Naturerlebnis drinnen & draußen (Broschüre)

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Naturparkhaus Toblach
WaldWunderWelt Toblach
Abteilung
Natur
und Landschaft
Naturerlebnisweg Toblacher See
Impressum
2004
Herausgeber:
Autonome Provinz Bozen-Südtirol
Abteilung Natur und Landschaft
Koordination:
Margareth Pallhuber
Text:
Annemarie Maurer, Margareth Pallhuber, Ulrike Lanthaler
Übersetzung:
Romano Kohlmayer, Meran
Fotos:
Ausstellung Naturparkhaus Toblach
Archiv Amt für Naturparke, Bozen
Archiv Amt für Landschaftsökologie, Bozen
Reiner Kauschke, Toblach
Archiv Forst- und Domänenverwaltung, Bozen
Archiv Christoph Hainz, Reischach
Grafische Gestaltung:
Roman Werbeagentur, Bruneck
Druck
&
Naturerlebnis
drinnen
draußen
Naturparkhaus Toblach
WaldWunderWelt Toblach
Naturerlebnisweg Toblacher See
Inhaltsverzeichnis
2
Vorwort
3
Das Naturparkhaus Toblach Naturinformation kompakt
4
Überblick über die Naturparke in Südtirol
7
Kulturlandschaften: Natur aus Menschenhand
8
Naturlandschaften des Naturparks
11
Die Dolomiten von den Wurzeln des modernen Alpinismus
16
Der Erste Weltkrieg auch in den Dolomiten wird ein
blutiges Kapitel Geschichte geschrieben
21
Der Tourismus im Hochpustertal eine Erfolgsgeschichte
24
Die Dolomiten - eine Landschaft entsteht
28
Die Erlebniswerkstatt im Naturparkhaus
30
Die WaldWunderWelt Toblach
32
Naturerlebnisweg Toblacher See
34
Die Idee und der Weg
34
Die Entstehung des Toblacher Sees
36
Der Fichten-Föhrenwald
37
Die Spechte
39
Farben in der Natur
42
Wasservögel am Toblacher See
44
Die Verlandungszone
46
Die Ufervegetation
47
Der Weg der Rienz
50
Sprunggrube
52
Die Lurche
52
Die Fische
54
Lösungen zu den Aufgaben
58
Weiterführende Literatur
64
Vorwort
Liebe Naturparkfreunde,
die Umweltbildung nimmt in den sieben
Südtiroler Naturparks eine zentrale Rolle
ein. Schon seit Jahren wird vor allem in
den Sommermonaten in den einzelnen
Schutzgebieten ein reichhaltiges Programm
für Menschen aller Altersstufen, besonders aber für Kinder
und Jugendliche angeboten. Ziel ist es dabei, auf die Vielfalt
von Natur und Landschaft vor unserer Haustür aufmerksam
zu machen und zu einem bewussteren Umgang mit diesem
Gut hinzuführen. Das Angebot reicht von mittlerweile
sechs Naturparkhäusern über geführte Erlebniswanderungen
und beschilderte Themenwege bis hin zu besonderen Einzelaktionen, wie Naturolympiaden oder den „Naturathlon“.
Im Hochpustertal, um genau zu sein, in der Gemeinde
Toblach gibt es seit einiger Zeit drei Strukturen, die auf
spielerische und gleichzeitig informative Art und Weise
Zugang zur Natur und vor allem zur Welt des Naturparks
ermöglichen: das Naturparkhaus im Kulturzentrum Grand
Hotel Toblach, die WaldWunderWelt im dahinter gelegenen
Waldstück und der Naturerlebnisweg rund um den nicht
weit entfernten Toblacher See am Eingang des Höhlensteintales.
Die vorliegende Broschüre beschreibt sehr detailliert und
reich bebildert diese drei Einrichtungen. Sie dient als
Begleitheft während des Aufenthalts, aber auch zur Aufbereitung der verschiedenen Inhalte vorher oder im Anschluss
an den Besuch. Das handliche Format soll diese Funktion
unterstützen. Begrenzt auf den Erlebnisweg um den Toblacher See enthält die Broschüre auch einige Aufgaben, die
zum Nachdenken und Mitmachen anregen.
Ich bin überzeugt, dass diese Broschüre auch für Sie viel
Interessantes, Bemerkenswertes und Merkwürdiges bereit
hält und in Ihnen den Wunsch wecken wird, diese Einrichtungen des Naturparks und den Naturpark selbst zu besuchen
und mit allen Sinnen zu erleben.
Das Naturparkteam und ich wünschen Ihnen viel Spaß
dabei!
Ihr Landesrat
Dr. Michl Laimer
3
Das Naturparkhaus Toblach –
Naturinformation kompakt
Im Kulturzentrum
Grand Hotel
Toblach ist auch
das Naturparkhaus untergebracht.
Südtirol besitzt sieben Naturparks. Diese großen Schutzgebiete sollen vor allem die Natur und Landschaft vor großen
Eingriffen und Belastungen schützen, ohne den Menschen
auszusperren. Im Gegenteil: Angestrebt wird ein harmonisches Miteinander von Mensch und Natur. Naturparks sind
nicht nur „wilde Natur“, die es zu schützen gilt, es finden
sich auch große Gebiete, deren einmalige Schönheit und
naturkundliche Besonderheit im Lauf der Jahrhunderte
durch den Menschen entstanden sind. Auch diese Kulturlandschaft soll gepflegt und so für die kommenden Generationen erhalten bleiben. Aber in den Naturparks wird
auch das Leben von Tieren, Pflanzen und deren Lebensräumen erforscht und wird eine erlebnisorientierte Erholung
angeboten. Durch Wissenserweiterung sollen die Menschen
schließlich mehr Verständnis für die Natur entwickeln.
Diese Umweltbildungsaufgabe übernehmen vor allem die
Naturparkhäuser. Spielerisch und gleichzeitig informativ
wird Natur hier greifbar, spürbar und sichtbar.
Das Naturparkhaus in Toblach bietet interessierten großen
und kleinen Besuchern Eindrücke und Informationen über
zwei Naturparks an: den Naturpark Sextner Dolomiten in
den Gemeinden Toblach, Sexten und Innichen (kurz:
Naturpark Sextner Dolomiten) und den östlichen Teil des
Naturparks Fanes-Sennes-Prags.
4
Naturpark Sextner Dolomiten
in den Gemeinden Toblach, Sexten und Innichen
Als Schutzgebiet ausgewiesen im Jahr 1981
Fläche: 11.635 ha
Gemeinden: Toblach, Sexten und Innichen
Naturpark Fanes-Sennes-Prags
Als Schutzgebiet ausgewiesen im Jahr 1980
Fläche: 25.680 ha
Gemeinden: Toblach, Prags, Olang, Abtei, Enneberg und
Wengen
Die berühmten Drei
Zinnen im Naturpark Sextner Dolomiten.
Die Hohe Gaisl
hoch über dem
Pragsertal im
Naturpark FanesSennes-Prags.
5
N a t u r p a r kh a u s To b l a c h
Die Ausstellungsbereiche:
• Überblick über die Naturparks in Südtirol
• Kulturlandschaften der beiden Schutzgebiete
• Naturausstattung von der Talsohle bis hinauf zu
den Berggipfeln
• alpinistische Erschließung der Sextner Dolomiten
• Kriegsereignisse in den Dolomiten
• touristische Entwicklung des Hochpustertals
• geologische Entstehung und Entwicklung des Gebietes
• Erlebniswerkstatt
Die Betreuerin
Gabi füllt das
Naturparkhaus
mit Leben.
6
Überblick über die Naturparks in Südtirol
7
Schlanders
Bruneck
8
2
Brixen
6
4
Meran
3
N
1
Bozen
5
Stand: Januar 2003
1
2
3
4
5
6
7
8
N
Naturpark Schlern
Naturpark Texelgruppe
Naturpark Puez-Geisler
Naturpark Fanes-Sennes-Prags
Naturpark Trudner Horn
Naturpark Sextner Dolomiten
Naturpark Rieserferner-Ahrn
Naturpark Sarntaler Alpen (in Ausarbeitung)
Nationalpark Stilfser Joch
Die wesentlichen Ziele und Aufgaben
eines Naturparks sind:
• die natürlichen und landschaftlichen Werte für die Zukunft
zu erhalten,
• durch Forschung mehr über die Lebensräume zu erfahren,
• die Bauern bei der Landschaftspflege zu unterstützen,
• die Besucher über diese Landschaften zu informieren und
für den verantwortungsvollen Umgang zu sensibilisieren.
7
N a t u r p a r k h a u s To b l a c h
Kulturlandschaften:
Natur aus Menschenhand
Vor ungefähr 5.000 Jahren hat der Mensch den Alpenraum
dauerhaft besiedelt. Die natürliche Vegetation hat sich
dadurch sehr verändert: Durch Rodung und Beweidung
entstanden im Laufe der Zeit Kulturlandschaften, das ursprüngliche Landschaftsbild wurde weithin völlig verändert.
Die Entstehung neuer Lebensräume mit neuen Tier- und
Pflanzenarten war die Folge. Wie eng die einzelnen Glieder
und Teile in einem Lebensraum aufeinander abgestimmt
sind und zusammenwirken, zeigt das einfache Beispiel einer
Nahrungskette, im Lebensraum “Wiese”.
Artenreiche Bergwiesen (im Bild die
Gsellwiesen) sind
ein bedeutender Lebensraum für viele
Tiere.
Im Hintergrund
der Haunold.
8
Wiesen sind ein wichtiger Lebensraum für viele Pflanzen
und Tiere. Glockenblumen, Enziane, Arnika, Alpenklee
und verschiedene Orchideenarten sind nur einige Beispiele
aus der reichen Blumenpracht, die auf den Berg- und
Lärchenwiesen der Hochpustertaler Naturparks gedeihen.
Der Blütennektar ist Grundnahrung für viele Insektenarten,
die wiederum auf ihrem Flug von Blüte zu Blüte für deren
Bestäubung sorgen. Hummeln, Bienen, Wespen, Schmetterlinge wie zum Beispiel die Bläulinge und der Schwalbenschwanz sowie verschiedene Käferarten wie zum Beispiel
die Laufkäfer gehören zu diesen so genannten Bestäubern.
Vögel, wie die Ringdrossel, die Feldlerche oder auch die
Birkhühner hängen in ihrer Ernährung von Insekten ab
und jagen diese kleinen Wiesenbewohner.
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint: In einer
bunten Blumenwiese leben zehnmal mehr Tierarten als
Pflanzenarten.
Ein typischer Wiesenvogel ist das Braunkehlchen. Das Männchen ist oberseits braun-grau gestreift und unterseits orangebräunlich, das Weibchen ist blasser. Der hübsche Vogel ist
ein Wiesenbrüter und legt sechs grünlichblaue Eier. Wenn
die erste Brut nicht „durchkommt“, gibt es eine Ersatzbrut.
Ursprünglich weit verbreitet, ist das Braunkehlchen in den
letzten Jahren selten geworden. Stark gedüngte und häufig
gemähte Wiesen bieten ihm zu wenig Nahrung (vor allem
Insekten); magere Bergwiesen bilden daher die letzte Zufluchtsstätte.
Auch viele kleinere und größere Raubvögel nutzen Wiesen
und Waldlichtungen als Jagdrevier. Dazu gehören bekannte
und auffällige Arten wie der Turmfalke und der Mäusebussard, die sich von kleinen oder jungen Säugetieren wie zum
Beispiel Mäusen oder Feldhasen ernähren.
Die Ringdrossel
(links) ernährt sich
von kleinen Wiesenbewohnern, wie
beispielsweise dem
DolomitenAlpenlaufkäfer
(rechts).
Aufgabe 1 · Wer frißt wen? Ordne zu!
9
N a t u r p a r kh a u s To b l a c h
Die Landwirtschaft bestimmt, wie viel Leben in einer
Wiese ist
Im Frühjahr und Sommer treiben die Bauern ihr Vieh auf
die Weide. Werden die Wiesen nicht als Weideland genutzt,
müssen sie gemäht werden. Oft werden Wiesen aber auch
zuerst gemäht und später beweidet. Von der Nutzungs- und
Düngungsintensität hängt ab, wie viele verschiedene Pflanzen
und damit indirekt auch Tiere dort leben können. Die
zunehmende Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung gefährdet den Lebensraum Wiese. Nur eine extensive,
also eine behutsame und ökologisch nachhaltige Wirtschaftsweise sichert den Erhalt einer hohen Artenvielfalt. Je höher
aber die Artenvielfalt, desto höher ist die Stabilität eines
Lebensraumes. Die Gefahr, dass so genannte Schädlinge wie zum Beispiel der Borkenkäfer in Fichtenmonokulturen
- Überhand nehmen und zu einer echten Gefahr für den
Lebensraum werden, ist dann entsprechend geringer.
Beispiele für bis in die heutige Zeit genutzte, typische
Kulturlandschaften in den beiden Oberpustertaler Naturparks sind die Plätzwiese in Prags, die Gsellwiesen und die
Rotwandwiesen in Sexten sowie die landschaftlich reizvollen
Lärchenwiesen im Fischleintal (Sexten) und im Innerfeldtal
(Innichen).
Besonders arbeitsintensiv war und ist noch immer die Bearbeitung der Lärchenwiesen. Im Frühjahr räumen die Bauern
das von den Lärchen abfallende Reisig weg, dann wird
gemäht – im Bereich der alten Stöcke, wo der Einsatz von
Maschinen nicht möglich ist, immer noch von Hand. Früher
wurde das Heu zuerst in den für die Lärchenwiesen typischen
Holzschupfen gelagert, bevor es im Winter mit Heuschlitten
zu den Höfen gebracht und für die Fütterung des Viehs
verwendet wurde.
Die Bewirtschaftung von Lärchenwiesen ist auch
heute noch sehr arbeitsintensiv.
Sie werden z.T.
noch händisch gemäht.
10
Naturlandschaften des Naturparks
Die Zusammensetzung einer Lebensgemeinschaft von Pflanzen und Tieren ergibt sich aus dem Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Ganz besonders wichtig sind dabei Klima
und Untergrund (Gestein und Boden).
Der Boden ändert sich groß- oder kleinräumig je nach
Geologie, Geomorphologie (Geländeverlauf), Exposition
(Lage und Ausrichtung), Temperaturschwankungen und
Wasserhaushalt einer Gegend.
Das Klima ist weltweit großen Veränderungen unterworfen,
sei es in horizontaler als auch in vertikaler Hinsicht: Auf
einer Reise von den mittleren Breiten bis zum Nordpol
begegnet man denselben Klimaveränderungen, die auch
vom Tal bis hinauf zu den Bergspitzen innerhalb eines
Höhenunterschiedes von 3.000 m zu beobachten sind. Das
Klima wird immer rauer, Kälte und Wind nehmen zu, Schneeund Frostdauer steigen. Für das Vegetationsbild bedeutet
dies den Übergang von Laubwäldern zu Nadel-LaubMischwäldern hin zu Nadelwäldern und zu tundraähnlichen
Vegetationstypen bis hin zum ewigen Schnee und Eis.
Welche Bäume
wachsen im Naturpark? Spielend lernen ist das Motto
im Naturparkhaus
Toblach!
Die beiden Naturparks im Oberpustertal schließen Gebiete
zwischen 1.200 m und 3.000 m Meereshöhe ein. Dazwischen
können folgende wichtige Vegetationsstufen unterschieden
werden:
Die montane Stufe reicht von 1.200 m bis 1.800 m Meereshöhe.
Fichten–Lärchenwälder prägen das Landschaftsbild. An
Orten mit erhöhter Luftfeuchtigkeit wie im Pragsertal
wachsen vereinzelt noch Tannen. Auf den sonnigen, trokkenen Hängen des Höhlensteintales stocken größere Föhrenbestände. Beide letztgenannten Baumarten findet man
11
N a t u r p a r k h a u s To b l a c h
aber nur in tieferen Lagen. In höheren Lagen beherrscht
die Fichte die Wälder in den Alpen. Trotz ihrer stattlichen
Höhe von bis zu 50 m ist sie ein Flachwurzler. Das kann ihr
bei nicht standortgerechtem Anbau zum Verhängnis werden:
Stürme bringen die Fichten dann leicht zu Fall. Fichtenholz
findet als Bauholz vielfältige Verwendung. Die langsam
wachsenden und viel dichteres Holz bildenden Gebirgsfichten hoher Lagen geben das begehrte Klangholz für Musikinstrumente höchster Ansprüche.
Gebirgsfichten hoher Lagen liefern
das Klangholz für
Musikinstrumente
höchster Qualität.
Daneben liefert die Fichte ein Harz, aus dem durch Destillation Terpentinöl gewonnen wird. Terpentinöl ist Ausgangsstoff für die Kampfergewinnung. Hauptsächlich wird es aber
als Lösungsmittel für fetthaltige Substanzen wie Kautschuk
und Öle sowie zum Verdünnen von Ölfarben und zur Herstellung von Schuhcremen und pharmazeutischen Produkten
verwendet. In der Mythologie gilt die Fichte als schützender
Mutterbaum.
Im Oberpustertal haben die ausgedehnten Waldbestände
die Entwicklung einer intensiven Holzindustrie begünstigt:
seit jeher in Form von Sägewerken, Tischlerei- oder Zimmereibetrieben, in den letzten Jahren verstärkt in Form von
Hackschnitzelwerken zur Gewinnung von Wärme- und
elektrischer Energie.
Auf die montane folgt von 1.800 m bis 2.200 m Meereshöhe
die subalpine Stufe. Fichten-Lärchenwälder lockern immer
mehr auf, die Fichte wird mit zunehmender Höhe schlanker,
ihre Äste liegen am Stamm an und sind abfallend, zeigen
also nach unten. Das ist vor allem im Winter von Vorteil:
Die großen Schneemassen bleiben nicht auf den Ästen
liegen, sondern gleiten leichter vom Baum ab. Der Unterwuchs am Boden wird stärker. Die Waldgrenze liegt auf
ungefähr 2.000 m Meereshöhe. Hier lösen die frostbeständigen Lärchen und Zirben fast vollständig die Fichten ab.
Die Lärche liebt das Licht. Auf die rotgelben Blüten folgt
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der Austrieb der weichen, moosgrünen Nadelbüschelchen.
Im Herbst flammen die Nadeln goldgelb auf, bevor sie
abgeworfen werden und am Boden eine leicht zersetzbare,
orangebraune Streu bilden. Das rötliche Holz ist härter und
zäher als das von Tanne und Fichte und sehr harzreich,
weshalb es für Schindeln sowie im Wasser- und Hausbau
verwendet wird. Das beim Anbohren des Stammfußes gewonnene Lärchenterpentin ist wundheilend und schleimlösend. Besonders in früheren Zeiten wurde Lärchenterpentin,
bei uns besser bekannt als "Lörget", zur Behandlung von
eitrigen Wunden bei Mensch und Tier sowie zum Ausheilen
von Entzündungen im Klauenbereich der Rinder verwendet.
Der Name der Lärche leitet sich aus dem lateinischen Begriff
lardum für Speck ab, womit das Harz des Baumes gemeint
ist. Die Lärche ersetzt in den Alpen die Linde als Hausbaum
und wurde auch in Dorfnähe gern angepflanzt, da unter
ihrem lichten Schirm Wiesen- und Weidenutzung möglich
war.
Landschaftlich
reizvolle Lärchenwiesen im Innerfeldtal: Spiel von
Licht und Schatten.
Die alpine Stufe von 2.200 m bis 2.600 m Meereshöhe geht
über die Waldgrenze hinaus und ist gekennzeichnet durch
die Zwergstrauchvegetation und die alpinen Rasen. Zu den
Sträuchern gehören Latschen, Alpenrosen (Rostblättrige
und Behaarte Alpenrose) und Zwergwacholder. Da und
dort ragen urwüchsige Zirben empor. Die alpinen Rasen die so genannten Urwiesen - hingegen werden beweidet
13
N a t u r p a r k h a u s To b l a c h
(Almen), in seltenen Fällen gemäht (Bergmähder), auf
weiten Flächen aber überhaupt nicht wirtschaftlich genutzt.
Diese mageren Böden beherbergen die schönsten Dolomitenblumen und entwickeln sich im Sommer zu einem wahren
Blumenmeer.
Kaum ein anderer Baum beeindruckt derart wie die vom
Jahrhunderte langen Kampf mit der rauen Umwelt sichtlich
geprägte Zirbe. Nicht selten sind Stamm und Äste drehwüchsig. Darauf weist auch der Name Zirbe hin, der vom mittelhochdeutschen Begriff zirben, sich drehen, stammt. Im
Gegensatz zu fast allen anderen Föhrenarten Europas stehen
die langen, weichen und biegsamen Nadeln nicht zu zweit,
sondern zu fünft in einem Büschel. Die großen, intensiv
nach Harz duftenden Zapfen beinhalten wohlschmeckende
Nüsse. Das dichte warme und ebenfalls intensiv harzig
duftende Holz wird gern für Wandtäfelungen und Möbel
verwendet. Die Zirbe wächst als ausgesprochenes Eiszeitrelikt
nur in den Alpen und zerstreut in den Karpaten. In Sibirien
besiedelt eine nahe verwandte Unterart riesige Flächen
(Pinus cembra ssp. sibirica).
Wind und Wetter
prägen das Aussehen der "gebirgstauglichen" Zirben.
Die subnivale Stufe schließlich von 2.600 m bis 3.000 m
Meereshöhe ist gekennzeichnet durch Schutt und Fels.
Diese unwirtliche Landschaft ist der Lebensraum für die so
genannten Pionierpflanzen wie Rundblättriges Täschelkraut,
Räthischer Mohn und verschiedene Gräser. Den extremen
Temperatur- und Bodenbedingungen zum Trotz können
diese Spezialisten wachsen und sich fortpflanzen. Auch
Algen und Flechten finden hier Platz zum Überleben: Die
14
schwarzen „Tintenstriche“ auf der Nordseite der steilen
Dolomitenfelsen sind Blaualgen, die zu den einfachsten
und ältesten Lebewesen auf der Erde gehören.
Im Naturparkhaus
ist der scheinbar
unwirtliche Gebirgslebensraum
aus Schutt und
Fels modellhaft
nachgebildet.
15
N a t u r p a r k h a u s To b l a c h
Die Dolomiten – von den Wurzeln des
modernen Alpinismus
Mitte des 19. Jahrhunderts wird das Hochpustertal zum
beliebten Urlaubsziel. Viele Jahre lang begnügen sich die
Sommerfrischler damit, die einzigartige Bergwelt von unten
zu bestaunen. Der Berg ruft zu jener Zeit allseits noch Angst,
Scheu und Respekt hervor. Erst in der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts kämpfen sich einige Sextner Bergführer
zusammen mit österreichischen, italienischen und englischen
Bergsteigern mutig und neugierig zu den bisher unbestiegenen Gipfeln empor. Die stärkste Anziehungskraft übten
dabei die Drei Zinnen aus. Dieses weltberühmte Bergmassiv
mit seinen steil abstürzenden Flanken hat schon immer
wagemutige Bergsteiger und Kletterer aus der ganzen Welt
angelockt und bis heute nichts von seiner Faszination verloren.
Der Berg ruft – und Männer und Frauen folgen
diesem Ruf
Im Jahr 1869 besteigen der Wiener Paul Grohmann und
die Sextner Peter Salcher und Franz Innerkofler die Große
Zinne (2.999 m); der Weg, den sie für ihren Aufstieg gewählt
haben, ist der heutige Normalweg über die Südwand. Zehn
Jahre später gelingt dem Sextner Michl Innerkofler zusammen mit Georg Ploner aus Schluderbach (Gemeinde Toblach) die Erstbesteigung der 2.973 m hohen Westlichen
Zinne, ebenfalls über die Südseite. Und 1881 bezwingen
die Brüder Michl und Hans Innerkofler aus Sexten die
Südwand der 2.857 m hohen Kleinen Zinne.
Die Drei Zinnen:
ein Kletterparadies
für Könner.
Am Modell sind die
wichtigsten Routen
zu sehen.
16
Aber die Drei Zinnen ziehen auch die Frauen in ihren Bann.
Als erste steht am 19. September 1874 die 21-jährige Anna
Ploner, Tochter von Georg Ploner, neben Michl Innerkofler
und Luigi Orsolina ganz oben auf der Großen Zinne. Die
Herzogin Ada von Sermoneta erreicht als erste Frau im
September 1882 die Spitze der Kleinen Zinne. Die Westliche
Zinne wird im Juli 1884 erstmals von der Sommerfrischlerin
Fräulein Eckerth unter der Führung von Michl Innerkofler
bestiegen.
Um 1890 endet die erste Erschließungsperiode der Sextner
Dolomiten. Das Ziel der nachfolgenden jungen Alpinisten
ist jetzt nicht mehr der Gipfel, sondern vor allem der Weg
dorthin. So gelingt 1890 Sepp Innerkofler und seinem
Bergfreund Veit Innerkofler zusammen mit dem Wiener
Hans Helversen die erste Nordwandbesteigung der Kleinen
Zinne. Durch Kamine, über Wände und Kanten schaffen
sie in wenigen Stunden ihr Ziel. Mit dieser Route setzt das
Klettern in der Senkrechten im vierten Schwierigkeitsgrad
ein und jetzt geht es Schlag auf Schlag. Eine Route nach
der anderen wird an den senkrecht abfallenden Nordwänden
der Drei Zinnen eröffnet. Bergsteiger aus ganz Europa
stellen hier ihr Können unter Beweis.
Jeanne Immink aus Amsterdam durchsteigt 1893 als erste
Frau die Nordwand der Kleinen Zinne. Der Bergführer
Theodor Wundt sagte damals über die Holländerin: "Sie ist
von unglaublicher Ausdauer, einer kühnen Unerschrockenheit, ein
leuchtendes Vorbild. Welch reizend frisches Bild, voll Anmut, Kraft
und gesunden Sinnes sind diese Bergsteigerinnen bei fröhlicher
Bergfahrt". Um die Hände zu schonen, klettert sie in waschledernen
Handschuhen; gegen das Einschneiden des Seiles dient ein breiter
Ledergurt mit Stahlringen. Vielfach finden die Frauen im Steilfels
für ihr Tun wenig Verständnis. Verschiedentlich wird behauptet,
sie würden von den Führern förmlich auf den Gipfel gezerrt. Das
dementiert Frau Immink nach ihrer Nordwanddurchsteigung im
Sommer 1893: "An zwei Stellen war ich froh, mit einer Hand das
Seil ergreifen zu können, da ich den nächsten Griff nicht erreichen
konnte. Da wir "weiblichen Berggymnasten" nach einer schwierigen
Tour leider oft verleumdet werden, so möchte ich bemerken, dass ich
an keiner Stelle "wie ein Rucksack am Seil" heraufbefördert worden
bin."
(Auszug aus: Drei Zinnen, Menschen-Berge-Abenteuer von
Helmut Dumler; Bruckmann Verlag, München, 1986)
17
N a t u r p a r kh a u s To b l a c h
Sepp Innerkofler war einer der berühmtesten und beliebtesten Bergführer seiner Zeit. Nebenbei bewirtschaftete er,
gemeinsam mit seiner Frau und den Kindern verschiedene
Schutzhütten und erbaute mehrere Touristenunterkünfte.
Er war einer der Ersten, der die Bedeutung des Fremdenverkehrs für Sexten erkannt hatte. Eine der von ihm bewirtschafteten Schutzhütten war die Dreizinnenhütte. Diese
wurde 1882 errichtet. Die Zahl der Hüttengäste stieg im
Sommer 1908 bereits auf 2000 an. Heute zählt diese Schutzhütte an Spitzentagen bis zu 2000 Tagesgäste.
"Schöne Grüße"
von den Drei Zinnen.
Das bekannte Bergmassiv hat schon
immer Besucher
aus der ganzen
Welt angelockt und
bis heute nichts von
seiner Faszination
verloren.
18
Konkurrenzdenken macht auch vor
Berggipfeln nicht Halt
Als Erster einen Gipfel zu bezwingen oder einen neuen Weg
dorthin zu eröffnen – der Ehrgeiz, Alpinismusgeschichte
zu schreiben, treibt viele Bergsteiger in harte Konkurrenzkämpfe. So war es auch bei der Eröffnung der bekannten
Schweizerführe: Den Schweizer Bergsteigern Albin Schelbert
und Hugo Weber schwebte schon seit langem vor, die Nordwand der Westlichen Zinne im Zentrum anzugehen. Das
Vorhaben wurde bis ins kleinste Detail vorbereitet. In den
Frühjahrsferien 1959 fahren die beiden Studenten zu den
Drei Zinnen, wo zu dieser Zeit noch tiefer Winter herrscht.
Nach neuntägigen Anstrengungen stoßen sie auf den Riss
im großen Dach der Westlichen Zinne. Mit Ausnahme einer
Nacht seilen sich die beiden Kletterer jeweils nach Feierabend
wieder ab und fahren mit Skiern zur Auronzohütte, um am
nächsten Tag ihr Werk fortzusetzen. Diese eine Nacht
verbringen sie in Hängematten. Am Morgen ist der Wasserkannendeckel zugefroren und der Inhalt ein Eisklumpen,
auf den Schlafsäcken lag zehn cm Neuschnee. Die Ferien
gehen zu Ende, die Freunde lassen ein Fixseil in der Wand
zurück und im guten Glauben, im Sommer das Begonnene
abschließen zu können, heften sie an den Wandfuß einen
Zettel in deutscher, französischer und italienischer Sprache
mit der Bitte, Nachkommende möchten es doch bitteschön
ihnen überlassen, im Sommer auf dieser Route den Gipfel
zu entdecken! Die "scoiattoli" aus Cortina waren da aber
anderer Meinung! Schon Ende Juni machen sich Spitzenleute
wie Candido Bellodis, Benjamino Franceschi, Albino Michielli
und Claudio Zardini an die Fortsetzung der von den Schweizern begonnenen Route. Schelbert und Weber aber wurden
von Bepi Reider von der Dreizinnenhütte durch Telegramm
umgehend davon verständigt und treffen kurz darauf bei
den Drei Zinnen ein. Als sie aber drei dunkle Punkte etwa
2 Seillängen über ihrem letzten Stand ausmachen, kehren
sie niedergeschlagen wieder in die Schweiz zurück. Doch
die Wetterlage ändert sich. Sturm und Schneeschauer ziehen
rasch auf. Die drei Italiener geben vorerst auf. Und wieder
unterrichtet Bepi Reider die beiden Schweizer. Als Touristen
getarnt, mit der Ausrüstung in Koffern brausen die beiden
wieder zurück in die Dolomiten. Um Mitternacht stehen
sie dann unter der Wand, die ein Übermaß an Kraft und
Schwere in sich verkörpert. Versehen mit Proviant für zehn
Tage machen sie sich an die Arbeit. Zwei Tage später am 4.
Juli 1959 beobachtet Franceschi von Landro aus mit einem
Fernglas die Schweizer. Er rast zurück nach Cortina. Bei
19
N a t u r p a r kh a u s To b l a c h
den "scoiattoli" läuten die Alarmglocken. Bellodis wird von
der Arbeit weggeholt und ab geht es hinauf zum Paternsattel.
Bellodis und Franceschi sollen die Ehre der "scoiattoli"
retten! Rasch nehmen die beiden den Wettkampf auf und
kommen gut voran. Schelbert vermerkt in seinen Aufzeichnungen: "Die ach so geschätzte innere Bergruhe wurde durch das
rasche Herannahen der Italiener tief erschüttert. Sie waren uns
persönlich ja nicht unsympathisch, doch unser Weg war nun einmal
der unsere und sollte scheinbar nicht gemeinsam verlaufen. Sie
hatten die Absicht, nicht mit uns auf der vorbereiteten Route
aufzusteigen, sondern auf die (naheliegende) Cassin-Führe zu
gelangen, diese an verschiedenen Stellen abzukürzen und so als
erste auf dem Gipfel zu sein. So geschah es dann auch". Am Abend
des 6. Juli stehen Franceschi und Bellodis kurz unterhalb des Gipfels
und schon verkünden farbige Plakate in Cortina von der gewaltigen
Leistung der "scoiattoli". Schelbert und Weber hingegen erreichen
einige Tage später auf "ihrer" Route den Gipfel. Nachdem sich die
Wellen der Empörung gelegt haben, lädt der Hüttenwirt Mazzorana
die Schweizer und Italiener in die Auronzohütte ein. Man einigt
sich auf einen Kompromiss: der untere Teil der Nordwandroute soll
künftig "Führe der Schweizer und Italiener" heißen. In Bergsteigerkreisen wird das Verhalten der Italiener allerdings als höchst
unkameradschaftlich abgetan, da es ein ungeschriebenes Gesetz
verletzt hatte". (Auszug aus: Drei Zinnen, Menschen-BergeAbenteuer von Helmut Dumler; Bruckmann Verlag, MünHerausforderung chen, 1986).
Drei Zinnen:
Klettern damals
und heute.
20
Der Erste Weltkrieg –
auch in den Dolomiten wird ein blutiges
Kapitel Geschichte geschrieben
Der Fremdenverkehr in den Dolomiten blüht, als der Erste
Weltkrieg ausbricht. Anstelle der Erholung suchenden
Sommerfrischler und wagemutigen Bergsteiger bevölkern
Soldaten die Berge: Die Dolomiten werden zum Frontgebiet.
In den steilen Felswänden, auf Bergkuppen und –spitzen
kämpfen österreichische gegen italienische Soldaten.
Ein nachgebauter
Stollen aus dem
Ersten Weltkrieg
im Naturparkhaus Toblach.
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N a t u r p a r kh a u s To b l a c h
Eine besonders harte und unbarmherzige Form der Kriegsführung: Saumpfade wie zum Beispiel der berühmte Alpinisteig, kilometerlange Schützengräben und Unterkünfte
werden auf mühsamste Art und Weise aus dem Fels gehauen.
Nicht nur die Kampfhandlungen bedrohen das Leben der
Soldaten. Besonders im Winter werden viele von Lawinen,
Schneestürmen und der beißenden Kälte getötet.
Südtirol gehört damals zur Österreichisch-Ungarischen
Monarchie und alle waffenfähigen Männer unter 21 und
über 42 Jahren werden zu den Standschützen einberufen.
Der Bergsteiger und –führer Sepp Innerkofler wird als
untauglich befunden, meldet sich aber trotzdem gemeinsam
mit seinem Sohn Gottfried freiwillig zu dieser Militäreinheit.
Mit anderen Bergführern und Standschützen bildet er die
„Fliegende Patrouille”. Keiner kann es an Ortskenntnis mit
ihm aufnehmen, er kennt jeden Stein und Fels in den
Sextner Dolomiten. Als im Jahr 1915 angeordnet wird, den
Paternkofel von den Italienern zu befreien und zu besetzen,
denken die Befehlshaber sofort an Sepp Innerkofler und
seine Leute. Innerkofler hält einen Angriff zwar für zu
gefährlich, widersetzt sich dem Befehl aber nicht.
Während sie den Nordwestgrat in Richtung Gipfel des
Paternkofels hinaufsteigen, donnern bereits von allen Seiten
Gewehrschüsse und Felsblöcke herab. Die Soldaten suchen
verzweifelt Schutz in den Felswänden, als Sepp Innerkofler
plötzlich die Arme hochreißt und tot nach hinten fällt. Was
genau passiert ist, ob der unglückliche Kletterer und Standschütze von einer feindlichen oder eigenen Kugel getroffen
wurde, bleibt bis heute ungeklärt.
Nach wenigen Tagen steigen zwei italienische Soldaten vom
Paternkofel zu der Stelle hinab, wo der leblose Körper liegt
und erkennen den berühmtesten Bergführer seiner Zeit.
Unter großer Würdigung begraben sie ihn und schreiben
auf das zusammengeflochtene Holzkreuz: Giuseppe Innerkofler, guida. Im August 1918 bringt Gottfried Innerkofler
seinen toten Vater in einem Holzsarg nach Sexten und lässt
ihn dort begraben.
22
Die Heimführung
des "Märtyrers"
Sepp Innerkofler,
August 1918
(aus "Die Bewaffnung des Auges"
von Anton Holzer).
23
N a t u r p a r k h a u s To b l a c h
Der Tourismus im Hochpustertal – eine
Erfolgsgeschichte
Noch um die Mitte des 19. Jahrhunderts war das Hochpustertal eine durchwegs landwirtschaftlich geprägte, recht
abgelegene Gegend an der Grenze zwischen der österreichischen Monarchie und dem Königreich Italien. Der Bahnbau markiert den Beginn einer neuen touristischen Epoche.
Zu Fuß, mit der
Kutsche, mit der
Bahn... Gegen
Ende des 19. Jahrhunderts entwikkelte sich das Obere Pustertal mehr
und mehr zu einem beliebten Urlaubsort.
1871 wurde die Bahnstrecke durch das Pustertal in Betrieb
genommen. Sie schuf eine direkte Verbindung nach Wien
und in die anderen Zentren der Monarchie. Die Orte entlang
der Bahn, vor allem Toblach, Niederdorf und Innichen
wurden bald zu den neuen Knotenpunkten einer noch
jungen Tourismuswirtschaft. Die alteingesessenen Gasthöfe
versuchten sich - etwa durch die Verfeinerung der Küche
und die Erweiterung der Bettenzahl - auf die neue Kundschaft einzustellen.
24
Imposante Hotelneubauten entstanden, wie etwa das 1877/78
im Stil eines Grandhotels errichtete “Südbahnhotel” in
Toblach, in dem heute auch das Naturparkhaus untergebracht ist. Zusammen mit der neuerrichteten Hotelkolonie
in Landro konnte der Ort um 1910 in den wenigen Sommerwochen 15.000 Ankünfte verbuchen. Auch das Sextenund das Pragsertal schlossen sich dem neuen Boom an.
1899 eröffnete das “Seehotel” am Pragser Wildsee, das bald
über 200 Betten verfügte. Das Hochpustertal war dabei, zur
illustren Sommerfrischegegend zu werden.
Das Südbahnhotel
in Toblach,
1877/78 nach
den Plänen des
Wiener Architekten Wilhelm Ritter
von Flattich erbaut.
1877 prophezeite Paul Grohmann, Bergpionier und Erstbesteiger der Drei Zinnen, den Hochpustertaler Dolomiten
ein “goldenes Zeitalter” des Fremdenverkehrs:
“Seitdem die Ampezzaner Straße gebaut, mit Meisterschaft gebaut
worden war, seitdem diese herrliche Verkehrsader benützt werden
konnte, blieben die Reize der angrenzenden Landschaften Tirols
und Italiens gleichwohl fast unbeachtet und erst seit 15-16 Jahren,
zumal seit der Eröffnung der Pusterthaler Bahn, ist er außerordentlich
gestiegen. (...) Tausende wallfahrten heute zu dem großen Tempel
der Schönheit, den die Natur in Ampezzo errichtet hat, Hunderte
ziehen durch die engen Spalten der anderen Thäler auf die freien
Hochebenen unseres Berglandes - das alles halte ich nur für einen
kleinen Anfang, denn den Dolomiten steht, und zwar wegen ihrer
leichten Bereisung, eine Zukunft bevor, wie keinem anderen Theile
der Alpen!”
Seit dem Einsetzen des Massentourismus in den 50er Jahren
gelten die Drei Zinnen als Idealbild eines aufregenden,
bizarren und zugleich einladenden Gebirgsszenarios. Als
25
N a t u r p a r k h a u s To b l a c h
Anfang der Fünfziger Jahre die Gebirgsstraße zu den Drei
Zinnen projektiert wurde, beschrieb der italienische Schriftsteller Dino Buzzati weitblickend, aber auch mit einem
Schuss Übertreibung und Ironie die Konsequenzen dieses
Straßenbaus für die Dolomiten:
“Dort oben wird also bald die Straße verlaufen. Was heute stundenlanges Abmühen erfordert, wird bald mit einigen Litern Benzin
möglich sein. Die Autofahrer werden anhalten und die wenigen
Unvernünftigen und Unglücklichen beobachten, die sich darauf
versteifen, die schreckenerregenden Wände zu erklimmen; dazu
werden sie aufgrund der geringen Entfernung nicht einmal einen
Feldstecher benötigen. Am Einstieg zur Nordwand der Großen Zinne,
unter dem endlosen Abhang, wird es ein Kaffeehaus mit Liegestühlen
geben, damit die Touristen den Bergsteigern zuschauen können,
ohne einen steifen Hals zu bekommen. Zwischen den Geröllhalden,
im Herzen des Heiligtums, werden die Tanksäulen und riesige
Werbeflächen glänzen, die Zahnpasta und Büchsenfleisch anpreisen
und die von der düsteren Feierlichkeit der Felsen eingeschüchterten
Augen erfreuen, und zweifellos wird der Paternsattel der Höhepunkt
des Giro d‘Italia sein, mit einer Siegerprämie und riesigen Aufschriften
zu Ehren von Fausto Coppi (falls es ihn dann noch gibt)“.
Holzbetriebener
Postbus Toblach Innichen - Fischleintal in der Zwischenkriegszeit.
Mit dem Auto zur
“Kletterwand”.
Um 1960 werden
die alten Kriegsstraßen wiederentdeckt: als touristische Zufahrtswege
zu den imposanten Dolomitengipfeln.
Nun sind doch einige Jahre vergangen, und nicht alles, was
Buzzati prophezeit hat, ist Gott sei Dank Wirklichkeit geworden. Tanksäulen und riesige Werbeflächen sind nicht gebaut
worden, aber das Gebiet um die Drei Zinnen ähnelt an
manchen Hochsommertagen einem Rummelplatz. Unzählige Menschen sind mit dem Auto, dem Fahrrad, zu Fuß
unterwegs – der einmalige Gebirgsstock hat in all den Jahren
nichts von seiner Faszination verloren.
26
Aber nicht nur die Drei Zinnen ziehen das ganze Jahre über
Tausende von Touristen an. Die Dolomiten sind überall auf
der Welt bekannt – als Landschaft von einzigartiger Schönheit, als Paradies für Wanderer, Bergsteiger, Rad- und Skifahrer.
Erste Reiseberichte aus den Dolomiten
Zwischen 1861 und 1863 bereisen zwei
wohlhabende Engländer, Josiah Gilbert
und George Cheetham Churchill, in
Begleitung ihrer Frauen die Gegend
von Cortina nach Innichen. Ihre Reiseeindrücke fassen die beiden in einem
Buch mit dem Titel ”The Dolomite
Mountains” zusammen und verhelfen
damit dem Gebirge endgültig zu internationaler Bekanntheit und touristischem Durchbruch.
Vor der Ära des
Massentourismus. Eine Postkutsche bei
Landro, im Hintergrund die Drei
Zinnen (um
1860). Das Gebirge - deutlich überhöht dargestellt erscheint faszinierend aber unzugänglich.
Die Reisegesellschaft übernachtet einmal auch in Landro,
einer kleinen Poststation auf halbem Wege zwischen Cortina
und Toblach. Von hier aus ist der Anblick der Drei Zinnen
ein beeindruckendes Naturschauspiel aus sicherer Entfernung.
"Nicht weit von dem Posthause jedoch ist durch eine Schlucht,
welche sich gegen Osten öffnet, die Erscheinung von drei zersplitterten
Säulen, den Drei Zinnen, zu sehen, und ich kenne keine fremdartigeren Berge als diese", schreibt Gilbert. "Der See mit seinen
dürren, salzigen Ufern kann als Seitenstück zu jenem von Sodom
gelten. Zwei Flüsse münden in denselben, doch keiner fließt heraus,
und so steigt der ängstliche Argwohn von verborgenen Abgründen
auf. Die Bäume, das Gras, die Moose, alles sieht verbrannt und
ungesund aus, als ob das ganze eines Tages in die Tiefen unten
versinken würde. (...) An diesem Abende sahen wir die scharfen
Zacken der Drei Zinnen beim Sonnenuntergang erglühen, als wir
durch das dunkle Portal der Schlucht blickten, wir sahen den
Cristallo geisterhaft kalt werden, als das Licht langsam verschwand,
wir sahen den See schwärzer als die Nachte werden, und die Sterne
schienen lebhaft, wie sonst niemals, die Milchstraße ober uns glich
der funkelnden Morgenröthe, und so gingen wir mit dem Gefühl
zu Bette, dass wir ein Gefängnis zu unserem Sonntagsaufenthalte
gewählt hätten".
27
N a t u r p a r kh a u s To b l a c h
Die Dolomiten - eine Landschaft entsteht
Der im Jahre 1750 in der französischen Ortschaft Dolomieu
geborene Adelige Dèodat de Dolomieu durchstreift bereits
mit 26 Jahren halb Europa, wobei er sich für viele Naturphänomene begeistert. 1789 kommt er nach Tirol. An
verschiedenen Stellen in der Nähe des Brenners sowie
aufgelagert auf den Porphyr zwischen Bozen und Trient
findet er eine merkwürdige Gesteinsart. Dieses Gestein sieht
dem Kalk vollkommen gleich, reagiert aber im Unterschied
zum Kalkgestein nicht mit Salzsäure. Nach verschiedenen
Untersuchungen und Proben entdeckt er, dass es sich um
ein Kalzium-Magnesium-Doppelkarbonat handelt. Erst nach
einigen Jahren wird das Gestein als eigenes Mineral erkannt
und bekommt den Namen Dolomit, benannt nach seinem
Entdecker.
In den vergangenen Jahren hat unter anderem das Institut
für Geologie und Paläontologie der Universität Innsbruck
im Auftrag der Autonomen Provinz Bozen eine detaillierte
kartografische Untersuchung der Sextner Dolomiten vorgenommen. Diese Daten sind in der geologischen Karte des
Naturparks Sextner Dolomiten im Maßstab 1:25.000 zusammengefasst worden. Die inhaltlich und grafisch ansprechende
Karte ist im Handel erhältlich.
Der Geologieraum
im Naturparkhaus Toblach.
28
Geschichtete Dolomiten:
Hauptdolomit (violett),
Schuttkegel (grau),
Raibler Schichten (grün),
Moränen (gelb),
Sextner Dolomit (blau).
29
N a t u r p a r k h a u s To b l a c h
Die Erlebniswerkstatt im Naturparkhaus
Die Natur ist ein Erlebnis für alle Sinnesorgane. Die Augen
allein reichen da bei weitem nicht aus. Vögel zum Beispiel
muss man gehört, Wald und Wiesen gerochen und weiche
Moospolster berührt haben – am besten geht das in der
freien Natur. Aber auch die Erlebniswerkstatt im Naturparkhaus Toblach hat einiges zu bieten: allerhand Ausstellungsobjekte wie Hörner, Geweihe, Felle, Zapfen und Zweige;
weiters Puzzletische, Riech- und Tastkästen, ein Fossilienspiel,
das Diorama (Modell) einer Gebirgslandschaft mit Tieren
und Pflanzen, ein Aquarium, einen Baumstamm mit Vogelstimmen zum Hineinsitzen und Lauschen und anderes
mehr.
In der Erlebniswerkstatt findet
der Besucher spielerischen Zugang
zur Natur.
30
Schmetterlinge
aus aller Welt im
Naturparkhaus eine Sonderausstellung.
31
N a t u r p a r k h a u s To b l a c h
Die WaldWunderWelt Toblach
Seit Sommer 2003 kann vom Naturparkhaus ausgehend
eine weitere Attraktion besucht werden: die WaldWunderWelt. Es handelt sich hierbei um eine Erlebnis-, Rast- und
Spieleinrichtung auf einer kleinen Waldlichtung hinter dem
Naturparkhaus. Inhaltlich dreht sich bei der WaldWunderWelt - wie könnte es anders sein - alles um das Thema Wald.
Sie ist vom Naturparkhaus aus über einen eigens angelegten
Weg bequem erreichbar.
Zentrales Element der WaldWunderWelt ist eine Plattform.
Ähnlich einem Baumstumpf mit Wurzeln führen von dieser
Plattform strahlenförmig mehrere Wurzeläste ins Gelände.
Auf der Plattform selbst gibt es Platz zum Rasten sowie ein
Vogelrätsel. Unter der Plattform, im "Fuchsbau", halten sich
Kinder liebend gern auf. Längs der "Wurzeln" bestehen
viele Möglichkeiten zum Spielen: Eine Fischotterrutsche,
Kletterbäume zum Kraxeln, ein großer Spechtbaum zum
Hineinschlüpfen und ein Barfußpfad. Die Wurzelausläufer
führen zu weiteren Stationen, welche unterschiedlichen
Themen des Waldes wie zum Beispiel den verschiedenen
Waldböden, den Waldpilzen und den Waldspuren gewidmet
sind. Ein Vogelnest lädt zum Hineinklettern ein und an der
Geologiestation werden die wichtigsten Gesteinstypen im
Bereich der WaldWunderWelt und rund um Toblach erklärt.
Naturerlebnis und Naturerfahrung stehen in der WaldWunderWelt im Vordergrund und machen sie so zu einem etwas
anderen Kinderspielplatz! Aber auch Erwachsene kommen
auf ihre Rechnung: Eine Vielzahl von ansprechend gestalteten Klapptafeln informiert über die Zusammenhänge und
Besonderheiten im Lebensraum Wald.
Diese neue Anlage wird zu einem Erlebnisweg ausgebaut,
der vom Naturparkhaus zur WaldWunderWelt und über
einen Rundweg wieder zurück zum Ausgangspunkt führt.
Darüber hinaus soll dieser Erlebnisweg bis zum nahe gelegenen Fernheizwerk weitergeführt werden. Auf diesem
Verbindungsteilstück werden die verschiedenen Möglichkeiten der Nutzung des Holzes dargestellt. In einem Schautunnel im Fernheizwerk soll schließlich auf die innovativen
Möglichkeiten der Erzeugung von Wärme und Strom aus
Holz aufmerksam gemacht werden.
32
Ein Spielplatz der
besonderen Art - die
WaldWunderWelt
Toblach.
Hinein ins Vogelnest und hinunter
über die Fischotterrutsche ...
33
Wa ld Wu n d e r We l t To b l a c h
Naturerlebnisweg Toblacher See
Die Idee und der Weg
Der Toblacher See liegt auf 1.259 m Meereshöhe im Höhlensteintal, das Toblach mit Cortina verbindet. Er befindet
sich innerhalb des Naturparks Fanes-Sennes-Prags und zählt
zu den wenigen noch verbliebenen Feuchtgebieten in Südtirol. Der See mit seiner vielfältigen Ufervegetation ist ein
idealer Rast- und Nistplatz für viele verschiedene Wasservögel
- auch für solche, die in Südtirol nur vereinzelt und unregelmäßig brüten. Der Toblacher See ist ein intakter und
relativ ungestörter Lebensraum. Deshalb ist er für die
scheuen Wasservögel besonders während der Zug- und
Brutzeit von großer Bedeutung.
Damit das auch so bleibt, die Menschen diesen besonderen
Lebensraum aber trotzdem entdecken können, hat das Amt
für Naturparke im Jahr 2000 einen Rundweg um den See
angelegt. Interaktiv und spielerisch wird hier Naturinformation gegeben – für Groß und Klein, für Naturliebhaber und
solche, die es noch werden wollen; besonders Schulklassen
finden einen idealen Unterrichtsort mitten in der Natur
vor. Für den gesamten Lehrpfad sollte man etwa eineinhalb
Renato Sascor vom Stunden Zeit mitbringen. Auch Besucher mit Kinderwägen
Amt für Naturpar- und Gehbehinderte können den Rundweg leicht bewältigen.
ke mit Besuchern Der ökologisch wertvolle Uferbereich im Süden des Sees
am Naturerlebnis- wurde vom Lehrweg großzügig ausgeklammert.
weg Toblacher See.
34
Der Naturerlebnispfad “Toblacher See”
1) Die Entstehung des Toblacher See
2) Der Fichten- und Föhrenwald
3) Die Spechte
4) Farben in der Natur
5) Die Wasservögel
6) Die Verlandungszone
7) Die Aufgaben der Ufervegetation
8) Der Weg des Wassers am Beispiel der Rienz
9) Spielwiese
10) Die Lurche
11) Die Fische
6
5
4 3
2
1
7
8
11
9
10
35
N a t u r e r le b n is w e g To b l a c h e r S e e
Die Entstehung des Toblacher Sees
Durch Aufstauen eines Flusses entsteht ein neuer Lebensraum
Der erste schriftliche Nachweis des Toblacher Sees geht auf
den Beginn des 16. Jahrhunderts zurück. Murschuttkegel
aus den Flanken des Sarlkofels haben die Rienz aufgestaut
und so den See entstehen lassen. Der natürliche Damm
wurde später künstlich erhöht und verstärkt. Der See ist
14,3 ha groß und nicht sehr tief: An der tiefsten Stelle sind
es 3,5 m bis zum Seegrund.
Neben der Rienz, die den See in Süd-Nord-Richtung durchfließt, wird der See wahrscheinlich auch von Unterwasserquellen gespeist. Der Toblacher See ist kein warmer See –
die Wassertemperaturen sind auch im Hochsommer niedrig.
Ausschlaggebend dafür ist die starke Durchströmung des
Sees. Von Ende November bis Ende März ist er meistens
zugefroren, die Wasserqualität ist sehr gut.
Der Toblacher See ist besonders im Westen und Süden von
einer dichten Vegetation umgeben. Wassergräben, Sumpfwiesen und Auwälder sowie Fichten–Föhrenwälder bilden
eine Reihe verschiedener Lebensräume in unmittelbarer
Nähe des Wassers.
Ein Mure aus den Flanken des
Sarlkofels hat den Toblacher See
entstehen lassen.
36
Der Fichten-Föhrenwald
Je artenreicher die Vegetation, umso vielfältiger auch die Tierwelt
Der Toblacher See ist am Westufer von einem FichtenFöhrenmischwald umgeben. Die Fichte ist die häufigste
Baumart in den Südtirolern Wäldern und dominiert meist
auch in den Nadelholzmischwäldern. Fichtenwälder wirken
oft dunkel und düster, weil die Bäume dicht beieinander
stehen. Durch den geringen Lichteinfall ist auch die Bodenvegetation nur sehr spärlich vorhanden. Die Fichtenbestände
am Toblacher See sind stark mit Föhren durchsetzt. Dadurch
wird das Waldbild aufgelockert und am Waldboden kann
eine reichere Vegetation entstehen.
Lockere Waldbestände mit Fichten,
Föhren und einer
reichen Bodenvegetation in der Umgebung des Toblacher
Sees.
37
N a t u r e r le b n is w e g To b l a c h e r S e e
Aufgabe 2
Fichte
Föhre
–––––––––––––––––––
–––––––––––––––––––
–––––––––––––––––––
–––––––––––––––––––
–––––––––––––––––––
–––––––––––––––––––
–––––––––––––––––––
–––––––––––––––––––
–––––––––––––––––––
–––––––––––––––––––
Bitte die folgenden Informationen richtig zuordnen:
1. rundlich bis flache Krone
2. rot-braune Rinde, die sich in Schuppen ablöst
3. kurze und einzeln sitzende Nadeln
4. 3 – 5 cm lange Zapfen
5. 10 – 15 cm lange und hängende Zapfen
6. "herzförmige" Wurzel (Herzwurzler)
7. Nadeln sind 4 – 7 cm lang und paarweise gebündelt
8. kegelförmige Krone
9. Rinde unterer Teil grau–braun, längsgefurcht, oberer
Teil rötlich–orange, papierartig
10. Wurzel ist flachgründig
38
Die Spechte
Tok, tok, tok – unverkennbare, lautstarke Waldbewohner
Um den Toblacher See leben fünf verschiedene Spechtarten:
Schwarzspecht, Dreizehenspecht, Grauspecht, Buntspecht
und Grünspecht.
Aufgabe 3 · Wer bin ich?
1
2
3
4
39
N a t u r e r le b n is w e g To b l a c h e r S e e
Der Dreizehenspecht
Alle Spechte haben vier Zehen, nur der Dreizehenspecht
hat drei: zwei vorwärts und eine rückwärts. Er ist der einzige
Specht ohne Rot im Federkleid. Wie alle Spechte ist er zum
Brüten und Nisten auf Baumhöhlen angewiesen. Als ausgesprochener Kletterer kommt er nur selten bis auf den
Waldboden herunter.
Wer hat schon einmal einen Baumstamm gesehen, der von
unten bis oben im gleichen Abstand von Ringen durchzogen
war? Hier war der Dreizehenspecht am Werk. Beim Ringeln
schlägt er mit seinem langen, kräftigen Schnabel für den
Baum ungefährliche Wunden in den Stamm, um an den
Baumsaft zu kommen, der ihm als Nahrung dient. Außerdem
frisst er die in der Rinde lebenden Insektenlarven und
–puppen, die er mit seiner langen, klebrigen Zunge herausangelt. Durch diese „natürliche Schädlingsbekämpfung“
sorgen die Spechte somit für die Gesundheit der Wälder.
Hier war der Dreizehenspecht am
Werk: mit seinem
starken Schnabel
ringelt er den
Baum, um an den
Baumsaft zu kommen.e
Der Schwarzspecht
Er ist der größte aller Spechte und hat den längsten Schnabel.
Wegen seiner schwarzen Farbe und Größe könnte man ihn
leicht mit einer Krähe verwechseln. Bei näherem Hinsehen
jedoch erkennt man ihn an seinem roten Scheitel. Verlassene
Schwarzspechthöhlen dienen anderen Waldbewohnern oft
als Brut- und Schlafplatz, zum Beispiel dem Raufußkauz,
den Fledermäusen oder den Wespen. Der Schwarzspecht
ist in niedriger Anzahl in ganz Südtirol verbreitet. Als Lebensraum bevorzugt er Buchen- und Tannenmischwälder, er
lebt aber auch in Lärchenwäldern bis auf eine Meereshöhe
von 2.000 m.
40
Der Buntspecht
Schwarz-Weiß-Rot, an diesem Federkleid ist der Buntspecht
zu erkennen. Er ist ein ausgezeichneter Kletterkünstler. Sein
Schnabel ist relativ kurz und kräftig, der Speisezettel besonders reichhaltig; Insekten werden allerdings bevorzugt. Die
Eingänge seiner Baumhöhlen, die er gern in alten, angefaulten Fichten baut, sind immer rund. Der Buntspecht ist
die am häufigsten in Südtirol vorkommende Spechtart.
Der Grauspecht
Der Grauspecht ist ein unscheinbarer Vogel, der sehr versteckt meist in Laubwäldern, gelegentlich aber auch in
Nadelwäldern lebt. Im Frühjahr fällt er durch seine "kikiki
kü-kü-kü-kü-kö"-Rufe auf. Den Rest des Jahres ist er nur mit
viel Glück zu entdecken, da er sich meist ruhig verhält und
mit seiner Tarnfärbung nicht auffällt.
In der Färbung ähnelt er dem Grünspecht, ist aber etwas
blasser gefärbt und kleiner als dieser. Das Weibchen hat
keine roten Federn. Beim Männchen ist der Scheitel rot
gefärbt. Mit dem Grünspecht teilt der Grauspecht die Angewohnheit, in Ameisenhaufen vornehmlich nach Larven
zu graben. Deshalb werden diese beiden Spechte auch als
"Erdspechte" bezeichnet. In Südtirol gehört der Grauspecht
zu den selteneren Arten. Hier erreicht er auch seine südliche
Verbreitungsgrenze.
Mit ihrer langen
mit Widerhaken besetzten Zunge holen
die Spechte sich Insekten aus dem
Holz.
41
N a t u r e r le b n is w e g To b l a c h e r S e e
Farben in der Natur
Sich tarnen und sich sehen lassen
Oberstes Ziel in der Entwicklung von Lebewesen ist die
Steigerung der Überlebenschancen und eine erfolgreiche
Fortpflanzung. Eine häufige Überlebensstrategie von Tieren
ist die Anpassung ihres Äußeren an die Umgebung. Dabei
spielen Farben eine große Rolle.
Sowohl Beute- als auch Raubtiere passen die Farben ihres
"Kleides" an die Umgebung an und bleiben so vom Feind
unentdeckt. Einige Tiere haben auch die Fähigkeit, das
Kleid je nach Jahreszeit der Umgebung anzupassen. Viele
Vogelarten und vor allem die Vogelweibchen besitzen ein
grau-braunes Federkleid und das hat gute Gründe: Die
Weibchen fallen so beim Brüten nicht auf und die Eulen
zum Beispiel können tagsüber ungestört zwischen den Ästen
der Bäume schlafen.
Mit großen Augen
schaut der Raufußkauz in die Welt
hinaus.
Aber ebenso zielführend können auch grelle Farben sein.
So besitzen viele Tiere leuchtende Farben, um den Feind
zu erschrecken und vor ihrem Gift zu warnen. Diese Verteidigungsmethode kommt zum Beispiel bei Insekten häufig
vor. Aber auch andere Arten machen davon Gebrauch. Die
Gelbbauchunke beispielsweise streckt bei Gefahr ihren
gelben Bauch dem Feind entgegen (Schreckstellung).
42
Bei Gefahr streckt
die Gelbbauchunke
ihren gelben Bauch
dem Feind entgegen.
Andere Tiere, die wegen ihrer Größe nur wenige Feinde zu
fürchten haben, schmücken sich hingegen mit wunderschönen Farben und stellen stolz ihre Pracht zur Schau. Der
Höckerschwan, der auch im Toblacher See seine Runden
dreht, ist ein Beispiel dafür. Er ist eingebürgert worden, sein
natürliches Verbreitungsgebiet liegt in Nordeuropa (Norddeutschland, Skandinavien).
Auch der Pflanzenwelt ist diese "Überlebenstechnik mit
Farben" nicht fremd: Pflanzen, die von Insekten bestäubt
werden, haben oft besonders intensiv gefärbte Blüten um
ihre „Bestäuber“ anzulocken.
Aufgabe 4 · Wie viele Tiere sind hier versteckt? Antwort: _________
43
N a t u r e r le b n i s w e g To b l a c h e r S e e
Wasservögel am Toblacher See
Leben am Wasser und in der Luft
Der Toblacher See ist ein idealer Rast- und Nistplatz für
viele verschiedene Wasservögel, sowohl für Zug- als auch
für Brutvögel. Die vielfältige Ufervegetation bietet auch
besonders anspruchsvollen Arten wie zum Beispiel dem
Zwergtaucher ideale Lebensbedingungen.
Der Zwergtaucher
Manchmal kann man beobachten, wie ein kleiner dunkler
Federbausch mit einem verhältnismäßig großen Kopf unter
Wasser taucht und später an einer anderen Stelle wieder
auftaucht. Das ist der Zwergtaucher, ein scheuer Vogel, der
sich für die Nahrungssuche und bei jeder kleinsten Störung
unter Wasser begibt. Seine Nahrung besteht aus kleinen
Wassertieren. Eines der wenigen in Südtirol nachgewiesenen
Brutgebiete des Zwergtauchers liegt am Toblacher See. Sein
zwischen Wasserpflanzen verstecktes Schwimmnest besteht
aus Pflanzenteilen und Schlamm. Muss sich der Brutvogel
einmal kurz vom Nest entfernen, deckt er die Eier blitzschnell
mit Wasserpflanzen zu, um sie zu verstecken.
b
d
e
a
f
h
c
g
44
a b c d e f g hi j k l m-
Der Zwergtaucher eine Besonderheit
am Toblacher See.
Stockente
Rotkehlchen
Erdkröte
Graureiher
Vierflecklibelle
Zwergtaucher
Schwimmkäfer
Grasfrosch
Stockente
Bergmolch
Höckerschwan
Bachforelle
Mühlkoppe
k
i
h
j
l
m
45
N a t u r e r le b n i s w e g To b l a c h e r S e e
Die Verlandungszone
Die fortschreitende Verlandung des Toblacher Sees
Am Südufer, wo die Rienz in den Toblacher See mündet,
wird durch die Kraft des Wassers ständig feineres und
gröberes Material wie Kies, Sand und Ton herantransportiert.
Dieses Material wird am Grund des Sees abgelagert, dessen
Tiefe dadurch ganz langsam abnimmt: Der See verlandet.
Das abgelagerte Material bildet den Boden für die in Ufernähe wachsenden Feuchtwiesen. Nur Pflanzen, die eine
sehr hohe Bodenfeuchtigkeit ertragen, können in dieser
Umgebung gedeihen. Dazu gehören verschiedene Seggenarten wie zum Beispiel Davalls Segge und Braune Segge. Je
weiter wir uns vom Ufer entfernen, desto höher und größer
wird die Vegetation.
Vereinzelt wachsen bereits Sträucher und Bäume, vorwiegend
Weidenarten und Grauerlen. Diese Bäume besitzen ein gut
ausgebildetes Wurzelsystem, das es ihnen sogar erlaubt, für
längere Zeit unter Wasser zu stehen.
Je weiter wir uns
vom Seeufer entfernen, desto höher
und größer wird die
Vegetation.
46
Die Ufervegetation
Nutzen und Schutz für Boden und Tiere
Schon längst hat der Mensch die Bedeutung der Ufervegetation als Schutz vor Erosion und Überschwemmungen
erkannt. Auf 1.200 m Meereshöhe übernehmen Weiden
und Erlen mit ihrem dichten Wurzelsystem diese Rolle.
Außerdem trägt sie durch die Aufnahme von Nährstoffen
- und somit auch Schadstoffen - zur Reinigung des Wassers
bei. Viele Wassertiere ernähren sich von organischen Teilen
der Blattreste oder von Insekten, die auf den Pflanzen leben.
Die Ufervegetation schützt außerdem auch Vögel, Fische
und Lurche beim Rasten und Nisten.
Die Ufervegetation:
ein wichtiger Lebensraum für
Vögel, Lurche und
Fische.
Die Uferpflanzen
sind eine wichtige
Nahrungsquelle
für die Stockente.
47
N a t u r e r le b n i s w e g To b l a c h e r S e e
Aufgabe 5 · Bäume, Blätter, Blüten und Früchte
richtig zuordnen
48
Weide
Erle
Birke
__________
__________
__________
__________
__________
__________
__________
__________
__________
__________
__________
__________
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
Die Silberweide
(im Bild männliche
Kätzchen) liebt
nasse und
periodisch überschwemmte Böden.
Die Silberweide
Die Silberweide gedeiht auf nassen und periodisch überschwemmten Böden. Alle Weiden sind zweihäusige Pflanzen,
das heißt, jede Pflanze bildet nur Blüten (Kätzchen) eines
Geschlechts aus. Es gibt also männliche und weibliche
Pflanzen. Wie andere Weidenarten auch besitzt die Silberweide sehr biegsame Äste, die früher alle zwei bis drei Jahre
zur Gewinnung von Ruten geschnitten wurden. Die Ruten
wurden unter anderem zum Flechten von Körben und zum
Binden von Reben benutzt.
49
N a t u r e r le b n i s w e g To b l a c h e r S e e
Der Weg der Rienz
Von der Quelle bis zur Mündung in den Eisack
Die Rienz entspringt am Fuß der Drei Zinnen und fließt
dann durch das naturbelassene Rienztal talauswärts in
Richtung Höhlensteintal. Kurz vor dem Dürrensee versickert
ein Großteil des Wassers im Boden, nur nach starken Regenfällen oder während der Schneeschmelze fließt die Rienz
auch in den Dürrensee. Durch das Höhlensteintal fließt sie
mehr oder weniger unterirdisch. Erst bei der Klausbrücke
südlich des Militärfriedhofs tritt die Rienz wieder vollständig
an die Oberfläche, mündet zunächst in den Toblacher See,
biegt am Ausgang des Höhlensteintales westwärts und fließt
durch das Pustertal bis nach Brixen. Dort mündet sie dann
in den Eisack. Auf ihrem Weg durch das Pustertal wird die
Rienz von mehreren Seitenbächen gespeist, so beispielsweise vom Gsieser- und Antholzerbach, der Ahr, der Gader.
Von ihrem Ursprung bis zur Klausbrücke (Aufstieg Flodigealm) im Höhlensteintal fließt die Rienz durchwegs natürlich
und unverbaut. Das ändert sich nach der Klausbrücke. Ab
hier in Richtung Toblach und darüber hinaus ist die Rienz
weitgehend verbaut worden.
Die ersten Bachverbauungen an der Rienz wurden nach
dem Hochwasser im Jahr 1882 durchgeführt. Nach den
schweren Unwettern im Jahr 1966 wurden dann weitere
Verbauungsmaßnahmen im Bereich des heutigen Biotops
Toblacher Rienzau vorgenommen; ebenfalls in diese Zeit
fallen die Arbeiten der Wildbachverbauung beispielsweise
in Niederdorf und Welsberg.
Restflächen der ehemals weit verbreiteten Auwälder entlang der Rienz
wurden unter
strengen Schutz gestellt. Im Bild das
Biotop Toblacher
Rienzau.
50
Vor ungefähr 100 Jahren wurden an der Rienz drei E-Werke
zur Stromgewinnung errichtet: bei der Klausbrücke, in der
Örtlichkeit Schmelze und im Bereich Gratsch (kurz vor
Toblach von Niederdorf kommend). Zusammen produzieren
sie jährlich ungefähr 1.000 Kilowatt elektrischer Energie
und beliefern damit unter anderem die Orte Toblach,
Niederdorf und Innichen. Vor allem im Sommer und Herbst
führen die Bäche weniger Wasser und gerade in dieser Zeit
beeinträchtigen die Ableitungen für die Stromerzeugung
das Leben im Wasser zusätzlich stark. Auch auf ihrem Weg
durch das Pustertal sind weitere E-Werke an der Rienz
errichtet worden.
Bis vor wenigen Jahren führte die direkte Einleitung der
Abwässer noch zu einer besonders hohen organischen
Belastung der Rienz. Seit einiger Zeit werden die Abwässer
in biologischen Kläranlagen gründlich gereinigt, bevor sie
wieder in den Bach zurückgeleitet werden. Die Reinigung
der Abwässer von Toblach und den westwärts liegenden
Ortschaften erfolgt bei Welsberg.
Für Bruneck und die umliegenden Gemeinden und Talschaften wurde das beeindruckende Kavernenklärwerk in
der Örtlichkeit Kniepass in der Gemeinde St. Lorenzen
gebaut. Die Kläranlage der Unterpustertaler Gemeinden
befindet sich bei der Mühlbacher Klause.
Die Abwässer von Innichen und Sexten hingegen werden
in der Kläranlage bei Winnebach in der Nähe der Staatsgrenze zu Österreich gereinigt. Die gereinigten Abwässer
werden dann hier in die Drau zurückgeleitet.
51
N a t u r e r le b n i s w e g To b l a c h e r S e e
Sprunggrube
Wer springt weiter als die Waldmaus?
Am neunten Haltepunkt besteht die Möglichkeit zur sportlichen Betätigung. Vor allem Kinder aber auch Erwachsene
können hier „mit verschiedenen Tieren um die Wette
Geschickter Felskletspringen“. Welches Tier springt am weitesten: die Waldmaus,
terer: die Gams.
das Eichhörnchen, der Baummarder, der
Hase, der Fuchs, das Reh oder die Gämse?
Die Frage ist schnell gelöst. Die Gämse schafft
mit ungefähr sieben Metern den weitesten
Sprung. Aber auch sie bleibt hinter dem
Amerikaner Mike Powell zurück, der mit
8,95 m den aktuellen Weltrekord im Weitsprung hält. Die durchschnittliche Sprungweite eines erwachsenen Mannes liegt dagegen bei 3,5 m. Dieser Wert kommt ziemlich
nahe an jenen eines Eichhörnchens heran,
das ungefähr 4 m weit springen kann.
Übrigens: Am wenigsten weit springt mit
ungefähr 70 cm die Waldmaus.
Die Lurche
Leben im Wasser und an Land
Die häufigsten Lurcharten am Toblacher See sind Bergmolch, Erdkröte und Grasfrosch. Sie ernähren sich hauptsächlich von Insekten und Weichtieren, die in der Ufervegetation reichlich vorhanden sind. Im Winter wühlen sich
die Tiere in das Erdreich und den Schlamm und verbringen
die kalten Monate in der Winterstarre. Fortpflanzungszeit
ist im Frühjahr: Die Tiere legen die Eier, in der Fachsprache
auch Laich genannt, im Wasser oder an den Wasserpflanzen
ab. Aus den Eiern schlüpfen nach einiger Zeit die Kaulquappen. Sie atmen durch Kiemen und verbringen ihre gesamte
Entwicklungsphase im Wasser. Anders dann aber die erwachsenen Tiere: Diese haben keine Kiemen mehr, sondern
Lungen und leben die meiste Zeit an Land. Trotzdem sind
die Lurche Feuchtlufttiere, die sich nie sehr weit vom Wasser
entfernen.
Der Toblacher See ist wie alle vegetationsreichen Feuchtgebiete ein idealer Lebensraum für die Lurcharten.
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Aufgabe 6 · Laich, Kaulquappen und Pupille unter die
dazugehörende Art ordnen!
Grasfrosch
Erdkröte
Bergmolch
__________
__________
__________
__________
__________
__________
__________
__________
__________
__________
__________
__________
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
53
N a t u r e r le b n i s w e g To b l a c h e r S e e
Die Fische
Die Bewohner der Gewässer
Der Toblacher See besitzt zwei wichtige Voraussetzungen
für einen gesunden und ausgewogenen Fischbestand: Das
Wasser verfügt aufgrund seiner Lage abseits von Siedlungen
sowie intensiv bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen
über einen geringen Nährstoffgehalt, wegen des ständigen
Wasseraustausches durch die Rienz und teilweise auch durch
das Grundwasser aber über einen hohen Sauerstoffgehalt.
Im Toblacher See leben vier von den insgesamt etwa 70
Fischarten, die in den Alpen vorkommen: Bachforelle, Elritze
(Pfrille), Äsche und Mühlkoppe (Tolm).
Die Bachforelle braucht für ihre Fortpflanzung seichte, naturbelassene Gewässer mit einem kiesigen Boden, damit der
Rogner (das Weibchen) den Laich in einer selbstgeschlagenen Laichgrube ablegen kann. Solche Gewässer sind in
Südtirol selten geworden. Die Bachforelle ist aber bei den
Fischern sehr beliebt und deshalb helfen sie bei der Vermehrung der Tiere nach: Durch das künstliche Einbringen
von befruchteten Eiern, Jungfischen aber auch größeren
Fischen wird der Bestand an Bachforellen in den Gewässern
trotz ungünstiger Lebensraumbedingungen hoch gehalten.
Diese so genannten Besatzmaßnahmen werden leider oft
auch in Gewässern durchgeführt, in denen eine ausreichende natürliche Fortpflanzung stattfindet. Hier wäre diese
„künstliche Fischvermehrung“ nicht notwendig. Im Gegenteil: sie ist eher schädlich, da sie das ökologische Gleichgewicht gefährdet.
Die Bachforelle
54
Pfrillen - wie die Elritzen bei uns auch genannt werden - leben
in Schwärmen in sauerstoffreichen Gewässern. Sie werden
von den Fischern gerne als Köderfisch für Forellen genutzt.
Die Pfrille oder
Elritze
Die Äsche bewohnt eigentlich reine, breitere und langsam
fließende Wasserläufe (Mittelläufe von Flüssen), kommt
aber auch im Toblacher See vor. Sie lebt in gleichaltrigen
Schwärmen, legt ihren Laich im Kies ab und ernährt sich
von Insekten und deren Larven. Die Äsche wurde vor ca.
30 Jahren durch Zufall im Toblacher See eingebracht. Seither
hält sich ein beachtlicher Bestand von selbst, es sind keine
Besatzmaßnahmen mehr vorgenommen worden.
Die Äsche
55
N a t u r e r le b n i s w e g To b l a c h e r S e e
Die Mühlkoppe braucht zum Überleben saubere und natürliche Gewässer. Seit einiger Zeit ist sie ganzjährig geschützt.
Als Grund- und Dämmerungsfisch hält sie sich bei Tag meist
unter Steinen und Wurzelwerk auf und verlässt diese Verstecke nur nachts, wenn sie auf Nahrungssuche geht.
Die Mühlkoppe,
auch Tolm genannt.
In naturbelassenen Gewässern und in ausgewogener, natürlicher Anzahl erfüllen die Fische eine wichtige Aufgabe für
das Gleichgewicht der Gewässer. Unkontrollierte Besatzmaßnahmen und der zunehmende Verlust der natürlichen
Lebensräume können allerdings schwerwiegende Auswirkungen auf das ökologische Gleichgewicht des Gewässers
haben. Vor allem das Einbringen von Fischen in Gebirgsseen,
in denen vorher kein Fischbestand vorhanden war, ist äußerst
bedenklich – es bringt ein sehr sensibles, über Jahrtausende
entstandenes Gleichgewicht völlig durcheinander.
56
57
N a t u r e r le b n is w e g To b l a c h e r S e e
Lösungen zu den Aufgaben:
Lösung 1 · Wer frißt wen?
a
b
c
d
e
f
-
Spielhahn
Dukatenfalter
Biene
Laufkäfer
Feldmaus
Schwalbenschwanz
g
h
i
j
k
-
Braunkehlchen
Feldhase
Mäusebussard
Ringdrossel
Turmfalke
k
j
a
i
g
b
h
e
f
c
d
58
58
Lösung 2 · Ordne zu!
Fichte
Föhre
3
1
–––––––––––––––––––
–––––––––––––––––––
5
2
–––––––––––––––––––
–––––––––––––––––––
8
4
–––––––––––––––––––
–––––––––––––––––––
9
6
–––––––––––––––––––
–––––––––––––––––––
10
7
–––––––––––––––––––
–––––––––––––––––––
59
L ö s u n ge n
Lösung 3 · Wer bin ich?
1. - Grauspecht
2. - Dreizehenspecht
3. - Buntspecht
4. - Schwarzspecht
60
1
2
3
4
Lösung 4 · Wie viele Tiere sind hier versteckt?
1
15
2
14
13
12
3
16
4
9
6
5
10
7
1
2
3
4
5
6
7
8
-
Habicht
Grauspecht
Waldbaumläufer
Mönchsgrasmücke
Feldhase
Graureiher
Kreuzotter
Stockente
11
8
9
10
11
12
13
14
15
16
-
Zwergtaucher
Feldmaus
Haselhuhn
Reh
Eichhörnchen
Raufußkauz
Turmfalke
Haubenmeise
61
L ö s u n ge n
Lösung 5 · Bäume, Blätter, Blüten und Früchte
richtig zuordnen
62
Weide
Erle
Birke
3
__________
1
__________
2
__________
6
__________
4
__________
5
__________
9
__________
8
__________
7
__________
10
_________
12
__________
11
__________
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
Lösung 6 · Laich, Kaulquappen und Pupille unter die
dazugehörende Art ordnen!
Erdkröte
2
__________
5
__________
7
__________
12
__________
Grasfrosch
1
__________
6
__________
8
__________
11
__________
Bergmolch
3
__________
4
__________
9
__________
10
__________
63
49
L ö s u n ge n
Weiterführende Literatur:
• Naturparke in Südtirol von Martin Schweiggl, Athesia
Verlag, Bozen, 1993
• Die Bewaffnung des Auges von Anton Holzer, Verlag Turia
+ Kant, Wien, 1996
• Drei Zinnen - Menschen-Berge-Abenteuer von Helmut
Dumler, Bruckmann Verlag, München, 1968
• Aus "Il Corriere della Sera" vom 5. August 1952: "Salvare
dalle macchine le Tre Cime di Lavaredo" von Dino Buzzati
• Fische und Angeln in Südtirol, Autonome Provinz BozenSüdtirol, Amt für Jagd und Fischerei, Athesia Verlag, Bozen,
1998
• Wälder der Schweiz von Peter Steiger, Ott Verlag, 1994
64
Impressum
2004
Herausgeber:
Autonome Provinz Bozen-Südtirol
Abteilung Natur und Landschaft
Koordination:
Margareth Pallhuber
Text:
Annemarie Maurer, Margareth Pallhuber, Ulrike Lanthaler
Übersetzung:
Romano Kohlmayer, Meran
Fotos:
Ausstellung Naturparkhaus Toblach
Archiv Amt für Naturparke, Bozen
Archiv Amt für Landschaftsökologie, Bozen
Reiner Kauschke, Toblach
Archiv Forst- und Domänenverwaltung, Bozen
Archiv Christoph Hainz, Reischach
Grafische Gestaltung:
Roman Werbeagentur, Bruneck
Druck:
La Commerciale Borgogno, Bozen
49
65
L i te ra tu r
Das Umweltbildungsprogramm in
den sieben Südtiroler Naturparks
nimmt eine wichtige
Rolle ein. Das Angebot reicht von
mittlerweile sechs Naturparkhäusern über geführte Erlebniswanderungen und beschilderte
Themenwege bis hin zu besonderen Einzelaktionen, wie Naturolympiaden oder den
„Naturathlon“.
In Toblach gibt es jetzt drei
Strukturen, die auf spielerische
und gleichzeitig informative Art
und Weise Zugang zur Welt des
Naturparks ermöglichen: das
Naturparkhaus, die WaldWunderWelt und der Naturerlebnisweg rund um den Toblacher
See.
A
N
u
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