Praxis Pathophysiognomik

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11
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur 3. Auflage . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7
6
Analysebeispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
59
Vorwort zur 1. Auflage . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
8
6.1
Erste Schritte in die Praxis der Pathophysiognomik . .
59
Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
10
6.2
Zeichen für Organerkrankungen . . . . . . . . . . . . .
63
6.2.1
Verdauungssystem und Stoffwechsel . . . . . . . . . . .
63
6.2.2
Herz und Gefäße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
66
6.2.3
6.2.4
Blutstatus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Atmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
68
69
6.2.5
Hormonelles Steuerungssystem . . . . . . . . . . . . . .
69
6.2.6
Urogenitalsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
69
6.2.7
Nichtkaukasier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
71
7
Neue Reflexpunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
72
Wilma Castrian
1
Grundlagen der Pathophysiognomik . . . . . . . . .
1.1
Möglichkeiten und Grenzen der Pathophysiognomik .
13
13
2
Pathophysiognomische Diagnostik . . . . . . . . . .
14
2.1
Neuroanatomische und neurophysiologische
Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
14
2.2
Visuelle Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
18
3
Praxis der Pathophysiognomik . . . . . . . . . . . . .
3.1
Betrachtung, Diagnose und Anamnese . . . . . . . . . .
19
19
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Kopiervorlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
0
77
3.2
Die Haut – Spiegel der Gesundheit . . . . . . . . . . . .
19
Über den Autor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
78
3.2.1
Pathophysiognomische Veränderung der Haut . . . . . .
20
Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
79
3.2.2
Veränderungen der Haut und ihre Bedeutung . . . . . .
20
4
Vorgehensweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
22
4.1
Schritte zur Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
22
4.1.1
4.1.2
Gesamtausdruck und Strahlungsveränderung . . . . . .
Farbveränderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
22
22
4.1.3
Modellierungsveränderung . . . . . . . . . . . . . . . . .
22
4.1.4
Organausdruckszonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
22
4.1.5
Anamnese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
22
4.2
Zur Arbeit mit dem Buch . . . . . . . . . . . . . . . . . .
22
5
Organ- und funktionsspezifische
Krankheitszeichen im Gesicht. . . . . . . . . . . . . .
5.1
Verdauungssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.1.1
Mund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
23
5.1.2
Magen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
23
5.1.3
Dünndarm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
26
5.1.4
Dickdarm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
29
5.1.5
Leber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
30
5.1.6
Gallenblase und galleführende Gänge . . . . . . . . . . .
30
5.1.7
5.1.8
Bauchspeicheldrüse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Milz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
32
33
5.2
Stoffwechsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
33
5.3
Gefäße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
37
5.4
Herz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
40
5.5
Atmungsorgane . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
44
5.6
Vegetatives Nervensystem . . . . . . . . . . . . . . . . .
47
5.7
Hormonelles Steuerungssystem . . . . . . . . . . . . . .
49
5.8
5.8.1
Urogenitalsystem. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Niere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
52
52
5.8.2
Ableitende Harnwege. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
54
5.8.3
Geschlechtsorgane . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
56
23
23
22
4 Vorgehensweise
Die Pathophysiognomik lehrt, Veränderungen an der Gesichtshaut als Zeichen von entsprechenden Normabweichungen der
Anatomie und Physiologie im Körper erkennen zu lernen. Voraussetzung ist die vertiefte Kenntnis des menschlichen Körpers, sei-
ner Organe und Funktionen. Mit zunehmender Übung und Erfahrung gelingt der schwerste Schritt: das Erstellen einer wirklichkeitsnahen Gesamtdiagnose aufgrund der Einzeldiagnosen und
das Ausarbeiten eines Therapieplans.
4.1
dellierungsauffälligkeiten in der Mundwinkelumgebung rechts
und links, so verweist dieses Zeichen auf den Magen
(▶ Abb. 5.1). Bei genauer Beobachtung der partiellen Veränderung kann sogar der Magenteil, der die Dysfunktion aufweist,
diagnostiziert werden.
Schritte zur Diagnostik
4.1.1
Gesamtausdruck und
Strahlungsveränderung
Der Ausdruck der Zufriedenheit ist eindeutig anders als der der
Unzufriedenheit. Die Ursachen sind psychoanalytisch zu erkunden, Körper- und Gesichtsmerkmale erlauben hierzu keine Aussage. Unzufriedenheit ist immer verbunden mit Wohlgefühlverlust und Vitalitätsabfall. Bei weiterem Absinken der Lebensfreude wird die Gesichtshaut grau, matt, strahlungsarm.
4.1.2
Farbveränderung
Nachdem der Gesamtausdruck registriert ist, zeigt die differenzierte Betrachtung die Feinheiten. Hier wird im ersten Schritt
besonders auf farbliche Kontraste geachtet:
● bleich – rot,
● grau – blau,
● grau – grün,
● grau – rot etc.
Die dem Märchen entnommene Beschreibung „weiß wie
Schnee und rot wie Blut“ deutet auf Krankheitszeichen: Erschöpfungsblässe, Fieberröte etc.
4.1.3
Modellierungsveränderung
Der Blick richtet sich nun auf die Struktur bzw. Modellierung
des Gesichts; Dabei werden Erhebungen, Vertiefungen, Falten
und Äderchen im Zusammenhang des Deutungskatalogs beschrieben.
Die farblichen Veränderungen werden registriert und über
die Organausdruckszonen abgeglichen.
4.1.4
Organausdruckszonen
Einzelne Gesichtspartien zeigen deutlichere Veränderungen als
andere. Hier drückt sich ein Organ aus, das einem pathologischen Vorgang unterworfen ist. Über die Organausdruckszonen, die atlasartig aufgezeichnet sind, wird dieses Organ geortet: Finden sich beispielsweise Farbveränderungen und Mo-
4.1.5
Anamnese
Durch Fragen an den Patienten wird nun weiter verifiziert, was
im Organ verändert ist und welche Ursachen im Hinblick auf
die Psychosomatik sich dahinter verbergen können. Dieses
könnte einen wesentlichen Hinweis auf eine Therapie abgeben.
Bei ungenügendem Zeichenhinweis werden andere Diagnosemethoden hinzugezogen – naturheilkundliche, schulmedizinische oder eine Kombination von beiden, um gezielt die Differenzialdiagnose betrachten und zur gesicherten Diagnose finden zu können.
4.2
Zur Arbeit mit dem Buch
Rechts-links-Angaben sind immer aus der Sicht des Betrachteten zu verstehen.
Im folgenden Kap. 5 nehmen die farbigen Hinweispfeile in
den Zeichnungen und Patientenfotos (Kap. 6.1) Bezug auf die in
Überschrift und Kolumnenzeile genannten Organ- und Funktionssysteme:
● braunrot = Verdauungssystem
● gelbgrün = Stoffwechsel
● lila = Gefäße
● rot = Herz
● blau = Atmungsorgane
● gelb = vegetatives Nervensystem
● grün = hormonelles Steuerungssystem
● orange = Urogenitalsystem
In den nachfolgenden Zeichnungen verweisen die Ziffern auf
anatomische Strukturen, die sich immer als pathophysiognomische Zeichen im Gesicht spiegeln. Dagegen finden sich die
mit Buchstaben bezeichneten anatomischen Strukturen nicht
im Gesicht wieder.
23
5 Organ- und funktionsspezifische Krankheitszeichen
im Gesicht
Die Gesichtsfläche ist wie ein Atlas, aus dem sich Unstimmigkeiten und Wohlgefühl lesen lassen. Krankheit verändert die Ausstrahlung des Körpers, im kleinen Rahmen betrachtet aber auch
die Strahlung, Färbung, Spannung und Modellierung der Gesichtshaut. Auffällige Gesichtszonen zeigen über Korrespondenzgesetze die Befindlichkeit des entsprechenden Organs.
Modellierung eine zentrale Rolle. Die gesunde Hautfarbe setzt
sich aus gelblichen, rötlichen und weißlichen Farbanteilen zusammen. Das Mischungsverhältnis dieser Farbanteile ist individuell
unterschiedlich. Es hängt von der Rasse, vom jeweiligen Hauttyp
und der Stärke der Hautpigmentierung ab.
Bei allen pathophysiognomischen Befunden – ganz besonders
aber bei der Beurteilung der Stoffwechselzonen – spielt die Betrachtung der Haut in ihrer Strahlung, Färbung, Spannung und
Die gesunde Haut hat eine gewisse Grundspannung und -strahlung. Stimmt die Spannung, stimmt auch die Modellierung – es
zeigen sich keine Falten und Furchen. Diese ergeben sich erst
durch Anstrengungen und Belastungen.
5.1
5.1.2
Verdauungssystem
Um seine vielfältigen Aufgaben leisten zu können, benötigt der
Körper Energie. Diese bezieht er aus der Oxidation (Verbindung
mit Sauerstoff) von Nahrung. Die hierzu notwendigen Vorbereitungs-, Durchführungs- und Entsorgungsvorgänge bezeichnet
man als Stoffwechsel (Metabolismus).
Um die zugeführte Nahrung nutzen zu können, muss der
Körper sie vorbereiten und aufspalten. Erst dann können die
einzelnen Nahrungsbestandteile (Kohlehydrate, Proteine, Lipide. Vitamine und Spurenelemente sowie Wasser) aufgenommen und verwertet werden (Resorption). Diese Vorgänge bezeichnet man als Verdauung. Sie beginnt im Mund und wird
durch die Ausscheidung beendet. Der gesamte Verdauungskanal ist ein durch das Körperinnere geführtes und von Gewebe
umkleidetes Stück Außenwelt.
! Merke
Die maßgeblich an der Verdauung beteiligten Organe zeigen sich im Gesicht genau am Ort der Nahrungsaufnahme
– am Mund und in seiner direkten Umgebung.
5.1.1
Mund
Einspeicheln. Im Mund finden das Einspeicheln und die mechanische Zerkleinerung der Nahrung statt. Durch die Einspeichelung wird die Nahrung gleitfähiger und durch Zufuhr von
Enzymen (chemische Spaltstoffe) aufgelöst, angedaut und aufgespalten: Längeres Kauen von Brot oder Kartoffeln führt zu
einem süßen Geschmack im Mund. Die aufgespaltenen Kohlehydrate werden als „schnelle Energielieferanten“ direkt von der
Mundschleimhaut resorbiert und ins Blut geleitet.
Mechanische Zerkleinerung. Das Kauen dient der mechanischen Zerkleinerung der Nahrung. In Zusammenarbeit mit
der Aufquellung und Anlösung durch den Speichel führt das zu
einer Oberflächenvergrößerung. Damit wird die Wirkung der
Enzyme erleichtert und verbessert. Diese mechanische Zerkleinerung kann nur im Mund durch Kauen stattfinden. Alles, was
hier an Verdauungsvorbereitung nicht geleistet wird, kann später nicht mehr nachgeholt werden!
Magen
Anatomie Die Nahrung gelangt jetzt durch die Speiseröhre
(Ösophagus; Pos. 1/▶ Abb. 5.1) in den Magen (Gaster, Ventriculus; Pos. a/▶ Abb. 5.1). Dieses C-förmige, muskulöse Hohlorgan
liegt im linken Oberbauch.
Der Magen wird am Anfang und am Ende durch ringförmige
Schließmuskeln begrenzt: Der erste Schließmuskel im Bereich
der Speiseröhreneinmündung (Kardia: Pos. 2/▶ Abb. 5.1) verhindert einen Rückfluss (Reflux) des aggressiven Mageninhalts
in die Speiseröhre.
Der zweite Schließmuskel im Übergang zum Dünndarm ist
der Magenpförtner (Pylorus; Pos. 6/▶ Abb. 5.1). Er gibt den
Nahrungsbrei nur portionsweise an den ersten Abschnitt des
Dünndarms (Zwölffingerdarm – Duodenum; Pos. 9/▶ Abb. 5.1)
ab.
Der Magen gliedert sich in folgende Abschnitte:
● die Kardia (Mageneingang; Pos. 2/▶ Abb. 5.1),
● den Fundus (Magengewölbe; Pos. 3/▶ Abb. 5.1),
● den Korpus (Magenkörper; Pos. 4/ ▶ Abb. 5.1),
● das Antrum (Magenhöhle; Pos. 5/▶ Abb. 5.1),
● den Pylorus (Magenpförtner; Pos. 6/▶ Abb. 5.1).
Die C-Form des Magens bedingt einen kleinen Magenbogen
(Curvatura ventriculi minor) an der rechten Magenseite (Pos. 7/
▶ Abb. 5.1). Links findet sich der große Magenbogen (Curvatura
ventriculi major; Pos. 8/▶ Abb. 5.1).
Physiologie Der Magen des Erwachsenen hat ein Fassungsvermögen von ca. 1,5–2,5 l.
Die Aufgaben des Magens sind vielfältig: Mechanische Bewegungen des Magens (Magenperistaltik) durchmengen und vermischen die Nahrung mit den zugeführten Magensekreten. Deren wichtigste Bestandteile sind:
● Magenschleim,
● Magensäure,
● Pepsin,
● Gastrin,
● Instrinsic Factor.
5 – Krankheitszeichen im Gesicht
24
Magenschleim. Der Magenschleim wird in den mukoiden Drüsen (lat.: mucus = Schleim) der Kardia, des Antrums und Pylorus
sowie den Nebenzellen der Fundus- und Korpusdrüsen gebildet.
Dieser Schleim schützt die Magenwand vor der Magensäure.
Magensäure. Die Magensäure wird in den Belegzellen der Fundus- und Korpusdrüsen gebildet. Die Magensäure tötet durch
ihren Gehalt an Salzsäure Krankheitserreger ab, die in der Nahrung enthalten sind. Der Magen hat somit auch eine Abwehraufgabe. Außerdem bewirkt die Magensäure die Bildung von
Pepsin aus Pepsinogen. Frauen haben eine um 30 % geringere
Produktion von Magensäure als Männer.
Pepsin. Das Pepsin (lat.: pepsis = kochen, verdauen) wird als
Vorstufe Pepsinogen in den Hauptzellen der Fundus- und Korpusdrüsen gebildet. Aktiviert durch die Magensäure spaltet es
Eiweiße (Proteine).
Gastrin. Gastrin entsteht ebenfalls in den mukoiden Zellen der
Pylorusdrüsen des Antrums. Gastrin wird durch Reizung des
Nervus vagus (Teil des Parasympathikus des vegetativen Nervensystems: ▶ Abb. 2.4) gebildet und an das Blut abgegeben.
Auch Dehnungsreize der Antrumwand, Anstieg des Magen-pHWertes über 2.5 sowie Alkohol und Koffein erhöhen die Gastrinmenge.
Das Gastrin erhöht die Magenperistaltik, die Pankreas- und
Gallensekretion sowie die Magensäureproduktion in den Belegzellen des Magenfundus. Gleichzeitig wird der untere Ösophagusschließmuskel tonisiert (Erhöhung der Muskelspannung).
Intrinsic Factor. Der Intrinsic Factor wird in den Nebenzellen
der Magenschleimhaut gebildet. Er bewirkt, dass Vitamin B12
im Ileum aufgenommen werden kann. Ein Fehlen des Intrinsic
Factors führt zu perniziöser Anämie, einer lebensgefährlichen
Blutbildungsstörung (lat.: pernicies = Verderben). Der Magen ist
somit mittelbar an der Blutbildung beteiligt.
Pathologie Die hauptsächlichen Erkrankungen des Magens
sind:
die Gastritis (Magenschleimhautentzündung),
● das Ulcus ventriculi (Magengeschwür) und
● das Magenkarzinom (Magenkrebs).
●
Pathophysiognomische Zeichen des Magens Der Magen
stellt sich im Gesicht zweiteilig dar:
● Vom Patienten aus gesehen rechts (im Bild links) neben den
Lippen zeigt sich die Reflexzone für die Curvatura ventriculi
minor (Pos. 7/▶ Abb. 5.1). Sie liegt seitlich außerhalb des unteren Endes der rechten Nasolabialfalte. In diesem Feld lassen
sich die Kardia, das Antrum und der Pylorus differenzieren.
● In gleicher Höhe auf der gegenüberliegenden Gesichtsseite
(im Bild rechts) findet sich die Reflexzone für die Curvatura
ventriculi major (Pos. 8/▶ Abb. 5.1). Diese hat einen Bezug
zum Fundus gastricus (Pos. 3/▶ Abb. 5.1).
! Merke
Die Magenareale zeigen sich häufig geschwollen oder eingezogen verändert.
Einziehung. Eine Einziehung des Magenareals ist die Folge von
Mangelernährung (übermäßiges, erzwungenes Fasten; fehlerhafte, unausgewogene Diät). Eine blasse Verfärbung in den Magenarealen entsteht, wenn die Magenwand aufgrund schlechter
Durchblutung mangelhaft versorgt wird. Fehlen auch Spannung
und Strahlung in der Reflexzone, ist die Peristaltik des Magens
(durchmischende und transportierende Muskelbewegung) vermindert.
Besteht die Mangelernährung über längere Zeit, sieht man
(meistens drei) senkrecht verlaufende Falten direkt im Magenareal.
Schwellung. Eine Schwellung zeugt dagegen von einer vermehrten Aktivität des Magens. Ursachen sind meistens falsche
Essgewohnheiten (unregelmäßige Mahlzeiten mit zu großen
Einzelportionen, einzelne Nahrungsbestandteile werden nicht
oder nur schwer vertragen).
Falten zeigen die Anstrengung der Magenwand an – typische
Folgen, wenn die beschriebenen Veränderungen über längere
Zeit bestehen. Diese Anstrengung kann bis zur Überforderung
mit Funktionseinschränkungen gehen.
Verfärbung. Eine gerötete Verfärbung verweist auf entzündliche Prozesse des Magens:
● Magenschleimhautentzündung (Gastritis),
● Magengeschwür (Ulcus ventriculi).
Die Areale zeigen sich dann meistens gespannt geschwollen, oft
sogar glänzend.
Diese Schwellung führt häufig zu einer charakteristischen
Faltenbildung. Die Falten ziehen von den Mundwinkeln schräg
abwärts nach außen („Zwanzig-nach-acht-Falten“, wenn man
sich die Zeiger einer Uhr vorstellt).
Bei einer Gelbfärbung der Gesichtshaut des Magenareals ergibt sich der Verdacht einer bakteriellen Belastung. Eine mögliche Schädigung durch Helicobacter pylori ist zu prüfen.
Eine Grau- und Dunkelfärbung sowie Brauntöne deuten auf
eine Degeneration hin, die als Magenkarzinom enden kann.
Faltenbildung. Von den Mundwinkeln gerade nach unten ziehende Falten lassen einen Rückschluss auf eine zu geringe Magensäurekonzentration zu (▶ Abb. 6.12). Der pH-Wert der Magensäure sollte, wenn sich Nahrung im Magen befindet, ca. 1,3–
1,5 betragen. Vielfach wird dieser Wert überschritten, d. h. die
Magensäure ist nicht konzentriert genug. Sowohl die keimtötende Wirkung als auch die Aktivierung von Propepsin zu Pepsin gelingen dann nur noch unvollständig. Somit können auch
die nachfolgenden Verdauungsschritte nicht optimal gelingen.
Bildung von Magensäure Entgegen einer häufigen Annahme
gibt es keine zu starke Säure im Magen. Der pH-Wert beträgt
unter Last 1,5–2,0. Unter Last bedeutet, dass an Nahrung nur
gedacht, diese gesehen oder aufgenommen wird.
5.1 Verdauungssystem
25
▶ Abb. 5.1 Verdauungssystem (a).
5 – Krankheitszeichen im Gesicht
26
Oft wird Magensäure gebildet, ohne dass genügend Nahrung
im Magen vorhanden ist – unsere überreizte, schnelllebige Zeit
verführt nämlich dazu, häufig „zwischendurch“ Kleinigkeiten
zu essen. Dieses Essverhalten provoziert die Magensäurebildung. Die ständige Belastung ist unsinnig und anstrengend zugleich – zum einen wird die hochkonzentrierte Säure für die
geringe Nahrungsmenge nicht benötigt und schädigt die Magenwand, zum anderen ermüden durch die dauernde Säureproduktion ohne Ruhephasen die säureproduzierenden Zellen
in der Magenwand und können dann ihrer Aufgabe nur noch
unvollständig nachkommen. Ein – womöglich gewohnheitsmäßiger – Einsatz von Antazida (Säureblockern) verschlimmert
die Situation zusätzlich.
Oberbauch. Wie der Magen hat das Duodenum (lat.: das Zwölffache) ebenfalls eine C-Form, in die sich der Kopf der Bauchspeicheldrüse (Caput pancreatis; Pos. 27/▶ Abb. 5.3) einschmiegt.
Die Krümmung des Duodenums verläuft genau entgegengesetzt zur Magenkrümmung. Dieser Darmabschnitt ist ca. 25–
30 cm lang (entspricht etwa der Breite von 12 Fingern).
Besonders erwähnenswert ist in diesem Abschnitt die Einmündung der beiden sekretleitenden Gänge aus der Leber
(Ductus choledochus; Pos. 26/▶ Abb. 5.3) und der Bauchspeicheldrüse (Ductus pancreaticus). Diese Einmündung wird Papilla Vateri genannt.
Leber. Aus der Leber (Hepar: Pos. 22/▶ Abb. 5.2) wird Galle
Speiseröhre Oberhalb des Lippenschlusses (vom Patienten aus
meistens rechts) zeigt sich das Feld für die Speiseröhre (Ösophagus; Pos. 1/▶ Abb. 5.1). Dieses Areal reagiert häufig gleichsinnig mit dem Magenareal mit einer Schwellung und evtl. Rötung. Die Überlastung des Magens führt nämlich auch zu einer
Überanstrengung des Kardiaschließmuskels. Wird dieser insuffizient, kommt es durch Rückfluss von angedautem Mageninhalt zu chronischem Sodbrennen (Ösophagusreflux).
5.1.3
Dünndarm
Anatomie und Physiologie Die Nahrung wird – reguliert
durch den Pyloru– portionsweise in den Dünndarm (Intestinum tenue) weiterbefördert. Dieser ist ca. 6–7 m lang.
Hier werden drei aufeinander folgende Abschnitte unterschieden:
● Intestinum duodenum (Zwölffingerdarm; Pos. 9/▶ Abb. 5.1),
● Intestinum jejunum (Leerdarm; Pos. 10/▶ Abb. 5.2),
● Intestinum ileum (Krummdarm; Pos. 11/▶ Abb. 5.2).
Das Innere von Duodenum und Jejunum ist gefältelt (Kerckring-Falten). Zusätzlich bildet die gesamte Dünndarmschleimhaut Ausstülpungen (Darmzotten: Villi intestinales). Auf den
Darmzotten sitzen wiederum kleine, fingerförmige Mikrovilli,
wie der Blick durch das Elektronenmikroskop zeigt. Dadurch
entsteht eine enorme Vergrößerung der reaktiven Oberfläche
des Dünndarms. Die aufgespaltenen Nahrungsbestandteile können resorbiert (aufgenommen) und an Blut und Lymphe abgegeben werden. Ferner finden sich schlauchförmige Einsenkungen, die Lieberkühn-Krypten. Auch diese vergrößern die Oberfläche und besitzen Drüsenzellen, die Lysozym abgeben. Dieses
wirkt bakterizid und stützt dadurch die lokale Immunabwehr.
" Info
Die reaktive Oberfläche des Darms umfasst ca. 300 m2. Im Darm
befinden sich ca. 80 % aller Immunzellen, da der Darm die größte
Kontaktfläche des Menschen mit der Umwelt ist.
Lokalisation des Dünndarms im Gesicht Die Zeichen befinden sich im Bereich der Oberlippe und direkt darüber.
Duodenum
Anatomie und Physiologie Der erste Abschnitt des Dünndarms, das Duodenum (Pos. 9/▶ Abb. 5.1), liegt im rechten
(Chole, Bilis) zugeführt. Dieses Sekret (pH-Wert 5,6–8,0) emulgiert Fette und ermöglicht so ihre Verdauung. Emulgieren bedeutet, dass Fetttröpfchen an Wasser angelagert und somit
transportfähig gemacht werden. Außerdem werden über die
Galle der Gallenfarbstoff Bilirubin, Hormone und Medikamente
in den Speisebrei abgegeben und später mit dem Stuhl ausgeschieden.
Das Bilirubin ist ein Abbauprodukt des Hämoglobins (roter
Blutfarbstoff) überalterter roter Blutkörperchen. Es färbt den
Stuhl charakteristisch ein. Im Falle eines Ikterus (Gelbsucht)
wird das Bilirubin nicht in das Duodenum abgegeben. Stattdessen gelangt es ins Blut. Dadurch färben sich Haut, Bindehaut
und Skleren (lat.: skleros = hart; bezieht sich auf die feste, äußere Hülle des Augapfels) gelblich ein. Der Stuhl entfärbt sich und
wird grau. Das Bilirubin wird über den Urin ausgeschieden (Bilirubinurie) und färbt den Urin charakteristisch bierbraun ein.
Bauchspeicheldrüse. Auch aus der Bauchspeicheldrüse (Pankreas; Pos. 27–29/▶ Abb. 5.3) wird Sekret zugeführt. Es enthält neben verschiedenen Enzymen Bikarbonat und ist somit alkalisch.
Durch die Zugabe der Sekrete aus Leber und Bauchspeicheldrüse ändert sich der pH-Wert des Nahrungsbreis. War er im
Magen noch stark sauer, muss er jetzt basisch werden, um die
weiteren Verdauungsreaktionen zu ermöglichen.
Pathophysiognomische Zeichen des Duodenums Das Duodenum zeigt sich im Gesicht als feine, ca. 1–3 mm breite Zone
direkt über der Oberlippe im Pallium. Diese Zone beginnt oberhalb des rechten Mundwinkels und verläuft nach links bis auf
ca. ¾ Lippenbreite.
Weiße Verfärbung. Charakteristisch zeigt sich häufig eine
blasse Verfärbung dieses Areals zwischen den Mahlzeiten. Dieser „weiße Strich“ oberhalb der Oberlippe zeigt die Insuffizienz
des Duodenums. Sie entsteht durch die Mühe, die das Duodenum mit der Verdauung und dem „Umkehren“ des pH-Wertes
hat.
Durch unsere unphysiologischen Essgewohnheiten (schnelles
Essen mit ungenügendem Kauen, Zeitdruck, Kopfarbeit während und direkt nach dem Essen, Rauchen und Kaffeegenuss direkt nach dem Essen) gelingt diese „Umkehr“ oft nur unvollständig. Alle diese Gewohnheiten bewirken aber, dass dem
Kopf mehr Blut zur Verfügung steht als dem Bauch. Dadurch
wird die Verdauung erschwert und behindert.
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