Auswirkungen des Klimawandels auf die pflanzliche Erzeugung in Baden-Württemberg Photo: Kerstin Stolzenburg Dr. Holger Flaig Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Projekte des Landes Baden-Württemberg KLIWA (1999): Klimaveränderungen und Konsequenzen für die Wasserwirtschaft KLARA (2003 – 05): Klimawandel – Auswirkungen, Risiken und Anpassung Klimaveränderungen: - Klimaveränderungen in der Vergangenheit (1950-2000) - Klimaveränderungen in der Zukunft (2001-2050) - Entwicklungen bei Hitzewellen, Stürmen, Gewittern und Hagel? - Auswirkungen auf menschliche Gesundheit, Forst- und Landwirtschaft, Vogelwelt und Naturschutz, Tourismus Schifffahrt und Wasserkraftnutzung Quelle: „Klimawandel – Auswirkungen, Risiken, Anpassung (KLARA)“; Hrsg.: Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg (aktuell: www.lubw.baden-wuerttemberg.de); 2005; Bearbeitung: Potsdam Institut für Klimafolgenforschung e. V. (PIK), Projektleiter: Dr. Manfred Stock Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Klimaentwicklung 1951 - 2000 Baden-Württemberg weist zwischen 1951 und 2000 eine deutliche Klimaänderung auf, mit folgenden Merkmalen: Anstieg der Jahresmitteltemperatur je nach Region um 0,6 – 1,5 K Rückgang der Frosttage im Mittel um bis zu 30 Tage/Jahr Zunahme der Sommertage im Mittel um bis zu 20 Tage/Jahr Niederschlagszunahme in der Jahressumme um bis zu 250 mm (Schw.) Zunahme der Starkniederschlagstage um bis zu 11 Tage/Jahr (Schw.) Deutliche Änderungen auch in anderen meteorologischen Parametern Wie geht die zukünftige Entwicklung weiter? Quelle: KLARA, 2005 Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Jahresmittel der Lufttemperatur Basisszenario: 1951-2000 Differenz 2046/2055 zur Basis Diff.: + 1,2 bis + 1,8 K Quelle: KLARA 2005 Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Sommertage: mittlere Anzahl und Zunahme Basisszenario: 1951-2000 Basisszenario: 1951-2000 Differenz 2046/2055 zur Basis Diff.: + 12 bis + 30 Tage Mittelwert des Zeitraums 1951-2000 Quelle: KLARA, 2005 Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Sommersumme des Niederschlags (mm) Basisszenario: 1951-2000 Differenz 2046/2055 zur Basis Diff.: + 60 bis - 120 mm Quelle: KLARA, 2005 Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Relative Niederschlagsänderung [%] im Sommer für das A1B Szenario: 2071/2100 zu1961/1990 Modell REMO MPI Meteorologie, Hamburg (Jacob) Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Niederschlag im Sommer - Deutschland Prozentuale Änderung zwischen dem Zeitraum 2071 – 2100 und dem Zeitraum 1961 – 1990 für das Emissionsszenario A1B Flächenmittel –22% Regionalisierungsmodell WETTREG im Auftrag des Umweltbundesamts (Climate & Environment Consulting Potsdam, Spekat et al. 2007) Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Vergleich der mittleren Verhältnisse zwischen Basisszenario 1951-2000 und Szenario 2046/55 Meteorol. Größe Basisszenario 1951-2000 Differenz 2046/2055 zur Basis von von bis bis Temp. im Jahresmittel (°C) 5 12 + 1,2 Anzahl Sommertage (Tmax >25 °C) 10 60 +0 + 30 Ø Niederschlagsumme/Jahr (mm) < 600 2200 - 200 +200 Ø Sommerniederschläge (mm) < 200 600 + 60 -120 Quelle: KLARA, 2005 Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg + 1,8 Projekte des Landes Baden-Württemberg KLIWA (1999): Klimaveränderungen und Konsequenzen für die Wasserwirtschaft KLARA (2003 – 05): Klimawandel – Auswirkungen, Risiken und Anpassung Klimaveränderungen: - Klimaveränderungen in der Vergangenheit (1950-2000) - Klimaveränderungen in der Zukunft (2001-2050) - Entwicklungen bei Hitzewellen, Stürmen, Gewittern und Hagel? - Auswirkungen auf menschliche Gesundheit, Forst- und Landwirtschaft, Vogelwelt und Naturschutz, Tourismus Schifffahrt und Wasserkraftnutzung Quelle: „Klimawandel – Auswirkungen, Risiken, Anpassung (KLARA)“; Hrsg.: Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg (www.lubw.baden-wuerttemberg.de); 2005; Bearbeitung: Potsdam Institut für Klimafolgenforschung e. V. (PIK), Projektleiter: Dr. Manfred Stock Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Heft 9, 2006 Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Anzahl der bisherigen und künftigen heißen Tage (Tmax ≥ 30 °C) in Baden-Württemberg Quelle: KLIWA-Heft 9, 2006 Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Gewitterhäufigkeit Jährliche Anzahl der Gewittertage 1949-2000 als Mittelwert von 13 SYNOP-Stationen des DWD in Baden-Württemberg Quelle: C Kottmeier, M Kunz, T Hofherr, N Lichtenberger, J Sander (Karlsruhe); KLARA 2005 Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Anzahl der Hageltage 1986-2004 in Baden-Württemberg Quelle: KLARA 2005, Daten nach SV-Versicherung Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Klimawandel findet statt • Temperaturanstieg, • Niederschläge: Zunahme der Niederschlagsmengen in Herbst, Winter und Frühjahr, Rückgang der Niederschläge im Sommer, • Häufigere extreme Witterungsereignisse (Starkregen, Hitze, Trockenperioden, Hagel, Winterstürme, noch erhebliche Unsicherheiten bei der Prognose). • Zunahme der CO2-, Ozongehalte und der UV-B-Strahlung Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Die möglichen Folgen des Klimawandels für die pflanzliche Erzeugung • Auswirkungen auf die Wachstumsbedingungen der Kulturpflanzen • Auswirkungen auf Ertrag und Qualität • Auswirkungen auf Boden und Umwelt • Herausforderungen für Pflanzenzüchtung, Pflanzenbau, Pflanzenschutz CO2, Temperatur, Niederschläge, Extremereignisse Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg CO2-Konzentrationen aus Eisbohrkernen und aus Projektionen für das 21. Jahrhundert CO2 Concentration in Ice Core Samples and Projections for Next 100 Years 700 Erwartet 2100 Projected (2100) 650 Vostok Record IPCC IS92a Scenario Law Dome Record Mauna Loa Record 550 500 450 400 Current (2001) heute 350 300 250 200 150 400,000 300,000 200,000 Years Before Present 100,000 Jahre vor der Gegenwart Quelle: C. D. Keeling and T. P. Whorf; Etheridge et.al.; Barnola et.al.; (PAGES / IGBP); IPCC; nach einer Graphik von Bernhofer et al. (TU Dresden) 2007 Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg 0 CO2-Konzentration [ppmv] 600 Photosynthese und Transpiration eines Sommerweizenblattes bei zunehmender Lichtintensität und erhöhter CO2-Konzentration Netto-Photosyntheserate [µmol m-2 s-1] Photonenflussdichte [µmol m-2 s-1] Transpiration [mmol m-2 s-1] Photonenflussdichte [µmol m-2 s-1] Quelle: S. Burkart (FAL) 2007 unveröffentlicht Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Auswirkungen erhöhter CO2-Konzentration • erhöhte Nettophotosyntheserate, • Die Biomassebildung und die Erträge nehmen zu, • Die Effizienz der Nutzung von Wasser, Licht und Stickstoff nimmt zu, • Mehr C im Vergleich zu N, daher geringere Stickstoff- und Proteingehalte in der Biomasse, auch im Getreidekorn, • verstärkte C-Verlagerung in die Wurzel. Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Auswirkungen des Temperaturanstiegs (1) Quelle: H.-J. Weigel (FAL) 2004 nach einer Graphik von Rosenzweig & Hillel 1998 Temperaturabhängigkeit der Photosynthese Î Positive Wachstumseffekte eher bei wärmeliebenden Arten (C4); Verschiebung der Konkurrenzverhältnisse zwischen C4- und C3-Pflanzen? Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Auswirkungen des Temperaturanstiegs (2) • Konkurrenzverschiebung zu wärmeliebenden Kulturen: Größerer Anbauumfang von Mais oder Soja, geringerer bei Getreide, Grünland oder Zuckerrüben? Chance für neue Arten und Sorten bei Obst, Gemüse, Wein. • Verlängerung der Vegetationsperiode mehr Ertrag. • Bei Getreide: Verkürzung der Wachstumsdauer bei hohen Temperaturen (z. B. Oberrheingraben), dadurch Verkürzung der Kornfüllungsphase weniger Ertrag, insb. bei zusätzlichem Trockenstress. • Sehr hohe Temperaturen: Störungen der Blütenentfaltung, der Befruchtung und der Ausfärbung (Getreide, Tomaten, Zierpflanzen). Qualitätsprobleme bei Getreide, Obst, Gemüse und Wein. Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Phänologie: Das Frühjahr kommt früher Quelle: Dr. Maier, DWD-Niederlassung Weihenstephan, 2007 Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Kornzahl pro Ähre (Winterweizen) und max. Temperatur Erhöhte CO2-Konz. Normale CO2-Konz. Maximaltemperatur [°C] maximale halbstündige Temperatur in den letzten 5 Tagen vor der Anthese Quelle: Wheeler et al., J. Agric. Sci. 127, 37-48, 1996 Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Graphiken nach Franzaring et al. 2007 (Univ. Hohenheim), verändert Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Quelle: J. Fuhrer, ART Zürich; Agric. Ecosys. Environ. 2003, veränd. Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Auswirkungen des Temperaturanstiegs (3) • Zu schnelle Vorwinterentwicklung der Wintersaaten, Beeinträchtigung der Winterhärte möglich, Anfälligkeit für Schädlinge und Krankheiten erhöht. • Unzureichende Vernalisation (Induktion des Schossens und Blühens durch einen Kältereiz) in milden Wintern. • Herbst-Winter-Frühjahr: höhere Überlebensraten und schnellere Entwicklung bei Schädlingen; Unkrautdruck. • Förderung der mikrobiellen Aktivität und damit des Humusabbaus im Boden bei ausreichender Feuchtigkeit. • Evapotranspiration steigt exponentiell mit der Temperatur (beschleunigte Abnahme der Bodenfeuchte). wird in Zukunft die entscheidende Rolle spielen! Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Niederschläge und Verdunstung in Karlsruhe (Ø 1951 – 1980) Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Quelle: © Deutscher Wetterdienst, Offenbach, 2005: Einfluss der Klimaänderung auf die Landwirtschaft Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Projektion der Verteilung der Niederschlagsänderungen (global) 2090 – 99 gegenüber 1980 – 99 Niederschlag nimmt sehr wahrscheinlich in höheren Breiten zu nimmt wahrscheinlich in den meisten subtropischen Ländern ab Wir werden weiterhin ein Anbauraum mit vergleichsweise viel Wasser sein! Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Weitere Auswirkungen • Die Variabilität des Wettergeschehens steigt, das Wetter wird unberechenbarer, Extremereignisse häufiger und evtl. intensiver. Damit werden auch die Erträge unsicherer und variabler. • Das Risiko der Erosion durch Wind und Wasser nimmt zu. • Grundwasserneubildung im Winter, aber auch höhere NitratAuswaschung ins Grundwasser. • Einfluss auf Nährstoffumsetzungen im Boden, auch auf die Humusbilanz. • Auch die natürliche/naturnahe Vegetation ändert sich: Trockenrasen? Feuchtgebiete? Moore? Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Herausforderungen h • • • • • • • h h für die Pflanzenzüchtung: Trockenheitstoleranz, Wassereffizienz Hitzetoleranz CO2-Ausnutzung (Umsetzung in Biomasse) Abreifeverhalten und –zeitpunkt Resistenz gegen Insekten und Krankheitserreger Standfestigkeit (Unwetter) Auswinterungsstabilität (Spätfröste) für den Pflanzenbau für den Pflanzenschutz Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg