Das Mysterium der Payment Factory

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12 | Zahlungsverkehr
Der
Treasurer
FINANCE-Sonderbeilage | Dezember 2007 / Januar 2008
Das Mysterium der Payment Factory
Die Payment Factory ist ein
Hype-Thema im Treasury.
Doch was verbirgt sich
eigentlich hinter dem Begriff?
Von Martin Bellin
as Treasury bietet in seiner fachlichen Tiefe und durch viele eigentümliche Begrifflichkeiten reichlich
Raum für Verwirrung. Der Begriff der
„Payment Factory“ ist nur einer von
vielen. Zu den dahinterliegenden
Sachverhalten gibt es häufig ein unterschiedliches Verständnis.
Es besteht sicher Konsens in der
Tatsache, dass die Payment Factory eine bestimmte Organisation des Zahlungsverkehrs im Konzern benennt.
Meist ist damit die Zentralisierung
von Zahlungen in einer Einheit im
Konzern gemeint, um letztlich die
Zahlungsverkehrsgebühren gesamthaft zu reduzieren und die Kontrolle
der Ausgangszahlungen sicherzustellen.
Im Grunde soll durch die Einrichtung der Payment Factory eine Art Flaschenhals etabliert werden, der die
Verbindung des Konzerns zur Bankenwelt überschaubar macht und die
aktive Kontrolle aller Ausgangszahlungen durch eine zentrale Stelle ermöglicht. Ein Ansatz, der bereits häufig
zum Aufbau von komplexen Inhousebankstrukturen oder sogar zur absoluten Zentralisierung von Basisaufgaben der Buchhaltung über Shared Services geführt hat.
Grundsätzlich sollte im Rahmen
der Payment Factory die Inhousebank
für alle teilnehmenden Konzerngesellschaften die Aufgaben wahrnehmen,
sämtliche Zahlungsaufträge über die
Konten der Inhousebank (Intercompany Verrechnungskonten) entgegen-
D
Foto: iStock
Die Payment
Factory sollte ein
Flaschenhals sein,
der die Bankverbindungen überschaubar macht.
zunehmen. Die Gesellschaften transferieren die Zahlungsinstruktionen
autorisiert an die Inhousebank; im
Gegenzug wird das konzerninterne
Verrechnungskonto belastet. Die Inhousbank veranlasst anschließend die
effektive Ausführung auf externen
Bankkonten, die nicht zwangsläufig
die Konten der Gesellschaft sein müssen. Hingegen haben die Shared Services häufig zur Aufgabe, die gesamte
Buchhaltung zu übernehmen und alle
Zahlungen von dieser Zentralstelle
aus zu prozessieren. Die erstellten
Zahlungsaufträge können von dort
aus – zentral kontrolliert – optimiert
abgewickelt werden. Beide Ansätze haben im Grunde das Ziel, die Kontrolle
über sämtliche Ausgangszahlungen
zu erringen, leiden aber unter relativ
komplexen Anforderungen und hohen organisatorischen Kosten. Eine effiziente Umsetzung dieser beiden Ansätze kommt vor diesem Hintergrund
für die meisten Unternehmen nicht
in Frage. Eine weitere Alternative
müsste es daher ermöglichen, die
Kontroll- und Steuerungsfunktion bei
deutlich niedrigeren Kosten wahrzunehmen. Es müsste gewährleistet werden, dass die für die Disposition verantwortliche Stelle im Treasury jeden
Zahlungsausgang verfolgen, kontrollieren und aktiv steuern könnte, ohne
die Erstellung der Aufträge und/oder
die inhaltliche Verantwortung mit der
damit verbundenen Autorisierung im
Treasury platzieren zu müssen. Zudem sollte die Berechtigung für die
Der
Treasurer
Zahlungsverkehr | 13
Dezember 2007 / Januar 2008 | FINANCE-Sonderbeilage
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Martin Bellin
ist geschäftsführender Gesellschafter der
BELLIN GmbH
FINANZDIENSTE in
Ettenheim.
[email protected]
ne einen Eingriff in die lokalen Strukturen und Abläufe sämtliche Informationen zum Zahlungsverkehr jederzeit
verfügbar zu haben. Darüber hinaus
lässt sich der Prozess in Abhängigkeit
von Personen, Kompetenzen und anderen Rahmenbedingungen leicht variieren und optimal an die Wünsche
und Bedürfnisse des Unternehmens
anpassen. Das Mysterium der Payment Factory wird so für Unternehmen aller Couleur entzaubert.
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Freigabe und den Versand von Zah- Schritte und damit Berechtigungen
lungsausgängen für alle transparent aufgeteilt werden.
dokumentiert und durch die Zentrale
unmittelbar steuerbar sein.
Ü Der erste Schritt ist die Einstellung
Um diese dritte Alternative umder Zahlungen oder die Verarbeisetzen zu können, ist die Etablierung
tung von Datenträgern,
einer einzigen technischen Plattform Ü der zweite Schritt die Autorisierung
im Unternehmen erforderlich, über
der Zahlung in Abhängigkeit vom
die alle Gesellschaften und Länder ihBelastungskonto,
re Zahlungen abwickeln können. Die Ü beim Einsatz einer Inhousebank
Plattform wird zu einem „Stellwerk“,
die interne Weiterverarbeitung der
das Transparenz für das zentrale
Zahlungsaufträge und
Treasury gewährleistet und nicht Ü im letzten Schritt der Versand des
zwangsläufig einen Eingriff in die OrZahlungsauftrags zur ausführenganisation erfordert, aber ermöglicht.
den Bank.
Die physische Zentralisierung der
Aufgaben entfiele, da die logische Zen- Der Einsatz einer Inhousebank ist
tralisierung durch die Plattform be- eher etwas für Unternehmen mit ausreits stattfindet. Allein die Berechti- reichend organisatorischen Kapazitägungen der Teilnehmer in der Abwick- ten und einem entsprechenden Translung wären entscheidend, die techni- aktionsvolumen. Für alle anderen
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