se Emission um die MIPS-Quelle (siehe Abb.). Die vier Bilder zeigen die Region im Blauen (BW ), Grünen (G), Roten (R) und nahen Infrarotlicht (Ir). Das Kreuz markiert die Position der mit dem Weltraumteleskop SPITZER gefundenen Infrarotquelle. Die ausgedehnte Emission der Wolke ist am besten im BW-Filter auszumachen, in den anderen Wellenlängenbereichen dominieren die zwei Galaxien A und B. Durch die Rotverschiebung von z ~ 2.7 wird die Lyman- a-Linie in den durch den BW-Filter abgedeckten Bereich verschoben. Auf dem Bild des Ir-Bandes sind die Konturen einer Schmalbandaufnahme bei 445 nm überlagert, die ebenfalls die Lyman- a -Linie zeigt. Atomarer Wasserstoff Die am K ECK-Teleskop gewonnenen Spektren ergaben, dass die beobachtete Strahlung fast ausschließlich von einer Emissionslinie des atomaren Wasserstoffs herrührt. Diese so genannte Lyman-a-Linie entsteht beim Übergang des Elektrons im Wasserstoffatom vom ersten angeregten Zustand in den Grundzustand. Normalerweise wird Lyman-a-Emission in intergalaktischen Wolken durch das Licht von im Hintergrund befindlichen Quasaren angeregt. Das scheint bei SST24 nicht die Ursache zu sein. Vielmehr kommt der entdeckte AGN als anregende Quelle in Frage. Dieser befindet sich in der Lyman-a-Wolke, jedoch nicht exakt in ihrem Zentrum. Desweiteren gibt es noch eine Galaxie am nördlichen Rand der Wolke, die mit dieser offenbar assoziiert ist und gerade eine Phase aktiver Sternentstehung durchgemacht hat. Somit scheinen die Forscher eine Region mit verschiedenen Stadien der Galaxienentstehung gefunden zu haben. Mit einem Durchmesser von ca. 200 Kiloparsec – das entspricht fast 700 000 Lichtjahren – wäre SST 24 groß genug, um unser Milchstraßensystem und ihre näheren Begleiter wie etwa die Magellanschen Wolken zu umschließen. Aus den Spektren der Lyman-a-Linie konnten die Forscher die Geschwindigkeitsverteilung des Gases in der Wolke bestimmen und daraus die Masse des Sys- Massenobergrenze für Sterne entdeckt Aus Beobachtungen des Sternhaufens Arches, die mit dem Weltraumteleskop HUBBLE gelangen, schließt ein Astronom, dass es eine obere Grenze für die Masse von Sternen gibt. Seit langem weiß man, dass es für normale Sterne eine untere Massengrenze gibt, die bei etwa 0.0072 Sonnenmassen liegt. Bei Objekten mit geringerer Anfangsmasse genügt die im Zentrum erreichte Temperatur nicht, um die Kernfusion von Wasserstoff zu Helium in Gang zu setzen, und so bildet sich in diesem Fall ein sehr leuchtschwacher Brauner Zwerg. Die plausible Frage, ob es auch eine obere Sternmasse gibt, entzieht sich bis heute unserer Kenntnis. Zum einen weist die Theorie massereicher Sterne erhebliche Unsicherheiten auf; andererseits sind Beobachtungen dieser Objekte schwierig, da äußerst massereiche Sterne sehr selten sind. Donald Figer vom Space Telescope Science Institute (STScI) in Baltimore ist es nun mit Hilfe einer detaillierten Untersuchung des jungen Kugelsternhaufens Arches (siehe Abb. 1 auf Seite 20) gelungen, eine Antwort auf diese Frage zu finden (Nature 434, 192 [2005]). Für Sternhaufen wird allgemein angenommen, dass alle Mitglieder zur gleichen Zeit entstanden sind und zunächst dieselbe chemische Zusammensetzung aufweisen. Allerdings unterscheiden sie sich in ihrer Anfangsmasse. Dominant sind schwach leuchtende und kühle Rote Zwergsterne. Je größer die Masse, desto seltener sind jedoch entsprechende Sterne. Auf jeweils tausend Zwergsterne kommt lediglich ein Stern mit einer Anfangsmasse von 20 Sonnenmassen, Sterne mit größeren Massen sind noch seltener. Um für eine Studie dieser Objekte genügend Sterne großer Masse erwarten zu können, werden sehr masse- und sternreiche Haufen als Studienobjekte benötigt. Im Gegensatz etwa zu unserer Sonne, der Astronomen eine Lebenserwartung von etwa zehn Milliarden Jahren zuschreiben, weisen massereiche Sterne nur eine kurze Lebensspanne auf. Ein Stern mit zehn Sonnenmassen wird nur mehrere Millionen Jahre alt. Den- tems ableiten. Diese beträgt etwa 6 1012 Sonnenmassen und ist damit mehr als fünf Mal so groß wie diejenige unseres Milchstraßensystems. Bislang ist die Ursache für die Anregung der Lyman-a-Emission der Wolke nicht vollständig geklärt. Den Berechnungen der Gruppe um Dey zufolge kann die mit dem AGN assozierte Infrarotquelle nur knapp ein Fünftel der dazu benötigten Energie aufbringen. Auch die im Feld befindlichen Galaxien scheiden als anregende Quellen aus, da Galaxie A keine Emission im UV-Bereich zeigt und Galaxie B viel zu weit hinter der Wolke liegt. Eine weitere Möglichkeit wäre die Anregung durch viele, über die gesamte Wolke verteilte Quellen, die aufgrund der begrenzten Empfindlichkeit und Auflösung der Aufnahmen nicht nachgewiesen werden können. Die wahrscheinlichste Ursache ist nach Angabe der Forscher aber der Kollaps der Wolke. Dabei sollen Schockwellen im sich zusammen ziehenden Gas entstehen, die dann die Emission der Lyman-a-Linie anregen. STEPHAN BIRKMANN noch sind diese Sterne besonders interessant. Zum einen reichern sie das Interstellare Medium einer Galaxie mit schweren chemischen Elementen an, die der Stoff für Planeten und eine nachfolgende Sterngeneration sind. Zum anderen prägen die energiereiche Strahlung massereicher Sterne und die Explosionsenergie bei ihrem dramatischen Ende als Supernovae die Dynamik des Interstellaren Mediums. Außerdem ist die Leuchtkraft der Galaxien im Wesentlichen durch massereiche Sterne gegeben. Das erklärt die Notwendigkeit der Bestimmung der potentiellen Grenzmasse von Sternen. Geeigneter Kandidat Der von Figer ausgewählte Sternhaufen Arches ist aufgrund seines Alters und seiner großen Masse für die Untersuchung bestens geeignet (siehe auch SuW 4/2003, S. 17). Die Sterne des Haufens sind mit etwa zwei Millionen Jahren so jung, dass selbst solche mit Massen von bis zu 500 Sonnenmassen noch darin vorhanden sein müssten. Andererseits ist der Haufen alt genug, so dass er nicht durch Reste der ursprünglichen Molekülwolke verdeckt ist. Der Haufen Arches ist auch aufgrund seiner Entfernung ein gutes Studienobjekt. Er ist so nah gelegen, dass seine Sterne mit Hilfe von Bilddaten der Nah-IRKamera NICMOS des Weltraumteleskops STERNE UND WELTRAUM August 2005 19 STERNE UND WELTRAUM August 2005 20 Abb. 2: Häufigkeitsverteilung der Sterne im Kugelsternhaufen Arches, aufgetragen gegen ihre Masse. Die beiden Linien stellen Anpassungen an die Daten der größten vier Massenbereiche dar. Die eine hat eine Steigung entsprechend den Daten (blaue Linie), die andere ist die Salpeter-Anfangsmassenfunktion (rote Linie). In beiden Fällen ist ein klares Defizit an Sternen mit Anfangsmassen größer als 150 Sonnenmassen zu erkennen, dargestellt durch die schraffierten Flächen. (Bild: D. Figer) 2.0 lg [Sternhäufigkeit pro Massenbereich] HUBBLE aufgelöst werden können. Ein Nachteil ist lediglich die Nähe des Haufens zum Galaktischen Zentrum, denn es ist eine von dichten Staubwolken verhüllte Region. Daher muss auf den längerwelligen Bereich zurückgegriffen werden, da dieser weniger anfällig für Absorption durch Staub in der Galaktischen Ebene ist. Berücksichtigt man dies, so lassen sich Helligkeiten der einzelnen Sterne bestimmen. Unter Zuhilfenahme von Sternentwicklungsrechnungen kann nun auf deren ursprüngliche Masse rückgerechnet werden. Trotz gewisser Schwierigkeiten der Modellierung der Lebenswege der Mitgliedssterne von Arches stellen diese vermutlich eine gute Näherung dar. Durch Auftragen der Häufigkeiten gegenüber den Anfangsmassen der Sterne gelang es Figer, die so genannte Anfangsmassenfunktion zu ermitteln (Abb. 2). Die blaue Gerade durch die vier Messpunkte mit den höchsten Anfangsmassen ist eine statistische Anpassung an die Daten. Die rote Linie ist die in den fünfziger Jahren von Edwin Salpeter von der Cornell University in Ithaca (New York) bestimmte Anfangsmassenfunktion, die bis heute einen Standard darstellt. Diesen Anpassungen Figers zufolge sollten zwischen 18 und 33 Sterne mit Massen oberhalb von 150 Sonnenmassen vorhanden sein, die sich jedoch nicht auffinden lassen. Außerdem lassen sie erwarten, dass Sterne mit Massen bis hinauf zu 500 oder gar 1100 Sonnenmassen Abb. 1: Der Sternhaufen Arches aufgenommen im nahen Infrarot mit den Instrumenten NAOS/CONICA am Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO). Die Auflösung beträgt 86 Millibogensekunden. (Bild: Andrea Stolte et al.) 1.5 1.0 0.5 0 1.0 1.5 2.0 lg [Masse in Sonnenmassen] existieren sollten. Tatsächlich scheint es jedoch eine Grenze zu geben, die Figer anhand der Daten auf etwa 150 Sonnenmassen schätzt. Aus Simulationen schließt er, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es keine obere Massengrenze gibt, hingegen nur ein Millionstel Prozent beträgt. Verborgene Mehrfachsterne? Doch wie sind die bereits existierenden Beobachtungen von Sternen mit Massen von mehr als 150 Sonnenmassen mit dieser Entdeckung vereinbar? Figer argumentiert hier mit den großen Fehlern der 2.5 3.0 Massenbestimmung. Bei einigen der Kandidaten könnte es sich um verborgene Mehrfachsysteme handeln. Möglich wäre auch, dass derartige Sterne durch eine kürzlich stattgefundene Verschmelzung mit anderen Sternen quasi verjüngt wurden. Unterstützt wird seine Entdeckung durch eine Studie des Sternhaufens R 136 in der Großen Magellanschen Wolke, die jedoch auf einer geringeren Anzahl von Sternen beruht. Nun stehen die Theoretiker vor der Herausforderung, Figers Resultat mit Hilfe von Modellrechnungen genauer unter die Lupe zu nehmen. MARC SCHARTMANN