Der Einfluß des Wechselkurses auf die deutsche Handelsbilanz Jörg Clostermann Diskussionspapier 7/96 Volkswirtschaftliche Forschungsgruppe der Deutschen Bundesbank August 1996 Die in dieser Reihe veröffentlichten Diskussionspapiere spiegeln die persönliche Auffassung des Autors und nicht notwendigerweise die der Deutschen Bundesbank wider. Deutsche Bundesbank:, Wilhelm-Epstein-Straße 14, 60431 Frankfurt am Main Postfach 10 06 02, 60006 Frankfurt am Main Fernruf (069) 95 66-1 Telex Inland 4 1 227, Telex Ausland 4 14431, Telefax (069) 5 601071 Bestellungen schriftlich erbeten an: Abteilung Presse und Infonnation, Postanschrift oder Telefax (0 69) 95 66-30 77 Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet ISBN 3-932002-10-5 The impact of the exchange rate on Germany's balance of trade Summary The subject of the study is the impact of the exchange rate on Gennany's balance of trade. The analysis hence focuses on the significance of invoicing practices as weIl as the factors which determine export and import prices and the volumes. The results reveal a largely classical reaction on the part of Germany's balance of trade. In the long tenn, importers and, to a very large extent, exporters, too, pursue a policy of exchange rate pass-through. In this, importers pass on fluctuations in the exchange rate fuIly in their selling prices, which results in exchange-rate-induced changes in import prices. On the export side, this "rolling-over" strategy leads to Gennan products becoming dearer for foreign customers in the event of an appreciation of the Deutsche Mark. The export price hence remains largely unchanged when invoiced in domestic currency. In contrast to importers, however, exporters are prepared, even in the longer tenn, to neutralise a small part of the exchange rate fluctuations by varying their margins. Over the shorter tenn, this pricing to market may be observed quite clearly both on the import and on the export side. The conclusion implied by these results is that, in line with the classical view, prices are mainly cost-determined in the long run and hence that the law of one price may claim to a certain validity. By contrast, a more or less marked international differentiation in prices for the same goods may be observed over the shorter tenn. In the long run, trends in the volume of imports and exports are chiefly determined by the growth of domestic and external markets; in the short tenn, the correlations that have been found document the cyclical sensitivity of Gennany's foreign trade. Price competitiveness plays only a secondary role in explaining trends in exports and imports over the shorter tenno A sustained deterioration in the competitive situation in tenns of prices, on the other hand, results in a loss of shares in the world market. Compared with exports, imports are less sensitive to the exchange rate in the long ron. The reason for this could be Germany's dependence on imports of raw materials. In the fmal analysis, exchange-rate-related fluctuations in import values are chiefly due to changes in the prices of imports, whereas exchange rate-related-fluctuations in export values are mainly caused by changes in tbeir quantities. Since, in the short telUl, movements in import prices exceed tbe change in tbe volume of exports and, on tbe otber hand, this ratio is reversed in tbe long lUD, exchange-rate-induced movements in Germanys trade balance are characterised by an initially anomalous reaction which subsequently gives way to anormal balance of trade reaction. The balanee of trade curve tbus resembles a J-curve. Even tbe conclusion suggested by tbe analyses of tbe invoicing practices in Ge1Ul8DYS foreign trade was, in fact, tbat of an inverse primary reaction of tbe balance of trade to changes in tbe exchange rate. Moreover, tbe simulation studies show that temporary exchange rate movements are associated witb significant upward and downward fluctuations in tbe trade balance. Inhaltsverzeichnis I. I Einführung 11. Die Bedeutung der Fakturierungsgewohnheiten 11.1 Theoretische Vorüberlegungen 11.2 Empirische Analyse III. Das Preisverhalten 3 3 4 7 111.1 Theoretische Vorüberlegungen 7 111.2 Empirische Analyse 9 111.2.1 Schätzspezifikation 9 111.2.2 Schätzmethodik II 111.2.3 Exportpreise 13 111.2.3.1 Regionalspezifische Exportpreise III.2.4 Importpreise IV. Die Mengenreaktion 17 20 23 IV.I Theoretische Vorüberlegungen 23 IV.2 Empirische Ergebnisse 25 IV.2.1 Importnachfrage 25 IV.2.2 Exportnachfrage 28 v. Gesamteffekt von Weehselkursänderungen für die Handelsbilanz 32 V.I Theoretische Lösung 32 V.2 Simulationsstudien 33 V.2.1 Dauerhafte Aufwertung der D-Mark um 1% 33 V.2.2 Vorübergehende Aufwertung der D-Mark um 1% für die Dauer eines Jahres 3S VI. Zusammenfassung und Ausbliek 36 Literaturverzeiehnis 39 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Währungsstruktur der deutschen Exporte 5 Tabelle 2: Währungsstruktur der deutschen Importe 5 Tabelle 3: Verhältnis zwischen Ausfuhreinnahmen und Einfuhrausgaben, aufgegliedel1 nach FaktUlierungswährungen 6 Schätzergebnisse für den ExpOlipreis (1/1975 - IV/1995) (Konkurrenzpreis =ausl. Gesamtabsatzdeflator 1 Außenwert) 14 Schätzergebnisse für den Exportpreis (1/1975 - IV/1995) (Konkurrenzpreis =ausl. Erzeugerpreise 1 Außenwert) 16 Tabelle 6: ADF-Test für die Variablen der Exportpreisgleichungen 16 Tabelle 7: ADF-Test für die Variablen der regionalspezifischen Exportpreisgleichungen 18 Tabelle 8: Schätzergebnisse für die regionalspezifischen Exportpreise (Schätzzeitraum: 1/1975 - IV/1995) 19 ADF-Test für die Variablen der Importpreisgleichungen 21 Tabelle 4: Tabelle 5: Tabelle 9: Tabelle 10: Schätzergebnisse für den Importpreis (1/1975 - IV11995) 22 Tabelle 11: Schätzergebnisse für die Importnachfrage (1/1975 - IV/1995) (Preisvariable =Importpreis 1 Gesamtabsatzdeflator) 26 Tabelle 12: Schätzergebnisse für die Importnachfrage (1/1975 - IV11995) (Preisvariable = Importpreis 1 Erzeugerpreis) 27 Tabelle 13: ADF-Test flir die Variablen der Importnachfrage 28 Tabelle 14: ADF-Test für die Vatiablen der Exportnachfrage 29 Tabelle 15: Schätzergebnisse für die Exportnachfrage (1/1975 - V1/1995) (Preisvariable =Exportpreis 1 ausl. Gesamtabd. 1 Außenwert) 29 Tabelle 16: Schätzergebnisse für die Exportnachfrage (1/1975 - VIII 995) (Preisvariable = Exportpreis 1 ausl. Erzeugerpreis 1Außenwert) 30 Verzeichnis der SehaubUder Schaubild 1: Gewogener realer Außenwert der D-Mark gegenüber 18 Industrieläodem und Außenhandelsbilanzsaldo zu Bruttoinlandsprodukt 1 Schaubild 2: Verlaufdes 'gleitenden' Dummys 14 Schaubild 3: Volatilität des Außenwerts der D-Mark 17 Schaubild 4: Simulationsergebnisse unter der Annahme einer dauerhaften Aufwertung der D-Mark um 1% 34 Schaubild 5: Simulationsergebnisse unter der Annahme einer vorübergehenden Aufwertung der D-Mark um I% für die Dauer eines Jahres 36 Der Einfluß des Wechselkurses auf die deutsche Handelsbilanz*) I. Einführung Einer rund 5%igen realen Aufwertung der D-Mark im Jahre 1995 stand eine Zunahme des Außenhandelsbilanzüberschusses um 18 Mrd DM gegenüber. Diese scheinbar "anomale" Reaktion der Handelsbilanz auf Wechselkursbewegungen ist für die deutsche Volkswirtschaft keineswegs ungewöhnlich. Ähnliche Konstellationen (siehe Schaubild 1) fmden sich auch in den Jahren 1979 - 1980, 1985 - 1987 und 1991 - 1994. Schaubild 1: Gewogener realer Außenwert der D-Mark gegenüber 18 Industrieländern und AußenhandelsbilanzsaIdo zu Bruttoinlandsprodukt in% Index 110 105 100 95 90 85 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 Ein mögliche Erklärung für diesen Sachverhalt bietet die Theorie der J-Kurve, derzufolge bei Wechselkursänderungen einer langfristigen nonnalen Reaktion kurz- bis mittelfristig ein entgegengerichtetes Verhalten der Handelsbilanz gegenübersteht. Auf diese Weise gleicht das stilisierte Verlaufsprofil des Handelsbilanzsaldos bei einer Währungsabwertung einer J-Kurve. l 0) 1 Ich danke T. Bayoumi. R. Fecht, W. Friedmann. A. Jung, J.-R. Kim, B. Landau, H. Neubaus, M. Schamagl, F. Seitz, E. Stöß, K.-H. Tödter sowie den Teilnehmern eines Workshops bei der Deutschen Bundesbank für wertvolle Hinweise und Anregungen. Alle verbliebenen Fehler gehen natürlich zu meinen Lasten. Bei einer Aufwertung spricht man analog vom Spazierstockeffekt. Siehe Rose (1986) S. 87. - 1­ Die Theorie der J-Kurve beruht - historisch gesehen - auf der VorsteUung dreier Reaktions­ phasen, in denen die Handelsbilanz, ausgedruckt in heimischer Währung, von Wechselkurs­ variationen unterschiedlich beeinflußt wird. 2 In der eher kurzfristigen Kontraktphase liegen zum Zeitpunkt der Wechselkursänderung bereits abgeschlossene Verträge über Export- und Importgeschäft vor. Die den Verträgen zugrundeliegenden Mengen und Preise bleiben daher vorerst unverändert. In Abhängigkeit von den Fakturierungsgewohnbeiten erfolgt aUerdings eine entsprechende 'statistische Korrektur' der Außenhandetspreise, da ein bestimmter Preis in ausländischer Währung nun einem anderen Preis in inländischer Währung entspricht. In der darauf folgenden Pass-Througb-Phase tragen die Unternehmen dem nun veränderten Umfeld bei neuen Vertragsabschlüssen Rechnung, indem sie die Wechselkursveränderung mehr oder minder stark in den Preisen weiterreichen. Die letzte Phase umfaßt die aus den Export- und Importpreisveränderungen resultierende Mengenreaktion seitens der Nachfrager. Die Unterteilung des J-Kurveneffekts in drei Phasen unterstellt eine zeitliche Zwangsläufigkeit der Handelsbilanzreaktion. die allerdings in dieser Art nicht gegeben ist. So können Anpas­ sungsverzögerungen beim Preisvemalten der Unternehmen und bei den Nachfragern zu Wech­ selwirkungen zwischen der zweiten und dritten Phase fUhren. Sind die Außenhandelsverträge an unterschiedliche Zahlungsziele geknüpft. ist mit einer Durchmischung von Kontrakt- und Pass-Througb-Phase zu rechnen. Aus diesen GlÜDden steht in der folgenden Analyse nicht die Isolierung einzelner Phasen im Vordergrund, sondern die Identifizierung der jeweiligen phasen­ spezifischen Bestimmungsfaktoren. Auf dieser Grundlage wird anschließend die Bedeutung von J-Kurveneffekten für die deutsche Außenhandelsbilanz beurteilt. Die Arbeit gliedert sieb im weiteren Verlauf wie folgt: Nach entsprechenden theoretischen Voruberlegungen wird versucht, die entsprechenden Bestimmungsgrößen der unterschiedlichen Phasen empirisch zu analysieren. Dazu werden u.a. separat Preis- und Mengenfunktionen für Exporte und Importe geschätzt und diese hinsichtlich Reaktionen auf Wecbselkursbewegungen untersucht. Die Arbeit schließt mit Simulationsergebnissen zu den lrurz- und langfristigen Wechselkurseffekten der deutschen Handelsbilanz. Ziel dieser Arbeit ist es. zu analysieren, ob für die deutsche Handelsbilanz J-Kurvenbe­ wegungen identifizierbar sind. 3 2 3 Magee (1973). Im weiteren Verlauf der Arbeit subsumieren wir unter dem Begriff J-Kurve das sowohl bei Wäbrungsabwer­ tungen als auch bei -aufwertungen mögliche Phänomen einer kurzfristigen anomalen und einer langfristi­ gen nonnalen Reaktion der Handelsbilanz. -2­ 11. Die Bedeutung der Fakturierungsgewohnheiten 11.1 Theoretische Vorüberlegungen Wie elWähnt sind in der Kontraktphase für eine anomale Primärreaktion der Handelsbilanz kurzfristig allein die Fakturierungsgewohnheiten entscheidend. Differenziert man zwischen Fakturierung in Inlands- und Auslandswährung, so kann der Saldo der Handelsbilanz in heimi­ scher Währung ausgedliickt werden als: 4 HB EX (IM) W PX (PX*) PM (PM*) aex (aim) = Handelsbilanzsaldo (in heimischer Währung) = Export - (lmport)volumen = Nominaler Außenwert der heimischen Währung = Exportpreise in heimischer (ausländischer) Währung = Importpreise in heimischer (ausländischer) Währung = Anteil der Export- (Import)werte fakturiert in ausländischer Währung. Unterstellt man die Konstanz der Außenhandelspreise und der Export- und Importmengen, so erhalten wir als kurzfristige Wirkung einer Wechselkursänderung: (2) Als Bedingung für eine anomale Primärreaktion der Handelsbilanz ( (3) ~~ > 0) ergibt sich: ·a ex < I bzw. EX·PX·a ex < I . 5 -EX·PX· __-.-.--'''IM·PM ·a·1m IM·PM·a Im Aus Gleichung (3) läßt sich ablesen, daß bei einer Aufwertung umso eher eine Verbesserung der Handelsbilanz auftritt, je größer der jeweils in Auslandswährung fakturierte Importanteil und desto kleiner der entsprechende Exportanteil ist. Werden Export- und Importwerte ausschließlich in Auslandswährung fakturiert (aex,=l, aim=l), kann eine anomale Reaktion nur im Falle eines Handelsbilanzdefizits auftreten. Ein inverser Primäreffekt bleibt dagegen aus, 4 Vgl. zu den folgenden Ausführungen Smeets (1985) S. 175 f. und Wood (1991) S. 149 ff. Die Umformung ist äquivalent unter der Annahme PX*IW=PX bzw. PM*IW=PM, d.h. die dem Preisindex zugrundeliegenden Wägungsanteile des Warenkorbs sind für die in Auslandswährung und in Inlands­ währung fakturierten Waren identisch. -3­ wenn der Außenhandel vollständig in Inlandswährung abgewickelt wird (aa=O, aun=o).6 Gleiches gilt für den Fall, daß zwar die Exporte, nicht aber die Importe vollständig in Auslandswährung fakturiert werden (aa:=I, aun=0).7 Der inverse Primäreffekt ist am größten, wenn die Importe ausschließlich in Auslandswährung, die Exporte allein in der Währung des Inlands abgewickelt werden (aa:=O, am.= 1).8 11.2 Empiriscbe Analyse Angesichts der Bedeutung, die den Fakturierungsgewohnheiten in der Kontraktphase zu­ kommt, wird zunächst die Währungsstruktur im deutschen Außenhandel untersucht. Dabei stützt sich das velWendete Datenmaterial bis 1989 auf eine besondere Auswertung der in den Ausfuhrerklärungen angegebenen Fakturierungswährungen; ab 1990 basieren die Zahlen auf einer Befragung deutscher Exportuntemehmen, die das ifo Institut im Auftrag der Deutschen Bundesbank durchfiibrt. 9 Auf der Einfuhrseite werden die Fakturierungswährungen von der Bundesbank anband der tatsächlichen Zahlungen ennittelt. Die Untersuchung der Währungsstruktur zeigt, daß die deutschen Ausfuhren zum übelWie­ genden Teil in D-Mark fakturiert werden (siehe Tabelle I). Auch auf der Einfuhrseite domi­ niert die D-Mark, wenn auch in einem deutlich geringerem Ausmaß (siehe Tabelle 2). Im Zeit­ verlauf waren die Fakturierungsgewohnheiten der deutschen Exportwirtschaft weitestgehend stabil. Auch die Gewichtsveränderungen innerhalb der Währungsstruktur hielten sich in engen Grenzen. So sank der Anteil der D-Mark von 1975 bis 1995 auf der Ausfuhrseite von knapp 90% auf 75%. während das Gewicht der in D-Mark fakturierten Einfuhren von gut 42% auf 53% stieg. Die größten Einbußen erlitt hier der Dollar, dessen Bedeutung als Fakturierungs­ währung rur die deutschen Importe sich fast halbierte. 10 Umgekehrt stieg der in Dollar faktu­ rierte Ausfuhranteil um 5 Prozentpunkte. 11 6 7 8 9 10 I1 Diese Schlußfolgerung resultiert aus Gleichung (2). da in diesem Fall öHBI8W=O. Siehe Gleichung (2). Verschiedentlich geht man in der Literatur von dieser vereinfachten Konstellation aus. Vgl. Sommer (1980) S.534. "Die Angaben ab 1990 sind deshalb nicht ganz mit den Zahlen bis 1989 vergleichbar. Parallelrechnungen für das Jahr 1989 haben jedoch gezeigt, daß die Unterschiede relativ gering sind." Deutsche Bundesbank (1991) S. 41, Fußnote 3. "rn dieser Entwicklung spiegelt sich vor allem das im Laufe der Zeit abnehmende Gewicht der Energieein­ fuhren wider. die fast ausschließlich in US-I>ollar abgerechnet werden." Deutsche Bundesbank (1991) S. 42. Diese Gewichtsverschiebung innerhalb der Wäbrungsstruktur ist zum größten Teil Reflex der veränderten regionalen deutschen Außeohandelsstruktur. Deutsche Bundesbank (1991) S.40. -4­ Tabelle 1: Währungsstruktur der deutschen Exporte Anteile der Exportfakturierungswährungen in % DM U5-$ Pfund FF SFR BFR HFl UT YEN 89.2 86.9 86.0 83.6 82.6 82.5 82.2 83.2 82.6 79.4 79.5 81.5 81.5 79.2 79.2 77.0 77.5 77.3 1993 I 74.3 1994 76.7 4.4 5.0 6.2 7.4 7.3 7.2 7.8 6.7 7.0 9.7 9.5 7.7 7.4 8.0 7.5 6.5 8.0 7.2 10.3 9.7 0.9 1.2 1.1 1.3 1.5 1.4 1.3 1.3 1.5 1.7 1.8 1.7 1.8 2.0 2.5 2.7 2.3 3.2 2.6 2.4 1.7 2.1 2.1 2.3 2.6 2.8 2.8 2.8 2.8 2.8 2.7 2.7 2.5 3.2 3.4 3.9 3.3 3.4 3.3 2.9 0.5 0.6 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.6 0.6 0.6 0.6 0.7 0.7 0.8 0.8 0.9 0.9 0.9 0.9 0.9 1.1 0.7 0.7 1.0 0.9 0.9 0.9 0.9 1.1 1.1 1.2 - 1.1 1.2 1.1 1.1 0.9 0.9 1.0 0.9 - - - 0.7 1.1 1.0 1.0 1.3 1.3 1.3 1.2 1.4 1.5 1.5 1.6 1.7 1.8 1.8 2.2 2.0 2.2 2.0 1.7 Jahr 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 - . -. 1.1 . - · - · 0.3 0.4 0.4 0.5 0.4 0.4 0.4 0.4 0.6 0.8 0.7 Rest 1.1 1.5 1.5 2.0 2.3 2.2 2.1 2.3 2.1 2.1 1.9 2.3 2.4 2.8 2.8 7.3 6.5 6.2 6.9 6.1 Quelle: Deutsche Bundesbank. '.': Fakturierungsanteil dieser Währung wurde nicht gesondert erhoben. Tabelle 2: Währungsstruktur der deutschen Importe Anteile der Importfakturierungswährungen in % Jahr DM U5-$ Pfund FF SFR BFR HFl UT YEN Rest 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 42.5 42.0 44.2 46.1 43.7 43.0 43.0 44.6 46.1 47.0 47.8 51.7 52.4 52.6 52.6 54.3 55.4 55.9 54.1 53.2 30.9 31.3 30.6 28.5 30.5 32.3 32.3 31.3 28.8 29.2 28.1 23.1 22.0 21.3 22.3 20.9 20.4 18.4 19.0 18.5 3.6 3.2 3.0 3.3 3.2 3.4 3.7 2.5 2.7 2.4 3.0 2.2 2.6 2.4 2.6 2.5 2.3 2.2 2.2 2.0 4.2 3.9 3.7 3.7 3.4 3.3 3.0 3.4 3.5 3.6 3.8 4.1 3.9 3.6 4.1 3.6 3.0 3.1 3.0 2.8 1.7 1.7 1.7 2.1 1.7 1.6 1.6 1.6 1.5 1.5 1.5 1.7 1.8 1.7 1.7 1.8 1.6 1.6 1.5 1.3 1.8 1.7 1.7 1.7 1.7 1.6 1.2 1.0 1.1 1.0 0.9 0.8 0.9 0.8 0.7 0.8 0.7 0.7 0.6 0.7 2.6 2.5 2.3 2.4 2.1 2.0 1.9 1.7 1.6 1.5 1.4 1.5 1.4 1.5 1.4 1.4 1.3 1.3 1.2 0.9 2.7 3.1 2.1 2.4 2.9 2.4 2.0 2.0 1.8 - 10.0 10.6 10.7 9.8 10.8 10.4 11.3 11.9 12.9 12.1 10.2 10.8 10.9 12.0 10.8 11.0 11.5 13.6 15.1 17.7 · - 1.7 - 1.5 1.5 1.6 1.6 1.8 1.9 1.8 1.7 1.5 1.3 1.8 2.6 2.5 2.5 2.0 1.8 2.0 1.7 2.0 1.7 Quelle: Deutsche Bundesbank. '.': Fakturierungsanteil dieser Währung wurde nicht gesondert erhoben. -5­ Tabelle 3: Verhältnis zwischen Ausfuhreinnahmen und Einfuhrausgaben, aufgegliedert nach Fakturierungswäbrungen Verhältnis fremdwährungsfakturierter Ausfuhreinnahmen zu EInfuhrausgaben Jahr Gesamt US-$ Pfund FF SfR BFR HR llT YEN Rest (1) (2) ß) (4) (5) (6) m (8) (9) (10) (11) 1915 1916 1911 1918 1919 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1981 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 0.23 0.26 0.29 0.36 0.33 0.32 0.34 0.34 0.36 0.44 0.45 0.49 0.50 0.51 0.56 0.59 0.52 0.54 0.62 0.56 0.11 0.18 0.24 0.30 0.26 0.23 0.26 0.24 0.27 0.37 0.39 0.42 0.43 0.48 0.43 0.36 0.40 0.41 0.60 0.59 0.30 0.43 0.43 0.46 0.50 0.42 0.38 0.59 0.62 0.80 0.69 0.98 0.89 1.08 1.22 1.26 1.03 1.57 1.34 138 0.49 0.62 0.66 0.13 0.82 0.81 1.00 0.94 0.89 0.81 0.82 0.84 0.83 1.15 1.05 1.26 1.14 1.16 1.22 1.14 0.35 0.41 0.34 0.28 0.32 0.32 0.34 0.36 0.37 0.31 0.39 0.31 0.43 0.46 0.45 0.40 0.48 0.48 0.55 0.51 0.58 0.81 1.02 0.91 1.01 1.42 1.11 1.00 1.61 1.63 0.42 0.42 0.46 0.54 0.56 0.62 0.62 0.14 0.83 0.82 0.91 0.16 0.83 0.86 0.81 - - - 0.31 0.41 0.55 0.49 0.48 0.51 0.10 0.10 0.86 0.99 1.16 1.36 1.37 1A5 1.25 1.35 1.13 1.36 1.42 1.42 0.13 0.16 0.16 0.24 0.23 0.21 0.20 0.22 0.18 0.20 0.22 0.27 0.28 0.30 0.33 0.71 0.58 0.48 0.51 0.39 - - - - - - - - - - 0.26 0.20 0.26 0.21 0.25 0.26 0.21 0.34 0.42 0.43 Quelle: Deutsche lbldesbank. Um zu überprüfen, ob die theoretisch abgeleiteten Bedingungen rur das Auftreten eines anomalen Primäreffekts bei Wechselkursänderungen in der kurzfristigen Kontraktphase als erfiillt gelten können. wurden Quotienten aus fremdwährungsfakturierten Ausfuhreinnahmen und Einfuhrausgaben (entsprechend Gleichung 3) berechnet. '2 Die Zunahme der jeweiligen Quotienten im Zeitverlauf resultiert dabei fast ausschließlich aus der wachsenden Bedeutung der ausländischen Währungen auf der Exportseite und deren abnehmendem Gewicht als Fak­ turierungswährung fiir die Importe. Verändert sich der Wechselkurs der D-Mark einheitlich gegenüber allen anderen Währungen, so ist während des ganzen Beobachtungszeitrawns die Bedingung rur eine anomale Primär­ reaktion der deutschen Handelsbilanz erfiillt (siehe Spalte 2 in Tabelle 3). Zwar nahm der Quotient aus fremdwährungsfakturierten Exporteinnahmen zu Importausgaben von 0,23 auf 0,56 zu, dennoch bleibt er deutlich unter eins. Das Bild ändert sich teilweise. wenn man die bilateralen Beziehungen betrachtet (Spalten 3-10). Das Verhältnis von Ausfuhreinnahmen zu Einfuhrausgaben deutet daraufhin, daß seit Ende der achtziger Jahre eine inverse Primärreak­ 12 Vgl. zu den folgenden Ausfiihrungen Schäfer (1985) S. 497 f. -6­ tion der Handelsbilanz bei isolierten Aufwertungen gegenüber dem französischen Franc, der italienischen Lira und dcm Pfund Sterling nicht mehr gegeben ist. Allerdings kommt nicht nur in dieser Gruppe europäischer Währungen, sondern auch beim US-Dollar die Gewichtsver­ schiebung innerhalb der Währungsstruktur zum Tragen. Auch der Quotient des US-Dollars (siehe Spalte 3) hat während des Beobachtungszeitraums kontinuierlich zugenommen. Trotz­ dem bleibt das Verhältnis von in Dollar fakturierten Exporteinnahmen zu Importausgaben deutlich unter eins. Da die D-Mark vor allem gegenüber dem US-Dollar und weniger gegen­ über dcn europäischen Währungen ausgeprägte Schwankungen ihres Außenwerts aufweist, können Wechselkursändcrungen der D-Mark trotz der jüngsten Entwicklung auch weiterhin im ersten Moment einen inversen Primäreffekt der Handelsbilanz zur Folge haben. Gleichwohl dürften im Gesamtergebnis die geänderten Währungspräferenzen der letzten zwanzig Jahre das Ausmaß möglicher anomaler Handclsbilanzreaktionen in der Kontraktphase merklich gedämpft haben. 111. Das Preisverhalten 111.1 Theoretische Vorüberlegungen Traditionell unterstellt man in den meisten Außenhandelsmodellen vollständiges Pass­ Through. B In der Terminologie von Vesala versteht man unter einem vollständigen Exchange­ Rate-Pass-Through, daß "import prices fully reflect movements in the exchange rate and exporters hold their own-currency prices constant." 14 Die Importpreise werden in diesem Fall allein von den Auslandspreisen (gemessen in inländischen Einheiten), die Exportpreise vom Inlandspreisniveau bestimmt. Die Ursache für die schwache Reaktion der amerikanischen Handelsbilanz in den achtziger Jahren trotz der ausgeprägten Dollarschwankungen sah man u.a. in der Unempfindlichkeit der Außenhandelspreise auf Wechselkursschwankungen. 15 Seit dieser Zeit entstand vor allem im ametikanischen Raum eine Fülle theoretischer und empirischer Untersuchungen über das soge­ nannte Pricing-To-Market von Unternehmen. Im Gegensatz zum vollständigen Pass-Through 13 14 15 Siehe beispielsweise Gandolfo (1987), Appendix zu Kapital 15.1., S. 232. Im Vergleich dazu ist im partial­ analytischen Elastizitätenansatz der Zahlungsbilanztheorie das Ausmaß des Pass-Through abhängig von der Höhe der Angebots- und Nachfrageelastizitäten auf dem Export- bzw. Importgütermarkt. Unter der An­ nahme einer unendlichen Angebotselastizität erhält man den Spezial fall eines vollständigen Pass-Through. V gl. Menon (1995) S. 198 f., Jarchow/Rühmann (1991) S. 53 Fall a). Vesala (1992) S. 9. Vgl. Krugman (1986), Mann (1986), Helkie/Hooper (1987), Moffett (1989), Meade (1988 u. 1989), Bald­ win (1990), Koch/Rosensweig (1990). - 7­ wird das Preisverhalten der Exporteure und Importeure hier weniger von der Kostenseite her bestimmt, sondern - um Marktanteilsverlusten entgegenzuwirken - vom Konkurrenzpreis ande­ rer Anbieter im gleichen Markt. WechseUrursschwankungen werden von den Unternehmen durch Variation der Gewinne neutralisiert, statt an den Nachfrager über Preisveränderungen weitergegeben. Im Ergebnis führt Pricing-To-Market zu unterschiedlichen internationalen Preisen für das gleiche Gut. 16 Die Ursachen für Pricing-To-Market sind vielfältiger Natur. Die zentrale Annahme. welche in allen theoretischen Modellen vorab gesetzt wird, ist die Segmentation von Gütennärkten. 17 Informations- und Transportkosten. tariflre und nicht-tariflre Handelshemmnisse behindern eine effektive Güterarbitrage, wodurch eine internationale Preisdifferenzierung überhaupt erst möglich wird. Würde bei vollintegrierten Märkten ein Unternehmen für sein Produkt im Aus­ land einen niedrigeren Preis verlangen als im Inland, werden Reimporte, sogenannte "Grau"­ Importe, den inländischen Absatz und damit die Gewinne des Unternehmens vermindern. Die Segmentation von Gütennärkten ist folglich die conditio sine qua non für eine internationale Preisdifferenzierung. Von theoretischer Seite wird als weiterer Bestimmungsfaktor für Pricing-To-Market die Sub­ stituierbarkeit der Güter herausgestellt. 18 Je homogener die konkurrierenden Produkte in einem Marktsegment, desto geringer sind die Preisunterschiede. Im Extremfall vollkommener Unter­ schiedslosigkeit, wie z.B. bei bestimmten Rohstoffen, ist der Anbieter gezwungen. den Preis seines Produktes ausschließlich nach dem Kookurrenzpreis auszurichten; bei den mehr hetero­ genen Industrieerzeugnissen erfolgt die Preissetzung hingegen eher kostenorientiert. Eine gewisse Relativierung erfährt dieser letzte Punkt. wenn man zusätzlich die Marktstruktur als Determinante internationaler Preisdifferenzierung in Betracht zieht. 19 So zeigt Dornbusch (1987) im Rahmen eines Modells unvollkommener Konkurrenz, daß auch bei heterogenen Gütern oligopolistisches Verhalten - die Unternehmen beachten bei der Preissetzung mögliche Gegenreaktionen der Konkurrenten - Pricing-To-Market nach sich zieht. Potentielle Marktan­ teilsverluste bei nicht preiskonformem Verhalten zwingen ausländische Anbieter, den Preis in­ 16 17 18 19 Damit steht Pricing-To-Market im Widerspruch zur Kaufkraftparitltentheorie. Siehe dazu Faruqee (1995) und FrootlRogoff (1995). Knetter(1993) S.476. Siehe dazu die empirische Studie von Engel (1993). Zum Fall homogener Güter siehe das Coornol-Modell bei Fuhrmann (1989) S. 589 f. Fisher (1989) kommt in seinem theoretischen Modell zur der Schlußfolgerung, daß die Größenordnung des Exchange-Rate-Pass­ Through von der Konkurrenzsituation sowohl im Inland als auch im Ausland abhängig ist. Vgl. dazu auch Feenstra, R.C., Gagoon J.E.• Knetter. M.M. (1996). -8­ ländischer Konkurrenzprodukte bei der Ableitung ihres Gewinnmaximums mit zu berück­ sichtigen. 20 Neuere Ansätze betonen die Rolle von WechselkurselWartungen für die Pricing-To-Market­ Strategie von Unternehmen. 21 In'eversible Menükosten - hierunter fallen alle nicht rückhol­ baren Ausgaben für die Preisanpassung wie Z.B. Druckkosten für Kataloge, Aufwendungen zur InfOlmation der Nachfrager - verzögern bei Wechselkursschwankungen die kontinuierliche Preisanpassung. Die Verkaufspreise werden bei einer Wechselkursänderung erst dann ange­ paßt, wenn die elwalieten Verluste aus einer unterlassenen Preiskorrektur die Menükosten übelireffen. Dabei stehen die Preisstarrheiten in einem direkten Zusammenhang zur Wechsel­ kursvolatilität. Bei starken und häufigen Wechselkursschwankungen steigt die Wahrscheinlich­ keit, eine wechselkursbcdingte Preisänderung später wieder zurücknehmen zu müssen. Erst bei ciner als dauerhaft eingestuften Wechselkursändcmng wird man von Unternehmerseite Preis­ ändemngen vornehmen, zumal diese immer mit Kosten verbunden sind. 22 Solange aber die Unternehmen eine Wechselkursändemng als temporär einschätzen, verfolgen sie eine soge­ nannte Wait-And-Sce-Strategie und lasscn die Preise unverändert. 23 III.2 Empirische Analyse 111.2.1 Schätzspezifikation In Anlehnung an andere empitische Studien24 leiten wir die Export- und Irnportpreis­ gleichungen im Rahmen eines Mark-Up-Modells ab. Hierbei unterstellt man, daß die Unter­ nehmen eine Verschlechtemng der preislichen Wettbewerbsfähigkeit durch einen Abschlag auf ihren Mark-Up neutralisieren. Diese Vorgehensweise ermöglicht es, das Ausmaß des Pricing­ To-Market der empirischen Analyse zugänglich zu machen und direkt mit Hilfe von Preis­ gleichungen zu schätzen. 20 21 22 23 24 Meckl (1996) weist darauf hin, daß Wechselkursfluktuationen oligopolistisches Preisverhalten erschweren. Vgl. Dohner (1984), Giovannini (1988), Delgado (1991), Kasa (1992). Delgado (1991). Vergleichbar hierzu die Schlußfolgerung von Kasa (1992): "Finally, the model demonstra­ tes that the ciritical factor affecting the degree of pricing-to-market is the relative importance of the trans i­ tory component of exchange rate fluctuations." Vgl. dazu auch Dohner (1984) S. 95 und Krugman (1989) S.47. Zu ähnlicher Feststellung kommt auch Dixit (1989) S. 227. HelkielHooper (1987) S. 12, Athukorala (1991) S.80, AthukoralalMenon (1994) S.273, Menon (1996) S.438. -9­ Ausgangspunkt des Mark-Up-Modells sind exportierende Unternehmen. die ihren Exportpreis (in inländischer Währung) als Gewinnaufscblag auf ihre StOckkosten setzen: 2S PX =(I+1t)·C (6) PX 1t C = Exportpreis (in inländiscber Währung) =Mark-Up =inländiscbes Kostennive:au. Das Mark-Up wiederum ist eine Funktion des Verhältnisses von Konkurrenzpreis und dem eigenen Preis der Unternehmen: IJ (I + 1t) = ( (7) p* W'PX J • mit J3 ~ 0 = Konkurrenzpreis im Ausland (in ausländiscber Währung) =Außenwert der inländiscben Währung. (7) eingesetzt in (6) ergibt in logarithmierter Form: (8) 26 px=y ·(p*-w)+(I-y)·c. mit y =_J3_. 1+ J3 Für die Importpreise gilt analog: (9) pm = Ä. • p + (1- Ä.). (c * -w) pm p c* = Importpreis (in inländiscber Währung) = Konlrurrenzpreis im Inland (in inländiscber Währung) =Kostenniveau im Ausland (in ausländiscber Währung). Der Koeffizient y bzw. Ä. mißt, inwieweit sich die Unternehmen bei ihrer Preisgestaltung am Preis anderer Anbieter im Ausland orientieren. Ist y =1 (Ä. =I), dann betreiben die Exporteure (Importeure) ein lOO%iges Pricing-To-Market?7 Orientieren sie sich bei der Preissetzung allein nach ihrer Kostensituation (I - Y=1. 1 - Ä. =1), dann ist lOO%iges Exchange-Rate-Pass­ Through gegeben. Der Importpreis (PM) bzw. der Exportpreis. in ausländischer Währung 25 26 27 Theoretische Grundlage ist das 'Extended Dixit-Stigiitz-ModeW. Dornbuscb (1987) S. 99 ff. KJeine Buchstaben signalisieren loprithmierte Größen. Der Grenzwert von y und A. tUt P -+ 00 ist eins. - 10­ gerechnet (PX'W)28, bewegt sich im Gleichlauf zu den Wechselkursschwankungen. Zwischen diesen zwei Extremen (0< y <1, 0< A< I) führen Wechselkursausschläge zur gleichzeitigen Variation der Gewinnmargen und Reaktion der Verkaufspreise. Ein Wert für den Pricing-To­ Market-Koeffizient y =0.3 impliziert, daß auf eine lO%ige Aufwertung der Exporteur sein Mark-Up um 3% reduziert und seine Verkaufspreise im Ausland um 7% erhöht. Nach Gleichung (8) und (9) müssen sich die Koeffizienten des Konkurrenzpreisniveaus und der Kostenvatiable zu eins ergänzen. Diese theoretische Restriktion geWährleistet, daß eine pro­ p011ionaJe Entwicklung des inländischen und ausländischen Preis- bzw. Kostenniveaus - d.h. 29 der reale Außenwert bleibt konstant - ohne reale Aus~irkungen auf den Außenhandel bleibt. Da wir nicht die Preisfunktion eines einzelnen Unternehmens, sondern einer ganzen Volkswirt­ schaft schätzen und deshalb auf bochaggregiel1e Preis- bzw. Kostenindizes zurückgreifen müs­ sen, tritt hier das sogenannte Indexaggregationsproblem auf. Mögliche Strukturverschiebungen aufgrund unterschiedlicher zugrundegclegter Warenkörbe werden in den meisten Fällen dem­ zufolge zu einer Ablehnung der theoretischen Restriktion der Koeffizienten in Gleichung (8) und (9) führen. 30 Aus diesem Grund wird in den Preisgleichungen zusätzlich eine Trendvariable eingesetzt. um dem abweichenden Gewichtungsschema der velwendeten Preisindizes Rech­ nung zu tragen. 111.2.2 Schätzmethodik Wie in neuerer Zeit üblich, untersuchen wir die Export- und Importpreisgleichung mit der Methode der Kointegrationsanalyse. Diese Technik ist besonders geeignet, die in den theoreti­ schen Überlegungen zugrundegelegten; langfristigen Gleichgewichtsbeziehungen zu überprü­ fen. Nachdem hier zuerst der elforderliehe Integrationsgrad der verwendeten Zeitreihen unter­ sucht wird, überprüft man in einem zweiten Schritt die Existenz einer Kointegrationsbeziehung mit Hilfe eines sogenannten Fehlerkorrekturmodells, welches Variablen in Form erster Dif­ ferenzen verwendet. Zusätzlich werden beim zweistufigen Engle-Granger-Verfahren (Engle / Granger, 1987) die um ein Quartal verzögerten Residuen der separat in Niveauform 28 29 30 In Verbindung mit der Bestimmungsgleichung für den Exportpreis in heimischer Währung (Gleichung (8» erhält man für den Exportpreis in ausländischer Währung: (px + w) = y . p '* +(I-y) . (c + w). Die Abhängigkeit der realen Exporte von dem Verhältnis zwischen Exportpreis und Konkurrenzpreis sei gegeben durch folgende (logarithmierte) Gleichung x=u·(p'*-w-px). In Verbindung mit Gleichung (8) und der Annahme, daß das inländische Kostenniveau (c) sich proportional zum inländischen Preisniveau (p) entwickelt. erhält man x=u'(y-l) (p+w-p*). Demnach sind die realen Exporte bzw. Importe und der reale Handelsbilanzsaldo eine Funktion des realen Außenwerts. Athukorala/Menon (1995) S. 536. - 11 ­ geschätzten Langfristregression als sogenannter Fehlerkorrekturtenn aufgenommen, während die einstufige Vorgehensweise nach Stock (1987) die Kointegrationsbeziehung im Fehler­ korrekturmodell simultan schätzt. Damit wird eine Brücke geschlagen zwischen der langfri­ stigen Gleichgewichtsbeziehung und der kurzfristigen Anpassungsdynamik. Ein auf Basis der t­ Werte signifikant negatives Vorzeichen des Fehlerkorrekturtenns3' (Q, in Gleichung (10» sig­ nalisiert die Existenz eines stabilen langfristigen Gleichgewichts, wie es durch die Langfrist­ beziehung beschrieben wird, und deutet gleichzeitig darauf hin, daß bestehende Ungleichge­ wichte im Zeitablauf abgebaut werden. (10) Fehlerkorrekturgleichung: 32 !l.Yt Fehlerkorrckturterm I I = Qo . Mt + QI ·(Yt-I - ßI . x t_l ) Yt= Abhängige Variable Xt =Unabhängige Variable. Negativ ist beim Engle-Granger-Verfahren zu bemerken, daß vor allem in kleinen Stichproben die geschätzten Koeffizienten der Langfristregression (ß, in Gleichung (10» trotz der Super­ konsistenz in der Verteilung verzerrt sind und keiner asymptotischen Nonnalverteilung folgen (sogenannter "smaU sample bias,,).33 Diesen Nachteil venneidet die Stock-Methode durch die simultane Schätzung der langfristigen Gleichgewichtsbeziehung und der kurzfristigen Anpas­ sungsdynamik. Allerdings zeigt sich in ihrer praktischen Anwendung eine teilweise nicht uner­ hebliche Sensitivität gegenüber Multikollinearitätsproblemen. 34 Um den Stellenwert dieser Probleme fur die Regressionsergebnisse abschätzen zu können, stellen wir die Ergebnisse bei­ der Verfahren dar. 3S Zusätzlich berechnen wir noch fiir die Langfristkoeffizienten (ß. in Glei­ chung (10» des Stock-Ansatzes die t-Statistiken mit Hilfe der Bewley-transformierten Glei­ chung36, da auf die herkömmlichen t-Werte des Engle-Granger-Verfahrens und der Stock­ Methode die üblichen Signifikanztests aufgrund der Nichtstationarität der Regressoren nicht anwendbar sind. 37 31 32 33 34 35 36 37 Da der Koeffizient des Fehlerkorrekturterms nicht standardverteilt ist. sind die von MacKinnon (1991) generierten kritischen Werte zu verwenden. KremerslEricssonlDolado (1992). Selbst bei einer Stichprobengröße von 50 Beobachtungspunkten sind noch erhebliche Verzerrungen zu registrieren. Siehe Kim (1994). Vgl. Gerdesmeier (1996) S. 25. Auf einen Einsatz eines Vector-Error-Correction-Modells nach der lohanson-Prozedur wird verzichtet. da die Ergebnisse dieser Methode eine sehr hohe Sensitivität bezüglich der zugrundegelegten Variablen und der gewählten Lagstruktur aufweisen. HansenlKim (1996). Scharnagl (1996) S. 21. West (1988). - 12­ 111.2.3 Exportpreise In Tabelle 4 sind die Schätzergebnisse der Exportpreisgleichung für den Zeitraum I. Quartal 1975 bis 4. Quartal 1995 nach dem Stock-/Bewley-Verfahren den Resultaten auf der Basis der Engle/Granger-Methode gegenübergestellt. Die Langfristkoeffizienten des inländischen Ko­ stenniveaus und des ausländischen Konkurrenzpreisniveaus (in inländischer Währung gerech­ net) sind im Einklang mit den theoretischen Überlegungen in Kapitel IIL2.1 restringiert. Bis zum 4. Quartal 1990 wird auf saisonbereinigte38 Quartalsdaten für Westdeutschland zurückge­ griffen, ab 1. Quartal 1991 auf die entsprechenden Zahlen für Gesamtdeutschland. Die ab­ hängige Variable ist der deutsche Ausfuhrpreis auf der Basis des Laspeyres-Index, als Maß für 39 das inländische Kostenniveau wird der deutsche Gesamtabsatzdeflator und das ausländische Konkurrenzpreisniveau der Quotient aus ausländischem Gesamtabsatzdeflator und gewogenem nominalem Außenwert der D-Mark verwendet. 40 Die Schätzresultate beider Verfahren sind nahezu identisch, was für die Robustheit der hier gefundenen Beziehungen spricht. Danach betreiben die deutschen ExpOlieure langfristig weitgehend eine Politik des Exchange-Rate­ Pass-Through. Auf lange Sicht wird eine Aufwertung der D-Mark zu 89% in den Verkaufs­ preisen im Ausland weitergereicht und nur zu 11 % mittels einer Kompression der Gewinn­ margen absorbiert. Langfristig ist das Pricing-To-Market demgemäß bei den deutschen Expor­ teuren nur schwach ausgeprägt. 41 Der signifikante Dummy in den Schätzungen steht für den vereinigungsbedingten Bruch der Exportpreise und des inländischen Gesamtabsatzdeflators. Der "Vereinigungsdummy" wird hier nicht als ein reine (O,l)-Variable modelliert, sondern als 'gleitende' Variable, um den suk­ zessiven Preisanpassungen in Ostdeutschland gerecht zu werden. Der Wert des Dummys be­ trägt vom I. Quartal 1975 bis einschließlich 4. Quartal 1990 nulL Nach diesem Zeitpunkt wird er bis zum 3. Quartal 1994 logarithmisch an den Wert Eins herangeführt (siehe Schaubild 2), womit unterstellt wird, daß die Preisanpassung in Ostdeutschland bis Mitte 1994 weitgehend vollzogen war. 38 39 40 41 Saisonbereinigung mit Hilfe der Prozedur "Ratio to Moving Average - Multiplicative" von Eviews (Version 2.0). Schätzgleichungen mit den Lohnstückkosten der Gesamtwirtschaft oder den Lohnstückkosten des verarbei­ tenden Gewerbes als Kostengröße flir die Exportwirtschaft kommen aufgrund deren weitgehend parallelen Verlaufs zum Gesamtabsatzdeflator zu nahezu identischen Ergebnissen. Der ausländische Gesamtabsatzdeflator wird als geometrisches Mittel flir die Gruppe der 18 Industrieländer ermittelt, wobei die Gewichte analog der Berechnung des gewogenen Außenwerts eingesetzt werden. Zu näheren Angaben über die Berechnungsmethode siehe Deutsche Bundesbank (1989). Auch Willmann (1994) kommt bei sektoral disaggregierten Exportpreisschätzungen für Deutschland zu ähnlichen Ergebnissen. - 13 ­ Schaubild 2: Verlauf des 'gleitenden' Dummys 1.0..-----------::::::00--_ 0.8 0.6 0." 02 0.0 88 TabeUe 4: 89 IM 90 95 ..., uummy 191)0:1 u.!JUU 1990:4 1991:1 1991:2 1991:3 1991:" 1992:1 1992:2 1992:3 1992:" 1993:1 1993:2 1993:3 1993:4 1994:1 1994:2 1994:3 0.000 0.118 1m:" tUJ8 0.11:11 0.592 0.686 0.163 0.82" 0.87" 0.913 0.943 0.966 0.982 0.993 0.!198 1.000 : 1.000 Sdlätzergebnisse für den EIportpreis (V197S - IV/l99S) (Konkurrenzpreis = ausl. Gesamtabsatzdeflator I Außenwert) Langfristregression* Konstante Gesamtabsatzdeflator Inland Gesamtabd. Ausl. I Au8enwert Trend Dummyl Kurzfristregression Konstante d(Exportpreis(-1)) d(Dummy1) d(Gesamtabsatzdef. Inland) d(Gesamtabd.Au~./Au8en~ Feh lerkorrekturterm §tocklBewley Koeffizient t-Wert 4.64(182.29) (23.27) 0.89 (3.02) 0.11 (9.41) -0.00 (6.93) -0.07 EnglelGranger Koeffizient t-Wert 4.640.89 ­ 0.11 ­ -0.00 ­ -0.07 Stock Koeffizient t-Wert EngieIGranger Koeffizient t-Wert 0.00 (0.74) 0.32 (4.38) -0.04 (3.06) 0.37 (4.26) 0.10 (4.33) -0.23 (3.62) - - 0.31 -0.03 0.35 0.10 -0.22 (3.95) (2.47) (3.91) (4.14) (3.52) ­ - Teststatistik.. Korr.R2 SEE DW AR(4) ARCH(4) JB Cusum Cusum-SQuare 0.70 0.00 1.96 0.42 5.38 16.17 stabil stabil .) Langtri stkoelfizienlen der beiden PrBiavariablen sind auf eins restringiert. - 14­ 0.71 0.00 1.98 0.31 4.62 19.39 stabil stabil Bei der Spezifizierung der Fehlerkorrekturgleichung werden die periodengleichen Werte der exogenen Vatiablen und die erste Verzögerung der endogenen Variable berücksichtigt. Wie aus Tabelle 4 zu sehen ist, kommt dem Pricing-To-Market erwartungsgemäß in der kurzen Frist eine relativ größere Bedeutung ZU. 42 Während Kostenveränderungen sich hier nur zu 35% in den Exportpreisen niederschlagen, erreicht das Pricing-To-Market schon innerhalb eines Quartals mit 10% fast sein langfristiges Niveau. 43 Der Koeffizient des Fehlerkorrekturterrns ist negativ und auf dem 1O%-Niveau signifikant, so daß langfristig die Koeffizienten der Kointe­ grationsbeziehung zum Tragen kommen. Der Erklärungsbeitrag der "Kurzfristgleichung" ist mit einern korrigierten Bestirnrnheitsrnaß von lUnd 70% relativ hoch. Die Gleichungen sind jeweils frei von Autokorrelation erster bis vierter Ordnung (Durbin-Watson-Statistik und Breusch-Godfrey-Test (LM(4)). In den Schät­ zungen liegt der Standardfehler (SEE) unter 0,5%. Der Cusurn- und der Cusum-Square-Test deuten auf die Strukturkonstanz der Regressionskoeffizienten hin (Irrturnswahrscheinlich­ keit < 10%). Jedoch zeigen die vetwendeten Teststatistiken heteroskedastische (ARCH­ Effekte) und nicht normalverteilte (Jarque-Bera-Test) Residuen an. Diese Verletzungen der Modellannahrnen beruhen allerdings ausschließlich auf einer Unterschätzung der Exportpreis­ schwankungen während des zweiten Ölpreisschocks Anfang der achtziger Jahre. Ohne diese extremen Ausreißer zeigen die Teststatistiken das Vorliegen annahrnenkonsistenter Residuen an. In 'Normalzeiten' scheint dieser Schätzansatz damit gut geeignet, die Entwicklung der Ex­ portpreise nachzuzeichnen. 44 Kritisch läßt sich allerdings gegen die Wahl eines breit abgegrenzten Preisindex wie dem aus­ ländischen Gesamtabsatzdeflator einwenden, daß er gerade hinsichtlich seiner Eignung als Konkurrenzpreis für deutsche EXP011produkte nicht zwischen handelbaren und nicht handel­ baren Gütern differenziert. Nimmt man die ausländischen Erzeugerpreise als Maß für das Kon­ kurrenzpreisniveau, ändern sich überraschenderweise die Regressionsergebnisse für den Ex­ portpreis kaum (siehe Tabelle 5). Anscheinend trägt die signifikante negative Trendvariable in der Langfristregression der unterschiedlichen Gewichtung der handelbaren Güter im Waren­ korb des ausländischen Gesamtabsatzdeflators und des ausländischen Erzeugerpreises ange­ messen Rechnung. 45 42 43 44 45 Befragungen des HWWA-Instituts ergaben, daß die Bereitschaft deutscher Exportunternehmen, eine wechselkursbedingte Kompression ihrer Gewinnmargen hinzunehmen, mit der Dauer der DM-Aufwertung abnimmt. Scharrer/Langer (1988) S. 475. In der Realität kann allerdings das "effektive" Pricing-To-Market-Verhalten möglicherweise noch ausge­ prägter sein, da die Preisstatistik - obwohl auf Effektivpreisen basierend nachverhandelte Preiszugeständ­ nisse und andere Nebenleistungen nicht vollständig berücksichtigt. Zu einer Darstellung der hier angewandten Teststatistiken siehe Krämer (1995), Kapitel 3.3, S. 13 ff. Zur Begründung der Trendvariablen siehe Kapitel III.2.I, S. 11. - 15 ­ Schätzergeboisse für deo Exportpreis (111975 - IV11995) (Konkurrenzpreis aust. Erzeugerpreise I Außenwert) Tabelle 5: = langfriSlregression* Konstante Gesamtabsatzdeflator Inland Erzeugerpr. Aus!.! Au ßenwert Trend Dumm\'J Kurzfristregression Konstante d(Exportpreis(-1 )) d{Dummy1) d(Gesamtabsatzd.) d(Erzeugerpr. Ausi.! Außenwert) Fehlerkorrekturterm EnJleJ~ranJJer stocklBewley t-Wert (171.73) 4.65 (24.66) 0.90 (2.73) 0.10 (8.04) -0.00 (5.95) -0.07 IKoeffizient Koeffizient 4.64 0.91 0.09 -0.00 -0.07 t-Wert 0.26 -0.02 0.29 0.11 -0.19 (3.41) (1.83) (3.22) (5.15) (3.09) - ­ ­ - ­ ­ EnJJlef(iral!Q8r Koeffizient t-Wert (1.73) 0.00 0.29 (4.03) -0.03 (2.60) 0.32 (3.65) 0.11 (5.19) -0.19 (3.15) stock Koeffizient t-Wert - Teststatistiken 0.73 0.00 1.94 0.42 3.91 17.08 stabil stabil Korr.R2 SEE DW AR(4) ARCH(4) JB Cusum Cusum-SQuare .. 0.73 0.00 1.97 0.43 2.99 22.28 stabil stabil .) LangfnslkoerrlZlent8n da' beiden Prelsvanablen SlrG auf eInS restringiert . Wie erwähnt, ist vor der Kointegrationsanalyse der Integrationsgrad der velWendeten Zeit­ reihen zu untersuchen. Wie aus Tabelle 6 ersichtlich, sind alle Variablen der Exportpreis­ schätzungen integriert vom Grade I (Irrtumswahrscheinlichkeit < 5%), das heißt, sie sind dif­ ferenzenstationär. Damit ist die Grundvoraussetzung zur Anwendung der hier angewendeten Verfahren erfüllt. Tabelle 6: ADF-Test für die Variableo der Exportpreisgleichuogeo Spezifikation 1) VerzOaeru~en t-Wert 2J Exportpreis Gesamtabsatzdeflator Inland Gesamtabcl. Ausl.! Au ßenw. Erzeugerpr. Ausl.! Außenw. C C C C 1,2 1,2,3 1 1 -2.48 -1.73 -2.12 -1.85 d(Exportpreis) d(Gesamtabsatzdeflator Inland) d(Gesamtabd. Aus!.! Au8enw.) d(Erzeugerpr. Aus!.! Au ßenw.) C C 0 0 0 0 -4.10 -6.79 -5.87 -3.61 Variable (1/1975 -1V/1995) 1) ( = C C Konstante.· 2) ZU den den Ioitlschen Werten Siehe MaC Klmon(~n· - 16­ 111.2.3.1 Regionalspezifische Exportpreise Nach Delgado (1991) steht die Wechselkursvolatilität in einem direkten Zusammenhang zur Pricing-To-Market-Strategie von Unternehmen. Bei starken und häufigen Wechselkurs­ schwankungen steigt die Wahrscheinlichkeit, eine wechselkursbedingte Preisänderung später wieder zurücknehmen zu müssen. Daher werden in der Regel erst bei einer als dauerhaft ein­ gestuften Wechselkursänderung seitens der Unternehmen Preisänderungen vorgenommen, zu­ mal diese immer mit Kosten verbunden sind. Der Außenwert der D-Mark ist gegenüber Nicht­ EU-Ländern im Durchschnitt volatiler (Irrturnswahrscheinlichkeit < 1%) als gegenüber den EU-Ländern (siehe Schaubild 3). Dies läßt vermuten, daß das zu beobachtende Pricing-To­ Market für ExpOlte außerhalb der EU ausgeprägter sein dürfte als innerhalb der Gemeinschaft. Schaubild 3: Volatilität des Außen werts der D-Mark Kalendennonatliche Standardabweichung der Tageswerte ..... ~------------------------------------~4 ..... für den gewogenen Außenwert der DM geg. Nicht-EU-Währungen I 1 (Mittelwert = 0.80) 1 l I S: l i J.I' 4 3 ,:! " ,'., l •: l 'l,~'. ~ 1 ~ I:"" r~i!r~'.;f' 11 I,' I I,' I' 3 11 " I 2 I "" I, " :l~:::' I JI"'I':ll,~ 'I , alt U" t~,.t1d~~!'I)j Vi ~Wr~~ !" ; :~ U~4~ :}J\;~~\ ' ~ I ~U i~~Ifuf1~!! V -:: '1 11 ' 11' "I I l I~~l"::: ',H~! "li "'.- l l 1/11 ~ ~ I I ~ I I j I "';1 .....Hic den gewogener Außen wert der DM gegenüber EU­ 2 1 o Mittelwert = 0.64) 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 Einen gegenteiligen Zusammenhang würde man aufgrund theoretischer Überlegungen erwar­ ten, die als entscheidende Determinanten fur das Pricing-To-Market auf das Wettbewerbsver­ halten von Unternehmen abstellen. Danach begünstigt ein oligopolistisches Preisverhalten, d.h. bei der eigenen Preispolitik fließen Erwartungen hinsichtlich der Preisreaktionen des Konkur­ renten mit ein, Pricing-To-Market. 46 Eine oligopolistische Verhaltensweise ist wiederum das 46 Dornbusch (1987). - 17 ­ Ergebnis eines Erfahrungsprozesses. Eine transparent gewordene Umwelt erleichtert die iden­ 47 tifikation der Aktions-Rea.k:tionsverbundenheit zwischen verschiedenen Konkurrenten. Aller­ dings wird die Transparenz auf Auslandsmärkten nicht zuletzt durch Wechselkursbewegungen eingeschränkt. Je größer die Wechselkursfluktuationen sind, desto schwieriger wird es fiir Unternehmen, Aktionen der Wettbewerber als Reaktion auf das eigene Preisverbalten zu be­ werten. 48 Diese Argumentationskette liefert damit einen Erklärungsansatz, warum das Pricing­ To-Market für Exporte in die EU eher anzutreffen ist als fiir Exporte in Nicht-EU-Länder. Tabelle 7: AD F-Test für die Variablen der regionalspezifisehen Exportpreisgleichungen Spezifikation 1) Verzögerungen Variable W1975 - IVl1995) t-Wert 2) Exportpreis EU Exportpreis Nicht-EU Gesamtabsatzdeflator Inland Gesamtabd. EU I Außenwert EU Gesamtabd. Nicht-EU I Au8enw. Nicht-EU C C C C C 1 1 1,2,3 1 1 -2.14 -2.05 -1.73 -1.83 -2.07 d( Exportpreis EU) d( Exportpreis Nicht-EU) d(Gesamtabsatzdeflator Inland) d(Gesamtabd. EU I Außenwert EU) d(Gesamtabd. Nicht-EU I AuBenw. Nicht-EU) C C C C C 0 0 0 0 0 -3.90 -4.75 -6.79 -6.20 -5.66 1) C - Konstante.· 2) Zu den den mischen Werten siehe MacKimon (1881). Um diese beiden konkurrierenden Hypothesen zu testen, werden die Exportpreise (mit Hilfe des Stock-/Bewley-Verfahrens49) separat für die deutsche Warenausfuhr in die EUsO und außerhalb der EU geschätzt (siehe Tabelle 8). (Eine europäisch homogenere Währungsgruppe, wie z.B. eine Beschränkung auf EWS-Wählllrl'gen, konnte nicht gebildet werden, da vom Sta­ tistischen Bundesamt keine Exportpreisreihe in dieser Abgrenzung angeboten wird.) Die ent­ sprechenden Resultate der Stationaritätstests finden sich in Tabelle 7. Bei der Spezifizierung der Fehlerkorrekturgleichung werden auch hier die periodengleichen Werte der exogenen Va­ tiablen und die erste Verzögerung der endogenen Variable berücksichtigt. 47 48 49 50 Heuß (1966). Meckl () 996). Die Ergebnisse des zweistufigen EngielGranger-Verfabren wie auch die Scbätzresultate mit den ausländi­ schen Erzeugerpreisen als Maß fiir das Konkurrenzpreisniveau werden nicht gesondert dargestellt. da die geschätzten Koeffizienten nahezu identisch mit den in Tabelle 8 präsentierten Parametern sind. Die EU umfaßt hier folgende Ländergruppe: Belgien. Spanien. Frankreich. Großbritannien. Holland. ita­ lien, Dänemark, Griechenland, Portugal, Irland; die Nicht-EU repräsentiert alle übrigen Länder. - 18­ Tabelle 8: Schätzergebnisse für die regionalspezifischen Exportpreise (Schätzzeitraum: 1/1975 - IV/1995) Langfristregression* (StocklBe1Nley) Konstante Gesamtabsatzdeflator Inland Gesamtabd. Aus!. I Au ßenwert Trend Dummy1 Kurzfristregression (Stock) d(Exportpreis(-1 » d(Dummyl) d(Gesamtabsatzdef. Inland) d(Gesamtabd. Ausl. I Außenwert) Feh lerkorrektu rterm Exportpreis EU t-Wert Koeffizient (396.48) 4.68 (53.27) 0.91 (5.27) 0.09 (15.58) -0.00 (12.62) -0.08 Exportpreis Nicht-EU t-Wert Koeffizient (128.63) 4.63 (16.19) 0.89 (2.00) 0.11 -0.00 (6.80) (4.89) -0.06 Exportpreis EU Koeffizient t-Wert (5.62) 0.41 (1.95) -0.03 (4.90) 0.45 (2.85) 0.04 (5.16) -0.31 Exportpreis Nicht-EU Koeffizient t-Wert 0.27 (3.08) -0.03 (1.86) (2.84) 0.31 0.09 (2.65) -0.24 (3.86) Teststatistiken Korr. R2 SEE DW AR(4) ARCH(4) JB Cusum :Cusum-Sguare 0.70 0.00 2.16 0.52 0.94 3.07 stabil stabil 0.59 0.00 1.95 0.50 1.80 0.54 stabil stabil .) Langfnstkoefhzienten der beiden Preisvariablen sind auf eins restringiert. Die Schätzresultate der beiden langfristigen regionalspezifischen Exportpreisgleichungen zei­ gen sowohl untereinander als auch gegenüber den Ergebnissen für den Gesamt-Exportpreis keine nennenswerte Unterschiede (siehe Tabelle 8). Unabhängig von der regionalen Abgren­ zung wird eine Kostenerhöhung zu rund 90% in den ExpOitpreisen weitergereicht und nur zu 10% mittels Kürzung der Gewinnmargen absorbiert. Regionalspezifisches Verhalten ist allein kurzfristig zu beobachten. Die Nicht-EU-Exporteure erscheinen hier deutlich wechselkurssensibler als ihre EU-Pendants. Sie gleichen eine 10%ige Aufwertung durch eine 1%ige Reduktion der Gewinnmargen aus, während die EU-Exporteure diese Aufwertung nur zu 0,5% durch eine Verringerung der Handelsspanne neutralisieren. Auch eine Veränderung der Kostensituation wird von diesen beiden Gruppierungen preispo­ litisch unterschiedlich umgesetzt. Eine 10%ige Kostenerhöhung führt bei den Preisen für EU­ Exportgüter schon im ersten Quartal zu einem Preisanstieg von 4,5%, während sich die Preise für Abnehmer außerhalb der EU nur um rund 3% erhöhen. Darüber hinaus passen sich die EU­ Exporteure schneller dem langfristigen, vornehmlich kostendeterminierten "Gleichgewichts"­ Preis an. Ungleichgewichte zwischen augenblicklichem Verkaufspreis und 'dauerhaftem' Preis - 19 ­ werden hier pro Quartal um rund 30% abgebaut; bei den Nicht-EU-Exporteuren beträgt die Anpassung nur ungefahr 25%. In Relation zueinander erscheint das kurzfristige Preisverhalten der beiden Gruppierungen auf­ fallend unterschiedlich. Man würde die Schätzergebnisse allerdings überinterpretieren. sähe man hierin die oben diskutierte Hypothese eines positiven Zusammenhangs zwischen Pricing­ To-Market und Wechselkursvolatilität bestätigt. Statistisch betrachtet ist der Unterschied im Preisverhalten.als nicht signifikant einzustufen und kann als Grundlage für darauf aufbauende Hypothesentests nicht dienen. Anscheinend umfaßt die EU-Abgrenzung noch zu heterogene Währungsverläufe. Aufgrund dieser geringen regionalspezifischen Unterschiedlichkeit wird bei der Simulation der Handelsbilanzreaktionen auf Wechselkursänderungen die Exportpreisfunk­ tion nicht regional unterteilt spezifiziert, sondern es wird auf die Gesamtexportpreisfunktionen (siehe Tabelle 4/5) zuruckgegriffen. 111.2.4 Importpreise Zur Schätzung der deutschen Einfuhrpreise wurde zunächst in Anlehnung an die Spezifizierung der Exportpreise, auf den theoretischen Ansatz in Kapitel 111.2.1 Gleichung 9 zuruckgegriffen. wonach der hnportpreis eine Funktion des ausländischen Kostenniveausniveaus (in heimischer Währung gerechnet) und des inländischen Konkurrenzpreisniveaus ist. Allerdings ließen die Schätzresultate auf der Basis dieses Ansatzes keine stabile Kointegrationsbeziehung erkennen. Weiterhin war -unabhängig von den zugrundegelegren Preisreihen - der Koeffizient des inlän­ dischen Konkurrenzpreises in allen Fällen nicht signifikant von null bzw. der Parameter des ausländischen Kostenniveaus nicht signifikant von eins verschieden. Anscheinend betreiben die hnporteure kein Pricing-To-Market, sondern ihre Preispolitik ist vollständig kostenorientiert. Möglicherweise kommt in diesen Ergebnissen die hohe Wettbewerbsintensität für deutsche Exporteure auf dem Welttnarkt zum Ausdruck. weshalb sie zu Preiszugeständnissen eher bereit sind als vergleichsweise die hnporteure im deutschen Markt. Aus diesem Grund wird folgender Schätzansatz für die deutschen Einfuhrpreise gewählt (in logarithmierter Form):SI pm=a·(c·-w)+~·(roh (11) pm c· W Ws roh 51 ws) = Importpreise = ausländisches Kostenniveau = Gewogener nominaler Außenwert der D-Mark = Nominaler Außenwen der D-Mark gegenüber dem U8-Dollar =Energierobstoffpreis in Dollar gerechnet. Kleine Bucn."Itaben signalisieren logarithmierte Größen. - 20­ Im Schätzansatz wird der Langfristkoeffizient des ausländischen Kostenniveaus (a) auf eins restringiert. Hiermit unterstellen wir eine langfristige Proportionalität zwischen Kostenniveau im Ausland und Einfuhrpreis. Gleichzeitig wird in die Kointegrationsbeziehung eine nicht-sta­ tionäre "Rohstoffvariable" aufgenommen, die für die Abhängigkeit der deutschen Einfuhrpreise von der Preisentwicklung auf den Energierohstoffmärkten steht. 52 TabeUe 9: ADF-Test für die Variablen der Importpreisgleichungen Variable (1/1975 - IV/1995) Importpreis Energierohstoffpreis (in DM) Gesamtabd. Ausl. / Au ßenw. d(lmportpreis) d(Energierohstoffpreis (in DM)) d(Gesamtabd. Ausl./ Außenw.) Spezifikation 1) Verzögeru ngen C N C N N C t-Wert 2) 1 1 1 -2.46 -1.47 -2.12 0 0 0 -4.60 -7.01 -5.87 1) N ~ Keine Konstante, C = Konstante.' 2) Zu den den kritischen Werten siehe MacKinnon (1991). I Wie aus Tabelle 9 ersichtlich sind alle Variablen differenzenstationär (Irrtumswahrschein­ lichkeit < 5%). Bei der Spezifizierung der Fehlerkorrekturgleichung werden zunächst wie schon bei der Schätzung der Exportpreise die periodengleichen Werte der exogenen Variablen und die erste Verzögerung der endogenen Variable berücksichtigt. Danach werden weitere signifikante endogene und exogene Variablen bis zur maximal vierten Verzögerung in die Schätzgleichung mitaufgenommen, bis die Autokorrelation in den Residuen beseitigt ist. Die der Schätzung zugrundegelegten saisonbereinigten53 Zeitreihen sind für die abhängige Variable der deutsche Einfuhrpreis auf der Basis des Laspeyres-Index, für das ausländische Kostenniveau der Quotient aus ausländischem Gesamtabsatzdeflator und gewogenem nomi­ nalem Außenwert der D-Mark und für die "Rohstoffvariable" der Quotient aus dem HWWA-Index für Energierohstoffe auf US-Dollarbasis und dem nominalen Außenwert der D-Mark gegenüber dem US-Dollar. In der Kurzfristregression wurde der inländische Gesamtabsatzdeflator als Maß für das Konkurrenzpreisniveau aufgenommen, um kurzfristiges Pricing-To-Market-Verhalten aufdecken zu können. 52 53 Schätzungen mit breiter definierten Robstoffpreisindizes führten zu älmlichen Ergebnissen. Siebe dazu auch Deutscbe Bundesbank (1988) S. 35. Saisonbereinigung mit Hilfe der Prozedur "Ratio to Moving Average - Multiplicative" von Eviews (Version 2.0). - 21 ­ Die Schätzresultate sind in Tabelle 10 dargestellt. Das das Stock-lBewley- und Engle/Granger­ Verfahren liefern wiederum nahezu deckungsgleiche Ergebnisse. Der Anteil der erklärten Streuung an der Gesamtstreuung beträgt in heiden Fällen über 80%. Die Teststatistiken bestä­ tigen das Vorbandensein von unkorrelierten, homoskedastischen und nonnalverteilten Resi­ duen und die Strukturkonstanz des Schätzansatzes. Tabelle 10: . Scbäaergebnisse für den Importpreis (II1~ns - IV/I99S) L..gfristragression Konstante Gesamtabd. Aus!. I Außenwert Energierohstoffpreis Trend Dummv1 Kurzfristregression Konstante d(Importpreis(-1» d(Importpreis(-3)) d(Dummy1) d(Energierohstoffpreis) d(Gesamtabd. Aus!. I Au8enw.) d(Gesamtabd. Ausl.(-1) I Au8enw.(-1» d(Gesamtabd. Ausl.(-4) I Au ßenw.(-4» d(Gesamtabs.lnland) d(Gesamtabs.lnland(-1» ECT(-1) StockIBewtey EngieiGranger Koeffizient t-Wert Koeffizient t-Wert (140.21) 4.23 4.20 1.00 (1'8&r'lngiert) 1.00 (1'8&r'lngiert) (5.22) 0.09 0.10 (9.67) -0.00 -0.00 (1.69) 0.05 0.02 Stock Koeffizient t-Wert - - 0.46 0.12 -0.06 0.09 0.47 -0.17 -0.25 0.60 -0.61 -0.18 (5.44) (2.00) (1.54) (6.66) (6.24) (2.06) (3.88) (2.12) (2.19) (3.40) Engie/Granger Koeffizient t-Wert 0.00 (0.54) 0.46 (5.46) 0.12 (2.10) -0.07 (2.17) 0.09 (7.24) 0.46 (6.32) -0.19 (2.38) -0.26 (4.28) 0.71 (2.72) -0.52 (1.99) -0.19 (3.41) Teststatistiken Korr.R2 SEE DW AR(4) ARCH(4) JB Cusum Cusum-SQuare 0.83 0.01 1.78 0.46 2.62 0.35 stabil stabil 0.84 0.01 1.76 0.43 1.71 0.03 stabil stabil Langfristig wie auch kurzfristig sind die Energiepreis- und Kostenentwicklung im Ausland die dominanten Erklärungsgrößen der deutschen Einfuhrpreise. Der signifIkant positive Koeffizient des inländischen Gesamtabsatzdeflators in der Kurzfristregression deutet darauf hin, daß die Importeure Wechselkursschwankungen im ersten Moment größtenteils durch Variationen der Gewinnmargen neutralisieren. Obwohl absolut betrachtet dieser Koeffizient erheblich größer - 22­ ist als sein Pendant in der Expoltpreisgleichung, sind sie statistisch nicht signifikant ver­ schieden (Irrtumswahrscheinlichkeit < 5%). Anscheinend ist in kurzer Frist die Bedeutung des Pricing-To-Market auf der Export- und Importseite ähnlich. Der Langfristkoeffizient des ausländischen Preisniveaus wurde, wie oben erwähnt, bei der Schätzung der Einfuhrpreise a-priori auf eins gesetzt. Dies impliziert langfristig ein 100%iges Exchange-Rate-Pass-Through, d.h. Kostenerhöhungen werden von den Importeuren auf lange Sicht vollständig in den Preisen weitergereicht. Diese vorab gesetzte Annahme wird durch nicht restringierte Schätzungen gerechtfertigt. Statistische Testverfahren zeigen hier, daß der "frei" geschätzte Koeffizient nicht signifikant von eins verschieden ist. Nimmt man die inländischen Erzeugerpreise statt des Gesamtabsatzdeflators als Maß fiir das Konkurrenzpreisniveau, ändern sich in der Kurzfristgleichung die Schätzresultate nur unwe­ sentlich. Auch eine regionalspezifische Unterteilung, analog zur Schätzung der Exportpreise, bringt keinen Informationsgewinn. Auf eine gesonderte Darstellung der Ergebnisse wird des­ halb verzichtet. IV. Die Mengenreaktion IV.1 Theoretische Vorüberlegungen Theoretisch kann man die Determinanten der Warenimporte bzw. -exporte bei heterogenen Austauschgütern 54 aus produktionstheoretischen Modellen ableiten. 55 Grundannahme für die Ableitung einer Importnachfragefunktion nach Produktionsfaktoren sei hier eine CES-Pro­ duktionsfunktion,s6 die einen funktionalen Zusammenhang zwischen den im Inland einge­ setzten, inländischen und importierten Faktormengen (H, M) und der erzielten Produktions­ menge Y hersteUe 7 54 ,5 56 57 Zur Diskussion von Importnachfragefunktionen bei homogenen Austauschgütern siehe GoldsteinlKhan (1985) S. 1050 ff. Siehe dazu Sandermann (1975) S. 41 ff. Zur nutzentheoretischen Fundierung der Importnachfrage siehe beispielsweise Armington (1969) und Gregory (1971). Unter bestimmten Annahmen kommt man hier zu ähnlichen Schlußfolgerungen wie bei der produktionstheoretischen Begründung der Importnachfrage. Siehe dazu Sandermann (1975) S. 45 ff. Diese produktionstheoretische Fundierung mit Hilfe einer CES-Produktionsfunktion stellt hier nicht, wie z.B. die Produktionspotentialschätzung der Deutschen Bundesbank (1995), auf Potentialgrößen ab. In die­ sem Fall wäre eine sinnvolle Interpretation der abgeleiteten Importnachfrage nicht möglich, da die "potentiellen" Importe statistisch nicht faßbar sind. Dieser theoretische Ansatz begründet nicht nur eine Nachfrage nach importierten Vorprodukten, sondern auch eine Nachfrage nach importierten Endprodukten, wenn man letztere als Vorprodukte des Handels auffaßt. - 23­ (12) Die Koeffizienten al und a2 stellen die Verteilungsparameter der beiden Produktionsfaktoren dar. Die Skalenelastizität ist 'P, die Substitutionselastizität entspricht (-11(1 +all. Betrachtet man die Volkswirtschaft als "repräsentative Firma", dann entspricht bei gewinnmaximierendem Verhalten der von der letzten Einheit eines Faktors (0H, oM) geschaffene Wert der zusätz­ lichen Produktion (p·oY) gerade dem Preis dieses Faktors (PH, PM): oY oY P·-=PH. oH Gleichung (13) in Verbindung mit Gleichung (12) ergibt logarithmiert folgende Importnach­ fragefunktion: S8 P·-=PM bzw. oM ' (13) (14) mit &0 I 1+0' I 2-1+0" =---log(a 2 -'P), & --­ Die (realen) Importe sind demnach eine Funktion der inländischen (realen) Aktivität und der Relation zwischen Importpreis und Inlandspreisniveau. s9 Resultiert die Importnachfrage des Auslands aus den gleichen produktionstheoretischen Überlegungen, erhält man als (logarithmierte) heimische Expormacbfrage analog: (15) x ='10 +1'11 - y* -1'12 '(px - (p *-w» x y* px p* w =Exporte (real) =Ausländische Aktivitätsvariable (real) = Exportpreis =Auslandspreisniveau =Außenwert der inländischen Währung. Die im vorhergehenden Kapitel geschätzten Preisgleichungen implizieren eine unendliche Preiselastizität des Export-lImportangebots, da die Export-lImportpreise allein durch die Ko§~en und die Konkurrenzpreise bestimmt werden und infolgedessen unabhängig von der angebotenen Menge sind. Durch diese Annahme ist es möglich, Export- und Importmengen als ausschließlich nachfragedcterminiert zu betrachten und sie nur mittels einer Nachfragefunktion .~fi Kleine 59 Buchstaben signalisieren loprithmierte Größen. Diese Art von aggregierter Importfunktion gebt davon aus, daß die Importanteile der Sektoren im Zeitab­ lauf konstant sind. Zur Modellierung der Importnachfrage mit variablen Importanteilen der Sektoren siehe Schleiper (1984)_ - 24­ zu spezifizieren und zu schätzen. 60 Die Export-/lmportnachfrage in Verbindung mit der jewei­ ligen Preisbestimmungsgleichung unterstellt somit folgendes (rekursives) Marktmodell: Der Anbieter setzt vorab seine kosten- und konkurrenzpreisdeterminierten Verkaufspreise und pro­ duzielt die dazu erwarteten Absatzmengen. Ist die tatsächlich nachgefragte Menge höher (niedriger) als erwartet, reagiert er kurzfristig mit Lagerabbau (Lagerautbau) oder Erhöhung (Kürzung) der Lieferfristen; langfristig paßt er jedoch immer seine Kapazitäten der Nachfrage an. 61 IV.2 Empirische Ergebnisse Wie schon bei der Schätzung der Preisgleichungen untersuchen wir die Import-/ Exportnachfrage mit Hilfe eines Fehlerkorrekturmodells nach der Engle/Granger- und der Stock-lBewley-Methode. Bis zum 4. Quartal 1990 greifen wir auf saisonbereinigte62 Quartals­ daten für Westdeutschland zurück, ab dem I. Quartal 1991 auf die entsprechenden Reihen für Gesamtdeutschland. Bei der Spezifiziemng der Fehlerkorrekturgleichung werden zunächst die periodengleichen Werte der exogenen Variablen und die erste Verzögemng der endogenen Variable berücksich­ tigt. Danach werden solange weitere signifikante endogene und exogene Variablen bis zur maximal vierten Lagordnung in die Schätzgleichung mitaufgenommen und insignifikante Variablen gleichzeitig wieder entfernt, bis die Autokorrelation in den Residuen beseitigt ist. IV.2.1Importnachfrage Für die Schätzung der Importnachfrage wird als zu erklärende Variable die deutsche Warenein­ fuhr in der Abgrenzung des Spezialhandels (cif) herangezogen, die auf der Basis der deutschen Einfuhrpreise (auf der Basis des Laspeyres-Index) preisbereinigt ist. Das reale Bruttoinlands­ produkt repräsentiert die inländische Aktivitätsvariable6~, die preisliche Wettbewerbsfahigkeit der importierten Produkte wird durch die Relation Einfuhrpreis zu inländischem Gesamtab­ satzdeflator wiedergegeben. Da der Gesamtabsatzdeflator auch die Preise nicht handelbarer Güter enthält, die vielleicht in einer weniger ausgeprägten Konkurrenzbeziehung zu impor­ 60 61 62 63 Orcutt (1950) S. 120 und GoldsteinlKhan (1985) S. 1071 f. Hanunersland (1996) S. 4. Saisonbereinigung mit Hilfe der Prozedur "Ratio to Moving Average - Multiplicative" von Eviews (Version 2.0). Zur Diskussion der adäquaten Aktivitätsvariable siehe Fischer (1995) S. 433. - 25­ tierten Waren stehen, wird die Importnachfrage alternativ mit dem Quotienten aus Importpreis und inländischem Erzeugerpreis als Maß fiir die preisliche Wettbewerbsfähigkeit geschätzt. Weiterhin wird in die Schätzgleichung eine Sprungdummy fiir den vereinigungsbedingten Bruch der realen Importe und des realen Bruttoinlandsprodukts aufgenommen, dessen Wert vom 1. Quartal 1975 bis einschließlich dem 4. Quartal 1990 null, anschließend eins beträgt. Einen zusätzlichen Sprungdummy setzt man auch fiir den statistischen Bruch in der Erfassung des deutschen Warenverkehrs durch VoUendung des Europäischen Binnenmarkts Anfang 1993 ein, wodurch sich die zeitliche Zuordnung der Lieferungen und Bezüge geändert hat. 64 Der Wert dieses "Binnenmarlct"-Dummys ist bis einschließlich dem 4. Quartal 1992 null, danach eins. Tabelle 11: Schätzergeboisse fiir die lmportDaebfcage (111975 - IV/I995) (Preisvariable = Importpreis I Gesamtabsatzdeflator) L5Igfristregression Konstante Dummy1 (Vereinigung) Dummy2 (Binnenmarkt) ImportpreislGesamtabsatzdefiator Bruttoinlandsprodukt (real) Kurzfristregression d(lmporte real(-2)) d(lmporte real(-4)) d(Dummy1) d(Dummy2) d(Bruttoinlandsprodukt (real» Fehlerkorrekturterm StocklBewlev Koeffizient t-Wert 2.68 (6.58) -0.11 (7.01) -0.07 (5.48) -0.18 (4.52) (43.11) 1.90 EnaleiGranger Koeffizient t-Wert 2.53 ­ -0.11 ­ -0.09 ­ -0.17 ­ 1.92 Stock Koeffizient t-Wert 0.21 (2.84) 0.13 (1.89) -0.05 (1.81) (4.23) -0.09 1.51 (7.49) -0.76 (6.49) EnaleIGranaer Koeffizient t-Wert 0.19 (2.85) 0.12 (1.80) -0.05 (2.01) -0.10 (5.01) 1.51 (8.76) -0.77 (6.89) ­ TeststBlistiken Korr.R2 SEE DW AR(4) ARCH(4) JB Cusum Cusum-SQuare 64 0.63 0.02 2.17 1.09 0.60 0.56 stabil stabil Deutsche Bundesbank (1993) S. 65. - 26­ 0.65 0.02 2.09 0.44 0.82 0.53 stabil stabil In den Tabellen II und 12 sind die Schätzergebnisse für die deutsche Importnachfrage darge­ stellt. Unabhängig von dem gewählten Verfahren und dem verwendeten preislichen Wettbe­ werbsindikator sind die Resultate weitestgehend äquivalent. Die langfristige Preiselastizität ist mit rund -0,2 signifikant, aber erstaunlich niedlig. In der kurzen Frist ist dagegen keine signifi­ kante Preisreaktion der Importnachfrage feststellbar. Die "treibende" Kraft der Importnach­ frage ist die inländische Aktivität. Ein 1%iges Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts führt langfiistig zu einer Erhöhung der Importe real wn fast 2%. In diesem Wert spiegelt sich die zunehmende Einbindung Deutschlands in die internationale Arbeitsteilung wider. Der auch kurzfristig hohe Erklärungsgehalt des Bruttoinlandsprodukts steht zudem für die Abhängigkeit der deutschen Importentwicklung von der inländischen konjunkturellen Lage. Tabelle 12: Schätzergebnisse für die Importnachfrage (1/1975 - IV/1995) (Preisvariable =Importpreis I Erzeugerpreis) Langfristregression Konstante Dummy1 (Vereinigung) •Dummy2 (Binnenmarkt) ilmportpreise/ErZeUgerpreise Bruttoinlandsprodukt (real) StocklBewlev t-Wert Koeffizient 1.62 (6.13) -0.12 (6.85) (4.86) -0.06 (4.32) -0.22 (43.64) 1.92 Engl e/Granger Koeffizient t-Wert 1.52 -0.11 -0.08 -0.20 1.94 Stock Koeffizient 0.20 0.13 -0.05 -0.09 Engle/Granger Koeffizient t-Wert 0.19 (2.78) 0.12 (1.84) (1.99) -0.05 -0.10 (4.88) 1.50 (8.67) -0.75 (6.78) - - I Ku rzfristregression d(lmporte real(-2)) d(lmporte real( -4)) d(Dummy1) d(Dummy2) d(Bruttoinlandsprodukt (real)) Feh lerkorrekturterm 1.49 -0.75 t-Wert (2.74) (1.91 ) (1.77) (4.12) (7.36) (6.40) ! Teststatistiken Korr.R2 SEE DW AR(4) ARCH(4) JB Cusum Cusum-Square 0.63 0.02 2.18 1.31 0.64 0.55 stabil stabil 0.64 0.02 2.10 0.54 0.78 0.56 stabil stabil Der Anteil der erklärten Streuung an der Gesamtstreuung beträgt in allen Fällen über 60%. Gemäß dem Cuswn- und Cusum-Square-Test sind die Regressionskoeffizienten im Zeitablauf stabil. Darüber hinaus attestieren die Teststatistiken die Existenz von unkorrelierten, varianz­ - 27 ­ gleichen und nonnalverteilten Residuen. Gleichzeitig sind alle Variable~ wie aus Tabelle 13 ersichtlich, differenzenstationär. TabeHe 13: ADF-Test für die Variablen der Importnachfrage t-Wert2 Variable 1/1975 - 1V/1995 2 Importe real BrutlDinlandsprodukt Importpreis I inl. Gesamtabsatzdefl. Importpreis I inl. Erzeugerpreise C C C C 2 2 d(lmporte real) d(BrutlDinlandsprodukt) d(lmportpreis I in!. Gesamtabsatzdefl.) d(lmportpreisl inl. Erzeugerpreise) C C 1 1 N N 2 2 1 -0.66 -0.18 -0.64 -0.89 -5.57 -6.60 -3.15 -3.66 IV.2.2 Exportnacbfrage Als abhängige Variable dient für die Schätzung der Exportnachfrage die deutsche Warenaus­ fuhr in der Abgrenzung des Spezialhandels (fob), die mit dem deutschen Ausfuhrpreis (auf der Basis des Laspeyres-Index) detlationiert wird. Als ausländische Aktivitätsvariable böte es sich an, in Übereinstimmung mit der Importnachfrage einen gewogenen Index des ausländischen Bruttoinlandsprodukts zu verwenden. Um die mit dieser Vorgehensweise verbundene Aggre­ gationsproblematik zu wngehen, greifen wir statt dessen auf das Welthandelsvolwnen zurück, welches im Beobachtungszeitrawn ungerahr doppelt so schnell wuchs wie das deutsche (reale) Bruttoinlandsprodukt. Den preislichen Wettbewerbsindikator bilden wir analog zur Import­ nachfrage. In der Schätzgleichung kommt demgemäß der (logarithmierte) Quotienten aus Aus­ fuhrpreis (auf der Basis des Laspeyres-Index) und ausländischem Gesamtabsatzdetlator bzw. alternativ das Verhältnis Ausfuhrpreis zu ausländischem Erzeugerpreis zur Anwendung. Alle Variablen erfüllen die Voraussetzung der Nichtstationarität (siehe Tabelle 14). - 28­ Tabelle 14: ADF-Test für die Variablen der Exportnachfrage Variable (1/1975 -1V/1995) Spezifikation 1) Verzögeru ngen t-Wert 2) Exporte real WelthandelsvolulTien Exportpr./ aus!. Gesamtabd. / Au ßenw. Exportpr. / aus!. Erz.-Pr./ Au ßenw. C C C C 1 1 1 1 -1.76 0.52 -2.00 -1.72 d(Exporte real) d(Welthandelsvolumen) d(Exportpr. / aus!. Gesamtabd. / Au ßenw.) [d{EXportpr. / aus!. Erz.-Pr. / Außenw.) C C N N 1 1 0 0 -6.47 -5.31 -6.49 -6.60 11) N = Keine Konstante. C = Konstante.- 2) Zu den den kritischen Werten siehe MacKinnon (1991). Tabelle 15: Schätzergebnisse für die Exportnachfrage (1/1975 - VI/1995) (Preisvariable = Expoltpreis / ausL Gesamtabd. / Außenwert) Langfristregression Konstante Dummy1 (Vereinigung) Dummy2 (Binnenmarkt) Exportpr. I aus!. Gesamtabd.1 Au ßenw. Welthandelsvolumen Kurzfristregression d( Exporte real (-1» d(Exporte real(-2» d(Dummy2) d(Welthandelsvolumen) Feh lerkorrektu rterm Stock/Bewl ey t-Wert Koeffizient (31.42) 13.73 (4.52) -0.08 (4.04) -0.08 (10.48) -0.87 (25.23) 0.80 Engf e/Granger t-Wert Koeffizient 13.22 -0.07 -0.10 -0.79 0.83 - Stock Koeffizient t-Wert (2.48) -0.20 Engle/Granger Koeffizient t-Wert (2.23) (4.26) (6.38) -0.06 0.68 -0.59 - 0.14 -0.07 0.69 -0.64 (1.89) (2.86) (5.61 ) (7.18) Teststatistiken Korr. R2 SEE DW AR(4) ARCH(4) 0.55 0.02 1.99 0.80 0.63 1.42 stabil stabil JB Cusum Cusum-SQuare i 0.54 0.02 2.19 1.60 0.80 2.11 stabil stabil Bei der Schätzung der Exportnachfrage bescheinigen die verschiedenen Teststatistiken die sta­ tistisch notwendigen Eigenschaften der Residuen (siehe Tabelle 15 und 16). Der Fehlerkorrek­ turterm besitzt in allen Fällen das für ein langfristig stabiles Gleichgewicht erforderliche signifi­ kant negative Vorzeichen (Irrtumswahrscheinlichkeit < 1%). Gleichzeitig ist die Anpassungs­ - 29­ geschwindigkeit an den langfristigen Gleichgewichtszustand mit einem Wert von über 0,5 sehr hoch. Die langfristige Preiselastizität der Exportnachfrage liegt in Abhängigkeit von der Schätzmcthode und der gewählten Preisvariablen zwischen -0,7 und _0.9. 6S Kurzfristig ist da­ gegen keine signifikante Reaktion der Exporte auf Preisänderungen feststellbar. Langfristig sind demnach die Exporte im Vergleich zu den Importen auffallend preisempfindlicher (lrrtumswahrscheinlichkeit < 1%). Eine Erklärung für diese Beobachtung könnte in der Roh­ stoffabhängigkeit Deutschlands liegen. Die geringeren Substitutionsmöglichkeiten bei Roh­ stoffen kommen dann in einem preisunelastischeren Importnachfrageverhalten zum Ausdruck. Allerdings bestätigt eine separate Irnportnachfrageschätzung für die Warengruppen Rohstoffe und Enderzeugnisse diese Vermutung nicht Obwohl die Preiselastizität der Nachfrage nach importierten Enderzeugnissen absolut größer als nach importierten Rohstoffen ist. unter­ scheiden sich die Parameter der Preisvariablen in beiden Warengruppen nicht signifikant voneinander. Tabelle 16: Schätzergebnisse fiir die Exportnacbfrage (V1975 - VV1995) (Preisvariable =Exportpreis I aust. Erzeugerpreis I Außenwert) La1gfristrearession StockJBewley t-Wert (32.01) (3.45) (3.86) (9.25) (33.83) EnalelGranaer Koeffizient t-Wert 12.18 -0.06 -0.10 -0.71 0.99 Stock Koeffizient t-Wert (2.91) -0.23 -0.04 (1.75) 0.87 (5.43) -0.52 (6.23) Erigl elGranger Koeffizient t-Wert -0.19 (2.63) -0.06 (2.53) 0.87 (7.25) -0.54 (6.35) Koeffizient 12.81 i Konstante -0.07 Dummy1 (Vereinigung) Dummy2 (Binnenmarkt) -0.08 -0.84 .Exportpr./ aus!. Erz.-Pr./ Außenw. 0.97 .Welthandelsvolumen I Kurzfrtstrearession d(Exporte real(-1)) d(Dummy2) d(Welthandelsvolumen) Fehlerkorrekturterm - Teststatistiken Korr.R2 SEE 0.54 0.54 0.02 0.02 DW 1.97 0.62 0.84 1.88 0.78 1.69 2.68 stabil stabil AR(4) ARCH(4) JB Cusum Cusum-Square 65 1.77 stabil stabil DöpkefFischer (1994) konnten keinen langfristigen Einfluß der Preisvariablen feststellen. - 30­ Sensitivitätsanalysen dagegen zeigen, daß die der Analyse zugrundeliegenden Daten - statistisch gesehen - auch mit höheren Preiselastizitäten der Importnachfrage vereinbar sind. Restringiert man die Preiselastizität der Importnachfrage auf verschiedene Werte, erhält man hier auch noch bei Koeffizientenwerten der Preisvariablen bis -0,5 eine valide Kointegrations­ beziehung. Zugleich bleiben die Parameter der anderen Variablen durch die eingeführte Re­ striktion fast unverändert. Da von theoretischer Seite eine a-priori Festlegung der Preiselastizi­ tät auf einen bestimmten Wert nicht begründet werden kann, stellen wir für die späteren Simu­ lationen auf den frei geschätzten Koeffizienten ab. Wie schon bei der Impol1nachfrage ist die Aktivitätsvariable der Exportnachfrage sowohl lang­ fristig als auch kurzfristig die dominante Erklärungsgröße. 66 Je nachdem, welcher Indikator für die preisliche Wettbewerbsfahigkeit in die Schätzung Eingang findet, befindet sich der lang­ fristige Koeffizient des Welthandelsvolumens bei 0,8 oder 1,0. Diese signifikant verschiedenen Werte legen allerdings eine unterschiedliche Schlußfolgerung nahe. Bei Verwendung des Ge­ samtabsatzdeflators als Zeitreihe für das ausländische Preisniveau implizieren die Ergebnisse ein im Vergleich zum Welthandel langfristig unterpropOItionales Wachstum der deutschen Ex­ porte. Da die Entwicklungs-, Schwellen- und in neuerer Zeit auch die Transformationsländer regelmäßig einen überproportionalen Beitrag zum Welthandelswachstum leisten, ist für ein Industrieland wie Deutschland diese Schlußfolgerung nicht unplausibel. Es ist deshalb zu ver­ muten, daß die Verwendung einer Preisvariablen auf der Basis der Erzeugerpreise den lang­ fristigen Anteil Deutschlands an den Weltexporten wohl tendenziell überzeichnet. 67 Allerdings bedarf es eingehenderer Untersuchungen über die Bestimmungsfaktoren deutscher Weltmarkt­ anteile, um zu beurteilen, welcher Koeffizientenwert des Welthandelsvolumens den "wahren" Trend des Weltmarktanteils deutscher Exporte am genauesten nachzeichnet. 68 Es ist jedoch offensichtlich, daß bei der Beurteilung des langflistigen Zusammenhangs zwischen Export- und Welthandelswachstum der Wahl der Preisvariablen eine entscheidende Bedeutung zukommt. 66 67 68 Lapp/Scheide/Solveen (1995) kommen diesbezüglich zu der gleichen Schlußfolgerung. Auch Constant-Market-Share-Analysen zeigen, daß preisliche Wettbewerbs indikatoren auf der Basis breiter Preisindizes - wie z.B. auf der Basis von Gesamtabsatzdeflatoren - die Wettbewerbssituation Deutschlands wirklichkeitsnäher beschreiben, Feldman (1995). Zum Einfluß der deutschen Vereinigung auf die Weltmarktanteilsentwicklung siehe Deutsche Bundesbank (1996) S. 58 f. - 31 ­ v. Gesamteffekt von Wecbselkursänderungen für die Handelsbilanz In den vorangegangen Kapiteln wurden verschiedene Kanäle aufgezeigt. über die Wechsel­ kursänderungen den Handelsbilanzsaldo beeinflussen kÖDnen. Zu nennen ist dabei die Auswir­ kung von Wechselkursschwankungen auf die Importpreise bedingt durch das Exchange-Rate­ Pass-Through und auf die Exportpreise infolge des Pricing-To-Market. Darüber hinaus wirken Wechselkursbewegungen über eine Veränderung der relativen Preise auf die Nachfrage nach Import- und Exportgütern. Ziel dieses Kapitels ist es, sowohl die Einzeleffekte als auch den Gesamteffekt von Wechselkursänderungen im Zeitverlauf abzuschätzen. V.I Theoretische Lösung Die Marshall-Lemer-Bedingung besagt, daß der Außenbeitrag bei einer Aufwertung dann sinkt (normale Reaktion der Handelsbilanz), wenn die Swnme der (absoluten) Preiselastizitäten von Einfuhr und Ausfuhr größer als Eins ist. Die Lehrbuchfonnulierung dieser Bedingung setzt u.a. ein vollständiges Exchange-Rate-Pass-Through voraus, d.h. das Importpreisniveau entspricht dem in inländischen Einheiten gerechneten Auslandspreisniveau und das Exportpreisniveau dem inländischen Preisniveau.69 Diese Annahme ist allerdings bei Auftreten eines Pricing-To­ Market-Verhaltens verletzt. Berücksichtigen wir diesen Aspekt. erhält man eine allgemeiner formulierte Bedingung für eine notmale Reaktion der Handelsbilanz, indem die vorher ge­ schätzten Verhaltensgleichungen allein auf die Preis- und Wechselkurseffekte reduziert werden, (p*)o.: ,PM::::: (p*)PI . pP2, X::::: (PX'W)-'1 , M = (PM)-E , W p* P (16) PX ::::: P0. '. W und sie mit der Annahme einer im Ausgangszustand ausgeglichenen Handelsbilanz verknüpft: (17) Bei einer Koeffizientenkonstellation analog den Schätzergebnissen in Tabelle 4, 8, 11, 15 (Stock-lBewley-Verfahren) für die Koeffizienten der Kurzfiistregression «2=0,10, Jll=0,47, '1=0 und &=0. ist die Ungleichung (17) nicht erfiillt, d.h. der Handelsbilanzsaldo reagiert kurz­ 69 70 Im Vergleich zu der allgemeiner formulierten Robinsoo-Bedingung unterstellt die Marshall-Lemer-Bedin­ gung neben unendlichen Expon-Ilmportangebotselastizitäten eine im Ausgangszustand ausgeglichene Han­ delsbilanz. Siehe dazu Willms (1995) S. 43. Für a2=O und ßI=1 erhält man unmittelbar die Marshall-Lemer-Bedingung: 11+& > l. - 32­ fristig anomal. Für die Langfristkoeffizienten (Xz=0,11, ßI=l,OO, T]=0,87 und s=0,18 ist dage­ gen die Bedingung einer langfristig normalen Reaktion der Handelsbilanz gegeben. Damit scheint für Deutschland der Handelsbilanzsaldo bei Wechselkursänderungen die für die J-Kurve typischen Bewegungen nachzuzeichnen. Zur genaueren Entwicklung des Handels­ bilanzsaldos im Zeitverlauf sollen die nun folgenden Simulationsstudien näher Auskunft geben. V.2 Simulationsstudien Die folgenden Simulationsstudien basieren auf den Stock-/Bewley-Schätzgleichungen, wobei das inländische und ausländische Preisniveau jeweils durch den Gesamtabsatzdeflator reprä­ sentiert wird. Die partialanalytischen Preis- und Mengenreaktionsgleichungen bilden das Ge­ samtsystem. Mögliche Wechselwirkungen zwischen Preisgefalle und nominalem Außenwert bleiben unberücksichtigt, d.h. der Wechselkurs wird als eine exogen vorgegebene Größe be­ trachtet. Folglich ist in diesem Gesamtsystem ohne eine Bestimmungsgleichung für den Wech­ selkurs eine nominale Aufwertung immer auch eine reale Aufwertung der D-Mark. Folgende zwei Szenarien werden unterstellt: • Eine dauerhafte Aufwertung der D-Mark um 1% und • eine vorübergehende Aufwertung der D-Mark um 1% für die Dauer eines Jahres. V.2.I Dauerhafte Aufwertung der D-Mark um 1 % Die Simulationsergebnisse einer dauerhaften Aufwertung der D-Mark sind in Schaubild 4 wie­ dergegeben. 71 Langfristig dominieren demnach auf der Exportseite - bedingt durch die hohe Preiselastizität der Exportnachfrage - die Mengenreaktionen, während durch das geringe Aus­ maß des Pricing-To-Market nur wenig ausgeprägte Exportpreisbewegungen sichtbar sind. Im Gegensatz dazu wird bei einer Aufweitung der D-Mark der Importwert größtenteils von der Veränderung der Importpreise bestimmt, da die Importeure Wechselkursschwankungen lang­ fristig vollständig in ihren Verkaufspreisen weiterreichen. Die geringe Reaktion der Import­ mengen resultiert hier aus der niedrigen Preiselastizität der Importnachfrage. Weiterhin geht aus dem Schaubild hervor, daß der kurzfristige Anpassungsprozeß bei den Importen schneller verläuft. Auch hierin kommt das unterschiedliche Reaktionsmuster auf der Export- und Im­ 71 Um einen geglätteten Anpassungsverlauf zu erreichen. enthalten die den Simulationen zugrundeliegenden Bestimmungsgleichungen nur die unverwgert exogenen Variablen und den Fehlerkorrekturterm. Die Re­ aktion im ersten Quartal und das Langfristergebnis bleiben von dieser Modifikation unberührt. - 33 ­ portseite zum Ausdruck. Die Exportmengen zeigen sich anfänglich vollkommen wechselkurs­ unempfindlich (Preiselastizit1t=O), während bei den Importen die Aufwertung schon in kurzer Frist - bedingt durch das Exchange-Rate-Pass-Through - zu erheblichen Preissenkungen führt. Schaubild 4: Simulationsergebnisse unter der Annahme einer dauerhaften Aufwertung der D-Mark um 10; ' VeriDderull8 in 0/0 0.2 -0.4 HaudelsbiJaazsUIo = &podI1 Impon: O.0f--+------------; -0.6 -0.2 2 0.0 -------I "---­ .{l.8 4 6 8 10 12 QuanaIe 14 16 18 20 Expone (nominal) -1.0...............-.-.-.........-.-...........,.....,-.-.,..........,.....,,...,...........-1 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 QuanaIe VedlIdenmg in 0/0 .. \~ lmp:K1e (DOminal) VcdDdenmg in 0/0 0.2,-=======:====:===9 ,.".-Impone ______ _n:aI _ _ _---I ---.­ O'O+-'~ &porIpR:ise -0.2 .{l.2 \ .{l.4 -0.4 -0.6 -0.8 -0.6 -1.0 Exponen:al -0.8 2 4 6 8 10 12 QuanaIe 14 16 18 20 \. ..... " " ~-----­ -1.2 +-r.....-.,.........,.....,.....,....,......,-.-..,......,.....-...........,.....,.................. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 Quartale Das Verhaltensmuster auf der Export- und Importseite entspricht weitestgehend der theore­ tischen Beschreibung der J-Kurve. Im Gesamtergebnis läßt sich deshalb ein (umgekehrter) I-ähnlicher Verlauf für den deutschen Handelsbilanzsaldo identifizieren. Allerdings ist der lang­ fristige Wechsel.kurseinfluß auf den nominalen Handelsbilanzsaldo - wie aus der graphischen Darstellung ersichtlich - eher als gering zu veranschlagen. (Der reale Handelsbilanzsaldo freilich verringert sich.) Im Vergleich dazu sind die kurzfristigen Reaktionen des nominalen Handelsbilanzsaldos erheblich ausgeprägter. Infolge der I %igen Aufwertung erhöht sich der - 34­ Handelsbilanzsaldo (hier definiert als das Verhältnis von Exportwert zu Importwert)72 im ersten Quartal um O,4(Yo. In den nächsten drei Quartalen vermindert er sich kumuliert um fast 0,6 Prozentpunkte, so daß sich nach einem Jahr im Ergebnis eine 0,2%ige Verringerung des Handelsbilanzsaldos einstellt. Durch weitere Importpreissenkungen erhöht sich der Handelsbilanzsaldo jedoch wieder, weswegen langfristig ein Gesamteffekt von nur rund -0,1% verbleibt. Angesichts der Schwankungsmargen der Koeffizienten in Abhängigkeit vom gewählten Schätzverfahren und den zugrundeliegenden Preisvariablen kann dieses Ergebnis allerdings schnell ins Gegenteil umschlagen. Ob die deutsche Handelsbilanz langfristig normal oder anomal reagiel1, läßt sich deshalb nicht mit letzter Sicherheit sagen. Das Ergebnis zeigt jedoch, daß für die langfristige Entwicklung des nominalen Handelsbilanzsaldos Wechselkurse wohl eher eine untergeordnete Rolle spielen. V.2.2 Vorübergehende Aufwertung der D-Mark um 19/ 0 für die Dauer eines Jahres Geht man von einer nur vorübergehenden Aufwertung aus, so legen auch diese Simulationser­ gebnisse (siehe Schaubild 5) ähnliche Schlußfolgerungen nahe. Die Exportentwicklung wird weitestgehend von wechselkursinduzierten Mengenreaktionen bestimmt, indes dominieren auf der Importseite fast ausschließlich die Preisbewegungen. Auch in diesem Fall demonstriert der Handelsbilanzsaldo einen (umgekerhten) J-ähnlichen Verlauf. Während kurzfristig die aufwer­ tungsinduzierten Importpreissenkungen die Handelsbilanz aktivieren, führt auf mittlere Sicht die sinkende Nachfrage aufgrund der nun teuereren deutschen Exportgütem zu einem Defizit der Handelsbilanz. Nach ungefähr zwei Jahren - ein Jahr nach der Rückbildung der temporären Aufwertung - erreicht die Handelsbilanz wieder ihren Ausgangszustand. Die im Vergleich zum vorhergehenden Szenario noch beträchtlicheren kurz- bis mittelfristigen Ausschläge des Handelsbilanzsaldos resultieren aus der zeitlichen Überlappung von Spazier­ stock und J-Kurveneffekt. Demzufolge gehen ausgeprägte Wechselkursbewegungen mit einer höheren Volatilität der Exportmengen und Importpreise einher. Insoweit Exportmengen und Importpreise über die Kapazitätsauslastung und die Preisentwicklung den Geldmengen-Preis­ Zusammenhang beeinflussen, dokumentiert diese Analyse einen möglichen Einfluß der Wech­ selkursvolatilität auf den Transmissionsmechanismus der Geldpolitik. 72 Diese "Umdefinierung" des Handelsbilanzsaldos ermöglicht eine Darstellung in Veränderungsraten. Die Charakteristik des Verlaufs wird durch diese Definition des Handelsbilanzsaldos nicht verändert. - 35 ­ Schaubild 5: Simulationsergebnisse unter der Annahme einer vorübergebenden Aufwertung der D-Mark um 1°;' für die Dauer eines Jahres 0.4 __ VedIIIIenmfI ja % 0 . 2 . , . . - - - . . ; . . . . - - - - - -_ _ _.., 0.2 O.O~--_-_.;:;;:::-_=::::::=====_I ----=----------, VedDdenmgin% o.oLl---?=:::=====~ -0.2 -0.4 -0.4 -0.6 -0.6 -0.8 -0.8 -I--T--.-"1"'""I"--'-"""'-'-?"""f"-'--""""'''''''''''''''''''''''''''',......,.....f 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 Quanale 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 QuanaIe VerIodenmg in 0/. 0.2-r---=------------, VedIIIIenmfI ja % 0.2-r-----'------------. O.0-k-r---:-_--.::::-o--------; ~o.o-L---L---=======__ ~~ ---- -0.2 -0.2 \, -0.4 -0.4 -0.6 ~\J , 2 4 6 8 10 12 14. 16 18 \ I t !: ~-lmpoJtpn:isc: -0.8 +--r--.-,....,.-.-..,.....,.-.--,.....,...........,.....,.....,.....,....,.....,....,~ 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 Quanale 20 QuanaIe VI. Zusammenfassung und AusbUek Die deutsche Handelsbilanz reagiert auf Wechselkursbewegungen weitgehend "klassisch". Langfristig verfolgen die Importeure und weitestgehend auch die Exporteure eine Politik des Exchange-Rate-Pass-Througb. Demnach reichen die Importeure Wechselkursschwankungen vollständig in ihren Verkaufspreisen weiter, mit der Folge entsprechend wechselkursinduzierter Importpreisveränderungen. Auf der Exportseite fUhrt diese "Überwälzungsstrategie" bei einer Aufwertung der D-Mark zu einer Verteuerung deutscher Produkte für ausländische Nach­ frager. In heimischer Währung gerechnet bleibt daher der Exportpreis nahezu unverändert. Im Vergleich zu den Importeuren sind die Exporteure allerdings bereit, auch längerfristig einen geringen Teil der Wechselkursschwankungen durch Variation ihrer Handelsspannen zu neutra­ lisieren. In kürzerer Frist ist dieses Pricing-To-Market deutlicher sowohl auf der Import- als - 36­ auch auf der Exportseite zu beobachten. Diese Ergebnisse legen die Schlußfolgerung nahe, daß langfri~tig analog der klassischen Vorstellung Preise vornehmlich kostendetenniniert sind und somit das Gesetz des einheitlichen Preises (lflaw of one price n ) eine gewisse Gültigkeit bean­ spruchen kann. Dagegen ist in kürzerer Frist eine rnehr und minder starke internationale Preis­ differenzierung bei den verschiedenen Außenhandelsgütern festzustellen. Die Entwicklung der Irnp0l1- und Exportmengen wird vorwiegend durch das Wachstum der Inlands- und Auslandsmärkte bestimmt. Langfristig ist demnach die maßgebliche Erklärungs­ größe der Trend der internationalen Arbeitsteilung; kurzfristig dokumentieren die gefundenen Zusammenhänge die Konjunktursensibilität des deutschen Außenhandels. Die preisliche Wett­ bewerbsfahigkeit spielt bei der Erklärung von Export- und Importentwicklung in kürzerer Frist nur eine untergeordnete Rolle. Eine länger andauernde Verschlechterung der preislichen Wett­ bewerbssituation führt dagegen zu einem Verlust von Weltmarktanteilen. Die Importe sind im Vergleich zu den Exporten langfristig wechselkursunempfindlicher. Der Grund damr könnte in der Abhängigkeit Deutschlands von Rohstoffeinfuhren liegen. Im Ergebnis resultieren wechselkursbedingte Schwankungen der Importwerte aus Verände­ rungen der Importpreise, bei den Exp0l1werten dagegen aus entsprechenden Mengenände­ rungen. Da - analog zur theoretischen Erklärung der l-KUlve - die Importpreisbewegung in kürzerer Frist die Expomnengenveränderung übertrifft, langfristig sich jedoch dieses Verhält­ nis umkehrt, ist eine wechselkursinduzierte Entwicklung des deutschen Handelsbilanzsaldos durch eine anfanglich anomale Reaktion gekennzeichnet, die später in eine normale Handels­ bilanzreaktion übergeht. Das Verlaufsprofil der deutschen Handelsbilanz gleicht damit einer l-Kurve. Dabei legten schon die den Regressionsschätzungen vorangestellten Analysen zu den Fakturierungsgewohnheiten im deutschen Außenhandel die Schlußfolgerung einer inversen Primärreaktion der Handelsbilanz auf Wechselkursänderungen nahe. Darüber hinaus zeigen die Simulationsstudien, daß vorübergehende Wechselkursbewegungen kurzfristig mit erheblichen Ausschlägen des Handelsbilanzsaldos in bei den Richtungen verbun­ den sind. Der mögliche Kritikpunkt dieser Untersuchung liegt in ihrem partialanalytischen Charakter. 73 Wechselwirkungen u.a. zwischen dem Preisgefalle bzw. der Inlandskonjunktur und dem nomi­ nalen Außenwert bleiben unberücksichtigt. Da das Ziel der Analyse die Identifizierung eines möglichen l-KUlvenverlaufs des Handelsbilanzsaldos ist und deshalb die kurzfristigen, wech­ selkursinduzierten Außenhandelsbilanzreaktionen im Vordergrund stehen, ist die Beschränkung 7J Zur Problematik eines partialanalytischen Ansatzes siehe Tichy (1979). - 37­ auf einen partialanalytischen Ansatz gerechtfertigt. Zur zusätzlichen Absicherung der Schluß­ folgerungen für die mittlere bis lange Frist wäre es vielleicht angebracht, den partialana­ lytischen Ansatz teilweise aufzuweichen und dementsprechend, z.B. um Bestimmungsglei­ chungen für den WechseUrurs oder den Output-Gap, zu ergänzen. Weiteren Forschungsaktivitäten bleibt darüber hinaus vorbehalten, einen ähnlichen Schätzan­ satz für die deutsche Dienstleistungsbilanz zu formulieren und zu untersuchen, ob hier ein ver­ gleichbares Reak:tionsmuster vorliegt. Dies könnte einen Beitrag leisten, die kurzfristigen Re­ aktion der Leistungsbilanz auf Wechselkursänderungen besser zu verstehen und zu prognostizieren. - 38­ Literaturverzeichnis Annington, P.S. (1969), A Tbeory of Demand for Products Distinguished by Place of Production, in: IMF Staff Paper, Vol. 16, S. 159 ff. Athukorala, P. (1991), Exchange Rate Pass-Through: The Case of Korean Exports of Manufactures, in: Economic Letters, Vol. 35, S. 79 ff. Athukorala, P., Menon, J. (1994), Pricing to Market Behaviour and Exchange Rate Pass­ Tbrough in Japanese Exports, in: Economic Journal, Vol. 104, S. 271 ff. Athukorala, P., Menon, J. (1995), Exchange Rates and Strategic Pricing: Tbe Case of Swedish Machinery Exports, in: Oxford Bulletin of Economics and Statistics, Vol. 57, No. 4, S. 533 ff. Backus, D.K., Kehoe, P.J., Kydland, F.E. (1994), Dynamics of the Trade Balance and the Terms of Trade: Tbe J-Curve?, in: Tbe American Economic Review, Vo184, No. 1, S. 84 ff. Baldwin, R. 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Hardy Die Rolle des Vennögens in der Geldnachfrage Dieter Gerdesmeier Der Einfluß des Wechselkurses aufdie deutsche Handelsbilanz ]örg Clostermann * Nur in englischer Sprache yerlbgbar. -44­ - - _.........._ - - ­