1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS Sandoglobuline

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Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/Informationen für den Patienten
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Sandoglobuline 6g, Trockensubstanz und Lösungsmittel zur Herstellung einer Infusionslösung
Sandoglobuline 12g, Trockensubstanz und Lösungsmittel zur Herstellung einer Infusionslösung
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
Normales Immunglobulin vom Menschen (IVIg)
Erhältlich in den folgenden Darreichungsformen: 6 g und 12 g.
Mindestens 96 % der gesamten Proteinmenge sind IgG, der Rest besteht aus Fragmenten von IgG, Albumin,
geringen Mengen IgA (max. 40 mg/g Protein), polymerem IgG und Spuren von IgM. Die IgGSubklassenverteilung entspricht derjenigen im Normalserum.
Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung
Natrium: Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Gramm Protein, d.h. es ist
nahezu „natriumfrei“.
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Trockensubstanz und Lösungsmittel zur Herstellung einer Infusionslösung.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1
Anwendungsgebiete
Substitutionstherapie bei:

Primären Immunmangelkrankheiten wie:
- Kongenitale Agammaglobulinämie und Hypogammaglobulinämie.
- Allgemeine variable Immunmangelkrankheiten.
- Schwere kombinierte Immunmangelkrankheiten.
- Wiskott-Aldrich-Syndrom.

Multiples Myelom oder chronisch lymphatischer Leukämie mit schwerer sekundärer
Hypogammaglobulinämie und rezidivierenden Infektionen.


Kindern mit angeborenem AIDS und rezidivierenden bakteriellen Infektionen.
Schweren generalisierten bakteriellen und viralen Infektionen mit toxisch infektiösem Schock, als Ergänzung
zu der Antibiotikabehandlung.
1
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/Informationen für den Patienten
Immunmodulation:

Idiopathische thrombozytopenische Purpura (ITP) bei Kindern oder Erwachsenen mit einem hohen
Blutungsrisiko oder vor chirurgischen Eingriffen zur Korrektur der Thrombozytenzahl.




Guillain-Barré Syndrom.
Kawasaki-Syndrom.
Multifokale Motorneuropathie (MMN).
Behandlung von chronischer inflammatorischer demyelinisierender Polyneuropathie (CIDP).
Allogene Knochenmarkstransplantation
4.2
Dosierung und Art der Anwendung
Dosierung
Die Dosierung und die Intervalle der Infusionen richten sich nach der Indikation.
In der Substitutionstherapie sollte die Dosierung in Abhängigkeit von vorliegenden pharmakokinetischen
Parametern und der klinischen Reaktion individuell angepasst werden. Die folgenden Dosierungen gelten als
Empfehlungen:
Substitutionstherapie bei primären Immunmangelsyndromen:
Mit Hilfe des Dosierungsschemas sollte ein IgG-Talspiegel (gemessen unmittelbar vor der folgenden Infusion)
von mindestens 5–6 g/l erreicht werden. Nach Beginn der Behandlung werden 3–6 Monate benötigt, bis eine
Gleichgewichtskonzentration erreicht ist. Die empfohlene Initialdosis liegt bei 0.4–0.8 g/kg Körpergewicht
(KG), gefolgt von 0.2 g/kg KG alle 3 Wochen.
Die benötigte Dosis zur Aufrechterhaltung eines IgG-Talspiegels von 5-6 g/l beträgt 0.2–0.8 g/kg KG / Monat.
Nach Erreichen der Gleichgewichtskonzentration variiert das Dosierungsintervall zwischen 3 bis 4 Wochen.
Im Zusammenhang mit der Inzidenz von Infektionen müssen die Talspiegel gemessen und evaluiert werden. Zur
Senkung der Anzahl der Inzidenzen kann es erforderlich sein, die Dosis zu erhöhen, um einen höheren Talspiegel
zu erreichen.
Hypogammaglobulinämie und rezidivierende bakterielle Infektionen bei Patienten mit chronischer
lymphozytärer Leukämie, bei denen prophylaktische Antibiotika nicht gewirkt haben; Hypogammaglobulinämie
und rezidivierende bakterielle Infektionen bei Patienten mit multiplem Myelom in der Plateauphase, die nicht
auf eine Pneumokokkenimpfung reagiert haben; kongenitales Aids mit rezidivierenden bakteriellen Infektionen.
2
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/Informationen für den Patienten
Die empfohlene Dosis beträgt 0.2–0.4 g/kg KG alle 3 oder 4 Wochen.
Kurative Behandlung schwerer generalisierter viraler und bakterieller Infektionen:
Neonatale Sepsis
0.5 g/kg an Tag 1 und an Tag 3.
STSS (oder Streptokokken-induziertes toxisches
Schocksyndrom)
1 g/kg an Tag 1; 0.5 g/kg an Tag 2 und Tag 3.
Primäre Immunthrombozytopenie (ITP):
Zwei Behandlungsschemata sind möglich:

0,8 - 1 g/kg an Tag 1; diese Dosis kann innerhalb 3 Tage einmal wiederholt werden.

0,4 g/kg täglich 2 bis 5 Tage lang.
Falls klinisch angezeigt, kann die Therapie wiederholt werden.
Guillain-Barré Syndrom:
0.4 g/kg KG täglich über 5 Tage.
Kawasaki-Syndrom:
1.6–2.0 g/kg KG aufgeteilt auf mehrere Dosen über 2–5 Tage oder 2 g/kg KG einmalig zusätzlich zur Therapie
mit Acetylsalicylsäure.
Multifokale Motorneuropathie (MMN)
Auf die anfängliche Kur folgen bei Bedarf Erhaltungskuren, bei denen Frequenz und Dosis durch die klinischen
Anzeichen der (erneut auftretenden) motorischen Ausfälle bestimmt werden. Die Frequenz kann zwischen 3
Wochen und einigen Monaten schwanken, die Dosis zwischen 0.25 und 2.0 g/kg.
3
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/Informationen für den Patienten
Chronische inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP):
Auf die anfängliche Kur folgen bei Bedarf Erhaltungskuren, bei denen Frequenz und Dosis durch die klinischen
Anzeichen der (erneut auftretenden) motorischen Ausfälle bestimmt werden. Die Frequenz kann zwischen 3
Wochen und einigen Monaten schwanken, die Dosis zwischen 0.25 und 2.0 g/kg.
CIDP muss durch Neurologen oder andere Spezialisten behandelt werden, die an der Behandlung des Patienten
beteiligt sind.
Allogene Knochenmarkstransplantation:
Die empfohlene Dosis beträgt 0,2 - 0,4 g/kg alle 3 bis 4 Wochen.
Der Talspiegel muss über 5 g/l gehalten werden.
Die Dosierungsempfehlungen sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengefasst.
Anwendungsgebiet
Substitutionstherapie bei
- primärem Immunmangelsyndrom
-
sekundärem Immunmangelsyndrom
Dosis (pro kg KG)
Intervalle
Anfangsdosis:
0.4–0.8 g/kg
Danach:
0.2–0.8 g/kg
alle 3–4 Wochen zur Erreichung des IgGTalspiegels von mindestens 5–6 g/l
0.2–0.4 g/kg
alle 3–4 Wochen zur Erreichung des IgGTalspiegels von mindestens 5–6 g/l
alle 3–4 Wochen
-
Angeborene AIDS
0.2–0.4 g/kg
alle 3-4 Wochen zur Erreichung des IgGTalspiegels von mehr als 5g/l
- Hypogammaglobulinämie (< 4 g/l)
bei Patienten nach allogener
hämatopoetischer
Stammzelltransplantation
Kurative Behandlung schwerer
generalisierter viraler und bakterieller
Infektionen
– Neonatale Sepsis
0.2 – 0.4 g/kg
0.5 g/kg
an Tag 1 und an Tag 3
–
1 g/kg
0.5 g/kg
an Tag 1
an Tag 2 und Tag 3
0.8–1 g/kg
oder
am ersten Tag; falls erforderlich einmalige
Wiederholungsgabe an Tag drei
0.4 g/kg/Tag
über 2–5 Tage
STSS (oder Streptokokken-induziertes
toxisches Schocksyndrom)
Immunomodulation
– Idiopathische thrombocytopenische
Purpura
4
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/Informationen für den Patienten
–
Guillain-Barré Syndrom
0.4 g/kg/Tag
über 5 Tage
–
Kawasaki-Syndrom
1.6–2 g/kg
in verschiedenen Dosen über 2–5 Tage
zusätzlich zur Therapie mit
Acetylsalicylsäure
oder
2g/kg
in 1 Dosis, zusätzlich zur Therapie mit
Acetylsalicylsäure
–
–
Multifokale Motorneuropathie
(MMN)
0.25 und 2.0 g/kg
Chronische inflammatorische
demyelinisierende Polyneuropathie
(CIDP)
0.25 und 2.0 g/kg
3 Wochen bis einige Monate lang
3 Wochen bis einige Monate lang
Kinder und Jugendliche
Die Dosierung bei Kindern und Jugendlichen (0 - 18 Jahre) ist nicht anders als bei Erwachsenen, weil die
Dosierung für jede Indikation auf dem Körpergewicht basiert und bei den oben genannten Erkrankungen an das
klinische Resultat angepasst wird.
Art der Anwendung
Zur intravenösen Anwendung.
Je nach Bedarf des Patienten kann das Lyophilisat in 0.9 %iger Kochsalzlösung, in Wasser für Injektionszwecke
oder in 5 %iger Glukose aufgelöst werden.
Die Konzentration von Sandoglobuline in jeder dieser i.v.-Infusionslösungen kann je nach der verwendeten
Menge zwischen 3 und 12 % schwanken.
Das notwendige Lösungsmittelvolumen für eine gewünschte Konzentration ist in die nachstehende Tabelle
angeführt. Anweisungen zum Gebrauch finden Sie in Abschnitt 6.6.
Tabelle : Notwendiges Lösungsmittelvolumen für die gewünschte Konzentration
Darreichungs-form
6g
12 g
Notwendiges Lösungsmittelvolumen (ml) für die gewünschte Konzentration
3%
6%
9%
12 %
200
100
66
50
n/a*
200
132
100
*Behälter zu klein für die Zubereitung einer 3 %igen Lösung
Beachten Sie, dass eine 3 %ige Lösung von Sandoglobuline in Wasser für Injektionszwecke hypotonisch ist (192
mOsm/kg).
5
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/Informationen für den Patienten
Sandoglobuline muss mit einer anfänglichen Infusionsgeschwindigkeit von 30 mg/kg/h während der
ersten 30 Minuten intravenös infundiert werden.
Wenn dies gut vertragen wird, kann die Verabreichungsgeschwindigkeit allmählich bis auf höchstens
180 mg/kg/h erhöht werden.
Für eine Konversion der Infusionsgeschwindigkeit von Gewicht in Volumen für die verschiedenen
Konzentrationen von Sandoglobuline verweisen wir auf die nachstehende Tabelle.
Konzentration
(%)
(mg/ml)
1%
3%
6%
12%
10 mg/ml
30 mg/ml
60 mg/ml
120 mg/ml
Anfängliche
Infusionsgeschwindigkeit:
30 mg/kg/h
3 ml/kg/h
1 ml/kg/h
0.5 ml/kg/h
0,25 ml/kg/h
60 mg/kg/h
120 mg/kg/h
Maximale Infusionsgeschwindigkeit:
180 mg/kg/h
6 ml/kg/h
2 ml/kg/h
1 ml/kg/h
0,5 ml/kg/h
12 ml/kg/h
4 ml/kg/h
2 ml/kg/h
1 ml/kg/h
18 ml/kg/h
6 ml/kg/h
3 ml/kg/h
1,5 ml/kg/h
Bei Patienten, denen Sandoglobuline regelmäßig verabreicht wird und die es gut vertragen, können höhere
Konzentrationen (bis höchstens 12 %) verwendet werden. Die Infusion muss aber immer mit einer geringen
Geschwindigkeit beginnen, und der Patient muss bei der allmählichen Steigerung der Geschwindigkeit genau
überwacht werden.
4.3 Gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen jegliche Bestandteile.
Überempfindlichkeit gegen homologe Immunglobuline, insbesondere in sehr seltenen Fällen von IgA-Mangel,
wenn der Patient Antikörper gegen IgA aufweist.
4.4
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Bestimmte schwere unerwünschte Nebenwirkungen können im Zusammenhang mit der
Infusionsgeschwindigkeit stehen. Die im Abschnitt 4.2, Unterabschnitt "Art der Anwendung" empfohlene
Infusionsgeschwindigkeit muss genau eingehalten werden. Die Patienten müssen während der gesamten Dauer
der Infusionszeit überwacht und hinsichtlich des Auftretens von Symptomen sorgfältig beobachtet werden.
6
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/Informationen für den Patienten
Bestimmte unerwünschte Reaktionen können häufiger vorkommen bei:
– einer hohen Infusionsgeschwindigkeit;
– Patienten mit Hypo- oder Agammaglobulinämie mit oder ohne IgA-Mangel;
– Patienten, die erstmals normales Immunglobulin vom Menschen erhalten oder, in seltenen Fällen, bei einem
Wechsel des Immunglobulin-Präparates oder nach einer längeren Behandlungspause.
Echte Überempfindlichkeitsreaktionen sind selten. Sie können in den sehr seltenen Fällen des IgA-Mangels mit
Anti-IgA-Antikörpern auftreten.
Selten kann normales Immunoglobulin vom Menschen einen Abfall des Blutdrucks mit einer anaphylaktischen
Reaktion bewirken, selbst bei Patienten, die eine Behandlung mit normalem humanem Immunglobulin zuvor
vertragen hatten.
Mögliche Komplikationen können oft vermieden werden, wenn sichergestellt wird, dass:

die Patienten keine Überempfindlichkeit gegenüber normalem humanem Immunglobulin aufweisen, indem
ihnen das Produkt langsam injiziert wird (30 mg/kg/hr).

die Patienten während der gesamten Dauer der Infusionszeit sorgfältig auf Symptome hin überwacht werden.
Insbesondere solche Patienten, die erstmals normales humanes Immunglobulin erhalten, die von einem
anderen normalen humanem Immunglobulin umgestellt wurden oder die eine längere Behandlungspause
hatten, sollten während der ersten Infusion und eine Stunde danach überwacht werden, um mögliche
Nebenwirkungen festzustellen. Alle anderen Patienten sind mindestens 20 Minuten nach der Verabreichung
zu beobachten.
Es gibt klinische Nachweise für einen Zusammenhang zwischen der Verabreichung von IVIg und
thromboembolischen Krankheiten, wie Myokardinfarkt, Schlaganfall, Lungenembolie und tiefer
Venenthrombose, die bei Risikopatienten vermutlich auf eine relative Erhöhung der Blutviskosität durch den
hohen Einstrom von Immunglobulin zurückzuführen sind. Vorsicht ist also geboten bei der Verschreibung und
Verabreichung von IVIg bei Patienten mit Übergewicht und bei Patienten mit bereits bestehenden Risikofaktoren
für thromboembolische Krankheiten (wie fortgeschrittenes Alter, Hypertonie, Diabetes mellitus und eine
Vorgeschichte von Gefäß- oder thromboembolischen Krankheiten, Patienten mit erworbenen oder erblichen
präthrombotischen Krankheiten, Patienten mit lange anhaltender Immobilisierung, stark hypovolämische
Patienten, Patienten mit Krankheiten, die eine erhöhte Viskosität des Blutes verursachen).
Fälle von akutem Nierenversagen wurden bei Patienten beschrieben, die eine IVIg-Therapie erhielten. In den
meisten Fällen wurden Risikofaktoren erkannt, z.B. vorbestehende Niereninsuffizienz, Diabetes mellitus,
Hypovolämie, Übergewicht, nephrotoxische Begleitmedikation oder Alter über 65 Jahre.
Im Falle einer Nierenfunktionsbeeinträchtigung ist das Absetzen von IVIg anzuraten.
7
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/Informationen für den Patienten
Nierenfunktionsstörungen und akutes Nierenversagen wurden bei Anwendung vieler zugelassener IVIg-Produkte
beobachtet, jedoch vor allem bei denjenigen, die Saccharose als Stabilisator enthalten. Bei Risikopatienten soll
die Anwendung von IVIg-Präparaten erwogen werden.
Bei Patienten mit Risiko auf akutes Nierenversagen oder thromboembolische Nebenwirkungen müssen IVIgProdukte mit einer möglichst geringen Infusionsgeschwindigkeit und Dosis verabreicht werden.
Bei allen Patienten erfordert die Gabe von IVIg:
– eine adäquate Hydratation vor Beginn der IVIg-Infusion;

Überwachung der Urinausscheidung;

Überwachung des Serumkreatinin-Spiegels;

Vermeidung der gleichzeitigen Gabe von Schleifendiuretika.
Bei einer Nebenwirkung muss entweder die Infusionsgeschwindigkeit verringert oder die Infusion abgesetzt
werden. Die erforderliche Behandlung hängt von der Natur und der Schwere der Nebenwirkung ab.
Bei einem Schock sind die aktuellen medizinischen Standardmaßnahmen für eine Schockbehandlung
anzuwenden.
Hinweis für Diabetiker
Intravenös verabreichte Saccharose wird nicht im Körper metabolisiert, sondern unverändert über die Nieren
ausgeschieden (im Harn). Daher beeinflusst die Saccharosemenge, die intravenös bei einer Behandlung mit
Sandoglobuline verabreicht wird, den metabolischen Zustand nicht, und eine Anpassung der individuellen
Diabetestherapie (Diät, Dosis oraler Antidiabetika und/oder von Insulin) ist nicht angezeigt.
Informationen zum Infektionsrisiko
Die folgenden Standardmaßnahmen werden getroffen, um die Übertragung von Infektionen aus menschlichem
Blut oder Plasma zu vermeiden: Auswahl der Spender, Tests von individuellen Blutspenden und Plasmapools auf
spezifische Marker von Infektionen und Einsatz wirkungsvoller Produktionsprozesse zur Inaktivierung oder
Eliminierung von Viren. Trotz dieser Vorsorgemaßnahmen kann das Risiko auf die Übertragung infektiöser
Stoffe nicht völlig ausgeschlossen werden, wenn Arzneimittel verabreicht werden, die aus menschlichem Blut
oder Plasma hergestellt sind. Dies gilt auch für unbekannte oder neu auftretende Viren oder andere Pathogene.
Die getroffenen Maßnahmen sind normalerweise wirkungsvoll für Viren mit Hüllmembran, wie z. B. HumanImmunschwäche-Virus (HIV), Hepatitis -B-Virus (HBV) und Hepatitis-C-Virus (HCV) und für die nicht
umhüllten Viren wie Hepatitis-A-Virus (HAV) und Parvovirus B19.
8
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/Informationen für den Patienten
Es gibt beruhigende klinische Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Ausbleiben einer Übertragung von
Hepatitis A oder Parvovirus B19 bei der Anwendung von Immunglobulinen, und ferner geht man davon aus,
dass die vorhandenen Antikörper einen wichtigen Beitrag zur Virussicherheit leisten.
Es wird empfohlen, bei jeder Verabreichung von Sandoglobuline an einen Patienten den Namen und die
Chargenbezeichnung des Produkts zu notieren, um so die Verbindung zwischen dem Patienten und der
Chargenbezeichnung zu erhalten.
Natriumgehalt
Sandoglobuline enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Gramm Protein, d. h. es ist nahezu
„natriumfrei“.
4.5
Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Abgeschwächte Lebendimpfstoffe
Die Gabe von Immunglobulin kann für eine Dauer von mindestens 6 Wochen und bis zu 3 Monaten die
Wirksamkeit von abgeschwächten Lebendimpfstoffen (wie Masern-, Mumps-, Röteln- oder
Windpockenimpfstoffen) beeinträchtigen. Nach der Gabe von Sandoglobuline ist vor der Impfung mit
attenuierten Lebendimpfstoffen eine Wartezeit von 3 Monaten einzuhalten.
Bei Masern kann diese Beeinträchtigung bis zu einem Jahr fortbestehen. Daher sollte bei Patienten, die
Masernimpfstoff erhalten, der Antikörperstatus überprüft werden.
Auswirkungen auf serologische Untersuchungen
Bei der Beurteilung von serologischen Testergebnissen muss berücksichtigt werden, dass es nach Injektion eines
Immunglobulins durch einen vorübergehenden Anstieg passiv übertragener Antikörper zu positiven
Testergebnissen kommen kann.
Die passive Übertragung von Antikörpern gegen Erythrozytenantigene, z.B. A, B und D, kann einige
serologische Tests auf Erythrozyten-Alloantikörper wie z.B. den Antiglobulintest (Coombs-Test).
4.6
Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Es liegen keine kontrollierten klinischen Studien zur Anwendung von diesem Arzneimittel in der
Schwangerschaft vor. Die Verabreichung von diesem Arzneimittel an schwangere Frauen oder stillende Mütter
sollte deshalb sorgfältig abgewogen werden. Die lange klinische Erfahrung mit Immunglobulinen lässt erkennen,
dass keine schädigende Wirkung auf den Verlauf der Schwangerschaft, den Fetus oder das Neugeborene zu
erwarten sind.
Immunglobuline gehen in die Muttermilch über und können eine Übertragung schützender Antikörper auf das
Neugeborene bewirken.
9
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/Informationen für den Patienten
4.7
Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Sandoglobuline hat keinen Einfluss auf, die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von
Maschinen.
4.8
Nebenwirkungen
Die folgenden Nebenwirkungen treten häufig (≥1/100, <1/10) auf: Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen,
Durchfall, Müdigkeit, Unwohlsein (Malaise), Schwindel, Schüttelfrost, Schwitzen, Fieber (Hyperthermie),
Rötung, allergische Reaktionen, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, niedriger Blutdruck und leichte
Rückenschmerzen.
Gelegentlich (≥1/1000, <1/100) treten die folgenden Nebenwirkungen auf: Bauchschmerzen, Zyanose,
Kurzatmigkeit, Engegefühl in der Brustgegend, Steifheit, Blässe, Hypertonie, Hypotonie und Tachykardie. Die
meisten Reaktionen haben mit der Infusionsgeschwindigkeit zu tun und können beherrscht werden, indem die
Infusionsgeschwindigkeit gesenkt oder die Infusion vorübergehend unterbrochen wird.
Selten (≥1/10000, <1/1000) können Überempfindlichkeitsreaktionen mit plötzlichem Blutdruckabfall, in
Einzelfällen bis zum anaphylaktischen Schock auftreten, auch wenn der Patient bei früheren Anwendungen keine
Reaktion gezeigt hat.
Fälle reversibler aseptischer Meningitis, Einzelfälle reversibler hämolytischer Anämie/Hämolyse und seltene
Fälle vorübergehender kutaner Reaktionen wurden bei der Gabe von humanem normalem Immunglobulin
beobachtet.
Ein Anstieg des Serumkreatinin-Spiegels und/oder akutes Nierenversagen wurden bei Anwendung von
normalem humanem Immunglobulin beobachtet.
Sehr selten (<1/10000): thromboembolische Krankheiten, wie Myokardinfarkt, Schlaganfall, Lungenembolie
und tiefe Venenthrombose.
Informationen zum Infektionsrisiko siehe Abschnitt 4.4.
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht
eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von
Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über
Föderalagentur für Arzneimittel und Gesundheitsprodukte Abteilung Vigilanz
EUROSTATION II
Place Victor Horta, 40/ 40
B-1060 Brüssel
Site internet: www.afmps.be
e-mail: [email protected]
10
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/Informationen für den Patienten
anzuzeigen.
4.9
Überdosierung
Eine Überdosierung kann zu einer Hypervolämie oder einem Hyperviskositätssyndrom führen, insbesondere bei
Risikopatienten einschließlich älteren Patienten oder Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1
Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Immunsera und Immunglobuline: Immunglobuline, normales Immunglobulin
vom Menschen zur intravaskulären Verabreichung, ATC-Code: J06B A02.
Normales Immunglobulin vom Menschen enthält hauptsächlich Immunglobulin G (IgG) mit einem breiten
Spektrum von Antikörpern gegen infektiöse Erreger.
Sandoglobuline enthält die Immunglobulin-G-Antikörper, die in der normalen Bevölkerung vorkommen.
Normalerweise wird es aus einem Plasmapool von nicht weniger als 1000 Spendern gewonnen. Die IgGSubklassenverteilung entspricht nahezu der des humanen Plasmas. Ausreichende Dosen können bei niedrigen
Immunglobulin-G-Spiegeln Normalwerte wiederherstellen.
Der Wirkmechanismus bei anderen Anwendungsgebieten als der Substitutionstherapie ist noch nicht vollständig
erforscht, schließt jedoch immunmodulatorische Wirkungen ein.
5.2
Pharmakokinetische Eigenschaften
Normales Immunglobulin vom Menschen ist in der Blutbahn des Empfängers nach intravenöser Verabreichung
unmittelbar und vollständig bioverfügbar. Es wird zwischen dem Plasma und der extravaskulären Flüssigkeit
relativ rasch verteilt. Nach ca. 3–5 Tagen ist das Gleichgewicht zwischen intra- und extravaskulärem
Kompartiment erreicht.
Die in Sandoglobuline vorhandenen Antikörper haben dieselben pharmakokinetischen Eigenschaften wie
diejenigen von endogenem IgG. Die biologische Halbwertszeit von Sandoglobuline beträgt durchschnittlich 21
Tage bei Patienten mit normalen IgG-Serumspiegeln, während die durchschnittliche Halbwertszeit bei Patienten
mit primärer Hypogammaglobulinämie oder Agammaglobulinämie, die mit Sandoglobuline behandelt werden,
des gesamten IgG 32 Tage betrug.
Diese Halbwertszeit kann
Immunmangelsyndromen.
von
Patient
zu
Patient
schwanken,
insbesondere
IgG und IgG-Komplexe werden in den Zellen des retikuloendothelialen Systems abgebaut.
11
bei
primären
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/Informationen für den Patienten
5.3
Präklinische Daten zur Sicherheit
Sandoglobuline, das Versuchstieren über i.v.-Infusion in Vielfachen von der therapeutischen Dosis beim
Menschen verabreicht wurde, verursachte keine toxischen Wirkungen. Aber toxikologische Tests bei Tieren
haben keine hohe Aussagekraft für die Anwendung beim Menschen, da:
a) das Volumen an Flüssigkeit, das mit einer einmaligen Verabreichung einer hohen Dosis verbunden ist, zu
einer Überbelastung des Kreislaufs führt, und
b) wiederholte Verabreichung angesichts der Bildung von Antikörpern gegen heterogene (humane) Proteine
nicht möglich ist.
Die Eiweiße, die in Sandoglobuline vorhanden sind, können als nicht toxisch für den Menschen betrachtet
werden, da sie normale Bestandteile des menschlichen Körpers sind. Die allgemeine klinische Anwendung von
IVIg-Präparaten seit mehr als 20 Jahren ergab keinerlei Hinweise auf mögliche mutagene oder tumorigene
Wirkungen.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1
Liste der sonstigen Bestandteile
Saccharose Eur.Ph.
Natriumchlorid Eur.Ph.
Wasser für Injektionszwecke
6.2
Inkompatibilitäten
Sandoglobuline darf außer mit den empfohlenen Lösungsmitteln nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt
werden (siehe 4.2.).
6.3
Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre
Die chemische und physikalische Stabilität bei der Anwendung wurde bei 4 °C für 24 Stunden und bei
30 °C für 12 Stunden belegt. Aus mikrobiologischer Sicht sollte das Produkt sofort verwendet werden.
Wenn es nicht sofort verwendet wird, ist der Anwender für die Dauer und die Bedingungen der
Aufbewahrung bis zur Anwendung verantwortlich,. Das Präparat darf nicht länger als 24 Stunden bei 2
bis 8 °C aufbewahrt werden.
12
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/Informationen für den Patienten
6.4
Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 25 °C lagern. Nicht einfrieren.
Im ursprünglichen Umkarton aufbewahren, um das Produkt vor Licht zu schützen.
Sie dürfen das Arzneimittel nach dem auf dem Umkarton und dem Etikett angegebenen Verfalldatum nicht mehr
anwenden.
Arzneimittel für Kinder unzugänglich aufbewahren.
6.5
Art und Inhalt des Behältnisses
Sandoglobuline ist in oberflächenbehandelten Glas-Infusionsflaschen, Typ II (Eur. Ph.) erhältlich.
Sandoglobuline 6 g und Sandoglobuline 12g
1 Flasche mit Trockensubstanz (Flasche mit einer Kapazität von 250 ml)
1 Flasche mit 200 ml NaCl (Lösungsmittel)
1 Transfer Set
Es werden möglicherweise nicht alle angeführten Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.
6.6
Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Sandoglobuline sollte vor der Anwendung auf Körpertemperatur gebracht werden.
Die vollständige Rekonstitution sollte innerhalb 20 Minuten erreicht sein.
Die Lösung muss klar oder leicht opaleszierend sein. Keine Lösungen verwenden, die trübe sind oder einen
Bodensatz aufweisen! Die Lösung muss vor der Verabreichung visuell auf Partikel und Verfärbung kontrolliert
werden.
Nicht verbrauchtes Produkt oder Abfallmaterialien müssen gemäß den lokalen Vorschriften entsorgt oder
vernichtet werden.
Zubereitung mithilfe des Transfersets und des Lösungsmittels
Beachten Sie, dass die Durchstechflasche mit Lyophilisat nur zur Hälfte gefüllt ist, um das Auflösen zu
erleichtern. Falls das dem Produkt beigepackte Lösungsmittel nur teilweise transferiert werden soll, zuerst das
überschüssige Lösungsmittel mittels einer sterilen Spritze und Nadel aus der Lösungsmittelflasche entfernen. In
die Tabelle in Abschnitt 4.2 finden Sie das Volumen an sterilem Lösungsmittel, das für die gewünschte
Konzentration erforderlich ist.
13
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/Informationen für den Patienten
Übertragen Sie das Lösungsmittel folgendermaßen (siehe auch Abbildungen 1 bis 4):
1
Plastik-Schutzkappe an beiden Flaschen entfernen und die beiden Gummistopfen mit Alkohol desinfizieren
und trocknen lassen. Eine Schutzhülle des Transfersets entfernen und diese Nadel vertikal durch die Mitte
des Gummistopfens der Durchstechflasche mit dem Lösungsmittel drücken.
2a und b Die zweite Schutzhülle des Transfersets entfernen. Die beiden Flaschen wie in Bild 2a dargestellt in
die Hände nehmen und die exponierte Nadel in die Mitte des Gummistopfens der Flasche mit Pulver
richten.
Die Lösungsmittelflasche schnell auf die Lyophilisatflasche aufstecken und das Ganze in vertikale Position
bringen (Bild 2b). Nur wenn schnell aufgesteckt wird und die Flaschen sofort in vertikale Position gebracht
werden, kann das Vakuum in der Lyophilisatflasche, das die Auflösung beschleunigt, erhalten und für den
Transfer ausgenützt werden. Das Lösungsmittel in die Lyophilisatflasche fließen lassen.
3
Entfernen Sie die leere Durchstechflasche des Lösungsmittels, sobald das Lösungsmittel durchgeflossen ist,
um das Vakuum aufzuheben (siehe Abbildung 3). Dies vermindert die Schaumbildung und erleichtert das
Auflösen. Die Nadel entfernen.
4
Die Lyophilisatflasche energisch schwenken, aber nicht schütteln, sonst resultiert ein Schaum, welcher nur
sehr langsam wieder verschwindet. Das Lyophilisat löst sich innerhalb von 20 Minuten.
Allgemeines Verfahren zum Auflösen
Zum Auflösen des Produkts mithilfe anderer Lösungsmittel gibt die Tabelle in Abschnitt 4.2 das erforderliche
Volumen des sterilen Lösungsmittels an, das zum Erhalt der gewünschten Konzentration erforderlich ist. Gemäß
aseptischen Techniken muss dieses Volumen mit einer sterilen Injektionsnadel aufgezogen werden. Das
Lösungsmittel wird dann mithilfe einer neuen sterilen Injektionsnadel in die Durchstechflasche mit dem
Lyophilisat injiziert. Drehen Sie die Durchstechflasche kräftig, ohne sie zu schütteln, sonst entsteht Schaum, der
sich nur sehr langsam wieder auflöst. Das Lyophilisat löst sich normalerweise innerhalb 20 Minuten auf.
14
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/Informationen für den Patienten
7. INHABER DER ZULASSUNG
CSL Behring GmbH
Emil-von-Behring-Straße 76
D-35041 Marburg
Deutschland
8. ZULASSUNGSNUMMERN
Sandoglobuline 6g Trockensubstanz und Lösungsmittel zur Herstellung einer Infusionslösung
Sandoglobuline 12g Trockensubstanz und Lösungsmittel zur Herstellung einer Infusionslösung
BE138643
BE185367
– Verschreibungspflichtig –
9. DATUM DER ERTEILING DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
A. Datum der Erteilung der Zulassung:
B. Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 8.03.2006
10. STAND DER INFORMATION
Datum der Genehmigung: 03/2017
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