heute Aussenpolitik http://publicaciones.administracion.es Diese Borschüre ist ein Auszug aus dem Buch “ España Hoy 2007” das in spanischer Sprache auch im Internet verfügbar ist unter http://www.la-moncloa.es Herausgegeben von Ministerio de la Presidencia NIPO: 000-07-022-7 KAPITEL IV AUSSENPOLITIK AUSSENPOLITIKAUS SENPOLITIKAUSSENPOL ITIKAUSSENPOLITIKAUSS ENPOLITIKAUSSENPOLITI KAUSSENPOLITIKAUSS ENPOLITIKAUSSENPOLIT SPANIEN UND DIE EUROPÄISCHE UNION Die Europäische Union wurde als weltoffene Organisation auf den gemeinsamen Grundsätzen der Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Achtung der Menschenrechte gegründet. Zu ihren strategischen Zielen gehört die Festigung eines stabilen und geeinten Europas mit einer eigenen Stimme auf der internationalen Bühne. Die Verantwortung und der Einfluss der EU nehmen weltweit zu, in dem Maße wie ihre Wirtschaft, Handelstätigkeit und Diplomatie an Gewicht gewinnen: Sie ist die erste Handelsmacht in der Welt, verfügt über eine führende Währung und ist der wichtigste Geber für humanitäre Hilfe. Die ersten Schritte im Aufbau Europas (Gründung der Europäischen Gemeinschaften durch die Verträge von 1951 und 1957) erfolgten noch ohne Beteiligung Spaniens, dessen politisches Modell noch nicht die Voraussetzungen erfüllte, die von den Gründungsstaaten des Projekts Europa ausbedungen wurden. Die Aufnahme eines zielstrebigen Annährungsprozesses musste noch bis zur Demokratisierung des politischen Lebens in Spanien (auch als Transición bekannt) warten. Gleichwohl trugen sich bereits vor der Transición zwei entscheidende Ereignisse zu, die unserem Land endgültig den Weg zu seiner Integration weisen sollten. Zunächst richtete die Regierung Spaniens am 9. Februar 1962 einen Antrag für ein Assoziierungsabkommen an den Rat der EG und später wurde am 29. Juni 1970 ein Präferenzabkommen mit der Europäischen Gemeinschaft geschlossen, welches die schrittweise Eingliederung der spanischen Wirtschaft in den Gemeinsamen Markt ermöglichte. Mit dem förmlichen Beitrittsgesuch der spanischen Regierung an den Europäischen Rat begann schließlich am 26. Juli 1977 der eigentli- che Beitrittsprozess, welcher in der Aufnahme Spaniens in die Europäische Gemeinschaft gipfelte. Eine der Bedingungen, die für einen Beitritt gestellt wurden, betraf die Einführung der Demokratie in unserem Land. Unter der Regierung von Aldolfo Suárez erhielten die Beziehungen zu Europa einen entscheidenden Impuls mit der Aufnahme eines direkten und zielgerichteten Dialogs, der am 5. Februar 1979 zur Aufnahme der Verhandlungen über den EG-Beitritt Spaniens führten. Auch die nachfolgenden Regierungen Spaniens arbeiteten begeistert an der Umsetzung der verschiedenen Phasen zur Aufnahme Spaniens in die EG. Die weiteren Verhandlungen mit der EG wurden unter den Regierungen von Leopoldo Calvo-Sotelo, welcher Spanien in die NATO führte, sowie von Felipe González geführt, wozu sie auf eine breite Zustimmung und Unterstützung durch die im Parlament vertretenen Parteien bauen konnten. Die Verhandlungen zogen sich über sieben Jahre hin, in denen sich die spanische Wirtschaft an das EG-Niveau anpassen musste. Dazu bestimmte die EG Übergangsperioden für die landwirtschaftliche Erzeugung und den Fischfang wie auch für andere Bereiche (wie etwa in Fragen der Zollunion der Monopole und Dienstleistungen), um den Weg für eine sukzessive Integration einiger wichtiger Wirtschaftssektoren zu ebnen. Am 12. Juni 1985 endlich unterzeichnete Spanien zusammen mit Portugal den Vertrag über den Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft. Nach der Unterzeichnung des Vertrags in Lissabon setzten in Madrid im Säulensaal des Königspalastes auch der Regierungschef (Felipe González), der Außenminister (Fernando Morán), der Staatssekretär für EG-Angelegenheiten (Manuel Marín) und der Ständige Botschafter Spaniens bei der EG (Gabriel Ferrán) ihre Unterschrift unter den EG-Beitrittsvertrag, welcher anschließend im spanischen Parlament einstimmig ratifiziert wurde. 20-jähriges Jubiläum Seit Unterzeichnung des EG-Beitrittsvertrags durch Spanien sind nun 20 Jahre verstrichen, Aussenpolitik 89 Der ehemalige Regierungspräsident Felipe González unterzeichnet den EG-Beitrittsvertrag in Gegenwart des spanischen Königs weshalb wir eine Bilanz über die Wegstrecke ziehen können, die Spanien in der Europäischen Gemeinschaft und heutigen Europäischen Union zurückgelegt hat. Diese Jahre gehören zu den wichtigsten Abschnitten in der jüngeren Geschichte unseres Landes. Die politische Konsolidierung und Entwicklung unserer Gesellschaft wie unserer Wirtschaft sind heute eine Realität, auf die wir tatkräftig hingearbeitet haben, wobei unsere Eingliederung in den europäischen Integrationsprozess entscheidend zu ihrer Modernisierung, ihrem Wachstum und zur Kohäsion beigetragen hat. Die Europäische Union hat ihre Großmut gegenüber Spanien und der spanischen Gesellschaft unter Beweis gestellt. Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung, derer sich Spanien erfreut, ist teilweise dem europäischen Integrationsprozess selbst zu verdanken. Anhand einer Reihe von Eckdaten lässt sich mit aller Klarheit aufzeigen, was die Zugehörigkeit zu Europa in den vergangenen 20 Jahren bedeutet hat. Aus wirtschaftlicher Sicht ist unserem Land als Nettoempfänger aus der EU seit 1987 jährlich 0,8 % unseres Bruttoinlandsprodukts zugeflossen. Das Pro-Kopf-Einkommen lag 1986 bei gerade mal 68 % des EG-Durchschnitts und beträgt heute laut letzten Schätzungen 89,6 % in einem Europa der 15 sowie 97,7% im Europa der 25. Mit den Fördermitteln der EU wurden in Spanien jährlich 300.000 Arbeitsplätze geschaffen. Schließlich entfallen 90% der ausländischen Investitionen, die Spanien empfängt, auf die EU. Die spanischen Ausfuhren gehen zu ca. 75 % in die EU, aus der wiederum 66 % unserer Einfuhren stammen. Auf eingehendere Zahlenwerke soll hier zwar verzichtet werden, einige Angaben aus dem Sektor öffentliche Bauten und Infrastrukturen sind jedoch zur Veranschaulichung besonders aufschlussreich. So wurden vier von zehn Kilometern der Autobahnen, die unser Staatsgebiet durchziehen, aus Gemeinschaftsmitteln finanziert. Weitere Großprojekte, die dank der Unterstützung durch die Europäische Investitionsbank verwirklicht werden konnten, sind die Erweiterungen der Flughäfen in Madrid und Barcelona, die U-Bahn in Sevilla, die Stadt der Künste und Wissenschaften in Valencia oder der Ausbau des Hafens von Las Palmas. In soziokultureller Hinsicht kamen Mittel aus dem Sozialfonds allein zwischen 2000 und 2003 knapp 16 Mio. Spaniern zugute. Den Jüngeren haben sich neue Chancen durch Bildungsprogramme wie Lingua oder Erasmus geöffnet, die bisher bereits von 180.000 spanischen Studenten beansprucht wurden. In Fragen Gesundheitswesen verfügen Spanier für Reisen in Mitgliedsstaaten über die Europäische Gesundheitskarte, welche ihnen eine ärztliche und gegebenenfalls auch chirurgische Behandlung gewährleistet. Und zu kulturellen Belangen sei allein auf die zahlreichen, von der Europäischen Kommission finanziell unterstützten Projekte verwiesen wie die Restaurierung des Löwenhofs in der Alhambra in 90 Granada, des Klosters Guadalupe oder die Restaurierung des Opernhauses in Barcelona nach dem verheerenden Brand. All diese Fakten belegen beispielhaft, wie viel Spanien durch Europa geholfen wurde. Nun hat Spanien allerdings auch Beiträge für Europa geleistet. Im Laufe dieser 20 Jahre seit dem EUBeitritt Spaniens ist unser Land zu einem der aktivsten Mitgliedsstaaten geworden, was den Entwurf neuer Initiativen im Rahmen der EU betrifft. Wie sehr Spanien zur Ausgestaltung der EU in seinen heutigen Konturen beigetragen hat, wird exemplarisch deutlich in vielfältigen Entwicklungen: die Schaffung der EU-Bürgerschaft als Konzept für die Annäherung der Bürger als Begünstigten des europäischen Projekts an die Politiken der Union; der entschiedene Einsatz für ein soziales Europa einhergehend mit dem Ansatz einer Wirtschafts- und Währungsunion (Festigung des Euro als Einheitswährung); Verteidigung des Grundsatzes der wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Kohäsion der EU; die Schaffung von Arbeitsplätzen als Motor für diesen Zusammenhalt im Rahmen der Lissabon-Strategie, mit welcher die Union zu einem der dynamischsten und wohlhabendsten Wirtschaftsräumen werden soll, oder die Schaffung eines tatsächlichen Raums der Freiheit, Sicherheit und des Rechts. Daneben engagiert sich Spanien auch aktiv in den auswärtigen Beziehungen der Europäischen Union, indem es sich für die Stabilität in der Mittelmeerregion einsetzt, vermittelnd im Friedensprozess im Nahen und Mittleren Osten tätig ist, Impulse für den Barcelona-Prozess setzt und sich schließlich auch für die Annäherung zwischen der EU und Lateinamerika einsetzt. Die Spanier haben sich in diesen 20 Jahren für das Projekt Europa entschieden eingesetzt. Dies beweist nicht zuletzt auch die Volksabstimmung am 20. Februar 2005, bei der ein hoher Anteil der Wählerschaft (76%) für den Vertrag über eine Verfassung für Europa stimmte und damit sein Engagement für die Zukunft Europas unter Beweis stellte. Aktive Mitwirkung Spaniens in der EU Spanien hat bei einigen Initiativen der EU federführend mitgewirkt und diese mit besonde- rem Engagement unterstützt. Einige Schlagworte in diesem Zusammenhag sind: • Durchsetzung und Konsolidierung eines Europas der Bürger und Umsetzung dieser Prämisse in konkrete Maßnahmen (Begriff der EUBürgerschaft, EU-Reisepass usw.) • Postulat eines sozialen Europas parallel zu einem wirtschaftlichen und monetären Europa durch eine Verteidigung und Verwirklichung der wirtschaftlichen und sozialen Kohäsion der Europäischen Union sowie durch die Schaffung von Arbeitsplätzen als Motor dieser Kohäsionspolitik. • Schwerpunktmäßige Gestaltung einer Gemeinschaftspolitik in den Bereichen Justiz und Inneres insbesondere in bezug auf den Kampf gegen internationale Verbrecherorganisationen, Drogenhandel und Terrorismus. • Ausweitung und Institutionalisierung der Beziehungen zwischen EU und Lateinamerika. Wichtigstes Forum waren dabei die Gipfeltreffen EU-Lateinamerika/Karibik in Río de Janeiro (Juni 1999), Madrid (Mai 2002), Guadalajara (Mexiko, Mai 2004) und Wien (Mai 2006). • Politische Stabilität in der Mittelmeerregion durch eine intensive Zusammenarbeit mit den Mittelmeeranrainern Nordafrikas, aktive Vermittlungstätigkeit für den Friedensprozess im Nahen Osten und Veranstaltung einer Konferenz in Barcelona über Sicherheit und Kooperation im Mittelmeerraum (November 1995) sowie der Europa-Mittelmeer Gipfel (November 2005). Seit seinem EU-Beitritt 1986 hatte Spanien drei mal die EU-Ratspräsidentinne schaft: • Erstes Halbjahr 1989: Auf dem Madrider Gipfel im Juni wurde der Delors-Bericht verabschiedet, welcher den Vertrag über die Europäische Union bzw. Vertrag von Maastricht aus dem Jahr 1992 vorbereitete. • Zweites Halbjahr 1995: Auf der Tagung des Europäischen Rats im Dezember 1995 in Madrid fiel der Beschluss für den Euro als Namen der künftigen europäischen Währung. Weiterhin wurde die Euro-Mediterrane Partnerschaft – auch Barcelona-Prozess genannt – eingeleitet. • Erstes Halbjahr 2002: Die ersten EuroMünzen und Noten kommen in Umlauf. Aussenpolitik 91 SPANIEN IN INTERNATIONALEN ORGANISATIONEN Spanien ist Mitglied in allen wichtigen Internationalen Organisationen und unterhält ständige Vertretungen bei den Vereinten Nationen, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ebenso wie bei der Europäischen Union. Bei seiner Amtseinführung erklärte Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero vor dem Plenum des spanischen Parlaments am 15. April 2004, der Anspruch der Vereinten Nationen als zuverlässiger Garant für Frieden und Sicherheit in der Welt sei einer der tragenden Eckpfeiler der neuen Außenpolitik seiner Regierung. Als wesentliche Elemente dieser Außenpolitik betonte er die strikte Einhaltung der völkerrechtlichen Legalität, die Reform und Stärkung der internationalen Friedensinstrumente sowie die Entwicklungszusammenarbeit. Vereinte Nationen Spanien tritt für die Organisation der Vereinten Nationen ein, die als sicherer Garant über Frieden und internationale Sicherheit wacht, weshalb gerade die Zusammenarbeit mit dieser Organisation einer der tragenden Eckpfeiler in der auswärtigen Politik der spanischen Regierung ist. Zu den wesentlichen Elementen dieser Politik zählen unter anderen die rigorose Beach- tung der völkerrechtlichen Legalität und die Grundwerte der Charta der Vereinten Nationen. Die Organisation der Vereinten Nationen als maßgebende Drehscheibe eines funktionierenden Multilateralismus muss in der Lage sein, den Erfordernissen und Herausforderungen, vor die sich die internationale Gemeinschaft gestellt sieht und die allein durch eine konzertierte und solidarische Antwort bewältigt werden können, auf wirksame Weise zu begegnen. Daher unterstützt Spanien als achtgrößter Beitragszahler im ordentlichen Haushalt der Vereinten Nationen entschieden den laufenden Reformprozess dieser Organisation aus der Überzeugung, dass, soweit Entwicklung, Frieden, Sicherheit und Menschenrechte die prioritären Maßnahmen auf der internationalen Agenda sind, zur Verwirklichung dieser Agenda eine Optimierung und Stärkung der UN-Institutionen sowie ihrer internen Verwaltung ebenso unerlässlich wie dringlich ist. Im Rahmen der Vereinten Nationen werden verschiedene Fragen behandelt, denen die spanische Regierung maximale Bedeutung beimisst. An erster Stelle steht der Kampf gegen Terrorismus, den es stets auf der Grundlage der staatsrechtlichen und völkerrechtlichen Legalität sowie unter Achtung der Menschenrechte und der Vereinten Nationen zu führen gilt. Diese Überzeugung wurde am 18. April 2004 unterstrichen, als Regierungspräsident José Luis Rodríguez Zapatero unmittelbar nach seiner Wahl den Abzug der in den rechtswidrigen Krieg gegen Irak entsendeten spanischen Truppen anordnete. An zweiter Stelle bekräftigt Spanien seine Beteiligung an Friedensmissionen. Unser politi- König Juan Carlos begrüßt den ehemaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan beim 15. IberoamerikaGipfel im Oktober 2005 in Salamanca 92 sches Engagement findet dabei seinen konkret Niederschlag in der Entsendung von Truppenkontingenten nach Afghanistan und Haiti – in beiden Fällen unter dem ausdrücklichen Mandat des Sicherheitsrats – sowie nach Libanon. An dritter Stelle ist der Vorschlag des Regierungspräsidenten im September 2004 vor der UN-Vollversammlung zur Schaffung einer Allianz der Zivilisationen zwischen dem Westen und der arabisch-islamischen Welt hervorzuheben. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen griff diese Initiative auf und setzte ein hochrangiges Panel ein, das die Initiative konkretisieren und seine Empfehlungen im September 2006 vorstellte. Die vierte Priorität betrifft die spanische Unterstützung der 2000 in der Millenium Erklärung formulierten Ziele in bezug auf Entwicklung, Beseitigung der Armut und Umweltschutz. Parallel zur Umsetzung dieser Millenium-Ziele hat Spanien bereits eine politische Verpflichtung als Teilnehmerstaat an der Allianz gegen Hunger unterzeichnet, welche von Brasiliens Staatspräsident Lula initiiert wurde und neue Finanzierungsinstrumente für die Entwicklungshilfe zu etablieren sucht. Weiterhin hat die spanische Regierung ihren Willen bekräftigt, die staatliche Entwicklungshilfe auf 0,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes wie auch die freiwilligen Beiträge zu den speziellen Fonds, Programmen und Agenturen des Systems der Vereinten Nationen aufzustocken. Ein fünftes maßgebliches Instrument betrifft die Notwendigkeit einer Erweiterung der internationalen Instrumente für Förderung und Schutz der Menschenrechte. Der spanische Regierungspräsident unterstrich wiederholt als Ziele in diesem Zusammenhang die Ratifizierung des Fakultativprotokolls der UN-Konvention gegen Folter – welches von Spanien bereits ratifiziert wurde –, die weltweite Abschaffung der Todesstrafe, den Kampf gegen Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen, die Unterbindung der Diskriminierung aus Gründen der geschlechtlichen Orientierung, den Schutz von Minderjährigen sowie den Kampf gegen den Missbrauch und die Ausbeutung von Kindern und schließlich auch die strenge Beachtung der Menschenrechte im Kampf gegen Terrorismus und Verbrechen. Gleichzeitig vertritt Spa- nien den Standpunkt, dass Frieden und Sicherheit die Einhaltung der Legalität voraussetzen, weshalb es die Arbeit der Internationalen Gerichtshöfe verteidigt, für die Universalität eintritt und eine effiziente Arbeit des Strafgerichtshofs unterstützt, dessen sechstgrößter Beitragszahler Spanien ist. Weitere UN-Organisationen und Programme Spanien ist Mitglied in zahlreichen nachgeordneten Sonderorganisationen der Vereinten Nationen und beteiligt sich an vielen ihrer Programme. So gehört Spanien beispielsweise der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO) seit ihrer Gründung 1966 an. Spanien war regelmäßig Mitglied ihrer Aufsichtsorgane und wurde im Dezember 2005 bis Ende 2009 wiedergewählt. Der Weltgesundheitsorganisation trat Spanien 1951 bei und hat sich seither stets als aktives Mitglied an ihr beteiligt. Die spanische Gesundheitsministerin Elena Salgado bekleidete den Vorsitz der Weltgesundheitsversammlung im Mai 2005 und leitete die Sitzungen bis Mai 2006. In der UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO) ist Spanien der achtgrößte Beitragszahler. Zum Stand vom 31. Dezember 2005 waren 61 Spanier bei dieser Einrichtung beschäftigt, davon 3 in leitenden Stellungen tätig. Weiterhin ist Spanien seit 1953 Mitglied in der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO), deren Generaldirektor zwischen 1987 und 1999 der Spanier Federico Mayor Zaragoza für drei aufeinanderfolgende Mandate war. Auch zählt unser Land zu den 150 Mitgliedsstaaten der Welttourismusorganisation. Schließlich beteiligen wir uns auch am Welternährungsprogramm, am UN-Entwicklungsfonds für Frauen (UNIFEM), am Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung, an der Weltorganisation für geistiges Eigentum, am Zentrum der Vereinten Nationen für menschliche Siedlungen (UNCHS/Habitat), am HIV/AIDS Programm und am Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF), wo wir Mitglied im Vorstand sind (2006-2008) und weltweit über eines der aktivsten nationalen Komitees mit einem Spendenvolumen von 5 Millionen Euro in 2004 verfügen. Aussenpolitik 93 Weitere Organisationen: OSZE und Europarat Die paneuropäische Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) mit 55 Teilnehmerstaaten (USA, Kanada, alle Staaten Europas und Nachfolgestaaten der Sowjetunion) deckt ein Gebiet ab, das von Vancouver nach Wladiwostok reicht. Die als regionale Abmachung im Sinne von Kapitel VIII der Charta der Vereinten Nationen anerkannte Organisation dient als Instrument zur Frühwarnung, Konfliktverhütung, zum Krisenmanagement und zur Konfliktnachsorge in ihrem Gebiet. Aus der Überzeugung heraus, dass Pluralität und Menschenrechte der beste Weg zur Sicherung von Frieden und Stabilität sind, verfolgen die OSZE und ihre Institutionen einen in drei Dimensionen unterschiedenen Ansatz, nämlich eine politisch-militärische, eine ökonomischökologische und eine menschliche Dimension. Die OSZE befasst sich folglich mit einem vielfältigen Spektrum von Fragen rund um Sicherheit, wozu ebenso Rüstungskontrolle, vertrauens- und sicherheitsbildende Maßnahmen, Menschenrechte, Minderheitenschutz, Demokratisierung, polizeiliche Strategien, Terrorismusbekämpfung sowie wirtschaftliche und ökologische Maßnahmen zählen. Alle 55 Teilnehmerstaaten sind gleichgestellt und die Beschlüsse werden auf einer politisch, jedoch nicht völkerrechtlich verbindlichen Grundlage durch Konsens gefasst. Spanien ist der siebtgrößte Betragszahler im Haushalt der OSZE und beteiligt sich aktiv an den drei Dimensionen der OSZE. In den letzten Jahren hat das Land seine Präsenz sowohl in den zentra- Spanische Soldaten der UN-Mission auf Haiti verteilen humanitäre Hilfe. len Institutionen als auch bei den Missionen und Büros vor Ort (Bereitstellung von Personal für Missionen in Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Serbien, in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien und Georgien) verstärkt. Daneben beteiligt sich Spanien auch in erheblichem Umfang an einem weiteren Kapitel des Aufgabenbereichs dieser Organisation durch die regelmäßige Entsendung spanischer Beobachter zur Beaufsichtigung von Wahlprozessen. Auf dem OSZE-Ministerrat in Sofia im Dezember 2004 wurde Spanien der Vorsitz für das Jahr 2007 angetragen, womit Spanien der OSZETroika in den Jahren 2006 (Vorsitz der Arbeitsgruppe mit den Teilnehmerstaaten der Mittelmeerregion) bis 2008 (Vorsitz der Arbeitsgruppe mit den asiatischen Teilnehmerstaaten) angehört. Der Europarat ist die älteste politische Organisation des Kontinents (Gründung 1949) und verfolgt als wesentliche Ziele den Schutz der Menschenrechte, die Förderung der parlamentarischen Demokratie und die Sicherung der Rechtsstaatlichkeit. Der Europarat mit Sitz in Straßburg (Frankreich) umfasst heute 46 Mitgliedsstaaten und hat fünf weiteren Staaten einen Beobachterstatus eingeräumt (Vatikan, USA, Kanada, Japan und Mexiko). Spanien ist gegenwärtig eines der aktivsten Mitglieder und der sechstgrößte Beitragszahler des Europarats, dessen ordentlicher Haushalt für 2006 bei 190.148.800 Euro liegt. Die Organisation tritt als Hüter der demokratischen Sicherheit auf, welche auf den Menschenrechten, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit aufbaut. Erster Menschenrechtskommissar des Europarats war der Spanier Álvaro Gil-Robles, welcher dieses Amt von 1999 bis 2006 innehatte. 94 SPANIEN UND MENSCHENRECHTSSCHUTZ Schutz und Förderung der Menschenrechte in aller Welt bleibt ein vorrangiges und unverzichtbares Ziel spanischer Außenpolitik, da allein die feste Überzeugung vom notwendigen Ausbau und der Stärkung internationaler Instrumente sowie ihre effiziente Anwendung Frieden und Sicherheit in der Welt gewährleisten können. Seit Beginn dieser Legislaturperiode hat die Regierung zahlreiche konkrete Schritte unternommen, in denen die zentrale Rolle, welche die Menschenrechte innerhalb der spanischen Außenpolitik einnehmen, klar ersichtlich wird. Einige davon waren die Ratifizierung des Zusatzprotokolls zur UN-Konvention gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe ebenso wie des 14. Protokolls zur Europäischen Menschenrechtskonvention; der Kampf gegen Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen; der Kampf gegen Terrorismus über einen effizienten Multilateralismus und die Achtung der Menschenrechte; die Beteiligung an Friedensmissionen; die Aufstockung finanzieller Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit; die Verstärkung des Büros der Hohen Kommissarin für Menschenrechte; die Ausweitung der Beobachtermissionen zur internationalen Überwachung von Wahlen; die Suche nach Instrumenten zur Kanalisierung der Einwanderungsströme mit einem Ansatz, der die Herkunftsländer einbezieht und eine uneingeschränkte Achtung der Menschenrechte gewährleistet; die Zusammenarbeit mit dem Internationalen Strafgerichtshof; der Kampf gegen Intoleranz und schließlich auch die Ausarbeitung eines Nationalen Plans für Menschenrechte nach den Empfehlungen der Vereinten Nationen. Die Festigung der spanischen Außenpolitik in Fragen der Menschenrechte erfolgt weiterhin just zu einem Zeitpunkt, in dem sich ein Wandel innerhalb der maßgeblichen internationalen Organisationen zuträgt. In der Tat wurde im Rahmen der Reform der Vereinten Nationen ein neuer Menschenrechtsrat eingerichtet, welcher die ehemalige Menschenrechtskommissi- on ablöst, deren Modell sich als entkräftet erwiesen hatte. Spanien hat sich bei der Einrichtung des neuen Menschenrechtsrats maßgeblich beteiligt und seine Anwartschaft für den Zeitraum 2008- 2011 angekündigt. Der Menschenrechtsrat soll zum Stimulans für die Agenda der Menschenrechte der Vereinten Nationen und zu einem der drei Angelpunkte der Organisation zusammen mit den Missionen zur Erhaltung von Frieden und Sicherheit in der Welt und der Entwicklungshilfe werden, wie es der vorige UN-Generalsekretär Kofi Annan in seinem Bericht „In larger Freedom“ dargelegt hat. Ebenso soll der Aktionsplan der Hohen UN-Kommissarin für Menschenrechte zu einer durchgreifenden Reform der sogenannten Ausschüsse für Menschenrechtsabkommen führen. Auf europäischer Ebene ist die wichtigste mit dem Schutz von Menschenrechten betraute Organisation der Europarat, dessen Gerichtshof für Menschenrechte gleichfalls in einer Reform begriffen ist, um die aufgrund der Flut eingehender Klagen beeinträchtigte Arbeitsfähigkeit zu verbessern. Um eine effiziente Politik zur Förderung und zum Schutz der Menschenrechte zu betreiben, reicht der europäische oder internationale Handlungsrahmen nicht aus, vielmehr muss diese Politik durch konkrete Aktionen auf bilateraler Eben ergänzt werden. Sowohl in der Anwendung allgemeiner Handlungsrahmen (wie der Afrika-Plan) wie auch in allgemeinen Grundsätzen (horizontale Priorität des Menschenrechtsschutzes nach dem Leitplan 20052008 für die spanische Entwicklungszusammenarbeit) oder konkreten bilateralen Initiativen (Meinungsaustausch, Konsultationen, Projekte, Seminare), die Menschenrechte sind stets eine Konstante in den auswärtigen Beziehungen zu den übrigen Ländern. Ziel des nationalen Menschenrechtsplans ist eine systematische Gliederung der Maßnahmen auf den verschiedenen internationalen Ebenen und die Ergreifung konkreter Initiativen unbeschadet einer Erweiterung der Liste durch neue auf den Plan tretende Prioritäten. Schließlich kommt gerade zur Identifizierung von Prioritäten und konkreten Politiken dem Dialog mit der Zivilgesellschaft und insbe- Aussenpolitik sondere mit den Nichtregierungsorganisationen und den Sprechern der in Menschenrechtsfragen engagierten Bürgerschaft eine grundlegende Bedeutung zu. Daher pflegt das spanische Außenministerium regelmäßige und zahlreiche Kontakte zu Nichtregierungsorganisationen und weiteren Vereinigungen der Zivilgesellschaft, und zwar nicht nur, um im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit über seine Arbeit zu berichten, sondern gerade auch um ihre Meinung in Erfahrung zu bringen und sie an der Ausformulierung verschiedener Aspekte der Außenpolitik in Menschenrechtsfragen mitwirken zu lassen. SPANIEN UND DIE MITTELMEERREGION Die Mittelmeerregion nimmt in der spanischen auswärtigen Politik eine vorrangige Stelle ein. Daher setzt sich Spanien in dieser Region intensiv für Frieden, Stabilität und die sozioökonomische Entwicklung der südlichen Mittelmeeranrainer ein. Spaniens Außenpolitik stützt sich dabei als Hauptinstrumente auf die Euro-Mediterrane Partnerschaft im Rahmen des Barcelona-Prozesses, das Mittelmeer-Forum und die 5+5 Gespräche, welche den Ausbau der bilateralen und multilateralen Zusammenarbeit zwischen den westlichen Mittelmeerländern zum Gegenstand haben. Der Barcelona-Prozess bzw. die Euro-Mediterrane Partnerschaft ist ein gemeinsames Projekt zwischen den EU-Mitgliedsstaaten und den Ländern südlich und östlich des Mittelmeers. Der Prozess wurde 1995 auf Betreiben Spaniens initiiert und im November 2005 wurde in Barcelona anlässlich seines zehnjährigen Bestehens ein euromediterraner Gipfel veranstaltet. Die Wahl Spaniens für den ersten euromediterranen Gipfel unter britischer EU-Ratspräsidentschaft bedeutete einen wichtigen politischen Erfolg für unser Land, da bis dato kein Gipfel außerhalb des Landes stattgefunden hatte, das gerade turnusgemäß den Ratsvorsitz führte. Die Konferenz von Barcelona ermöglichte eine Bestandsaufnahme der Euro-Mediterranen Partnerschaft in einem Augenblick, in dem sich die Region in einer komplexeren Lage befindet und in 95 einer politischen Entwicklung begriffen ist, die sich in keiner Weise mit den Verhältnissen des Jahres 1995 vergleichen lässt. Die Ergebnisse der Konferenz waren überaus positiv und ermöglichen die Erzielung von Fortschritten in der Verwirklichung der 1995 in der Erklärung von Barcelona vereinbarten Ziele. Auf der Konferenz 2005 wurden ein Arbeitsprogramm für die nächsten fünf Jahre und ein Verhaltenskodex zur Terrorismusbekämpfung verabschiedet. Von besonderer Bedeutung für Spanien war bei dieser Konferenz die Erweiterung der Partnerschaft um einen vierten Bereich, nämlich um die Zusammenarbeit in Belangen der Migration, sozialen Integration, Justiz und Sicherheit. Westliches Mittelmeer bzw. Nordafrika Das westliche Mittelmeer mit Nordafrika ist innerhalb dieser prioritären Region der spanischen Außenpolitik von besonderer Bedeutung aufgrund der räumlichen Nähe, der historischen Beziehungen und des intensiven Personen- und Wirtschaftsverkehrs und Kulturaustauschs. Oberstes Ziel der spanischen Bemühungen ist die Sicherung von Stabilität und Wohlstand, und zwar sowohl aufgrund des unmittelbaren Interesses für Spanien als auch aus Solidarität gegenüber der Bevölkerung in den benachbarten und befreundeten Staaten. Diese Priorität muss sich auch die Europäische Union zu eigen machen. Das Bewusstsein einer unmittelbaren Betroffenheit mag in Spanien aufgrund der räumlichen Nähe ausgeprägter sein, allein die Zukunft dieser Region ist für die EU von kapitaler Bedeutung. Nordafrika birgt globale Herausforderungen, die auch einen globalen Lösungsansatz erfordern: Die wirtschaftliche Kluft und das enorme Einkommensgefälle zwischen nördlichen und südlichen Anrainerstaaten des Mittelmeers, die Bevölkerungsentwicklung und der Migrationsdruck, organisiertes Verbrechen, Terrorismus und die notwendigen Reformen zur Modernisierung sind dabei einige der wichtigsten Probleme. Der Mangel an regionaler Konzertierung hemmt den Aufschwung in den Ländern Nordafrikas und hat einen hohen wirtschaftlichen, 96 sozialen und politischen Preis. Daher tritt die spanische Außenpolitik für die regionale Integration insbesondere über die Union des Arabischen Maghreb ein. Die spanische Außenpolitik vereint in dieser Region die intensive Pflege bilateraler Beziehungen zu jedem dieser Länder mit der Notwendigkeit, sie im Verbund als regionale Gesamtheit zu berücksichtigen. Der Beziehung zu Marokko kommt angesichts der Reichweite, Tiefe und Vielfalt im Austausch wie in den Beziehungen ein besonderer Stellenwert zu. Dieses Verhältnis behindert allerdings nicht die ebenso ausgezeichneten Beziehungen zu den übrigen Ländern der Region. Spanien hat mit Marokko, Tunesien und Algerien Freundschafts, Nachbarschafts- und Kooperationsabkommen geschlossen. Spanien möchte im Rahmen der Mittelmeer Politik als Brücke zwischen Europa und Nordafrika dienen. Diese regionale Perspektive stützt sich sowohl in bilateraler als auch in multilateraler Hinsicht auf Foren der Zusammenarbeit wie etwa die sogenannten 5+5 Gespräche für das westliche Mittelmeer, an denen sich die 5 Mitgliedsstaaten der Union des Arabischen Maghreb (Algerien, Libyen, Marokko, Mauretanien und Tunesien) und die südwesteuropäischen EU-Mitgliedsstaaten (Spanien, Frankreich, Italien, Malta und Portugal) beteiligen. Marokko, Algerien und Tunesien verfügen über einen festen Rahmen in ihren Beziehungen zur EU mit ihren jeweiligen Assoziationsabkommen. In bezug auf Libyen setzt sich Spanien für eine Beteiligung des Landes am Barcelona-Prozess ein, um seine Integration in die Euro-Mediterrane Partnerschaft zu festigen. Mauretanien steht kurz vor der Wiederherstellung der Demokratie, nachdem der Demokratisierungsprozess durch den Staatsstreich am 3. August 2005 erschwert worden war. Die Westsahara-Frage wird von Spanien mit besonderer Aufmerksamkeit und mit dem Anspruch verfolgt, durch ein aktives Engagement eine gerechte, dauerhafte und einvernehmliche Lösung unter Beachtung der völkerrechtlichen Legalität und des Grundsatzes der Selbstbestimmung im Rahmen der Vereinten Nationen herbeizuführen. Östliches Mittelmeer Spanien bewertet besonders positiv die konstruktive Rolle Ägyptens und Jordaniens in dieser Region. Mit beiden Ländern besteht ein für alle Beteiligten fruchtbarer Dialog sowie eine zunehmend stärkere Zusammenarbeit. Bemerkenswert ist das Interesse am Mittelmeer und die aktive Politik Ägyptens in den letzten zehn Jahren, was seinen Niederschlag im Beitritt des Landes zum Mittelmeer-Forum und zum Barcelona-Prozess wie auch in anderen Foren gefunden hat, wo Ägypten als wichtiger Akteur und überzeugter Verfechter der Euro-Mediterranen Partnerschaft auftritt. Die Beziehungen zwischen Ägypten und der EU sind nach der Unterzeichnung des am 1. Juni 2004 in Kraft getretenen Assoziierungsabkommens in eine neue Etappe getreten, wobei die Einbeziehung Ägyptens in die Europäische Nachbarschaftspolitik gegenwärtig Gegenstand einer näheren Definition ist. Grundschule in Marokko. Zwischen Spanien und Marokko bestehen Freundschafts, Nachbarschafts- und Kooperationsabkommen. Aussenpolitik Spanien ist bestrebt, den Beziehungen zu Israel neue Impulse zu verleihen, wozu die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen unseren Ländern vor 20 Jahren zum Anlass für neue Initiativen genommen wird. Im Jahr 2006 wurden eine Reihe von Gedenkveranstaltungen im Rahmen von Politik, Wirtschaft und Kultur begangen, wie die Einweihung der Gedenkstätte an die Sefarden in Spanien, welche zur Vertiefung der Beziehungen zwischen beiden Ländern beitragen soll. Die spanische Außenpolitik im israelischpalästinensischen Konflikt wird durch die Unterstützung des Friedensprozesses im Rahmen des Nahost-Fahrplans bestimmt und verfolgt als letzten Zweck die Herstellung einer gerechten und dauerhaften Lösung zwischen den Parteien auf der Grundlage zweier souveräner und lebensfähiger Staaten, die in Frieden und Sicherheit innerhalb gesicherter und anerkannter Grenzen miteinander leben können. Spanien ist gewillt, seine freundschaftlichen Beziehungen zu Syrien auf der Grundlage eines aufrichtigen Dialogs in den Fragen beiderseitigen Interesses fortzusetzen und die Bemühungen für Fortschritt und interne Reformen zu unterstützen. Diese Beziehungen sind andererseits in einen europäischen Kontext sowie in die Euro-Mediterrane Partnerschaft eingebunden. Die Bemühungen Libanons um die Festigung seiner Unabhängigkeit und die Einleitung einer neuen Etappe institutioneller Stabilität und wirtschaftlichen Wohlstands verdienen es, von Spanien unterstützt zu werden. Der Austausch 97 und Verkehr zwischen unseren Ländern nimmt auf allen Ebenen zu, womit die spanisch-libanesischen Beziehungen ein inhaltlich höheres Niveau ansteuern. SPANIEN UND AFRIKA SÜDLICH DER SAHARA In den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts haben wir die Entstehung einer neuen afrikanischen Realität miterlebt, die von dem progressiven Fortschritt des Friedens, der Demokratie und der Stabilität in einem großen Teil des Kontinents geprägt ist, sowie der Übernahme des Bewusstseins durch die Afrikaner, dass in erster Linie sie selbst für ihre Zukunft und wirtschaftliches Wachstum verantwortlich sind. Dies lässt Raum für Hoffnung auf die Entwicklung des Kontinents. All das erlaubt jedoch noch nicht, eine überwältigende Feststellung zu verdrängen: Die Hälfte der afrikanischen Bevölkerung lebt mit weniger als einem Dollar pro Tag; die Lebenserwartung bei Geburt beträgt 46 Jahre und Pandemien wie Aids, Malaria und Tuberkulose wüten auf dem Kontinent. Afrika südlich der Sahara ist die am schlechtesten positionierte Region, um 2015 die von den Vereinten Nationen festgelegten Millenniumsentwicklungsziele zu erreichen. Die spanische Regierung hat während des Jahres 2006 eine Reihe von Initiativen ins Leben gerufen, die alle darauf abzielen, Afrika zu einer der Prioritäten unseres außenpolitischen Handelns zu machen. Der Minister für äußere Angelegenheiten und Zusammenarbeit Miguel Ángel Moratinos bei seiner Ankunft in Mauretanien im Rahmen seiner Reise durch mehrere afrikanische Länder Afrikas südlich der Sahara im Juni 2006. 98 Der Leitplan der spanischen Zusammenarbeit 2005-2008 sieht bereits eine bedeutende Erhöhung der Zusammenarbeit mit den Ländern Afrikas südlich der Sahara vor, sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht. Gegenüber der 122 Millionen Euro an staatlicher Entwicklungshilfe in 2003 betrug die spanische staatliche Entwicklungshilfe für diese Region im Jahr 2006 mehr als 400 Millionen Euro. Im März 2006 fand in Maputo auf Initiative der Regierungen von Spanien und Mosambik das erste Treffen zwischen Spanien und Afrika statt: Frauen für eine bessere Welt. Die Erklärung von Maputo, die am Ende des Treffens verabschiedet wurde, beinhaltet zehn Schlussfolgerungen ausgehend von der Feststellung, dass die Entwicklung in Afrika notwendigerweise auf der vollen Integration der Frau in die Welt der Arbeit und Politik sowie der Gleichstellung der wirtschaftlichen und sozialen Rechte basieren muss. Die in Maputo eingegangenen Verpflichtungen werden auf dem zweiten Treffen 2007 in Madrid ausgewertet werden. Es ist bereits vorgesehen, dass das dritte Treffen im März 2008 im Niger, also erneut in Afrika, stattfinden soll. Mit dem Ziel, eine schnelle und globale Antwort auf die humanitäre Krise der unkontrollierten Wanderungsströme aus den Ländern Afrikas südlich der Sahara zu geben, wurde auf Initiative Spaniens, Frankreichs und Marokkos im Juli 2006 in Rabat die Euroafrikanische Konferenz über Migration und Entwicklung einberufen. Auf diesem Treffen in Rabat, an dem sich Länder aus dem Norden und Westen Afrikas sowie aus Zentralafrika und der EU beteiligten, wurde ein Maßnahmenplan mit konkreten Handlungsvorschlägen auf der Grundlage der Mitverantwortung und der Solidarität erarbeitet. Die Stärkung der Beziehungen zu den Ländern Afrikas südlich der Sahara bedeutet notwendigerweise eine Förderung unserer gegenseitigen Kenntnisse übereinander, die oft von Vorurteilen und Gemeinplätzen getrübt sind. Das ist der Hauptgrund, aus dem die Casa África (AfrikaHaus) gegründet wurde, eine Initiative, die gemeinsam von der Regierung, den Regionalregierungen der autonomen Gemeinschaften sowie den Behörden der Kanarischen Inseln ins Leben gerufen und 2006 in Las Palmas eingerichtet wur- de. Die Casa África soll zu einem Referenzzentrum werden, das einen Beitrag zur Verbesserung des gegenseitigen Kennenlernens und der gegenseitigen Achtung, der Zusammenarbeit und Eintracht zwischen den afrikanischen und europäischen Völkern und Gesellschaften leisten soll, unter Ausnutzung der privilegierten Lage der Kanarischen Inseln und ihrer Ausrichtung als Ort der Begegnung zwischen drei Kontinenten. Die spanische Regierung hat eine eigene nationale Strategie verabschiedet, um all diese Initiativen miteinander zu vereinbaren und eine globale, effiziente und koordinierte Antwort zu geben, die von der spanischen Gesellschaft angesichts dieser neuen afrikanischen Realität gefordert wird. Im Rahmen dieser Strategie wurde ein Aktionsplan für Afrika südlich der Sahara, Plan África 20062008, verabschiedet, der aus einem ehrgeizigen mehrjährigen Paket aus politischen, kommerziellen und kulturellen Maßnahmen sowie Maßnahmen zur Zusammenarbeit besteht. Dieser Plan erfordert eine Neuausrichtung und Verstärkung unserer diplomatischen und konsularischen Präsenz auf dem afrikanischen Kontinent sowie die Eröffnung neuer sektorialer Dienst- und Verbindungsstellen, um die erforderliche Kapazität zur Führung von Gesprächen zu haben und die Möglichkeiten unserer Politik auf dem Kontinent maximal ausschöpfen zu können. Der Plan África ist auf einen zeitlichen Rahmen von drei Jahren ausgelegt. Er ist jedoch von wesentlich größerer Tragweite und bedeutet einen historischen Meilenstein, da Spanien niemals zuvor eine globale, ehrgeizige und gleichzeitig realistische und konkrete auf Afrika südlich der Sahara ausgerichtete Politik durchgeführt hatte, eine Region, die an unserer südlichen Grenze liegt und deren Schicksal eng mit dem unseren verbunden ist. SPANIEN UND ASIEN Es ist niemandem verborgen geblieben, dass die Region Asien-Pazifik eine der geografischen Regionen ist, in denen Spanien traditionell nicht präsent war. Um dies zu ändern, haben die verschiedenen Regierungen Bemühungen in einem Bereich unternommen, der noch nie eine Priorität der spanischen Außenpolitik war. Aussenpolitik Die Bedeutung, die der Region tagtäglich auf der internationalen Agenda zukommt, ist ein getreues Abbild der spektakulären wirtschaftlichen Wachstumsraten und der Annäherung an den Westen. Die Ziele und neuen Herausforderungen, vor denen die internationale Gemeinschaft steht, werden zu einer gemeinsamen Angelegenheit und wir haben den Eindruck, dass sich uns eine Reihe von Chancen eröffnen, die man nicht ungenutzt lassen darf. Um diese Herausforderung anzugehen, wurde zu Beginn dieser Legislaturperiode die Generaldirektion Asien und Pazifik des Ministeriums für Äußere Angelegenheiten und Kommunikation wieder eingesetzt und beschlossen, eine neue Strategie für die nächsten vier Jahre festzulegen: einen Aktionsplan für die Region Asien-Pazifik, den der Ministerpräsident am 22. Dezember 2005 präsentierte. In diesen zwei Jahren wurden große Anstrengungen unternommen und die Ziele für die kommenden zwei Jahre sind ehrgeizig. Im Bereich der bilateralen Beziehungen hat das spanische Königspaar Staaten wie Vietnam und Thailand einen Staatsbesuch abgestattet. Der Ministerpräsident besuchte Afghanistan, China und Indien. Und Japan steht ebenfalls auf dem Reiseplan. Auf der Mehrheit der Reisen wurden die Delegationen von zahlreichen Unternehmern sowie Vertretern aus der Welt der Kultur und Bildung, Parlamentsabgeordneten sowie Vertretern der Kommunikationsmedien begleitet. Die Missionen in Asien werden verstärkt und einige neue Missionen eröffnet (Kabul und Wellington). Der Aktionsplan erfordert auch das Angehen neuer Herausforderungen für unsere äuße- 99 re Sicherheit. In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen werden, dass die Regierung und das Ministerium einen Schwerpunkt auf die Bekämpfung des Terrorismus, des organisierten Verbrechens und der illegalen Wanderungsströme legen. Abgesehen davon muss an dieser Stelle auch unser Einsatz in Afghanistan angesprochen werden. Diese Operation bedeutet eine noch nie zuvor unternommene Anstrengung für unsere Außenpolitik und Entwicklungszusammenarbeit, die in Koordination und mit der Unterstützung unserer Streitkräfte beim Wiederaufbau, der Sicherheit und des politischen Übergangs des Landes durch eine Wiederaufbaueinheit in Qual i New und einem vorgezogenen Stützpunkt in Herat durchgeführt wird. Spanien wird bei der neuen politischen Etappe, die in Afghanistan begonnen wird, weiterhin präsent sein, was durch unsere aktive Teilnahme an der Konferenz in London deutlich wurde. Der Minister für äußere Angelegenheiten und Kooperation verpflichtete sich, in den nächsten fünf Jahren einen Beitrag in Höhe von 150 Millionen Euro zu leisten, die für Projekte in den Bereichen Wiederaufbau, Gesundheit, Gleichheit der Geschlechter, Regierbarkeit und zur Bekämpfung des Drogenhandels eingesetzt werden. Für diese Legislaturperiode werden neue Länder als Ziele für unsere Zusammenarbeit definiert: Kambodscha, Timor und Bangladesch. Die derzeitigen Hilfen für Vorzugsländer der Kooperation wie Vietnam und die Philippinen werden beibehalten. Die Bemühungen bei der Hilfe für die Opfer von Naturkatastrophen, wie die Tsunami-Katastrophe und das Erdbe- Militärärztin in Kabul, Afghanistan. 100 Der Präsident der Volksrepublik China Hu Jintao empfängt Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero im Juli 2005. ben in Afghanistan, die sich 2005 ereignet haben, bedeuten eine zusätzliche Anstrengung. Anlässlich des Erdbebens in Afghanistan stellte Spanien das größte Kontingent der NATO. Nach der Tsunami-Katastrophe erarbeitete das Ministerium für Äußere Angelegenheiten und Zusammenarbeit einen Aktionsplan, an dessen Umsetzung auch heute noch gearbeitet wird. Im Hinblick auf die Förderung und die Unterstützung unserer Exporte und Auslandsinvestitionen liegen zwei der zehn größten Volkswirtschaften der Welt und mehr als zwei Drittel der gesamten Devisenreserven weltweit in Asien. Es gehen jedoch nur 4% unserer Exporte und 0,5% unserer Investitionen in die Region Asien-Pazifik. Unsere Politik Verfolgt zwei Ansätze: die Stärkung der bestehenden Struktur in den wichtigsten Ländern und die Förderung der Diversifizierung. Es soll das spanische Außenhandelsinstitut (ICEX) beteiligt werden, um die Initiativen, die sich derzeit ausschließlich auf China, Indien und Japan konzentrieren, auf den Südosten Asiens auszuweiten. Das Staatssekretariat für Handel hat bereits drei umfassende Pläne für Marktentwicklung für Schwerpunktländer herausgegeben: China, Indien und Japan. Der Aktionsplan sieht auch Bemühungen zum Schutz der Menschenrechte vor, indem Initiativen gegen die Todesstrafe gefördert werden, so wie das zum Beispiel auf den Phi- lippinen der Fall war, wo wir die kürzlich verkündete Abschaffung der Todesstrafe durch ein Gesetz der Nationalversammlung begrüßen. Es wird außerdem ein besonderes Augenmerk auf die Förderung von Politiken zur Korrektur der unsicheren Bedingungen hinsichtlich der Stellung der Frau gelegt. Beispiele hierfür sind die aktive Politik, die in Kambodscha und Afghanistan in Form der mutigen und riskanten Arbeit von Frauen wie Somali Mam und Mukhtar Mai durchgeführt wird, die von unserer Agentur zur Zusammenarbeit gefördert werden. Was den Bereich der Förderung der Kultur angeht, ist unser größter Trumpf zweifellos die spanische Sprache und die Nachfrage nach ihr in aller Welt, insbesondere in Asien. Aus diesem Grund wurde im Juli 2006 das CervantesInstitut in Peking eröffnet und es ist die Eröffnung weiterer Institute in Japan, Indien und Australien geplant. Abgesehen davon wird 2007 das Spanische Jahr in China begangen, das bei dem Staatsbesuch des Präsidenten Hu Jintao vereinbart wurde. In diesem Zusammenhang muss unbedingt auch auf die Begehung des vierhundertjährigen Jubiläums des El Quijote im jahr 2005 hingewiesen werden (bei der der spanische König in Bangkok die erste Übersetzung des El Quijote in thailändischer Sprache von San Francisco Javier, Váez de Torres und Fernández de Quirós präsentierte). Aussenpolitik Ein weiteres Ziel des Aktionsplans ist die Annäherung der Außenpolitik an die Bürger. Hierzu sollen vor allem die von der Zivilgesellschaft einberufenen Foren und Plattformen genutzt werden. In diesem wichtigen Bereich muss unbedingt auch auf die Casa Asia (AsienHaus) hingewiesen werden, die sich in sehr kurzer Zeit zu einem besonders wertvollen Instrument für das Außenministerium bei der Durchführung unserer Außenpolitik konsolidiert hat. Die Casa Asia hat ihren Nutzen in Form ihrer Dynamik, einer bedeutenden Präsenz und Annäherung an die Bevölkerung, insbesondere im kulturellen und akademischen Bereich, unter Beweis gestellt. Die Eröffnung einer Außenstelle in Madrid wird ihre Effizienz zweifellos verdoppeln. DIE SPANISCHE ZUSAMMENARBEIT, EINE NEUE POLITIK FÜR ENTWICKLUNG UND ZUR BEKÄMPFUNG DER ARMUT Die internationale Entwicklungszusammenarbeit stellt einen bedeutenden Teil der Außenpolitik des Staates dar und fügt sich in den Rahmen der internationalen Übereinkünfte und der Einhaltung der von Spanien innerhalb der internationalen Organismen eingegangenen Verpflichtungen ein. Dies wird auch durch den neuen Namen des Ministeriums bekräftigt. Das spanische Ministerium für Äußere Angelegenheiten und Zusammenarbeit verfügt über das Staatssekretariat für Internationale Zusammenarbeit (SECI) zur Leitung, Ausarbeitung, Weiterverfolgung und Bewertung der internationalen Entwicklungszusammenarbeitspolitik, Aufgaben, für die wiederum die Generaldirektion (Direktion für Planung und Bewertung von Entwicklungspolitiken) zuständig ist. Neben dieser Struktur stehen alle anderen Akteure der spanischen Zusammenarbeit, autonome Gemeinschaften, lokale Gebietskörperschaften, Solidaritätsfonds, NGOs, Universitäten, Gewerkschaften und 101 Unternehmer, die einen strategischen Teil sowohl hinsichtlich der Qualität als auch der Quantität der Zusammenarbeit unseres Landes ausmachen. Ohne ihre Arbeit wäre es nicht möglich, die von uns eingegangenen Ziele zu erreichen. Die Spanische Agentur für Internationale Zusammenarbeit (AECI) – ein eigenständiges Organ, das dem Ministerium für Äußere Angelegenheiten und Zusammenarbeit über das SECI beigeordnet ist, – ist für die Ausführung und Leitung der Projekte und Programme zur Entwicklungszusammenarbeit verantwortlich, entweder direkt mit ihren eigenen Mitteln oder über die Zusammenarbeit mit anderen nationalen und internationalen Institutionen und Nichtregierungsorganisationen. Zu ihren Aufgaben gehört auch die Koordinierung der Hunger- und Katastrophenhilfe. Zur Durchführung dieser Arbeit verfügt die AECI über eine Struktur im Ausland, bestehend aus 36 technischen Dienststellen zur Zusammenarbeit, 12 Kulturzentren und 3 Bildungszentren, die in den Ländern angesiedelt sind, in denen die Agentur ihre wichtigsten Zusammenarbeitsprojekte durchführt. Neben diesem ganzen Aufgebot gibt es noch ein weiteres grundlegendes Element der spanischen Zusammenarbeit: die Entwicklungshelfer und -helferinnen. Im Mai 2006 verabschiedete der Ministerrat das Statut der Entwicklungshelfer und kam so einer historischen Verpflichtung nach, die unser Land denjenigen schuldig war, die tagtäglich an der Durchführung der Projekte mitarbeiten und nicht zuletzt dafür verantwortlich sind, dass die spanische Zusammenarbeit ihren Zweck und ihre Ziele erfüllt. Das Gesetz über internationale Entwicklungszusammenarbeit legt die wichtigsten Prioritäten der Arbeit der AECI fest, die regelmäßig alle vier Jahre im Leitplan der spanischen Zusammenarbeit und in den Jahresplänen für internationale Zusammenarbeit (PACI) ausgearbeitet werden. In der Millenniumserklärung verpflichteten sich Staats- und Regierungschefs aus aller Welt, gemeinsame Anstrengungen zu unternehmen, um bis spätestens 2015 acht Ziele und 18 kon- 102 krete Teilziele zu erreichen, die einen Fortschritt der Entwicklung und die Reduzierung der Armut in der Welt ermöglichen sollen. Diese Ziele sind in ihrer Gesamtheit als die Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) bekannt. Der im Januar 2005 mit der Unterstützung der verschiedenen Akteure der spanischen Zusammenarbeit vom Ministerrat verabschiedete Leitplan der spanischen Zusammenarbeit (2005-2008) zieht die Millenniumserklärung als den wichtigsten, obgleich nicht den einzigsten, Bezugspunkt der spanischen internationalen Entwicklungspolitik heran. Die Ausrottung der Armut ist so zum Hauptziel der Entwicklungszusammenarbeitspolitik geworden. In diesem Zusammenhang und unter Berücksichtigung der Bemühungen der multilateralen Organismen, der Leitlinien des Ausschusses für Entwicklungshilfe (DAC) der OECD, der Mitgliedschaft in der Europäischen Union und der Erklärungen der iberoamerikanischen Gipfeltreffen, zielen die Maßnahmen der spanischen Entwicklungszusammenarbeitspolitik auf die Erhöhung der Kapazitäten und die Erfüllung der notwendigen Voraussetzungen für das Erreichen eines Lebensstandards unter würdigen Bedingungen für jetzige Generation und zukünftige Generationen ab. Der Kampf gegen die Armut, der Schutz der Menschenrechte, die Gleichheit der Geschlechter, Nachhaltigkeit und Umweltschutz sowie die Achtung der kulturellen Vielfalt sind die in dem derzeit geltenden Vierjahresplan festgelegten Querschnittsprioritäten. Quantität und Qualität der Hilfe und geografische Schwerpunkte Eine weitere große Herausforderung der spanischen Zusammenarbeit besteht in der Erhöhung der staatlichen Entwicklungshilfe, deren Anteil im Jahr 2004 bei 0,24% des Bruttoinlandsprodukts lag. 2006 soll dieser Anteil 0,35% betragen. Ziel der Regierung ist es, im Jahr 2008 einen Anteil der staatlichen Entwicklungshilfe am Bruttoinlandsprodukt von 0,5% zu erreichen und so die innerhalb der EU und auf dem Gipfel von Monterrey eingegangenen Verpflichtungen zu erfüllen. Die in diesen vier Jahren vorgesehenen Haushaltsanstrengungen stellen die größte Erhöhung der staatlichen Entwicklungshilfe in der Geschichte unseres Landes dar und die größten nachhaltigen Anstrengungen aller Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Abhängig von dem Kriterium der Effizienz der Hilfe werden drei geografische Kategorien festgelegt: Schwerpunktländer – in die bis zu 70% der spanischen bilateralen Entwicklungshilfe gehen – Länder, denen besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird, – hierbei handelt es sich um Länder, in denen aufgrund von besonderen Umständen oder aus politischen, wirtschaftlichen oder sozialen Gründen die schwächsten Bevölkerungsgruppen verstärkt hilfsbedürftig sind – und die Vorzugsländer – in denen, obwohl sie nicht von der Hilfe abhängig sind, Bevölkerungsgruppen leben, die in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht einen niedrigen Entwicklungsstand aufweisen. Afrika Der Leitplan 2005-2008 weist aber auch darauf hin, dass Spanien die wirtschaftlich und sozial am wenigsten entwickelten Länder (PMA) verstärkt unterstützen wird. Ein Großteil dieser Länder liegt in Afrika südlich der Sahara, eine Region, die bei den Aktivitäten zur Durchführung der spanischen Zusammenarbeit in diesen vier Jahren eine Hauptrolle spielen wird. Anhand dieser Leitlinie soll die spanische Zusammenarbeit mit den Millenniumszielen in Einklang gebracht werden. Die neue und entschlossene Ausrichtung auf Afrika geht mit einer in der Geschichte unseres Landes noch nie erfolgten Erhöhung der Mittel und der politischen, diplomatischen und kulturellen Präsenz einher, die auf einem tiefen Gefühl für Solidarität und Gerechtigkeit basiert. Lateinamerika Die Region Lateinamerika ist weiterhin eine Priorität der spanischen Zusammenarbeit. Die Entwicklungshilfe wird an die konkreten Aussenpolitik Bedürfnisse der Region angepasst, in der die Mehrheit der Länder über ein mittleres Einkommen verfügt. Lateinamerika steht vor bedeutenden Herausforderungen im Hinblick auf Entwicklung und weist hohe Anteile an Armut und sozialer Ausgrenzung auf, wobei die soziale Ungleichheit die Hauptursache für diese Probleme ist. Die Zusammenarbeit zielt auf die Stärkung der Kapazitäten ab und legt einen deutlichen Schwerpunkt auf die menschliche Entwicklung. Die drei großen Handlungsfelder sind neben Querschnittsprioritäten wie der Gleichheit der Geschlechter, Nachhaltigkeit und Umweltschutz sowie der Unterstützung der Eingeborenenbevölkerung die soziale Kohäsion, demokratische Regierbarkeit und Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung. In diese Region gehen 40% der bilateralen staatlichen Entwicklungshilfe. Die Handlungsfelder der spanischen Zusammenarbeit Armutsbekämpfung Die Millenniumserklärung gibt die Ausrottung der Armut als Ziel der internationalen Entwicklungszusammenarbeitspolitik vor. 103 Unterstützung der Menschenrechte Der Leitplan und die Bedeutung eines umfassenden Ansatzes im Hinblick auf Entwicklung sind bei der Unterstützung der Menschenrechte in zweifacher Hinsicht relevant. Zum einen stellt er den Menschen als Hauptakteur, Hauptperson und Empfänger ins Zentrum der Entwicklungspolitik. Und zum anderen führt er ein demokratisches System als eine unverzichtbare Voraussetzung für die Entwicklung eines Landes an und geht bei der Förderung der Stärkung der demokratischen Institutionen und ihrer korrekten Funktionsweise in Übereinstimmung mit den Prinzipien der Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und des politischen Pluralismus von dieser Voraussetzung aus. Kampf gegen den Hunger, Bildung, Gesundheit und Hilfsbedürftigkeit Die Deckung der sozialen Grundbedürfnisse ist eine Priorität der spanischen Zusammenarbeit, die vorsieht, 20% der staatlichen Entwicklungshilfe für verschiedene Bereiche im Zusammenhang mit den sozialen Grundbedürfnissen auszugeben. Einer dieser Bereiche ist der Kampf gegen den Hunger. Eines der Grundziele besteht in der Anregung der Fähigkeit der Bevölkerungen, sich aus eigener Kraft ernähren zu können. Geografische Schwerpunkte der spanischen Zusammenarbeit. 104 Das Gleiche gilt für den Bereich Bildung. Abgesehen davon, ein Recht zu sein, ist Bildung ein grundlegendes Element zur Ausrottung der Armut und insbesondere zur Erreichung der Gleichheit. Der Bildungssektor ist einer der Schwerpunktbereiche für den Einsatz von Entwicklungshilfe. Die spanische Regierung hat in zwei Jahren mit Ländern Lateinamerikas bilaterale Abkommen in Höhe von 291 Millionen Dollar (250 Millionen Euro) abgeschlossen. Gesundheit ist ein weiteres Grundrecht der Menschen und eine Grundvoraussetzung für ein würdiges Leben. Die spanische Regierung hat sich verpflichtet, 2006 und während des Zeitraums 2007-2009 einen Beitrag in Höhe von 60 Millionen Dollar zum Weltfonds zur Bekämpfung von HIV/Aids, Malaria und Tuberkulose zu leisten. Dies entspricht in etwa der während des Zeitraums 2003-2005 geleisteten Beiträge. In diesem Zusammenhang ist auch das Programm Vita zur Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Gesundheit für Afrika und die finanzielle Unterstützung der AECI des von der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (PAHO), eine von der WHO abhängende Institution, geförderten Gesundheitsprogramms in Iberoamerika zu erwähnen. Förderung der Wirtschafts-, Unternehmens- und Produktionsstruktur Die Bemühungen zielen derzeit auf die Stärkung der sozioökonomischen Struktur der Produktionssektoren – Landwirtschaft, waldwirtschaftliche Forschung und Entwicklung, Industrie, Handwerk, Kulturproduktion, Tourismus, Fischerei usw. – , die Unterstützung von Mikro- und Kleinunternehmen, den Ausbau der Infrastruktur, die Unterstützung des Zugangs zu den Märkten der Empfängerländer und die Förderung von Kooperativen für gerechten Handel ab. Der von der AECI verwaltete Fonds zur Vergabe von Mikrokrediten (FCM) begünstigt die Existenz eines regulierten und überwachten Finanzsystems, das langfristig zu rentablen und nachhaltigen Bedingungen umfassende und für Mikrounternehmer angepasste Finanzdienstleistungen anbieten kann. Für eine nachhaltige Umwelt Die Bemühungen der spanischen Zusammenarbeit konzentrieren sich auf den Aufbau von nachhaltigen Entwicklungsstrukturen und den Erhalt der Produktionskapazität der natürlichen Ökosysteme für die zukünftigen Generationen. Diese Maßnahmen gehen einher mit Politiken zur Minderung der Umweltschäden und Verbesserung des Managements und der nachhaltigen Nutzung der Ökosysteme. In diesem Bereich greifen Zusammenarbeitsprogramme wie z. B. Nauta für eine nachhaltige Entwicklung des Fischereisektors in Afrika, Azahar zur Zusammenarbeit im Bereich nachhaltige Entwicklung, Umweltschutz und Erhaltung der natürlichen Reserven des Mittelmeeres und Araucaria XXI, ein überarbeitetes Programm zur Zusammenarbeit im Bereich der Erhaltung des Naturkapitals und nachhaltigen Entwicklung in Lateinamerika. Kultur, ein Entwicklungsinstrument Die spanische Zusammenarbeit beinhaltet zum ersten Mal die Anerkennung der kulturellen Vielfalt als grundlegendes Element zur Förderung der Achtung der kulturellen Rechte, damit Personen oder Gruppen, einschließlich derer, die ethnische oder kulturelle Besonderheiten aufweisen, ihr Recht ausüben können, ihre Ideen und Traditionen frei zum Ausdruck zu bringen, eigene Sprachen zu sprechen, eine bestimmte Religion auszuüben, einer künstlerischen Tätigkeit nachzugehen und gleichberechtigt am gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Leben teilzunehmen. Das Grundziel der neuen Strategie der spanischen Zusammenarbeit für die Eingeborenenvölker besteht darin, einen Beitrag zur Anerkennung und tatsächlichen Ausübung des Rechts der Eingeborenenvölker zu leisten, ihre eigenen Prozesse zur sozialen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Entwicklung einzubringen. Im Rahmen der Strategie für den Bereich Kultur und Entwicklung wurde das Programm ACERCA ins Leben gerufen, das sich auf die Anwerbung von Humankapital zur Entwicklung des Kultursektors konzentriert, moderne und qualitativ hochwertige Bildungsmaßnahmen fördert, unter Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnologien und Ermöglichung ei- Aussenpolitik nes Gedankenaustausches. Die Rückgewinnung von Eigentum, sowohl materielles als auch immaterielles, ist eines der Grundelemente im Rahmen der kulturellen Zusammenarbeit. Das Programm für Eigentum beschäftigt sich mit diesen Aufgaben, indem es die Ausbildung von Facharbeitern und Facharbeiterinnen in traditionellen Handwerksberufen in von der AECI geleiteten Ausbildungswerkstätten übernimmt. Geschlecht und Entwicklung Die Gleichheit der Geschlechter im Sinne der formellen und realen Existenz der gleichen Rechte, Freiheiten, Chancen, Alternativen und Verantwortlichkeiten für Männer und Frauen in allen Altersgruppen, sozialen Schichten, Kulturen oder Ethnien ist ein Entwicklungsziel und ein grundlegendes Instrument zur wirksamen und nachhaltigen Armutsbekämpfung. Die spanische Zusammenarbeit nimmt den Ansatz der Gleichheit der Geschlechter in ihr gesamtes Zusammenarbeitsprogramm auf und vertieft ihn in Form von besonderen Maßnahmen in zwei Schwerpunktbereichen: Unterstützung der öffentlichen Politik im Bereich Gleichheit und Reduzierung der Gewalt aufgrund des Geschlechts. Sie unterstützt auch Prozesse mit dem Ziel, die Diskriminierung und die Ausgrenzung von Frauen auf den Machtebenen zu überwinden, auf denen politische, wirtschaftliche und alle Arten von Entscheidungen getroffen werden, die Einfluss auf den Ablauf ihres Lebens haben. Friedensaufbau Der Leitplan gibt vor, Spanien zu einem aktiven „Friedensbauer“ zu machen, im Sinne eines Symbols für ein politisches Projekt im Bereich der Außenpolitik, Sicherheit und Zusammenarbeit. Aus diesem Grund sind die Vermeidung von Konflikten und der Aufbau des Friedens ein weiterer grundlegender Aspekt der spanischen Zusammenarbeit, die diese Bereiche als Prioritäten für die Erreichung der für 2015 gesetzten Ziele bezeichnet. Ein Beispiel hierfür ist die finanzielle und technische Unterstützung des Zentrums für Konfliktprävention, Sicherheit und Friedensaufbau der Afrikanischen Union (AU), mit welcher 105 die operativen Kapazitäten des Rates für Frieden und Sicherheit und der mit ihm verbundenen Institutionen verstärkt werden sollen. Beitrag zum UNDP Ministerpräsident Rodríguez Zapatero reiste im Dezember 2006 zur Unterzeichnung eines Abkommens mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) nach New York. Im Rahmen dieses Abkommens ist während 2007 ein Beitrag in Form eines Fonds in Höhe von 528 Millionen Euro (700 Millionen Dollar) zur Erreichung der Millenniumsziele vorgesehen. Es handelt sich um einen außerordentlichen Fonds zur Zusammenarbeit, der zu den wachsenden Beiträgen Spaniens hinzukommt, die 2006 mehr als 449 Millionen Euro betrugen. Die Ziele der spanischen Zusammenarbeit bestehen kurzfristig in der Erreichung eines Anteils der staatlichen Entwicklungshilfe am Bruttoinlandsprodukt von 0,5% in 2008 einhergehend mit einer Verbesserung der Qualität der Hilfe. In der darauffolgenden Legislaturperiode soll ein Anteil von 0,7% erreicht werden. Spanien ist mit Sicherheit das Land, das in der kürzesten Zeit die meisten Etappen zurücklegen wird, um dieses Ziel in der Entwicklungshilfe zu erreichen. Derzeit ist Spanien der achtgrößte Beitragszahler der Vereinten Nationen im Hinblick auf die Pflichtbeiträge der Mitgliedsstaaten. Die Beiträge zu den Freiwilligenprogrammen sind in den letzten Jahren spektakulär gestiegen, insbesondere die Beiträge zum Frauenfonds der UNO, die ausgehend von einer Million in 2005 auf 8 Millionen in 2006 angestiegen sind, und die Beiträge zu UNICEF, an dem sich Spanien 2005 mit vier Millionen beteiligte und 2006 mit 27 Millionen. Alles in allem ist Spanien dabei, seit Beginn dieser Legislaturperiode seine Beiträge zu dem System der Vereinten Nationen zu vervierfachen. Das Abkommen über den Beitrag zum UNDP ist besonders relevant. Der Fonds, den Spanien über einen Betrag von 700 Millionen Dollar unterzeichnet hat, wird zur Bekämpfung der Armut sowie für Bildung und Umweltschutz eingesetzt 106 werden. Seine Mittel sollen für regionale Projekte und einzelne Projekte in verschiedenen Ländern verwendet werden, die durch einen gemeinsamen Ausschuss der spanischen Regierung und den Vereinten Nationen bestimmt werden. Es gibt wahrscheinlich wenige Fälle in der Geschichte der Vereinten Nationen, in denen ein Land auf ein Mal eine so bedeutende Anstrengung zugunsten der Solidarität erbracht hat wie Spanien. Und es wird sicherlich sehr wenige Länder geben, die in so kurzer Zeit so entschlossen ihre freiwillige Unterstützung der von der am höchsten angesehenen, einflussreichsten und mit den meisten Mitteln ausgestatteten Institution in der Welt durchgeführten Solidaritätsprogramme zur Erreichung der von der UNO festgelegten Millenniumsziele erhöhen werden. BÜNDNIS DER ZIVILISATIONEN Die Initiative für ein Bündnis der Zivilisationen stammt aus einem Vorschlag, den der Ministerpräsident Spaniens im September 2004 im Rahmen der 59. Sitzungsperiode der Generalversammlung der Vereinten Nationen formuliert hat. Später trat der Premierminister der Türkei der Initiative als Co-Schirmherr bei. Sie wurde am 14. Juli letzten Jahres offiziell vom Generalsekretär der Vereinten Nationen übernommen. Somit ist die Initiative heute eine Initiative des UN-Generalsekretärs. Die Idee, die dieser Initiative zu Grunde liegt, besteht in dem Versuch, dem „negativen Abdriften“ ein Ende zu setzen, das allem Anschein nach in der gegenseitigen Wahrnehmung der westli- chen und der arabisch-islamischen Welt erfolgt und das von den Extremisten gefördert wird. Im Westen besteht Uneinigkeit angesichts des Gefühls von Wut und Hass, das in Teilen der islamischen Welt zu dominieren scheint und sich gegen das richtet, was dort als „Monolog der Zivilisationen“ wahrgenommen wird. Angesichts dieser Wahrnehmung müssen wir mit der Aufgabe beginnen, die falschen Eindrücke zu analysieren, die in der islamischen Welt Anlass zur Existenz von Extremismen geben. Gleichzeitig müssen wir jedoch auch analysieren, was in der westlichen Welt falsch ist und zu der Realität geführt hat, die wir empfinden. Diese Analyse muss durch einen weiteren konstruktiven Ansatz ergänzt werden, indem analysiert wird, was sowohl in der islamischen als auch in der westlichen Welt gut ist. Diese Elemente müssen eine Ausgangsbasis darstellen, auf der man eine bessere Realität aufbauen und die aktuelle Situation überwinden kann. Es ist notwendig, gemeinsam von der westlichen und der islamischen Welt geteilte Werte in den Vordergrund zu stellen und auf dieser Grundlage, ebenfalls gemeinsam, Leitlinien für eine Reihe von politischen Handlungsbereichen zu erarbeiten. Der Globalisierungsprozess hat durch das Aufheben der Entfernungen sowohl zu einer Zunahme der Begegnungen zwischen den Kulturen als auch der Unstimmigkeiten zwischen den Kulturen und Zivilisationen geführt, die sich einander immer stärker annähern, ohne dass dies jedoch in vielen Fällen eine bessere Kenntnis voneinander bedeutet. Die Organisation des Zusammenlebens von Kulturen, sowohl innerhalb als auch außerhalb unserer Grenzen, wird eine der wichtigsten Herausfor- Der türkische Premierminister Recep Tayyip Erdogan, der Generalsekretär der Vereinten Nationen Kofi Annan und der spanische Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero im November 2006 in Istanbul bei der Übergabe des Berichts der hochrangigen Gruppe über das Bündnis der Zivilisationen an die UNO. Aussenpolitik derungen der internationalen Agenda der nächsten Jahrzehnte werden. Die Ursachen, die diesen neuen Bedrohungen zu Grunde liegen, werden von zwei Arten von Phänomenen genährt: Zum einen die Verschlimmerung der wirtschaftlichen Lage und offensichtlich ungerechter Politiken und zum anderen die Radikalisierung und Verzerrung der eigenen Kultur, die sich auf sich selbst konzentriert und ein Instrument der Ausgrenzung darstellt – ein Phänomen, das sich oft auf das zuerst genannte stützt und in ihm aufgeht. Das Bündnis der Zivilisationen soll ein Bündnis gegen Extremismen sein, die eine Bedrohung sind, der derzeit alle Länder und Gesellschaften gleich ausgesetzt sind. Die Initiative verfolgt das Ziel, über eine Zusammenarbeit mit den Massenkommunikationsmedien auf die Bildungs- und Kommunikationspolitik sowie auf die Wirtschaftspolitik und eine gute Regierungsführung einzuwirken, indem außerdem Aspekte mit vielfältigen Auswirkungen berücksichtigt werden, wie zum Beispiel die Emigration oder speziell auf die Jugend ausgerichtete Politiken sowie die Zusammenarbeit zwischen westlichen und islamischen Ländern in politischen Fragen, die für beide Seiten von besonderem Interesse sind. Der Zweck der Initiative für ein Bündnis der Zivilisationen besteht darin, eine Ergänzung zu anderen, bereits existierenden Initiativen zu sein. Der Barcelona-Prozess der EuroMediterranen Partnerschaft stellt im Rahmen der EU ein erstes und erfolgreiches Beispiel für die Umsetzung der Prinzipien dar, die die Initiative für ein Bündnis der Zivilisationen inspirieren. Die BMENA-Initiative im Rahmen der G8 hat ebenfalls Fragen im Zusammenhang mit diesen Ideen aufgegriffen, die der Initiative für ein Bündnis der Zivilisationen zu Grunde liegen, wenn auch mit anderen Nuancen und Instrumenten. Das Bündnis der Zivilisationen sieht vor, die Überlegung und die Ausarbeitung von konkreten Maßnahmen an ein drittes Forum zu übergeben, das universellen Charakter hat und über ein nicht austauschbares Mandat und eine nicht abtretbare Legitimität zur Bearbeitung dieser Fragen verfügt: die Organisation der Vereinten Nationen. 107 Bisher wurde dieses Thema in den Vereinten Nationen eher aus einem theoretischen Ansatz heraus behandelt, wie zum Beispiel die iranische Initiative für einen Dialog der Zivilisationen. Diese Bemühungen waren wertvoll und es muss in dieser Richtung weitergearbeitet werden. Hierzu sind jedoch neue, auf ein gemeinsames Handeln ausgerichtete Schritte erforderlich. Das Endziel des Bündnisses der Zivilisationen ist die Präsentation eines Pakets von praktischen Vorschlägen und Initiativen, die in politische Maßnahmen für die Regierungen umgesetzt werden können und zeitlichen Fortbestand haben. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen hat eine hochrangige Gruppe ernannt, der zwanzig aufgrund ihrer persönlichen Verdienste ausgewählte Personen angehören und die aufgrund der Vielfalt der Nationalitäten, Herkünfte und Persönlichkeiten die den Vereinten Nationen eigene Pluralität widerspiegelt. Dieser Gruppe gehören zwei Kopräsidenten an, Federico Mayor Zaragoza aus Spanien, ehemaliger Bildungsminister und ehemaliger Generaldirektor der UNESCO, und Mehmet Aydin aus der Türkei, Staatsminister und Professor für Theologie. Das Mandat des Generalsekretärs an die hochrangige Gruppe konzentriert sich auf drei konkrete Punkte: 1. Vorlage einer Bewertung der neuen, im Entstehen begriffenen Bedrohungen für den internationalen Frieden und die Sicherheit, insbesondere der politischen, gesellschaftlichen und religiösen Kräfte, die den Extremismus fördern. 2. Identifizierung von gemeinsamen Maßnahmen, sowohl auf institutioneller Ebene als auch auf der Ebene der Zivilgesellschaft, um diesen Tendenzen zu begegnen. 3. Empfehlung vor Ende 2006 eines durchführbaren Aktionsprogramms für die Staaten, internationalen Organisationen und die Zivilgesellschaft, das auf die Förderung der Harmonie zwischen den Gesellschaften abzielt. Für weitere Informationen: www.aeci.es www.maec.es www.unaoc.org KAPITEL V SPANIEN UND IBEROAMERIKA S P A N IBERO S P A N IBERO S P A N IBERO I A I A I A E N ME E N ME E N ME U N RIK U N RIK U N RIK D A D A D A Iberoamerika ist eine der Prioritäten der Außenpolitik der derzeitigen Regierung. Es könnte auch gar nicht anders sein, da Iberoamerika ein Teil der Identität Spaniens ist, was nur unter Berücksichtigung der gemeinsamen Geschichte verständlich wird, die Spanien –auf die eine oder andere Weise bis heute– mit den Völkern und Nationen des lateinamerikanischen Subkontinents teilt. Diese wiederum wären ohne ihre lange und enge Bindung an unser Land nicht das, was sie sind. Iberoamerika ist eine ständige Priorität der spanischen Außenpolitik und eine Staatsangelegenheit. Alle vorigen demokratischen Regierungen, sowohl unter den Sozialisten als auch unter der Volkspartei, haben ebenso wie die jetzige Regierung alle Arten von Initiativen ergriffen, die den Beziehungen zwischen Spanien und Lateinamerika eine privilegierte Stellung verliehen haben. Spanien verfügt heute über ausreichende wirtschaftliche Kapazität und den entschlossenen politischen Willen, einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung und zum Wohlstand der lateinamerikanischen Völker zu leisten. Die Iberoamerikapolitik der derzeitigen Regierung verfolgt das Ziel, die Verteidigung I. Iberoamerikanischer Gipfel der Staats- und Regierungschefs im Juli 1991 in Guadalajara, Mexiko. unserer Interessen mit den Bedürfnissen und dem Streben der Länder und Völker dieser Region zu vereinbaren. Im Grunde geht es um das Gleiche, da die beste Verteidigung der spanischen Interessen in Lateinamerika zweifellos in der Unterstützung der Konsolidierung der demokratischen Institutionen, der Stärkung der sozialen Kohäsion und der Förderung der Entwicklung und des Wohlstands besteht. Neue Faktoren Unsere Politik berücksichtigt an erster Stelle, dass, obwohl die Beziehungen seit jeher auf der gleichen Grundlage basierten (eine gemeinsame Identität und Geschichte), diese heute vor allem zwei neue Ausrichtungen haben. An erster Stelle ist die spektakuläre Entwicklung der spanischen Investitionen in dieser Region zu nennen, insbesondere in den größten und wichtigsten Ländern. Wir sind heute der zweitgrößte Investor in Lateinamerika und sind in strategischen Sektoren, wie zum Beispiel dem Bankenwesen, dem Kommunikationssektor, dem Energiesektor und dem öffentlichen Dienstleistungssektor im Allgemeinen stark vertreten. An zweiter Stelle ist das ebenfalls spektakuläre Wachstum der Emigration aus Lateinamerika nach Spanien zu nennen, insbesondere aus Ecuador, der Dominikanischen Republik, Kolumbien und Argentinien. Die Emigration ist willkommen, nicht nur, weil wir sie brauchen und sie zu unserem Wohlstand beiträgt, sondern auch aufgrund des Entgegenkommens, mit dem zu anderen Zei- Spanien und Iberoamerika 113 XVI. Iberoamerikanischer Gipfel der Staats- und Regierungschefs im November 2006 in Montevideo, Uruguay. ten unsere Emigranten von diesen Ländern aufgenommen wurden. Sie ist für die Länder, aus denen die Emigranten stammen, aber auch eine unverzichtbare Devisenquelle. Wir sind uns bewusst, dass Lateinamerika heute vor neuen Herausforderungen steht. Vor zwanzig Jahren bestand diese darin, zu demokratischen, zivilen und repräsentativen Regierungssystemen zurückzukehren und die bewaffneten Konflikte in Zentralamerika zu lösen. Spanien hat einen bedeutenden Beitrag sowohl zur Wiedereinsetzung der Demokratie in Südamerika als auch zu den Friedensprozessen in Zentralamerika geleistet. Heute hat die große Mehrheit der Länder der Region zivile und demokratisch gewählte Regierungen, und, trotz der ein oder anderen traurigen Ausnahme, kann man sagen, dass die bewaffneten Konflikte der Vergangenheit angehören. Aber die Demokratie ist noch weit von einer Konsolidierung entfernt, möglicherweise, weil sie nicht fähig war, die ethnischen Minderheiten (oder Mehrheiten), die seit jeher ausgegrenzt worden waren, in das System zu integrieren, und weil ihre Wiedereinführung die Erwartungen der Völker im Hinblick auf wirtschaftliche Entwicklung und Wohlstand und die Reduzierung der sozialen Ungleichheit nicht erfüllt hat. Soziale Kohäsion und ausgeglichene Entwicklung sind die Herausforderungen, auf die wir heute eine Antwort finden müssen. Die spanische Regierung will die Zusammenarbeit Spaniens zur Stärkung der Institutionen der iberoamerikanischen Nationen ausbauen. Wir haben unlängst mit Erfolg Erfahrung beim Aufbau unseres demokratischen Systems gemacht. Stabilität erfordert auch eine bedeutende Senkung der Armut und der sozialen Ungleichheit, die im weltweiten Vergleich in Lateinamerika am stärksten ausgeprägt ist. Gemäß den neuesten Daten der Weltbank kontrollieren 10% der lateinamerikanischen Bevölkerung 48% Prozent des Reichtums, während dagegen die ärmsten 10% der Bevölkerung Zugang zu kaum 16%, das heißt, dreißig Mal weniger Reichtum haben. Laut Angaben des UNDP hat sich das durchschnittliche Prokopfeinkommen in der Region in den letzten zwanzig Jahren kaum verändert und der Armutsanteil nur relativ. Obwohl der Armutsanteil in einigen Ländern zurückgegangen ist, ist er jedoch vor allem in den Andenländern und Zentralamerika gestiegen. In fünfzehn Ländern leben mehr als 25% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze, in sieben dieser Länder beträgt dieser Anteil mehr als 50%. Es wurden zwar ausreichend wirksame Wirtschaftsreformen eingeführt, um die Wirtschaft anzukurbeln, sie waren jedoch nicht ausreichend abgestimmt und an die Realität angepasst, um einen ausgeglichenen Wandel zu bewirken. Spanien beteiligt sich mit eigenen Mitteln, um die Armut zu bekämpfen und die soziale 114 Kohäsion zu stärken, und wird dies auch in Zukunft tun. Es hat sich aber auch auf den internationalen Foren für eine flexiblere Behandlung der gerechten lateinamerikanischen Forderungen eingesetzt, sowohl in finanzieller Hinsicht als auch im Hinblick auf den Zugang ihrer Produkte zu den Märkten der entwickelteren Länder, und wird dies auch in Zukunft tun. Was den Beitrag mit eigenen Mitteln angeht, ist die Politik zur Entwicklungszusammenarbeit eines der grundlegenden Instrumente der aktuellen Lateinamerikapolitik. Iberoamerika erhält 45% der staatlichen spanischen Entwicklungshilfe, die größtenteils, und in Übereinstimmung mit unserer Einschätzung der Lage in der Region, für Programme zur Stärkung der Institutionen und zur Bekämpfung der Armut und der sozialen Ungleichheit in Form der Versorgung der Grundbedürfnisse eingesetzt wird. Die Regierung beabridtigt, die Entwicklungszusammenarbeit durch eine Erhöhung der Mittel zu verstärken. Am Ende der Legislaturperiode soll der Anteil der Entwicklungshilfe 0,5% des Bruttoinlandsprodukts erreichen, was eine Verdoppelung der Mittel in nur vier Jahren bedeuten würde. Es wurde auch auf die Notwendigkeit hingewiesen, dass die spanischen Investoren ihre soziale Verantwortung übernehmen müssen (beinahe alle tun das bereits), ausgehend von der Überzeugung, dass die beste Garantie für ihre Interessen in der Stabilität und Entwicklung der Länder besteht, in denen sie präsent sind. Abgesehen davon hat die Regierung die Absicht, die bilateralen Mechanismen zu ergänzen, die gleichzeitig eine bessere Verteidigung der Interessen der spanischen Unternehmen und einen wirkungsvolleren Beitrag ihrerseits zur Entwicklung der Länder, in denen sie tätig sind, sicherstellen. In diesem Zusammenhang wurden mit beinahe allen iberoamerikanischen Ländern Abkommen zur Förderung und zum Schutz der Investitionen und Vereinbarungen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung geschlossen. Die Regierung unternimmt auch Anstrengungen bei der Suche nach Regelungen, die den lateinamerikanischen Emigranten, die hier arbeiten und unter uns leben, Stabilität und Sicherheit bieten sollen, damit sie einen besseren Beitrag zur Entwicklung ihrer Herkunftsländer leisten können. Es handelt sich hierbei um neu- artige Mechanismen, die den bedeutenden Anstieg der Geldsendungen dieser Emigranten stark berücksichtigen. Die spanische Regierung glaubt, dass Multilateralismus und Integration die beste Antwort auf die Herausforderungen der Globalisierung sind. Dies wird selbstverständlich auf die aktuelle Situation Lateinamerikas und unsere Beziehungen zu dieser Region angewandt. Spanien unterstützt die verschiedenen subregionalen wirtschaftlichen und kommerziellen Integrationsprozesse: MERCOSUR, die Andengemeinschaft und den Integrationsprozess in Zentralamerika. Sie treibt außerdem auch den Abschluss von Assoziierungsabkommen zwischen der Europäischen Union und den verschiedenen lateinamerikanischen Integrationsmechanismen voran: MERCOSUR, Andengemeinschaft und Zentralamerika. Abgesehen davon sind wir der Ansicht, dass sich die EU unbedingt stärker auf dem Subkontinent engagieren sollte. Deswegen beteiligt sich Spanien aktiv an dem Mechanismus der EU-Lateinamerika Gipfeltreffen, die durch eine gemeinsame Initiative der französischen und spanischen Regierung ins Leben gerufen wurden. Im Juni 2006 fand in Wien unter der österreichischen Ratspräsidentschaft der EU die vierte Sitzung statt. Iberoamerika muss eine Rolle in einer, multipolaren Welt spielen, in der Multilateralismus an die Stelle eines von einem einzelnen Akteur auferlegten Handelns tritt. Es muss jedoch zuerst seinen Zusammenhalt stärken, damit es in bestimmten Bereichen und im Rahmen des Möglichen mit einer einzigen Stimme sprechen kann. Eine grundlegende Voraussetzung hierfür ist die Stärkung des Abstimmungsmechanismus in Form der Iberoamerikanischen Gipfeltreffen, damit die iberoamerikanische Gemeinschaft bei vielen Themen der internationalen Agenda zu einem Akteur des multilateralen Dialogs wird. Dieses Ziel verfolgt die Initiative zur Einrichtung eines Iberoamerikanischen Generalsekretariats, das einen wirkungsvolleren Beitrag zu den Herausforderungen, vor denen der Subkontinent steht, leisten und den Unsicherheiten besser begegnen kann, die aufgrund der immer dynamischeren, vielfältigeren und komplexeren Beziehungen entstanden sind. KAPITEL VI VERTEIDIGUNGS POLITIK VERTEIDIGUNGSPOLITIK VERTEIDIGUNGSPOLITIK VERTEIDIGUNGSPOLITIK VERTEIDIGUNGSPOLITIK VERTEIDIGUNGSPOLITIK VERTEIDIGUNGSPOLITIK DIE STREITKRÄFTE: INSTRUMENT DER AUSSENPOLITIK Die Aussenpolitik Spaniens basiert auf einer gewissenhaften Einhaltung der internationalen Gesetze. Für jeden Auslandseinsatz unserer Streitkräfte müssen zweierlei Voraussetzungen erfüllt sein: Ein vorheriger Beschluss der UNO oder anderer Staatenorganisationen, denen Spanien angehört, und die aktive Beteiligung des Parlaments an der Entscheidung. Zur Durchführung der Einsätze verabschiedete das spanische Parlament am 3. November 2005 das Gesetz zur Nationalen Verteidigung, durch das die Streitkräfte den Auftrag erhalten, die Souveränität und Unabhängigkeit Spaniens zu gewährleisten, die Gebietsintegrität und die Verfassung Spaniens zu verteidigen, das Wohl seiner Bürger vor Gefahren, Unglücksfällen, Katastrophen und anderen öffentlichen Notsituationen zu schützen und durch Beteiligung an internationalen Einsätzen als Schlüsselelement der Aussenpolitik des Staates zu wirken. Das Gesetz schreibt vor, dass die Regierung das Parlament befragen muss und dessen Genehmigung benötigt, um Auslandseinsätze anzuordnen, die nicht direkt mit der Verteidigung Spaniens oder nationalen Interessen zusammenhängen. Diese Einsätze müssen internationalem Recht angepasst und ausdrücklich von der Regierung des Einsatzlandes angefordert worden sein oder auf einem Beschluss der UNO, der NATO oder der EU beruhen. Die Genehmigung durch das Parlament ist nicht erforderlich für die rechtmäßige Verteidigung des Landes gegen einen Angriff von außen oder die rechtmäßige Verteidigung nationaler Interessen. Die spanische Sicherheitspolitik ist durch die Teilnahme des Landes an internationalen Organisationen und Friedensmissionen und die Unterzeichnung verschiedener Verträge in den internationalen Kontext integriert. Die Verteidigungspolitik bestimmt wiederum die Ziele der Landesverteidigung und die Mittel und Maßnahmen, die erforderlich sind zu ihrer Sicherung. Sie sind definiert in der Nationalen Verteidigungsrichtlinie, welche die Planungsgrundlage für die Verteidigung des Landes und der Streitkräfte darstellt. Die Nationale Verteidigungsrichtlinie wurde am 30. Dezember 2004 vom Präsidenten bestätigt. Die Regierung definiert in ihr die Ziele der Landesverteidigung und legt die allgemeinen Maßnahmen zu ihrer Erfüllung fest. Die Richtlinie stellt die Basis der Verteidigungsplanung dar, beschreibt das strategische Umfeld, in dem wir uns befinden, und bestimmt den Rahmen der Sicherheit und Verteidigung Spaniens, sowie die Maßnahmen gegen die zitierten Risiken. Bezüglich Sicherheit und Verteidigung ist Europa unser prioritäres Interesse, und in diesem Bereich soll eine echte europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik vorange- Seine Majestät der König bei Heeresübungen. Verteidigungspolitik 117 nerhalb der gemeinsamen Sicherheitsaufgaben und der kollektiven Verteidigung. • Die entschlossene Unterstützung eines wirksamen multilateralen Systems als Mittel zur Lösung von Konflikten bei bedingungsloser Beachtung der Beschlüsse des UN-Sicherheitsrates. • Die aktive Beteiligung des Parlaments an der Debatte über die wichtigen Fragen der Verteidigungspolitik und die Bemühung um parlamentarische Unterstützung für die Entscheidungen der Regierung hinsichtlich der Beteiligung der spanischen Streitkräfte an Auslandseinsätzen. Prinz Felipe bei der Parade der Multinationalen Streitkräfte auf dem Flughafen Mostar, Bosnien-Herzegowina. trieben werden. Diese Priorität ist abgestimmt auf solide, ausgewogene transatlantische Beziehungen, in denen Spanien als zuverlässiger Bündnispartner mit klaren Verpflichtungen gegenüber der NATO agiert. Die Mittelmeerregion ist von besonderem Interesse für Spanien. Deshalb unterstützt unser Land unermüdlich sämtliche multilateralen Initiativen der Europäischen Union, der NATO und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, die sich mit dieser Region befassen. Iberoamerika ist ein weiteres Präferenzgebiet, weshalb Spanien seine bilateralen Beziehungen zu den iberoamerikanischen Staaten und die militärische Zusammenarbeit mit ihnen intensivieren und dabei die regionalen Initiativen zur Verstärkung der multilateralen Kooperation zwischen den Staaten Iberoamerikas unterstützen wird. Die Nationale Verteidigungsrichtlinie legt fünf große Einsatzlinien fest: • Die Konsolidierung der Rolle der Streitkräfte als relevanter Bestandteil der Aussenpolitik des Staates. • Die permanente dynamische Wandlung der Streitkräfte zum Zwecke ihrer Anpassung an die Umstände und Bedürfnisse, die sich aus der jeweils aktuellen strategischen Situation ergeben. • Die mit unseren Bündnispartnern solidarische Einhaltung unserer Verpflichtungen in- Streitkräfte mit 122.989 Berufssoldaten Die Personalstärke der spanischen Streitkräfte beläuft sich auf 122.989 Männer und Frauen, davon 46.342 Führungskräfte, 75.685 Soldaten der Land- und Seestreitkräfte und 962 Schüler der Ausbildungszentren für Führungskräfte. Alle Soldaten sind Fachkräfte, denn die Wehrpflicht wurde am 31. Dezember 2002 abgeschafft. Seit der Ankündigung eines neuen Landund Seestreitkräftegesetzes im September 2003 ist die Truppenstärke dieser Streitkräfte angestiegen. Bis Ende 2006 sollen es 80.000 Soldaten sein. Gleichzeitig hat der Frauenanteil in den Streitkräften zugenommen –im Jahre 2006 stellen sie 13% des Personals-, wodurch Spanien zum europäischen Land mit dem größten Frauenanteil in seinen Streitkräften geworden ist. Im Jahre 1991 betrug er noch 0,1%, 1995 0,7%, 2000 8,9% und 2005 11,5%. Die Aufnahme von Frauen in die Streitkräfte begann im Jahr 1988. Ein Jahr später hatten sie bereits Zugang zu den allgemeinen Waffeneinheiten. Zur Truppe und Marine waren Frauen ab 1992 mit Einschränkungen und ab 1999 uneingeschränkt zugelassen. Zum Zwecke der Konsolidierung der vollen Professionalisierung der Streitkräfte und Verwandlung des Soldatenberufs in eine attraktive Option wurde das Truppen- und Marinegesetz 8/2006 verabschiedet, das für die Stabilität des Berufslebens der Land- und Marinesoldaten sorgt, indem es langfristige Verpflichtungen (bis 58 Jahre, Abgang in die 118 BERUFSSOLDATEN BEI LAND- UND SEESTREITKRÄFTEN 85.000 80.000 75.000 70.000 r-0 6 ma i-0 6 jun -06 r-0 6 ap -06 mä feb r-0 5 ma i-0 5 jun -05 jul -05 au g-0 5 sep -05 ok t-0 5 no v-0 5 de z-0 5 jan -06 -05 r-0 5 ap mä feb jan -05 65.000 Reserve oder Pensionierung) oder kurzfristige Verträge über zwei oder drei Jahre, verlängerbar auf sechs Jahre, eingeht. Dieses Gesetz bietet darüber hinaus die Möglichkeit, bis zum Alter von 45 Jahren in den Streitkräften zu dienen. Ab diesem Zeitpunkt erhält der Soldat einen dem Mindestge- halt vergleichbaren monatlichen Unterhalt, der kombiniert werden kann mit anderen Einkünften im Privatsektor, allerdings unvereinbar ist mit dem Bezug von Arbeitslosenhilfe. STREITKRÄFTE Zur Zeit sind 26 Milliarden Euro für die Modernisierungsprogramme unserer Truppen bereitgestellt. Im Bereich Ausrüstung hat die Regierung entschieden, acht Modernisierungsprogramme fortzuführen (Fregatten F-100, Panzer Leopard, Eurofighter, A-400M, Pizarro 2. Phase, U-Boot S-80, Kampfhubschrauber Tigre und das Mehrzweckkriegsschiff [Buque de Proyección Estratégica]). Zwischen 2004 und 2006 wurden vierzehn weitere Programme genehmigt. Im März 2006 wurde der Spainsat gestartet, der als wichtigster Satellit der spanischen Streitkräfte bei deren Einsätzen die Kommunikation gewährleisten wird. 16% 4% 13% 67% Land Luft See Gemeinsame Einheiten Juni 2006 Modernere und effektivere Streitkräfte PROZENTANTEIL DER FRAUEN IN DEN STREITKRÄFTEN Die Beteiligung Spaniens an der NATO 12,8% 87,2% Männer Juni 2006 Frauen Spanien ist seit seinem Anschluss am 30. Mai 1982 an den Einsätzen des Nordatlantikpaktes beteiligt. Als aktives NATO-Mitglied hat Spanien zusammen mit den anderen Alliierten dazu beigetragen, die tiefgreifenden internen und externen Wandlungsprozesse der Organisation zu meistern. Zu den herausragenden Aspekten der internen Wandlung der NATO gehört ein bedeutender Abbau von Soldaten und Führungskräften in den letzten Jahren; es wurden multinationale Verteidigungspolitik 119 Ein Soldat der Gebirgsjäger beim Einsatz in Afghanistan. Einheiten gebildet; der Begriff des „Feindes” wurde abgeschafft und an seiner Stelle das Konzept der „kooperativen Sicherheit” entwikkelt, demzufolge die Zusammenarbeit zwischen den Staaten die beste Vorsorge gegen Konflikte darstellt, weshalb die Schranken zwischen den Staaten abzuschaffen sind, damit sich alle in einer immer enger vernetzten Welt sicherer fühlen können. Am 1. September 1999, als die neue Führungsstruktur der NATO in Kraft tritt, wird das Hauptquartier des Gemeinsamen Subregionalen Kommandos Südwest in Retamares (Madrid) eingeweiht. Im Juni 2001 eröffnet Spanien das kombinierte Lufteinsatzzentrum (CAOC) Nummer 8 von Torrejón zur Überwachung des Luftraums und stellt es der NATO zur Verfügung. Infolge des Terrorattentats vom 11. September in den USA beginnt der Truppenaufmarsch für den Einsatz „Active Endeavour“, der die Erkundung und Überwachung des Schiffsverkehrs im Mittelmeer zum Gegenstand hat. Am 4. Februar 2003 erweitert die NATO das Einsatzgebiet zunächst durch die Kontrolle des Schiffsverkehrs durch die Straße von Gibraltar, um terroristischen Gefahren vorzubeugen, und im März 2004 schließlich auf das gesamte Mittelmeer. Am 1. April 2003 beschließt die von José María Aznar geführte Regierung den Aufmarsch spanischer Soldaten in Irak. Das Kontingent wurde nach den Wahlen von 2004 von dem neuen spanischen Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero nach Spanien zurückbeordert. Im August übernimmt die NATO die Leitung der Operation ISAF, die die afghanische Regierung bei der Ausdehnung ihrer Staatsgewalt auf das ganze Land unterstützen soll. Spanien beteiligt sich mit einem in Kabul stationierten Truppenkontingent. Im Juli 2004 wird das Hauptquartier des Gemeinsamen Subregionalen Kommandos Südwest Retamares umgewandelt in das Kommando der Landstreitkräfte innerhalb des Regionalen Kommandos Süd der NATO (Neapel). Dieses Kommando spielt als eines von nur zwei Landstreitkräftekommandos eine vitale Rolle in der neuen Kommandostruktur. Am 5. August übernehmen die fünf Staaten des Eurokorps, zu denen Spanien gehört, für sechs Monate die Führung der Operation ISAF in Afghanistan. Das Eurokorps dient per Beschluss seiner Mitgliedstaaten als allzeit verfügbares NATO-Hauptquartier. Die Zukunft der Verteidigung in Europa Nach dem Inkrafttreten des Vertrages von Amsterdam im April 1999 begann die Entwicklung neuer Gemeinschaftspolitiken im Bereich der Sicherheit und Verteidigung. 120 In dem Dokument „Ein sicheres Europa in einer besseren Welt“ ist die europäische Sicherheitsstrategie begründet, die sich auf drei Ziele konzentriert: Ausdehnung der Sicherheitszone um Europa; Stärkung der internationalen Ordnung durch einen wirksamen Multilateralismus; Bekämpfung neuer Bedrohungen wie Terrorismus, Massenvernichtungswaffen, organisierte Kriminalität, etc. Die Landesverteidigungsrichtlinie von 2004 lässt keinen Zweifel über die Absicht Spaniens: „Europa ist unser prioritäres Interessengebiet. Spanien wird sich für eine echte europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik einsetzen, Initiativen zur Herstellung einer gemeinsamen Verteidigung unterstützen und dazu beitragen, dass die Europäische Union mit den zivilen und militärischen Kapazitäten ausgestattet wird, die erforderlich sind, um aktiv und eigenständig für die Prävention und Lösung von Konflikten, sowie für die Erhaltung des Friedens und der internationalen Sicherheit im Sinne der Charta der Vereinten Nationen zu arbeiten“. Solidarische Streitkräfte Zu den wichtigsten Missionen der spanischen Streitkräfte gehört die Erhaltung des internationalen Friedens, der internationalen Sicherheit und der internationalen Stabilität, sowie die aktive Beteiligung an den gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungsorganen, insbesondere NATO und EU. Als Mitglied der Allianz unterhält Spanien mehrere Kontingente innerhalb der ständigen NATO-Streitkräfte. Darüber hinaus ist Spanien beteiligt am Eurokorps, an der Schnellen Eingreiftruppe (Eurofor) und an den europäischen Seestreitkräften (Euromarfor), die sowohl der NATO als auch der EU dienen, sowie an weiteren internationalen Sicherheits- und Verteidigungsorganisationen wie dem Spanisch-Italienischen Amphibischen Verband (SIAF), der Europäischen Amphibischen Initiative (EAI), der European Air Group (EAG) und der europäischen Gendarmerietruppe EUROGENDFOR. Die Beteiligung Spaniens an Friedensmissionen Mehrere Kontingente der spanischen Streitkräfte sind derzeit in Friedensmissionen im Ausland eingesetzt. Anfang 2007 befinden sich 450 Soldaten in Bosnien, um das Land bei der Stabilisierung seiner Situation zu unterstützen, 540 Soldaten in Kosovo als Teil der multinationalen NATO-Truppen, 690 Soldaten in Afghanistan, stationiert in Herat und Qala-i-Naw als Teil der Internationalen Truppen zur Unterstützung der Sicherheit in Afghanistan, und 1.100 Soldaten, das größte Kontingent, leisten Dienst bei der UNIFIL im Libanon. Außerdem sind 17 militärische Beobachter im Balkan, sowie in Kosovo, Sudan, Äthiopien und Eritrea, Kongo und Indonesien unter dem Oberbefehl der EU und der NATO mit der Ankunft der spanischen Soldaten zum humanitären Einsatz im Tsunami-Gebiet in Indonesien am 26. Dezember 2004. Verteidigungspolitik Überwachung der Einhaltung der dortigen Friedensverträge beschäftigt. Die offizielle Teilnahme Spaniens an UNMissionen begann 1989. Allerdings hatten die spanischen Streitkräfte schon zuvor, wenn auch rein sporadisch, an Einsätzen teilgenommen, die vergleichbar waren mit den heutigen „Friedenseinsätzen“. Die Friedenseinsätze haben mittlerweile einen vorrangigen Stellenwert innerhalb der Verteidigungs- und Sicherheitspolitik Spaniens. So hat das Land durch ständige Präsenz, einen wachsenden wirtschaftlichen Beitrag und leider auch durch ein erhebliches Opfer an Menschenleben ein großes Engagement für diese Missionen bewiesen. Insgesamt hat Spanien seit 1989 an 49 Friedens- und humanitären Einsätzen teilgenommen; ermöglicht wurde dieser Beitrag durch den Einsatz von ca. 70.000 Soldaten aller drei Streitkräfte in vier Kontinenten. Auch in finanzieller Hinsicht wurde viel aufgewendet für diese Einsätze, nämlich über 3,1 Milliarden Euro. Der anfänglich bescheidenen spanischen Beteiligung an Initiativen dieser Art während der ersten Jahre folgte eine bedeutende Intensivierung der Mitarbeit im Jahr 1992 infolge unserer Beteiligung an den UN-Schutztruppen in Bosnien mit bis zu 1.500 Soldaten. Diese Truppenstärke hielt sich etwa konstant bis 1999, als unser Kontingent in Kosovo auf 2.800 Soldaten aufgestockt wurde. 121 Im Jahre 2003 wurde mit 3.600 Soldaten an vier verschiedenen Schauplätzen das historische Maximum unserer Auslandseinsätze erreicht, das unseren Streitkräften unerwartete Anstrengungen abverlangte. Diese Situation wurde rationalisiert durch den Beschluss des Ministerrates vom 12. Dezember 2003, durch den eine Höchstbeteiligung von 2.700 Soldaten festgesetzt wurde, die allerdings bis zum Abzug der Truppen aus Irak im Mai 2004 nicht erreicht werden sollte. Zur Zeit können die spanischen Streitkräfte maximal 3.000 Soldaten für Auslandseinsätze abkommandieren. Voraussichtlich bleibt es bei dieser Truppenstärke für Auslandseinsätze. Das Risiko dieser Missionen liegt auf der Hand. Die 124 Personen, die als Angehörige oder Beauftragte des Verteidigungsministeriums bei Einsätzen dieser Art in Erfüllung ihrer Pflicht ums Leben gekommen sind, sind der schmerzliche Beweis dafür. Was humanitäre Einsätze angeht, waren spanische Truppen in Mauritanien, Pakistan, Indonesien, Mosambik, Türkei, Albanien, Mittelamerika und Kurdistan tätig, um bei der Bewältigung der Folgen von Katastrophen natürlichen oder menschlichen Ursprungs zu helfen. Weitere Informationen erhalten Sie unter der offiziellen Website des Verteidigungsministeriums: www.mde.es