Der allgemeine Untersuchungsgang beim Rind TÄ D. Goerigk Medizinische Tierklinik, Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Leipzig Systematisches Vorgehen Untersuchung nach Organsystem z.B. Magen-Darm-Trakt, Atmungstrakt… topographische Untersuchung beginnend am Kopf bis zur kaudalen Region verringerter Arbeits-/ Zeitaufwand Feststellung von Funktionsstörungen einer Region erschwertes Erlernen Man unterscheidet: Allgemeiner Untersuchungsgang besondere Untersuchungen (RU, Harn-, Blutuntersuchung, Röntgen…) besondere Untersuchungsgänge (Haut, Nervensystem) abgekürzter Untersuchungsgang (Kolik) Bestandsuntersuchung 1 Ausrüstung: Kittel Gummistiefel Schürze Stethoskop Perkussionshammer Plessimeter Allgemeines zur Untersuchung von Tieren: ruhige und schonende Untersuchung Kenntnisse des physiologischen Verhaltens Abwehr Fluchtreaktionen eigene Sicherheit/ Sicherheit der Gehilfen Hygiene Rind: Ansprechen, Abklopfen von hinten herantreten, dann nach vorn zum Kopf gehen Halfter Nasengriff Gehilfe zum Halten des Tieres Berührungen nie zaghaft, sondern kraftvoll 2 Zwangsmaßnahmen: Nasenbremse Schwanzbremse (Texasbremse) Kniefaltengriff bzw. Schenkelbremse Zwangsstand Ablegen (Abwerfen, OP-Wagen) Sedativa (Rompun®, 1-2 ml i.m.) Aufheben festliegender Rinder 1. MKS-Untersuchungsgang Flotzmaul, Maulhöhle, Zunge Zitzenspitze, Zitzenbasis Klauen, Afterklauen, Zwischenklauenspalt physiologischer Befund: „negativ“ 3 2. Nationale (Kennzeichen, Signalement): Ohrmarkennummer, Besitzer, Rinderpass Rasse Geschlecht Alter Abzeichen Körpermasse Körperhöhe Nutzungsart Rasse: Holstein-Friesian Schwarzbunte Rotbunte Braunvieh Fleckvieh Geschlecht: Kuh Stier (Bulle) Ochse (Kastrat) Zwitter Kryptorchide 4 Alter: Nabelstrang Hörner (Hornringe) Zähne: Milchschneidezähne/ bleibende Schneidezähne Reibefläche Zahnstummeln Abzeichen: angeborene Abzeichen: Kopfbereich: Brille, Schnippe, Flocke, Stern, Hornform… Körperbereich: Farbzeichnung, Euter-, Zitzenform erworbene Abzeichen: Ohrmarke, Mikrochips Nasenring, Hornfrakturen Enthornung, Halsriemen mit Nummern Farbfoto Tätowierungen, Körpermasse: Körperhöhe: Nutzungsart: Wiegen, Schätzen Band-/ Stockmass, Schätzen Zuchtrind Milchrind Mastrind Mutterkuhhaltung Ammenkuhhaltung 5 3. Vorbericht (Anamnese): Beschreibung der Krankheitserscheinungen Zeitraum (seit wann?) Beginn der Krankheitserscheinungen (akut…) Verlauf Einzeltier- oder Bestandsproblem Impfstatus Zukauf?, Quarantäne? Vorbehandlung 3. Vorbericht (Anamnese): Fütterung Betriebsart (Zucht, Mast) Umweltverhältnisse: extensive/ intensive Haltung oder Gruppenhaltung Aufstallungsart (Anbindehaltung, Laufstall, Tränken) Stallklima (Temperatur, Luftqualität…) usw Einzel- 4. Allgemeinverhalten, Körperhaltung: Allgemeinverhalten: Gebaren/ Reaktion auf Umwelteinflüsse char. Bewegungen des Kopfes, Ohren, Augen (Neugierde) Rind: physiologischer Befund: adulte Tiere: Jungtiere: „ruhig und aufmerksam“ „lebhaft und aufmerksam“ 6 pathologischer Befund: vermindert: • • • ggr: -matt, apathisch, teilnahmslos, hängender Kopf, ↓ Ohr-, Augen-, Kopfbewegungen -↓ FA/ WA, Flotzmaul und Nasenlöcher nicht ausgeleckt, Leerkauen, Zähneknirschen mgr: -Stupor: schlafsüchtiges Verhalten, nur durch sehr starke Reize aufzutreiben hgr: -Koma: Tier nicht weckbar, Reflexe verzögert/ aufgehoben, keine Reaktion auf Schmerzstimuli gesteigert: ggr: -Übererregbarkeit, Schreckhaftigkeit bei normalen Umwelteinflüssen mgr: -heftige Abwehrreaktionen, Trippeln, Auf- und Niedergehen, Fluchtreaktion hgr: -Exzitationen, wildes Drängen nach vorne, Verbeißen in Gegenstände, Brüllen, tonisch-klonische Krämpfe 7 5.Ernährungszustand: Adspektion & Palpation Body Condition Score (BCS): Einteilung von 1 (kachektisch) bis 5 (adipös) → Beurteilung von Rücken-,Schenkel-, Gluteal- und Anconäenmuskulatur, Knochenpunkte physiologischer Befund: „gut“ (BCS: 2,5-3) pathologische Befunde: „mittelgut“, „mindergut“, „schlecht“, „kachektisch“ (Kachexie= Magersucht) Ursachen: Exokarenz, Enterokarenz, Endokarenz „sehr gut“, „adipös“ Ursachen: übermäßige Futterzufuhr (hochträchtige Kühe, Färsen!), Stoffwechselstörungen 8 6. Haarkleid, Horngebilde: Glätte und Unversehrtheit des einzelnen Haares Glanz des Haares Anliegen der Haare Haarlose Stellen bzw. Haarausfall Depigmentierungen Hörner, Klauen, Afterklauen, Schwanz physiologischer Befund: „glatt, glänzend, anliegend“ „physiologisches Winterhaarkleid“ pathologische Befunde: Haarausfall (symptomatisch, Alopezie) (ständiger Reiz, angeboren) Abgebrochene Haare (Juckreiz, Mykosen) Talgsekretion vermehrt/vermindert Schweißausbruch (ggr/mgr/hgr) Sträuben der Haare Klauen: Formveränderungen (Stallklauen, Rollklauen), veränderte Beschaffenheit des Klauenhornes (spröde/weich), Depigmentierungen, Trippeln, Entlasten, erhöhte Temperatur Hörner: Frakturen, erhöhte Temperatur Hypertrichosis 9 7. Hautoberfläche: Adspektion beginnend am Flotzmaul über Kopf, Ohren, Hals, …,Euter,…, Schwanz physiologischer Befund: „o. B.“ pathologische Befunde: Farbveränderungen (Pigmentmangel bei Albinismus) (Bläschen, Blasen, Aphthen, …) Entzündungssymptome (Rötungen, Ödeme) Juckreiz (Parasiten) Effloreszenzen 8. Hautelastizität: bedingt durch den physiologischen Wassergehalt des Gewebes (Turgor) mit Daumen und Zeigefinger Hautfalte quer zum Oberlid physiologischer Befund: „erhalten“ pathologischer Befund: „vermindert“, Ursachen: „aufgehoben“ Exsikkose, Kreislaufstörungen, … Hautelastizität Dehydratation HK ggr. verm. 6% d. KM 43 - 50% mgr. verm. 8% d. KM 51 - 57% hgr. verm. 10% d. KM > 57% 10 9. Hauttemperatur: mit beiden Händen: Ohrgrund, Ohrmuschelkörper/ -spitze, Horngrund/ -körper/ -spitze mit Handrücken: Kopf, Hals Thorax, Abdomen und Vorderextremitäten streichen, Umfassen der Klauen,, Hinterextremitäten beide Körperseiten! physiologischer Befund: „regelmäßig verteilt“ pathologische Befunde: allgemeine lokale Erhöhung (ggr/mgr/hgr) Hyperämie, Arbeit, Sonnenstich, Fieber Erhöhung Entzündungsreaktion, Wärmeapplikation allgemeine Erniedrigung schlechte Durchblutung, Blutverlust, Schock am Beginn von Fieber (Schüttelfrost) lokale Erniedrigung Ischämie, Ödeme, Tumoren, Nekrosen 10. Innere Körpertemperatur: Instrumente: Maximalthermometer elektrische Thermometer Messort: Mastdarmampulle Messdauer: 2-4 min (Quecksilberthermometer) Tagesschwankungen (morgens am niedrigsten, abends am höchsten) höhere physiologische Temperaturen bei weiblichen, trächtigen und jungen Tieren 11 physiologische Körpertemperatur (°C) Rind: Kalb: 38,3-38,8 38,5-39,2 Fehlermöglichkeiten Entzündungen des Mastdarms (Proktitis) (Obstipation) Sphinkterslähmung Durchfall Klysmen und rektale Untersuchung Kotverhaltungen physiologische Veränderungen Messung direkt nach Beanspruchung direkt nach Nahrungaufnahme Erregung der Tiere (Untersuchung, Geburt) hohe Umgebungstemperatur, schlechte Klimatisierung Messung pathologische Veränderungen subfebril febril pyretisch hyperpyretisch bis 1° 1-2° 2-3° >3° Untersuchung Schleimhäute: Lidbindehaut, Nasen- & Maulschleimhaut Untersuchung bei Tageslicht/ Lichtquelle Beurteilung von Umgebung, Ausfluss, Farbe, Veränderungen (s. Haut) Ausfluss: Art: Grad: Kontinuität: serös, schleimig, eitrig, blutig ggr (strohhalmdick) mgr (fingerdick) hgr (>fingerdick) kontinuierlich/ diskontinuierlich 12 Farbveränderungen (ggr/mgr/hgr): vermehrte Rötung stärkere Durchblutung: Hyperämie verminderte blaue Verfärbung (Zyanose) verminderter Sauerstoffgehalt des Blutes Gelbfärbung Rötung (Blässe) kardiale oder periphere Kreislaufschwäche (Ikterus) Ablagerung von Gallenfarbstoffen (Bilirubin) Grauverfärbung verwaschene SH durch Austritt von Plasma aus undichten Kapillargefäßen infolge von z. B. Endotoxinen Blutaustritte Petechien, Ekchymosen, Vibices, Suggilationen 11. Auge, Lidbindehaut: Umgebung des Auges Augenlider/ Bulbi Lidbindehaut und Sklera Methodik: Lidbindehaut: mit Daumen beider Hände Ober- und Unterlid auseinanderziehen + gleichzeitiger Druck auf Bulbus Sklera: Kopf um Längsachse nach oben drehen + evtl mit Daumen das obere Augenlid nach oben ziehen 13 Beim Fehlen pathologischer Befunde wird bei allen Tieren lediglich die Farbe der Lidbindehaut festgehalten! physiologischer Befund: pathologische Befunde: „blassrosa“ Augenausfluss (Verstopfung des Tränenkanals) Farbveränderungen Lichtscheue nervale Störungen (enge Lidspalte, fehlender Lidreflex) Hornhauttrübung (BKF) Chemosis (hgr Schwellung der Lidbindehäute infolge eines Ödems) 12. Nase, Nasenschleimhaut, Nebenhöhlen des Kopfes: Umgebung der Nasenöffnungen, Flotzmaul Atmungsgeräusche Atemluft (Stärke, Temperatur, Geruch) Ausfluss Nasenschleimhaut Nebenhöhlen (Adspektion, Palpation, Perkussion): Stirnhöhle, Kieferhöhle physiologischer Befund: „rosarot“ pathologische Befunde: Veränderungen der Schleimhäute (Petechien) warm und trocken (Fieber) Erweiterung der Nasenöffnungen (Atemnot) deutlich hörbare Atmungsgeräusche (Stridores) veränderter Geruch der Ausatmungsluft (faulig, stinkend, fad, fruchtig) Nasenausfluss (einseitig, beidseitig) Flotzmaul Stirnhöhlenentzündung Lungenödem Lungengangrän (nach „Einschütten“) 14 13. Maulhöhle, Lippen, Zähne Untersuchung der Lippen- und Teile der Maulschleimhaut: Untersuchung der Zähne und der Maulhöhle: Ober- und Unterlippe umklappen Betrachtung von Zähnen, zahnlose Platte, SH mit einer Hand seitlich in die Maulhöhle greifen Zunge umfassen und seitlich herausziehen oder im Maul aufstellen Durchtasten des Zungenkörpers, Adspektion Futterloch Hilfsmittel: röhrenförmiges Sondenschutzgerät Röhrenspekulum physiologischer Befund: „blassrosa“, „kapilläre Füllungszeit unter 3 Sekunden“ pathologische Befunde: Veränderungen der Schleimhaut (MKS!) vermindert/vermehrt übler Geruch (Foetor ex ore) bei jauchigen Entz. verminderter Zungentonus Verletzungen Fehlstellungen des Kiefers Speichelfluss 15 14. Futter- und Wasseraufnahme: physiologischer Befund: „Futter- und Wasseraufnahme sowie Wiederkautätigkeit nicht gestört“ pathologische Befunde: verminderte oder fehlende Fresslust (Inappetenz) fehlende Fresslust (Anorexie) gesteigerte Fresslust (Polyphagie) gesteigerte Wasseraufnahme (Polydipsie) alienierter Appetit (Mangelernährung) Unvermögen der Nahrungsaufnahme völlig 15. Obere Halsgegend, Kehlkopf, Husten Begrenzung cranial vom Unterkieferast, dorsal vom Ohr und caudal vom Beginn des Halses wichtige anatomische Strukturen: Rachenhöhle mit Gaumensegel Kehlkopf, Schilddrüse Ohrspeicheldrüse, Lymphknoten N. vagus, N. accessorius, N. sympathicus, Ggl. cerv. cran. Aufzweigungen der A. carotis und V. jugularis 16 Obere Halsgegend: Untersuchung durch Adspektion und Palpation mit beiden Händen von der Parotis zum Kehlkopf, des Kehlkopfes evtl. Fingerbeeren spürbar weitere Möglichkeit: Endoskopie oberhalb physiologischer Befund: pathologische Befunde: „durchtastbar, nicht schmerzhaft“ Änderung der Kopf-/Halshaltung Vorwölbungen erhöhte Temperatur, Schmerzhaftigkeit, Ödeme Abwehrbewegungen (Überempfindlichkeit!) Schwellungen, Kehlkopf, Husten: Palpation auf Lage, Schmerzhaftigkeit, Formveränderung spontaner Husten? künstliches Auslösen eines Hustens: Druck auf hinteren Kehlkopf- bzw ersten Trachealring Rind nur bedingt möglich, da Kehlkopfknorpel unelastisch beim physiologischer Befund: „Husten weder spontan noch auf Reiz auslösbar“ pathologische Befunde: jeder spontane oder auf Reiz auftretende Husten!! von: Frequenz Kraft (Lautstärke) Dauer Klangcharakter Schmerzhaftigkeit (Pleuritis) Auswurf (Expektoration) Fremdkörperhusten Beurteilung 17 16. Hals, Drosselrinne, Blutangebot: Adspektion Palpation Überprüfung der Drosselrinne (bds!) Überprüfung des Blutangebots an der V. jugularis Venenpuls (falls vorhanden) physiologischer Befund: „Blutangebot prompt und Drosselrinne o. B.“ pathologische Befunde: Blutangebot (ggr/mgr/hgr) vermehrt/ beschleunigt: rasche oder besonders umfangreiche Stauung → kardiale Insuffizienz Blutangebot (ggr/mgr/hgr) vermindert/ verzögert: sehr langsame oder undeutliche Anstauung → periphere Kreislaufschwäche Venenpuls: negativ: Aufstauung der Vene bi Vorhofkontraktion positiv: Insuffizienz der Trikuspidalklappe pseudo: bei mageren Tieren (Puls der Aorta) Trachea: Schleimansammlung/ Schleimhautschwellung (Endoskop) Oesophagus: Fremdkörper bzw. Schlundverstopfung Silikon mit trichterförmigem Ansatz Gummi (Rüsch) Technik: - ohne Sondenschutzgerät (Zunge erst gerade heraus ziehen, dann seitlich) - mit Sondenschutzgerät nach GERLE 18 17. Lymphknoten: Beurteilung der oberflächlich unter der Haut liegenden Lk durch rektale Untersuchung können Lk der Bauchhöhle palpiert werden Untersuchung durch Adspektion und Palpation: Größe, Verschieblichkeit, Konsistenz Temperatur, Fluktuation Schmerz, palpierbare LK: Lnn. mandibulares parotidei superficiales et profundi Lnn. retropharyngei mediales et laterales Lnn. cervicales superficiales (Buglymphknoten) Lnn. cervicales prof. cran./ med. / caud. Lnn. subiliaci (Kniefaltenlymphknoten) Lnn. inguinales superficiales/ Lnn. mammarii Lnn. physiologischer Befund: „… groß, verschieblich, nicht schmerzhaft“ pathologische Befunde: markige akute Schwellung vergrößert, schmerzhaft, verschieblich eitrige Entzündung vergrößert, schmerzhaft, nicht verschieblich chronische Entzündung derb, nicht schmerzhaft, verschieblich (evtl. verwachsen) Leukose hgr vergrößert, nicht schmerzhaft, verschieblich 19 18. Puls, peripherer Kreislauf: in Systole ausgeworfenes Schlagvolumen trifft auf träge Blutmasse in den Gefäßen → Ausdehnung der Aorta Pulswelle abhängig von Herzfrequenz, Größe des Schlagvolumens, Elastizität der Gefäße, peripheren Widerstand oberflächliche Arterie zum Puls fühlen! Rind A. facialis (mit beiden Händen) A. saphena magna A. coccygea mediana (Höhe ventrale Vulva-Kommissur) A. femoralis (beim Kalb) Beurteilung von: Frequenz Rind: 60-68/min Kalb: 72-92/min) Qualität (Kraft und Form) Rhythmus Gleichmäßigkeit Füllung des Gefäßes des Gefäßes Spannung physiologischer Befund: „Frequenz/min, kräftig, regelmäßig, gleichmäßig, Gefäß gut gefüllt und gespannt“ Qualität (Kraft und Form): physiologisch: kräftig P. debilis: mittelkräftig, schwach P. insensibilis: unfühlbar P. fortis: besonders kräftig (Hypertrophie links) P. celer: P. tardus: hüpfend (Ins. Aortenklappe) träge 20 Rhythmus P. regularis: P. irregularis: P. deficiens: P. intermittens: regelmäßig unregelmäßig Puls- und Herzschlag setzen aus Pulspause mit Herzschlag „Pulsdefizit“ … Gleichmäßigkeit P. aequalis: P. inaequalis: Gefäßfüllung gleichmäßiger P., Kraft und Form der Pulswelle immer gleich ungleichmäßig durch Änderung des Schlagvolumens Durchmesser des Gefäßes (Rind: bleistiftdick) physiologisch: gut gefüllt P. parvus: vermindert gefüllt P. magnus: vermehrt gefüllt Gefäßspannung Prüfung der Elastizität durch Rollen und Drücken physiologisch: gut gespannt P. durus: harter Puls (hoher Blutdruck) P. mollis: weicher Puls (Wand ist weich) … 21 venöser Teil des Kreislaufs: Blutangebot (s. o.) Venenstauung (kardiale Insuffizienz) Stauung einzelner Venen (lokale Kompression) allgemeine Kapillarfüllungszeit: Eindruck über Zustand des Niederdrucksystems umstülpen anämisieren der Schleimhaut durch mäßigen Fingerdruck physiologischer Befund: „KFZ< 3 sec“ pathologischer Befund: verlängerte Füllungszeit (Kreislaufschwäche, Blutdrucksenkung) Oberlippe 19. Atmung: Beurteilung (von rechts schräg hinter dem Tier) Frequenz adult: 10-30 Züge/min Kalb: 20-40 Züge/min Typus physiologisch: „kostoabdominaler Typ mit abdominaler Betonung“ pathologisch: kostal (Zwerchfell immobilisiert) abdominal (Brustwand immob.) Rhythmus physiologisch: In-/ Exspiration: 1:1,4 pathologisch: Aussetzen der Atmung über 15-30‘‘ biotsches Atmen: normale Atemzüge synkoptisches Atmen: erst tief, dann flacher Cheyne-Stokessches Atmen: oberfl. – tief - oberfl. Qualität ggr/mgr/hgr vertieft, pumpend ggr/mgr/hgr oberflächlich asymmetrisch (einseitige Pleuritis) physiologischer Befund: „Frequenz/min, kostoabdominal m. abdominaler Betonung, regelmäßig, ggr. vertieft“ 22 Dyspnoe: jede krankhaft erschwerte Atmung! inspiratorisch: ggr: Verlängerung Inspirium, Vertiefung Atmung, ↑ Frequenz mgr: Einsinken der Zwischenrippenräume, Nüsternatmen hgr: gestreckte Kopf-Hals-Haltung exspiratorisch: ggr: Verlängerung Inspirium, aktive Exspiration mgr: Bauchpresse bei Ausatmung, „Flankenrinne“ hgr: pumpende, abdominale Atmung gemischt (beide Phasen betroffen) (Ischämie, Fieber, Schmerzen) mechanisch (Stenosen, Atonie) zentrogen Adspektion und Palpation Thorax: Umfangsvermehrungen (rechts/ links/ beidseits) haarlose Stellen Verletzungen (gedeckt/ ungedeckt) … Hautveränderungen, 23 20. Perkussion Thorax: allgemein: zu untersuchendes Körperteil wird durch Beklopfen in Schwingung versetzt und der resultierende Schall beurteilt Methoden: Finger-Finger-Perkussion (Kleintier, Jungtier) (Großtier) Schallarten: tief/ hell, laut/ leise, lang/ kurz max. Stoßtiefe: 7 cm (Finger-Finger: 2 cm) Objektgröße mind. kastaniengroß Hammer-Plessimeter-Perkussion diverse Plessimeter Perkussionshammer Durchführung: in Ruhe, abgeschlossener Raum stehenden Rind Plessimeter fest auf das zu untersuchende Körperteil drücken Perkussionshammer zw. Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger halten, aus dem Handgelenk klopfen zwei gleich starke Schläge nicht während Bewegung perkutieren! am 24 Schallarten Lunge physiologisch: „beidseits heller und lauter Schall“ pathologisch: überlauter Schall (Pneumothorax, Hautemphysem) Schachtelton (gesteigerter überlauter Schall) relativ gedämpfter Schall (weniger Luft vorhanden) absolut gedämpfter Schall (keine Luft vorhanden, Pleuritis) tympanischer Schall (musikalischer Klangcharakter) metallischer Schall Perkussion Lunge: Systematische Perkussion: Interkostalräume von dorsal nach ventral Bestimmung der caudalen Lungengrenzen, beim Rind von rechts auf deutliche Schalländerung achten zählen der IKR von hinten Lungengrenzen Rind (topographische P.) 11. IKR (Höhe Hüfthöcker) 9. IKR (Handbreit über Buggelenk) 6. IKR (Höhe Olekranon) physiologischer Befund: obere: mittlere: caudale: „beidseits heller und lauter Schall, mittlere caudale Lungengrenze im … Interkostalraum“ pathologische Befunde: Vergrößerung (Lungenemphysem, Pneumothorax) Verkleinerung (Zwerchfellvorstand, -ruptur, Tumoren) großflächige Schallveränderungen (Art, Lokalisation) lokale Schallveränderungen (Art, Größe, Lokalisation) tympanischer Schall (Darmschlingen) Dämpfungen (Lungenverdichtung, Fibrose) Flüssigkeitserguss (horizontale Dämpfungslinie) Nebenbefunde (Schmez bei Frakturen, Pleuritis, Bronchitis) 25 21. Auskultation der Lunge: allgemein: Abhorchen eine Körperteils und Feststellen von Geräuschen Methodik: mit Ohr oder Phonendoskop (=Stethoskop) Ruhe Haarknistern vermeiden (evtl. Scheiteln der Haare) methodisches Vorgehen, Arbeitsschutz! in Methode: Auskultation in den IKR mit Blick auf den Rippenbogen, um Atempausen zu verfolgen beidseits gesamten Lungenbereich auskultieren Feststellen von Geräuschen während der Ein- und Ausatmung, Rasselgeräuschen, Nebengeräuschen tiefes Inspirium: Rückatmungsbeutel über Nase und Maul, Bewegung, Lobelin (nicht mehr im Handel) physiologischer Befund: adult: „gemischtes Atmungsgeräusch“ („Wwwwww“) Kalb: „ ggr verschärftes gemischtes Atmungsgeräusch“ pathologische Befunde: verstärkt gemischtes AG (Geräusch wird lauter) Tachypnoe, Aufregung, Belastung, tiefes Inspirium verschärft gemischtes AG (Geräusch wird rauer) („Ff“) Schleim, Spasmus, Schwellung der SH abgeschwächt bronchiales gemischtes AG o. Respiration nulla verminderte/ oberflächliche Atmung, Fett, Ödeme AG (fauchen) („Chhhhh“) Verlegung der kleinen Bronchien und Aveolen Rasselgeräusche Flüssigkeitsansammlungen in Bronchialbäumen feucht: klein-, mittel-, großblasig (flüssiger Schleim) trocken: Giemen (zähflüssiger Schleim) 26 Nebengeräusche Reibergeräusche: kratzend, schabend bei rauer OF der Pleura (Pleuritis, Perikarditis) Rasselgeräusche: durch Flüssigkeitsansammlung in Pleurahöhle oder Perikard Sukkussionsgeräusche im Plätschern durch Luft- und Flüssigkeitsansammlung in Pleurahöhle oder Perikard weiteren Sinne Muskelgeräusche Haarknistern Schluckgeräusche Magen- und Darmgeräusche (laute Peristaltik) weiterführende Untersuchungen Ultraschall Röntgen Interpleuraldruckmessung Bronchoskopie BAL (Broncho-Alveoläre-Lavage) (Trans-Tracheale-Lavage) Lungenfunktionsprüfung TTL Blutgasmessung spirometrische Untersuchungen 22. Palpation Herzstoß: Adspektion: beim Kalb oder bei mageren Tieren z. T. links sichtbar Palpation: mit der linken Hand links hinter bzw. unter dem Olekranon (4.-5. IKR) bei mageren Tieren auch rechts mgl. physiologischer Befund: „Herzstoß fühlbar“ 27 pathologische Befunde: Herzstoß Herzstoß verstärkt fühlbar Tachykardie Hypertrophie, Dilatation Abmagerung (Kachexie) schwach oder unfühlbar kardiale Insuffizienz, Kollaps Vergrößerung des Abstandes zw. Hand und Ventrikel (Ödeme, Muskulatur, Fett, Emphysem, Perikarditis) 23. Auskultation des Herzens: Methode: mit Stethoskop der linken Seite dort, wo der Herzstoß am deutlichsten ist auf Beurteilung von: Frequenz Rind: 60-80/min Kalb: 70-90/min Intensität (Stärke) (Regelmäßigkeit) Abgesetztheit der Herztöne Nebengeräusche/ Herzgeräusche Rhythmus physiologischer Befund: „Frequenz/min, kräftig, regelmäßig, Herztöne gut abgesetzt, ohne Herzgeräusche“ 28 Herztöne: 1. Herzton: Systole (Muskelton) „buh“ Herzton: Diastole (Klappenton) „dupp“ 3. Herzton: Einströmen von Blut aus Vorkammer in Kammer 4. Herzton: Schwingung der Vorkammerwand vor der Systole 2. → 3. und 4. Herzton beim Rind nicht hörbar! pathologische Befunde: Frequenz: Tachykardie (Belastung, Aufregung, Schmerz,…) (↓ Parasympathikus, ältere Tiere, ZNSKrankh., Vaguserkrankung → Hoflundsyndrom!) Bradykardie Intensität: verstärkt schwach (Tachykardie nach Belastung, Aufregung) (Verlängerung des Abstands, Herz-/ Kreislaufinsuffizienz) Rhythmus: Unregelmäßigkeiten: Verlängerung Verdopplung Verzögerung Ausfall Erregungsbildungs-/ leitungsstörungen Abgesetzheit: 1./ 2. Herzton und Herzpause nicht unterscheidbar 29 Herzgeräusche/ Nebengeräusche: konstant/ inkonstant diastolisch akustische Eigenschaften (Lautstärke, Tonhöhe) systolisch/ Grad 1-6 Klangcharakter (schabend, fauchend, plätschernd) Herkunft exokardial (Perikarditis, Pleuritis) endokardial (Klappenfehler, Stenosen, Insuffizienzen) DANKE für die Aufmerksamkeit! 30