k ap it a la n lage FINANZIERUNG Überschüssiges Kapital besonnen anlegen Nach den stattlichen Gewinnen der jüngsten Vergangenheit verfügen viele Mittelständler nun über einen hohen Barbestand, der wenig ertragreich auf Giro- oder Tagesgeldkonten angelegt ist. Das muss nicht sein – doch Vorsicht ist geboten. D ieses „Problem“ – Geld anlegen zu müssen – haben einer Studie der Deutschen Bank zufolge auch viele börsennotierte Unternehmen. Demnach müssen europäische börsennotierte Gesell­schaften bis 2008 mehr als 200 Milliarden Euro „loswerden“, um die Verschuldung nicht noch mehr sinken zu lassen. 68 creditreform 7 | 2008 Deswegen haben viele börsennotierte Gesell­schaften Dividendenerhöhungen vorgenommen und Aktienrückkäufe durchgeführt. Mittelständische Unternehmen agieren häufig vorsichtiger: Statt üppige Gewinn­ausschüttungen an die Gesellschafter vorzunehmen, belassen sie die Jahres­überschüsse lieber im Unternehmen, um zukünftige Investitionen oder Firmen­zukäufe zu finanzieren oder auch für mögliche Liquiditätsengpässe gerüstet zu sein. Damit stellt sich für die mittelständischen Unternehmen die Frage, wie die Liquidität möglichst rentabel und mit kurzfristiger Verfügbarkeit angelegt werden kann, ohne hohe Anlagerisiken einzugehen. k ap i t a l a n l age Teilweise kann beobachtet werden, dass mittelständische Unternehmen kein profes­sionelles Finanzanlagemanagement betreiben. Das Anlagemanagement setzt eine Finanzplanung voraus, um die gegenwärtige und zukünftige finanzielle Situation zu beurteilen und damit die Grundlage für die Anlage von flüssigen Mitteln am Geld- und Kapitalmarkt zu schaffen. Ein oft genanntes Argument gegen eine Finanzplanung ist, dass der mit der Planung verbundene Aufwand in einem unangemessenen Verhält­nis zum Ertrag aus – kurzfristigen – Finanzanlagen stehe. Finanzplanung dient Unterneh­menssteuerung Dabei wird aber übersehen, dass die (Finanz-)Planung auch als Mittel der Unter­nehmenssteuerung eingesetzt werden kann. Im Rahmen der Unternehmensplanung werden die formulierten Unternehmensziele und getroffenen Annahmen quantifiziert und gegebenenfalls auch verschiedene Szenarien kalkuliert. Die Unternehmens­ planung gibt generell Informationen über die zukünftige Unternehmensentwicklung und damit Handlungs- und Entscheidungshilfen (etwa Beurteilung einer Investition, Notwendigkeit von Reorganisationen). Auf Basis der Planung kann die Unterneh­mensleitung Soll-/Ist-Vergleiche durchführen und Abweichungsanalysen vornehmen. Damit erhält sie ein Instrument, um mögliche Fehlentwicklungen rechtzeitig zu er­kennen und diesen gegenzusteuern. Wird die Planung als ein Mittel der Unter­nehmenssteuerung verstanden, kann sie in die Unternehmensabläufe integriert und laufend überarbeitet oder angepasst werden. Dabei muss der Planungsaufwand selbstverständlich vertretbar sein und nicht zu einem hohen Kostenfaktor werden. Da es den Rahmen dieses Artikels sprengen würde, detailliert auf die Vorgehens­weise bei der Erstellung einer Unternehmensplanung („Business-Plan“) einzugehen, sei hier nur vermerkt, dass diese Planung idealerweise eine Plan-GuV, eine Plan-Bilanz sowie eine Plan-Kapitalflussrechnung umfassen sollte. Die Höhe der für die Kapitalanlage verfügbaren liquiden Mittel lässt sich aus dem Business-Plan und der darauf aufbauenden kurzfristigen Finanzplanung ableiten. Die Finanzplanung umfasst die Liquiditätsrechnung, die im Allgemeinen auf Monatsbasis für den Zeitraum eines Jahres erstellt wird. Aus dieser Liquiditätsrechnung lässt sich der monat­liche Liquiditätsüberschuss und -bedarf ableiten. Zeigt diese Rechnung, dass die flüssigen Mittel in einer Periode nicht ausreichen, ist rechtzeitig Geld zu beschaffen. Wird ein Überschuss der liquiden Mittel festgestellt, können nach Abzug einer Sicherheitsreserve Finanzanlagen getätigt werden. Durch eine Soll-/Ist-Analyse kann die Liquidität laufend überwacht und bei Bedarf angepasst werden. Aus der kurzfristigen Finanzplanung lässt sich die Höhe der freien finanziellen Mittel ableiten, die am Geld- und Kapitalmarkt angelegt werden können. Anschließend wird unter Berücksich- FINANZIERUNG tigung der Besonderheiten des Unternehmens (etwa regelmäßiger Kapitalbedarf in bestimmten Monaten) ein Anlageprofil erarbeitet und die Anlage­ strategie definiert. Somit ergibt sich folgender Ablauf des Anlageprozesses: Die richtige Asset Allocation Im Bereich der Privatkunden definieren Banken im Allgemeinen drei Anlagetypen: den konservativen, den ausgewogenen und den wachstumsorientierten Anleger. Diese Klassifizierung ist auch für Unternehmen als Kapitalanleger denkbar. Ein ver­antwortungsbewusster Unternehmer wird jedoch nur solche Anlagestrategien aus­wählen, die die Existenz des Unternehmens nicht in Gefahr bringen. Risikoreiche Kapitalanlagen werden nur dann eingegangen, wenn das Unternehmen diese Mittel schlimmstenfalls sogar verlieren kann, ohne die operative Tätigkeit zu gefährden. In Abhängigkeit von der Risikoneigung des Anlegers und der geplanten Anlagedauer lassen sich mehrere Anlageziele und damit verbundene Kapitalanlagemöglichkeiten unterscheiden, die wir in der Tabelle (siehe unten) dargestellt haben. In der strategischen Asset Allocation ordnet der Unternehmer das Anlagekapital pro­zentual den Zeiträumen (kurz-, mittel-, langfristig) zu, in denen das Kapital zur Ver­fügung steht. Dabei wird er beispielsweise Investitionen berücksichtigen, die in den nächsten Jahren geplant sind. Auch Ausgaben, die zwar zeitlich nicht zu terminieren sind, für die der Unternehmer aber jederzeit Wofür und wie Unternehmen Geld anlegen Anlagezeitraum Anlageziele Instrumente Kurzfristig (bis 12 Monate) • Sicherstellung der betrieblichen Ausgaben Mittelfristig (1 bis 5 Jahre) • Kapitalbildung zur Reinvestition im Unternehmen (z. B. Investitionen) • Mittelfristige Liquiditätssicherung • Erwerb anderer Unternehmen/Beteiligungen • Flexibilität • Erzielung vergleichsweise hoher Renditen • Aufbau von Kapitalvermögen • Festgeld/„Madeira“-Fest­geld • Geldmarktfonds • Tagesgeld • Aktien großer inländischer Gesellschaften • Festverzinsliche Wertpapiere • Fremdwährungsanleihen • Geldmarktfonds • Rentenfonds • Aktien/Aktienfonds • Alternative Investments (Hedgefonds, Private Equity, Rohstoffe) • Immobilienfonds • Zertifikate © Strandperle Langfristig (mehr als 5 Jahre) creditreform 7 | 2008 69 k ap it a la n lage FINANZIERUNG Mittel verfügbar haben möchte – etwa dabei jedoch unter Umständen ein chen eine gute Rendite bei begrenzdie Gelegenheit, ein Unternehmen zu Kursverlust hinge­nommen werden, tem Verlustrisiko (etwa Discount- oder erwerben –, werden definiert. wie die derzeitige Marktlage wieder Bonus-Zertifikate). Da Zertifikate aber Mittel, die im Laufe eines Jahres wie- einmal beweist. Inhaberschuldverschreibungen von der benötigt werden, können als Tages- Im langfristigen Bereich kann ein Un- Banken sind, ist die Rückzahlung des geld, Festgeld oder auch in einen Geld- ternehmen auch in kleinere Aktienwer- Zertifikates von der Bonität des Emitmarktfonds angelegt werden. Beim te oder Aktienfonds investieren, da bei tenten abhängig. „Madeira“-Festgeld wird regelmäßig einem Zeithorizont von mehr als fünf Ferner ist die tägliche Handelbarkeit eine höhere Nach-Steuer-Rendite er- Jahren die höhere Vo­latilität, der Aus- und damit ein Verkauf zu attraktiven zielt, da auf die Steuerschuld eine fik- gabeaufschlag und die Management- Konditionen nicht immer gege­ben. tive Quellensteuer von 15 Prozent an- Kosten von Fonds weniger stark ins Vor dem Kauf eines Zertifikates muss gerechnet wird. Fondsgesell­schaften Gewicht fallen. Neben der Investition der Unternehmer die Konditionen bieten verschiedene steueroptimierte und Kosten also sehr genau prüfen. Anzeige Fonds an, die ebenfalls eine höhere Zudem haben die Turbulenzen an Nach-Steuer-Rendite anstreben als den Aktien­märkten im Januar 2008 kurzfristiges Tages- oder Festgeld. gezeigt, dass ein großer Teil der als Im mittelfristigen Bereich kann der relativ sicher angeprie­senen BonusUnternehmer je nach Risikoneigung und Discountzertifikate dieses Ververschiedene Anlageinstrumente wähsprechen nicht halten konnte und len. Ein konservativer Anleger wird sich die Sicherheitsschwellen nach unten für festverzinsliche Wertpapiere von durchbrochen haben. Eine AlternatiGewinnen Sie Liquidität Emittenten mit sehr guter Bonität entve zu Zertifi­katen können „Exchange zurück: Wir erinnern Ihre Kunden scheiden, die börsentäglich gehandelt Traded Funds“ („ETFs“) sein, die als gerne an „vergessene“ Zahlungen. werden. Ein risikofreudigerer Unterbörsengehandelte Investmentfonds nehmer wird auch höherverzinsliche eine niedrige Kostenstruktur besitzen Hybridanleihen oder „Emerging Marund börsentäglich gehandelt werden ket Bonds“ in Erwägung ziehen. Fest(mehr dazu in „Creditreform“ 6/2008 verzinsliche Wertpapiere verschaffen ab S. 58). eine kalkulierbare Einnahmenbasis. Unter „Alternative Investments“ werAllerdings muss bei einem steigenden den seit einigen Jahren Anlagen in Zinsniveau oder einer VerschlechteHedgefonds, Private-Equity-Fonds rung des Emittenten-Ratings mit Kursund Rohstoffe angeboten. Diese Anlarückgängen gerechnet werden. gen sollen eine von der AktienmarktAnlagen in fremden Währungen, die entwicklung unabhängige Rendite möglicherweise höhere Zinserträge erzielen und tragen somit zur Risibieten als die einheimische Währung, kodiversifizierung der Kapitalanlagen sind mit einem Währungsrisiko bebei. Allerdings verlangt die Auswahl haftet. Für ein Unter­nehmen, das im der geeigneten Fonds eine intensive operativen Geschäft ohnehin teilweise Beschäftigung mit dem Thema. Viele in fremder Währung abrech­net, kann Hedgefonds konnten nicht die RendiTelefon +49 2131 109 - 0 eine Fremdwährungsanlage aber ten erzielen, die dem Investor versprowww.creditreform.de durchaus sinnvoll sein. chen wurden. Aktien großer inländischer GesellDer letzte Schritt im Anlageprozess ist schaften versprechen eine langfristige die „Taktische Asset Allocation“, die hohe Rendite durch Kurssteigerungen Auswahl der geeigneten Instrumente und Dividendenausschüttungen. Für und Wertpapiere. Je volatiler die Werte, ein Unternehmen in der Rechtsform desto intensiver wollen sie beobach­tet der Kapitalgesellschaft sind Aktienin- in „exotische“ oder Small-Cap-Ak­tien, werden. Dies bedeutet, dass der Untervestitionen auch unter steuerlichen die gemeinhin eine höhere 25.05.2007 Volatilität11:42:09 nehmer selbst oder ein Mitarbeiter die Alle_Motive_54x120.indd 5 Uhr Aspekten interessant, da nur fünf Pro- aufweisen als Standardwerte, können Ent­wicklung der Wertpapiere regelmäzent der Dividenden und Kursgewin- auch Anlagen in Immobilienfonds in ßig verfolgt und gegebenenfalls Maßne steuerpflichtig sind. Investiert das Betracht kommen. Gute Immobilien- nahmen er­greift. Unternehmen in Standardwerte, die fonds erzielen langfristig eine über Neben der regelmäßigen Überprüfung mit hohen Umsätzen täglich an den dem Geldmarktsatz liegende Rendite, der Einzelwerte ist auch die Finanz­ Börsen gehandelt werden, ist auch ein weisen aber nur eine geringe Volatilität planung turnusmäßig anzupassen jederzeitiger Verkauf möglich, wenn auf, das Risiko von Kursrückgängen ist und unter Umständen eine Umschichdas Unternehmen unvorhergesehene also vergleichsweise gering. tung in der Anla­gefristigkeit vorzu­ Liquidität benötigt. Aufgrund der ho- Banken bieten Unternehmen auch nehmen. Britt Niggemann/Diethard B. Simmert hen Vola­tilität von Aktienanlagen muss häufig Zertifikate an. Diese verspre- VERGESSLICHE KUNDEN? 70 creditreform 7 | 2008