gi gesundheitsinformation.de verstehen | abwägen | entscheiden Laktoseintoleranz Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) Inhaltsverzeichnis Überblick Einleitung Symptome Ursachen Diagnose Leben und Alltag Quellen 3 3 3 3 3 4 4 Glossar 5 gi gesundheitsinformation.de Herausgeber: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) 2 Überblick Einleitung (PantherMedia / Robert Kneschke) Nach dem Genuss von Milch und Milchprodukten plagen viele Menschen Verdauungsprobleme – wie etwa ein aufgeblähter Bauch, „Winde“ oder Durchfall. Wer Milchprodukte schwer verdauen kann, verträgt womöglich Milchzucker (Laktose) nur in bestimmten Mengen. Fachleute sprechen dann von Laktoseintoleranz. Wer überempfindlich auf Milch reagiert, könnte aber auch ein anderes Problem haben. Bevor man sich dazu entschließt, seine Ernährung grundlegend zu verändern, ist es deshalb wichtig, dass die richtige Diagnose gestellt wird. Dies gilt vor allem für Kinder, Jugendliche und Personen mit einem erhöhten Kalziumbedarf. Laktoseintoleranz, auch Milchzuckerunverträglichkeit genannt, ist keine Allergie. Beides voneinander zu unterscheiden, ist wichtig: Menschen mit einer echten Milchallergie können selbst auf geringste Mengen von Milch oder Milchprodukten reagieren. Personen mit Laktoseintoleranz dagegen können unter Umständen relativ viel Milch oder Milchprodukte konsumieren, ohne dass danach starke Beschwerden auftreten. Symptome Die Beschwerden treten meist auf, kurz nachdem jemand Milch oder Milchprodukte zu sich genommen hat. Welche Laktosemenge Beschwerden auslösen kann, ist von Person zu Person unterschiedlich. Zu den Symptomen können gehören: Ein aufgeblähter Bauch Unterbauchschmerzen Ausgeprägte Blähungen („Gase” oder „Winde”) Durchfall Ursachen Im Säuglingsalter ist der Körper darauf programmiert, nur von Muttermilch zu leben. Um sie zu verarbeiten, produzieren Säuglinge das Enzym Laktase. Dieses Enzym spaltet den Milchzucker, die Laktose, im Darm so auf, dass sie der Körper weiterverwenden kann. Wenn ein Kind von der Milch entwöhnt wird, stellt sich das Verdauungssystem allmählich auf die Verarbeitung anderer Nahrungsmittel um. Der Körper produziert dann deutlich weniger Laktase – und kann deshalb nur noch geringere Mengen Laktose spalten. Wie viel Laktose ein erwachsener Mensch noch verträgt, ist individuell unterschiedlich. Menschen mit einer Laktoseintoleranz haben entweder deutlich weniger Laktase oder sie nehmen Laktose schlechter auf als Menschen, die auch als Erwachsene Milchprodukte noch gut vertragen. gi gesundheitsinformation.de Herausgeber: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) 3 Diagnose Um eine Laktoseintoleranz festzustellen, kann ein Diät- oder Eliminationstest mit anschließendem Belastungstest durchgeführt werden: Dabei verzichtet man für eine gewisse Zeit auf Milch und Milchprodukte und nimmt nach dieser Abbauphase eine bestimmte Menge Laktose zu sich. Danach wird die körperliche Reaktion überwacht. Möglich ist auch ein Atemtest, bei dem der Wasserstoffgehalt in der Atemluft gemessen wird. Dieser ist bei einer Laktoseintoleranz meist erhöht. Leben und Alltag Eine Laktoseintoleranz kann nicht behandelt werden. Aber mit einer angepassten Ernährung ist es möglich, beschwerdefrei zu leben. Für eine gesunde Ernährung sind Milchprodukte nicht unbedingt notwendig. Aktualisiert am 2. Februar 2012 Erstellt am 15. September 2010 Nächste geplante Aktualisierung: 2015 Quellen Halpert A, Drossman DA. Irritable bowel syndrome. In: McDonald J, Burroughs AK, Feagan BG (Eds). Evidence-based Gastroenterology and Child Health. Oxford: Blackwell Publishing, 2004: 265-283. Ledochowski M, Bair H, Fuchs D. Laktoseintoleranz. J Ernährungsmed 2003; 5 (1): 7-14. Marklund B, Ahlstedt S, Nordström G. Food hypersensitivity and quality of life. Curr Opin Allergy Clin Immunol 2007; 7: 279-287. Marklund B, Wilde-Larsson B, Ahlstedt S, Nordström G. Adolescents’ experience of being food-hypersensitive: a qualitative study. BMC Nursing 2007; 6:8. Sahi T. Genetics and epidemiology of adult-type hypolactasia with emphasis on the situation in Europe. Scand J Nutr/Naringsforskning 2001; 45: 161-162. Shaukat A, Levitt MD, Taylor BC, Macdonald R, Shamliyan TA, Kane RL, Wilt TJ. Systematic Review: Effective Management Strategies for Lactose Intolerance. Ann Intern Med 2010 Apr 19. Wilt TJ, Shaukat A, Shamliyan T, Taylor BC, MacDonald R et al. Lactose intolerance and health. Evid Rep Technol Assess 2010; 192: 1-410. IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen. Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Wir bieten keine individuelle Beratung. Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden. gi gesundheitsinformation.de Herausgeber: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) 4 Glossar Dünndarm Der Dünndarm ist der vier bis fünf Meter lange Darmabschnitt zwischen Magenausgang und Dickdarm. Er besteht aus drei Bereichen: dem Zwölffingerdarm, dem Leerdarm und dem Krummdarm. Im Dünndarm wird die Nahrung weiter aufgespalten und die entstehenden Stoffe werden aufgenommen. Kalzium Kalzium ist ein für den Menschen wichtiger Mineralstoff. Es ist ein Aufbaustoff für Knochen und Zähne, notwendig für die Blutgerinnung, die Muskelerregung und Nervenreizung. Kalzium ist vor allem in Milch und Milchprodukten und grünem Blattgemüse enthalten. Ein Kalziummangel kann z.B. entstehen durch eine chronische Darmentzündung, Schwangerschaft oder die Stillphase. Bakterien Bakterien sind einzellige Mikroorganismen, die im Gegensatz zu Viren eigenständig existieren können. Ein Virus kann sich dagegen nur vermehren, wenn er in eine Zelle eingedrungen ist. Die meisten Bakterien sind für den Menschen ungefährlich, einige sogar nützlich. Darmbakterien unterstützen die Darmfunktion; gelangen Darmbakterien aber in den Harnwegsbereich, können sie eine Entzündung verursachen. Gegen bakterielle Erkrankungen setzen Ärzte Antibiotika ein, die Bakterien im Wachstum hemmen oder abtöten. Es gibt auch Impfungen gegen bakterielle Erkrankungen wie Diphterie, Tetanus oder Keuchhusten. Allergie Bei einer Allergie reagiert der Körper überempfindlich auf eine körperfremde Substanz. Er produziert Antikörper wie gegen einen Krankheitserreger, obwohl die Substanz keine Gefahr für den Körper darstellt. Symptome einer Allergie hängen zum Teil vom Auslöser, dem Allergen, ab. Menschen mit Allergien haben häufig Schnupfen, tränende Augen, Jucken, Hautauschläge, Magen-Darm-Probleme, Asthma u.a. Typische Auslöser für eine Allergie sind Pollen, Tierhaare, Eiweiße in bestimmten Nahrungsmitteln, Kot von Hausstaubmilben. AHRQ Die Agency for Healthcare Research and Quality (AHRQ) ist ein Institut für die Bewertung medizinischer Maßnahmen in den USA und dort dem nationalen Gesundheitsministerium angegliedert. Das Ziel dieses Instituts ist es, die Qualität, Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und Wirksamkeit der Gesundheitsversorgung in den USA zu verbessern. Fundierte Informationen aus der Forschung der AHRQ sollen medizinische Entscheidungsprozesse unterstützen. Die AHRQ trug in der Vergangenheit den Namen AHCPR (Agency for Health Care Policy and Research). Mehr Informationen finden Sie unter: www.ahrq.gov Agency for Healthcare Research and Quality Die Agency for Healthcare Research and Quality (AHRQ) ist ein Institut für die Bewertung medizinischer Maßnahmen in den USA und dort dem nationalen Gesundheitsministerium angegliedert. Das Ziel dieses Instituts ist es, die Qualität, Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und Wirksamkeit der Gesundheitsversorgung in gi gesundheitsinformation.de Herausgeber: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) 5 den USA zu verbessern. Fundierte Informationen aus der Forschung der AHRQ sollen medizinische Entscheidungsprozesse unterstützen. Die AHRQ trug in der Vergangenheit den Namen AHCPR (Agency for Health Care Policy and Research). Mehr Informationen finden Sie unter: www.ahrq.gov Glukose Glukose, ein anderer Name für Traubenzucker, ist ein Einfachzucker. Gesunde Menschen haben normalerweise zwischen 60 (3,3 mmol/l) und 140 mg/dl (7,7 mmol/l) Glukose im Blut. Emulgatoren Emulgatoren sind Mittel, die es schaffen, zwei nicht miteinander mischbare Flüssigkeiten zu verbinden. Es entsteht eine sehr fein verteilte stabile Mischung der wässrigen und fettreichen Anteile - die Emulsion. Emulgatoren werden sowohl in der Nahrungsmittelindustrie, beispielsweise bei der Produktion von Speiseeis, Schokolade oder Desserts, als auch bei der Herstellung von Cremes und Salben benutzt. Oft entstammen sie natürlichen Stoffen, beispielsweise findet man Lezithin in Sojabohnen oder in Eigelb. Reizdarmsyndrom Das Reizdarmsyndrom ist eine anhaltende Erkrankung, die zu Bauchschmerzen und Blähungen führt und mit Verstopfung und / oder Durchfall einhergeht. Das Reizdarmsyndrom ist nicht gefährlich, es kann aber sehr unangenehm sein und das tägliche Leben belasten. Die Beschwerden können unter Umständen lange andauern. In der Regel verschwinden sie jedoch nach einiger Zeit von selbst. Die genauen Ursachen des Reizdarmsyndroms sind nicht bekannt. Bei manchen Menschen scheinen aber bestimmte Lebensmittel oder Stress ein Auslöser zu sein. Zöliakie Die Zöliakie (von „koilia“, griechisch: Bauch, Unterleib und von „koilos“ griechisch: hohl, leer) ist eine chronische Erkrankung des Dünndarms, die auf einer Überempfindlichkeit der Darmschleimhaut gegenüber Gluten beruht. Gluten ist ein Eiweiß, das in vielen Getreidesorten vorkommt, beispielsweise in Weizen, Dinkel und Roggen. Bei der Zöliakie – auch einheimische Sprue genannt – können Nährstoffe und Mineralien vom Körper nicht mehr gut aufgenommen werden, so dass es zu einer Mangelernährung kommt und die unverdaute Nahrung im Darm Beschwerden verursacht. Die Symptome können je nach Alter sehr unterschiedlich sein. Kinder bekommen oft schnell einen vorgewölbten Bauch und Durchfall mit Blähungen, wenn sie zum ersten Mal Getreideprodukte essen. Auch können sie keinen Appetit haben, sich erbrechen oder misslaunig sein. Bei älteren Kindern und Erwachsenen sind die Beschwerden viel schwächer ausgeprägt und gleichzeitig vielfältiger. Bei ihnen können beispielsweise Durchfall, starke Erschöpfung, eine verminderte Knochendichte und Eisenmangel, aber auch Depressionen, Unfruchtbarkeit oder Gelenkschmerzen auf eine Zöliakie hinweisen. Fermentation Bei einer Fermentation (von „fermentum“, lateinisch: Gärung) werden mithilfe von Bakterien oder Pilzen biologische Stoffe zersetzt und in neue Verbindungen umgewandelt. Für die eigentliche Umwandlung sind aber nicht die Bakterien selbst, sondern Enzyme (Fermente) verantwortlich, die von den Bakterien freigesetzt werden. Fermentation spielt in der Verarbeitung von Lebensmitteln eine wichtige Rolle – beispielsweise bei der Herstellung von Sauerkraut, Käse, Joghurt, Salami oder auch von alkoholreichen Getränken wie Wein. Auch im Darm findet Fermentation statt. Dabei entstehen Gase und Flüssigkeiten, die gi gesundheitsinformation.de Herausgeber: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) 6 für Blähungen, Durchfall und Bauchschmerzen verantwortlich sind. Chromatograph Ein Chromatograph (von „chroma“, altgriechisch: Farbe und „grafeïn“, griechisch: zeichnen, beschreiben) ist ein Gerät, das verwendet wird, um Stoffgemische zu trennen. Bei der Chromatographie fließen Flüssigkeiten oder Gase, die verschiedene Stoffe enthalten, über einen festen Teil des Gerätes, das die einzelnen Stoffe unterschiedlich stark bindet und somit voneinander trennt. Nach der Trennung können die einzelnen Bestandteile eingefärbt werden, um sie zu unterscheiden. Praktische Anwendung findet das Verfahren in zwei Bereichen: Zum einen in der Mengenbestimmung von Stoffen, beispielsweise in der Labormedizin, wenn gemessen werden soll, wie viel einer bestimmten Substanz im Blut enthalten ist. Zum Anderen um einzelne Stoffe aus Flüssigkeiten zu entfernen, wie beispielsweise Laktose aus Milch. Nahrungsergänzungsmittel Nahrungsergänzungsmittel sind Konzentrate aus zum Beispiel Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Ballaststoffen und / oder anderen Substanzen, die die Nahrung ergänzen sollen. Ihre Befürworter behaupten, dass sie im Körper eine bestimmte, häufig vorbeugende oder stärkende, Wirkung entfalten. Sie werden zum Beispiel als Kapseln, Tabletten, Pulver oder Ampullen angeboten. Nahrungsergänzungsmittel zählen rechtlich zu den Lebensmitteln und benötigen daher – im Gegensatz zu Arzneimitteln – keine behördliche Zulassung. Weitere Informationen finden Sie auf der Seite des Bundesinstituts für Risikobewertung: Zur Website des BfR Diagnose Mit dem Begriff Diagnose (von „diagnosi“, griechisch: Erkenntnis, Urteil) ist das Feststellen und Benennen einer Erkrankung gemeint. Die Diagnose sollte unter anderem anhand der Vorgeschichte, der vorhandenen Beschwerden und der Untersuchungsergebnisse gestellt werden. Zu den Untersuchungen gehören sowohl eine eingehende körperliche Untersuchung als auch beispielsweise die Bestimmung von Blutwerten oder apparative Untersuchungen wie Ultraschall oder Röntgen. Enzym Enzyme sind Eiweiße, die im Körper chemische Reaktionen in Gang setzen oder beschleunigen. Sie sind zum Beispiel in Zellen enthalten und regeln dort lebenswichtige Stoffwechselvorgänge. Zum Beispiel spalten die Verdauungsenzyme wie das Enzym Laktase im Dünndarm den Milchzucker auf. gi gesundheitsinformation.de Herausgeber: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) 7