Profilpapier des Instituts für Rehabilitations

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HU | PhilFak IV, Institut für Rehabilitationswissenschaften | 10099 Berlin
PhilosophischeFakultät
FakultätIV
IV
Philosophische
Institutfür
fürRehabilitationswisRehabilitationswisInstitut
senschaften
senschaften
Allgemeinebei
Rehabilitationspädagogik
Pädagogik
Beeinträchtigungen des
und Lernbehindertenpädagogik
Lernens
und Allgemeine Rehabilitationspädagogik
Prof.Dr.
Dr.Vera
S. Ellger-Rüttgardt
Prof.
Moser
Professorin
Professorin
Institutsdirektorin
Datum: 17.10.2012
Profilpapier des
Instituts für Rehabilitationswissenschaften
Postanschrift:
Postanschrift:
Humboldt-Universitätzu
zuBerlin
Berlin
Humboldt-Universität
Unterden
denLinden
Linden66
Unter
verabschiedet im Institutsrat des
Instituts für Rehabilitationswissenschaften am
17. 10. 2012
10099Berlin
Berlin
10099
Telefon+49
+49[30]
[30]2093-4332
2093-4332
Telefon
Telefax+49
+49[30]
[30]2093-4404
2093-4404
Telefax
[email protected]
Sitz:
Sitz:
Georgenstr.36
36
Georgenstr.
10117Berlin
Berlin
10117
Bankverbindung:
Berliner Bank
BLZ 100 200 00
Konto 438 8888 700
Bankverbindung:
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1 Forschungs- und Lehrprofil
Das Institut für Rehabilitationswissenschaften an der Humboldt-Universität ist gegliedert
in die folgenden Fachgebiete:
Rehabilitationswissenschaftliche
Grundlagen
Rehabilitationswissenschaftliche Fachrichtungen
Allgemeine Rehabilitationspädagogik
Blinden- und Sehbehindertenpädagogik
Rehabilitationspsychologie
Gebärdensprachdolmetschen
Rehabilitationssoziologie, Berufliche Rehabilitation und Rehabilitationsrecht
Gebärdensprach-/Audiopädagogik
Neue Medien in der Rehabilitation und
ihre technischen Voraussetzungen
Geistigbehindertenpädagogik
Disability Studies
Körperbehindertenpädagogik
Pädagogik bei Beeinträchtigungen des Lernens
Sprachbehindertenpädagogik
Verhaltensgestörtenpädagogik
Das Institut für Rehabilitationswissenschaften umfasst neben den Grundlagenwissenschaften die gesamte Bandbreite spezifischer sonderpädagogischer Fachrichtungen (Förderschwerpunkte). Damit verfügt es bundesweit über ein Alleinstellungsmerkmal und
weist sich als idealer Standort aus, um die Lehrerbildung für den Bereich der schulischen
Inklusion in allen Förderschwerpunkten weiter zu entwickeln und Rehabilitationspädagoginnen und -pädagogen für Tätigkeiten in außerschulischen Handlungsfeldern differenziert zu professionalisieren. Darüber hinaus erlaubt diese Aufstellung innovative fachrichtungsübergreifende Kooperationen und Vernetzungen.
Das Verhältnis der Gesellschaft zu behinderten und chronisch kranken Menschen wird
unter der Perspektive der institutionellen, rechtlichen und professionellen Organisierung
von Behinderung im Bildungs- und Versorgungssystem und als Resultat historisch gewachsener alltäglicher Repräsentationen und wissenschaftlicher Konstruktionen von Behinderung betrachtet. Auf diese Weise werden Zusammenhänge zwischen individueller
Beeinträchtigung und gesellschaftlichen Barrieren sichtbar.
Die Forschungs- und Lehraktivitäten des Instituts fokussieren spezifische Probleme und
Perspektiven der gesellschaftlichen Teilhabe/Partizipation von Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen in Bildungsprozessen, in der Arbeitswelt, im Alltag und in
der Freizeit über die Lebensspanne. Zentrale Themen sind dabei Chancen zur Optimierung lebensweltlicher Handlungsfähigkeit unter der Bedingung von Behinderung, die Aufdeckung von Exklusionsrisiken in formellen wie informellen Bildungs-, Entwicklungs- und
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Lernprozessen, die Konzipierung und Evaluation geeigneter Interventionen sowie die
Entwicklung neuer Professionsprofile und hiermit verbundener Kompetenzen.
In den einzelnen am Institut vertretenen Förderschwerpunkten stellt dabei der Einsatz
Neuer Medien und Technologien eine besondere Herausforderung dar. Mit der Erforschung und (Weiter-)Entwicklung neuer Technologien und Medien zur Unterstützung gesellschaftlicher Partizipation von Menschen mit Beeinträchtigungen wurde ein neues interdisziplinäres Arbeitsgebiet im Institut aufgebaut.
Die folgenden vier Forschungsschwerpunkte erläutern die weiteren fachgebietsübergreifenden Aktivitäten des Instituts:
Bildungs- und Professionsforschung mit der Perspektive Inklusion
Zentrale Forschungsfragestellungen des Instituts beziehen sich auf Prozesse lebenslanger
Bildung
in
schulischen
wie
außerschulischen
rehabilitationspädagogischen
Handlungsfeldern, die durch die Perspektive Inklusion und die Umsetzung der UNBehindertenrechtskonvention eine Neujustierung erfahren und mit Fragen der
Professionsentwicklung verknüpft sind.
Im außerschulischen Bereich werden Konzepte der Frühförderung, der beruflichen
Bildung und der Erwachsenenbildung unter der Perspektive der Teilhabe und der
Verbesserung der individuellen lebensweltlichen Handlungsfähigkeit untersucht.
Entsprechend der zentralen Aufgabenstellung des Instituts, zukünftige Lehrerinnen und
Lehrer auszubilden, stellt die Analyse von Unterrichtsprozessen in heterogenen
Lerngruppen hinsichtlich didaktischer Fragestellungen, pädagogischer Kompetenzen und
Einstellungen/„beliefs“
einen
zentralen
Schwerpunkt
der
Bildungsund
Professionsforschung dar. Dabei ergeben sich aus den spezifischen Lernvoraussetzungen
von Schülerinnen und Schülern mit Behinderungen und/oder mit anderen besonderen
Lernbedürfnissen Forschungsfragestellungen zur Konzeption, Durchführung und
Evaluation von Unterrichtsprozessen mit dem Ziel der (Weiter-)Entwicklung didaktischer
Theorien und Modelle. In diesem Zusammenhang werden auch Konzepte der
sonderpädagogischen Diagnostik und Förderung sowie Fragen der Kooperation und
Beratung in den Blick genommen.
Neben Fragen der Unterrichtsgestaltung werden strukturelle Aspekte, insbesondere
Prozesse der Organisationsentwicklung und -steuerung untersucht und evaluiert. Hierzu
baut das Institut für Rehabilitationswissenschaften in Kooperation mit dem Institut für
Grundschulpädagogik eine Arbeitsstelle für Organisationsentwicklung auf, die zukünftig
auch Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote bereithält sowie einschlägige
Forschungsvorhaben unterstützt.
Darüber hinaus werden bildungstheoretische Fragestellungen aus historischer,
anthropologischer und ethischer Perspektive erörtert. Diese werden in besonderer Weise
auch im neu entstehenden Bereich der Disability Studies in enger Zusammenarbeit mit
den Forschungsbereichen der Deaf Studies und Gender Studies bearbeitet.
Für den Bereich der bildungshistorischen Forschung verfügt das Institut mit dem
Heilpädagogischen
Archiv
über
einen
einmaligen
historischen
Fundus
an
heilpädagogischer Literatur aus drei Jahrhunderten, der bislang noch nicht vollständig
erschlossen ist und sich derzeit in einem systematischen Neuaufbau befindet. Das
Potential des Archivs soll zukünftig für interdisziplinäre historische Forschungsvorhaben
genutzt werden.
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Gesellschaftliche Teilhabe beim Leben mit chronischer Krankheit und Behinderung im
Kontext des Systems der Rehabilitation und seiner rechtlichen und politischen Grundlagen
In diesem Schwerpunkt stehen vier auch für die Lehre zentrale Forschungsbereiche im
Zentrum:
- Analysen, die zeigen wie Behinderung als Moment gesellschaftlicher Differenzierung und
subjektiver Differenzerfahrung besondere Formen der Stigmatisierung und Marginalisierung bis hin zur Ausgrenzung im Alltag, im Bildungssystem, auf dem Arbeitsmarkt und in
der Freizeit hervorbringen und welche sozialstrukturellen und sozialisatorischen Bedingungen und Mechanismen der gesellschaftlichen Reproduktion sozialer Benachteiligung
auf den Ebenen gesellschaftlicher Abläufe, organisationeller und professioneller Praktiken
und alltäglicher Begegnungen daran beteiligt sind. In einer sozialwissenschaftlichen und
psychosozialen Perspektive werden Ansatzpunkte für die Entwicklung wissenschaftlich
begründeter Strategien der Inklusion identifiziert; hier sind vor allem die Abteilungen
Allgemeine Rehabilitationspädagogik, Verhaltensgestörtenpädagogik, Soziologie und Psychologie involviert.
- Die Bearbeitung und Bewältigung des Lebens mit chronischer Krankheit/Behinderung
und der entsprechenden individuellen und familialen Arrangements aus der Perspektive
der Beteiligten wie aus fachlicher Sicht. Dazu gehören u. a. die Untersuchung der Auseinandersetzung mit chronischer Krankheit und Behinderung als biografische Aufgabe,
die Einordnung krankheits- und behinderungsrelevanter kritischer Lebensereignisse, die
Gestaltung sozialer Beziehungen oder Fragen nach Lebensqualität und Sinnfindung angesichts progredienter Krankheitsverläufe. Zur Bearbeitung dieser Fragestellungen kooperieren insbesondere die Abteilungen Verhaltensgestörtenpädagogik, Körper- sowie Blinden- und Sehbehindertenpädagogik, Gebärdensprach- und Audiopädagogik, der Rehabilitationstechnik sowie der Soziologie und der Psychologie der Rehabilitation.
- Da chronisch kranke, behinderte und pflegebedürftige Menschen häufig auf Behandlung, Assistenz und Pflege angewiesen sind und sich viele von ihnen in institutionenabhängigen Lebenslagen befinden, kommen der Reflexion von Machtverhältnissen und Abhängigkeit im System der Rehabilitation und der Unterstützung von Selbstbestimmung
und Empowerment besondere Bedeutung zu. Dazu werden Abläufe in Einrichtungen der
Rehabilitation und Interaktionsprozesse im Dreieck zwischen Betroffenen als Expertinnen
und Experten der eigenen Lebenslage, Angehörigen und Fachkräften unter Aspekten partizipativer Entscheidungsfindung mit Auswirkungen auf Veränderungen des Professionsverständnisses untersucht. Darüber hinaus werden Karriereverläufe innerhalb des Bildungs- und Rehabilitationssystems und damit verbundene Zuweisungsprozesse und deren soziale Folgen analysiert. Mit Blick auf Nachsorge und der Normalisierung von Lebensarrangements werden Funktionsweisen und Bedeutung der sozialen Unterstützung
und Selbsthilfe sowie die Bedingungen ihrer erfolgreichen Förderung erforscht.
- Ein besonderes Gewicht kommt den individuellen und gesellschaftlichen Bedingungen
der Teilhabe behinderter und chronisch kranker Menschen in allen Lebensphasen zu. Dies
betrifft die Frühförderung und die Teilhabe am Arbeitsleben als Voraussetzung einer
weitgehend selbständigen Lebensführung in der modernen Arbeitsgesellschaft sowie Fragen der beruflichen Qualifizierung und der Übergänge von Schule in Ausbildung und auf
den Arbeitsmarkt unter erschwerten Bedingungen wie auch die Rehabilitation bei chronischer Krankheit und im Alter im Kontext der institutionellen, der rechtlichen (Bürgerrechte, Sozialrecht, Behindertenrecht) und der behinderten- und sozialpolitischen Rahmungen
im System der Rehabilitation.
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Sprache und Kommunikation
Kommunikation und Sprache sind zugleich Voraussetzung und wesentliche Manifestation
gesellschaftlicher Teilhabe. Einschränkungen der sprachlichen und kommunikativen Möglichkeiten behindern zwangsläufig den Zugang zu gesellschaftlichen Prozessen. Ein zentrales Arbeitsgebiet des Institutes widmet sich deshalb den Ursachen und Folgen individueller und gesellschaftlicher Kommunikationsbarrieren und entwickelt Instrumente und
Strategien ihrer Überwindung.
Der Erwerb und Gebrauch von Lautsprache wird auf handlungswissenschaftlichem Hintergrund in seiner wechselseitigen Beziehung zu lebensweltlichen Bedingungen betrachtet, woraus sich neue Anforderungen an Konzepte der Sprachdiagnostik und Sprachförderung bei Beeinträchtigungen der Sprache und des Sprechens ergeben. Neben der lautsprachlichen Kommunikation wird der Gebärdensprache besondere Aufmerksamkeit entgegengebracht. Die Gebärdensprache als in der Vergangenheit ungenutztes Mittel gesellschaftlicher Integration steht im Mittelpunkt der neuartigen Disziplinen der Deaf Studies
und der Gebärdensprachpädagogik, die betroffene Menschen nicht unter dem Gesichtspunkt ihrer auditiven Sinnesbeeinträchtigung, sondern im Hinblick auf ihre besonderen
kulturellen und sprachschöpferischen Leistungen betrachten. Der Gebärdensprache
kommt deshalb eine Schlüsselrolle sowohl im gehörlosenpädagogischen Konzept der bilingualen Erziehung als auch bei integrationsfördernden Maßnahmen für Erwachsene
(z. B. durch den Einsatz von Dolmetschern) zu.
Folgende Forschungsschwerpunkte werden im Institut sowohl mit Blick auf die lautsprachliche als auch die gebärdensprachliche Kommunikation verfolgt:
– Untersuchung der Sprachentwicklung und des Sprachgebrauchs unter heterogenen lebensweltlichen Bedingungen sowie Entwicklung handlungstheoretischer Konzepte zur
Sprachdiagnostik und -förderung, die im besonderen Maße individuelle Faktoren und das
soziale Umfeld einbeziehen.
– Erarbeitung sprachdidaktischer Konzepte, die einerseits auf eine individuelle Entwicklungsförderung und andererseits auf eine Optimierung von Umfeldbedingungen gerichtet
sind. Sie berücksichtigen sowohl Lautsprache als auch Gebärdensprache und tragen dabei auch bilingualen Entwicklungs- und Verwendungskontexten Rechnung.
Außerdem ist der Einsatz kommunikativer Alternativen wie Formen der Unterstützten
Kommunikation, insbesondere bei Menschen mit Mehrfachbehinderungen (z. B. Taubblindheit) und bei Menschen mit erheblichen Beeinträchtigungen der körperlichen
und/oder geistigen Entwicklung, Gegenstand abteilungsübergreifender Forschung. Im
Blickpunkt steht dabei das sich derzeit entwickelnde Praxisfeld inklusiven Unterrichts.
Der besonderen Rolle der Gebärdensprache und ihrer Benutzer entsprechend, konzentrieren sich weitere Forschungsaktivitäten auf die gebärdensprachlinguistische Grundlagenforschung (Grammatik, Lexikographie), die angewandte Linguistik (Sprachlehrforschung,
Translationsprozesse) sowie die kulturwissenschaftliche Beschreibung der Gebärdensprachgemeinschaft.
Die Analyse von Kommunikationsprozessen kann Fokus oder Bestandteil rehabilitationswissenschaftlicher Untersuchungen aller sonderpädagogischer Fachrichtungen und Querschnittsdisziplinen sein. Insofern bildet der Bereich Sprache und Kommunikation eine
thematische Schnittstelle für das gesamte Institut.
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Rehabilitation und Prävention psychosozialer Störungen bei Kindern, Jugendlichen und
Erwachsenen
Langzeitige Schulabsenz, gravierende psychische Entwicklungsprobleme, Hyperaktivitätsund Aufmerksamkeitsstörungen von Krankheitswert, massive Lernstörungen und Lernbeeinträchtigungen, dissoziale Entwicklungen sowie Kinder- und Jugenddelinquenz (u. a.
bei jugendlichen Intensivtätern) sind vor dem Hintergrund eines besonderen Belastungserlebens, diversen Stressfaktoren und einer negativen Entwicklung des Selbstkonzeptes
von besonderer gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Relevanz. Sie stellen häufig den
Endpunkt einer langen Entwicklungs- und Lerngeschichte dar, in der eine umfassende
und tiefgehende seelische Problematik mit belastenden äußeren Lebensumständen, sozialen und institutionellen Benachteiligungen eine komplexe Verbindung eingegangen ist.
Aufgrund des fachlichen Zuschnitts im Institut für Rehabilitationswissenschaften können
diese Störungsbilder, die traditionell eher getrennt betrachtet worden sind, in ihrer multifaktoriell bedingten Entwicklungslogik erforscht werden.
Erkenntnisse zur (frühen) kognitiven und sozial-emotionalen Entwicklung und ihrer Störungen stellen dazu den einen wichtigen Eckpfeiler dar, die Analyse psychischer Strukturbildung, entglittener Lernprozesse, innerer Konflikthaftigkeit sowie der Psychodynamik
und Beziehungsgestaltung in ihrer jeweiligen kulturellen, institutionellen und gesellschaftlichen Einbindung den anderen. Die wichtigsten Bezugswissenschaften dazu sind: Allgemeine Erziehungswissenschaft, empirische Säuglings- und Kleinkindforschung, Neuropsychologie, Psychoanalyse, Psychotraumatologie, Pädagogische Psychologie, Stress- und
Resilienzforschung. Die vor diesem Hintergrund angestrebten Erkenntnisse sind teils
grundlagenwissenschaftlich von Bedeutung (früh einsetzende Interaktions- und Kommunikationsstörungen; Beeinträchtigung der Mentalisierungs- und Symbolbildungsfunktionen) und dienen zur Entwicklung interdisziplinär ausgewiesener pädagogischer und therapeutischer Interventionen.
Im Mittelpunkt der Theoriebildung zur Erziehung, Bildung und Rehabilitation von Kindern,
Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Verhaltensstörungen und besonderen psychischen Problemen stehen pädagogische und psychologische Konzepte, die der intrapsychischen und interpersonellen Dynamik besonderen Raum geben. Dabei ist das diagnostische und didaktische Handeln der Pädagogen geprägt durch eine verstehende und analysierende Grundhaltung, mit der die emotionalen und sozialen Schwierigkeiten der Betroffenen ebenso in den Blick genommen werden wie die in diesem Arbeitsfeld unabdingbaren emotionalen Verstrickungen der professionellen Helfer. Im Rahmen der Ausbildung
von sonderpädagogischen Lehrkräften und Rehabilitationspädagoginnen und -pädagogen
in außerschulischen Arbeitsfeldern findet dieser Schwerpunkt seine hochschuldidaktische
Entsprechung in der vertiefenden Aneignung reflexiver Kompetenzen sowohl in der Fallarbeit als auch in der Einübung von kollegialer Beratung und Supervision.
Die Forschungsschwerpunkte umfassen die empirische Bildungsforschung, besonders zu
Fragen der integrativen/inklusiven Beschulung, die interdisziplinäre Analyse spezieller
Störungsbilder, die Analyse von Handlungskonzepten und die Wirksamkeitsforschung in
rehabilitationspädagogischen Einrichtungen (Schule, Kinder- und Jugendhilfe, Kinderund Jugendpsychiatrie, Jugendstrafvollzug), die Weiterentwicklung spezifischer intensivpädagogisch-therapeutischer Fördermaßnahmen sowie von Konzepten der sonderpädagogischen Beratung und Kooperation.
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2 Besonderheiten des Lehrprofils
Kernbestandteil des Ausbildungsprofils ist die sonderpädagogische Lehrerbildung für alle
Bundesländer, schwerpunktmäßig für Berlin und die neuen Bundesländer in sämtlichen
Fachrichtungen. Die zweite Säule des Lehrprofils stellen die nicht schulbezogenen Studiengänge Rehabilitationspädagogik sowie Deaf Studies und Gebärdensprachdolmetschen
dar.
Außerdem bietet das Institut seit vielen Jahren berufsbegleitende Studienangebote für
Berliner und Brandenburger Lehrkräfte zur Weiterqualifizierung im Bereich Sonderpädagogik an und richtet zurzeit Weiterbildungsstudiengänge mit unterschiedlichen Schwerpunkten ein.
Darüber hinaus plant das Institut, bestehende Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote
für den Aufbau sonderpädagogischer Kompetenzen zu erweitern, die sich an Studierende
anderer Lehramtsstudiengänge sowie an pädagogische Fachkräfte aus der Praxis richten.
Lehramtsbezogene Studiengänge
Rehabilitationspädagogische
Studiengänge
•
Bachelorstudiengang Rehabilitationswissenschaften
mit Lehramtsbezug
•
Bachelorstudiengang Rehabilitationswissenschaften
mit dem Schwerpunkt Gebärdensprach- und Audiopädagogik
•
Lehramtsmaster Sonderpädagogik
•
Ergänzungsstudium Berlin
•
Bachelorstudiengang Rehabilitationspädagogik
•
Masterstudiengang
Rehabilitationspädagogik
Deaf Studies / Gebärdensprachdolmetschen
Fort- und weiterbildende
Studienangebote
•
Bachelorstudiengang Deaf Studies
•
Masterstudiengang Gebärdensprachdolmetschen
•
Masterstudium Dyslexie/Dyskalkulie (in Vorbereitung)
•
Zertifikatsstudium Unterstützte Kommunikation (in
Vorbereitung)
Die Lehre des Instituts zeichnet sich durch folgende Aspekte aus:
Bereitstellung eines umfassenden und in Deutschland einzigartigen Lehrangebots
Das Institut für Rehabilitationswissenschaften ist aufgrund der vorhandenen Abteilungen
als einziges in Deutschland in der Lage, ein Studium in allen sonderpädagogischen Fachrichtungen anzubieten. Dadurch kann in der Lehre einerseits ein breites Spektrum fachrichtungsübergreifenden Wissens zur Rehabilitation von Menschen mit Behinderungen
und chronischen Krankheiten vermittelt und zugleich vielfältige Spezialisierungen mit
zahlreichen Kombinationsmöglichkeiten und einmaligen Schwerpunktbildungen ermöglicht werden.
Das Institut stellt darüber hinaus Studiengänge bereit, die in ihrer Form einzigartig im
deutschen Sprachraum sind. Hierzu zählen die Studiengänge, die sich mit Gebärdenspra-
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che beschäftigen. So bietet das Institut die einzige akademische Ausbildung für Gebärdensprachdolmetscher/innen in Deutschland an, die nach dem Muster der Studiengänge
für Konferenzdolmetschen gesprochener Sprachen konsekutiv aufgebaut sind. Der Master-Studiengang Gebärdensprachdolmetschen baut dabei auf den BA-Studiengang Deaf
Studies (Sprache und Kultur der Gehörlosengemeinschaft) auf, der ansonsten nur in der
angelsächsischen Welt verbreitet ist. Die Fachrichtung Gebärdensprachpädagogik qualifiziert außerdem als einzige in Deutschland auch für das in Berlin und anderen Bundesländern neu eingeführte Unterrichtsfach Deutsche Gebärdensprache.
Ferner werden zurzeit fort- und weiterbildende Studienangebote für besondere Praxisfelder entwickelt. Dazu gehört das Zertifikatsstudium Unterstützte Kommunikation sowie
das weiterbildende Masterstudium Dyslexie/Dyskalkulie, das in Kooperation mit der Johann-Wilhelm-Klein Akademie in Würzburg und dem Bundesverband Legasthenie und
Dyskalkulie e. V. entwickelt und durchgeführt wird.
Praxis- und Forschungsorientierung
Die Lehre ist in besonderem Maße durch eine Praxis- und Forschungsorientierung geprägt.
So werden neben den üblichen Praktika verschiedene Studienprojekte in Kooperation mit
externen sonderpädagogischen Handlungsfeldern (Schulen, Museen, Institutionen, Verbände etc.) angeboten, in denen das theoretische Wissen über Didaktik, Diagnostik, Therapie und Beratung unter Anleitung in praktisches Handeln umgesetzt, reflektiert und
vertieft wird. Dazu gehören unter anderem die Arbeitsgemeinschaft „Leserechtschreibförderung“, in der Kinder und Jugendliche mit Störungen im Lesen und Rechtschreiben gemeinsam von Studierenden und Dozierenden betreut werden, sowie Seminare in Kooperation mit Berliner Schulen, in denen Studierende Prozesse schulischer Qualitätsentwicklung begleiten und evaluieren. Darüber hinaus werden (Q-)Tutorien durch Studierende
mit ausgewiesenen beruflichen und fachlichen Qualifikationen (z. B. im Bereich Pflege,
Physiotherapie, Ergotherapie, Gebärdensprache) ermöglicht. Grundlage für die praxisorientierte Lehre ist nicht zuletzt die starke außeruniversitäre Vernetzung des Instituts insbesondere in Berlin und Brandenburg, aber auch in ganz Deutschland.
Zudem werden Studierende frühzeitig in die Forschung einbezogen, um ein forschendes
Lernen zu ermöglichen. Formate forschungsorientierter Lehre und forschungsbasierten
Lernens führen sie systematisch an die Wissenschaftskultur ihres Faches heran und leiten
sie an, eigene wissenschaftliche Fragen zu entwickeln und ihnen selbstständig nachzugehen. So übernehmen zum Beispiel Studierende in der AG Forschungsvorhaben zur Förderung lese-rechtschreibschwacher Kinder und Jugendlicher Teilfragestellungen, die sie in
ihren Qualifikationsarbeiten beantworten.
Entwicklung und Einsatz innovativer Lern- und Lehrformen
Die sich gegenwärtig im Aufbau befindliche Lernwerkstatt des Instituts bietet den Rahmen für die verstärkte Einbindung alternativer Lehr-Lernformen (z. B. selbstorganisiertes
und kooperatives Lernen, Peer Group Education und explorative Studienprojekte). Hervorzuheben ist auch das im Gebärdensprach- und Dolmetschunterricht eingesetzte visuelle Sprachlabor BERSLAB (Berlin Sign Language Lab), das technologisch und didaktisch
am Institut entwickelt wurde. Es ermöglicht neuartige interaktive Lehr- und Übungsformen und wurde inzwischen auch von Partnern im In- und Ausland erworben, mit denen
ein Austausch über seinen didaktischen Einsatz gepflegt wird. In der Abteilung Blindenund Sehbehindertenpädagogik wird ein Low-Vision-Labor mit hochwertiger aktueller
Technik betrieben, das in Lehrveranstaltungen sowie vor allem für Studien im Rahmen
von Forschung einschließlich studentischer Abschlussarbeiten genutzt wird.
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Barrierefreiheit
Das Institut bemüht sich in Zusammenarbeit mit dem Beauftragten für die Belange der
behinderten und chronisch kranken Studierenden in besonderem Maße um ein barrierefreies Studium. Es berät und unterstützt bei Bedarf auch andere Institute und Fakultäten
und ist in die Weiterentwicklung des Konzeptes für eine barrierefreie Universität eingebunden.
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