Prof. Dr. Reiner Lauterbach Jan Henrik Sylvester Sommersemester 2016 Übungen zur Funktionalanalysis Lösungshinweise – Blatt 9 Aufgabe 33. Man verallgemeinere das Lemma 3.3.3.4 (Hölder) auf eine beliebige endliche Anzahl von Faktoren. P −1 Lösung. Es seien p1 , . . . , p` > 1 und pi = 1, fi ∈ Lpi (Ω). Dann gilt ` Y fi ∈ L1 (Ω) i=1 und Z Y ` ` Y kfi kLpi (Ω) . fi dx ≤ Ω i=1 i=1 P`−1 Beweis: (Induktion über `) Sei i=1 p−1 = q −1 . Dann ist q −1 + p−1 = 1 i ` Qn−1 q und i=1 |fi | ∈ L (Ω), denn `−1 X q =1 p i=1 i und pi q |fi | ∈ L q (Ω) und damit ist (mittels der Induktionsannahme) `−1 Y q |fi | ∈ L1 (Ω) i=1 und somit auch `−1 Y fi ∈ Lq (Ω). i=1 Es gilt dann mit der Hölder’schen Ungleichung `−1 Z Y ` Y kf` kLp` (Ω) . |fi | |fi | dx ≤ q Ω i=1 i=1 L (Ω) Nach Induktionsannahme gilt die verallgemeinerte Höldersche Ungleichung für Produkte von ` − 1-Funktionen und man hat daher (unter Beachtung von pi P`−1 q q q i=1 pi = 1 und von |fi | ∈ L (Ω)) Z `−1 Y ! q1 q |fi | dx ≤ Ω i=1 `−1 Y Z i=1 ≤ `−1 Y q |fi | pi q pq ! q1 i dx Ω kfi kLpi (Ω) . i=1 Damit ist die verallgemeinerte Hölder’sche Ungleichung gezeigt. 1 Prof. Dr. Reiner Lauterbach Jan Henrik Sylvester Sommersemester 2016 Aufgabe 34. Es seien Xn für n ∈ N Banachräume. Ln (X1 , . . . , Xn ; Xn+1 ) sei der Raum der beschränkten multilinearen Abbildungen X1 × . . . × Xn → Xn+1 . 1. Zeigen Sie: A : X1 × . . . × Xn → Xn+1 multilinear ist genau dann stetig, wenn kA(x1 , . . . , xn )kXn+1 ≤ C ·kx1 kX1 ·. . .·kxn kXn gilt mit C > 0. Damit wird Ln (X1 , . . . , Xn ; Xn+1 ) zum Banachraum mit Norm o n kAk = sup kA(x1 , . . . , xn )kXn+1 kx1 kX1 = . . . = kxn kXn = 1 . 2. Induktiv sei L(1) (X1 ; X2 ) = L(X1 ; X2 ) und L(n) (X1 , X2 , . . . ; Xn+1 ) = L(X1 ; L(n−1) (X2 , . . . ; Xn+1 )) Zeigen Sie, dass die Abbildung Tn : L(n) (X1 , X2 , . . . ; Xn+1 ) → Ln (X1 , . . . , Xn ; Xn+1 ), Tn A(x1 , . . . , xn ) = A(x1 )(x2 ) . . . (xn ) ein isometrischer Isomorphismus ist. 3. Es seien X, Y Banachräume, F : X → Y sei stetig. Man zeige: Ist x0 ∈ X gegeben und gibt es eine stetige lineare Abbildung L : X → Y mit lim h→0 kF (x0 + h) − F (x0 ) − LhkY = 0, khkX so ist L dadurch eindeutig bestimmt. L heißt dann Ableitung von F im Punkt x0 . Wir verwenden die Notation: L = DFx0 . F heißt stetig differenzierbar, falls F in jedem Punkt x ∈ X differenzierbar ist und die Abbildung DF : X → L(X; Y ), x 7→ DFx , stetig ist. Geben Sie mit Hilfe der vorherigen Teilaufgaben eine sinnvolle Definition des Raumes C k (X; Y ) der k-mal stetig differenzierbaren Funktionen. Lösung. 1. Der multilineare Fall folgt induktiv aus dem linearen. 2. Es ist kTn AkLn (X1 ,...;Xn+1 ) = sup kx1 kX = ... =kxn kXn =1 kA(x1 ) . . . (xn )kXn+1 1 = sup kx1 kX = ... =kxn−1 kX 1 n−1 =1 kA(x1 ) . . . (xn−1 )kL(Xn ;Xn+1 ) = ... = sup kA(x1 )kL(n−1) (X2 ,...;Xn+1 ) kx1 k=1 = kAkL(n) (X1 ,...;Xn+1 ) . Somit ist Tn eine Isometrie und insbesondere injektiv. Ist B ∈ Ln (X1 , . . . ; Xn+1 ) beliebig, so definiere A(x1 ) . . . (xn ) = B(x1 , . . . , xn ). Dieselbe Rechnung wie oben zeigt A ∈ L(n) (X1 , . . . ; Xn+1 ) und offensichtlich ist Tn A = B. Also ist Tn surjektiv und damit isometrischer Isomorphismus. 2 Prof. Dr. Reiner Lauterbach Jan Henrik Sylvester Sommersemester 2016 3. Gibt es L1 und L2 mit dieser Eigenschaft, so muss 0 = lim h→0 L1 h − L2 h khkX gelten. Ist L1 6= L2 , erhält man für h mit khkX = 1 und L1 h 6= L2 h den Widerspruch 1 0 = lim (L1 (th) − L2 (th)) = L1 h − L2 h 6= 0. t→0 t Setze L(n) (X; Y ) = L(n) (X, . . . , X; Y ), Ln (X; Y ) = Ln (X, . . . , X; Y ). Definiere induktiv D1 F = DF = D̃1 F und damit D̃k F = D(D̃k−1 F ) : U → L(k) (X; Y ), Dk F = Tk ◦ D̃k F : U → Lk (X; Y ). Dann ist F also k-mal stetig differenzierbar, falls F (k − 1)-mal differenzierbar und die Abbildung Dk F : U → Lk (X; Y ) stetig ist. Damit definiert man C k (U ; Y ) = {F : U → Y | F k-mal stetig differenzierbar} mit Norm kF kC k = k X j D F 0 . C (U ;Lj (X;Y )) j=1 Aufgabe 35. Für zwei Funktionen g1,2 ∈ BV0 ([0, 1]; R) gilt Z 1 Z f dg1 = 0 1 f dg2 0 für alle f ∈ C([0, 1]; R) genau dann, wenn gilt g1 (x) = g2 (x) für alle x ∈ R, in denen beide Funktionen stetig sind. Lösung. Sind g1 und g2 stetig in x0 ∈ [0, 1] und ist ohne Einschränkung g1 (x0 ) > g2 (x0 ), so gibt es ein δ > 0, so dass für x ∈ I = [x0 − δ, x0 + δ] ∩ [0, 1] gilt 2 (x) g1 (x) > g1 (x)+g > g2 (x). Betrachte f ∈ C([0, 1]; R) mit f (x) ≥ 0 für x ∈ 2 [0, 1], f (x) = 0 für x ∈ / I und f (x) = 1 für x ∈ [x0 − δ/2, x0 + δ/2] ∩ [0, 1]. R1 R1 Dann ist 0 f dg1 > 0 f dg2 . Gleichheit der Integrale kann also nur gelten, wenn g1 (x) = g2 (x) gilt an den Stellen, an denen beide Funktionen stetig sind. Gilt g1 (x) = g2 (x) an den Stellen, an denen beide Funktionen stetig sind, so gilt g1 (x) 6= g2 (x) höchstens an abzählbar vielen Stellen x, da g1 und g2 jeweils als Summe zweier monotoner Funktionen geschrieben werden können und monotone Funktionen höchstens abzählbar viele Unstetigkeitsstellen haben. Bei monotonen Funktionen existieren nämlich an Unstetigkeitsstellen rechts- und linksseitige Grenzwerte, so dass Unstetigkeitsstellen stets Sprungstellen sind, von denen es auf kompakten Intervallen zu jeder minimalen Sprunghöhe n1 maximal endlich viele gibt und insgesamt maximal abzählbar viele. Insbesondere liegen die Stellen mit g1 (x) = g2 (x) dicht, so dass man bei der Berechnung der Riemann-Stieltes-Integrale ohne Einschränkung nur solche Zerlegungen wählen kann, bei denen an den Zerlegungspunkten g1 (x) = g2 (x) gilt. 3 Prof. Dr. Reiner Lauterbach Jan Henrik Sylvester Sommersemester 2016 Aufgabe 36. Es sei k ∈ C 0 ([0, 1]×[0, 1]; R) und K : C 0 ([0, 1]; R) → C 0 ([0, 1]; R) der zugehörige Integraloperator aus Aufgabe 12. Zeigen Sie, dass K(B1 (0)) ⊆ C 0 ([0, 1]; R) relativ kompakt ist. Lösung. Es ist Z 1 k(s, t) · f (s) ds. Kf (t) = 0 Nach dem Satz von Arzelà-Ascoli ist K(B1 (0)) genau dann relativ kompakt, wenn diese Menge punktweise beschränkt und gleichgradig stetig ist. Zur punktweisen Beschränktheit: Es ist |Kf (t)| ≤ kkk∞ · kf k∞ ≤ kkk∞ für f ∈ B1 (0), also ist K(B1 (0)) punktweise beschränkt. Zur gleichgradigen Stetigkeit: Es sei ε > 0. Wähle δ > 0 so, dass |t1 − t2 | < δ impliziert, dass |k(t1 , s) − k(t2 , s)| < ε ist für alle s ∈ [0, 1]. Dann folgt für |t1 − t2 | < δ: Z |Kf (t1 ) − Kf (t2 )| ≤ 0 1 |k(t1 , s) − k(t2 , s)| · |f (s)| ds ≤ ε · kf k∞ ≤ ε. Also ist die Menge der Kf , f ∈ B1 (0) gleichgradig stetig und somit relativ kompakt. Die Aufgaben sollen bis zur Übung am 14. Juni 2016 bearbeitet werden. Raum der Woche Bezeichnung: Definition: Norm: Hölderräume C k+µ (U ; Y ) mit k ∈ N, 0 < µ < 1, X und Y Banachräume und U ⊆ Xk Gebietk kD f (x)−D f (y)kLk (X;Y ) f ∈ C k (U ; Y ) supx6=y < ∞ µ kx−ykX kf kC k+µ (U ;Y ) = kDk f (x)−Dk f (y)kLk (X;Y ) kf kC k (X;Y ) + supx6=y kx−ykµ X Dualraum: Dualraum zu: Reflexiv: Kriterium für Kompaktheit: Kriterium für schwache Konvergenz: Weitere Aspekte: nein Interpolation der C k -Räume 4