Zahnmedizinische Behandlung bei Essstörungen

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Zahnmedizinische Behandlung bei Essstörungen
Insbesondere die Essstörungen der Magersucht und Ess-Brechsucht können nicht nur zu
schwerwiegenden körperlichen Schäden führen, sondern auch zu deutlichen Schädigungen
und v.a. Erosionen an den Zähnen. Diese Anzeichen einer Essstörung sollte der Zahnarzt
­richtig diagnostizieren, um adäquat auf den Patienten eingehen zu können.
Mit DDr. Wiesinger kooperiert sowhat nunmehr seit 2 Jahren. Für sowhat KlientInnen erstellt
die Zahnmedizinerin kostenlos einen Zahnstatus. Die Zähne müssen remineralisiert werden, damit
der Schmelz widerstandsfähiger wird. Dies geschieht durch nächtliches Tragen einer vom Techniker
­angefertigten Schiene, welche mit „flüssigem Zahnschmelz“ gefüllt ist.
Erosionen an den Zähnen
Erosionen sind nichtkariesbedingte Zahnhartsubstanzverluste, die durch die direkte Einwirkung von
Säuren auf die saubere Zahnoberfläche entstehen. Im Gegensatz zu kariösen Läsionen sind ­Bakterien
an diesem Prozess nicht beteiligt. In solchen Fällen sollte neben der zahnärztlichen Behandlung v.a.
mit essstörungsspezifischen Einrichtungen kooperiert werden. Umfangreiche konservierende oder
­prothetische Restaurationen sollten möglichst erst nach Behandlung der Grunderkrankung erwogen
werden.
Magersucht und Ess-Brechsucht
Die bekanntesten Formen von Essstörungen sind die Magersucht (Anorexia nervosa) und die EssBrechsucht (Bulimia nervosa). Kennzeichnend für die Magersucht ist ein selbst herbeigeführtes
­Untergewicht. Die Betroffenen haben eine Körperbildstörung und leiden trotz des bestehenden Untergewichts unter der Angst vor einer Gewichtszunahme. Die Bulimie ist durch einen Wechsel zwischen
Essanfällen und Maßnahmen, die einer Gewichtszunahme entgegenwirken sollen, charakterisiert. Zu
diesen Maßnahmen zählen das selbstinduzierte Erbrechen, zeitweilige strenge Diät-/Fastenphasen,
­exzessive sportliche Betätigungen sowie die Einnahme von Appetitzüglern, Abführmitteln oder Diuretika.
Problem wird oft verheimlicht
Ein möglichst früher Therapiebeginn ist günstig, um einerseits eine Chronifizierung zu verhindern
und andererseits die Erfolgsaussichten der Behandlung zu erhöhen. Allerdings suchen die ­Betroffenen
­häufig erst spät professionelle Hilfe. Diese Problematik ergibt sich bei den an Anorexie ­erkrankten
­Personen oft aufgrund einer mangelnden Krankheitseinsicht. Betroffene mit Bulimie hingegen
­versuchen ihre ­Erkrankung meist wegen eines ausgeprägten Schamgefühls zu verheimlichen. ­Patienten
mit ­Essstörungen haben häufig anfangs keinen Kontakt zu psychologisch tätigen Fachärzten, aber
zu anderen Ärzten, z. B. Hausärzten oder Zahnärzten, weswegen diesen eine wichtige Rolle bei der
­Früherkennung dieser Erkrankungen zukommt.
ibos, salvia, sowhat – Institute der
origo Gesundheitszentren GmbH
Gerstnerstraße 3
1150 Wien
Bahnstraße 4/301
2340 Mödling
+43 1 406 57 15 (salvia)
+43 1 406 57 16 (ibos)
+43 406 57 17 (sowhat)
Handelsgericht: Wien
FN: 382862h
UID: ATU 67338133
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Schmerzempfindliche Zähne
90% der Bulimiepatientinnen geben an, dass ihnen die Gesunderhaltung ihrer Zähne wichtig oder
sehr wichtig sei. Häufig leiden Betroffene zum einen unter einer ästhetischen Beeinträchtigung durch
Zahnverfärbungen und morphologische Defekte, zum anderen unter Beschwerden durch schmerzempfindliche Zähne. Trotz des mitunter großen Leidensdrucks ist es für die Betroffenen schwierig, die
Ursache ihrer Zahnprobleme gegenüber dem Zahnarzt anzusprechen. Umso wichtiger ist es, dass der
Zahnarzt bei vorliegenden Erosionen die korrekte Diagnose stellt und eine möglicherweise vorliegende
Essstörung als Ursache in Betracht zieht und vorsichtig thematisiert.
Zuckerfreie Softgetränke
Patienten mit Essstörungen konsumierten häufig in großen Mengen zuckerfreie Softgetränke oder auch
saures Obst und Gemüse. Hier ist der Einfluss von solchen Diätgewohnheiten auf die ­Entstehung von
Erosionen vermutlich ebenso wichtig wie der des selbstinduzierten Erbrechens. ­Klinische ­Beobachtungen
machen deutlich, dass Patienten, die vor allem Milchprodukte oder ­kalziumhaltige ­Lebensmittel vor
dem selbstinduzierten Erbrechen konsumieren, seltener oder weniger deutliche D
­ efekte aufweisen.
Aufbringen einer Schutzschicht
Eine Reduktion der Demineralisationsprozesse kann durch Aufbringen einer geeigneten Schutzschicht
erreicht werden, beispielsweise durch Applikation von Füllungshaftungen. Allerdings haben diese eine
relativ begrenzte Haltbarkeit von drei bis sechs Monaten. Bei akuter Schmerzempfindlichkeit der ­erosiv
geschädigten Zähne oder rascher Progression der Erosionen ist die Beschichtung der Defekte mit
­Füllungshaftungen jedoch als Akutmaßnahme geeignet.
Mundhygieneprodukte für Patienten mit Erosionen
Eine weitere Möglichkeit ist die regelmäßige Anwendung von fluoridhaltigen Präparaten, durch die
es zur Ausbildung eines säureresistenten mineralischen Niederschlags kommt. Besonders wirksam
sind zinnhaltige Fluoridpräparate, die sowohl in Form einer Mundspüllösung als auch als Zahnpaste
­angewendet werden können. Speziell Patienten, die unter einer Essstörung mit chronischem Erbrechen
und Erosionen leiden, kann empfohlen werden, nach dem Erbrechen eine solche Mundspüllösung zu
verwenden. Je nach Schweregrad der vorliegenden erosiven Zahnschäden ist auch eine regelmäßige einbis mehrmals tägliche Anwendung der zinnhaltigen Spüllösung empfehlenswert.
Schienen können als Schutz dienen
In besonders ausgeprägten Fällen können individuell angefertigte Schienen während des Erbrechens als
direkter Schutz für die Zähne vor der Magensäure getragen werden. Diese Schienen sollten allerdings
unmittelbar nach dem Erbrechen aus dem Mund entfernt werden, um ein Verbleiben von Säuren zu
vermeiden und die sich anschließende Anwendung der Mundspüllösung zu ermöglichen.
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Hausmittel sind nur begrenzt sinnvoll
In verschiedenen Internetforen, in denen sich Betroffene austauschen, wird das Spülen mit Backpulverlösungen, Milch oder Wasser nach dem Erbrechen empfohlen. Diese Maßnahmen erscheinen ­allerdings
begrenzt sinnvoll, da Säuren ohnehin schnell durch die Speichelpuffersysteme neutralisiert werden
und die praktische Anwendbarkeit fraglich ist. Bisher gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg für die
­Sinnhaftigkeit solcher Empfehlungen.
Mundhygienemaßnahmen bei Essstörungen
Patienten mit Essstörungen, bei denen keine Erosionen vorliegen, wird empfohlen, die normalen Mundhygienegewohnheiten beizubehalten, sofern sie ausreichend sind. Wartezeiten nach ­Säureeinflüssen
sind klinisch wenig effektiv und zudem nur schwer in den alltäglichen Ablauf zu integrieren.
Zähneputzen nach dem Erbrechen ist kontraproduktiv
Wegen der Intensität der Säureeinwirkung und der Stärke der Magensäure nach dem Erbrechen ist
EssstörungspatientInnen abzuraten, direkt nach dem Erbrechen die Zähne zu putzen. Alternativ kann,
empfohlen werden, nach dem Erbrechen mit einer zinn- und fluoridhaltigen Lösung den Mund auszuspülen. Morgens und abends sollten diese Patienten hingegen ihre Mundhygiene durchführen. Dass
Putzen vor einer Säureeinwirkung kann zu einem geringeren Substanzverlust führen als das Putzen
direkt nach der Säureeinwirkung. Außerdem sollte eine weiche bis mittelharte Zahnbürste sowie eine
zinn- und fluoridhaltige Zahnpaste empfohlen werden.
Zuerst Psychotherapie danach restaurative Maßnahmen
Die Verbesserung von Erosion kommt, wenn symptomspezifisch psychotherapeutisch-medizinisch an
der Erkrankung der Essstörung mit dem zahnschädigenden Verhalten gearbeitet wurde. Erst danach
sollte ein restauratives Vorgehen in Betracht gezogen werden. Sie stellt eine Anschlussbehandlung dar.
sowhat Kooperation zur zahnmedizinischen Behandlung
Mit DDr. Wiesinger kooperiert sowhat nunmehr seit 2 Jahren. Die Zähne müssen remineralisiert
­werden, damit der Schmelz widerstandsfähiger wird. Dies geschieht durch nächtliches Tragen einer
vom Techniker angefertigten Schiene, welche mit „flüssigem Zahnschmelz“ gefüllt ist.
Für Klientinnen und Klienten, die bei sowhat in Behandlung sind, erstellt Frau DDr. Wiesinger
­kostenlos einen Zahnstatus. Infos unter www.angelsmile.at
Für Versicherte der WGKK, NÖGKK, OÖGKK und einige anderen Betriebskrankenkassen besteht
die Möglichkeit für die weitere zahnmedizinische Behandlung einen Kostenzuschuss zu erhalten.
Weitere Informationen dazu finden Sie hier.
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Darüberhinaus gibt es eine Kooperation mit der Bulimieambulanz der UniMed Zahnklinik unter
der Leitung von DDr. Polina Kotlarenko. Die zahnärztlichen Leistungen beinhalten:
• Verhaltensempfehlungen für vorbeugende Maßnahmen
• Gezielte Maßnahmen zur Remineralisierung und zum Schutz der Zähne
• Zahnärztliche Begleitung auch während der Zeit der Psychotherapie
• Behandlung von bereits entstandenen Zahnschäden
Weitere Infos hier.
Fazit für die Praxis
• Die frühzeitige richtige Diagnose von Erosionen ist für erfolgreiche prophylaktische und
­therapeutische Maßnahmen von zentraler Bedeutung. Zusätzlich sollte die Zusammenarbeit mit
psychotherapeutischen Fachinstituten angestrebt werden.
• Die kausale Therapie mit Reduktion der Säureexposition sollte von symptomatischen Maßnahmen
begleitet werden. Die Mundhygieneempfehlungen sind an den Schweregrad der Defekte ­anzupassen.
• Wenn das Voranschreiten der Erosionen zum Stillstand gekommen ist, kann über rekonstruierende
Maßnahmen nachgedacht werden. Nur bei sehr ausgeprägten Defekten sollten konservierende oder
prothetische Maßnahmen zur Wiederherstellung der Ästhetik oder Kaufunktion erwogen werden.
Informationen unter www.sowhat.at
Informationen zu zahnmedizinischer Behandlung bei sowhat hier.
Literatur:
Der Freie Zahnarzt 6/2012
A.Tolle, J. von Hinckeldey, N. Schlüter, C. Ganß, Zahnarzt 1/2/2013
Dr. Lisa Tomaschek-Habrina, MSc
Leitung origo Gesundheitszentren - ibos, salvia, sowhat
[email protected]
www.origo.at
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