DFP Diabetologie 1_11_DFP Diabet 1 29.04.11 12:57 Seite 1 die PUNKTE IHR AKTUELLES UND INNOVATIVES DIPL OMFORTBILDUNGSMAGAZIN DFP-Beiträge publiziert im Mai 2011, gültig bis Mai 2013 1/11 SEITE 3 Autor: Ao. Univ.-Prof. Dr. Thomas C. Wascher 1. Medizinische Abteilung, Hanusch-Krankenhaus, Wien 2 PUNKTE Blutzucker-Selbstkontrolle bei Typ-2-Diabetes: Wer – wann – wie oft? 2 PUNKTE DIABETOLOGIE LITERATUR Diabetes und Komplikationen mit Fokus Niereninsuffizienz SEITE 7 Autor: Ao. Univ.-Prof. Dr. Martin Clodi Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel, Universitätsklinik für Innere Medizin III, Medizinische Universität Wien Fachkurzinformation siehe Seite 6 DFP Diabetologie 1_11_DFP Diabet 1 29.04.11 12:57 Seite 2 DFP Diabetologie 1_11_DFP Diabet 1 29.04.11 12:57 Seite 3 diabetologie 1/2011 DIPLOMFORTBILDUNG die PUNKTE 3 Blutzucker-Selbstkontrolle bei Typ-2-Diabetes: Wer – wann – wie oft? Fachkurzinformation siehe Seite 6 Lehrziel: Die Aufgaben und Möglichkeiten der Blutzucker-Selbstkontrolle bei Typ2-Diabetes besser einschätzen zu können und Patienten mittels Feedbackunterstützter Blutzucker-Selbstkontrolle zu managen. Während bei Patienten mit Typ-1Diabetes, die ja überwiegend mit einer intensivierten Insulintherapie oder (seltener) einer Insulinpumpe behandelt werden, die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit einer BlutzuckerSelbstkontrolle außer Diskussion steht, wird dieses Thema bei Patienten mit Typ-2-Diabetes wesentlich kontroversieller gesehen. Insbesondere bei Typ-2-Diabetikern, die nicht mit Insulin behandelt werden, wird die Blutzucker-Selbstkontrolle immer wieder in Frage gestellt. Die International Diabetes Federation (www.idf.org) vertritt in ihrer „Global Guideline for Type-2 Diabetes“ eine klare Position zur Blutzucker-Selbstkontrolle bei Typ-2-Diabetes (Tab. 1), von der eigentlich nur in Schwellen- oder Dritte-Welt-Ländern aus Kostengründen abgerückt werden sollte. Allerdings wird dort ebenso klar festgehalten, dass die Patienten nicht nur geschult werden müssen, sondern auch bereit sein müssen, Aufzeichnungen zu führen und den Prozess der Selbstmessung in die Routine des Krankheitsmanagements einfließen zu lassen. Dafür notwendig sind natürlich auch Selbstkontrolljournale zur kontinuierlichen Aufzeichnung der Messwerte, welche den Ansprüchen an eine zeitgemäße BlutzuckerSelbstkontrolle gerecht werden. Es bleibt nun zu überlegen, auf welche Art und Weise die Blutzucker-Selbstkontrolle von Typ-2-Diabetikern durchgeführt werden soll. Um sich dem Thema adäquat zu nähern, soll vorab festgehalten werden, welche Ziele mit der Blutzucker-Selbstkontrolle bei Diabetespatienten verfolgt werden. Dies sind: 1. verbesserter Outcome (Senkung des HbA1c) 2. erhöhte Sicherheit (Reduktion von Hypoglykämien) 3. Empowerment (verbesserte Krankheitsbewältigung) Ebenfalls in solche Überlegungen einfließen müssen die unterschiedlichen Therapieformen, die zur Blutzuckersenkung bei Typ-2-Diabeti- Ao. Univ.-Prof. Dr. Thomas C. Wascher kern existieren, da diese natürlich einen ausgeprägten Einfluss auf die Häufigkeit der Blutzucker-Selbstkontrolle haben. Hier wäre vor allem zwischen Patienten mit Insulintherapie und jenen, die mit oralen Antidiabetika (OAD) behandelt werden, zu unterscheiden. In der Gruppe der mit OAD behandelten Patienten wiederum spielt es eine Rolle, ob Substanzen mit dem Potenzial, Hypoglykämien zu induzieren, zum Einsatz kommen oder nicht. Ein wichtiger Grundsatz der Blutzucker-Selbstkontrolle bei Typ-2Diabetikern ist sicherlich, dass die } • Die Blutzucker-Selbstkontrolle soll für alle neu diagnostizierten Patienten als integraler Bestandteil des Selbstmanagements zur Verfügung stehen. • Die Blutzucker-Selbstkontrolle soll für alle Patienten mit Insulintherapie zur Verfügung stehen. • Die Blutzucker-Selbstkontrolle sollte auf regulärer Basis auch für Patienten mit oraler Medikation zur Verfügung stehen, um – Hypoglykämien zu überprüfen, – den Einfluss von Medikamenten und Lebensstiländerungen zu überprüfen und – Hyperglykämien während interkurrenter Erkrankungen zu verifizieren. • Die Blutzucker-Selbstkontrolle sollte auf intermittierender Basis auch für Patienten mit ausschließlich diätetischer Therapie zur Verfügung stehen, um – den Einfluss von Lebensstiländerungen zu überprüfen und – Hyperglykämien während interkurrenter Erkrankungen zu verifizieren. • Die Fähigkeit des Patienten zur Selbstkontrolle soll auf jährlicher Basis überprüft werden. Tab. 1: IDF-Position zur Blutzucker-Selbstkontrolle in Industrienationen DFP Diabetologie 1_11_DFP Diabet 1 29.04.11 12:57 Seite 4 4 die PUNKTE dem Patienten vorgeschlagene Form der Selbstkontrolle immer eine individuelle Entscheidung für einen individuellen Patienten darstellt, in die eine Reihe von Variablen einfließt. Wenn es daher auch keine allgemein gültigen „Kochrezepte“ geben kann, so sollen im Folgenden doch Ziele und Möglichkeiten der BlutzuckerSelbstkontrolle näher beleuchtet werden. Blutzucker-Selbstkontrolle zur Verbesserung des HbA1c: Bei Patienten mit Typ-2-Diabetes, die mit Insulin behandelt werden, scheint, so wie bei Typ-1-Diabetikern, eine höhere Intensität der Blutzucker-Selbstkontrolle, gemessen an der Zahl der täglichen Kontrollen, mit einem niedrigeren HbA1c assoziiert zu sein (SCHÜTT et al., Exp Clin Endocrinol Diabetes, 2006). In derselben Querschnittsuntersuchung konnte dies für Typ-2-Diabetiker unter oralen Antidiabetika nicht gezeigt werden. Ein Cochrane Review aus dem Jahr 2005 (WELSCHEN et al., 2005) kommt zu dem Schluss, dass die Datenlage zwar einen bescheidenen Effekt der Blutzucker-Selbstkontrolle auf das HbA1c bei Typ-2-Diabetikern ohne Insulintherapie vermuten lässt, weitere Studien allerdings dringend notwendig wären. Eine rezentere Metaanalyse von JANSEN (Curr Med Res Opin, 2006) zeigt, dass bei Patienten unter oraler Therapie nur eine so genannte „Feedback-kontrollierte“ Blutzucker-Selbstkontrolle zu einem gering, aber signifikant verbesserten HbA1c führt. Dabei wird das Resultat in erster Linie von einer Studie (SCHWEDES et al., Diabetes Care, 2002) getrieben. Auf das Thema der Feedback-Kontrolle wird weiter unten noch näher eingegangen. Ein dazu divergierendes Studienresultat wurde aus England berichtet. FARMER et al. (BMJ, 2007) konnten trotz Feedback-Kontrolle keinen Zusammenhang zwischen Blutzucker-Selbstkontrolle und HbA1c feststellen. Andererseits zeigen auch die retrospektive ROSSO-Studie (MARTIN et al., Diabetologia, 2006) sowie eine rezente große (n = 610), randomisierte Studie diabetologie 1/2011 DIPLOMFORTBILDUNG (BARNETT et al., Diabetes Obes Metab, 2008) Effekte der BlutzuckerSelbstkontrolle auf das HbA1c. Vor Kurzem wurde zu diesem Thema die STEP-Studie veröffentlicht (POLONSKY et al., Diabetes Care, 2011). Dabei wurden insgesamt 483 nichtinsulinbehandelte Patienten mit einem HbA1c > 7,5% entweder einer Gruppe mit intensivierter Standardtherapie oder einer Gruppe mit intensivierter Standardtherapie plus strukturierter Blutzucker-Selbstkontrolle randomisiert zugeordnet. Die strukturierte Blutzucker-Selbstkontrolle wurde mit dem AccuChek® 360°-View Blutzuckeranalyse-System durchgeführt, bei dem 7Punkte-Tagesprofile aufgezeichnet sowie die Mahlzeitengröße und Bewegung monitiert werden. In beiden Gruppen verbesserte sich das HbA1c über die Dauer von zwölf Monaten. Allerdings war die Verbesserung in der Gruppe mit strukturierter Blutzucker-Selbstkontrolle signifikant größer (0,3% ITT; 0,5% per Protocol). Zusammenfassend muss man festhalten, dass der Effekt der BlutzuckerSelbstkontrolle bei nicht mit Insulin behandelten Typ-2-Diabetikern auf das HbA1c moderat zu sein scheint (ca. 0,3%) und offenbar nur unter Messprotokollen mit Feedback-Kontrolle zu beobachten ist. Blutzucker-Selbstkontrolle, Hypoglykämien und interkurrente Erkrankungen: Unbestritten ist, dass es dem Empowerment der Patienten und der persönlichen Krankheitsbewältigung dient, eigenständig Kontrollen in Situationen durchzuführen, in denen mit veränderten Blutzuckerwerten zu rechnen ist, und dazu nicht zwingend den betreuenden Arzt aufsuchen zu müssen. Dies gilt im Hinblick auf interkurrente Erkrankungen wie beispielsweise grippale Infekte unbeschadet der antidiabetischen Therapie für alle Patienten. Im Hinblick auf die Verifizierung suspizierter Hypoglykämien gilt dies natürlich nur für Patienten mit einer Medikation, die auch Hypoglykämien induzieren kann (Sulfonylharnstoffe, Repaglinide, Insulin). Je komplexer die Insulintherapie und je niedriger das HbA1c sind, desto mehr Messungen werden aus diesem Titel notwendig sein. Blutzucker-Selbstkontrolle zur kontinuierlichen Therapieüberwachung und Dosis-Selbstanpassung: Eigentlich benötigt jede Art der antidiabetischen Therapie eine Form des kontinuierlichen Monitorings der Therapie. Bei Patienten, die mit Diät alleine oder in Kombination mit OAD behandelt werden, die keine Hypoglykämien verursachen können, scheint es jedoch vertretbar, strukturierte Tagesprofile in individuell vereinbarten Abständen als kontinuierliche Therapieüberwachung zu sehen. In dem Moment, wo eine Medikation vorhanden ist, die auch Hypoglykämien induzieren kann und die Blutzuckerwerte dadurch variabler bzw. instabiler werden, sollte auch die Intensität der laufenden Therapieüberwachung zunehmen. Die Blutzucker-Selbstkontrolle zur Dosis-Selbstanpassung ist naturgemäß jenen Patienten vorbehalten, die ihre Insulindosis selbst anpassen. Die Häufigkeit der dazu notwendigen Messungen ist von der Art der Insulintherapie abhängig und erstreckt sich von 1x täglich (z.B. BOT, BedtimeInsulin) bis zu 3–4x täglich (BasisBolus-Therapie). Strukturierte Blutzucker-Tagesprofile: Empowerment und Therapiefindung: Die Feedback-Kontrolle im Rahmen der Blutzucker-Selbstkontrolle wurde weiter oben schon angesprochen. Sie ist ein unabdingbarer Bestandteil jedweden Empowerments und sollte darin resultieren, dass der Patient die für ihn persönlich gültigen Zusammenhänge zwischen Ernährung, Bewegung, Therapie und Blutzucker besser verstehen kann. Allgemein gültige Anleitungen dafür existieren nicht, allerdings stellen strukturierte Blutzucker-Tagesprofile unter Führung eines Ernährungsprotokolls eine evidenzbasierte, klinisch anwendbare Methode dar (SCHWEDES et al., Diabetes Care, 2002). Blutzucker-Selbstkontrollen werden vor und 90 oder 120 Minuten nach den Hauptmahlzeiten (Früh- DFP Diabetologie 1_11_DFP Diabet 1 29.04.11 12:57 Seite 5 diabetologie 1/2011 DIPLOMFORTBILDUNG die PUNKTE 12,0 – Blutzucker (mmol/l) 11,0 – 10,0 – 9,0 – 8,0 – 7,0 – F F90 M M90 A A90 - - - - - - - - - - - 5,0 – - 6,0 – N Uhrzeit Abb.: Strukturierte 7-Punkte-Blutzucker-Tagesprofile und Spannbreite der Blutzuckerwerte (Balken) zweier Patienten; Messzeitpunkt jeweils vor und 90 Minuten nach dem Frühstück, Mittagessen und Abendessen sowie um 22 Uhr stück, Mittagessen, Abendessen) sowie eventuell noch um 22 Uhr durchgeführt. Dazu führen die Patienten ein (nicht gewogenes) Ernährungsprotokoll. Solche Protokolle erlauben nicht nur, den Einfluss unterschiedlicher Mahlzeiten auf den Blutzucker deutlich zu machen, sondern ermöglichen es auch, dem Patienten den Effekt von Ernährungsinterventionen vor Augen zu führen. Ebenso muss seit Veröffentlichung der STEP-Studie das o.a. Accu-Chek® 360°-View Blutzuckeranalyse-System als validiertes und evidenzbasiertes Instrument gesehen werden. Darüber hinausgehend können die Patienten den Blutzucker ebenfalls vor und nach unterschiedlichen körperlichen Aktivitäten messen, um auch den Zusammenhang zwischen Blutzucker und Bewegung besser zu erkennen. Über das Empowerment hinaus bieten strukturierte Blutzucker-Tagesprofile die Möglichkeit, Therapieentscheidungen auf Basis des individuellen Blutzuckerverlaufes zu treffen, der ja die Konsequenz von Insulinresistenz, Sekretionsdefekt und Lebensstil ist. Die Abbildung zeigt zwei solche Profile von unterschiedlichen Patienten. Die verschiedenen postprandialen Anstiege des Blutzuckers können zusammen mit den Ernährungsprotokollen unschwer entweder dem Sekretionsdefekt oder aber der Ernährung zugeordnet werden. Ebenso wird evident, dass, je größer die Schwankungen des Blutzuckers sind, das Risiko, spät-postprandiale Hypoglykämien zu erleiden, steigen muss. Das bedeutet, dass immer dann, wenn aktuelle Therapien überprüft oder eventuell geändert werden sollen, eine Folge aus mehreren solchen strukturierten Tagesprofilen wesentlich mehr relevante Informationen liefern kann als etwa die kontinuierliche, unreflektierte Blutzucker-Selbstkontrolle des Nüchternblutzuckers, wie sie von vielen Patienten durchgeführt wird. Was die Häufigkeit der Messungen und damit die Kosten der BlutzuckerSelbstkontrolle angeht, sollte sicherlich beachtet werden, dass ein einmal pro Woche gemessenes, strukturiertes Tagesprofil in dieser Form die gleiche Zahl von Messungen verlangt wie z.B. eine tägliche Messung des Nüchternblutzuckers. Ebenso können natürlich einzelne Mahlzeiten prä- und postprandial an unterschiedlichen Tagen in Form von Stufenprofilen monitiert werden. All diesen Modellen der strukturierten Blutzucker-Selbstkontrolle ist gemeinsam, dass eine Feedback-Kontrolle, d.h. eine Besprechung der Protokolle mit dem betreuenden Arzt, sowie etwaige therapeutische Konsequenzen unabdingbar folgen müssen. Blutzucker-Selbstkontrolle vs. Blutzucker-Tagesprofil beim Arzt: Es ist gängige medizinische Praxis, dass Typ-2-Diabetiker Blutzucker-Tages- 5 profile bei ihrem betreuenden niedergelassenen Arzt durchführen lassen. Dabei handelt es sich meist um drei Messungen, die morgens nüchtern, einige Stunden nach dem Frühstück und am frühen Nachmittag durchgeführt werden. Diese Form der Blutzuckerkontrolle hat natürlich einerseits Funktionen, die über die reine Messung des Blutzuckers hinausgehen und den Bereich der Arzt-Patienten-Interaktion berühren. Andererseits wird aus oben Gesagtem klar, dass damit niemals die eigentlichen Aufgaben der Blutzucker-Selbstkontrolle ersetzt werden können. Somit sollte die regelmäßige Messung von Blutzucker-Tagesprofilen eigentlich nur jenen Patienten vorbehalten bleiben, die – aus welchen Gründen immer – nicht in der Lage sind, eine adäquate Blutzucker-Selbstkontrolle durchzuführen. Kann Harnzucker-Selbstkontrolle die Blutzucker-Selbstkontrolle eventuell ersetzen? Im Rahmen der oft kostengetriebenen Diskussion über die Blutzucker-Selbstkontrolle bei Typ-2-Diabetikern wird häufig die Harnzuckerkontrolle als mögliche Alternative für nicht-insulinisierte Patienten vorgeschlagen. Auch die International Diabetes Federation schlägt die Harnzuckerkontrolle als eine Möglichkeit des Monitorings vor – allerdings nur in Ländern, deren Gesundheitssysteme sich eine Blutzuckerkontrolle nicht leisten können. Aus medizinischer Sicht muss ebenfalls festgehalten werden, dass die Harnzuckerkontrolle keinesfalls als Alternative zur Blutzucker-Selbstkontrolle gesehen werden kann und eigentlich keinen Stellenwert in der Selbstkontrolle der Patienten mehr hat. Einerseits ist die Variabilität der Nierenschwelle hoch, andererseits ist Glukose im Harn natürlich ein Summenphänomen seit der letzten Entleerung der Harnblase. Damit wird in keinem Fall der aktuelle Blutzucker reflektiert und eine ältere Untersuchung an Typ-1-Diabetikern zeigt, dass bei semiquantitativ „1-Kreuzpositivem“ Harnzucker der Blutzuckerspiegel zwischen 80 und 300 mg/dl liegt (!!!). Betrachtet man die diffe- } DFP Diabetologie 1_11_DFP Diabet 1 29.04.11 12:57 Seite 6 6 die PUNKTE diabetologie 1/2011 DIPLOMFORTBILDUNG A H STP TK Ausschließlich Diät x x OAD ohne Hypoglykämiepotenzial x x OAD mit Hypoglykämiepotenzial x x x (x) Insulin (⫾ OAD) ohne Selbstanpassung x x x x Insulin (⫾ OAD) mit Selbstanpassung x x x xx Intensivierte Insulintherapie oder Pumpe x xx x xxx Blutzuckerkontrollen pro Monat, ca. 5 10–15 30 30–120 A: Kontrolle bei Ausnahmesituationen (interkurrente Krankheit etc.) schnittlich notwendigen Messungen pro Monat an. Daher sollte jeder Patient, der im Rahmen seiner persönlichen Möglichkeiten ausreichend geschult werden kann, eine individuell angepasste Form der Blutzucker-Selbstkontrolle n durchführen. Lecture Board: Univ.-Prof. Dr. Monika Lechleitner Univ.-Prof. Dr. Hermann Toplak H: Hypoglykämieverifizierung Korrespondenzadresse: STP: Strukturierte 7-Punkte-Blutzucker-Tagesprofile TK: Kontinuierliche Therapiekontrolle Tab. 2: Indikationen zur Blutzucker-Selbstkontrolle und geschätzte Zahl notwendiger Kontrollmessungen pro Monat in Abhängigkeit von der antidiabetischen Therapie renzierten Aufgaben der BlutzuckerSelbstkontrolle, so ist evident, dass diese keinesfalls durch eine Harnzuckerkontrolle erfüllt werden können. Zusammenfassung Die Blutzucker-Selbstkontrolle stellt für jeden Typ-2-Diabetiker einen unabdingbaren, integralen Bestandteil eines zeitgemäßen Therapiekon- zepts dar. Sie spielt dabei eine Rolle für die erreichbare Stoffwechselkontrolle, die Therapiesicherheit und das Empowerment der Patienten. Die Häufigkeit der Messungen hängt dabei in erster Linie von der Art der antihyperglykämischen Therapie ab. Tabelle 2 fasst die unterschiedlichen Ziele im Rahmen der BlutzuckerSelbstkontrolle zusammen und gibt eine Näherung an die dazu durch- Ao. Univ.-Prof. Dr. Thomas C. Wascher 1. Medizinische Abteilung, Hanusch-Krankenhaus Heinrich-Collin-Straße 30 A-1140 Wien Tel.: +43/1/910 21 85-110 E-Mail: [email protected] Akkreditierter Herausgeber: Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG) FACHKURZINFORMATION Onglyza 2,5 mg Filmtabletten, Onglyza 5 mg Filmtabletten. Pharmakotherapeutische Gruppe: Dipeptidyl Peptidase-4 (DPP 4) Inhibitoren, ATC-Code: A10BH03. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG: Jede Tablette enthält 2,5 mg bzw. 5 mg Saxagliptin (als Hydrochlorid). Sonstiger Bestandteil: Jede Tablette enthält 99 mg Lactose Monohydrat. Sonstige Bestandteile: Tablettenkern: Lactose Monohydrat, Mikrokristalline Cellulose (E460i), Croscarmellose Natrium (E468), Magnesiumstearat Filmüberzug: Poly(vinylalkohol), Macrogol 3350, Titandioxid (E171), Talkum (E553b), Eisen(III) hydroxid oxid x H2O (E172) (bei 2,5 mg), Eisen(III) oxid (E172) (bei 5 mg), Drucktinte: Schellack, Indigocarmin, Aluminiumsalz (E132). ANWENDUNGSGEBIETE: Add on Kombinationstherapie Onglyza ist bei erwachsenen Patienten ab 18 Jahren mit Typ 2 Diabetes mellitus zur Verbesserung der Blutzuckerkontrolle indiziert: - in Kombination mit Metformin, wenn eine Metformin Monotherapie, zusammen mit einer Diät und Bewegung, den Blutzucker nicht ausreichend kontrolliert. - in Kombination mit einem Sulfonylharnstoff bei Patienten, für die die Anwendung von Metformin ungeeignet erscheint, wenn eine Sulfonylharnstoff Monotherapie, zusammen mit einer Diät und Bewegung, den Blutzucker nicht ausreichend kontrolliert. - in Kombination mit einem Thiazolidindion bei Patienten, für die die Anwendung eines Thiazolidindions geeignet erscheint, wenn eine Thiazolidindion Monotherapie, zusammen mit einer Diät und Bewegung, den Blutzucker nicht ausreichend kontrolliert. GEGENANZEIGEN: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. PHARMAZEUTISCHER UNTERNEHMER: Bristol Myers Squibb/AstraZeneca EEIG, Bristol Myers Squibb House, Uxbridge Business Park, Sanderson Road, Uxbridge, Middlesex, UB8 1DH, Vereinigtes Königreich. Kontakt in Österreich: Bristol-Myers Squibb GesmbH, Wien, Tel. +43 1 60143 – 0. VERSCHREIBUNGSPFLICHT/APOTHEKENPFLICHT: NR, apothekenpflichtig. Stand: Februar 2011. Weitere Angaben zu den besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie Gewöhnungseffekte sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. COMPETACTTM 15 mg/850 mg Filmtabletten Zusammensetzung: 1 Tablette enthält 15 mg Pioglitazon als Hydrochlorid und 850 mg Metforminhydrochlorid. Sonstige Bestandteile: Tablettenkern: Mikrokristalline Cellulose, Povidon (K30), Croscarmellose-Natrium, Magnesiumstearat. Filmüberzug: Hypromellose, Macrogol (8000), Talkum, Titandioxid. Anwendungsgebiete: Competact ist angezeigt zur Behandlung des Typ 2 Diabetes mellitus bei Patienten, insbesondere übergewichtigen Patienten, die unter einer oralen Monotherapie mit Metformin trotz der maximal verträglichen Dosen keine ausreichende Blutzuckerkontrolle erreichen. Gegenanzeigen: Competact ist kontraindiziert bei Patienten mit: Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe oder einen der sonstigen Bestandteile; Herzinsuffizienz oder Herzinsuffizienz in der Vorgeschichte (NYHA Klassen I bis IV); Akuten oder chronischen Erkrankungen, die eine Gewebehypoxie verursachen können, wie Herz- oder respiratorische Insuffizienz, kürzlich aufgetretener Myokardinfarkt, Schock; Leberfunktionsstörungen; Akuter Alkoholintoxikation, Alkoholismus; Diabetischer Ketoazidose oder diabetischem Präkoma; Niereninsuffizienz oder Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance < 60 ml/min); Akuten Zuständen mit dem Risiko einer Veränderung der Nierenfunktion wie: Dehydratation, Schwere Infektionen, Schock, Intravaskuläre Gabe jodhaltiger Kontrastmittel, Stillzeit. Pharmakotherapeutische Gruppe: Orale Antidiabetika. ATC Code: A10BD05. Abgabe: Rp, apothekenpflichtig. Packungsgröße: 56 Stück. Stand der Information: Juni 2010. Zulassungsinhaber: Takeda Global Research and Development Centre (Europe) Ltd, London, UK. Für weitere Informationen: Takeda Pharma Ges.m.b.H., 1070 Wien, Seidengasse 33-35, Tel. 01/524 40 64, Fax: 01/524 40 66. Weitere Angaben zu Nebenwirkungen, Wechselwirkungen, den besonderen Warnhinweisen zur sicheren Anwendung sowie zur Schwangerschaft und Stillzeit sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. 1) www.oedg.org; 2) Derosa G, Ter Evid Bas 2010; 3: e-pub ahead of print ISSN 2035-3162; 3) Dormandy JA, Charbonnel B, Eckland DJA et al, Lancet 2005; 366:1279-1289. Stand 13. Oktober 2010 Impressum Herausgeber: MedMedia Verlag und Mediaservice Ges.m.b.H., Seidengasse 9/Top 1.1, 1070 Wien. Verlagsleitung: Mag. Gabriele Jerlich. Projektleitung: Karin Duderstadt. Produktion: Mag. (FH) Nicole Kaeßmayer. Redaktion: Mag. Sandra Standhartinger. Lektorat: Mag. Andrea Crevato. Layout/DTP: Gerald Mollay. Fotos: Fotolia. Print: „agensketterl“ Druckerei GmbH, Mauerbach. Druckauflage: 14.000. Allgemeine Hinweise: Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die persönliche und/oder wissenschaftliche Meinung des jeweiligen Autors wieder und fallen somit in den persönlichen Verantwortungsbereich des Verfassers. Entgeltliche Einschaltungen gem. § 26 Mediengesetz fallen in den Verantwortungsbereich des jeweiligen Auftraggebers; sie müssen nicht die Meinung von Herausgeber, Reviewer oder Redaktion wiedergeben. Angaben über Dosierungen, Applikationsformen und Indikationen von pharmazeutischen Spezialitäten müssen vom jeweiligen Anwender auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Trotz sorgfältiger Prüfung übernehmen Medieninhaber und Herausgeber keinerlei Haftung für drucktechnische und inhaltliche Fehler. Der besseren Lesbarkeit halber werden Personen- und Berufsbezeichnungen nur in einer Form verwendet. Sie sind selbstverständlich gleichwertig auf beide Geschlechter bezogen. 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Eine der wohl wesentlichsten mikrovaskulären Komplikationen stellt die diabetische Nephropathie dar. Diese gilt als die häufigste Ursache für die Entwicklung eines chronischen Nierenversagens. Etwa 30–50% der Patienten, welche eine chronische Nierenersatztherapie benötigen, leiden an diabetischer Nephropathie. Generell sind sowohl an Diabetes mellitus Typ 1 als auch an Typ 2 erkrankte Patienten davon betroffen. Die Epidemiologie der diabetischen Nephropathie lässt sich jedoch am einfachsten bei Typ-1-Diabetes erfassen, da man hier den genauen Zeitpunkt des Erkrankungsbeginns kennt. In der EURODIAB-Studie lag die Inzidenz der Mikroalbuminurie innerhalb von 7,3 Jahren bei 12,6%. Entsprechend der heutigen Datenlage leiden etwa 15–40% der an Diabetes mellitus Typ 1 erkrankten Patienten an einer Albuminurie. Diese wird meist nach einer Diabetesdauer von 15–20 Jahren manifestiert. Ganz allgemein ist bei an DM Typ 2 erkrankten Patienten die Progressionsrate der diabetischen Nephropathie geringer als bei an DM Typ 1 Erkrankten. Man nimmt an, dass das renale Risiko bei beiden Diabetesfor- men gleich ist. So hatten in der UKPDS-Studie nach zehn Jahren 25% der Patienten eine Mikroalbuminurie, 5% eine Makroalbuminurie und 0,8% ein Kreatinin > 2 mg/dl. Die jährliche Progressionsrate von der Diagnose des Diabetes zu Mikroalbuminurie, Makroalbuminurie und erhöhtem Kreatininspiegel bzw. Nierenersatztherapie beträgt 2,0%, 2,8% und 2,3%. Unter guter glykämischer Einstellung und optimaler Blutdrucktherapie ist bei beiden Diabetesformen eine Regression der Mikroalbuminurie möglich. Allerdings bedeutet die Manifestation einer diabetischen Nephropathie in jedem Fall eine signifikant steigende Mortalität, da mit der diabetischen Nephropathie immer auch eine dramatische Zunahme des kardiovaskulären Risikos einhergeht. Die jährliche kardiovaskuläre Mortalitätsrate liegt bei Patienten mit Mikroalbuminurie bei 2%, bei Patienten mit Makroalbuminurie bei 3,5% und bei Patienten mit erhöhtem Serumkreatinin bei 12,1%. Nicht zuletzt aufgrund multifaktorieller, therapeutischer Interventionen überleben zehn Jahre nach der Manifestation einer Albuminurie heute etwa 80% der Patienten. Pathologie Pathologische Veränderungen können bei langer Diabetesdauer bereits vor dem Auftreten einer Mikroalbuminurie diagnostiziert werden. Gene- Ao. Univ.-Prof. Dr. Martin Clodi rell sind drei morphologische Veränderungen bei diabetischer Nephropathie zu entdecken: 1) Verbreiterung des Mesangiums 2) Verdickung der glomerulären Basalmembran 3) Glomeruläre Sklerose Die häufig nodulär erscheinende glomeruläre Sklerose wird auch als Kimmelstiel-Wilson-Läsion bezeichnet. Diese Läsion ist häufig mit hyalinen Ablagerungen in den glomerulären Arteriolen assoziiert. Pathogenese Verschiedenste pathologische Prozesse sind an der Entstehung der diabetischen Nephropathie beteiligt. Glomeruläre Hyperfiltration: Die Entstehung der glomerulären Sklerose lässt sich durch den intraglomerulären Hochdruck erklären, der durch eine Vasodilatation oder durch einen ischämischen Schaden aufgrund hyaliner Ablagerungen entsteht. Die glomeruläre Hyperfiltration verbessert sich bei medikamentöser Blockade des Renin-Angiotensin-AldosteronSystems, darüber hinaus werden die profibrotischen Effekte des Angiotensin II antagonisiert. Chronische Hyperglykämie: Chronische Hyperglykämie induziert eine Vergrößerung des Mesangiums möglicherweise über eine Steigerung der Produktion der Matrix bzw. über eine Glykosylierung der Matrix. Die Gly- } DFP Diabetologie 1_11_DFP Diabet 1 29.04.11 12:57 Seite 8 8 die PUNKTE kosylierung verschiedenster Gewebsproteine ist ein wichtiger Faktor für die Entwicklung der diabetischen Nephropathie. Zusätzlich sind bei chronischer Niereninsuffizienz die Spiegel der zirkulierenden Advanced Glycation Endproducts höher, da diese normalerweise über den Harn ausgeschieden werden. Die Hyperglykämie aktiviert weiters die Proteinkinase C und steigert die Expression der Heparanase. Dadurch kommt es zu einer Abnahme von Heparansulfat auf der Zelloberfläche und einer konsekutiven Erhöhung der Permeabilität der Basalmembran für Albumin. Zytokine: Nicht zu vernachlässigen ist die Rolle von Zytokinen der VEGF-Familie, von Transforming Growth Factor  (TGF-) und Bone Morphogenetic Protein 7 (BMP-7). So induziert die Hyperglykämie die Ausschüttung von VEGF und TGF-. Die renale Expression von BMP-7, welches den profibrotischen Wirkungen von TGF- entgegenwirkt, ist hingegen reduziert. Risikofaktoren Ein wichtiger Risikofaktor ist die genetische Suszeptibilität, welche die Inzidenz, aber auch die Schwere der diabetischen Nephropathie beeinflussen kann. Dieses genetisch bedingte Risiko ist unabhängig von Diabetesdauer, Hypertonie oder Stoffwechseleinstellung. Erhöhte Blutdruckwerte sind ebenfalls mit einer höheren Inzidenz der diabetischen Nephropathie assoziiert, eine frühzeitige Behandlung der Hypertonie ist daher eine wichtige Präventionsmaßnahme. Etwa die Hälfte der Patienten mit Typ-1-Diabetes hat nach fünf Jahren Diabetesdauer eine erhöhte glomeruläre Filtrationsrate (GFR). Dieser Anstieg der GFR bedeutet auch gleichzeitig ein höheres Risiko, an diabetischer Nephropathie zu erkranken. Diese Tatsache trifft besonders zu, wenn die initiale GFR größer als 150 ml/min ist. Typischerweise ist bei an Typ-1Diabetes erkrankten Patienten die erhöhte GFR mit einer glomerulären Hypertrophie und einer Zunahme der Nierengröße assoziiert. Bei Typ- diabetologie 1/2011 DIPLOMFORTBILDUNG 2-Diabetikern ist der Grad der glomerulären Hyperfiltration geringer ausgeprägt. Der intraglomeruläre Hochdruck spielt somit eine wichtige Rolle bei der Pathogenese der diabetischen Nephropathie. Die Güte der Stoffwechseleinstellung ist ebenfalls ein Risikofaktor für die Entwicklung der diabetischen Nephropathie. Je höher das HbA1c, desto höher ist auch das Risiko, eine Nephropathie zu entwickeln. Auch der Ethnizität kommt eine bedeutende Rolle zu. So ist zum Beispiel bei Menschen mit schwarzer Hautfarbe die Inzidenz, aber auch der Schweregrad der Nephropathie erhöht. Rauchen in Kombination mit Diabetes ist besonders ungünstig und erhöht das Risiko, eine Albuminurie und ein chronisches Nierenversagen zu entwickeln. Screening und Diagnose Die Albumin-Kreatinin-Ratio (ACR) wird heute routinemäßig für die Diagnose der Albuminurie verwendet. Die Vorteile des ACR sind, dass keine 24h-Harnsammlung mehr nötig ist, die Werte aber mit den Ergebnissen der Messungen aus dem 24-h-Harn korrelieren. Im Wesentlichen gilt ein Wert zwischen 30 und 300 mg/g als Mikroalbuminurie, jeder Wert über 300 mg/g wird als Makroalbuminurie bezeichnet (Tab. 1). Eine erstmals nachgewiesene Mikroalbuminurie sollte innerhalb der nächsten drei bis sechs Monate mit zwei bis drei weiteren positiven Proben bestätigt werden. Andere Faktoren wie extreme körperliche Anstrengung, Fieber, Herzinsuffizienz und schlechte Glukosestoffwechseleinstellung können eine transiente Mikroalbuminurie verursachen und sollten daher berücksichtigt werden. Nicht-diabetische Nierenerkrankungen sind in Betracht zu ziehen, wenn: 1) ein pathologisches Harnsediment vorliegt, 2) die Proteinurie rasch zunimmt, 3) der Grad der Eiweißausscheidung bereits zum Zeitpunkt der Diagnosestellung extrem hoch ist, 4) das Kreatinin rasch steigt, 5) in der Sonographie verkleinerte oder atypisch veränderte Nieren auffallen, 6) die Diabetesdauer bei Typ-1-Diabetikern unter fünf Jahren liegt. Bei Typ-1-Diabetes beträgt die Prävalenz der Mikroalbuminurie nach 15 Jahren Krankheitsdauer etwa 28%. Bei Typ-2-Diabetes ist nach zehn Jahren bei etwa 26% der Patienten mit dem Auftreten einer Mikroalbuminurie zu rechnen. Eine Niereninsuffizienz ohne Mikrobzw. Makroalbuminurie entsteht meist durch eine hypertensive (ischämische) Nephropathie, ist jedoch gleich wie die diabetische Nephropathie zu behandeln. Therapie Die therapeutischen Maßnahmen bei diabetischer Nephropathie beruhen auf drei Hauptsäulen: 1) Optimale, am besten normnahe Einstellung der Blutglukosespiegel 2) Optimales Blutdruckmanagment 3) Optimierung des Lipidstatus In zahlreichen Studien konnte gezeigt werden, dass sowohl eine schlechte Blutzuckereinstellung als auch erhöhter Blutdruck zur Progression der diabetischen Nephropathie beitragen. Normotensive Typ-1- und Typ-2-Diabetiker, die an einer persistierenden Mikroalbuminurie leiden, sollten daher mit einem ACE-Hemmer bzw. einem Angiotensin-Rezeptor-Blocker behandelt werden. Diese Therapie kann in 20–60% der Fälle zu einer Regression der Mikroalbuminurie oder zu einer Reduktion der Albuminausscheidung im Harn führen. Eine zusätzliche Reduktion der Albuminurie kann mithilfe des direkten Renin-Inhibitors Aliskiren erzielt werden. Aliskiren in Kombination mit Losartan ermöglicht bei Patienten mit Makroalbuminurie eine zusätzliche Reduktion der Albuminurie um 20%. Ob eine RAAS-Blocker-Therapie bei Patienten ohne Mikroalbuminurie einen Benefit darstellt, ist selbst im Licht oder gerade wegen einer rezenten Publikation im NEJM noch in Diskusssion. Erhöhten Lipidwerten kommt ebenfalls große Bedeutung zu. Zur medikamentösen Optimierung der Lipidprofile sind Statine das Mittel der Wahl. DFP Diabetologie 1_11_DFP Diabet 1 29.04.11 12:57 Seite 9 diabetologie 1/2011 DIPLOMFORTBILDUNG Stadium die PUNKTE Definiert durch Albuminausscheidung mg/24 h EGFR 1a Mikroalbuminurie, normale Nierenfunktion 30–300 > 90 1b Makroalbuminurie, normale Nierenfunktion > 300 > 90 2 Nierenschädigung, leichte Niereninsuffizienz > 300 60–89 3 Nierenschädigung, mittelgradige Niereninsuffizienz > 300 30–59 4 Nierenschädigung, hochgradige Niereninsuffizienz > 300 15–29 5 Nierenschädigung, terminale Niereninsuffizienz abnehmend < 15 9 Tab. 1: Stadien der diabetischen Nephropathie Zusätzlich zu den etablierten Therapiesäulen bewirkt laut rezent publizierten Arbeiten eine selektive Aktivierung des Vitamin-D-Rezeptors mittels Paricalcitol als „Add-on“ zu einer Therapie mit ACE-Hemmern oder Angiotensin-II-Rezeptor-Blockern eine siginifkante Reduktion der Albuminurie. Allgemein ist bei Vorliegen einer diabetischen Nephropathie die Gabe von nicht-steroidalen Antirheumatika sowie Röntgenkontrastmitteln zu vermeiden. In jedem Fall ist eine Anpassung der antidiabetischen Therapie an die reduzierte Nierenfunktion erforderlich. Im Folgenden soll nun genauer auf die Anwendbarkeit der unterschiedlichen Antidiabetika bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz eingegangen werden. Sulfonylharnstoffe: Sulfonylharnstoffe gelten bei oral behandelten Diabetikern mit chronischer Niereninsuffizienz als Mittel der Wahl. Bei vielen Sulfonylharnstoffen ist die Anreicherung stoffwechselaktiver Metabolite, die ein deutlich erhöhtes Hypoglykämierisiko bei eingeschränkter Nierenfunktion bedingen, problematisch. Eine Ausnahme stellt hier Gliclazid dar, da dessen Metabolite laut Hersteller inaktiv sind. Ebenfalls eine Sonderstellung unter den Sulfonylharnstoffen hält Gliquidon, welches hepatisch zu mehreren inaktiven Metaboliten abgebaut und nur zu ca. 5% renal eliminiert wird. Gliquidon kann daher bei eingeschränkter Nierenfunktion ohne Dosisanpassung gegeben werden und bleibt dabei unverändert wirksam. Befristete Harnsammlung (z.B. Nachtharn) μg/min 24-h-Harnsammlung mg/24 Stunden Albumin-KreatininRatio (ACR) (Spontanharn) mg/g < 20 < 30 < 30 Mikroalbuminurie 20–200 30–300 30–300 Makroproteinurie > 200 > 300 > 300 Normal Tab. 2: Mikroalbuminurie/ACR-Definition Sulfonylharnstoff-Analoga: Der bekannteste Vertreter Repaglinid hat eine sehr kurze Halbwertszeit von 0,5–2 Stunden und wird nach hepatischer Metabolisierung biliär ausgeschieden. Die Elimination ist bei reduzierter Nierenfunktion zwar verzögert, eine Dosisreduktion ist allerdings erst ab einer GFR < 30 ml/min nötig. Bei Dialysepflichtigkeit sollte die Dosis halbiert werden. Disaccharidase-Hemmer: Acarbose wird nicht renal eliminiert und kann daher bei Niereninsuffizienz eingenommen werden. Ab einer KreatininClearance < 30 ml/min sollte man aufgrund der potenziellen Akkumulation von Metaboliten auf den Einsatz von Acarbose verzichten. Miglitol, ebenfalls ein Hemmstoff der ␣-Glukosidase, akkumuliert bei chronischer Niereninsuffizienz und sollte daher nicht angewendet werden. Biguanide: Metformin wird glomerulär ultrafiltriert und tubulär sezerniert, jedoch nicht an Protein gebunden und nicht hepatisch metabolisiert. Metformin sollte ab einem Serum-Kreatinin von 1,4 mg/dl abgesetzt werden. Ist der Patient älter als 65 Jahre, so sollte das Limit 1,2 mg/dl betragen. Von Vorteil wäre jedoch die Messung der Kreatinin-Clearance, wobei hier ab einer Kreatinin-Clearance < 60 (50) ml/min Metformin kontraindiziert ist. Zu beachten ist weiters, dass mit steigendem Alter des Patienten auch die Metformin-Clearance sinkt. Durch die Akkumulation von Metformin bei Niereninsuffizienz ist das Risiko für eine Laktatazidose deutlich erhöht. Somit ist diese Substanz bei fortgeschrittenen Stadien der Niereninsuffizienz kontraindiziert. Glitazone (Thiazolidinedione): Die derzeit verfügbare Substanz Pioglitazon wird ausschließlich über die Leber metabolisiert. Die Halbwertszeit von Pioglitazon beträgt etwa elf Stunden. Ganz allgemein gesehen, verändert eine Hämodialyse die Pharmakokinetik von Pioglitazon nicht. Eine der Nebenwirkungen dieser Substanzen ist die Erhöhung des Plasmavolumens, welche gerade bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz problematisch sein kann. DPP-4-Hemmer: Als einziger DPP-4Hemmer ist Saxagliptin bei Niereninsuffizienz in reduzierter Dosis zugelassen. Ab 50 ml/min ist die Dosis auf 2,5 mg zu reduzieren. Saxagliptin ist } DFP Diabetologie 1_11_DFP Diabet 1 29.04.11 12:57 Seite 10 10 die PUNKTE diabetologie 1/2011 DIPLOMFORTBILDUNG erst ab Dialysepflichtigkeit abzusetzen. Der DPP-4-Hemmer Sitagliptin hat bis zu einer Kreatinin-Clearance von 50 ml/min keine Einschränkung in der Dosierung. Bei einer Kreatinin-Clearance unter 50 ml sind für die EMEA die Daten derzeit nicht ausreichend. Vildagliptin ist bei Niereninsuffizienz derzeit ebenfalls nicht zugelassen (GFR von 50 ml/min). niert wird, empfiehlt das American College of Physicians eine 25%ige Reduktion der Insulindosis, wenn die GFR auf unter 50 ml pro Minute absinkt, und eine 50%ige Reduktion bei einer GFR unter 10 ml/min. Die Exenatide: Für Exenatide sollte unter einer Kreatinin-Clearance von 50 ml/min eine Dosisreduktion erfolgen. Unter 30 ml/min wird der Einsatz nicht empfohlen. Universitätsklinik für Innere Medizin III, Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel, Medizinische Universität Wien Liraglutid: Liraglutid kann bis zu einer GFR von 60 ml/min bedenkenlos angewendet werden. Da es bei Patienten, deren GFR unter 60 ml/min liegt, keine Daten über die Sicherheit des Präparats gibt, wird die Anwendung derzeit nicht empfohlen. Insulin: Da exogen zugeführtes Insulin nahezu vollständig renal elimi- Korrespondenzadresse: Ao. Univ.-Prof. Dr. Martin Clodi Währinger Gürtel 18-20 A-1090 Wien Tel.: +43/1/40 400-2123 Fax: +43/1/804 805-35153 E-Mail: [email protected] benötigte Insulindosis ist indiviudell sehr unterschiedlich. In einer Studie aus dem Jahr 2006 (VOGT et al.) musste bei mäßiggradiger Niereninsuffizienz die Insulindosis bei 70% der Patienten reduziert werden. Zusammenfassung: Die diabetische Nephropathie ist eine häufige und vor allem schwer wiegende Komplikation, welche die Morbidität und die Mortalität der Patienten deutlich erhöht. Aus diesem Grund ist ein regelmäßiges Screening, kombiniert mit einer multifaktoriellen Therapie, essenziell. Bei manifester diabetischer Nephropathie ist immer auch rechtzeitig eine adäquate Modifikation der antidiabetischen Therapie n erforderlich. Literatur beim Verfasser Akkreditierter Herausgeber: Lecture Board: Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG) Univ.-Prof. Dr. Renate Klauser-Braun Univ.-Prof. Dr. Rudolf Prager DER EINFACHE WEG, DFP-PUNKTE ZU SAMMELN Das Diplom-Fortbildungs-Programm (DFP) der Österreichischen Ärztekammer ist seit 1995 ein Garant für hochwertige Ärztefortbildung. Mediziner, die innerhalb von drei Jahren 150 Fortbildungspunkte sammeln, können diese einreichen und erhalten das anerkannte Fortbildungsdiplom. Das DFPLiteraturstudium ist Teil des DFP und ermöglicht qualitätsgesicherte Fortbildung durch das Studium von Fachartikeln nach den Richtlinien des DFP. Jedem Fachartikel sind Fragen nachgeordnet. Online Punkte sammeln auf www.meindfp.at Einfach: Erst wird ein Fachartikel in „die PUNKTE“ gelesen, dann werden die richtigen Antworten angekreuzt und die Fragebögen per Post oder Fax an MedMedia geschickt. Der Teilnehmer erhält die Teilnahmebestätigung per Post. Nach Erhalt besteht die Möglich- keit, sich die DFP-Punkte selbst auf dem Online-Fortbildungskonto gutzuschreiben (Details dazu unter: Wie kommt der Arzt zum Fortbildungskonto?). Noch einfacher: DFP-Punkte können durch Beantwortung der Testfragen auf der Homepage der österreichischen akademie der ärzte (www.meindfp.at) erlangt werden, da die Veröffentlichung der Beiträge in „die PUNKTE“ parallel auf www.meindfp.at erfolgt. Die Fragebögen werden auf der Homepage online ausgefüllt und bei richtiger Beantwortung die Fachpunkte automatisch auf das Fortbildungskonto gutgeschrieben. Die Voraussetzung dafür ist die Eröffnung eines Fortbildungskontos. Der Vorteil des Kontos: aktueller Überblick über den persönlichen DFP-Punktestand, vereinfachte Punkteabfrage und automatische Aktualisierung des Punktestandes. Wie kommt der Arzt zu seinem Fortbildungskonto? Der Einstieg in das Fortbildungskonto erfolgt durch einmalige Registrierung in drei Schritten auf www.meindfp.at: 1) Anforderung der Registrierungsdaten (ÖÄK-Arztnummer, Eröffnungskennung) und Registrierung 2) Erstanmeldung mittels Stammdaten (Name, Geburtsdatum) und Wahl des persönlichen Passwortes 3) Soforteinstieg mittels zuvor gewählten Passwortes Bei Verlust der Daten können diese jederzeit wieder angefordert werden: Tel.: 01/512 63 83-33 E-Mail: [email protected] DFP Diabetologie 1_11_DFP Diabet 1 29.04.11 12:57 Seite 11 PROMOTION die PUNKTE 11 Expertenstatement aus dem Nachbarland Die Diabetestherapie muss sich dem Patienten anpassen – nicht umgekehrt! In Deutschland leben derzeit rund 7,5 Millionen Menschen mit Diabetes – so viele wie in keinem anderen Land der EU.1 Die Versorgungsqualität weist dabei Redaktion: Prof. Dr. Oliver Schnell, Institut für Diabetesforschung München ein sehr hohes Niveau auf. Individuelle Therapie erforderlich: Aus medizinischer Sicht hat das Erreichen normnaher glykämischer Werte oberste Priorität in jeder Diabetestherapie. Das ist auch ökonomisch sinnvoll, denn zur finanziellen Belastung wird Diabetes in der Regel erst aufgrund kostspieliger Folgeerkrankungen. Dass dauerhafte Hyperglykämien zu deren größten Risikofaktoren zählen, ist bekannt.2 Bis heute ziehen Ärzte oft ausschließlich den HbA1c als Basis für Therapieentscheidungen heran. Denn man weiß, dass beispielsweise bereits eine Senkung des HbA1c um nur 1% das Risiko, an diabetischer Retinopathie zu erkranken, um 21% reduziert.3 Wer sich jedoch allein auf den HbA1c verlässt, fischt im Trüben, ohne die reale Stoffwechselsituation erfassen zu können. Denn auch wer einen akzeptablen Langzeitwert unter 7% hat, kann ein signifikantes gesundheitliches Risiko entwickeln. Die Ursache liegt im individuellen Blutzuckerverlauf: Eine ausgeprägte glykämische Variabilität4, hohe postprandiale Werte5 sowie erhöhte Nüchternblutzuckerwerte6 gelten als ausschlaggebende Faktoren für makrovaskuläre Erkrankungen. Aus diesem Grund ist ein differenzierter Blick auf den Blutzuckerverlauf essenziell für das Diabetesmanagement. Nur so lässt sich die Therapie dem persönlichen Lebensstil anpassen. Mit anderen Worten: Je individueller die Therapieentscheidungen auf den tatsächlichen Blutzuckerverlauf des Patienten abgestimmt sind, desto effektiver ist die Therapie. Strukturierte Basis schaffen: Die notwendige Grundlage für diese Form der personalisierten Diabetestherapie ist die strukturierte Blutzuckermessung inklusive Datendokumentation. Die finalen Ergebnisse der STeP-Studie7 belegen, dass die Kombination aus strukturierten Testkonzepten und daraus abgeleiteten Handlungen erfolgreich ist: Patienten mit Typ-2-Diabetes ohne Insulinbehandlung legten regelmäßige Tagesprofile an, werteten diese mit ihrem Arzt aus und passten die Therapie daraufhin an. Diese Teilnehmergruppe erzielte nach einem Jahr signifikante Stoffwechselverbesserungen, die deutlicher ausfielen als in der Kontrollgruppe. Vorhandene Potenziale ausschöpfen: Um diese Erkenntnisse im Rahmen täglicher Therapieentscheidungen praktisch umsetzen zu können, brauchen Ärzte valide Daten und zuverlässige Metho- den zur Datenanalyse. Es gibt moderne Blutzucker-Messsysteme und Softwarelösungen für die Praxis, die dafür ideal sind. Zusätzlich sparen sie auch noch Zeit und optimieren das Arzt-PatientenGespräch. Denn durch das gemeinsame Besprechen anschaulicher Grafiken lassen sich Therapieentscheidungen viel leichter begründen und verstehen. Darüber hinaus brauchen Patienten Unterstützung, um auch abseits des Arztbesuches den Zusammenhang zwischen Verhalten und Stoffwechseleinstellung zu verstehen. Das gezielte Anlegen von Tagesprofilen hat sich in diesem Zusammenhang als sehr nützlich erwiesen. Solche Profile stärken die dringend notwendige Eigenverantwortung der Patienten, denn sie helfen ihnen konsequent dabei, ihren Diabetes einfach und effizient zu beeinflussen. Diese Vorschläge zeigen, dass Arzt und Patient gleichermaßen gestärkt werden müssen, um die gesamtgesellschaftliche und ökonomische Herausforderung des Diabetes zu meistern. Das individuelle und zielgerichtete Diabetesmanagement, gepaart mit der Eigenverantwortung des Patienten, stellt dafür die derzeit wohl aussichtsreichste Form der Diabetesthen rapie dar. 1 IDF: Diabetes-Atlas (2009) 2 EDIC (2007), DCCT (1993), UKPDS (1988) 3 UKPDS (1988) 4 Ceriello A et al., Diabetes 2008; 57: 1349-1354 5 DECODE Study Group (1999) 6 Sarwar N et al., Lancet 2010; 375: 2215-2222 7 Polonsky W et al., Posterpräsentation, 70th Scientific Sessions, ADA, Orlando, Juni 2010 Entgeltliche Einschaltung Dieses zu halten ist schon allein aufgrund der demografischen Entwicklung keine leichte Aufgabe. Hinzu kommt, dass die vorhandenen Mittel zur Versorgung der Patienten nicht im gleichen Maße wachsen wie die Fallzahlen. Ohne erkennbare Gesamtstrategie diskutiert die Politik weitere Kürzungen der knappen Budgets, eine stärkere Belastung der Versicherten sowie die Erstattungsfähigkeit der Blutzucker-Teststreifen für Patienten mit Typ-2-Diabetes. Es ist Zeit für einen Strategiewechsel: Wir müssen die Ressourcen dort einsetzen, wo sie die größte Wirkung erzielen. Prof. Dr. Oliver Schnell DFP Diabetologie 1_11_DFP Diabet 1 29.04.11 12:57 Seite 12 12 die PUNKTE 1/2011 PROMOTION Onglyza™ (Saxagliptin) Als erster und einziger DPP-4-Hemmer auch für Patienten mit mäßiger und schwerer Niereninsuffizienz ‡, 1 ckerkontrolle erreichen, sobald das HbA1c > 7% steigt.1 Saxagliptin kann auf umfangreiche Sicherheitsdaten verweisen. Neben den Daten zu Niere und Leber zeigte eine retrospektive Metaanalyse gepoolter Daten der acht klinischen Phase-II/III-Zulassungsstudien (n = 4.607) bei mit Saxagliptin behandelten Patienten kein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse.8 Auf diese Vorteile müssen jetzt auch jene Typ-2-Diabetiker nicht mehr länger verzichten, deren Nierenleistung unter eine Creatinine-Clearance von 50 ml/min fällt. n 1 OnglyzaTM Filmtabletten, Fachinformation Stand Februar 2011 2 Fonseca VA. AM JMed 2011; 124: S54-61 3 Koro CE et al., Clin Ther 2009; 31: 2608-17 4 Coresh J et al., Am J Kidney Dis 2003; 41: 1-12 5 Middleton RJ et al., Nephro Dial Transplant 2006; ‡ Anwendung bei schwerer Niereninsuffizienz Fachkurzinformation siehe Seite 6 Wirkweise: Saxagliptin stellt eine anzustrebende Blutzuckerregulation wieder her, indem es den DPP-4Enzym-abhängigen Abbau der im Darm natürlich vorkommenden Inkretinhormone (GLP-1 und GIP) verzögert. Bei Nahrungsaufnahme wird durch die länger anhaltende Wirkung der Inkretine die Insulinausschüttung aus den Betazellen des Pankreas gesteigert und gleichzeitig als regulatorischer Gegenmechanismus auf die Pankreas-Alphazellen der Glukagonspiegel reduziert. Da diese Wirkmechanismen durch mit der Nahrung aufgenommene Glukose ausgelöst werden, rufen DPP-4-Hemmer wie Saxagliptin kaum Hypoglykämien hervor, was besonders im Vergleich zu Sulfonylharnstoffen einen großen Therapievorteil darstellt. Auch die Magenentleerung wird verzögert, der Insulinbedarf gedrosselt und das Hungergefühl verringert. Resultat sind niedrigere Nüchternglukosespiegel (durch die verringerte hepatische Glukoseproduktion) und verminderte postprandiale Blutzuckerschwankungen (durch die Aufnahme von Glukose in Muskel und Fettgewebe).1 Die Therapievorteile liegen somit einerseits in einer schnellen, lang anhaltenden und umfassenden Blutzuckerkontrolle (HbA1c, NBZ, PBZ) und andererseits in einer gewichtsneutralen Therapie mit geringem Hypoglykämierisiko.7 Die Einnahme erfolgt einmal täglich unabhängig von Mahlzeiten als Ergänzung für Typ-2Diabetes-Patienten, die unter Monotherapie keine ausreichende Blutzu- (CrCl < 30 ml/min) mit Vorsicht! Onglyza™ wird für Patienten mit chronischem Nierenversagen (end stage renal disease; ESRD), die Hämodialyse benötigen, nicht empfohlen. Eine Kontrolle der Nierenfunktion vor Beginn der Behandlung mit Onglyza™ wird empfohlen.9 + Die Anwendung bei Patienten mit mäßiger Leberinsuffizienz sollte mit Vorsicht erfolgen und wird bei schwerer Leberinsuffizienz nicht empfohlen. ± Aufgrund von begrenzten Erfahrungen in der Behandlung von Patienten im Alter von 75 Jahren und älter ist in dieser Altersgruppe Vorsicht geboten. Entgeltliche Einschaltung Saxagliptin ist ein selektiver, reversibler, kompetitiver DPP-4-Inhibitor, der sich durch die Bildung eines ebenfalls aktiven Metaboliten und eine renal-hepatische Elimination im Verhältnis 3:1 auszeichnet. Aufgrund seiner hohen Affinität (⬃10-fach höher als andere DPP-4-Hemmer) kommt Onglyza™ in der Standarddosis mit nur 5 mg 1x täglich aus. Dank seines Sicherheitsprofils kann es auch bei Patienten mit leichter Niereninsuffizienz (CrCl > 50–80 ml/min)‡, leichter bis mäßiger Leberinsuffizienz+ sowie für ältere Typ-2-Diabetiker± eingesetzt werden und erfordert keine Dosisanpassung in Bezug auf das Körpergewicht. Sinkt die Nierenleistung bei Fortschreiten der Krankheit weiter ab, bietet die Umstellung auf Saxagliptin 2,5 mg 1x täglich nun auch für Patienten mit mäßiger bis schwerer Niereninsuffizienz (CrCl < 50 ml/min)‡ Blutzuckerkontrolle und gute Verträglichkeit mit einem Sicherheitsprofil auf Placeboniveau, ohne relevante Veränderungen der Nierenfunktionsparameter während der Behandlung.6 ID 2660 erstellt 04/11 20–40% aller Typ-2-Diabetiker leiden unter einer eingeschränkten Nierenfunktion.2–4 Dieser Anteil steigt mit zunehmendem Alter weiter an5, 6, daher sollte eine Diabetestherapie von Beginn an auf die Gefahr einer Nierenfunktionsstörung ausgerichtet sein. Die Behandlungsoptionen für Typ-2-Diabetes-Patienten mit Niereninsuffizienz sind limitiert.2 Saxagliptin (Onglyza™), der DPP-4-Hemmer der dritten Generation, ist nun in der neuen 2,5 mg-Dosierung als erster und einziger Vertreter dieser Substanzklasse auch für Typ-2-Diabetiker mit mäßiger und schwerer Niereninsuffizienz zugelassen und erweitert damit die therapeutischen Möglichkeiten.1 21: 88-92 6 Seaquist ER, Ibrahim HN. J Clin Endocrinol Metab 2010; 95: 3103-10 7 Adaptiert nach De Fronzo RA et al., Diabetes Care 2009;32: 1649-55 8 Frederich R et al., Postgrad Med 2010; 122: 16 9 Nowicki M et al., Diabetes, Obesity and Metabolism, accepted Article; doi: 10.1111/j.1463-1326.2011.01382.x DFP Diabetologie 1_11_DFP Diabet 1 29.04.11 12:57 Seite 13 diabetologie 1/2011 DIPLOMFORTBILDUNG die PUNKTE DIE FRAGEN zu Beitrag auf Seite 3 13 Fax an: +43/1/522 52 70 oder Web: www.meindfp.at Im Rahmen des Diplom-Fortbildungs-Programms ist es möglich, durch das Literaturstudium Punkte für das DFP zu erwerben. 1. Nach der Lektüre des DFP-Artikels beantworten Sie bitte die Multiple-Choice-Fragen. Eine Frage gilt als richtig beantwortet, wenn alle möglichen richtigen Antworten angekreuzt sind. Insgesamt müssen vier von fünf Fragen korrekt beantwortet sein. Bei positiver Bewertung werden Ihnen zwei DFP-Fachpunkte angerechnet. 2. Schicken Sie diese Seite per Post oder Fax an Mag. (FH) Nicole Kaeßmayer, MedMedia Verlag und Mediaservice Ges.m.b.H., Seidengasse 9/Top 1.1, 1070 Wien, Fax: +43/1/522 52 70. Bitte geben Sie unbedingt Ihre ÖÄK-Arztnummer an, damit die DFP-Fachpunkte Ihrem Online-Fortbildungskonto gutgeschrieben werden können. 3. Sie haben auch im Internet bei der österreichischen akademie der ärzte die Möglichkeit, den Artikel zu lesen bzw. die Fragen zu beantworten: www.meindfp.at 4. Ein Patient in Ihrer Betreuung hat einen neu manifestierten Typ2-Diabetes. Welche der folgenden Optionen stellt die optimale Versorgungslösung dar? (1 richtige Antwort) 1. Welche Patienten mit Typ-2-Diabetes sollten ihren Blutzucker selbst kontrollieren? (1 richtige Antwort) a) nur Patienten mit intensivierter Insulintherapie oder Insulinpumpe b) nur Patienten mit Insulintherapie c) alle Patienten mit Typ-2-Diabetes d) nur Patienten mit Insulintherapie oder Sulfonylharnstofftherapie q q q q 2. Welche Aufgaben hat die Blutzucker-Selbstkontrolle bei Patienten mit Typ-2-Diabetes? (4 richtige Antworten) q q q q q a) Verbesserung des HbA1c b) Kontrolle bei Hypoglykämieverdacht c) Empowerment d) Kontrolle bei körperlicher Aktivität e) Ersatz der Harnzuckerkontrolle 3. Welche der folgenden Aussagen ist korrekt? (1 richtige Antwort) a) Die Blutzucker-Selbstkontrolle verbessert das HbA1c auf jeden Fall. b) Die Blutzucker-Selbstkontrolle verbessert das HbA1c nur bei Patienten mit Insulintherapie. c) Die Blutzucker-Selbstkontrolle verbessert das HbA1c nur dann, wenn es eine Feedback-Kontrolle gibt. d) Die Blutzucker-Selbstkontrolle verbessert das HbA1c grundsätzlich nicht. q q a) Ich bestimme nur das HbA1c und den Nüchternblutzucker. b) Ich schule den Patienten und lasse ihn einige 7-Punkte-Tagesprofile messen. c) Ich schule den Patienten und lasse ihn für zwei Wochen den Nüchternblutzucker messen. d) Ich erstelle ein Tagesprofil in meiner Ambulanz/Ordination. q q q q 5. Welche der folgenden Aussagen trifft zu? (1 richtige Antwort) a) Die beste Methode zur Blutzucker-Selbstkontrolle ist die Messung des Nüchternblutzuckers. q b) 7-Punkte-Tagesprofile sind eine gut dokumentierte, evidenzbasierte Methode zur Blutzucker-Selbstkontrolle. q c) Postprandiale Blutzuckerwerte brauchen nicht selbst gemessen zu werden. q d) Nur Patienten mit Insulintherapie sollten postprandiale Blutzuckerwerte messen. q e) Die Harnzuckerkontrolle ist ein validierter Ersatz für die BlutzuckerSelbstkontrolle. q q q Arzt/Ärztin für Allgemeinmedizin – ÖÄK-Arztnummer*§ Facharzt/Fachärztin für 1 9 Geburtsdatum* Name* Adresse* Telefon E-Mail ! Ordinationsstempel mit Unterschrift * muss ausgefüllt werden; § Abfragemöglichkeit auf www.arztakademie.at DFP Diabetologie 1_11_DFP Diabet 1 02.05.11 08:46 Seite 14 14 14 hypertensiologie die PUNKTE 1/2010 DIPLOMFORTBILDUNG diabetologie 1/2011 dieDIPLOMFORTBILDUNG PUNKTE DIE FRAGEN zu Beitrag auf Seite 7 Fax an: +43/1/522 52 70 oder Web: www.meindfp.at Im Rahmen des Diplom-Fortbildungs-Programms ist es möglich, durch das Literaturstudium Punkte für das DFP zu erwerben. 1. Nach der Lektüre des DFP-Artikels beantworten Sie bitte die Multiple-Choice-Fragen. Eine Frage gilt als richtig beantwortet, wenn alle möglichen richtigen Antworten angekreuzt sind. Insgesamt müssen vier von fünf Fragen korrekt beantwortet sein. Bei positiver Bewertung werden Ihnen zwei DFP-Fachpunkte angerechnet. 2. Schicken Sie diese Seite per Post oder Fax an Mag. (FH) Nicole Kaeßmayer, MedMedia Verlag und Mediaservice Ges.m.b.H., Seidengasse 9/Top 1.1, 1070 Wien, Fax: +43/1/522 52 70. Bitte geben Sie unbedingt Ihre ÖÄK-Arztnummer an, damit die DFP-Fachpunkte Ihrem Online-Fortbildungskonto gutgeschrieben werden können. 3. Sie haben auch im Internet bei der österreichischen akademie der ärzte die Möglichkeit, den Artikel zu lesen bzw. die Fragen zu beantworten: www.meindfp.at 1. Wie viele Patienten hatten in der UKPDS-Studie nach zehn Jahren eine Mikroalbuminurie? (1 richtige Antwort) 4. Was sind Hinweise auf eine nicht-diabetische Nierenerkrankung? (3 richtige Antworten) q q q q a) 15% b) 25% c) 35% d) 45% 2. Die jährliche kardiovaskuläre Mortalitätsrate liegt bei Patienten mit bereits erhöhten Kreatininwerten bei: (1 richtige Antwort) q q q q a) 2,1% b) 4,1% c) 12,1% d) 25,1% a) pathologisches Harnsediment b) rasch progrediente Proteinurie c) langsam ansteigendes Kreatinin d) eine Diabetesdauer unter fünf Jahren bei an Diabetes mellitus Typ 1 erkrankten Patienten q q q q 5. Welche Faktoren müssen bei manifester diabetischer Nephropathie und Insulintherapie beachtet werden? (1 richtige Antwort) a) Steigerung der Insulindosis, da Insulin schneller eliminiert wird b) keine, da exogenes Insulin ausschließlich hepatal metabolisiert wird c) Reduktion der Insulindosis, da exogenes Insulin akkumuliert q q q 3. Welche morphologischen Veränderungen können bei einer diabetischen Nephropathie beobachtet werden? (3 richtige Antworten) q q q q a) Verbreiterung des Mesangiums b) Verdickung der Basalmembran c) Glomeruläre Sklerose d) Papillennekrose Arzt/Ärztin für Allgemeinmedizin – ÖÄK-Arztnummer*§ Facharzt/Fachärztin für 1 9 Geburtsdatum* Name* Adresse* E-Mail Ordinationsstempel mit Unterschrift * muss ausgefüllt werden; § Abfragemöglichkeit auf www.arztakademie.at ! Telefon Fachkurzinformation siehe Seite 6 DFP Diabetologie 1_11_DFP Diabet 1 29.04.11 12:57 Seite 15 DFP Diabetologie 1_11_DFP Diabet 1 29.04.11 12:57 Seite 16