Aus der Forschungs- und Lehreinheit Medizinische Psychologie der Medizinischen Hochschule Hannover Strukturierte initiale Diabetesschulung für Eltern von Kindern mit Typ-1-Diabetes: Eine multizentrische Studie zur Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin in der Medizinischen Hochschule Hannover vorgelegt von Tina Kleine aus Stadthagen Hannover, 2006 Angenommen vom Senat der Medizinischen Hochschule Hannover am 23.01.2008 Gedruckt mit Genehmigung der Medizinischen Hochschule Hannover Präsident: Prof. Dr. Dieter Bitter-Suermann Betreuer: Prof.’in Dr. Karin Lange Referent: Prof.’in Dr. Marie-Luise Dierks Korreferent: Prof. Dr. Harald Gündel Tag der mündlichen Prüfung: 23.01.2008 Promotionsausschussmitglieder: Prof. Dr. Matthias Schönermark Prof.’in Dr. Brigitte Lohff Prof. Dr. Hartmut Hecker Inhalt Inhalt 1. Einleitung.............................................................................................................. 4 2. Grundlagen........................................................................................................... 8 2.1. Pädiatrische Diabetologie.......................................................................... 8 2.2. Diabetestherapie bei Kindern.................................................................... 9 2.2.1. Therapieziele.............................................................................. 9 2.2.2. Insulinsubstitution...................................................................... 10 2.3. Diabetesschulung....................................................................................... 12 2.3.1. Struktur der Schulung................................................................. 13 2.3.2. Schulungsprinzipien................................................................... 15 2.3.3. Umsetzung der Schulungskonzepte............................................ 18 2.3.4. Schulungseffekte........................................................................ 20 2.4. Besonderheiten der familiären Situation von Kindern mit Typ-1-Diabetes.......................................................................................... 21 2.4.1. Spezifische Probleme von Eltern sehr junger Kinder................. 22 2.4.2. Spezifische Probleme der Eltern von Schulkindern................... 24 2.4.3. Psychische Belastung und Krankheitsbewältigung.................... 25 2.4.4. Psychosoziale Risiken und Probleme.......................................... 26 2.5. Diabetesschulung speziell für Eltern von Kindern mit Diabetes mellitus Typ 1.......................................................................................................... 28 3. Fragestellung........................................................................................................ 29 4. Methode................................................................................................................. 31 4.1. Studiendesign............................................................................................ 31 4.2. Konzeption und multizentrische Durchführung der Schulung.................. 31 4.3. Beteiligte Zentren...................................................................................... 33 4.4. Einschlusskriterien für Familien............................................................... 34 4.5. Datenerhebung und psychologische Messinstrumente.............................. 34 4.5.1. Formative Evaluation.................................................................. 35 4.5.2. Struktur- und Prozessqualität der Schulung................................ 35 4.5.3. Ergebnisqualität der Schulung.................................................... 36 1 Inhalt 4.6. Datenschutz und Einverständniserklärung................................................ 39 4.7. Statistik...................................................................................................... 40 5. Ergebnisse............................................................................................................. 41 5.1. Studienteilnehmer...................................................................................... 41 5.1.1. Altersverteilung........................................................................ 42 5.1.2. Nationalität............................................................................... 42 5.1.3. Familiärer Hintergrund und Lebenssituation............................ 43 5.1.4. Psychische Belastung............................................................... 43 5.1.5. Schulbesuch.............................................................................. 43 5.1.6. Bildung und Arbeitsverhältnis der Eltern................................. 44 5.1.7. Weitere chronische Erkrankungen........................................... 46 5.1.8. Diabetesanamnese.................................................................... 46 5.1.9. Form der Therapie.................................................................... 47 5.1.10. Schulung der Eltern.................................................................. 49 5.2. Strukturqualität.......................................................................................... 49 5.2.1. Personeller Schulungsaufwand................................................. 49 5.3. Prozessqualität........................................................................................... 50 5.3.1. Zeitaufwand der Schulung........................................................ 50 5.3.2. Stationärer Aufenthalt bei Manifestation................................. 52 5.4. Ergebnisqualität......................................................................................... 52 5.4.1. Alltagsaktivitäten...................................................................... 52 5.4.2. Lebensqualität........................................................................... 54 5.4.3. Praktische Therapiekompetenz................................................. 56 5.4.4. Theoretisches Wissen............................................................... 57 5.4.5. Qualität der Stoffwechseleinstellung........................................ 59 5.5. Angemessenheit des Programms............................................................... 60 5.5.1. Einschätzungen des Schulungsteams....................................... 60 5.5.2. Einschätzung der Eltern............................................................ 61 5.5.3 Vergleich der Einschätzungen.................................................. 63 6. Diskussion............................................................................................................. 64 7. Zusammenfassung................................................................................................ 75 2 Inhalt 8. Literatur................................................................................................................ 79 9. Anhang.................................................................................................................. 100 A.I. Beteiligte Zentren................................................................................... 101 A.II. Einverständniserklärung der Eltern........................................................ 102 A.III. Protokoll- und Fragebögen..................................................................... 105 A.IV. Kommentare und Anmerkungen der Eltern zum Schulungsprogramm. 126 3 Einleitung 1. Einleitung Diabetes mellitus ist eine schon seit dem Altertum bekannte Krankheit. Mit der in den 1890er Jahren erfolgten Erkenntnis, dass es sich um eine pankreatische hormonelle Erkrankung handelt, konnte der Weg für die Erforschung kausaler Therapieoptionen geebnet werden. Zuvor musste sich die Therapie auf diätetische Maßnahmen beschränken. Das bedeutete für viele Kinder, die an der heute als Diabetes mellitus Typ 1 bekannten Krankheit litten, einen relativ schnellen letalen Ausgang. Im Jahr 1921 gelang es dann, das antidiabetische Hormon Insulin zu isolieren und seine blutzuckersenkende Eigenschaft nachzuweisen (Banting u. Best 1922). Seit seinem effektiven therapeutischen Einsatz im Jahr 1922 steht somit eine kausale Therapieoption zur Behandlung des Diabetes mellitus zur Verfügung. Im Jahr 1923 erhielten die Forscher MacLeod und Banting den Nobelpreis für Medizin und Physiologie (nach Hürter u. Danne 2005). Auch heute stellt die Insulintherapie die einzige Möglichkeit dar, den Diabetes mellitus Typ 1 zu behandeln, eine Heilung ist immer noch nicht möglich. Seit der Einführung der Insulintherapie in den klinischen Alltag hat sie einen deutlichen Wandel erlebt. Lange Zeit war die konventionelle Insulintherapie das Therapieprinzip der Wahl. Dabei handelt es sich um eine starre und arztorientierte Therapieform, die für den Patienten eine passive Rolle bedeutet. In den 1970er Jahren wurde der Patient schrittweise verstärkt in die tägliche Therapie mit einbezogen. Resultat dessen ist die heute allgemein anerkannte intensivierte Insulintherapie. Dieses flexible und individuelle Therapieregime erfordert eine aktive Rolle des Patienten. Letztendlich hat die intensivierte Insulintherapie auch in die pädiatrische Diabetologie Einzug gehalten. Das bedeutet, dass die Kinder, Jugendlichen und ihre Eltern aktiv in die tägliche Therapie des Diabetes mellitus Typ 1 ihres Kindes eingebunden sind. Durch randomisierte, kontrollierte und leitlinienbasierte Studien konnte letztlich die Überlegenheit der intensivierten Insulintherapie bestätigt werden (The DCCT Research Group 1993, Wang et al. 1993, Lawson et al. 1999, Egger et al. 1997). 4 Einleitung Diese Studien zeigten auch sehr deutlich, dass die Prognose und Lebensqualität der an Diabetes mellitus Typ 1 erkrankten Kinder sehr eng an die Qualität der Stoffwechseleinstellung, d. h. Nahe-Normoglykämie, gekoppelt ist. Aktuelle Therapieziele in der pädiatrischen Diabetologie sind daher auf somatischer Ebene die Vermeidung akuter Stoffwechselentgleisungen wie einer Ketzoazidose oder einer Hypoglykämie, die Reduktion diabetesassoziierter Folgeerkrankungen sowie die normale körperliche Entwicklung. Eine langfristig erfolgreiche Therapie ist auch an eine normale psychosoziale Entwicklung des Kindes gekoppelt. Deshalb wurden auch diese Aspekte in die Therapieziele nationaler und internationaler Leitlinien aufgenommen (Danne et al. 2004, Koordinierungsausschuss Disease Management Programme 2004, Silverstein et al. 2005, NHMRC 2005, NICE 2004). Aus der patientenzentrierten intensivierten Insulintherapie und der großen Bedeutung einer guten Stoffwechseleinstellung Patientenschulung ab. Insbesondere leitet sich die multidisziplinäre, Notwendigkeit individuelle und einer ziel- gruppenorientierte Schulungen auf der Basis von strukturierten Schulungsprogrammen erwiesen sich als effektive Maßnahme zur Prävention von Folgeerkrankungen und werden mittlerweile als Goldstandard angesehen (Silverstein et al. 2005). In der pädiatrischen Diabetologie ergibt sich daraus als Besonderheit auch der Bedarf an einer initialen Elternschulung bei Kindern, die an Diabetes mellitus Typ 1 erkrankt sind (Danne et al. 2004, Koordinierungsausschuss Disease Management Programme 2004, Silverstein et al. 2005, NHMRC 2005, NICE 2004). In den ersten Jahren der Erkrankung sind es vornehmlich die Eltern, die mehrmals täglich verantwortlich die komplexe Therapie mit Selbstkontrolle der Blutglukosewerte, Insulinsubstitution und darauf abgestimmter Ernährung umsetzen. Ziel der Patientenschulungen ist die Vorbereitung auf die aktive Mitarbeit an der Therapie. Dazu ist es neben der Vermittlung von Fachwissen nötig, in besonderem Maß auch die Selbstmanagement-Fähigkeiten der ganzen Familie zu fördern (Grey et al. 2000, ADA 2006, Mensing et al. 2006). Die evidenzbasierten Leitlinien fordern spezifische Schulungskonzepte für die unterschiedlichen Altersgruppen der an Diabetes mellitus Typ 1 erkrankten Kinder. Für ihre Eltern ist ein eigenes Schulungskonzept 5 Einleitung nötig, das zusätzlich den jeweiligen Entwicklungsstand der Kinder berücksichtigt und altersspezifische Probleme anspricht (Danne et al. 2004). Aus diesem Grund sollten für die initiale Elternschulung auch nicht die Schulungskonzepte für Erwachsene mit Typ-1-Diabetes zur Anwendung kommen. In Deutschland wurden inzwischen Schulungsprogramme für Schulkinder und für Jugendliche von multiprofessionellen Diabetesteams entwickelt und multizentrisch evaluiert (Lange et al. 1995, Hürter et al. 2005, Richter-Witte et al. 1997, Lange et al. 2001 et al. 2001). Die Ergebnisse dieser Studien führten zur Akkreditierung der Programme durch das Bundesversicherungsamt im Rahmen des Disease Management Programms für Diabetes mellitus Typ 1 bei Kindern. Die Leitlinien sehen für Eltern ebenfalls eine qualifizierte und evaluierte Schulung vor (Danne et al. 2004, Koordinierungsausschuss Disease Management Programme 2004). Bislang gab es für sie einzelne Schulungen, jedoch ohne wissenschaftliche Evaluation. Ziel der vorliegenden Arbeit ist, diese Lücke im integrierten Versorgungskonzept zu schließen. Auf der Grundlage von evidenzbasierten Leitlinien (Danne et al. 2004) wurde das Schulungsbuch „Kinder und Jugendliche mit Diabetes. Medizinischer und psychologischer Ratgeber für Eltern“ (Hürter u. Lange 2004) und ein dazu gehörendes Schulungscurriculum entwickelt. Im Rahmen von Seminaren wurde es bundesweit den Diabetesteams vorgestellt und dessen Umsetzung trainiert. Im Rahmen dieser Arbeit fand daran anschließend eine Evaluation des Schulungsprogramms statt. Damit soll ein Beitrag zur Anerkennung als strukturiertes Schulungsprogramm sowohl durch die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) als auch durch das Bundesversicherungsamt erreicht werden. Das oberste Ziel aller Schulungsprogramme und der beteiligten Diabetesteams ist jedoch, den betroffenen Familien einen guten Start in ein Leben mit dem Diabetes mellitus Typ 1 zu ermöglichen und individuell auf ihre Wünsche und Belange einzugehen. 6 Einleitung Im Folgenden werden die Evaluation, an der sich zehn auf die Behandlung im Bereich der pädiatrischen Diabetologie spezialisierte Zentren beteiligten, und deren Ergebnisse dargestellt. 7 Grundlagen 2. Grundlagen 2.1. Pädiatrische Diabetologie Die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindesalter ist der Diabetes mellitus Typ 1. So leben in der Bundesrepublik Deutschland geschätzt zwischen 10.000 und 15.000 Kinder im Alter zwischen 0 und 14 Jahren mit einem Typ-1-Diabetes (Neu et al. 2002). Die nationale Prävalenz des Diabetes mellitus Typ 1 von Kindern zwischen dem ersten und vierzehnten Lebensjahr wird mit 86,7/100.000 bzw. mit 140,2/100.000 für Kinder im Alter zwischen 0 und 19 Jahren angegeben (Rosenbauer et al. 2002). Die mittlere Inzidenz lag in den 90er Jahren je nach Autor zwischen 12,9 und 14,2/100.000/Jahr (Rosenbauer et al. 2002, Danne et al. 2004). Die Inzidenz steigt momentan jährlich mit 3-5 % an (Neu et al. 2001). Auch weltweit wird ein ähnlicher Anstieg der Inzidenz – jedoch mit unterschiedlicher Ausprägung - verzeichnet (NHMRC 2005). Das Haupterkrankungsalter liegt zwischen zehn und zwölf Jahren, ein zweiter Gipfel zwischen fünf und sechs Jahren (NHMRC 2005). Der autoimmunologisch bedingte Diabetes mellitus Typ 1 ist mit über 90 % Anteil bei jungen Erwachsenen unter 25 Jahren die häufigste Art eines Diabetes mellitus (Kiess et al. 2003). Ätiopathogenetisch liegt ihm eine Zerstörung der Insulin-produzierenden β-Zellen zugrunde. Er ist daher mit einem anfangs partiellen und nach wenigen Monaten absoluten Insulinmangel assoziiert. Auffällig wird die Krankheit meist plötzlich mit den Leitsymptomen Polyurie, Polydipsie, Gewichtsverlust und einer häufig bestehenden Exsikkose. Zudem kann es zu Müdigkeit und einer Abnahme der Leistungsfähigkeit kommen. Durch die Hyperglykämie und die daraus resultierende Stoffwechselentgleisung kann es zusätzlich zu einer Ketoazidose kommen. Die Pathogenese des Diabetes mellitus Typ 1 bedingt, dass eine lebenslange Insulinsubstitution für die Patienten zwingend erforderlich ist. Als Therapieschema der Wahl hat sich mittlerweile auch in der Pädiatrie die intensivierte Insulintherapie (ICT) etabliert. Hierbei wird versucht, das physiologische Insulinsekretionsmuster des Pankreas zu imitieren. Bei Patienten mit Typ-1-Diabetes 8 Grundlagen wird mit diesem Therapieprinzip die beste Stoffwechseleinstellung erreicht (The DCCT Research Group 1994, Silverstein et al. 2005). Dadurch können bestmöglich sowohl langfristige diabetesbedingte Folgeerkrankungen als auch akute Stoffwechselentgleisungen vermieden werden. Daraus resultierend kann auch die langfristige Prognose und Lebensqualität der Patienten verbessert werden. Für eine erfolgreiche Umsetzung der komplexen Diabetestherapie ist es unerlässlich, dass Eltern und Kinder zuvor ausführlich informiert und geschult werden. 2.2. Diabetestherapie bei Kindern 2.2.1. Therapieziele Die Besonderheit der pädiatrischen Diabetologie ist, dass ihre Patienten Kinder verschiedener Alters- und Entwicklungsstadien sind. Daher sind einige spezifische Aspekte in der Therapieplanung und -zielsetzung zu beachten. Die Therapieziele können nicht analog aus der Erwachsenendiabetologie übernommen werden. Das Therapiekonzept für Kinder mit Diabetes mellitus Typ 1 muss daher individuell auf jedes Kind und seine Lebenssituation zugeschnitten werden (Danne et al. 2004, Koordinierungsausschuss Disease Management Programme 2004, Silverstein et al. 2005, NHMRC 2005, NICE 2004). Das erste Therapieziel ist die Vermeidung akuter Stoffwechselentgleisungen. Dazu zählen einerseits insbesondere bei sehr jungen Kindern schwere Hypoglykämien und andererseits Hyperglykämien mit der Möglichkeit des Auftretens einer diabetischen Ketoazidose. Die angestrebte Nahe-Normoglykämie mit möglichst niedrigen Blutglukosewerten ist in dieser Patientengruppe jedoch nur begrenzt realisierbar (Scherbaum et al. 2005, Cryer 2001, Silverstein et al. 2005). Das zweite Therapieziel ist die Prävention diabetesbedingter Folgeerkrankungen. Dazu sind Mikro- und Makroangiopathien wie die diabetische Retino-, Nephro- und 9 Grundlagen Neuropathie zu zählen. Eine gute normnahe Stoffwechseleinstellung im Rahmen einer intensivierten Insulintherapie wird als unverzichtbar angesehen, um die Inzidenz und Progredienz der Angiopathien signifikant zu reduzieren (Scherbaum et al. 2005, The DCCT Research Group 1994, Reichard et al. 1993). Aus psychologischer Sicht ergibt sich eine besondere Situation dadurch, dass über lange Jahre die komplexe Diabetestherapie durchgeführt werden muss und sich erst nach Jahren abzeichnet, ob diabetesbedingte Folgeerkrankungen erfolgreich vermieden werden konnten. Das dritte von allen pädiatrischen Fachgesellschaften formulierte Therapieziel ist die altersentsprechende körperliche und geistige Entwicklung und Leistungsfähigkeit des Kindes. Die Manifestation eines Diabetes mellitus Typ 1 soll das Kind nicht daran hindern, sich wie seine Altersgenossen zu entwickeln und an altersentsprechenden Aktivitäten teilzunehmen (Hürter u. Danne 2005). Diese Entwicklungsschritte sind grundlegende Voraussetzung dafür, dass sich diese Patienten später als Erwachsene adäquat und eigenverantwortlich für ihre Therpaie einsetzen. 2.2.2. Insulinsubstitution Das Behandlungsprinzip des Diabetes mellitus Typ 1 ist die Substitution des fehlenden körpereigenen Hormons Insulin. Goldstandard ist für Kinder in der Postremissionsphase die intensivierte Insulintherapie, die auch als Basis-Bolus-Konzept in die Literatur Eingang gefunden hat (Hürter u. Danne 2005, International Society for Pediatric and Adolescent Diabetes (ISPAD) 2000). Hiebei handelt es sich um ein individuelles Schema, das eine aktive Beteiligung der Patienten erfordert. Bis weit in die Pubertät der erkrankten Kinder hinein ist es notwendig, dass die Eltern mehrmals täglich verantwortlich die Therpie umsetzen. Die intensivierte Insulintherapie hat das Ziel, das physiologische Insulinsekretionsmuster des Pankreas zu imitieren. Der nahrungsunabhängige Insulinbedarf wird durch Verzögerungsinsulin als Basalrate mehrfach täglich oder kontinuierlich mittels einer Insulinpumpe substituiert. Der prandiale Insulinbedarf, der 10 Grundlagen von dem aktuellen Blutglukosewert und der geplanten Nahrungszufuhr abhängt, wird durch Normalinsulin oder ein schnell wirkendes Insulin-Analogon als Bolusrate ersetzt. Gewöhnlich bedeutet das eine vier- bis sechsmal täglich stattfindende Insulininjektion oder eine entsprechende Zuführung über eine Insulinpumpe. Für dieses Therapieschema ist das selbstständige Messen des Blutglukosewerts und seine korrekte Interpretation essentiell. Für Kinder mit einem Diabetes mellitus Typ 1 werden mindestens vier Messungen täglich empfohlen (Silverstein et al. 2005). Der Vorteil dieser Therapieform ist die mit ihr verbundene Flexibilität. Zeitpunkt und Menge der Mahlzeiten können ständig individuell bestimmt werden. Es ist nicht nötig, sich an einen festen, vom Arzt gestalteten, kohlenhydratbezogenen Ernährungsplan zu halten, wie es bei der konventionellen Insulintherapie erforderlich war. Somit ist es den erkrankten Kindern möglich, sich ebenso flexibel wie ihre Freunde und Altersgenossen zu ernähren. Voraussetzung ist aber, dass Art, Zusammensetzung, Menge und Blutglukosewirksamkeit der Nahrung durch die Patienten und ihre Eltern korrekt eingeschätzt werden können. Zu Beginn der Insulintherapie des an Diabetes mellitus Typ 1 erkrankten Kindes können zunächst andere Therapieschemata zur Verwendung kommen. In der sogenannten Manifestations- bzw. Remissionsphase verfügen die Kinder noch über eine Restsekretion endogenen Insulins. Daraus resultierend sind geringere Mengen Insuilin nötig, um nahe-normoglykämische Werte zu erreichen. In dieser Zeit können zwei tägliche Insulininjektionen, besonders aus Verzögerungsinsulin als Basalinsulinsubstitution bestehend, zur adäquaten Therapie ausreichend sein (Hürter u. Danne 2005, Silverstein et al. 2005). Eine Umstellung auf eine differenzierte Prandial- und Basalinsulinsubstitution ist indiziert, wenn zunehmend weniger endogenes Insulin sezerniert wird und eine Vollsubsitution erforderlich wird. 11 Grundlagen 2.3. Diabetesschulung Die aktive Beteiligung des Patienten an der Therapie erfordert, dass er zuvor umfassend geschult wird. Fundiertes Fachwissen über die Pathophysiologie des Diabetes, die physiologische Insulinsekretion sowie die intensivierte Insulintherapie sind ebenso Inhalte des Schulungscurriculums wie das Vermitteln praktischer Kompetenzen im Sinne des Selfmanagements (Grey et al. 2000, ADA 2006, Mensing et al. 2006). Ziel einer Diabetesschulung sollte neben der Wissensvermittlung auch die Integration der Therapie in den Alltag der Familie und ihre tägliche Umsetzung sein (Assal et al. 1997). Auch das Angebot einer psychologischen oder psychosozialen Betreuung sollte im Rahmen der Patientenschulung bei Bedarf durch das Schulungsteam unterbreitet werden (Ludvigsson 2004, Hürter u. Otten 1991). Da Kinder bis weit in die Pubertät hinein mit der komplexen intensivierten Insulintherapie überfordert sind, liegt die Therapieverantwortung bei ihren Eltern. Es ist daher unbestritten, dass für die Eltern eine spezielle individuelle Diabetesschulung angeboten werden muss (Danne et al. 2004, Koordinierungsausschuss Disease Management Programme 2004, Silverstein et al. 2005, NHMRC 2005, NICE 2004). Die erkrankten Kinder erfahren altersspezifisch etwas über ihren Diabetes. Kinder bis zu einem Ater von etwa sechs Jahren sind mit einer strukturierten Diabetsschulung noch überfordert. Sie benötigen ihrem Alter angemessene Erklärungen, um Ängsten und Schuldgefühlen entgegenzuwirken (Lange u. Hürter 2001). Für Schulkinder und Jugendliche liegen altersgruppenspezifische und multizentrisch evaluierte und akkreditierte deutschsprachige Diabetesschulungsprogramme vor, die parallel, aber abgestimmt mit der Schulung der Eltern, angeboten werden sollten (Lange et al. 1995, Hürter et al. 2005, Richter-Witte et al. 1997, Kinderling et al. 2001). In Deutschland sind diese Konzepte weitgehend anerkannt. Auch ihre Umsetzung hat in der letzten Dekade eine sehr positive Entwicklung genommen (Hildebrandt et al. 2006). Die Bedeutung der Diabetesschulung ist international unumstritten und ihre Umsetzung wird von vielen Leitlinien gefordert (Danne et al. 2004, Koordinierungsausschuss Disease Management Programme 2004, NHMRC 2005, NICE 2004, ADA 2006). 12 Grundlagen Dennoch wird diese Forderung in vielen anderen Ländern mit anderen Gesundheitssystemen und Finanzierungskonzepten nicht umgesetzt und somit erhält weltweit immer noch die Mehrzahl der Patienten mit einem Diabetes keine formale Diabetesschulung (Mensing et al. 2005). 2.3.1. Stuktur der Schulung In Deutschland haben sich mittlerweile zielgruppenorientierte, individuelle und multiprofessionell durchgeführte Diabetesschulungen in der Pädiatrie durchgesetzt. Sie schließen sich direkt an die Diagnosestellung eines Diabetes mellitus Typ 1 an. Die initiale Elternschulung sollte während des stationären Aufenthalts des Kindes möglichst in einer diabetologisch spezialisierten pädiatrischen Einrichtung erfolgen. Die Schulung schließt sich an das Inititalgespräch an, in dem den Eltern die Diagnose mitgeteilt wird. Schon zu diesem frühen Zeitpunkt sollten sich Arzt, Diabetesberater, Kind und Eltern als Behandlungsteam verstehen (Hürter u. Danne 2005). Das Überreichen von Informationsmaterial an die Eltern bereits zu diesem frühen Zeitpunkt wird als hilfreich angesehen (Silverstein et al. 2005, NICE 2004). Den Eltern wird somit die Möglichkeit gegeben, von Beginn an bei Fragen nachzulesen und die Diagnose besser zu bewältigen. Dieser ersten Phase wird heute eine besondere Bedeutung im lebenslangen Akzeptanzprozess beigemessen (Jacobson et al. 1997, Serra 2002). Nachdem sich die erste emotionale Aufgewühltheit der Eltern gelegt hat, sollte die strukturierte initiale Elternschulung beginnen. Das Schulungscurriculum für Eltern eines an Diabetes mellitus Typ 1 erkrankten Kindes sollte neben diabetesspezifischem Wissen und Fähigkeiten zusätzliche für sie relevante Themen beinhalten. Dazu gehören unter anderem die Integration der Erkrankung des Kindes in das Familienleben und den Alltag, wie beispielsweise im Kindergarten (Court 1989) oder spezifische Erziehungsfragen. Die Schulungskonzepte für Eltern sollten differenziert sein und den jeweiligen Erziehungs- und Entwicklungsaufgaben entsprechen (Anderson et al. 1999, Satin et al. 1989). Zusätzlich sollten die Eltern im Sinne des Empowerment-Konzepts (Anderson et al. 1991, Schilling et al. 2002) unterstützt werden, den Diabetes und die Therapie 13 Grundlagen möglichst konfliktfrei und gelassen mit ihren speziellen familiären Gewohnheiten und Lebenszielen abzustimmen. Dieser Ansatz kann Behandlungsergebnisse verbessern (Brink et al. 2002). Die Teilnahme beider Elternteile an der Schulung sollte von Beginn an angestrebt und bei Terminabsprachen berücksichtigt werden. Dadurch kann von Anfang an verhindert werden, dass nur ein Elternteil für die Durchführung der Betreuung des erkrankten Kindes zu Hause verantwortlich ist und damit überfordert wird. Dies könnte nämlich zu ungewollten familiären Spannungen führen (Hürter u. Danne 2005). Wenn beide Elternteile an der Initialschulung teilnehmen, können sie gemeinsam die Therapieverantwortung übernehmen und der Überforderung eines Elternteils vorbeugen (Court 1989). Allein erziehende Elternteile sind oftmals mit der Verantwortung für die Therapie des Diabetes mellitus Typ 1 ihres Kindes überfordert und in hohem Maß hilfsbedürftig. Hier wird empfohlen, die allein Erziehenden zu motivieren, andere erwachsene Betreuungspersonen des Kindes von Beginn an in die Schulung und daran anschließend in die Diabetestherapie einzubeziehen (Overstreet et al. 1995, Thompson et al. 2001). Patientenschulungen im Allgemeinen sowie Elternschulungen im Besonderen sollten von einem multiprofessionellen Diabetesteam durchgeführt werden. Das Schulungsteam sollte sich aus einem Kinderarzt/Diabetologen (DDG), einer Diabetesberaterin (DDG) und einer Diätassistentin zusammensetzen. Wünschenswert wären zudem ein Fachpsychologe Diabetes (DDG) sowie ein Sozialarbeiter als weitere Teammitglieder. Alle Beteiligten sollten über ausreichende diabetologische und pädiatrische Erfahrung verfügen und sich regelmäßig auf diesen Gebieten fortbilden (Silverstein et al. 2005, Mensing et al. 2005, NICE 2004, Hürter u. Holl 1995). Geeignete Räume und Schulungsmaterialien müssen zur Verfügung stehen. Diese genannten strukturellen Voraussetzungen werden auch von der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) zur Anerkennung als Behandlungseinrichtung für Kinder und Jugendliche mit Diabetes gefordert (DDG 2006). Wegen der relativen Seltenheit des Diabetes mellitus Typ 1 findet die Initialschulung meist individuell statt. 14 Grundlagen In diversen Ländern mit anderen Gesundheitssystemen und Finanzierungsmodellen werden initiale Patientenschulungen erfolgreich ambulant umgesetzt (Siminerio et al. 1999, Chase et al. 1992, Dougherty et al. 1998). Die hierbei entstehenden Kosten sind denen stationärer Angebote vergleichbar, da eine ebenso intensive Betreuung und Schulung bloß im häuslichen Rahmen stattfindet. In Deutschland fehlen momentan noch vertragliche und strukturelle Voraussetzungen für die ambulante Durchführung initialer Patientenschulungen (Hürter u. Danne 2005). Ein stationärer Aufenthalt ist unvermeidbar, wenn keine Möglichkeit besteht, die Schulung ambulant durchzuführen (Silverstein et al. 2005). Besonders bei jüngeren Kindern wird in Deutschland auch die medizinische Indikation zur Mitaufnahme eines Elternteils von den Krankenkassen zumeist anerkannt, wenn das Erlernen der Therapie einer chronischen Erkrankung erfolgen soll. Folgeschulungen für Kinder und Jugendliche mit Diabetes mellitus Typ 1 sowie deren Eltern werden in den Leitlinien empfohlen. Diese sollten, entsprechend alterstypischer Entwicklungsaufgaben und zunehmender kognitiver Reife der Kinder und Jugendlichen, in zwei- bis dreijährigen Abständen erfolgen (Danne et al. 2004, Koordinierungsausschuss Disease Management Programme 2004, Silverstein et al. 2005, Funnell et al. 1995). Eine einmalige Initialschulung ist nicht in der Lage, all diese später relevanten Themen anzusprechen. Empfehlungen der Fachgesellschaften zur Qualitätssicherung fordern eine kontinuierliche Qualitätskontrolle der Schulungsprogramme und ihrer Curricula (Danne et al. 2004). Hierzu wird eine Längsschnittstudie zur Erfassung individueller Patientendaten empfohlen. Beachtet werden sollen nicht nur physiologische Parameter oder diabetesspezifisches Wissen, sondern auch psychische und soziale Aspekte des Lebens mit Diabetes (Glasgow u. Osteen 1992, Deutsche Diabetes-Gesellschaft 2000). 2.3.2. Schulungsprinzipien Erste Patientenschulungen in der Vergangenheit beschränkten sich meist auf die reine 15 Grundlagen Wissensvermittlung über die jeweilige Erkrankung. In den letzten Jahrzehnten wandelte sich das Schulungsprinzip chronisch Kranker immer stärker dahingehend, dass die Patienten erlernen, aktiv ihre Therapie im Alltag bestmöglich umzusetzen. Studien hatten gezeigt, dass dies mit Schulungen zur reinen Wissensvermittlung allein nicht erfolgreich vermittelt werden kann (Hirsch 1995). Daher steht heutzutage die patientenbezogene Schulung im Vordergrund. Dieser Schulungsform liegt das Konstrukt des Selfmanagements zugrunde (Silverstein et al. 2005). Das noch relativ neue Schulungsprinzip des Selfmanagement zeichnet sich dadurch aus, dass sich die Schulungsinhalte auf die zu schulende Person mit ihren individuellen Problemen und Wünschen in ihrer konkreten Lebenssituation bezieht (Paust u. Meier 2001). Dabei verstehen sich das Schulungsteam und der Patient als gleichberechtigte Partner. Durch die Schulung soll der Patient in die Lage versetzt werden, die Therapie seinen Zielen und Bedürfnissen entsprechend zu bestimmen und durchzuführen. Es wird ihm zugetraut, für sich selbst handeln zu können. Das Schulungsteam liefert als medizinischer Experte das Wissen, auf dessen Basis der Patient über seine Therapie entscheidet. Somit bestimmt er auch selbst über das Ausmaß akuter und chronischer Komplikationen und seine eigene Lebensqualität (Hirsch 2002). Der Leitgedanke des Selbstmanagement ist, dem Betroffenen in seiner Therapie die maximale Möglichkeit der Eigenaktivität bei minimaler Intervention durch das medizinische Personal zu geben (Kanfer et al. 2000). Die Patientenschulung möchte den Patienten zum Problemlösen und zur Selbststeuerung anleiten. Für die Diabetologie bedeutet Selfmanagement demzufolge, dass die Diabetestherapie an den Zielen der Betroffenen ausgerichtet wird. Die optimale Therapie ist nicht das primäre Ziel. Die Patienten entscheiden individuell darüber, was sie unter einer optimalen Behandlung ihres Diabetes mellitus verstehen. Für die pädiatrische Diabetologie bedeutet dies, dass die Eltern im Rahmen ihrer initialen Diabetesschulung durch Selfmanagement erlernen sollen, die Rolle des Therapeuten ihres Kindes zu übernehmen. Die betroffene Familie soll durch die Schulung darin gefördert werden, größtmögliche Selbstständigkeit im Umgang mit dem Diabetes mellitus Typ 1 und dessen Therapie zu erreichen, indem diese auf ihre speziellen Bedürfnisse abgestimmt ist und individuell durch die Eltern umgesetzt wird. 16 Grundlagen Einen ähnlichen Ansatz verfolgt das Konzept des Patient-Empowerment, das über eine große Schnittmenge zum Selfmanagement verfügt. Nach Funnell et al. (1991) ist Empowerment als der Prozess der „Entdeckung und Entwicklung der Fähigkeit, für das eigene Leben die Verantwortung zu übernehmen“ definiert. Die Förderung der Handlungskompetenz, Selbstbestimmung und Selbstverantwortung steht im Vordergrund (Buser et al. 2003). Es wird das Ziel verfolgt, dem Patienten eine höhere Lebensqualität zu ermöglichen. Dazu sollen die notwendigen psychischen Voraussetzungen geschaffen werden, um sowohl das eigene Verhalten als auch das Verhalten anderer Menschen entsprechend zu beeinflussen. Die ersten Ansätze zu verantwortungsvoller Therapiemitarbeit des Patienten und zur Unterstützung seiner Krankheitsakzeptanz entstammen dem Health-Belief-Model nach Rosenstock (1985). Dieses allgemein anerkannte und auf Arbeiten zur sozialen Lerntheorie basierende psychologische Modell zur Vorhersage präventiven Gesundheitsverhaltens beschreibt das Zusammenwirken von Faktoren, die Patienten motivieren können, eine präventive Therapie langfristig aufrecht zu erhalten. Für die initialen Diabetesschulungen ist es wichtig, auf die die Motivation betreffenden Variablen wie individuelle Faktoren, Psyche und Umwelt Einfluss zu nehmen (Maldonato et al. 1995), denn die lebenslange Diabetestherapie bedarf eines hohen Grads an Motivation. Doch wenn die Patienten verstärkt ihr Handeln selbst bestimmen und eigene Ziele realisieren können, werden sie auch eher unangenehme und lästige Handlungen, wie die mehrmals tägliche Insulinsubstitution, umsetzen (Hirsch 1995). Auch Hürter und Danne (2004) unterstreichen diesen Ansatz und legen dar, dass Eltern, die das gesundheitliche Risiko ihrer Kinder realistisch einschätzen, in der Therapie engagierter mitarbeiten werden als Eltern, die das Risiko falsch einschätzen oder sich hilflos fühlen. Zusätzliche Methoden wie Coping skills training oder psycho-educational intervention helfen den Patienten im Umgang mit ihrem Diabetes und zeigen sowohl verbesserte metabolische als auch psychosoziale Ergebnisse (Barlow u. Ellard 2004, Hampson et al. 2001, Grey u. Berry 2004, Wysocki et al. 2001). Alle Schulungsprinzipien, die den Patientenschulungen heute zugrunde liegen, 17 Grundlagen verfolgen das Ziel, die Motiviation des Patienten und das Therapieergebnis zu fördern. Sie integrieren die verschiedenen Konstrukte. Die Schulungen sind heute alle durch ein kooperatives Arbeitsbündnis zwischen Patient und Schulungsteam charakterisiert. Davon kann auch die Arzt-Patienten-Beziehung profitieren (Rose et al. 2002). Derzeit gibt es international diverse Schulungsprogramme für Patienten mit chronischen Erkrankungen, denen das Prinzip des Selfmanagament zugrunde liegt. Mittels Metaanalysen konnte ihre Effizienz nachgewiesen werden (Chodosh et al. 2005). Bessere Ergebnisse in verschiedenen Bereichen, die die Diabetestherapie betreffen wie die Stoffwechsellage, die Lebensqualität oder die Prävention von diabetesbedingten Folgeerkrankungen, belegen auch in der Diabetologie die Überlegenheit von Patientenschulungen im Sinne des Selfmanagement im Vergleich zu reiner Wissensvermittlung (Clement 1995). Dies konnte in Studien bereits für Erwachsene mit Diabetes mellitus Typ 1 sowie für Patienten mit Typ-2-Diabetes belegt werden (Anderson et al. 1995, Pieber et al. 1995, Delamater et al. 1990, Lange et al. 2001, Barlow u. Ellard 2004). Metaanalysen konnten auch für die pädiatirsche Diabetologie die Effektivität und Effizienz von Diabetesschulungen mit positivem Ergebnis zusammenfassen (Hampson et al. 2001, Padgett et al. 1988). Man geht davon aus, dass auch Schulungen für Eltern eines Kindes mit Diabetes mellitus Typ 1 im Sinne des Selfmanagement effektiv sind. Bislang wurden diese Elternschulungen jedoch noch nicht evaluiert. Dies soll im Rahmen dieser Arbeit nachgeholt werden. 2.3.3. Umsetzung der Schulungskonzepte Zu allen Patientenschulungsprogrammen sollte es ein schriftlich ausgearbeitetes Curriculum mit den Lernzielen und mit den Kriterien für eine erfolgreiche Schulung geben (Danne et al. 2004, DDG 2002, ADA 2006, Mensing et al. 2005). Die Umsetzung sollte jedoch flexibel an die Aufnahmefähigkeit und die Lebensumstände der Eltern angepasst werden und auf ihre individuellen Belange eingehen. Flexibilität ist als ein Qualitätsstandard anzusehen. Aus den heute üblichen Schulungskonzepten lassen sich folgende Prinzipien für eine 18 Grundlagen initiale Schulung von Eltern eines an Diabetes mellitus Typ 1 erkrankten Kindes ableiten: • Es sollte eine realistische Einschätzung des gesundheitlichen Risikos, das für das Kind durch den Diabetes besteht, gefördert werden. Dazu sind neben sachlichen Informationen auch Gespräche über die Risikoeinschätzung durch die Eltern sowie die Vermittlung von Techniken zur Angstbewältigung nützlich. • Das Therapieprinzip sollte gemeinsam mit den Eltern entwickelt werden können und an die Lebenssituation und -ziele des Kindes und seiner Familie angepasst sein. Es handelt sich somit um ein individuelles Therapiekonzept. • Einen hohen Stellenwert innerhalb der Schulung sollten die Vermittlung und das Training praktischer Fähigkeiten einnehmen, damit die Eltern die Diabetestherapie mehrmals täglich verantwortungsvoll umsetzen können. In diesen Bereich sollte auch die Förderung der sozialen Kompetenz der Eltern eingeschlossen sein, damit sie nach Abschluss der Schulung in der Lage sind, beispielsweise Erzieherinnen im Kindergarten über den Diabetes des Kindes aufzuklären. • Die Eltern sollten von Beginn an die Wirksamkeit der Insulintherapie erleben können. Dadurch bekommen sie das Selbstvertrauen, dass sie nach der Entlassung aus der Klinik in der Lage sein werden, die Therapie ihres Kindes selbstständig durchführen zu können. • Die gesamte Familie des Kindes mit Diabetes mellitus Typ 1 sollte darin gefördert werden, größtmögliche Selbstständigkeit zu erreichen. Die Eltern sollten später in der Lage sein, selbstständig sinnvolle Entscheidungen bei der Diabetestherapie ihres Kindes zu fällen und sie bei Bedarf an Besonderheiten anpassen zu können. • Das Schulungsteam sollte den Eltern eine Hilfestellung zur emotionalen 19 Grundlagen Bewältigung der Diagnose geben. Trauer und Schuldgefühle der Eltern sollten zu diesem frühen Zeitpunkt angesprochen werden, um falschen Selbstvorwürfen vorzubeugen. 2.3.4. Schulungseffekte Patientenschulungen sollen den Umgang und die Bewältigung einer chronischen Krankheit sowie ihre Therapie vermitteln. Für diese zu evaluierende Diabetesschulung für Eltern eines erkrankten Kindes bedeutet das, dass sie nach der Entlassung aus der Klinik in der Lage sein sollten, eigenverantwortlich die Therapie ihre Kindes mit Bestimmung des Blutglukosewerts, der korrekten Berechnung der erforderlichen Insulindosis sowie eine daran orientierte Ernährung durchzuführen. Die Therapieziele wie die Prävention akuter oder langfristiger Komplikationen und eine ungestörte körperliche und geistige Entwicklung sollen bestmöglich erreicht werden. Zusätzlich sollten die Eltern in der Lage sein, auf spezielle Situationen wie einen fieberhaften Infekt des Kindes oder die Teilnahme an einem Kindergeburtstag adäquat zu reagieren und die Insulintherapie anzupassen. Das Familienleben sollte möglichst wenig durch die Manifestation eines Diabetes mellitus Typ 1 belastet werden. Die Initialschulung hat also zum Ziel, mehr als nur Diabeteswissen und praktische Fertigkeiten zu vermitteln. Evaluationen zur Erfassung von Schulungseffekten umfassen daher auch deutlich mehr Parameter. Schulungseffekte sollten sich entsprechend der Empfehlung der Fachgesellschaft zur Qualitätssicherung strukturierter Schulungsprogramme auf folgende Bereiche auswirken (DDG 2000) und im Rahmen einer Evaluation erfasst werden: • diabetesspezifisches Wissen • Grad der Zielerreichung des Patienten • Grad der Umsetzung der Selbstbehandlungsfertigkeiten • Lebensqualität, Befindlichkeit • Stoffwechselparameter (HbA1c-Wert, Anzahl von Hypoglykämien oder 20 Grundlagen Ketoazidosen) • Akutkomplikationen Obwohl es unzweifelhaft ist, dass die Diabetesschulung für Eltern ein unverzichtbarer Bestandteil für die Behandlung ihres Kindes ist und die allgemeine Effektivität von Patientenschulungen nachgewiesen werden konnte, gibt es bislang in Deutschland noch keine systematische Studie speziell zur Effektivität von initialen Elternschulungen für Diabetes mellitus Typ 1. Eine kleine französische Studie konnte deren positive Auswirkungen auf die Gesundheitssituation des Kindes und auch ihre Nachhaltigkeit katamnestisch belegen (Lemozy-Cadroy et al. 2002). Im Anschluss daran konnte gezeigt werden, dass eine gute Initialschulung für die betroffene Familie und ein intensiver kontinuierlicher Kontakt zum Ambulanzteam über die Manifestationsphase hinaus mitverantwortlich sind dafür, die Kosten für das Gesundheitssystem zu senken. Studien konnten belegen, dass durch eine stabile Stoffwechseleinstellung die Zahl von erneuten Krankenhausaufenthalten rückläufig ist und die Inzidenz diabetesbedingter Folgeerkrankungen sinkt (Silverstein et al. 2005, ADA 2006). 2.4. Besonderheiten in der familiären Situation bei Kindern mit Diabetes mellitus Typ 1 Zum Zeitpunkt der Manifestation eines Diabetes mellitus Typ 1 bei einem Kind wird die Eltern-Kind-Beziehung auf eine harte Probe gestellt und erhält gleichzeitig einen besonderen Stellenwert. Dieses hängt zwar zum Teil vom Alter des Kindes ab, doch kleinere Kinder bemerken an ihren Eltern, dass die gewohnte familiäre Ordnung zunächst aus den Fugen geraten ist. Für die Kinder ist es in dieser Phase besonders wichtig, wie ihre Eltern in der nächsten Zeit mit der neuen Situation umgehen und sie in den familiären Alltag integrieren (Serra 2002). Eine gute Integration der Behandlung in das Familienleben fördert die normale und altersgerechte Entwicklung des erkrankten Kindes. Dagegen kann eine Überforderung der Eltern durch die Diagnose und Therapie auch das Kind verstören. Die Eltern können eine depressive Anpassungsstörung 21 Grundlagen entwickeln (Jacobson et al. 1997, Glasgow et al. 1999). Zum Zeitpunkt der Manifestation des Diabetes mellitus Typ 1 kann das Kind dessen Bedeutung und das Ausmaß der Diagnose oftmals noch nicht verstehen. Bis zum Alter von etwa zehn Jahren sind Kinder nicht in der Lage, die Chronizität zu begreifen. Der Umgang ihrer Eltern mit der neuen Situation ist für sie ausschlaggebend dafür, wie sie den Diabetes verarbeiten. Ein integraler Bestandteil der initialen Elternschulung ist daher auch, die Eltern psychologisch zu unterstützen und ihnen den Umgang mit dem Diabetes mellitus Typ 1 und dessen Akzeptanz zu erleichtern. Dazu werden die Diabetesberaterinnen (DDG) auf diesem Gebiet speziell ausgebildet. Bei Bedarf werden sie ggf. durch einen Psychologen der Kinderklinik unterstützt. Denn die Qualität der Stoffwechsellage des Kindes und damit auch die Prognose und Lebensqualität hängen stark von der familiären Situation samt sozioökonomischer und psychosozialer Variablen ab (Forsander et al. 2000). 2.4.1. Spezifische Probleme von Eltern sehr junger Kinder Kleinkinder können die Diabetestherapie mit der Notwendigkeit der mehrmals täglichen Insulininjektion noch nicht verstehen. Auch wenn sie im Krankenhaus eine altersgerechte Aufklärung über den Diabetes mellitus Typ 1 erhalten haben, widersetzen sie sich häufig den Insulininjektionen (Hatton et al. 1995). Als Folge dessen erleben die Eltern die tägliche Therapie als Konflikt: Sie wissen, dass die Insulinsubstitution und das Überprüfen des Blutglukosewerts für ihr Kind lebenswichtig ist, aber sie müssen sich über den Willen ihres Kindes hinwegsetzen. Die Sorge der Eltern vor den Insulininjektionen sinkt aber mit zunehmender Diabetesdauer und Heranwachsen des Kindes (Banion et al. 1983). Die Vorhersage der voraussichtichen Nahrungsaufnahme erschwert den Eltern zusätzlich die Diabetestherapie ihres Kindes (Brackenridge u. Rubin 1996, Powers et al. 2002). Um eine korrekte Menge des prandialen Insulins vor dem Essen zu injizieren, 22 Grundlagen müssen die Eltern die Nahrungsmenge ihres Kinders abschätzen. Dies ist bei Kindern im Vorschulalter aber häufig schwierig. Somit müssen die Eltern die Kinder bei falscher Einschätzung überzeugen, noch etwas Nahrung zu sich zu nehmen, um eine Hypoglykämie zu vermeiden. Eltern sind durch die Angst vor einer Hypoglykämie ihres Kindes zusätzlich belastet. Kinder dieser Altersstufe können die Anzeichen einer beginnenden Unterzuckerung noch nicht sicher erkennen und einordnen (Banion et al. 1983). Das hat für die Eltern zur Folge, dass sie ihr Kind sehr genau beobachten müssen, um dessen persönliche spezifische erste Anzeichen rechtzeitig zu entdecken und entsprechend gegensteuern zu können (Silverstein et al. 2005). Die Angst vor Hypoglykämien führt bei einigen Eltern dazu, dass sie ihr Kind permanent und teilweise auch nachts überwachen (Kushion et al. 1991). Diese ängstliche Haltung der Eltern kann sich aber auf das Kind übertragen, was unbedingt vermieden werden sollte (Marrero et al. 1997, Hürter u. Danne 2005). Eltern stehen vor der Doppelaufgabe, Erzieher und Therapeut ihres Kindes zu sein. Beides miteinander zu vereinbaren erweist sich als besonders schwierig (SullivanBolyai et al. 2003). Es ist allerdings notwendig, damit sich die Kinder ohne geistige und psychosoziale Defizite entwickeln. Erschwert wird diese Erziehungsaufgabe durch noch fehlende gesetzliche Regelungen, inwieweit Erzieherinnen eines Kindergartens oder einer Vorschule die Insulintherapie unterstützen dürfen oder müssen. Auch eine rechtliche Absicherung der Erzieherinnen steht noch aus. Generell wird es aber befürwortet, wenn ein Kind mit Diabetes mellitus Typ 1 einen Kindergarten oder eine Vorschule besucht, um sich altersgerecht sozial zu entwickeln (Hürter u. Danne et al. 2004). Die Therapieverantwortung, die besonders die Mütter übernehmen, führt dazu, dass 31 % der Mütter nach der Diabetesmanifestation bei ihrem Kind ihre Arbeitszeit reduzierten oder ihre Arbeitsstelle aufgaben, um ihr Kind besser versorgen zu können (Lange et al. 2004). Dieser Umstand ist auch auf die fehlende Regelung zur Umsetzung der Diabetestherapie im Kindergarten zurückzuführen. Folgen sind eine höhere Belastung der Mütter durch den Diabetes, die mit einer Überforderung und Isolation 23 Grundlagen einhergehen können (Clarke et al. 1998, Kovacs et al. 1990). Auch die finanzielle Situation der Familien wird dadurch belastet. Schon in der initialen Diabetesschulung für Familien mit kleinen Kindern sollten genau diese Probleme angesprochen und individuelle Lösungsansätze entwickelt werden. 2.4.2. Spezifische Probleme der Eltern von Schulkindern Kinder im Schulalter können langsam erfassen, dass der Diabetes mellitus Typ 1 sie ihr gesamtes Leben begleiten und eine Therapie erforderlich machen wird. Sie können aber noch nicht verstehen, dass bereits aktuell eine gute Stoffwechseleinstellung diabetesbedingte Folgeerkrankungen in mehreren Jahren verhindern kann (Hürter u. Danne 2005). Daher müssen sie jeden Tag wieder neu von ihren Eltern ermutigt werden, die Therapie konsequent umzusetzen. Zum Zeitpunkt der Manifestation erhalten Schulkinder parallel zu ihren Eltern und daran angepasst eine altersentsprechende strukturierte Schulung. Dabei erlernen sie auch, den Blutglukosewert zu bestimmen und Insulin zu injizieren. Mit einer kontinuierlichen Therapie und Berechnung der Insulindosen sind sie aber noch überfordert. Bei zu frühzeitigem Überlassen der Therapieverantwortung resultiert daraus eine schlechte Stoffwechsellage (Silverstein et al. 2005). Schulkinder überlassen die Therapieverantwortung meist ohne größere Problem den Eltern. Sie möchten aber mit kleinen Aufgaben in die Therapie einbezogen werden. Schulkinder mit Diabetes mellitus Typ 1 sollten die Möglichkeit haben, dieselben sozialen Kompetenzen wie Gleichaltrige zu erwerben und zu stärken (Silverstein et al. 2005). Dazu sollte ihnen die Möglichkeit gegeben werden, an denselben Freizeit- und Schulaktivitäten wie ihre Freunde und Klassenkameraden teilzunehmen. Dazu zählen insbesondere auch Klassenfahrten oder andere Freizeiten. Die intellektuelle Leistungsfähigkeit von Kindern mit Diabetes mellitus Typ 1 24 Grundlagen unterscheidet sich nicht systematisch von stoffwechselgesunden Gleichaltrigen (Lange et al. 2001). Ausnahmen sind nur bei extrem schlechter Stoffwechseleinstellung in früher Kindheit zu befürchten (Schoenle et al. 2002). Vielmehr konnte bei Kindern mit Diabetes mellitus Typ 1 eine gesteigerte Leistungsorientierung und -bereitschaft gezeigt werden (Boeger u. Seiffge-Krenke 1994). Derzeit ungelöst scheint in der Bundesrepublik Deutschland das Problem der Betreuung von Kindern mit Diabetes mellitus Typ 1 in der Schule und insbesondere in einer Ganztagsschule zu sein. Diese sollen in den nächsten Jahren verstärkt eingeführt werden. Doch Modelle zur Umsetzung der intensivierten Insulintherapie dieser Kinder in solchen Eintrichtungen fehlen. Eine verpflichtende Regelung für Eltern, Kinder und Erzieher in öffentlichen Institutionen, wie sie z. B. von der American Diabetes Association in den USA umgesetzt wird (ADA 2003), fehlt in Deutschland bisher. Hier besteht dringender Handlungsbedarf (Hürter u. Danne 2005). Schon während der initialen Schulung der Eltern eines Kindes mit Diabetes mellitus Typ 1 sollten der Schulbesuch, sportliche und andere Freizeitaktivitäten des Kindes und seine altersgemäße Selbstständigkeit angesprochen und auf individuelle Fragen der Familien eingegangen werden. 2.4.3. Psychische Belastung und Krankheitsbewältigung Die Diagnosemitteilung bedeutet für die betroffene Familie eine enorme psychische Belastung. Da mittlerweile bekannt ist, dass die familiäre Situation und die psychische Verfassung sowohl des Kindes als auch seiner Eltern für die langfristige Stoffwechselqualität wichtig sind, wird schon während der Initialschulung großer Wert auf eine psychologische Unterstützung der Familien gelegt (Hürter u. Danne 2005). Dazu sind die Diabetesberaterinnen (DDG) besonders psychologisch qualifiziert. Bei Bedarf können sie durch Psychologen der Kinderklinik unterstützt werden, die bei Akzeptanzproblemen, Ängsten und Konflikten den Familien beistehen und in diabetesspezifischen Erziehungsfragen beratend tätig werden. 25 Grundlagen Um gute Stoffwechselergebnisse zu erzielen, sollte das Familienklima kohäsiv und wenig konfliktbelastet sein (Wysocki et al. 1996, Anderson et al. 2002). Zudem sollte es den Familien gelingen, die Therapie ihres Kindes mit Diabetes mellitus Typ 1 in ihren Familienalltag zu integrieren, zu akzeptieren und konsequent umzusetzen (Hürter u. Danne 2005). Ein starker Familienzusammenhalt, eine klare Struktur und Verteilung der Verantwortung, eine aktive Freizeitgestaltung, eine altersgemäße Erziehung des Kindes zu Unabhängigkeit und Selbstständigkeit sowie eine offene Affektabfuhr wirken sich positiv auf die familiäre Krankheitsbewältigung aus. Familien, die dies umsetzen können, erlangen meist rasch eine positive Einstellung zum Diabetes mellitus Typ 1 ihres Kindes und der Vater gerät nicht in eine Außenseiterrolle (Jacobson et al. 1994). Die besten Stoffwechselergebnisse und zufriedene Familien werden erreicht, indem die Mutter zunächst beschützend und hilfreich auf das Kind wirkt. Mit dem Älterwerden des Kindes reduziert sich die Unterstützung und wird durch eine schrittweise Zunahme der Selbstständigkeit des Kindes ersetzt. Eine übermäßig kontrollierende und perfektionistische Mutter mit Schuldgefühlen bewirkt zwar eine gute Stoffwechsellage, behindert aber die soziale Entwicklung und Integration des Kindes. Den meisten Familien gelingt es innerhalb des ersten Jahres nach der Manifestation, die anfänglichen Belastungsreaktionen abzubauen und sich mit der Situation zu arrangieren. Dadurch können sie auch ihr emotionales Gleichgewicht wiedererlangen (Kovacs et al. 1995). Bei einigen Eltern, besonders Müttern, können die Anpassungsstörungen über einen längeren Zeitraum anhalten und sie bedürfen evtl. einer professionellen Unterstützung (Jacobson et al. 1997, Glasgow et al. 1999). Dieses Thema sollte während der initialen Elternschulung angesprochen werden. 2.4.4. Psychosoziale Risiken und Probleme Kinder, denen die Krankheitsbewältigung innerhalb des ersten Jahres nicht gelingt, tragen ein erhöhtes Risiko für eine unzureichende Diabetesbewältigung mit unbefriedigender Stoffwechselsituation und 26 fortgesetzten psychosozialen Grundlagen Schwierigkeiten (Grey et al. 1995, Kovacs et al. 1995, Jacobson et al. 1994). Jugendliche mit Diabetes mellitus Typ 1 zeigen gegenüber Stoffwechselgesunden eine erhöhte Rate subklinischer und klinisch depressiver Störungen, die mit einer unzureichenden Stoffwechseleinstellung verbunden sind (Jacobson et al. 1997, Lemmark et al. 1996). Einige Kinder sind durch zusätzliche psychische oder familiäre Probleme besonders belastet. Daraus resultierende Schwierigkeiten in der Umsetzung der Insulintherapie können zu längerfristigen stationären Aufenthalten führen. Im Anschluss daran können sich Schulprobleme und eine mangelnde Integration in die Klassengemeinschaft entwickeln. Dieser Teufelskreis führt zu einer weiteren psychischen Belastung der Kinder (Delamater et al. 2001). Familien, die bereits mit psychosozialen Problemen belastet sind, werden oftmals mit der Diagnose des Diabetes mellitus Typ 1 überfordert und es kommt zu einer ungünstigen Bewältigung der Erkrankung (Delamater et al. 2001). Besonders diese Familien bedürfen einer individuellen Initialschulung und einer psychosozialen Beratung (ISPAD 2000, Danne et al. 2004). Hier sollten Sozialarbeiter zum Einsatz kommen. Weitere Risikofaktoren für eine langfristig schlechte Stoffwechselqualität des Kindes und besonderer sozialer oder psychologischer Betreuungsbedarf bestehen bei allein erziehenden Elternteilen, einem niedrigen sozioökonomischen Status der Familie, einer mangelnden Integration des Kindes in die Familie, der Zugehörigkeit zu einer ethnischen Minorität, mangelnder Krankheitsakzeptanz und bei Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten (Forsander et al. 2000, Silverstein et al. 2005, Delamater et al. 2001, Morris et al. 1997, Hürter u. Danne 2005). Da heute rund 20 % aller Minderjährigen (Stat. Bundesamt 2005) bei einem allein erziehenden Elternteil aufwachsen, wird der Bedarf an Sozialarbeit im Rahmen der Diabetestherapie in den nächsten Jahren noch deutlich zunehmen. Um eine optimale Betreuung des Kindes mit Diabetes mellitus Typ 1 zu gewährleisten, wird es verstärkt nötig werden, Sozialarbeiter, ambulante Kinderkrankenpflgedienste und Erziehungshilfen in die Therapie mit einzubinden (Icks et al. 2003). 27 Grundlagen 2.5. Diabetesschulung speziell für Eltern von Kindern mit Diabetes mellitus Typ 1 Das Maß der Verantwortung, das die Eltern für die Therapie des Diabetes ihres Kindes tragen, hängt von dessen Alter sowie seinem Entwicklungs- und Leistungsstand ab (Silverstein et al. 2005). Bis in die Pubertät hinein ist es sinnvoll und unverzichtbar, dass das Kind mit der Therapie nicht sich selbst überlassen bleibt, sondern von seinen Eltern unterstützt wird. Aus diesem Umstand lässt sich ableiten, dass es zwingend indiziert ist, Eltern strukturiert zu schulen. Die Bedeutung einer Diabetesschulung für Eltern eines betroffenen Kindes ist unbestritten und wird von vielen Leitlinien gefordert (ADA 2006, Danne et al. 2004, NHMRC 2005, NICE 2004). Wissenschaftliche Literatur zu ihrer Effizienz ist bislang aber auch nach intensiver Literaturrecherche nicht zu finden. Während viele Schulungen für Kinder und Jugendliche mit Diabetes mellitus Typ 1 international publiziert sind, fehlt bisher ein solches Konzept für Eltern. In Deutschland fand daher das erste umfassende Konzept (Hürter u. Lange 2004), das medizinische und psychologische Aspekte zum Diabetes für Eltern integrierte, große und ausgesprochen positive Resonanz (www.diabetes-kids.de). Von diesem Lehrbuch abgeleitet wurde ein Curriculum zur Erstschulung von Eltern eines Kindes mit Diabetes mellitus Typ 1 entwickelt. In Seminaren wurde es den multiprofessionellen Schulungsteams vorgestellt und seine Umsetzung trainiert. Die individuelle Gestaltung der Schulung bleibt dabei den Schulungsteams überlassen. Somit können sie individuell auf die Bedürfnisse der Eltern und der gesamten Familie eingehen. Das im Rahmen dieser Arbeit evaluierte Schulungsprogramm nach Hürter u. Lange (2004) ist national die einzige Schulungsgrundlage, die die speziellen Erfordernisse für eine Elternschulung erfüllt. Der Forderung nach multizentrisch Schulungscurricula soll mit dieser Studie nachgekommen werden. 28 evaluierten Fragestellung 3. Fragestellung Die vorliegende Arbeit stellt eine multizentrische Evaluation zur Prozess-, Struktur- und Ergebnisqualität eines strukturierten Schulungsprogramms für Eltern von Kindern mit Typ-1-Diabetes (Hürter u. Lange 2004) dar. Es wird dazu eine individuelle Initialschulung durchgeführt und nach den Empfehlungen der Deutschen DiabetesGesellschaft (DDG) zur Qualitätssicherung von strukturierten Schulungsprogrammen evaluiert (DDG 2000). Daraus ergeben sich folgende Fragestellungen zur initialen Schulung von Eltern eines neu an Diabetes mellitus Typ 1 erkrankten Kindes: • als Parameter auf formativer Ebene: - Ist das Schulungsprogramm für die angesprochene Zielgruppe geeignet? - Wird das Programm von der Zielgruppe akzeptiert? - Kann es in verschiedenen pädiatrischen Zentren in Deutschland erfolgreich eingesetzt werden? • • als Parameter der Strukturqualität: - Welche Qualifikationen sind erforderlich? - Welche formalen Voraussetzungen sind erforderlich? als Parameter der Prozessqualität: - Wie umfangreich ist der personelle Schulungsaufwand in verschiedenen deutschen Kinderkliniken? - Wie groß ist der zeitliche Aufwand in verschiedenen deutschen Kinderkliniken? • Wieviel Flexibilität seitens des Schulungsteams ist erforderlich? als Parameter der Ergebnisqualität: - Können die Eltern die notwendigen praktischen Fertigkeiten 29 Fragestellung erwerben? - Können die Eltern ein ausreichendes Wissen über den Diabetes erwerben? - Kann die Schulung zur Diabetes- und Therapieakzeptanz beitragen? Ändert sich etwas in dem Befinden der Eltern? - Wie ist die Therapiekompetenz der Eltern nach einer Initialschulung einzuschätzen? Für eine initiale Elternschulung von Eltern eines an Typ-1-Diabetes erkrankten Kindes liegt kein vergleichbares strukturiertes Schulungsprogramm vor. Daher war ein Kontrollgruppendesign zur Evaluation der Schulung nicht möglich. Ein Wartegruppendesign ist bei der Initialschulung aus ethischen Gründen nicht vertretbar. Es ist unumstritten, dass einer sachgerechten initialen Behandlung und Schulung eine zentrale Bedeutung zukommt (Danne et al. 2004). Der Grad der Zielerreichung soll deshalb hier alternativ entsprechend den Empfehlungen der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) dargelegt werden. Die Daten wurden an einzelnen größeren pädiatrischen Einrichtungen mit einer Spezialisierung auf Diabetes erhoben. Sie befanden sich in verschiedenen Regionen der Bundesrepublik Deutschand. Das Ziel der Arbeit ist die Bestätigung der Bedeutung der initialen Elternschulung. Gleichzeitg soll erstmalig differenziert der personelle und zeitliche Aufwand erhoben werden, der nötig ist, um die Eltern adäquat auf die lebenslange tägliche Therapie ihres Kindes vorzubereiten. Zudem soll die Akzeptanz des Programms durch die Zielgruppe belegt werden. Letztlich werden die Daten erhoben, die von der Deutschen DiabetesGesellschaft (DDG 2000) zur Anerkennung des Schulungsprogramms für Eltern von Kindern mit einem Typ-1-Diabetes als strukturiertes Schulungsprogramm gefordert sind. Zusätzlich soll der Forderung des Koordinierungsausschusses des Disease Management Programm (2004) nach einem evaluierten Schulungsprogramm Folge geleistet werden. 30 Methode 4. Methode 4.1. Studiendesign Das Design der vorliegenden Arbeit orientiert sich an den geforderten Kriterien der Deutschen Diabetes-Gesellschaft zur Evaluation und Qualitätssicherung von DiabetesSchulungsprogrammen (DDG 2000). Ein direkter Vergleich der Effekte dieses Programms mit denen anderer Programme war dabei nicht möglich, da weder national noch international ein anderes strukturiertes und evaluiertes Diabetes-Schulungsprogramm für Eltern von Kindern mit Typ-1-Diabetes vorlagen. Ein Wartegruppendesign war aus ethischen Gründen unvertretbar, da die initiale Elternschulung als unverzichtbares Element der leitliniengetreuen Diabetestherapie in der Pädiatrie angesehen wird (Danne et al. 2004, ADA 2006). Deshalb wird hier - soweit sinnvoll und möglich - die Situation vor Manifestation mit der zum Abschluss der Schulung und der nach 6 Monaten verglichen. Weiterhin werden zentrale Parameter zum Beispiel zur Lebensqualität der Kinder mit Diabetes den Normen stoffwechselgesunder Gleichaltriger gegenübergestellt. 4.2. Konzeption und multizentrische Durchführung der Schulung Die initiale Diabetesschulung für Eltern neu an Diabetes erkrankter Kinder wurde individuell für jede Familie während des stationären Aufenthalts nach der Manifestation durchgeführt. Das für alle beteiligten Teams verbindliche zu Grunde liegende Schulungskonzept orientiert sich an den evidenzbasierten Leitlinien zum Typ-1Diabetes / Pädiatrie (Danne et al. 2004). Die konkreten Schulungsinhalte lehnen sich eng an den „Medizinischen und Psychologischen Ratgeber für Eltern: Kinder und Jugendliche mit Diabetes“ (Hürter u. Lange 2004) an. Das verbindliche Schulungscurriculum wurde mit den beteiligten Diabetesteams 31 Methode (Pädiater/Diabetologen (DDG), Diabetesberaterinnen (DDG), Diätassistenten und andere Teammitglieder) vor Studienbeginn in zweitägigen Wochenendseminaren diskutiert und abgestimmt. Während dieser Ausbildungsseminare wurden die Inhalte des Schulungskonzepts, die Lernziele der einzelnen Kapitel, didaktische Hilfen zum Erlernen einer intensivierten Insulintherapie sowie die zentralen pädagogischen und psychologischen Themen für Eltern vorgestellt und deren Umsetzung praktisch in Kleingruppen geübt (Lange 2005). Die Kleingruppen setzten sich jeweils aus den Teammitgliedern einer Klinik / Einrichtung zusammen. Auf diese Weise erhielten die Teams die Möglichkeit, bereits während des Seminars ein gemeinsames Vorgehen zu konzipieren. Ein starres Curriculum der Schulung wurde dabei mit Blick auf die Heterogenität der zu schulenden Familien (zum Beispiel Alter des Kindes, psychosoziale Situation der Familie, Vorkenntnisse der Eltern) abgelehnt. Stattdessen wurde ein flexibles Eingehen auf Fragen und Bedürfnisse der Eltern als Standard einer familienzentrierten Schulung und Betreuung definiert. Ein weiterer Standard war die spezielle Qualifikation der Teammitglieder in der Betreuung und Behandlung von Kindern mit Typ-1-Diabetes, d. h. Pädiater mit Qualifikation als Diabetologe (DDG) und Diabetesberaterin (DDG), ggf. auch Fachpsychologe Diabetes (DDG). Als verbindliche Lehrinhalte wurden zentrale Aussagen der Kapitel 2 bis 8 sowie der Kapitel 10 und 11 des Ratgebers für Eltern vorgesehen. Sie sollten bedarfsgerecht mit den Eltern erarbeitet und möglichst praktisch erprobt werden. Weiterhin sollte das Schulungsangebot so organisiert werden, dass beide Elternteile oder ggf. andere primäre Bezugspersonen eines Kindes regelmäßig daran teilnehmen konnten. Die Beteiligung des Vaters wurde explizit gewünscht. Zur Vertiefung der Kenntnisse erhielt jedes Elternpaar ein persönliches Exemplar des Ratgebers zu Beginn der Schulung ausgehändigt. Das Buch diente dabei als Möglichkeit, das Gelernte noch einmal nachzulesen und in Ruhe zu überdenken. Insbesondere das Kapitel 1 mit Erfahrungsberichten anderer Eltern und Anregungen zur seelischen Bewältigung der Diagnose war konzipiert, um Eltern in der Phase der Manifestation psychisch zu unterstützen. Das Konzept zur Evaluation des Programms wurde zum Abschluss des Ausbildungs- 32 Methode seminars vorgestellt. Diabetesteams, die sich zur Teilnahme an der Studie bereit erklärten, erhielten alle Unterlagen zur Evaluation aus dem Studienzentrum (Medizinische Psychologie der Medizinischen Hochschule Hannover) zugesandt. Der genaue Ablauf der Untersuchung wurde vor Aufnahme der ersten Familie nochmals telefonisch detailliert abgestimmt. Ein Mitglied jedes Schulungsteams war für die Koordination der Schulung und Betreuung der Eltern, für die Dokumentation des Schulungsverlaufs sowie für die Evaluation verantwortlich. Dieses Mitglied stand in regelmäßigem Kontakt zur Studienleitung. Der Ethikantrag zur vorliegenden Studie wurde von der Studienleitung bei der Ethikkommission der Medizinischen Hochschule Hannover gestellt und unter der Nr. 3749 am 25.10.2004 positiv beschieden. Die Ethikkommissionen der beteiligten Einrichtungen bestätigten dieses Votum. 4.3. Beteiligte Zentren An der Evaluation des Schulungsprogramms beteiligten sich insgesamt zehn Kinderkliniken mit dem Schwerpunkt Diabetes. Eine Auflistung der Zentren befindet sich im Anhang auf der Seite 101. Dabei wurden gezielt Kliniken aus verschiedenen Regionen (10 Bundesländern) Deutschlands berücksichtigt, die alle über ein qualifiziertes Team zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes verfügen und die an den Ausbildungsseminaren teilgenommen hatten. Bei den zehn Behandlungseinrichtungen Diabetes Pädiatrie (DDG) handelte es sich sowohl um mittelgroße Kliniken mit 30 bis 60 pädiatrischen Diabetespatienten in Langzeitbehandlung, als auch um große Zentren mit mehreren 100 zu betreuenden Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes. 33 Methode 4.4. Einschlusskriterien für Familien In die Studie sollten unausgewählt möglichst alle Familien einbezogen werden, die den folgenden Kriterien entsprachen: • Kind mit einer aktuellen Typ-1-Diabetes Manifestation • Alter des Kindes: 4 – 14 Jahre • Keine weitere schwere körperliche Erkrankung oder geistige Behinderung des Kindes, die einer Teilnahme an der Studie entgegensteht • Ausreichende Deutschkenntnisse der Eltern, um das Ziel der Studie und die Fragebögen zu verstehen • Bereitschaft der Familie, an der Studie teilzunehmen. Nach den Empfehlungen der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (2000) zur Evaluation von Diabetes-Schulungsprogrammen wurde die Aufnahme von 80 Elternpaaren angestrebt. Die Rekrutierungsphase begann im Oktober 2004 und endete im Juli 2005 mit der gleichzeitigen Aufnahme der 80. und 81. Familie. Alle von den Einrichtungen angesprochenen Familien stimmten einer Studienteilnahme zu. Vier Familien mit einem neu an Diabetes erkrankten Kind in der angestrebten Altersgruppe konnten wegen fehlender Deutschkenntnisse nicht aufgenommen werden. 4.5. Datenerhebung und psychologische Messinstrumente Die Evaluation des Schulungsprogramms fand zum einen auf formativer Ebene statt, zum anderen wurden die Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität analysiert. Außerdem wurden die zentralen Stammdaten jedes Kindes (Alter, Gewicht, Körpergröße, Kindergarten-/ Schulbesuch, Familienstruktur, weitere körperliche Erkrankungen, besondere psychosoziale Belastungen, Diabetes in der Familie etc.) zu Beginn der Studie und nach 6 Monaten protokolliert (s. Anhang S. 105). Ebenso wurden zentrale Daten zur Diabetestherapie (Prinzip der Insulintherapie, Insulindosis, Injektionshilfen) bei Entlassung und nach 6 Monaten durch die Diabetesteams erfasst (s. Anhang S. 125). 34 Methode 4.5.1. Formative Evaluation Die formative Evaluation konzentriert sich auf die Bewertung des Schulungskurses und des Schulungsbuchs durch die Eltern und die Diabetesteams. Direkt nach der Initialschulung beurteilten die Schulungsteams die Verständlichkeit des Schulungsprogramms für die jeweiligen Eltern. Gleichzeitig beantworteten sie, ob das Buch bei der Durchführung hilfreich war (s. Anhang S. 124). Die Eltern bewerteten im Anschluss an die Initialschulung sowohl die Schulung als auch das Schulungsbuch hinsichtlich Verständlichkeit, Nützlichkeit oder Vorbereitung auf die häusliche Therapie auf sechsstufigen Rating-Skalen. Zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung nach 6 Monaten beurteilten die Eltern den Nutzen des Schulungsbuchs während der ersten Monate Zuhause ebenfalls auf einer sechsstufigen Skala (s. Anhang S. 123). 4.5.2. Struktur- und Prozessqualität der Schulung Zur Evaluation der Prozessqualität wurde die Zeit herangezogen, die die Teammitglieder zur Vermittlung der zentralen Wissensinhalte und praktischen Kompetenzen benötigten. In einem speziellen Protokollbogen wurde neben der benötigten Zeit zur Evaluation der Strukturqualität schulungsbegleitend notiert, welche Teammitglieder (Qualifikation) an der Schulung beteiligt waren (s. Anhang S. 121). Dabei wurde auch zwischen theoretischer Wissensvermittlung und praktischen Übungen differenziert. Der zeitliche Aufwand wurde in Unterrichtseinheiten (1 Unterrichtseinheit = 15 Minuten) durch das Schulungsteam angegeben. Außerdem wurde erfasst, ob ein oder beide Elternteile an den Schulungseinheiten teilnahmen. Die Dauer des stationären Aufenthaltes wurden ebenfalls dokumentiert (s. Anhang S. 125). 35 Methode 4.5.3. Ergebnisqualität der Schulung Die evidenzbasierten Leitlinien Diabetes / Pädiatrie (Danne et al. 2004) definieren als Ziele der Behandlung die Vermeidung akuter Komplikationen sowie die Vermeidung diabetesbedingter Folgeerkrankungen. Außerdem werden eine möglichst normale somatische, psychische und soziale Entwicklung und Integration des Kindes mit Diabetes angestrebt. Der Grad der Zielerreichung, bzw. deren unverzichtbare Voraussetzungen, werden daher nach Abschluss der Schulung und ggf. nach 6 Monaten überprüft: • Assessment: Praktische Therapiekompetenz beider Eltern • Theoretisches Diabetes-Wissen beider Eltern (DWT Typ 1) • Gesundheitsbezogene Lebensqualität der Kinder (KINDLR) und der Eltern (WHO-5) • Beeinträchtigung des Familienalltags durch den Diabetes • Qualität der Stoffwechseleinstellung des Kindes 4.5.3.1. Assessment: Praktische Therapiekompetenz beider Eltern Das praktische Können beider Eltern wurde überprüft, indem sie getrennt voneinander und ohne Hilfe fachgerecht den Blutglukosewert bestimmen und ihrem Kind Insulin injizieren sollten. Ein Mitglied des Schulungsteam beobachtete die Eltern bei der Aufgabenlösung und protokollierte standardisiert, ob die Aufgaben korrekt bearbeitet wurden (s. Anhang S. 124). Dazu wurde jedes Elternteil zum Abschluss der Schulung gebeten, eine Blutglukosemessung mit dem eigenen Gerät ohne Hilfe durchzuführen. Die hierzu gehörenden Schritte waren das Einstechen mit einer automatischen Stechhilfe, das korrekte Einlegen des Teststreifens in das Gerät, das saubere Auftragen von Blut auf den Streifen, das richtige Ablesen des Werts und das Eintragen in das Protokollheft. Die praktische Kompetenz des Insulinspritzens setzte sich aus folgenden Schritten zusammen: Benennen und Erkennen der Insuline des Kindes, Schwenken des Misch- oder Verzögerungsinsulins, korrektes Aufziehen von z. B. 6 IE Normalinsulin 36 Methode und 4 IE Verzögerungsinsulin zusammen in eine Plastikspritze. Anschließend sollte eine fachgerechte Insulininjektion demonstriert werden. 4.5.3.2. Theoretisches Diabetes-Wissen beider Eltern Zur Erfassung des theoretischen Wissens der Eltern im Anschluss an die Schulung und nochmals nach 6 Monaten diente ein Diabetes-Wissenstest (s. Anhang S. 113). Der evaluierte und normierte „Diabetes-Wissens-Test: Typ I“ (Roth et al. 1996) umfasst 30 Items mit jeweils 3 Unterfragen. Es gibt dabei Fragen zu den Themen Grundlagen und Ernährung, Stoffwechselkontrolle, Hypoglykämie sowie körperliche Belastung. Der Wissenstest wurde jeweils von beiden Elternteilen separat ohne eine Hilfestellung schriftlich bearbeitet. 4.5.3.3. Gesundheitsbezogene Lebensqualität der Kinder (KINDLR) und der Eltern (WHO-5) Das junge Alter vieler Kinder macht eine aussagekräftige Selbsteinschätzung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität der Kinder unmöglich. Alternativ wird daher auf die Fremdbeurteilung durch die Eltern zurückgegriffen. Im deutschsprachigen Raum hat sich dazu der KINDLR (Ravens-Sieberer u. Bullinger 2000), ein validiertes psychologisches Messinstrument, etabliert. Der KINDLR setzt sich aus einem Gesamtscore der Lebensqualität über 24 Items zusammen. Außerdem werden sechs Subskalen mit je 4 Items (körperliches Befinden, psychisches Wohlbefinden, Selbstwert, Familie, Freunde, Schule/Kindergarten) unterschieden (s. Anhang S. 109). Für chronische kranke Kinder sieht der KINDLR eine weitere Skala mit 6 Items zur Krankheitsbelastung vor. Die Eltern werden bei Diabetesdiagnose zunächst gebeten, die Lebensqualität ihres Kindes retrospektiv für den Zeitraum der Woche vor der Manifestation zu beurteilen. Bei der Folgeuntersuchung nach sechs Monaten wird der KINDLR nochmals vorgelegt und durch die Skala zur Krankheitsbelastung ergänzt. 37 Methode Zur Einschätzung der Befindlichkeit beider Eltern wird der WHO-5 (WHO 1998), ein ebenfalls etabliertes und weltweit validiertes psychologisches Messinstrument zur Erfassung des Wohlbefindens eingesetzt (Bech 2004). Ebenso wird es heute als Screening-Instrument für Depressionen empfohlen (Primack 2003). Der WHO-5 umfasst 5 Items, die sich auf eine 6-Punkt Likert-Skala beziehen (s. Anhang S. 112). Bei Diabetesmanifestation werden die Eltern gebeten, den Bogen wie vorgesehen, retrospektiv für die vorangegangenen 14 Tage zu beantworten. Bei der Folgeuntersuchung nach 6 Monaten wird der Bogen nochmals beiden Elternteilen separat vorgelegt. 4.5.3.4. Beeinträchtigung des Familienalltags durch den Diabetes Ein weiterer Fragebogen zur allgemeinen Selbstständigkeit des Kindes, zu seinen Alltagsaktivitäten und zu den besonderen Anforderungen an Mütter und Väter wurde von den Eltern vor Beginn der Schulung ausgefüllt. Die 12 Items dieses Bogens erfassen familiäre Aktivitäten, die besonders häufig durch den Diabetes eines Kindes beeinflusst oder beeinträchtigt werden (s. Anhang S. 107). Das gilt beispielsweise für das Übernachten außerhalb des elterlichen Hauses, Teilnahme an Klassenfahrten oder sportliche Aktivitäten, Besuch kultureller Veranstaltungen, die Berufstätigkeit der Eltern etc.. Dieser Bogen wurde bei Manifestation retrospektiv für die drei Monate vor der Diabetesdiagnose ausgefüllt. Bei der Folgeuntersuchung nach 6 Monaten wurde er ein zweites Mal bezogen auf die aktuelle Situation mit Diabetes vorgelegt. 4.5.3.5. Qualität der Stoffwechseleinstellung des Kindes Im Rahmen der Diabetesanamnese wurden Datum und Ausprägung der Manifestation (nach Hürter u. Danne 2005) und der initiale HbA1c-Wert mit entsprechendem Mittelwert und Standardabweichung des jeweiligen Labors erhoben. Bei der Folgeuntersuchung nach 6 Monaten wurde der HbA1c-Wert erneut bestimmt. Außerdem wurden die Zahl schwerer Hypoglykämien, die Zahl der Ketoazidosen, die Anzahl 38 Methode stationärer Tage nach Manifestation und die Anzahl ambulanter Vorstellungen protokolliert (s. Anhang S. 125). Auf eine kostenintensive zentrale Bestimmung des HbA1c-Werts wurde hier verzichtet, da initial nahezu immer von einem sehr hohen HbA1c-Wert auszugehen ist, während dieser Wert bedingt durch die Remission bei der Folgeuntersuchung nach 6 Monaten sehr gut ist, wenn die Therapie auch nur annähernd sachgerecht umgesetzt wird. Um trotzdem eine Vergleichbarkeit der HbA1c-Werte aus verschiedenen Einrichtungen zu erreichen, werden sie entsprechend dem DCA 2000 standardisiert. 4.6. Datenschutz und Einverständniserklärung Alle Datenbögen wurden von den zuständigen Schulungsteams mit Identifikationsnummern versehen und anonymisiert an die Studienleitung der multizentrischen Studie in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) zurückgesandt. Die Dateneingabe und Auswertung erfolgte dort zentral. Durch doppelte Eingabe und Plausibilitätsprüfungen wurde hier versucht, die Fehlerquote zu reduzieren. Der Schlüssel zur Identifikation der Patienten blieb bei den behandelnden Schulungsteams. Alle in Frage kommenden Eltern wurden nach der Diabetesmanifestation bei ihrem Kind über die Ziele der Studie mündlich und schriftlich aufgeklärt (s. Anhang ab S. 102) und gefragt, ob sie zu einer Teilnahme bereit seien. Das schriftliche Einverständnis zur Verwendung ihrer Daten im Rahmen der Evaluation des Diabetesschulungsprogramms für Eltern von Kindern mit einem Typ-1-Diabetes wurde eingeholt (s. Anhang ab S. 102). 39 Methode 4.7. Statistik Die Rohdaten wurden mit Hilfe des Programms Microsoft Excel 2002 zusammengestellt. Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programm SPSS für Windows Version 13.0.1. Die Daten werden als Häufigkeitsverteilungen, Mittelwerte und Standardabweichungen, nicht normalverteilte Daten als Median und Range oder als Box-Plot dargestellt. Inferenzstatistische Mittelwertsvergleiche wurden mit Student-t-Tests oder einfaktoriellen ANOVA berechnet. Die Normalverteilung wurde mittels des KolmogorovSmirnov-Tests überprüft. Bei nicht normalverteilten stetigen Daten kamen der Wilcoxon-Rang-Test oder der Mann-Whitney-U-Test zum Vergleich der Mediane zum Einsatz. Als Zusammenhangsmaße dienten der Pearson-Korrelationskoeffizient oder die Rangkorrelation nach Spearman. Als Signifikanzniveau wurden p = 0,05 bzw. p = 0,01 gewählt. 40 Ergebnisse 5. Ergebnisse 5.1. Studienteilnehmer An der Evaluation der initialen Schulung für Eltern von Kindern mit Typ-1-Diabetes (Hürter u. Lange 2004) beteiligten sich zehn Kinderkliniken aus ganz Deutschland (s. Anhang S. 101) mit insgesamt 81 teilnehmenden Eltern. Deren Kinder im Alter zwischen vier und vierzehn Jahren erkrankten zwischen Oktober 2004 und Juli 2005 neu an Diabetes. Die Zielgröße von letztlich 81 teilnehmenden Elternpaaren wurde im Mai 2005 erreicht. Von den Kliniken wurden unselektiert alle Eltern in die Studie aufgenommen, deren Deutschkenntnisse für die Teilnahme an der Studie ausreichend waren und die ihr Einverständnis zur Teilnahme gaben. Vier mögliche Familien konnten wegen ungenügender Deutschkenntnisse nicht in die Studie aufgenommen werden. Unter den neu an Diabetes mellitus Typ 1 erkrankten Kindern befanden sich 47 Mädchen (58,0 %). Die Stichprobe ist als repräsentativ anzusehen. Nach sechs Monaten konnten noch Daten von 74 Elternpaaren (91,4 % Rücklauf) erhoben werden. Die übrigen Familien wurden wegen Umzugs nicht mehr ambulant von ge n Tü bi n Tr ie r Be rli n Bi el ef el d Br em en Ha nn ov er Ka ss el Le ip zi g Lü be ck 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Au gs bu rg Anzahl der Studienteilnehmer dem Diabetesteam betreut, das die initiale Diabetesschulung durchgeführt hatte. Schulungsort Abbildung 1: Herkunft der Studienteilnehmer zum Zeitpunkt der Manifestation 41 Ergebnisse 5.1.1. Altersverteilung Das mittlere Alter der Kinder betrug zum Zeitpunkt der Diabetesmanifestation 8,12 Jahre. Die Altersverteilung ist in Abbildung 2 wiedergegeben. 14 12 Anzahl 10 8 6 4 2 0 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Alter in Jahren Abbildung 2: Altersverteilung der an Diabetes mellitus Typ 1 erkrankten Kinder 5.1.2. Nationalität 3,6 % der an der Studie teilnehmenden Mütter besaßen nicht die deutsche Staatsbürgerschaft, bei den Vätern waren es 7,2 %. Unter allen teilnehmenden Eltern befanden sich 74 Elternpaare (91,4 %), bei denen sowohl die Mutter als auch der Vater die deutsche Staatsbürgerschaft besaßen. Bei 3 Paaren waren beide Partner Ausländer (3,6 %). Die ausländischen Teilnehmer hatten die algerische, bulgarische, russische, griechische, jugoslawische, polnische und portugiesische Staatsangehörigkeit. Der prozentuale Anteil an Ausländern entspricht somit nicht dem Anteil der Ausländer in der Bundesrepublik Deutschland von 8,8 % im Jahr 2004 (Statistisches Bundesamt, 2005). Jedoch konnten vier Familien nicht in die Stichprobe aufgenommen werden, da sie dafür nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügten. 42 Ergebnisse 5.1.3. Familiärer Hintergrund und Lebenssituation Zum Zeitpunkt der Diabetesmanifestation lebten 69 Kinder (85,2 %) mit beiden leiblichen Elternteilen zusammen. 9 Kinder (11,1 %) lebten bei einem allein erziehenden Elternteil und 3 weitere Kinder (3,7 %) bei Mutter bzw. Vater sowie einem Stiefelternteil. Im Vergleich zur Situation in der Bundesrepublik Deutschland lebten überdurchschnittlich viele Kinder der Stichprobe mit beiden leiblichen Elternteilen zusammen (vgl. Stat. Bundesamt 2005). 11 der Kinder (13,6 %) waren Einzelkinder. Die Zahl der Kinder mit einem Geschwisterteil lag bei 43 Kindern (53,1 %), 18 Kinder (22,2 %) besaßen zwei weitere Geschwister. Der Anteil der Kinder mit drei bis sechs weiteren Geschwistern betrug 9 Kinder (11,0 %). Die mittlere Entfernung zwischen dem Wohnort der Familie und dem Diabeteszentrum betrug 19,16 Kilometer. 5.1.4. Psychische Belastung Fünf der Kinder (6,0 %), die gerade einen neu aufgetretenen Diabetes hatten, wurden durch weitere aktuelle schwierige psychosoziale Umstände der Familie belastet. Als solche Probleme wurden absinkende Schulleistungen, Mobbing in der Schule und vorübergehende Trennung der Eltern genannt. Einige dieser Kinder befanden sich in psychologischer Betreuung. 5.1.5. Schulbesuch Den Angaben der folgenden Tabellen 1 und 2 ist zu entnehmen, welche Schulform und Schulklasse von den schulpflichtigen Kindern zum Zeitpunkt der Diabetesmanifestation besucht wurde. 43 Ergebnisse Tabelle 1: Schulform Schulform Gesamtschule Grundschule Gymnasium Hauptschule keine Angaben Lernförderschule Realschule Anzahl 3 32 13 3 3 1 2 prozentualer Anteil 3,7 39,9 16,0 3,7 3,7 1,2 2,5 Tabelle 2: Schulklasse Schulklasse Kindergarten 1 2 3 4 5 6 7 8 9 keine Angaben Anzahl 24 9 9 9 5 6 6 6 1 1 5 prozentualer Anteil 29,6 11,1 11,1 11,1 6,2 7,4 7,4 7,4 1,2 1,2 6,2 5.1.6. Bildung und Arbeitsverhältnis der Eltern Der höchste Bildungsabschluss des jeweiligen Elternteils ist den folgenden Tabellen 3 und 4 zu entnehmen. Von den 81 Vätern waren 4 (4,9 %) zum Zeitpunkt der Diabetesmanifestation beim Kind nicht erwerbstätig. 65 Väter (80,2 %) gingen einer Vollzeitbeschäftigung nach und 3 (3,7 %) arbeiteten Teilzeit. 9 Väter (11,1 %) lebten nicht mit ihren Kindern in einem Haushalt. Aus diesem Grund war nicht von allen Vätern eine Information zu erhalten. Von den Müttern standen 34 (42,0 %) in keinem Arbeitsverhältnis, 39 (48,1 %) gingen 44 Ergebnisse einer Teilzeitbeschäftigung nach und 8 Mütter (9,9 %) waren zum Zeitpunkt der Manifestation Vollzeit beschäftigt. Den Verlauf des Arbeitsverhältnisses der Eltern über 6 Monate gibt Tabelle 5 wieder. Tabelle 3: Höchster Bildungsabschluss des Vaters Bildungsabschluss Abschluss 8. Klasse Hauptschulabschluss Realschulabschluss Fachhochschulreife Fachabitur Abitur Fachhochschulabschluss Hochschulabschluss Meisterprüfung keine Angaben Anzahl 2 10 23 2 1 10 5 20 4 4 prozentualer Anteil 2,5 12,3 28,4 2,5 1,2 12,3 6,2 24,7 4,9 4,9 1 18 29 1 3 1 10 6 11 1 prozentualer Anteil 1,2 22,2 35,8 1,2 3,7 1,2 12,3 7,4 13,6 1,2 Tabelle 4: Höchster Bildungsabschluss der Mutter Bildungsabschluss Abschluss 8. Klasse Hauptschulabschluss Realschulabschluss erweiterter Realschulabschluss Fachhochschulreife Fachabitur Abitur Fachhochschulabschluss Hochschulabschluss keine Angaben Anzahl Tabelle 5: Arbeitsverhältnis der Eltern initial berufstätig 6 Monate nach Manifestation nicht berufstätig berufstätig nicht berufstätig Mutter 48 (59,3 %) 33 (40,7 %) 41 (55,4 %) 33 (44,6 %) Vater 71 (92,2 %) 6 (7,8 %) 66 (98,5 %) 1 (1,5 %) 45 Ergebnisse 5.1.7. Weitere chronische Erkrankungen An einer weiteren chronischen Erkrankung oder Behinderung litten 14 (17,3 %) der Kinder. Die genannten Krankheitsbilder waren mit Neurodermitis, Asthma und Allergie aus dem Formenkreis der atopischen Erkrankungen. Zusätzlich wurden Angst / Trauma und chronische Bronchitis genannt. 5.1.8. Diabetesanamnese 63 Kinder (79,75 %) hatten zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme die biochemischen Kriterien für die Diagnose einer Ketoazidose (nach Hürter u. Danne 2005) nicht erfüllt. Bei 8 Kindern (10,1 %) lag eine milde Form der Ketoazidose vor, was einem venösen pH-Wert < 7,30 bedeutet. 1 Kind (1,3 %) hatte eine mäßige Ausprägung der Ketoazidose und 7 Kinder (8,9 %) hatten einen venösen pH-Wert < 7,10 und somit definitionsgemäß eine schwere Ketoazidose. Von zwei Kindern lagen keine Daten vor. Die initial gemessenen HbA1c-Werte wiesen einen Median von 10,6 % auf. Bei einem Kind (1,2 %) hatte ein naher Verwandter wie ein Elternteil oder ein Geschwisterkind ebenfalls einen bekannten Diabetes mellitus Typ 1. 33 der Eltern (40,7 %) gaben an, schon zuvor über ein diabetesspezifisches Wissen zu verfügen. 10 Familien (12,3 %) erklärten dies durch einen bereits in der Familie existierenden Diabetes mellitus Typ 1. Bei 9 Elternpaaren (11,1 %) hatte ein Partner das Wissen beruflich erworben und bei 14 Familien (17,3 %) gab es einen Diabetes mellitus Typ 2 in der Familie. Die mittlere Körpergröße der Kinder betrug zum Zeitpunkt der Manifestation 133,5 cm bei einem Durchschnittsgewicht von 30,0 kg. Bei der Erhebung nach sechs Monaten lag der Mittelwert der Körpergröße bei 135,7 cm bei einem mittleren Gewicht von 33,0 kg. Zum Zeitpunkt der Manifestation wiesen drei Kinder (3,7 %) einen für ihr Alter 46 Ergebnisse auffälligen Body-Mass-Index auf. Das bedeutet, dass ihr Body-Mass-Index oberhalb der 90. Perzentile in Abhängigkeit ihres Alters und Geschlechts lag (nach KromeyerHauschild et al. 2001). Ein Kind (1,2 %) lag oberhalb der 97. Perzentile. Nach sechs Monaten wiesen vier Kinder (5,26 %) einen für ihr Alter und Geschlecht auffälligen Body-Mass-Index mit Werten oberhalb der 90. Perzentile auf. 5.1.9. Form der Therapie Die Abbildung 3 zeigt die Anzahl der täglichen Insulininjektionen nach der Entlassung aus der Klinik im Anschluss an die Intitialschulung sowie zum Zeitpunkt der Katamnese sechs Monate nach der Manifestation. Im Anschluss an die Entlassung aus der Klinik wurde bei 40 Kindern (49,4 %) initial eine intensivierte Insulintherapie mit mindestens vier Insulininjektionen täglich durchgeführt. Bei der Erhebung nach sechs Monaten erhielten 34 Kinder (44,7 %) eine Diabetestherapie mit mindestens vier Insulininjektionen täglich. Zusätzlich war bei vier Kindern (5,3 %) die Diabetestherapie auf eine kontinuierliche subkutane Insulininfusionstherapie (CSII) mittels einer Insulinpumpe umgestellt worden. 26 Kinder (32,1 %) befanden sich zum Zeitpunkt der Manifestation des Diabetes mellitus Typ 1 noch in der Remissionsphase. Definitionsgemäß beträgt der Insulinbedarf in dieser Zeit weniger als 0,5 IE pro kg KG (Åkerblom 1980). Die restlichen 55 Kinder (67,9 %) benötigten schon eine Vollsubstitution mit mehr als 0,5 IE pro kg KG. Nach einem halben Jahr benötigten 33 Kinder (43,4 %) weniger als 0,5 IE pro kg KG. 47 Ergebnisse Anteil der Kinder in % 50,0 40,0 30,0 initial 6 Monate 20,0 10,0 0,0 1 2 3 4 5 Pumpe Anzahl täglicher Insulininjektionen Abbildung 3: Anzahl der täglichen Insulininjektionen 100,00% 90,00% 1,30% 3,70% 5,26% 3,70% 5,26% 13,60% 7,89% 80,00% 3,95% 11,84% 70,00% 60,00% 50,00% 40,00% 65,79% 30,00% 20,00% 10,00% 0,00% Initial 6 Monate Abbildung 4: Therapieform zur Insulinsubstitution 48 andere Formen der Therapie Pumpe NPH-Insulin + kurzwirkendes Insulinanalogon Normalinsulin + langwirkendes Insulinanalogon Normalinsulin + NPHInsulin + zusätzliches kurz-wirkendes Insulinanalogon Normalinsulin + NPHInsulin Ergebnisse 5.1.10. Schulung der Eltern Von 50 Kindern (61,7 %) nahmen beide Elternteile regelmäßig an der initialen Elternschulung teil. Bei 9 Kindern (11,1 %) fand eine alleinige Schulung der Mutter statt. Dies ist durch die allein erziehenden Elternteile zu erklären. In einem Fall (1,2 %) nahm der Vater regelmäßig an der Schulung teil und die Mutter nahm etwa die Hälfte der Termine wahr. 98,8 % der Mütter waren regelmäßig bei den Schulungen anzutreffen, wohingegen insgesamt 21 Väter (26,0 %) nur selten oder etwa die Hälfte der angebotenen Stunden in Anspruch nahmen. 5.2. Strukturqualität 5.2.1. Personeller Schulungsaufwand Die initiale Elternschulung über Diabetes mellitus Typ 1 wurde von Diabetesberaterinnen (DDG), Kinderkrankenschwestern, Ernährungsberatern bzw. Diätassistentinnen, Ärzten, Psychologen und Sozialarbeitern durchgeführt. Der Einsatz der verschiedenen Schulungskräfte war u.a. von der Zusammensetzung des Teams und den Dienstplänen der jeweiligen Institutionen abhängig. Zudem wurde besonders bezüglich der Psychologen und Sozialarbeiter auf die speziellen Bedürfnisse und Ansprüche der Familien individuell eingegangen. Die verschiedenen Beteiligungen an der initialen Elternschulung lassen sich Tabelle 6 entnehmen. Für alle Kliniken lässt sich feststellen, dass Diabetesberaterinnen (DDG), Diabetologen (DDG) und die Schwestern der Station den größten Anteil an der Durchführung der Schulung haben. Kinderärzte, Psychologen und weitere mögliche Mitarbeiter wie Sozialarbeiter werden in etwa einem Drittel der Fälle eingesetzt. 84,0 % der in dieser Studie durchgeführten initialen Elternschulungen wurden sowohl von Diabetesberaterinnen (DDG) als auch von Diabetologen (DDG) betreut. 49 Ergebnisse Tabelle 6: Zusammensetzung des Schulungsteams prozentualer Anteil der Beteiligung an der Schulung 97,5 % 85,2 % 71,6 % 34,6 % 91,4 % 34,6 % Diabetesberaterin (DDG) Diabetologe (DDG) Diätassistentin Kinderarzt Schwestern der Station Psychologe andere, z. B. Heilpädagoge, Musiktherapeut, Sozialarbeiter, Sozialpädagoge 19,8 % 5.3. Prozessqualität 5.3.1. Zeitaufwand der Schulung Der mittlere zeitliche Aufwand der initialen Schulung für Eltern von Kindern mit Typ-1-Diabetes betrug 18,5 ± 4,9 theoretische Unterrichtseinheiten à 45 Minuten sowie 12,1 ± 6,7 Praxiseinheiten à 45 Minuten. Die Dauer der initialen Elternschulungen zum Diabetes mellitus Typ 1 variierte jedoch sehr stark (14,7 bis 67,3 Unterrichtseinheiten à 45 Minuten als Gesamtdauer). Tabelle 7 fasst den zeitlichen Aufwand der Schulungen zusammen. Es wurde hierbei eine Differenzierung zwischen der Bearbeitung der einzelnen Kapitel und den entsprechenden praktischen Übungen vorgenommen. Die enorme Spanne des zeitlichen Schulungsumfangs wurde von den Diabetesteams teilweise durch Vorwissen oder Lernschwäche und geringe Deutschkenntnisse erklärt. 50 Ergebnisse Tabelle 7: Zeitlicher Schulungsaufwand Unterrichtsthema Initiale Absprachen Grundlagen des Zuckerstoffwechsels/ Ursachen des Diabetes mellitus Typ 1 Grundlagen der Insulintherapie dazugehörige praktische Übungen (z. B. Insulin aufziehen, Spritztechnik) Insulindosisanpassung dazugehörige praktische Übungen (z. B. Insulindosisanpassung) Blutglukosemessung / Selbstkontrollen / Langzeitparameter (HbA1c) dazugehörige praktische Übungen (z. B. Blutzuckermessgeräte erklären) Ernährung dazugehörige praktische Übungen (z. B. Mahlzeiten berechnen) Hypoglykämie mit ihren Symptomen, Ursachen und die Behandlung dazugehörige praktische Übungen (z. B. Glukagon aufziehen) Sondersituationen wie Krankheit oder Sport Diabetes im Alltag, im Kindergarten oder in der Schule Sozialrecht Median in Minuten (Range) 30 90 Minimum in Minuten 15 0 Maximum in Minuten 150 180 60 30 165 135 30 540 75 90 30 15 150 240 60 15 210 60 15 600 180 150 60 30 360 600 75 30 210 30 0 105 60 15 180 45 15 120 30 0 120 51 Ergebnisse 5.3.2. Stationärer Aufenthalt bei Manifestation Die Kinder befanden sich zwischen 8 und 19 Tagen (Median 12,0 Tage) für die Diabeteseinstellung und die initiale Schulung der Eltern und des Kindes in stationärer Behandlung. Eine seperate Betrachtung der einzelnen Kliniken ist wegen der relativ geringen Zahl von Diabetesmanifestationen je Zentrum nicht sinnvoll. 5.4. Ergebnisqualität 5.4.1. Alltagsaktivitäten Die Befragung der Eltern zur Gestaltung des Familienlebens und zu den den Kindern erlaubten Aktivitäten ergab, dass sich innerhalb des ersten halben Jahres nach der Diabetesmanifestation sowohl für das Kind als auch für die gesamte Familie Änderungen ergeben haben. Abbildung 5 zeigt die Einschätzungen der Eltern zur Selbstständigkeit ihres Kindes im Alltag und zur Gestaltung des Familienlebens im zeitlichen Vergleich. Die Erfragung regelmäßiger Freizeitaktivitäten der Kinder ergab, dass diese in ihrer freien Zeit besonders häufig Sport treiben oder sich musikalisch engagieren. 42 Kinder (51,9 %) betrieben mindestens eine Sportart und 20 Kinder (24,7 %) spielten in ihrer Freizeit ein Musikinstrument oder waren Mitglied in einem Chor. Die am häufigsten betriebenen Sportarten waren Fußball, Turnen und Leichtathletik. Aber auch Zeichnen, Töpfern oder Theater spielen sind erwähnte Freizeitaktivitäten der Kinder. 25 Kinder (30,9 %) gingen in ihrer Freizeit mehr als einem Hobby nach. Allerdings hatten auch 28 Kinder (34,6 %) keine regelmäßige Freizeitaktivität. Die Datenerhebung nach sechs Monaten ergab, dass weiterhin 28 Kinder (37,8 %) keiner regelmäßigen Freizeitaktivität nachgingen. 42 Kinder (56,8 %) betrieben auch ein halbes Jahr nach Diabetesmanifestation eine Sportart und 18 Kinder (24,3 %) 52 Ergebnisse musizierten in ihrer Freizeit. Zudem gingen immer noch 25 Kinder (33,8 %) mehr als einer regelmäßigen Freizeitaktivität nach. Zum Zeitpunkt der Manifestation des Diabetes mellitus Typ 1 bei ihrem Kind sahen 45 Elternpaare (55,6 %) keine Notwendigkeit für eine Änderung in ihrem Leben. Aber 36 Eltern (44,4 %) befürchteten, dass sie in ihrem Leben etwas Wichtiges ändern oder aufgeben müssten. Von 5 Elternpaaren (6,2 %) wurde befürchtet, dass die Mutter ihren Beruf oder eine Weiterbildung aufgeben muss. Zudem rechneten 6 Eltern (7,4 %) mit einer Umstellung der Nahrung und Essgewohnheiten sowohl innerhalb der Familie als auch mit Problemen beispielsweise bei spontanen Restaurantbesuchen. Eine Reduzierung oder Aufgabe von Spontaneität und Flexibilität bzw. eine Änderung im Alltag befürchteten 12 Eltern (14,8 %). Nach sechs Monaten gaben 43 Elternpaare (58,1 %) an, dass sich wegen des Diabetes ihres Kindes nichts Wichtiges in ihrem Leben geändert habe oder sie etwas hätten aufgeben müssen. 31 Eltern (41,9 %) berichteten schon über Änderungen in ihrem Leben aufgrund des Diabetes. Die Änderungen oder Einschränkungen betrafen insbesondere die Bereiche Freizeitgestaltung und Kontakt mit dem Freundeskreis. 14 Familien (18,9 %) berichteten über eine Änderung im Bereich ihrer Berufstätigkeit, besonders der Mutter. Es handelte sich hierbei zum Beispiel um Reduzierungen der Arbeitszeit oder die Änderung des Berufs, um die Betreuung des Kindes mit Diabetes mellitus Typ 1 sicherzustellen. Bei der Katamnese nach sechs Monate gaben 39 Mütter (52,7 %) und 52 Väter (77,6 %) an, dass sich ihre Berufstätigkeit meistens gut mit der Betreuung des Kindes vereinbaren lasse. Nur für 2 Mütter (2,7 %) und 14 Väter (20,9 %) war dies mit Problemen belastet. Ein halbes Jahr zuvor ließ sich die Berufstätigkeit und die Betreuung des Kindes für 47 Mütter (58,0 %) noch gut miteinander vereinbaren. Bei den Vätern war es jedoch zu dieser Zeit noch für 29 von ihnen (35,8 %) problematisch. 53 Ergebnisse die Eltern haben einen Babysitter 72,8 67,6 Eltern schlafen durch, ohne nach dem Kind zu sehen 71,6 88,9 98,8 98,6 Eltern nehmen mit dem Kind an Feiern in der Familie teil 65,4 63,5 Eltern besuchen gelegentlich abends allein Kino etc. nimmt an Klassenfahrten und Ausflügen teil 79,0 51,4 81,5 81,1 schläft allein in seinem Zimmer initial 6 Monate 82,7 89,2 trifft sich allein mit Freunden zum Spielen übernachtet gelegentlich allein bei Freunden 35,1 46,9 übernachtet gelegentlich allein bei Verwandten 58,1 0,0 20,0 40,0 60,0 75,3 80,0 100,0 Anteil der Kinder in % Abbildung 5: Allgemeine Selbstständigkeit der Kinder im Alltag aus Sicht der Eltern 5.4.2. Lebensqualität 5.4.2.1. Lebensqualität der Kinder Die Lebensqualität der Kinder wurde von den Eltern eingeschätzt. Dabei gab es initial sechs verschiedene Skalen sowie einen Total-Score. Bei den Skalen handelt es sich um körperliches Wohlbefinden, psychisches Wohlbefinden, Selbstwert, Familie, Freunde, Kindergarten bzw. Schule. Im Rahmen der Katamnese nach sechs Monaten wurde die Skala Diabetes hinzugefügt. Die Skalen wurden auf 100 transformiert, wobei 100 Punkte die höchste erreichbare Lebensqualität darstellen. Als Referenzwerte dienen die Ergebnisse einer großen Stichprobe Hamburger Schulkinder, deren Lebensqualität ebenfalls durch ihre Eltern eingeschätzt wurde. Für die Skala Erkrankung / Diabetes diente die Einschätzung von Eltern chronisch kranker Kinder als Referenzwert. Die Ergebnisse sind der Abbildung 6 zu entnehmen. 54 Ergebnisse 85 80 75 70 65 60 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 Körperl. Wohlbefinden Psych. Wohlbefinden Selbstwert Familie Referenzgruppe (n = 899) Freunde Schule / Kindergarten vor Diabetesmanifest. (n = 81) Total QoL Diabetes 6 Monate (n = 75) Abbildung 6: Lebensqualität der Kinder 5.4.2.2. Lebensqualität der Eltern Die Eltern beantworteten getrennt voneinander den Fragebogen der Weltgesundheitsorganisation zur Erfassung der Lebensqualität (WHO 1998). Erfragt wurde zum einen die Lebensqualität eine Woche vor der Diagnose des Diabetes mellitus Typ 1 und zum anderen ein halbes Jahr nach der Diabetesmanifestation. Es gibt 25 zu erreichende Punkte. Die Ergebnisse zeigt die Abbildung 7. Die Lebensqualität zwischen den Müttern und Vätern unterscheidet sich sowohl zum Zeitpunkt eine Woche vor Diabetesmanifestation als auch nach sechs Monaten signifikant (p < 0,01). Zwischen der Lebensqualität der Mütter zu den beiden Zeitpunkten gibt es keine signifikante Differenz (p > 0,01). Gleiches gilt für die Väter. Bei weniger als 55 Ergebnisse 13 erreichten Punkten empfiehlt der Test eine Untersuchung auf eine zugrundeliegende depressive Phase. 47 Mütter (58,0 %) und 23 Väter (28,4 %) erreichten zum ersten Untersuchungszeitpunkt weniger als 13 Punkte. Nach sechs Monaten waren es noch 30 Mütter (41,1 %) und 16 (23,2 %) Väter, die weniger als dreizehn Punkte erreichten. Abbildung 7: Lebensqualität der Eltern 5.4.3. Praktische Therapiekompetenz 5.4.3.1. Blutglukosemessung Nach der Initialschulung waren 80 Mütter (98,8 %) in der Lage, den Blutglukosewert korrekt zu messen. Bei den Vätern liegen nur 72 Ergebnisse vor, da in der Studienpopulation 9 allein erziehende Mütter eingeschlossen sind. Von den 72 überprüften Vätern beherrschten 67 (93,1 %) das korrekte Messen des Blut56 Ergebnisse glukosewerts, während 5 Väter (6,2 %) im Anschluss an die initiale Elternschulung nicht in der Lage waren, dies korrekt durchzuführen. Unter den Eltern gab es ein Paar (1,4 %), bei dem weder Vater noch Mutter das Messen des Blutglukosewerts korrekt beherrschten. 5.4.3.2. Insulininjektion Eine sachgerechte Insulininjektion konnte im Anschluss an die Schulung von 79 Müttern (97,5 %) und 63 Vätern (87,5) vorgeführt werden. Bei den Vätern wurden wiederum nur 72 überprüft. 5.4.3.3. Praktische Kompetenz und Schulungsaufwand Direkt im Anschluss an die Initialschulung konnte kein systematischer Zusammenhang zwischen zeitlichem Schulungsaufwand und praktischem Können der Eltern festgestellt werden. 5.4.4. Theoretisches Wissen Das theoretische Wissen wurde mithilfe des Diabetes-Wissens-Tests (Roth et al. 1996) überprüft. Im Anschluss an die initiale Schulung liegen von allen 81 Müttern und von 66 Vätern Ergebnisse vor und zum Zeitpunkt der Katamnese nach sechs Monaten von 75 Müttern und 71 Vätern. Die Auswertung des Tests erfolgte sowohl auf der Ebene der Einzelitems, als auch auf der Ebene der Gesamtitems. Es mussten 90 Einzelitems und 30 Gesamtitems beantwortet werden. Die Auswertung zeigt, dass die Mütter zu beiden Zeitpunkten über ein höheres Wissen verfügen als die Väter. Nach sechs Monaten war der Unterschied signifikant. Die Abbildungen 8 und 9 geben die Ergebnisse der Auswertungen wieder. 57 Ergebnisse Abbildung 8: Diabeteswissen der Eltern - Einzelitems Abbildung 9: Diabeteswissen der Eltern - Gesamtitems 58 Ergebnisse 5.4.4.1. Theoretisches Wissen und Schulungsaufwand Ein systematischer Zusammenhang zwischen dem zeitlichen Schulungsaufwand und dem theoretischen Wissen der Eltern konnte nicht festgestellt werden. 5.4.5. Qualität der Stoffwechseleinstellung Sechs Monate nach der Diabetesmanifestation betrug der Median des HbA1c-Wertes 6,6 %. Der Abbildung 10 kann die Veränderung der Verteilung des HbA1c-Wertes über die Zeit entnommen werden. Der HbA1c-Wert veränderte sich über den Katamnesezeitraum von sechs Monaten signifikant (p < 0,01). Abbildung 10: Verteilung des HbA1c-Wertes 59 Ergebnisse Innerhalb des ersten halben Jahres mit Diabetes mellitus Typ 1 trat bei 3 Kindern (4,0 %) jeweils eine schwere Hypoglykömie mit Bewusstseinsverlust oder Krämpfen auf. 2 Kinder (2,6 %) litten seit der Manifestation jeweils unter einer akuten Stoffwechselentgleisung mit Ketoazidose. Insgesamt waren 5 Kinder (6,6 %) innerhalb des halben Jahres stationär wegen des Diabetes aufgenommen. Diese Kinder verbrachten durchschnittlich 4,8 Tage im Krankenhaus. Bei einem Kind war das Ziel dieses Aufenthalts die Umstellung auf eine Insulinpumpentherapie, bei den übrigen Kindern ist kein Grund angegeben worden. Im Mittel besuchten die Familien innerhalb des ersten halben Jahres nach der Diabetesmanifestation 4,8 mal die Diabetesambulanz der betreuenden Kinderklinik. Die Spannweite lag dabei zwischen 1 und 24 Ambulanzbesuchen pro halbes Jahr. 5.5. Angemessenheit des Programms 5.5.1. Einschätzungen des Schulungsteams Die Beurteilung des Schulungsprogramms erfolgte jeweils im Anschluss an die Initialschulung durch das Schulungsteammitglied, das den überwiegenden Anteil der Schulung durchführte. Bei beiden zu bewertenden Punkten, Verständlichkeit für die Eltern und Erleichterung der Durchführung einer Schulung, dominierten die Noten 1 und 2 für sehr gut bzw. gut (s. Abbildungen 11 und 12). Einzelne negative Benotungen wurden in Kommentaren oftmals erläutert wie beispielsweise mit unzureichenden Deutschkenntnissen. Es lagen 79 Bewertungen vor (97,5 %). 60 Ergebnisse 50,0 45,0 40,0 Anteil in % 35,0 30,0 25,0 20,0 15,0 10,0 5,0 0,0 sehr gut gut befriedigend ausreichend mangelhaft Bewertung Abbildung 11: Bewertung der Verständlichkeit für die Eltern durch das Schulungsteam 35,0 Anteil in % 30,0 25,0 20,0 15,0 10,0 5,0 ge nd un ge nü m an ge lh af t au sr ei ch en d be fri ed ig en d gu t se hr gu t 0,0 Bewertung Abbildung 12: Erleichterung der Durchführung einer Schulung durch das Schulungsbuch 5.5.2. Einschätzung der Eltern Die Eltern beurteilten das Schulungsprogramm im Anschluss an ihre initiale Schulung. Bei allen sechs zu bewertenden Punkten überwogen die Noten 1 und 2 für sehr gut bzw. gut (s. Tabelle 8). Die Bewertung des Schulungsbuches wurde sowohl im Anschluss an die initiale Elternschulung als auch im Rahmen der Katmanese nach sechs Monaten 61 Ergebnisse durchgeführt. Sie fiel ebenfalls positiv aus. Die Ergebnisse finden sich in Abbildung 13. Innerhalb des halben Jahres nach ihrer Schulung haben sich 73 Elternpaare (98,6 %) das Schulungsbuch noch einmal angesehen. Einzelne Kommentare der Eltern zu der Schulung oder dem Schulungsbuch sind im Anhang nachzulesen (s. Anhang S. 126). Tabelle 8: Bewertung der Schulung durch die Eltern Bewertung in Anteilen in % sehr befrie- ausrei- man- ungenü- gut gut digend chend gelhaft gend War die Schulung verständlich? Wurden alle Ihnen wichtigen Fragen beantwor- 66,7 32,1 1,2 0,0 0,0 0,0 tet? Reichte die Zeit zur Schulung aus? 77,8 33,3 18,5 49,4 2,5 12,3 1,2 3,7 0,0 1,2 0,0 0,0 Hat die Schulung Ihnen Sicherheit gegeben? Konnte sie Ihnen Mut machen? 44,4 53,1 43,2 39,5 9,9 6,2 2,5 1,2 0,0 0,0 0,0 0,0 Fühlen Sie sich gut auf Zuhause vorbereitet? 38,3 50,6 9,9 1,2 0,0 0,0 1,51 Ist das Elternbuch für Sie verständlich? 1,65 1,46 Ist das Elternbuch für Sie interessant? 1,77 initial 6 Monate 1,85 Ist das Elternbuch für Sie beruhigend? 2,34 1,44 Ist das Elternbuch für Sie hilfreich? 1,64 1 2 3 4 5 Bewertung in Schulnoten (Mittelwert) Abbildung 13: Bewertung des Schulungsbuchs durch die Eltern 62 6 Ergebnisse 5.5.3. Vergleich der Einschätzungen Die Beurteilung des Schulungsprogramms durch die Eltern fiel tendentiell etwas positiver aus als durch die Schulungsteammitglieder. 63 Diskussion 6. Diskussion Obwohl in diversen evidenzbasierten Leitlinien (Silverstein et al. 2005, Danne et al. 2004, NICE 2004, NHMRC 2005) eine strukturierte initiale Diabetesschulung für Eltern ausdrücklich empfohlen wird, wurden bislang weder national noch international strukturierte Konzepte für Elternschulungen vorgestellt. Ebenso fehlen Evaluationen. Bisher beschränken sich aktuelle Studien auf die Beschreibung der Probleme der Eltern im Umgang mit ihren Kindern im Alltag (Sullivan-Bolyai et al. 2003, Lange et al. 2004, Patton et al. 2004, Powers et al. 2002, Silverstein et al. 2005). Hier liegt nun erstmalig ein strukturiertes Schulungsprogramm für Eltern von Kindern mit einem Diabetes mellitus Typ 1 vor, dessen Umsetzung mit den Diabetesteams in Seminaren zuvor erarbeitet worden ist. Im Rahmen dieser Arbeit findet die Evaluation dieses Schulungsprogramms statt. Diese umfasst die Protokollierung des zur Schulung erforderlichen Zeitraums, der Zusammensetzung der Schulungsteams, der praktischen Kompetenzen der Eltern, des diabetesspezifischen Fachwissens, sowie der Diabetesbewältigung der Eltern im Alltag. Zudem wurde die Qualität der Stoffwechseleinstellung des Kindes erfasst. An der multizentrischen Evaluation des initialen Schulungsprogramms für Eltern von Kindern mit Diabetes mellitus Typ 1 beteiligten sich initial 81 Elternpaare. Ihre Kinder waren wegen eines neu manifestierten Diabetes stationär im Krankenhaus aufgenommen worden. Alle potentiell in Frage kommenden Familien erklärten sich zu ihrer Teilnahme an der Evaluation bereit und wurden unselektiert in die Studie aufgenommen. Bei der Studienpopulation handelt es sich bezüglich der familiären Situation, des Bildungsniveaus der Eltern und des sozialen Umfelds der Familien um eine sehr heterogene Gruppe. Zur Katamnese nach sechs Monaten war ein hoher Rücklauf von 91,4 % zu verzeichnen. Dies ist dadurch zu erklären, dass die ambulante Langzeitbetreuung im selben Haus durch das selbe Diabetesteam durchgeführt wird, wie die initiale Schulung. Der mittlere zeitliche Aufwand für die initiale Elternschulung betrug 18,5 ± 4,9 Einheiten für Theorie sowie 12,1 ± 6,7 Praxiseinheiten. Eine Einheit 64 Diskussion entspricht 45 Minuten. Jedoch unterlag die Dauer der Schulung einer großen Variabilität (14,7 bis 67,3 Einheiten). Bislang gab es noch keine Untersuchungen zur Dauer einer initialen Diabetesschulung für Eltern. Die in den Leitlinien angegebenen Werte orientieren sich bislang an den Empfehlungen für die Umsetzung von Schulungscurricula für Erwachsene mit Typ-1-Diabetes. Bislang ist noch nicht belegt worden, ob der angegebene Zeitraum für eine Elternschulung ausreichend ist. Der mittlere Zeitraum von 30,6 Einheiten, der im Rahmen dieser Arbeit für die Durchführung der initialen Elternschulung notwendig war, besitzt nur Gültigkeit bei qualifizierten Schulungsteams. Nach den Leitlinien (Dannet et al. 2004) sollte sich das multidisziplinäre Team aus einem Kinderarzt / Diabetologen (DDG) und einer Diabetesberaterin (DDG) zusammensetzen. Zusätzlich sollte das Team durch Psychologen, Kinderkrankenschwestern, Fachkräfte für Ernährung sowie Sozialarbeiter verstärkt werden. Die erhebliche Variabilität im benötigten Zeitraum für eine initiale Elternschulung lässt sich nicht allein durch das unterschiedliche Bildungsniveau der Eltern erklären. Viel wichtiger erscheinende Aspekte sind Sprachprobleme, Lernschwäche, Überforderung allein erziehender Elternteile, schwierige soziale Umstände einerseits und bereits vorhandenes Diabeteswissen andererseits. Für eine gute und erfolgreiche initale Elternschulung ist es daher unerlässlich, dass sich diese nicht an einem starren Curriculum orientiert, wie es bei anerkannten Schulungsprogrammen zum Diabetes mellitus Typ 2 sowie für Erwachsene mit Diabetes mellitus Typ 1 (Grüßer et Jörgens 2004, Jörgens et al. 2005, Jörgens et al. 2004, Jörgens et Grüßer 2004) vorgegeben ist, sondern inidividuell auf die Bedürfnisse der Eltern sowie der gesamten Familie eingeht. Die hochqualifizierten Diabetesteams, die auf diese Arbeit gut vorbereitet sind, müssen jede Schulung individuell und flexibel gestalten, um so auf die Bedürfnisse einzugehen. Spezielle Themengebiete, auf die im Rahmen einzelner Schulungen zusätzlich eingegangen wurde, sind beispielsweise Folgeekrankungen oder Zukunftsperspektiven. Somit sollte eine patientenzentrierte Schulung im Vordergrund stehen. Bei Diabetesschulungen für Kinder und Jugendliche mit Diabetes mellitus Typ 1 hat sich dieser Ansatz bereits als erfolgreich erwiesen (Hampson et al. 2001, Lange et al. 2001, Barlow u. Ellard 2004). Aus der Sicht der Schulungsteams und der Eltern scheint mit 65 Diskussion flexiblen und individuell gestalteten Schulungen der größte und beste Effekt erzielt werden zu können. Ein Vergleich mit starren Schulungsprogrammen für Eltern eines Kindes mit Diabetes mellitus Typ 1 kann nicht durchgeführt werden, da solche Programme nicht vorliegen. Es erscheint sinnvoll, für eine initiale Diabetesschulung für Eltern eine mittlere Dauer von 30 Einheiten à 45 Minuten zu veranschlagen. Der für eine initiale Schulung für Eltern eines Kindes mit einem Diabetes mellitus Typ 1 erforderliche Zeitraum scheint somit deutlich über den Werten zu liegen, wie sie derzeit sowohl in der Literatur (Borkenstein et al. 1997) als auch in den deutschen Leitlinien (Danne et al. 2004) als Empfehlung zu finden sind. Die 20 Unterrichtseinheiten, die ohne jeglichen wissenschaftlichen Hintergrund bislang empfohlen werden, orientieren sich an dem erforderlichen Zeitraum für eine Schulung für einen Erwachsenen mit Diabetes mellitus Typ 1. Es konnte jetzt erstmals gezeigt werden, dass Diabetesschulungen für Eltern wegen zusätzlicher Themen wie Erziehungsfragen oder Integration des Diabetes in den Familienalltag deutlich zeitaufwändiger sind. Der Median der Dauer des stationären Aufenthalts der Kinder in den erfahrenen Kliniken betrug 12,0 Tage. Da in den ersten zwei Tagen die Akutversorgung des Kindes und die emotionale Aufgewühltheit der Eltern im Vordergrund stehen, findet zu Beginn des stationären Aufenthalts noch keine Schulung statt. Dies bedeutet, dass die initiale Elternschulung an neun bis zehn Tagen mit einer täglichen Dauer von zwei bis drei Stunden stattfindet, was sowohl für das Schulungsteam als auch für die Eltern eine deutliche zeitliche Belastung bedeutet. Zusätzlich werden die Eltern in dieser Zeit kognitiv stark gefordert. In den letzten Jahren ist der erforderliche Zeitraum in Deutschland wegen Neuerungen im Gesundheitssystem (wie z. B. Einführung der DRG) gesunken (Lange et al. 2002). Die gestiegene Qualifikation der Schulungsteams in den letzten Jahren (Lange et al. 2002) konnte die verkürzte zur Schulung zur Verfügung stehende Zeit noch auffangen. Der Zeitraum von 12 Tagen stationären Aufenthalts kann als Richtwert für die Bundesrepublik Deutschland angesehen werden, soweit die Kliniken genug qualifiziertes Personal vorhalten, sodass eine konitinuierliche Betreuung und Schulung sowohl der Eltern als auch des Kindes gewährleistet ist. Aufgrund der Schulungsprotokolle wird die Häufigkeit der Mitarbeit weiterer Teammitglieder deutlich. Dies deckt sich mit den Forderungen nach multiprofessionellen Schulungs- 66 Diskussion teams (Danne et al. 2004, NICE 2004, Silverstein et al. 2005, Mensing et al. 2006). Ein multiprofessionelles Diabetesteam, das mindestens aus einem Diabetologen (DDG), einer Diabetesberaterin (DDG), einer Diätassistentin sowie einem assoziierten Psychologen und Sozialarbeiter bestehen muss, ist auch zur Anerkennung als Behandlungseinrichtung für Kinder und Jugendliche gemäß der Deutschen DiabetesGesellschaft (DDG 2006) nötig. Die Forderungen des Bundesversicherungsamts im Rahmen des Disease Management Programms Diabetes mellitus Typ 1 Pädiatrie schließen sich dem an (Koordinierungsausschuss Disease Management Programme 2004 ). In Deutschland lässt sich die Dauer des Krankenhausaufenthalts der Kinder mit einem neu manifestierten Diabetes mellitus Typ 1 nicht mehr weiter reduzieren. Bei einem heute durchschnittlich 12 Tage dauernden stationären Aufenthalt gestaltet es sich für die Schulungsteams zunehmend schwieriger, die Diabetesschulung sowohl für die Eltern als auch für das Kind in diesem Zeitraum umfassend durchführen zu können. Eine weitere Reduzierung der Dauer des stationären Aufenthalts des Kindes mit einem neu manifestierten Diabetes mellitus Typ 1 in Deutschland erscheint nur möglich, wenn die initialen Diabetesschulungen auch ambulant durchgeführt werden dürften. Momentan wäre eine ambulante Initialschulung finanziell nicht abgesichert. In Großbritannien hingegen wird die Möglichkeit zur ambulanten Betreuung nach der Manifestation in den Leitlinien betont (NICE 2004). Die Betreuung der Familien wird im ambulanten Bereich dadurch sichergestellt, dass sie 24 Stunden am Tag die Gelegenheit haben, Teammitglieder zu erreichen und Rat einzuholen. Im Gegensatz zur Bundesrepublik Deutschland ist es in Großbritannien möglich, diese Leistungen ambulant anzubieten und abzurechnen. Das Disease Management Programm Diabetes mellitus Typ 1 Pädiatrie und der EBM 2000 plus, die Grundlagen zur Abrechnung ambulant erbrachter Leistungen in Deutschland, sehen diese Möglichkeit jedoch nicht vor. Die Leistung nicht-ärztlicher Mitarbeiter kann nicht kostendeckend abgerechnet werden. Ein weiteres Problem ist die zunehmende Zentralisierung der Betreuung und Versorgung von pädiatrischen Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 in Deutschland in den letzten Jahren (Lange et al. 2002). Die daraus resultierenden längeren Anfahrtswege sind nicht immer täglich für die Familie oder das Diabetesteam zu leisten. Es ist aber auch kritisch 67 Diskussion zu betrachten, ob durch eine ambulante Betreuung der Familie im Anschluss an die Manfestation eines Diabetes mellitus Typ 1 beim Kind eine weitere Kostenreduktion zu erreichen wäre. Diverse Arbeiten konnten zwar belegen, dass die ambulante Betreuung und Schulung erfolgreich umgesetzt werden kann, die anfallenden Kosten sind aber denen einer stationären Betreuung vergleichbar (Siminerio et al. 1999, Chase et al. 1992, Dougherty et al. 1998). In Deutschland erscheint momentan ein stationärer Aufenthalt im Anschluss an die Diabetesmanifestation des Kindes unvermeidbar, da fehlende strukturelle und vertragliche Voraussetzungen eine ambulante Schulung nach Manifestation verhindern. Ambulante Folgeschulungen in den Jahren nach der Diabetesmanifestation dagegen sind möglich. Ziel der Diabetesschulung für Eltern war das Erlernen der Grundtechniken, um den Diabetes ihres Kindes im Anschluss an die Schulung eigenverantwortlich behandeln zu können. Dazu war eine regelmäßige Teilnahme möglichst beider Elternteile nötig. Neben der reinen Wissensvermittlung sollten auch Kompetenzen trainiert werden. Es ist Teil des Curriculums, dass die Väter ebenso wie die Mütter stark in die Schulung einbezogen wurden. Das Ziel dieser Bemühung war, einer Überforderung der Mütter vorzubeugen. Wenn die Väter ebenfalls in der Lage sind, die Insulintherapie korrekt umzusetzen, können sie die Mütter deutlich entlasten und geraten nicht in eine Außenseiterrolle (Jacobson et al. 1994, Wysocki et al. 1989). Die direkte Ansprache der an der Erziehung beteiligten Väter durch die Diabetesberaterinnen (DDG) konnte erreichen, dass nahezu alle Väter regelmäßig an den Schulungsterminen teilnahmen. Die Eltern bewerteten im Rahmen dieser Evaluation sowohl die Schulung als auch das zugrunde liegende Schulungsprogramm sehr positiv. Das Schulungsbuch konnte sich in den Familien als Nachschlagewerk etablieren. In den ersten sechs Monaten haben fast alle Eltern noch einmal in dem Buch nachgelesen und dies auch als hilfreich empfunden. Die patientenzentriert und flexibel gestalteten Schulungen konnten bewirken, dass es den Eltern möglich war, sich mit der Diagnose ihres Kindes zu arrangieren und im Anschluss daran die Grundfertigkeiten der notwendigen Insulintherapie zu erlernen. Die Bewältigung der Diagnose im Sinne des Coping nach Lazarus (1996) ist zunächst überaus wichtig, um kontraproduktiven familiären 68 Diskussion Interaktionsmustern vorbeugen zu können, die häufig im Rahmen der Diagnoseverarbeitung und der Suche nach Erklärungsmodellen entstehen und sich chronifizieren können (Serra 2002). Psychologische Beratung, die durch das Schulungsteam angeboten werden kann, ist beispielsweise in der Lage, einer vermehrten Verantwortungsübernahme („Overprotection“) durch die Mütter vorzubeugen, die die soziale Entwicklung und Integration des Kindes behindern würde (Anderson et al. 1990, 1999). Im Anschluss an die Diabetesschulung fühlte sich die Mehrheit der Eltern gut informiert und auf den Alltag in ihrer häuslichen Umgebung vorbereitet. Somit konnte das Schulungsprogramm den Auftrag der Leitlinien erfüllen (Danne et al. 2004), die Eltern soweit zu schulen, dass sie tagtäglich als die Therapeuten ihrer Kinder fungieren können. Auch objektiv konnte belegt werden, dass die Eltern gut auf die notwendige Diabetestherapie ihres Kindes vorbereitet wurden. Die Mütter und Väter beherrschten die notwendigen praktischen Grundfertigkeiten wie das korrekte Messen des Blutglukosewerts und das Injizieren von Insulin. Ebenso verfügten sie im Anschluss an die initiale Schulung über diabetesspezifisches Fachwissen wie beispielsweise Nahrungsmittellehre, Insulindosierung und mögliche Komplikationen. Innerhalb des ersten halben Jahres mit dem Diabetes verfestigte sich das Wissen der Eltern und sie konnten im Diabetes-Wissenstest (Roth et al. 1996) nach sechs Monaten noch bessere Ergebnisse erzielen. Erwähnenswert ist hier, dass die Eltern der hier vorliegenden Evaluation zu beiden Erhebungszeitpunkten bessere Testergebnisse erreichten als die Referenzgruppe. Als Eichstichprobe dienten hierbei Eltern, deren Kinder schon lange an einem Diabetes mellitus Typ 1 erkrankt sind und die somit schon über einen längeren Zeitraum die Insulintherapie im häuslichen Alltag umsetzen. Die Stoffwechselparameter sind über den Zeitraum von sechs Monaten nur begrenzt interpretierbar, da sich noch viele Kinder in der Remission ihres Diabetes befinden. Es zeigte sich aber, dass die intensivierte Insulintherapie insoweit erfolgreich umgesetzt werden konnte, als dass bei fast allen Kindern der HbA1c-Wert im angestrebten Zielbereich lag, der nach der nationalen Leitlinine mit einem optimalen Wert < 7,6 % definiert ist (Danne et al. 2004). Die hohe Kompetenz der Eltern zeigt sich auch in der 69 Diskussion geringen Anzahl akuter, schwerer Komplikationen wie einer Hypoglykämie mit Bewusstseinsverlust oder einer Ketoazidose, die innerhalb der ersten sechs Monate nach Diabetesmanifestation auftraten. In diesem Zeitraum traten bei dieser Stichprobe bei 3 Kindern (3,95 %) schwere Hypoglykämien mit Bewusstseinsverlust oder Krämpfen und bei 2 Kindern (2,63 %) eine Ketoazidose auf. In der Literatur wird die Inzidenz schwerer Hypoglykämien mit 22 / 100 Patientenjahre bei einem mittleren HbA1c von 8,6 % angegeben (Danne et al. 2001). Das Risiko einer Ketoazidose bei bekanntem Diabetes beträgt ungefähr 1 % pro Jahr (Hürter u. Danne 2005). Prädiktive Werte sind nach Rewers et al. (2002) höhere mittlere HbA1c-Werte, höhere dokumentierte Insulindosen, das weibliche Geschlecht, eine längere Diabetesdauer sowie das Vorhandensein von psychischen Störungen. Eine Ketoazidose tritt fast nur bei absichtlichem oder durch Nachlässigkeit verursachtem therapeutischen Fehlverhalten der Kinder, Jugendlichen oder ihrer Eltern auf (Hürter u. Danne 2005). Zur Langzeitbetreuung wurden die Familien den entsprechenden Diabetesambulanzen der einzelnen Kliniken angeschlossen. Die erhebliche Variation der Frequenz der Besuche der Diabetesambulanz (zwischen 1 und 24 Besuche pro halbes Jahr) spiegelt die bereits erörterte Heterogenität der betroffenen Familien, aber auch der ambulanten Strukturen und Behandlungsmöglichkeiten wider. Vergleiche einzelner Zentren sind wegen der geringen Stichprobengröße kaum möglich. Es deutet sich an, dass eine mittlere Zahl von 3-4 Besuchen pro Halbjahr für eine angemessene Betreuung notwendig sind (Danne et al. 2006). Sowohl die initiale Schulung als auch die Langzeitbetreuung müssen flexibel gestaltet und an die Bedürfnisse der Familien angepasst werden. Trotz intensiver Schulung und ausreichenden Wissens der Eltern gab es eine Gruppe von 9 Kindern (12,2 %), die bei Folgeuntersuchungen eine unzureichende Stoffwechseleinstellung mit einem HbA1c > 7,6 % aufwiesen. Dies führte teilweise auch zu stationären Aufnahmen. Daten zur psychosozialen Situation dieser Familien zeigen, dass hier die Eltern mit der täglichen Insulintherapie überfordert sind und sich die Stoffwechseleinstellung besonders schwierig gestaltet. Das deckt sich auch mit Darstellungen in der Literatur zu psychosozialen Risikofaktoren (Anderson et al. 2002, 70 Diskussion Delamater et al. 2001, Dumont et al. 1995, Glasgow et al. 1999, Kovacs et al. 1995). Bei diesen Familien besteht ein zusätzlicher Betreuungsbedarf. Die Problematik lässt sich nicht allein durch Schulungen kompensieren. Vielmehr bedürfen diese Familien frühzeitig einer psychosozialen Beratung und Betreuung sowie der Einbindung weiterer Mitarbeiter wie beispielsweise von Sozialarbeitern (ISPAD 2000, Danne et al. 2004, Icks et al. 2003). Im Rahmen der intensiveren Betreuung muss auf die Kinder geachtet werden, um weiteren zusätzlichen Problemen vorbeugen zu können. Durch eine schlechte Stoffwechseleinstellung kann es Indikationen zur stationären Aufnahme geben. Aus den Fehlzeiten in der Schule können weitere Probleme und mangelnde Integration in die Klassengemeinschaft entstehen (Delamater et al. 2001). Aber auch die Familien oder die allein erziehenden Elternteile bedürfen oftmals professioneller Unterstützung. Da der Anteil Minderjähriger, die bei nur einem Elternteil aufwachsen, in der Bundesrepublik Deutschland ansteigend ist (Stat. Bundesamt 2005), wird der Bedarf an umfassender Sozialarbeit im Rahmen der Diabetestherapie in den nächsten Jahren weiter ansteigen. Ein von allen pädiatrischen Fachgesellschaften und diversen Leitlinien formuliertes Therapieziel in der Diabetologie ist die gute gesundheitsbezogene Lebensqualität (Danne et al. 2004, Koordinierungsausschuss Disease Management Programme 2004, Silverstein et al. 2005, NHMRC 2005, NICE 2004). Die sehr positiven Ergebnisse, die aus Sicht der Eltern von den Kindern im validierten Messinstrument zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität KINDLR (Ravens-Sieberer u. Bullinger 2000) erreicht wurden, zeigen, dass dieses Therapieziel nach sechs Monaten in sehr hohem Maß erreicht wurde. In den Skalen Körperliches Wohlbefinden, Psychisches Wohlbefinden, Selbstwert, Freunde, Schule / Kindergarten sowie Total Quality of Life wurden bessere Ergebnisse erreicht als vor der Manifestation und als die Referenzgruppe von stoffwechselgesunden Kindern erreicht hat. In der Skala Diabetes, die nur nach sechs Monaten verwendet wurde, wurden ebenfalls gegenüber der Referenzgruppe von chronisch kranken Kindern bessere Ergebnisse erzielt. Es lässt sich spekulieren, dass die insgesamt sehr hohe Lebensqualität der Kinder nach sechs Monaten darauf zurückzuführen ist, dass zu Beginn einer chronischen Krankheit von den Betroffenen zunächst davon ausgegangen wird, dass sich viele Änderungen in der 71 Diskussion Lebensgestaltung einstellen werden. Nach geraumer Zeit mit der Krankheit fällt dann aber auf, dass diese Änderungen doch nicht so stark ausfallen wie angenommen und es findet insgesamt eine sehr gute Bewertung der Situation statt. Dieses ist sowohl von anderen Bögen zur Erfassung der Lebensqualität als auch von anderen chronischen Krankheiten als Zufriedenheitsparadox bekannt (Herschbach 2002, Bullinger u. RavensSieberer 2001, Sprangers et al. 2002). Auch die subjektive Bewertung der Alltagsaktivitäten der Kinder und des Familienlebens ergab, dass es im Anschluss an die Manifestation des Diabetes mellitus Typ 1 zu keinen erheblichen Änderungen im sozialen Leben der Kinder gekommen war. Die Zahl der Kinder, die einer regelmäßigen Freizeitaktivität wie Sport oder musikalischem Engagement nachgingen, blieb konstant. Ebenso trafen sich die Kinder weiterhin nachmittags allein mit Freunden zum Spielen. Die psychosoziale Integration von Kindern mit Diabetes mellitus Typ 1 nach der Manifestation ist oft recht schwierig. Durch altersgemäße Schulungen und die flexible Insulintherapie kann es den Kindern häufig ermöglicht werden, an Ausflügen und Klassenfahrten teilzunehmen (Lange et al. 2001). Andererseits bestehen aber juristische und therapeutische Probleme, die die Teilnahme der Kinder doch verhindern, wie auch die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen. Die Anforderung an die Kinder, ständig eine optimale Diabetestherapie zu realisieren beinhaltet unter anderem eine ständige kognitive Kontrolle des Verhaltens, regelmäßige Arztbesuche, Blutglukosemessungen und Insulininjektionen. Soziale Belastungen durch unerwünschtes Mitleid sowie Angst vor akuten und langfristigen Komplikationen beeinflussen die Kinder. Besonders für Jugendliche ist es schwierig, sich diesen Anforderungen zu stellen (Morris et al. 1997, Weissberg-Benchell et al. 1995). Bei den Kindern und Jugendlichen kann es zu Ängsten, geringer Selbstwirksamkeitserwartung und vermindertem Selbstwertgefühl kommen (Delamater et al. 2001, Rubin u. Peyrot 1992), was die Integration erschwert. Im Rahmen dieser Evaluation scheinen die Probleme auf ein Minimum reduziert worden und die psychosoziale Integration recht erfolgreich gelungen zu sein. Es bleibt anzumerken, dass eine gute Strukturqualität mit eingespielten Diabetesteams vorausgesetzt werden muss, um eine ähnlich gute Prozess- und Ergebnisqualität zu erreichen. Die durchweg guten Ergebnisse, die im Rahmen dieser Arbeit erreicht wurden, sind mit einer extrem hohen Belastung der Mütter erkauft worden. Etwa die 72 Diskussion Hälfte der Mütter ist nicht berufstätig. Für etwa 20 % der Mütter schloss sich an die Diabetesmanifestation ihres Kindes eine Änderung im Bereich ihrer Berufstätigkeit an. Dies umfasste zum Beispiel Reduzierungen der Arbeitszeit oder einen Wechsel des Arbeitsplatzes. Besonders die Mütter sehr junger Kinder waren von diesen Änderungen betroffen. Es spiegelte sich im Rahmen der Nachuntersuchung wider, was auch immer wieder in der Literatur beschrieben ist: Das Leben der Mütter wird in starkem Ausmaß durch den Diabetes des Kindes zu Lasten eigener Bedürfnisse bestimmt (Lange et al. 2004). Dadurch kann es auch zu einer Belastung in der Beziehung zum Partner kommen (Hauenstein et al. 1989). Die besondere Belastungssituation der Mütter zeigt sich auch in den Ergebnissen des WHO-5, eines Screeninginstruments zu Wohlbefinden und Depression. Die recht schlechten Ergebnisse, die den Zeitraum einer Woche vor der Manifestation darstellen, lassen sich teilweise durch das schon eingeschränkte körperliche Wohlbefinden der Kinder erklären. Es bedarf aber weiterer Untersuchungen, ob die Depression auf dem Diabetes des Kindes oder auf anderen Ursachen beruht. Diese Untersuchungen sollen aber anderen systematischen Studien vorbehalten sein. Doch insgesamt betrachtet verdeutlichen die Ergebnisse die hohe Belastung der Mütter, der schon in der initialen Elternschulung durch die starke Einbeziehung des Vaters vorgebeugt werden sollte. Es sollte auch nicht außer acht gelassen werden, dass es in einigen Familien notwendig erscheint, ihnen weitere Hilfe zukommen zu lassen, denn Depressionen der Mutter sind als Risikofaktor für eine schlechte Stoffwechseleinstellung des Kindes anzusehen (Anderson et al. 1997, Delamater et al. 2001). Das Schulungsprogramm nach Hürter und Lange (2004), das als Grundlage aller initialen Elternschulungen diente, enthält psychologische und medizinische Aspekte. Zusätzlich soll mit dem Ratgeber den Eltern geholfen werden, die Diagnose Diabetes emotional und alltagspraktisch zu bewältigen. Diese Kombination ermöglicht es, die Eltern effektiv auf ihre Aufgabe und die Herausforderung, sowohl Erzieher als auch Therapeut des Kindes zu sein, vorzubereiten. Diese besondere Konstellation, die charakteristisch ist für die pädiatrische Diabetologie, verdeutlicht auch, warum Diabetsschulungen für Eltern schwieriger sind als für Erwachsene mit Typ-1-Diabetes. Auch erziehungsrelevante Themenbereiche müssen in den Schulungen angesprochen 73 Diskussion und potentielle, individuelle Lösungsansätze erarbeitet werden. Durch diese vorliegende Evaluation konnte erstmals gezeigt werden, wie aufwändig individuelle Diabetesschulungen für Eltern wirklich sind. Gleichzeitig konnte ihre Effektivität belegt werden. Als Grenze dieser Studie bleibt jedoch die fehlende Kontrollgruppe zu erwähnen. Aus diesem Grund war es alternativ nur möglich, den Grad der Zielerrichung entsprechend den Empfehlungen der Deutschen DiabetesGesellschaft (DDG) darzulegen. Es wäre schön, wenn diese Arbeit einen Beitrag zur Anerkennung als strukturiertes Schulungsprogramm für Eltern von Kindern mit Diabetes mellitus Typ 1 durch die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) und das Bundesversicherungsamt im Rahmen des DMP Diabetes mellitus Typ 1 Pädiatrie leisten könnte. Diese Katamnese umfasst mit dem Nachuntersuchungsintervall von sechs Monaten einen recht kurzen Zeitraum. Mit dieser Arbeit konnte schon gezeigt werden, dass das Schulungsprogramm für die Zielgruppe angemessen ist und auch in unterschiedlichen Behandlungseinrichtungen in der gesamten Bundesrepublik Deutschland erfolgreich eingesetzt werden kann. Die große Mehrheit der Eltern verfügte im Anschluss an die Schulung über diabetesspezifisches Wissen und praktische Therapiekompetenz. Die positiven Ergebnisse konnten sich nach sechs Monaten bestätigen. Es bleibt interessant und abzuwarten, wie sich die Ergebnisse nach weiteren sechs Monaten darstellen werden. 74 Zusammenfassung 7. Zusammenfassung Die Patientenschulung ist ein unverzichtbarer integraler Bestandteil der Langzeitbetreuung des Diabetes mellitus. Ziele der Diabetesschulungen sind die Vorbereitung und Aufrechterhaltung der eigenverantwortlichen Mitarbeit der Patienten bei ihrer täglichen Therapie. Dazu sind ein fundiertes Fachwissen und Selbstmanagement-Fähigkeiten bei den Betroffenen unerlässlich (ADA 2006, Mensing et al. 2006). Individuell zugeschnittene und zielgruppenorientierte strukturierte Schulungsprogramme, die durch ein multidisziplinäres Team getragen werden, gelten dazu mittlerweile als Goldstandard. Die Effektivität dieser Schulungen zur Prävention von diabetesbedingten Folgeerkrankungen wurde vielfach belegt (Silverstein et al. 2005). In der pädiatrischen Diabetologie ergibt sich die Besonderheit, dass zusätzlich zum erkrankten Kind vor allem dessen Eltern geschult werden müssen, um die Therapie im Alltag verantwortlich und selbstständig umsetzen zu können (Danne et al. 2004, Koordinierungsausschuss Disease Management Programme 2004, NHMRC 2005, NICE 2004). In der Initialphase nach Manifestation des Diabetes bei einem Kind sollen Eltern daher grundlegende Informationen über die Krankheit, die Therapie und deren Umsetzung unter Alltagsbedingungen erhalten. Außerdem benötigen sie psychosoziale Hilfen, um die schwerwiegende Diagnose emotional und kognitiv zu bewältigen. Die initiale Schulung soll beide Elternteile in die Lage versetzen, ihr Kind in seiner normalen körperlichen und geistigen Entwicklung bei gleichzeitig guter gesundheitsbezogener Lebensqualität zu unterstützen. Nationale und internationale evidenzbasierte Leitlinien empfehlen über die Initialschulung hinaus regelmäßige Folgeschulungen im Abstand von zwei bis drei Jahren. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf die Evaluation der Initialschulung für Eltern von Kindern mit Typ-1-Diabetes. Sie orientiert sich an einem leitliniengemäßen medizinisch und psychologisch fundierten Schulungskonzept, das bereits seit einigen Jahren bundesweit in pädiatrischen Diabeteszentren umgesetzt wird (Hürter u. Lange 2004). Das Programm ist speziell auf die physiologischen und psychologischen 75 Zusammenfassung Besonderheiten von Kindern mit Diabetes und die spezifischen Erziehungsaufgaben ihrer Eltern abgestimmt. Die zentralen Inhalte sind in einem umfangreichen medizinischen und psychologischen Ratgeber für Eltern zusammengestellt. Ein Schulungscurriculum formuliert die zentralen Lernziele, die mit den beteiligten Schulungsteams während der Einführungsseminare zum Programm abgestimmt wurden. Die hier durchgeführte multizentrische Evaluation der initialen Elternschulungen richtete sich zunächst auf die Struktur- und Prozessqualität, d. h. auf die personelle und sachliche Ausstattung der Zentren einerseits und andererseits auf die zur Schulung erforderliche Zeit und den Bedarf an qualifiziertem Personal. Im zweiten Schritt wurde die Ergebnisqualität nach Abschluss der Schulung und nach weiteren sechs Monaten Diabetesdauer überprüft und mit den Therapiezielen verglichen, die in den evidenzbasierten Leitlinien zur Therapie des Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen formuliert sind. Ein Warte- oder Kontrollgruppendesign zur Darstellung der Effektivität dieser Initialschulung war dabei aus ethischen Gründen oder mangels eines alternativen Schulungskonzepts nicht möglich. An der Studie beteiligten sich bundesweit zehn als Behandlungseinrichtung für Kinder und Jugendliche mit Diabetes mellitus Typ 1 (DDG) anerkannte Zentren. Sie nahmen unselektiert alle Familien (n = 81) auf, deren Kind im Alter zwischen 4 und 14 Jahren (8,1 ± 2,9 Jahre) während des Studienzeitraums an Typ-1-Diabetes erkrankte. Die an der Elternschulung beteiligten Teammitglieder, die erforderliche Zeit zur Schulung sowie die Dauer des stationären Aufenthalts wurden protokolliert. Die Ergebnisqualität der Schulung bezog sich zunächst auf die Zufriedenheit der Eltern mit dem Angebot und den Unterrichtsmaterialien. Weiterhin wurden die Therapiekompetenzen beider Eltern praktisch in einem Assessment im Anschluss an die Schulung und theoretisch mit einem standardisierten Diabetes-Wissens-Test (DWT-Typ 1) überprüft. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität des Kindes wurde bei Manifestation retrospektiv für die Zeit vor der Diagnose und nach sechs Monaten Diabetesdauer mit Hilfe des KINDLR erfasst. Ebenso wurden Daten zur allgemeinen Selbstständigkeit des Kindes und zum Wohlbefinden der Eltern (WHO-5) vor der Diagnose und nach sechs Monaten erhoben. Als Parameter zur Einschätzung der Qualität der Stoffwechseleinstellung, die sich aus 76 Zusammenfassung den therapeutischen Bemühungen der Eltern ergab, wurden das HbA1c, die Anzahl schwerer Hypoglykämien, die Zahl der Ketoazidosen und die Zahl diabetesbezogener stationärer Aufnahmen des Kindes innterhalb der ersten sechs Monate prospektiv erfasst. Alle in Frage kommenden 81 Familien erkärten sich zur Teilnahme an der Studie bereit, nach sechs Monaten konnten noch 76 Familien (91,4 %) erreicht werden. Die initiale Schulung der Mütter und Väter durch die multiprofessionellen Teams nahm im Mittel 18,5 ± 4,9 theoretische Unterrichtseinheiten à 45 Minuten und 12,1 ± 6,7 praktische Einheiten in Anspruch, der stationäre Aufenthalt der Kinder betrug im Mittel 12 Tage (8 bis 19 Tage). Sowohl die Eltern als auch die Schulungsteams bewerteten das Schulungsprogramm hinsichtlich Umfang, Verständlichkeit und Praktikabilität sehr positiv. Das Schulungsbuch konnte sich in den ersten sechs Monaten der Krankheit in den Familien als Nachschlagewerk etablieren. Direkt im Anschluss an die Schulung beherrschten alle Mütter und 90 % der Väter alle praktischen Elemente der Therapie und verfügten über ein fundiertes diabetesspezifisches Wissen, das sich innerhalb der folgenden sechs Monate noch verfestigte. Bis auf wenige Ausnahmen (9 Kinder), lag das HbA1c der Kinder nach sechs Monaten im Bereich des in den Leitlinien formulierten Zielbereichs. Die Rate schwerer Hypoglykämien (8 pro 100 Patientenjahre), die Ketoazidoserate (1 Ketoazidose in 6 Monaten pro 76 Patienten) und die Zahl stationärer Aufnahmen (5 Aufnahmen) in den ersten sechs Monaten sprechen ebenfalls für eine mehrheitlich erfolgreiche Therapie durch die Eltern. Nahezu alle Kinder, die dieses Ziel nicht erreichten, waren durch besondere psychosoziale Belastungen der gesamten Familie gekennzeichnet. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Kinder entsprach aus Sicht der Eltern vor der Manifestation dem durchschnittlichen Niveau der jeweiligen Altersgruppe. Nach sechs Monaten Diabetesdauer kam es zu dem aus der Literatur (Herschbach 2002, Bullinger u. RavensSieberer 2001, Sprangers et al. 2002) bekannten paradoxen Ergebnis, dass es den Kindern insbesondere in den Dimensionen körperliches Wohlbefinden, psychisches Wohlbefinden, Selbstwert, Freunde, Schule, Lebensqualität total und in dem Modul Erkrankung signifikant besser als gesunden Gleichaltrigen ging. Gestützt wird dieses Ergebnis durch die Tatsache, dass es – wider die Erwartungen der Familien – nach 77 Zusammenfassung sechs Monaten Diabetesdauer zu keinen bedeutsamen Einschränkungen im täglichen Leben der Kinder gekommen war. Demgegenüber war die Befindlichkeit der Eltern, insbesondere der Mütter, initial relativ schlecht. 58,0 % der Mütter und 28,4 % der Väter wiesen im WHO-5-Test einen Summenscore unter 13 auf, der als Hinweis auf eine Depression zu werten ist. Nach sechs Monaten Diabetesdauer war die Situation der Eltern tendentiell besser, aber noch immer mussten 41,1 % der Mütter und 23,2 % der Väter als hochbelastet eingeschätzt werden. Das strukturierte Schulungsprogramm für Eltern von Kindern mit Typ-1-Diabetes und die daran orientierte individualisierte Schulung beider Eltern kann aufgrund der vorliegenden Daten als effektiv eingeschätzt werden. Es erfüllt die zentralen Anforderungen an die Ergebnisqualität, die heute zur Anerkennung als strukturiertes Schulungsprogramm (DDG) und zur Aufnahme in das Disease Management Programm Typ-1-Diabetes durch das Bundesversicherungsamt gestellt werden. Um diese positiven Ergebnisse hinsichtlich der Qualität der Stoffwechseleinstellung, der Lebensqualität der Kinder und der Akzeptanz des Programms durch die Familien zu erreichen, sind jedoch durchschnittlich 30,6 Unterrichtsstunden à 45 Minuten erforderlich, die von den pädiatrisch-diabetologisch qualifizierten Teammitgliedern umgesetzt werden. Mit Blick auf die vielen Jahrzehnte mit Diabetes, für die hier in den ersten Wochen mit der chronischen Krankheit entscheidende Weichen gestellt werden, erscheint diese Stundenzahl jedoch keinesfalls überdimensioniert. 78 Literatur 8. Literatur Åkerblom HK. Definition of remission in insulin-dependent, juvenile-onset diabetes mellitus (IDDM). Acta Paediatr Belg. 1980;33:66 American Diabetes Association. Third-Party Reimbursement for Diabetes Care, SelfManagement Education, and Supplies. Diabetes Care. 2006 Jan;29 Suppl 1: S68-9 American Diabetes Association. Diabetes Care in the School and Day Care Setting. Diabetes Care. 2004 Jan;27 Suppl 1:S122-8 Anderson BJ, Vangsness L, Connell A, Butler D, Goebel-Fabbri A, Laffel LM. Family conflict, adherence, and glycaemic control in youth with short duration Type 1 diabetes. Diabet Med. 2002 Aug; 19(8):635-42 Anderson BJ, Brackett J, Ho J, Laffel LM. An office-based intervention to maintain parent- adolescent teamwork in diabetes management. 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Frederiksborg General Hospital, DK-3400 Hillerod www.diabetes-kids.de 96 Lebenslauf Lebenslauf Name: Tina Kleine Geburtsdatum/-ort: 22. August 1982 in Stadthagen Familienstand: ledig Konfession: evangelisch-lutherisch Name der Mutter: Petra Kleine geb. Janda Name des Vaters: Manfred Willi Heinz Kleine 1988 – 1992: Grundschule Magister-Nothold-Schule, Lindhorst 1992 – 1994: Orientierungsstufe Lindhorst 1994 – 2001: Ratsgymnasium Stadthagen seit Oktober 2001: Medizinische Hochschule Hannover, Studiengang Humanmedizin September 2003: Ärztliche Vorprüfung November 2007: Ärztliche Prüfung seit Dezember 2007: Assistenzärztin Klinikum Schaumburg, Kreiskrankenhaus Stadthagen, Abteilung für Innere Medizin Hannover, den 17.03.2008 97 Ich erkläre, dass ich die der Medizinischen Hochschule Hannover zur Promotion eingereichte Dissertation mit dem Titel „Strukturierte initiale Diabetesschulung für Eltern von Kindern mit Typ-1Diabetes: Eine multizentrische Studie zur Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität“ in der Abteilung für Medizinische Psychologie unter Betreuung von Frau PD Dr. rer. nat. Lange ohne sonstige Hilfe durchgeführt und bei der Abfassung der Dissertation keine anderen als die dort aufgeführten Hilfsmittel benutzt habe. Ich habe diese Dissertation bisher an keiner in- oder ausländischen Hochschule zur Promotion eingereicht. Weiterhin versichere ich, dass ich den beantragten Titel bisher noch nicht erworben habe. Ergebnisse der Dissertation wurden in folgenden Publikationsorganen veröffentlicht: • Lange K, Kleine T, Danne T. Development and evaluation of an educational program for parents of newly diagnosed children with type 1 diabetes. Pediatric Diabetes (2006) 7 S5:42 • Lange K, Kleine T, Dunstheimer D, Etspüler J, Paape D, Lauterborn R, Jorch N, Kapellen T, Petersen M, Ludwig KH, Serra E, Danne T. Struktur und Ergebnisse der Initialschulung der Eltern von Kindern mit Typ 1 Diabetes: eine multizentrische Evaluation. Diabetologie und Stoffwechsel (2006) 1:S50 International vorgestellt wurden die Ergebnisse der Dissertation auf dem 32. wissenschaftlichen Kongress der ISPAD (International Society for Pediatric & Adolescent Diabetes) 2006 in Cambridge. Hannover, den 17.03.2008 98 Danksagung Danksagung Ich möchte Frau PD Dr. rer. nat. Lange für die Überlassung des Themas dieser Dissertation und die ausgezeichnete Zusammenarbeit und Betreuung während dieser Arbeit danken. Ebenso bin ich den beteiligten Kinderkliniken und den Schulungsteams für die gute und effektive Zusammenarbeit zu Dank verpflichtet. Diese Arbeit ermöglicht haben aber erst die Familien, die sich bereit erklärt haben, im Rahmen der initialen Diabetesschulung gleichzeitig noch an dieser Evaluation teilzunehmen. Dafür meinen recht herzlichen Dank. 99 Anhang 9. Anhang Die im Anhang angeführten Fragebögen sind exemplarisch aufgeführt. Sie fanden zum Zeitpunkt der initialen Elternschulung Verwendung. Eine Modifizierung der Fragestellungen bei den einzelnen Bögen für den Erfassungszeitpunkt nach sechs Monaten hat teilweise stattgefunden. Der KINDLR wurde nach sechs Monaten um die Skala „Krankheit“ erweitert. 100 Anhang A. I. Beteiligte Zentren Ort Zentrum Ansprechpartner Klinikum Augsburg I. Klinik für Kinder und Jugendliche Augsburg Stenglinstr. 2 86156 Augsburg Berlin Dr. med. Hauschildt, Diabetesberaterin Rita Reinhard Charité, Campus Virchow-Klinikum Klinik für Allg. Pädiatrie Augustenburger Platz 1 13353 Berlin PD Dr. med. Kordonouri Gilead gGmbH - Kinderzentrum Bielefeld Grenzweg 10 33617 Bielefeld Bremen Dr. med. Jorck, Diabetesberaterin Brigitte Wessel Krankenhaus St.-Jürgens-Straße Prof.-Hess-Kinderklinik St.-Jürgens-Straße 28205 Bremen Dr. med. Marg, Diabetesberaterin Dorothee Steffen-Paape Kinderkrankenhaus Auf der Bult Allg. Kinderheilkunde III Hannover Janusz-Korczak-Allee 12 30173 Hannover Prof. Dr. med. T. Danne, Diabetesberaterin Christiane Krowicki, Diabetesberaterin Kerstin Walte Kassel Kinder-Krankenhaus Park Schönfeld Abteilung für Pädiatrie Frankfurter Straße 167 34121 Kassel Dr. med. Etspüler, Diabetesberaterin Ulla Fäderich Leipzig Universitätskinderklinik Oststraße 21 – 25 04317 Leipzig Dr. med. Thomas Kapellen, Diabetesberaterin Kristin Claus Lübeck Med. Universität zu Lübeck Klinik für Pädiatrie Ratzeburger Allee 160 23538 Lübeck Dr. med. Wagner, Diabetesberaterin Frau Petersen Trier Mutterhaus der Boromäerinnen Feldstr. 16 54290 Trier Herr Ludwig, Diabetesberaterin Frau Billen Universitäts-Kinderklinik Diabetesambulanz Tübingen Hoppe-Seyler-Straße 1 72076 Tübingen PD Dr.med. Andreas Neu 101 Anhang A. II. Einverständniserklärung der Eltern EINVERSTÄNDNISERKLÄRUNG FÜR ELTERN STUDIE: EVALUATION DIABETESSCHULUNG FÜR ELTERN Multizentrische Evaluation einer initialen Schulung für Eltern mit einem an Diabetes mellitus Typ 1 erkrankten Kind EINVERSTÄNDNISERKLÄRUNG DER ELTERN Zentrums-Nr.: Patienten-Nr.: Diese Seite muss von einem Sorgeberechtigen ausgefüllt werden. Voraussetzung zur Studienteilnahme ist das schriftliche Einverständnis aller Sorgeberechtigten! Name des Kindes:__________________________ Sorgeberechtigte(r): Mutter Vater Geb.Datum:______________ andere Person:__________ Ich/Wir bestätige(n) hiermit, dass ich/wir die Elterninformation gelesen habe(n) und mit Studienarzt, Frau /Herrn Dr. med._________________________________ ausführlich die Ziele, das Wesen, die Bedeutung und Tragweite sowie die Risiken der Behandlung und Untersuchung im Rahmen der genannten klinischen Studie besprochen habe(n). Nachdem ich/wir ausreichend Gelegenheit hatte(n), über eine Teilnahme an der Studie nachzudenken und Fragen zu stellen, erkläre(n) ich/wir mich/uns bereit, an der Studie teilzunehmen. In dieser Entscheidung bin ich/sind wir nicht durch den behandelnden Arzt oder sonstiges Personal der Klinik/Praxis beeinflusst worden. Ich/Wir gebe(n) das Einverständnis zur Teilnahme an der Studie. Die Teilnahme an der Studie und mein/unser Einverständnis dazu sind freiwillig. Mir/uns ist bekannt, dass ich/wir das Einverständnis hierzu jederzeit ohne Angabe von Gründen widerrufen kann/können. Ich/wir bin/sind mit der im Rahmen der Studie erfolgenden Aufzeichnung von Krankheitsdaten und ihrer anonymisierten Weitergabe einverstanden. Ich/Wir habe(n) eine Kopie der Elterninformation und der Einverständniserklärung erhalten. _______________ Ort, Datum ___________________________ Name des/der Sorgeberechtigten __________________ Unterschriftdes/der Sorgeberechtigten _______________ Ort, Datum ___________________________ Name des/der Sorgeberechtigten __________________ Unterschriftdes/der Sorgeberechtigten 102 Anhang EINVERSTÄNDNISERKLÄRUNG FÜR ELTERN STUDIE: EVALUATION DIABETESSCHULUNG FÜR ELTERN Multizentrische Evaluation einer initialen Schulung für Eltern mit einem an Diabetes mellitus Typ 1 erkrankten Kind Zentrums-Nr.: Patienten-Nr.: Erklärung des Studienarztes / des Aufklärenden Ich bestätige, dass ich den oben genannten Patienten und seine Sorgeberechtigten über Wesen, Bedeutung, Tragweite und mögliche Risiken dieses wissenschaftlichen Vorhabens mündlich wie auch schriftlich aufgeklärt habe und dass der oben genannte Patient mit der Teilnahme an diesem Projekt einverstanden ist. Ich werde dieses Formblatt 15 Jahre lang aufheben. Die genannten Sorgeberechtigten haben mir glaubhaft versichert, die allein Sorgeberechtigten für diesen Patienten zu sein. Sie haben Ihr Einverständnis zur Studienteilnahme Ihres Kindes und zum Datenschutz mit den obigen Unterschriften gegeben. Des Weiteren bestätige ich, dass der Patient bzw. seine Sorgeberechtigten eine Ausfertigung des Informationsblattes sowie dieser Einwilligungserklärung erhalten haben. _______________ ______________________ __________________ Ort, Datum Name des Studienarztes / des Aufklärenden Unterschrift des Studienarztes/ des Aufklärenden 103 Anhang Einwilligungserklärung der Eltern zum Datenschutz EVALUATION DIABETESSCHULUNG FÜR ELTERN Multizentrische Evaluation einer initialen Schulung für Eltern mit einem an Diabetes mellitus Typ 1 erkrankten Kind Patienten-Nummer: ___ ___ Zentrums-Nummer: Patientenname: __________________________________ ___ ___ Im Rahmen der Studie werden Daten/Krankheitsdaten Ihres Kindes einschließlich der Daten über Geschlecht, Alter, Gewicht und Körpergröße sowie Daten zur Therapie und das HbA1c anonymisiert aufgezeichnet (ohne Namensnennung). Die anonymisierten Daten werden dem Studienzentrum zu wissenschaftlichen Zwecken zur Verfügung gestellt. Die ordnungsgemäße Durchführung der Studie, insbesondere die ordnungsgemäße Erhebung der Daten sowie deren Zuordnung zu bestimmten Patienten kann durch einen autorisierten Vertreter der Studiengruppe auch durch direkte Einsicht in Ihre personenbezogenen (d.h. in Verbindung mit Ihrem Namen genannten) Daten, die beim Studienarzt vorliegen, überprüft werden. Der autorisierte Vertreter der Studiengruppe wird für diese Aufgabe speziell ausgebildet. Der autorisierte Vertreter unterliegt auch der Verschwiegenheitsverpflichtung gem. § 40 Bundesdatenschutzgesetz. Er darf Ihre Daten/Krankheitsdaten nur in anonymisierter Form weitergeben und keine Kopien oder Abschriften von ihren Krankheitsunterlagen herstellen. Einsicht in Ihre beim Studienarzt vorliegenden persönlichen Daten nehmen unter Umständen auch die zuständige Überwachungsbehörde oder die Ethik-Kommission. Die persönlichen Daten werden dabei in Übereinstimmung mit dem geltenden Datenschutzgesetz vertraulich behandelt. Eine Weitergabe der Daten ihres Kindes erfolgt somit ausschließlich anonymisiert. Im Falle der Veröffentlichung von Studienergebnissen bleibt die Vertraulichkeit der persönlichen Daten ihres Kindes ebenfalls gewährleistet. Die Beachtung des Bundesdatenschutzgesetzes ist in vollem Umfang sichergestellt. Den Inhalt der vorliegenden Datenschutzerklärung habe/n ich/wir verstanden, mit der vorstehend geschilderten Vorgehensweise bin/sind ich/wir einverstanden. _________________ _______________________ Ort, Datum Name des Sorgeberechtigten _________________ _______________________ Ort, Datum Name des Sorgeberechtigten 104 _________________ Unterschrift des Sorgeberechtigten __________________ Unterschrift des Sorgeberechtigten Anhang A. III. Protokoll- und Fragebögen ID-Nummer: Von den Eltern vor der Schulung auszufüllen Stammdaten Liebe Eltern, bitte beziehen Sie sich auf die Situation Ihrer Familie im Moment. 1. Wann ist Ihr Kind geboren? Jahr:________ 2. Wie ist das Geschlecht Ihres Kindes? Junge Monat:________ Mädchen 3. Wann wurde der Diabetes mellitus Typ 1 bei Ihrem Kind festgestellt? Monat/Jahr: ____________ 4. Wie ist die Lebenssituation des Kindes? Lebt es mit beiden leiblichen Eltern Stiefelternfamilie (ein leiblicher Elternteil) allein erziehender Elternteil andere Situation:____________________________ 5. Wie viele Geschwister hat Ihr erkranktes Kind? ___________ 6. Besucht Ihr Kind den Kindergarten oder die Schule? Wenn es schon zur Schule geht, in welche Klassenstufe auf welcher Schulform? _________________________________________________________ Kindergarten/ Schulbesuch: halbtags ganztags 7. Was ist der höchste Bildungsabschluss des Vaters? ________________ 8. Was ist der höchste Bildungsabschluss der Mutter? _________________ 105 Anhang 9. Ist der Vater momentan berufstätig? Nein teilzeit vollzeit 10. Ist die Mutter momentan berufstätig? Nein teilzeit vollzeit 11. Welche Nationalität hat die Mutter? Deutsch andere:________ 12. Welche Nationalität hat der Vater? Deutsch andere: ________ 13. Gibt es momentan eine besondere Belastung in Ihrer Familie (z. B. Trennung, ein schwer erkranktes Familienmitglied, finanzielle Sorgen oder ähnliches)? Nein Ja,__________________________________________ 14. Hat Ihr Kind eine weitere chronische Erkrankung / Behinderung? Nein Ja,__________________________________________ 15. Hatte Ihr Kind im letzten Jahr große seelische Probleme? Nein Ja,__________________________________________ 16. Hat ein Elternteil oder ein Geschwisterkind bereits Typ-1-Diabetes? Nein Ja, ____________________________________ 17. Sind bei Ihnen Grundkenntnisse über Diabetes mellitus vorhanden? Ja, durch Typ-1-Diabetes in der Familie Ja, durch Typ-2-Diabetes in der Familie (Alterszucker) Ja, durch den Beruf Nein, keine besonderen 18. Wie groß ist die Entfernung zwischen Ihrem Wohnort und dem Diabeteszentrum? etwa___________________________km 106 Anhang ID-Nummer: von den Eltern bei Studienbeginn auszufüllen Datum:______________ Alltagsaktivitäten der Eltern Liebe Eltern! Wir stellen Ihnen nun einige Fragen zu den Alltagsaktivitäten und der Selbstständigkeit Ihres Kindes sowie zu Ihrer eigenen Freizeitgestaltung in den letzten drei Monaten, bevor der Diabetes bei Ihrem Kind festgestellt wurde. 1. Trifft sich Ihr Kind nachmittags alleine mit Freunden zum Spielen? ja nein 2. Hat Ihr Kind regelmäßige Freizeitaktivitäten wie Fußballverein, Musikschule? nein ja, ____________________________________ 3. Übernachtet Ihr Kind gelegentlich allein bei Verwandten wie Großeltern, Tante usw? ja nein 4. Übernachtet Ihr Kind gelegentlich bei seinen Freunden? ja nein 5. Hat Ihr Kind an Klassenfahrten, Kindergartenausflügen, Vereinsausflügen usw. alleine teilgenommen? ja nein fand bisher nicht statt 6. Schläft Ihr Kind allein in seinem Zimmer? ja 7. Schlafen Sie nachts meist durch, ohne nach ihrem Kind zu sehen? ja nein 107 nein Anhang 8. Besuchen Sie abends ohne Ihr Kind Restaurants, Kino, Sportverein, Fitnessclub oder ähnliches? ja nein 9. Haben Sie einen Babysitter oder einen anderen Betreuer, der sich um Ihr Kind kümmert, wenn Sie unterwegs sind? ja nein 10. Nehmen Sie an Feiern mit Freunden oder der Familie mit Ihrem Kind teil? ja nein 11. Lässt sich ggf. die Berufstätigkeit mit der Betreuung des Kindes gut vereinbaren? Mutter: ja, meistens eher nein derzeit nicht berufstätig Vater: ja, meistens eher nein derzeit nicht berufstätig 12. Befürchten Sie, dass Sie wegen des Diabetes Ihres Kindes etwas Wichtiges in Ihrem Leben ändern oder aufgeben werden müssen? nein ja, ggf. was?_____________________________________ 108 Anhang ID-Nummer: von den Eltern vor der Schulung auszufüllen Datum:_____________ Fragebogen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität Liebe Eltern, mit diesem Bogen möchten wir erfahren, wie es Ihrem Kind und Ihnen in der letzten Woche ging, bevor der Diabetes entdeckt wurde. Es gibt keine richtige oder falsche Antwort. Ihr persönlicher Eindruck zählt. Bitte beachten Sie beim Beantworten der Fragen folgende Hinweise: Lesen Sie bitte jede Frage genau durch Überlegen Sie, wie Ihr Kind sich in der letzten Woche gefühlt hat, bevor der Diabetes festgestellt wurde kreuzen Sie immer die Antwort an, die für Ihr Kind am besten zutrifft Wer füllt den Fragebogen aus? Mutter Vater beide Körperliches Wohlbefinden In der letzten Woche bevor der Diabetes festgestellt wurde 1. ...hat mein Kind sich krank gefühlt nie selten manchmal oft immer 2. ...hatte mein Kind Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen nie selten manchmal oft immer 3. ...war mein Kind müde und schlapp nie selten manchmal 4. oft immer ...hatte mein Kind viel Kraft und Ausdauer nie selten manchmal oft immer Seelisches Wohlbefinden In der letzten Woche bevor der Diabetes festgestellt wurde 1. ...hat mein Kind viel gelacht und Spaß gehabt nie selten manchmal oft 2. 3. 4. immer ...hatte mein Kind zu nichts Lust nie selten manchmal oft immer ...hat mein Kind sich allein gefühlt nie selten manchmal oft immer ...hat mein Kind sich ängstlich oder unsicher gefühlt nie selten manchmal oft immer 109 Anhang Selbstwert In der letzten Woche bevor der Diabetes festgestellt wurde 1. ...war mein Kind stolz auf sich nie selten manchmal oft 2. 3. 4. immer ...fühlte mein Kind sich wohl in seiner Haut nie selten manchmal oft immer ...mochte mein Kind sich selbst leiden nie selten manchmal oft immer ...hatte mein Kind viele gute Ideen nie selten manchmal oft immer Familie In der letzten bevor der Diabetes festgestellt wurde 1. ...hat mein Kind sich gut mit uns als Eltern verstanden nie selten manchmal oft immer 2. 3. 4. ...hat mein Kind sich zu Hause wohl gefühlt nie selten manchmal oft immer ...hatten wir schlimmen Streit zu Hause nie selten manchmal immer oft ...fühlte mein Kind sich durch mich bevormundet nie selten manchmal oft immer Freunde In der letzten Woche bevor der Diabetes festgestellt wurde 1. ...hat mein Kind etwas mit Freunden zusammen gemacht nie selten manchmal oft immer 2. ...ist mein Kind bei anderen „gut angekommen“ nie selten manchmal oft immer 3. ...hat mein Kind sich gut mit seinen Freunden verstanden nie selten manchmal oft immer 4. ...hatte mein Kind das Gefühl, dass es anders ist als die anderen nie selten manchmal oft immer 110 Anhang Schule / Vorschule / Kindergarten In der letzten Woche, in der mein Kind in der Schule / im Kindergarten war, bevor der Diabetes festgestellt wurde 1. ...hat mein Kind die Aufgaben gut geschafft nie selten manchmal oft immer 2. ...hat meinem Kind der Kindergarten / der Unterricht Spaß gemacht nie selten manchmal oft immer nur für Schulkinder: 3. ...hat mein Kind sich Sorgen um seine Zukunft gemacht nie selten manchmal oft immer nur für Schulkinder: 4. ...hatte mein Kind Angst vor schlechten Noten bzw. einem Misserfolg nie selten manchmal oft immer nur für Kindergartenkinder: 5. ...hat sich mein Kind auf den Kindergarten gefreut nie selten manchmal oft immer nur für Kindergartenkinder: 6. ..hat mein Kind bei kleineren Aufgaben viele Fehler gemacht. nie selten manchmal oft immer Krankheit In der letzten Woche 1. ...hatte mein Kind Angst, der Diabetes könnte schlimmer werden nie selten manchmal oft 2. ...war mein Kind wegen des Diabetes traurig nie selten manchmal oft 3. ...kam mein Kind mit dem Diabetes gut zurecht nie selten manchmal oft 4. ...habe ich mein Kind wegen des Diabetes so behandelt, als ob es ein kleines Kind wäre nie selten manchmal oft 5. ...wollte mein Kind, dass keiner etwas von seinem Diabetes merkt nie selten manchmal oft 6. ...hat mein Kind wegen des Diabetes den Kindergarten / die Schule nicht besucht nie selten manchmal oft 111 Anhang Die nächsten Fragen sollte die Mutter aus ihrer Sicht beantworten: Wie ging es Ihnen selbst in der Woche, bevor der Diabetes bei Ihrem Kind festgestellt wurde? die Mutter die mehr weniger einen zu ganze meiste als die als die Teil der keiner Zeit Hälfte Zeit Zeit Hälfte Zeit der Zeit der Zeit Ich habe mich zufrieden und in guter Verfassung gefühlt Ich habe mich ruhig und entspannt gefühlt Ich habe mich aktiv und kraftvoll gefühlt Ich bin frisch und ausgeruht aufgewacht Mein tägliches Leben war ausgefüllt mit Dingen, die mich interessierten Die nächsten Fragen sollte der Vater aus seiner Sicht beantworten: Wie ging es Ihnen selbst in der Woche, bevor der Diabetes bei Ihrem Kind festgestellt wurde? die Vater die mehr weniger einen als die Teil der keiner Zeit Hälfte Zeit Zeit Hälfte der Zeit der Zeit Ich habe mich zufrieden und in guter Verfassung gefühlt Ich habe mich ruhig und entspannt gefühlt Ich habe mich aktiv und kraftvoll gefühlt Ich bin frisch und ausgeruht aufgewacht Mein tägliches Leben war ausgefüllt mit Dingen, die mich interessierten 112 zu ganze meiste als die Zeit Anhang ID-Nummer: von der Mutter auszufüllen direkt nach der Schulung Was wissen Sie über den Typ-1-Diabetes und seine Behandlung? Dieser Fragebogen soll uns zeigen, wie viel Ihnen über den Diabetes vermittelt wurde. Wenn Sie nicht alle Antworten kennen, ist das kein Problem. Wir lernen daraus. Zu jeder Feststellung sind drei mögliche Antworten vorgegeben. Es können eine, zwei oder alle drei Antworten richtig sein. Bitte kreuzen Sie jeweils alle richtigen Antworten an. Die erste Feststellung soll als Beispiel dienen: 1. Mit Typ-1-Diabetes: ý a) muss man regelmäßig Insulin spritzen b) muss man sich um das Essen keine Gedanken machen ý c) kann man Zucker im Harn ausscheiden, wenn der Blutzucker hoch ist a und c sind angekreuzt, weil diese Antworten richtig sind. Die Antwort b ist falsch. 2. Typ-1-Diabetes ist eine Erkrankung, die: relativ plötzlich auftritt und lebenslang besteht durch Insulinmangel hervorgerufen wird zur Vermeidung von Folgeschäden genau behandelt werden muss 3. Mögliche Folgen von Insulinmangel: hoher Blutzucker Harnzuckerausscheidung Durst 4. Ein zu langer Spritz-Ess-Abstand: bewirkt einen zu niedrigen Blutzucker verursacht einen zu hohen Blutzucker hat keinen Einfluss auf den Blutzucker 5. Folgende Insulinart wirkt ca. 2-4 Stunden: Mischinsulin (feste Mischung von Normal- und Verzögerungsinsulin) Verzögerungsinsulin (Langzeitinsulin, Depotinsulin) Normalinsulin (Altinsulin) 6. Regelmäßiger Wechsel der Spritzstellen: ist nicht notwendig und auch der Wechsel der Körperregionen beeinflussen die Schnelligkeit der Insulinwirkung ist wichtig zur Verhinderung von Hautveränderungen (Dellen und Verhärtungen) 113 Anhang 7. Personen mit Typ-1-Diabetes haben bei der Ernährung darauf zu achten: die Kohlenhydratmenge mit der gespritzten Insulinmenge abzustimmen entsprechend der Blutzuckerlage Kohlenhydrate zu essen, die schnell oder langsam ins Blut gehen möglichst keine oder nur wenige Kohlenhydrate zu essen 8. Lebensmittel, die keine Kohlenhydrate (BE/KE) enthalten: Fleisch Eier Milch 9. Die Kohlenhydrate (BE/KE) folgender Lebensmittel gelangen langsam ins Blut: Nüsse Vollkornbrot Cornflakes 10. Der Fettgehalt der Nahrung sollte beachtet werden: wegen des hohen Kaloriengehaltes wenn man zu Übergewicht neigt da sehr fette Speisen die Aufspaltung der Kohlenhydrate verzögern 11. Wirkungen von körperlicher Belastung (z. B. Joggen, Radfahren) bei stark erhöhten Blutzuckerwerten (mit Azetonausscheidung): blutzuckersenkend blutzuckersteigernd hat keinen Einfluss 12. Mögliche Maßnahmen bei körperlicher Anstrengung (z. B. Joggen, Radfahren) und ausgeglichenen (guten) Blutzuckerwerten: Insulindosis und Essensmenge auf keinen Fall verändern weniger Insulin spritzen zusätzliche Kohlenhydrate (BE/KE) essen 13. Sehr hoher Blutzucker kann auftreten bei: fiebrigen Erkrankungen zu wenig Insulin Ernährungsfehler 14. Warnzeichen für hohen Blutzucker (Hyperglykämie) sind: Durst Müdigkeit Harndrang 15. Azeton (Keton) kann auftreten: bei erhöhtem Abbau von Fettgewebe bei starkem Insulinmangel immer bei Unterzuckerungen 116 Anhang 16. Azetonausscheidung kann man feststellen: durch süß-sauren Geruch aus dem Mund im Urin, mit Hilfe eines Teststreifens durch Bestimmung des Blutzuckers 17. Mögliche Maßnahmen bei kurzfristig erhöhtem Blutzucker (ohne Azetonausscheidung): weniger Insulin spritzen zusätzlich Normalinsulin spritzen weniger Kohlenhydrate (BE/KE) bei der nächsten Mahlzeit essen 18. Mögliche Maßnahmen bei langfristig erhöhtem Blutzucker (mit Azetonausscheidung): mehrmals zusätzlich Normalinsulin spritzen häufige Blutzuckerkontrollen während und auch noch Stunden nach der Blutzuckerentgleisung weniger Kohlenhydrate essen 19. Sinnvolle Maßnahmen bei plötzlich erhöhtem Blutzucker: zusätzlich Kohlenhydrate essen häufiger Blutzucker messen je nach Verlauf der Blutzuckerwerte Normalinsulin spritzen 20. Mögliche Ursachen für sehr niedrigen Blutzucker (Hypoglykämie): zuviel Insulin gespritzt zu viele Kohlenhydrate gegessen zu starke körperliche Betätigung 21. Mögliche Warnzeichen für niedrigen Blutzucker (Hypoglykämie): großer Durst Schwitzen, Zittern Heißhunger 22. Sinnvolle Maßnahmen bei ersten Unterzuckeranzeichen: Insulin spritzen schnell wirksame Kohlenhydrate essen Glukagon spritzen 23. Mögliche Maßnahmen bei Unterzuckerungen, die mehrmals zu ähnlichen auftreten: Verlängerung des Spritz-Ess-Abstandes weniger Insulin spritzen mehr Kohlenhydrate essen 24. Mögliche Maßnahmen bei Appetitlosigkeit (bei normalem Blutzucker): unter Umständen Kohlenhydrate in flüssiger Form zu sich nehmen vermehrte Blutzuckerkontrollen durchführen Langzeitinsulindosis erhöhen 117 Zeiten Anhang 25. Mögliche Maßnahmen bei Fieber: Langzeitinsulindosis reduzieren zur Verhinderung von erhöhten Blutzuckerwerten Normalinsulindosis erhöhen häufigere Blutzuckerkontrollen als üblich durchführen 26. Mögliche Maßnahmen bei erhöhten Nüchtern-Blutzuckerwerten an mehreren aufeinander folgenden Tagen: morgens weniger Normalinsulin, mehr Verzögerungsinsulin spritzen prüfen, ob der Blutzucker an den Abenden zuvor auch ständig erhöht war mehrmals zusätzliche Blutzuckerkontrollen durchführen, auch am Abend und nachts 27. Mögliche Ursachen für erhöhte Blutzuckerwerte nach dem Frühstück: zu kurzer Spritz-Ess-Abstand morgens zu wenig Normalinsulin gespritzt zu wenig Kohlenhydrate zum Frühstück gegessen 28. Mögliche Ursachen für erhöhte Blutzuckerwerte vor dem Abendessen: nachmittags zu viele Kohlenhydrate gegessen morgens oder mittags zu wenig Verzögerungsinsulin gespritzt morgens zu viel Verzögerungsinsulin gespritzt 29. Mögliche Maßnahmen bei erhöhten Blutzuckerwerten vor dem Abendessen an mehreren aufeinander folgenden Tagen: Zwischenmahlzeit am Nachmittag reduzieren Verzögerungsinsulinanteil morgens oder mittags erhöhen zum Frühstück mehr Kohlenhydrate essen 30. Diabetische Folgeerkrankungen sind: Durchblutungsstörungen Allergien Schäden am Augenhintergrund 31. Zusätzliche Risikofaktoren für das Auftreten von Folgeschäden: Rauchen erhöhter Blutdruck Sport Danke für Ihre Mitarbeit!!!! 118 Anhang ID-Nummer: von dem Vater auszufüllen direkt nach der Schulung Was wissen Sie über den Typ-1-Diabetes und seine Behandlung? Dieser Fragebogen soll uns zeigen, wie viel Ihnen über den Diabetes vermittelt wurde. Wenn Sie nicht alle Antworten kennen, ist das kein Problem. Wir lernen daraus. Zu jeder Feststellung sind drei mögliche Antworten vorgegeben. Es können eine, zwei oder alle drei Antworten richtig sein. Bitte kreuzen Sie jeweils alle richtigen Antworten an. Die erste Feststellung soll als Beispiel dienen: 1. Mit Typ-1-Diabetes: ý a) muss man regelmäßig Insulin spritzen b) muss man sich um das Essen keine Gedanken machen ý c) kann man Zucker im Harn ausscheiden, wenn der Blutzucker hoch ist a und c sind angekreuzt, weil diese Antworten richtig sind. Die Antwort b ist falsch. 2. Typ-1-Diabetes ist eine Erkrankung, die: relativ plötzlich auftritt und lebenslang besteht durch Insulinmangel hervorgerufen wird zur Vermeidung von Folgeschäden genau behandelt werden muss 3. Mögliche Folgen von Insulinmangel: hoher Blutzucker Harnzuckerausscheidung Durst 4. Ein zu langer Spritz-Ess-Abstand: bewirkt einen zu niedrigen Blutzucker verursacht einen zu hohen Blutzucker hat keinen Einfluss auf den Blutzucker 5. Folgende Insulinart wirkt ca. 2-4 Stunden: Mischinsulin (feste Mischung von Normal- und Verzögerungsinsulin) Verzögerungsinsulin (Langzeitinsulin, Depotinsulin) Normalinsulin (Altinsulin) 6. Regelmäßiger Wechsel der Spritzstellen: ist nicht notwendig und auch der Wechsel der Körperregionen beeinflussen die Schnelligkeit der Insulinwirkung ist wichtig zur Verhinderung von Hautveränderungen (Dellen und Verhärtungen) 117 Anhang 7. Personen mit Typ-1-Diabetes haben bei der Ernährung darauf zu achten: die Kohlenhydratmenge mit der gespritzten Insulinmenge abzustimmen entsprechend der Blutzuckerlage Kohlenhydrate zu essen, die schnell oder langsam ins Blut gehen möglichst keine oder nur wenige Kohlenhydrate zu essen 8. Lebensmittel, die keine Kohlenhydrate (BE/KE) enthalten: Fleisch Eier Milch 9. Die Kohlenhydrate (BE/KE) folgender Lebensmittel gelangen langsam ins Blut: Nüsse Vollkornbrot Cornflakes 10. Der Fettgehalt der Nahrung sollte beachtet werden: wegen des hohen Kaloriengehaltes wenn man zu Übergewicht neigt da sehr fette Speisen die Aufspaltung der Kohlenhydrate verzögern 11. Wirkungen von körperlicher Belastung (z. B. Joggen, Radfahren) bei stark erhöhten Blutzuckerwerten (mit Azetonausscheidung): blutzuckersenkend blutzuckersteigernd hat keinen Einfluss 12. Mögliche Maßnahmen bei körperlicher Anstrengung (z. B. Joggen, Radfahren) und ausgeglichenen (guten) Blutzuckerwerten: Insulindosis und Essensmenge auf keinen Fall verändern weniger Insulin spritzen zusätzliche Kohlenhydrate (BE/KE) essen 13. Sehr hoher Blutzucker kann auftreten bei: fiebrigen Erkrankungen zu wenig Insulin Ernährungsfehler 14. Warnzeichen für hohen Blutzucker (Hyperglykämie) sind: Durst Müdigkeit Harndrang 15. Azeton (Keton) kann auftreten: bei erhöhtem Abbau von Fettgewebe bei starkem Insulinmangel immer bei Unterzuckerungen 118 Anhang 16. Azetonausscheidung kann man feststellen: durch süß-sauren Geruch aus dem Mund im Urin, mit Hilfe eines Teststreifens durch Bestimmung des Blutzuckers 17. Mögliche Maßnahmen bei kurzfristig erhöhtem Blutzucker (ohne Azetonausscheidung): weniger Insulin spritzen zusätzlich Normalinsulin spritzen weniger Kohlenhydrate (BE/KE) bei der nächsten Mahlzeit essen 18. Mögliche Maßnahmen bei langfristig erhöhtem Blutzucker (mit Azetonausscheidung): mehrmals zusätzlich Normalinsulin spritzen häufige Blutzuckerkontrollen während und auch noch Stunden nach der Blutzuckerentgleisung weniger Kohlenhydrate essen 19. Sinnvolle Maßnahmen bei plötzlich erhöhtem Blutzucker: zusätzlich Kohlenhydrate essen häufiger Blutzucker messen je nach Verlauf der Blutzuckerwerte Normalinsulin spritzen 20. Mögliche Ursachen für sehr niedrigen Blutzucker (Hypoglykämie): zuviel Insulin gespritzt zu viele Kohlenhydrate gegessen zu starke körperliche Betätigung 21. Mögliche Warnzeichen für niedrigen Blutzucker (Hypoglykämie): großer Durst Schwitzen, Zittern Heißhunger 22. Sinnvolle Maßnahmen bei ersten Unterzuckeranzeichen: Insulin spritzen schnell wirksame Kohlenhydrate essen Glukagon spritzen 23. Mögliche Maßnahmen bei Unterzuckerungen, die mehrmals zu ähnlichen auftreten: Verlängerung des Spritz-Ess-Abstandes weniger Insulin spritzen mehr Kohlenhydrate essen 24. Mögliche Maßnahmen bei Appetitlosigkeit (bei normalem Blutzucker): unter Umständen Kohlenhydrate in flüssiger Form zu sich nehmen vermehrte Blutzuckerkontrollen durchführen Langzeitinsulindosis erhöhen 119 Zeiten Anhang 25. Mögliche Maßnahmen bei Fieber: Langzeitinsulindosis reduzieren zur Verhinderung von erhöhten Blutzuckerwerten Normalinsulindosis erhöhen häufigere Blutzuckerkontrollen als üblich durchführen 26. Mögliche Maßnahmen bei erhöhten Nüchtern-Blutzuckerwerten an mehreren aufeinander folgenden Tagen: morgens weniger Normalinsulin, mehr Verzögerungsinsulin spritzen prüfen, ob der Blutzucker an den Abenden zuvor auch ständig erhöht war mehrmals zusätzliche Blutzuckerkontrollen durchführen, auch am Abend und nachts 27. Mögliche Ursachen für erhöhte Blutzuckerwerte nach dem Frühstück: zu kurzer Spritz-Ess-Abstand morgens zu wenig Normalinsulin gespritzt zu wenig Kohlenhydrate zum Frühstück gegessen 28. Mögliche Ursachen für erhöhte Blutzuckerwerte vor dem Abendessen: nachmittags zu viele Kohlenhydrate gegessen morgens oder mittags zu wenig Verzögerungsinsulin gespritzt morgens zu viel Verzögerungsinsulin gespritzt 29. Mögliche Maßnahmen bei erhöhten Blutzuckerwerten vor dem Abendessen an mehreren aufeinander folgenden Tagen: Zwischenmahlzeit am Nachmittag reduzieren Verzögerungsinsulinanteil morgens oder mittags erhöhen zum Frühstück mehr Kohlenhydrate essen 30. Diabetische Folgeerkrankungen sind: Durchblutungsstörungen Allergien Schäden am Augenhintergrund 31. Zusätzliche Risikofaktoren für das Auftreten von Folgeschäden: Rauchen erhöhter Blutdruck Sport Danke für Ihre Mitarbeit!!!! 120 Anhang ID-Nummer: vom Schulungsteam während der Schulung auszufüllen Durchführung der Schulung 1.Welche Teammitglieder waren an der Elternschulung beteiligt? Diabetesberaterin Kinderarzt/ärztin Schwestern der Station Psychologe/in Diätassistentin andere: _____________________________________ Wie viel Zeit benötigten Sie für die Bearbeitung der folgenden Hauptthemen? Bitte geben Sie die Zeit immer in 15-Minuten-Einheiten an (z. B. entsprechen 45 Minuten 3 Einheiten). Vergessen Sie auch nicht das „Spritzen und Testen“ auf der Station als praktische Übung! 2.Grundlagen des Zuckerstoffwechsels / Ursachen des Diabetes mellitus Typ 1 (entspricht Kapitel 2.1/2.2 im Elternbuch): __________________ Einheiten 3.Grundlagen der Insulintherapie (entspr. Kap 2.3 ff): __________________ Einheiten dazugehörige praktische Übungen (z. B. Insulin aufziehen, Spritztechnik) __________________ Einheiten 4.Insulindosisanpassung (entspr. Kap 5): __________________ Einheiten dazugehörige praktische Übungen (z. B. Insulindosisanpassung) __________________ Einheiten 5.Blutglukosemessung / Selbstkontrollen / Langzeitparameter (HbA1c) (entspr. Kap. 4): __________________ Einheiten dazugehörige praktische Übungen (z. B. Blutzuckermessgeräte erklären) __________________ Einheiten 121 Anhang 6.Ernährung (entspr. Kap.3): __________________ Einheiten dazugehörige praktische Übungen (z. B. Mahlzeiten berechnen) __________________ Einheiten 7.Hypoglykämie mit ihren Symptomen, Ursachen und die Behandlung (entspr. Kap. 6): __________________ Einheiten dazugehörige praktische Übungen (z. B. Glukagon aufziehen) __________________ Einheiten 8.Sondersituationen wie Krankheit oder Sport (entspr. Kap. 7 und 8): __________________ Einheiten 9.Diabetes im Alltag, im Kindergarten oder in der Schule (entspr. Kap 10): __________________ Einheiten 10.Sozialrecht (entspr. Kap 11): __________________ Einheiten 11. zusätzliche Themen …………………………………………… __________________ Einheiten …………………………………………… __________________ Einheiten 122 Anhang ID-Nummer: von den Eltern nach der Schulung auszufüllen Bewertung durch die Eltern Liebe Eltern! Wir stellen Ihnen nun einige Fragen zu der Schulung. Bitte benutzen Sie zu der Bewertung das Schulnotensystem. Dabei bedeutet 1 = sehr gut 4 = ausreichend 2 = gut 5 = mangelhaft 3 = befriedigend 6 = ungenügend Bewertung der Schulung: War die Schulung verständlich? sehr gut ungenügend 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 Wurden alle Ihnen wichtigen Fragen beantwortet? 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 Reichte die Zeit zur Schulung aus? 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 Hat die Schulung Ihnen Sicherheit gegeben? 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 Konnte Sie Ihnen Mut machen? 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 Fühlen Sie sich gut auf Zuhause vorbereitet? 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 Bewertung des Schulungsbuches: Ist das Elternbuch für Sie… sehr gut ungenügend verständlich 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 interessant 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 beruhigend 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 hilfreich 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 Fehlte ein Thema?_________________________________________________ Ihre Kommentare:__________________________________________________ 123 Anhang ID-Nummer: vom Schulungsteam nach der Schulung auszufüllen Bewertung der Kompetenz der Eltern Bitte überprüfen Sie die praktischen Fähigkeiten von Vater und Mutter getrennt. Geben Sie keine Hilfestellungen! Vater: richtiges Testen des Blutzuckerspiegels beherrscht nicht beherrscht fachgerechtes Spritzen des Insulins beherrscht nicht beherrscht Mutter: richtiges Testen des Blutzuckerspiegels beherrscht nicht beherrscht fachgerechtes Spritzen des Insulins beherrscht nicht beherrscht Teilnahme an den Schulungen: Mutter: regelmäßig etwa die Hälfte selten nie Vater: regelmäßig etwa die Hälfte selten nie Wie bewerten Sie das Schulungsbuch für diese Eltern? Bitte benutzen Sie das Schulnotensystem von 1= sehr gut bis 6= ungenügend Verständlichkeit für die Eltern: 1 - 2 - 3 - 4 -5 -6 Erleichtert das Buch die Durchführung einer Schulung? 1 - 2 - 3 - 4 -5 -6 124 Anhang ID-Nummer: von den Diabetesberatern bei der Entlassung auszufüllen Datum:__________________ Stoffwechselparameter und Therapie bei Entlassung HbA1c bei Manifestation: _____________________________________% pH-Wert bei Manifestation:_____________________________________ aktuelle Größe: cm Gewicht:_________________kg Dauer des stationären Aufenthalts:___________________________Tage Aktuelle Diabetestherapie (am Tag vor der Entlassung): verwendete Insulinpräparate:___________________________________ (bitte Namen eintragen) Anzahl der täglichen Injektionszeitpunkte_______________________mal Insulindosis schnellwirkendes Insulin:_____________________IE/24 Std Insulindosis Verzögerungsinsulin:________________________IE/24 Std verwendete Injektionshilfe: Spritze Pen Pumpe Weitere chronische Erkrankungen/Behinderungen: körperlich:__________________________________________________ seelisch:___________________________________________________ 125 Anhang A. IV. Kommentare und Anmerkungen der Eltern zum Schulungsprogramm Folgende Antworten wurden von den Eltern auf die Frage gegeben, ob in dem Schulungsbuch (Hürter u. Lange 2004) ein Thema fehlen würde: direkt im Anschluss an die Schulung: • evtl. noch mehr Möglichkeiten / Regelungen in Alltagssituationen, die in der Freizeit auftreten könnten (Schwimmen, Schulausflüge, Übernachtung bei anderen Personen) • Folgeerkrankungen, Aufziehen der Insulinspritzen • Hohe BE bei Zwischenmahlzeiten wie z. B. Geburtstage • Welche Informationen gebe ich an Kinder? Wie gehen Kinder mit chronischen Krankheiten um? Stichwort Coping zum Zeitpunkt der Katamnese nach sechs Monaten: • mehr Fallbeispiele • psychologische Betreuung des Kindes • Können wir nicht sagen. • Insulinpumpen-Therapie als Alternative zum Spritzen (Pen) • zu wenig über Hyperglykämie • Sport und Diabetes 126 Anhang • Nein! • langfristige Perspektiven und Stand der Forschung • nein • evtl. Spätfolgen • Wie beginnt man nachts Basalinsulin zu spritzen, wenn das Kind vorher nur morgens und mittags Basal brauchte. Dosis, Uhrzeit?! • Homöopathische Mittel, die sich positiv auf den Blutzucker auswirken können Folgende Kommentare wurden von den Eltern zur Schulung oder zum Schulungsbuch gemacht: direkt im Anschluss an die Schulung: • Wir haben auch wichtige Hinweise durch die Ernährungsberaterin erhalten. Sehr nette und einfühlsame Betreuung durch das Schulungspersonal. • Danke. • Die Schulung war sehr informativ und deckte viele Bereiche ab. • Ein Ordner mit übersichtlicher Unterteilung für die Eltern wäre hilfreich. • Einiges zur Therapie bzw. Ernährung war nicht aktuell • Erfahrungsberichte etwas zu knapp • Es wäre sinnvoll, dass Eltern dieses Buch sofort nach der Feststellung der Diagnose 127 Anhang bekommen bzw. die Information, dass es dieses Buch gibt • etwas zu umfangreich, Konzentration auf das Wesentliche für Anfänger; evtl. 2 Bände • gut • gute und umfassende Schulung, sehr engagierte und liebevolle Betreuung • sehr gut • sehr schnell sehr viele Informationen verfügbar • Danke • Trotz fester Termine lange Wartezeiten bis Schulungsbeginn, störende Telefonate während der Schulung • Von den Schwestern unterschiedliche Informationen erhalten • Es war alles bestens, wie in der Nachhilfestunde • Wir haben versäumt, Bezugspersonen wie Großeltern einzubeziehen (z. B. in Üben des Spritzens). Unsere Großeltern machen sich große Sorgen für das alltägliche Leben. • Wir möchten uns für die freundliche Betreuung des Personals, der Ärzte und Frau Lohmann bedanken. • Wir waren hier sehr gut aufgehoben. 128 Anhang zum Zeitpunkt der Katamnese nach sechs Monaten: • Gut wäre eine Aufteilung in 2 Bücher: 1) Aufklärung 2) Spätfolgen • Bei Krankheiten zu allgemein. Hätte mir genauere Schritte gewünscht. • In der Rubrik 10.4 (Ferien / Urlaub) fehlt der Hinweis, dass man Insulinpens / Stechhilfen nur mit ärztlicher Bescheinigung ins Flugzeug (Handgepäck) nehmen darf. • Umgang mit Insulinpumpen ist zu kurz abgehandelt. 129