UNIVERSITÄTSKLINIKUM HAMBURG-EPPENDORF Institut für Klinische Pharmakologie und Toxikologie Zentrum für Experimentelle Medizin Direktor: Prof. Dr. med. Rainer H. Böger Untersuchung zur Regulation der AT2-Rezeptor mRNA Expression im Skelettmuskel durch Arzneistoffe der kardiovaskulären Prävention Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Medizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg. vorgelegt von: Laurin Titze aus Henstedt-Ulzburg Hamburg 2014 Angenommen von der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg am: 10.09.2014 Veröffentlicht mit Genehmigung der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg. Prüfungsausschuss, der Vorsitzende: Professor Dr. Rainer Böger Prüfungsausschuss, zweiter Gutachter: Professor Dr. Ulrich Wenzel Prüfungsausschuss, dritter Gutachter: PD Dr. Dirk Westermann 2 Meiner Familie 3 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1. 2. Einleitung ...........................................................................7 1. Das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System ......................7 2. Die Angiotensin II Rezeptorsubtypen ...............................10 2.1. Der AT1-Rezeptor ...................................................10 2.2. Der AT2-Rezeptor ...................................................13 3. Medikamentöse Eingriffe in das RAS ..............................17 4. Der Glucosetransport in die Muskelzelle .........................19 5. Die AMP-abhängige Proteinkinase (AMPK) ....................20 6. Das Metabolische Syndrom ............................................22 7. Diabetes mellitus und Insulinresistenz .............................24 7.1. Diabetes mellitus .....................................................24 7.2. Insulinresistenz........................................................26 8. Einfluss des RAAS auf Diabetes und Insulinresistenz .....28 9. Fragestellung und Zielsetzung .........................................29 Material und Methoden ...................................................30 1. Zellbiologische Methoden ................................................30 1.1. Verwendete Zelllinie ................................................30 1.2. Kultivierung der Zellen ............................................30 1.3. Ausdifferenzierung der L6 Myoblasten ....................31 2. 2-Deoxy-D-[1-3H] Glucoseaufnahme in L6 Myozyten .....32 3. RNA-Analysen .................................................................33 4 Inhaltsverzeichnis 3.1. Isolation von RNA....................................................33 3.2. Umschreiben der RNA in cDNA ..............................34 3.3. Quantitative rt-PCR .................................................35 4. 3. Western-Blot ....................................................................36 4.1. Proteingewinnung ...................................................36 4.2. Proteinkonzentrationsbestimmung ..........................36 4.3. SDS PAGE ..............................................................37 4.4. Blotten der Proteine ................................................39 5. Statistische Auswertungen ...............................................40 6. Liste der Chemikalien ......................................................41 7. Liste der Laborgeräte .......................................................42 8. Liste der Verbrauchsmaterialien ......................................43 Ergebnisse ......................................................................45 1. Einfluss des AT2-Rezeptors auf die 2-Deoxy-D-[1-3H] Glucoseaufnahme ...........................................................45 1.1. 2-Deoxy-D-[1-3H] Glucoseaufnahme nach Langzeit Stimulation von L6-Myozyten ..................................45 1.2. 2-Deoxy-D-[1-3H] Glucoseaufnahme nach fünfstündiger Stimulation in L6-Myozyten .....................................49 1.3. Dosis-Wirkungs-Kurve von Compound 21 ..............52 2. Untersuchung der Regulation der AT2-Rezeptor mRNA Expression mittels RT-PCR .............................................54 2.1. AT2-Rezeptor mRNA Expression in L6-Myozyten nach Behandlung mit AT1-Blockern und Compound 21 ..54 2.2. AT2-Rezeptor mRNA Expression in L6-Myozyten nach Behandlung mit Antidiabetika .................................56 5 Inhaltsverzeichnis 2.3. 3. 4. AT2-Rezeptor mRNA Expression in L6-Myozyten nach Behandlung mit Statinen .........................................58 Phosphorylierung der AMP-Kinase in L6-Myozyten, nach fünfzehnminütiger Stimulation .........................................59 Diskussion .......................................................................62 1. Erhöhte 2-Deoxy-D-[1-3H] Glucoseaufnahme durch AT2Rezeptor Agonisten .........................................................63 1.1. 2. Stimulation des AT2-Rezeptors aktiviert die AMPK .64 Regulation der AT2-Rezeptor mRNA Expression ............65 2.1. Sartane und Compound 21 .....................................66 2.2. Glitazone und Metformin .........................................67 2.3. Statine .....................................................................68 2.4. Ausblick ...................................................................70 5. Zusammenfassung .........................................................71 6. Abkürzungsverzeichnis ..................................................73 7. Literaturverzeichnis ........................................................76 8. Eidesstattliche Erklärung ...............................................91 9. Danksagung .....................................................................92 6 Einleitung 1. Einleitung 1.1. Das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Enzym Renin durch die finnischen Physiologen Tigerstedt und Bergmann bei Versuchen mit Extrakten aus Kaninchennieren entdeckt (Peart, 1975). Die Entdeckung des Renins war der erste Schritt zur Erforschung des Renin-Angiotensin-System (RAS). Seit diesen ersten Untersuchungen erkannte man, dass das RAS, bzw. das Renin-Angiotensin-Aldesteron-System (RAAS) eine der Hauptrollen in der Regulation des Blutdrucks sowie des Natriumhaushaltes spielt. Das Enzym Renin wird in den Zellen des juxtaglomerulärem Apparats als Prorenin synthetisiert und dort in sekretorischen Vesikeln gespeichert. Der Sekretionsstimulus für Renin aus diesen Zellen ist ein verminderter Natriumtransport zum distalen Tubulus, ein im vas afferens über Pressorezeptoren gemessener verminderter Perfusionsdruck und ein erhöhter Sympathikotonus über ein cAMP abhängigen Mechanismus (Aktories et al., 2013). Von dem in der Leber gebildeten inaktiven α2-Globulin Angiotensinogen wird durch Renin in der Funktion als Protease das Dekapeptid Angiotensin I (Ang I) abgespalten (Abb. 1). Durch die Abspaltung von zwei Aminosäuren aus Ang I entsteht schließlich das Oktapeptid Angiotensin II (Ang II). Diese Abspaltung wird katalysiert durch das Angiotensin Konversionsenzym (ACE, Angiotensin-Converting-Enzyme). Das ACE wird außerdem als Synonym für die Kininase II verwendet, durch die auch das vasodilatatorisch wirkende Bradykinin gespalten und inaktiviert wird (Campbell, 1987; Yang et al., 1970). Das ACE kommt an Oberflächen von Endothelzellen ubiquitär im Körper vor, vermehrt aber im Gefäßendothel der Lunge und Niere. 7 Einleitung Abb. 1: Schematische Abbildung der Bildung von Angiotensin II. Enzyme der jeweiligen Reaktionsschritte. Aminosäurensequenzen von Angiotensinogen, Angiotensin I, Angiotensin II. Quelle: Institut Weitere Studien konnten zeigen, dass die Komponenten des RAS in Niere, Nebenniere, im Herz, Gehirn, in Gefäßen und im Fettgewebe exprimiert werden und diese Organe somit in der Lage sind, Ang II lokal zu produzieren (Bader et al., 2001). Dem Fettgewebe kommt eine besondere Bedeutung bei der Produktion der RAS Komponenten zu. Mit Zunahme des Fettgewebes, wie im Falle der Adipositas, steigt die Produktion von Ang II und größere systemische Auswirkungen sind hierdurch wahrscheinlich. So ist anzunehmen, dass dem RAS im Fettgewebe eine große Bedeutung bei der Entstehung von Insulinresistenz und Bluthochdruck zukommt. Es gibt auch die Möglichkeit, dass Ang II direkt aus Angiotensinogen gebildet werden kann. Grund hierfür sei die enzymatische Wirkung der Serinproteasen von Kathepsin G, dem gewebespezifischen Plasminogenaktivator (t-PA), Tonin und chymotrypsin- bzw. trypsinähnlicher Enzyme (Gibbons und Dzau, 1994). Ungefähr 40 % der Gesamtmenge von Ang II entsteht so im menschlichen Körper aus Ang I ohne die enzymatische Umwandlung durch ACE (Hollenberg et al., 1998). Diese Serinproteasen sind wahrscheinlich auch der Grund für das sogenannte „angiotensin escape“ Phänomen. Hierbei beobachtet man bei Patienten, die lange unter ACEInhibitoren Therapie stehen, einen Anstieg, bzw. sogar Überschreiten des Ang II-Spiegels auf sein ursprüngliches Niveau. Gleichzeitig nimmt die erwünschte Wirkung der ACE-Inhibitoren auf Remodeling des Herzens und Verminderung der sympathischen Aktivität ab. Die therapeutische Konsequenz aus dem „angiotensin escape“ Phänomen ist die Kombination von ACE-Inhibitoren mit AT1-Rezeptorantagonisten (Aktories et al., 2013). 8 Einleitung Dem Octapeptid Ang II kommt über die Wirkung an den Angiotensin II Rezeptorsubtypen 1 und 2 (AT1-Rezeptoren und AT2-Rezeptoren) eine wichtige Schlüsselrolle zu. Als wichtigster Ligand der AT-Rezeptoren besitzt es auch die gleiche Affinität zu beiden Subtypen. Ang II reguliert hier unter anderem das Blutvolumen und den vaskulären Widerstand (de Gasparo et al., 2000). Die Geschwindigkeit der Produktion von Ang II ist abhängig von der Renin-Konzentration (Lin and Frishman, 1996). Neben der Wirkung über die Angiotensinrezeptorsubtypen auf die Gefäßzellen (s.u.), ist Ang II neben der extrazellulären Kaliumkonzentration einer der Hauptstimuli zur Freisetzung des Steroidhormons Aldosteron aus der zona glumerulosa der Nebenniere. Dieser Stimulus reguliert dort über den AT1-Rezeptor die Aldosteronbiosynthese (Aguilera, 1992). Die genaue Funktion des AT2-Rezeptors, welcher auch in der zona glumerulosa exprimiert wird ist unklar. Untersuchungen zeigen aber, dass eine erhöhte AT2-Rezeptorexpression, bei AT1-Rezeptorantagonisierung zu einer normalen Aldosteronbiosynthese führen kann (Peters et al., 2012). Aldosteron bewirkt eine Erhöhung der Zahl von Natriumkanälen in der luminalen Zellmembran der Epithelien des distalen Nephrons, der Lunge, des Dickdarmes, sowie in Schweiß- und Speicheldrüse. Diese Kanäle führen zu einem vermehrtem Einstrom von Natrium in die Zelle und einer Steigerung der Natriumresorption (Aktiores et al., 2013). Eine vermehrte Wasserrückresorption ist die Folge, es kommt zu einer Zunahme des Extrazellulärvolumens, sowie einer Hypokaliämie. Erhöhte Aldosteronspiegel können infolgedessen zu einer Hypertonie führen. Doch Ang II besitzt auch eine direkte Wirkung auf die Natriumretention am proximalen Tubulus des Nephrons (Abdel-Rahman et al., 2004). Tabelle 1: Mögliche Effekte durch Ang II Stimulation. AT1-Rezeptor Aldosteron/Vasopressin ↑ Vasokonstriktion Glomeruläre Filtration ↑ Proinflammatorisch Antiapoption Zellproliferation Fibrose AT2-Rezeptor Antiinflammatorisch Apoptose Antiproliferation Antifibrose Regeneration Differenzierung 9 Einleitung Der Abbau von Ang II erfolgt durch sogenannte Angiotensinasen. Hierbei werden von Ang II weitere Aminosäuren abgespalten und es entstehen Angiotensin III (Ang III), Angiotensin IV (Ang IV) und Angiotensin 1-7. Diese Derivate zeigen zwar immer noch eine biologische Wirkung, diese aber deutlich abgeschwächter im Vergleich zum Ang II (Aktories et al., 2013). 1.2. Die Angiotensin II Rezeptorsubtypen Es sind beim Menschen mehrere Ang II Rezeptorsubtypen bekannt, von denen dem AT1-Rezeptor und dem AT2-Rezeptor die größte Bedeutung zukommt und über die Ang II hauptsächlich seine Wirkung entfaltet. Daneben kommen auch ein Ang II Typ 3 Rezeptor (AT3-Rezeptor) und ein Ang II Typ 4 Rezeptor (AT4-Rezeptor) vor. In Nagetieren existieren außerdem zwei Isoformen des AT1-Rezeptors, der AT1A-Rezeptor und der AT1B-Rezeptor. Bei den Rezptorsubtypen 1 und 2 handelt es sich um G-Protein-gekoppelte Rezeptoren mit sieben hydrophoben transmembranen Segmenten, welche eine α Helix in der Doppellipidschicht der Zellmembran bilden (de Gasparo et al., 2000). Laut NC-IUPHAR (The International Union of Basic and Clinical Pharmacology Committee on Receptor Nomenclature and Drug Classification) gehören sie der A3 Rhodopsin-like Rezeptorenklasse an. Beide unterscheiden sich wesentlich in der Art der Expression, den physiologischen bzw. pathophysiologischen Effekten und der Art der intrazellulären Signaltransduktion. Ihre Gensequenzen sind nur zu 34 % homolog (de Gasparo et al. 2000), obwohl Ang II mit einer ähnlichen Affinität an beide Subtypen bindet (Inagami et al. 1992). Interessanterweise kommen beide Rezeptorsubtypen meist nicht zur gleichen Zeit im gleichen Gewebe vor (Galliant et al., 2000). Grundsätzlich ist der AT1-Rezeptor charakterisiert durch eine hohe Affinität zu Losartan, Irbesartan und Candesartan, sowie einer erniedrigen Affinität zu PD 123,319 und PD 123,177. Der AT2-Rezeptor zeigt dagegen eine höhere Affinität zu PD 123,319, PD 123,177 und CGP 42112, sowie eine geringere Affinität zu Losartan und Candesartan (Timmermans et al., 1993). 1.2.1. Der AT1-Rezeptor Beide Angiotensin Rezeptorsubtypen kommen ubiquitär im Organismus vor, jedoch unterscheiden sie sich deutlich in ihrem Verteilungsmuster. Beim gesunden Menschen überwiegt der Anteil des AT1-Rezeptors deutlich. 10 Einleitung Der AT1-Rezeptor kommt vor allem in Geweben vor, welche Einfluss auf die Regulation von Flüssigkeit und Blutdruck im Körper haben. Hierzu gehören alle Blutgefäße, das Herz, die Lunge, die Niere und Nebenniere, das Gehirn und die Hypophyse, die Harnblase und der Gastrointestinaltrakt, sowie das Fettgewebe. Zudem kommt der AT1-Rezeptor im Reproduktionssystem beim Mann im Hoden und bei der Frau im Endometrium, den endometrischen Blutgefäßen und der Plazenta vor. Die Plazenta ist in der Lage zudem alle anderen Komponenten des Renin-Angiotensin Systems zu bilden. Während der Schwangerschaft findet man den AT1-Rezeptor im Synzytiotrophoblasten und im Zytotrophoblast, sowie in den fetalen Endothelzellen der Gefäße (Cooper et al., 1999). So steigen die AT1-Rezeptor mRNA Transkripte und Rezeptorproteine in der Schwangerschaft an und haben ihr Maximum zum Geburtstermin (Petit et al., 1996). Im Fettgewebe des Menschen findet sich ein lokales Renin-Angiotensin System. Dort zeigt sich die Expression von AT1-Rezeptor Genen, Angiotensinogen und ACE (Engeli et al., 1999). In der Niere wird der AT1-Rezeptor in den Gefäßen, den Glomeruli, den vasa recta Bündeln der inneren Zone der Medulla exprimiert (Goldfarb et al., 1994). Weitere Experimente zeigen, dass die Expression des AT1-Rezeptors in transfizierten Zellinien der Fibroblasten, den COS-7 Zellen (Cercopithecus aethiops, origin-defective SV-40) durch den EGF (epidermal groth factor, Epidermaler Wachstums Faktor) erhöht werden kann (Guo und Inagami, 1994b). Anderseits wurde eine verminderte mRNA Expression des AT1Rezeptors in Herzzellen und Zellen der Aorta von Ratten gemessen, nachdem sie mit AT1-Rezeptor Antagonisten behandelt wurden (Kitami et al., 1992). Eine Expressionssteigerung des AT1-Rezeptors in Muskelzellen des Gefäßsystems lässt sich durch einen erhöhten Insulinspiegel über posttranskriptionale Mechanismen erreichen (Nickening et al., 1998). Hierdurch könnte erklärt werden, wie es bei Diabetes mellitus Typ II (DMT2) zu Begleitkrankheiten, bzw. Folgekrankheiten wie Hypertonus, oder Atherosklerose kommen kann. Douglas und Brown (1982) untersuchten außerdem ein negatives Feedback von Ang II-Konzentration und Expression des AT1-Rezeptors. So zeigten sie, dass eine hohe Ang II-Konzentrationen zu einer Verringerung und niedrige zu einer Erhöhung der AT1Rezeptorendichte führen. Der Aufbau des AT1-Rezeptors wurde detalliert untersucht. Er ist mit einem Gq- und G12-Protein gekoppelt. Ang II führt nach Rezeptorbindung zur Auslösung der Gq-Untereinheit, was in der Folge zu einer Aktivierung der Phospholipase C-β (PLC-β) führt. PLC-β erstellt aus Phosphatidylinositol-4,5-bisphosphat (PIP2) die beiden sekundären 11 Einleitung Botschafter (second messenger), das 1,2-Diacylglycerol (DAG) und das Inositol-1,4,5-trisphosphat (IP3). Das IP3 erhöht, durch Freisetzung von Ca2+ Ionen aus intrazellulären Speichern, die Ca2+-Konzentration in glatten Muskelzellen. Das DAG aktiviert zu dem die Proteinkinase C (PKC) und verstärkt den Kalziumeinstrom über Kalziumkanäle (L-Typ) (de Gasparo et al., 2000). Durch diese Mechanismen kommt es zur Erhöhung der Ca2+Konzentration in der glatten Muskelzellen und damit zu einer Vasokonstriktion. Der Gefäßtonus steigt (Aktiores et al., 2005; Schiffrin et al., 2003). Abb. 2: Signaltransduktions- und Funktionsmodell des AT1-Rezeptors (Dinh et al., 2001). Abk.: DAG: Diazylglycerol, IP3: Inositol-1,4,5-Triphosphat, JAK: Januskinase, MAP: MitogenAktivierte Proteinkinase, PKC: Proteinkinase C, PLA2: Phospholipase A2, PLC: Phospholipase C, PLD: Phospholipase D, STAT: signal transducers and activators of transcription. 12 Einleitung Die Funktion des AT1-Rezeptors ist relativ gut untersucht. Eine Stimulation durch Ang II führt unter anderem zu einer Konstriktion der glatten Gefäßmuskelzellen. Dieser Effekt ist besonders groß am vas efferens des Glomerulus der Niere. Dort sorgt Ang II für eine erhöhte glomäruläre Filtationsrate. Eine weitere entscheidende Wirkung ist die Natrium-Retention über die Aldosteronfreisetzung aus der zona glomerulosa der Nebenniere. Der proliferative Effekt der AT1-Rezeptor Aktivierung durch Ang II, könnte durch die PKC vermittelte Expression von Protoonkogenen erklärt werden. Neben diesen Effekten wurde in einigen Arbeiten auch eine Hemmung der Adenylatcyclase, sowie die Stimmulation der Phospholipase A2 (PLA2) als AT1-Rezeptor-gekoppelte Signaltransduktionswege beschrieben (Higuchi et al., 2007). Erhöhte PLA2 Blutspiegel gelten als Entzündungsmarker und als Risikowert für das Auftreten einer koronaren Herzkrankheit (Packard et al., 2000). Der PLA2 Blutspiegel hat hierbei die selbe Aussagekraft wie erhöhte Blutdruckwerte oder erhöhte LDL-Werte (low-density-lipoprotein, Lipoprotein niedriger Dichte) (Rosenson et al., 2010). In der Niere werden von einigen Arbeiten Zusammenhänge zwischen der Wirkung von Ang II über AT1-Rezeptoren und Nierenerkrankungen postuliert. So sollen sich bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz eine Verringerung der AT1-Rezeptor Expression in den Glumeruli zeigen (Wagner et al., 1999). Des Weiteren hat man beobachtet, dass exprimierte AT1Rezeptoren in menschlichen, kultivierten Mesangiumzellen eine Ang IIinduzierte Hypertrophie und Proliferation auslösen. Dies könnte implizieren, dass Ang II an der Pathogenese der Glomerulosklerose beteiligt ist (Orth et al., 1995). Auch in glatten Muskelzellen der Lungen Arterie wurden ähnliche Effekte beobachtet, die zu der Annahme führen, dass Ang II über den AT1Rezeptor zu einer Signaltransduktion führt, die zu Wachstum und Remodeling in Zellen des menschlichen Gefäßsystems führt (Morrell et al., 1999). Hypertonie und negative kardiovaskuläre Effekte sind eine Konsequenz aus einer pathologischen Überaktivierung des AT1-Rezeptors. Diese Erkenntnisse stellt den AT1-Rezeptor als eine der Schlüsselfiguren zur Bekämpfung chronischer Krankheiten da, wie das Metabolische Syndrom, oder einen Diabetes Mellitus Typ II (de Gasparo et al., 2000). Eine Blockierung des AT1-Rezeptors zeigt also bei diesen Krankheitsbildern positive Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf (Cole et al., 2010). 1.2.2. Der AT2-Rezeptor Der AT2-Rezeptor wird vor allem im fetalen Gewebe expremiert, wobei das Verhältnis zum AT1-Rezeptor postnatal stark abnimmt. Das AT2-Rezeptorgen 13 Einleitung befindet sich beim Menschen auf dem X Chromosom (Koike et al., 1994). Diese höhere AT2-Rezeptorexpression im embryonalem Gewebe lässt vermuten, dass ein Zusammenhang mit der embryonalen Entwicklung besteht, konnte aber nicht bewiesen werden (Yamada et al. 1999). Im ausgewachsenen Organismus zeigen sich erhöhte AT2-Rezeptorexpression im Herzmuskel, Gefäßendothel, Gehirn, in der Nebenniere, sowie im Uterus und den Ovarien (de Gasparo et al., 2000). Shao et al. (2013) fanden die höchste AT2-Rezeptorexpression in den Insel- und Azinuszellen des Pankreas bei adulten Ratten. Mehrere intra- und extrazelluläre Faktoren sind für der Regulierung der Expression des AT2-Rezeptors beteiligt (Galliant et al., 2000). So beeinflussen Schwankungen der intrazellulären Natriumkonzentration und des cAMP-Spiegels die AT2-Rezeptorexpression (Murasawa et al., 1996; Tamura et al., 1999). Auf der extrazellulären Ebene haben Wachstumsfaktoren Einfluss auf die AT2-Rezeptorexpression (Kambayashi et al., 1996). Hierbei wird die Expression möglicherweise über die Transkription, Posttranskription und über die Translation geregelt (Camp und Dudley, 1995). Weitere Studien zeigten den Einfluss von Steroidhormonen auf die Regulation der Expression des AT2-Rezeptors. So steigert Östrogen diese in der Hypophyse und im Uterus (Pawluczyk und Harris, 2012). Ebenso führe eine vermehrte Stressbelastung, auch in Form ischämischer Vorgänge, zu einer Steigerung der AT2-Rezeptorexpression (Leri et al., 2000). Mit Ang II und mit dem AT2-Rezeptoragonist CGP-42112A konnte diese Steigerung bei R3T3 Zellen, einer Fibroblasten Zelllinie der Maus, nachgewiesen werden (Shibata et al. 1997; Dudley und Summerfelt, 1993). Die Funktion, bzw. Wirkung des AT2-Rezeptors ist größtenteils unklar und weniger erforscht als die des AT1-Rezeptors. Es ist nicht gänzlich geklärt, ob die Signaltransduktion des AT2-Rezeptors auch über gekoppelte G-Proteine verläuft. Man geht davon aus, dass eine Stimulation des AT2-Rezeptors unter anderem die Phospholipase A2 aktiviert. Diese Stimulation führt zu einer Freisetzung von Arachidonsäure, die durch eine Modifikation des Na+/HCO3Symporter-Systems den intrazellulären pH-Wert verändern können (Kohout und Rogers, 1995). Dulin et al. beschreibt 1998 außerdem eine Aktivierung der MAPK (Mitogen-activated protein-Kinase) durch Arachidonsäuremetaboliten. Eine AT2-Rezeptor Stimulation aktiviert außerdem verschiedene Phosphatasen. Bisher wurden drei Phosphatasen gefunden (Nouet et al., 2000), welche aktiviert werden: 1. Die MKP-1 (Mitogen-Activated Protein (MAP) Kinase Phosphatase-1), eine Tyrosin/Threonin Phosphatase 14 Einleitung 2. 3. Die SHP-1 (SH2 Domain-Containing Thyrosin Phosphatase-1), eine Tyrosin Phosphatase Die PP2A (Protein Phosphatase 2A) Jede dieser Phosphatasen führt zu einem eigenständigem Signalweg in der Zelle, welcher verschiedene zelluläre und funktionale Antworten erzeugt (Funke-Kaiser et al., 2009). Weiter werden Effekte einer AT2-Rezeptor Aktivierung auf das NO/cGMP System (Stickstoffmonoxid/cyclisches Guanosinmonophosphat) beschrieben. Die hierdurch ausgelöste NO-Freisetzung wurde in Modellen in-vitro, wie auch in vivo beschrieben. Der daraus folgende cGMP Anstieg ist vermutlich Bradykinin abhängig (Steckelings et al., 2005). Aber auch eine Verminderung der cGMP in der Zelle kann Folge einer Stimulation des AT2-Rezeptors sein. In den Zellen der zona glumerulosa von Ratten und in PC12W (Phäochromozytom Zellen) führt eine Stimulation über den AT2-Rezeptor zur Aktivierung einer PTPase (Protein-TyrosinPhosphatase), welche eine Inhibierung der Guanylatcyclaseproduktion bewirkt (Bottari et al., 1992). 15 Einleitung Abb. 3: Signaltransduktions- und Funktionsmodell des AT2-Rezeptors (Dinh et al., 2001). Abk.: ERK: Extrazellulär-Regulierte-Kinase, MKP-1: MAP-Kinase-Phosphatase 1, PLA2: Phospholipase A2, PP2A: Serine/Threonin-Phosphatase 2A, PTP: Protein-TyrosinPhosphatase, SHP-1: SH2-Domain-Containing-Phosphatase-1. Im gesunden Menschen spielt der AT2-Rezeptor im Vergleich zum AT1Rezeptor jedoch eine untergeordnetere Rolle (de Gasparo et al., 2000). Untersuchungen zeigten, dass er bei pathologischen Veränderungen, vermehrt exprimiert wird. So beschreiben Rosenstiel et al. (2002) eine vermehrte Expression des AT2-Rezeptors unter pathologischen Bedingungen, wie bei Herzinsuffizienz und inflammatorischen Prozessen. Auch bei anderen pathologischen Prozessen wie dem „Remodeling“ nach Herzinfarkt oder nach Gefäßverletzungen wird eine ansteigende Expression beschrieben (Akishita et al., 2000). Die Untersuchungen am AT2-Rezeptor zeigen, dass über ihn eine antiinflammatorische und antiproliferatorische, sowie auch apoptotische 16 Einleitung Wirkung vermittelt wird (de Gasparo et al., 2000). Außerdem beschreiben einige Autoren eine über die AT2-Rezeptor Aktivierung vermittelte Vasodilatation und Natriurese (Widdop et al., 2003, Siragy et al., 1999). Eine AT2-Rezeptoraktivierung wirkt sich auf diese Weise positiv auf den Verlauf kardiovaskuläreer Erkrankungen aus und könnte auch eine neue Behandlungsmethode zur Verbesserung der systolischen und diastolischen Funktion nach einem Herzinfarkt sein (Kaschina et al., 2008). Die Auswirkungen einer AT2-Rezeptor Stimulation durch Ang II bestätigen den AT2-Rezeptor als Gegenspieler des AT1-Rezeptors. Daugherty et al. (2001) zeigen in diesem Zusammenhang an Mäusen, dass aortale Aneurysma und Atherosklerose durch AT1-Rezeptorblocker unter Ang II Gabe verhindert, bzw. abgeschwächt werden können, während die zusätzliche Gabe des AT2-Rezeptorantagonisten PD 123,319 diese positive Effekte wieder aufhebt. Doch neben den antagonisierten ,klassischen‘ kardiovaskulären AT1Rezeptor vermittelten Effekten, wurde zusätzlich in vitro und in vivo gezeigt, dass eine AT2-Rezeptor Stimulation neuronale Zelldifferenzierung, Regeneration vom N. Ischiaticus und N. Opticus bewirkt, sowie neurologische Defizite nach einem Schlaganfall reduzieren kann (Unger und Dahlof, 2009). Das die Signalwege des AT2-Rezeptors im Detail noch relativ unerforscht sind, verdeutlichen einigen Studien bei denen auch paradoxe Effekte bei einer AT2-Rezeptor Stimulation beschrieben wurden (Ichihara et al., 2002). Auf eine bedeutungsvolle Rolle des AT2-Rezeptors zur Entstehung einer Insulinresistenz weisen die Studien von Shao et al. (2013) hin. Bei ihren Experimenten an Pankreaszellen adulter Ratten sprechen sie den Funktionen des AT2-Rezeptors eine insulinotrope Rolle zu und führen ihn sowie seine nachgeschalteten Signalwege als potentielle therapeutische Ziele für eine Diabetes Therapie an. 1.3. Medikamentöse Eingriffe in das RAS Die in heutiger Zeit zugelassenen Medikamente, welche das RAS beeinflussen, zielen hauptsächlich darauf ab einen Bluthochdruck zu behandeln. Als Bluthochdruck gilt ein systolischer Blutdruck von ≥ 140 mmHg und ein diastolischer Blutdruck von ≥ 90 mmHg (Deutsche Hochdruckliga e.V., DHL). Die ältesten Medikamente, die in das RAS eingreifen, sind die ACE Hemmer wie Captopril, Enalapril, Ramipril, etc. Seit 1995 steht mit den spezifischen AT1-Rezeptorblockern, den Sartanen, eine weiteres Medikament zur Bluthochdruckbehandlung zur Verfügung. Der jüngste Vertreter der 17 Einleitung zugelassenen RAS Medikamente ist Aliskiren, ein Renin RezeptorAntagonist, welcher 2007 auf den Markt gebracht wurde. Abb. 4: Schema des RAS, der Entstehung des Ang II und der Renin-Hemmung, der ACEInhibition, sowie den AT1-Rezeptorantagonisten. AT1, AT1-Rezeptor. AT2, AT2-Rezeptor. Quelle: RAS blockade with ARB and ACE inhibitors: current perspective on rationale and patient selection (Werner et al., 2008). Alle genannten Medikamente zielen darauf ab, die negativen Folgen einer AT1-Rezeptor Aktivierung zu verringern. Medikamente, welche zur Behandlung am Menschen zugelassen sind, die zu einer direkten AT2Rezeptor Aktivierung führen, sind zur Zeit nicht erhältlich. Doch neuste Forschungen zeigen, dass sie ein großes Potential für pharmakologische Therapien besitzen (Murugaiah et al., 2012). Die meisten Untersuchungen zum AT2-Rezeptor wurden über eine indirekte Aktivierung durchgeführt, indem man selektiv den AT1-Rezeptor blockierte und über Ang II eine Stimulierung durchführte. Die ersten entwickelten Substanzen, die einen direkten Einfluss auf den AT2-Rezeptor haben, sind der AT2Rezeptorantagonist PD 123,319 und der AT2-Rezeptoragonist CGP-42112A . Doch zeigen beide Substanzen eine gewisse Instabilität in in vivo und in vitro Versuchen (Stoll et al., 1995). Weitere Methoden einer direkten AT2-Rezeptor Untersuchung bestehen im genetischen KO Modell des AT1-Rezeptors. 2004 wurde mit dem Compound 21 (C21) zum ersten Mal ein selektiver, nicht-peptischer AT2-Rezeptoragonist entdeckt, der eine akzeptable Bioverfügbarkeit nach oraler Aufnahme aufzeigt (Wan et al., 2004; Murugaiah et al., 2012). Durch diese pharmakologische Möglichkeit könnte die agonistische Aktivität am Rezeptor um ein Vielfaches erhöht werden. Deutlich höher, als es bisher mit dem natürlichen Liganden Ang II erreicht werden konnte (Unger und Dahlof, 2009). 18 Einleitung 1.4. Der Glucosetransport in die Muskelzelle Glucose ist für eukaryotische Zellen die wichtigste Energiequelle. Für die Regulierung der Glucosehomöostase im menschlichen Körper spielt der Skelettmuskel eine der wichtigsten Rollen. Die insulinvermittelte Glucoseaufnahme hat hierbei einen der größten Effekte auf die Blutzuckerwerte. Glucose, als wichtigste Energiequelle des Körpers, wird über die Transportsysteme der Glucosetransporter-Familie (GLUT-Familie) erleichternd in die Zelle transportiert (Aktories et al., 2013). Es sind dreizehn GLUT bekannt, die in drei Klassen unterteilt werden. In der Klasse I befinden sich GLUT1, GLUT2, GLUT3 und GLUT4, welche sich in den Aminosäuren zu 51-64 % gleichen, sich aber in Gewebeverteilung, Transportkinetik und Substratspezifität unterscheiden (Mohan et al., 2010). Die GLUT bestehen aus vierhundert bis sechshundert Aminosäuren und durchspannen die Plasmamembran der Zelle mit zwölf transmembranen Helices. Diese zwölf transmembrane Helices bilden eine Pore für ihr jeweiliges Substrat (Boron et al., 2005). Abb. 5: Schematischer Aufbau des GLUT4 und seiner Lage in der Plasmamembran (LeRoith et al., 2004). Die Abbildung zeigt die Aminosäurenanordnung und mögliche Bindungsstrukturen. 19 Einleitung Der Skelettmuskulatur kommt eine wichtige Bedeutung zu, da sie 75 % 80 % der insulininduzierten Glucoseaufnahme des gesamten menschlichen Organismus übernimmt (Zierath, 1995). Für die Glucoseaufnahme in Muskelzellen und Fettzellen ist der GLUT4 hauptverantwortlich. Er wird dort hauptsächlich exprimiert und sorgt während der Belastung und Kontraktion im Muskel für eine ausreichende Glucoseversorgung der Zellen. Die Translokation von GLUT4 aus dem endoplasmatisches Retikulum (ER) und aus Speicher-Vesikeln erfolgt durch die Insulinwirkung auf die Muskelzelle (Ishiki und Klip, 2005). Durch seine dynamische Zirkulation in Fett- und Muskelzellen nimmt der GLUT4 eine besondere Rolle ein. Verschiedene Arten von Vesikel, welche GLUT4 beinhalten wurden identifiziert. So besteht eine Art aus endosomalen Vesikeln und Strukturen des trans-Golgi Netzwerkes, in denen GLUT4 sich in ständiger Zirkulation befindet (Bryant et al., 2002). Bei einer anderen Art der Vesikel, welche GLUT4 enthalten, handelt es sich um besondere Vorratsvesikel, welche über Insulinstimulation direkt zur Plasmamembran der Zelle transloziert werden (Li et al., 2004). Ohne Insulin befinden sich fast mehr als 90 % der Transporter innerhalb der Zelle. Durch die Wirkung von Insulin steigt die Exozytoserate der GLUT4 um das Zehnfache, während parallel die Endozytoserate abfällt (Satoh et al., 1993; Lee et al., 2000). Nach der Bindung von Insulin an den Insulinrezeptor der Zelle verläuft die Translokation der GLUT4 zur Plasmamembran über zwei bisher identifizierte, unabhänige Signalwege (Watson et al., 2004): 1. 2. Über den Phosphoinositid-3-Kinase (PI3-Kinase) -Signalweg. Über den CAP/Cbl abhängigen Signalweg. Außerdem konnte nachgewiesen werden, dass im Skelettmuskel GLUT4 durch Muskelkontraktion, insulinunabhängig, zur Plasmamembran transloziert werden kann (Lund et al., 1995). 1.5. Die AMP-abhängige Proteinkinase (AMPK) 1973 wurde ein Enzym durch Carlson und Kim identifiziert, welches das Schlüsselenzym der Fettsäurensynthese, die Acetyl-CoA-Carboxylase (ACC) Adenosinmonophosphat-abhängig (AMP-abhängig) inhibiert. Gleichzeitig identifizierte Gibbson et al. ein Enzym, welches das Schlüsselenzym der Cholesterinbiosynthese, die HMG-CoA-Reduktase (HMGCR) AMP-abhängig inhibiert (Hardie, 2003). Erst nach vierzehn Jahren wurde erkannt, dass es sich um ein und das selbe Enzym handelt (Carling et al. 1987; Hardie und Carling, 1997). 20 Einleitung Neuere Untersuchungen zeigten, dass die AMPK ein heterotrimerer Komplex (αβγ) ist. Sie setzt sich aus einer katalytischen α-Untereinheit und zwei regulatorischen β- und γ-Untereinheiten zusammen. Alle Untereinheiten werden von mehreren Genen kodiert und kommen daher als Konglomerat verschiedener Isoformen vor (Hardie, 2003). Es kann eine Analogie geschaffen werden zwischen den ubiquitär vorkommenden Nukleotiden in der Zelle, dem Adenosintriphosphat (ATP) und dem Adenosindiphosphat (ADP) mit den chemischen Substanzen einer Batterie. Typischerweise erhalten lebende Zellen eine hohes Verhältnis von ATP zu ADP aufrecht (ca. 10 : 1). Mit diesem Energievorrat kann die Zelle energieaufwändige Prozesse bewerkstelligen. Durch katabole Vorgänge werden die Energiereserven aufgefüllt, indem ADP zu ATP phosphoryliert wird. Die meisten Prozesse in der Zelle sind eher energieaufwändig, führen also zu einer Hydrolyse von ATP zu ADP (s. Abb. 6). In den meisten Zellen wird das Verhältnis von ATP zu ADP in sehr engen Grenzen gehalten, was zeigt, dass der Grad des ATP Verbrauchs sich mit dem Grad der ATP Synthese deckt. Forschungen zeigten, dass für diese Leistung der Zelle der AMPK eine entscheidende Rolle zukommt (Hardie, 2004). Abb. 6: Pysiologische Funktion der AMPK in der Zelle (Näheres s. Text) (Hardie, 2004). Das intrazelluläre Verhältnis von ATP zu AMP ist der wichtigste Parameter für die AMPK und sensitiver als das Verhältnis von ATP zu ADP (Hardie und Hawley, 2001). Durch dieses feinabgestimmte System kann auch unter Energiemangel das Überleben der Zelle gewährleistet werden. Die Aktivierung der intrazellulären AMPK wird durch sämtliche Arten von Stress ausgelöst, die zu einer Erhöhung des AMP Spiegels, bzw. zu einer Erniedrigung des ATP-Spiegels führen. Dazu zählt der physiologische Stress, wie Muskelkontraktion und Hypoxie, wie er bei Sport oder aber auch bei Gewebsschädigung vorkommt, sowie der Stress durch Inhibitoren der 21 Einleitung Atmungskette, Zellgifte, oxidativer Stress und Hitzeschock (Yamauchi et al., 2002; Fisher et al., 2002; Hardie et al. 2003). Eine Aktivierung der AMPK hat verschiedene Auswirkungen. So konnte gezeigt werden, dass die Aktivierung der AMPK zu einer Stimulation der Glucoseaufnahme in die Skelettmuskelzelle führt und sie in den Hepatozyten außerdem zu einer Reduzierung der Expression mehrerer Moleküle führt, die in der Gluconeogenese eine wichtige Rolle spielen, wie die der G6Pase (Glucose-6-Phosphatase) oder der PEPCK (PhosphoenolpyruvatCarboxykinase). Weitere Untersuchungen zeigten, dass eine aktivierte AMPK eine Senkung des Blutzuckerspiegels in vivo zur Folge hat. Zusammengefasst ist die AMPK maßgeblich an der Regulierung des Glucosestoffwechsels und der Insulinsensitivität in vitro und in vivo beteiligt (Yamauchi et al., 2002; Fisher et al., 2002). Man kann von einer engen Verbindung zwischen einer Dysregulierung der AMPK und einer Insulinresitenz ausgehen. So ist die Aktivität der AMPK im Fettgewebe von adipösen, insulinresistenten Menschen vermindert. Diese Verminderung und die damit verbundenen Veränderung auf zellulärer und genetischer Ebene, können zu einem Metabolischem Syndrom führen (Ruderman et al., 2013). 1.6. Das Metabolische Syndrom In den letzten sechzig Jahren änderte sich, durch Nahrungsüberschuss und Wohlstand der Lebensstil der westlichen Gesellschaft. Folgen dieses Lebensstils waren unter anderem eine erhöhte Prävalenz der Erkrankungen wie Fettleibigkeit (Adipositas), Störungen des Fettstoffwechsels (Dyslipidämien), Bluthochdruck Erkrankungen (Hypertonie), Insulinresistenz, bzw. Diabetes Mellitus Typ 2 (DMT2). 1980 tauchte erstmals der Ausdruck des Metabolischen Syndroms in Deutschland auf (Wirth, 2007). Im Allgemeinen spricht man von einem Metabolischem Syndrom, wenn gleichzeitig Metabolische Risikofaktoren des DMT2 und kardiovaskulärer Erkrankungen auftreten (Eckel et al., 2005). Andere Synonyme für das Metabolische Syndrom sind: Syndrom X, Insulinresistenz Syndrom, oder tödliches Quartett (Eckel et al., 2005). Laut World Health Organization (WHO) liegt ein Metabolische Syndrom vor, wenn die Risikofaktoren Diabetes mellitus, gestörte Glucosetoleranz, Insulinresistenz, bzw. pathologischer Nüchternblutzucker vorliegen. Außerdem müssen mindestens zwei der Erkrankungen wie Dyslipidämie, Bluthochdruck oder viszerale Adipositas vorhanden sein. Andere Organisationen wie das National Cholesterol Education Program (NCEP), die International Diabetes Federation (IDF), die Group of the Study of Insulin Resistence (EGIR) und die American Association of Clinical 22 Einleitung Endocrinologists (AACE) definieren ähnlich (s. Tabelle 2), wenn auch mit jeweils verschiedenen Schwerpunkten. Am verbreitetsten sind die Kriterien zur Definition des Metabolischen Syndroms von der WHO und/oder der EGIR. Bei beiden Organisationen liegt der Hauptfokus auf dem Vorkommen einer Insulinresistenz, bzw. eines DMT2. Die jüngeren Klassifikationen der AACE und IDF legen ihren Hauptfokus auf den Taillenumfang, bzw. den Body Mass Index (BMI). Tabelle 2: Fünf Definitionen des Metabolischen Syndroms (UpToDate®,2013). NCEP: National Cholesterol Education Program; IDF: International Diabetes Federation; EGIR: Group for the Study of Insulin Resistance; AACE: American Association of Clinical Endocrinologists; HDL: high density lipoprotein; BMI: body mass index. * Most commonly agreed upon criteria for metabolic syndrome (any three of five risk factors). • For South Asia and Chinese patients, waist ≥90 cm (men) or ≥80 cm (women); for Japanese patients, waist ≥90 cm (men) or ≥80 cm (women). Δ Insulin resistance measured using insulin clamp. ◊ High risk of being insulin resistant is indicated by the presence of at least one of the following: diagnosis of CVD, hypertension, polycystic ovary syndrome, non-alcoholic fatty liver disease or acanthosis nigricans; family history of type 2 diabetes, hypertension of CVD; history of gestational diabetes or glucose intolerance; nonwhite ethnicity; sedentary lifestyle; BMI 25 kb/m2 or waist circumference 94 cm for men and 80 cm for women; and age 40 years. § Treatment with one or more of fibrates or niacin. ¥ In Asian patients, waist ≥90 cm (men) or ≥80 cm (women). 23 Einleitung Die Entstehung des Metabolischen Syndroms ist multifaktoriell. Neben genetischen, humoralen und endothelialen Funktionsstörungen spielen auch ein Großteil von vermeidbaren Umwelteinflüssen eine große Rolle (Wirth, 2007). Die Gefahr des Metabolischen Syndroms ist, dass die Betroffenen oftmals verkennen, welchem Risiko sie ausgesetzt sind. Gerade wegen der weitestgehend symptomlosen Anfangszeit der Krankheit sehen die Erkrankten keinen Grund zur Lebensstiländerung. Jedoch haben mehrere Studien gezeigt, dass es eine starke Assoziation zwischen dem Metabolischem Syndrom und dem Vorkommen von Schlaganfällen, Herzinfarkten, Diabetes mellitus, sowie einer allgemein erhöhten Gesamtmortalität gibt (Day, 2007; Khanam et al., 2011). Die gängigsten Definitionen des Metabolischen Syndroms von der EGIR und der WHO sehen die Insulinresistenz, bzw. einen DMT2 als zentralen Faktor der Diagnose (Balkau und Charles, 1999; WHO, 1999). Im Folgenden wird genauer auf diese beiden Komponenten eingegangen. 1.7. Diabetes mellitus und Insulinresistenz 1.7.1. Diabetes mellitus Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) definiert in ihren Leitlinien Diabetes mellitus als den „Sammelbegriff für heterogene Störungen des Stoffwechsels, deren Leitbefund die chronische Hyperglykämie ist. Ursache ist entweder eine gestörte Insulinsekretion oder eine gestörte Insulinwirkung oder auch beides“ (Kerner und Brückel, 2011). Weiter wird die Krankheit in verschiedene Typen unterteilt, die sich in pathobiochemischen und ätiologischen Gesichtspunkten von einander unterscheiden (s. Tabelle 3). Tabelle 3: Diabetes Typen und deren Pathomechanismus, nach den Leitlinien der DDG: Diabetes Typ Ursache, bzw. Ätiologie Typ 1 Absoluter Insulinmangel, durch β-Zellzerstörung, meist immunologisch verursacht Typ 2 Relativer Insulinmangel, durch vorwiegende Insulinresistenz und evtl. mit sekretorischem Defekt 24 Einleitung Diabetes Typ Ursache, bzw. Ätiologie andere spezifische Typen • Erkrankungen des exokrinen Pankreas • Genetische Defekte der β-Zell-Funktion oder der Insulinwirkung • Endokrinopathien • medikamentös-chemisch induziert • seltene Formen eines autoimmun vermittelten Diabetes • Infektionen Gestationsdiabetes Erstmalig während einer Schwangerschaft auftretende Glucosetoleranzstörung. Die Anzahl der Menschen mit einem diagnostizierten Diabetes mellitus belaufen sich aktuell auf mehr als 382 Millionen (IDF, 2014). 1980 waren es noch ca. 153 Millionen, was mehr als einer Verdoppelung in den letzten dreißig Jahren entspricht (Danaei et al., 2011). Der Vormarsch des Diabetes mellitus wird heutzutage als „Diabetesepedemie“ bezeichnet (Zimmet et al., 2001), von der besonders Indien, China und die USA betroffen sein werden (King et al., 1998). Weltweit ist der DMT2 der Häufigste. Laut WHO haben ca. 90 % aller Menschen mit Diabetes einen DMT2 (WHO, 1999). In Deutschland sollen ca. 5 % der Gesamtbevölkerung an einem bekannten DMT2 leiden (Hauner und Scherbaum, 2002). Der DMT2 ist eine Erkrankung des Stoffwechsels, die durch eine Erhöhung der Blut- und Urinzuckerwerte gekennzeichnet ist. Vor der Enddiagnose kommt es zu gestörten Nüchternglucosewerten. Laut WHO liegt ein Diabetes gesichert vor, wenn der Nüchternglucosewert zwei Mal in Folge über ≥ 126 mg/dL gemessen wird, oder aber, nach einer Gabe von 75 g Glucose der Glucosewert in einem oralen Glucose Toleranz Test (oGTT) nach zwei Stunden ≥ 200 mg/dL beträgt. Nach DDG gilt ein DMT2 außerdem als gesichert, wenn der HbA1c Wert ≥ 6,5 % beträgt. Doch neben dem gestörten Glucosestoffwechsel sind auch der Eiweiß- und Fettstoffwechsel betroffen. Als Ursache gilt beim DMT2 die Insulinresistenz und damit die unzureichende Insulinwirkung an Muskel-, Fett-, und Leberzellen. Der DMT2 wurde früher auf Grund des Auftretens meist im höheren Lebensalter, als sogenannter Altersdiabetes bezeichnet. Diese Bezeichnung gilt aber als veraltet, da er sich immer mehr auch bei Menschen in jüngeren Jahren manifestiert (American Diabetes Association 2013; Reineher, 2013). Wichtigster Risikofaktor für die Entstehung eines DMT2 ist 25 Einleitung der sogenannte „westliche“ oder auch „industrielle“ Lebensstil. Womit übermäßige Ernährung und Bewegungsmangel gemeint sind, welche eine Zunahme der Körperfettmasse zur Folge haben. Das Risiko an einem DMT2 zu erkranken korreliert sehr stark mit einem erhöhten Körpergewicht. Zusätzlich hat die Dauer der Adipositas und das abdominelle Fettverteilungsmuster einen großen Einfluss auf die Krankheit. Es gilt heute als erwiesen, dass eine Gewichtszunahme das Risiko auf einen DMT2 erhöhen kann, und eine Gewichtsabnahme es entsprechend senken kann (Hauner und Scherbaum, 2002). DMT2, sowie seine Komplikationen, zählen zu den häufigsten unter den chronischen Erkrankungen (Zimmet et al., 2001). Der dauerhaft erhöhte Blutzucker führt zu einer Schädigung des Gefäßendothels. Diese Schädigung bildet die Grundlage für die mit dem Diabetes assoziierten Folgeerkrankungen, bzw. Spätkomplikationen. Die Komplikationen betreffen zahlreich Organsysteme und sind der Grund dafür, dass sich Mortalität und Morbidität erhöhen. Es kommt im Laufe der Erkrankung vermehrt zu Mikroangiopathien, sowie Nephro-, Neuro- und Retinopathien. Makroangiopathisch kommt es zu Erkankungen wie der koronaren Herzkrankheit (KHK), der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) und zu zerebralen Durchblutungsstörungen, sowie zum Schlaganfall (Hauner und Scherbaum, 2002). Diabetes mellitus gilt heute als unabhängiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen, obwohl er meist mit anderen Risikofaktoren wie Adipositas, Bluthochdruck, oder Dyslipidämie auftritt. So ist das Risiko mit Diabetes eine kardiovaskuläre Erkrankung zu erleiden bis zu 4,5 fach und die Gesamtsterblichkeit bis zu 2,7 fach erhöht gegenüber Personen ohne Diabetes (Unwin et al., 2002). Die Folgen für die Gesellschaft und das Gesundheitssystem sind immens (Zimmet et al., 2001). In 2013 starben 5,1 Millionen Menschen an Diabetes. Die weltweit durch die Krankheit entstandenen Kosten wurden 2013 auf 548 Milliarden US Dollar geschätzt (IDF). 1.7.2. Insulinresistenz Mehrere epidemiologische Studien zeigen, dass einem Diabetes mellitus die Bildung einer Insulinresistenz vorausgeht. Die Insulinresistenz bedeutet eine nicht adäquate Antwort des peripheren Gewebes wie dem Fettgewebe oder dem Skelettmuskel auf eine bestimmte Menge an Insulin. Die insulinvermittelte Glucoseaufnahme in die Zelle ist gehemmt. Daneben kommt es bei der Insulinresistenz auch zu einer verminderten Fähigkeit des Insulins die Gluconeogenese in der Leber zu hemmen (Olefsky und Glass, 26 Einleitung 2010). Aufgrund der kompensatorischen Hypersekretion von Insulin durch die β-Zellen des Pankreas verläuft die Insulinresistenz schleichend und meist unentdeckt, da zu diesem Zeitpunkt noch ein normaler Blutzuckerspiegel gemessen werden kann. Doch vermindert die Hyperinsulinämie auf Dauer die Insulinwirkung an den Zielzellen. Außerdem erschöpft die dauerhafte Insulinsekretion die β-Zellen. Sobald diese die erhöhte Insulinsekretion nicht mehr aufrechterhalten können, kann sich ein DMT2 manifestieren. Es gilt als gesichert, dass eine Insulinresistenz bei Menschen entsteht, die zum einen genetisch prädispositioniert sind und zum anderen einen erhöhten Körperfettanteil haben (Olefsky und Glass, 2010). Wie Abb. 7 zeigt werden bei der Adipositas aufgrund eine erhöhte Nahrungsaufnahme und Bewegungsmangel, vermehrt Triglyceride ins viszerale und subkutane Fettdgewebe eingelagert (Shoelson et al., 2007). Die Adipozyten hypertrophieren und es kommt zu einem stark herabgesetzten Ansprechen der Adipozyten auf Insulin. Als Folge wird die Lipolyse in den Adipozyten nicht mehr durch Insulin gehemmt (Stumvoll et al., 2005) und es werden vermehrt freie Fettsäuren von den Adipozyten ins Blut abgegeben. Die Folge ist eine Hyperlipidämie. Durch das Überangebot von Fetten steigt die Aufnahme von Fettsäuren zum einen in die Skelettmuskulatur und zum anderen in die Leber. Es resultiert zum einen eine nicht alkoholinduzierte Fettleber und eine Fetteinlagerung in den Muskel (Shoelson et al., 2007). Das erhöhte Angebot und die erhöhte Einlagerung von Fettsäuren führen zu einer vermehrten Lymphozyten- und Makrophagenaktivierung, sowie Einwanderung (Schenk et al., 2008). Diese Ereignisse führen schlussendlich zu einer niedriggradig chronischen Enzündung, die systemische Folgen hat (Zeyda und Stulnig, 2007). Es besteht eine enge Korrelation zwischen Entzündungszeichen wie einem erhöhten C-reaktivem Protein (CRP), sowie Interleukin-6 (IL-6) und der Entstehung von Insulinresistenz und Diabetes (Shoelson et al., 2007). Man geht davon aus, dass pro-inflammatorischer Zytokine wie der Tumornekrosefaktor-𝜶 (TNF-𝜶) und das IL-6 Einfluss auf die Insulinwirkung haben, indem sie die Signaltransduktion des Insulins unterdrücken (Dandona et al., 2004). 27 Einleitung Abb. 7: Zusammenhang von Adipositas und Entzündung, sowie der Entstehung von Artherosklerose und Insulinresistenz (Shoelson et al., 2007). 1.8. Einfluss des RAAS auf Diabetes und Insulinresistenz Die Hauptfunktion des RAAS ist die Regulation des Blutdruckes. Doch neben dieser wichtigen Funktion zeigen jüngste Untersuchungen, dass es auch einen großen Einfluss auf die Regulation des Glucosestoffwechsel ausübt. Das RAAS ist der Knotenpunkt von Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Adipositas und dem Metabolischem Syndrom. So leiden bis zu 80 % der Patienten mit einem Diabetes mellitus Typ II zusätzlich unter Bluthochdruck (Kintscher, 2010) und umgekehrt findet sich bei 50 % der Patienten mit Bluthochdruck eine Hyperinsulinämie (Zavaroni et al., 1992). Untersuchungen zeigen das Ang II bedeutende Effekte auf die Insulinempfindlichkeit und den Glucosestoffwechsel hat. Durch die von Ang II ausgelöste Vasokonstriktion verringert sich der periphere Blutfluss. Dieser Effekt hat einen wesentlichen Einfluss auf die Glucoseaufnahme in den Skelettmuskel (Barrett et al., 2009). Weiter führt Ang II über mehrere Signalkaskaden zu Entzündungsreaktionen in unterschiedlichen Endorganen (Skurk, 2004), welche zu einer weiteren Verringerung der Insulinsensitivität führen können. Außerdem wird diskutiert, ob Ang II eine Störung des Glucosestoffwechsels verursacht, indem es die Expression des GLUT4 28 Einleitung reduziert. Zusätzlich aktiviert Ang II Enzyme der Lipogenese wie die Fettsäure Synthase (FAS), die eine Einlagerung von Triglyceriden in Fettzellen und dadurch deren Wachstum fördert, sowie die Glycerol-3Phosphatase Dehydrogenase (GPD) (de Kloet et al., 2010). Verschiedene klinische Studien konnten außerdem zeigen, dass AT1Rezeptorblockierung (CHARM-, LIFE-, VALUE-Studie) oder ACE-Hemmung (ALLHAT-, CAPP-, HOPE- und SOLVD-Studie) positive Einflüsse auf Mortalität und Morbidität bei kardiovaskulären Erkrankungen haben, sowie zu einer Besserung der Stoffwechselsituation und Insulinempfindlichkeit führen können. Es zeigten sich weniger Diabetes Folgeerkrankungen sowie weniger Diabetes Neuerkrankungen bei Patienten mit Bluthochdruck. Im Vergleich zu anderen Bluthochdruckmedikamenten wie Diuretika und Beta-Blocker fiel bei den AT1-Rezeptorantagonisten und ACE-Inhibitoren die Inzidenz signifikant am geringsten aus (Elliot und Meyer, 2007; Werner et al., 2008). 1.9. Fragestellung und Zielsetzung Die Funktionen des AT2-Rezeptors sind bis heute nur unzureichend geklärt. Neuste Forschungen zeigen aber, dass in ihm große pharmakologische Potentiale ruhen. Im Rahmen der Pathologie des Metabolischen Syndroms spielt es eine wesentliche Rolle, weitere Wege der Glucoseaufnahme in die Zelle zu beschreiben und zu entdecken. Das Metabolische Syndrom ist eine multifaktorielle Erkrankung, welche in vielen Fällen auch mit kardiovaskulären Erkrankungen einhergeht. Ziel dieser Arbeit ist es, Arzneistoffe der kardiovaskulären Prävention zu identifizieren, welche zu einer erhöhten Expression des AT2-Rezeptors im Skelettmuskel führen. Nachfolgend soll die Auswirkung dieser Expressionssteigerung auf die AT2-Rezeptor vermittelte Glucoseaufnahme und den Glucosemetabolismus in Skelettmuskelzellen in vitro untersucht werden. Wir erwarten, dass eine stärkere Expression des AT2-Rezeptors im Skelettmuskel zu einer Steigerung der AT2-Rezeptor-vermittelten Effekte auf die insulinabhängige und -unabhängige Glucoseaufnahme in Skelettmuskelzellen in vitro führen wird. 29 Material und Methoden 2. Material und Methoden 2.1. Zellbiologische Methoden 2.1.1. Verwendete Zelllinie Die adhärent wachsende L6-Myoblastenzellinie wurden bei 37 °C und 5 % CO2 kultiviert. Das Kultivieren erfolgte in DMEM Kulturmedium (Dulbecco’s Modified Eagle’s Medium, Fa. Invitrogen; GlutaMAX™-I, 4,5 g/l D-Glucose, Pyruvat) mit einem Zusatz von 10 % Fetal Calf Serum (FCS, Fa. Invitrogen) und 1 % Pen-Strep-Lösung (Penicillin-Streptomycin, Fa. Invitrogen; 10.000 U/ml Penicillin G, 10.000 µg/ml Streptomycin). Das Pelletieren der Zellen erfolgte bei Raumtemperatur (RT) für 5 min und 360 ⨯ g. 2.1.2. Kultivierung der Zellen Alle 2 - 3 Tage wurden die Myoblasten in Abhängigkeit von der Zelldichte im Verhältnis 1:5 bis 1:15 geteilt (Splitten). Die adhärent wachsenden Zellen wurden dafür mit Phosphate Buffered Saline Buffer (PBS-Puffer, Fa. Biochrom; 138 mM NaCl, 2,7 mM KCl, 1,5 mM Kaliumdihydrogenphosphat, 8,1 mM Dinatriumhydrogenphosphat ⨯ 2H2O) gewaschen und nach Zugabe von 100 µl/cm2 Trypsin/Ethylendiamintetraacetat-Lösung (Trypsin/EDTALösung, Fa. Invitrogen; 0,05 % Trypsin, 0,02 % EDTA, 100 mM NaCl) 3 min bei 37 °C inkubiert. Die Zellen wurden durch leichtes Klopfen an den Rand der Zellkulturflaschen (Fa. Sarstedt) abgelöst. Das Trypsin wurde mit dem fünfachen Volumen des, FCS-haltigen Kulturmediums inaktiviert. Nach Ermittlung der Zellzahl mittels Zählkammer (Fa. Assistent Glaswarenfabrik Karl Hecht) wurden die Zellen erneut ausplattiert. Das Zellkulturmedium wurde alle zwei Tage gewechselt. Zum Einfrieren wurden die Zellen pelletiert und in 500 µl Kulturmedium auf Eis resuspendiert. Zur Zellsuspension wurde 500 µl Einfriermedium (20 % Medium, 60 % FCS und 20 % Dimethylsulfoxid, DMSO) dazugegeben und gut vermischt. Die Zellen (106 Zellen/ml) wurden langsam durch Senkung der Temperatur um 1 °C/min in einem Isopropanol-Einfriergefäß (Fa. Nalgene) bei -80 °C eingefroren und nach 48 Stunden zur späteren Verwendung in flüssigen Stickstoff überführt. Das Auftauen erfolgte bei 37 °C im Wasserbad, bis nur noch ein kleiner Eisrest vorhanden war. Die Zellsuspension wurde in 10 ml des vorgewärmten Kulturmediums aufgenommen und zentrifugiert. Das Zellpellet wurde im Kulturmedium resuspendiert und die Zellen anschließend ausplattiert. 30 Material und Methoden 2.1.3. Ausdifferenzierung der L6 Myoblasten Ab einer Zellkonfluenz von 60 - 70 % wurden die L6-Myoblasten in 6 Well Platten (Fa. Sarstedt) zu 200.000 Zellen pro Well auspipettiert. Um die Zellen vom Boden der Zellkulturflasche zu lösen und deren Anzahl zu bestimmen, wurde wie beim Splitten vorgegangen. Ab einer Konfluenz von > 90 % erfolgte ein Mediumwechsel zum DMEM Differenzierungsmedium (4,5 g/l DGlucose, Pyruvat) mit Zusatz von 2 % Horse Serum (Fa. Lonza, 500 ml) und 1 % Pen-Strep-Lösung. Hierfür wurden die Platten von allen vier Seiten aneinander geschlagen, um die toten Zellen zu lösen. Anschließend wurde der Überstand abgesaugt und jeweils 2 ml des neuen Mediums aufgetragen. Am Folgetag wurde das Differenzierungsmedium erneuert und alle zwei Tage gewechselt. Die Versuche wurden nach mikroskopischer Kontrolle (s. Abb. 8 - 10) am neunten Tag nach Beginn der Differenzierung durchgeführt. 8 9 Abb. 8: Muskelbildende Kolonien von L6 Myoblasten ausgehend, 19 Tage nach Plattierung (Richler und Yaffe, 1970). Abb. 9: Wie Abb. 8. Die höhere Auflösung von einer einzelnen Kolonie zeigt die interne Organisation einer Kolonie (Richler und Yaffe, 1970). Abb. 10: Differenzierte L6-Myotuben (100 fach). Quelle: Institut 31 Material und Methoden 2.2. 2-Deoxy-D-[1-3H] Glucoseaufnahme in L6 Myozyten Um 100 ml Inkubationsmedium herzustellen, wurden 500 mg Bovine Serum Albumin (BSA) abgewogen und in 88 ml Aqua bidest, 10 ml 10 ⨯ KRP und 2 ml Hepes aufgelöst. Für das Insulinstimulationsmedium wurde aus der Insulinoriginallösung (10 mg/ml) mit Aqua bidest eine Verdünnung von 1 : 2 hergestellt und in einem Falkontube zusammen mit dem Inkubationsmedium pipettiert. Die weiteren Stimulanzien, wie der AT1-Rezeptorantagonist Losartan (Fa. Sequoia Research Products, 10-6 M), der AT2Rezeptorantagonist PD 123,319 (Fa. Sigma-Aldrich, 10-6 M) und Angiotensin II (Ang II, Fa. Sigma-Aldrich) wurden mit Aqua bidest in ihre Endkonzentrationen verdünnt und jeweils in ein Falkontube mit Inkubationsmedium pipettiert. Der AT2-Rezeptoragonist Compound 21 wurde in reinem Ethanol bis zu einer Konzentration von 10-3 M verdünnt. Die weitere Verdünnung wurde mit Aqua bidest durchgeführt. Auf die Zellen wurde zwölf Stunden vor dem Versuch Hungermedium (DMEM Kulturmedium mit 1 % Glucose) aufgebracht. In Phase 1 der 2-Deoxy-D-[1-3H] Glucoseaufnahme (DOG-Uptake) Versuche wurde der Überstand der 6 Well Platten verworfen und mit 1 ml des jeweiligen Inkubationsmediums gewaschen. Der Überstand wurde erneut verworfen und anschließend 1 ml Inkubationsmedium für 20 min aufgetragen. In der Phase 2 der DOG-Uptake Versuche wurde nach den 20 min der Überstand verworfen und 1 µl 2-Deoxy-D-[1-3H] Glucose (2-Deoxy-DGlucose, Fa. Amersham, Aqueous Solution 250 µCi, 250 µl, ca. 0.061 MBq), mit 6 ml des jeweiligen Inkubationsmediums und 6 µl 2-Deoxy-D-Glucose (10 mM) auf die jeweilige 6-Well-Platte gegeben und für weitere 10 min inkubiert. Darauf wurde der Überstand abpipettiert und die Zellen drei mal mit kaltem PBS gewaschen. Anschließend wurden die Zellen mit 1 ml 0,1 % SDS für 5-10 min pro Wells inkubiert. Der Überstand wurde abpipettiert und die Zellen mit einem Zellschaber von den Böden der Platten abgelöst. Das Lysat wurde in Eppendorf-Gefäße überführt und für 5 min bei 13.000 ⨯ g zentrifugiert. Ein Überstand von 500 µl wurde in Szintillatormessröhrchen (Fa. Perkin Elmer, Minature 6 ml Polyethylene vials) gegeben. Um die Radioaktivität im BetaCounter (Fa. Wallac/Perkin Elmer Freiburg, Wallac 1409 Liquid Scintillation Counter) zu ermitteln, mussten die Proben mit Szintillatorflüssigkeit (Fa. Zinsser Analytic, Quicksafe A, Flashpoint > 130 °C) auf 4 ml aufgefüllt werden und gründlich gevortext werden, um eine optimale Durchmischung zu erreichen. Hierbei verstärkt die Szintillatorfüssigkeit die Zählung um ein Vielfaches. Die Proben wurden 5 min gemessen. 32 Material und Methoden 2.3. RNA-Analysen 2.3.1. Isolation von RNA Die Isolierung der Gesamt-RNA aus den L6-Myozyten wurde nach einem veränderten Protokoll des Herstellers mit RNAzol® (Fa. WAK-Chemie Medical) durchgeführt. Für die Isolierung wurde das Medium von den 6 Well Platten vorsichtig abgesaugt und in 2 ml Eppendorf-Gefäße überführt. Die L6-Myozyten wurden nach einmaligem Waschen mit kaltem PBS-Puffer in 0,8 ml RNAzol® lysiert und nach Hinzugabe von 200 µl Chloroform für 30 sek gevortext. Auf Eis wurden danach die Proben 15 min inkubiert und anschließend für 15 min bei 12.000 ⨯ g und 4 °C zentrifugiert. Der wässrige Überstand wurde nach dem Zentrifugieren in ein neues 2 ml Eppendorf-Gefäß pipettiert. Nachdem 1 ml gekühltes Isopropanol ebenfalls in das Eppendorf-Gefäß gegeben wurde, wurde es kurz gevortext und die RNA daraufhin für 1 h im Gefrierschrank bei -20 °C ausgefällt. Die RNA wurde für 30 min bei 12.000 ⨯ g und 4 °C zentrifugiert und mit 70%igem gekühlten Ethanol gewaschen. Nachdem die Proben 5 min bei RT getrocknet wurden, wurden sie in 15 µl RNase-freiem Wasser (Fa. Qiagen; keine Angaben) aufgenommen. Anschließend wurde die optische Dichte (OD260) bei λ = 260 nm der RNA-Konzentration photometrisch im NanoDrop ND-1000 Spectrophotometer (Fa. ThermoScientific) analysiert. Dabei entsprach die OD260 von 1 der RNAKonzentration von 40 µg/ml. Zusätzlich zur photometrischen RNA-Konzentration Ermittlung, wurde die RNA auf Intaktheit und Reinheit per Agarosegel überprüft. Hierzu wurde 1 µl RNA-Lösung zusammen mit 1 µl Sample Buffer (Fa. Sigma-Aldrich) auf ein 1%iges Agarosegel (0,01 % Ethidiumbromid) aufgetragen. Das Gel lag in einem Tris-Acetat-Puffer (TAE, Fa. Sigma Aldrich Chemie GmbH München) und es wurde eine Spannung von 80 V über 45 min angelegt. Nach den 45 Minuten wurde das Gel mit dem ChemiGenius Bioimaging System (Fa. Cycron) mit Hilfe eines Ethidiumbromidfilters abfotografiert. Ein Zeichen für nicht abgebaute mRNA sind zwei deutlich abzugrenzende Banden, eine 28 S- und eine 18 S-rRNA Bande. Die 28 S-Bande sollte sich etwa zweifach stärker fluoreszierend abbilden als die 18 S-Bande (s. Abb. 11). 33 Material und Methoden → 28 S-Bande → 18 S-Bande Abbildung 11: 1%iges Agarosegel (0,01 % Ethidiumbromid) zur Überprüfung der RNAReinheit. Die Lagerung der isolierten RNA erfolgte bis zur weiteren Verwendung bei -80 °C. 2.3.2. Umschreiben der RNA in cDNA Mit Hilfe des Protokolls für das RevertAid™ H Minus First Stand cDNA Synthesis Kit (Fa. Fermentas), wurde die RNA in cDNA umgeschrieben. Dazu wurden pro Probe 4 µl 5 ⨯ Reaction Buffer (Fa. Fermentas), 1 µl RiboLock™ RNase Inhibitor (Fa. Fermentas), 2 µl 10 mM dNTP Mix (Fa. Fermentas) und 1 µl RevertAid™ Minus M-MuLV Reverse Transcriptase (Fa. Fermentas, 200 u/µl) in ein autoklaviertes, auf Eis gestelltes EppendorfGefäß pippettiert. Nach Zugabe von 1 µl Random Hexamer Primer (Fa. Fermentas), 1 µg der jeweiligen RNA Probe, aufgefüllt bis zu einem Endvolumen von 12 µl mit RNase-freiem Wasser (Fa. Qiagen), wurde vorsichtig anzentrifugiert und gemischt. Mit folgendem Temperatur- und Zeitschema wurde umgeschrieben: Tabelle 4: Temperatur- und Zeitschema für Umschreibung von RNA in cDNA. Abschnitt: Temperatur: Dauer: 1. 25 °C 10 min 2. 42 °C 1h 3. 70 °C 5 min 34 Material und Methoden Die cDNA wurde bei -20 °C bis zur weiteren, zeitnahen Verwendung gelagert. Als Kontrolle diente eine Probe ohne Reverse Transkriptase. 2.3.3. Quantitative rt-PCR Die mRNA-Expression wurde mit der quantitativen Real Time-PCR (rt-PCR) durch das ABI PRISM 7900HT Sequence Detection System (Fa. Applied Biosystems) entsprechend dem Herstellerhandbuch identifiziert. Um eine Quantifizierung des Amplifikationsproduktes in Echtzeit zu erreichen wurden die spezifische TaqMan®-Sonden verwendet, welche am 5’-Ende durch einen Reporter-Fluoreszenzfarbstoff (6-Carboxyfluorescein; FAM) und am 3’-Ende durch einen nicht-fluoreszierenden Quencher markiert wurden. Mit Hilfe der 5’-3’-Exonukleaseaktivität der Taq-Polymerase (AmpliTaq Gold®) wurde zeitgleich zur Synthese des Gegenstranges die Sonde am 5'-Ende abgebaut. Dadurch entfernen sich Quencher und Reporter voneinander und eine vermehrte Reporter-Fluoreszenz konnte detektiert werden. Je mehr von dem PCR-Produkt hierbei angehäuft wurde, desto stärker stieg die Floureszenz mit jedem PCR-Zyklus an. Die Menge des entstandenem AT2-Rezeptor mRNA-Produkts wurde mit Hilfe der relativen Standardkurvenmethode bestimmt, wobei die Glycerinaldehyd-3-phosphat-Dehydrogenase (GAPDH) als interner Standard verwendet wurde. Um eine Vergleichbarkeit zu sichern, wurden das AT2Rezeptorgen und das GAPDH-Gen immer auf einer Platte analysiert. Es wurde aus jeder cDNA-Probe das gleiche Volumen in ein EppendorfGefäß pipettiert, anschließend kurz gevortext und jeweils eine Verdünnungsreihe (1:2, 1:4, 1:8, 1:16 und 1:32) mit Aqua bidest für das AT2Rezeptorgen und für das GAPDH-Gen angelegt. Von den Verdünnungsreihen wurden 2 µl in die 384-Well Multiply® PCR-Platte (Fa. Sarstedt) mit vorgelegten Master Mix gegeben. Der Master Mix bestand aus 8 µl Maxima® Probe/ROX qPCR Master Mix (2X) (Fa. Fermentas), 1 µl der jeweiligen Sonde (Fa. Applied Biosystems, GAPDH #Mm99999915_g1 250 µl, AGRT2 #Mm00431727_g1 250 µl) und 4 µl Nuklease-freiem Wasser. Als Negativkontrolle wurde die cDNA durch Aqua bidest ersetzt. Die Amplifizierung der dazugehörenden Genabschnitte wurde nach nachfolgendem Temperaturschema durchgeführt: Tabelle 5: Temperatur- und Zeitschema zur quantitativen rt-PCR. Abschnitt: 1. Temperatur: 95 °C Dauer: 10 min 35 Material und Methoden Abschnitt: Temperatur: Dauer: 2. 95 °C 15 sek 3. 60 °C 30 sek 4. 72 °C 30 sek 5. 40 ⨯ ab Abschnitt 2. wiederholen Für jede Messung wurde eine Doppelbestimmung durchgeführt. Diese Messung wurde mit Hilfe der ABI PRISM 7900HT Sequence Detection System Software, Version 2.1.2 analysiert. Die Menge der mRNA der jeweiligen Proben wurde durch Interpolation aus der Standardkurve entnommen und mit dem Internen Standard ins Verhältnis gesetzt. 2.4. Western-Blot 2.4.1. Proteingewinnung Um eine Denaturierung der Proteine zu vermeiden, fand die gesamte Proteingewinnung auf Eis statt. Nach dem Absaugen des Zellkulturmediums, wurden die Zellen jeweils zwei Mal mit kaltem PBS gewaschen. Für jedes Well wurden 80 µl Lysispuffer (+ Proteaseinhibitor 1:1.000) hinzugeführt und mit dem Zellschaber abgeschabt. Danach wurde die Suspension in 1,5 ml Eppendorf Tubes gegeben. Um eine optimale Durchmischung zu erreichen, wurde mit einer 1 ml Spritze und einer 27´´G Kanüle die Suspension sechsmal hoch- und runtergezogen und danach bei 12.000 ⨯ g und 4 °C für zehn Minuten zentrifugiert. Der Überstand mit den Proteinen wurde vorsichtig abgesaugt, aliquotiert und bei -80 °C eingefroren. 2.4.2. Proteinkonzentrationsbestimmung Um den Proteingehalt der Proben zu bestimmen, wurde die standardisierte Methode nach Bradford angewandt und mit Hilfe des Protein Assay Dye Reagent Concentrate (Fa. Bio-Rad) photometrisch bestimmt. Bei dieser Methode kommt es zu einer Komplexbildung des Triphenylmethanfarbstoffes Coomassie-Brilliant-Blau G-250 (CBBG) mit unpolaren und kationischen Aminogruppen der zu untersuchenden Proteine. Durch die Komplexbildung mit den Proteinen nimmt das Absorptionsmaximums des roten, 36 Material und Methoden ungebundenen Bradford-Reagenz von 470 nm auf 595 nm des blauen komplexierten Farbstoffes zu. Dabei kann die Zunahme der Absorption bei 595 nm gegen das freie Farbreagenz photometrisch gemessen werden und zeigt damit den Anteil der Proteine in der Lösung an. Zur Messung wurde eine Standardkurve mit Immunglobulin G (IgG) in den Konzentrationen 3,45, 6,90, 10,35, 13,8 µg/ml und ein Leerwert mit 200 µl Bradford-Reagenz sowie mit 800 µl Aqua bidest erstellt. In eine Photometerküvette wurden 790 µl Aqua bidest pipettiert und die 10 µl Standard IgG, bzw. Probe sowie 200 µl Bradford-Reagenz hinzugeführt. Alles wurde mit einem Spatel gut vermischt und nach fünfzehnminütiger Einwirkzeit bei 595 nm im Photometer Smart Spec 3000 (Fa. Bio-Rad) gemessen. 2.4.3. SDS PAGE Die Analyse der Proteingemische wurde mit einer SDS-PAGE (sodium dodecylsulfate polyacrylamide gel electrophoresis, NatriumdodecylsulfatPolyacrylamidgelelektrophorese) durchgeführt. Das SDS bindet an die Proteine und überdeckt die Eigenladungen dieser. Die negativ geladenen SDS-Protein-Komplexe migrieren nach Spannungsanlage zur Katode und trennen sich ihrem Molekulargewicht nach auf. Das poröse Polyacrylamidgel wirkt hierbei wie ein Sieb. Aus dem Trenngel mit 10 % Acrylamidgehalt und dem Sammelgel mit 4 % Acrylamidgehalt (s. Tabelle 6) wurde das Polyacrylamidgel hergestellt. Für die Gele wurden die angegebenen Mengen SDS, Wasser, Bis-Acrylamid und Tris-Puffer in einem Becherglas verrührt und anschließend Tetramethylethylendiamin (TEMED) und Ammoniumpersulfat (APS) hinzugefügt, um die Polymerisation zu starten. Zuerst wurde das Trenngel hergestellt. Nachdem es in die Gelkammer gegossen wurde, wurde es mit ca. 1 ml Isopropanol bedeckt, um einer Austrocknung entgegen zu wirken und eine Glättung zu erreichen. Für die Polymerisation wurde es 1 h gelagert. Während dieser Zeit wurde das Sammelgel erstellt (s. Tabelle 6). Nach Ablauf der Zeit wurde das Isopropanol abgegossen und das Trenngel anschließend mit Aqua bidest vier Mal abgespült. Als nächstes wurde das Trenngel mit dem Sammelgel übergossen. Nach dem Übergießen wurden noch im flüssigen Zustand in dieses die Gelkammern, mit Hilfe eines zehn Taschen Gelkammes (Fa. Bio-Rad), eingebracht. Zur Polymerisation brauchte das Sammelgel ca. 30 min. 37 Material und Methoden Tabelle 6: Zusammensetzung der SDS-PAGE Gele Sammelgel (4 %) Trenngel (10 %) Bis Acrylamid 40%ig 0,6 ml 2,53 ml Aqua bidest 3,8 ml 5,48 ml 2 M Tris (pH 8,8) - 2,0 ml 0,5 M Tris (pH 6,8) 1,6 ml - SDS 20 % 30 µl 50 µl 10 % APS- Lösung 30 µl 50 µl TEMED 3 µl 5 µl Probenvorbereitung für das Gel: Pro Tasche sollten 50 µg Proteinprobe aufgetragen werden. Dazu wurden die Proteinproben auf Eis aufgetaut. Es wurden 50 µg Proteinprobe mit Wasser auf 10 µl Volumen aufgefüllt und mit 10 µl Lämmli Puffer (Fa. Bio-Rad; mit 5 % Mercaptoethanol) versetzt. Nach gründlichem Mischen und kurzer Zentrifugation (12.000 ⨯ g) wurden die Lösungen für 5 min auf 95 °C erhitzt. Durch diese Denaturierung sollen die Proteine in ihrer Sekundär- und Tertiärstruktur aufgebrochen werden. Anschließend wurden die Proben wieder auf Eis gelegt. Gleichzeitig wurden die Gele senkrecht in eine Gelkammer montiert und mit einem Liter Laufpuffer (s. Tabelle 7) aufgefüllt. Nach weiterer Zentrifugation für 3 min bei 12.000 ⨯ g, wurden die Taschen des Gels jeweils mit den 20 µl Puffer-Protein-Gemisch aufgefüllt. Es wurde für 15 min eine elektrische Spannung von 80 V und für 1 h eine von 130 V am Gel angelegt. Für den Molekulargewicht Standard wurde in eine Geltasche ein Precision Plus Protein Standard® (Fa. Bio-Rad) Ladder (Leiter) gegeben. Tabelle 7: Zusammensetzung des Laufpuffers. Tris 15 g Glycin 72 g 38 Material und Methoden SDS (20 %) 25 ml • ad 1 Liter destilliertes Wasser • Gebrauchspuffer: 200 ml 5 ⨯ Laufpuffer + 800 ml destilliertes Wasser 2.4.4. Blotten der Proteine Im Anschluss an die Elektrophorese wurde der Laufpuffer weggegossen und das Gel von den Glasplatten abgelöst sowie das Sammelgel abgetrennt. Der anschließende Transfer der Proteine auf eine Nitrocellulosemembran wurde nach dem Prinzip des biochemischen Blottens durchgeführt. Die verwendeten hydrophoben Membranen haben eine Porengröße von ca. 0,45 µm und haben eine hohe Kapazität Proteine zu binden. Die 10 % Methanol des Transfer-Puffers sind für die Aktivierung der Bindungsstellen der Nitrocellulosemembran nötig. Bevor die einzelnen Elemente zusammengebaut wurden, wurden die Schwämme, die Filterpapiere (Fa. Whatman) und die Nitrocellulosemembran für fünf Minuten in Transferpuffer eingelegt. Daraufhin wurden nacheinander luftblasenfrei ein Schwamm, ein Filterpapier, die Nitrocellulosemembran, das Gel, das zweite Filterpapier und ein zweiter Schwamm in den Blothalter geschichtet. Der Transfer-Stapel sowie ein Kühlakkumulator wurden in die Blotkammer so eingesetzt, dass die Nitrocellulosemembran zur Anode ausgerichtet war. Dann wurde die Kammer mit eiskaltem Transferpuffer (s. Tabelle 8) aufgefüllt. Das Blotten erfolgte bei einer Spannung von 100 V für 1,5 h. Nachdem die Hälfte der Blottingzeit vorüber war, wurde der Kühlakkumulator ausgetauscht. Tabelle 8: Zusammensetzung des Transferpuffers Tris 30,3 g Glycin 144,2 g SDS (20 %) 10 ml • ad 1 Liter Aqua bidest • Gebrauchspuffer: 100 ml 10 ⨯ Puffer + 100 ml Methanol ad 1 Liter Aqua bidest 39 Material und Methoden Die Überprüfung der auf der Nitrocellulosemembran gleichmäßig geblotteten Proteine wurde mit einer unspezifischen Ponceaurot Proteinfärbung, deren Nachweisgrenze sich ab 50 ng Protein pro Bande befindet, durchgeführt. Nach 10 min Einwirkzeit mit der Ponceaurot Proteinfärbung wurde die Nitrocellulosemembran mehrmals mit Aqua bidest abgewaschen und ein Foto mit Hilfe des ChemiGenius Bioimaging System erstellt. Mit einem Skalpell wurde anschließend die Membran nach der Höhe der gesuchten Banden geschnitten. Um den Farbstoffe zu entfernen, wurde die Nitrocellulosemembran für 5 min mit TBS-T (Tris Buffered Saline, Tween; Fa. Sigma-Aldrich) abgewaschen. Nachdem fast 1 h die unspezifischen Proteinbindungsstellen mit 5%iger TBS-T-Milch geblockt wurden, wurde die Nitrocellulosemembran 12 h mit dem p-AMPK Antikörper (Phospho-AMPKα (Thr172) Ab; Fa. Cell Signaling Technology) bei 4 °C behandelt. Für die Ladungskontrolle wurde Beta-Aktin (β-Actin Ab; Fa. Cell Signaling Technology) verwendet. Nach Ablauf der 12 h wurden die Membranen vier Mal für 10 min mit TBS-T abgewaschen. Hierdurch werden die Antikörper entfernt, welche nicht gebunden haben. Anschließend wurde der Blot für 1,5 h bei RT mit den 2. Antikörpern behandelt. Bei diesen handelte es sich um die Anti-RabbitHorseradish Peroxidase (Anti-Rabbit-HRP; Ab Goat; Fa. Jackson ImmunoResearch Laboratories West Grove, USA), sowie um die Anti-MouseHRP (Ab Donkey; Fa. Jackson ImmunoResearch Laboratories West Grove, USA). Beide Antikörper wurden jeweils in einer Verdünnung von 1 : 2000 mit TBS-T und 1 % Milch verwendet. Durch die HRP-Konjugation konnten die Targets über die Chemolumineszenzreaktion mit Luminol detektiert werden. Anschließend wurde der Blot drei mal 15 min mit TBS-T abgewaschen, danach einmal über 15 min mit TBS. Durch das SuperSignal West Dura Extended Duration Substrate® (Fa. ThermoScientific©) wurde der Blot eingefärbt. Hierfür wurde 1 ml Färbelösung aus dem 1 : 1 Gemisch der beiden Lösungen des Kits hergestellt und anschließend die Membran damit übergossen. Nach Ablauf von 4 min Einwirkzeit wurde mit dem ChemiGenius Bioimaging System die durch die Oxidation des Luminol ausgelöste Chemilumineszenz fotografiert. Hierfür wurde eine Belichtungszeit von 30 sek und 15 min gewählt. 2.5. Statistische Auswertungen Die Analysen wurden mit der GraphPad Software Version 5 durchgeführt. Die Daten werden als arithmetischer Mittelwert±SD dargestellt. Die statistische Auswertung zwischen zwei Gruppen erfolgte mittels zweiseitigen T-Tests. Für 40 Material und Methoden Experimente mit mehr als zwei Gruppen wurde eine One-Way ANOVA (analysis of variance) und anschließende Bonferroni Testung der einzelnen Gruppen durchgeführt. Für alle Analysen wurde ein Konfidenzintervall von 95 % gewählt. Statistisch signifikant galt für alle Analysen ein p-Wert < 0,05. 2.6. Liste der Chemikalien - Deoxy-D-glucose, 2-[1,2-3H (N)] 0,296 TBq/mmol, PerkinElmer, USA 40 % bis-Acrylamid Lösung, Bio-Rad Laboratories GmbH, München 5 % Trypsin, Trypsin-EDTA 10 ⨯, GIBCO Invitrogen, Darmstadt Ammoniumpersulfat, BioRad, Deutschland Angiotensin II, Sigma-Aldrich® Chemie GmbH, München Candesartan, Sequoia Research Products Ltd., England Compound 21, Syntagon Diaminonaphthalin, Invitrogen, Darmstadt Dimethylsulfoxid (DMSO), GIBCO Invitrogen, Darmstadt DNase I (1 U/µl), Fermentas Dulbecco’s modified eagle Medium (DMEM), GIBCO Invitrogen, Darmstadt Ethylendiamintetraacetat (EDTA), 25 mM Ethanol, Apotheke Roth, Deutschland Ethidiumbromidlösung 1 %, Fluka, Deutschland Fluvastatin, LKT Laboratories, Inc., USA Gelatine, Sigma, Deutschland Geneticin, GIBCO, Invitrogen, Darmstadt Glycerol, Merck, Deutschland 2-(4-(2-Hydroxyethyl)-1-piperazinyl)-Ethansulfonsäure HEPES, 1 M, Invitrogen, Darmstadt 3-Isobutyl-2-methylxanthin (IBMX), Invitrogen, Darmstadt Insulin, Merck, Deutschland Irbesartan, Sanofi Winthrop Industrie Isopropanol, J.T. Baker Laemmli Sample Buffer, BioRad, Deutschland Losartan, Sequoia Research Products Ltd., England Mercaptoethanol, Merck, Deutschland Metformin HCL, Sequoia Research Products Ltd., England Methanol, Merck, Deutschland Natriumchlorid, Merck, Deutschland Natriumhydroxid, Merck KGaA, Darmstadt PD 123,319, Sigma-Aldrich® Chemie GmbH, München Ponceau S, Sigma-Aldrich Chemie GmbH, München 41 Material und Methoden - Precision Plus Protein Standard, Bio-Rad Laboratories GmbH, München - Protease Inhibitor Cocktail, Sigma-Aldrich® Chemie GmbH, München - Protein Standard I (bovine gamma-globulin), Bio-Rad Laboratories GmbH, München - RNAzol® B, WAK-Chemie Medical, Steinbach/Ts. - Rosiglitazone HCI, Sequoia Research Products Ltd., England - Salzsäure, Rauchend, 37 %, Roth, Deutschland - SDS, 20 % (Natriumdodecylsulfat) - Simvastatin, Merck, Deutschland - Telmisartan, Sequoia Research Products Ltd., England - TEMED, Merck KgaA, Darmstadt - Tris/Trizma® Base, Sigma-Aldrich Chemie GmbH, München - Tris-HCl, Promega, Madison, USA - Troglitazone, Sequoia Research Products Ltd., England - TurboFectTM in vitro transfection reagent, Fermentas GmbH, St. LeonRot - Tween 20, Sigma-Aldrich Chemie GmbH, München 2.7. Liste der Laborgeräte - Agarose Gel Electrophoresis Systems Sub-Cell® GT, Bio-Rad Laboratories GmbH, München - Autoklav, Wesarg, Medizintechnik, Deutschland - BioRad Mini Transblot Cell, Bio-Rad Laboratories GmbH, München - Bio Rad Power Pack Basic, Bio-Rad Laboratories GmbH, München - Eppendorf Mastercycler gradient, Eppendorf AG, Hamburg - Gel-Elektrophorese-System Horizon, Gibco/BRL, Invitrogen GmbH, Karlsruhe - Heraeus-Inkubator, Heraeus Holding GmbH, Hanau - Heidolph MR3002 Magnetrührer, Heidolph Instrumeta GmbH & Co. KG - Ika - Combimag reo Magnetrührer, IKA®-Werke GmbH & CO. KG, Staufen - Isopropanol-Einfrierbox, Nalgene, USA - Pipettierhilfe accu-jet, Brand GmbH & Co. KG, Wertheim - Phosphor-Imaging-System, Fujifilm Photo Film Europe GmbH, Düsseldorf - Sartorius Laborwaage CP 225D, Sartorius AG, Göttingen - Sartorius Laborwaage BP 3100S, Sartorius AG, Göttingen - Sharp R212 Mikrowelle, Sharp Electronics (Europe) GmbH, Hamburg 42 Material und Methoden 2.8. Lichtmikroskop, Carl Zeiss Jena GmbH, Jena Zellkultur CO2-Inkubator, Binder GmbH, Tuttlingen Analysenwaage, CP 225 D, Sartorius AG, Göttingen Brutschrank, Heraeus B 5050 E, Heraeus Holding GmbH, Hanau ChemiGenius2 Bio Imaging System, Syngene Magnetrührer, Heidolph MR 3002, Heidolph Instruments GmbH & Co. KG, Schwabach Photometer SmartSpecTM 3000 Bio-Rad Laboratories GmbH, München Präzisionswaage, BP 3100 S, Sartorius AG, Göttingen qRT-PCR-Gerät, ABI Prism® 7900 HAT Sequence Detection System, Applied Biosystems Inc., Foster City, USA Sicherheitswerkbank, HERAsafe HS 12, Thermo Electron LED GmbH, Langenselbold Spektrophotometer, NanoDropTM ND-1000, Thermo Fisher Scientific, Wilmington, USA Spektrophotometer Safire2 microplate reader, TECAN, Männerdorf, Schweiz Thermomixer Compact, Eppendorf AG, Hamburg Tischzentrifuge, MC6, Sarstedt AG & Co., Nümbrecht Ultrazentrifuge, OptimaTM MAX-XP, Beckman Coulter GmbH, Krefeld Vortex, Heidolph Reax top, Heidolph Instruments GmbH & Co. KG, Schwabach Wasseraufbereitungssystem, Milli-Q plus, Millipore GmbH, Schwalbach Zählkammer, Neubauer, Karl Hecht GmbH & Co KG, Sondheim Zentrifuge, Rotina 35 R, Andreas Hettich GmbH & Co. KG, Tuttlingen Zentrifugen, Centrifuge 5415 D, 5415 R, Eppendorf AG, Hamburg Liste der Verbrauchsmaterialien Petrischalen, 10 mm, Sarstedt, Nümbrecht Pipettenspitzen, 10 µl, 100 µl, 1000 µl, Sarstedt, Nümbrecht Küvetten, Sarstedt, Nümbrecht Reaktionsgefäße, 1.5 ml, 2ml, Eppendorf, Hamburg 2x TaqMan® Universal PCR Master Mix, Applied Biosystems Inc, Foster City, USA - Einfrierröhrchen, Cryo.sTM 2 ml, Greiner-Bio One GmbH, Frickenhausen - Falcon/Zentrifugenröhrchen, 15, 50 ml, Sarstedt AG & Co., Nürnbrecht - 43 Material und Methoden - Küvetten, Halb-Mikro-Küvette, Sarstedt AG & Co., Nümbrecht Nitrocellulose-Membran, 0,45 µm Pore, Whatman GmbH, Dassel Pasteur Pipetten, Brand GmbH & Co. KG, Wertheim PCR-Klebefolien optisch klar, Sarstedt AG & Co., Nümbrecht Pipetten 10, 100, 1000 µl, Eppendorf AG, Hamburg Pipettenspitzen, Sarstedt AG & Co., Nümbrecht Pipettierhelfer, accu-jet, Brand GmbH & Co. KG, Wertheim Polycarbonatfilter, 8 µm Pore, Neuro Probe, Gaithersburg, USA PolyFect® Transfection Reagent, Qiagen, Hilden Protein Assay Dye Reagent Concentrate, Bio-Rad Laboratories GmbH, München Reaktionsgefäße, Eppendorf Safe Lock, 0,5, 1,5 und 2 ml, Eppendorf AG, Hamburg Reaktionsgefäße, Multiply®.µStripPro 0,1 ml PCR 8er-Kette, Sarstedt AG & Co., Nümbrecht RevertAid™ H Minus First Strand cDNA Synthesis Kit, Fermentas GmbH, St. Leon-Rot Serologische Pipetten 1, 2, 5, 10, 25 ml, Sarstedt AG & Co., Nümbrecht Super Signal West Dura Extended Duration Substrate, Thermo Scientific, Rockford, USA Whatman-Papier, Whatman GmbH, Dassel Zellkulturflaschen, 25 cm2, 75 cm2, Sarstedt AG & Co., Nümbrecht Zellkulturplatten, 6-, 12-, 24-Well, Sarstedt AG & Co., Nümbrecht Zellschaber, Sarstedt AG & Co., Nümbrecht Zentrifugenröhrchen für Ultrazentrifuge, Polycarbonat, TL-100 (11 ⨯ 34 mm), Beckman Coulter GmbH, Krefeld 44 Ergebnisse 3. Ergebnisse 3.1. Einfluss des AT2-Rezeptors auf die 2-Deoxy-D-[1-3H] Glucoseaufnahme 3.1.1. 2-Deoxy-D-[1-3H] Glucoseaufnahme nach Langzeit Stimulation von L6-Myozyten Zur Untersuchung der Rolle des AT2-Rezeptors bei der Glucoseaufnahme wurde eine Erhöhung der Glucoseaufnahme in die Muskelzellen durch Stimulierung des AT2-Rezeptors angenommen. Zuerst wurden die Effekte von AT1- und AT2-Rezeptoragonisten sowie -antagonisten auf die Glucoseaufnahme in einer Langzeitstimulation untersucht. Für die Langzeitstimulationsversuche mit L6-Myozyten wurden vierundzwanzig Stunden vor dem Versuch, nach vorherigen Absaugen des Kulturmediums, die jeweiligen Stimulanzien auf die Zellen gegeben. Die Stimulanzien wurden mit DMEM (1 g / l Glucose) auf ein Volumen von 1, 5 ml pro Well gebracht. Es wurden die in Tabelle 9 angegebenen Versuchsreihen angefertigt. Tabelle 9: Stimulanzien für DOG-Uptake Versuch, vierundzwanzig Stunden Inkubation. Losartan (Fa. Sequoia Research Products Ltd.), Angiotensin II (Fa. Sigma-Aldrich®), PD 123,319 (Fa. Sigma-Aldrich®), Compound 21 (Fa. Syntagon). Versuchsreihe: Endvolumen: 1,5 ml DMEM (1 g/l Glucose) 1. Kontrolle (DMEM, 1 g/l Glucose) 2. Losartan (10-7 M) 3. Losartan (10-7 M) Angiotensin II (10-7 M) 4. Losartan (10-7 M) Angiotensin II (10-7 M) 5. Losartan (10-7 M) Compound 21 (10-8 M) PD 123,319 (10-7 M) Nachdem die L6-Myozyten vierundzwanzig Stunden mit oben genannten Stimulanzien inkubiert wurden, wurde für den Versuch die in Tabelle 10 angegebenen Versuchsreihen erstellt. 45 Ergebnisse Tabelle 10: Stimulanzien für DOG-Uptake. Versuchsreihe: Inkubationsmedium (s. 2.2.) 1. Kontrolle (DMEM, 1 g/l Glucose) 2. Insulin (5 mg/ml) 3. Losartan (10-7 M) 4. Losartan (10-7 M) Insulin (1 µg/ml) 5. Losartan (10-7 M) Angiotensin II (10-7 M) 6. Losartan (10-7 M) Angiotensin II (10-7 M) Insulin (1 µg/ml) 7. Losartan (10-7 M) Angiotensin II (10-7 M) PD 123,319 (10-7 M) 8. Losartan (10-7 M) Angiotensin II (10-7 M) PD 123,319 (10-7 M) 9. Losartan (10-7 M) Compound 21 (10-8 M) 10. Losartan (10-7 M) Compound 21 (10-8 M) Insulin (1 µg/ml) Insulin (1 µg/ml) Unmittelbar nach der Durchführung des Versuches wurde die Radioaktivität der verbleibenden 2-Deoxy-D-[1-3H] Glucose gemessen. In der Gruppe mit zusätzlicher Insulinstimulation, sowie auch in der Gruppe ohne Insulin, wurden, wie erwartet, die meisten Counts bei einer AT2-Rezeptorstimulation und gleichzeitiger AT1-Rezeptorblockade erreicht. So wurden in der Versuchsreihe des AT1-Rezeptorantagonisten Losartan zusammen mit dem AT2-Rezeptoragonisten Compound 21 die meisten Counts gezählt. Zweithöchste Werte wurden erzielt bei der AT1-Rezeptorblockader durch Losartan und der dadurch vergrößerten Wirkung von Angiotensin II am AT2Rezeptor. Wie erwartet, zeigten die Gruppen, deren Zellen mit dem AT2Rezeptorantagonist PD 123,319 inkubiert wurden deutlich geringere Werte 46 Ergebnisse von Radioaktivität und damit auch eine verminderte Glucoseaufnahme als die Zellen ohne PD 123,319 Behandlung. Abbildung 12 a zeigt eine Steigerung der Glucoseaufnahme um ca. 47 % der mit Insulin vorbehandelten Zellen im Vergleich zur Kontrolle. Abb. 12 a: DOG-Uptake in L6-Myozyten nach vierundzwanzigstündiger Vorbehandlung mit Insulin (5 mg/ml). * p < 0,05 vs. Kontrolle. In den Gruppen ohne zusätzliche Insulinvorbehandlung (Abb. 12 b) führt die Inkubation mit Losartan und Compound 21 zu einer um ca. 76 % gesteigerten Glucoseaufnahme in die L6-Myozyten im Vergleich zur Kontrollgruppe. Losartan zusammen mit Angiotensin II steigern die Glucoseaufnahme um ca. 53 %. Die gleiche Gruppe mit dem Zusatz von PD 123,319 erreicht im Vergleich zu den Kontrollzellen nur noch eine Steigerung der Glucoseaufnahme von ca. 28 %. Bei den L6-Myozyten, die mit Losartan und Angiotensin II behandelt wurden, bewirkte der Zusatz von PD 123,319 eine Abnahme der Glucoseaufnahme um ca. 16 %. 47 Ergebnisse Abb. 12 b: DOG-Uptake in L6-Myozyten nach vierundzwanzigstündiger Vorbehandlung mit Los (Losartan, 10-7 M), Ang II (Angiotensin II, 10-7 M), PD (PD 123,319 10-7 M), C21 (Compound 21, 10-8 M) und deren Kombinationen. * p < 0,05 vs. Kontrolle in Abb. 12 a. Im Vergleich zu den Zellen mit alleiniger Insulin Vorbehandlung (Abb. 12 a) fand bei den Zellen, welche mit Losartan, Compound 21 und Insulin vorbehandelt wurden (Abb. 12 c) eine Steigerung der Glucoseaufnahme um ca. 41 % statt. Losartan, Ang II zusammen mit Insulin erzielten eine Steigerung von ca. 33 %. Der Zusatz von PD 123,319 führte sogar zu einer Abnahme der Glucoseaufnahme von ca. 3 % im Vergleich zu den nur mit Insulin behandelten Zellen. In den Zellgruppen mit der Insulin Vorbehandlung wurden im Vergleich zu den Zellen ohne PD 123,319 Zusatz ca. 27 % mehr Glucose aufgenommen als mit Zusatz des AT2-Rezeptorantagonisten. 48 Ergebnisse Abb. 12 c: DOG-Uptake in L6-Myozyten nach vierundzwanzigstündiger Vorbehandlung wie in Abb 5b und dem Zusatz von Insulin (5 mg/ml). ** p < 0,05 vs. Insulin in Abb. 12 a. 3.1.2. 2-Deoxy-D-[1-3H] Glucoseaufnahme nach fünfstündiger Stimulation in L6-Myozyten Auch bei einer kürzeren Vorinkubation der L6-Myozyten zeigten sich deutliche Effekte auf die spätere Glucoseaufnahme. Wie bei den Versuchen mit einer längeren Inkubationszeit war auch bei diesen Experimenten das Ziel, eine erhöhte Glucoseaufnahme durch Stimulation des AT2-Rezeptors darzustellen. Für die DOG-Uptake Experimente mit einer fünfstündigen Vorinkubation wurden vor dem Versuch die L6-Myozyten fünf Stunden mit Insulin, Ang II, dem AT1-Rezeptorantagonisten Losartan und dem AT2-Rezeptorantagonisten PD 123,319 nach folgendem Schema inkubiert: 49 Ergebnisse Tabelle 11: Stimulanzien für DOG-Uptake Versuche mit fünf Stunden Inkubationszeit. Versuchsreihe: Endvolumen: 1,5 ml DMEM (1 g/l Glucose) 1. Kontrolle (DMEM, 1 g/l Glucose) 2. Insulin (1 µg/ml) 3. Angiotensin II (10-7 M) 4. Angiotensin II (10-7 M) Losartan (10-7 M) 5. Angiotensin II (10-7 M) Losartan (10-7 M) 6. Angiotensin II (10-7 M) PD 123,319 (10-7 M) PD 123,319 (10-7 M) Nach der Inkubationszeit mit den in Tabelle 11 genannten Substanzen, erfolgten die Versuche wie unter Punkt 2.2. beschrieben. Anschließend wurde die verbleibende Radioaktivität gemessen. Erwartet wurde eine erhöhte Glucoseaufnahme bei erhöhter Stimulation des AT2-Rezeptors. Die meisten Counts wurden in der Gruppe von Angiotensin II zusammen mit Losartan gezählt. Im Vergleich zur Kontrolle zeigte sich eine um ca. 51 % erhöhte Glucoseaufnahme. Diese Effekte nahmen, wenn der AT2-Rezeptor durch den Zusatz von PD 123,319 blockiert wurde, um ca. 15 % ab. Abbildung 13 zeigt die Ergebnisse: 50 Ergebnisse Abb. 13: DOG-Uptake nach fünfstündiger Stimulation mit Insulin (5 mg/ml), Ang II (Angiotensin II, 10-7 M), Los (Losartan, 10-7 M) und PD (PD 123,319, 10-7 M), sowie deren Kombinationen. * p < 0,05 vs. Kontrolle. Weitere Experimente mit fünfstündiger Inkubationszeit wurden mit dem AT2Rezeptoragonisten Compound 21, Losartan und PD 123,319 durchgeführt: Tabelle 12: Stimulanzien für DOG-Uptake Versuche mit fünf Stunden Inkubationszeit Versuchsreihe: Endvolumen: 1,5 ml DMEM (1 g/l Glucose) 1. Kontrolle (DMEM, 1 g/l Glucose) 2. Compound 21 (10-8 M) 3. Compound 21 (10-8 M) Losartan (10-6 M) 4. Compound 21 (10-8 M) Losartan (10-6 M) 5. PD 123,319 (10-6 M) PD 123,319 (10-6 M) 51 Ergebnisse Versuchsreihe: 6. Endvolumen: 1,5 ml DMEM (1 g/l Glucose) Losartan (10-6 M) Nach den DOG-Uptake Versuchen wurde die verbleibende Radioaktivität gemessen. Es zeigten sich bei diesen Experimenten die meisten Counts in der Compound 21 mit Losartan Gruppe mit einer prozentualen Erhöhung der Glucoseaufnahme um ca. 85 %, sowie in der Losartan Gruppe, mit einer Glucoseaufnahmeerhöhung um ca. 50 % im Vergleich zu der Kontrollgruppe. Abbildung 14 veranschaulicht die Ergebnisse: Abb. 14: DOG-Uptake nach fünfstündiger Inkubation mit C21 (Compound 21, 10-8 M), Los (Losartan, 10-6 M) und PD (PD 123,319, 10-6 M) sowie deren Kombinationen. * p < 0,05 vs. Kontrolle. 3.1.3. Dosis-Wirkungs-Kurve von Compound 21 Für die Dosis-Wirkungs-Kurve des AT2-Rezeptoragonisten Compound 21 im Hinblick auf die Deoxy-D-[1-3H] Glucoseaufnahme wurden fünf Stunden vor den Experimenten die L6-Myozyten mit verschiedenen Compound 21 Konzentrationen inkubiert. Als Kontrolle diente zum einen DMEM (1 g/l 52 Ergebnisse Glucose), zum andern Insulin (1 µg/ml). Tabelle 13 zeigt die verwendeten Versuchsreihen: Tabelle 13: Substanzien für DOG-Uptake Versuche mit unterschiedlichen Compound 21 Konzentrationen. Versuchsreihe: Endvolumen: 1,5 ml DMEM (1 g/l Glucose) 1. Kontrolle (DMEM, 1 g/l Glucose) 2. Insulin (1 µg / ml) 3. Compound 21 (10-8 M) 4. Compound 21 (10-9 M) 5. Compound 21 (10-10 M) 6. Compound 21 (10-11 M) 7. Compound 21 (10-12 M) Nach Ablauf der fünfstündigen Inkubationszeit wurden die 2-Deoxy-D-[1-3H] Glucoseaufnahme durchgeführt und anschließend die Radioaktivität gemessen. Wir registrierten eine deutliche Zunahme der Counts bei den mit Insulin vorbehandelten L6 Myozyten um ca. 34 % im Vergleich zur Kontrollgruppe. Eine ca. 2%ige Abnahme der Counts im Vergleich zur Insulingruppe registrierten wir bei der Compound 21 Konzentration von 10-8 M. Bei einer Konzentration von 10-9 M wurden 7,5 % weniger Counts verzeichnet als in der Insulingruppe. Bei 10-10 M stiegen die Counts wieder an, so dass die signifikant meisten Counts bei den Compound 21 Konzentrationen von 10-10 M mit ca. 35 % höherer Glucoseaufnahme und bei 10-11 M, mit ca. 40 % mehr 2-Deoxy-D-[1-3H] Glucoseaufnahme in die Zelle im Vergleich zur Kontrollguppe registriert wurden. Im Vergleich zur Insulingruppe steigerte sich die Deoxy-D-[1-3H] Glucoseaufnahme um ca. 3 % bei 10-10 M und ca. 5 % bei 10-11 M. Ab einer Konzentration von 10-12 M fiel die Glucoseaufnahme ab, so dass sie 4 % weniger als die Insulingruppe und 29 % mehr Counts als die Kontrollgruppe verzeichnete. Abbildung 15 zeigt die Ergebnisse der Dosis-Wirkungs-Kurve: 53 Ergebnisse Abb. 15: Dosis-Wirkungs-Kurve von Compound 21 in Hinblick auf die Glucoseaufnahme. DOG-Uptake mit Insulin als Positivkontrolle sowie verschiedenen Compound 21 Konzentrationen (10-8 - 10-12 M). *p < 0,05 vs. Kontrolle. 3.2. Untersuchung der Regulation der AT2-Rezeptor mRNA Expression mittels RT-PCR 3.2.1. AT2-Rezeptor mRNA Expression in L6-Myozyten nach Behandlung mit AT1-Blockern und Compound 21 Zur Untersuchung der Regulation der AT2-Rezeptor mRNA Expression im Skelettmuskel durch Arzneistoffe der kardiovaskulären Prävention wurden zuerst verschiedene Sartane und Compound 21 über zwölf Stunden mit ausdifferenzierten L6-Myozyten inkubiert. Ziel war es, eine Erhöhung der AT2-Rezeptor mRNA Expression durch die Substanzen zu erreichen. Tabelle 14 veranschaulicht die jeweiligen Versuchsreihen und deren Konzentrationen. 54 Ergebnisse Tabelle 14: Stimulanzien für AT2-Rezeptor mRNA Expression Untersuchung mit Candesartan (Fa. Sequoia Research Products Ltd.), Irbesartan (Fa. Sanofi Winthrop Industrie), Telmisartan (Fa. Sequoia Research Products Ltd.), Losartan und Compound 21. Versuchsreihe: Endvolumen: 1,5 ml DMEM (1 g/l Glucose) + 2 % Horseserum 1. Kontrolle (DMEM, 1 g/l Glucose) 2. Candesartan (10-7 M) 3. Irbesartan (10-7 M) 4. Telmisartan (10-7 M) 5. Losartan (10-7 M) 6. Compound 21 (10-8 M) Nach der zwölfstündigen Inkubationszeit wurde die mRNA isoliert und in cDNA umgeschrieben (s. 2.3.1. und 2.3.2.). Die Expression des AT2Rezeptors in den L6 Myozyten wurde mit einem kommerziell erhältlichen TaqMan® Gene Expression Assays (Fa. Applied Biosystems, #Mm00431727_g1) untersucht. Das Referenz-Gen GAPDH wurde ebenfalls durch einen kommerziell erhältlichen TaqMan® Gene Expression Assays (Fa. Applied Biosystems, #Mm99999915_g1) quantifiziert. Beide Assays haben exonübergreifende Sonden und lassen daher nur die Detektion von umgeschriebener mRNA zu. Zur Kontrolle auf eventuelle Verunreinigung der eingesetzten mRNA mit DNA dienten bei allen Assays Proben (-RT-Proben), bei denen bei der cDNA-Synthese statt dem Enzym Reverse Transkriptase nur Wasser eingesetzt wurde. Bei den Zellen, die mit den Sartanen Telmisartan und Losartan sowie mit dem AT2-Rezeptoragonisten Compound 21 behandelt wurden, trat eine erhöhte Expression des AT2-Rezeptors auf (s. Abb. 16), wohingegen die Zellen unter Candesartan und Irbesartan, sowie die unbehandelten KontrollZellen erst ein Signal nach dem 35. Zyklus zeigten. Da in diesem Zyklusbereich die Nachweisgrenze für die quantitative RT-PCR liegt, kann man hier von einer sehr geringen Expression des AT2-Rezeptors in den L6 Myozyten ausgehen. 55 Ergebnisse Abb. 16: Ergebnisse der RT-PCR. Prozentuale AT2-Rezeptor mRNA Expression, bezogen auf die Kontrolle in L6-Myozyten, nach zwölfstündiger Inkubation mit Sartanen (10-7 M) und Compound 21 (10-8 M). 3.2.2. AT2-Rezeptor mRNA Expression in L6-Myozyten nach Behandlung mit Antidiabetika Um die Beeinflussung der Regulation der AT2-Rezeptor mRNA Expression durch Antidiabetika in Skelettmuskelzellen zu untersuchen, wurden ausdifferenzierte L6-Myozyten mit Metformin HCI (Fa. Sequoia Research Products Ltd.), Rosiglitazon HCI (Fa. Sequoia Research Products Ltd.) und Troglitazon (Fa. Sequoia Research Products Ltd.) über zwölf Stunden inkubiert. Tabelle 15 erläutert die einzelnen Konzentrationen: Tabelle 15: Stimulanzien für AT2-Rezeptor mRNA Expression Untersuchung mit Metformin, Rosiglitazon und Troglitazon. Versuchsreihe: Endvolumen: 1,5 ml DMEM (1 g/l Glucose) + 2 % Horseserum 1. Kontrolle (DMEM, 1 g/l Glucose) 56 Ergebnisse Versuchsreihe: Endvolumen: 1,5 ml DMEM (1 g/l Glucose) + 2 % Horseserum 2. Metformin (10-3 M) 3. Rosiglitazon (10-3 M) 4. Troglitazon (10-3 M) Die mRNA wurde nach zwölf Stunden isoliert und in cDNA umgeschrieben (s. 2.3.1. und 2.3.2.). Auch bei diesen Versuchen wurde, wie unter 3.2.1. beschrieben, die Expression des AT2-Rezeptors mit Hilfe TaqMan® Gene Expression Assays quantifiziert. Als Referenz-Gen wurde GAPDH verwendet. Wie in Abbildung 17 zu sehen ist, führte die Vorbehandlung mit Metformin zu einer relativ kleinen, aber keiner signifikanten Erhöhung der mRNA Expressionen des AT2-Rezeptors. Hingegen zeigten sich die höchste mRNA Expression in den mit Troglitazone vorbehandelten Zellen. Zu den zweithöchsten Werten führte die Vorbehandlung mit Rosiglitazon. Beide Ergebnisse waren statistisch signifikant. Abb. 17: Ergebnisse der RT-PCR. Prozentuale AT2-Rezeptor mRNA Expression, bezogen auf die Kontrolle, nach zwölfstündiger Inkubation mit Metformin (10-3 M), Rosiglitazon (10-3 M) und Troglitazon (10-3 M). * p < 0,05 vs. Kontrolle. 57 Ergebnisse 3.2.3. AT2-Rezeptor mRNA Expression in L6-Myozyten nach Behandlung mit Statinen Für die Untersuchung eines eventuellen Einflusses von Satinen auf die AT2Rezeptor mRNA Expression wurden L6-Myozyten zwölf Stunden vor der RNA-Isolation mit Fluvastatin (Fa. LKT Laboratories, Inc., 10-3 M) und Simvastatin (Fa. Merck, 10-3 M) inkubiert (s. Tabelle 16). Tabelle 16: Stimulanzien für AT2-Rezeptor mRNA Expression Untersuchung mit Fluvastatin und Simvastatin. Versuchsreihe: Endvolumen: 1,5 ml DMEM (1 g/l Glucose) + 2 % Horseserum 1. Kontrolle (DMEM, 1 g/l Glucose) 2. Fluvastatin (10-3 M) 3. Simvastatin (10-3 M) Nach der zwölfstündigen Inkubation wurde die mRNA isoliert und in cDNA umgeschrieben (s. 2.3.1. und 2.3.2.). Mit Hilfe des TaqMan® Gene Expression Assays wurde die Genexpression des AT2-Rezeptors quantifiziert (s. 3.2.1.). Als Kontrollgen diente das Referenz Gen GAPDH. Nach der Auswertung zeigte sich, wie Abb. 18 verdeutlicht, eine signifikante Zunahme der Genexpressionen des AT2-Rezeptors unter dem Einfluss von Fluvastatin. Unter dem Einfluss von Simvastatin erhöhte sich die mRNA Expression nur leicht und nicht signifikant. 58 Ergebnisse Abb. 18: Ergebnisse der RT-PCR. Prozentuale AT2-Rezeptor mRNA Expression, bezogen auf die Kontrolle, nach zwölfstündiger Inkubation mit Fluvastatin (10-3 M) und Simvastatin (10-3 M). * p < 0,05 vs. Kontrolle. 3.3. Phosphorylierung der AMP-Kinase in L6-Myozyten, nach fünfzehnminütiger Stimulation Um die Aktivierung der AMPK unter dem Einfluss von AT1-Antagonisten sowie AT2-Agonisten und -Antagonisten in L6-Myozyten zu untersuchen, wurden die Zellen fünfzehn Minuten vor der Durchführung des Western Blotes mit Losartan (10-7 M), Compound 21 (10-8 M) und PD 123,319 (10-7 M) stimuliert (s. Tabelle 17). Tabelle 17: Stimulanzien für die fünfzehnminütige Inkubation vor dem Western Blot. Versuchsreihe: Endvolumen: 1,5 ml DMEM (1 g/l Glucose) + 2 % Horseserum 1. Kontrolle 2. Compound 21 (10-8 M) 3. Losartan (10-7 M) 4. PD 123,319 (10-7 M) 59 Ergebnisse Versuchsreihe: Endvolumen: 1,5 ml DMEM (1 g/l Glucose) + 2 % Horseserum 5. Compound 21 (10-8 M) Losartan (10-7 M) 6. Compound 21 (10-8 M) Losartan (10-7 M) PD 123,319 (10-7 M) Nach der fünfzehnminütigen Inkubation mit den oben aufgeführten Versuchsreihen wurde ein Western Blot durchgeführt (s. 2.4.). Verwendet wurde der Antikörper Phosphor-AMPKα, Threonin 172 (Thr172) Rabbit mAb (Fa. Cell Signaling Technology, Inc.). Als Beladungskontrolle diente BetaAktin. Zur vollständigen Aktivität benötigt die AMPK unter anderem die Phosphorylierung der alpha-Untereinheit an Thr 172. Daher kann diese spezifische Phosphorylierung als „Aktivierungsmarker“ verwendet werden. Welche der Versuchsreihen einen Einfluss auf die AMPK-Aktivität hat, wurde durch Test auf die aktivierungsassoziierte Phosphorylierung mittels Western Blot überprüft (s. Abb. 19 und 20). Kontrolle C21 Los PD C21 + Los + PD C21 + Los Abb. 19: Obere Banden: AMPK Phosphorylierung an Threonin 172. Bild des Western Blotes nach fünfzehnminütiger Vorbehandlung mit: (v. l. n. r., jeweils zwei Banden) Kontrolle, C 21 (Compound 21, 10-7 M), Los (Losartan (10-7 M), PD (PD 123,319, 10-7 M), C 21 (Compound 21, 10-7 M) + Los (Losartan (10-7 M) + PD (PD 123,319, 10-7 M), C 21 (Compound 21, 10-7 M) + Los (Losartan (10-7 M). . Untere Banden: Beta-Aktin als Beladungskontrolle. 60 Ergebnisse Abb. 20: Graphische Auswertung des Western-Blotes der phosphorylierten AMPK (Thr 172). C21 (Compound 21), Los (Losartan), PD (PD 123,319). * p < 0,05 Abbildung 19 und 20 zeigen die Aktivierung der AMPK durch den AT1Rezeptorblocker Losartan und den AT2-Rezeptoragonist Compound 21, bzw. deren Kombination. Die Vorbehandlung mit Compound 21 führt zu einer Steigerung der AMPK Phosphorylierung um den Faktor 3,7 im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die Vorbehandlung mit Losartan zeigt eine statistisch signifikante Steigerung um den Faktor 6 und in Kombination mit Compound 21 um den Faktor 7,1, im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die Erhöhung der Phosphorylierung durch die Kombination von Losartan und Compound 21, führt, durch den Zusatz des AT2-Rezeptorantagonisten PD 123,319, zu einer Abnahme um den Faktor 3,5. Eine alleinige Inkubation steigert die Phosphorylierung der AMPK um den Faktor 3,6, ohne statistische Signifikanz. 61 Diskussion 4. Diskussion Das RAS ist ein fein abgestimmtes, komplexes System, in dem Ang II, über Bindung an zelluläre Rezeptoren wie den AT1- und den AT2-Rezeptor, seine Wirkung entfaltet. Neben den allgemein bekannten Wirkungen des RAS auf die kardiovaskulären Homöostase und den Blutdruck verstärkt sich immer mehr das Interesse an Ang II und seinen Rezeptorsubtypen in Bezug auf ihre Rolle in der Pathogenese und den Verlauf von Diabetes, Insulinresistenz, des Metabolischen Syndroms sowie deren Folgeerkrankungen (Wolf, 2004;.Sourris et al., 2010). Die am weitesten verbreiteten Therapieformen für diese Erkrankungen sind eine Anwendung von ACE-Inhibitoren (Lewis et al., 1993), oder von AT1Rezeptorblockern (Brenner et al., 2001), oder die Kombination von beiden (Mogensen et al., 2000). Obwohl diese Therapien sehr wirkungsvoll sind, können sie die Erkrankungen oder die Folgen nur abmildern, bzw. verzögern, sie aber nicht völlig verhindern. Gegenwärtig leiden weltweit mehr als 371 Millionen Menschen unter einem Diabetes mellitus und die Anzahl der Neuerkrankungen steigt stetig (IDF, 2013). Patienten, die an einem DMT2 und an dessen Folgeerkrankungen leiden, weisen eine extrem erhöhte Mortalität im Vergleich zu Gesunden auf. Zusätzlich sind die entstehenden Kosten für das Gesundheitssystem und die Gesellschaft beträchtlich (Wolf, 2004). Um Neuerkrankungen und Fortschreiten des Diabetes und der möglichen Folgeerkrankungen zu verhindern, nimmt die Entdeckung und Entwicklung neuer Angriffspunkte für eine medikamentösen Therapie eine entscheidende Bedeutung ein. Einer dieser vielversprechenden Angriffspunkte einer Therapie könnte der AT2-Rezeptor sein. Klinische Studien deuten darauf hin, dass dem AT2-Rezeptor ein eigener antidiabetischer Effekt zugeordnet werden kann (Shiuchi et al., 2004). Im ersten Teil dieser Arbeit zeigen wir die enge Verknüpfung des AT2-Rezeptors mit der Glucoseaufnahme in den Skelettmuskel anhand Untersuchungen mit 2-Deoxy-D-[1-3H] Glucose, sowie den Einfluss des AT2-Rezeptors und seiner Signaltransduktion auf die Regulierung der Aktivität der AMPK. Eine Möglichkeit für einen der neuen Angriffspunkte einer medikamentösen Therapie ist die Erhöhung der AT2-Rezeptorexpression auf den Skelettmuskelzellen und die damit verbundene gesteigerte insulinabhängigeund insulinunabhängige Glucoseaufnahme sowie ein verbesserter Glucosestoffwechsel. Angesichts der nur geringen Expression des AT2Rezeptors auf Skelettmuskelzellen im adulten Organismus (Mukoyama et al., 1993; de Gasparo et al., 2000) war das zentrale Ziel dieser Arbeit, Substanzen zu finden, welche die Expression der mRNA des AT2-Rezeptors in vitro signifikant erhöhen. Verschiedene Arzneistoffe der kardiovaskulären 62 Diskussion Prävention, der antidiabetischen Therapie sowie Statinen wurden untersucht um diese Erhöhung zu bewirken. 4.1. Erhöhte 2-Deoxy-D-[1-3H] Glucoseaufnahme durch AT2Rezeptor Agonisten In diesen Experimenten sollte untersucht werden, inwieweit sich die Glucoseaufnahme nach Vorbehandlung mit verschiedenen AT-Rezeptor Stimulantien (s. 3.1.) in Skelettmuskelzellen modifiziert. Um die erwartete Steigerung der Glucoseaufnahme durch vermehrte Stimulation des AT2-Rezeptorsubtypes zu zeigen, behandelten wir die L6Myozyten zuerst vierundzwanzig Stunden vor der 2-Deoxy-D-[1-3H] Glucoseaufnahme mit verschiedenen Versuchsreihen aus Losartan, Compound 21, Ang II und PD 123,319. Als Kontrolle wurden Zellen ohne Vorbehandlung und mit Insulinstimulation verwendet. Bei Sartanen, wobei Telmisartan den größten Effekt hat, deuten Studien darauf, dass sie die Anzahl der GLUT4 in der Plasmamembran von Adipozyten erhöhen und dadurch den Glucose Uptake erhöhen (Furukawa et al., 2011). Außerdem wurde von verschiedenen Autoren in vivo beschrieben (Shiuchi et al., 2004; Rompe et al., 2010), dass eine vermehrte Stimulation des AT2-Rezeptors den Glucose-Uptake von Skelettmuskelzellen steigert. Unser Ziel war es daher, in vitro eine eindeutige Abhängigkeit der erhöhten Glucoseaufnahme und der AT2-Rezeptorstimulation aufzuzeigen. Des Weiteren wollten wir einen Zusammenhang der, durch die vorangegangenen Untersuchungen zur mRNA Expression des AT2-Rezeptors, erhöhten Expression und eines veränderten Glucose-Uptake aufzeigen. In unseren Experimenten zeigte sich die erwartete Erhöhung der 2-Deoxy-D[1-3H] Glucoseaufnahme im Vergleich zu unbehandelten Myozyten bei alleiniger Blockierung des AT1-Rezeptors durch Losartan und eine weitere Erhöhung bei zusätzlicher Stimulation des AT2-Rezeptors durch Ang II. Diese Effekte ließen sich in einer weiteren Versuchsreihe, durch zusätzliche Vorbehandlung mit dem AT2-Rezeptorantagonisten PD 123,319, abschwächen. Die stärkste 2-Deoxy-D-[1-3H] Glucoseaufnahme sahen wir jedoch bei der Versuchsreihe, in der der AT1-Rezeptor durch Losartan geblockt wurde und gleichzeitig der AT2-Rezeptor selektiv durch C21 stimuliert wurde. Dies sind deutliche Indizien für die Beeinflussung der Glucoseaufnahme durch den AT2-Rezeptor. Auch die Untersuchungen mit nur fünfstündiger Vorbehandlung zeigen ähnliche Effekte (s. 3.2.). Der Zusatz von Insulin zu den Versuchsreihen und den zu den Untersuchungen mit vierundzwanzigstündiger Vorbehandlung 63 Diskussion analogen Ergebnissen verdeutlicht, dass es sich größtenteils um insulinunabhängige Modulationen der Glucoseaufnahme in die Zelle handelt. Unsere Ergebnisse werden durch mehrere in vivo Studien bestärkt, die eine vermehrte AT2-Rezeptor Stimulation untersuchen, welche den Glucosemetabolismus in Adipozyten (Jing et al., 2013) und in Myozyten (Chai et al., 2011) verbessert. Li et al. (2012) untersuchte zudem die verbesserte Insulinsensitivität in Skelettmuskelzellen, welche Telmisartan über den Peroxisomen-Proliferator-aktivierten Rezeptor γ (PPARγ) erreichen soll. Weitere Studien haben gezeigt, dass Telmisartan im Vergleich zu anderen AT1-Rezeptorblockern am stärksten den PPARγ beeinflusst und dadurch maßgeblich Einfluss auf den Glucosestoffwechsel und den Fettstoffwechsel nimmt (Kintscher und de la Sierra, 2010). Bei fünfstündiger und bei vierundzwanzigstündiger Vorbehandlung mit den Substanzen konnte die höchste Differenz zur Kontrolle bei der 2-Deoxy-D[1-3H] Glucoseaufnahme mit dem AT2-Rezeptoragonist Compound 21 registriert werden. Um eine optimale Konzentration für C21 zu finden, erstellten wir eine Dosis-Wirkungs-Kurve. Mehrere Studien verwenden für ihre Versuche Compound 21 Konzentrationen von 0,1 nM - 1 µM (Wan et al., 2004; Murugaiah et al., 2012). In dieser Arbeit vorliegende Versuchsreihe zur Dosis-Wirkungs-Kurve, wurden Konzentrationen von 10-12 - 10-8 M untersucht. Als Kontrolle dienten zum einen unbehandelte und zum anderen mit Insulin behandelte L6-Myozyten. Unsere Ergebnisse zeigen eine deutliche Zunahme der Counts bei den Compound Konzentrationen 10-8 M, 10-10 M und 10-11 M. Bei 10-8 M zeigten sich ca. gleich viele Counts wie bei der Insulingruppe. Bei 10-9 M und 10-12 M registrierten wir eine leichte Abnahme der Counts. Dieses Phänomen deutet darauf hin, dass die dosisabhängige Wirkung von Compound 21 bei einer Konzentration von 10-8 M zu gleichen Effekten bei der Glucoseaufnahme in Skelettmuskelzellen führt, wie bei einer Insulinstimulation. Diese Ergebnisse können hilfreich für weitere Experimente am AT2-Rezeptor mit Compound 21 sein. 4.2. Stimulation des AT2-Rezeptors aktiviert die AMPK Die AMPK ist entscheidend an der Regierung des Glucosestoffwechsels beteiligt (Yamauchi et al., 2002). Ein Indiz für einen erhöhten Glucosemetabolismus ist eine gesteigerte Aktivität der AMPK (Fisher et al., 2002). Durch unseren Western-Blot wollten wir die Regulation, bzw. Abhängigkeit einer AMPK Aktivierung durch eine AT2-Rezeptor Stimulation in Myozyten untersuchen. Deji et al. (2012) zeigten ein Indiz für diese Abhängigkeit, in 64 Diskussion ihren in vivo Experimenten an Mäusen nach einer Hoch-Fett Diät. Ihre Ergebnisse zeigten, dass erhöhte Ang II Spiegel zu einer Verminderung der AMPK Aktivität in der Niere führen. Diese Verminderung konnte durch eine zweiwöchige Behandlung mit Losartan wieder aufgehoben werden. Weitere Hinweise auf eine vermehrte Aktivierung der AMPK bei AT2-Rezeptor Stimulation lieferten unsere Ergebnisse. So stellte sich die höchste AMPK Aktivität bei einer Vorbehandlung mit dem AT2-Rezeptoragonist C21 und gleichzeitiger Blockierung des AT1-Rezeptors mit Losartan dar. Wiederum konnte dieser Effekt durch den Zusatz des AT2Rezeptorantagonisten PD 123,319 deutlich vermindert werden. Die zweithöchste Aktivität konnten wir bei alleiniger AT1-Rezeptor Blockade durch Losartan registrieren. Zusammengefasst verdeutlichen unsere Ergebnisse den Einfluss des AT2Rezeptors auf die Steuerung der AMPK. Sie geben Hinweise darauf, über welche weiteren Signalwege der AT2-Rezeptor den Glucosestoffwechsel und auch den Fettstoffwechsel beeinflussen kann. Die enge Verknüpfung von einer Dysregulierung der AMPK und dem Vorhandensein einer Insulinresistenz, bzw. eines Metabolischen Syndroms, wurde in Kapitel 1.5. besprochen. Ungeklärt ist die Frage, ob ein Abfall der AMPK das primäre Ereignis ist, welches zu einer Insulinresistenz und mit dem Metabolischem Syndrom assoziierten Krankheiten führt, oder ob der Abfall ein Bestandteil einer adaptierten Antwort auf Insulinresistenz, oxidativen Stress und Entzündung ist (Ruderman et al., 2013). Da alle diese Stressfaktoren einen Abfall der AMPK Aktivität verursachen können und im Gegenzug eine gesteigerte Aktivität diese Faktoren erniedrigen kann, ist es besonders vielversprechend, den therapeutischen Nutzen einer AMPK Aktivierung zu erforschen. In Hinblick auf die Prävention und Therapie der mit dem Metabolischem Syndrom assoziierten Krankheiten kann, wie unsere Ergebnisse veranschaulichen, der AT2-Rezeptor eine große Rolle spielen. 4.3. Regulation der AT2-Rezeptor mRNA Expression Um eine vermehrte mRNA Expression des AT2-Rezeptors in Skelettmuskelzellen zu erreichen, behandelten wir die ausgewachsenen Myozyten der Ratte mit Medikamenten aus der kardiovaskulären Prävention sowie Antidiabetika und Statinen. Ziel war es, durch eine Erhöhung der mRNA Expression des AT2-Rezeptors ein Indiz für eine Erhöhung der Rezeptorenanzahl auf der Zelloberfläche zu erhalten, welche zu den positiven Effekten des AT2-Rezeptors in Bezug auf die Glucoseaufnahme, bzw. den Glucosemetabolismus führen kann. 65 Diskussion 4.3.1. Sartane und Compound 21 In den ersten Untersuchungen der vorliegenden Arbeit wurden die L6Myozyten mit den Sartanen Candesartan, Irbesartan, Telmisartan, Losartan, und dem AT2-Rezeptoragonisten Compound 21 zwölfstündig behandelt. Einige Studien deuten darauf hin, dass eine AT1-Rezeptorblockade Einfluss auf die AT2-Rezeptorexpression haben kann. So zeigt Armando et al. (2001) dieses bei Ratten, welche einem erhöhten Stresslevel ausgesetzt waren. Bei ihren Versuchen wurden die Tiere über dreizehn Tage mit Candesartan vorbehandelt. Dies führte zu einer Steigerung der mRNA Expression des AT2-Rezeptors in der zona glumerulosa der Nebenniere. Ein weiterer Hinweis auf den Zusammenhang zwischen AT1-Rezeptorblockierung und Expressionsregulation zeigen die Untersuchungen an HepG2 Zellen, einer menschliche Zellelinie aus Leberkarzinomzellen. Miura et al. (2010) untersuchten an ihnen unter anderem die AT1- und AT2-Rezeptor Expression nach Inkubation mit Telmisartan und PD 123,319. Unter Behandlung mit 1 µM Telmisartan konnte eine Abnahme der AT1-Rezeptor Expression und eine Zunahme der AT2-Rezeptor Expression nach acht Stunden nachgewiesen werden. Nach vierundzwanzig Stunden erreichte die Expression von beiden Rezeptoren wieder das basale Level. Die Inkubation der HepG2 Zellen mit PD 123,319 hatte keinen Einfluss auf die Expression der Rezeptoren. In unseren Untersuchungen wurde die mRNA nach Isolation in cDNA umgeschrieben, wodurch mit Hilfe der rt-PCR die AT2-Rezeptor mRNA-Level gemessen werden konnten (Schefe et al., 2006). Bei den gemessenen rt-PCR Ergebnissen zeigte sich eine fast gleich gesteigerte mRNA Expression des AT2-Rezeptors unter Einfluss der Sartane Telmisartan und Losartan, jedoch ohne statistische Signifikanz zur Kontrollgruppe. Einen noch geringere Steigerung im Vergleich zur Kontrollgruppe wurde bei den L6-Myozyten gemessen, welche mit Candesartan und Irbesartan vorbehandelt wurden. Die weitaus größte Steigerung der AT2-Rezeptorexpression konnten wir in dieser Versuchsreihe bei dem AT2-Rezeptoragonist Compound 21 erzielen. Hier zeigten sich um das ca. Vierfache erhöhte Werte im Vergleich zur Kontrollgruppe. Aber auch hier zeigte sich keine statistische Signifikanz. Die Ergebnisse deuten auf eine vermehrte mRNA Expression des AT2Rezeptors nach Vorbehandlung mit Sartanen und Compound 21 hin. Unsere Erwartungen wurden aber nicht vollends erfüllt. Wir hatten eine größere Steigerung erwartet und einen noch statistisch signifikanteren Unterschied zur Kontrollgruppe. Gründe für die unzureichenden Ergebnisse könnten im Alter, bzw. der zu hohen Splitting-Rate der L6 Zellline, sowie in der Inkubationszeit der Stimulantien gesucht werden. 66 Diskussion 4.3.2. Glitazone und Metformin In unseren zweiten Versuchsreihen mit den Glitazonen Rosiglitazon und Troglitazon, sowie mit dem Biguanid Metformin, wurden die L6-Myozyten zwölf Stunden vor RNA Isolation mit den Substanzen inkubiert. Die sogenannten „Insulin-Sensitizer“ Rosiglitazone und Troglitazon sind PPARγ (peroxisome proliferator-activated receptors vom Typ γ)-Agonisten, die zu der Zellkern-Rezeptorfamilie der ligandenabhängigen Transkriptionsfaktoren gehören. Diese Rezeptoren sollen eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Adipositas und des Metabolischen Syndroms haben (Plutzky, 2000). Neben ihren „Insulin-sensitivierenden“ Eigenschaften sollen sie starke anti-inflammatorische Eigenschaften besitzen (Plutzky, 2001). In mehreren Studien wurde gezeigt, dass PPARγ-Agonisten deutlich die kardiale Hypertrophie, atherosklerotische Verletzungen reduzieren, sowie kardioprotektive Einflüsse nach Ischämie haben (Collins et al., 2001; Sakai et al., 2002; Yue et al., 2001). Es ist noch nicht ausreichend untersucht, wie PPARγ Agonisten das RAS modifizieren. Einige Studien deuten darauf hin, dass PPARγ-Agonisten die Effekte des Ang II inhibieren, indem sie den durch Ang II ausgelösten Signalweg unterdrücken. Dadurch haben die PPARγAgonisten einen positiven Einfluss gegen Atherosklerose und Re-Stenose (Goetze et al., 1999). Weiter zeigten Ren et al. (2011) in ihren Untersuchungen von glatten Muskelzellen in Gefäßen, dass Rosiglitazon deren, durch Ang II induzierte, Proliferation in vitro und zusätzlich die Bildung von frühen atherosklerotischen Plaques bei Mäusen mit einer cholesterinreichen Diät, verhindern kann. Diese Effekte führen sie darauf zurück, dass PPARγ-Agonisten das Lipidprofil verbessern, die lokale Gewebskonzentration von Ang II vermindern und die Expression des AT1Rezeptors vermindern, sowie die Expression des AT2-Rezeptors steigern. Auch Molavi et al. (2006) führen in ihren in vivo Untersuchungen an Ratten die kardioprotektive Wirkung von Rosiglitazon auf eine gesteigerte Expression des AT2-Rezeptors und eine gleichzeitig verringerte Expression des AT1-Rezeptors zurück. Die dritte Substanz in dieser Versuchsreihe, das Biguanid Metformin, wird als gängige antidiabetische Therapie bei Patienten mit DMT2 verwendet. Das Medikament wird seit 1957 verwendet und ist das einzige Buguanid, das in Deutschland als orales Antidiabetikum eingesetzt wird (Aktories et al., 2013). Metformin wirkt positiv gegen einen hohen Blutzuckerspiegel, ohne die Insulinsekretion zu erhöhen, zu einer Gewichtszunahme zu führen, oder Hypoglykämien zu verursachen (Stumvoll et al., 1995; Wu et al., 1990). Über eine mäßige Hemmung der Atmungskette senkt Metformin die oxidative Phosphorylierung und führt somit zu einem Abfall der zytosolischen AMPKonzentration. Der Abfall bewirkt eine vermehrte Aktivität der AMPK. 67 Diskussion Metformin aktiviert somit indirekt die AMPK (Aktiores et al., 2013). Diese Wirkung von Metformin erklärt zum einen die herabgesetzte Glucoseproduktion in der Leber (Stumvoll et al., 1995) und zum anderen den erhöhten Glucose-Uptake in Skelettmuskelzellen (Hundal et al., 1992). Auch die Wirkung auf den Fettstoffwechsel sind, wie Zhou et al. (2001) untersuchten, der Grund einer erhöhten Aktivität der AMPK in der Leber. Diese erhöhte Aktivierung führt zu einer Inhibierung der ACC und einer Aktivierung der Fettsäurenoxidation. Außerdem unterdrückt Metformin durch die indirekte AMPK Aktivierung die Expression von Enzymen, die an der Fettsäuresynthese beteiligt sind. Weitere Untersuchungen zeigen in diesem Zusammenhang positive Effekte zur Reduzierung einer Fettleber (Lin et al., 2000). Um weitere Möglichkeiten der Signalwege aufzudecken, untersuchten wir in unseren Versuchsreihen den Einfluss auf die AT2-Rezeptor mRNA Expression durch Metformin. Nach der rt-PCR Auswertung zeigte sich nach Behandlung mit 10-3 M Metformin eine Steigerung der mRNA Expression des AT2-Rezeptors um fast das Dreifache im Vergleich zur Kontrollgruppe, jedoch ohne statistische Signifikanz (s. Abb. 17). Bei den Glitazonen wurde für 10-3 M Rosiglitazon eine vierfache und für 10-3 M Troglitazon eine fast sechsfach erhöhte, signifikante Steigerung der Expression gemessen. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Rosiglitazon und Troglitazon großen Einfluss auf die AT2Rezeptor Expression nehmen und PPARγ Signalweg eng mit dem des AT2Rezeptors verknüpft ist. 4.3.3. Statine In der dritten Versuchsanordnung untersuchten wir die Regulation der mRNA Expression des AT2-Rezeptors durch die Statine Fluvastatin und Simvastatin. Statine werden heute weitverbreitet als Cholesterinsenker zur Therapie bei Fettstoffwechselkrankheiten eingesetzt. Ihre Wirkung beruht auf der kompetitiven Hemmung der HMGCR (HMG-CoA-Reduktase), vor allem in der Leber. Die HMGCR, welche die Konversion von HMG-CoA zu Mevalonat katalysiert, ist das geschwindigkeitsbestimmende Enzym der Cholesterinbiosynthese (Aktories et al., 2013). Durch die reduzierte endogene Bereitstellung von Cholesterin muss die Zelle vermehrt Cholesterin aufnehmen. Dies geschieht, indem die Zahl der LDL (low density lipoprotein)-Rezeptoren auf der Zelloberfläche erhöht wird. Als Resultat sinkt der Cholesterinblutspiegel. Da fast zwei Drittel des täglichen Cholesterinbedarfes endogen hergestellt werden, sind Statine eine effektive 68 Diskussion Methode zur Bekämpfung einer Hypercholesterinämie (Slater und MacDonald, 1988). So führt die Einnahme eines HMGCR Inhibitors zu einer dosisabhängigen Reduktion von LDL- und Gesamtcholesterin im Plasma um bis zu fünfzig Prozent. Nicht nur die Zahl der LDL-Partikel sinkt, sondern auch deren Inhalt. Weiter kann die Einnahme zu einer bis zu 25%igen Senkung der Triglyzeride führen (Aktories et. al. 2013). Hypercholesterinämie und Hyperlipidämie sind die größten Risikofaktoren der Atherosklerose, welche durch Statine behandelt, bzw. verzögert werden können. Auch bei Patienten mit KHK konnte gezeigt werden, dass eine Langzeittherapie zu einer Reduzierung der Plaquegröße sowie zu einem langsameren Fortschreiten der Krankheit führen kann (Corti et al., 2001; Schartl et al., 2001). Statine sollen zusätzlich oder in Verbindung mit der lipidsenkenden Wirkung antiinflammatorisch wirken (Albert et al., 2001), sowie die endotheliale Funktion verbessern können (Hernández-Perera et al., 1998). Mehrere Studien untersuchen die Effekte, welche Statine neben einer Hemmung der HMGCR auf zelluläre Funktionen haben. So beschreibt Vaughan et al. 1996 den antiproliferativen Effekt von Fluvastatin auf glatte Muskelzellen der Gefäße. Diese vielfachen zellulären Modifikationen, wie besonders die antiinflammertorischen Effekte, lassen auf eine möglich AT2-Rezeptor Involvierung schließen. Um hier einen möglichen Zusammenhang aufzudecken, untersuchten wir die Veränderung der mRNA Expression des AT2-Rezeptors bei L6-Myozyten nach zwölfstündiger Vorbehandlung mit 10-3 Fluvastatin und 10-3 Simvastatin. Die Ergebnisse zeigten eine ca. dreifache Steigerung der mRNA Expression durch Fluvastatin, signifikant im Vergleich zur Kontrollgruppe, und eine fast doppelte mRNA Steigerung durch Simvastatin, ohne statistische Signifikanz. Die Ergebnisse zeigen einen deutlichen Einfluss der beiden Statine auf die Expression des AT2-Rezeptors. Der Unterschied zwischen Fluvastatin und Simvastatin könnte möglicherweise durch die unterschiedliche Synthese, bzw. den unterschiedlichen molekularen Aufbau erklärt werden. Während Simvastatin zu den Typ 1 Statinen zählt, wird Fluvastatin zu den vollsynthetischen Typ 2 Statinen gezählt. Diese besitzen längere Seitenketten am HMG-Modul, die mehr oder weniger hydrophob sind (Aktories et al., 2013). Eventuell hat diese Eigenschaft einen größeren Einfluss auf die AT2-Rezeptor mRNA Expression. Die Hypothese, dass durch die von Statinen gesteigerte mRNA Expression die positiven Effekte des AT2-Rezeptors auf den Glucosemetabolismus verstärkt werden können, sollte weiter untersucht werden. Denn auch wenn der AT2-Rezeptor, wie unsere Ergebnisse veranschaulichen, durch Statine beeinflusst wird, zeigte die JUPITER Studie (Ridker et al. 2008), dass Statine 69 Diskussion zwar einen positiven Einfluss auf das Outcome bei kardiovaskulären Erkrankungen haben, aber gleichzeitig das Risiko für Diabetes Neuerkrankungen erhöhen können. Allerdings sollten die Prinzipe der zellulären Abläufe weiter untersucht werden. 4.4. Ausblick Die aufgeführten Experimente wurden alle in vitro durchgeführt. Sie zeigen eine deutliche Beeinflussung der mRNA Expression des AT2-Rezeptors durch Medikamente der kardiovaskulären Prävention, Antidiabetika und Statine. Die mRNA kann durch viele posttranskriptionelle Schritte modifiziert werden, welche die Proteinexpression beeinflussen können (Vogel und Marcotte, 2012). Daher ist eine Erhöhung der mRNA Expression nicht zwangsläufig gleichzusetzen mit einer vermehrten Anzahl funktionstüchtiger AT2Rezeptoren auf der Plasmamembran der Zelle. Unsere aussichtsreichen Ergebnisse sollten daher mit Hilfe eines Western-Blots auf Proteinebene verifiziert werden. Weitere Erkenntnisse würde die Umsetzung der beobachteten Ergebnisse auf Experimente in vivo erbringen. Informativ wäre, wie stark sich die beschriebenen Effekte der untersuchten Arzneistoffe auf eine Erhöhung der AT2-Rezeptor mRNA Expression in adulten und/oder insulinresistenten Individuen auswirken. Im Anschluss daran müsste man den Effekt einer pharmakologischen AT2-Rezeptor Stimulation auf die Glucoseverwertung untersuchen. Denkbar wären Versuche, in denen man die Arzneistoffe, welche in vitro signifikante Ergebnisse auf die Steigerung der Expression erzielten, sieben Tage lang in adulte Mäuse appliziert und anschließend die Expression der AT2-Rezeptor mRNA in Gewebe wie Skelettmuskel, Fettgewebe und Leber untersucht. Sollte in vivo eine Expressionssteigerung die Folge sein, würde man nachfolgend Mäuse mit dem entsprechenden Arzneistoff behandeln und anschließend zur Untersuchung der Glucoseverwertung einen Glucosetoleranztest durchführen. 70 Zusammenfassung 5. Zusammenfassung Im Rahmen des Metabolischen Syndroms kommt es zu einer erschwerten Glucoseaufnahme in insulinabhängige Gewebe wie in das Fettgewebe oder in den Skelettmuskel. Die daraus resultierenden erhöhten InsulinPlasmakonzentrationen führen zu einer weiteren Verschlechterung der Glucoseverwertung dieser Gewebe aber auch der Leber. Bei prädisponierten Menschen kann in der Folge ein Diabetes Mellitus Typ 2 entstehen. Das Renin-Angiotensin-System (RAS) bildet eines der wichtigsten Systeme im Körper zur Regulation der kardiovaskulären Homöostase und des Blutdruckes. Das Angiotensin II (Ang II) wirkt über zwei heptahelikale Rezeptorsubtypen, den AT1-Rezeptor und den AT2-Rezeptor. Ang II beeinflusst die Glucoseaufnahme in vivo und in vitro, wobei dieser Effekt voraussichtlich über den AT2-Rezeptor verübt wird. In dieser Arbeit wurde eine deutliche Steigerung der Glucoseaufnahme infolge der AT2-Rezeptorstimulation aufgezeigt, direkt durch Compound 21 und indirekt durch AT1-Rezeptorblockade mit gleichzeitiger Ang II Applikation. Außerdem zeigten wir die Verstärkung der insulinabhängigen Glucoseaufnahme in den Skelettmuskel durch eine AT2-Rezeptorstimulation. Von großer Bedeutung für den Glucosemetabolismus und bei der Entstehung des Metabolischen Syndroms ist die Regulation der AMPK. Eine vermehrte Aktivierung wirkt sich positiv auf die Prävention und den Verlauf aus. Die von uns erhobenen Daten veranschaulichen, dass der AT2-Rezeptor eine große Rolle in der Regulierung der AMPK Aktivierung spielt. So zeigten wir, dass eine vermehrte AT2-Rezeptorstimulation zu einer gesteigerten AMPK Aktivierung führt. Die Ergebnisse dieser Arbeit deuten klar darauf hin, dass der AT2-Rezeptor eine wichtige positive metabolische Funktion ausübt und ein mögliches pharmakologisches Ziel für die Behandlung der Insulinresistenz und mit dem Metabolischem Syndrom assoziierten Krankheiten darstellt. Eine Möglichkeit für ein pharmakologisches Ziel ist die Erhöhung der AT2Rezeptorexpression auf den Skelettmuskelzellen und die damit verbundene gesteigerte insulinabhängige und insulinunabhängige Glucoseaufnahme sowie ein verbesserter Glucosestoffwechsel. Da im Skelettmuskel der AT2Rezeptor fast ausschließlich während der Neonatalphase und der Adoleszenz exprimiert wird, während im adulten Organismus die Expression auf kaum detektierbare Werte abfällt, versuchten wir mit Arzneistoffen aus der kardiovaskulären Prävention, Antidiabetika und Statinen eine Steigerung zu erreichen. Wir erzielten die stärkste Expression mit Telmisartan, Losartan und Compound 21 sowie den Glitazonen und Fluvastatin. 71 Zusammenfassung Die Auswirkung einer gesteigerten Expression des AT2-Rezeptors auf die Insulinresistenz und das Metabolische Syndrom und ob diese therapeutisch nutzbar sowie klinisch einsetzbar ist, müssen zukünftige Studien zeigen. 72 Abkürzungsverzeichnis 6. Abkürzungsverzeichnis AACE Abb ACC ACE ADP AMP AMPK Ang I Ang II APS AT1-Rezeptor AT2-Rezeptor ATP BMI BSA C21 cAMP Cbl cDNA cGMP CoA CRP DAG DDG DHL DMEM DMSO DMT2 DNA DOG-Uptake EDTA EGF EGIR ER ERK FAS FCS g American Association of Clinical Endocrinologists Abbildung Acetyl-CoA-Carboxylase Angiotensin-Converting Enzyme, AngiotensinKonversionsenzym Adenosindiphosphat Adenosinmonophosphat AMP-abhängige Proteinkinase Angiotensin I Angiotensin II Ammoniumpersulfat Angiotensin II Rezeptorsubtyp 1 Angiotensin II Rezeptorsubtyp 2 Adenosintriphosphat Body Mass Index Bovine Serum Albumin Compound 21 cyclisches Adenosinmonophosphat Casitas B-lineage Lymphoma Complementary Desoxyribonukleinsäure cyclisches Guanosinmonophosphat Coenzym A C-reaktives Protein Diacylglycerol Deutsche Diabetes Gesellschaft Deutsche Hochdruckliga Dulbecco’s Modified Eagle Medium Dimethylsulfoxid Diabetes mellitus Typ 2 Desoxyribonukleinsäure 2-Deoxy-D-[1-3H] Glucoseaufnahme Ethylendiamintetraacetat Epidermal Growth Factor, epidermaler Wachstums Faktor Group of the Study of Insulin Resistence endoplasmatisches Retikulum Extracellular-Signal Regulated Kinase Fettsäure Synthase Fetal Calf Serum Erdschwerebeschleunigung 73 Abkürzungsverzeichnis G6Pase GAPDH GLUT1-4 GPD h HbA1c HDL Hepes HMG HMGCR HRP IDF IgG IL-6 IP3 JAK KHK KO LDL Los M MAPK min MKP-1 mmHg mRNA oGTT N NC-IUPHAR NCEP NO OD pAVK PBS PCR PEPCK Pen-Strep Glucose-6-Phosphatase Glycerinaldehyd-3-phosphat-Dehydrogenase Glucosetransporter 1-4 Glycerol-3-Phosphatase Dehydrogenase Stunde Glykohämaglobin High Density Lipoprotein, Lipoprotein hoher Dichte 4-(2-Hydroxyethyl)-1-piperazinethansulfonsäure 3-Hydroxy-3-Methylglutaryl HMG-CoA-Reduktase (3-Hydroxy-3-Methylglutaryl-CoAReduktase) Horseradish Peroxidase International Diabetes Federation Immunglobulin G Interleukin-6 Inositol-1,4,5-triphosphat Januskinase koronare Herzkrankheit Knockout Low Density Lipoprotein, Lipoprotein niedriger Dichte Losartan Mol/l Mitogen-Activated Protein Kinase Minute Mitogen-Activated Protein (MAP) Kinase Phosphatase-1 Millimeter Quecksilbersäule Messenger Ribonukleinsäure oraler Glucosetoleranz-Test Anzahl The International Union of Basic and Clinical Pharmacology Committee on Receptor Nomenclature and Drug Classification National Cholesterol Education Program Stickstoffmonoxid optische Dichte periphere arterielle Verschlusskrankheit Phosphate Buffered Saline, phosphatgepufferte Salzlösung Polymerase Chain Reaction, Polymerasen KettenReaktion Phosphoenolpyruvat-Carboxykinase Penicillin-Streptomycin 74 Abkürzungsverzeichnis PIP2 PKC PLA2 PLC PLD PP2A PPARγ RAS RAAS RNA RT rt-PCR SD SDS-PAGE sek SHP-1 STAT Taq TBS TEMED TNFα t-PA U WHO Phosphatidylinositol-4,5-biphosphat Proteinkinase C Phospholipase A2 Phospholipase C Phospholipase D Protein Phosphatase 2A Peroxisomen-Proliferator-aktivierter Rezeptor gamma Renin-Angiotensin-System Renin-Angiotensin-Aldosteron-System Ribonukleinsäure Raumtemperatur Real Time-PCR, Echtzeit-PCR Standard Deviation, Standardabweichung sodium dodecylsulfate polyacrylamide gel electrophoresis, Natriumdodecylsulfat-Polyacrylamidgelelektrophorese Sekunde SH2 Domain-Containing Protein Tyrosine Phosphatase-1 signal transducers and activators of transcription Thermus aquaticus Tris Buffered Saline, Tris-gepufferte Salzlösung Tetramethylethylendiamin Tumor Necrosis Factor-Alpha tissue-type plasminogen activator, gewebespezifische Plasminogenaktivator Unit, Enzymeinheit World Health Organisation Klinische Studien: ALLHAT Antihypertensive and Lipid-Lowering Treatment to Prevent Heart Attack Trial CAPPP Captopril Prevention Project CHARM Candesartan in Heart Failure-Assessment of Reduction in Mortality and Morbidity HOPE Heart Outcomes Prevention Evaluation JUPITER Justification for the Use of statins in Prevention: an Intervention Trial Evaluating Rosuvastatin LIFE Losartan Intervention For Endpoint Reduction in hypertension study SOLVD Studies Of Left Ventricular Dysfunction VALUE Valsartan Antihypertensive Long-term Use Evaluation 75 Literaturverzeichnis 7. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 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Eidesstattliche Erklärung Ich versichere ausdrücklich, dass ich die Arbeit selbständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die von mir angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und die aus den benutzten Werken wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen einzeln nach Ausgabe (Auflage und Jahr des Erscheinens), Band und Seite des benutzten Werkes kenntlich gemacht habe. Ferner versichere ich, dass ich die Dissertation bisher nicht einem Fachvertreter an einer anderen Hochschule zur Überprüfung vorgelegt oder mich anderweitig um Zulassung zur Promotion beworben habe. Ich erkläre mich einverstanden, dass meine Dissertation vom Dekanat der Medizinischen Fakultät mit einer gängigen Software zur Erkennung von Plagiaten überprüft werden kann. Unterschrift: ...................................................................... 91 Danksagung 164. Danksagung Herrn Prof. Dr. Rainer H. Böger möchte ich besonders danken für die Vergabe der Promotionsarbeit sowie für die umfassende Betreuung und Unterstützung während der Erstellung. Außerdem dafür, dass er mir die Möglichkeit gab, im Institut für Klinische Pharmakologie und Toxikologie diese Arbeit anzufertigen. Zudem möchte ich mich bei Herrn Prof. Dr. Ralf Benndorf für die interessante Aufgabenstellung und die intensive Betreuung vor allem während der Anfangszeit der Arbeit bedanken. Allen aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern des Instituts für klinische Pharmakologie und Toxikologie möchte ich für die kollegiale Zusammenarbeit, das ausgezeichnete Arbeitsklima und die ständige Hilfsbereitschaft danken. Für die hervorragende Arbeitsatmosphäre im Labor bedanke ich mich herzlich bei Cornelia Woermann, die mich bei den DOG-Uptake Versuchen geduldig unterstützte und immer ein offenes Ohr für mich hatte. Außerdem besonders bei Anna Steenpaß, die mir unter anderem sehr mit den PCR Untersuchungen half, sowie für die hilfreichen und motivierenden Gespräche. Auch bei Sandra Maak und Mariola Kastner möchte ich mich für ihre Unterstützung im Labor bedanken. Bei Dr. Maike Anderssohn möchte ich mich für ihre freundliche Beratung und Einarbeitung in die zellbiologische Arbeit bedanken. Für sein beharrliches und gewissenhaftes Korrekturlesen bedanke ich mich herzlich bei dem Germanist und Freund Arne Lotze. Besonderer Dank gebührt meiner Familie. Ich danke Euch für die Unterstützung, mit der Ihr nicht nur diese Arbeit sondern meinen bisherigen Lebensweg überhaupt ermöglicht habt. 92