Mathematische Probleme für den Schulunterricht, Sommersemester 2017 Lösungen zu Serie 11 (41) Bestimmen Sie den Winkel unter dem sich benachtbarte Flächen eines Ikosaeders schneiden. Seien f1 , f2 zwei Flächen eines Ikosaeders I die sich in einer Kante k = AB von I schneiden. Wie in den Vorbemerkungen zu §4.Satz 5 können wir die Flächen von I mit Ecke A als f1 , f2 , f3 , f4 , f5 , f0 := f4 , f5 := f1 numerieren so, dass fi−1 und fi für 1 ≤ i ≤ 5 benachtbart mit Kante AAi zwischen ihnen ist, und dann ist B = A2 . Die Punkte A1 , . . . , A5 liegen in einer Ebene e und bilden dort ein reguläres Fünfeck. Weiter sind g1 := f1 ∩ e = A1 A2 und g2 := f2 ∩ e = A2 A3 und der Winkel α zwischen g1 und g2 ist der Innenwinkel des regulären Fünfecks A1 . . . A5 bei A2 , also α = (3/5) · π. Der Winkel γ1 zwischen AA2 und g1 = A1 A2 ist der Winkel im gleichseitigen Dreieck A1 A2 A bei A2 also γ1 = π/3. Analog ist auch der Winkel zwischen AA2 und g2 gegeben als γ2 = π/3. Wie in §3.4 gesehen ist √ √ 3π 2π 5− 5 1− 5 2 π cos = − cos = − 1 − 2 sin =2· −1= 5 5 5 8 4 und das Lemma von den drei Ebenen §4.Lemma 2 ergibt für den Winkel θ zwischen f1 und f2 √ √ 1− 5 1 1 − · 5 cos θ = 4√ √2 2 = − . 3 3 3 · 2 2 ◦ Numerisch ist damit θ ≈ 138, 189685 . (42) Sei P ein platonischer Körper von Typ (n, m) und bezeichne M den Umkugelmittelpunkt von P . Zeigen Sie, dass es einen Winkel β gibt so, dass das Dreieck M AB für jede Kante AB von P bei M den Winkel β hat. Bestimmen Sie β für jeden der möglichen fünf Typen platonischer Körper. Sei AB eine Kante von P und setze a := |AB|. Ist Rnm (a) der Umkugelradius von P so liefert der Cosinussatz §1.Satz 32 im Dreieck M AB für den Winkel β bei M a2 = |AB|2 = |M A|2 + |M B|2 − 2|M A| · |M B| · cos β = 2Rnm (a)2 (1 − cos β) und mit §4.Satz 5 folgt weiter a2 = π sin2 m (1 − cos β)a2 2 π π 2 2 sin m − cos n also π π 2 sin2 m − cos2 πn 2 cos2 πn − sin2 m cos β = 1 − = . π π sin2 m sin2 m Damit ist Behauptung bewiesen und wir gehen nun die fünf Typen platonischer Körper durch. 1 Tetraeder: Es ist n = m = 3 also sin2 (π/m) = 3/4 und cos2 (π/n) = 1/4 und somit cos β = 1 2 − 3 4 3 4 =− 1 also β ≈ 109, 47122063◦ . 3 Würfel: Es ist n = 4, m = 3 also sin2 (π/m) = 3/4 und cos2 (π/n) = 1/2 und somit cos β = 1− 3 4 3 4 1 also β ≈ 70, 528779◦ . 3 = Oktaeder: Es ist n = 3, m = 4 also sin2 (π/m) = 1/2 und cos2 (π/n) = 1/4 und somit cos β = 1 2 − 1 2 1 2 = 0 also β = π . 2 √ Dodekaeder: Es ist n = 5, m = 3 also sin2 (π/m) = 3/4 und cos2 (π/n) = (3 + 5)/8 und somit √ √ 3+ 5 3 − 5 also β ≈ 41, 810315◦ . cos β = 4 3 4 = 3 4 √ Ikosaeder: Es ist n = 3, m = 5 also sin2 (π/m) = (5 − 5)/8 und cos2 (π/n) = 1/4 und somit √ √ 1 − 5−8 5 1 5−1 2 √ √ = √ also β ≈ 63, 434949◦ . = cos β = 5− 5 5− 5 5 8 (43) Seien n ∈ N mit n ≥ 3, e ⊆ R3 eine Ebene und C = A1 . . . An ein gleichseitiges n-Eck der Kantenlänge a > 0. Weiter seien A ∈ R3 \e und b > 0 mit |AAi | = b für alle 1 ≤ i ≤ n und bezeichne M den Lotfußpunkt von A auf e. Zeigen Sie: (a) Das n-Eck C ist regulär. (b) Der Punkt M ist der Umkreismittelpunkt von C. (c) Es gilt q |AM | = 4b2 sin2 2 sin π n π n − a2 . Beweis: Setze h := |AM |. Für jedes 1 ≤ i ≤ n liefert der Satz des Pythagoras §1.Satz 2 2 24 angewandt im bei M rechtwinkligen Dreieck M Ai A die √ Gleichung b = |AAi | = 2 2 2 2 2 2 |AM | + |M Ai | = h + |M Ai | und damit ist |M Ai | = b − h . Damit √ liegen alle Ecken von C auf dem Kreis k mit Mittelpunkt M und Radius r := b2 − h2 , das 2 gleichseitige n-Eck C hat also den Umkreis k. Nach Aufgabe (38) ist C regulär und es gilt √ a b2 − h2 = r = . 2 sin πn Damit ist schließlich a2 h =b − 4 sin2 2 4b2 sin2 πn − a2 = 4 sin2 πn 2 und wir haben π n q 4b2 sin2 |AM | = h = 2 sin π n π n − a2 . (44) Sei T ein Tetraeder der Kantenlänge a > 0 und bezeichne A0 , A1 , A2 , A3 die Ecken von T . Weiter sei e die Ebene mit A1 , A2 , A3 ∈ e und bezeichne A4 := σe (A0 ) die Spiegelung von A0 an e. Der konvexe Körper P := co({A0 , A1 , A2 , A3 , A4 }) hat dann die Ecken A0 , A1 , A2 , A3 , A4 und die Flächen A1 A2 A0 , A2 A3 A0 , A3 A1 A0 , A1 A2 A4 , A2 A 3 A4 , A 3 A1 A 4 . (a) Zeigen Sie das P keine Umkugel hat. (b) Zeigen Sie das P eine Inkugel k hat und bestimmen Sie Mittelpunkt und Radius von k. (c) Zeigen Sie das k keine Fläche von P in ihrem Umkreismittelpunkt berührt. In (b) behaupten wir genauer das der Umkreismittelpunkt von A1 A2 A3 der Mittelpunkt der Inkugel von P ist und das diese den Radius √ 6 R= ·a 9 hat. Beweis: (a) Angenommen P hat eine Umkugel k. Dann liegen auch alle vier Ecken des Tetraeders T auf k, also ist k auch die Umkugel von T . Insbesondere liegt der Mittelpunkt M von k im Inneren von T . Ebenso ist k auch die Umkugel des Tetraeders σe (T ) und M liegt auch im Inneren von σe (T ), ein Widerspruch. Damit hat P keine Umkugel. (b,c) Sei M ∈ e der Unkreismittelpunkt des gleichseitigen Dreiecks A1 A2 A3 . Da A1 A2 A3 gleichseitig ist gilt für i = 1, 2, 3 dann |M Ai | = a a π = √ . 2 sin 3 3 3 Es gelten |A1 M | = |A2 M | und |A1 A0 | = |A2 A0 | also liegen M , A0 und der Mittelpunkt N von A1 A2 auf der Mittelsenkrechten von A1 A2 . Sei nun f die Seite A1 A2 A0 von T . Da e ∩ f = A1 A2 ist, ist m senkrecht auf e und f , also ist der Winkel θ zwischen e und f gleich dem Winkel zwischen e ∩ m = M N und f ∩ m = A0 N . Sei nun L der Lotfußpunkt von M auf f . Für i ∈ {1, 2} liefert der Satz des Pythagoras im bei L rechtwinkligen Dreieck M Ai L dann r p a2 |LAi | = |M Ai |2 − |M L|2 = − |M L|2 3 und insbesondere ist L ∈ m. Damit ist L ∈ m ∩ f = A0 N und im bei L rechtwinkligen Dreieck M N L erhalten wir |M L| sin θ = . |M N | Da A1 A2 A3 gleichseitig ist ist |M N | der Inkreisradius von A1 A2 A3 und da dieser auch der halbe Umkreisradius dieses Dreiecks ist folgt a |M N | = √ . 2 3 Weiter wissen wir cos θ = 1/3 und damit ist sin θ = √ 1 − cos2 θ = 2√ 2. 3 Insgesamt erhalten wir damit √ 2√ a 6 |M L| = 2· √ = ·a 3 9 2 3 und für i = 1, 2 ist damit auch r |LAi | = a2 2a2 − = 3 27 r 7 a · a 6= √ , 27 3 also ist L nicht der Umkreismittelpunkt von A1 A2 A0 . √ Damit berührt die Kugel k mit Mittelpunkt M und Radius ( 6/9) · a die Fläche A1 A2 A0 von T . Analog berührt k auch die Seiten A2 A3 A0 und A3 A1 A0 von T und zwar jeweils nicht im Umkreismittelpunkt der Fläche. Wegen σe (k) = k berührt k dann auch die anderen Flächen von P jeweils nicht in ihrem Umkreismittelpunkt. 4