Ponatinib - medONLINE.at

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ArzneimittelPROFIL Onkologie
Ponatinib
Mai 2015
Ponatinib, Mai 2015
ArzneimittelPROFIL Onkologie
Scientific Editor
Univ.-Prof. Dr. Christoph Zielinski, Wien
Managing Scientific Editor
Univ.-Prof. Dr. Johannes Drach, Wien
Editorial Board
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Priv.-Doz. Dr. Walter Albrecht, Mistelbach
Univ.-Prof. Dr. Thomas Bauernhofer, Graz
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Univ.-Prof. Dr. Reinhard Windhager, Wien
Univ.-Prof. Dr. Heinz Zwierzina, Innsbruck
Ziel der Publikation
Die Reihe ArzneimittelPROFIL fasst die aktuell verfügbare wissenschaftliche Evidenz zu einer Substanz objektiv und komprimiert, aber nicht selektiv, zusammen.
Pharmakologische Aspekte, Wirksamkeit und Nebenwirkungsprofil werden übersichtlich und leicht verständlich dargestellt. Grundlage für die Erstellung ist die
umfassende Sichtung der wissenschaftlichen Fachliteratur. Hierbei kann auch auf
Datenmaterial der Hersteller zurückgegriffen werden. Große kontrollierte Studien
werden bevorzugt behandelt, ergänzend ev. Abstracts und Kongressberichte. Die
Einhaltung wissenschaftlicher Grundsätze wird durch einen Scientific Editor, einen Managing Scientific Editor sowie ein Editorial Board gewährleistet, das bei der
Auswahl von Substanzen, Autoren und Reviewer beratende Funktion hat. Die Beiträge werden von Experten der jeweiligen Fachgebiete verfasst. Objektivität und
Korrektheit sind durch zwei unabhängige Reviewer gewährleistet. Die Meinung
der Autoren und Reviewer muss nicht immer mit der des Editorial Board und des
Verlags übereinstimmen. Die kritische Beurteilung der jeweiligen Substanz und
deren klinischer Wertigkeit beruht allein auf der Einschätzung der unabhängigen
Experten. Bei Vorliegen neuer Daten wird eine Aktualisierung angestrebt.
Autoren dieser Ausgabe
Univ.-Prof. Dr. Günther Gastl, Universitätsklinik für Innere Medizin V, Medizinische Universitätsklinik Innsbruck, Anichstr. 35, 6020 Innsbruck
Univ.-Prof. DDr. Thomas Lion, Labdia Labordiagnostik GmbH, St. Anna Kinderkrebsforschung, Zimmermannplatz 8, 1090 Wien
Dr. Stefan Schmidt, Universitätsklinik für Innere Medizin V, Medizinische Universität Innsbruck, Anichstraße 35, 6020 Innsbruck
Offenlegung von Interessenkonflikten
Günther Gastl: Advisory Boards für Roche, Amgen, BMS, Teva und Novartis
Thomas Lion: Honorare von Novartis, BMS, Pfizer, Ariad; Forschungsunterstützung von Novartis
Stefan Schmidt: Bei Drucklegung lagen die Angaben zu Interessenkonflikten
noch nicht vor.
Impressum: Verleger, Eigentümer und Herausgeber: Medizin Medien Austria
GmbH, DVR-Nr: 4007613, Verlagsanschrift: Grünbergstraße 15, 1120 Wien, Tel.:
01/546 00-0, Fax-DW: -730, Geschäftsführung: Thomas Zembacher, Prokuristen:
Denis Martin Freiberg, Pia Holzer, Chefredaktion: Dr. Susanne Billich, billich@
arzneimittelprofil.at, ­Koordination: Dr. Susanne Billich, Objektleitung: Martina
Osterbauer, osterbauer@­medizin-medien.at, Art Direction: Karl J. Kuba, Layout
und DTP: Sonja Vetters, Lektorat: Heinz Javorsky, Druck: Friedrich VDV, 4020
Linz, Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz siehe http://medizin-medien.at/­
impressum; Auflage: 1500 E
­ xemplare
Die Realisierung dieser Ausgabe ermöglichte ARIAD Pharmaceuticals: erstellt
5/2015; AT/ICLG/15/0010
Eine inhaltliche Einflussnahme durch die Firma ist abgesehen von Datenkorrekturen gemäß den Studienergebnissen nach Ermessen der Redaktion nicht erfolgt.
Copyright: Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung bleiben der Medizin Medien Austria GmbH vorbehalten. Kein Teil des Werks darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung
des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt, verwertet oder verbreitet werden.
ISSN 2220-3842 (Print)
ISSN 2220-3850 (Online)
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Hinweise: Autoren, Reviewer und Verlag verwenden höchste Sorgfalt darauf, alle
Daten dem Wissensstand bei Fertigstellung entsprechend anzugeben. Der Verlag
kann für etwaige Fehler jedoch keine Gewähr übernehmen. Jeder Anwender ist
angehalten, die aktuelle Fachinformation zu beachten. Zugunsten der besseren
Lesbarkeit wird auf das Verwenden weiblicher Endungen verzichtet. Die Bezeichnung Patient ist geschlechtsneutral zu verstehen.
Ponatinib
Günther Gastl, Thomas Lion, Stefan Schmidt
Abstract
Ponatinib ist ein Tyrosinkinaseinhibitor, der mittels kompetitiver Blockade der Adenosintriphosphat-Bindungsstelle des
BCR-ABL1-Fusionsproteins sowohl natives als auch mutiertes
BCR-ABL-Fusionsprotein hemmt. Als einziger zugelassener TKI
ist Ponatinib auch bei der BCR-ABL-Mutation T315I wirksam.
Seine klinische Wirksamkeit stellte Ponatinib in einer Phase-I-Dosisfindungsstudie und der Phase-II-Zulassungsstudie
PACE unter Beweis. Für beide Studien liegen bereits Ergebnisse
mit längeren Follow-ups vor.
Nach einer medianen Nachbeobachtungsdauer von 27,9
Monaten hatten 59% der Patienten mit chronischer myeloischer
Leukämie in der chronischen Phase ein gutes zytogenetisches
Ansprechen, 53% ein komplettes zytogenetisches Ansprechen,
38% ein gutes molekulares Ansprechen und 26 bzw. 20% sogar
ein tiefes molekulares Ansprechen mit einer Reduktion der
BCR/ABL-Transkriptwerte um 4,0 Log-Stufen bzw. 4,5 Log-Stufen. Die Wahrscheinlichkeit, ein gutes zytogenetisches Ansprechen von mindestens 24 Monaten zu erzielen, betrug 87%. Das
progressionsfreie Überleben lag nach 24 Monaten bei 67%, das
Gesamtüberleben bei 86%. Für die fortgeschrittenen Krankheitsphasen betrug das Gesamtüberleben nach 24 Monaten
72% in der akzelerierten Phase und 18% in der Blastenkrise.
Auch das Gesamtüberleben der Patienten mit Ph+-ALL lag bei
18% nach 24 Monaten. Die Ergebnisse des Follow-ups der Phase-III-Studie EPIC zum Erstlinien-Einsatz von Ponatinib versus
Imatinib bestätigen die antileukämische Effektivität.
Häufige unter der Therapie mit Ponatinib auftretende Nebenwirkungen sind erhöhte Lipase-Spiegel, abdominale Beschwerden, Pankreatitis, Hautausschläge sowie Thrombozytopenie. Gefäßverschlüsse wurden unter Ponatinib vermehrt beobachtet, wobei arterielle Ereignisse (ATE) die venösen Verschlussereignisse (VTE) klar dominieren. Als Risikofaktoren für
ATEs wurden unter anderem höheres Alter, Diabetes, Hypertonie und koronare Herzerkrankungen identifiziert. Dies unterstreicht die Notwendigkeit der Untersuchung von kardiovaskulärem Status und Erhebung von Risikofaktoren. Zudem ist ein
sorgfältiges Monitoring angezeigt.
Inhalt
1.Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
2.Wirkmechanismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
3.Pharmakokinetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
4.Pharmakodynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
5.Monitoring . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
6.Wirksamkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
6.1. Phase-I-Studie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
6.2. Phase-II-Studie PACE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
6.3. Phase-III-Studie EPIC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
7.Verträglichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
8.Dosierung und Verabreichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
9.Zulassungsstatus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
10.Bewertung und Aussichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
11. Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
12. Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Eigenschaften von Ponatinib
Dosierung
Die empfohlene Startdosis beträgt 45mg einmal täglich.
Entsprechend den Angaben der Fachinformation werden
Dosismodifikationen beim Auftreten bestimmter Nebenwirkungen empfohlen und können auch beim Erreichen eines
guten zytogenetischen Ansprechens durchgeführt werden.
Aufnahme und Verteilung
tmax............................................. nach 4 Stunden
t1/2............................................. 22 Stunden
Steady-State.............................. innerhalb einer Woche
Serumproteinbindung................. >99%
Verteilungsvolumen.................... 1.101l
Metabolisierung und Elimination
Ponatinib wird durch Cytochrom-P450-3A4 (CYP3A4) verstoffwechselt. Die Ausscheidung erfolgt vorwiegend über
die Faeces (zirka 87%) und nur zu etwa fünf Prozent über
den Urin.
ArzneimittelPROFIL Ponatinib
Mai 2015
3
1. Einleitung
Die chronische myeloische Leukämie (CML) ist eine klonale
myeloproliferative Erkrankung hämatopoetischer Stammzellen,
die durch eine reziproke Translokation zwischen den Chromosomen 9 und 22 charakterisiert ist. Aus dem entstandenen verkürzten Chromosom 22, dem sogenannten Philadelphia-Chromosom
(Ph), das bei etwa 95% der Patienten beobachtet wird, resultiert
das onkogene Fusionsprotein BCR-ABL. Auch bei ungefähr 25%
der erwachsenen Patienten sowie drei bis vier Prozent der Kinder
mit akuter Lymphoblastenleukämie (ALL) wird diese genetische
Aberration nachgewiesen (Bernt & Hunger 2014).
Eine besondere therapeutische Herausforderung bei Patienten mit Philadelphia-Chromosom-positiver (Ph+) CML und
ALL stellt die Entwicklung von Resistenzen gegenüber den bisher zugelassenen Tyrosinkinaseinhibitoren (TKIs) wie Imatinib,
Dasatinib, Nilotinib und Bosutinib dar. Eine der häufigsten Mutationen ist die Punktmutation T315I, die bei bis zu 20% aller
Patienten mit TKI-Resistenz auftritt (Nicolini et al. 2006, Soverini
et al. 2006). Diese Mutation bedingt einen kompletten Wirkverlust aller bisher zugelassenen TKIs (Nicolini et al. 2007). Mit der
Entwicklung von Ponatinib, das auch bei der T315I-Mutation
wirksam ist, steht diesen Patienten erstmals eine Therapiemöglichkeit mit einem TKI zur Verfügung.
2. Wirkmechanismus
Ponatinib, vormals AP24534 (siehe Abb. 1), ist ein pan-BCRABL-Inhibitor, der mittels molekularer Modellierung entwickelt
wurde (O’Hare et al. 2009). Analog dem Wirkmechanismus von
Imatinib als Erstgenerations-TKI (1stG-TKI) – und Dasatinib,
Nilotinib und Bosutinib als Zweitgenerations-TKIs (2ndG-TKIs)
– basiert die Wirkung von Ponatinib als TKI der dritten Generation (3rdG-TKI) auf der kompetitiven Blockade der Adenosintriphosphat-(ATP)-Bindungsstelle des BCR-ABL1-Genprodukts.
Dadurch werden multiple Interaktionen von BCR-ABL mit onkogenen Signalpfaden gehemmt (siehe Abb. 2).
Mutationen in der TKI-Bindungsstelle von BCR-ABL sind
die häufigste Ursache für die Resistenzentwicklung. Bei Therapieversagen können bei den meisten resistenten Patienten Einzelmutationen in der BCR-ABL-Kinasedomäne nachgewiesen
werden. Dadurch kann die Wirksamkeit des jeweiligen TKI vermindert oder gänzlich aufgehoben werden.
Die Sensitivität von leukämischen Zellen mit und ohne Mutation gegen die jeweils eingesetzten TKIs wird in „IC50“-Tabellen dargestellt (IC50, mittlere inhibitorische Konzentration).
Diese Daten werden in vitro anhand von stabil mit Wildtyp- oder
mutiertem BCR-ABL transfizierten Zelllinien ermittelt. Das klinische Ansprechen von Patienten kann allerdings von zusätzlichen Faktoren wie u.a. Absorption, Metabolismus und Aktivität
von Influx- und Effluxpumpen abhängen. Tabelle 1 zeigt eine
Darstellung von „effektiven“ IC50-Werten, die mit Einbeziehung
der Serum-Eiweißbindung berechnet wurden. In Übereinstim-
Chemische Struktur von Ponatinib
H3C
H
N
N
N
N
4
ArzneimittelPROFIL Ponatinib
O
CF3
mung mit den Ergebnissen klinischer Studien gibt es nach einer
rezenten Analyse (Gozgit et al. 2013) keine Einzelmutation in der
BCR-ABL-Kinasedomäne, die zu Resistenz gegen Ponatinib
führt (siehe Tab. 1).
Eine der häufigsten Punktmutationen ist die sogenannte
Gatekeeper-Mutation T315I (Austausch Threonin gegen Isoleucin in Position 315). Dadurch geht eine Wasserstoffbrü­
ckenbindung verloren, die für die Bindung anderer TKIs wie
Nilotinib und Dasatinib an die BCR-ABL-Kinase nötig ist
(Weisberg et al. 2005, Tokarski et al. 2006). Im Gegensatz dazu
ermöglicht die Ethinylgruppe von Ponatinib eine hochaffine
Bindung an natives BCR-ABL und an dessen Mutationsformen. Mit Ponatinib geht bei BCR-ABLT315I kein Kontakt verloren, denn die Ethinylgruppe bildet enge Van-der-Waals-Kontakte mit der Isoleucin-Seitenkette. Zwischen Ponatinib und
dem BCR-ABL-Protein gibt es insgesamt fünf Wasserstoffbrü­
cken bzw. Van-der-Waals-Kontakte (O’Hare et al 2009, Zhou et
al. 2011). In-vitro-Versuche zeigten, dass der 3rdG-TKI als bislang einziger bei BCR-ABLT315I wirksam ist (Zhou et al. 2011,
Redaelli et al. 2012, Gozgit et al. 2013). Ponatinib hemmt in
vitro die Aktivität der ABL-Tyrosinkinase mit einer IC50 von
0,4nM und die Aktivität von BCR-ABLT315I mit einer IC50 von
2,0nM (O’Hare et al 2009). Zudem inhibiert Ponatinib andere
klinisch relevante Kinasemutanten mit IC50-Werten von weniger als 20nM und zeigt darüber hinaus Aktivität gegen RET,
FLT3 und KIT sowie Mitglieder der FGFR-, PDGFR- und
­VEGFR-Kinasefamilien (O’Hare et al. 2009).
In zunehmendem Ausmaß können bei Patienten in späten
Therapielinien ≥2 BCR-ABL-Mutationen nachgewiesen werden, wobei es sich entweder um multiple mutierte Klone (polyklonale Mutationen) oder um zwei bzw. mehr Mutationen innerhalb desselben BCR-ABL-Moleküls handelt (CompoundMutationen). Letztere führen in den meisten Fällen zu völliger
Resistenz gegenüber 1stG- und 2ndG-TKIs – vor allem dann, wenn
in der Kombination die Mutation T315I involviert ist. In-vitroDaten zeigen eine unveränderte Wirkung von Ponatinib bei vielen Compound-Mutationen, allerdings gibt es auch Kombinationen, die zu einer teilweisen oder völligen Resistenz gegenüber Ponatinib führen.
Neben BCR-ABL-Mutationen gibt es davon unabhängige
Resistenzmechanismen, deren klinische Bedeutung im Einzelnen noch nicht vollständig geklärt ist.
3. Pharmakokinetik
Die Daten zur Pharmakokinetik wurden, sofern nicht anders angegeben, der Fachinformation entnommen (www.ema.
europa.eu/ema; Stand 02/2015).
Resorption und Verteilung. Die Spitzenkonzentrationen (Cmax)
von Ponatinib werden etwa vier Stunden nach oraler Anwendung erreicht. Steady-State-Bedingungen werden innerhalb einer Woche erreicht. Im Bereich klinisch relevanter Dosen (15 bis 60mg) stiegen sowohl Cmax als auch die „Area Under the CurAbb. 1
ve“ (AUC) dosisproportional an. Die
geometrischen Mittel (CV%) der Cmax- und
AUC(0-τ)-Spiegel, die für Ponatinib 45mg
einmal täglich im Steady-State erreicht wurCH3
den, waren 77ng/ml (50%) bzw. 1.296ng•h/
N
ml (48%).
Ponatinib bindet in vitro stark (>99%)
N
an Plasmaproteine. Der Blut/Plasma-Quotient für Ponatinib beträgt 0,96. Nach Einnahme von 45mg Ponatinib betrug das geometrische Mittel (CV%) des scheinbaren
Quelle: O’Hare et al. 2009
Mai 2015
Wirkmechanismus von Ponatinib Abb. 2
Wachstumsfaktoren
Zytokine
Rezeptoren: FGFR1, FLT3, KIT, PDGFR, RET, VEGFR
Plasmamembran
Ponatinib
BCR-ABL
CRK
CRKL
Zytoskelettproteine
JAK
STAT
PI3K
AKT
mTOR
RAS
RAF
MEK
MAPK
SRC
RAC1
JNK
Hemmung von Adhäsion, Motilität, Transkription, Proliferation, Überleben, Angiogenese
AKT=Aktivierte Proteinkinase B; BCR-ABL=Fusionsgenprodukt aus der breakpoint cluster region und dem Abelson Murine Leukemia Viral Oncogene Homolog; CRK=CT10 Regulator of Kinase (v-CRK avian sarcoma virus CT10 oncogene homolog); CRKL=CRK-like protein; FGFR=Fibroblast
Growth Factor Receptor; FLT3=Fms-Like Tyrosine kinase 3; JAK=Januskinase; JNK=c-Jun N-terminale Kinasen; KIT=Stammzellfaktor-Rezeptor;
MAPK=Mitogen-Activated Protein Kinases; MEK=Mitogen-activated protein kinase/extracellular signal-regulated kinase kinase; mTOR=Mammalian
Target of Rapamycin; PDGFR=Platelet-Derived Growth Factor Receptor; PI3K=Phos­phatidylinositol-3-Kinase; RAC1=Ras-related C3-BotulinumToxin-Substrat 1; RAS=Rat Sarcoma kinase; RET=Rearranged during Transfection protooncogene; SRC=Sarcoma kinase; STAT=Signal Trans­
ducers and Activators of Transcription; VEGFR=Vascular Endothelial Growth Factor Receptor
Quellen: adaptiert nach O’Hare et al. 2010; Cilloni & Saglio 2011
Verteilungsvolumens im Steady-State 1.101l (94%), was auf eine
ausgedehnte Verteilung im Extravasalraum hindeutet.
Abhängigkeit von der Nahrungsaufnahme. Bei gesunden Probanden wurden sowohl nach einer fettreichen und fettarmen
Mahlzeit als auch im nüchternen Zustand ähnliche Plasmakonzentrationen (Cmax und AUC) gefunden (Narasimhan et al.
2013a). Ponatinib kann demnach zusammen mit einer Mahlzeit
oder auch unabhängig davon eingenommen werden.
Metabolisierung und Elimination. Ponatinib wird durch Esterasen und/oder Amidasen zur inaktiven Carboxylsäure metabolisiert und durch Cytochrom-P450-3A4 (CYP3A4) zu einem NDesmethyl-Metaboliten verstoffwechselt, der viermal weniger
aktiv ist als Ponatinib. Die Carboxylsäure und der N-DesmethylMetabolit machen 58 bzw. 2% der im Blut zirkulierenden Ponatinib-Konzentrationen aus.
Die terminale Eliminationshalbwertzeit t1/2 nach der Gabe
von Einzel-und Mehrfachdosen von 45mg beträgt 22 Stunden.
Die Ausscheidung erfolgt vorwiegend über die Faeces. Nach der
Gabe einer radioaktiv markierten Einzeldosis wurden ca. 87%
der radioaktiven Dosis in den Faeces und etwa fünf Prozent im
Urin gemessen. Unverändertes Ponatinib wurde zu 24% in den
Faeces und zu weniger als ein Prozent im Urin wiedergefunden.
Die restliche Dosis liegt in Form von Metaboliten vor.
Arzneimittelinteraktionen
CYP3A4-Inhibitoren. In einer Studie an 22 gesunden Probanden, denen über fünf Tage eine Einzeldosis Ponatinib (15mg),
allein oder gemeinsam mit Ketoconazol (400mg) verabreicht
wurden, stiegen Cmax (47%) und AUC0-∞ (78%) im Vergleich zur
ArzneimittelPROFIL Ponatinib
alleinigen Ponatinib-Gabe (Narasimhan et al. 2013b). Bei
gleichzeitiger Einnahme von mittelstarken oder starken
CYP3A4-Inhibitoren wie Atazanavir, Clarithromycin, Indinavir,
Itraconazol, Ketoconazol, Nefazodon, Nelfinavir, Ritonavir, Saquinavir, Telithromycin, Troleandomycin, Voriconazol und Grapefruitsaft ist Vorsicht geboten.
CYP3A4-Induktoren. Die gleichzeitige Anwendung einer Einzeldosis von 45mg Ponatinib mit Rifampicin (600mg täglich),
einem starken CYP3A-Induktor, wurde bei 19 gesunden Probanden untersucht. AUC0-∞ und Cmax von Ponatinib nahmen bei der
Einnahme beider Substanzen im Vergleich zur Verabreichung
von Ponatinib allein um 62 bzw. 42% ab. Die gleichzeitige Gabe
von starken CYP3A4-Induktoren wie Carbamazepin, Phenobarbital, Phenytoin, Rifabutin, Rifampicin und Johanniskraut sollte
vermieden werden.
Antiarrhythmika. Da noch keine umfassende Studie dazu
durchgeführt wurde, kann derzeit keine klinisch validierte Aussage über mögliche Auswirkungen auf QT-Intervalle gemacht
werden.
Transportersubstrate. In vitro ist Ponatinib ein Inhibitor von
P-Glykoprotein (P-gp) und des Brustkrebs-Resistenz-Proteins
(BCRP). Es besteht die Möglichkeit, dass Ponatinib die Plasmakonzentrationen von gleichzeitig angewendeten Substraten von
P-gp (z.B. Digoxin, Dabigatran, Colchicin, Pravastatin) oder
BCRP (z.B. Methotrexat, Rosuvastatin, Sulfasalazin) erhöht und
somit ihre Wirkungen verstärkt. Bei gleichzeitiger Verabreichung von Ponatinib mit diesen Arzneimitteln wird eine engmaschige Überwachung empfohlen.
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5
Sensitivität von stabil transfizierten Ba/F3-Zellen gegen TKIs
BCR-ABL-Mutation
Nativ
Ponatinib
3
Tab. 1
Imatinib
Nilotinib
201
Dasatinib
Bosutinib
15
2
71
Einzelmutationen
M244V
3
287
12
2
147
L248R
8
10.000
549
6
874
L248V
4
586
26
5
182
G250E
5
1.087
41
4
85
Y253H
5
4.908
179
3
40
E255K
6
2.487
127
9
181
E255V
16
8.322
784
11
214
V299L
4
295
24
16
1.228
T315A
4
476
50
59
122
T315I
6
9.773
8.091
10.000
4.338
F317C
3
324
16
45
165
F317I
7
266
25
40
232
F317L
4
675
21
10
82
F317V
10
1.023
26
104
1.280
M351T
4
404
15
2
97
E355A
7
441
18
3
74
F359C
6
728
47
2
70
F359I
11
324
64
3
76
F359V
4
346
41
2
59
H396R
4
395
23
2
60
E459K
5
612
38
4
127
E255K + F359V
3
849
66
1
75
E255K + Y253H
11
7.476
226
5
57
E255V + F317I
34
10.000
579
96
528
T315I + E255K
36
10.000
10.000
10.000
6.496
T315I + E255V
178
7.992
6.468
7.080
4.619
T315I + F359V
5
7.052
532
5.417
2.006
T315I + H396R
3
5.554
900
7.532
1.522
T315I + M351T
27
10.000
10.000
10.000
4.871
F317L + H396R
2
328
14
4
32
F359V + Y253H
5
2.313
140
1
26
Compound-Mutationen
Kriterien zur Klassifizierung der Wirksamkeit der TKIs
Effektive Cave in der empfohlenen Dosierung
IC50 <75% von Cave
28*
444
131
11
159
<21
<333
<98
<8
<119
IC50 75–150% von Cave
21–32
333–500
98–147
8–12
119–179
IC50 150–300% von Cave
33–95
501–1.499
148–442
13–37
180–537
>95
>1.499
>442
>37
IC50 >300% von Cave
100% sensitiv
eingeschränkt sensitiv
insensitiv
>537
hochresistent
*Ponatinib-Dosis 45mg; Cave=Durchschnittskonzentration; TKI=Tyrosinkinaseinhibitor
Die angegebenen Plasmakonzentrationen wurden ermittelt unter Einbeziehung von Serum-Eiweißbindung, in Anwesenheit von humanen Serumalbumin und Alpha-1-saurem
Glykoprotein. Die IC50-Werte sind Mittelwerte aus drei separaten Bestimmungen.
Die Farbkodierung der effektiv erreichten Plasmakonzentrationen zeigt das Ausmaß der Sensitivität bezogen auf den Einsatz von 45mg QD Ponatinib, 400mg QD Imatinib,
400mg BID Nilotinib, 100mg QD Dasatinib und 500mg QD Bosutinib
6
ArzneimittelPROFIL Ponatinib
Quelle: adaptiert nach Gozgit et al. 2013
Mai 2015
Spezielle Patientengruppen
Es wurden keine Studien zu Auswirkungen von Geschlecht,
Alter, Rasse und Körpergewicht auf die Pharmakokinetik durchgeführt. Bei Kindern und Jugendlichen wurde Ponatinib noch
nicht untersucht.
Schwangerschaft und Stillzeit. Für die Anwendung bei Schwangeren liegen keine hinreichenden Daten vor. Tierexperimentelle Studien haben eine Reproduktionstoxizität gezeigt. Frauen im
gebärfähigen Alter, die mit Ponatinib behandelt werden, sollten
nicht schwanger werden. Ebenso sollten Männer während der
Dauer der Behandlung keine Kinder zeugen. Ponatinib sollte
bei Schwangeren nur dann angewendet werden, wenn dies unbedingt erforderlich ist. Bei einer Behandlung während der
Schwangerschaft sollte die Patientin über das mögliche Risiko
für das ungeborene Kind aufgeklärt werden. Da nicht ausgeschlossen werden kann, dass Ponatinib in die Muttermilch
übergeht, sollte das Stillen unterbrochen werden.
Leberfunktionsstörungen. Patienten mit leichten Leberfunktionsstörungen und gesunde Probanden hatten nach einer Einzeldosis von 30mg Ponatinib vergleichbare Cmax-Werte. Im Vergleich zu gesunden Probanden wurden bei Patienten mit unterschiedlich schwer ausgeprägten Leberfunktionsstörungen keine großen Unterschiede bei der Pharmakokinetik beobachtet.
Eine Reduktion der Anfangsdosis ist bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion daher nicht erforderlich.
Nierenfunktionsstörungen. Bei Patienten mit einer geschätzten Kreatinin-Clearance von ≥50ml/min dürfte die Anwendung
auch ohne Dosisanpassung sicher sein. Bei Patienten mit einer
niedrigeren Kreatinin-Clearance oder einem terminalen Nierenversagen ist Vorsicht geboten.
Patienten mit Herzerkrankungen. Vor der Behandlung mit Ponatinib sollte der kardiovaskuläre Status des Patienten, einschließlich der Vorgeschichte, erfasst und eine körperliche Untersuchung durchgeführt werden. Kardiovaskuläre Risikofaktoren sollten aktiv behandelt werden. Während der Behandlung
mit Ponatinib sollte der kardiovaskuläre Status überwacht und
die Therapie optimiert werden. Bei Patienten mit einer Vorgeschichte von Myokardinfarkt, nach Stentimplantation oder
Schlaganfall sollten vor einer Behandlung mit Ponatinib zuerst
alternative Therapien erwogen werden. Die Anwendung von
Ponatinib ist nur gerechtfertigt, wenn der mögliche Nutzen das
potenzielle Risiko überwiegt. Eine Überwachung auf Anzeichen
von Thromboembolien und Gefäßverschlüssen ist angezeigt.
Im Falle eines Gefäßverschlusses muss die Behandlung mit Ponatinib sofort unterbrochen werden. Eine Nutzen-Risiko-Abwägung sollte zur Entscheidung führen, ob die Behandlung mit
Ponatinib erneut zu beginnen ist. Während der Therapie sollten
außerdem Blutdruckerhöhungen überwacht und behandelt
werden, da Hypertonie zum Risiko für arterielle thrombotische
Ereignisse (ATE) beitragen kann. Kann der Bluthochdruck nicht
unter Kontrolle gebracht werden, sollte die Therapie vorübergehend unterbrochen werden.
4. Pharmakodynamik
In Zellassays zeigte Ponatinib im Gegensatz zu Imatinib, Dasatinib und Nilotinib Wirksamkeit gegen Zellen, die T315I mutiertes BCR-ABL exprimieren (Zhou et al 2011).
In Proliferationsassays mit Ba/F3-Zellen, die jeweils natives
BCR-ABL oder BCR-ABL mit Einzelmutationen in der Kinasedomäne aufwiesen, wurde bei allen Ansätzen eine konzentrationsabhängige Reduktion des Zellwachstums festgestellt. Ab einer
ArzneimittelPROFIL Ponatinib
Steady-State-Konzentration von 40nM, die mit klinischen Dosierungen von täglich >30mg Ponatinib erreicht wird, wurde das
Zellwachstum komplett gehemmt (O’Hare et al. 2009).
Ponatinib war auch in einer Reihe von Mausmodellen wirksam. Der TKI verlängerte das Überleben von Mäusen, denen Ba/
F3-Zellen, die natives oder T315I-mutiertes BCR-ABL exprimieren, intravenös injiziert wurden. In einem Xenograft-Modell mit
Tumoren, die T315I-mutiertes BCR-ABL exprimieren, konnte
bei einer Dosierung von 50mg/kg Ponatinib täglich eine Reduktion des mittleren Tumorvolumens von 96% beobachtet werden
(O’Hare et al. 2009).
Ponatinib ist auch ein potenter Inhibitor anderer klinisch
relevanter Kinasen, von denen einige an der Pathogenese hämatologischer Erkrankungen beteiligt sind: FLT3, KIT, FGFR1 und
PDGFR. In Leukämie-Zelllinien, in denen die genannten Rezeptoren in aktivierter Form vorliegen, hemmte die Substanz die
Phosphorylierung und zelluläre Proliferation mit IC50-Werten
von 0,3 bis 20nM und ist somit vergleichbar mit jener für die
BCR-ABL-Inhibition. Mutationen in FLT3 wurden bei ca. 30%
der Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) nachgewiesen (Gilliland & Griffin 2002). In vivo konnte bei einem subkutanen Xenograftmodell mit einer FLT3-ITD-exprimierenden
Zelllinie bei einer täglichen Dosis von ≥5mg/kg eine Tumorregression beobachtet werden (Gozgit et al. 2011).
Die Mitglieder der FGFR-Kinasefamilie werden von Ponatinib effektiv gehemmt. In Ba/F3-Zellen, die aktivierte FGFR 1–4
exprimieren, hemmte der TKI FGFR-vermittelte Signalwege und
die Lebensfähigkeit der Zellen mit IC50-Werten von <40nM.
Ähnliche IC50-Werte (3–40nM) konnten für 14 verschiedene Tumorzelllinien (Endometrium, Blase, Magen, Brust, Lunge und
Dickdarm) mit deregulierten FGFR beobachtet werden. In Xenograft-Modellen verringerte eine tägliche Dosis von 10–30mg/
kg das Tumorwachstum (Gozgit et al. 2012).
In einer Phase-I-Dosiseskalationsstudie (NCT00660920) bei
81 Patienten, 60 mit Ph+-CML und fünf mit Ph+-ALL, wurde eine
maximal tolerierte Dosis von 45mg Ponatinib täglich bestimmt.
Bei Dosen ≥15mg zeigten 32 von 34 Patienten (94%), davon acht
von zehn Patienten (80%) mit einer T315I-Mutation, eine Reduktion der CRKL-Phosphorylierung von ≥50% (Cortes et al. 2012).
5. Monitoring
Entsprechend den Empfehlungen des Europäischen Leukämienetzes (ELN) ist eine Überwachung des Therapieansprechens mittels zytogenetischer und molekularer Analysen angezeigt (Baccarani et al. 2013). Zytogenetische Untersuchungen des Knochenmarks sollen vor Therapiebeginn und nach
drei und sechs Monaten Therapie durchgeführt werden (siehe
Tab. 2). Bis zum Erreichen eines stabilen, kompletten zytogenetischen Ansprechens (Complete Cytogenetic Response;
CCyR), d.h. wenn keine Ph+-Metaphasen mehr im Knochenmark nachweisbar sind, sollten die Analysen im Abstand von
sechs Monaten weitergeführt werden.
In molekularer Hinsicht sollte das BCR-ABL-Transkript vor
Therapiebeginn qualitativ und im weiteren Behandlungsverlauf
alle drei Monate quantitativ bestimmt werden. Die Intervalle
dieser molekularen Untersuchungen sollten bei Anstieg der
BCR-ABL-Transkripte, Unterbrechung der Therapie, allogener
Stammzelltransplantation oder bei Warnzeichen während der
Therapie entsprechend verkürzt werden. Im Gegensatz dazu
können diese Intervalle bei stabilem tiefem molekularem Ansprechen auf bis zu sechs Monate verlängert werden (Lion et al.
2013). Die in Tabelle 2 angeführten Richtlinien für das Ansprechen der Therapie basieren zwar auf Daten für Nilotinib und
Dasatinib, können jedoch in der Zweitlinie auch bei einem Einsatz von Bosutinib und Ponatinib angewendet werden.
Mai 2015
7
Definitionen des Ansprechens auf Zweitlinientherapie bei Therapieversagen von Imatinib
Tab. 2
Zeitpunkt
Optimales Ansprechen
Warnzeichen
Therapieversagen
Baseline (vor Therapiebeginn)
NA
•Kein CHR
•Verlust von CHR auf Imatinib –
fehlendes CyR auf Erstlinien-TKI
•hoher Risiko-Score1
NA
Zeitpunkt nach Therapiebeginn
3 Monate
BCR-ABL1 ≤10%2
und/oder
Ph+ <65%3
BCR-ABL1 >10%2
und/oder
Ph+ 65–95%
Kein CHR oder
Ph+ >95% oder
neue Mutationen
6 Monate
BCR-ABL1 ≤10%2
und/oder
Ph+ <35%3
Ph+ 35–65%3
BCR-ABL1 >10% und/oder
Ph+ >65% und/oder
neue Mutationen
12 Monate
BCR-ABL1 <1%2
und/oder
Ph+ 0%3
BCR-ABL1 1–10%2
und/oder
Ph+ 1–35%3
BCR-ABL1 >10% und/oder
Ph+ >35% und/oder
neue Mutationen
Danach, und jederzeit im
Verlauf
BCR-ABL1 ≤0,1%2
CCA in Ph–-Zellen (–7 oder 7q–)
oder
BCR-ABL1 >0,1%2
Verlust von CHR, CCyR oder PCyR
Neue Mutationen
MMR-Verlust
CCA in Ph+-Zellen
1 Sokal-, Hasford- oder EUTOS-Score; 2 Analyse aus peripherem Blut mittels QRT-PCR und Normierung gemäß Internationalem Standard; 3 Anteil Ph+-Metaphasen im
Knochenmark (FISH, Chromosomenanalyse)
CCA=klonale chromosomale Anomalien; CCyR=komplettes zytogenetisches Ansprechen; CHR=komplettes hämatologisches Ansprechen; FISH=Fluoreszenz-in-Situ-Hybridisierung; MMR=gutes molekulares Ansprechen; NA=nicht anwendbar; PCyR=partielles zytogenetisches Ansprechen; Ph=Philadelphia-Chromosom; QRT-PCR=quantitative
Real-Time Polymerasekettenreaktion
Quelle: adaptiert nach Baccarani et al. 2013
Trotz ihrer geringen Empfindlichkeit wird die Sanger-Sequenzierung vom ELN derzeit noch als Standardmethode für
die Mutationsanalyse im Rahmen des molekularen Monitorings
empfohlen (Baccarani et al. 2013). Neue, sensitivere Sequenzierungsmethoden (Next Generation Sequencing; NGS) liefern
jedoch einen vielversprechenden Ansatz für die qualitative und
quantitative Analyse von Mutationen in der BCR-ABL-Kinasedomäne (Soverini et al. 2013, Kastner et al. 2014).
6. Wirksamkeit
Die Daten zur Wirksamkeit von Ponatinib umfassen eine
Phase-I- und eine Phase-II-Studie (PACE) und deren Follow-ups.
Nach dem letzten Follow-up im Januar 2014 befanden sich
von den ursprünglich rekrutierten 65 Ph+-Patienten noch 24 CPCML-Patienten (37%) in der Studie. 32 Patienten mussten die
Behandlung abbrechen, elf Patienten (17%) aufgrund von Progression, 14 Patienten (22%) aufgrund von Nebenwirkungen
und sieben Patienten (11%) aufgrund administrativer Gründe.
Die restlichen Patienten haben die Einwilligung zurückgezogen
(3 bzw. 5%) oder sind verstorben (6 bzw. 9%). Die durchschnittliche Dosierung zum Zeitpunkt der Datenauswertung lag bei
24mg/Tag, die mittlere Dosisintensität während der Studienzeit
bei 34mg/Tag (Cortes et al. 2014).
6.1.1. CML
6.1. Phase-I-Studie
Die Phase-I-Studie (NCT00660920), die zur Festlegung der
Dosis auf 45mg täglich führte, erfolgte bei 81 Patienten, davon
60 Patienten mit Ph+-CML und fünf mit Ph+-ALL. Von den 65
Ph+-Patienten waren vor Studieneintritt 94% mit >2 TKIs, 63%
mit >3 TKIs behandelt worden, 65% zeigten >1Mutation, 29%
eine T315I Mutation. Die antileukämische Aktivität wurde als
sekundäre Zielvariable miterfasst. Dazu wurden Blut- und Differenzialblutbild zu Beginn dreimal wöchentlich und schließlich alle zwei Wochen sowie das zytogenetische Ansprechen im
Knochenmark vor Studienbeginn und alle drei Monate monitoriert. Jeweils nach 8, 16, 24 sowie 32 Wochen und fortan im
dreimonatlichen Intervall erfolgte die Quantifizierung von
BCR-ABL zur Dokumentation des molekularen Ansprechens
(Cortes et al. 2012).
Ab Oktober 2013 wurde empfohlen, dass die Dosis von Patienten in chronischer Phase (CP-CML), die noch kein gutes
zytogenetisches Ansprechen (Major Cytogenetic Response;
MCyR) erreicht hatten, und von Patienten in den fortgeschrittenen Phasen der CML auf 30mg/Tag reduziert werden sollte.
Die Dosis von CP-CML-Patienten, die zu diesem Zeitpunkt bereits ein MCyR erreicht hatten, sollte auf 15mg/Tag herabgesetzt werden.
8
ArzneimittelPROFIL Ponatinib
Die größte Gruppe innerhalb des CML-Kollektivs von 60 Patienten waren CP-CML-Patienten (n=43), verglichen mit kleineren Gruppen von Patienten in akzelerierter Phase (AP-CML,
n=9) und Blastenkrise (BK-CML, n=8).
6.1.1.1. CML in chronischer Phase
Nach einem medianen Follow-up von 42,5 Monaten erreichten beinahe alle CP-CML-Patienten ein CHR (42/43, 98%). Insgesamt 28 Patienten (65%) erreichten in dieser Zeit ein CCyR mit
einer Dauer von zwischen 1,9 und 46,2 Monaten, 22 Patienten
(51%) ein MMR mit einer Dauer von zwischen 2,8 und 4­ 9,4 Monaten (Median für die Dauer von CCyR und MMR noch nicht erreicht). Die Ansprechraten sind in Abbildung 3 zu­sammengefasst.
Die Wahrscheinlichkeit, mindestens vier Jahre in einer MCyR/
CCyR/MMR zu verbleiben, wurde mit 76%/70%/54% geschätzt.
Zum Zeitpunkt der Datenanalyse im Januar 2014 waren von
den 28 Patienten mit CCyR noch 79% in der Studie, von den 22
Patienten mit MMR noch 86%. Elf Patienten hatten bei ihrem
letzten Kontrolltermin auf molekularer Ebene eine Reduktion
der BCR-ABL-Transkripte um 4,5 oder 5 Log-Stufen (MR4,5 oder
MR5) erreicht (Cortes et al. 2014). Insgesamt 17 Patienten hatten
mindestens eine MMR erreicht, über die Hälfte davon eine
MR4,5 oder tiefer.
Mai 2015
Von den zwölf CP-CML-Patienten mit T315I-Mutation hat
ein Patient die Behandlung abgebrochen, zehn der restlichen elf
Patienten befanden sich in MCyR.
Insgesamt 2/8 (25%) BK-CML-Patienten erreichten nach
einem Follow-up von 2,7 Monaten ein MHR und 3/8 (38%) Patienten ein zytogenetisches Ansprechen (2 MCyR, 1 CCyR; Deininger et al. 2012; siehe Tab. 3).
6.1.1.2. CML in fortgeschrittenen Phasen
Nach einem medianen Follow-up von 2,7 Monaten erreichten 4/9 (44%) AP-CML-Patienten ein MHR und 2/9 (22%) ein
zytogenetisches Ansprechen (in beiden Fällen ein CCyR).
6.1.1.3. CML mit T315I-Mutation
Bei Studieneintritt war bei 12/43 CP-CML-Patienten und
3/17 AP/BK-CML-Patienten eine T315I-Mutation nachgewie-
Ergebnisse der Phase-II-Studie PACE bei resistenten/intoleranten Patienten
Tab. 3
CP-CML
AP-CML
BK-CML
PH+-ALL
270
85
625
32
Vortherapien
1 TKI
>2 TKIs
>3 TKIs
252/270 (93%)
161/270 (60%)1
94%
60%3
95%
60%6
SCT 18%
19%
82%
41%7
SCT 28%
Bestes Ansprechen mit
dem letzten TKI
MCyR 26%
MMR 3%
MHR 21%
MCyR 15%
MMR 3%
MHR 15%
MCyR 11%
MMR 2%
MHR 43%
MCyR 27%
MMR 17%
Ansprechen zur Baseline
CHR 113/270 (42%)
PCyR 53/270 (20%)
<PCyR 215/270 (80%)
MHR 14/85 (16%)
<PCyR 80/85 (94%)
PCyR 1/85 (1%)
CCyR 1/85 (1%)
CHR 0/62
<PCyR 51/62 (82%)
PCyR 3/62 (5%)
CCyR 3/62 (5%)
CHR 0/32 (0%)
<PCyR 20/32 (63%)
PCyR 8/32 (25%)
CCyR 2/32 (6%)
Resistent o. intolerant
gegen Dasatinib/Nilotinib
203/270 resistent (75%)
65/85
(r/i 93%/8%)
38/62
(r/i 97%/3%)
r/i 90%/7%8
39/65 (60%)4
20/65 (31%)4
4/65 (6%)4
18/65 (22%),
davon 2/18 mit Compound-Mutationen4
17/38 (45%)4
12/38 (32%)4
7/38 (18%)4
24/62 (39%),
davon 3/24 mit Compound-Mutationen
10/32 T315I-negativ
22/32 T315I-positiv
davon 7/22 mit Compound-Mutationen
CHR 94% 2
MCyR 56% 2
CCyR 46% 2
MMR 34% 2
MHR 55%
MCyR 39%
CCyR 24%
MMR 16%
MHR 31%
MCyR 23%
CCyR 18%
MHR 41%
MCyR 47%
CCyR 38%
80
94
55
84
19
29
7
40
Patientenzahl
Patientencharakteristika
BCR-ABL-Mutationsstatus
keine Mutation
1 Mutation
≥2 Mutation
T315I
136 (26%)
55 (27%)
12 (6%)
64/270 (24%),
davon 14/64 mit Compound-Mutationen
Primäre Auswertung mit 15 Monaten Follow-up
Kumulatives Ansprechen
Überlebensdaten
12-Monats-PFS (%)
12-Monats-OS (%)
Aktuellste Auswertung mit 27,9 Monaten Follow-up
On Study
136 (50%)
31 (37%)
4 (7%)
1 (3%)
Abbruch aufgrund von
Progression
25/270 (9%)
22/85 (26%)
31/62 (50%)
17/32 (53%)
Kumulatives Ansprechen
MCyR 59%
CCyR 53%
MMR 38%
MR4 26%
MR4,5 20%
24-Monats-OS (%)
86
k.A.
72
18
18
1 Vortherapien: Imatinib 97%, Dasatinib 80%, Nilotinib 68%, Bosutinib 9%; 2 ausgenommen Patienten mit CHR, MCyR oder MMR zu Studienbeginn; 3 Vortherapien: Imatinib
99%, Dasatinib 82%, Nilotinib 66%, Bosutinib 6%; 4 resistente/intolerante Patienten; 5 myeloisch 52/62, lymphatisch 10/62; 6 Vortherapien: 94% Imatinib oder Dasatinib,
66% Nilotinib, 6% Bosutinib; 7 Vortherapien: Imatinib 84 %, Dasatinib 94%, Nilotinib 41%; 8 3% nicht näher spezifiziert
AP=akzelerierte Phase; BK=Blastenkrise; CP=chronische Phase; CyR=jegliches zytogenetisches Ansprechen; CCyR=komplettes zytogenetisches Ansprechen;
CHR=komplettes hämatologisches Ansprechen; k.A.=keine Angabe; MCyR=gutes zytogenetisches Ansprechen; MHR=gutes hämatologisches Ansprechen; MMR=gutes
molekulares Ansprechen (MR3, BCR-ABL≤0,1%); MR=jegliches molekulares Ansprechen; MR4 bzw. MR4,5=tiefe molekulare Remission mit einer Reduktion von BCR-ABL um
4 bzw. 4,5 Log-Stufen (≤0,01 bzw. ≤0,0032%IS); OS=Gesamtüberleben; PCyR=partielles zytogenetisches Ansprechen; PFS=progressionsfreies Überleben; Ph=PhiladelphiaChromosom; r/i=resistent /intolerant; SCT=Stammzelltransplantation
Quellen: Cortes et al. 2013 mit Supplementary Appendix (15 Monate Follow-up); Le Coutre et al. 2014 (28 Monate Follow-up)
ArzneimittelPROFIL Ponatinib
Mai 2015
9
Eine Übersicht über die Patientencharakteristika – Art und Anzahl der Vortherapien und das beste Ansprechen unter dem jeweils letzten TKI, Ansprechen zum Studieneintritt, BCR-ABLMutationsstatus – und den Therapieerfolg mit Ponatinib gibt
Tabelle 3. Es waren Patienten eingeschlossen, die entweder eine
T315I-Mutation entwickelt hatten, resistent gegenüber Nilotinib
oder Dasatinib waren oder mindestens eine dieser Substanzen
nicht toleriert hatten. Die Patienten wurden in sechs Kohorten
unterteilt: (1) CP-CML, resistent/intolerant (R/I) ohne T315I
Mutation (2) CP-CML, mit T315I, (3) AP-CML, R/I ohne T315I,
(4) AP-CML, mit T315I, (5) BK-CML, R/I ohne T315I und (6)
­BK-CML, mit T315I.
Der primäre Endpunkt für CP-CML-Patienten war das Erreichen einer MCyR zu irgendeinem Zeitpunkt innerhalb der ers­
ten zwölf Monate – für AP- und BK-CML das Erreichen eines
MHR innerhalb von sechs Monaten nach Therapiebeginn. Dar6.1.2. Philadelphia-Chromosom-positive ALL
über hinaus wurden das hämatologische, zytogenetische und
Nach einem medianen Follow-up von 56 Wochen erreichmolekulare Ansprechen, die Remissionsdauer, das progressiten im Beobachtungszeitraum zwei Patienten ein MHR. Ein Paonsfreie Überleben (Progression Free Survival; PFS) und Getient verlor die MCyR, während sie im anderen Fall gehalten
samtüberleben (Overall Survival; OS) als sekundäre Endpunkte
werden konnte. Ein Patient erzielte im Verlauf der Behandlung
erfasst.
ein MMR (Cortes et al. 2012, Supplementary Appendix).
Alle Patienten waren stark vorbehandelt: Insgesamt hatten
93% ≥2 TKIs erhalten. Im Median waren die CP-CML-Patienten
6.2. Phase-II-Studie PACE
60 Jahre alt (18–94) und bei Studieneinschluss bereits sieben
Die einarmige Phase-II-Zulassungsstudie PACE
Jahre (0,5–27) lang therapiert worden (Cortes et al. 2013a). Auch
(NCT01207440) umfasste 449 Patienten mit CML oder Ph+-ALL.
für diese Studie hatte seit Oktober 2013 die
Empfehlung gegolten, die tägliche Ponatinib-Dosis für CP-CML-Patienten, die ein
Phase-I-Studie: Kumulatives zytogenetisches und molekulares
Abb. 3
MCyR erreicht hatten, auf 15mg/Tag zu reAnsprechen der CP-CML-Kohorte (n=43; medianes Follow-up 42,5 Monate)
duzieren, während Patienten mit einem
schlechteren Ansprechen oder in fortge20%
40%
60%
80%
Mediane TTR
schrittenen Phasen der Erkrankung bzw.
­Patienten mit Ph+-ALL 30mg/Tag erhalten
MCyR
72%
2,8 Monate (1,8–16,6)
sollten.
Nach dem letzten Follow-up (DatenausCCyR
65%
k.A.
wertung Januar 2014; median nach 27,9 Monaten) wurden im Rahmen der Studie noch
MMR51%
5,6 Monate (1,6–38,7)
behandelt: 136 CP-CML Patienten (50%), 31
AP-CML-Patienten (37%), vier BK-CML-PaMR 40%
k.A.
tienten (7%) und ein Ph+-ALL-Patient (3%;
siehe Tab. 3). Progression, unerwünschte
MR 23%
k.A.
Ereignisse und „andere Gründe“ (Widerruf
durch Patienten, Prüfarztentscheidung,
CCyR=komplettes zytogenetisches Ansprechen; k.A.=keine Angabe; IS=Internationaler Standard; MMR=gutes molekulares
Ansprechen (MR , BCR-ABL≤0,1% ); MR bzw. MR =tiefe molekulare Remission mit einer Reduktion von BCR-ABL um 4 bzw.
Mangel an Compliance, fehlende Wirkung)
4,5 Log-Stufen (≤0,01 bzw. ≤0,0032% ); TTR=Zeit bis zum Ansprechen
waren Gründe für einen Studienabbruch.
Quelle: Cortes et al. 2014
Der Prozentsatz an Patienten, die aufgrund
von Progression die Behandlung abbrachen,
stieg mit fortschreitender Erkrankungsphase
Phase-II-Studie PACE: Kumulatives zytogenetisches und molekulares
Abb. 4
an: CP-CML 9%, AP-CML 26%, BK-CML 50%
Ansprechen der CP-CML-Kohorte (n=270; medianes Follow-up 27,9 Monate)
und Ph+-ALL 53%.
sen worden. Nach einem medianen Follow-up von 56 Wochen
erreichten alle zwölf CP-CML-Patienten als bestes hämatologisches Ansprechen ein CHR. Von den Patienten in fortgeschrittenen Krankheitsphasen erreichte jeweils ein Patient in akzelerierter Phase und in Blastenkrise eine „Stable Disease“. In zytogenetischer Hinsicht erreichten als bestes Ansprechen 9/12
CP-CML-Patienten ein CCyR und ein BK-CML-Patient ein PCyR.
In molekularer Hinsicht erreichten 8/12 CP-CML- und ein APCML Patienten ein MMR (Cortes et al. 2012, Supplementary Appendix).
Verglichen mit Patienten mit anderen Mutationen erreichten
CP-CML-Patienten mit T315I-Mutation im Mittel zu einem jeweils
größeren Anteil tiefe Remissionen, und zwar sowohl im Hinblick
auf das zytogenetische als auch das molekulare Ansprechen.
4
4,5
3
IS
4
4,5
IS
20%
40%
60%
80%
Mediane TTR
MR 26%
k.A.
MR 20%
k.A.
6.2.1.1. CML in chronischer Phase
2,8 Monate (1,6–25)
CCyR53%
2,8 Monate (1,6–25)
MMR38%
5,5 Monate (1,8–32)
4
4,5
CCyR=komplettes zytogenetisches Ansprechen; k.A.=keine Angabe; IS=Internationaler Standard; MMR=gutes molekulares
Ansprechen (MR , BCR-ABL≤0,1% ); MR bzw. MR =tiefe molekulare Remission mit einer Reduktion von BCR-ABL um 4 bzw.
4,5 Log-Stufen (≤0,01 bzw. ≤0,0032% ); TTR=Zeit bis zum Ansprechen
3
IS
4
4,5
IS
Quelle: Kantarjian et al. 2014; Le Coutre et al. 2014
10
6.2.1. CML
Von den 417 CML-Patienten waren 270
in der chronischen Phase, 85 in akzelerierter
Phase und 62 in der Blastenkrise. Der Anteil
der Patienten mit T315I betrug 24% für CPCML, 22% für AP-CML und 39% für BK-CML
(Cortes et al. 2013, Supplementary Appendix).
MCyR59%
ArzneimittelPROFIL Ponatinib
Von den 270 CP-CML Patienten waren
drei Viertel resistent/intolerant gegenüber
Dasatinib oder Nilotinib, 24% Patienten hatten eine T315I-Mutation.
Mai 2015
Nach einem ersten medianen Follow-up von 15 Monaten
erreichten 94% der Patienten ein CHR, 56% ein MCyR, 46% ein
CCyR und 34% ein MMR. Patienten, die bereits zu Studienbeginn
ein CHR, MCyR oder MMR aufwiesen, waren von dieser Analyse
ausgeschlossen. Die unter Ponatinib erzielten MCyR-Raten erreichten eine Dauer zwischen 1–19,4 Monaten oder mehr – die
mediane Remissionsdauer war zum Analysezeitpunkt nicht erreicht worden. Die Rate von Remissionen mit einer Dauer von
mindestens zwölf Monaten wurde auf 91% geschätzt. Das ZwölfMonats-PFS betrug 80% und das Zwölf-Monats-OS 94%.
Nach einer medianen Behandlungsdauer von 28,4 Monaten
hatten insgesamt 59% der Patienten kumulativ ein MCyR, 53%
ein CCyR, 38% ein MMR und 26% bzw. 20% sogar ein MR4 bzw.
MR4,5 erreicht (siehe Abb. 4). Die Wahrscheinlichkeit, eine mindestens 24 Monate anhaltende MCyR zu erzielen, betrug 87%.
Das PFS zum 24-Monatszeitpunkt lag bei 67% und das 24-Monats-OS bei 86% (siehe Abb. 5; Le Coutre et al. 2014).
Auswirkungen von Dosisreduktionen. Der Zusammenhang
zwischen Dosierung und Ansprechen wurde bei PACE-Patienten
erstmals anhand der Daten bis September 2013 in Form einer
Post-hoc-Analyse untersucht. Nach einem medianen Follow-up
von 25 Monaten befanden sich noch 148/270 CP-CML-Patienten
(55%) in der Studie. Bei 209/267 Patienten (78 %) wurde die Dosis
innerhalb der ersten zwölf Monate nach Studienbeginn in Form
von Dosisreduktion oder -unterbrechung modifiziert. Die mediane Zeit bis zur Dosismodifikation betrug 29 Tage (2–320 Tage).
Es zeigte sich, dass die mediane Dauer bis zum Erreichen
eines MCyR für Patienten mit und ohne Dosisreduktion gleichbleibend bei 2,8 Monaten (1,6–11,3 Monate) lag. Eine Startdosis
von 45mg führte bei einem höheren Prozentsatz von 58% (n=87)
zu MCyR, verglichen mit 31% (n=46) unter 30mg/Tag und 11%
(n=16) unter 15 mg/Tag. Allerdings konnten selbst bei den geringsten Ponatinib-Dosierungen von <27mg/Tag höhere MCyR-,
CCyR- und MMR-Raten erzielt werden als mit der vorangegangenen Therapie mit Dasatinib oder Nilotinib. Hatten die Patienten ein MCyR, CCyR oder MMR erreicht, blieb dieses Ansprechen auch nach Dosisreduktion bei >90% aller Patienten erhalten (Pinilla-Ibarz et al. 2013). In einem späteren Update konnten
diese Daten bestätigt werden: Ein erreichtes Ansprechen blieb
auch mit Dosisreduktion für einen Zeitraum von ≥360 Tage bei
mehr als 89% der Patienten erhalten (Hochhaus et al. 2014).
6.2.1.2. CML in akzelerierter Phase
ArzneimittelPROFIL Ponatinib
Die Zahl von BK-CML-Patienten betrug in dieser Studie 62.
Myeloische Ausprägungen der Blastenkrise (n=52) waren fünfmal häufiger als lymphatische (n=10; s. Tab. 3). 38 Patienten
­waren resistent/intolerant gegenüber Dasatinib oder Nilotinib,
24 Patienten hatten zu Studienbeginn eine T315I-Mutation
­entwickelt.
Innerhalb der ersten sechs Monate erreichten 31% ein MHR,
23% ein MCyR und 18% eine CCyR. Die Dauer der erzielten Remission lag für ein MHR im Median bei fünf Monaten (1–>20).
Die Rate von ≥12 Monaten anhaltenden MHR wurde auf 42%
geschätzt, die von ≥12 Monaten anhaltenden MCyR wurde auf
66%. Das Zwölf-Monats-PFS lag bei 19% und das Zwölf-MonatsOS bei 29% (Le Coutre et al. 2014).
6.2.2. Philadelphia-Chromosom-positive ALL
Von den 32 Ph+-ALL-Patienten war die Mehrheit der Patienten wegen Resistenz (90%) und nur ein kleiner Anteil (7%) wegen Intoleranz in diese Studie eingeschlossen worden.
Innerhalb der ersten sechs Monate erzielten 41% ein MHR,
47% ein MCyR und 38% ein CCyR. Die mediane Dauer eines erzielten MHR lag bei drei Monaten (2–14), und die Rate der für
mindestens zwölf Monate anhaltenden MHR wurde auf acht
Prozent geschätzt. Die mediane Dauer der erreichten MCyR betrug 3,7 Monate, und die Rate an mindestens zwölf Monate dauernden MCyR wurde auf 32% geschätzt. PFS und OS zum Zeitpunkt zwölf Monate betrugen 7% (medianes OS 3 Monate) bzw.
40% (medianes OS 8 Monate).
Im Follow-up vom EHA 2014 wurde das Gesamtüberleben
zum 24-Monats-Zeitpunkt mit 18% angegeben (siehe Tab. 3 und
Abb. 5; Le Coutre et al. 2014).
6.3. Phase-III-Studie EPIC
Die im August 2012 gestartete zweiarmige, multizentrische
Phase-III-Studie EPIC zum Erstlinien-Einsatz von Ponatinib
(NCT01650805; Cortes et al. 2013b) wurde nach 15 Monaten Anlaufzeit und einem medianen Follow-up von 5,1 Monaten abgebrochen, nachdem die im Oktober erfolgten Empfehlungen zur
Dosisänderung eine Analyse des primären Endpunktes „MMR
zum Zwölf-Monats-Zeitpunkt“ unmöglich machten.
Auf den Kongressen der EHA und ASCO wurden im Jahr
2014 Auswertungen von 307 randomisierten Patienten (58% des
angestrebten Rekrutierungsziels, Ponatinib 155 und Imatinib
152 Patienten), präsentiert (Chuah et al. 2014; Lipton et al. 2014).
Phase-II-Studie PACE: Gesamtüberleben der CP-, AP- und BK-CML bzw. PH+-ALL-Kohorten
Abb. 5
100
Gesamtüberleben (in Prozent)
Die Gruppe der AP-CML-Patienten umfasste 85 Patienten. Ähnlich wie in der CPCML-Subgruppe dominierte der Anteil der
resistenten Patienten (93%) deutlich gegenüber den intoleranten (8%; siehe Tabelle 3).
Nach 15 Monaten durchschnittlicher Beobachtungsdauer erreichten 55% eine MHR,
39% eine MCyR, 24% ein CCyR und 16% eine
MMR. Die mediane Dauer einer MHR lag bei
zwölf Monaten, und die Rate von ≥12 Monaten andauernden Remissionen wurde auf
48% geschätzt. Höher lag die geschätzte Rate
an mindestens zwölf Monate dauernden zytogenetischen Remissionen (MCyR) mit
73%. PFS und OS wurden zum Zeitpunkt von
zwölf Monaten mit 55% und 84% berechnet.
Im Follow-up vom EHA 2014 betrug das
Gesamtüberleben für AP-CML Patienten
zum Zeitpunkt von 24 Monaten nach Therapiebeginn 72% (siehe Tab. 3 und Abb. 5; Le
Coutre et al. 2014).
6.2.1.3. CML in Blastenkrise
80
86%
72%
60
■ CP-CML
■ AP-CML
■ BK-CML
■ PH+-ALL
40
20
18%
0 6 121824303642
Zeit (in Monaten)
Quelle: Le Coutre et al. 2014; Kantarjian et al. 2014
Mai 2015
11
Nebenwirkungen in der Phase-II-Studie PACE (aufgetreten bei ≥20% der Patienten)
Tab. 4
Gesamtpopulation
(n=449)
Nebenwirkung
Alle Grade (%)
CP-CML-Kohorte
(n=270)
Grad 3/4 (%)
Alle Grade (%)
Grad 3/4 (%)
Nicht hämatologische Nebenwirkungen
Abdominale Schmerzen
41
9
44
9
Hautausschläge
41
4
45
4
Obstipation
37
2
40
3
Kopfschmerzen
37
2
42
3
Hauttrockenheit
35
2
41
3
Fatigue
29
3
29
2
Fieber
29
2
24
1
Übelkeit
28
1
26
2
Arthralgien
28
2
30
3
Hypertonie
26
10
30
11
Myalgien
21
1
24
1
Diarrhoe
21
2
19
1
Emesis
21
1
17
2
Lipase-Erhöhungen
21
12
25
12
Thrombozytopenie
44
36
45
36
Neutropenie
25
22
19
16
Anämie
22
15
16
9
Hämatologische Nebenwirkungen
Quelle: Le Coutre et al. 2014; Kantarjian et al. 2014
Im Verlauf der Studie wurde bei einem Großteil der Patienten
die Ponatinib-Dosis reduziert. Die mediane Dosisintensität betrug pro Tag 39mg. Bereits vor der Empfehlung zur generellen
Dosisreduktion erhielten 36% der Ponatinib-Patienten weniger
als die ursprünglich vorgesehenen 45mg/Tag, für weitere 39%
wurde die Dosis später aufgrund der generellen Empfehlung
reduziert. Therapieunterbrechungen von ≥3 Tagen wurden bei
57% der Ponatinib-Patienten beobachtet, verglichen mit 20%
unter Imatinib.
Die Rate des kumulativ erreichten CCyR betrug unter Ponatinib 74% gegenüber 53% unter Imatinib (p=0,019). Dieses Ansprechen wurde unter Ponatinib auch früher erzielt: die CCyRRate zu sechs und zwölf Monaten betrug 86 bzw. 100% für Ponatinib gegenüber 60 und 86% für Imatinib.
Die große Effektivität zeigte sich auch im molekularen Ansprechen: mit Ponatinib erreichten 41% der Patienten im Behandlungszeitraum kumulativ als bestes Ansprechen ein MMR
(18% mit Imatinib; p<0,001). Ein tiefes Ansprechen mit MR4 oder
MR4,5 wurde von 21 bzw. 15% der Ponatinib-Patienten erreicht
(Imatinib 1 bzw. 0%). Die Drei-Monats-Analyse zeigt mit Ponatinib eine höhere MMR-Rate als mit Imatinib: 31 vs. 3%. Nach
zwölf Monaten hatten 80% der Ponatinib-Patienten ein MMR
erreicht, gegenüber 39% mit Imatinib, wobei aufgrund der kurzen medianen Beobachtungsdauer hier die Patientenzahlen mit
10 vs. 13 relativ niedrig waren. Die Abbruchrate aufgrund von
unerwünschten Ereignissen lag mit 9 vs. 1% im Ponatinib-Arm
höher, während die Abbruchrate wegen fehlender Wirksamkeit
(3%) und Krankheitsprogression (1%) im Imatinib-Arm größer
war (jeweils 0% mit Ponatinib). Trotz des kurzen Follow-up belegt diese Studie die antileukämische Effektivität von Ponatinib
in der Erstlinie.
12
ArzneimittelPROFIL Ponatinib
7. Verträglichkeit
In der Phase-I-Dosisfindungsstudie wurden in den Kohorten
bis 30mg/Tag keine dosislimitierenden Nebenwirkungen festgestellt. Unter der später zugelassenen Dosierung von 45mg/Tag
trat ein Fall eines drittgradigen Hautausschlags auf. Unter der
höheren Dosierung von 60mg/Tag traten außerdem dosislimitierende Pankreatitiden (n=4), Leberenzymauslenkungen (n=1)
und Fatigue (n=1) vom Grad 3 auf. Von den 41 Patienten, die aus
der Studie ausgeschieden sind, haben 14 Patienten (22%) aufgrund von Nebenwirkungen die Behandlung abgebrochen.
In der CP-CML-Kohorte waren die häufigsten Grad-3-Nebenwirkungen, die nach einem Jahr Therapie berichtet wurden:
abdominale Beschwerden (12%), Lipaseerhöhung (9%) sowie
bei jeweils 6% der Patienten Fatigue, Harnwegsinfekte, muskuloskelettale und Extremitätenschmerzen.
Die Rate an vaskulären Verschlussereignissen lag bei 40%
(17/43), darunter 28% (12/43) schwerwiegende. Arterielle Ereignisse (Arterial Thrombotic Events; ATE; n=16) dominierten klar
gegenüber den venösen (n=2) und keines der venösen Ereignisse (Venous Thrombotic Events; VTE) war schwerwiegend. Unter
den als schwerwiegend eingestuften bekannten unerwünschten Wirkungen von Ponatinib nehmen damit vaskuläre Ereignisse mit 28% (n=12) gegenüber Arrhythmien (12%, n=5), Pankreatitiden (7%, n=3), Myelosuppression (7%, n=3), Herzinsuffizienz (5%, n=2), Lebertoxizitäten (5%, n=2) und Ödeme (5%,
n=2) die mit Abstand prominenteste Position ein. Auffällig war
an diesem Update, dass die mediane Zeit bis zum Auftreten von
ATEs mit 410 Tagen deutlich länger als in der PACE-Studie war
(Cortes et al. 2014).
In der Phase-II-Studie PACE waren die Nebenwirkungen in
der Primärauswertung (Cortes et al. 2013a) ähnlich zu den Er-
Mai 2015
gebnissen der Phase-I-Studie, stiegen aber im weiteren Followup mit median 24 bzw. 27,9 Monaten leicht an (Cortes et al.
2013c, Kantarjian et al. 2014 und Le Coutre et al. 2014). Die häufigsten unerwünschten Ereignisse in der Studiengesamtpopulation zeigt Tabelle 4.
Das rezenteste Update zeigte, dass 50% der Patienten mit
CP-CML, 64% der Patienten mit AP-CML, 94% der Patienten mit
BK-CML und 97% der Patienten mit einer Ph+-ALL die Studie
abgebrochen hatten (Kantarjian et al. 2014). In den fortgeschrittenen Krankheitsphasen der AP-CML und BK-CML sowie bei
Ph+-ALL war eine Progression der häufigste Grund (26, 50 und
53%). Unerwünschte Ereignisse waren Ursache bei 17, 11 und
18% der CML-Patienten (CP, AP und BK) und bei 6% der Ph+ALL-Patienten. Während der Studie kam es zu insgesamt 20 Todesfällen, 7 CP-CML (3%), 2 AP-CML (2%), 6 BK-CML (10%) und
5 Ph+-ALL (16%). Fünf dieser Todesfälle wurden durch die Prüfärzte als substanzbezogen oder möglicherweise substanzbezogen beurteilt.
Die häufigsten therapiebedingten nicht hämatologischen
Ereignisse wie Hautausschläge, Hauttrockenheit, abdominale
Beschwerden und Kopfschmerzen traten zum Großteil innerhalb der ersten drei Monate nach Behandlungsbeginn auf, waren in der Ausprägung mild bis moderat und führten nur in wenigen Ausnahmefällen zum Abbruch der Ponatinib-Therapie
(Le Coutre et al. 2013). Auch hämatologische Nebenwirkungen
wie Thrombozytopenien, Neutropenien und Anämien traten in
der Regel innerhalb der ersten drei Monate auf und waren mit
Dosismodifikationen gut in den Griff zu bekommen (Le Coutre
et al. 2013).
Gefäßverschlüsse. Im Vordergrund der Aufmerksamkeit stehen
ATEs/VTEs, die zu einem „boxed warning“ der FDA führten. Die
erste Publikation der PACE-Studie berichtet von 2,2% kardiovaskulären, 0,7% zerebrovaskulären und 1,6% peripheren ATEs, die
zumindest in einem möglichen Zusammenhang mit der Ponatinib-Behandlung gesehen wurden. Ungeachtet des möglichen
Zusammenhangs mit der Behandlung traten kardiovaskuläre/
zerebrovaskuläre/periphere ATEs in dieser Auswertung mit einer Häufigkeit von 7,1%/3,6%/4,9% auf (Cortes et al. 2013a).
Mit längerem Follow-up nahmen schwerwiegende Verschlussereignisse zu (14%, darunter 12% arterielle Ereignisse im
24-Monats-Follow-up [Cortes et al. 2013c] bzw. 16%, davon 14%
ATEs und 3% VTEs im 27,9-Monats-Follow-up [Kantarjian et al.
2014]). Damit waren in der rezenten Auswertung mit einem
Follow-up von 27,9 Monaten in der Gruppe der SAEs bei mehr
als 5% der Studienteilnehmer vaskuläre Verschlussereignisse
mit 16% am häufigsten. Bei insgesamt 23% der Patienten traten
vaskuläre Verschlussereignisse aller Grade auf (19% ATEs, 5%
VTEs; Kantarjian et al. 2014).
In der rezentesten Auswertung betrug die mediane Zeit bis
zum Auftreten eines ATE bei allen CML-Patienten 244 Tage, bei
CP-CML Patienten 604 Tage, gegenüber 161 Tagen für ein VTE
bei allen Patienten und 281 Tage bei CP-CML Patienten.
Entsprechend einer beim ASH 2013 präsentierten Analyse
traten gefäßokklusive Ereignisse bei den Patienten der PACEStudie über den Beobachtungsraum von 24 Monaten gleichmäßig verteilt auf und konnten in der Hälfte der Fälle ohne Dosismodifikationen erfolgreich behandelt werden (Le Coutre et al.
2013).
Berechnet auf 100 Patientenjahre Ponatinib-Exposition
nahm die Häufigkeit der Ereignisse mit fortschreitender Krankheitsphasen von 13,9% bei CP-CML Patienten auf 31,4% bei BKCML Patienten und 39,3% bei Ph+-ALL Patienten zu (Kantarjian
et al. 2014). Das Auftreten von ATEs scheint allerdings keinen
signifikanten Einfluss auf die Überlebenswahrscheinlichkeit der
ArzneimittelPROFIL Ponatinib
Patienten zu haben: das Zwei-Jahres-OS von Patienten mit ATEs
(n=77) betrug 73%, verglichen mit 69% bei Patienten ohne derartige Ereignisse (n=372; Cortes et al. 2013c).
In der Gruppe der Patienten mit ATEs war der Anteil an über
65-Jährigen sowie an Hypertonikern, Diabetikern und Patienten
mit koronarer Herzerkrankung (KHK) in der Anamnese oder mit
Hyperlipidämie größer. In diesem Zusammenhang war auch
auffällig, dass bei 67% der Patienten eine Steigerung des Blutdrucks auftrat. Den Ergebnissen einer Multivariatanalyse zufolge korrelierten Dosisintensität, Patientenalter, bekannter Diabetes, Ischämie und höhere Thrombozytenzahlen bei Diagnosestellung mit dem Auftreten von ATEs, wobei die Faktoren
Dosisintensität und Patientenalter den stärksten Effekt zeigten
(Le Coutre et al. 2014). Einem Berechnungsmodell zufolge kann
das Risiko eines ATE mit einer Verringerung der Ponatinib-Dosis um jeweils 15mg/Tag um ca. 33% reduziert werden (Hochhaus et al. 2014).
8. Dosierung und Verabreichung
Die empfohlene Dosierung beträgt 45mg Ponatinib einmal
täglich. Für Dosismodifikationen stehen 15mg-Tabletten zur
Verfügung.
Dosismodifikationen bei Nebenwirkungen. Bei nicht leukämiebedingter Neutropenie (absolute Neutrophilenzahl (ANZ)
<1,0x10 9/l) und Thrombozytopenie (Thrombozytenzahl
<50x109/l) sollte die Therapie mit Ponatinib unterbrochen werden. Nach Erholung auf ANZ ≥1,5x109/l und Thrombozyten
≥75x109/l kann bei erstmaligem Auftreten die Therapie mit
45mg fortgesetzt werden. Bei zweitem und drittem Auftreten
sollte die Dosis auf 30 bzw. 15mg reduziert werden (Fachinformation 2014).
Bei Auftreten einer schweren nicht hämatologischen Nebenwirkung sollte die Therapie unterbrochen werden. Nach
Abklingen kann die Behandlung mit der gleichen oder reduzierten Dosis abhängig von der Schwere der Nebenwirkung fortgeführt werden.
Bei Pankreatitis und erhöhten Lipase-/Amylase-Werten
wird eine Dosisreduktion nach dem Schema in der Fachinformation (www.ema.europa.eu/ema; Stand 02/2015) empfohlen.
Dosismodifikationen nach erreichtem Ansprechen (CPCML). Aufgrund unzureichender Daten können derzeit keine
formalen Empfehlungen zur Dosisreduktion gegeben werden.
Es liegt im Ermessen des behandelnden Arztes, nach Erreichen
eines MCyR Dosisreduktionen durchzuführen. Im Rahmen einer individuellen Nutzen-Risiko-Analyse sollten folgende Faktoren berücksichtigt werden: kardiovaskuläres Risiko, potenzielle Nebenwirkungen von Ponatinib, Zeit bis zum zytogenetischen Ansprechen und BCR-ABL-Transkript-Werte. Falls eine
Dosisreduktion durchgeführt wird, ist eine engmaschige Überwachung empfohlen.
9. Zulassungsstatus
In Europa ist Ponatinib zugelassen für die Behandlung von
erwachsenen Patienten mit CML in der chronischen Phase, akzelerierten Phase oder Blastenkrise, die resistent oder intolerant
gegen Dasatinib bzw. Nilotinib sind und bei denen eine Behandlung mit Imatinib klinisch nicht geeignet ist. Weiters ist
Ponatinib angezeigt zur Behandlung der Ph+-ALL, wenn eine
Dasatinib-Resistenz oder -Unverträglichkeit besteht und Imatinib nicht geeignet ist. Die Substanz ist sowohl bei CML als auch
bei Ph+-ALL indiziert, wenn eine T315I-Mutation vorliegt.
Allerdings wurde als Reaktion auf das gehäufte Auftreten
von Nebenwirkungen vom EMA-Ausschuss für Risikobewer-
Mai 2015
13
Übersicht über derzeit laufende Phase-II-Studien
NCT-Nummer
Malignität
Tab. 5
Therapie
Patientenzahl
Endpunkte
Hämatologische Malignitäten
00660920
CML, andere hämatologische
Neoplasien
01207440
(PACE)
refraktäre CML, Ph+-ALL
01667133
CP-CML, Ph+-ALL, Japan
Ponatinib
(Dosiseskalation)
100
MTD
440
MCyR, MHR
40
Ponatinib
MCyR, MHR, PK
01746836
CP-CML, Zweitlinie
50
MCyR, Zeit bis zur Toxizität
01570868
AP-CML, Erstlinie
80
CCyR, Zeit bis zur Toxizität
01641107
Ph+-ALL, Erstlinie
44
CHR, CCyR, CMR
01424982
Ph -ALL
60
EFS
+
Hyper-CVAD + Ponatinib
Solide Tumore
01935336
Lungenkarzinome
(NSCLC, SCLC)
110
Wirksamkeit, Biomarker
01813734
NSCLC mit RET-Translokationen
20
Wirksamkeit, Sicherheit
01761747
SCC
(Lunge, H&N)
40
ORR, PFS, Häufigkeit von FGFRAmplifikationen vs. -Mutationen
01874665
GIST
45
CBR, PFS, ORR, OS
02272998
refraktäre Tumore mit
genetischen Alterationen
45
ORR, PFS, OS
01838642
medulläres Schilddrüsenkarzinom
31
ORR, PFS
02265341
Biliäre Malignitäten mit FGFR2Fusionen
30
CBR, PFS, OS
Ponatinib
ALL=akute lymphatische Leukämie; CBR=Clinical Benefit Rate (Remissionen + Stabilisierungen); CCyR=vollständiges zytogenetisches Ansprechen; CHR=vollständiges
hämatologisches Ansprechen; CMR=vollständiges molekulares Ansprechen; CP/AP-CML=chronische myeloische Leukämie in der chronischen/akzelerierten Phase; EFS=ereignisfreies Überleben; H&N=Kopf-Hals-Tumore; Hyper-CVAD=Cyclophosphamid/Vincristin/Doxorubicin/Dexamethason-Methotrexat/Cytarabin; GIST=gastrointestinale Stromatumore; MCyR=gutes zytogenetisches Ansprechen; NSCLC=nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom; OS=Gesamtüberleben;
ORR=Gesamtansprechrate; PFS=progressionsfreies Überleben; PK=Pharmakokinetik; SCC=Sqamous Cell Carcinoma; SCLC=kleinzelliges Lungenkarzinom
Quelle: www.clinicaltrials.gov
tung im Bereich der Pharmakovigilanz (Pharmacovigilance Risk
Assessment Committee; PRAC) eine Überprüfung von Ponatinib nach Artikel 20 angeordnet. Nach eingehender Prüfung wurden zusätzliche Warnhinweise in den europäischen Arzneimittelinformationen empfohlen, um das Risiko vaskulärer Ereignisse zu minimieren.
10. Bewertung und Aussichten
Bei Bewertung der Studiendaten müssen die lange Behandlungszeit vor Studieneinschluss und die zahlreichen Vortherapien der Patienten berücksichtigt werden. In der Phase-I-Studie lag
zwischen Diagnose und Studieneinschluss eine mittlere Dauer
von 6,5 Jahren vor und in 94% der Fälle >2, in 63% der Fälle >3
TKI-Vortherapien (Cortes et al. 2012). In der PACE-Studie waren
die Zahlen ähnlich: mittlere Dauer der Vortherapien sieben Jahre, 93% der Patienten erhielten >2, 58% der Patienten >3 TKIVortherapien (Cortes et al. 2013, Supplementary Appendix).
Im Vergleich mit 2ndG-TKIs sind die CCyR-Raten von Ponatinib mit 56% in der Phase-I-Studie und 53% in der Phase-IIStudie angesichts der mehrfachen Vortherapien bemerkenswert. In beiden Studien wurde jedoch deutlich, dass bei kürzerer
Vorbehandlung und weniger TKI-Vortherapien noch bessere
Ansprechraten erreicht werden können, z.B. in der Auswertung
der Phase-I-Studie (Cortes et al. 2012):
•nach einer CML-Vortherapie von 0–5/5–9/9–24 Jahren erreichten die Patienten MMR-Raten von 79%/29%/27%;
•nach Vorbehandlung mit zwei TKIs erreichten 89% der Patien-
14
ArzneimittelPROFIL Ponatinib
ten ein MCyR, 79% ein CCyR und 68% ein MMR; nach einer
Sequenz von drei TKIs erreichten nur 57% ein MCyR, 48% ein
CCyR und 24% ein MMR.
Ähnliche Daten waren auch in der PACE-Studie zu beobachten:
Deutlich bessere Ansprechraten konnten erreicht werden wenn
die Patienten weniger schwer vorbehandelt waren (Kim et al.
2012). Nach Versagen eines 2ndG-TKIs konnten mit Ponatinib
versus Switch auf einen anderen 2ndG-TKI höhere Ansprechraten erreicht werden (Lipton et al. 2015).
Die generell höheren Ansprechraten bei Vorliegen einer
T315I-Mutation konnten in einer Multivariat-Analyse nicht auf
die Mutation an sich, sondern eher auf das junge Alter der Patienten und die geringere Anzahl an Vortherapien zurückgeführt
werden. Deshalb tolerierten diese Patienten über einen längeren Zeitraum höhere Ponatinib-Dosierungen, die letztlich zu
konsistent besseren Ansprechraten führten (Mauro et al. 2012).
Inzidenz und Schweregrad der in beiden Studien beobachteten Nebenwirkungen könnten durch die zum Teil sehr lange
Vorbehandlungszeit mit zwei oder mehr TKIs bedingt sein. Außerdem waren in beiden Ponatinib-Studien wenig stringente
Ausschlusskriterien angewandt worden, wodurch zahlreiche
Patienten mit Komorbiditäten, Risikofaktoren und Begleitmedikationen eingeschlossen wurden. Zwar kann ein Großteil der
Nebenwirkungen mit Supportivmaßnahmen, mit oder ohne
Dosismodifikationen, gut behandelt und das Risiko von gefäßokklusiven Ereignissen durch entsprechende Maßnahmen wie
Dosisreduktion wesentlich verringert werden, aber kardiovas-
Mai 2015
kuläre Risikofaktoren seitens der Patienten müssen mit besonderem Augenmerk berücksichtigt werden.
Für viele Studienpatienten könnte die Initialdosis von
45mg/Tag zu hoch gewesen sein. Die bereits implementierte
Fachinformationsänderung erlaubt nun eine Dosisreduktion
nach Erreichen eines bestimmten Ansprechens. Bis zum Vorliegen der Daten einer mehrarmigen Dosisoptimierungsstudie
wurden Maßnahmen zur Risikoreduktion getroffen. An der Evaluierung von möglichen Stratifizierungskriterien für PonatinibRisikopatienten und den Ursachen der vaskulären Verschluss­
ereignisse wird gearbeitet. In diesem Zusammenhang werden
die Daten einer vom Zulassungsinhaber geplanten Beobachtungsstudie aufschlussreich sein.
Weitere Studien zur Erstlinientherapie von AP-CML und
Ph+-ALL laufen derzeit noch.
Aufgrund seines breiten Targetspektrums wird Ponatinib
auch bei soliden Tumoren untersucht (siehe Tab. 5).
Die AutorInnen
Univ.-Prof. Dr. Günther Gastl
Universitätsklinik für Innere Medizin V
Medizinische Universitätsklinik Innsbruck
Anichstr. 35, 6020 Innsbruck
E-Mail: [email protected]
Univ.-Prof. DDr. Thomas Lion
Labdia Labordiagnostik GmbH
St. Anna Kinderkrebsforschung
Zimmermannplatz 8, 1090 Wien
E-Mail: [email protected]
Dr. Stefan Schmidt
Universitätsklinik für Innere Medizin V
Medizinische Universität Innsbruck
Anichstraße 35, 6020 Innsbruck
E-Mail: [email protected]
ArzneimittelPROFIL Ponatinib
Mai 2015
15
11. Abkürzungen
AP-CML
CML in der akzelerierten Phase
BCRP
Breast Cancer Resistance Proteine
BK-CML
CML in der Blastenkrise
CCyR
Complete Cytogenetic Response
CHR
Complete Haematological Response
CML
Chronische myeloische Leukämie
CP-CML
CML in der chronischen Phase
CYP3A4Cytochrom-P450-3A4
FISHFluoreszenz-in-situ-Hybridisierung
IC
Inhibitory Concentration
MCyR
Major Cytogenetic Response
MMR
Major Molecular Response (entspricht MR3)
3
MR Reduktion des BCR-ABL-Anteils um 3 Log-Stufen
(vormals Major Molecular Response MMR)
MR4,0Tiefe molekulare Remission, d.h. Reduktion des
BCR-ABL-Transkriptanteils um 4 Log-Stufen
gemäß internationalem Standard (vormals CMR,
vollständiges molekulares Ansprechen)
MR5,0Tiefe molekulare Remission, d.h. Reduktion des
BCR-ABL-Transkriptanteils um 5 Log-Stufen
gemäß internationalem Standard
PDGFR
Platelet-derived Growth Factor Receptor
P-gpP-Glykoprotein
PCRPolymerase-Kettenreaktion
TKITyrosinkinaseinhibitor
16
ArzneimittelPROFIL Ponatinib
Mai 2015
12. Literatur
Baccarani M, Deininger MW, Rosti G, et al.: European LeukemiaNet recommendations for the management of chronic myeloid leukemia; Blood 2013;
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Cortes JE, Kim D-W, Pinilla-Ibarz J, et al.: Ponatinib In Patients (pts) With
Chronic Myeloid Leukemia (CML) and Philadelphia Chromosome-Positive
Acute Lymphoblastic Leukemia (Ph+-ALL) Resistant Or Intolerant To Dasatinib Or Nilotinib, Or With The T315I BCR-ABL Mutation: 2-Year Follow-Up
Of The PACE; ASH Annual Meeting Proceedings; Blood 2013c; 122(21):
Abstract 650
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study of ponatinib in patients (pts) with philadelphia chromosome-positive
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Deininger MW, Cortes JE, Kantarjian HM, et al.: Long-term anti-leukemic
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leukemia: Updated results from an ongoing phase 1 study; ASH Annual
Meeting Proceedings, Blood 2012: Poster 3743
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Fachinformation Iclusig®, Ponatinib, Stand August 2014
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Gozgit JM, Schrock AB, Chen T-H, et al.: Comprehensive Analysis of the
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Hochhaus A, Pinilla-Ibarz J, Kim D-W, et al.: Clinical impact of dose modification and dose intensity on response to ponatinib (PON) in patients (pts)
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Meeting Proceedings 2014; J Clin Oncol 2014; 32:5s, 2014 (suppl): Abstract
7084
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ArzneimittelPROFIL Ponatinib
Kantarjian HM, Kim DW, Pinilla-Ibarz J, et al.: Ponatinib (PON) in patients
(pts) with Philadelphia chromosome-positive (Ph+) leukemias resistant or
intolerant to dasatinib or nilotinib, or with the T315I mutation: Longer-term
follow up of the PACE trial; ASCO Annual Meeting Proceedings; J Clin Oncol
32: 5s, 2014 (suppl): Abstract 7081
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Kastner R, Zopf A, Preuner S, et al.: Rapid identification of compound mutations in patients with Philadelphia-positive leukaemias by long-range next
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Kim DW, Cortes JE, Pinilla-Ibarz J, et al.: Efficacy and Safety of Ponatinib
According to Prior Approved Tyrosine Kinase Inhibitor (TKI) Therapy in
Patients with Chronic Myeloid Leukemia in Chronic Phase (CP-CML):
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Le Coutre PD, Kim D-W, Pinilla-Ibarz J, et al.: Ponatinib in heavily pretreated
patients with chronic phase chronic myeloid leukemia (CP-CML): Management of adverse events in the PACE trial: ASH Annual Meeting Proceedings,
Blood 2013; 121: Poster 1496
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Le Coutre PD, Kim D-W, Pinilla-Ibarz J, et al.: Ponatinib in patients (pts)
with philadelphia chromosome–positive (ph+) leukemias resistant or
intolerant to Dasatinib or Nilotinib, or with the T315I mutation: longer-term
follow-up of the PACE trial; EHA 2014; Haematologica 2014; 99(suppl. 1):
Abstract P893
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Nicolini FE, Cortes JE, Kim D-W, et al.: Clinical impact of dose modification
and dose intensity on response to Ponatinib in patients (pts) with philadelphia chromosome–positive (ph+) leukemias; EHA 2014; Haematologica
2014; 99(suppl. 1): Abstract P894
http://www.haematologica.org/content/haematol/99/supplement_1/1.full.
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Mai 2015
17
O'Hare T, Shakespeare WC, Zhu X, et al.: AP24534, a pan-BCR-ABL inhibitor
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18
ArzneimittelPROFIL Ponatinib
Mai 2015
Iclusig® 15 mg Filmtabletten / Iclusig® 45 mg Filmtabletten; Wirkstoff: Ponatinib
▼Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung
neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall
einer Nebenwirkung zu melden. Hinweise zur Meldung von Nebenwirkungen, siehe Abschnitt 4.8 der Fachinformation. Bevor Sie Iclusig® verschreiben, lesen Sie bitte die vollständige Fachinformation (FI). Qualitative und
quantitative Zusammensetzung: Jede Filmtablette enthält 15 mg bzw. 45 mg Ponatinib (als Hydrochlorid).
Sonstige Bestandteile mit bekannter Wirkung: Jede Filmtablette enthält 40 mg Lactose Monohydrat (Iclusig
15 mg) bzw. 120 mg Lactose Monohydrat (Iclusig 45 mg). Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile: Tablettenkern: Lactose-Monohydrat, Mikrokristalline Cellulose, Poly(O-carboxymethyl)stärke – Natriumsalz,
hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat. Tablettenüberzug: Talkum, Macrogol 4000, Poly(vinylalkohol),
Titandioxid (E171). Anwendungsgebiete: Iclusig ist indiziert bei erwachsenen Patienten mit • chronischer myeloischer Leukämie (CML) in der chronischen Phase, akzelerierten Phase oder Blastenkrise, die behandlungsresistent gegenüber Dasatinib bzw. Nilotinib sind, die Dasatinib oder Nilotinib nicht vertragen und bei denen eine
anschließende Behandlung mit Imatinib klinisch nicht geeignet ist, oder bei denen eine T315I-Mutation vorliegt.
• Philadelphia-Chromosom-positiver akuter Lympho-blastenleukämie (Ph+ ALL), die behandlungsresistent gegenüber Dasatinib sind, die Dasatinib nicht vertragen und bei denen eine anschließende Behandlung mit Imatinib
klinisch nicht geeignet ist, oder bei denen eine T315I-Mutation vorliegt. Siehe Abschnitt 4.2 der FI zur Beurteilung
des kardiovaskulären Status vor Beginn der Behandlung und Abschnitt 4.4 der FI zu Situationen, in denen eine alternative Behandlung erwogen werden kann. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Nebenwirkungen: Sehr häufige Nebenwirkungen (≥ 1/10): Infektionen der oberen
Atemwege, Anämie, verminderte Thrombozytenzahl, verminderte Neutrophilenzahl, verminderter Appetit, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Hypertonie, Dyspnoe, Husten, Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen, Verstopfung, Übelkeit, erhöhte Lipasewerte, erhöhte Alaninaminotransferase, erhöhte Aspartataminotransferase, Hautausschlag, Trockenheit der Haut, Knochenschmerzen, Arthralgie, Myalgie, Gliederschmerzen, Rückenschmerzen,
Muskelspasmen, Abgeschlagenheit, Asthenie, peripheres Ödem, Pyrexie, Schmerzen. Häufige Nebenwirkungen
(≥ 1/100 bis < 1/10): Pneumonie, Sepsis, Follikulitis, Panzytopenie, febrile Neutropenie, verminderte Zahl weißer
Blutzellen, Dehydration, Flüssigkeitsretention, Hypokalzämie, Hyperglykämie, Hyperurikämie, Hypophosphatämie,
Hypertriglyceridämie, Hypokaliämie, Gewichtsverlust, zerebrovaskuläres Ereignis, Hirninfarkt, periphere Neuropathie, Müdigkeit, Migräne, Hyperästhesie, Hypoästhesie, Parästhesie, transitorische ischämische Attacke, Verschwommensehen, trockene Augen, periorbitales Ödem, Augenlidödem, Herzinsuffizienz, Myokardinfarkt, kardiale
Stauungsinsuffizienz, koronare Herzkrankheit, Angina pectoris, Perikarderguss, Vorhofflimmern, verminderte Ejektionsfraktion, periphere arterielle Verschlusskrankheit, periphere Ischämie, periphere Arterienstenose, Claudicatio
intermittens, tiefe Venenthrombose, Hitzewallungen, plötzliche Hautrötung („Flushing“), Lungenembolie, Pleuraerguss, Epistaxis, Dysphonie, pulmonale Hypertonie, Pankreatitis, erhöhte Amylasewerte im Blut, gastroösophageale
Refluxkrankheit, Stomatitis, Dyspepsie, geblähter Bauch, abdominelle Beschwerden, Mundtrockenheit, erhöhtes
Bilirubin im Blut, erhöhte alkalische Phosphatase im Blut, erhöhte gamma-Glutamyltransferase, juckender Hautausschlag, exfoliativer Hautausschlag, Erythem, Alopezie, Juckreiz, Hautabschälung, nächtliches Schwitzen, Hyperhidrose, Petechien, Ekchymose, Hyperästhesie, exfoliative Dermatitis, Muskel- und Skelettschmerzen, Nackenschmerzen, Schmerzen im Brustkorb durch Verspannungen, erektile Dysfunktion, Schüttelfrost, grippaler Infekt,
nicht kardial-bedingte Schmerzen in der Brust, tastbarer Knoten, Gesichtsödem. Gelegentliche Nebenwirkungen
(≥ 1/1.000 bis < 1/100): Tumor-Lyse-Syndrom, Hirnarterienstenose, Retinavenenthrombose, Verschluss der
Retinavene, Verschluss einer Netzhautarterie, Sehstörung, Myokardischämie, akutes Koronarsyndrom, Herzbeschwerden, ischämische Kardiomyopathie, Koronararterienspasmus, linksventrikuläre Dysfunktion, Vorhofflattern,
schlechte periphere Durchblutung, Milzinfarkt, venöse Embolie, Venenthrombose, Magenblutung, Hepatotoxizität,
Ikterus. Hinweise zu ausgewählten Nebenwirkungen: Bei Patienten, die mit Iclusig behandelt wurden, sind
schwerwiegende Gefäßverschlüsse, einschließlich kardiovaskuläre, zerebrovaskuläre und periphere Gefäßereignisse und Venenthrombosen aufgetreten. In allen Patientengruppen wurde häufig über eine Myelosuppression
berichtet. Warnhinweise: Enthält Lactose. Siehe Packungsbeilage für weitere Informationen. Die in der Flasche
befindliche Dose mit Trockenmittel darf nicht geschluckt werden. Siehe auch veröffentlichte Fachinformation für
weitere Informationen zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen. Verkaufsabgrenzung: Verschreibungspflichtig (Österreich: Rezept- und apothekenpflichtig). Pharmakotherapeutische Gruppe: antineoplastisches Mittel,
Proteinkinase-Inhibitor, ATC-Code: L01XE24. Inhaber der Zulassung: ARIAD Pharma Ltd., Riverbridge House,
Guildford Road, Leatherhead, Surrey KT22 9AD, Vereinigtes Königreich. Weitere Informationen: Ausführliche
Informationen zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie Dosierung und Art/Dauer der Anwendung entnehmen Sie bitte der
veröffentlichten Fachinformation (Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels). Stand: 02/2015
ArzneimittelPROFIL Ponatinib
Mai 2015
19
Xxxxxxxxxx
ArzneimittelPROFIL Ponatinib, Mai 2015
ArzneimittelPROFIL Xxxxxxxxxxxxxx
Xxxxxxxxxxx 20##
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