THERE SI EN­ THERESIEN­ STADT ST ADT BIL BI BILDUNGS LDUNGS R EISE 09 Praha Praha Ablaufplan 26.09.2009 Zugfahrt nach Theresienstadt Besuch eines Weinfestes 27.09.2009 Ghetto-Stadtführung Gruppenaufgaben Projektarbeit 28.09.2009 Projektarbeit Storyboard Recherchearbeit – Präsentation der Ergebnisse, Diskussion Siebdruckpraxis 29.09.2009 Siebdruckpraxis Projektarbeit 30.09.2009 Siebdruckpraxis Filmfragment „Dokumentation aus den jüdischen Siedlungsgebieten“ 01.10.2009 Transfer von Theresienstadt nach Prag Treffen mit dem tschechischen Schulleiter Schülerkarten beantragt 02.10.2009 Treffen mit ehemaligen Schülern Stadtrundgang Teil 1 03.10.2009 Stadtführung mit tschechischem Stadtführer 04.10.2009 Frei 05.10.2009 Begrüßung und Besichtigung der tschechischen Partnerschule Projektarbeit 06.10.2009 Projektarbeit ganztägig 07.10.2009 Projektarbeit Besuch der Strahov Biblothek 08.10.2009 Projektarbeit ganztägig 09.10.2009 Projektarbeit ganztägig 10.10.2009 Frei 11.10.2009 Besuch der Burg Karlstein 12.10.2009 Projektarbeit ganztägig 13.10.2009 Projektarbeit Besichtigung und Führung in der Deutschen Botschaft 14.10.2009 Projektarbeit ganztägig 15.10.2009 Präsentation der Projektarbeit an der Partnerschule 16.10.2009 Rückfahrt nach Berlin Theresienstadt In den ersten fünf Tagen unseres Aufenthal­ tes haben wir im ehemaligen Ghetto Theresienstadt gewohnt und gearbeitet. Theresienstadt war ursprünglich eine Festungsstadt des 18. Jahrhunderts, die von Kaiser Joseph II. zur Sicherung des EgerÜbergangs kurz vor deren Mündung in die Elbe erbaut worden war. Nach der Besetzung Böhmens und Mährens machten die Nationalsozialisten aus Tere­ zín/Theresienstadt ein Ghetto: 1940 wurde zunächst ein Gefängnis eingerichtet, im November 1941 entstand dann ein Sam­ mel- und Durchgangslager für die jüdische Bevölkerung Böhmens und Mährens. 1942 wurden dann auch alte oder als promi­ nent geltende Juden aus Deutschland und anderen besetzten europäischen Ländern in das Lager deportiert. Während der NS-Pro­ paganda im Deutschen Reich wurde There­ sienstadt zum „Altersghetto“ erklärt und, in einer kurzen Phase, als angebliche „jüdische Mustersiedlung“ verschiedenen ausländi­ schen Besuchern regelrecht vorgeführt. Juden über 65 Jahre, Träger hoher Auszeich­ nungen, Kriegsversehrte und Prominente sollten vorrangig ins Ghetto Theresienstadt deportiert werden. Die SS hoffte durch die­ se neue Konzeption das eigentliche Ziel und das Ausmaß der „Endlösung“ verschleiern zu können. Theresienstadt erfüllte also vier Aufgaben: es war ein Gefängnis, ein Transitlager, es diente im Rahmen der Judenpolitik auch der Vernichtung von Menschen und – zeitweilig der Nazi-Propaganda als „Altersghetto“. Immer mehr Transporte kamen und immer mehr Platz wurde gebraucht. Die Zahl der Ghettobewohner stieg schnell an. Dr. Karl Lagus vom Verband der antifaschis­ tischen Widerstandskämpfer berichtet über diese Zeit: „Zunächst kamen nur tschechi­ sche Juden. Im Januar 1942 waren schon einige tausend Menschen im Ghetto. Noch war nichts fertig und niemand für die Auf­ nahme dieser vielen Menschen bereit. Doch die SS kümmerte sich nicht darum. Ihr war es egal, wie viele Menschen im Lager hausten. Die Kasernen waren vorher von der Wehrmacht belegt gewesen und bei ihrem Abzug hatten sie nur kahle Wände zurückge­ lassen. Die Häftlinge lagen auf Strohsäcken und kalten Betonfußböden. Sie lebten von dem mitgebrachten Proviant, denn eine Lebensmittelversorgung gab es im Ghetto noch nicht“. Theresienstadt war für die vielen Menschen aus Böhmen und Mähren, aus Österreich, Deutschland und Dänemark nun keine Zuflucht mehr. Es wurde zu einem Ort, wo Todesurteile verhängt wurden, indem man Namen auf die Transportlisten schrieb. Vollzogen wurde das Urteil dann in einem Vernichtungslager. Seit dem 9. Januar 1942 hing die Deportation in den Osten als ständige Drohung über den Häftlingen, die nicht mehr zur Ruhe kamen und in ständiger Angst vor dem nächsten Transport lebten. Quelle: http://www.ghetto-theresienstadt.info STATIONEN IM GHETTO 01 Leichenhalle In der Leichenhalle wurden die Toten für die Beerdigung vorbereitet. Die Toten wurden gemäß jüdischer Tradition drei Mal gewa­ schen, danach in Papier eingewickelt und in den Sarg gelegt. 02 Zeremonieräume In den Zeremonieräumen durften die Trau­ ernden von den Toten Abschied nehmen und ein Gebet sprechen. Es gab einen Raum für Juden und einen für Christen, in denen mehrmals täglich bis zu 30 Personen aufge­ bahrt wurden. 03 Kolumbarium Im Kolumbarium wurde die Asche der verbrannten Menschen in Regalen gestapelt. Die Urne war jeweils mit dem Namen und der Transportnummer versehen. Im Novem­ ber 1944 mussten Juden die Urnen im Fluss versenken um das Geschehen in Theresien­ stadt zu vertuschen. 04 SS-Hauptbüro Am Hauptplatz war das Büro der SS-Kom­ mandantur. Hier waren 12 SS-Männer stati­ oniert, die vor allem für die Bewachung des Lagers zuständig waren. Die Organistation des Lagers war größtenteils der jüdischen Selbstverwaltung überlassen. Die zwei einzigen Bunker in Theresienstadt befinden sich unter dem Büro und waren für die SSMänner gedacht. 05 Friedhof Auf dem Friedhof wurden 10.000 Menschen begraben, die aufgrund der schlechten Umstände in Theresienstadt starben. Zuerst gab es nur Einzelgräber, aus Platzgründen wurden dann Massengräber eingerichtet. Kurz darauf wurde das Krematorium gebaut, in dem ca. 180 tote Menschen pro Tag ver­ brannt wurden. 06 Festung Ende des 18. Jahrhunderts als Verteidi­ gungsanlage erbaut, konnte die Festung nie ihrem Ursprungszweck zugeführt werden. Kämpfe fanden hier nie statt. So nutzte die tschechische Armee die Festung als Kaserne. Die Nationalsozialisten wählten Theresienstadt als Ghetto, da die rechtwink­ lig angelegten Straßen leicht überschaubar waren und die Festungsmauern halfen, die Gefangenen an der Flucht zu hindern. 07 Mädchenheim Das Mädchenheim sollte den Anschein erwecken, dass in Theresienstadt Unterricht für die Mädchen stattfand, der in Wahrheit untersagt wurde. Es durfte dort nur gesun­ gen werden. Die Kinder wurden von ihren Eltern getrennt, so dass sie keinen Einfluss von Außen bekommen konnten. Man ver­ suchte, das schreckliche Treiben in There­ sienstadt vor ihnen zu verstecken und ihnen Normalität vorzuspielen. 08 Schienen Die 1943 realisierte Verlängerung der Schienen ermöglichte es der SS, das Elend der Gefangenen vor der tschechischen Bevölkerung besser zu verbergen. Zuvor mussten die Häftlinge vom Bahnhof des Nachbarortes zu Fuß bis ins Ghetto laufen. 09 Hauptplatz Einst ein unspektakulärer Platz, der im Rahmen eines Besuches durch das Rote Kreuz prunkvoll und gemütlich hergerich­ tet wurde. Rosenhecken, Bänke und eine Musikkapelle wurden aufgestellt. Auch sämtliche anliegende Häuser wurden neu gestrichen und gemütlich hergerichtet. HAUPTPLATZ SCHIENEN SS-HAUPTBÜRO FESTUNG PROJEKT­ AUFGABE Unsere Projektaufgabe bestand darin, einen Kurzfilm zu drehen, der sich mit dem The­ ma Theresienstadt befasst. Inhalt, Aufbau und Ablaufplan waren dabei vollkommen uns überlassen. Zusätzlich für alle Printer und Buchbinder, sollte eine dazugehörige Broschüre mit Verpackung zum Kurzfilm entwickelt werden. FERTIGES PRODUKT Inhalt zum Kurzfilm Eine Gruppe junger Menschen besucht Theresienstadt. Mehr oder minder inte­ ressiert haben sie ihre Stadtführung hinter sich gebracht und die KZ-Vergangenheit der Stadt mit dem Abstand der zweiten Nach­ folgegeneration hingenommen, ohne den Schrecken dieser Zeit nachzuempfinden. Wozu auch? Noch eine Nacht im Hotel und sie verlassen diesen Ort. Doch die Macht des Unterbewussten ist stärker als die meisten von ihnen denken. Und so sucht Theresienstadt einen jungen Mann in seinen Träumen heim. „Der Träumer” nimmt den Betrachter mit auf einen surrealen Rundgang durch Theresienstadt. In ruhigen doch bedrücken­ den Bildern vermittelt dieser Kurzfilm eindringlich das nach wie vor verstörende Geschehen einer der dunkelsten Stunden der jüngeren Geschichte. Jakob Heiden Workshops Im Rahmen des politischen Bildungsurlaubs, wurden uns verschiedene Workshops in Theresienstadt angeboten. Freiwillige Jugendliche betreuen hierfür die Schulklas­ sen und Gruppen vor Ort. Im ersten Workshop musste sich jeder für eine Denkmalstation entscheiden und selbstständig Informationen für eine spätere Präsentation sammeln. Man hatte den hal­ ben Tag Zeit seine eigene Station zu besich­ tigen und Informationen zu sammeln, sowie Notizen zu machen. In einem anschließen­ den Stadtrundgang hat jeder Schüler seine Station der Gruppe vorgestellt. Ergänzungen gab es später auch von den Stadtführern. Bei dem zweiten Workshop handelte es sich um eine Recherchearbeit, in der jedes Pärchen eine Mappe einer bekannten Persönlichkeit aus Theresienstadt ausgeteilt bekommen hat. In den Mappen waren alle wichtigen Unterlagen, wie zum Beispiel die Transportpapiere nach Theresienstadt, Brie­ fe von den Personen, Biografien usw. Unsere Aufgabe bestand darin, den anderen Grup­ pen unsere Person durch verschiedene Prä­ sentationsideen vorzustellen. Meine Gruppe hat zum Beispiel das tragische Leben eines tschechischen Lehrers als Comic dargestellt, wohin andere ein Theaterstück als Präsenta­ tionsidee vorgführt haben. Die Workshops fanden wir alle sehr gut, da wir selbstständig arbeiten, organisieren und gleichzeitig viel neues dazulernen konnten. Siebdruck Ein weiterer Workshop war das Siebdrucken. Unser Begleiter Olaf Rosenwinkel ist Siebdrucker an der Ernst-Litfaß-Schule und bietet neben dem Unterricht auch Kurse für interessierte Mediengestalter an. Da nur begrenzt Gepäck mitgenommen werden konnte, mussten wir uns vor Ort aus einigen mitgebrachten Materialien Siebdruckrahmen selber herstellen. Vier Holzschienen und ein spezielles Stück Stoff waren hierfür schon ausreichend. In unserer Schule gibt es dafür spezielle Technik, die auch größere Formate als A4 zulässt. Jeder konnte zum Thema Theresienstadt eine Druckvorlage entwerfen und ausschnei­ den. Zuletzt wurde dann mit den fertigen Schablonen gedruckt. Die Ergebnisse waren sehr unterschiedlich, aber interessant, sodass sie wahrscheinlich in unserer Schule ausgestellt werden. (Siehe Fotos) Der Siebdruckworkshop war besonders wichtig, da wir anschließend in der Schule unsere CD’s passend zum Booklet selbst bedrucken möchten. GRUPPENBESPRECHUNG AUSSCHNEIDEN DER DRUCKVORLAGEN DRUCKVORGANG MIT VORLAGE UND SIEB FERTIGE PRODUKTE BESICHTIGUNG IN PRAG UND UMLAND Strahov Bibliothek Die Strahover Bibliothek beherbergt neben der Büchersammlung zahlreiche Unikate, Drucke, Handschriften, Stiche und Landkar­ ten. Zu den größten Kostbarkeiten zählt das „Evangeliar von Strahov“, eine Handschrift aus dem 9./10. Jahrhundert. Der „Theologische Saal“ enthielt zunächst die gesamte Klosterbibliothek, und beher­ bergt seit 1790 nur die theologischen Werke. Wir hatten das Glück eine exklusive Führ­ ung zu bekommen, die es möglich machte, unzugängliche Räume zu betreten, verschie­ dene Bücher anzufassen und mehr darüber zu erfahren. Burg Karlštejn Die Burg Karlštejn (deutsch Karlstein) befindet sich rund 30 km südwestlich von Prag. Sie wurde von Kaiser Karl IV. erbaut und beherbergte von ca. 1350 bis 1421 die Schätze des Heiligen Römischen Reiches. Eine einstündige Fahrt durch die wunder­ schöne Landschaft hat uns zu der meist besichtigten Burg von Tschechien gebracht. Die Deutsche Botschaft Das Gebäude ist eines der bedeutendsten barocken Palais in Prag, das in der Zeit von 1703 bis 1707 errichtet wurde. Zu einem Schauplatz deutscher und euro­ päischer Geschichte wurde das Palais im Herbst 1989, als Deutsche aus der damali­ gen DDR Zuflucht auf dem Botschaftsge­ lände suchten – die Tschechoslowkei war im Sommer 1989 das letzte Nachbarland geworden, in das DDR-Bürger ohne Visum einreisen durften. Vor Ort hatten wir eine kurze Führung durch die Gärten und die öffentlichen Räu­ me. Anschließend haben wir einen Doku­ mentarfilm über die Zuflucht 1989 aus der DDR gesehen. PARTNER­ SCHULE Nach dem wir unsere Filmszenen in Theresi­ enstadt fertig gedreht hatten, konnten wir in unserer tschechischen Partnerschule direkt mit dem Schnitt und dem Bookletdesign beginnen. Die erste Hürde waren die tschechischen Tastaturen sowie Software. Glücklicher­ weise wusste ich für InDesign viele Tastatur kürzel auswendig und wenn es mal doch nicht geklappt hat, wurde mit Händen und Füßen versucht zu erklären. Die meisten Schüler lernen zwar deutsch und englisch, können aber kaum ein Wort sprechen. Für unser Projekt haben wir uns mit tsche­ chischen Schülern einen kleinen Compu­ terraum, mit sechs Rechnern, geteilt. Die meisten Schüler waren sehr zurückhaltend und schüchtern, haben aber immer freund­ lich versucht zu helfen. Am schwierigsten war jedoch die Team­ arbeit. Jeder wollte unbedingt seine Ideen mit einbringen, was bei 8 Schülern sehr schwer war. Keiner wusste so recht, wie man das gerecht entscheiden könnte, um andere nicht zu verletzen oder gute Ideen zu verwerfen. Am Schluss haben diejenigen mit ihrer Idee gewonnen, die sich am besten durchsetzen konnten. Aus diesen Situationen haben wir alle wohl am meisten gelernt, da man sich als Azubi selten mit seinen Ideen gegen an­ dere durchsetzen muss. Alle weiteren Aufga­ ben, haben wir dann in Gruppen aufgeteilt. Die „Digitaler“ haben mit Adobe Premiere den Film geschnitten, die Buchbinder haben sich um die Verpackung gekümmert und die „Printer“ um die Gestaltung und den Druck der Broschüre. Gemeinsam wurde über die 2 Wochen (inklusive Nachtschichten) an diesem Projekt gearbeitet. Am letzten Schultag haben wir unser Pro­ dukt und Projekt der tschechischen Schule vorgestellt. Da die vorgesehene Dolmet­ scherin nicht erschien, musste der Vortrag spontan auf Englisch gehalten werden. Trotz einiger Baustellen lief der Vortrag dann doch recht gut. Unser Produkt wurde gelobt und wir konnten beruhigt unseren letzten Tag in Prag verbringen. SCHULGEBÄUDE DIE KLASSE DIE GRUPPE Acht Teilnehmer aus der Ernst-Litfaß-Schule durften an dem Projekt teilnehmen. Aus unserer Gruppe kamen zwei Schüler aus dem Digitalbereich, vier aus dem Print­ bereich, sowie zwei Buchbinder aus dem dritten Lehrjahr. Die Betriebe der Mitschüler sind alle sehr unterschiedlich gewesen. Sie kamen zum Beispiel von Axel Springer, Kircher Burkhardt, Onlinemagazinen und kleinen Agenturen. Für einige war es nicht das erste Mal, dass sie an einem Auslandsprojekt der Schule teilgenommen haben. Jede Woche wurde uns ein neuer Begleiter zugeteilt. In der ersten Woche war es Olaf Rosenwinkel (Drucker), in der zweiten Woche Thomas Behn (Lehrer) und zuletzt Matti Jämsä, ein finnischer Freiwilliger von der Auslandsorganisation PIA. Nach der Bildungsreise, findet eine Zeug­ nisverleihung im Roten Rathaus statt, wo alle Azubis die im Ausland waren einen Europapass erhalten. Manche dürfen auch die Möglichkeit einer zweiten Präsentation Ihres Projektes nutzen. Mein Fazit Mir persönlich hat die Bildungsreise sehr gut gefallen und ich wurde in meinen Er­ wartungen sogar übertroffen. Zum Beispiel haben wir sehr viel geschichtliches Wissen vermittelt bekommen, was sehr interessant und gut war. Wir haben gelernt, wie man in einer großen Gruppe Entscheidungen trifft, wie als Team richtig und fair zusammen gearbeitet werden kann und letztendlich, wie man alleine in einem fremden Land organi­ sieren muss. Insgesamt habe ich mehr ge­ lernt, als ich es in drei Wochen Berufsschule getan hätte. Die Bildungsreise hat mich um einige Erfahrungen reicher gemacht, sowie selbstbewusster und motivierter der europäi­ schen Arbeitswelt gegenüber. BILDER AUS PRAHA