Die Autoren: BAND 105 BAND 105 BAND 105 SEHEN MITMACHEN SEHEN | HÖREN | MITMACHEN www.wasistwas.de Delhi, Indien: Die Touristen aus Europa staunen – zwischen all den Autos, Rikschas und Mopeds stehen zwei Kühe mitten auf der Kreuzung. Denn in Indien gelten Kühe als heilig. Wolfgang Mochmann Zu den Weltreligionen zählen Christentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus und Judentum. Bei allen Unterschieden bleibt die Grundidee, die Suche nach dem Sinn des Lebens, stets dieselbe. Diplom-Theologe Warum wählte Buddha ein Leben in Armut? Was verbindet Juden, Christen und Muslime? Was ist das Karma? Jürgen Kehnscherper Mach dich fit in Glaubensfragen! Diplom-Theologe In dieser Reihe bereits erschienen: Band 1 Unsere Erde Band2 Der Mensch Band3 Energie Band4 Chemie Band5 Entdecker und ihre Reisen Band6 Die Sterne Band 7 Das Wetter Band8 Das Mikroskop Band 9 Der Urmensch Band 10 Fliegerei und Luftfahrt Band 11 Hunde Band 12 Mathematik Band 13 Wilde Tiere Band 14 Versunkene Städte Band 15 Dinosaurier Band16 Planeten und Raumfahrt Band17 Licht und Farbe Band 18 Der Wilde Westen Band 19 Bienen, Wespen und Ameisen Band 20 Reptilien und Amphibien Band21 Der Mond Band 23 Architektur Band 24 Elektrizität Band 25 Schiffe Band 27 Pferde Band 28 Akustik Band 29 Wissenschaften Band 30 Insekten Band 31 Bäume Band 32 Meereskunde Band 33 Pilze Band 34 Wüsten Band 35 Erfindungen Band 36 Polargebiete Band 37 Computer und Roboter Band 38 Säugetiere der Vorzeit Band 39 Magnetismus Band 40 Vögel Band 41 Fische Band 42 Indianer Band 43 Schmetterlinge Band 44 Die Bibel. Das Alte Testament Band 45 Mineralien und Gesteine Band 46 Mechanik Band 47 Elektronik Band 48 Luft und Wasser Band 49 Sport Band 50 Der menschliche Körper Band 51 Muscheln, Schnecken, Tintenfische Band 52 Briefmarken Band 53 Das Auto Band 54 Die Eisenbahn Band 55 Das alte Rom Band 56 Ausgestorbene und bedrohte Tiere Band 57 Vulkane Band 58 Die Wikinger Band 59 Katzen Band 60 Die Kreuzzüge Band 61 Pyramiden ISBN 978-3-7886-0668-8 9 783788 606688 04/12 € [D] 9,95 € [A] 10,30 C010_R_06688_WIW_105Wrelig_120320a.indd 1 Band 62 Die Germanen Band63 Fotografie Band 64 Die alten Griechen Band 65 Eiszeiten Band 66 Geschichte der Medizin Band 67 Die Völkerwanderung Band 68 Natur Band 69 Fossilien Band 70 Das alte Ägypten Band 71 Piraten Band 72 Heimtiere Band 73 Spinnen Band 74 Naturkatastrophen Band 75 Fahnen und Flaggen Band 76 Die Sonne Band 78 Geld Band 79 Moderne Physik Band 80 Tiere – wie sie sehen, hören und fühlen Band 81 Die sieben Weltwunder Band 82 Gladiatoren Band 83 Höhlen Band 84 Mumien Band 85 Wale und Delfine Band 87 Türme und Wolkenkratzer Band 88 Ritter Band 89 Menschenaffen Band 90 Der Regenwald Band 91 Brücken und Tunnel Band 92 Papageien und Sittiche Band 93 Die Olympischen Spiele Band 94 Samurai Band 95 Haie und Rochen Band 96 Schatzsuche Band 97 Zauberer, Hexen und Magie Band 98 Kriminalistik Band 99 Sternbilder und Sternzeichen Band 100 Multimedia und virtuelle Welten Band 101 Geklärte und ungeklärte Phänomene Band 102 Unser Kosmos Band 104 Wölfe Band 105 Weltreligionen Band 106 Burgen Band 107 Pinguine Band 108 Das Gehirn Band 109 Das alte China Band 110 Tiere im Zoo Band 112 Fernsehen Band 113 Europa Band 114 Feuerwehr Band 115 Bären Band 116 Musikinstrumente Band 117 Bauernhof Band 118 Mittelalter Band 119 Gebirge Band 120 Polizei Band 121 Schlangen Band 122 Bionik Band 123 Päpste Band 124 Bergbau Band 125 Klima Band 126 Deutschland Band 127 Ernährung Band 128 Hamster, Biber und andere Nagetiere Band 129 Lkw, Bagger und Traktoren Band 130 Maya, Inka und Azteken Gedruckt in Europa. www.tessloff.com www.wasistwas.de 20.03.12 15:35 RE2_WIW_105_Weltreligion_3_7.qxp 08.03.2012 15:24 Uhr Seite 3 Inhalt Religionen der Welt Was bestimmt unser Leben? Was sind die ältesten Spuren von Religion? Wozu dienten Steinsetzungen? Woran glaubten die alten Ägypter? Gibt es eine „richtige“ Religion? Was sind Weltreligionen? Islam 4 5 5 6 7 7 Judentum Was ist das Volk Israel? Wer ist Abraham? Was wird beim Pessach-Fest gefeiert? Was ist das Laubhüttenfest? Warum hat der Chanukkaleuchter neun Kerzen? Was ist die Thora? Was ist ein Rabbiner? Was ist das Schma Israel? Wie wird der Sabbat gefeiert? Wozu dient die Synagoge? Sind die Juden ein Volk oder eine Religionsgemeinschaft? Was bedeutet Diaspora? 8 8 9 9 10 10 11 12 12 13 13 13 Christentum Woher kommt die christliche Religion? Wer war Jesus? Was ist die Bergpredigt? Warum wurde Jesus gekreuzigt? Was bedeutet die Kreuzigung für die Christen? Was feiern Christen zu Ostern? Was ist das Jüngste Gericht? Wer sind die Apostel? Was ist das Neue Testament? Was ist Mission? Was ist das Glaubensbekenntnis? Was ist die Kirchenspaltung? Was ist die Reformation? Was ist das Vaterunser? Was ist das Abendmahl? Wozu gibt es Kirchen? Was passiert im Gottesdienst? Was ist christliches Verhalten? 14 15 15 16 16 17 17 17 18 19 20 20 21 21 22 22 23 23 Was bedeutet Islam? 24 Wer war Mohammed? 24 Wie wurde Mohammed Prophet? 25 Was ist der Koran? 26 Was steht im Koran? 26 Lehnt der Islam die Bibel ab? 27 Wollte Mohammed eine neue Religion gründen? 28 Was verbindet Juden und Muslime? 28 Wie entstand die erste muslimische 29 Gemeinschaft in Medina? Was ist die Erlösung? 30 Was sind die fünf Pfeiler des Islam? 30 Was sagt das Glaubensbekenntnis? 30 Was ist die Armensteuer? 31 Was ist der Ramadan? 31 Wer unternimmt die Pilgerfahrt nach Mekka? 31 Wann und wie beten Muslime? 32 Was ist eine Moschee? 32 Wo ist der Islam heute verbreitet? 33 Hinduismus Was versteht man unter Hinduismus? Was ist das indische Kastensystem? Was sind Unberührbare? Was ist das Karma? Welche Wege zur Erlösung gibt es? Wie heißen die heiligen Schriften des Hinduismus? Welche Götter verehrt ein Hindu? 34 35 35 36 37 38 39 Buddhismus Wer war Buddha? Wie wuchs Siddhartha auf? Warum verließ Siddhartha den Palast? Was sind die vier edlen Wahrheiten? Was bedeutet Nirwana? Ist Buddha ein Gott? Was ist das Bodhisattva-Ideal? Was ist ein Stupa? Wo ist der Buddhismus verbreitet? Wer ist der Dalai-Lama? 40 41 41 42 43 44 45 46 46 47 Glossar 48 3 WIW_105_Weltreligion_14_23.qxp 12.02.2010 13:37 Uhr Seite 17 Schuld beladen. Nach christlicher Vorstellung nimmt Jesus stellvertretend die Schuld aller Menschen auf sich und tut dafür Buße, indem er den Opfertod am Kreuz stirbt. DAS KREUZ In fast allen Kirchen sind Darstellungen eines Kreuzes zu sehen. Oft ist ein Kreuz auch auf der Spitze des Kirchturmes befestigt. Das Kreuz soll die Gläubigen an das Sterben Jesu erinnern. Es ist ein Zeichen der Hoffnung, weil Christus den Menschen durch seinen Tod und seine Wiederauferstehung gezeigt hat, dass es ein ewiges Leben gibt. So zeigt eine griechische Ikone die Auferstehung der Toten zum Jüngsten Gericht: Christus steht auf dem zerbrochenen Tor zur Hölle und zieht Adam und Eva als Erste aus ihren Gräbern zu sich in den Himmel. Der Tod Jesu war für seine Jünger eine große Enttäuschung. Was feiern Sie verloren alle Christen zu Hoffnung, dass Ostern? das Reich Gottes, in dem Frieden und Liebe herrschen würden, jemals kommen würde. Die Evangelien berichten unterschiedlich über die Geschehnisse an Ostern. Im Johannes-Evangelium wird erzählt, dass drei Tage nach dem Tod Jesu eine der Frauen, die Jesus schon bei seinen Wanderungen begleitet hatten, zum Grab ging, um die Leiche zu waschen und zu ölen. Sie fand das Grab leer. Zunächst dachte sie, jemand hätte die Leiche gestohlen. Plötzlich jedoch stand Jesus vor ihr. Er war vom Tod wiederauferstanden. Sie eilte zu den anderen Jüngern und erzählte, was sie gesehen hatte. Zunächst glaubte man ihr nicht. In den nächsten Tagen erschien der wiederauferstandene Jesus auch den anderen Jüngern. Zu Ostern feiern die Christen das Fest der Auferstehung Jesu. Durch seinen Tod und die Auferstehung zeigte Jesus den Menschen, dass mit dem Tod nicht alles vorbei ist, sondern dass es ein ewiges Leben gibt. Jeder Christ lebt mit der Hoffnung, dass es nach dem Tod ein ewiges Leben bei Gott gibt. Nach christlichem Glauben werden am Ende der Welt die ToWas ist das ten auferweckt, Jüngste um im JüngsGericht? ten Gericht vor Gott zu treten. Dann erhält jeder Mensch von Gott das Urteil über sein Tun und Handeln. „Jüngstes Gericht“ bedeutet so viel wie letztes Gericht. Über das Jüngste Gericht und das Ende der Welt gibt es im Christentum unterschiedliche Vorstellungen. Neben der Anschauung, dass Gott alle Menschen am Ende zu sich holt, glauben andere Christen, dass im Jüngsten Gericht auch ewige Trennung von Gott ausgesprochen wird. Die Verurteilten werden an einen Ort verbannt, der fern von Gott ist: die Hölle. Da Christen an die Vergebung ihrer Schuld glauben, ist die Erwartung des Jüngsten Gerichts für sie nicht mit Angst verbunden. Sie hoffen darauf, dass Gott ihnen ihre Schuld vergibt. Nach seiner Auferstehung blieb Jesus noch einige Zeit bei den Jüngern, Wer sind die Apostel? bis er vor ihren Augen in einer Wolke verschwand. Christen feiern diese Begebenheit am Himmelfahrtstag, dem sechsten Donnerstag nach Ostern. Bevor er wegging, gab Jesus den Jüngern noch einen Auftrag: Sie sollten in die ganze Welt gehen und den Menschen die Botschaft, das Evangelium (griechisch: „die frohe Botschaft“) von seinem Tod und seiner Auferstehung bringen. Alle sollten davon hören, dass Gott den Menschen ewiges Leben schenkt. Und jeder, der an die Auferstehung Jesu glaubt, sollte getauft werden. 17 WIW_105_Weltreligion_14_23.qxp 12.02.2010 13:37 Uhr Die Menschen, die Jesus nach seiner Auferstehung aussandte, um allen Leuten von ihm zu erzählen, sind die Apostel. Apostel kommt aus dem Griechischen und heißt „Sendbote“. Eine herausragende Stellung unter den Aposteln nahmen Petrus und Paulus ein. Petrus hieß ursprünglich Simon. Seinen zweiten Namen, der auf Deutsch „Fels“ bedeutet, gab ihm Jesus. Er machte Petrus zum Oberhaupt der ersten christlichen Gemeinde. Paulus hatte nicht zu den Jüngern gehört. Er war zuerst ein Gegner der Christen gewesen. Doch nach einer Begegnung mit dem auferstandenen Christus wurde er zu einem überzeugten Prediger. Er unternahm viele Reisen, um den Menschen von Jesus zu erzählen, und gründete viele christliche Gemeinden. Diese Zeichnung aus einer Bibelhandschrift aus dem 12. Jahrhundert zeigt den Evangelisten Matthäus bei der Niederschrift des Evangeliums. 18 Seite 18 Durch die Taufe wird man in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen. In manchen christlichen Gemeinden wird man erst getauft, wenn man alt genug ist, um sich selbst dafür zu entscheiden, Christ zu sein. Bei kleinen Kindern tun dies stellvertretend die Eltern und die Paten. Der Pfarrer übergießt den Täufling im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes dreimal mit Wasser. Manchmal wird der Täufling auch ganz unter Wasser getaucht. Der erste Teil der Bibel besteht aus 39 hebräischen SchrifWas ist ten, die vor der das Neue Zeit Jesu entTestament? standen sind und im jüdischen Gottesdienst benutzt werden. Diese Schriften werden von den Christen Altes Testament genannt. Darin wird oft die Hoffnung auf den Messias beschrieben. Im Alten Testament stehen auch die Zehn Gebote, die Mose von Gott erhielt. Sie gelten auch für alle Christen. Das Neue Testament ist der zweite Teil der Bibel, den nur die Christen anerkennen. Hier wurden Berichte über das Leben Jesu und Briefe der ersten Gemeinden gesammelt. Diese Berichte, die Evangelien genannt werden, bilden zusammen mit Briefen, die zwischen den ersten Gemeinden verschickt worden waren, das Neue Testament. Die meisten dieser Briefe stammen von Paulus. Das Wort Testament kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Zeugnis“. Die Evangelien wurden von frühen Christen aufgeschrieben, die die Taten KIRCHE Mit dem Wort Kirche bezeichnet man nicht nur das Gotteshaus, sondern auch die christliche Glaubensgemeinschaft. HEILIGER GEIST Christen glauben, dass Gott ihnen immer und überall durch seinen Geist nahe ist. Der Ausdruck Heiliger Geist bezeichnet die Kraft und die Gegenwart Gottes. Auf Bildern wird der Heilige Geist oft als Taube dargestellt. PFINGSTEN Das Pfingstfest wird am fünfzigsten Tag nach Ostern, am zweiten Sonntag nach Himmelfahrt, gefeiert. An diesem Tag kam der Heilige Geist über die Apostel, und sie begannen, von Jesus zu predigen. Viele Menschen, die sich damals gerade zum jüdischen Schawuotfest in Jerusalem versammelt hatten, hörten sie und konnten sie verstehen. Darüber wunderten sich alle sehr, denn die Leute kamen aus ganz unterschiedlichen Ländern. Nach der Predigt ließen sich etwa 3 000 Menschen taufen. Sie bildeten die erste christliche Gemeinde. Darum gilt Pfingsten als Geburtstag der Kirche. WIW_105_Weltreligion_14_23.qxp DIE BIBEL Heute ist die Bibel wahrscheinlich das meistgedruckte Buch 12.02.2010 13:37 Uhr Seite 19 Jesu miterlebt oder davon gehört hatten. Im Neuen Testament gibt es vier Evangelien, die nach den Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes benannt sind. auf der Welt. Ungefähr drei Milliarden Bibeln oder Bibelteile sind in rund zweitausend Sprachen verbreitet worden. CHRISTENVERFOLGUNG Die römischen Kaiser ließen sich von ihren Untertanen wie Götter verehren. Die Christen weigerten sich, das zu tun, weil sie nur an den einen, allmächtigen Gott glaubten. Der römische Kaiser sah darin aber eine gefährliche Missachtung seiner Macht. Viele Christen wurden gefangen genommen, als Sklaven verkauft oder getötet. Kreuzritter vor der Stadt Jerusalem. Jerusalem ist für alle Christen eine heilige Stadt, denn dort ist Jesus gestorben und wiederauferstanden. Als Jerusalem im Mittelalter von muslimischen Arabern erobert wurde, unternahmen die Christen Europas Kreuzzüge, um die Heilige Stadt von den „ungläubigen“ Muslimen zu befreien. Ein erklärtes Ziel des Christentums war und ist die Verbreitung der BotWas ist Mission? schaft von Jesus Christus, um möglichst viele Menschen für den Glauben zu gewinnen und, entsprechend dem christlichen Auftrag, durch die Taufe in die christliche Gemeinschaft aufzunehmen. Das Bemühen, Menschen zum Christentum zu bekehren, wird Mission genannt. Schon im ersten Jahrhundert nach Christus entstanden in fast allen Gebieten des Römischen Reiches christliche Gemeinden. Eine der ers- ten großen Gemeinden entstand in Rom. Die Oberhäupter der Gemeinden wurden Bischöfe genannt. Einige römische Kaiser ließen die Christen verfolgen, weil sie in der neuen Religion eine Gefahr sahen. Trotz der Verfolgung breitete sich der Glaube an Jesus Christus jedoch im gesamten Gebiet um das Mittelmeer aus. Im 4. Jahrhundert verbesserte sich die Situation der Christen. Der römische Kaiser Konstantin gewährte ihnen 313 das Recht zur freien Religionsausübung und bekannte sich selbst zum Christentum. Die inzwischen größer gewordene christliche Kirche wurde nun anerkannt und 391 zur Staatsreligion erklärt. Am Ende des Mittelalters war fast ganz Europa christlich. Von dort aus wurden Missionare in die ganze Welt ausgeschickt, die möglichst alle Menschen zum Christentum bekehren sollten. WIW_105_Weltreligion_14_23.qxp 12.02.2010 13:37 Uhr Seite 20 Christen aus aller Welt haben sich vor dem Petersdom in Rom versammelt. Unter dem roten Baldachin sitzt der Papst, der einen Gottesdienst hält. Der Petersdom in Rom ist auf einer antiken Grabstätte gebaut, die als das Grab des Apostels Petrus gilt. DER PAPST Der Papst sieht sich als Nachfolger von Petrus, den Jesus zum Oberhaupt der ersten christlichen Gemeinde ernannt hatte. Auf einem Konzil (Versammlung kirchlicher Würdenträger), das Was ist das im Jahre 325 in GlaubensNicäa stattfand, bekenntnis? einigte man sich auf ein gemeinsames Glaubensbekenntnis. Heute wird meistens das sogenannte apostolische Glaubensbekenntnis gesprochen: „Ich glaube an Gott den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde …“ Wenn Christen diese Worte sprechen, bekennen sie ihren Glauben daran, dass Gott die Welt geschaffen hat, dass Jesus Christus gestorben und auferstanden ist und die Menschen mit Gott versöhnt und dass Gott durch seinen Geist bei ihnen ist. Der Patriarch Alexej II. von Moskau. Die orthodoxen Priester tragen kostbare Gewänder, und die Kirchen sind prächtig geschmückt. 20 Im Laufe der Zeit hatten sich zwei Zentren des christlichen Was ist Glaubens herdie Kirchenausgebildet: spaltung? Rom im Westen und Byzanz (das heutige Istanbul) im Osten. Im 8. und 9. Jahrhundert brach zwischen den Kirchen in Byzanz und Rom der sogenannte Bilderstreit aus. In Byzanz hatte sich die Verehrung von Ikonen entwickelt. Rom dagegen verurteilte die Anbetung von Bildern als Götzendienst. Der Streit um diese und andere Glaubensfragen, bei dem es auch um politische Macht ging, führte 1054 zur Spaltung in zwei christliche Glaubensgemeinschaften: die katholische Kirche in Rom und die orthodoxe Kirche in Byzanz. Nach der Eroberung von Byzanz durch die Muslime 1453 wurde Moskau das Zentrum der (russisch-) orthodoxen Kirche. Daneben gibt es noch andere selbstständige Kirchen, wie die griechisch-, armenisch- und serbisch-orthodoxe Kirche. Das Oberhaupt der katholischen Kirche ist der Papst in Rom, das der russisch-orthodoxen Kirche der Patriarch in Moskau. Deshalb beansprucht er, das Oberhaupt aller Christen zu sein. Er wird aber nur von Angehörigen der katholischen Glaubensrichtung anerkannt. Russische Ikone mit Maria und dem Jesuskind IKONEN Als heilige Bilder genießen Ikonen in der orthodoxen Kirche große Verehrung. Sie stellen Christus, Maria mit dem Jesuskind oder Heilige dar. Typisch für Ikonen ist der goldene Hintergrund. Alle orthodoxen Kirchen sind mit diesen Bildern geschmückt. WIW_105_Weltreligion_14_23.qxp 12.02.2010 13:37 Uhr Seite 21 PROTESTANTISMUS Eine andere Bezeichnung für die evangelische Kirche ist protestantische Kirche. Ihre Anhänger nennt man Protestanten. Der Name geht auf ein Ereignis zurück, als eine Gruppe von Reformern, die evangelischen Reichsstände, 1529 vor dem Reichstag in Speyer gegen ein Reformverbot der katholischen Kirche öffentlich protestierte. KONFESSIONEN Die verschiedenen, getrennten Gruppen des Christentums nennt man Konfessionen (Bekenntnisse). Am weitesten verbreitet sind zurzeit die orthodoxe, die katholische und die evangelische Konfession. Orthodoxe Christen findet man besonders in Osteuropa. In Südeuropa ist der Katholizismus am weitesten verbreitet, im Norden der Protestantismus. DREIEINIGKEIT Ein Bestandteil christlicher Glaubensbekenntnisse ist die Dreieinigkeit. Gott wird als ewiger Vater, der die Welt geschaffen hat, als Sohn, der die Welt erlöst, und als Heiliger Geist, der den Menschen beisteht, verehrt. Die Dreieinigkeit ist etwas schwer zu verstehen. Sie bedeutet nicht, dass es sich um drei verschiedene „Götter“ handelt. Gott ist alles in einem. Martin Luther (1483–1546) auf einem Gemälde von Lukas Cranach Im 16. Jahrhundert kam es in Mitteleuropa zu einer weiteren großen Trennung Was ist die Reformation? in der Kirche. Einige Menschen waren der Meinung, dass sich das Christentum zu weit von der Lehre und den Ideen Jesu entfernt hatte. Deshalb beschlossen sie, die Kirche zu erneuern. Reformation bedeutet eine Erneuerung, in der man sich auf die Ursprünge besinnt. Zwei der wichtigsten Reformatoren waren der Deutsche Martin Luther und der Schweizer Johann Calvin. Martin Luther hatte das Neue Testament genau studiert und etwas wiederentdeckt, was damals in der kirchlichen Tradition in den Hintergrund getreten war: dass ein Mensch sich Gottes Gnade nicht verdienen oder erkaufen kann, sondern nur durch Glauben und Vertrauen auf Jesus Christus gewinnt. Deshalb wandte sich Luther öffentlich gegen den damals üblichen Handel mit Ablassbriefen. Ablassbriefe waren kirchliche Urkunden, die dem Käufer die Ermäßigung der Strafe für be- stimmte Sünden ohne Beichte und Buße bescheinigten. Daraus entwickelte sich bald eine große Auseinandersetzung über viele wichtige Fragen des christlichen Glaubens. So ließ Luther von den sieben Sakramenten der katholischen Kirche nur Taufe und Abendmahl gelten, weil nur diese sich seiner Meinung nach direkt aus der Bibel ableiten lassen. Die Reformatoren kritisierten auch, dass viele Bischöfe damals sehr nach Macht und Reichtum strebten und wie Fürsten lebten. Jesus selbst hatte dies nicht getan und die Menschen ermahnt, ihren Besitz mit anderen zu teilen. Außerdem lehnten die Reformatoren den Papst in Rom als Oberhaupt der Kirche ab. Schließlich kam es so weit, dass sich die evangelische von der katholischen Kirche abspaltete. Ursprünglich hatte diese Trennung niemand gewollt. Nach dem Augsburger Religionsfrieden 1555 entschied jeder Landesherr, welche Konfession in seinem Gebiet gelten sollte. Als Reaktion auf die Reformation hat sich auch die katholische Kirche später gründlich erneuert. Doch die Spaltung der Kirche blieb bestehen. Erst heute besinnen sich beide Konfessionen in der ökumenischen Bewegung auf ihre Gemeinsamkeiten. Christen beten im Gottesdienst oder für sich allein. Im Gebet danken sie Gott, Was ist das Vaterunser? sprechen ihre Sorgen aus oder bitten für andere, die in Not sind. Oft beten sie miteinander ein Gebet, das schon Jesus mit seinen Jüngern gesprochen hat. Es steht im Matthäus-Evangelium. Dieses Gebet heißt nach den beiden Anfangsworten: „Vater unser“. 21 WIW_105_Weltreligion_24_48.qxp 12.02.2010 14:08 Uhr Seite 48 Glossar Allah Arabisch für „der Gott“. Apostel Menschen, die Jesus ausschickte, um von seiner Auferstehung zu berichten. Atman Im hinduistischen Glauben die Seele. Bar/Bat Mizwa Jüdisches Volljährigkeitsfest. Bibel Heiliges Buch der Juden und Christen. Besteht aus dem Alten und dem Neuen Testament. Das Neue Testament wird nur von den Christen anerkannt. Bismillah Muslimisches Gebet. Bodhisattva Einer, der die Erleuchtung erreicht hat, aber freiwillig auf das cNirwana verzichtet, bis alle anderen Menschen auch dort sind (Buddhismus). Brahma Im hinduistischen Glauben „das Göttliche“. Chanukka Jüdisches Fest zur Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem, der 167 v. Chr. verwüstet worden war. Dekalog Die Zehn Gebote im Alten Testament, die Mose vom Berg Sinai mitbrachte. Dharma Nach hinduistischem Glauben die göttliche Weltordnung. Diaspora Leben der Juden in der „Zerstreuung“, das heißt fern des „gelobten Landes“. Heute wird das Wort auch für Angehörige anderer Religionen gebraucht. Dschihad Arabisch für: „Anstrengung für Allah“. Evangelium Berichte über das Leben Jesu im Neuen Testament, nach den vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes benannt. Exodus Auszug der Juden aus Ägypten unter Führung von Mose. Guru Hinduistischer Lehrer. Hidschra Jahr des Auszugs Mohammeds nach Medina am 16. Juni 622; Beginn der muslimischen Zeitrechnung. Ikone Heiliges Bild in der orthodoxen Kirche. Imam Vorbeter (Islam). 48 Jom Kippur Jüdischer Versöhnungstag. Jüngstes Gericht Ende der Welt, an dem Gott entscheidet, wer erlöst wird (Islam, Christentum). Kaaba Wichtigstes Heiligtum der Muslime in Mekka. Karma Summe aller guten und schlechten Taten; entscheidet über Wiedergeburt (Hinduismus). Kaschrut Jüdische Speisegesetze. Kaste Hinduistische Bevölkerungsgruppe. Kippa Kleine Kappe, die jüdische Männer beim Gebet tragen. Kommunion Austeilung von Brot bzw. Brot und Wein bei Eucharistie bzw. Abendmahl (Christentum). Konfession Glaubensrichtung; religiöses Bekenntnis. Koran Heiliges Buch der Muslime; enthält Gottes Wort, das er Mohammed offenbarte. Koscher Der cKaschrut entsprechend (Judentum). Mantra Heiliges Wort oder Vers, wird beim Gebet gesprochen (Hinduismus). Menora Siebenarmiger Leuchter (Judentum). Messias Erlöser, den Gott nach jüdischer Vorstellung schickt. Mesusa Kleines Röhrchen, enthält cSchma Israel, an Türen befestigt (Judentum). Monotheismus Glaube an einen einzigen Gott. Moschee Islamisches Gebetshaus. Nirwana Erlösung im buddhistischen Glauben. Ostern Auferstehungsfest Jesu. Pessach Jüdisches Osterfest; Feier des Auszugs aus Ägypten. Polytheismus Glaube an viele Götter. Prophet Mensch, der Gottes Wort verkündet, das dieser ihm offenbart hat. Rabbiner (Rabbi) Jüdischer religiöser Lehrer. Studiert und erklärt die heiligen Schriften. Ramadan Muslimischer Fastenmonat. Reformation Erneuerungsbewegung in der christlichen Kirche, die zur Spaltung in die evangelische und katholische Kirche führte. Sabbat Jüdischer Feiertag (Samstag). Schahada Muslimisches Glaubensbekenntnis. Scharia Islamisches Recht; Grundlage ist der Koran. Schawuot Jüdisches Erntedankfest und Erinnerung an die Zehn Gebote. Schma Israel Jüdisches Glaubensbekenntnis. Stupa Buddhistischer Kultbau. Stupas enthielten ursprünglich die Asche Buddhas. Sure Abschnitt des Korans. Synagoge Jüdisches Gebets- und Versammlungshaus. Tallit Gebetsumhang (Judentum). Talmud Kommentare (Erklärungen) zur Thora. Tefillin Kleine Lederkapseln an Riemen. Sie werden auf der Stirn und auf der linken Hand getragen und enthalten das cSchma Israel. Tenach Heilige Schriften der Juden, Altes Testament der cBibel. Thora Die fünf Bücher Mose. Erster Teil des Alten Testaments der cBibel. Umma Islamische Gemeinde. Veda Heilige Schriften der Hindus. Weihnachten Geburtsfest Jesu. Yoga Körperliche und geistige Übungen (Hinduismus).