Muss die Missionsstation Mulungwishi einer Kupf

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Ausbeutung: Bei einer Begengungsreise konnten die Teilnehmer/innen
sehen, wie Minengesellschaften fruchtbares Land zerstören.
Die Plünderung des Kongo mit Schweizer Hilfe
Muss die Missionsstation Mulungwishi
Von Andreas Stämpfli
Mulungwishi liegt in einem der rohstoffreichsten Gebiete des Kongo. In
den Hügeln rund um die Missionsstation und auch direkt darunter gibt es
Kupfer und Kobalt. Ausländische Konzerne möchten dieses Material günstig abbauen. Doch was haben die Kirche und die dort lebenden Menschen
davon?
Soll die Kirche selber Schürfrechte
kaufen und versuchen, mit Kupfer
und Kobalt auf ihrem Gelände Geld zu
verdienen? Oder soll sie Schürfrechte
kaufen und damit verhindern, dass
Minengesellschaften auf der Missionsstation zu graben beginnen? Mit
solchen Fragen beschäftigten sich in
den letzten Jahren die Verantwortlichen der Missionsstation Mulungwishi in der Provinz Katanga der Demokratischen Republik Kongo. Doch
solche Fragen müssen gar nicht mehr
gestellt werden, denn die Schürfrechte sind längst für billiges Geld an
ausländische Konzerne verkauft worden, die den Kongo bis aufs Letzte
ausbeuten.
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Kirche und Welt Nr. 7/2014
Düstere Aussichten
Weil der kongolesische Staat schwach
ist und viele Politiker korrupt sind,
wurden die meisten der kongolesischen Minengesellschaften in den
letzten 15 Jahren geschlossen und für
wenig Geld an ausländische Firmen
verschachert. Diese bringen nun vordergründig Wohlstand, indem sie die
Minen wieder in Schwung bringen,
Arbeitsplätze schaffen und Strassen
bauen. Doch vom eigentlichen Gewinn
aus dem Erzabbau sehen die Kongolesen nichts. Die Minengesellschaften
zerstören grossflächig die einst
fruchtbare Gegend der Provinz Katanga und lassen zerklüftete und vergiftete Böden zurück, auf denen kaum
jemals wieder Landwirtschaft betrieben werden kann.
Kaputte Böden –
vergiftetes Wasser
Internationale Studien sagen der Region Katanga eine düstere Zukunft voraus: Bis in etwa 15 Jahren soll der
grösste Teil der Bodenschätze abgebaut sein. Dann schliessen die Minen.
Zurück bleiben riesige Umweltschä-
den, kaputte Böden und vergiftetes
Wasser. Neben dem Bergbau gibt es
kaum Arbeit. Landwirtschaft ist nur
noch an wenigen Orten möglich.
Arbeit unter
miserablen Bedingungen
Schweizer Drahtzieher
Neben chinesischen und südafrikanischen Gesellschaften beteiligt sich
insbesondere auch Glencore mit Sitz
in Zug an der Ausbeutung des Kongo.
Glencore ist eine der grössten Rohstoffhändlerinnen der Welt. Mit 186
Mia. USD (2011) hat sie den grössten
Umsatz aller Firmen in der Schweiz.
Glencore hat mit zwei Tochterfirmen
Konzessionen für riesige Kupfer- und
Kobaltgebiete in Katanga.
Die Arbeitsbedingungen sind in
den Minen der Glencore-Tochterfirmen katastrophal: Arbeiter werden
als Taglöhner nur dann beschäftigt,
wenn sie gerade gebraucht werden. Sicherheitsbestimmungen werden
kaum respektiert. Die Bergleute sind
verschiedensten Gesundheitsrisiken
ausgesetzt. Zur Herstellung von Kupferprodukten setzen die Fabriken
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einer Kupfermine weichen?
Schwefelsäure und weitere toxische
Substanzen ein, die ungeklärt in die
Flüsse geleitet werden. Die Fischbestände wurden vielerorts vollständig
vernichtet.
Obwohl die Produktion in den letzten Jahren wieder deutlich gestiegen
ist, gingen die Einnahmen der Provinz Katanga aus dem Bergbau stetig
zurück. Die Unternehmen finden immer neue Schlupflöcher, um Steuern
und Abgaben zu vermeiden und allen
Gewinn ins Ausland zu verschieben.
Opfer sollen in der
Schweiz klagen können
Recht ohne Grenzen
Ob Glencore im Kongo, Holcim in Guatemala oder Triumph in Thailand:
Immer wieder kommen Schweizer
Konzerne mit Menschenrechten und
Umweltstandards in Konflikt.
Die Kampagne «Recht ohne Grenzen», die von rund 50 Entwicklungsund Menschenrechtsorganisationen
getragen wird, fordert von Bundesrat
und Parlament gesetzliche Bestimmungen, damit Firmen mit Sitz in der
Schweiz weltweit die Menschenrechte
und die Umwelt respektieren müssen
und Opfer von Menschenrechts- und
Umweltverstössen in der Schweiz auf
Wiedergutmachung klagen können.
Am 28. Mai 2014 hat der Bundesrat
ein entsprechendes Postulat beantwortet und einen umfassenden Bericht
veröffentlicht. «Recht ohne Grenzen»
begrüsst die gute Auslege­ordnung
des Bundesrats und die grundsätzliche Würdigung verbindlicher Regeln.
Es sei hingegen bedauerlich, dass der
Bundesrat es bei der «Grundlage für
mögliche konkrete Gesetzesvorschläge» belässt und es verpasse, den
nächsten logischen Schritt, die gesetzliche Verankerung der Sorgfaltsprüfung an die Hand zu nehmen, so
die Pressemitteilung von «Recht ohne
Grenzen».
www.rechtohnegrenzen.ch
SO KÖNNEN SIE HELFEN
Die Evangelisch-methodistische Kirche in der
Demokratischen Republik Kongo
Die EMK im Kongo ist eine der grössten Kirchen des Landes. Sie umfasst
vier Bischofsgebiete mit insgesamt mehr als 1.2 Mio Mitgliedern, 1500 Gemeinden und mehr als 1000 Pfarrpersonen. Die Kirche betreibt viele Primar-, Sekundar- und Mittelschulen sowie drei Universitäten, etwa 200 Gesundheitsposten und drei grosse Spitäler. Daneben betreiben viele Gemeinden und Distrikte zahlreiche Projekte, um der Bevölkerung ganzheitlich zu
helfen etwa durch Unterstützung in der Landwirtschaft und bei der Einkommensgenerierung.
Connexio unterstützt die Arbeit der EMK im Kongo mit jährlich rund CHF
400 000.–.
Spenden sind herzlich willkommen:
PC 87-537056-9, EMK in der Schweiz, Connexio, Zürich,
Tel. 044 299 30 70,
www.connexio.ch
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