kann, ist ein
neues Dewar in Arbeit. Das Vakuumgefäß ist
bereits fertiggestellt, so dass mit dem Innenausbau noch in diesem Jahr begonnen werden soll.
3.5.2.5 Korrelator
Der vom BKG, dem Institut für Geodäsie und
Geoinformation (IGG) an der Universität Bonn
und dem Max- Planck- Institut für Radioastronomie (MPIfR) betriebene VLBI-Softwarekorre-
Während der Kampagne wurde auch ein neuer
NTP-Zeitserver installiert, der GNSS-Empfänger
der Station OHI3 ersetzt und eine neue Wetterstation errichtet und in Betrieb genommen.
Der Radarpegel wurde wieder vorübergehend
Jahresbericht 2012
Abb. 3.5.2-8: Durch einen Sturm abgerissene GNSS Antenne von OHI3 auf der Station O’Higgins
60
Geodäsie
3.5 Messeinrichtungen des BKG
lator wird zu 50% für die im IVS koordinierten
Beobachtungsprogramme, im wesentlichen für
IVS R1-, OHIG-, EUROPE- und der wöchentlich
stattfindenden INTENSIVE3 Beobachtungen
eingesetzt. Die anderen 50 % werden seitens
des MPIfR für astronomische Beobachtungen
genutzt. Die Erweiterung auf MK5B ist erfolgt.
Der Einsatz der Internetverbindung mit einer
Bandbreite von 1 Gbit/Sec zum Korrelator wurde intensiviert, so dass in Abhängigkeit der Internetverfügbarkeit für die an den Experimenten teilnehmenden Stationen die Daten mittels
e-VLBI zum Korrelator übertragen werden. Die
routinemäßige e-VLBI Übertragung wird immer mehr zu einem wichtigen Bestandteil der
Korrelatorgruppe. Somit können zum Beispiel
die wöchentlich beobachteten INT3 Beobachtungen aber auch die 24-Stundenmessungen
mit Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu
600Mbit/Sekunde aus Wettzell an den Korrelator kopiert werden. Der Korrelator wird damit
den Anforderungen, die vom IVS im Rahmen
des Zukunftskonzepts VLBI2010 vorgegeben
sind, gerecht. Der aktuelle Korrelator ist ein
DiFX-Softwarekorrelator, der mittlerweile, von
einigen Einschränkungen abgesehen, ohne
Probleme im Routinebetrieb läuft. Er verfügt
über parallele Recheneinheiten und RAIDKomponenten zum Ablegen der Daten. Im Rahmen des Ausbaus kooperieren die beteiligten
Institutionen mit entsprechenden Finanz- und
Personalmitteln. Erfolgreich konnten mittlerweile auch wieder die Verträge zwischen den
Instituten unterzeichnet werden.
3.5.2.6 Zielstellungen für VLBI
Kommende Aufgaben in VLBI werden speziell die Erhaltung der Messfähigkeit des 20mRadioteleskops für den Übergangszeitraum zu
TWIN und für weitere Aufgaben des IVS für große Teleskope beinhalten. Upgrades zu neuen
Aufzeichnungssystemen und Wartungsmaßnahmen sichern hierzu die Funktionsfähigkeit
weiter. Die beauftragte Erneuerung der Getriebe und des Servosystems ist dringend notwendig, um defekte oder anfällige Teile zu ersetzen
und damit den Betrieb zu sichern. Zudem ist
in weiteren Projekten zu untersuchen, welche
Zusatzdaten erfasst werden können, die auf die
Auswertung Einfluss nehmen können.
Ein zentraler Punkt ist die Inbetriebnahme des
TWIN. Dazu zählt die vorbereitende Installati-
Jahresbericht 2012
on eigener Komponenten, die Entwicklung von
Hardware (z.B. Receiver) und Software (Ansteuerung durch das Field System) und die Durchführung von ersten Testmessungen mit aktuell möglichen Partnerstationen für S-, X- und
Ka-Band. Das Ziel sind erste Testmessungen im
kommenden Jahr.
3.5.2.7 Forschungs- und Pilotprojekte
Seit Juli 2010 läuft nun im angefangenen dritten Projektjahr das über das Siebte Rahmenprogramm der EU geförderte Projekt Novel
EXplorations Pushing Robust e-VLBI Services
(NEXPReS), an dem Wettzell über die TUM und
in Kooperation mit dem BKG maßgeblich im
Arbeitspaket 5 beteiligt ist. Im Rahmen dieses
Arbeitspakets soll ein Authentifizierungs- und
Autorisierungskonzept in Software umgesetzt
werden. Basis ist die Fernsteuersoftware aus
Wettzell. Mittels eines Rollenmanagements
kann dann einem entfernten Operator eine
Nutzungsrolle mit bestimmten Rechten zugewiesen werden. Zudem wird im Rahmen dieses
Projekts ein erweitertes System MonitoringKonzept entwickelt, das Zusatzparameter erfasst und den Korrelatoren zugänglich macht.
Die Authentifizierung ist erstellt. Zusätzlich
gibt es ein Rollen-Management für Nutzer, um
die Autorisierungsrechte zur Fernsteuerung zu
regeln. Die Software wird als Zusatzpaket Teil
des NASA Field Systems. Des Weiteren wird sie
bereits an den AuScope-Teleskopen Hobart, Kathrine und Yarragadee sowie in Wettzell, TIGO
Concepcion und O’Higgins standardmäßig
eingesetzt. Für die Arbeiten ist an der TUM ein
Mitarbeiter eingestellt.
3.5.3 Laserdistanzmessungen
Zur Datengewinnung SLR/LLR stehen das WLRS
(Wettzell Laser Ranging System) und TIGO SLRModul zur Verfügung. Die Überführung des
„Satellite Observing System Wettzell“ (SOS-W) in
den Messbetrieb musste nach Aufdeckung von
Mängeln verschoben werden.
3.5.3.1 Das Wettzell Laser Ranging System
WLRS
Stand der Entwicklungsarbeiten
Im Berichtszeitraum konnte neben dem regulären Beobachtungsdienst das Automatisations61
Geodäsie
3.5 Messeinrichtungen des BKG
konzept weiter vorangebracht und einige Maßnahmen zur Steigerung der Messdatenqualität
und -quantität umgesetzt werden. Das sich seit
mehreren Jahren in Entwicklung befindliche
Softwaresystem SLR2.0 wurde am 10.08.2012 als
Standardbeobachtungssoftware am WLRS in
Betrieb genommen; in den Wochen davor wurde dieses System getestet, um es zu stabilisieren. Das bisher betriebene Softwaresystem wird
noch operationell gehalten.
Laufende Verbesserungen des SLR2.0 Systems
beinhalteten unter anderem den Empfang
von Transpondersignalen zur Positionsbestimmung von Verkehrsflugzeugen. Diese können
auf dem universellen Anzeigeelement „Skyplot“
visualisiert werden; es erfolgt eine automatische Abschaltung des Lasersystems bei einer eventuellen Gefährdung des Luftverkehrs.
Somit konnte eine weitere Verbesserung der
Flugsicherheit am WLRS erreicht werden. Die
für synchrone Zeitübertragung vorbereitete
Sende-Empfangseinheit des WLRS wurde um
eine fehlende Eventtimer- und Software-Komponente erweitert. Am 18.09.2012 konnte damit
erstmals synchrone Zeitübertragung zum Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO) durchgeführt
werden. Neben einer erheblichen Steigerung
der Messdatenquantität konnte das WLRS dadurch auch für künftige Projekte zur Zeitübertragung vorbereitet werden.
installiert, welches speziell eine automatisierte
Beobachtung der systemabhängigen Additionskonstante zulässt. Zwischen Satellitenüberflügen kann die Additionskonstante überprüft
werden; diese Überprüfung erlaubt die sofortige Fehlererkennung des Gesamtsystems. Die
Messdatenqualität des WLRS wird dadurch
nachhaltig gesichert und weiter verbessert.
Infolge von Verschleißerscheinung am Kurzpuls-Lasersystem des WLRS ergaben sich leichte
Erhöhungen der Pulsdauer. Da diese aber entscheidend für die Messgenauigkeit von SLR-Systemen sind, wurde versucht, die Pulse mit einem zweiten Modenkoppler wieder zu
verkürzen. Langzeitbeobachtungen zur Messgenauigkeit des WLRS spiegeln den Erfolg
dieser jüngst durchgeführten Aktion wieder.
Beobachtungen
Mit dem WLRS-Laserentfernungsmesssystem
werden Entfernungen zwischen 280 km und
40.000 km zu derzeit 29 künstlichen Satelliten
gemessen. Abb. 3.5.3-2 zeigt die Anzahl der gemessenen Passagen von 1990 bis 2011. Nach der
Umbauphase im Jahre 2010 konnte im Jahr 2011
die vorher gewohnte Anzahl an jährlichen Passagen wieder erreicht werden. Die monatliche
Beobachtungsstatistik der verschiedenen Satelliten zeigt Abb. 3.5.3-3.
3.5.3.2 SOS-W
Seit September des Jahres 2011 ist das SOS-WTeleskop, nachdem es im Rahmen eines Zusatzauftrages hinsichtlich der Erfüllung der Spezifikationen überarbeitet wurde, wieder am
Geodätischen Observatorium installiert. Anfängliche Probleme in der Antriebs-regelschleife, insbesondere im Elevationsantrieb, konnten
durch erneuten Wechsel des Getriebefetts und
durch Minimierung der Deviationsmomente
im November behoben werden, sodass Entfernungsmessungen zu tieffliegenden Satelliten
durchgeführt werden konnten.
Abb. 3.5.3-1: Skyplot zur Darstellung der aktuellen Flugbahnen von Satelliten (grün), Position des Teleskops
(blau) und Flugzeugen (rot)
Abb. 3.5.3-4 zeigt eine StarlettePassage, in der
Echoraten bis zu 6 % erzielt wurden, was aufgrund der Energiebilanz im nominellen Betrieb
ca. eine Größenordnung zu gering ist.
Um systematische Messfehler abschätzen und
Langzeitstudien derer durchführen zu können,
wurde ein externes Kalibrationsziel am WLRS
Auch die zeitliche Auflösung der Messergebnisse ließ zu wünschen übrig, da wegen zunächst
ungeklärten Effekten das Messsignal mehrere
Jahresbericht 2012
62
Geodäsie
3.5 Messeinrichtungen des BKG
Abb. 3.5.3-2: Übersicht der gemessenen Passagen des WLRS von 1990 – 2012
Abb. 3.5.3-3: Übersicht über die monatlichen Passagen im Jahre 2012
Maxima im Residuenhistogramm zeigte (siehe
Abb. 3.5.3-5). Eine eingehende Untersuchung
der Sende- und Empfangsstrahlengänge und
der Elektronik zeigte, dass der Detektor defokussiert war. Nach Rejustage des kompletten
Sende- und Empfangsstrahlengangs konnte
am 27.4.2012 wieder eine erfolgreiche Entfernungsmessung zum Satelliten Starlette erstellt
Jahresbericht 2012
werden. In Abb. 3.5.3-6 ist das Histogramm der
Messresiduen gezeigt. Gegenüber der modellierten Antwortfunktion (in grün dargestellt)
für 40ps Pulsbreite ist nur noch eine geringe
Verbreiterung der Messresiduen zu erkennen.
Die Ursache hierfür liegt in der Dispersion des
Elektrontransits im verwendeten Detektor und
beschränkt die erreichbare Präzision auf 80ps
63
3.5 Messeinrichtungen des BKG
Geodäsie
Abb. 3.5.3-4: Echorate einer Starlette Passage gemessen
mit SOS-W
Abb. 3.5.3-6: Histogramm der Residuen einer StarlettePassage gemessen mit SOS-W
bzw. 1,2 cm rms. Die Installation eines zeitlich
höher auflösenden Detektors ist für 2013 vorgesehen. Die Ergebnisse der TIGO-SLR-Station mit
weitgehend baugleichem Laser zeigen, dass bei
Verwendung von den sich dort im Einsatz befindlichen SPAD-Detektoren eine Residuenverteilung entsprechend der Laserpulsbreite von
40ps erzielt werden kann, wobei die Stabilität
der Messergebnisse für Normalpunkte im Pikosekundenbereich liegt und somit eine absolute
Genauigkeit von besser als ein mm gewährleistet werden kann.
Koma im Sendeteleskop ist die erreichbare
Strahldivergenz jedoch auf 20 Bogensekunden
beschränkt, was die Einsatzmöglichkeiten des
SLR-Systems wesentlich einschränkt. Der Vorgang zur Behebung des Abbildungsfehlers
konnte im Berichtszeitraum noch nicht abgeschlossen werden.
Um der bereits oben erwähnten Diskrepanz in
Abb. 3.5.3-7: Sternabbildung im Sendeteleskop zeigt einen Koma-Effekt von ca. 20“
Abb. 3.5.3-5: Zeitliche Auflösung einer Starlette-Passage
gemessen mit SOS-W
der Energiebilanz nachzugehen, wurde die
Abbildungsqualität des Sendeteleskops untersucht. Bei einer Sternabbildung zeigte sich eine
bis etwa 20 Bogensekunden ausgedehnte Figur,
welche durch einen Abbildungsfehler, eine so
genannte Koma, im Sendeteleskop zustande
kommt (siehe Abb. 3.5.3-7). Als Größenvergleich
ist in Abb. 3.5.3-8 die Energieverteilung des
Titan-Saphir-Lasers dargestellt. Aufgrund der
hohen Strahlqualität sind Strahldivergenzen
von zwei Bogensekunden möglich. Wegen der
Jahresbericht 2012
Abb. 3.5.3-8: Energieverteilung des Titan-Saphir-Lasers
des SOS-W
64
Geodäsie
3.5 Messeinrichtungen des BKG
Neben der Untersuchung von Abbildungsfehlern und der Optimierung des Empfangssystems wird am SOS-W-Teleskop auch das dynamische Verhalten des Teleskopantriebs erfasst.
Dazu werden auch schnell bewegte Objekte wie
die Internationale Raumstation ISS beobachtet,
um anhand einer Analyse der aufgenommenen
Bildsequenzen das Gleichlaufverhalten des
Teleskops zu beurteilen. Das nächste Bild zeigt
die ISS aufgenommen durch das einwandfrei
abbildende Empfangsteleskop. Die Rasterung
des Bildes entspricht einer Pixelgröße von 1 x 1
Bogensekunde. Neben den deutlich zu erkennenden Solarpanelen ist am rechten oberen
Ende noch das Versorgungsschiff zu sehen.
konnte durch Einsatz eines Etalon mit einem
Bandpass von 0,5 Å in den Empfangsstrahlengang das Signal/Rausch-Verhältnis insbesondere bei Tageslichtbeobachtungen deutlich verbessert werden. Aufgrund des Arbeitspunktes
bei hohem Druck wurde der Druckluftkreislauf
durch einen CO2-Druckkreislauf ersetzt.
Des Weiteren wurde die Leistung des SLR-Systems durch den am Ende seiner Lebensdauer
angelangten Pumplaser stark eingeschränkt,
was sich insbesondere in einem Einbruch der
Messungen zu hochfliegenden Satelliten bemerkbar machte. Die notwendige Reparatur
des Ersatzlasers konnte im September vollzogen werden. Nach dem Einbau des reparierten
Pumplasers im Oktober befindet sich das Lasersystem technisch wieder in einem voll einsatzbereiten Zustand.
3.5.3.3 TIGO-SLR
Im Laufe des Jahres 2012 wurden bis Ende Oktober 2012 1 363 Satellitenpassagen erfolgreich
gemessen (s. Abb. 3.5.3-11). Die Anzahl an Messungen wurde limitiert durch den Ausfall des
Beobachtungsbetriebs während der Instandhaltungsmaßnahmen und durch die begrenzte Einsatzfähigkeit des Systems aufgrund der
Schwäche des Pumplasers. Nach einer Woche
Betrieb mit dem erneuerten Pumplaser zeichnet sich im Oktober ein deutlicher Anstieg der
gemessenen Passagen hochfliegender Satelliten ab.
Zum Ende des Jahres 2010 wies der Azimut-Encoder des TIGO-SLR-Teleskops Ausfälle auf, die
einen raschen Austausch erforderten. Im Februar wurde der Austausch vorgenommen und die
notwendigen Reparaturen mit einer Gesamtrevision des Teleskops verbunden. Außerdem
Im Laufe des Berichtszeitraums stachen zwei
Ereignisse besonders hervor: Zum einen die
Installation eines Containers zur Einrichtung
eines LIDAR-Systems (LIDAR - Light Detection
and Ranging), das vom Center for Optics and
Photonics (CEFOP) der Universität Concepción
Abb. 3.5.3-9: Aufnahme der ISS durch das Empfangsteleskop des SOS-W zum Nachweis der dynamischen Gleichlaufeigenschaften
Abb. 3.5.3-10: TIGO Gesamtansicht nach Installation des LIDAR-Containers
Jahresbericht 2012
65
Geodäsie
3.5 Messeinrichtungen des BKG
Abb. 3.5.3-11: Statistik der gemessenen Satellitenpassagen von TIGO-SLR
konzipiert und errichtet wird (siehe Abb. 3.5.310). Zum anderen stellte für die chilenischen
Kollegen die Reise zum 17. Laser Ranging Workshop in Bad Kötzting/Wettzell eine einmalige
Gelegenheit dar, mit der ILRS-Community in
Kontakt zu treten und mit dem Observatorium
in Wettzell vertraut zu werden.
In Zukunft soll die Zusammenarbeit mit CEFOP
durch gemeinsame Forschungsprojekte im Bereich der Quantenkommunikation und einer
engen Zusammenarbeit mit der LIDAR-Gruppe
intensiviert werden.
3.5.4GNSS-Beobachtungsstationen
Das Geodätische Observatorium Wettzell ist ein
„IGS und EUREF Operations Center“ und betreut
im Rahmen von IGS, EUREF und GREF/SAPOS 24
permanent eingerichtete GNSS-Stationen an 19
verschiedenen Orten. Sie sind z.T. als Gemeinschaftsvorhaben mit der entsprechenden nationalen Vermessungsverwaltung eingerichtet
worden. Auf fast allen Stationen werden GLONASS-Satelliten beobachtet.
Abb. 3.5.4-1: Verteilung der BKG Stationen (rote Punkte) im IGS- und EUREF-Netz
Jahresbericht 2012
66
Geodäsie
3.5 Messeinrichtungen des BKG
GNSS Operationszentrum
Statistik der Datenvollständigkeit
Ziel der permanenten GNSS-Messstationen ist
es, GPS- und GLONASS-Messungen im Dauerbetrieb durchzuführen und die Messdaten in
1-Stunden bzw. in 24-Stunden Datendateien
sowie in einem RTCM3-Echtzeitdatenstrom zur
Verfügung zu stellen.
• ANKR: • BADH:
• BUCU: • CONT: • CONZ: • EFBG: • EUSK: • HOFN: • IGEO: • ILAM: • ISTA: • LHAZ: • MOX2: • NICO: • OHI2: Neben den Systemen auf dem Geodätischen
Observatorium Wettzell (WTZA; WTZR, WTZS
und WTZZ) werden die folgenden Stationen im
In- und Ausland im Rahmen von IGS- und/ oder
EUREF-Netz betrieben:
¬¬ ANKR in Ankara (Türkei),
¬¬ BADH in Bad Homburg (D),
100%
100%
100%
99%
100%
99%
99%
100%
96%
100%
100%
100%
99%
100%
100%
• OHI3: • ORID: • PTBB: • REYK: • SOFI: • WTZA: • WTZR: • WTZS: • WTZZ: • ARBR: • ARNB: • HOWA: • MILT: • PRAC: 99%
99%
100%
100%
99%
100%
100%
100%
98%
98%
99%
99%
100%
100%
¬¬ BUCU in Bukarest (Rumänien),
¬¬ CONT, CONZ in Concepcion (Chile),
¬¬ EFBG in Effelsberg (D),
¬¬ EUSK in Euskirchen (D),
¬¬ HOFN in Höfn (Island),
Der Gesamtausfall an GNSS-Daten war insgesamt sehr gering (maximal ein bis zwei Tagesdateien pro Jahr fehlten bzw. waren nicht vollständig).
¬¬ IGEO in Chisinau (Moldawien),
¬¬ ILAM in Christchurch (Neuseeland),
¬¬ ISTA in Istanbul (Türkei),
¬¬ LHAZ in Lhasa (Tibet, China),
¬¬ MOX2 in Moxa (D),
Während des Berichtszeitraums wurden sowohl in Bad Homburg (BADH) als auch in Moxa
eine neue Galileo- und GPS L5-fähige Antenne
eingebaut.
¬¬ NICO in Nikosia (Zypern),
¬¬ OHI2,OHI3 in O’Higgins (Antarktis),
¬¬ ORID in Ohrid (Mazedonien),
¬¬ PTBB in Braunschweig (D),
¬¬ REYK in Reykjavik (Island),
¬¬ SOFI in Sofia (Bulgarien),
Zur lokalen Überwachung des Geodätischen
Observatoriums Wettzell ist das „Footprint“Netz mit den Stationen ARBR (Arber), ARNB
(Arnbruck), HOWA (Hohenwarth), MILT (Miltach), PRAC (Prackenbach) und WT21 (Wettzell)
in der Umgebung von Wettzell eingerichtet.
Der Datentransfer von den Messstationen zum
Datensammler nach Wettzell ist weitgehend
automatisch ausgelegt. Einige Stationen benötigten dennoch gelegentlich einen manuellen
Download, wenn technische Probleme vor Ort
auftraten, wie Stromausfälle, teilweise durch
Gewitter verursacht, oder eine Unterbrechung
des Internetdatenverkehrs.
In O‘Higgins wurde während eines Sturms im
September die OHI3/OHIX-Antenne heruntergeweht. Dabei ist die Befestigungsschraube
abgebrochen, mit der die Antennen auf dem
Pfeiler befestigt ist. Mit den vor Ort vorhandenen Mitteln konnte durch die anwesende DLRMannschaft eine neue Schraube angefertigt
und die Antenne wieder korrekt an ihrem Platz
befestigt werden. Der Datenausfall konnte so
auf wenige Stunden reduziert werden. Eine
Auswertung der seit dem Jahr 1995 in O’Higgins
kontinuierlich durchgeführten GNSS-Messungen ist in Abb. 3.5.3-11 dargestellt. Die Höhenkomponente an allen drei Stationen zeigt eine
deutliche Landhebung von durchschnittlich 5
mm pro Jahr. Dies hängt vermutlich mit dem
Kollaps des Prinz-Gustav Schelfeises im Jahr
1997 zusammen, dem eine Zunahme der Hebungsrate infolge des beschleunigten Abfließens der Inlandgletscher seit dem Jahr 1998
folgt.
In ORID gab es einen Einbruch in das GNSS Gebäude, bei dem nichts gestohlen wurde. Es wurden nur alle Stecker rausgezogen, sodass es nur
zu einem kurzen Datenausfall kam. In Zukunft
wird die Station durch einen Zaun geschützt.
Jahresbericht 2012
67
Geodäsie
3.5 Messeinrichtungen des BKG
einen Zeitraum von mindestens
zwei Monaten (ein Monat vor dem
geplanten Antennenwechsel und
ein Monat danach) gesammelt.
Die noch nicht für zukünftige Aufgaben (Empfang der Galileo-Satelliten und der neuen GPS L5-Signale) tauglich gemachten Stationen
werden voraussichtlich im Laufe
der nächsten zwei Jahre folgen.
Abb. 3.5.4-2: Höhenänderungen der drei GNSS-Stationen in O’Higgins, 3-Tage-Lösungen der letzten Reprozessierung des Center for Orbit Determination in Europe (CODE)
GNSS Entwicklungsarbeiten
Abb. 3.5.4-3: Eine der neuen, Galileo-tauglichen Antennen in Wettzell (WTZZ)
Die Aufrüstung der Stationen HOFN und REYK
in Island auf Galileo ist für das Jahr 2013 geplant.
Dabei werden erstmals die seit Kurzem geltenden IGS-Richtlinien zu einem Antennenwechsel
angewendet. Parallel zur vorhandenen Station werden die Daten einer nahen Station über
Für die von Wettzell aus betriebenen GNSS-Stationen wurde die Plattform weiterentwickelt,
die den Anforderungen klassischer und den
Echtzeitanwendungen Rechnung trägt. Basis
dieses Konzeptes ist ein Linux-basiertes Betriebssystem, welches von CDROM, Flashcard
oder USB Stick booten kann und ausschließlich im Arbeitsspeicher des Rechners läuft. Die
Festplatte wird nur zur Speicherung der Daten
benötigt. Damit werden Forderung nach Robustheit und Sicherheit erfüllt. Als Basis kann
jeder beliebige i386 Intel-kompatibler Rechner
genutzt werden. Zur Datenerfassung kann vorhandene Software eingesetzt werden, die auf
Linux lauffähig ist, wie z.B. „EuroRef“ oder der
„GNSS Logger“.
Abb. 3.5.4-4: Ausbau des CONGO-Netzwerkes
Jahresbericht 2012
68
Geodäsie
3.5 Messeinrichtungen des BKG
Globales CONGO Netzwerk
Das CONGO Netzwerk (CoOperative Network
for Giove Observations) des DLR und BKG für
Giove A/B- und GPS L5-Beobachtungen besteht
seit 2008, wurde weiter ausgebaut und besteht
aus nunmehr 20 Stationen.
Regionalnetze
Zur Überwachung der geologischen Stabilität
der Fundamentalstationen wird im Umkreis
von 20 km ein sogenanntes Footprint-Netz betrieben, bestehend aus permanent eingerichteten GPS-Stationen (Abb. 3.5.4-5). Die Koordinaten dieser Stationen werden täglich abgeleitet.
Aus der Zeitreihe der Koordinaten können Lageveränderungen festgestellt werden. Die GPSAuswertung erfolgt mit der Berner Software
(Version 5.0).
fügt über drei und O’Higgins über eines. Die in
Wettzell bzw. Concepcion generierten Zeitskalen UTC(Wettzell) bzw. UTC(TTC) sind offizielle
Zeitskalen im System des Bureau International
des Poids et Mesures (BIPM). Ihre Anbindung an
die Weltzeit UTC geschieht mit Hilfe von speziellen GNSS-Empfängern, die Zeitvergleiche mit
der GPS-Zeit mit Nanosekunden-Genauigkeit
ermöglichen. Das BIPM wertet die Messungen
aus und berechnet UTC als Mittel aller beteiligten Cäsium-Atomuhren. Die GPS-Zeitdaten
der Stationen Wettzell und TIGO werden je
nach Messverfahren wöchentlich oder täglich
per Internet dem BIPM zur Verfügung gestellt.
Das BIPM berechnet die Ablage der lokalen
Zeit UTC(IfAG) bzw. UTC(TTC) gegenüber UTC
und veröffentlicht die Ergebnisse monatlich im
BIPM-Bulletin „Circular-T“.
Für die Bereitstellung der genauen hochstabilen Referenzfrequenzen werden in Wettzell drei (EFOS 18, EFOS 39, EFOS 60), bei
TIGO drei (EFOS 20, EFOS 24, EFOS 50) und
bei O’Higgins ein Wasserstoffmaser betrieben. Der Maser EFOS 60 der jüngsten
Generation (iMaser) wird in Zukunft die
TWIN-Radioteleskope mit stabilen Referenzfrequenzen versorgen. In Jahr 2012
wurde ein neuer Frequenzkomparator beschafft, dieser befindet sich zurzeit in der
Test- und Erprobungsphase. Mit ihm soll
zukünftig die Stabilität und die Qualität des
Frequenzübertragungssystems auf der Station genauer als bisher gemessen werden.
Abb. 3.5.4-5: Footprint-Netz im Umkreis des Geodätischen Observatoriums Wettzell
3.5.5
Zeit und Frequenz
Die Vorhaltung eines hochgenauen Zeit- und
Frequenzsystems ist für alle Raummessverfahren von grundlegender Bedeutung. Es dient der
„„Bereitstellung einer präzisen langzeitsta-
bilen Zeitskala, damit den Messungen Epochen bezüglich einer global verfügbaren
Zeitskala zugeordnet werden können , und
der
„„Bereitstellung absoluter bzw. kalibrierter
Frequenzen für die Messsysteme.
Die Frequenzstabilität der Maser wird von
Zeit zu Zeit mit einem Frequenzkomparator
überprüft. Werden die drei Eingänge des Komparators mit drei verschiedenen Oszillatoren
belegt, so kann die Frequenzstabilität jedes einzelnen Oszillators statistisch ermittelt werden.
Abb. 3.5.5-1 zeigt die sehr geringe Allan deviation des neuen Masers EFOS 60 von 3e-16 nach einer Integrationszeit von drei bis sechs Stunden.
Auf der Station TIGO liefen alle Frequenznormale störungsfrei. Die automatisierte Zeitübertragung zum BIPM funktionierte zuverlässig.
Zur Zeitskalengenerierung stehen in Wettzell
fünf Cäsiumfrequenznormale mit entsprechenden Zeitgeneratoren zur Verfügung. TIGO ver-
Jahresbericht 2012
69
3.5 Messeinrichtungen des BKG
Abb. 3.5.5-1: Allan deviation der drei Wettzeller Wasserstoffmaser bei 100 MHz.
Forschungs- und Pilotprojekte
Das Zeit- und Frequenzsystem der Station Wettzell ist mittlerweile über 20 Jahre alt. Die Technik sowohl der Zeit- und Frequenzgenerierung
wie auch ihrer Übertragung haben sich seitdem
– neben dem üblichen Fortschritt – verändert.
So basieren innovative Uhren und Übertragungsstrecken auf Lichtpulsen statt auf Mikrowellen. Die kürzere Wellenlänge ermöglicht
höhere Genauigkeiten. Die Station Wettzell
wurde wegen einer möglichen Anpassung an
diese neuen Technologien auf den Prüfstand
gestellt. So wurden die aktuellen und zukünftigen erforderlichen Epochen- und Frequenzgenauigkeiten für die einzelnen Messsysteme
GPS, SLR (WLRS, SOS-W), Ringlaser und VLBI
(RTW, TWIN) eruiert. Die aktuellen Epochengenauigkeiten an den Messsystemen liegen bei
ca. 100 ns am physikalischen Signal, das nochmals vermessen auf 10 ns numerisch verbessert
werden kann. Im Wesentlichen werden diese
Epochen bei SLR und VLBI verwendet. Für die
Abb. 3.5.5-2: Graphische Darstellung der Zeitdrift der
Zeitnormalem Jan – Oktober 2012
Jahresbericht 2012
Geodäsie
bisherigen SLR-Messungen haben diese Genauigkeiten ausgereicht. Zeitübertragungen mit
Laserpulsen vom WLRS zur NASA-Raumsonde
LRO (wie bereits realisiert) und zur Raumstation
ISS (wie ab 2015 geplant) sind bereits mit Genauigkeiten von weniger als 0.1 ns möglich. Um die
Zeitübertragungen effektiv zu verbessern, sind
höhere Epochengenauigkeiten am Messsystem
notwendig. Da bei VLBI die Epochengenauigkeiten der Erdrotationsparameter bei ca. 14 s
liegen, reicht die aktuelle Epochengenauigkeit
hier völlig aus. Wenn nicht andere Messmethoden an den Radioteleskopen angewendet werden, werden hier diese Epochengenauigkeiten
voraussichtlich auch in der Zukunft ausreichen.
Um die Frequenzstabilität zu analysieren, wurden Frequenzen in sich und zwischen verschiedenen Übertragungsendpunkten mittels eines
Frequenzkomparators evaluiert. Die aus den
statistischen Auswertungen resultierenden
Allan-Varianzen wurden untereinander verglichen und geben Aufschluss über den aktuellen Stand der Frequenzstabilität. So hat sich z.B.
gezeigt, dass eine bereits vorhandene optische
Übertragungsstrecke zwischen dem MaserRaum und dem Ringlaser annähernd die Qualität des Masers erreicht. Jedoch haben viele der
vorhandenen Frequenzverteiler und -umsetzer
zu hohes Phasenrauschen. Um die Frequenzstabilität der Ringlaser-Eigenresonanz gegen
den Maser zu evaluieren, ist jedoch eine außerordentlich gute Übertragungsqualität notwendig. Ein alternatives Verfahren zum herkömmlichen Frequenzvergleich unter Verwendung
einer Autoregressionstechnik, wie sie beim Ringlaser zur Bestimmung der Sagnac-Frequenz
eingesetzt wird (AR2), wurde in diesem Zusammenhang auf ihren allgemeinen Einsatz im Frequenzvergleich geprüft.
Für die zukünftige Zeit- und Frequenzverteilung auf der Station wird jedoch ein optisches
Konzept vorgeschlagen. Favorisiert wird hierbei ein durch die Physikalisch-Technische
Bundesanstalt in Braunschweig (PTB) extern
frequenzsynchronisierter / -disziplinierter Frequenzkamm. Der optische Kamm verbindet
hierbei durch kurze Glasfaserstrecken die Messsysteme untereinander. Ein Sekundenpuls (pps)
kann in diese Übertragung hierbei gleich mit
eingebettet werden. Die Zeit- und Frequenzkalibration wird dabei entweder passiv oder
– wenn nötig – aktiv geregelt ausgeführt. Die
70
Geodäsie
3.5 Messeinrichtungen des BKG
Realisierbarkeit eines solchen Systems wurde
bereits gezeigt und ist in der internationalen
Literatur verankert. Ein Frequenzkamm ist bereits in der Beschaffung. Für die Umsetzung der
optischen Anbindung an die PTB sind vorbereitende Aktivitäten eingeleitet.
lich der zeitlichen Variation der Lotrichtung
korrigiert werden. Neben der Gezeitenattraktion, die bereits routinemäßig korrigiert wird,
spielt zunehmend auch die atmosphärische Attraktion eine Rolle, die aus Wettermodellen des
Deutschen Wetterdienstes berechnet wird.
3.5.6 Lokale Messungen
Daneben sind in Wettzell zwei Bohrlochneigungsmesser in 6 und 30 m Tiefe installiert, um
regionale Neigungen z.B. aufgrund atmosphärischer Auflast von ganz lokalen Effekten, die
durch Inhomogenitäten verursacht werden
(Geologie-, Topographie- und Cavity-Effekte),
unterscheiden zu können. Insbesondere die
Zeitreihen des in 30 m Tiefe installierten Askania-Pendels können zur Validierung von lokalen Deformationsmodellen herangezogen werden, wie sie derzeit im Rahmen der Analyse von
Ringlaserzeitreihen berechnet werden.
Jedes Messsystem unterliegt mehr oder weniger
stark lokalen Einflüssen wie Bodendeformationen, Temperatur-, Feuchte- und Luftdruckschwankungen oder lokalen Massenvariationen. Deshalb werden an den geodätischen
Observatorien Wettzell und Concepcion eine
ganze Reihe von Messinstrumenten eingesetzt,
um lokale Effekte aufzuzeichnen. Hierzu gehören Neigungsmesser, Seismometer, hydrologische und meteorologische Instrumente sowie
die Vermessung der Referenzpunkte und des
lokalen Fixpunktnetzes.
Neigungsmessungen
Die Überwachung der Orientierung durch Neigungsmesser spielt insbesondere beim Großringlaser „G“ eine wichtige Rolle. Dort wird
mit derzeit sieben hochauflösenden PlattformNeigungsmessern permanent die Orientierung
des Instruments gemessen und aufgezeichnet.
Bevor die Neigungszeitreihen in das RinglaserKorrekturmodell einfließen, müssen sie bezüg-
Ein weiterer Neigungsmesser ist in Pfeiler Nr. 21
installiert, um Verkippungen eines typischen
Vermessungspfeilers beispielhaft zu dokumentieren. In horizontale Verschiebungen an der
Pfeileroberseite umgerechnet, liegen die Werte
unter der Auflösungsgrenze der örtlichen Vermessung.
Abb. 3.5.6-1: Tagestemperaturen am Observatorium TIGO, Jan. – Oktober 2012
Jahresbericht 2012
71
Geodäsie
3.5 Messeinrichtungen des BKG
Hydrologische Messungen
dampfgehalt in der Atmosphäre zu bestimmen.
Nachdem das Projekt zur Untersuchung des
Einflusses hydrologischer Massenvariationen
auf das supraleitende Gravimeter erfolgreich
abgeschlossen wurde, werden die Messsysteme, die im Zuge dieses Forschungsprojektes in
Wettzell installiert wurden, auch weiterhin betrieben. Im Laufe dieses Jahres wurden die Messeinrichtungen für einen dauerhaften Betrieb
weiter optimiert, z.B. durch vollständiges Eingraben der TDR-Sonden und der Verkabelung,
durch verbesserten Schutz der Datenlogger
und durch die Möglichkeit des Remote-Zugriffs
auf alle Systeme.
In Concepcion wurden die meteorologischen
Daten für das Jahr 2012 problemlos aufgezeichnet. Zur automatischen Kontrolle wurde Software entwickelt und installiert, die täglich eine
E-Mail mit den Mittelwerten des Vortages verschickt und monatlich einen Bericht im pdfFormat erstellt. Wegen eines defekten Temperaturfühlers wurden von Ende Juni bis Anfang
September 2012 falsche Werte registriert. Die
Abb. 3.5.6-1 zeigt deutlich die Effekte. Ursache
hierfür war ein korrodierter Steckkontakt.
Meteorologische Messungen
Die seismologische Station Wettzell (WET) ist
mit einem Breitbandseismometer STS-2 ausgestattet und wird von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe betrieben. Sie ist
Teil des deutschen seismologischen Regionalnetzes (GRSN). Durch den Einsatz robuster und
erprobter Technologie wie z.B. einem ReftekDatenerfassungssystem, einer Anbindung über
Glasfaserkabel an das Internet mit Fernwartung und einer Zeitsynchronisation mit GPS ist
ein weitgehend autonomer und störungsfreier
Betrieb gewährleistet.
Zur Berechnung der Refraktionskorrekturen für
die Laserentfernungsmessungen sowie für die
VLBI- und GPS-Beobachtungen werden meteorologische Parameter benötigt. Hierfür werden
in Wettzell kontinuierlich Luftdruck, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit,
Windrichtung und Niederschlag aufgezeichnet. In regelmäßigen Abständen werden die
Wetterdaten durch Vergleichsmessungen mit
Aspirations-Psychrometern und Absolutbarometern überprüft. Zusätzlich werden Wasserdampfradiometer eingesetzt, um den Wasser-
Seismologische Messungen
Ein zweites Seismometer befindet sich auf dem
Abb. 3.5.6-2: Nordkomponente des Le-3D-Seismometers (oben) und Rotationsseismogramm des Ringlasers (unten), Erdbeben in Norditalien am 29.05.2012
Jahresbericht 2012
72
3.5 Messeinrichtungen des BKG
G-Ringlaser und wird zusammen mit den Signalen des Ringlasers und zweier Neigungsmesser mit einer Rate von 20 Hz aufgezeichnet, um
die vom Ringlaser gemessene Rotationskomponente seismischer Wellen mit den rein translatorischen Bewegungen in Beziehung setzen
zu können. Die Analysen werden vom Institut
für Geophysik der LMU München im Rahmen
der International Working Group on Rotational
Seismology durchgeführt.
Zum Schutz vor Bodenschwingungen, wie sie
z.B. durch Windkraftanlagen in den Untergrund eingebracht werden können, wurde in
diesem Jahr eine seismische Schutzzone mit
einem Radius von 5 km um das Observatorium Wettzell eingerichtet. Diese Schutzzone ist
beim Bayerischen Landesamt für Umwelt gemeldet und z.B. im Energie-Atlas Bayern einzusehen
(http://geoportal.bayern.de/energieatlas-karten ).
Lokales Vermessungsnetz
Das lokale Vermessungsnetz dient zum einen
dem Nachweis der lokalen Stabilität der Referenzpunkte der geodätischen Raumverfahren,
zum anderen liefert es die Verbindungsvektoren zwischen den einzelnen Messsystemen, die
eine Kombination der verschiedenen Raumverfahren erst ermöglichen.
Geodäsie
In Wettzell besteht das Vermessungsnetz aus
derzeit 25 Pfeilern und 22 Bodenpunkten. Es
wurde in diesem Jahr in Lage und Höhe komplett neu vermessen und gleichzeitig auch die
geometrischen Referenzpunkte der beiden
TWIN-Teleskope, des RTW, des WLRS und des
SOS-W eingemessen. Die Messdaten werden
demnächst ausgewertet.
Das aus sechs Pfeilern, einem Bodenpunkt und
zwei Zwischenpunkten bestehende Netz der
GARS O’Higgins sowie der Referenzpunkt des
Radioteleskops wurde im Jahr 2011 neu vermessen und in diesem Jahr ausgewertet. Die Standardabweichung nach der Netzausgleichung
betrug für jeden Punkt weniger als 0,3 mm in
der Lage und 0,4 mm in der Höhe. Die Änderungen gegenüber den vorherigen Kampagnen
1996 und 2006 betragen maximal 3 mm in der
Lage und 8 mm in der Höhe (vgl. Abb. 3.5.6-3).
Die schlechte Reproduzierbarkeit der Höhenwerte liegt daran, dass die Höhen ausschließlich auf Messungen des Höhenwinkels beruhen
und nicht auf einem Nivellement.
Mit dem Footprint-Netz wird die weiträumigere Umgebung der Station beobachtet um
sicherzustellen, dass die mit den Raumverfahren gemessenen Koordinatenveränderungen
repräsentativ für die gesamte Region sind. In
dem Bereich um das Observatorium Wettzell
Abb. 3.5.6-3: Lokales Vermessungsnetz der GARS O’Higgins
Jahresbericht 2012
73
Geodäsie
3.5 Messeinrichtungen des BKG
Abb. 3.5.6-4: Lageänderungen der Pfeiler K2 und K4 sowie des Referenzpunktes des Radioteleskops O’Higgins zwischen
den Messkampagnen 1996, 2006 und 2011
kommen fünf permanente GNSS-Stationen zum
Einsatz, die eine Region von etwa 15 x 25 km abdecken.
Es werden routinemäßig Tageslösungen berechnet, die formale Fehler von 1-2 mm in der
Lage und 3 bis 6 mm in der Höhe aufweisen. In
den mittlerweile fast 10 Jahre langen Zeitreihen
sind keine Driften erkennbar, was die geologische Stabilität der gesamten Region dokumentiert.
3.5.7 Grossringlaser „G“ in Wettzell
Ringlaser messen Rotationsbewegungen absolut und hängen nicht von externen Bezugssystemen ab. Darüber hinaus laufen sie kontinuierlich, voll automatisch und sind insbesondere
durch ein hohes zeitliches Auflösungsvermögen gekennzeichnet. Darüber hinaus sind sie
konzeptbedingt gegen Translationen vollkommen unempfindlich. Gegenwärtig stellen Ringlaser die einzige Technik in den geodätischen
Raumverfahren dar, welche einen direkten Bezug zu der momentanen Lage der Erdrotationsachse herstellen. Obwohl das Auflösungsvermögen des G-Ringlasers einzigartig ist, kann es
zurzeit noch nicht ganz zu der VLBI Messtech-
Abb. 3.5.7: Der G-Ringlaser des Geodätischen Observatoriums Wettzell während der Integration des neuen Frequenzsynthesizers
Jahresbericht 2012
74
Geodäsie
3.5 Messeinrichtungen des BKG
nik aufschließen. Im Verlauf der letzten 15 Jahre
wurde die Ringlasertechnologie im Rahmen
einer Zusammenarbeit zwischen dem Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, der Technischen Universität München und der University of Canterbury, (Christchurch, New Zealand)
entwickelt. In diesem Zeitraum wurden insgesamt 9 verschiedene Ringlaserstrukturen mit
aktiven Flächen von 1 – 834 m2 aufgebaut und
untersucht. Darunter stellt der G-Ringlaser des
Geodätischen Observatoriums Wettzell die am
weitesten fortgeschrittene und leistungsfähigste Apparatur dar. Abb. 3.5.7 zeigt die Ringlaserstruktur im Jahr 2012.
In diesem Jahr wurde durch die Installation eines optischen Frequenzsynthesizers die Skalenfaktorstabilität des Instruments erheblich verbessert (Verringerung der Sensordrift). Durch
Vergleich der optischen Frequenz des Resonators mit einer aus dem Wasserstoffmaser abgeleiteten optischen Referenzfrequenz konnte die
Druckregelung derart verfeinert werden, dass
geringfügige instrumentell bedingte Schwankungen der Abmessungen aufgrund thermischer Variationen erheblich reduziert wurden.
Dies führte zu einer Verbesserung der Stabilität des Sensors bis in den Bereich von ∆Ω/Ω
≈ 5 x 10-9 hinein. Die Messungen des G Ringlasers wurden 2012 im Rahmen eines DFG-Forschungsvorhabens mit VLBI-Messungen kom-
biniert. Dabei konnte durch die Einbringung
der Daten eines einzelnen einkomponentigen
Ringlasers (G-Ring) in die Messungen des globalen VLBI-Netzes eine Verbesserung der Bestimmung der y-Komponente der Polbewegung von
bis zu 16% und Tageslänge von bis zu 12% erzielt
werden. Diese Ergebnisse sind in1 publiziert
worden. Die weiteren Arbeiten befassen sich
mit der Konsolidierung und Stabilisierung des
Leistungsvermögens des G-Ringlasers und der
Erhöhung der instrumentellen Betriebszuverlässigkeit.
3.5.8 Automatisierung und Systemsteuerung
Projekt „Erhöhung der Automatisierung der
Messsysteme und deren Fernsteuerbarkeit“
Aktuelle Entwicklungen in den Messsystemen
der geodätischen Raumverfahren, wie z.B. Very
Long Baseline Interometry (VLBI) mit Radioteleskopen oder Satellite Laser Ranging (SLR) mit
Laserteleskopen zeigen, dass immer mehr Anforderungen an teilautomatische oder automatische Beobachtungsabläufe gestellt werden.
Dadurch wird es möglich, ferngesteuert Beobachtungen auch über weite Distanzen hinweg
zu starten und zu überwachen. Das zugrundeliegende Steuersystem muss hierbei in der Lage
sein, Kommunikationsausfälle zum Beobachter
Abb. 3.5.8: Die Verbreitung der Fernsteuersoftware aus Wettzell und Integrationstest während
CONT11
1 T. Nilsson, J. Böhm, H. Schuh, U. Schreiber, A. Gebauer,
and T. Klügel, “Combining VLBI and ring laser observations for determination of high frequency Earth rotation
variation,” Journal of Geodynamics, (2012), doi: 10.1016/j.
jog.2012.02.002
Jahresbericht 2012
75
Geodäsie
3.5 Messeinrichtungen des BKG
zu überbrücken und dabei eigene Entscheidungen zu treffen. Während die reinen Steuersysteme sukzessive auf diese neue Herausforderung
der Remote-Steuerung angepasst werden, wird
zudem die Überwachung der Betriebszustände
außerhalb der Messsysteme, wie z.B. Motorenleistungen, Temperaturen in Steueranlagen,
Klimazustände, Gefahrenpotentiale durch vor
Ort agierendes Personal etc., ebenfalls ergänzt.
Im Rahmen der Entwicklung eines System Monitorings wurden bereits erfolgreich entwickelte Sicherheitssysteme am WLRS und am SOS-W
in Betrieb genommen. Am RTW wird aktuell
eine neue Version des System Monitorings für
die Erfassung der Invar-Daten, der Teleskopturmtemperaturen und der Motorströme eingesetzt. Diese Überwachung wird in Zukunft
weiter ausgebaut.
Während schon heute die routinemäßigen Arbeiten während einer Beobachtung komplett
von einem Steuersystem (teil-)automatisch
ausgeführt werden können, ist der manuelle
Eingriff durch einen Beobachter im Falle einer
Störung umso wichtiger. So sind beispielsweise die wesentlichen Beobachtungstätigkeiten
bei den VLBI-Messungen bereits im Fieldsystem
automatisiert, so dass ein komplett automatischer Betrieb durchgeführt werden kann. Dies
wird bei den Wochenendsessions bereits regelmäßig praktiziert. Die komplexen technischen
Abläufe in den Radioteleskopen selbst bedürfen
jedoch einer ständigen Kontrolle vor Ort, um in
Fehlersituationen unmittelbar Entscheidungen
treffen zu können. Ein ähnliches Bild zeichnet
sich auch bei den Entwicklungen der SLR-Systeme ab. Hier kommt der Überwachung zudem
mehr Bedeutung zu, da das Gefahrenpotential vor Ort in den Betriebsräumen durch den
Einsatz eines aktiven Lasers wesentlich erhöht
ist. Untersuchungen im Hinblick auf Augensicherheit und Flugüberwachung sind aktuell im
Gange, wie zum Beispiel die testweise Nutzung
eines Transponder-Empfangssystems.
Teile der neuen Software werden zudem bereits weltweit an verschiedenen Teleskopen
eingesetzt, wie zum Beispiel an den geodätischen VLBI-Antennen in Australien. Ein wichtiger Beitrag hierzu wird in Kooperation mit der
TU München im Rahmen des Projekts NEXPReS
(siehe Kapitel 3.5.2.7) erbracht.
3.5.9 Informationstechnologie
Fachspezifische Dienstleistungen für das geodätische Observatorium Wettzell
Nachdem im Jahre 2011 über das Investitionsprogramm der Bundesregierung ein Neuaufbau des Rechnerraumes unter Berücksichtigung des „Green-IT“ Gedankens und die
Beschaffung neuer IT für geodätische Messverfahren abgeschlossen werden konnte, war das
Jahr 2012 davon geprägt, diese neuen Einrichtungen dem Betrieb zuzuführen. Es konnten einige Rechner virtualisiert werden, das Datensicherungssystem wurde durch neue Festplatten
erweitert und die IT-technische Infrastruktur
für die TWIN-Teleskope wurde konzipiert und
aufgebaut.
Die Automatisierung benötigt die erwähnten
Parameter, um eigenständig sichere Systemzustände herbeizuführen. Zudem ist die Fernsteuerung ein wesentliches Konzept, um einen
Beobachter für mehrere Teleskope einzusetzen
bzw. den Zugang von außerhalb zu erlauben.
Dazu wurden mehrere Softwareentwicklungen
u.a. im Rahmen der neu geschriebenen Erweiterung des NASA Field Systems (e-RemoteCtrl)
durchgeführt. In Integrationstests wurde die
Software u.a. während der 15-tägigen CONT11Messung mit den Teleskopen am GOW und am
TIGO verifiziert. Dies bildet die Grundlage, um
die Kontrolle in Zukunft während der Nachtschichten durch andere Stationen durchführen
zu lassen bzw. im Gegenzug am Tag die Kontrolle der anderen Stationen zu übernehmen.
Jahresbericht 2012
76
Sonstige Aufgaben
4.1 Mitarbeit in nationalen und internationalen Organisationen
4. Sonstige Aufgaben
4.1 Mitarbeit in nationalen und internationalen Organisationen
4.1.1 Geschäftsstelle des Interministeriellen Ausschusses für Geoinformationswesen (IMAGI)
Zur ressortübergreifenden Koordinierung des
Geoinformationswesens beschloss das Bundeskabinett am 17. Juni 1998 unter der Federführung des Bundesministeriums des Innern (BMI),
einen ständigen Interministeriellen Ausschuss
für Geoinformationswesen (IMAGI) einzurichten.
Als Mitglieder sind folgende Ressorts im IMAGI
vertreten: BK, BMF, BMVg, BMBF, BMELV, BMU,
BMVBS, BMWi. Nicht Mitglieder im IMAGI sind
die Ressorts: AA, BMAS, BMFSFJ, BMG, BMJ,
BMZ. Als ständige Gäste sind im IMAGI vertreten: AdV, Lenkungsgremium GDI-DE.
Auftrag
Aus dem Kabinettbeschluss der Bundesregierung vom 17. Juni 1998 (bestätigt am 15. Juli
2008) hat der IMAGI sinngemäß den Auftrag,
die nationalen und grenzüberschreitenden
Bedürfnisse im Geoinformationswesen zu koordinieren und die hierin liegenden gesamtwirtschaftlichen Chancen in vollem Umfang zu
berücksichtigen. Zugleich verbessert der IMAGI
auf diese Weise auch die Rahmenbedingungen
für den Zugang der Wirtschaft zu Geodaten
der öffentlichen Hand, für die Anregung neuer
Dienste und die Entwicklung neuer Technologien.
Gemeinsam mit den Ländern und Kommunalen Spitzenverbänden ist der Bund am Aufbau
der Geodateninfrastruktur Deutschland (GDIDE) beteiligt. Über den IMAGI koordiniert und
berät der Bund seine Position zu Vorschlägen
und Beschlüssen des gemeinsamen Lenkungsgremiums GDI-DE.
Der international gestiegene Bedarf an öffentlichen Geodaten manifestiert sich heute u.a.
durch Initiativen wie INSPIRE (INfrastructure
for SPatial InfoRmation in Europe), GMES (Global Monitoring for Environment and Security),
GEOSS (Global Earth Observation System of Sys-
Jahresbericht 2012
tems) und Galileo (europäisches ziviles Satellitennavigationssystem). Die Koordinierung des
Bundes im Rahmen dieser Initiativen erfolgt
auch hier u.a. durch den IMAGI.
Die Bedeutung der Projekte, die notwendigen
finanziellen Ressourcen und Effizienzgewinne,
die von einer engen Abstimmung erwartet werden, erfordert eine Ergänzung der bisherigen
Koordination durch Steuerung auf der politischen Ebene. Es wurde daher vereinbart, dass
sich die Staatssekretärinnen und Staatssekretäre des Bundes regelmäßig mit den Themen des
IMAGI befassen.
Meilensteine
Einfache und einheitliche Preis- und Nutzungskonzepte wurden in den vergangenen Jahren
intensiv diskutiert und in Studien untersucht.
Vor diesem Hintergrund wurde 2011 das IMAGI-Modellvorhaben Lizenz- und Kostenfragen
gestartet und 2012 das GeoZG geändert. Ein
Konzept zum Qualitätsmanagement für die
Geodaten des Bundes wurde vom IMAGI erarbeitet, auf dessen Basis neben dem Architekturkonzept der GDI-DE auch die Technischen
Richtlinien mit dem BGeoRG umgesetzt werden können. Internationale Vorhaben wurden
durch viele nationale Beiträge beeinflusst und
die Steuerung im Bund konnte verbessert werden.
Auch wenn 2012 wichtige Meilensteine erreicht
wurden, zeigte sich, dass einige Handlungserfolge hinter den Notwendigkeiten zurückblieben. Dies ist z.T. der Vielzahl der Beteiligten
sowie der geringen Priorisierung geschuldet
und der daraus resultierenden Ressourcenausstattung. Deshalb wird die Bundesregierung
eine nationale ebenenübergreifende Geoinformationsstrategie gemeinsam mit den Ländern
entwickeln, um Schnittstellen zu bereinigen
und Redundanzen zu vermeiden.
Geschäftsstelle des IMAGI
Die IMAGI-Geschäftsstelle wird zum 1. Januar
2013 vom BKG zum BMI verlagert. Sie bearbeitet
weiterhin Beschlüsse und Aufträge des IMAGI
gemäß Kabinettsbeschluss vom 17. Juni 1998
(bestätigt 2008) und ist für die Aufrechterhaltung des täglichen Geschäftsbetriebs verantwortlich. Mit der Verlagerung der Geschäftsstelle wird auch die Koordinierungsfunktion
77
4.1 Mitarbeit in nationalen und internationalen Organisationen
des IMAGI gestärkt. Weitere Bundesressorts
haben sich entschlossen, aktiv im IMAGI mitzuarbeiten.
Sonstige Aufgaben
zweijährigem Turnus. Im Jahr 2012 wurde der
Vorsitz durch das Land Berlin ausgeübt. Ab dem
Jahr 2013 wird das Land Niedersachsen den Vorsitz übernehmen.
Ausblick
Die größten Herausforderungen des IMAGI
liegen zukünftig in der Umsetzung der o.g.
EU-Richtlinie, mit der der sog. INSPIRE-Prozess
eingeleitet wurde. Sie verpflichtet die Mitgliedsstaaten, durch zügige Entwicklung ihrer
Geodateninfrastrukturen harmonisierte Geodaten und -dienste ab 2015 interoperabel zur
Verfügung zu stellen.
In den kommenden Jahren 2013/2014 soll auf
Basis der nationalen ebenenübergreifenden
Geoinformationsstrategie ein Ordnungsrahmen für die gemeinsame Fortentwicklung des
Geoinformationswesens in Deutschland geschaffen werden. Der Ordnungsrahmen wird
sowohl den rechtlichen, organisatorischen,
technischen, als auch den wirtschaftlichen und
finanziellen Rahmen beinhalten. In ihm wird
insbesondere auch zu klären sein, welche Aufgaben zur staatlichen Grundversorgung gehören und welche Aufgaben ganz oder teilweise
durch die Wirtschaft übernommen werden
können.
4.1.2 Koordinierungsstelle Geodateninfrastruktur Deutschland (KSt. GDI-DE)
Seit 2005 betreibt der Bund gemeinsam mit den
Ländern und in Kooperation mit den Kommunalen Spitzenverbänden die Koordinierung der
Geodateninfrastruktur Deutschland (GDI-DE).
Hierfür wurde im BKG eigens eine Koordinierungsstelle eingerichtet, dessen Personal sich
aus Bediensteten des Bundes und der Länder
zusammensetzt. Letztere werden in Form von
Abordnungen zeitlich befristet an das BKG abgeordnet, um von dieser Stelle aus an dem Vorhaben GDI-DE mitzuwirken. Organisatorisch ist
die Kst. GDI-DE der Abteilung Geoinformation
als „Referat GI8 - Koordinierung GDI-DE“ zugeordnet.
Die strategischen und fachlichen Vorgaben
für die Koordinierung GDI-DE werden im Lenkungsgremium GDI-DE (LG GDI-DE) definiert.
Dieses setzt sich aus Vertretern des Bundes, der
Länder und Kommunalen Spitzenverbänden
zusammen. Der Vorsitz des LG GDI-DE rotiert in
Jahresbericht 2012
Das Vorhaben GDI-DE einschließlich seiner
organisatorischen Strukturen geht auf einen
Beschluss der Chefs des Bundeskanzleramts
und der Chefs der Staatskanzleien aus dem Jahr
2004 zurück. In dessen Folge wurde in der politischen Zuständigkeit für das E-Government in
Deutschland das Netzwerk der GDI-DE eingerichtet (siehe auch: www.gdi-de.org).
Das Zusammenwirken zwischen BKG, Koordinierungsstelle und Lenkungsgremium ist in
einer Verwaltungsvereinbarung von Bund und
Ländern verbindlich geregelt. Diese beinhaltet
organisatorische und finanzielle Regelungen
sowie die fachliche Zielsetzung, welche den
Aufbau und Betrieb der GDI-DE sowie die Koordinierung der Umsetzung der europäischen
Richtlinie 2007/2/EG (INSPIRE) umfasst.
Im Zuge der Koordinierung GDI-DE unter Berücksichtigung der Anforderungen der Richtlinie 2007/2/EG (INSPIRE) wurde in den vergangenen Jahren ein verbindliches Netzwerk
geschaffen, das den föderalen Strukturen
Deutschlands gerecht wird. So ist es der Koordinierungsstelle GDI-DE möglich, Konzepte, Projekte und Prozessabläufe unter Einbeziehung
des Bundes, aller Länder und der Kommunalen
Spitzenverbände abzustimmen bzw. abzuwickeln. Diese Organisationsstruktur schließt ein,
dass im Rahmen der GDI-DE sowohl bei Bund
als auch bei den Ländern fachübergreifende
Kommunikationsstrukturen für die Belange der
GDI-DE nutzbar sind. Bezogen auf den Bund ist
dies die Einbeziehung des IMAGI und seiner Arbeitsgruppen (siehe 4.1.1).
In der Kst. GDI-DE wurden 2012 viele Projekte in
enger Kooperation mit dem IMAGI (Gst. und AG
IMAGI) durchgeführt. Hierzu gehören die Konzeption und die Freischaltung eines Geoportals
für Deutschland als technischer Zugang zu den
Geodaten und –diensten des Bundes und der
Länder (www.geoportal.de).
Einen für den Aufbau der GDI-DE elementar
wichtigen Meilenstein stellt das mit Ländern
und kommunalen Spitzenverbänden 2010 verabschiedete Architekturkonzept GDI-DE V2.0
78
Sonstige Aufgaben
4.1 Mitarbeit in nationalen und internationalen Organisationen
dar. Es enthält sowohl die wichtigsten Standards der GDI-DE als auch die Beschreibung der
technisch zentralen Komponenten der GDI-DE.
Hierzu gehören:
„„Geodatenkatalog.de
„„GDI-DE Registry
„„Geoportal.de
„„GDI-DE Testsuite
2012 wurden der Geodatenkatalog und die Testsuite erfolgreich betrieben und weiterentwickelt. Das Geoportal.de wurde in einer ersten
Pilotphase auf der Cebit 2012 freigeschaltet. Auf
der Intergeo 2012 wurde der endgültige Betrieb
aufgenommen.
Die Registry wurde für eine öffentliche Ausschreibung im Rahmen eines Modellprojekts
und eines in der Kst. erstellten Lastenheftes vorbereitet. Die Auftragsvergabe und Fertigstellung der Anwendung wird für 2013 erwartet.
Neben der funktionalen Beschreibung dieser
Komponenten enthält die Architektur der GDIDE V2.0 einen Masterplan, der die Umsetzung
der GDI-DE anhand der wichtigsten Meilensteine bis 2012 beschreibt. Das Architekturkonzept
wurde im August 2010 von Bund, Ländern und
Kommunalen Spitzenverbänden verabschiedet
und ist unter www.gdi-de.org (Dokumente) als
Download verfügbar.
Ein wichtiges Handlungsfeld der KSt. GDI-DE
ist die Koordinierung der Umsetzung der Richtlinie 2007/2/EG (INSPIRE). INSPIRE verpflichtet
die Mitgliedsstaaten auf der Basis existierende Geodateninfrastrukturen Geodaten und –
dienste interoperabel zur Verfügung zu stellen.
Deutschland hat das LG GDI-DE als nationale
Anlaufstelle für die Umsetzung der Richtlinie
benannt. Die Koordinierungsstelle nimmt hierfür die operativen Aufgaben wahr, unter anderem für die Wahrnehmung der in der Richtlinie
festgelegten Berichts- und Überwachungspflichten seitens der Mitgliedsländer(INSPIREMonitoring). Hierfür ist es notwendig, betroffene Geodatensätze und –dienste bei Bund,
Ländern und Kommunen zu identifizieren und
anhand von Indikatoren hinsichtlich ihrer INSPIRE-Konformität zu kennzeichnen. Die Ergebnisse des von der KSt. GDI-DE gesteuerten INSPIRE-Monitoringprozesses sind unter http://www.
gdi-de.org/inspire/monitoring veröffentlicht.
Jahresbericht 2012
Ausblick
Im Jahr 2011 wurde von der Kst. GDI-DE der notwendige Aufwand für den Betrieb der GDI-DE
unter Berücksichtigung der oben genannten
zentralen Komponenten untersucht. Im Jahr
2012 hat das LG anhand der Ergebnisse des Projekts die bestehende Verwaltungsvereinbarung
evaluiert und weitere Mittel für den nachhaltigen technischen Betrieb der GDI-DE in Aussicht
gestellt.
2013 soll auf der Grundlage der neuen Verwaltungsvereinbarung neben der Koordinierung
GDI-DE auch der rechentechnische Betrieb der
zentralen Komponenten im BKG angesiedelt
werden.
4.1.3 Ständiger Ausschuss für geographische Namen (StAGN)
Der Ständige Ausschuss für geographische Namen hat als zentrale Aufgabe die Vereinheitlichung des amtlichen und privaten Gebrauchs
geographischer Namen im deutschen Sprachraum. Die Geschäftsstelle des StAGN, der im
Jahre 1959 vom Bundesministerium des Innern
(BMI) eingerichtet wurde, befindet sich im Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG).
Informationen zum StAGN, Veröffentlichungen
des StAGN und auch ein Informationsblatt zu
den Tätigkeiten und Zielen der Expertengruppe der Vereinten Nationen für geographische
Namen (UNGEGN) sind unter www.stagn.de abrufbar.
Im Jahr 2012 hat der Ständige Ausschuss für
geographische Namen zwei Arbeitssitzungen
durchgeführt: die 131. Sitzung im März im Vermessungs- und Katasteramt Dortmund und die
132. Sitzung im Oktober im Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Rostock.
Wichtige Themen bei den Sitzungen waren
bei der Frühjahrssitzung die Vorbereitung von
Beiträgen für die 10. VN-Konferenz zur Standardisierung geographischer Namen im August
und bei der Herbstsitzung die Diskussion der
Ergebnisse der VN-Konferenz, insbesondere der
Handlungsbedarf in den StAGN-Mitgliedsländern zu den angenommenen neuen Umschriftsystemen für das Ukrainische und das Bulgarische. An der 10. VN-Konferenz in New York 2012
nahmen mehrere StAGN-Mitglieder teil, teilweise mit offiziellen Funktionen als Leiter von
Arbeitsgruppensitzungen.
79
4.1 Mitarbeit in nationalen und internationalen Organisationen
4.1.4Bundesgrenzangelegenheiten
Zu den Aufgaben des BKG gehört die fachtechnische Beratung der für die Grenzangelegenheiten zuständigen Bundesressorts (Auswärtiges Amt und Bundesministerium des Innern),
die seitens des BKG von Dr. H. Wilmes wahrgenommen wird. Hierzu zählte die Mitarbeit des
BKG in gemischten Grenzkommissionen mit
den jeweiligen Nachbarländern und in technischen Arbeitsausschüssen, in denen auf deutscher Seite jeweils Bundes- und Ländervertreter
zusammenarbeiten.
Am 07.03.2012 trat der Technische Arbeitsausschuss der deutsch-niederländischen Grenzkommission zu seiner jährlichen Arbeitssitzung in Arnheim (Niederlande) zusammen.
Die Besprechungsthemen bezogen sich auf
die Vereinheitlichung der Grenzkoordinaten
im europäischen Referenzsystem ETRS89. Die
Vergleiche der transformierten Koordinaten
beider Staaten zeigen, dass die Abweichungen
unter 0,1 m bleiben. Es wurde beschlossen, dass
abgestimmte Koordinaten der Grenzpunkte
baldmöglichst an das Projekt „State Boundaries
of Europe“ innerhalb von EuroGeographics abgegeben werden können.
Die 16. Tagung der deutsch-tschechischen
Grenzkommission wurde in der Zeit 22.25.05.2012 in Karlovy Vary (Karlsbad) in der
Tschechischen Republik abgehalten. Bei der Tagung berichteten die Koordinatoren der Arbeiten für den Teil der Grenze des Freistaates Sachsen und für den Teil der Grenze des Freistaates
Bayern über ihre Verhandlungen und über die
Instandhaltungs- und Neuvermessungsarbeiten. Das Arbeitsprogramm für den nächsten
Überprüfungszeitraum wurde vorgestellt und
von der Grenzkommission beschlossen.
Sonstige Aufgaben
lauf wiederhergestellt und vermarkt werden.
Dies betraf Maßnahmen etwa beim Bau einer
neuen Brücke über ein Grenzgewässer oder
notwendige Sanierungsmaßnahmen am Grenzgewässer Salzach. Das neue Arbeitsprogramm
für die Gemischte Technische Gruppe wurde
diskutiert und genehmigt.
Die zweite Sitzung der deutsch-polnischen
Grenzkommission fand in der Zeit vom 23.10.26.10.2012 in Berlin statt. Im Rahmen der Sitzung wurde der Entwurf einer Richtlinie zur
Überprüfung des Verlaufs und des Zustands
der Vermarkung der Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik
Polen erörtert. Es erwies sich als erforderlich,
dass die Richtlinie von der Gemeinsamen Technischen Gruppe weiter bearbeitet wird. Die
Grenzkommission billigte den Vorschlag der
Gemeinsamen Technischen Gruppe, wegen der
alterungsbedingt schlechten Materialbeschaffenheit der Grenzsteine diese in ihrer Gesamtheit auszutauschen. Diese Maßnahme steht
allerdings unter dem Vorbehalt der Verfügbarkeit der hierfür erforderlichen Haushaltsmittel.
Für den geplanten Zeitraum für die Grenzüberprüfung von ca. 10 Jahren wurde ein Zeitplan
für die grundlegende Überarbeitung des vorhandenen Grenzurkundenwerks vorgelegt.
Verschiedene dringende Baumaßnahmen an
der Grenze sowie Maßnahmen an den Grenzgewässern wurden diskutiert und entschieden.
Es erfolgten hierzu zwei zusätzliche Treffen der
deutschen Delegation im Auswärtigen Amt
und im BMI in Berlin zur Vor- und Nachbearbeitung der Themen.
Die 36. Tagung der deutsch-österreichischen
Grenzkommission fand vom 13.-15.6.2012 in Passau statt. Bei den Verhandlungen legten die Leiter der technischen Gruppen ihre Berichte über
die im Bearbeitungszeitraum ausgeführten
Arbeiten und die Zusammenkünfte vor. Neben
den durchgeführten Arbeiten zur Überprüfung
der Grenzzeichen wurden auch verschiedene
geplante Baumaßnamen an der Staatsgrenze
behandelt. Vor Beginn der Baumaßnahmen
müssen die Grenzzeichen gesichert und nach
Abschluss der Arbeiten der korrekte Grenzver-
Jahresbericht 2012
80
Sonstige Aufgaben
4.2 Sonderaufgaben
4.2Sonderaufgaben
4.2.1Ausbildung
Kartographin/Kartograph ab 2011: Geomatikerin/Geomatiker
Die Abteilung Geoinformationswesen bietet
eine 3-jährige Berufsausbildung für jeweils fünf
Auszubildende pro Jahr an.
Der Prüfungsausschuss II-Süd des Bundesverwaltungsamtes nimmt jährlich die vorgeschriebenen Zwischen- und Abschlussprüfungen
ab.Von den Azubi des BKG haben 2012:
„„drei Azubi die Zwischenprüfung im Ausbil-
dungsberuf „Geomatikerin / Geomatiker“
und
„„fünf Azubi die Abschlussprüfung im Ausbildungsberuf „Kartograph / Kartographin“
erfolgreich bestanden.
Abb. 4.2.1-1: Die Azubi nach erfolgreich bestandenen Prüfungen
Jahresbericht 2012
81
4.2 Sonderaufgaben
Sonstige Aufgaben
Feinmechanische Versuchswerkstatt
Die Feinmechanische Versuchswerkstatt des
BKG hat im Berichtszeitraum 2012 neben der
Tätigkeit als Ausbildungswerkstatt an verschiedenen Projekten der Abteilungen Geodäsie,
Geoinformationswesen und Zentrale Dienste
mitgewirkt.
Für spezielle Einsatzzwecke bei geodätischen
Messaufgaben erfolgte die Fertigung von Gerätehalterungen und Spezialzubehör für die
Höhenmessung im GREF-Netz. Die Abb. 4.2.1-2
zeigt eine Kompaktwetterstation mit variabler
Abspannung zur Aufstellung auf Zentrierpunkten für Normstative.
Abb. 4.2.1-3: Halterung für 0,5“ Corner-Cube Reflektoren,
die auf ein Messinstrument ausgerichtet werden
können
Abb. 4.2.1-4: Antennenträger
Abb. 4.2.1-2: Wetterstation auf dem Dienstgebäude in Leipzig
Für das Referat Z3 Organisation und Öffentlichkeitsarbeit wurde eine Ausschneide-Vorrichtung (Abb. 4.2.1-5) angefertigt.
Für das Geodätische Observatorium Wettzell
wurden Spezialkomponenten für die Bestimmung der IVS Referenzpunkte der VLBI-Radioteleskope gefertigt.
Für die Kombination verschiedener Raumverfahren sowie bei der Realisierung des ITRS sind
lokale Vermessungen an Kolokationsstationen
notwendig.
Abb. 4.2.1-4 zeigt eine speziell angefertigte
Messgerätehalterung für das Referat Photogrammetrisch-Fernerkundliche Informationsgewinnung, die beim mobilen Einsatz in einem
Dienstkraftwagen zur Anwendung kommt.
Jahresbericht 2012
Abb. 4.2.1-5: Schneidvorrichtung
82
4.2 Sonderaufgaben
Sonstige Aufgaben
Abb. 4.2.1-6: Gradientenstativ für ein Relativgravimeter
Für den Bereich der Schweremesstechnik wurden Reparaturen und Neuanfertigungen von
Messzubehör durchgeführt. In Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Vermessung und
Geobasisinformation Rheinland-Pfalz wurden
zwei Spezialstative für ein Relativgravimeter
konstruiert, mit deren Hilfe vertikale Schweregradienten gemessen werden. Der Schweregradient wird zur Umrechnung der Absolutschweremessungen auf eine vorgegebene
Bezugshöhe benötigt.
Als Demonstrationsobjekt für den Aufbau einer
GNSS-Permanentstation wurde das Modell einer GREF-Station im Maßstab 1:1 aufgebaut.
Die Ausbildungswerkstatt beteiligte sich an der
Durchführung des „Girls‘ Day 2012“, mit dem
jungen Mädchen der Zugang zu technischen
Berufen eröffnet werden soll. Zunächst erfolgte
ein theoretischer Überblick über den „Ausbildungsberuf Feinwerkmechaniker“; danach bot
sich die Gelegenheit für praktische Arbeiten an
der Werkbank..
Abb. 4.2.1-8: Übungsarbeiten anlässlich des „Girls‘ Day
2012“ an der Graviermaschine
Abb. 4.2.1-7: Modell einer GREF-Permanentstation
Jahresbericht 2012
83
4.2 Sonderaufgaben
Als Anschauungsobjekte wurden zwei maßstäbliche Komponenten des in Wettzell im Bau
befindlichen VLBI Twin-Teleskops aufgebaut.
Sie sollen zur Demonstration der Arbeitsweise
dieses neuen Messsystems dienen.
Sonstige Aufgaben
4.2.2 Veröffentlichungen des BKG
An Publikationen wurden im Berichtszeitraum
fertiggestellt:
Mitteilungen des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie, Band 48
„ILRS - Proceedings of the 17th International
Workshop on Laser Ranging”.
May 16 – 20. 2011, Bad Kötzting, Germany
Abb. 4.2.1-9: Modell Twin-Teleskop
In der Werkstatt werden laufend drei bis vier
Auszubildende im Lehrberuf Feinwerkmechaniker ausgebildet, die sich auf Teil 1 und Teil
2 der Gesellenprüfung vorbereiten. Nach Abschluss ihrer Berufsausbildung eröffnen sich
den ausgebildeten Fachkräften interessante
Aufgabengebiete und gute Chancen am Arbeitsmarkt.
Jahresbericht 2012
84
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
AAA
AC
AdV
AG
AGeoBw
AGS
AFIS
AIUB
ALIAS
AK
ALKIS
ATKIS
Basis-DLM
BIPM
BKG
BMI
BMVBS
BSH
BSW
CDDIS
CEFOP
CLC
CODE
CRS-EU
DBBC
DGFI
DGM
DHHN
DLM
DLR
DNSC
DOP
DREF-Online
DSGN
DSRS
DTK
EBM
ECGN
EDC
EGM
EGN
Jahresbericht 2011
AFIS-ALKIS-ATKIS
Analysezentrum
Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder der
Bundesrepublik Deutschland
Absolutgravimeter
Amt für Geoinformationswesen der Bundeswehr
Amtlicher Gemeindeschlüssel
Amtliches Festpunktinformationssystem
Astronomisches Institut der Universität Bern
Absorption Line Analysing Spectrometer
Arbeitskreis
Amtliches Liegenschaftskatasterinformationssystem
Amtliches Topographisch-Kartographisches Informationssystem
Digitales Basis-Landschaftsmodell
Bureau International des Poids et Mesures
Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
Bundesministerium des Innern
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie
Bernese SoftWare
Crustal Dynamics Data Information System
Center for Optics and Photonics
Corine Land Cover
Zentrum für Satellitenbahnbestimmung in Europa
Informationssystem für europäische Koordinatenreferenzsysteme
Digital BaseBandConverter
Deutsches Geodätisches Forschungsinstitut, München
Digitales Geländemodell
Deutsches Haupthöhennetz
Digitales Landschaftsmodell
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
Danish National Space Center
Digitales Orthophoto
Deutsches Referenznetz-Online
Deutsches Schweregrundnetz
Deutsches Schwerereferenzsystem
Digitale Topographische Karte
EuroBoundaryMap
European Combined Geodetic Network
EUROLAS Data Center
EuroGlobalMap
EuroGeoNames
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
EOP
EPN
ERIS
ERM
ESA
ESDIN
ETH
ETRS
EU
EUREF
EuroDEM
EUROLAS
Eurostat
eVLBI
EVN
EVRF
EVRS
FU
GARS
GCG05
GDI-DE
GDZ
GEOSS
GFZ
GGP
GGOS
GGSP
GIAC
GIUB
GMES
GNSS
GOCE
GRACE
GREF
HF
HVAC
IAG
IAU
ICRF
IERS
IERS DIS
Jahresbericht 2011
Erdrotationsparameter
EUREF-Permanentnetz (EPN)
Earth Rotation Information System
EuroRegionalMap
European Space Agency (Europäische Weltraumbehörde)
European Spatial Data Infrastructure Network
Eidgenössische Technische Hochschule (in Zürich)
European Terrestrial Reference System
Europäische Union
Europäisches Referenznetz
Gesamteuropäisches Geländemodell
European Satellite Laser Ranging Consortium
Statistisches Amt der Europäischen Union
Electronic VLBI
European VLBI Network
European Vertical Reference Frame
European Vertical Reference System
Freie Universität (in Berlin)
German Antarctic Receiving Station
German Combined (Quasi) Geoid 2005
Geodateninfrastruktur Deutschland
GeoDatenZentrum des BGK
Global Geodetic Observation System of Systems
GeoForschungsZentrum (in Potsdam)
Global Geodynamic Project
Global Geodetic Observing System
Galileo Geodetic Service Provider
GGOS Inter-Agency Committee
Institut für Geodäsie und Geoinformation der Universität Bonn
Global Monitoring for Environment and Security
Global Navigation Satellite System
Gravity Field and steady-state Ocean Circulation Explorer
NASA Gravity Recovery And Climate Experiment
Integriertes Geodätisches GNSS-Referenznetz
Hochfrequenz
Heating, Ventilation & Air Conditioning = Klimatechnik
International Association of Geodesy
International Astronomical Union
International Celestial Reference System (Himmelspol)
Inernational Earth Rotation and Reference Systems Service
IERS Daten- und Informationssystem
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
IfAG
IfE
IGS
ILRS
IMAGI
INAV
INSPIRE
ITRF
IVS
JOG
LAC
LC
LAU
LGLN
LIDAR
LLR
LMU
LRO
MPIfR
NASA
NEXPReS
NGBD
NICT
NRT
NRW
NTRIP
NUTS
OGC
OLS
OVF
POI
PPP
PRARE
PTB
RTCM
RTW
SAPOS
SAR
SG
SLR
Jahresbericht 2011
Institut für Angewandte Geodäsie
Institut für Erdmessung der Universität Hannover
International GNSS Service
International Laser Ranging Service
Interministerieller Ausschuss für Geoinformationswesen
National Institute for Astrophysics, Italien
Infrastructure for Spatial Information in Europe
International (IERS)Terrestrial Reference Frame
International VLBI Service
Kartenserie Joint Operations Graphic
Lokales Analysezentrum
Land Cover
Local Administrative Unit
Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Niedersachsen
Light Detection and Ranging
Lunar Laser Ranging
Ludwig-Maximilian-Universität (in München)
Lunar Reconnaissance Orbiter
Max-Planck-Institut für Radioastronomie
National Aeronautics and Space Administration (US-Bundesbehörde für Luft- und
Raumfahrt)
Novel EXploration Pushing Robust e-VLBI Services
Nationale Geodatenbasis
National Institution of Inforamtion and Communication Technology (Japan)
Echtzeitnahe (Parameterschätzung)
Nordrhein-Westfalen
Network Transport of RTCM via Internet Protocol
Nomenclature des Unités Territoriales Statistiques
Open Geospatial Consortium
Open Location Service
Orbit Validation Facility
Points of Interest
Precise Point Positioning
Precise Range And Range-Rate Equipment
Physikalisch Technische Bundesanstalt (in Braunschweig)
Radio Technical Commission for Maritime Services
Radioteleskop Wettzell
Satellitenpositionierungsdienst
Synthetic Aperture Radar
Supraleitende Gravimeter
Satellite Laser Ranging
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
SOS-W
SRTM
StAGN
StBA
TGVF
THW
TIGO
TRF
TTW
TUM
UELN
USV
UT1
UTC
UTM
VG
VLBI
VMF1
WFS
WLRS
WMS
WMTS
Jahresbericht 2011
Satellite Observing System Wettzell
Shuttle Radar Topography Mission
Ständiger Ausschuss für geographische Namen
Statistisches Bundesamt
Time & Geodesy Validation Facility
Technisches Hilfswerk
Transportables Integriertes Geodätisches Observatorium
Terrestrial Reference Frame
Twin Teleskop Wettzell
Technische Universität München
United European Levellin Network
Unterbrechungsfreie Stromverteiler
Universal Time No. 1
Coordinated Universal Time
Universal Transverse Mercator (Koordinatensystem)
Verwaltungsgrenzen
Very Long Baseline Interferometry
Vienna Mapping Function
Web Features Service
Wettzell Laser Ranging System
Web Map Services
Web Map Tile Service
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