Blatt Nr. 13 Prof. F. Merkl Übungen zur Stochastik WS 2007/08 Abgabe: Montag, den 28.1.2008, bis 12:30 Uhr Aufgabe 1 (2 Punkte) Eine Stichprobe X1 , . . . , Xn , n ≥ 2, von reellen Messwerten sei iid normalverteilt mit unbekannter Erwartung µ und unbekannter Varianz σ 2 . Finden Sie Maximum-Likelihood Schätzer für µ und σ 2 . Aufgabe 2 (1+2+1+2 Punkte) In einer Stadt gibt es eine unbekannte Zahl n von Autos, die die Nummern 1, 2, . . . , n auf den Nummernschildern tragen. Als Besucher dieser Stadt blicken Sie eine Weile aus dem Fenster und sehen die Autos Nr. ω1 , ω2 , . . . ωk vorbeifahren. Nehmen Sie an, dass diese ωi unabhängig voneinander und gleichverteilt auf {1, 2, . . . , n} sind. a) Modellieren Sie dies mit einem parametrischen statistischen Modell (Ωk , Ak , (Pn,k )n∈N ). b) Finden Sie den Maximum-Likelihood Schätzer n̂k für die Zahl n. c) Ist der Maximum-Likelihood Schätzer erwartungstreu? d) Zeigen Sie, dass der Maximum-Likelihood Schätzer konsistent im folgenden Sinn ist: Für alle n ∈ N konvergiert n̂k für k → ∞ in Wahrscheinlichkeit bezüglich Pn,k gegen n. Aufgabe 3 (2 Punkte) Eine möglicherweise unfaire Münze (beschriftet mit “0” und “1” bei unbekannter Wahrscheinlichkeit p ∈ [0, 1] für “1”) wird n-mal unabhängig geworfen; man beobachtet eine Folge ω ∈ {0, 1}n mit S(ω) Einsen. ZeigenpSie: Es gibt keinen erwartungstreuen Schätzer für die unbekannte Standardabweichung np(1 − p) von S. Aufgabe 4 (2+2 Punkte) Die Münze aus der vorhergehenden Aufgabe wird nun so lange geworfen, bis zum k-ten Mal die “1” auftritt. Man beobachtet die Folge ω der dabei auftretenden Nullen und Einsen. a) Finden Sie den Maximum-Likelihood-Schätzer p̂ für den unbekannten Parameter p der Münze. Zeigen Sie, dass dieser Schätzer nur von der Länge L(ω) von ω abhängt. b) Zeigen Sie, dass die Folge der Maximum-Likelihood-Schätzer konsistent ist, also für alle p ∈ [0, 1] für k → ∞ in Wahrscheinlichkeit zum Parameter p gegen p konvergiert. Bitte wenden. Aufgabe 5 (2+1 Punkte) Ein Bayessches Modell in der Auto-Haftpflichtversicherung. Ein Autofahrer verursacht in einem Jahr eine zufällige, poissonverteilte Anzahl N von Unfällen mit einem unbekannten Parameter λ > 0. Der Parameter λ hängt vom Autofahrer ab (je kleiner λ, desto besser der Fahrer). Eine Haftpflichtversicherung modelliert den Parameter λ eines Neukunden im Sinne der Bayesschen Statistik als zufällig und “a priori” gammaverteilt mit Parametern a > 0 und s > 0. Nach einem Jahr, nachdem der Kunde N = n Unfälle verursacht hat, nimmt die Versicherung eine Risikoneubewertung des Kunden vor. a) Berechnen Sie die a posteriori Verteilung von λ bedingt auf die Beobachtung N = n. b) Berechnen Sie die Erwartung λ̂ von λ bedingt auf die Beobachtung N = n. Diese bedingte Erwartung λ̂ heißt Bayes-Schätzer für λ. Aufgabe 6 (2+2∗ +2∗ Punkte) Ein Modellproblem zur Bayesschen Statistik. In einer Schachtel befinden sich n Kugeln, davon sind eine unbekannte Anzahl K rot, die übrigen n − K sind grün. Wir setzen an, dass K = k mit der “a–priori”–Wahrscheinlichkeit pk > 0 vorliegt, k = 0, . . . , n. Nun werden m Kugeln aus der Schachtel zufällig mit Zurücklegen entnommen; darunter sind L rote Kugeln. Das Wahrscheinlichkeitsmass Pm beschreibe dieses Zufallsexperiment. L Wir wollen die relative Häufigkeit Kn mit Hilfe der beobachteten relativen Häufigkeit m schätzen: a) Berechnen Sie die “a–posteriori”–Verteilung von K, d. h. Pm [K = k|L = l]. b) Zeigen Sie: ∃α > 0 ∃C > 0 ∀m ∈ N ∀l ∈ {0, . . . , m} : Pm Hinweis: Es gelte l m − k n K 1 L − ≥ L = l ≤ Ce−αm m n n ≥ n1 . Bemerken Sie zunächst pk Pm [K = k|L = l] = Pm [K = k + 1|L = l] f pk+1 k k+1 l , , n n m m , wobei f (p, 1, 1) := p und π 1−π p 1−p f (p, p , π) := p0 1 − p0 0 für 0 < p0 < 1. Beweisen Sie dann f (p, p0 , π) ≤ f (p, p0 , p0 ) < 1 für 0 ≤ p < p0 ≤ π ≤ 1. Leiten Sie hieraus eine in m exponentiell abfallende obere Schranke für Pm [K = k|L = l] her. c) Folgern Sie: L K 1 ∃α > 0 ∃C > 0 ∀m ∈ N ∀l ∈ {0, . . . , m} : Pm − ≥ L = l ≤ Ce−αm m n n Hinweis: Verwenden Sie ein Symmetrieargument, das rote und grüne Kugeln vertauscht.