Augsburger Allgemeine Feuilleton 30. März 2016 00:35 Uhr Ausstellung Vom Lendenschurz zur Kunst Malerei und Textilkunstwerden in der GalerieClaudia Weil in Rinnenthal präsentiert. In einem großen Brückenschlag werden Objekte aus Zentralafrika und Malerei verbunden Von Sybille Schiller i Von der Münchner Galerie Arno Henseler stammen originale Textilien aus Zentralafrika wie dieser bemalte Lendenschurz. Ulrike Dornis Arabeske 30, Öl auf Leinwand, 90 x 70 cm, 2012 Unter ihrem Künstlernamen Oskar Rink stellt die Tochter des Grafikers und Malers Arno Rink zurzeit in der Galerie Noah aus. Arno Rink war von 1987 bis 1994 Rektor der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchdruck, die schon zu DDR-Zeiten in der Malerei als „Leipziger Schule“ weltweit Bedeutung erlangt hatte. Das einst vom Vater Erlernte hat Oskar Rink zu einem erkennbar eigenständigen Stil fortentwickelt. Eine andere Rink-Schülerin, die Malerin Ulrike Dornis, gilt es, in der Rinnenthaler Galerie Claudia Weil kennenzulernen. Diese war von 1986 bis 1992 Rink-Studentin und erhielt danach verschiedene Auslandsstipendien, darunter ein zweijähriges DAAD-Stipendium für Kairo. In dieser Zeit ist die jetzt in Rinnenthal präsentierte Werkgruppe „Arabesken“ entstanden. Allen Bildern liegt dabei nur ein Motiv, ein Tuch voller Blattrankenornamente und dominiert von der belebenden Farbe Rot, zugrunde. Die malerische Kunst von Ulrike Dornis kennzeichnet, dass sie dieses Tuch für ihre Bilder farblich, räumlich und perspektivisch verwandelt. Erst in der Distanz zu den Ölgemälden sind unter das Tuch gelegte Tischkanten und Sofalehnen erkennbar, das darauf fallende Licht betont Faltenwurf und Farbverlauf. Das rote Gewebe dient als Impulsgeber für Malerei pur, auf der Farbwirkung, -varianten und -verläufe zu einem spannenden Seherlebnis werden. Lösen muss man sich von dem Eindruck, es handle sich um bloße Farbabstraktionen. War für die Leipziger Künstlerin ein textiles Objekt der Impulsgeber, sind in einer zweiten Weil-Präsentation, entstanden aus einer Zusammenarbeit mit dem Münchner Galeristen Arno Henseler, originale Textilien aus Zentralafrika und Kolumbien das Thema. Aus der Sammlung Henseler hängen von Pygmäen bemalte Lendenschurze an den Wänden; die Verbindungslinie zur Dornis-Malerei ist die Ornamentik, in der die vier Grundmuster des ornamentalen Gestaltens – Streifen, Punkte, Dreiecke und Quadrate – kombiniert wurden. Das Material, auf dem die Geometrie zur Kunst geworden ist, sind abgeschälte Rinden von Feigenbäumen. Außer den darauf gesetzten archaischen Kunstzeichen, von denen zum Beispiel auch Picasso oder Klee angeregt worden waren, sind eine weitere Besonderheit die ebenfalls aus Baumrinde gearbeiteten, zum Teil mit Bastgewebe applizierten Tanzröcke aus Südkolumbien. In der Galerie Claudia Weil ist der Kontrast von Vergangenheit und Gegenwart in der Kunst zu einem formschönen Zusammenspiel geworden, das eine gute Gelegenheit zur Diskussion bietet über Kunst im Spannungsfeld zwischen intuitiv und studiert. Claudia Weil, Griesbach Str. 19, Friedberg-Rinnenthal, Do. bis Sa., 15 bis 18 Uhr