Themenfeld: Umweltfaktoren und Gesundheit Institut für Strahlenbiologie NBS1 – ein neues Puzzleteil zum Verständnis der Strahlensensitivität Patienten, die sich einer Radiotherapie unterziehen müssen, zeigen unterschiedliche Strahlenempfindlichkeit, was sich klinisch als verschieden stark ausgeprägte Nebenwirkungen auf die Therapie äußert. Heute sind einige genetisch bedingte Erkrankungen bekannt, die u.a. durch eine erhöhte Strahlenempfindlichkeit gekennzeichnet sind. Ihre Erforschung bietet eine gute Basis zur Analyse und Charakterisierung der involvierten molekularen Mechanismen, was zu einer Verbesserung der Radiotherapieprotokolle führen soll. E in Gendefekt im Nijmegen breakage syndrome 1 (NBS1) Gen führt zu der gleichnamigen, seltenen genetischen Erkrankung (Nijmegen Breakage Syndrom, NBS), und sowohl die Patienten, als auch die Zellen der Betroffenen sind durch eine erhöhte Strahlenempfindlichkeit gekennzeichnet. Das NBS1-Gen codiert für das NBS1-Protein, welches als ein Bestandteil des RAD50/MRE11/NBS1-Proteinkomplexes an der Reparatur von DNA-Doppelstrangbrüchen beteiligt ist. Ionisierende Bestrahlung induziert in der Zelle eine Vielzahl von Schäden, wobei die DNA-Doppelstrangbrüche eine entscheidende Rolle bei der Strahlenantwort der Zelle spielen und zum Zelltod führen können. Trotzdem kann die erhöhte Strahlensensitivität der Betroffenen nicht nur auf die Funktion des NBS1-Proteins in der Doppelstrangbruchreparatur zurückgeführt werden, da die Reparatur dieses Schadens in NBS1 defekten Zellen nicht wesentlich beeinträchtigt ist. Wissenschaftler des Instituts für Strahlenbiologie konnten zeigen, dass das NBS1-Protein eine bisher unbekannte, aber wesentliche Rolle in der Verhinderung des durch ionisierende ␥-Strahlen induzierten programmierten Zelltodes (Apoptose) spielt. Sie demonstrierten, dass NBS1+/NBS1 den nach 웂-Bestrahlung über reaktive Sauerstoffverbindungen aktivierten CD95-Todesrezeptorsignalweg blockiert 4 Gy und somit die strahleninduzierte Apoptose vermindert. In Zellen ohne funktionelles NBS1-Protein läuft die Aktivierung des CD95 Todesrezeptors ungehindert ab und die Zellen werden in die Apoptose getrieben. In weiterführenden Studien wurde hierfür eine verminderte Aktivierung des 0 Gy PI3K-Weges in NBS1 defekten Zellen verantwortlich gemacht. Derzeit werden Projekte bearbeitet, die die molekularen Mechanismen aufklären sollen, über die das NBS1-Protein den PI3K-Weg beeinflusst. Dr. Daniel Sagan Institut für Strahlenbiologie Telefon 0 89/31 87 31 30 [email protected] Literatur: Sagan, D. et al.: Apoptosis 12, 753-767 (2007) NBS1-/- Die strahleninduzierte Aktivierung des Todesrezeptors CD95. Der Todesrezeptor CD95 bildet in NBS1 defekten Zellen (NBS1-/-) nach Bestrahlung mit einer Dosis von 4 Gy große, mit dem Fluoreszenzmikroskop darstellbare Rezeptorkomplexe (rot). Diese Aggregation von CD95 Molekülen ist in NBS1 profizienten (NBS1+/-) Zellen nicht beobachtbar. Wissenschaftliche Highlights 25