Protokoll Einschulungsworkshop Lizumer Hütte 30.06.-01.07.2017 Bild 1: vor der Lizumer Hütte (@ S. Pinterits) 1. Standort: Lizumer Hütte (2.019), Tuxer Alpen, Sektion Hall in Tirol Bedeutung des Wortes „Lizum“: Lizum --> lizun--> lozone --> lozza --> [lutum, lat.- „Kot“ ] „lozza“ ist romanischen Ursprungs und bedeutet "kotiger Boden", was wiederum darauf hindeutet, dass diese Gegenden schon sehr früh als Almen genutzt wurden. „lozone“ = großer, überdüngter Boden Unter den bayrischen Besiedlern änderte sich der Name zu „lizun“, später wurde "Lizum" daraus. Der Lebensraum der Wattener Lizum ist geprägt von einem Wechselspiel von silikatischem und kalkigem Material, daher kommt in diesem Gebiet eine hohe Artenvielfalt vor. Gut die Hälfte der Indikatorarten konnte während des Workshops gefunden werden. 2. Team: Fachbereich Botanik: DI Anna Gruber, Umweltbüro Gmbh Fachbereich Ornithologie: Florian Lehne, Msc., Koordinator Tiroler Brutvogelatlas Fachbereich Entomologie: Mag. Georg Derbuch, derbuchcoaching.at Projektkoordination: DI Sabine Pinterits, Umweltbüro Gmbh Mag. Birgit Kantner, ÖAV 3. Allgemeines: • Projektvorstellung • Vorstellung der Arten • Vorstellung und Erklärung der Erhebungsmethodik • Vorstellung der Materialien Hilfreiche Internetseiten/APPS für die Bestimmung: www.orthoptera.ch, Orthoptera-App im Appstore von Android und Apple www.xeno-canto.org www.vogelwarte.ch 2 4. Fachbereich Botanik: Im Exkursionsgebiet sind laut Polatschek et al. (1997 bis 2001) 1 folgende Indikator-Arten aus dem Pflanzenreich zu erwarten: • Silberwurz (Dryas octopetala) • Gemsheide (Loiseleuria procumbens) • Punktierter Enzian (Gentiana punctata) • Arnika (Arnica montana) • Zwerg-Primel (Primula minima) Bis auf den Tüpfel-Enzian wurden bei der Exkursion alle diese Arten gefunden. Silberwurz: Wichtigstes Erkennungsmerkmal sind die eichenblattförmigen, unterseits weißlichen Blätter Gemsheide: Im Vergleich zur Krähenbeere sind die Blätter unterseits umgerollt (Verdunstungsschutz) Punktierter Enzian: Einziger heimischer Großenzian mit gelben und dunkelpunktierten Blüten Arnika: • wird oft verwechselt mit Bocksbart oder Gamswurz o Arnika hat ca. 20 Blütenblätter und kommt auf saurem Boden vor o Gamswurz hat hingegen meist über Blütenblätter, Bocksbart hat grasartige Blätter und kommt ebenfalls auf Kalk vor • Arnika ist stark abhängig von der Almwirtschaft; auf aufgelassenen Flächen verschwindet sie Polatschek et al. (1997, 1999, 2001): Flora von Nordtirol, Osttirol und Vorarlberg“, Hsg.: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum 1 3 • die Arnika gedeiht auf mageren (sticksotffarmen Böden) => intensive Düngung ist ein weiterer Grund zur Verdrängung der Arnika Zwergprimel: Wichtigstes Erkennungsmerkmal sind die an Bärentatzen erinnernden, vorne gezackten Blätter, die in Rosetten wachsen 5. Fachbereich Ornithologie: Steinadler: • ruhiges Flugbild • lange Flügel • langer, fächerförmiger Stoß • lange „Finger“ • goldener Nacken „Golden Eagle“ • Jungvögel haben Weiß in den Flügel und im Stoß (= Schwanz) – jedoch stark abgegrenzt • ausgezeichnete Sehkraft: ein Adler sieht seine Beute über 3 km weit Im Vergleich: • Bartgeier hat einen keilförmigen Stoß • Mäusebussard hat niemals reines Weiß im Stoß ist immer gestreift • Population der Steinadler hat sich in Österreich gut erholt, dennoch wichtig zu beobachten Es gibt auch ein eigenes Steinadlermonitoring in Österreich, das wie das Bartgeiermonitoring vom Nationalpark Hohe Tauern betrieben wird Alpenschneehuhn: • gehört zu den Raufußhühnern; diese Vogelgruppe hat Federn an den Beinen; zu den bei uns heimischen zählen noch: Auerhühner, Birkhühner, Haselhühner • Alpenschneehühner Übergangsbereich leben über der (Waldgrenzbereich), Waldgrenze, Auer- und Birkhühner im Haselhühner im Waldbereich 4 • Alle Arten können fliegen; Birk- und Auerhühner jedoch nicht sehr gut und sie versuchen auch Flüge zu vermeiden; Schneehühner sind ganz gute Flieger, machen auch Balzflüge • Alpenschneehühner verlassen sich auf ihre Tarnung / Färbung und wechseln mehrmals im Jahr das Federkleid. Im Winter sind sie schneeweiß; im Sommer bleibt die Bauchseite und die Beine ebenfalls weiß; sie beginnen im März/April mit der Mauser • Schneehühner sind an ihren knarrenden Geräuschen sehr gut hörbar, wenn man sie auch nicht sehen kann • im Winter ist fast keine Nahrung vorhanden, deshalb müssen diese Tiere mit ihrer Energie haushalten und sollten nicht oft aufgescheucht werden; auf Grund der energiearmen Nahrung setzen sie im Winter alle 10 Minuten eine Losung ab; diese ist ein gutes Beobachtungsmerkmal für das Schneehuhn (Fotobeleg!) – auch Spuren sind ein guter Beleg • Besucherlenkungsprogramme für Skitourengeher und Schneeschuhwanderer sind sinnvoll zum Schutz der Raufußhühner • Schneehühner haben Reviere und sind bei der Brut sehr territorial (Auerhühner und Birkhühner bilden keine Reviere, Haselhühner schon) • größte Gefahren: Steinadler und Fuchs/ Wetterumschwünge (nass und kalt), wenn sie noch klein sind. Klimaerwärmung auch problematisch (Verkleinerung des Lebensraumes) Tannenhäher: • besiedelt Zirbenwälder, da deren Samen seine Nahrungsgrundlage bilden, wie alle Rabenvögel ergänzt er seine Ernährung bei Gelegenheit mit Eiern anderer Vögel (Singvögel), Aas und was er sonst noch so findet • der Eichelhäher besiedelt gerne Laub- und Mischwälder, sowie Siedlungen; die beiden Arten können im selben Lebensraum vorkommen, ist aber selten • Rabenvogel • weiß gesprenkelte Brust 5 Schneefink: • wird auch Schneesperling genannt – die Wissenschaft hat sich bislang noch auf keinen Namen geeinigt • strikt hochalpine Art • relativ groß für einen Sperling • nicht scheu • profitiert von menschl. Infrastruktur wie Alm- oder Schihütten Alpendohle: • schwarz mit gelbem Schnabel und orange-roten Füßen. ACHTUNG: Jungvögel haben schwarze Beine • könnte mit der Alpenkrähe verwechselt werden; diese hat einen roten Schnabel; gilt in Österreich als ausgestorben, potentielle Beobachtungen sind daher von großem Wert 6 Abb. 1: Vergleich Steinadler, Bartgeier; (entnommen aus: Der neue Kosmos Vogelführer, Alle Arten Europas, Nordafrikas und Voerderasiens; L.Svensson-P.J.GrantK.Mullarney-D.Zetterström, 1999) 7 6. Fachbereich Herpetologie (Amphibien & Reptilien) : In der Höhe einzige Verwechslungsmöglichkeit mit der Erdkröte Grasfrosch Erdkröte Laich Klumpen 2 parallel verlaufende, lange Schnüre Kaulquappen Unterleib marmoriert, z.T. auch der Flossensaum marmoriert Unterleib einheitlich schwarz Erwachsene Tiere Glatte Haut, brauner Augenstreifen, zarter, länglicher Körperbau warzige Haut, gedrungener Körperbau Molche können ebenfalls im Gebirge vorkommen, sie legen ihre Eier einzeln auf Blätter im Wasser. 8 7. Liste der gefundenen Arten im Gebiet Botanik: Aufstieg Gold-Pippau Crepis aurea Heidelbeere Vaccinium myrtillus Moosauge Moneses uniflora Öhrchen-Habichtskraut Hieracium lactucella Rundblättriges Wintergrün Pyrola rotundifolia Rundköpfige Teufelskralle Phyteuma orbiculare s.str. Weiße Pestwurz Petasites albus Zehrkraut-Teufelskralle Phyteuma betonicifolium Zirbe Pinus cembra Um die Lizumer Hütte: Alpenhelm Bartsia alpina Alpen-Kratzdistel Cirsium spinosissimum Alpenrose - Bewimperte Alpenrose - Rhododendron hirsutum - Rostrote Alpenrose - Rhododendron ferrugineum Alpen-Rispengras Poa alpina Alpen-Süßklee Hedysarum cf. hedysaroides Alpen-Tragant Astragalus alpinus Arnika, Berg-Wohlverleih Arnica montana Bachnelkenwurz Geum rivale Berg-Baldrian Valeriana montana Berg-Nelkenwurz Geum montanum Blaugrüner Steinbrech Saxifraga caesia Braun-Klee Trifolium badium Bocksbart: grasartige Blätter Tragopogon Eisenhutblättriger Hahnenfuß Frühlingsenzian Gentiana verna 9 Gämsheide Loiseleuria procumbens Grasblättrige Teufelskralle Phyteuma hemisphaericum s.str. Hornklee Lotus Huflattich: riecht ein bisschen nach Pfeffer Tussilago farfara Knöllchen-Knöterich Bistorta vivipara Knopf-Läusekraut Pedicularis rostratocapitata Mehlprimel, Kleb-Primel Primula glutinosa Preiselbeere Vaccinium vitis-idaea Silberdistel Carlina acaulis Tüpfel-Enzian 2 Gentiana punctata Weiße Silberwurz Dryas octopetala Wilder Thymian Thymus pulegioides Wundklee Anthyllis vulneraria Zwerg-Wacholder Juniperus communis subsp. alpina Ornithologie (36 Arten, davon 3 Indikatorarten): Um die Lizumer Hütte: Bachstelze Motacilla alba Bergpieper Anthus spinoletta Birkenzeisig Carduelis flammea Bluthänfling Carduelis cannabina Felsenschwalbe Ptyonoprogne rupestris Fichtenkreuzschnabel Loxia curvirostra Flussuferläufer Actitis hypoleucos Gebirgsstelze Motacilla cinerea Grünfink Carduelis chloris Brütendes Paar direkt bei Hütte beim Jungvögel füttern Ungewöhnliche Beobachtung bei Teich neben Hütte, dürfte sich auf dem Wegzug befinden Typ. Siedlungsvogel, ungewöhnlich hoch mündl. Mitteilung einer Angestellten der Lizumer Hütte und Fundort lt. Polatschek et al. „Flora von Nordtirol, Osttirol und Vorarlberg“ (1997, 1999, 2001; Hsg.: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum) 2 10 Hausrotschwanz Phoenicurus ochruros Heckenbraunelle Prunella modularis Misteldrossel Turdus viscivorus Ringdrossel Turdus torquatus Schneesperling / Schneefink Montifringilla nivalis Steinadler Aquila chrysaetos Tannenhäher Nucifraga caryocatactes Weidenmeise Poecile montanus Zaunkönig Troglodytes troglodytes Bachstelze Heckenbraunelle Gebirgsstelze Felsenschwalbe Tannenhäher Zaunkönig 11 Fichtenkreuzschnabel Hausrotschwanz Bluthänfling Bergpieper Birkenzeisig Grünfink Weidenmeise Steinadler 12 Ringdrossel Flussuferläufer Misteldrossel Schneesperling Foto 2-19 @www.vogelwarte.ch Beim Auf- und Abstieg: Amsel Turdus merula Baumpieper Anthus trivialis Buchfink Fringilla coelebs Buntspecht Dendrocopos major Dreizehenspecht Picoides tridactylus Eichelhäher Garrulus glandarius Erlenzeisig Carduelis spinus Gimpel Pyrrhula pyrrhula Haubenmeise Lophophanes cristatus Die häufigste Vogelart Ausgedehnte Ringelung an Zirbenrinde (Achtung: auch der Buntspecht ringelt) Nachweis durch einen Federfund Wird auch Schopfmeise genannt 13 Klappergrasmücke Sylvia curruca Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla Rotkehlchen Erithacus rubecula Schwarzspecht Dryocopus martius Singdrossel Turdus philomelos Sommergoldhähnchen Regulus ignicapilla Tannenmeise Periparus ater Wintergoldhähnchen Regulus regulus Zilpzalp Phylloscopus collybita Frische, ovalförmige Hackspuren gefunden Singt seinen Namen Entomolgie & Arachnologie: Alpenapollo Parnassius phoebus Heller Alpenbläuling Plebejus orbitulus Steinfliege Plecoptera Eichenblatt-Radnezspinne Aculepeira ceropegia Gewöhnliche Strauchschrecke Pholidoptrea griseoaptera Blaugrüne Mosaikjungfer Aeshna cyanea Alpenstrauchschrecke Pholidptera aptera Weichkäfer Catharidae Gewöhnlicher Grashüpfer Chorthippus parallelus Mohrenfalter Erebia sp. Gemeiner Gebirgsweberknecht Mitopus morio Baldachinspinne Linyphiidae Schornsteinfeger (Tagfalter) Aphantopus hyperantus Grünaderweißling Pieris napi Sonstiges: Baumschnecke 14