Aus der Universitäts-Augenklinik und der Universitäts-Kinderklinik der Albert-LudwigsUniversität Freiburg im Breisgau Plasmaspiegel angiogener Faktoren zur Risikoabschätzung der Frühgeborenenretinopathie INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Medizinischen Doktorgrades der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau Vorgelegt 2008 von Christiane Sophie Buschbeck geboren in Stuttgart 1 Dekan Prof. Dr. med. Christoph Peters 1. Gutachter Prof. Dr. med. W. Lagrèze 2. Gutachter PD Dr. med. M. Krüger Jahr der Promotion 2008 2 Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung S. 4 1. Einleitung - Physiologie des Gefäßwachstums - Frühgeborenenretinopathie - Epidemiologie - Klassifikation der Frühgeborenenretinopathie - Indikation zur Behandlung - Prävention - Beschreibung der Studie S. 5 S. 5 S. 9 S. 10 S. 12 S. 15 S. 18 S. 18 2. Angiogene Faktoren S. 20 - VEGF - VEGF-Rezeptoren - Tie-2 - E-Selectin S. 20 S. 22 S. 23 S. 26 3. Material und Methoden S. 27 4. Ergebnisse S. 32 - Absolutwerte im Plasma - Absolutwerte im Serum - Mediane pro Woche Gestationsalter - Mediane pro Woche Lebensalter - Auswertung mit Kernel smoothing - Statistische Auswertung - Klinische Parameter S. 33 S. 37 S. 39 S. 40 S. 41 S. 44 S. 46 5. Diskussion S. 51 - Schlussfolgerung S. 55 6. Quellenverzeichnis S. 56 7. Danksagung S. 61 8. Lebenslauf S. 62 3 Zusammenfassung Die Frühgeborenenretinopathie (ROP) ist eine der häufigsten Ursachen von Sehstörungen und Blindheit im Säuglings- und Kleinkindesalter65. Bisher werden Frühgeborene, die vor der 32. SSW geboren wurden beziehungsweise unter 1500g Geburtsgewicht haben, regelmäßig untersucht. Liegt ein fortgeschrittenes Stadium der ROP vor, wird die periphere, avaskuläre Netzhaut in Laserkoagulation verödet. In der vorliegenden Studie wurden angiogene Faktoren in Plasma und Serum bestimmt und mit dem klinischen Verlauf der Frühgeborenenretinopathie korreliert. Untersucht werden sollte, ob eine Veränderung der Konzentrationen angiogener Faktoren nachweisbar ist, bevor eine unkontrollierte Neovaskularisation sichtbar wird. Dadurch sollte die frühzeitige Entscheidung zur Laser-Behandlung erleichtert und eine höhere Erfolgschance erzielt werden. Testverfahren zur Messung von EDTA-Plasma- und Serumkonzentrationen von löslichem VEFG (soluble (s) VEGF), löslichen VEGF-Rezeptoren (sVEGFR-1 und sVEGFR-2), löslichem Angiopoietin-Rezeptor (sTie-2) und löslichem E-Selectin (sE-Selectin) wurden von der Klinik für Tumorbiologie zur Verfügung gestellt. Parallel zu den Untersuchungen über die Faktoren wurden auch klinische Daten über Risikofaktoren für eine ROP erfasst. Von 63 untersuchten Kindern hatten 42 keine ROP. 21 Kinder entwickelten eine ROP (1 Kind Stadium 1, 10 Kinder Stadium 2, 10 Kinder Stadium 3, davon 4 gelasert). Die Auswertung erfolgte mit der Methode des Kernel smoothing. Des Weiteren wurde eine Subgruppenanalyse durchgeführt, in der die Werte der 32. Gestationswoche mit denen der 36. Gestationswoche verglichen wurden. Die Kinder mit ROP hatten im Vergleich zu den Kindern ohne ROP erhöhte Werte für sVEGFR-2, sTie-2 und sE-Selectin. VEGFR-1 und VEGF waren annähernd gleich in beiden Gruppen. Die Subgruppenanalyse ergab unabhängig vom Vorliegen einer ROP einen Anstieg über die Zeit für Tie-2 (p=0,06). Im zeitlichen Verlauf ergab sich ein Unterschied für ESelectin zwischen den beiden Gruppen (p=0,03). Nach unserem Wissensstand ist unsere Studie die erste, bei der angiogene Faktoren im Blut von Frühgeborenen über einen längeren Zeitraum bestimmt wurden. Wir vermuten einen Zusammenhang zwischen der Entwicklung einer ROP und erhöhten Spiegeln von sVEGFR-2, sTie-2 und sE-Selectin. Eine weitere prospektive Studie wird aber nötig sein, um tatsächlich eine prädiktive Bedeutung dieser Faktoren bestätigen zu können. 4 1. Einleitung Physiologie des Gefäßwachstums Vaskulogenese und Angiogenese Die Bildung von Blutgefäßen läuft in zwei Stufen ab. Zuerst entsteht ein primitives Gefäßnetz aus multipotenten mesenchymalen Vorläuferzellen während der Embryonalzeit. Dieser Vorgang wird als Vaskulogenese bezeichnet und ist verantwortlich für die Bildung der großen Gefäße und der Gefäße, die dem Endoderm entstammen. Aus den bereits existierenden Gefäßen (sowohl beim Embryo als auch beim Erwachsenen) entstehen kapilläre Aussprossungen, die zu neuen Gefäßen werden. Dies wird als Angiogenese bezeichnet. Sie ist sowohl beim Embryo (Vaskularisation von ZNS und Nieren) als auch beim Erwachsenen (z.B. Wundheilung, Menstruationszyklus) wichtig27,21. In beiden Prozessen spielen Endothelzellen eine zentrale Rolle. Sie wandern, proliferieren und schließen sich dann zu Schläuchen mit dichten Zellverbindungen zusammen, die Blut enthalten. Periendotheliale Helferzellen werden zur Unterstützung hinzugezogen. Diese Helferzellen sind in den kleinen Kapillaren Perizyten, in den größeren Gefäßen glatte Muskelzellen und im Herzmuskel Herzmuskelzellen. Die Bildung und Veränderung von Blutgefäßen wird mit Hilfe von Botenstoffen kontrolliert, von denen viele an transmembranöse Rezeptortyrosinkinasen (RTKs) binden und sie verändern. Die meisten RTKs sind auf ähnliche Weise in die intrazelluläre Signaltransduktionskaskade eingebunden und sind imstande, Zellproliferation zu induzieren21. Abgesehen von den temporalen und peripheren Regionen ist die Vaskulogenese in der Retina verantwortlich für die frühe Gefäßentwicklung des inneren Plexus. Sie geht von der Papille aus und sorgt für die ersten Gefäßbildungen in den inneren Schichten. Danach entstehen durch den Vorgang der Angiogenese weitere Gefäße in Richtung der äußeren Schichten. Im Gegensatz zur Angiogenese ist die Vaskulogenese vom O2 -Bedarf unabhängig. 5 Abb. 1 Regulation von Gefäßentstehung, Erhaltung und Umgestaltung durch Rezeptortyrosinkinasen und ihre Liganden modifiziert nach21 Normale Entwicklung der retinalen Gefäße Die normale Vaskularisation der Retina beginnt im vierten Schwangerschaftsmonat im Sehnerv und ist um die 38. bis 40. Schwangerschaftswoche (SSW) abgeschlossen. Vor der 14. SSW wird die Retina ausschließlich über die Aderhaut (Chorioidea) versorgt. Ab der 14. SSW breiten sich vom Sehnervenkopf (Papille) ausgehend undifferenzierte mesodermale Zellen (Spindelzellen) auf der inneren Netzhautoberfläche aus. Die Spindelzellen differenzieren später zu Gefäßendothel aus und formen Zellstränge und Lumina, die ein Synzytium aus einfachen Kapillaren bilden. Da der Sehnervenkopf nasal des Netzhautzentrums, der späteren Makula, liegt, erreicht die Spindelzellfront zuerst den nasalen Netzhautrand (um die 32. SSW). Der temporale Rand wird erst zum normalen Geburtstermin erreicht (38.-40. SSW)65,76. Die zeitgerechte normale Ausbildung des retinalen Kreislaufs ist wichtig, da die Netzhaut in utero an Dicke zunimmt und ab einem gewissen Zeitpunkt die Sauerstoffversorgung der inneren Netzhautschichten durch Diffusion aus dem Aderhautkreislauf nicht mehr 6 gewährleistet ist. Migration und Differenzierung der Spindelzellen werden hauptsächlich durch den vascular endothelial growth factor (VEGF) gesteuert. VEGF wird von retinaler Glia bei Hypoxie freigesetzt. Es besteht ein Regelkreis: VEGF fördert das Gefäßwachstum, das Sauerstoffangebot steigt, und VEGF sinkt. Dieser Regelkreis ermöglicht ein geordnetes Wachstum der Gefäße, solange die einzelnen Faktoren sich graduell ändern und die Spindelzellen intakt bleiben. Abb.2: Wechselwirkungen zwischen Sauerstoffangebot und VEGF-Expression Pathologisches Gefäßwachstum und Frühgeborenenretinopathie (retinopathy of prematurity, ROP) Die Frühgeburt stellt einen Eingriff in den oben genannten Regelkreis O2/VEGF dar. Mit Einsetzen der Lungenatmung und Verschluss der fetalen Shunts steigt der Sauerstoffpartialdruck (PO2) im arteriellen Blut steil an. Für die Netzhaut eines Termingeborenen ist das unproblematisch, denn die Ausbildung des retinalen Kreislaufs ist bereits abgeschlossen. Beim Frühgeborenen hingegen erhöht sich der Sauerstoffpartialdruck, bevor die Vaskularisationsfront den Netzhautrand erreicht hat. In dieser vulnerablen Phase kann sich nun eine Frühgeborenenretinopathie (retinopathy of prematurity, ROP) entwickeln. Der erhöhte PO2 lässt zum einen die geregelte Vaskularisation komplett sistieren, zum anderen bringt er eine erhöhte Anzahl von Sauerstoffradikalen mit sich. Diese schädigen die Spindelzellen44, die dadurch ihre Fähigkeit zur Migration verlieren. Elektronenmikroskopisch sieht man, dass sie untereinander Gap junctions ausbilden45. Zunächst steht der Netzhaut im noch nicht vaskularisierten Randbereich ausreichend Sauerstoff über die Aderhaut zur Verfügung. In den Wochen nach der Geburt jedoch wird die Netzhaut im Rahmen ihrer neuronalen Ausdifferenzierung dicker. Sauerstoffumsatz und Diffusionsstrecke nehmen entsprechend zu, und es entsteht eine Hypoxie der inneren Netzhautschichten. Diese Hypoxie 7 ist circa 6 Wochen nach Frühgeburt so ausgeprägt, dass die VEGF-Produktion wieder zunimmt. Als Antwort darauf kommt es zu einer überschießenden Angiogenese, die von der Vaskularisationsfront ausgeht44. Die Gefäße wachsen in dieser zweiten Phase der Erkrankung nicht auf der Netzhautoberfläche weiter, sondern in den Glaskörper hinein. Die neuen, pathologischen Gefäße haben großenteils Shuntcharakter, wodurch sich der Blutfluss im retinalen Kreislauf erhöht16. Morphologisches Korrelat dieser Flusssteigerung sind dilatierte, geschlängelte Gefäße (Tortuositas vasorum) am gesamten Fundus, was als „plus disease“ (siehe unten) bezeichnet wird. Ferner scheint VEGF eine direkt vasodilatative Wirkung zu haben. Myofibroblasten, welche die neuen Gefäße begleiten15, können sich kontrahieren und so die Netzhaut von ihrer Unterlage abziehen. Diese Ablösung wird weiter dadurch verstärkt, dass das Auge noch wächst und die durch Myofibroblasten fixierte Netzhaut diesem Wachstum nicht folgen kann. Neuerdings wird die Rolle eines weiteren Wachstumsfaktors, des IGF 1 (insulin-like growth factor 1), diskutiert24. Im Gegensatz zur normalen Entwicklung in utero haben Frühgeborene oft einen IGF1-Mangel. Steigt der IGF-1-Spiegel nach der Geburt nicht schnell genug an (es wird ein Schwellenwert von 30 ng/ml genannt), so begünstigt dies die Entstehung einer ROP (im Mittel dauerte es bei den Kindern mit ROP 58 Tage bis zum Erreichen von 30 ng/ml). Kinder, bei denen früh (im Mittel nach 19 Tagen) IGF-1-Spiegel von 30 ng/ml oder mehr im Serum gemessen wurden, entwickelten keine ROP. Die Werte in der 34. Woche Gestationsalter (der Zeitpunkt, zu dem am häufigsten eine ROP auftritt) lagen bei den Kindern mit ROP im Mittel bei 25 ng/ml und bei den Kindern ohne ROP bei 43 ng/ml. Dies deutet darauf hin, dass der anfängliche Mangel die VEGF-Produktion anregt und der spätere Überschuss eine bestehende Neovaskularisation unterhält. Der Serum-IGF-1-Spiegel könnte daher bei Frühgeborenen die Entwicklung einer ROP voraussagen und eine frühe Substitution von IGF-1 bis zum Erreichen normaler Spiegel die Krankheit verhindern24. Zusammenfassend ist die Hauptursache der ROP weniger eine zusätzliche postpartale Sauerstoffgabe, sondern vielmehr der physiologische Sauerstoffanstieg bei der Geburt, der manchmal durch eine zusätzliche Gabe von Sauerstoff unterstützt werden muss, damit das Kind überlebt76. 8 Frühgeborenenretinopathie Die Frühgeborenenretinopathie wurde erstmals 1942 von Terry82 als retrolentale Fibroplasie beschrieben. Die retrolentale Fibroplasie entspricht dem am weitesten fortgeschrittenen Stadium der Frühgeborenenretinopathie mit kompletter Ablösung der Netzhaut und ihrer Verklebung hinter der Augenlinse. In den 40er Jahren war es üblich, Frühgeborenen reichlich Sauerstoff (O2) zu geben, da dies die Überlebenschancen steigerte. Ein Zusammenhang zwischen Sauerstoffgabe und ROP wurde 1951 von Campbell et al9 erkannt. In den 40er und 50er Jahren war die ROP die Hauptursache für Blindheit bei amerikanischen Kindern und auch in vielen europäischen Ländern65. In einer umfassenden Studie von Kinsey et al. 195641 wurde gezeigt, dass die Dauer der Sauerstoffexposition einen wesentlichen Faktor zur Entstehung und Ausprägung einer ROP darstellt. Die Höhe der Sauerstoffkonzentration hatte keinen Einfluss auf die Ausbildung und den Schweregrad einer ROP. Alle Sauerstoffkonzentrationen, die die der Raumluft überstiegen, waren mit einer erhöhten ROP-Inzidenz assoziiert. In der Folgezeit wurde die Sauerstoffzufuhr stark eingeschränkt und die ROP-Rate dadurch gesenkt, was allerdings aufgrund der geringeren Sauerstoffkonzentrationen zu einem Anstieg der Todesfälle und neurologischen Schäden bei den Frühgeborenen führte55. Dies führte zu einer erneuten großzügigen Sauerstoffgabe und in der Folge zum Wiederanstieg der ROP-Inzidenz, welche bis heute nicht wesentlich gesunken ist. Dafür ist allerdings auch die Tatsache verantwortlich, dass immer jüngere und leichtere Kinder überleben. Seit den 60er Jahren werden der Sauerstoffpartialdruck (PO2) im Blut sowie der Augenhintergrund intensiver kontrolliert, doch die Hoffnung, dadurch die Rate von ROP zu senken, wurde nicht erfüllt. Mitte der 70er Jahre versuchte man im Harvard Joint Program in Neonatology vergeblich, den PO2 mit der Entwicklung der ROP zu korrelieren. Einzig die Zeit, die die Kinder unter Sauerstoffzufuhr verbrachten, war entscheidend. Weder die Menge noch Schwankungen in der Gabe schienen einen Einfluss auf die Krankheit zu haben. Den größten Einfluss hatten geringes Geburtsgewicht und niedriges Gestationsalter65. 9 Epidemiologie Inzidenz Bei den meisten Frühgeborenen (ca. 85%) entwickeln sich die Blutgefäße auch nach der Geburt normal weiter13,37,67. Die Inzidenz einer akuten ROP bei Risikokindern, d.h. bei denen einer oder mehrere der unten genannten Risikofaktoren vorliegen, liegt bei 10-16%. 1988 lag die Inzidenz einer ROP (aller Schweregrade) bei Kindern mit einem Geburtsgewicht zwischen 500g und 750g bei nahezu 100% (davon 30% schwer), bei Kindern mit einem Geburtsgewicht zwischen 750g und 1000g bei fast 80% (davon 10% schwer)44! Nach neueren Angaben ist die ROP-Inzidenz im Verhältnis zum Geburtsgewicht leicht gesunken und liegt bei Kindern unter 750g bei ca. 90%, bei Kindern unter 1000g bei ca. 70%47. Insgesamt ist die Inzidenz jedoch relativ gleich geblieben. Dies ist dadurch zu erklären, dass heute dank der modernen neonatologischen Intensivmedizin viel jüngere und leichtere Frühgeborene überleben als noch vor wenigen Jahrzehnten. Gesicherte Risikofaktoren sind: • geringes Gestationsalter • geringes Geburtsgewicht • Dauer einer Sauerstoffgabe mit einem resultierenden PO2 > 89 mmHg • respiratorische Insuffizienz • Sepsis Teixeira et al. untersuchten in ihrer Studie 135 Frühgeborene mit einem Gestationsalter von 32 Wochen und fanden hinsichtlich Gestationsalter, Geburtsgewicht und Apgarindex nach 5 Minuten signifikant niedrigere Werte bei Kindern mit ROP. Hinsichtlich der Surfactantgabe, Apnoe-Bradykardie-Episoden, Tagen mit Sauerstoff, Beatmungstagen, Zahl der Bluttransfusionen, Sepsisepisoden, systemischen Candidainfektionen und Indomethazintherapie lagen die Zahlen bei den Kindern mit ROP deutlich über denen von augengesunden Kontrollkindern. Nur das Geburtsgewicht und die Anzahl der Tage mit O2 bestätigten sich als unabhängige Variablen in der Multivarianzanalyse81. 10 Außer diesen Einflussfaktoren werden folgende Komponenten mit der Entstehung einer ROP in Verbindung gebracht: • Hypoxie, auch in Abwechslung mit Hyperoxie • Bluttransfusionen • intraventrikuläre Blutungen • Apgar (Index, der Aussehen, Puls, Grimassieren beim Absaugen, Aktivität und Respiration beurteilt) nach 5 Minuten • Surfactantgabe • systemische Candida-Infektionen • Indomethazin-Gebrauch • Apnoe- und Bradykardieepisoden • Hyper- und Hypokarbie • persistierender Ductus arteriosus • Prostaglandinverschiebungen • Azidose • Xanthingabe • bronchopulmonale Dysplasie • Anämie • Pneumothorax • perinatale Asphyxie • lange parenterale Ernährung. Da aber all diese Faktoren auch darauf hindeuten, dass das Frühgeborene insgesamt sehr krank ist, ist es schwierig, eine direkte Beziehung zwischen einer ROP und einzelnen Faktoren darzustellen. Vielmehr spiegeln diese Faktoren den allgemeinen Krankheitszustand des Frühgeborenen wider65. Kurz: Je unreifer das Frühgeborene, desto wahrscheinlicher und schwerer die ROP64. Prävalenz In der Universitätskinderklinik Freiburg haben in den Jahren 1997 bis 2000 3 von 4 Kindern mit einem Geburtsgewicht unter 500g eine ROP entwickelt (75%). Von 25 Kindern mit einem 11 Geburtsgewicht unter 750g bekamen 12 eine ROP (48%), von 65 Kindern unter 1000g bekamen 19 eine ROP (29%), von 135 Kindern unter 1500g bekamen 26 eine ROP (19%)47. Klassifikation der Frühgeborenenretinopathie Um Studienergebnisse besser vergleichen und Therapieindikationen erarbeiten zu können, wurde 1984 eine internationale Klassifikation der ROP veröffentlicht83. Die Klassifikation umfasst 3 Kriterien: - Stadium der Erkrankung - Morphologie der retinalen Blutgefäße („ plus disease“) - betroffenes Netzhautareal. Stadien Es werden 5 Stadien unterschieden: - Stadium 1 liegt vor, wenn sich zwischen vaskularisierter und nicht vaskularisierter Netzhaut eine Linie gebildet hat, die histologisch der Anhäufung von Spindelzellen entspricht. Liegt keine Linie vor, so dokumentiert der Augenarzt „unreife Netzhaut ohne ROP“. - In Stadium 2 hat sich die Linie zu einer Leiste verdickt. - In Stadium 3 sind auf der Leiste Neovaskularisationen sichtbar, die in den Glaskörper einwachsen (extraretinale Vaskularisation). - In Stadium 4 ist die Netzhaut durch Zug der Blutgefäß-Myofibroblasten-Komplexe teilweise abgelöst. - In Stadium 5 ist die Netzhaut komplett abgelöst. Plus disease Die Plus disease ist durch vermehrte Blutfülle und somit durch eine Dilatation der Gefäße sowie durch einen geschlängelten Verlauf der retinalen Gefäße (Tortuositas vasorum) gekennzeichnet. 12 Ebenfalls als plus disease werden Irisgefäßerweiterungen, Rigidität der Pupille (schlechte Erweiterbarkeit) und Glaskörpertrübungen beziehungsweise Glaskörpereinblutungen gewertet. Eine Plus disease kann ab Stadium 2 vorkommen und ist ein Warnsignal für eine rasche Verschlechterung. Das betroffene Netzhautareal Die dritte zu dokumentierende Kategorie ist die Zone. Sie gibt Auskunft darüber, wie weit die Vaskularisationsfront, an der sich die krankhaften Veränderungen zeigen, vorgedrungen ist. Die Zonen sind gedachte konzentrische Kreise um den Sehnervenkopf, welcher der Ausgangspunkt der Vaskularisation ist (siehe Abbildung 3). Zone I liegt zentral, ihr Radius beträgt die zweifache Strecke zwischen Papille und Fovea. Peripher schließt sich Zone II an; sie reicht bis an den nasalen Netzhautrand. Die anderen Netzhautränder sind in Zone II nicht eingeschlossen, da die Papille nasal gelegen ist und die Vaskularisationsfront deshalb zuerst den nasalen Rand erreicht. Es verbleibt ein temporaler sichelförmiger Bereich, die Zone III. Am ungünstigsten ist eine ROP in Zone I. Eine ROP in Zone III ist in der Regel nicht therapiebedürftig. Abgesehen von den oben genannten 3 Hauptkriterien sollten folgende ROP-assoziierten Nebenbefunde beachtet und dokumentiert werden: - Tunica vasculorum lentis (embryonales Gefäßhäutchen auf der Linse) und - Rubeosis iridis (Neovaskularisationen auf der Irisvorderfläche) 13 Abb.3: Untersuchungsbogen der Augenklinik 14 Untersuchung Die Netzhautbetrachtung erfolgt nach dem Weittropfen transpupillär mittels indirekter Ophthalmoskopie, das heißt mit einer speziellen Pluslinse (meist 20 dpt), die vor das Patientenauge gehalten wird, und einer Lichtquelle vor dem Untersucherauge, deren Strahlengang koaxial mit der Beobachtungsblickrichtung verläuft. Zur Führung des Auges und zur besseren Darstellung der peripheren Netzhautabschnitte wird die Netzhaut mit einem speziellen Instrument eingedellt76. Im Rahmen des ROP-Screenings werden Kinder, die vor der 32. Schwangerschaftswoche geboren wurden und deren Geburtsgewicht unter 1500g liegt, ab der 5. Lebenswoche, nicht jedoch vor einem postmenstruellen Alter von 31 Wochen, wöchentlich untersucht. Kinder mit einem höheren postmenstruellen Alter bei Geburt werden dann gescreent, wenn sie mehr als 3 Tage Sauerstoff erhalten haben. Liegt ein Stadium 3 vor, wird häufiger als wöchentlich, bei Stadium 1 in Zone II oder bei Erreichen von Zone III nur noch zweiwöchentlich untersucht. Bei einem deutlichen Rückgang der ROP, kompletter Retinavaskularisation sowie bei einem postmenstruellen Alter von 45 Wochen wird das Screening beendet. Indikation zur Behandlung 1988 wurde die CRYO-ROP-Studie10 durchgeführt, in deren Rahmen dann eine periphere Netzhautvereisung (Kryotherapie) vorgenommen wurde, wenn die augenärztlichen Untersuchungen ein Risiko von ca. 50% für eine Netzhautablösung ergaben. Dieser Schweregrad wurde als „threshold“ (Schwelle) für die Behandlung der ROP bezeichnet und wurde durch Proliferationen in mindestens 5 zusammenhängenden oder 8 nicht zusammenhängenden Uhrzeiten von Stadium 3 in Zone 1 oder 2 in Anwesenheit von Plus disease definiert. Eine Konsequenz dieser frühzeitigen Behandlung war die Zunahme von operativen Eingriffen auch bei den Augen, bei denen sich die ROP eventuell spontan wieder zurückgebildete hätte. Dies führte dazu, dass man versuchte, Auswahlkriterien für die Behandlung nur der Augen zu finden, die das höchste Risiko für die Entwicklung einer threshold-ROP oder für einen Verlust des Sehvermögens hatten. 15 Threshold ROP Prethreshold ROP Mindestens 5 zusammenhängende oder - Zone I, jede ROP weniger als threshold 8 nicht zusammenhängende Abschnitte - Zone II, Stadium 2 mit Plus disease von Stadium 3 in Zone 1 oder 2 mit Plus - Zone II, Stadium 3 ohne Plus disease disease - Zone II, Stadium 3 mit Plus disease, aber weniger als 5 zusammenhängende oder 8 einzelne Läsionen. In der ETROP-Studie von 199920 wurden Kinder, die eine prethreshold ROP entwickelten, oder bei denen RM-ROP, ein Risikoanalyseprogramm, basierend auf natürlichen Geschichtsdaten der CRYO-ROP-Studie, ein hohes Risiko für eine ungünstige Entwicklung zeigte, zufällig in 2 Gruppen geteilt und verschieden behandelt: frühe periphere Netzhautkoagulation oder konventionelle Behandlung. Die Kinder mit Hochrisiko-prethreshold ROP profitierten hinsichtlich des Sehvermögens von einer frühen Behandlung, verglichen mit den Kindern mit konventioneller Behandlung. Allerdings hatten die behandelten Kinder mit Hochrisiko-prethreshold ROP öfter generelle Komplikationen wie Apnoen, Bradykardien oder Notwendigkeit von Reintubation als die behandelten Kinder mit herkömmlicher threshold ROP, möglicherweise wegen des geringeren Gestationsalters beim Eingriff. Nach der ETROP-Studie wurde die ROP in 2 Typen eingeteilt13: Typ 1, der früh gelasert werden sollte: • Zone 1, jedes Stadium ROP mit plus disease • Zone 1, Stadium3 ROP mit oder ohne plus disease (in mindestens 2 Quadranten) • Zone 2, Stadium 2 oder 3 ROP mit plus disease (in mindestens 2 Quadranten) Typ 2, der regelmäßig untersucht werden und nur im Falle eines Fortschreitens zu Typ 1 oder zur threshold ROP gelasert werden soll: 16 • Zone 1, Stadium 1 oder 2 ohne plus disease • Zone 2, Stadium 3 ohne plus disease Die Einteilung der ETROP-Studie erwies sich als aussagekräftig, denn in der Gruppe mit konservativer Behandlung entwickelten die Kinder, die eine Hochrisiko-prethreshold-ROP hatten, viel häufiger eine threshold ROP als die Kinder mit geringem Risiko13. Mittlerweile wird gemäß den Richtlinien, die der Überarbeitung der ETROP-Studie13 entstammen, im Falle einer behandlungsbedürftigen ROP meist eine Verödung der avaskulären Retina mittels Laserphotokoagulation durchgeführt. Die früher durchgeführte Verödung mittels Kryotherapie wird angesichts unerwünschter Nebenwirkungen nicht mehr angewandt. Begleitende Sauerstofftherapien zeigten keinen Effekt. Bei Amotio (ROP IV- V) kann eine Vitrektomie oder die Reparatur der abgelösten Retina vorgenommen werden, allerdings meist mit sehr schlechten Ergebnissen für das Sehvermögen des Kindes70. Laserindikationen bei ROP13 : (grau unterlegt = Laserindikationen, weiß = beobachten) I II III Zone Stadium 1 Tortuositas 2 Tortuositas 3 Tortuositas Tortuositas 3 threshold Abb.4: Graue Felder mit Tortuositas: Hier bestehen Laserindikationen nur bei Tortuositas der retinalen Gefäße. Graue Felder ohne Tortuositas: Hier besteht eine Laserindikation auch ohne Tortuositas. Für die threshold disease besteht unverändert Laserindikation. Neu als Laserindikation hinzugekommen ist die high-risk prethreshold disease = die grauen Kästchen in den darüberliegenden 3 Zeilen. 17 Prävention Die einzige Möglichkeit, die ROP-Häufigkeit absolut zu senken, liegt in der Vermeidung von Frühgeburten. Dafür ist die pränatale gute Versorgung von Mutter und Kind sehr wichtig. Nach der Geburt steht die intensivmedizinische Versorgung mit Vermeidung von Sauerstoffschwankungen im Vordergrund. Therapieansätze mit Vitamin E (Tocopherol)-Gabe oder Lichtabschirmung wurden versucht. Positive Effekte sind jedoch nicht gesichert69,11. Präund postnatale Dexamethasongabe zur Lungenreifung beziehungsweise zur Behandlung der bronchopulmonalen Dysplasie hatte ein vermindertes Auftreten schwerer ROP-Stadien zur Folge31,25. Beschreibung der Studie Die Gefäße der menschlichen Netzhaut entwickeln sich ab der 14. Schwangerschaftswoche (SSW) und erreichen zum normalen Geburtstermin zwischen der 38. und 40. SSW die äußerste Peripherie der Netzhaut. Es sind eine Reihe von Faktoren bekannt, die diesen physiologischen Auf- und Umbau der retinalen Gefäße steuern: bei Hypoxie schütten retinale Neurone den Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF) aus, der über spezifische Rezeptoren (VEGFR-1 und VEGFR-2) die Proliferation von Endothelzellen anregt. Die aus den Zusammenschlüssen der Endothelzellen neu entstandenen Gefäßschläuche werden durch die Wirkung des Angiopoietins und dessen spezifischen Rezeptor Tie-2 stabilisiert. Bei der physiologischen Gefäßentwicklung sind der Sauerstoffbedarf des wachsenden Gewebes und die Gefäßversorgung aufeinander abgestimmt. Nach der Geburt steigt der Sauerstoffpartialdruck im Blut. Falls nötig, wird zusätzlich Sauerstoff verabreicht. Durch das größere Sauerstoffangebot nimmt der Proliferationsanreiz für die Netzhautgefäße ab. Mit weiterem Wachstum der Netzhaut verringert sich in den folgenden Wochen die relative Gefäßdichte, was zur Hypoxämie führt. Die Folge ist eine reaktive überschießende Gefäßproliferation und möglicherweise die Entwicklung einer Frühgeborenenretinopathie (retinopathy of prematurity, ROP). Im ungünstigen Fall kann es durch Gefäße, die in den Glaskörper einwachsen, zur Netzhautablösung kommen. Die ROP ist eine der häufigsten Ursachen von Sehstörungen und Blindheit im Säuglings- und Kleinkindesalter65. Bisher werden Frühgeborene, die vor der 32. SSW geboren wurden beziehungsweise unter 1500g Geburtsgewicht haben, regelmäßig untersucht, unabhängig 18 davon, ob ihnen Sauerstoff zugeführt wurde oder nicht. Außerdem werden alle Frühgeborenen der 32. bis 36. SSW gescreent, wenn länger als 3 Tage Sauerstoff gegeben wurde76. Liegt ein fortgeschrittenes Stadium der ROP vor (Kriterien siehe unten), wird die periphere, avaskuläre Netzhaut in Laserkoagulation verödet. In der Freiburger UniversitätsKinderklinik werden pro Jahr circa 90 Frühgeborene regelmäßig augenärztlich untersucht. Rund 20% dieser Kinder haben eine ROP, etwa 10% (ca. 2-4) davon müssen gelasert werden. In der vorliegenden Studie wurden angiogene Faktoren in Plasma und Serum bestimmt und mit dem klinischen Verlauf der Frühgeborenenretinopathie korreliert. Untersucht werden sollte, ob eine Veränderung der Konzentrationen angiogener Faktoren nachweisbar ist, bevor eine unkontrollierte Neovaskularisation sichtbar wird. Dadurch sollte die frühzeitige Entscheidung zur Laser-Behandlung erleichtert und eine höhere Erfolgschance erzielt werden. Testverfahren zur Messung von EDTA-Plasma- und Serumkonzentrationen von löslichem VEFG (soluble (s) VEGF), löslichen VEGF-Rezeptoren (sVEGFR-1 und sVEGFR-2), löslichem Angiopoietin-Rezeptor (sTie-2) und löslichem E-Selectin (sE-Selectin) wurden von der Klinik für Tumorbiologie zur Verfügung gestellt. 19 2. Angiogene Faktoren VEGF Der Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF) ist ein hochspezifisches Mitogen für Gefäßendothelzellen und ein wesentlicher Faktor für die physiologische und pathologische Angiogenese. Er gehört wie z.B. auch EGF (Epidermal Growth Factor), PDGF (PlateletDerived Growth Factor) und Insulin zu den Wachstumsfaktoren oder auch Zytokinen. Es gibt im Wesentlichen fünf Isoformen, die aus einem Gen durch alternatives Splicing hervorgehen. Es sind dies VEGF 121/120, VEGF 145/144, VEGF 165/164, VEGF 189/188 und VEGF 206/205. Im fibrovaskulären Gewebe wird VEGF von Gliazellen exprimiert und produziert, die in der normalen Entwicklung der Retinavaskularisation eine Schlüsselrolle spielen29. Außerdem wurde das VEGF-Protein auch in Endothelzellen und in retinalem Pigmentepithel46 gefunden. VEGF regt die Endothelzellproliferation an, treibt die Zellmigration voran und hemmt die Apoptose. Die Expression des VEGF-Gens steigt als Antwort auf Hypoxie, Hypoglykämie, aktivierte Onkogene und verschiedene andere Zytokine und Wachstumsfaktoren und fällt unter hyperoxischen Bedingungen ab. Abb.5: Regulation der VEGF-Expression Factor 20 nach 33 ; AGE: Vorstufen von Glykierungsendprodukten, IGF: Insulin-like Growth Bei Patienten mit aktiver diabetischer Retinopathie fanden sich in der Glaskörperflüssigkeit und im Plasma erhöhte VEGF-Spiegel2,1,53. Auch bei Frühgeborenen mit ROP Stadium 4 und 5 konnten erhöhte VEGF-Spiegel in subretinaler Flüssigkeit nachgewiesen werden. In vivo induziert VEGF Angiogenese, ist wichtig für die Durchlässigkeit von Blutgefäßen und spielt eine entscheidende Rolle in der Regulation der Gefäßentstehung. Deregulierte VEGFExpression trägt zur Entwicklung solider Tumoren bei, indem es die Tumorangiogenese ankurbelt. Folglich kann durch Hemmung der VEGF-Wirkung die Entwicklung zahlreicher Tumoren gehemmt werden62. In einem Mausmodell zur ROP zeigte sich, dass besonders die Isoform VEGF 164 zum Zeitpunkt der maximalen Neovaskularisation im Glaskörper am meisten gebildet wird58. Ebenfalls im Tiermodell fiel ein Zusammenhang zwischen der VEGF-Expression und retinaler Neovaskularisation auf. Hauptproduzenten waren Müller-Zellen, die Hauptgliazellen der neuronalen Retina. In der Phase der relativen Hypoxie waren schon nach 6-12 Stunden die retinalen VEGF-mRNA- und -Proteinspiegel stark erhöht und blieben bis zum Rückgang der Neovaskularisation hoch66. Sehr wahrscheinlich wird eine Hypoxie von Neurogliazellen, zuerst Astrozyten, dann Müllerzellen, wahrgenommen. Diese setzen daraufhin VEGF frei, welches an den Gefäßen angreift, und zwar über den VEGFR-2. Eine sauerstoffreiche Umgebung unterdrückt sowohl das Gefäßwachstum als auch die endogene VEGF-Produktion78. Im Gegensatz zu den normalen Regelmechanismen nahm in einem anderen Mausmodell zur ROP die VEGF-Expression unter Östrogengabe während der hyperoxischen Phase nach der (Früh-)geburt sowie in der anschließenden Phase der Normoxie (also der relativen Hypoxie) zu und in Hypoxie ab. Damit entwickelten sich auch in der Phase der Hyperoxie weiterhin Gefäße. Eine überschießende Neovaskularisation während der relativen Hypoxie konnte verhindert werden. Aufgrund dessen könnte Östrogen möglicherweise ein wichtiges Mittel in der Prophylaxe der ROP darstellen, wichtig ist jedoch die Gabe während der gesamten hyperoxischen und der anschließenden relativen hypoxischen Phase60. 21 VEGF- Rezeptoren In der Retina gibt es zwei funktionelle VEGFR-2 Typen, die von einem Gen durch alternatives Splicing entstehen. Ebenso wie die Expression von VEGF wird auch die Expression von VEGFR-1 und -2 durch Hypoxie beeinflusst, jedoch in geringerem Maße als VEGF62. Die beiden Rezeptoren VEGFR-1 (bzw. Flt1) und VEGFR-2 (bzw. Flk1/KDR) werden hauptsächlich in Endothelzellen exprimiert. Zusätzlich kommt VEGFR-1 in Trophoblastzellen, Monozyten und renalen Mesangiumzellen vor, VEGFR-2 in hämatopoietischen Stammzellen87, Megakaryozyten und retinalen Vorläuferzellen. In den Endothelzellen der normalen Retinagefäße finden sich geringe VEGFR-2-Spiegel, dafür aber hohe Spiegel in proliferierenden Endothelzellen der neuen Blutgefäße nach Sauerstoffexposition59. Die Expression von VEGR-1 wird durch VEGF gesteigert7. Beide, VEGFR-1 und -2, werden auch in Tumorzellen, z.B. in denen des malignen Melanoms, gefunden62. Die Wirkung von VEGF auf die Rezeptoren ist unterschiedlich. Bindet er an VEGFR-1, so kommt es zur Zellmigration, jedoch nicht zur Zellproliferation. Bindet er an VEGFR-2, kommt es sowohl zur Zellproliferation als auch zur Zellmigration62 (siehe auch Abb.1). Gemeinsam mit Neurophilin-1, einem Korezeptor für VEGF, beeinflusst die Expression von VEGFR-2 die Gefäßdichte stark, während VEGFR-1 darauf keinen Einfluss hat29. Zusammen mit der PI-3-Kinase und der Serin-Threonin-Kinase Akt (auch Protein-Kinase B) kann VEGF am VEGFR-2 das Überleben von Zellen sichern, während hingegen VEGF am VEGFR-1 nur über die PI-3-Kinase wirkt und hier das Überleben der Zellen nicht gewährleistet17. VEGFR-1 spielt auch eine wichtige Rolle bei der Erhaltung von Blutgefäßen in Hyperoxie, wenn er vom placental growth factor-1 (PlGF-1), einem spezifischen Liganden, gebunden wird. Dies könnte eine Möglichkeit darstellen, einer Sauerstoff-induzierten retinalen Ischämie vorzubeugen, ohne eine Neovaskularisation hervorzurufen75. Der lösliche Rezeptor sVEGFR-1 spielt eine wesentliche Rolle in der embryonalen Vaskulogenese und in der adulten Angiogenese. Er wurde erstmals in Kulturen aus menschlichen Endothelzellen aus Nabelvenen nachgewiesen39. Der heparinbindende sVEGFR-1 hat die gleiche hohe Affinität zu VEGF wie der membrangebundene Rezeptor. Er kann die Zellantwort auf VEGF unterdrücken, indem er diesen entweder in direkter Konkurrenz zu den membrangebundenen Rezeptoren abfängt, oder durch Bindung und 22 Inaktivierung von membrangebundenem VEGFR-1 und -2. VEGFR-1 wurde sowohl in seiner Rolle als Marker für Krankheitsprogression als auch als möglicher Inhibitor von Tumorangiogenese untersucht84,23,39,19. Er ist auch bei der Pathogenese der Präeklampsie beteiligt, wobei man von einer sekundären Hochregulation nach Hypoxie ausgeht68. Trotzdem ist die pathophysiologische Bedeutung von sVEGFR-1 noch unsicher, und seine Rolle bei ischämieinduzierten neovaskulären Erkrankungen wie der ROP bleibt unklar6. Die funktionelle Bedeutung von sVEGFR-1 bei der VEGF-Signalübertragung ist bisher unbekannt12. VEGFR-2 treibt die Differenzierung und Proliferation von endothelialen Zellen voran. Seine Expression wird durch Hypoxie erhöht und durch VEGF verstärkt62,78. Ein Zusammenhang mit ischämieinduzierten proliferativen Erkrankungen wurde klar nachgewiesen74. Die lösliche Form (sVEGFR-2) wurde als erstes von Ebos et al12 in menschlichem Plasma entdeckt. Ob sie das Ergebnis von alternativem mRNA-Splicing, proteolytischer Spaltung des membrangebundenen Rezeptors oder eines anderen Mechanismus ist, ist unbekannt. Ähnlich wie sVEGFR-1 könnten endotheliale Zellen einer der Sekretionsorte sein. Tie-2 Tie-2 ist eine Rezeptortyrosinkinase, die vorrangig von Endothelzellen, aber auch von einigen hämatopoietischen Stammzellen und Neuronen gebildet wird. Tie-2 hat sowohl extrazelluläre als auch intrazelluläre Bestandteile und spielt eine wichtige Rolle in der Gefäßentwicklung. Die Liganden von Tie-2 sind die Angiopoietine (Ang) 1, 2, 3 und 4. Ang1, 2 und 4 kommen beim Menschen vor, während Ang3 ein Ang4-ähnliches Molekül bei Mäusen ist. Ang2 wird im Embryo weit verbreitet exprimiert, beim Erwachsenen in Uterus, Ovar und Plazenta, also an Orten, an denen physiologischerweise Angiogenese stattfindet21. Es konnte außerdem gezeigt werden, dass Ang2 im Gegensatz zu Ang1 und Tie-2, die ubiquitär vorkommen, in großer Menge nur bei ischämischen Retinopathien exprimiert wird, nicht jedoch bei nicht-ischämischen Retinopathien, und somit sicher eine wichtige Rolle bei der pathologischen Angiogenese ischämieinduzierter Retinopathien spielt80. Bei Mäusen kann Ang1/Tie-2 die Entsendung von hämatopoietischen Stammzellen in die periphere Blutbahn bewirken, und wenn es mit VEGF kombiniert wird, ist es mit der Induktion von Hämatopoiese und Angiogenese verbunden. Tie-2 wird auch in menschlichen 23 hämatopoietischen Stammzellen gebildet, und in vitro treibt Ang1/Tie-2 ihre Adhäsion an Fibronectin voran73. Ang1 und 2 sind in ihrer Struktur ähnlich, haben aber eine sehr unterschiedliche Wirkung auf ihren Rezeptor. Ang1 ist ein positives Signal an Tie-2, Ang2 ein negatives. Ang1 induziert die Autophosphorylierung von Tie-2 und beeinflusst positiv Migration, Wachstum und Überleben von Endothelzellen. Der Ang1/ Tie-2 Kreislauf regelt die Gefäßreifung von einfachen Endothelschläuchen zu komplizierten Gefäßstrukturen, die aus verschiedenen Zelltypen zusammengesetzt sind und ist wichtig für die Erhaltung dieser Gefäße via Zell-Zell- und Zell-Matrix-Verbindungen. Ang2 wurde anfangs als kompetitiver Inhibitor des Ang1/Tie-2 Signals beschrieben, obwohl es in gewissen Fällen die Aktivität von Tie-2 genauso stimulieren kann. Das Ang2/Tie-2 Signal führt zum Untergang und Rückzug der Endothelzellen. Die fokale Ang2-Expression blockiert das Ang1/ Tie-2 Signal und führt so zur Lockerung der festen Gefäßstruktur und zur Exposition der Endothelzellen an Angiogenese-induzierende Signale, z.B. VEGF. Sind VEGF oder ein anderer Stoff präsent, werden die Endothelzellen jedoch zur Migration und Proliferation angeregt und bilden so neue Kapillaren. Überwiegt Ang1 wieder, so kehrt eine Balance zugunsten Ang1 ein, welche die Reifung und Stabilisierung der neuen Gefäße erlaubt. Bei hohen Ang2- Spiegeln ohne VEGF kommt es zu Ablösungen von der Matrix und den anderen Zellen, meist gefolgt von Apoptose7. Abb.6: Einfluss von Ang1/2 auf Tie-2 allein und in Kombination mit VEGF modifiziert 24 nach 21 Mehrere in vivo-Studien zeigen die wichtige Rolle von Tie-2 bei der Gefäßentwicklung. Tie2-knock-out Mäuse sterben durchschnittlich am 10,5. Embryonaltag und zeigen starke Gefäßdefekte sowie abnormal weite Kopfgefäße, mangelndes Gefäßwachstum im Neuroektoderm, zu wenig Herzgefäße und weniger Endothelzellen. Eine Tie-2 Mutation, die eine 6- bis 10fach erhöhte Rezeptoraktivität bewirkt, ist beim Menschen mit einer Gefäßdysmorphogenese vergesellschaftet5. Bezüglich ischämischer Retinopathien wie der diabetischen Retinopathie oder der ROP konnte gezeigt werden, dass das Angiopoietin/Tie-2-System eine wichtige Rolle bei ischämieinduzierter retinaler Neovaskularisation spielt. Ang2 und Tie-2 waren bei ischämischen Retinopathien im Gegensatz zu nicht-ischämischen Retinopathien deutlich vermehrt in den proliferativen Membranen der Retina zu finden. Die Hemmung von Tie-2 unterdrückte zudem in vitro die hypoxieinduzierte retinale Angiogenese, vor allem in Kombination mit einer Hemmung von VEGF. Hierin zeigt sich möglicherweise auch ein wichtiger Therapieansatz zur Bekämpfung ischämischer Retinopathien wie der diabetischen Retinopathie oder der ROP80. Abb.7: Gefäßstabilisierung und Umbau im erwachsenen Organismus nach 34 . 25 E-Selectin E-Selectin (Endothelial Leukocyte Adhesion Molecule-1, ELAM-1, CD62E) ist ein 115 kDa großes, transmembranöses Glykoprotein vom Typ I. Es ist ein zur Familie der Selectine gehörendes Adhäsionsmolekül, das von Gefäßendothelzellen nach Aktivierung durch entzündliche Zytokine (IL-1, TNF-alpha) oder durch Endotoxin gebildet wird. Die Expression von E-Selectin ist zeitlich begrenzt, erreicht ca. 6 Stunden nach Stimulation ihren Höhepunkt und fällt dann unter Ausschüttung der löslichen Form (sE-Selectin) ab. Lösliches E-Selectin findet sich im Blut von gesunden Menschen, möglicherweise als Produkt des oberflächenexprimierten Moleküls nach proteolytischer Spaltung. Das Zelloberflächen-E-Selectin vermittelt die Anhaftung von Leukozyten an das Endothel und ist wesentlich für den Gefäßaustritt der Leukozyten an der Entzündungsstelle verantwortlich. Es spielt dadurch eine Schlüsselrolle in der lokalen Entzündungsreaktion. Bei Gabe von Antikörpern gegen E- und P-Selectin kommt es im Falle eines Antigenkontaktes (z.B. Endotoxin von Bakterien) bei alleiniger Anti-P-Selectingabe zu 37%, bei Gabe von Antikörpern gegen beide, P- und E-Selectin, zu 61% weniger Entzündungsreaktion86. Bei Patienten mit M. Behçet ist E-Selectin als Marker für Endothelschädigung deutlich erhöht38. E-Selectin scheint die hämatogene Verbreitung von Krebszellen und ein Tumorwachstum zu begünstigen. Krebszellen passen sich unter anderem mit Hilfe von HIFs (Hypoxie-induzierbare Faktoren) an ihre hypoxische Umgebung an. In Versuchen mit menschlichen Tumorzellen, die künstlich hypoxischen Bedingungen ausgesetzt wurden, zeigte sich ein deutlicher Anstieg der Expression von Selectin- Liganden auf der Krebszelloberfläche, die zu einem Anstieg der Adhäsion an endotheliales E-Selectin und damit an Endothelzellen führte43. Schließlich spielt E-Selectin auch bei Diabetes mellitus eine wichtige Rolle. Im Plasma von DM Typ 2-Patienten scheint es Faktoren zu geben, die die Expression von E-Selectin in Endothelzellen stimulieren, was wiederum zur Entwicklung einer diabetischen Retinopathie beitragen kann42. Bei Diabetespatienten mit diabetischer Retinopathie wurden in den Glaskörpern deutlich höhere Spiegel von E-Selectin und anderen Adhäsionsmolekülen (ICAM (=intercellular adhesion molecule) und VCAM (=vascular cell adhesion molecule)) als bei Gesunden gefunden51.Ebenfalls bei Patienten mit diabetischer Retinopathie fiel in der Retina eine verstärkte Expression von Adhäsionsmolekülen zusammen mit lokaler Aktivierung von TNF-alpha auf, die eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der proliferativen Phase der diabetischen Nephropathie spielen könnte51. 26 3. Material und Methoden Unsere Studie wurde gemäß den Richtlinien der Erklärung von Helsinki durchgeführt und von der Ethikkommission der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg genehmigt. Da eine regelmäßige Blutentnahme nur zum Zweck der Blutgewinnung für unsere Studie nicht erlaubt wurde, konnten nur EDTA-Plasma- und Serumproben aus Restblut verwertet werden. Die Blutentnahmen erfolgten daher unregelmäßig und nicht standardisiert. In einem prospektiven Studiendesign wurden von Januar 2002 bis September 2003 Proben von 71 Kindern mit einem hohen Risiko für eine ROP (Gestationsalter unter der 32. Schwangerschaftswoche und Geburtsgewicht unter 1500 g) untersucht. 71 Kinder gesamt 63 Kinder mit Proben 42 Kinder ohne ROP 2 Kinder ohne Untersuchung 1 Kind gestorben 5 Kinder mit hämolytischen Proben 21 Kinder mit ROP 1 Kind Stadium 1 10 Kinder Stadium 2 10 Kinder Stadium 3 4 Kinder gelasert Abb.8: Von 71 Kindern starb eines, zwei wurden ohne augenärztlichen Befund entlassen, bei fünf Kindern konnten die Blutproben wegen Hämolyse nicht ausgewertet werden. Von den 63 verbliebenen Kindern hatten 42 keine ROP. 21 Kinder entwickelten eine ROP, davon ein Kind Stadium 1, 10 Kinder Stadium 2 und 10 Kinder Stadium 3. Vier Kinder mit Stadium 3 mussten gelasert werden. Bei den restlichen bildete sich die ROP spontan zurück. Die Serumproben wurden sofort nach der Abnahme eingefroren. Die Plasmaproben wurden bei +4 °C aufbewahrt und innerhalb von maximal 24 Stunden, meist innerhalb von ca. 9 Stunden nach Abnahme, mit 15 000 Umdrehungen pro Minute 10 Minuten lang zentrifugiert. Anschließend wurde der Überstand abpipettiert und bei -20°C eingefroren. 27 Die Qualität der Plasmaproben war sehr unterschiedlich. Oft waren die Proben geringfügig, oder, in wenigen Fällen (siehe Abb.9), stark hämolysiert. Verantwortlich hierfür können Erkrankungen der Frühgeborenen oder auch abnahmebedingte Gründe sein. Abb.9: Stark unterschiedliche Qualität der Proben. Teilweise blutig oder hämolysiert Die Untersuchung der Proben fand von 2002 bis 2003 im Labor der Tumorbiologie statt. Ein Teil der Proben musste gemischt werden, um die nötige Mindestmenge von 200 !l (Serum) beziehungsweise 100 !l (Plasma) zu erzielen. Ursprünglich wurden 509 einzelne Plasmaproben gesammelt, von denen 367 gemischt werden mussten. 142 blieben rein. Nach dem Mischen blieben 131 Plasmaproben übrig, die aus 2 bis 5 Proben mit einem maximalen Abstand von 15 Tagen zwischen der ersten und der letzten Probe (durchschnittlich 6,6 Tage) entstanden. Insgesamt gab es nach dem Mischen also noch 142+131= 273 Plasmaproben. 509 Plasma 367 gemischt 142 rein bleiben 131 142 133 ohne ROP 136 mit ROP Abb.10a: Verhältnis der gemischten und reinen Plasmaproben und deren Verteilung 28 149 Serumproben wurden gesammelt, von denen 107 Proben rein blieben, 42 wurden mit 2 bis 3 Proben mit einem maximalen zeitlichen Abstand der ersten zur letzten Probe von 17 Tagen gemischt (durchschnittlich 3,7 Tage). Nach dem Mischen blieben so 16 gemischte plus 107 reine= 123 Serumproben. Da auch auf diese Weise einzelne gemischte Plasmaproben nicht die erforderliche Menge aufwiesen, wurden die Ergebnisse der Proben mit einer Menge unter 100 !l entsprechend hochgerechnet (z.B. ein Wert aus einer Probe mit 50 !l wurde mit 2 multipliziert). 149 Serum 42 gemischt 107 rein bleiben 16 107 73 ohne ROP 50 mit ROP Abb.10b: Verhältnis der gemischten und reinen Serumproben und deren Verteilung Die Verteilung der Proben war folgendermaßen: Es gab 133 Plasmaproben von Kindern ohne ROP, pro Kind zwischen 1 und 10 Proben (im Mittel 3,2 Proben pro Kind). 136 Plasmaproben wurden von Kindern mit ROP gesammelt, pro Kind zwischen 2 und 17 Proben (im Mittel 6,5 Proben pro Kind). Es gab 73 Serumproben von Kindern ohne ROP, pro Kind zwischen 1 und 6 Proben (im Mittel 2,3 Proben pro Kind). Von den Kindern mit ROP wurden 50 Serumproben gesammelt, pro Kind zwischen 1 und 8 Proben (im Mittel 3,3 Proben pro Kind). Das Lebensalter der Kinder bei Probenentnahme variierte stark, insgesamt wurden Plasmaproben vom 2. Lebenstag bis zur 19. Lebenswoche entnommen, Serumproben vom 1. Lebenstag bis zur 19. Lebenswoche. Das durchschnittliche Alter der Kinder bei der ersten Probenentnahme betrug beim Plasma 32,85 (23,71-38,86) Wochen Gestationsalter bzw. 4,96 (0,29-8,14) Wochen Lebensalter. Die Verteilung bei den Serumproben war ähnlich. In Tabelle 1 sind die Zahl der Messungen in Plasma und Serum pro Kind und Faktor angegeben. Aufgrund der begrenzten Probenmenge war nicht immer die Messung aller Faktoren in einer Probe möglich. 29 Plasma Serum ROP 0 ROP 1 ROP 0 ROP 1 VEGF 108 107 63 19 VEGFR-1 46 38 45 16 VEGFR-2 60 38 49 35 Tie-2 69 42 51 30 E-Selectin 56 33 61 37 Tabelle 1: Anzahl der Messungen der einzelnen Faktoren in Plasma und Serum für ROP 0 und ROP 1 Für die Messungen der einzelnen Faktoren wurden Kits der Firma R&D Systems® sowie der Firma ProQinase® verwendet. VEGF, VEGFR-2 und E-Selectin wurden mit der sandwich-enzym-immunoassay Technik mit Kits der Firma R&D Systems® (Minneapolis, USA / Wiesbaden-Nordenstadt, Germany) quantitativ ermittelt. Auf einer Mikroplatte mit 96 Vertiefungen befinden sich faktorspezifische monoklonale Mausantikörper. Auf diese Platte werden eine Standardlösung (rekombinanter humaner Faktor), die Proben, Kontrollen und schließlich ein weiterer, enzymgebundener Antikörper gegen den Faktor aufgetragen, so dass jedes Molekül eines Faktors zwischen dem unbeweglichen Antikörper auf der Platte und dem zweiten, enzymgebundenen Antikörper gebunden wird. Ungebundene Substanzen und/ oder Antikörper-Enzym-Verbindungen werden anschließend herausgewaschen und eine Substratlösung, bestehend aus Tetramethylbenzidin, in die Vertiefungen gegeben, so dass sich proportional zur gebundenen Faktormenge Farbe entwickelt. Nach Stoppen der Farbentwicklung wird die Farbintensität mittels Nanometer gemessen. Bei dem Enzym handelt es sich um Meerrettich-Peroxidase. Als Stopplösung wird eine Säure, z.B. Schwefelsäure, verwendet. VEGFR-1 und Tie-2 wurden nach dem ELISA-System von ProQinase® GmbH (Freiburg im Breisgau, Germany) quantitativ ermittelt. Dafür wurden Mikrotiterplatten über Nacht mit einem spezifischen Antikörper bei 8°C inkubiert. Nach dreimaliger Waschung mit PBST wurde eine Stopppufferlösung hinzugegeben und 3 Stunden belassen. Die in Pufferlösung verdünnten Serumproben wurden anschließend zugefügt und ebenfalls über Nacht inkubiert. Nach erneuter Waschung erfolgte die Gabe von spezifischen Antikörpern und einer 30 Detektionslösung, so dass schließlich bei einer Wellenlänge zwischen 405 und 620 nm die Ablesung erfolgen konnte. Die Werte für sVEGF im Serum sind im Vergleich zum Plasma deutlich höher, da aktivierte Thrombozyten VEGF ins Serum abgeben. Diese Verfälschung kann vermieden werden, indem Zitrat-Plasma verwendet wird53. 31 4. Ergebnisse Für die Auswertung unterteilten wir die Kinder in zwei Gruppen: Kinder mit ROP (ROP 1) und Kinder ohne ROP (ROP 0). Dabei fielen in die Gruppe ROP 1 alle Kinder, die in mindestens einem Augenbefund einen Grad der ROP hatten. Serum Plasma Einheit Median Mittelwert Einheit Median Mittelwert VEGF, ROP 0 pg/ml 814,57 980,73 VEGF, ROP 0 pg/ml 553,19 656,67 VEGF, ROP 1 pg/ml 610,20 913,09 VEGF, ROP 1 pg/ml 475,30 613,76 VEGFR-1, ROP 0 pg/ml 162,86 198,21 VEGFR-1, ROP 0 pg/ml 207,44 324,50 VEGFR-1, ROP 1 pg/ml 201,85 297,99 VEGFR-1, ROP 1 pg/ml 284,11 458,41 VEGFR-2, ROP 0 ng/ml 15,35 15,43 VEGFR-2, ROP 0 ng/ml 13,96 13,88 VEGFR-2, ROP 1 ng/ml 16,45 18,29 VEGFR-2, ROP 1 ng/ml 15,23 16,22 Tie-2, ROP 0 ng/ml 70,02 76,48 Tie-2, ROP 0 ng/ml 52,91 57,46 Tie-2, ROP 1 ng/ml 108,66 105,61 Tie-2, ROP 1 ng/ml 65,71 68,17 E-Selectin, ROP 0 ng/ml 80,73 103,65 E-Selectin, ROP 0 ng/ml 38,95 47,58 E-Selectin, ROP 1 ng/ml 104,36 139,08 E-Selectin, ROP 1 ng/ml 83,50 118,73 Tab.2: Mediane und Mittelwerte von allen Kindern der beiden Gruppen ROP 0 und ROP 1 in Serum und Plasma Serum min max ROP 0 ROP1 ROP0 ROP 1 VEGF (pg/ml) 26 30 2516 2531 VEGFR-1 (pg/ml) 49 49 1170 VEGFR-2 (ng/ml) 10 13 Tie-2 (ng/ml) 33 E-Selectin (ng/ml) 26 min max ROP 0 ROP 1 ROP0 ROP1 VEGF (pg/ml) 49 57 2614 2349 1751 VEGFR-1 (pg/ml) 48 64 2742 4914 24 36 VEGFR-2 (ng/ml) 8 12 25 32 43 151 169 Tie-2 (ng/ml) 26 31 98 152 49 430 613 E-Selectin (ng/ml) 6 19 209 495 Tab.3: Minimale und maximale Werte in Serum und Plasma 32 Plasma Absolutwerte im Plasma Code BV 03 BV 03 BV 03 BV 04 BV 04 BV 04 EK 06 EK 06 EK 06 EK 06 EK 06 GS 10 GS 10 GS 10 GS 10 HL 11 HL 11 HL 11 HL 11 HS 12 HS 13 HS 13 KL 14 KL 14 KL 14 KL 14 KL 14 KL 14 CS 15 CS 15 CS 15 PT 17 PT 17 PT 17 PT 17 SE 20 SE 20 VM 22 VM 22 VM 22 HJ 24 HJ 24 HJ 24 PN 25 PN 25 WL 26 WL 26 WL 26 WM 27 WM 27 WM 27 EK 28 EK 28 WS 37 WS 37 ES 39 MS 42 ROP 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Gestalter 34,29 36,71 39,57 33,00 34,71 36,43 30,71 31,86 36,14 37,29 39,57 28,14 29,86 32,57 35,29 29,71 33,14 34,43 36,43 32,43 32,43 33,29 26,86 28,71 30,00 33,43 36,29 38,14 34,86 38,29 39,86 29,86 31,29 35,57 38,43 36,86 39,71 29,14 33,43 37,00 29,29 31,71 37,14 31,86 39,86 32,00 36,00 38,43 29,29 37,57 38,29 35,43 37,43 32,43 36,43 31,29 36,71 Lebalter 5,86 8,29 11,14 3,86 5,57 7,29 4,86 6,00 10,29 11,43 13,71 2,57 4,29 7,00 9,71 1,71 5,14 6,43 8,43 2,71 2,71 3,57 1,29 3,14 4,43 7,86 10,71 12,57 7,29 10,71 12,29 1,29 2,71 7,00 9,86 6,14 9,00 1,14 5,43 9,00 1,71 4,14 9,57 1,14 9,14 2,43 6,43 8,86 2,43 10,71 11,43 5,71 7,71 2,57 6,57 3,43 7,29 VEGF(pg/ml) 633,41 719,26 607,88 1241,31 779,58 1271,47 FLT-1(pg/ml) 209,58 1484,94 1793,53 1334,12 1366,60 828,31 174,34 76,43 622 738 596 556 795,82 184,42 2742,06 60,60 73,64 129,97 416 942 538,42 1197,23 647,33 1162,42 748 978 668 455 464,03 352,66 496,51 461,71 292,33 494 337 297 159 105 104,39 1431,57 1141,54 330,72 819,03 283,21 338,40 169,16 1087,82 436,68 583,40 121,64 123,37 88,62 271,44 1292,38 523,04 579,46 166,58 VEGFR2(ng/ml) Tie-2 (ng/ml) 14,42 15,36 16,00 9,01 11,37 11,79 14,67 16,98 11,3 10,63 10,42 48,48 24,57 20,37 46,86 44,82 37,75 38,27 39,63 10,64 12,4 11,76 36,96 20,62 33,19 46,70 35,55 17,27 15,59 346,46 122,73 E-Sel(ng/ml) 390,84 174,34 47,49 11,63 118,96 602,30 51,93 214,41 10,54 14,35 15,22 7,95 18,12 20,87 15,98 13,65 131,46 132,98 13,05 14,40 10,55 9,56 199,24 30,83 54,56 43,94 69,56 54,50 90,69 94,08 62,24 52,91 66,05 86,55 80,11 73,12 49,30 57,68 34,39 57,71 104,17 57,71 57,10 35,41 33 MS 42 MS 42 MS 42 MS 42 MA 43 MA 43 MA 43 ZB 46 ZB 46 ZL 47 ZL 47 ZL 47 ZS 48 ZS 48 ZS 48 ZS 48 SM 51 SM 51 BP 52 DI 53 DI 53 DI 53 DI 53 DI 53 DI 53 DI 53 DI 53 LL 54 LL 54 LL 54 GA 56 GA 56 GA 56 GA 56 KA 57 KA 57 KA 57 KL 58 KL 59 KL 59 KL 59 SM 60 SM 60 SM 60 SM 60 SM 61 SM 61 SM 61 SM 62 SM 62 SM 62 SM 62 SM 63 SM 63 SM 63 SM 63 VC 65 PA 66 PA 66 PA 66 34 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 37,29 38,71 39,43 40,57 37,29 38,86 40,71 28,00 30,43 33,14 35,00 42,57 32,71 35,29 37,43 38,71 38,86 40,00 34,57 34,86 35,86 36,57 38,29 39,71 40,00 41,14 43,14 37,71 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52,26 60,49 55,22 44,13 46,07 34,14 80,11 97,59 96,05 87,47 88,47 90,19 73,91 83,03 17,20 15,76 19,65 29,27 41,40 42,78 27,63 14,13 19,24 31,52 20,06 10,44 6,35 6,56 43,19 28,60 599,98 884,62 589,72 258,90 699,98 48,62 62,58 77,18 75,04 82,24 78,40 27,22 66,10 21,09 33,13 589,73 1456,50 1053,88 1343,66 452,31 2152,48 2367,14 2614,24 123,00 1494,96 1264,16 994,90 548,68 694,86 1235,96 1092,34 607,66 310,20 130.68 99,18 272,02 9,31 966,41 205,31 12,98 15,07 181,05 15,62 338,73 13,95 38,39 42,92 36,27 37,66 46,26 57,93 32,66 31,65 45,51 27,30 36,18 33,40 46,16 47,28 89,23 49,32 15,76 70,40 32,95 11,88 63,85 130,15 208,73 38,86 40,06 34,14 77,15 40,53 26,19 42,09 36,18 39,71 111,12 122,79 PA 66 PA 66 PA 66 FM 69 CN 74 CN 74 AK 01 AK 01 AK 01 BL 02 BL 02 BL 02 BL 02 BL 02 BL 02 BL 02 BL 02 BL 02 BL 02 BL 02 CC 05 CC 05 CC 05 CC 05 CC 05 CC 05 CC 05 CC 05 CC 05 EL 07 EL 07 EL 07 EL 07 EL 07 EL 07 EL 07 EL 07 EM 08 EM 08 SA 18 SA 18 SA 18 SA 18 SA 18 SA 18 SM 19 SM 19 SM 19 SM 19 SM 19 SM 19 SM 21 SM 21 SM 21 SM 21 SM 21 SM 21 WL 23 WL 23 WL 23 0 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 31,43 34,14 36,00 36,00 33,86 36,86 31,00 33,00 34,29 30,86 31,29 32,71 33,14 34,14 35,14 35,86 36,29 36,86 38,29 42,71 26,57 27,14 28,71 30,00 33,57 34,86 36,14 37,14 39,57 31,14 32,00 32,86 34,57 36,29 37,71 39,86 41,00 27,71 34,43 31,29 32,57 33,43 35,00 38,00 41,43 32,29 33,14 35,00 36,71 39,00 41,29 23,71 29,00 31,71 34,29 39,00 41,57 31,00 33,43 35,43 5,00 7,71 9,57 6,57 3,43 6,43 1,71 3,71 5,00 7,71 8,14 9,57 10,00 11,00 12,00 12,71 13,14 13,71 15,14 19,57 0,57 1,14 2,71 4,00 7,57 8,86 10,14 11,14 13,57 5,29 6,14 7,00 8,71 10,43 11,86 14,00 15,14 1,57 8,29 6,00 7,29 8,14 9,71 12,71 16,14 8,14 9,00 10,86 12,57 14,86 17,14 0,43 5,71 8,43 11,00 15,71 18,29 4,86 7,29 9,29 205,06 117,26 433,28 15,81 84,52 125,56 880 400 592 11,12 9,31 49,95 80,18 45,98 34,51 32,20 59,56 33,16 24,36 130 104 210 205 69 89 88 102 122 144 177,5 92 277 1284 923,33 1265 336 324,81 324,81 705,33 747 579 705 684 203,75 666 348 448 482,25 658,62 17,39 20,72 115,06 351,43 412 250 142,22 57 344 504 391 842 981 2103,33 908 1331,25 658 354,98 1051,05 14,14 14,78 14 18,57 15,53 503,47 452,43 151,20 1471,02 1320,2 1364,28 181,05 149,16 290,14 63,58 95,73 113,80 31,37 16,65 16,6 17,08 35 WL 23 BJ 30 BJ 30 BJ 30 BJ 30 BJ 30 LJ 31 LJ 31 LJ 31 LJ 31 DY 32 DY 32 DY 32 DY 32 DY 32 HJ 33 HJ 33 HJ 33 HJ 33 LJ 35 LJ 35 LJ 35 LJ 35 LJ 36 SM 40 SM 40 FM 44 FM 44 FM 44 FM 44 FM 44 BM 45 BM 45 BM 45 BM 45 BM 45 BM 45 BM 45 BM 45 BM 45 BM 45 MM 49 MM 49 MM 49 MM 50 MM 50 MM 50 MM 50 SK 55 SK 55 WE 64 WE 64 WE 64 WE 64 WE 64 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 38,29 29,86 33,00 34,86 37,57 40,29 31,43 40,86 41,57 42,71 28,00 36,57 38,86 39,43 41,43 31,71 36,43 39,57 40,29 32,29 37,43 39,00 39,43 41,43 28,00 29,86 25,43 26,86 29,71 31,57 32,71 29,57 30,86 31,57 32,14 32,57 32,86 33,86 34,57 35,29 39,86 31,29 33,43 35,29 30,14 32,57 34,29 37,43 31,43 35,00 31,00 33,71 34,71 36,29 40,43 12,14 6,14 9,29 11,14 13,86 16,57 6,57 16,00 16,71 17,86 4,29 12,86 15,14 15,71 17,71 4,57 9,29 12,43 13,14 7,00 12,14 13,71 14,14 16,14 3,00 4,86 1,43 2,86 5,71 7,57 8,71 3,00 4,29 5,00 5,57 6,00 6,29 7,29 8,00 8,71 13,29 5,14 7,29 9,14 4,00 6,43 8,14 11,29 3,71 7,29 4,29 7,00 8,00 9,57 13,71 Tab. 4: Absolutwerte im Plasma 36 385,14 573,08 1273,79 1104,42 477,95 751,74 1233,58 517,00 210,62 375,10 1015,82 66,04 56,96 722,40 135,82 1678,36 1227,40 1189,75 1020,64 2348,60 2042,24 1281,46 2112,32 243,05 971,04 929,34 425,60 699,98 1066,76 112,74 751,28 446,26 276,66 446,01 237,52 152,46 61,40 120,10 297,70 341,89 598,84 220,48 682,24 203,67 234,38 367,20 710,04 475,30 547,88 903,08 546,34 520,08 1105,40 411,98 1638,20 31,88 20,49 96,63 130,94 151,69 129,60 28,45 151,84 132,20 86,16 87,05 15,32 15,07 16,08 86,21 70,32 66,97 71,83 66,92 83,50 135,68 84,46 168,92 15,05 13,97 80,32 76,72 119,51 120,33 52,60 164,82 393,31 108,72 614,67 15,53 14,98 15,94 15,48 14,57 70,11 83,49 77,26 81,36 43,42 45,76 278,08 74,92 13,90 12,15 290,21 222,43 178,46 75,36 657,12 554,02 367,98 314,47 153,76 126,47 147,69 447,89 223,50 390,28 108,28 250,79 820,86 14,49 14,25 20,29 16,94 18,53 17,09 14,40 14,79 14,40 15,09 399,37 296,28 4914,45 344,79 293,24 14,31 13,86 15,15 16,97 32,02 37,93 49,21 47,47 43,97 32,82 48,96 45,39 43,58 58,23 64,06 68,47 50,19 59,52 61,07 79,39 47,77 64,46 62,08 62,91 81,28 76,63 79,60 74,92 84,75 84,46 58,53 60,58 43,80 25,18 222,13 344,22 280,92 494,64 362,97 179,13 74,67 18,84 77,49 66,63 94,69 41,26 44,22 35,48 18,98 Absolutwerte im Serum Code BV 03 BV 03 BV 03 BV 03 BV 04 BV 04 EK 06 EK 06 EK 06 GS 10 GS 10 HL 11 HS 12 HS 12 KL 14 PT 17 PT 17 PT 17 PT 17 PT 17 SE 20 SE 20 VM 22 VM 22 HJ 24 HJ 24 HJ 24 PN 25 WL 26 WM 27 WM 27 WM 27 WM 27 EK 28 LA 36 LA 36 WS 37 ES 39 ES 39 AL 41 AL 41 MS 42 MS 42 ZL 47 ZS 48 DI 53 DI 53 DI 53 DI 53 LL 54 LL 54 LL 54 LL 54 LL 54 GA 56 GA 56 KL 58 ROP 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Gest.alter 35,14 38,14 39,14 39,71 33,29 36,43 29,00 29,14 32,00 29,00 35,29 30,29 32,00 32,71 38,14 29,86 Lebensalter 6,71 9,71 10,71 11,29 4,14 7,29 3,14 3,29 6,14 37,43 37,86 38,57 38,71 41,71 34,86 37,00 28,71 34,57 37,57 41,00 42,00 35,00 37,00 38,00 38,29 38,57 32,86 34,00 32,71 33,14 36,14 34,57 36,57 37,29 37,71 30,57 30,57 33,71 34,57 36,86 37,71 29,14 31,43 32,29 35,57 41,29 33,14 34,57 32,29 8,86 9,29 10,00 8,00 VEGF(pg/ml) 596,28 484,91 617,17 452,43 1055,69 1389,81 2348,07 1320,2 1303,96 FLT-1(pg/ml) 379,19 102,27 129,97 94,72 2,29 2,29 2046,44 995,37 184,42 92,21 3,00 12,57 1,29 285,37 54,44 147,59 213,04 180,31 197,94 3,43 9,71 11,00 6,86 9,00 1,14 7,00 10,00 10,29 12,43 8,14 10,14 11,14 11,43 8,86 4,14 5,29 2,86 5,29 8,29 2,00 4,00 7,86 8,29 4,57 4,57 2,14 3,00 5,29 6,14 1,00 3,29 4,14 7,43 13,14 2,43 3,86 2,14 69,59 248,25 1770,33 993,96 675,17 476,45 525,37 294,89 668,06 154,90 227,48 125,28 26,35 63,31 1336,43 1377,74 1246,44 843,92 722,16 1164,65 814,57 509,07 550,38 426,44 465,84 122,02 1370,13 674,32 589,52 1166,82 668,88 574,30 730,85 236,18 1307,07 755,86 1603,88 155,14 49,41 135,57 117,38 126,91 172,40 65,82 272,02 VEGFR2(ng/ml) Tie-2 (ng/ml) 11,69 16,95 16,84 18,15 14,16 14,21 17,57 13,54 15,43 17,56 150,9 12,99 124,34 13,54 16,22 10,26 12,21 11,56 12,34 12,31 13,28 16,21 10,32 11,02 22,04 17,84 16,64 208,34 116,30 126,91 19,87 13,02 14,94 15,44 16,40 119,33 20,38 101,14 167,85 135,57 111,75 17,42 15,35 17,54 15,74 14,97 16,10 123,88 272,02 1169,58 302,34 17,06 390,28 181,05 211,37 146,62 284,15 159,82 125,59 129,94 131,60 123,12 124,50 E-Sel(ng/ml) 59,59 46,23 53,46 53,78 47,02 25,80 111,76 126,06 87,25 122,83 75,29 197,4 74,05 71,85 68,86 68,66 35,26 31,65 31,00 51,26 70,59 80,18 77,28 66,26 66,72 74,82 70,02 72,23 73,07 69,63 59,91 84,35 71,58 73,01 93,81 72,94 59,52 89,14 84,93 64,90 59,98 33,01 36,71 19,48 78,19 85,58 83,38 10,93 10,54 12,96 13,41 14,67 66,98 70,41 67,95 66,65 68,01 74,63 61,53 96,52 171,10 177,87 100,61 56,20 85,38 63,95 71,71 72,41 91,73 103,29 93,70 121,33 51,55 35,34 110,48 105,68 187,17 430,22 119,08 54,79 66,77 52,96 66,07 62,40 138,96 117,95 211,00 37 KL 58 KL 59 SM 60 SM 60 SM 60 SM 61 SM 61 SM 62 SM 62 SM 62 SM 62 SM 63 SM 63 FM 69 BL 02 BL 02 BL 02 BL 02 BL 02 CC 05 CC 05 EL 07 EL 07 EL 07 EL 07 EL 07 EM 08 EM 08 SA 18 SA 18 SM 19 SM 19 SM 19 SM 19 SM 21 SM 21 SM 21 BJ 30 BJ 30 BJ 30 BJ 30 LJ 31 LJ 31 LJ 31 HJ 33 LJ 35 LJ 35 LJ 35 LJ 35 FM 44 BM 45 BM 45 SK 55 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 33,29 32,29 28,71 30,43 33,86 28,86 30,43 32,14 35,57 36,86 37,71 32,14 35,14 32,86 33,00 34,71 35,00 35,43 36,86 37,14 40,00 31,86 35,14 35,71 37,71 40,00 27,43 35,57 32,00 38,00 30,29 31,29 37,14 38,57 30,00 39,43 42,29 23,71 26,29 30,29 34,86 41,57 41,71 42,71 36,43 32,14 34,00 34,43 37,43 29,71 32,29 34,00 32,86 3,14 2,14 0,43 2,14 5,57 0,57 2,14 3,43 6,86 8,14 9,00 3,43 6,43 3,43 9,86 11,57 11,86 12,29 13,71 11,14 14,00 6,00 9,29 9,86 11,86 14,14 1,29 9,43 378,18 111,35 54,14 51,87 53,24 208,34 328,56 13,00 14,43 6,71 16,14 19,00 0,00 2,57 6,57 11,14 16,71 16,86 17,86 9,29 6,86 8,71 9,14 12,14 5,71 5,71 7,43 5,14 222,72 338,74 502,54 610,20 890,95 326,42 135,07 635,18 1372,30 2531,26 1983,31 2037,67 1860,46 2216,22 29,61 148,38 1018,14 11,61 13,95 156,79 250,79 187,11 220,47 205,31 162,86 197,94 6,71 12,71 6,14 7,14 Tab.5: Absolutwerte im Serum 38 1808,27 2001,79 1263,58 2462,77 2516,04 1561,48 1604,96 1318,20 2272,76 2008,32 1329,90 1048,32 1492,98 624,31 24,33 23,22 21,82 14,95 16,61 13,24 14,17 16,11 22,58 26,26 15,60 14,99 18,16 15,97 14,83 14,54 15,53 49,41 137,53 21,05 17,74 19,54 21,75 16,49 16,06 15,97 18,98 22,21 1751,16 73,64 59,48 205,75 172,40 19,15 19,05 16,45 35,85 35,58 208 278,08 139,04 211,37 520,67 317,50 114,34 13,08 15,47 12,78 14,43 15,35 331,59 21,04 18,65 54,73 59,13 50,71 55,63 58,94 60,69 62,44 111,25 52,65 59,26 81,89 107,86 112,94 104,12 114,23 121,21 79,57 94,49 111,05 117,67 114,59 132,7 104,06 109,46 105,31 113,24 135,48 123,21 100,90 75,47 159,02 169,13 145,21 90,70 82,08 65,94 67,88 67,17 42,93 88,11 112,54 80,73 64,94 148,96 276,27 252,87 158,69 122,60 188,30 154,46 115,41 164,86 102,4 89,08 80,27 62,64 147,90 184,52 104,88 77,48 104,36 82,25 88,02 92,63 77,72 149,7 94,25 191,15 149,03 185,64 140,40 103,12 123,70 227,91 88,50 286,04 76,16 57,41 275,56 194,64 196,05 147,55 67,48 62,12 49,29 63,95 144,45 612,78 Mediane pro Woche Gestationsalter (aus den Werten aller Kinder) VEGF(pg/ml) Woche Median ROP 0 23 25 26 748 27 VEGFR- 1(pg/ml) Median ROP 0 Woche 355 23 23 426 25 25 396 26 26 314 27 27 28 800 1016 28 29 738 929 29 509 30 381 256 30 31 338 546 31 32 1071 367 33 866 34 706 35 ROP 1 VEGFR-2(ng/ml) ROP 1 Woche Median ROP 0 ROP 1 14 15 28 278 29 14 15 251 251 30 11 15 76 224 31 17 14 32 205 368 32 13 17 601 33 123 340 33 11 15 592 34 300 345 34 13 15 297 343 35 175 128 35 15 17 36 486 264 36 199 293 36 15 15 37 450 477 37 144 482 37 12 17 38 353 265 38 174 1059 38 15 15 39 545 722 39 184 393 39 14 15 40 326 886 40 244 230 40 13 15 41 503 243 41 593 145 41 15 42 213 276 42 178 42 43 411 Tie-2 (ng/ml) Woche 43 Median ROP 0 727 E-Selectin (ng/ml) ROP 1 Woche 23 23 25 25 26 26 26 58 43 28 29 35 46 29 30 45 46 30 16 31 43 60 31 117 96 32 43 49 32 80 281 33 42 61 33 46 67 34 42 64 34 43 65 35 75 77 35 46 58 36 73 85 36 35 19 37 58 67 37 47 38 73 86 38 24 72 39 54 77 39 33 90 40 70 84 40 19 136 41 74 74 41 7 130 42 83 43 19 ROP 1 28 43 16 20 Median ROP 0 27 42 27 43 43 40 66 133 83 86 43 Tab.6: Mediane pro Woche (Gestationsalter) von allen Kindern im Plasma 39 Mediane pro Woche Lebensalter (aus den Werten aller Kinder) VEGF(pg/ml) Median VEGFR-1(pg/ml) Median ROP 0 ROP 1 Woche ROP 0 Woche ROP 0 0 310 223 0 619 0 14 1 772 389 1 509 1 40 2 1054 992 2 152 2 89 3 836 497 3 327 507 3 52 222 4 668 926 4 257 200 4 85 136 5 780 592 5 133 416 5 55 179 6 568 367 6 170 341 6 30 363 7 455 682 7 261 293 7 34 53 8 546 458 8 543 246 8 24 75 108 19 9 283 696 9 217 10 506 265 10 178 11 509 475 11 137 12 292 385 12 13 828 652 13 14 213 1331 14 15 448 16 391 17 18 19 ROP 1 Median Woche VEGFR2(ng/ml) ROP 1 9 31 10 33 482 11 37 108 1063 12 28 120 130 308 13 36 115 393 14 15 75 15 72 16 222 16 132 375 17 133 17 85 151 18 181 18 178 19 Median 19 Tie-2 (ng/ml) Median Woche ROP 0 ROP 1 0 9 14 1 14 2 12 2 49 3 11 15 3 38 47 4 15 15 4 75 46 5 14 15 5 62 41 6 12 16 6 45 55 7 12 14 7 58 61 8 15 15 8 89 64 9 14 16 9 72 82 10 19 10 50 11 15 18 11 66 12 16 15 12 55 13 16 16 13 80 14 15 14 77 15 15 15 78 16 24 16 131 17 18 17 98 18 18 31 19 19 Woche ROP 0 0 31 1 44 Tab.7: Mediane pro Woche (Lebensalter) von allen Kindern im Plasma 40 E-Sel(ng/ml) ROP 1 63 75 59 Auswertung mit Kernel smoothing Durch die Methode des Kernel smoothing (Kernglättungsverfahren) konnten Kurven für die beiden Gruppen erstellt werden, die miteinander vergleichbar sind. Beim Kernel smoothing werden zur Auswertung nicht nur die Werte zum jeweiligen Zeitpunkt, sondern auch benachbarte Punkte auf der Zeitachse herangezogen. Je näher die Punkte am tatsächlichen Zeitpunkt liegen, desto stärker ist deren Einfluss. Es gibt verschiedene Stärkefunktionen, z.B. den Dreieckskern oder die Normalverteilungskurve (hier verwendet). Es wird über den benachbarten Punkten ein gewichtetes Mittel gebildet. Die Stufen b=1 bis b=5 sind breiter werdende Kurven. Je breiter die Kurve, desto stärker werden auch entferntere Punkte in die Auswertung miteinbezogen, desto glatter wird auch die Kurve. Bei b=1 ist die Kurve steiler, bei b=5 flacher. B =5 schließt ein fünfmal so großes Zeitfenster ein wie b=18. B=3 entspricht ungefähr einer Bandbreite von 2,1 Tagen (Standarddeviation). Es wurden Kurven jeweils für das absolute Alter (Lebensalter, LA) und für das Gestationsalter (GA) der Kinder bei Abnahme der Probe erstellt. Im Folgenden werden beispielhaft an VEGF die Kurven b=1 und b=5 gezeigt. Später werden für alle Faktoren nur die Kurven mit b=3 gezeigt, da sie unserer Meinung nach am besten die Tendenzen repräsentieren. Die roten, ausgefüllten Punkte und die rote Linie stehen für die Gruppe ROP 1, die blauen, nicht ausgefüllten Punkte und die blaue Linie stehen für die Gruppe ROP 0. Abb.11: VEGF Lebensalter mit b=1 und b=5 41 Abb. 12a VEGF Bei der Auswertung der Plasmaspiegel von sVEGF zeigen sich keine wesentlichen Unterschiede zwischen ROP 1 und ROP 0 über den gesamten Zeitverlauf. Abb.12b VEGFR-1 Für sVEGFR-1 zeigt sich in beiden Gruppen kein wesentlicher Unterschied. ROP 1 hat nur leicht erhöhte Werte im Vergleich zu ROP 0. In keiner der beiden Gruppen zeigt sich eine erwähnenswerte Veränderung im Zeitverlauf. 42 Abb.12c VEGFR-2 Die sVEGFR-2-Spiegel sind konstant höher bei ROP 1 als bei ROP 0. Da die Konzentration bei ROP 1 ansteigt, bei ROP 0 jedoch gleich bleibt, nimmt der Unterscheid zwischen den beiden Gruppen mit der Zeit zu. Abb.12d Tie-2 Die Plasmaspiegel von sTie-2 sind durchgehend höher bei ROP 1 als bei ROP 0. 43 Abb.12e Die Plasmaspiegel von sE-Selectin sind durchgehend höher bei ROP 1 als bei ROP 0. Die Werte der Gruppe ROP 0 sinken im Verlauf sogar ab, die Spiegel bei ROP 1 bleiben jedoch gleich. Abb.12a-e: Kernel smoothing (b=3) für sVEGF, sVEGFR-1, sVEGFR-2, sTie-2, sE-Selectin Statistische Auswertung Aufgrund des Studiendesigns mit kleinem Kollektiv und unregelmässigen Blutabnahmen war eine statistische Auswertung schwierig. Um die Daten trotzdem auswerten zu können, wurden Untergruppen mit Wertepaaren gebildet. Da eine ROP meist um die 34. Woche auftritt6, wurde jeweils die Messung eines Kindes, die am nächsten an der 32. Woche lag mit der am nächsten an der 36. Woche verglichen. Wir verglichen innerhalb der Gruppen ROP 1 und ROP 0 sowie zwischen den Gruppen. Die Ergebnisse wurden mittels ANOVA mit wiederholten Messungen statistisch ausgewertet. Die absoluten Werte für alle Faktoren schwankten stark innerhalb der Gruppen ROP 1 und ROP 0 sowie zwischen den Gruppen. Die Werte sind in Tabelle 4 und 5 aufgeführt. In Tabelle 8 werden die mittleren Werte sowie die Ober- und Untergrenzen für jede Woche in Bezug auf das Gestationsalter bei ROP 1 und ROP 0 gezeigt. 44 Median (min-max) mit 32 Wochen Gestationsalter Median (min-max) mit 36 Wochen Gestationsalter ROP 0 ROP 1 ROP 0 ROP 1 VEGF-A 658 pg / ml (49-2138) 904 pg / ml (141.3-2344.2) 437 pg / ml (44.7-2398.3) 344 pg / ml (66.1-1349) sVEGFR-1 261 pg / ml (52.5-416.9) 131 pg / ml (74.1-616.6) 181 pg / ml (49-478.6) 115 pg / ml (74.1-616.6) sVEGFR-2 14 ng / ml (9.3-20.9) 14 ng / ml (12-16.6) 14 ng / ml (9.1-24.5) 15 ng / ml (7.9-31.6) sTie2 44 ng / ml (28.8-81.3) 49 ng / ml (44.7-91.2) 68 ng / ml (31.6-97.7) 79 ng / ml (31.6-131.8) sE-Selectin 89 ng/ml (11.88-362.97) 53 ng/ml (25.18-135.68) 38 ng/ml (14,13-115,06) 58 ng/ml (29.27-151.84) Tab. 8: Mediane der Plasmakonzentrationen der Angiogenesefaktoren Die jeweiligen Plasmaproben aller Kinder, die am nächsten bei 32 und 36 Wochen Gestationsalter lagen, wurden zwischen den Kindern mit und denen ohne ROP gemittelt. Die statistische Auswertung der Untergruppen (32. und 36. Woche) ergab für VEGF und sVEGFR-1 keine signifikante Änderung der Plasmaspiegel zwischen der 32. und der 36. Woche. Der Anstieg der sVEGFR-2 Plasmaspiegel bei ROP 1 war im Vergleich mit ROP 0 in der 36. Woche nicht relevant. Ein deutlicher Anstieg zwischen der 32. und der 36. Woche wurde bei den sTie-2-Spiegeln in beiden Gruppen beobachtet (p=0,03). Allerdings beschränkte sich dieser Anstieg nicht nur auf die ROP 1-Gruppe, sondern zeigte sich auch bei ROP 0. Ein statistisch signifikanter Unterschied (p=0,062)zwischen ROP 1 und ROP 0 konnte bei sE-Selectin beobachtet werden. 45 Klinische Parameter Parallel zu den Augenuntersuchungen wurden folgende klinische Parameter erfasst: • Gestationsalter bei Geburt • Geburtsgewicht • Geschlecht • Nabelschnur-pH • niedrigster pH in den ersten 72 Stunden • niedrigster MAD in den ersten 72 Stunden • Katecholamintherapie • Surfactantgabe • Sepsis in der ersten Lebenswoche • Beatmungszeit in Tagen • O2-Gabe >40% in Tagen während der ersten 4 Wochen • Bronchopulmonale Dysplasie (BPD) • Transfusionen (ml in der ersten Woche) • Medikamentöser (Indomethazin- und/oder Ibuprofengabe) oder operativer Verschluss des Ductus arteriosus Botalli • Sättigungsabfälle/24h in den ersten 7 Tagen nach Extubation • Bradykardien/24h in den ersten 7 Tagen nach Extubation • Hirnblutung • NEC-OP • Outcome Tabelle 9: Klinische Parameter In unserer Studie wurden insgesamt 19 klinische Parameter erfasst. Hierbei zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen den Kindern mit und ohne ROP. Wie bereits in früheren Studien waren die Kinder, die später eine ROP entwickelten, deutlich jünger, leichter und kränker als die Kinder, die keine ROP entwickelten. Die Kinder mit ROP kamen durchschnittlich früher (nach 25,8 vs. 28,71 Schwangerschaftswochen) und mit geringerem Geburtsgewicht (710g vs. 1090g) auf die Welt 46 als die Kinder ohne ROP. Sie waren länger beatmungspflichtig (16 vs 0,5 Tage) und hatten in den ersten 24 Stunden nach Extubation mehr Sättigungsabfälle (11 vs. 5). In der ersten Lebenswoche erhielten zudem die Kinder mit ROP Transfusionen, während die Kinder ohne ROP keine Transfusionen brauchten (18 ml/kgKG versus 0 ml/kgKG). Die Kinder, die eine ROP entwickelten, waren bei Geburt deutlich schwächer und unreifer, was die höhere Katecholaminbedürftigkeit (52% vs. 17%) und die nötige Surfactantgabe (81% vs. 36%) zeigt. 48% der ROP- Kinder hatten bei Geburt oder in der ersten Woche eine Sepsis (vs. 15% der Kinder ohne ROP) und häufig einen offenen Ductus arteriosus (62% medikamentös behandelt, 24% operiert versus 26% und 0%). 33% der Kinder mit ROP hatten als weitere Komplikation eine nekrotisierende Enterokolitis (NEC) mit nachfolgender Operation, von den Kindern ohne ROP nur 4%. ROP ja n=21 min-max Mittel ROP nein n=42 Median min-max Mittel Median Gestalter (Wo) 23,14-29,29 25,54 25,86 25,57-32,57 28,82 28,71 GeburtsGew (g) 450-1020 739 710 490-1990 1129 1090 NSpH 6,89-7,4 7,3 7,32 7,03-7,38 7,29 7,3 npH72 6,79-7,33 7,2 7,24 7,03-7,39 7,26 7,255 nMAD72 12,0-39 23,5 23 17-39 28 29 Intub(d) 0-82 26 16 0-28 3 0,5 O2>40%(d/4Wo) 0-14 2,7 1 0-7 1,1 0,5 SA/24h in7dpostextub 1,0-36 13 11 0-20 6,3 5 Brady/24h in7dpostextub 0-30 6,8 6 0-21 6,9 7 Trans1Wo(ml/kg) 19 18 0-50 6 0 ROP ja ja 0-50 n=21 ROP nein n=42 nein % ja ja nein % ja Katecholamine 11 10 52 8 39 17 Surfactant 17 4 81 17 30 36 Sepsis 10 11 48 7 40 15 Ductus Medis 13 8 62 12 35 26 Ductus OP 5 16 24 0 47 0 NEC-OP 7 14 33 2 45 4 47 n=21 ROP ja BPD(°) n=42 nein Grad 1 und 2 > Grad 3 nein Grad 1 und 2 > Grad 3 9 8 6 35 10 2 12 2 42 5 0 Hirnblutung(°) 9 Geschlecht ROP nein ROP ja n=21 ROP nein n=42 männlich weiblich männlich weiblich 13 8 18 29 Um die beiden Gruppen ohne den möglicherweise verfälschenden Effekt der unterschiedlichen Gestationsalter und Geburtsgewichte besser miteinander vergleichen zu können, wurden die Kinder ohne ROP, deren Gestationsalter bei Geburt höher als das des ältesten Kindes mit ROP war (29,29 Wochen), herausgenommen. Hier zeigte sich ebenfalls deutliche Unterschiede hinsichtlich des Gestationsalters, des Geburtsgewichtes, der Beatmungszeit sowie weiterer Erkrankungen. ROP ja n= 21 ROP nein min-max Median min-max Median Gestalter (Wo) 23,14-29,29 25,86 25,57-29,14 27,86 GeburtsGW (g) 450-1020 710 610-1440 990 NSpH 6,89-7,4 7,32 7,03-7,37 7,30 npH72 6,79-7,33 7,24 7,13-7,39 7,24 nMAD72 Dez 39 23 18-37 25 Intub(d) 0-82 16 0-28 3 O2>40%(d/4Wo) 0-14 1 0-7 1 SA/24h in7dpostextub 13150,00 11 0-20 9,5 Bradyk/24hin 7dpostextub 0-30 6 0-21 7 ROP ja n= 21 ja nein % ja ja nein % ja Katecholamine 11 10 52 7 18 28 Surfactant 17 4 81 13 12 52 Sepsis 10 11 48 4 21 16 Ductus Medis 13 8 62 8 17 32 Ductus OP 5 16 24 0 25 0 NEC-OP 7 14 33 0 25 0 48 ROP nein n=25 n=25 ROP ja n= 21 ROP nein n=25 männlich weiblich männlich weiblich 13 8 17 8 ROP ja n= 21 ROP nein n=25 nein ja,jeder Grad nein ja,jeder Grad 9 12 17 8 Hirnblutung(°) 9 12 22 3 Geschlecht BPD(°) Betrachtet man die 21 Kinder mit ROP näher und unterteilt sie in zwei Gruppen, eine mit kränkeren, eine mit gesünderen Kindern, so fällt auf, dass die kränkeren Kinder deutlich schwerwiegendere Augenbefunde aufweisen als die gesünderen Kinder. „Krank” wird folgendermaßen definiert: Vorhandensein einer Sepsis und/oder Gabe von Katecholaminen, mehr als 15 Tage Beatmung, mehr als 2 Tage mit mehr als 40% Sauerstoff und eine BPD von mehr als Grad I. Kranke Kinder Gest.alter Geb.gew Katecholamin 23+1/7 500 Ja 26 890 Ja 25+6/7 980 25+2 450 24+1 620 Ja 23+2/7 490 23+5 Sepsis TageIntub>15 TageO2>40% BPD>1°(Grad) Augenbefund 52 9 3 II und III,+d Ja 82 9 Ja 20 1 2 II,keine +d 82 7 3 III,+d Ja 70 14 4 III,++,Laser Ja Ja 40 4 4 I-II,+d 520 Ja Ja 34 0 2 III,+d,Laser 23+5/7 630 Ja Ja 37 0 3 I-II,keine +d 25+2/7 820 Ja Ja 2 4 III,(+)d 24 790 Ja 40 1 2 III,keine +d 26+4 610 Ja 18 3 III,+d,Laser 26+5 640 16 1 III,keine+d,Laser ja III,+d 75% dieser kranken Kinder hatten eine ROP III, 33% der kranken Kinder sogar mit Laserbehandlung. Die restlichen 25 % hatten eine ROP II. (+d= plus disease) 49 Weniger kranke Kinder Gest.alter Gebgew. 29+2 710 26+1 945 26+1 840 24+6 810 27+1 Katecholamine TageIntub>15 TageO2>40% 0 (0) 0 0 (8) 0 0 (14) 2 II, keine+d 0 (6) 0 II, keine+d 1020 0 (3) 1 25 700 0(4) 0 Grad ?kein Laser 26+1 950 0 (7) 1 III,Leichte +d 26+1 950 0 (3) 1 II, keine+d 27+5 650 0 (0) 0 II, keine+d Ja Sepsis Ja ja Ja BPD>1°(Grad) Augenbefund II, keine+d 1 1 I, keine+d II, keine+d Die weniger kranken Kinder hatten überwiegend (zu 67 %) eine ROP II. Die restlichen Kinder hatten eine ROP III (11%), eine ROP I (11%) bzw. keine Einteilung der ROP (11%). Eine statistische Auswertung erfolgte nicht, da auch hierfür das Patientenkollektiv zu klein war. Ein Zusammenhang zwischen der Höhe der Werte der Faktoren im Blut und den klinischen Parametern konnte nicht eindeutig hergestellt werden, da zu viele mögliche Einflussfaktoren eine Rolle spielen. Allerdings konnten wir die Ergebnisse früherer Studien bestätigen, wo geringes Gestationsalter, geringes Geburtsgewicht, Dauer einer Sauerstoffgabe mit einem resultierenden PO2> 89 mmHg, respiratorische Insuffizienz und Sepsis als gesicherte Risikofaktoren für die Ausbildung einer ROP gefunden wurden. 50 5. Diskussion Dies ist die erste klinische Studie, in der über mehrere Wochen nach Geburt Messungen von löslichen Angiogenesefaktoren aus Plasma und Serum von Frühgeborenen durchgeführt wurden und nach einer möglichen Korrelation mit einer ROP gesucht wurde. Kinder mit ROP hatten höhere Plasmaspiegel für löslichen VEGFR-2 (sVEGFR-2), lösliches Tie-2 (sTie-2) und lösliches E-Selectin (sE-Selectin) als Kinder ohne ROP. Die löslichen VEGF- und VEGFR-1- Spiegel (sVEGF bzw. sVEGFR-1) waren in beiden Gruppen ähnlich. Der Spiegel von löslichem Tie-2 stieg zwischen der 32. und 36. Woche Gestationsalter unabhängig von der Entwicklung einer ROP in beiden Gruppen signifikant an. Beim löslichen E-Selectin zeigte sich ein signifikant höherer Plasmaspiegel bei den Kindern mit ROP im Vergleich zu den Kindern ohne ROP. Die Diskussion bezieht sich auf die Ergebnisse der Plasmauntersuchungen, da im Vergleich zum Serum mögliche Verfälschungen durch Freisetzung (vor allem von VEGF) aus aktivierten Thrombozyten53 vermieden werden. Die Ergebnisse aus Plasma und Serum stimmen jedoch weitestgehend überein. Geringe Unterschiede zwischen Plasma- und Serumspiegeln bei löslichem VEGFR-1 und löslichem E-Selectin führen wir auf Messungenauigkeiten zurück, die aufgrund der geringen Probenanzahl nicht ausreichend ausgeglichen werden konnten. Bisher wurden Plasmaspiegel von Angiogenesefaktoren bei Neugeborenen nur für sVEGF und sE-Selectin beschrieben. Die sVEGF-Plasmaspiegel von termingeborenen Kindern variierten zwischen 200 und 450 pg/ml während den ersten Lebenswochen, um dann innerhalb weniger Monate nach der Geburt schnell auf Erwachsenenwerte von 10-110 pg/ml abzufallen26. Unmittelbar nach der Geburt steigt der sVEGF-Spiegel bei neugeborenen Kindern signifikant an. Dies lässt sich am ehesten durch die physiologische Gefäßentwicklung zu diesem Zeitpunkt erklären56. Auch könnten eine vorübergehende Hypoxie bei der Geburt oder plötzliche hämodynamische Schwankungen nach der Geburt wie die Zunahme der pulmonalen Durchblutung zu diesem Anstieg beitragen49. Die hohen sVEGF-Werte verdeutlichen möglicherweise die zunehmende Anpassung des Körpers an das extrauterine Leben57. Interessanterweise fanden sich im Vergleich dazu bei Frühgeborenen nach der Geburt relativ niedrige und stabile Plasmaspiegel für sVEGF von 48+-6 pg/ml während der ersten sieben 51 Lebenstage49. Im Vergleich zu den beschriebenen Werten von frühgeborenen und termingeborenen Kindern waren die mittleren sVEGF- Plasmaspiegel der Frühgeborenen in unserer Studie unabhängig von der Entwicklung einer ROP höher und zeigten große Schwankungsbreiten. Sie bewegten sich zwischen 48,62 und 2614,24 pg/ml mit einem Median von 553,19 pg/ml (Kinder ohne ROP) bzw. 56,96 und 2348,60 pg/ml mit einem Median von 475,30 pg/ml (Kinder mit ROP). Dabei muss allerdings beachtet werden, dass die Messungen über einen Zeitraum von 8 bis 16 Wochen ab der Geburt erfolgten, nicht nur in der ersten Lebenswoche. Auffällig ist, dass es sowohl bei Kindern mit als auch ohne ROP relativ konstante sVEGF-Verläufe auf hohem Wertniveau gab. Ebenso gab es Kinder, die durchgehend niedrigere Werte hatten. Die physiologische Erhöhung der Plasma-sVEGFSpiegel während der ersten Lebenswochen könnte eine mögliche zusätzliche pathologische Erhöhung aufgrund der Entwicklung einer ROP verdecken. Erhöhte sE-Selectin-Spiegel im Nabelschnurblut bei Frühgeborenen wurden in einer Studie über bronchopulmonale Dysplasie (BPD) bei denjenigen gemessen, die später eine BPD entwickelten40. In unserer Studie lagen die Plasmaspiegel der Kinder mit ROP ab der Geburt deutlich über denen der Kinder ohne ROP (19 bis 495 ng/ml, Median 83,50 ng/ml versus 6 bis 209 ng/ml, Median 38,95). Ein weiterer Anstieg im Verlauf blieb jedoch in beiden Gruppen aus. Plasmakonzentrationen der VEGF-Rezeptoren und Tie-2 wurden bisher bei Kindern nicht gemessen. Bei gesunden Erwachsenen wurden sVEGF-Plasmaspiegel zwischen 10 und 110, im Mittel 11 pg/ml61 und VEGFR-1-Spiegel zwischen 0 und 0,310 ng/ml6 bzw. zwischen 4 und 140 (im Mittel 14) ng/ml61 beschrieben. Die mittleren sVEGFR-2-Spiegel liegen bei 8,264 pg/ml +-1,52512, die mittleren sTie-2-Spiegel zwischen 10 und 12 (im Mittel 10,8) ng/ml61. Die sE-Selectinspiegel bei gesunden Erwachsenen liegen zwischen 43 und 80 ng/ml (Median 58 ng/ml)3. Im Vergleich dazu waren in unserer Studie unabhängig von einer ROP jeweils die mittleren Plasmakonzentrationen von sVEGF, sVEGFR-1, sVEGFR-2 und sTie-2 deutlich erhöht. Diese Unterschiede lassen generell höhere Plasmaspiegel bei Neugeborenen als bei Erwachsenen vermuten, ähnlich wie bei sVEGF. Die gleiche postnatale Hochregulation und der spätere Abfall auf Werte wie bei Erwachsenen, die für sVEGF beschrieben wurde, könnte bei seinen Rezeptoren vorliegen. 52 Bei sE-Selectin liegen die Werte der Kinder mit ROP deutlich über denen von gesunden Erwachsenen, die Werte der Kinder ohne ROP jedoch eher darunter, so dass hier tatsächlich ein Unterschied aufgrund der ROP vermutet werden kann. Bisher sind beim Menschen Wachstumsfaktoren in Bezug auf eine hypoxiebedingte Retinopathie besonders bei Patienten mit diabetischer Retinopathie untersucht worden. Die Parallelen zur ROP haben wesentlich zum Entwurf dieser Studie beigetragen. Die sVEGF-Plasmawerte von Patienten mit proliferativer diabetischer Retinopathie (im Mittel 350 (200-581) pg/ml) lagen deutlich über denen von gesunden Kontrollpersonen (im Mittel 50 (16-133) pg/ml)53,54. Für sVEGFR-1 wurden bei Diabetikern mit einer proliferativen Retinopathie weder vor noch nach einer Lasertherapie signifikant höhere Plasmawerte gefunden als bei Diabetikern ohne Retinopathie oder gesunden Kontrollpersonen53. Über sVEGFR-2 bei diabetischer Retinopathie liegen bisher keine Daten vor. Bei Untersuchungen der sTie-2-Plasmaspiegel bei Patienten mit verschiedenen Stadien einer diabetischen Retinopathie fanden sich deutlich niedrigere Werte bei den Diabetikern als bei den gesunden Kontrollpersonen54. Bei Patienten mit NIDDM wurden vor Beginn einer intensivierten Insulintherapie signifikant höhere Serumwerte für sE-Selectin gemessen (63-115 ng/ml, Median 87 ng/ml) als bei gesunden Kontrollpersonen (43-80 ng/ml, Median 58 ng/ml). Nach 15 Tagen Therapie waren die Werte signifikant abgefallen (48-85 ng/ml, Median 64 ng/ml) und lagen damit im Bereich der gesunden Personen3. Innerhalb einer Patientengruppe war vor allem bei denjenigen mit proliferativer diabetischer Retinopathie ein hoher Serum-sE-Selectinspiegel zu messen63. Die Rolle von membranständigem VEGF, seinen Rezeptoren und Tie-2 wurde bisher meist an Tiermodellen studiert. Wiederholte Sauerstoffschwankungen zwischen 10% und 50% ließen die retinale VEGF- Expression bei Mäusen ansteigen. Von den verschiedenen Isoformen wurde vor allem die pathologische Form VEGF 164 exprimiert58. VEGF und VEGFR-2 konnten vermehrt in Blutgefäßen, Ganglienzellen und der inneren Kernschicht der Retina bei Ratten mit ROP73 sowie bei neugeborenen Katzen77 nachgewiesen werden, wohingegen VEGFR-1 nicht besonders erhöht war73. Ähnlich zeigte sich in einem Mausmodell für ischämieinduzierte retinale Neovaskularisation, dass in der hypoxischen Retina in den Gefäßen nahe den avaskularisierten Gebieten VEGFR-2 weiter verbreitet und 53 deutlich höher war als bei Kontrolltieren, während die Konzentration und Ausbreitung von VEGFR-1 praktisch keinen Unterschied zu den Kontrolltieren79 aufwies. Die VEGFR-2 Expression scheint überwiegend mit pathologischer Neovaskularisation und weniger mit der physiologischen Gefäßentwicklung nach der Geburt einherzugehen30,59. Dies könnte bedeuten, dass die Bestimmung von VEGFR-2 sensitiver wäre, um eine ROP vorauszusagen als die von VEGF selbst. In einem Mausmodel für ischämieinduzierte Retinopathie wurde Tie-2 an der Basis der neu geformten Blutgefäße und in der unmittelbaren Umgebung in Retina und Chorioidea exprimiert. Nach Hemmung der Tie-2-Wirkung konnte die retinale Neovaskularisation deutlich vermindert werden22. Tie-2 war zudem erhöht bei induzierter ROP bei Ratten73. Über E-Selectin liegen bisher keine Daten aus ROP-Tiermodellen vor. Angiogenesefaktoren in menschlichen Augenflüssigkeiten wurden bisher nur bei fortgeschrittenen Stadien der ROP untersucht. Eine Studie fand heraus, dass VEGF in subretinaler Flüssigkeit bei ROP Stadium 4 erhöht war (44.16 ± 18.72 ng/ml), in Stadium 5 jedoch deutlich reduziert (14,77 ± 14,01 ng/ml)48. In einer anderen Studie war bei 38 Fällen von ROP Stadium 5 die VEGF- Immunreaktivität in den vaskularisierten Zonen der fibrovaskulären Membranen zum Zeitpunkt der Vitrektomie dort deutlich erhöht, wo VEGF mit Tie-2 zusammen gebildet wurde. Die Autoren schlossen daraus, dass VEGF und Angiopoietin2-Tie-2 Interaktionen eine wichtige Rolle in der Pathogenese der ROP spielen85. Eine Hochregulation von Tie-2 wurde auch in menschlichen epiretinalen Membranen von Augen mit ischämischen Retinopathien gefunden80. In Übereinstimmung mit Studien über ROP bei Tiermodellen und Augenflüssigkeiten bei proliferativen Retinopathien konnten wir eine Erhöhung der Plasmaspiegel von sVEGFR-2, sTie-2 und sE-Selectin bei Kindern mit ROP zeigen. Unsere Ergebnisse über nicht erhöhte VEGFR-1- Plasmaspiegel bei ROP unterstützen die Ergebnisse früherer Studien, wo weder membrangebundener noch freier VEGR-1 bei ROP-Tiermodellen bzw. im Plasma von Patienten mit proliferativer diabetischer Retinopathie signifikant erhöht waren. Unter Berücksichtigung der verschiedenen Mechanismen der VEGF-Rezeptor-Expression wird daher nur eine untergeordnete pathophysiologische Bedeutung des VEGFR-1 vermutet53. Die Rolle des E-Selectin bei entzündlichen bzw. neoproliferativen Prozessen, vorbeschrieben bei der bronchopulmonalen Dysplasie, wird durch die erhöhten sE-Selectinspiegel bei Kindern mit ROP unterstrichen. 54 Die erwartete Erhöhung des Plasma-sVEGF bei Kindern mit ROP im Vergleich zu Kindern ohne ROP konnten wir nicht nachweisen. Ein Grund dafür könnte die physiologische Erhöhung des VEGF während der ersten Lebenswochen sein, welche eventuelle pathologische Anstiege verschleiern könnte. Möglicherweise ist aber auch der Grad der ROP bei unseren Patienten zu niedrig, um eine Erhöhung des Plasmaspiegels zu zeigen, zumal nur 4 von 21 Kindern eine threshold ROP hatten und gelasert werden mussten. Da VEGF nicht nur bei ROP exprimiert wird, sondern auch von anderen Faktoren wie der BPD oder zusätzlicher Sauerstofftherapie verstärkt und beeinflusst wird77, könnte man auch vermuten, dass beide Gruppen von Frühgeborenen pathologisch erhöhte sVEGF-Plasmawerte hatten und daher ein signifikanter Unterschied fehlte. In den untersuchten klinischen Daten zeigte sich, dass die Kinder, die eine ROP entwickelten, durchweg früher und leichter auf die Welt kamen und wesentlich häufiger und ernsthafter krank waren als die Kinder ohne ROP. In Übereinstimmung mit früheren Untersuchungen64,14,81 konnten auch bei uns geringes Gestationsalter, geringes Geburtsgewicht, Dauer einer Sauerstoffgabe mit einem resultierenden PO2 > 89 mmHg, respiratorische Insuffizienz und Sepsis als Risikofaktoren bestätigt werden. Schlussfolgerung Diese erste Studie über Angiogenesefaktoren im Plasma und Serum von Frühgeborenen lässt einen Zusammenhang zwischen der ROP und Plasmakonzentrationen von angiogenen Faktoren im Blut vermuten. Die Ergebnisse zeigen, dass Plasma-sVEGFR-2, -sTie-2 und -sESelectin bei der ROP wohl sensitivere Marker einer pathologischen Angiogenese sind als z.B. sVEGF, welches in den ersten Wochen allein durch die Frühgeburtlichkeit stark erhöht zu sein scheint. Aufgrund der unregelmäßigen Blutabnahmen und der meist sehr niedrigen Mengen an Einzelproben, bedingt durch die Bindung an Restblut von bereits erfolgten Blutabnahmen, sind die Auswertungen nur bedingt aussagekräftig. Ein weniger eingeschränktes Studiendesign mit regelmäßigen, standardisierten Blutabnahmen wird nötig sein, um einen möglichen prädiktiven Wert für die Entwicklung einer ROP bestätigen zu können. 55 6. 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Wolf Lagrèze für die Möglichkeit, diese Studie durchzuführen und für die freundliche Betreuung der Doktorarbeit Herrn PD Dr. med. Markus Krüger für die gute Betreuung der Doktorarbeit im Bereich der Neonatologie Frau Dr. med. Ute Zirrgiebel und ihren Mitarbeitern für die Durchführung der Messungen im Labor der Firma Prokinase® in der Tumorbiologie Freiburg Herrn PD Dr. med. Hansjürgen Agostini für den Antrag beim Ethikrat Herrn Prof. Dr. Jürgen Schulte-Mönting für die Auswertung der Daten und die Unterstützung und Beratung in statistischen Fragen Frau A. Mattes und ihren Mitarbeitern im zellbiologischen Labor der UniversitätsAugenklinik Den Mitarbeitern des hämatologischen Labors der Universitäts-Kinderklinik 61 Lebenslauf Name Christiane Sophie Buschbeck Geburtsdatum 16.01.1978 Geburtsort Stuttgart Familienstand ledig Konfession evangelisch Schulbildung 1984-1988 Hirschberggrundschule Ludwigsburg 1988-1997 Goethe-Gymnasium Ludwigsburg Studium 1997-2004 Studium der Humanmedizin, Universität Freiburg im Breisgau Abschluss mit 3.Staatsexamen im April 2004 2000-2001 Studium der Humanmedizin an der Universität Perugia im Rahmen des EU-Austauschprogrammes „Erasmus“ 2003-2004 Praktisches Jahr - Universitätskinderklinik Freiburg (Pädiatrie) - Universitätsklinik Perugia (Chirurgie) - Universitätsklinik Freiburg ( Innere Medizin) Praktische Tätigkeit 1999-2004 Nachtwachen an der Uniklinik Freiburg 2000 4-wöchige Famulatur Innere Medizin am Klinikum Ludwigsburg 2001 6-wöchige Famulatur Neurologie und 4-wöchige Famulatur Urologie an der Uniklinik Perugia 2002 2-wöchige Praxisfamulatur Gynäkologie bei Dr. med. G. Birmelin, Freiburg, 2-wöchige Praxisfamulatur Innere Medizin und Allgemeinmedizin bei Dres. med. D. und F. Buschbeck, Asperg 62 seit Oktober 2004 Tätigkeit als Assistenzärztin in der Abteilung Innere Medizin am Kreiskrankenhaus Rheinfelden Zusatzqualifikationen Zusatzbezeichnung Notfallmedizin (Tätigkeit als Notärztin seit 6/2007) Fachkunde Röntgendiagnostik beantragt Sonstige Interessen Musik 1984-1997 Unterricht in Klavier und Violoncello Mitglied in verschiedenen Jugendorchestern, zweimal erfolgreiche Teilnahme beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ als Klavierbegleiterin 1997-2004 Mitglied des Studentenorchesters der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) Freiburg, von 1998-2000 als Vorstandsmitglied. 2003 Organisation einer Konzertreise nach Perugia, Italien. 2000-2001 Mitglied im Orchester der Universität Perugia Seit 2003 Mitglied der Camerata academica Freiburg Diverse Kammermusikprojekte Sprachen Italienisch, Französisch, Englisch, Spanisch Sport Wandern, Reiten, Skifahren u.a. 63